SCHUFA Kredit-Kompass 2010 - Schulden-Kompass
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<strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong><br />
Empirische Indikatoren der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme in Deutschland<br />
Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
auf den Konsumentenkredit<br />
Wir schaffen Vertrauen
<strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong><br />
Empirische Indikatoren der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme in Deutschland<br />
Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
auf den Konsumentenkredit
Vorwort 9<br />
Ergebnisse im Überblick 10<br />
Einleitung 15<br />
I Forschungsgegenstand und Zielsetzung<br />
II Methode und Datenquellen<br />
III <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong>: Konzeptionelle Erweiterung und neuer Name<br />
1. Trends und Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme 32<br />
1.1 Trends bei der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG) 34<br />
I n t e re s s e a n K re d i t e n 3 4<br />
Anzahl abgeschlossener <strong>Kredit</strong>verträge 35<br />
Anteile unterschiedlicher <strong>Kredit</strong>größenklassen 36<br />
Anzahl der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e 38<br />
Anzahl der laufenden <strong>Kredit</strong>e 39<br />
Anzahl laufender <strong>Kredit</strong>e pro Altersgruppe 40<br />
Durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung 41<br />
Anteil ausgefallener <strong>Kredit</strong>e 42<br />
1.2 Entwicklung von Zahlungsstörungen (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG) 43<br />
Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal 43<br />
Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen 44<br />
Anteil der Personen mit mindestens einem harten Negativmerkmal 45<br />
Personen mit mindestens einem Negativmerkmal im Bundeslandvergleich 46<br />
Personen mit mindestens einem Negativmerkmal im Landkreisvergleich 47<br />
1.3 Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG) 48<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Risikomodell 48<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex 56<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen 61<br />
1.4 Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen (Datenquelle: Statistisches Bundesamt) 73<br />
1.5 Entwicklung der relativen Überschuldung privater Haushalte 2008 (Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann) 77<br />
2. Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise 85<br />
Repräsentativumfrage im September 2009 (INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH)<br />
2.1 Der Wert der Sparsamkeit 87<br />
2.2 Die Einstellungen gegenüber <strong>Kredit</strong>en 96<br />
2.3 Wofür werden <strong>Kredit</strong>e aufgenommen? 104<br />
2.4 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise 108<br />
2.5 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Spar- und <strong>Kredit</strong>verhalten 110<br />
3. 60 Jahre Bundesrepublik, 60 Jahre Konsumentenkredit – eine Bestandsaufnahme 121<br />
(Theophil Graband)<br />
Die Jahre 1949 bis 2009 123<br />
4. Finanzkulturen in Europa: Ähnlichkeiten und Unterschiede 139<br />
(Prof. Dr. Lucia A. Reisch, Dr. oec. Wencke Gwozdz)<br />
4.1 Stand der Forschung – ein Überblick 144<br />
4.2 Indikatoren zur Finanzkultur 145<br />
4.3 Finanzverhalten im engeren Sinn 146<br />
4.4 Forschungsdesiderata 156<br />
Verbraucherbeirat 159<br />
Glossar, Bibliographie und Abbildungsverzeichnis 167, 174, 177<br />
Studien in der Wissenschaftsreihe <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> (Auswahl) 179<br />
Über den Herausgeber <strong>SCHUFA</strong> Holding AG 183
Abkürzungen<br />
Abb. Abbildung<br />
AWA Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse<br />
BMELV Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
BIP Bruttoinlandsprodukt<br />
DGPuK Deutsche Gesellschaft für Publizistik und<br />
Kommunikationswissenschaft<br />
DIW Berlin Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin<br />
ECRI European Credit Research Institute<br />
EMF European Mortgage Federation<br />
EU-SILC Statistik der Europäischen Union über Einkommen<br />
und Lebensbedingungen<br />
EV Eidesstattliche Versicherung<br />
EZB Europäische Zentralbank<br />
IfD Institut für Demoskopie Allensbach<br />
InsO Insolvenzordnung<br />
KKB Kundenkreditbank<br />
OECD Organisation for Economic Co-operation and Development/<br />
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />
OPEC Organisation of Petroleum Exporting Countries/<br />
Organisation erdölexportierender Länder<br />
PFRC Personal Finance Research Centre<br />
PVI Privatverschuldungsindex<br />
<strong>SCHUFA</strong> Schutzgemeinschaft für allgemeine <strong>Kredit</strong>sicherung<br />
SOEP Sozio-oekonomisches Panel<br />
Tab. Tabelle<br />
UC Los Angeles University of California Los Angeles<br />
UNDP United Nations Development Programme<br />
VDA Verband der Automobilindustrie<br />
VDIK Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller<br />
WAPOR World Association for Public Opinion Research
Vorwort<br />
Sehr geehrte Leser,<br />
dominierendes Thema in 2009 war die Finanz- und Wirtschaftskrise, die ausgehend von den<br />
USA im Spätsommer 2008 Deutschland erreichte und nicht ohne Folgen blieb: Deutschland<br />
erlebte in 2009 die stärkste Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik.<br />
Als wir im November 2008 unsere Prognosen für das Jahr 2009 veröffentlichten, war laut<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex keine Zunahme der Überschuldungsgefahr erkennbar.<br />
Allerdings wurde diese Krise von einigen Ökonomen als die tiefgreifendste seit 1929 bezeichnet,<br />
deren Entwicklung und Ausmaß noch abzuwarten blieb.<br />
Um möglichst zeitnah und verlässlich Entwicklungen aufzeigen zu können, haben wir 2009<br />
– erstmals seit Erscheinen der Forschungsplattform „<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>“ im Jahr 2003 – mit<br />
quartalsweisen Analysen zeitnah Bericht erstattet. Die Kernfragen, denen wir nachgingen,<br />
waren: Wie werden sich Angebot und Nachfrage nach Privatkrediten entwickeln? Werden<br />
sich Konsumenten eher ver- oder entschulden und werden die <strong>Kredit</strong>ausfälle zunehmen?<br />
Die Ergebnisse und einen Ausblick bis Ende <strong>2010</strong> finden Sie im ersten Kapitel.<br />
Mit Blick auf die eher risikoaffine Finanzkultur in den USA stellten wir uns die Frage, wie die<br />
deutsche Bevölkerung gegenüber den Themen Sparsamkeit, <strong>Schulden</strong> und <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
eingestellt ist. Hierfür beauftragten wir das Institut für Demoskopie Allensbach mit einer<br />
Repräsentativbefragung. Im Rahmen der Befragung wurde auch nach der Krisenbetroffenheit<br />
der Deutschen gefragt. Die Ergebnisse finden Sie im zweiten Kapitel. Mit dem Thema<br />
Finanzkultur beschäftigt sich auch der Beitrag von Prof. Dr. Lucia A. Reisch und Dr. Wencke<br />
Gwozdz, die sich im vierten Kapitel dem internationalen Vergleich verschiedener Finanzkulturen<br />
in Europa widmen.<br />
Der Konsumentenkredit in Deutschland ist nicht nur im Kontext der aktuellen Konjunktur zu<br />
sehen. Er hat eine fast 60-jährige Geschichte und damit auch schon einige Wirtschaftskrisen<br />
erlebt. Der Frage nach der Entwicklung des Konsumentenkredits sind wir im dritten Kapitel<br />
„60 Jahre Bundesrepublik, 60 Jahre Konsumentenkredit“ nachgegangen. Autor ist Theophil<br />
Graband, Vorstandsvorsitzender der TeamBank und Aufsichtsratvorsitzender der <strong>SCHUFA</strong><br />
Holding AG.<br />
Zwei Ergebnisse möchte ich bereits vorwegnehmen: 1. Die Prognosen der <strong>SCHUFA</strong> für das<br />
Jahr 2009 haben sich bestätigt und zeigen eine weiterhin stabile Entwicklung bei der <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
und bei den Ausfallraten. 2. Das <strong>Kredit</strong>verhalten der Deutschen ist in 2009 nicht<br />
vergleichbar mit anderen Krisen.<br />
Eine informative Lektüre wünscht Ihnen<br />
Ihr Rainer Neumann<br />
Vorsitzender des Vorstandes der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
9
ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK<br />
10<br />
Ergebnisse im Überblick<br />
Trends und Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Seit 2003 führt die <strong>SCHUFA</strong> Holding AG regelmäßig repräsentative Auswertungen auf Basis<br />
der <strong>SCHUFA</strong>-Daten durch. Untersucht werden die Entwicklung der Nachfrage und des Angebots<br />
an Ratenkrediten, die Entwicklung von ausgefallenen <strong>Kredit</strong>en und der Grad der privaten<br />
Verschuldung in unterschiedlichen Risikostufen. Anhand des von der <strong>SCHUFA</strong> entwickelten<br />
Privatverschuldungsindex (PVI) wird die Überschuldungsgefahr analysiert und eine mittelfristige<br />
Entwicklung prognostiziert. Ergänzt werden die <strong>SCHUFA</strong>-Analysen durch Auswertungen<br />
des Statistischen Bundesamtes zur Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen und auf Basis<br />
Sozio-oekonomischen Panel zur Anzahl überschuldeter Haushalte.<br />
Ergebnisse<br />
• Trotz Wirtschaftskrise haben Verbraucher 2009 ein höheres Interesse an Konsumenten-<br />
krediten (+17 Prozent im Vergleich zu 2008). Die gesteigerte Nachfrage ist das Ergebnis<br />
kreditfinanzierter Autokäufe (Stichwort „Abwrackprämie“) sowie attraktiver Angebote<br />
des Handels in 2009.<br />
• 2009 zeigt sich keine <strong>Kredit</strong>klemme bei Konsumentenkrediten. Es wurden 10 Prozent<br />
mehr Ratenkredite abgeschlossen im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere in den ersten<br />
beiden Quartalen liegen die Abschlüsse deutlich über Vorjahresniveau.<br />
• Den größten Anteil an Ratenkrediten machen <strong>Kredit</strong>e ab 3.000 Euro aus. In der Vor- und<br />
Nachweihnachtszeit steigt jedoch das Interesse an <strong>Kredit</strong>en bis 1.000 Euro.<br />
• Von 100 Ratenkrediten fallen weniger als 3 aus. Die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>ausfallquote<br />
liegt 2009 bei 2,4 Prozent. Die Anzahl und der Anteil an ausgefallenen <strong>Kredit</strong>en bewegten<br />
sich von 2007 bis 2009 auf stabilem Niveau.<br />
• Die durchschnittliche Ratenkreditverpflichtung pro Kopf hat 2009 im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 126 Euro auf 8.382 Euro abgenommen. Bei den jungen Erwachsenen<br />
(18-19 Jahren) ist die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung in den Jahren 2007 bis<br />
2009 um 20 Prozent gesunken.<br />
• Zu über 90 Prozent der Personen hat die <strong>SCHUFA</strong> nur positive Informationen gespeichert.<br />
Der Anteil der Personen mit einem oder mehreren Negativmerkmalen ist allerdings von<br />
2007 bis 2009 um 0,5 Prozentpunkte auf 8,5 Prozent gestiegen.<br />
• Eine von zwei Personen, die sich 2004 in einer kritischen finanziellen Lage befanden,<br />
befindet sich auch 5 Jahre später noch in der Risikostufe Rot. Rund ein Viertel hingegen<br />
schafft den Schritt in die Risikostufe Grün – hat also keine finanziellen Schwierigkeiten<br />
mehr.
• Der <strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex (PVI) zeigt trotz Wirtschaftskrise im Jahres-<br />
vergleich 2008 zu 2009 eine leichte Entspannung (-0,85 Prozent). Für <strong>2010</strong> wird<br />
allerdings ein Anstieg der kritischen Anzeichen für eine Überschuldungsgefahr prog-<br />
nostiziert (+2,47 Prozent).<br />
• Bis Ende 2009 beantragten 101.102 Bundesbürger ein Verbraucherinsolvenzverfahren. 1<br />
Dies entspricht einer Zunahme von 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.<br />
Nach einem erstmaligen Rückgang in 2008 (-6,7 Prozent) ist 2009 die Zahl der Ver-<br />
braucherinsolvenzverfahren bzw. der Privatinsolvenzen wieder gestiegen.<br />
• Die Anzahl relativ überschuldeter Haushalte mit Konsumenten- und/oder Hypothekar-<br />
krediten hat von 2007 auf 2008 von 2,81 Millionen Privathaushalte (Anteil: 7,1 Prozent)<br />
auf 2,77 Millionen Privathaushalte (Anteil: 6,9 Prozent) abgenommen. Allerdings ist die<br />
Anzahl überschuldeter Haushalte mit nur Konsumentenkrediten von 2007 auf 2008 von<br />
1,63 Millionen Privathaushalte (Anteil: 4,1 Prozent) auf 1,74 Millionen Privathaushalte<br />
(Anteil: 4,3 Prozent) gestiegen. 2<br />
Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise<br />
Im Sommer 2009 beauftragte die <strong>SCHUFA</strong> Holding AG das Institut für Demoskopie<br />
Allensbach mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung. Erhoben wurden die<br />
Einstellungen der Deutschen zu den Themen Sparsamkeit, <strong>Schulden</strong> und <strong>Kredit</strong>auf-<br />
nahme sowie zu der Frage, inwieweit die gegenwärtige Wirtschaftskrise die wirtschaft-<br />
liche Lage der Privathaushalte beeinflusst.<br />
Ergebnisse<br />
• Die Wirtschaftskrise hat das Alltagsleben der deutschen Bevölkerung bisher wenig<br />
beeinträchtigt. 67 Prozent gaben im September 2009 an, dass sie die Krise nicht beein-<br />
flusse (42 Prozent gehen davon aus, dass dies so bleibt und 25 Prozent befürchten eine<br />
Verschlechterung ihrer persönlichen Situation). 26 Prozent der deutschen Bevölkerung<br />
fühlen sich etwas betroffen, aber nicht so stark. 3<br />
• Lediglich 6 Prozent geben an, erheblich von der Krise betroffen zu sein. <strong>Kredit</strong>nehmer<br />
sind – weil sie überproportional häufig berufstätig sind – etwas stärker von der Krise<br />
betroffen als Menschen, die keinen <strong>Kredit</strong> abbezahlen.<br />
• 24 Prozent der <strong>Kredit</strong>nehmer fällt es relativ leicht, <strong>Kredit</strong>raten und Zinsen zu zahlen.<br />
50 Prozent müssen sich etwas einschränken, bei 21 Prozent sind stärkere Einschränkungen<br />
erforderlich, und nur 3 Prozent wissen derzeit nicht, wie sie die Rückzahlungen leisten<br />
sollen.<br />
1 Statistisches Bundesamt, Fachserie 2, R 4.1, Dezember 2009. Die Insolvenzzahl umfasst die eröffneten Verfahren,<br />
die mangels Masse abgewiesenen Verfahren sowie die angenommenen <strong>Schulden</strong>bereinigungspläne.<br />
2 Basis dieser Hochrechnung sind die Lebenshaltungskosten nach der Pfändungsfreigrenze. Werden die Lebenshaltungskosten<br />
nach Sozialgeld zugrunde gelegt, reduziert sich die Zahl und der Anteil der mit Konsumentenkrediten überschuldeten Haushalte<br />
auf 1,03 Millionen Haushalte und einen Anteil von 1,6 %.<br />
3 Im Januar <strong>2010</strong> wurde die Frage nach der Krisenbetroffenheit noch einmal gestellt. Es ergaben sich keine Abweichungen gegen<br />
über dem Ergebnis im September 2009.<br />
ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK<br />
11
ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK<br />
12<br />
• Bei etwa einem Drittel der Bevölkerung ist die konkrete Absicht vorhanden, möglichst<br />
weniger Geld auszugeben als sonst. Nur eine Minderheit von 9 Prozent nutzt die Krise<br />
als Chance, neue Anschaffungen zu besonders günstigen Bedingungen zu tätigen.<br />
• Die Grundhaltung der Deutschen gegenüber <strong>Kredit</strong>en ist heute von einer spürbaren<br />
Zurückhaltung geprägt. Dabei sind es nicht die unteren, sondern die oberen Einkommens-<br />
gruppen, die eine höhere <strong>Kredit</strong>neigung haben.<br />
• Viele Geringverdiener haben eine erkennbare „Schwellenangst“, die sie daran hindert,<br />
einen Bankkredit aufzunehmen, wenn es sich irgend vermeiden lässt. Sie würden sich<br />
bei <strong>Kredit</strong>bedarf mehrheitlich zunächst an Freunde oder Verwandte wenden.<br />
• Generell sind zwar die Berührungsängste gegenüber <strong>Kredit</strong>en bei Personen mit hohen<br />
Einkommen am geringsten, im konkreten Einzelfall werden aber <strong>Kredit</strong>e für Konsumgüter<br />
vor allem von denen als akzeptabel empfunden, deren Lebenssituation sie zur Aufnahme<br />
solcher <strong>Kredit</strong>e zwingt.<br />
• Die Tugend der Sparsamkeit wird von der Bevölkerung nach wie vor hoch geschätzt.<br />
Allerdings hat sich im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte eine erkennbare Verschiebung<br />
vollzogen: Während in den 50er Jahren Sparsamkeit vor allem als Persönlichkeitseigen-<br />
schaft eine hohe Wertschätzung genoss, wird sie heute weniger um ihrer selbst Willen<br />
als Wert geschätzt, sondern weil sie als vernünftig angesehen wird.<br />
60 Jahre Bundesrepublik, 60 Jahre Konsumentenkredit –<br />
eine Bestandsaufnahme<br />
Der Konsumentenkredit hat seit Gründung der Bundesrepublik in den vergangenen sechs<br />
Jahrzehnten eine turbulente Entwicklung zurückgelegt. Der historische Überblick von<br />
Theophil Graband, Vorstandsvorsitzender der TeamBank AG, ordnet die Entwicklung der<br />
Konsumfinanzierung in 2009 im Kontext der zurückliegenden Wirtschaftskrisen 1972/73,<br />
1981/82, 1993 und 2000/2001 ein und zeigt die verschiedenen Ausprägungen des Konsumentenkredits<br />
auf.<br />
Ergebnisse<br />
• Die private <strong>Kredit</strong>aufnahme war bis 2008/2009 prozyklisch: In Rezessionen sinkt das<br />
Wachstum der Konsumentenkreditaufnahme, und Aufschwungphasen sind von ver-<br />
stärkter <strong>Kredit</strong>nachfrage geprägt. Die Wirtschaftskrise 2009 ist die erste Krise, in der<br />
sich die Konsumentenkreditaufnahme deutlich ausgeweitet hat.<br />
• Das Bestandsvolumen ist seit den 50er Jahren beträchtlich gestiegen:<br />
von ca. 1,8 Mrd. Euro auf ca. 228 Mrd. Euro in 2009.
• Trotz steigender Volumina ist die Dynamik seit den 70er Jahren rückläufig: von 16 Prozent<br />
in den 70er Jahren, 7 Prozent in den 80er Jahren, 6 Prozent in den 90er Jahren. 2000 bis<br />
2009 betrug die Wachstumsrate durchschnittlich nur 0,3 Prozent.<br />
• Der Anteil der Ratenkredite ist seit 2006 wieder gestiegen. 2009 beträgt er ca. 62 Prozent<br />
von allen Konsumentenkrediten. Die Ratenkredite machten zu Beginn der 50er Jahre die<br />
überwiegende Zahl der Konsumentenkredite aus. Von Anfang der 60er bis Ende der 80er<br />
hatte sich ihr Anteil auf ca. 45 Prozent halbiert.<br />
Finanzkulturen in Europa: Ähnlichkeiten und Unterschiede<br />
Die Studie „Finanzkulturen in Europa: Ähnlichkeiten und Unterschiede“ von Prof. Dr. Lucia<br />
A. Reisch und Dr. oec. Wenke Gwozdz widmet sich der Fragestellung, welche unterschiedlichen<br />
Finanzkulturen bei der Vergabe von <strong>Kredit</strong>en an Privatpersonen und bei der Inanspruchnahme<br />
dieser <strong>Kredit</strong>e in ausgewählten europäischen Ländern vorliegen. Auch wurde<br />
untersucht, wie sich die Finanzkultur auf das Finanzverhalten der Konsumenten auswirkt.<br />
Ergebnisse<br />
• Bis zur aktuellen Finanzkrise ging in den beiden letzten Jahrzehnten die Tendenz in allen<br />
europäischen Ländern deutlich in Richtung „Mehrkonsum“ durch private Haushalte.<br />
Drei Indikatoren belegen den Mehrkonsum:<br />
1. Die Wachstumsrate der Konsumausgaben ist in den meisten industrialisierten<br />
Ländern gestiegen.<br />
2. Konsumkredite sind zu einer weit verbreiteten Form der Finanzierung für private<br />
Haushalte geworden – und zwar auch in den Ländern, die traditionell Konsumkrediten<br />
gegenüber skeptisch eingestellt sind.<br />
3. Die Sparquote ist in diesen Ländern deutlich gefallen.<br />
• Das Gesamtkreditvolumen deutscher Haushalte ist relativ hoch (zwischen 76 und<br />
95 Prozent vom verfügbaren Jahreseinkommen von 1995 bis 2006). Höher liegen<br />
Dänemark (Platz 1), Niederlande (Platz 2) und Großbritannien (Platz 3).<br />
• Hypotheken sind als meist verbreitete <strong>Kredit</strong>form im Ländervergleich zu erkennen:<br />
Ihr Anteil am Gesamtkreditvolumen liegt überall höher als 50 Prozent.<br />
• In den skandinavischen Ländern ist das Phänomen einer hohen Verschuldung bei gleichzeitig<br />
relativ niedrigen Überschuldungsdaten zu beobachten. Untersuchungen bezüglich<br />
der Ursachen für diese hohe, aber dennoch relativ „ungefährliche“ Verschuldung wären<br />
sinnvoll.<br />
ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK<br />
13
Einleitung<br />
In einem Schreiben vom 10. Oktober 1958 an den Deutschen Bankiertag forderte Ludwig<br />
Erhard, dass die Banken neben der Finanzierung von Unternehmen stärker den privaten<br />
Kunden berücksichtigen sollten. Der damalige Wirtschaftsminister wollte die Vergabe von<br />
<strong>Kredit</strong>en an Privatpersonen zu annehmbaren Bedingungen, ohne „Verpfändung von Haus<br />
und Hof“. Die Wirtschaft sollte stärker in Schwung kommen und dabei den Verbraucher<br />
mehr einbeziehen. 1<br />
Seitdem sind über 50 Jahre vergangen, die nicht nur Anlass zur Rückschau über die volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung des Konsumentenkredits in Deutschland geben. Ziemlich<br />
genau 50 Jahre später verschärfte der Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank<br />
Lehman Brothers im Herbst 2008 die weltweite Finanzkrise. Im Jahr 2009 kam es in<br />
Deutschland zu einem historischen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts von 5 Prozent. 2<br />
Befürchtungen entstanden, dass die Finanzkrise bei den Banken eine sogenannte <strong>Kredit</strong>klemme<br />
und eine deutliche Zunahme von <strong>Kredit</strong>ausfällen auslösen könnte.<br />
Während sich das öffentliche Interesse in punkto <strong>Kredit</strong>dynamik meist auf die Ausleihungen<br />
deutscher Banken an inländische Unternehmen richtet, lenkt der <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> sein Augenmerk<br />
auf Trends des Konsumentenkredits und insbesondere des Ratenkredits. So wies die<br />
Bundesbank in 2009 einen Anstieg der Ratenkredite aus: von 134,7 Mrd. Euro im ersten<br />
Quartal auf 142 Mrd. Euro im 4. Quartal. 3<br />
Die steigende Vergabe von Ratenkrediten im Krisenjahr 2008/2009 führt mit Blick auf die<br />
<strong>Kredit</strong>nehmer zu den Fragen: Hat die Krise eine Verhaltensänderung bei der <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
zufolge? Ist der Umgang mit Konsumentenkrediten eher lockerer oder vorsichtiger geworden?<br />
Lassen sich Unterschiede zu vorherigen Krisenjahren der letzten 60 Jahre erkennen?<br />
Der Privatkredit in der Wirtschaftskrise<br />
Trotz eingebrochener Wirtschaft erwies sich der Privatkredit 2009 als ein stabilisierender<br />
Konjunkturfaktor. Ein Grund für die stabile Inlandsnachfrage ist die Abwrackprämie aus dem<br />
Konjunkturpaket der Bundesregierung. Im Gesamtjahr 2009 wurden im Inland mehr als<br />
3,8 Mio. Pkw neu zugelassen (plus 23 Prozent). 4 Knapp jeder dritte Halter hat sein derzeitiges<br />
Kfz ganz oder teilweise finanziert (inkl. Leasing). 5 Darüber hinaus wirkten sich niedrige<br />
Zinsen, eine niedrige Inflation, stark rückläufige Benzinpreise sowie zahlreiche Rabattaktionen<br />
im Handel stimulierend auf die Konsumtätigkeit aus. Auch der relativ stabile Arbeitsmarkt<br />
hatte keinen größeren Druck auf die durchschnittliche Entwicklung der privaten Einkommen<br />
ausgeübt.<br />
In den Anfangsjahren der jungen Bundesrepublik legten die Deutschen eine kreditkritische<br />
Haltung an den Tag. In den folgenden Jahrzehnten beschleunigte sich jedoch die Vergabe von<br />
Konsumentenkrediten sprunghaft. Steigerungsraten von durchschnittlich knapp 30 Prozent<br />
1 Bankenfachverband: Impulse für die Wirtschaft. 40 Jahre Ratenkreditbanken, Sankt Augustin, S. 26.<br />
2 Statistisches Bundesamt Deutschland, Destatis, Pressemitteilung Nr. 012 vom 13.01.<strong>2010</strong>.<br />
3 Deutsche Bundesbank: Zeitreihe PQ3003: Ratenkredite an inländisch wirtschaftlich unselbständige und sonstige Privatpersonen,<br />
über alle Bankengruppen.<br />
4 Kraftfahrzeugbundesamt, Jahresbilanz der Neuzulassungen 2009.<br />
5 Grundlagenstudie zur Konsum- und Kfz-Finanzierung, GfK Finanzmarktforschung, im Auftrag des Bankenfachverbands,<br />
Oktober 2009.<br />
EINLEITUNG<br />
15
EINLEITUNG<br />
16<br />
pro Jahr bis 1967 überflügelten selbst das rasant wachsende Sozialprodukt der Wirtschaftswunderjahre<br />
bei weitem. 6 Aber auch die Sparquote hat sich in den ersten Jahrzehnten vervielfacht.<br />
Obwohl sich das Volumen der Konsumentenkredite in den vergangenen sechs Jahrzehnten<br />
auf mittlerweile 227 Mrd. Euro kräftig ausgeweitet hat, verlief diese Entwicklung nicht immer<br />
kontinuierlich. Insbesondere in den Krisenjahren 1973/1974 und 1981/1982 kam es zu kräftigen<br />
Rückgängen bei dem <strong>Kredit</strong>wachstum. Zwangsläufig kommt die Frage auf, wie sich die<br />
private <strong>Kredit</strong>dynamik in dem Krisenjahr 2009 entwickelte? Welches Bild zeigt die <strong>Kredit</strong>aufnahme,<br />
etwaige Zahlungsschwierigkeiten in einem für die Bundesrepublik bislang unvorstellbaren<br />
Konjunktureinbruch?<br />
Erstmalige Erhebung über das <strong>Kredit</strong>verhalten der Deutschen<br />
Neben den Auswertungen des <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestands zu den Trends der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
stellt der diesjährige <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> vor allem die konjunkturellen und kulturellen<br />
Faktoren des Privatkredits in den Vordergrund. Zentrale Fragen sind: Hat sich das <strong>Kredit</strong>verhalten<br />
der Konsumenten in der Finanzkrise verändert? Gibt es Anzeichen einer <strong>Kredit</strong>klemme,<br />
die sich belastend auf den Konsumentenkredit als Wirtschaftsfaktor und Liquiditätshilfe<br />
auswirkt?<br />
Zur Einschätzung der Frage nach einer etwaigen <strong>Kredit</strong>klemme ist der <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<br />
<strong>Kompass</strong> eine wichtige Informationsweiterung, in dem er sowohl die Angebots- als auch<br />
die Nachfrageseite bei der Konsumfinanzierung im Blick hat. So werden die Auswertungen<br />
des <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestands – mit rund 66 Millionen volljährigen Privatpersonen – durch eine<br />
Meinungsumfrage des INSTITUTS FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH über das <strong>Kredit</strong>verhalten<br />
der Deutschen ergänzt. Diese Umfrage ist einmalig für Deutschland, da sie mitten in der<br />
schärfsten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik erstellt worden ist.<br />
Analyse der <strong>Kredit</strong>risiken<br />
Anhand des repräsentativen Zahlenmaterials lässt sich das aktuelle volkswirtschaftliche Risiko<br />
diskutieren und einschätzen, das mit den ausgelegten Privatkrediten verbunden ist.<br />
Die besondere methodische Schwierigkeit liegt darin, dass Überschuldung ein Prozess ist.<br />
Er ist von vielen Faktoren wie Arbeitseinkommen, ökonomische Ressourcen im Haushalt,<br />
Lebensverhältnisse, persönliche Einstellungen etc. abhängig, der in vielerlei Abstufungen<br />
zu Zahlungsschwierigkeiten oder <strong>Kredit</strong>ausfällen bei Nichtbanken und Banken führen kann.<br />
6 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten Haushalte,<br />
Monatsbericht April 1993, S. 22 f.
Geschichte des Konsumentenkredits<br />
Ergänzt werden die Analysen der <strong>SCHUFA</strong> und des Instituts für Demoskopie Allensbach<br />
mit einem Aufsatz des Vorstandsvorsitzenden der TeamBank Theophil Graband, der auf<br />
die 60-jährige Geschichte des Konsumentenkredits in der Bundesrepublik zurückblickt.<br />
Dargestellt werden die schleppenden Anfänge des Konsumentenkredits, die Entwicklung<br />
der Konsumfinanzierung und ihre Funktion als Wegbereiter des Massenkonsums in der<br />
jungen Bundesrepublik. Der historische Abriss hilft, Muster des <strong>Kredit</strong>verhaltens während<br />
der Konjunkturzyklen zu erkennen und hilft die Wirtschaftskrise 2009 im Kontext der zu-<br />
rückliegenden Wirtschaftskrisen einzuordnen.<br />
Finanzkulturen im europäischen Vergleich<br />
Der interkulturelle Vergleich von Prof. Dr. Lucia A. Reisch und Dr. Wencke Gwozdz kon-<br />
zentriert sich auf die Frage, welche unterschiedlichen Finanzkulturen bei der Vergabe von<br />
<strong>Kredit</strong>en an und Inanspruchnahme von <strong>Kredit</strong>en durch Privatpersonen in ausgewählten<br />
europäischen Ländern vorliegen und wie sich diese auf das Finanzverhalten der Konsumenten<br />
auswirkten. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, die Lage der Ver- und<br />
Überschuldung in einzelnen Ländern quantitativ zu erheben, sondern dass für ein besseres<br />
Verständnis des Anbieter- und Nachfragerverhaltens im <strong>Kredit</strong>wesen auch das kulturelle<br />
Umfeld wie Normen und Werte sowie die jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen<br />
betrachtet werden müssen.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Bedeutung des kreditfinanzierten Konsums, seine<br />
Impulse für Konjunktur und Wachstum machen es unerlässlich, auch die Einstellungen und<br />
Motivationen hinter der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme im Blick zu haben. Darüber hinaus gilt<br />
es, etwaige Verschuldungsrisiken frühzeitig erkennen zu können. So bietet der vorliegende<br />
<strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> vor dem Hintergrund der Finanz- und Bankenkrise eine Reihe<br />
quantitativer und qualitativer Indikatoren, um die Funktionsfähigkeit und Nachhaltigkeit der<br />
<strong>Kredit</strong>kreisläufe im Privatkundengeschäft einschätzen zu können.<br />
EINLEITUNG<br />
17
Forschungsgegenstand und Zielsetzung<br />
Es ist wichtig zu betonen, dass die Untersuchungen in den genannten Themenfeldern von<br />
einer Reihe begrifflicher Abgrenzungsschwierigkeiten geprägt sind. Im Folgenden soll der<br />
Hintergrund kurz aufgezeigt werden, vor dem die Analysen zur privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme,<br />
zu einer etwaigen <strong>Kredit</strong>klemme und der privaten Überschuldung konzipiert worden sind.<br />
Die Erläuterungen erheben keinen Anspruch auf definitorische Vollständigkeit. Vielmehr<br />
sollen sie helfen, die Ergebnisse des <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es einzuordnen.<br />
Die private <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Die <strong>Kredit</strong>aufnahme privater Haushalte gibt in der Öffentlichkeit ein diffuses Bild ab. Grund<br />
sind die unterschiedlichsten Ausprägungen der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme. Wertneutral ist die<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme immer eine Verschuldung und begrifflich von der Überschuldung zu trennen.<br />
Grundsätzlich sind sämtliche ökonomisch und/oder juristisch geregelten Zahlungsverpflichtungen,<br />
die bei einer Einzelperson oder bei einem Haushalt entstehen können, als private<br />
<strong>Kredit</strong>e zu bezeichnen. Allerdings wird die <strong>Kredit</strong>aufnahme von Privatpersonen hauptsächlich<br />
mit Finanzkrediten von Banken in Verbindung gebracht. Dienstleistungskredite in Form<br />
von Telekommunikationsschulden oder Warenkredite bei Warenversendungen auf Rechnung<br />
gelten gemeinhin nicht als <strong>Kredit</strong>, dennoch lösen sie Zahlungsverpflichtungen zu einem<br />
künftigen Zeitpunkt aus.<br />
Die Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach für den vorliegenden <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong><br />
verdeutlicht, dass lediglich Bankkredite, Hypothekarkredite und Ratenzahlungen von mehr<br />
als der Hälfte der Befragten als <strong>Kredit</strong> wahrgenommen werden. Selbst die Hypothek wird<br />
nur noch von 64 Prozent als <strong>Kredit</strong> bezeichnet. Die Überziehung des Kontos betrachten nur<br />
42 Prozent als <strong>Kredit</strong> und die Bezahlung mit <strong>Kredit</strong>karte nur 19 Prozent der Befragten. 1<br />
Zur weiteren Eingrenzung des Untersuchungsgegenstands wird zwischen der bankenmäßigen<br />
und nicht-bankenmäßigen (bankneutralen) <strong>Kredit</strong>aufnahme unterschieden.<br />
• Bankmäßige <strong>Kredit</strong>e sind Konsumentenkredite (z. B. Dispositionskredite, Ratenkäufe,<br />
Leasing, <strong>Kredit</strong>kartenkredite), Hypotheken, Versicherungsdarlehen sowie offene Posten<br />
bei öffentlichen Gläubigern.<br />
• Nicht-bankmäßige bzw. bankneutrale <strong>Kredit</strong>e sind reine Abzahlungsgeschäfte, die <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
bei Freunden und Familie sowie die Verschuldung in Zusammenhang mit<br />
<strong>Kredit</strong>kartenkäufen. 2 Nicht-bankmäßige Formen der Konsumentenverschuldung setzen<br />
oftmals auch die Funktionsfähigkeit des Haushalts voraus. Hierunter fallen z. B. Mietund<br />
Energieschulden, offene Telefonrechnungen, Unterhaltsschulden, Pfandleihen etc.<br />
1 Institut für Demoskopie Allensbach: Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise, vgl. Kapitel 2.<br />
2 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten Haushalte,<br />
1993, S. 20.<br />
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
19
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
20<br />
Der Privatkredit ist allerdings nicht nur auf die institutionalisierte Form der <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
oder -aufnahme beschränkt. Genauso spielt das Leihen von Geld im privaten Haushalt eine<br />
wichtige Rolle, wobei diese Bereitstellung von Kaufkraft oder Liquidität für die empirische<br />
Messung kaum operationalisierbar ist. Der <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> analysiert hauptsächlich die<br />
bankenmäßigen <strong>Kredit</strong>e an den privaten Sektor und dort insbesondere die Konsumentenkredite<br />
in Form von Ratenkrediten.<br />
Die Fokussierung auf die bankenmäßige <strong>Kredit</strong>vergabe ist für die vorliegende Studie<br />
methodisch notwendig, um die <strong>Kredit</strong>vergabepraxis an den privaten Sektor im Kontext<br />
einer etwaigen <strong>Kredit</strong>klemme beurteilen zu können. Zudem können <strong>Kredit</strong>ausfälle darauf<br />
hindeuten, dass die ökonomischen Ressourcen im privaten Umfeld der Betroffenen bereits<br />
ausgeschöpft sind und der offene Saldo bei der Bank nicht rechtzeitig beglichen werden<br />
konnte. Mit dieser Arbeitshypothese lässt sich auf Basis des <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestands auch<br />
eine Einschätzung zur Lage der Überschuldungsgefahr von Privatpersonen abgeben.<br />
<strong>Kredit</strong>verhalten und Konsumfinanzierung<br />
Privatkredite von Banken, Sparkassen, <strong>Kredit</strong>genossenschaften etc. gliedern sich in Hypothekarkredite<br />
und Konsumentenkredite, wobei Ende 2009 über drei Viertel (790 Mrd.)<br />
des ausstehenden Privatkreditvolumens von 1.017 Mrd. Euro auf Hypotheken entfielen.<br />
Die Konsumfinanzierung beläuft sich auf einen Bestand von 227 Mrd. Euro, darunter<br />
142 Mrd. Euro für Ratenkredite. 3<br />
Die Aufteilung zwischen Hypothekar- und Konsumentenkrediten ist für die weiteren Analysen<br />
der privaten Verschuldung wichtig. Denn beide <strong>Kredit</strong>formen unterscheiden sich grundlegend<br />
hinsichtlich <strong>Kredit</strong>höhe, Verschuldungszweck, Laufzeit und Werterhalt. Allerdings kann bei<br />
der Vergabe von Konsumentenkrediten nicht ausgeschlossen werden, dass sie auch für andere<br />
Zwecke als die Konsumfinanzierung eingesetzt werden, beispielsweise für Wertpapierkäufe<br />
oder im Wohnungsbau. 4<br />
Hypothekarkredite dienen meist der Vermögensbildung. Durch die eher langfristigen Kaufentscheidungen<br />
ist die Vergabe von Hypotheken weniger kurzfristigen Schwankungen ausgesetzt.<br />
So stieg die Eigentumsquote in den vergangenen zehn Jahren nur geringfügig von<br />
38 auf 42 Prozent. Auch gelten Hypothekarkredite als sogenannte produktive <strong>Kredit</strong>e, da sie<br />
besichert und werthaltig sind und dem Verbraucher in der Regel einen dauerhaften Gegenwert<br />
bieten.<br />
Obwohl ungefähr ein Drittel der Deutschen derzeit einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlt und ein weit<br />
größerer Teil der Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens selbst einmal einen<br />
<strong>Kredit</strong> aufgenommen hat, wird erkennbar, dass <strong>Kredit</strong>e für die große Mehrheit nur für Sonderfälle<br />
im Leben akzeptabel sind. Diese Akzeptanz ist zum einen vom Finanzierungsgegenstand<br />
und zum anderen von der Lebensphase abhängig.<br />
3 Deutsche Bundesbank, Bankenstatistik, Stand vom 12.2.<strong>2010</strong>.<br />
4 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten Haushalte,<br />
1993, S. 20.
Das generell zurückhaltende <strong>Kredit</strong>verhalten scheint sich auch auf die Zahlungsweise aus-<br />
zuwirken, indem Bargeld nach wie vor das Haupt-Zahlungsinstrument im Handel ist. Zwar<br />
sinkt der Bargeldanteil im Einzelhandel, doch liegt er 2009 immer noch bei etwa 60 Prozent.<br />
Der Anteil der durch <strong>Kredit</strong>karte getätigten Umsätze stagniert seit Jahren bei fünf Prozent.<br />
Lediglich bei Online-Käufen ist die <strong>Kredit</strong>karte das meistbenutzte Zahlungsinstrument. 5<br />
Vor diesem Hintergrund ist die Dynamik bei Konsumentenkrediten nicht nur ein Indikator zur<br />
Einschätzung der <strong>Kredit</strong>vergabepraxis von Banken. Die Entwicklung des kreditfinanzierten<br />
Konsums liefert zudem Hinweise auf die Krisenbetroffenheit von privaten Haushalten, die<br />
Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme und mögliche Überschuldungsgefahren, die sich daraus<br />
ergeben.<br />
Formen des Konsumentenkredits<br />
Konsumentenkredite werden von <strong>Kredit</strong>instituten an wirtschaftlich unselbstständige Privatpersonen<br />
vergeben. Blickt man auf die ökonomische Rationalität, so steht hinter der privaten<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme meist die befristete, gewerbliche Bereitstellung von Kaufkraft in Form von<br />
Konsumentenkrediten. Auch können private <strong>Kredit</strong>e im produktiven bzw. investiven Einsatz<br />
die Existenz finanziell absichern, wenn beispielsweise Pkw oder Computer zur Teilnahme am<br />
Erwerbsleben per <strong>Kredit</strong> erworben werden. Darüber hinaus können bei der Anschaffung langlebiger<br />
Gebrauchsgüter wie Pkw, Motorrad, Wohnungseinrichtungen oder Unterhaltungselektronik<br />
mit Hilfe des Ratenkredits finanzielle Belastungen auf mehrere Perioden verteilt<br />
werden, um so die monatliche Liquidität zu schonen oder überhaupt die Zahlungsfähigkeit<br />
aufrecht zu halten.<br />
Je nach vereinbarter Rückzahlung unterteilen sich die Konsumentenkredite in<br />
a) Raten- und b) Nichtratenkredite.<br />
a) Die Ratenkredite haben im Vergleich zu den Dispositions- oder Überziehungskrediten<br />
einen niedrigeren Zinssatz und werden nach einem vereinbarten Tilgungsplan in gleichen<br />
Teilbeträgen in regelmäßigen Zeitabständen abbezahlt. Hierbei wird die <strong>Kredit</strong>würdigkeit<br />
geprüft auf Basis einer Sicherungsübereignung der Finanzierungsobjekte sowie auf die<br />
Sicherungsabtretung von Lohn- und Gehaltsforderungen. Als Ratenkredit kann auch<br />
der Händlerkredit zur Finanzierung eines Warenkaufs bezeichnet werden. Laufzeit und<br />
Monatsrate können frei vereinbart werden.<br />
b) Nichtratenkredite sind zum Beispiel Festkredite, die Inanspruchnahme von eingeräumten<br />
<strong>Kredit</strong>linien sowie die nicht vereinbarte Überziehung auf laufenden Konten. Zu den Nicht-<br />
ratenkrediten gehört auch der Dispositions- oder Überziehungskredit, der aufgrund<br />
relativ hoher Zinsen hauptsächlich zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe genutzt wird. 6<br />
5 Deutsche Bundesbank: Zahlungsverhalten in Deutschland, 2009, S. 66 ff.<br />
6 Deutsche Bundesbank: Zahlungsverhalten in Deutschland, 2009, S. 79.<br />
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
21
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
22<br />
Eine weitere Form des Nichtratenkredits ist der Rahmen- oder Abrufkredit, der <strong>Kredit</strong>-<br />
nehmern auf Abruf zur Verfügung steht. Es besteht die Möglichkeit, die Summe vollständig<br />
oder in Teilbeträgen in Anspruch zu nehmen.<br />
Bei der <strong>Kredit</strong>karte erfolgt die Rückzahlung entweder in einer Summe oder in Form von<br />
Tilgung durch Ratenzahlungen. Weil der <strong>Kredit</strong>kartensaldo standardmäßig monatlich per Lastschrift<br />
ausgeglichen wird, ist die <strong>Kredit</strong>karte ein Zahlungsinstrument und gilt in Deutschland<br />
nicht als <strong>Kredit</strong>. Anders bei der in den USA weitverbreiteten sogenannten Revolving-Credit-<br />
Card, die eine Kombination aus <strong>Kredit</strong>karte und einem flexiblen Rahmenkredit darstellt.<br />
Allerdings wird diese Funktion der Ratenzahlung in Deutschland recht zurückhaltend genutzt.<br />
Ein wesentlicher Grund dürfte die weitverbreitete Nutzung des Dispositionskredits sein. 7<br />
Analyse einer <strong>Kredit</strong>klemme<br />
Der erst mit der Finanzkrise öffentlich diskutierte Begriff der <strong>Kredit</strong>klemme ist in der Finanzwirtschaft<br />
nicht einheitlich definiert. Die Autoren des <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es folgen der Definition<br />
der Bundesbank, wonach <strong>Kredit</strong>klemme eine „Einschränkung des <strong>Kredit</strong>angebots bezeichnet,<br />
die quantitativ so bedeutsam ist, dass sie ein maßgebliches konjunkturelles Risiko<br />
begründet.“ 7 Das Kernproblem, die <strong>Kredit</strong>klemme empirisch nachzuweisen, liegt vor allem<br />
darin, dass verschiedene Faktoren entweder von der Nachfrage- oder der Angebotsseite<br />
zusammenwirken und aus den statistischen Daten kaum trennscharf herausgefiltert werden<br />
können. Daher ist die Unterscheidung von nachfrage- und angebotsseitigen Einflüssen auf<br />
die <strong>Kredit</strong>vergabe wichtig, um beurteilen zu können, welche Signale auf eine <strong>Kredit</strong>klemme<br />
hindeuten und welche nicht.<br />
Allein die Entwicklung des <strong>Kredit</strong>volumens lässt noch keine Rückschlüsse auf eine etwaige<br />
<strong>Kredit</strong>klemme zu. So kann die <strong>Kredit</strong>vergabe sinken, weil sich die Konjunktur abschwächt<br />
und demzufolge weniger <strong>Kredit</strong>e nachgefragt werden. Denn es sind nicht nur die Unternehmen,<br />
die Investitionen zurückstellen. Auch die Anschaffungsneigung der privaten Haushalte<br />
nimmt in rezessiven Phasen tendenziell ab, infolge von Arbeitsplatzrisiken oder in Erwartung,<br />
dass ihre Haushaltseinkommen sinken. Dies ist noch keine <strong>Kredit</strong>klemme. Vielmehr ist es der<br />
typische, tendenzielle Gleichlauf zwischen <strong>Kredit</strong>dynamik und der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />
Erst wenn Banken in einer rezessiven Phase aufgrund interner Restriktionen Schwierigkeiten<br />
haben, <strong>Kredit</strong>e anzubieten – selbst wenn höhere Risikozuschläge am Markt durchsetzbar<br />
wären –, könnte dies auf eine <strong>Kredit</strong>klemme hindeuten.<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe, <strong>Kredit</strong>verhalten und <strong>Kredit</strong>einstellungen<br />
Es bestehen Wechselwirkungen zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und der <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
auf der einen Seite und dem <strong>Kredit</strong>verhalten der Konsumenten, der generellen<br />
<strong>Kredit</strong>einstellung und den Ausfallrisiken auf der anderen Seite. Um die Situation der privaten<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme und insbesondere des Konsumentenkredits in der Finanzkrise und einer<br />
eventuellen <strong>Kredit</strong>klemme zu beurteilen, ist ein vielschichtiger Ansatz notwendig.<br />
7 Deutsche Bundesbank: Die Entwicklung der <strong>Kredit</strong>e an den privaten Sektor in Deutschland während<br />
der globalen Finanzkrise, in: Monatsbericht September 2009, S. 22 ff.
Der vorliegende <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> untersucht nicht nur die <strong>Kredit</strong>praxis auf der Angebots-<br />
und Nachfrageseite anhand des <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestands, sondern bildet mit der Meinungsforschung<br />
des Institut für Demoskopie Allensbach auch die generellen, subjektiven Einstellungen<br />
der deutschen Bevölkerung zur <strong>Kredit</strong>aufnahme ab. In einer <strong>Kredit</strong>klemme würde<br />
die Bevölkerung <strong>Kredit</strong>e nachfragen, ohne auf ein ausreichendes Angebot zu treffen.<br />
Die Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Die <strong>Kredit</strong>aufnahme (Verschuldung) bringt zweifelsohne Risiken mit sich. Weil Hypothekarkredite<br />
in Deutschland eher nachrangige Auslöser für eine Überschuldungsgefahr sind,<br />
setzt der <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> seinen Schwerpunkt auf Konsumentenkredite.<br />
Das Phänomen private Überschuldung ist äußerst vielschichtig und kann nicht auf einen<br />
einzigen Auslöser oder eine einzelne Ursache reduziert werden. Einkommens- und Erwerbssituation<br />
spielen eine ähnlich große Rolle wie Bildung, persönliche Einstellungen, Finanzkompetenz,<br />
Vermögensressourcen im Haushalt etc. Darüber hinaus sind <strong>Kredit</strong>risiken je nach<br />
Altersgruppe, Haushaltseinkommen und Erwerbssituation unterschiedlich stark ausgeprägt<br />
und haben folglich auch eine unterschiedliche Auswirkung auf die jeweilige Lebensphase.<br />
Umgangssprachlich wird zwar von Überschuldung gesprochen, doch kennt die Insolvenz-<br />
ordnung bei natürlichen Personen lediglich die Zahlungsunfähigkeit und die drohende<br />
Zahlungsunfähigkeit als Grund zur Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens (§§ 17 ff.<br />
InsO). Das Ausmaß privater Überschuldung allein auf Basis der Privatinsolvenzfälle (absolute<br />
Überschuldung) zu beurteilen, greift zu kurz. Denn der absoluten privaten Überschuldung<br />
geht meist ein Verlauf relativer Überschuldungslagen und kritischer finanzieller Situationen<br />
voraus. So ist die Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung oder die Eröffnung eines Verbraucherinsolvenzverfahrens<br />
der „Endpunkt“, der juristisch die Zahlungsunfähigkeit bzw.<br />
die Überschuldung bedeutet.<br />
Bereits in einem 2004 von der <strong>SCHUFA</strong> veranstalteten Experten-Hearing erläuterten die<br />
Wissenschaftler, dass nur 30 Prozent der Klienten von Schuldnerberatungsstellen eine Eidesstattliche<br />
Versicherung abgegeben hätten und nur ca. 50 bis 70 Prozent von <strong>Kredit</strong>kündigungen<br />
betroffen seien. 8 Würde man sich demnach nur auf die juristischen Daten – auf<br />
formalisierte Konflikte wie sie die <strong>Kredit</strong>kündigung, die Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung,<br />
die Eröffnung des Privatinsolvenzverfahrens oder der Mahnbescheid darstellen<br />
– beschränken, blieben jene kritische finanziellen Situationen unberücksichtigt, die nicht in<br />
einem juristisch formalisierten Konflikt münden. Eine weitere Abgrenzungsschwierigkeit des<br />
Forschungsgegenstands sind Indikatoren auf Basis personenbezogener Daten und auf Basis<br />
von Haushaltsdaten. Diese Unterscheidung ist wichtig, da bei einer überschuldeten Person<br />
nicht auch der betroffene Privathaushalt überschuldet sein muss.<br />
8 Von der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG veranstaltetes Experten-Hearing zum Thema private Überschuldung, Juni 2004.<br />
Teilnehmer: Prof. Dr. Hugo Grote, Dr. Günter Hörmann, Prof. Dr. Wolfhard Kohte, Dr. Dieter Korczak,<br />
Prof. Dr. Udo Reifner, Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann.<br />
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
23
FORSCHUNGSGEGENSTAND UND ZIELSETZUNG<br />
24<br />
Risikomessung und Prävention<br />
Zum Kontext <strong>Kredit</strong>klemme und private <strong>Kredit</strong>dynamik gehört auch die Risikomessung.<br />
Steigen die Ausfallrisiken, hat dies Auswirkungen auf die Vergabepraxis der Banken.<br />
Mit dem seit 2003 veröffentlichten <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> wird sichtbar, dass die kreditgebende<br />
Wirtschaft in Deutschland umsichtig agiert. Die durchschnittliche Ausfallquote der im<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand gespeicherten Konsumentenkredite ist seit vielen Jahren relativ<br />
stabil. Seit der ersten Auflage des <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es liegt der Anteil der Personen,<br />
zu denen die <strong>SCHUFA</strong> ausschließlich Informationen zu vertragsgemäßem Verhalten gespeichert<br />
hat, stets bei über 90 Prozent. Zu diesen Personen liegen also keine Informationen<br />
über Zahlungsschwierigkeiten oder <strong>Kredit</strong>ausfälle vor.<br />
Auch wenn etwa 43 Prozent der vom Institut für Demoskopie Allensbach Befragten sich bei<br />
finanziellen Engpässen nicht an eine Bank, sondern an ihre Freunde und Verwandte wenden<br />
würden, heißt das nicht, dass Statistiken zur bankenmäßigen Privatverschuldung weniger<br />
aufschlussreich sind. So lässt die Strategie, bei finanziellen Engpässen zunächst Freunde oder<br />
Verwandte um <strong>Kredit</strong> zu bitten (wobei diese Art von Verschuldung nur von 24 Prozent als<br />
<strong>Kredit</strong> angesehen wird9 ), zwei Hypothesen zu: erstens, dass <strong>Kredit</strong>linien bereits ausgeschöpft<br />
sind, oder zweitens, dass die <strong>Kredit</strong>aufnahme aus Gründen der Risikovermeidung bewusst<br />
nicht gewählt wird.<br />
Analyseinstrumente zur Erkennung privater Überschuldungsgefahren sind erst dann wir-<br />
kungsvoll, wenn sie auch jene kritischen Phasen der <strong>Kredit</strong>aufnahme im Blick haben, ohne<br />
dass bereits gerichtlich eine Zahlungsunfähigkeit bzw. die absolute Überschuldung festgestellt<br />
wurde. Aus Gründen der Prävention und Einschätzung etwaiger volkswirtschaftlicher<br />
Risiken ist es daher für den <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> von besonderem Interesse, sowohl die<br />
Entwicklung der Negativmeldungen von <strong>Kredit</strong>instituten als auch <strong>Kredit</strong>ausfälle zu beobachten.<br />
Hierfür hat die <strong>SCHUFA</strong> den Privatverschuldungsindex (PVI) entwickelt. Er zeigt, inwiefern<br />
die Überschuldungsgefahr ab- oder zugenommen hat, und wie stark in welchen geographischen<br />
Regionen die kritischen Anzeichen der privaten Verschuldung ausgeprägt sind.<br />
Ganzheitlicher Studienansatz<br />
Für eine möglichst genaue Lage- und Risikobeschreibung ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig.<br />
Hierfür untersucht die <strong>SCHUFA</strong> auch mit Herausgabe des 8. <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es,<br />
wie sich die Dynamik der Privatkredite und die kritischen Anzeichen der privaten Verschuldung<br />
entwickeln. Beide Untersuchungsfelder beziehen die Angebots- und Nachfrageseite<br />
ein und sollen helfen, den Privatkredit im Kontext der Wirtschaftskrise und ihrer Folgen<br />
für das <strong>Kredit</strong>verhalten beurteilen zu können.<br />
9 Institut für Demoskopie Allensbach: Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise, vgl. Kapitel 2.
Methode und Datenquellen<br />
Die Relevanz der mit dem <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong> untersuchten Aspekte zur Konsumfinan-<br />
zierung ist einmal durch die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 und deren Auswirkung auf<br />
die private <strong>Kredit</strong>vergabe und -aufnahme gegeben. Auch die seit den 90er Jahren verstärkt<br />
in Deutschland geführte Diskussion über die Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme und<br />
Befürchtungen vor einer steigenden Überschuldungsgefahr für Privatpersonen und -haus-<br />
halte begründet das wissenschaftliche Interesse.<br />
Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln der Forschungsgegenstand formuliert und<br />
präzisiert wurde, soll hier angesichts der Vielschichtigkeit des Forschungsproblems auf die<br />
Hypothesenbildung, die Methodenauswahl und die Bereitstellung geeigneter und repräsentativer<br />
Datenquellen näher eingegangen werden.<br />
Methode<br />
Das Ableiten von Hypothesen ist insofern erschwert, als dass sich <strong>Kredit</strong>verhalten auf der<br />
Angebots- und der Nachfrageseite wechselseitig beeinflussen können. <strong>Kredit</strong>aufnahme kann<br />
die Folge eines attraktiven Angebots, einer angespannten Liquiditätslage oder eines akuten<br />
finanziellen Engpasses sein, freilich vorausgesetzt, dass der <strong>Kredit</strong>geber noch zur <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
bereit ist. Damit sind Methodenwahl, die Analyse der Merkmalszusammenhänge<br />
und das Formulieren erklärender Hypothesen ein komplexes Unterfangen.<br />
Ausgangspunkt der empirischen Analysen des <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es sind die <strong>SCHUFA</strong>-Daten.<br />
Hintergrund ist, dass sie einerseits die bankenmäßige Konsumfinanzierung in Form von<br />
Ratenkrediten repräsentieren sowie andererseits die nicht-bankenmäßige Konsumfinanzierung<br />
als Waren- und Dienstleistungskredite des Versandhandels und der Telekommunikationsbranche.<br />
Die Daten der <strong>SCHUFA</strong> sind ein Kollektiv- bzw. Aggregatmerkmal und setzen sich aus den<br />
Handlungen und Individualmerkmalen der 66 Millionen gespeicherten volljährigen Personen<br />
zusammen. Zwar lassen sich auf dieser Basis Kollektiv- und Kontexthypothesen und Prognosen<br />
(siehe von der <strong>SCHUFA</strong> entwickelte Privatverschuldungsindex) bilden, doch erklärbar<br />
werden sie erst durch die empirische Überprüfung der Entscheidungen, die hinter der<br />
privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme stehen.<br />
Ein isolierter Blick auf die kollektiven Merkmale des Forschungsgegenstands private Ver-<br />
schuldung birgt die Gefahr von Fehlschlüssen. Denn die allgemein zu beobachtende<br />
Zunahme der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme muss nicht zwangsläufig zu der Kollektivhypothese<br />
führen, dass die private <strong>Kredit</strong>aufnahme auch tatsächlich notwendig ist oder dadurch die<br />
Gefahr der Überschuldung steigt. Vielmehr lässt sich der kollektive Zusammenhang erst<br />
durch das <strong>Kredit</strong>verhalten auf der individuellen Ebene tiefer ergründen.<br />
METHODE UND DATENQUELLEN<br />
27
METHODE UND DATENQUELLEN<br />
28<br />
Methodisch versucht der vorliegende <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> die im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand<br />
sichtbaren Trends der Konsumfinanzierung den Individualhypothesen gegenüberzustellen.<br />
Hierfür hat der <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> in den vergangenen Jahren mit Gutachten zunächst individuelle<br />
Ver- und Überschuldungslagen von Privatpersonen und Privathaushalten auf Basis von<br />
Schuldnerberaterdaten analysiert, was freilich nur ein Teilkollektiv darstellt. Zudem errechnet<br />
der Wissenschafter Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann regelmäßig für den <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> die<br />
Überschuldungsgefährdung sowie die Anzahl und den Anteil überschuldeter Privathaushalte<br />
auf Basis des Sozio-oekonomischen Panel repräsentativ für die Gesamtbevölkerung.<br />
Für weitere Einsichten auf der Individualebene hat die <strong>SCHUFA</strong> im Rahmen des vorliegenden<br />
<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es eine Meinungsumfrage beim Institut für Demoskopie Allensbach beauftragt,<br />
die das <strong>Kredit</strong>verhalten der Deutschen während der Wirtschaftskrise erhoben hat.<br />
Die Analysen der Aggregat- und Kollektivmerkmale von Privatpersonen (<strong>SCHUFA</strong>-Daten) und<br />
Privathaushalten (Sozio-oekonomisches Panel) sowie die Erhebung von Individualmerkmalen<br />
bei der <strong>Kredit</strong>aufnahme (IfD Allensbach) sollen helfen, Aussagen zu den Trends der privaten<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme und der Überschuldungsgefahren von Privatpersonen und -haushalten<br />
methodisch abzusichern.<br />
Insgesamt sei darauf hingewiesen, dass die empirisch gewonnenen Daten der <strong>SCHUFA</strong> und<br />
der Meinungsumfrage von IfD Allensbach Personendaten und keine Haushaltsdaten sind.<br />
Datenquellen<br />
Die Datenquellen des <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es <strong>2010</strong> setzen sich aus folgenden Beständen<br />
und Erhebungen zusammen:<br />
<strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
Gesamtdatenbestände der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG von 2004 bis 2009 mit ca. 462 Millionen<br />
Informationen zu ca. 66 Millionen volljährigen natürlichen Personen (Stand 31.12.2009).<br />
Der Gesamtdatenbestand umfasst personenbezogene Daten wie z. B. Namen, Geburtstag,<br />
Anschrift sowie kreditrelevante Angaben über laufende <strong>Kredit</strong>e, <strong>Kredit</strong>höhen und Zahlungsausfälle.<br />
DIW Berlin/Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)<br />
Jährliche Haushaltsbefragung und repräsentative Längsschnittstudie unter Verantwortung<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW Berlin), erhoben von TNS Infratest<br />
Sozialforschung. Die Befragung wurde 2008 mit ca. 12.000 Privathaushalten und ca. 23.000<br />
Personen durchgeführt. Das SOEP ist eine Wiederholungsbefragung und beinhaltet Personen-,<br />
Haushalts- und Familiendaten mit Schwerpunkten u. a. auf der Erhebung von Erwerbsund<br />
Familienbiographien, Einkommen und Einkommensverläufe. Seit 1997 werden Daten zur<br />
Verschuldung mit Konsumenten- und Hypothekarkrediten sowie die monatlichen Zahlungsbelastungen<br />
erfasst.
Statistisches Bundesamt Deutschland<br />
Daten zur gemeldeten Wohnbevölkerung auf den regionalen Ebenen (Landes-, Landkreisoder<br />
Stadt-Ebene) zum Stichtag 31.12.2007.<br />
Anzahl der Verbraucherinsolvenzen vom 01.01.1999 bis 31.12.2009. Eröffnete Verfahren,<br />
mangels Masse abgewiesene Verfahren sowie angenommene <strong>Schulden</strong>bereinigungspläne.<br />
Institut für Demoskopie Allensbach<br />
Repräsentativumfrage mit 2.491 Personen ab 16 Jahren. Die Interviews (mündlich-persönlich,<br />
„face-to-face“) fanden vom 2. bis zum 17. September 2009 statt. Befragt wurden 1.682<br />
Personen in den alten Bundesländern und West-Berlin sowie 809 Personen in den neuen<br />
Bundesländern und Ost-Berlin. Die Auswahl der Befragten erfolgte nach der Quotenauswahl.<br />
Die Umfrage ist damit für die deutschsprachige Wohnbevölkerung repräsentativ.<br />
METHODE UND DATENQUELLEN<br />
29
<strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong><br />
Konzeptionelle Erweiterung und neuer Name<br />
Seit 2003 veröffentlicht die <strong>SCHUFA</strong> regelmäßig Analysen zur privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme und<br />
-rückzahlung in Deutschland. Die Wissenschaftsreihe soll zum besseren Verständnis von<br />
kreditbasierten Aktivitäten beitragen, neue Orientierungsmöglichkeiten in der deutschen<br />
<strong>Kredit</strong>landschaft aufzeigen und weitere wissenschaftliche Initiativen anregen.<br />
Als neutraler Mittler zwischen kreditgebender Wirtschaft und Verbraucher leistet die<br />
<strong>SCHUFA</strong> mit dem <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> einen wichtigen Beitrag zur Versachlichung der viel-<br />
schichtigen Diskussion rund um die private <strong>Kredit</strong>aufnahme.<br />
Erweitertes Themenspektrum<br />
Hinter der Umbenennung des <strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong>es in <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> steht eine konzeptionelle<br />
Erweiterung der Studienreihe: Enthalten sind weitere Aspekte zur privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
und zum <strong>Kredit</strong>verhalten, die nicht nur die Risiken umfassen. So sollte das Thema<br />
private <strong>Kredit</strong>aufnahme angesichts seiner wirtschaftlichen Bedeutung mit rund 227 Mrd. Euro<br />
an Konsumentenkrediten und rund 790 Mrd. Euro an Hypothekenkrediten und den nach wie<br />
vor niedrigen Ausfallraten nicht allein auf das Thema Überschuldung reduziert werden. Doch<br />
enthält freilich auch der <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> die gewohnten Auswertungen zu den kritischen<br />
Anzeichen der privaten Verschuldung und den Ausprägungen von Überschuldungsgefahren.<br />
Außerdem hat die <strong>SCHUFA</strong> mit der Studienreihe <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> seit 2003 zahlreiche Studien<br />
zu den Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme in Auftrag gegeben, um Aspekte zur Prävention<br />
ableiten zu können. Sämtliche beauftragte Studien sind unter der 2009 komplett überarbeiteten<br />
Website www.<strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>.de öffentlich abrufbar. Ein thematischer<br />
Überblick ist am Ende des vorliegenden <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es enthalten.<br />
Quartalsberichterstattung<br />
Nicht nur der Name ist neu, sondern auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wurde der<br />
<strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> immer im Herbst veröffentlicht mit Zahlen zum Vorjahr, so gelingt es nun,<br />
durch standardisierte Analysen und Anpassungen des Erhebungszeitraumes bereits Ende des<br />
ersten Quartals eines Jahres Fakten und Trends zum Vorjahr zu präsentieren. Darüber hinaus<br />
erfolgt seit Mitte 2009 eine regelmäßige Berichterstattung in Form eines Quartalsberichts,<br />
um auch unterjährig Entwicklungen bei dem Interesse an Konsumentenkrediten, bei der<br />
Anzahl abgeschlossener <strong>Kredit</strong>verträge sowie den <strong>Kredit</strong>ausfällen zu beobachten.<br />
Mit neuem Namen und einer unterjährigen Berichterstattung möchte die <strong>SCHUFA</strong> auch<br />
in Zukunft verlässliche Zahlen zu Trends, Entwicklungen und Risiken zur privaten <strong>Kredit</strong>-<br />
aufnahme liefern sowie begleitende Studien zur Erforschung von Hintergründen anstoßen.<br />
<strong>SCHUFA</strong> KREDIT-KOMPASS <strong>2010</strong><br />
31
TRENDS UND RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
32<br />
1. Trends und Risiken der privaten<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
1.1 Trends bei der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG)<br />
Interesse an <strong>Kredit</strong>en<br />
Anzahl abgeschlossener <strong>Kredit</strong>verträge<br />
Anteile unterschiedlicher <strong>Kredit</strong>größenklassen<br />
Anzahl der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e<br />
Anzahl der laufenden <strong>Kredit</strong>e<br />
Anzahl laufender <strong>Kredit</strong>e pro Altersgruppe<br />
Durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung<br />
Anteil ausgefallener <strong>Kredit</strong>e<br />
1.2 Entwicklung von Zahlungsstörungen (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG)<br />
Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal<br />
Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen<br />
Anteil der Personen mit mindestens einem harten Negativmerkmal<br />
Personen mit mindestens einem Negativmerkmal im Bundeslandvergleich<br />
Personen mit mindestens einem Negativmerkmal im Landkreisvergleich<br />
1.3 Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme (<strong>SCHUFA</strong> Holding AG)<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Risikomodell<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen<br />
1.4 Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen<br />
(Datenquelle: Statistisches Bundesamt)<br />
1.5 Entwicklung der relativen Überschuldung privater Haushalte 2008<br />
(Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann)<br />
Aufgrund von Anpassungen bei Erhebungszeiträumen – mit dem Ziel einer aktuelleren<br />
Berichtslegung – sind Ergebnisse mit solchen aus früheren Veröffentlichungen nicht immer<br />
vergleichbar.
Einleitung<br />
Der <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand umfasste 2009 462 Millionen Informationen zu rund 66 Millionen<br />
volljährigen natürlichen Personen in Deutschland. Die für den <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong><br />
anonymisierten Daten ermöglichen statistische Auswertungen im Quartals- und Jahresvergleich<br />
sowie differenziert nach Altersgruppen, Bundesländern oder Kreisen.<br />
Untersucht wurden unter anderem Nachfrage und Abschlüsse von Ratenkrediten, Höhe<br />
laufender <strong>Kredit</strong>verpflichtungen, Anzahl laufender <strong>Kredit</strong>e und <strong>Kredit</strong>ausfälle. Das <strong>SCHUFA</strong>-<br />
Risikomodell ermöglicht Analysen zum Risikograd und Verlauf einer Verschuldung und der<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex prognostiziert die Überschuldungsgefahr. Um verlässliche<br />
Trends aufzeigen zu können, werden relevante, objektive, messbare und repräsentative<br />
Indikatoren untersucht.<br />
Ergänzt werden diese Analysen auf Basis des <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestandes um eine Analyse<br />
zur Entwicklung des Ausmaßes überschuldeter Haushalte auf Basis des Sozio-oekonomischen<br />
Panel durch Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann und Daten des Statistischen Bundesamtes<br />
zur Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen.<br />
TRENDS UND RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
33
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Die Abbildung zeigt<br />
die Anzahl von Anfragen<br />
von Banken nach einer<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Auskunft, wenn<br />
eine Privatperson Interesse<br />
an einem Ratenkredit hat.<br />
Hierzu zählen auch spezielle<br />
Anfragen im Rahmen<br />
der Konditionenermittlung.<br />
34<br />
1.1 Trends bei der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Trotz Krise: 2009 höheres Interesse an Konsumentenkrediten<br />
+17 Prozent im Vergleich zu 2008<br />
Interesse an <strong>Kredit</strong>en<br />
Anzahl in Tsd.<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
3.752<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.1<br />
3.903<br />
2 / 2008<br />
4.105<br />
3 / 2008<br />
4 / 2008<br />
Das Interesse an <strong>Kredit</strong>en liegt im Jahr 2009 17 Prozent über dem Vorjahresniveau. Geprägt<br />
wurde das höhere Interesse mitunter durch attraktive Finanzierungsangebote des Handels,<br />
sowie durch die Nachfrage nach kreditfinanzierten Autokäufen (Stichwort „Umweltprämie“<br />
oder umgangssprachlich „Abwrackprämie“). Laut Angaben des Verbands der internationalen<br />
Kraftfahrzeughersteller (VDIK) führte die Umweltprämie zum besten Pkw-Neuzulassungsergebnis<br />
seit 1992. In 2009 wurden in Deutschland über 3,8 Millionen Pkw, 23 Prozent mehr<br />
als im Vorjahr, neu zugelassen. 1 In den neuen Bundesländern betrug die Steigerung rund<br />
50 Prozent. 2 Die Mehrzahl der Käufer, die die Umweltprämie beantragt haben, hätten sich<br />
ohne die Förderung nicht für einen Neuwagen entschieden, so VDIK-Präsident Volker Lange.<br />
Nach einer Untersuchung des Bankenfachverbandes wird heute knapp jeder dritte private<br />
Neuwagen finanziert. 3<br />
Aber auch im Handel gewinnen Finanzierungsmöglichkeiten an Bedeutung. Auf die Frage<br />
„Hat die Möglichkeit der Finanzierung Ihre Kaufentscheidung beeinflusst?“geben 68 Prozent<br />
an, dass sie ohne Finanzierung den Kauf nicht getätigt hätten. 4<br />
Man kann davon ausgehen, dass 2009 auch Menschen einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen haben,<br />
die dies unter anderen Marktvoraussetzungen (besonders günstige Finanzierungsangebote<br />
des Handels und Abwrackprämie) möglicherweise nicht getan hätten.<br />
3.964<br />
5.090<br />
1 / 2009<br />
4.481<br />
2 / 2009<br />
1 Kraftfahrzeugbundesamt, Jahresbilanz der Neuzulassungen 2009.<br />
2 Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller e.V. (VDIK); Pressemitteilung vom 17.12.2009.<br />
3 Grundlagenstudie zur Konsum- und KFZ-Finanzierung, GFK-Studie im Auftrag des Bankenfachverbandes.<br />
4 ebenda.<br />
4.498<br />
3 / 2009<br />
4.331<br />
4 / 2009
2009 keine <strong>Kredit</strong>klemme bei Konsumentenkrediten:<br />
10 % mehr abgeschlossene <strong>Kredit</strong>verträge im Vergleich zu 2008<br />
Abgeschlossene <strong>Kredit</strong>verträge<br />
Anzahl in Tsd.<br />
2.100<br />
1.800<br />
1.500<br />
1.200<br />
900<br />
600<br />
300<br />
1.611<br />
0<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.2<br />
1.775<br />
2 / 2008<br />
1.734<br />
3 / 2008<br />
4 / 2008<br />
„<strong>Kredit</strong>klemme“ war ein Begriff, der 2009 häufig in den Medien erwähnt wurde. Gemeint ist<br />
hiermit, dass Banken Geld nur noch zögerlich verleihen und damit einhergehend in der Regel<br />
deutlich höhere Sicherheiten oder Zinsen für die <strong>Kredit</strong>e verlangen.<br />
Limitierungen des <strong>Kredit</strong>angebots durch <strong>Kredit</strong>institute sind nicht untypisch für wirtschaftliche<br />
Rezessionsphasen, weil damit meist erhöhte <strong>Kredit</strong>risiken einhergehen. Über eine<br />
<strong>Kredit</strong>verknappung bzw. eine restriktive <strong>Kredit</strong>vergabe wurde insbesondere mit Blick auf<br />
die <strong>Kredit</strong>vergabe an Unternehmen diskutiert. Wie aber steht es um die <strong>Kredit</strong>vergabe an<br />
Privatpersonen?<br />
Die Zahlen der <strong>SCHUFA</strong> für 2009 zeigen, dass 10 Prozent mehr Konsumentenkredite abgeschlossen<br />
wurden. Insbesondere in den ersten beiden Quartalen 2009 liegen die Abschlüsse<br />
deutlich über dem Vorjahresniveau. Damit verhielten sich die Verbraucher antizyklisch zu der<br />
Krise. In früheren Krisenjahren wurden in der Phase eines Aufschwungs mehr <strong>Kredit</strong>e nachgefragt<br />
(siehe auch Kapitel 3). Die gestiegene Anzahl an Konsumentenkrediten trotz Wirtschaftskrise<br />
kann als Signal für die wirtschaftlich robuste Verfassung vieler Privathaushalte<br />
gewertet werden. 5<br />
1.789<br />
5 Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach, vgl. Kapitel 2.<br />
2.024<br />
1 / 2009<br />
2.050<br />
2 / 2009<br />
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
1.819<br />
3 / 2009<br />
1.718<br />
4 / 2009<br />
i<br />
Die Analyse zeigt<br />
die Anzahl der durch<br />
Banken in einem<br />
Quartal neu abge-<br />
schlossenen Raten-<br />
kreditverträge.<br />
35
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Die folgenden Grafiken<br />
zeigen, welche <strong>Kredit</strong>beträge<br />
wie stark nachgefragt<br />
werden.<br />
36<br />
Verstärkte Nachfrage nach Kleinkrediten im Vor- und<br />
Nachweihnachtsgeschäft<br />
<strong>Kredit</strong>e kleiner/gleich 1.000 Euro<br />
Prozent<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
25,6<br />
0<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.3<br />
<strong>Kredit</strong>e 1.001 bis 3.000 Euro<br />
Prozent<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
18,0<br />
0<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.4<br />
22,9<br />
2 / 2008<br />
16,2<br />
2 / 2008<br />
22,5<br />
3 / 2008<br />
15,2<br />
3 / 2008<br />
29,5<br />
4 / 2008<br />
17,2<br />
4 / 2008<br />
34,6<br />
1 / 2009<br />
16,9<br />
1 / 2009<br />
23,9<br />
2 / 2009<br />
14,9<br />
2 / 2009<br />
23,0<br />
3 / 2009<br />
14,9<br />
3 / 2009<br />
28,8<br />
4 / 2009<br />
15,6<br />
4 / 2009
<strong>Kredit</strong>e 3.000 bis 10.000 Euro<br />
Prozent<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
27,9<br />
0<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.5<br />
<strong>Kredit</strong>e größer 10.000 Euro<br />
Prozent<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
28,5<br />
0<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.6<br />
30,3<br />
2 / 2008<br />
30,6<br />
2 / 2008<br />
31,3<br />
3 / 2008<br />
31,0<br />
3 / 2008<br />
26,8<br />
4 / 2008<br />
26,5<br />
4 / 2008<br />
24,3<br />
1 / 2009<br />
24,2<br />
1 / 2009<br />
31,4<br />
2 / 2009<br />
29,8<br />
2 / 2009<br />
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
31,8<br />
3 / 2009<br />
30,3<br />
3 / 2009<br />
28,4<br />
4 / 2009<br />
27,2<br />
4 / 2009<br />
37
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Diese Analyse<br />
zeigt die Anzahl<br />
der ausgefallenen<br />
<strong>Kredit</strong>e pro Quartal<br />
(in Tausend).<br />
38<br />
Die vorherigen Abbildungen zeigen, welche <strong>Kredit</strong>beträge nachgefragt bzw. in Anspruch<br />
genommen werden. <strong>Kredit</strong>e bis zu 1.000 Euro werden jeweils im ersten und vierten Quartal<br />
2008 und 2009 verstärkt nachgefragt. Dies könnte mit dem Vor- und Nachweihnachtsgeschäft<br />
zusammenhängen, denn einige Verbraucher verlegen ihre Weihnachtseinkäufe in<br />
den Januar, weil sie dann mit besonderen Preisnachlässen rechnen. Den größten Anteil<br />
machen jedoch <strong>Kredit</strong>e ab 3.000 Euro aus.<br />
Der überwiegende Teil der aufgenommenen <strong>Kredit</strong>e dient der Finanzierung von langlebigen<br />
Gütern. 38 Prozent aller Personen, die einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen haben, sagen, dass<br />
sie sich zur Finanzierung eines Autos oder eines Motorrades verschuldet haben, 21 Prozent<br />
benötigten das Geld zur Finanzierung ihrer Wohnungseinrichtung und nur 11 Prozent finanzieren<br />
Elektronikgüter wie Computer/Laptop, Fernseher oder Handy (Mehrfachnennungen<br />
möglich). .6<br />
Anzahl der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e bewegt sich auf stabilem Niveau<br />
<strong>Kredit</strong>ausfälle<br />
Anzahl in Tsd.<br />
75<br />
60<br />
45<br />
30<br />
15<br />
0<br />
68.9<br />
Quartal 1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.7<br />
70.4<br />
2 / 2008<br />
72.0<br />
3 / 2008<br />
61.8<br />
4 / 2008<br />
6 Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach, vgl. Kapitel 2.<br />
67.6<br />
1 / 2009<br />
71.8<br />
2 / 2009<br />
76.1<br />
3 / 2009<br />
76.6<br />
4 / 2009
Anzahl der laufenden <strong>Kredit</strong>e<br />
Anzahl in Mio.<br />
Abb. 1.8<br />
18<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
Quartal<br />
15,1<br />
1 / 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
15,3<br />
2 / 2008<br />
Im Jahr 2009 wurden im Vergleich zum Vorjahr 10 Prozent mehr Konsumentenkreditver-<br />
träge abgeschlossen (siehe Abb. 1.2). Demgegenüber stehen 7 Prozent mehr <strong>Kredit</strong>aus-<br />
fälle (Abb. 1.7). Zieht man zu dieser Betrachtung noch die jeweiligen <strong>Kredit</strong>bestände hinzu<br />
(Abb. 1.8), dann kann man davon sprechen, dass der Anteil der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e<br />
sich auf relativ stabilem Niveau bewegt.<br />
Auch die Ausfallquoten (siehe Abb. 1.11) zeigen von 2007 bis 2009 ein stabiles Bild.<br />
15,6<br />
3 / 2008<br />
4 / 2008<br />
Bislang lässt sich nicht feststellen, dass in Zeiten der Wirtschaftskrise immer mehr Menschen<br />
ihren <strong>Kredit</strong> nicht zurückzahlen können. Dies bestätigt auch eine repräsentative Befragung<br />
im Auftrag der <strong>SCHUFA</strong> im September 2009: Insgesamt ist die Zahl derer, die sagen, es sei<br />
für sie ein großes Problem, ihren <strong>Kredit</strong> zurückzuzahlen, mit 3 Prozent der <strong>Kredit</strong>nehmer eher<br />
gering. Allerdings sagen 24 Prozent derjenigen, die einen <strong>Kredit</strong> haben, die Rückzahlung<br />
falle ihnen schwerer als noch vor einem Jahr. 7<br />
Die nun folgenden Analysen betrachten unterschiedliche Altersgruppen und beziehen sich<br />
auf einen Zeitraum von drei Jahren.<br />
15,7<br />
7 Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach, vgl. Kapitel 2.<br />
16,4<br />
1 / 2009<br />
16,6<br />
2 / 2009<br />
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
16,7<br />
3 / 2009<br />
16,8<br />
4 / 2009<br />
i<br />
Diese Abbildung<br />
zeigt die Anzahl der<br />
laufenden Raten-<br />
kredite pro Quartal<br />
(in Millionen).<br />
39
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Diese Analyse zeigt die<br />
Anzahl laufender Ratenkredite<br />
über alle Altersgruppen<br />
hinweg und<br />
differenziert nach<br />
Altersgruppen.<br />
40<br />
Verstärkte Inanspruchnahme von <strong>Kredit</strong>en bei der Altersgruppe 45+<br />
Anzahl laufender <strong>Kredit</strong>e pro Altersgruppe<br />
Anzahl<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
Altersgruppe<br />
2007 = 14.907.622<br />
2008 = 15.743.869<br />
2009 = 16.816.058<br />
46.833<br />
51.126<br />
52.141<br />
18-19<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.9<br />
720.915<br />
780.861<br />
810.708<br />
1.426.486<br />
1.488.222<br />
1.535.769<br />
1.577.833<br />
1.650.418<br />
1.737.510<br />
2.001.646<br />
1.970.280<br />
1.965.514<br />
2.361.454<br />
2.431.089<br />
2.518.951<br />
2.145.096<br />
2.329.529<br />
2.543.838<br />
1.646.985<br />
1.785.038<br />
1.989.246<br />
1.204.030<br />
1.306.670<br />
1.445.567<br />
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64<br />
Bis zur Altersgruppe der 40- bis 45-Jährigen steigt die Anzahl der laufenden <strong>Kredit</strong>e an, hier-<br />
nach nimmt sie wieder ab. Auffällig ist, dass im Jahr 2009 insbesondere die Altersgruppen ab<br />
45 Jahren verstärkt <strong>Kredit</strong>e aufgenommen haben. Hier beträgt die Zunahme durchschnittlich<br />
11 Prozent.<br />
Die meisten <strong>Kredit</strong>e (kumuliert) wurden in den Jahren 2007 bis 2009 in der Altersgruppe<br />
der 40- bis 44-Jährigen aufgenommen. Auch die Studie „Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der<br />
Wirtschaftskrise“ kommt zu dem Ergebnis, dass in dieser Altersgruppe der Anteil derer,<br />
die <strong>Kredit</strong>e aufgenommen haben, mit 50 Prozent am höchsten ist. 8<br />
Insgesamt hat die Anzahl der bestehenden <strong>Kredit</strong>e zugenommen: von 15,7 Millionen im<br />
Jahr 2008 auf 16,8 Millionen in 2009.<br />
8 Repräsentativbefragung des Instituts für Demoskopie Allensbach, vgl. Kapitel 2.<br />
688.877<br />
753.571<br />
860.925
Durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung nimmt 2009 ab<br />
Durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung getrennt nach Altersgruppen<br />
10.000 €<br />
8.000 €<br />
6.000 €<br />
4.000 €<br />
2.000 €<br />
Abb. 1.10<br />
0 €<br />
2007 = 8.484 €*<br />
2008 = 8.508 €*<br />
2009 = 8.382 €*<br />
3.302<br />
2.939<br />
2.647<br />
5.206<br />
5.102<br />
5.076<br />
6.784<br />
6.767<br />
6.714<br />
8.241<br />
8.212<br />
7.983<br />
9.189<br />
9.210<br />
8.974<br />
9.539<br />
9.463<br />
9.362<br />
Altersgruppe 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64<br />
* Durchschnittliche aktuelle <strong>Kredit</strong>verp�ichtungen für alle Personen (über 18 Jahre)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
9.441<br />
9.527<br />
9.430<br />
9.385<br />
9.480<br />
9.420<br />
9.206<br />
9.242<br />
9.136<br />
Die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung bezieht sich ausschließlich auf die noch bestehenden<br />
Verpflichtungen (Restschuld) derjenigen Personen im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand, die einen <strong>Kredit</strong><br />
aufgenommen haben. Hypothekarkredite und Leasingverträge sind hierbei nicht einbezogen<br />
worden.<br />
Es ist zu beobachten, dass 2009 die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung pro Kopf im Ver-<br />
gleich zum Vorjahr um 126 Euro abgenommen hat. Das heißt, dass über alle Altersgruppen<br />
hinweg mehr Verbindlichkeiten abgebaut als neue aufgenommen wurden, und das, obwohl<br />
2009 insgesamt mehr <strong>Kredit</strong>e aufgenommen wurden (s. Abb. 1.2). Hierbei muss es sich<br />
daher in erster Linie um mehr kleinere <strong>Kredit</strong>e gehandelt haben.<br />
Auffällig ist an dieser Analyse auch, dass die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung der<br />
8.494<br />
8.624<br />
8.596<br />
18- bis 19-Jährigen in den Jahren 2007 bis 2009 deutlich abgenommen hat (-20 Prozent).<br />
Es sei darauf hingewiesen, dass die hier analysierte <strong>Kredit</strong>verpflichtung Ausdruck der wirtschaftlichen<br />
Aktivität im Sinne eines <strong>Kredit</strong>es ohne Zahlungsstörungen ist. Von ihr kann nicht<br />
auf eine etwaige Überschuldung bzw. Überschuldungsgefahr geschlossen werden.<br />
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Die Abbildung zeigt<br />
die Entwicklung der<br />
durchschnittlichen<br />
Restschuld aus Raten-<br />
krediten.<br />
41
TRENDS BEI DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Diese Abbildung zeigt<br />
den Anteil der Raten-<br />
kredite, die offen sind<br />
und nach Mahnungs-<br />
eingang nicht bestritten<br />
und nicht bezahlt<br />
wurden.<br />
42<br />
Von 100 <strong>Kredit</strong>en fallen im bundesweiten Durchschnitt weniger als 3 aus<br />
Anteil der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e an allen <strong>Kredit</strong>en nach Altersgruppe<br />
Prozent<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
Altersgruppe<br />
2007 = 2,3%*<br />
2008 = 2,5%*<br />
2009 = 2,4%*<br />
2,7<br />
3,0<br />
3,2<br />
18-19<br />
2,8<br />
2,8<br />
3,0<br />
3,2<br />
3,2<br />
3,1<br />
Die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>ausfallquote war in den letzten drei Jahren auf konstant stabilem<br />
Niveau und liegt im Jahr 2009 bei 2,4 Prozent. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass<br />
97,6 Prozent aller <strong>Kredit</strong>e im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand vertragsgemäß und ohne Zahlungsausfälle<br />
bedient wurden.<br />
Von allen Altersgruppen ist die Ausfallquote bei den 18- bis 19-Jährigen mit 3,2 Prozent im<br />
Jahr 2009 am höchsten. In dieser Altersgruppe ist auch der Anstieg der Ausfallquote mit<br />
0,5 Prozentpunkten von 2007 bis 2009 am größten. Ist auch die durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung<br />
der 18- bis 19-Jährigen über die Jahre 2007 bis 2009 deutlich gesunken, wie<br />
Abb. 1.10 zeigt, so sind die Ausfallraten doch signifikant gestiegen.<br />
In anderen Altersgruppen sind die Ausfallquoten insbesondere im Jahresvergleich<br />
2008 zu 2009 deutlich stabiler.<br />
3,0<br />
3,1<br />
3,1<br />
2,6<br />
2,7<br />
2,7<br />
2,3<br />
2,4<br />
2,3<br />
2,0<br />
2,1<br />
2,1<br />
1,8<br />
1,9<br />
1,9<br />
1,7<br />
1,9<br />
1,9<br />
1,4<br />
1,7<br />
1,7<br />
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64<br />
* Prozentualer Anteil der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e an allen <strong>Kredit</strong>en für alle Personen (über 18 Jahre)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.11
1.2 Entwicklung von Zahlungsstörungen<br />
Zu über 90 Prozent der Personen hat die <strong>SCHUFA</strong> nur positive<br />
Informationen gespeichert<br />
Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Prozent<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Altersgruppe<br />
2007 = 8,0%*<br />
2008 = 8,3%*<br />
2009 = 8,5%*<br />
1,9<br />
1,8<br />
1,6<br />
18-19<br />
10,3<br />
10,5<br />
10,2<br />
20-24<br />
13,9<br />
14,4<br />
14,5<br />
25-29<br />
13,6<br />
14,4<br />
15,0<br />
30-34<br />
11,8<br />
11,6<br />
11,5<br />
Über alle Altersgruppen hinweg ist der Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal<br />
in den Jahren 2007 bis 2009 um 0,5 Prozentpunkte gestiegen.<br />
Es ist darauf hinzuweisen, dass zu über 90 Prozent aller Personen, zu denen die <strong>SCHUFA</strong><br />
Daten gespeichert hat (2009 rund 66 Millionen Personen), ausschließlich so genannte Positivinformationen<br />
bekannt sind. Hierzu zählen z. B. Informationen zu <strong>Kredit</strong>- oder Leasingverträgen<br />
mit Betrag und Laufzeit, Daten zur Eröffnung eines Girokontos, zur Ausgabe einer<br />
<strong>Kredit</strong>karte oder zu Mobilfunkverträgen mit Laufzeit.<br />
Negativmerkmale sind Informationen zu von Verträgen abweichendem Verhalten wie z. B.<br />
Forderungen, die fällig, angemahnt und nicht bestritten sind, Forderungen nach gerichtlicher<br />
Entscheidung sowie Informationen zum Missbrauch eines Giro- oder <strong>Kredit</strong>kartenkontos<br />
nach Nutzungsverbot (weiche Negativmerkmale). Ferner zählen zu Negativmerkmalen Informationen<br />
aus öffentlichen Bekanntmachungen wie eine Eidesstattliche Versicherung, ein<br />
Haftbefehl zur Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung oder Informationen zu einem<br />
Verbraucherinsolvenzverfahren (harte Negativmerkmale).<br />
35-39<br />
10,6<br />
10,7<br />
10,8<br />
40-44<br />
10,0<br />
10,6<br />
11,1<br />
45-49<br />
8,7<br />
9,1<br />
9,8<br />
50-54<br />
* Prozentualer Anteil der Personen mit mind. einem Negativmerkmal an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.12<br />
ENTWICKLUNG VON ZAHLUNGSSTÖRUNGEN<br />
7,2<br />
7,6<br />
8,0<br />
55-59<br />
5,5<br />
5,9<br />
6,5<br />
60-64<br />
i<br />
Negativmerkmale sind<br />
Informationen zu nicht<br />
vertragsgemäßem Verhalten<br />
und Informationen<br />
aus öffentlichen Bekanntmachungen<br />
(z. B. Verzeichnisse<br />
der Amtsgerichte).<br />
43
ENTWICKLUNG VON ZAHLUNGSSTÖRUNGEN<br />
i<br />
Weiche Negativmerk-<br />
male sind Informationen<br />
zu nicht vertragsgemäßem<br />
Verhalten von z. B.<br />
Banken, Leasinggesellschaften,<br />
Handel, Versandhandel<br />
oder Telekommunikationsunternehmen.<br />
44<br />
Der Anteil der Personen mit Zahlungsausfällen<br />
(weichen Negativmerkmalen) nimmt leicht zu<br />
Prozentualer Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Prozent<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Altersgruppe<br />
Abb. 1.13<br />
2007 = 3,9%*<br />
2008 = 4,0%*<br />
2009 = 4,2%*<br />
1,4<br />
1,3<br />
1,1<br />
18-19<br />
Der Anteil der Personen mit sogenannten weichen Negativmerkmalen ist in den Jahren<br />
2007 bis 2009 um 0,3 Prozentpunkte gestiegen. Am stärksten war der Anstieg in der<br />
Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen (+0,8 Prozentpunkte).<br />
Bei den Jüngeren (18 bis 19 Jahre) ist der Anteil entgegen dem allgemeinen Trend rück-<br />
läufig. Das mag Fragen aufwerfen, wenn man Abb. 1.11 betrachtet, die ja einen Anstieg<br />
der ausgefallenen Ratenkredite in dieser Altersgruppe zeigt. Hierbei gilt es aber zu be-<br />
denken, dass Negativmerkmale nicht ausschließlich aus der Bankenbranche gemeldet<br />
werden. Frühere Auswertungen der <strong>SCHUFA</strong> zeigen, dass die meisten ersten Negativ-<br />
merkmale für diese Altersgruppe aus der Telekommunikationsbranche stammen. 9<br />
Der Rückgang an weichen Negativmerkmalen könnte beispielsweise damit zusammen-<br />
hängen, dass immer mehr junge Erwachsene Prepaid-Handys nutzen. War der Anteil<br />
von Prepaidkarten früher ausgeglichen, so liegt er nach Bitkom-Schätzungen 2009 bei<br />
45 zu 55 Prozent. 10<br />
6,3<br />
6,5<br />
6,3<br />
7,6<br />
8,0<br />
8,0<br />
6,9<br />
7,4<br />
7,7<br />
5,5<br />
5,5<br />
5,5<br />
4,6<br />
4,7<br />
4,8<br />
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64<br />
9 <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> 2008; erstmalige Zahlungsausfälle nach Branchen, S. 50.<br />
10 Welt online: Mobil telefonieren ohne Vertrag so günstig wie nie; 25.05.2009.<br />
4,2<br />
4,5<br />
4,8<br />
3,7<br />
3,9<br />
4,2<br />
* Prozentualer Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
3,0<br />
3,2<br />
3,4<br />
2,4<br />
2,6<br />
2,8
Der Anteil der jungen Erwachsenen mit harten<br />
Negativmerkmalen stagniert<br />
Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem harten Negativmerkmal<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Prozent<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Altersgruppe<br />
Abb. 1.14<br />
2007 = 4,1%*<br />
2008 = 4,2%*<br />
2009 = 4,4%*<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,5<br />
18-19<br />
4,0<br />
4,0<br />
4,0<br />
6,3<br />
6,4<br />
6,5<br />
6,8<br />
7,0<br />
7,3<br />
6,3<br />
6,1<br />
6,0<br />
6,0<br />
6,0<br />
6,0<br />
5,8<br />
6,1<br />
6,3<br />
5,0<br />
5,3<br />
5,6<br />
4,2<br />
4,4<br />
4,6<br />
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64<br />
* Prozentualer Anteil der Personen mit mind. einem harten Negativmerkmal an allen Personen<br />
(über 18 Jahre)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Auch der Anteil der Personen mit mindestens einem harten Negativmerkmal ist in den<br />
3,1<br />
3,4<br />
3,7<br />
Jahren 2007 bis 2009 gestiegen (2007: 4,1 %, 2009: 4,4 %). Am stärksten war der Anstieg<br />
für diesen Zeitraum in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen (+ 0,6 Prozentpunkte). Den<br />
größten Anteil harter Negativmerkmale hatte 2009 mit 7,3 Prozent die Gruppe der 30- bis<br />
34-Jährigen. Auch hier lag der Anstieg mit 0,5 Prozentpunkten von 2007 bis 2009 über dem<br />
durchschnittlichen Anstieg von 0,3 Prozentpunkten.<br />
Werfen wir einen Blick auf die jungen Erwachsenen (die 18- bis 24-Jährigen), so lässt sich ein<br />
gegenläufiger Trend feststellen, denn hier stagnieren die Anteile der harten Negativinformationen<br />
in den Jahren 2007 bis 2009. Wird in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung<br />
der Verbraucherinsolvenzstatistik betrachtet, so zeigt sich, dass die Verbraucherinsolvenzen<br />
von 2007 bis 2008 zunächst um rund 7 Prozent zurückgegangen sind. Allerdings war für<br />
2009 wieder ein Anstieg um rund 3 Prozent zu verzeichnen. 11<br />
Die folgenden Grafiken weisen den Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal<br />
(harte, weiche) nach Bundesländern und nach Landkreisen bzw. kreisfreien Städten aus.<br />
11 Statistisches Bundesamt; Vergleichszahlen jeweils bis Dezember eines Jahres, da zum Zeitpunkt der Drucklegung<br />
die Dezemberwerte für das Jahr 2009 noch nicht vorlagen.<br />
ENTWICKLUNG VON ZAHLUNGSSTÖRUNGEN<br />
i<br />
Harte Negativinforma-<br />
tionen sind Informationen<br />
aus öffentlichen Verzeichnissen,<br />
wie z. B. Informationen<br />
zur Abgabe einer<br />
Eidestattlichen Versicherung<br />
oder zu einem<br />
Verbraucherinsolvenzverfahren.<br />
45
ENTWICKLUNG VON ZAHLUNGSSTÖRUNGEN<br />
i<br />
Die Abbildung zeigt<br />
im Bundeslandvergleich,<br />
wie hoch der Anteil der<br />
Personen mit mindestens<br />
einem Negativmerkmal ist.<br />
46<br />
Berliner haben im bundesweiten Vergleich die größten<br />
Zahlungsschwierigkeiten<br />
Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal an allen Personen<br />
(über 18 Jahre) in dem jeweiligen Bundesland<br />
Bayern<br />
Baden-Württemberg<br />
Sachsen<br />
Thüringen<br />
Hessen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Niedersachsen<br />
Brandenburg<br />
Schleswig-Holstein<br />
Saarland<br />
Hamburg<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Bremen<br />
Berlin<br />
2009<br />
Prozent<br />
* Prozentualer Anteil der Personen (über 18 Jahre) mit mind. einem<br />
Negativmerkmal für Deutschland (gesamt)<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.15<br />
12,1<br />
0 2 4 6 8 10 12 14<br />
In Berlin ist der Anteil der Personen mit Zahlungsschwierigkeiten nahezu doppelt so hoch<br />
wie in Bayern. Den zweithöchsten Anteil hat der Stadtstaat Bremen. Beide, Berlin und<br />
Bremen, liegen deutlich hinter dem Land mit dem dritthöchsten Anteil (Nordrhein-Westfalen).<br />
6,4<br />
6,7<br />
7,4<br />
7,9<br />
8,3<br />
8,5<br />
8,7<br />
8,8<br />
9,0<br />
9,3<br />
9,4<br />
9,5<br />
9,8<br />
9,8<br />
Gesamt = 8,5*<br />
11,6
Im Süden Deutschlands haben weniger Menschen<br />
Zahlungsschwierigkeiten<br />
Prozentanteil der Personen mit mind. einem Negativmerkmal an allen Personen<br />
(über 18 Jahre) in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.1<br />
ENTWICKLUNG VON ZAHLUNGSSTÖRUNGEN<br />
i<br />
Je dunkler der Landkreis,<br />
desto höher der Anteil<br />
der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten.<br />
47
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
48<br />
1.3 Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Das <strong>SCHUFA</strong>-Riskomodell<br />
Das von der <strong>SCHUFA</strong> erstmals für den <strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> 2004 entwickelte Risikomodell<br />
teilt die Stufen der Verschuldung in vier unterschiedliche Risikobereiche ein. Basierend auf<br />
einem Indikatorenmodell sind beispielsweise Analysen über den Verlauf einer Überschuldung<br />
möglich.<br />
Folgende Merkmale fließen in die Risikostufen ein:<br />
• Kein negatives Merkmal und ohne jegliche aktuelle <strong>Kredit</strong>verpflichtung<br />
• Kein negatives Merkmal und mit aktueller <strong>Kredit</strong>verpflichtung und <strong>SCHUFA</strong>-Risikoquote<br />
nach Score < 10 Prozent<br />
• Nur noch erledigte Negativmerkmale<br />
• Kein negatives Merkmal und mit aktueller <strong>Kredit</strong>verpflichtung und <strong>SCHUFA</strong>-Risikoquote<br />
nach Score >/= 10 Prozent<br />
• Ein aktuelles Negativmerkmal nur von Nichtbanken<br />
• Mehr als ein aktuelles Negativmerkmal von Nichtbanken<br />
Bei den sogenannten Nichtbanken handelt es sich um folgende Branchen:<br />
Handel, Versandhandel, Internethandel, Telekommunikation etc.<br />
• Offenes Negativmerkmal von einer Bank jünger als 1 Jahr<br />
• Offenes Negativmerkmal von einer Bank jünger als 1 Jahr und von Nichtbanken<br />
• Offene Negativmerkmale von mindestens einer Bank jünger als 1 Jahr<br />
• Negativmerkmal-Historie bei mindestens einer Bank von 1 bis 3 Jahren<br />
Offene Negativmerkmale sind Zahlungsausfälle, d. h. offene, ausreichend gemahnte<br />
und unbestrittene Forderungen, die noch nicht durch Zahlungen erledigt wurden.<br />
• Merkmal Eidesstattliche Versicherung (EV) oder Haftbefehl zur Abgabe einer EV<br />
• Merkmal der Privatinsolvenz<br />
• Personen mit Suchauftrag<br />
Suchauftrag bedeutet: Ein Vertragspartner der <strong>SCHUFA</strong> besitzt eine offene, ausreichend ge-<br />
mahnte und unbestrittene Forderung gegenüber einem Kunden, der unbekannt verzogen ist.
Personen in Risikostufen<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Tab. 1.1<br />
Warnstufe<br />
Grün<br />
Gelb<br />
Orange<br />
Rot<br />
Gesamt<br />
Anzahl<br />
59.213.267<br />
2.533.228<br />
999.550<br />
3.328.626<br />
66.074.671<br />
Zu rund 90 Prozent der Personen, zu denen die <strong>SCHUFA</strong> 2009 Daten gespeichert hat (2009:<br />
66 Millionen insgesamt), liegen keine Hinweise auf Zahlungsprobleme vor und die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass welche eintreten, liegt unter 10 Prozent.<br />
Rund 4 Prozent haben bereits erste Zahlungsschwierigkeiten in Branchen wie z. B. Versand-<br />
handel, E-Commerce oder Telekommunikation oder die statistische Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Probleme bei der Rückzahlung auftreten könnten, liegt bei über 10 Prozent.<br />
1,5 Prozent der Personen im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand haben offene Verbindlichkeiten<br />
gegenüber einer Bank, die angemahnt und unbestritten sind.<br />
Anteil in % (2009) Anteil in % (2008)<br />
89,60<br />
3,80<br />
1,50<br />
5,00<br />
100,00<br />
89,60<br />
3,70<br />
1,60<br />
5,10<br />
100,00<br />
Bei 5 Prozent zeichnet sich eine kritische finanzielle Lage ab. Hinweise hierauf sind z. B.<br />
die Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung oder Informationen zu einem Verbraucherinsolvenzverfahren.<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Das Risikomodell zeigt<br />
die Stufen der Verschuldung<br />
in vier unterschiedlichen<br />
Risikobereichen.<br />
49
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Die Abbildung zeigt,<br />
ob sich finanzielle<br />
Situationen der Personen<br />
im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand<br />
über einen Zeitraum<br />
von 5 Jahren verfestigen<br />
oder verändern.<br />
50<br />
Eine von zwei Personen sieht sich auch 5 Jahre später mit einer<br />
kritischen finanziellen Lage konfrontiert<br />
Änderung der Risikostufen aller Personen im Gesamtbestand von 2004 bis 2009<br />
Prozent<br />
Grün<br />
Gelb<br />
Orange<br />
Rot<br />
2004 2009 2004 2009 2004 2009 2004<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
100<br />
95,3<br />
2,1<br />
0,8<br />
1,7<br />
Grün<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1.16<br />
100<br />
53,8<br />
21,8<br />
7,2<br />
Orange<br />
Zur Beurteilung der privaten Ver- und Überschuldungssituation ist von zentraler Bedeutung,<br />
ob sich die kritischen finanziellen Situationen eher verfestigen, oder ob es auch Wege aus der<br />
Überschuldung bzw. aus der Überschuldungsgefahr gibt. In Abbildung 1.16 und 1.17 wird<br />
über einen Zeitraum von fünf Jahren die Mobilität zwischen den einzelnen Risikostufen untersucht.<br />
Hierbei wird zwischen allen volljährigen Personen und der Gruppe junger Erwachsener<br />
im Alter zwischen 18 und 24 Jahren unterschieden.<br />
Die Untersuchung aller im Datenbestand registrierten Volljährigen zeigt, dass von den Personen,<br />
die 2004 im grünen Sektor waren, sich auch fünf Jahre später noch 95,3 Prozent<br />
im gleichen Bereich befanden. Nur ein geringer Anteil (1,7 %) wechselte in den als kritisch<br />
einzustufenden roten Sektor. Gleichzeitig ist festzustellen, dass mehr als die Hälfte (55,4 %)<br />
der Personen, die sich 2004 im roten Bereich befanden, nach wie vor bzw. wieder im roten<br />
Bereich sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass rund ein Viertel der Personen<br />
den Schritt in den grünen Bereich geschafft hat.<br />
17,1<br />
Gelb<br />
100<br />
33,6<br />
16,2<br />
24,6<br />
25,5<br />
100<br />
2009<br />
24,6<br />
12,4<br />
7,6<br />
55,4<br />
Rot
Die Gefahr einer kritischen Verschuldung ist bei<br />
jungen Erwachsenen höher<br />
Änderung der Risikostufen junger Erwachsener im Gesamtbestand von 2004 bis 2009<br />
Prozent<br />
Grün<br />
Gelb<br />
Orange<br />
Rot<br />
2004 2009 2004 2009 2004 2009 2004<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Grün<br />
Gelb<br />
* Der größte Teil dieser Personen ist im Jahre 2009 nicht mehr in der Gruppe der<br />
18-24-Jährigen<br />
Abb. 1.17<br />
100<br />
88,6<br />
7,0<br />
1,4<br />
3,1<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
100<br />
52,7<br />
24,8<br />
5,2<br />
Orange<br />
Der überwiegende Teil der jungen Erwachsenen (88,6 %), die 2004 bei der <strong>SCHUFA</strong> keine<br />
Negativmerkmale hatten und sich somit in der Risikostufe Grün befanden, haben auch<br />
fünf Jahre später keine Informationen zu nicht vertragsgemäßem Verhalten. Dennoch haben<br />
mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen, die sich 2004 in der Stufe Rot befanden,<br />
diese kritische Lage bis 2009 nicht verlassen. Darüber hinaus ist zu sehen, dass die jungen<br />
Erwachsenen von der Stufe Orange schneller in die kritische Risikostufe Rot gelangen als<br />
die älteren Altersgruppen.<br />
17,4<br />
100<br />
26,7<br />
26,3<br />
14,1<br />
33,0<br />
100<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
19,1<br />
2009<br />
21,8<br />
5,4<br />
53,7<br />
Rot<br />
i<br />
Die Abbildung zeigt,<br />
ob sich finanzielle<br />
Situationen der jungen<br />
Erwachsenen (18 – 24<br />
Jahre) im <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand<br />
über einen<br />
Zeitraum von 5 Jahren<br />
verfestigen oder verändern.<br />
51
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Je dunkler der Landkreis,<br />
desto mehr Menschen<br />
befinden sich in der Risikostufe<br />
grün, es liegen also<br />
keine Hinweise auf Zahlungsschwierigkeiten<br />
vor.<br />
52<br />
Risikostufe Grün<br />
Anteil der Personen aus dem Bereich Grün an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.2
Risikostufe Gelb<br />
Anteil der Personen aus dem Bereich Gelb an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.3<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Risikostufe Gelb zeigt, wo<br />
Zahlungsschwierigkeiten<br />
in Branchen wie unter<br />
anderem Versandhandel,<br />
E-Commerce oder Telekommunikation<br />
bestehen<br />
oder aber die statistische<br />
Wahrscheinlichkeit, dass<br />
Probleme bei der Rückzahlung<br />
auftreten könnten,<br />
liegt bei über 10 Prozent.<br />
Je dunkler der Landkreis,<br />
desto höher der Anteil der<br />
Personen in Risikostufe<br />
Gelb.<br />
53
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Risikostufe Orange zeigt,<br />
wo offene Verbindlichkeiten<br />
gegenüber Banken<br />
bestehen, die angemahnt<br />
und unbestritten sind.<br />
Je dunkler der Landkreis,<br />
desto höher der Anteil<br />
der Personen in Risikostufe<br />
Orange.<br />
54<br />
Risikostufe Orange<br />
Anteil der Personen aus dem Bereich Orange an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.4
Risikostufe Rot<br />
Anteil der Personen aus dem Bereich Rot an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.5<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
In Risikostufe Rot zeichnet<br />
sich eine kritische finanzielle<br />
Lage ab. Hinweise<br />
hierauf sind z. B. die Abgabe<br />
einer Eidesstattlichen<br />
Versicherung oder Informationen<br />
zu einem<br />
Verbraucherinsolvenzverfahren.<br />
Je dunkler der<br />
Landkreis, desto höher<br />
der Anteil der Personen<br />
in Risikostufe Rot.<br />
55
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
56<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Privatverschuldungsindex (PVI)<br />
Der von der <strong>SCHUFA</strong> 2006 entwickelte Privatverschuldungsindex (PVI) ist ein Instrument,<br />
das nicht nur die historische Entwicklung der kritischen Anzeichen privater Verschuldung<br />
analysiert, sondern darüber hinaus die künftige, mittelfristige Entwicklung prognostiziert.<br />
Die Prognosen des PVI sind einzigartig in der Überschuldungsforschung, da aus einer Fülle<br />
von Einzelindikatoren die Lage der privaten Ver- und Überschuldung in Deutschland in<br />
einem einzigen Indexwert für Gesamtdeutschland, die 16 Bundesländer sowie die derzeit<br />
413 Kreise und kreisfreien Städte ausgedrückt wird.<br />
Der PVI zeigt, inwiefern die Überschuldungsgefahr ab- oder zugenommen hat, und wie stark<br />
in welchen geographischen Regionen die kritischen Anzeichen der privaten Verschuldung<br />
ausgeprägt sind. Um die sehr unterschiedliche regionale Entwicklung der privaten Verschuldung<br />
darzustellen, werden Analysen auf Bundes- und Kreisebene vorgestellt.<br />
Abhängig von der Höhe des Indexwertes befindet sich ein Bundesland bzw. ein Kreis in der<br />
grünen, gelben, orangefarbenen oder roten Stufe. In den Regionen mit dem niedrigsten<br />
Indexwert sind die kritischen Anzeichen einer Privatverschuldung am schwächsten ausgeprägt.<br />
Durch die Ganzjahresprognose hat sich der PVI in Deutschland als ein wichtiges Barometer<br />
der kritischen Anzeichen privater Verschuldung entwickelt. Dies erhöht die Transparenz<br />
hinsichtlich der Überschuldungslage bzw. Überschuldungsgefahr von Privatpersonen in<br />
Deutschland. So kann der PVI angesichts der derzeit angespannten <strong>Kredit</strong>märkte als ein<br />
für die deutsche Volkswirtschaft wichtiges Frühwarnsystem genutzt werden.
Konstruktion des PVI<br />
Um die verschiedenen Abstufungen der privaten Überschuldungsgefahr darzustellen, berücksichtigt<br />
der PVI ein Bündel von messbaren Anzeichen der privaten Ver- und Überschuldung.<br />
Die Datengrundlage besteht aus den kreditrelevanten Informationen der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
von rund 66 Millionen volljährigen Privatpersonen in Deutschland.<br />
Zur Erstellung des PVI wird eine Kombination aus negativen kreditrelevanten Informationen<br />
für die jeweilige Wohnbevölkerung individuell betrachtet, gewichtet und ein Gesamtwert<br />
berechnet. Zur Berechnung des PVI dienen die sogenannten weichen und harten Negativmerkmale.<br />
Diese weichen und harten Negativmerkmale sind je nach Ausprägung in die drei<br />
Stufen Gelb, Orange und Rot des Risikomodells eingeteilt. Bei den weichen Negativmerkmalen<br />
(gelbe und orangefarbene Stufe) handelt es sich um Zahlungsausfälle bei Nichtbanken<br />
und Banken. Die rote Stufe enthält harte Negativmerkmale wie Informationen über die<br />
Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung oder über eine Privatinsolvenz. Weil die Stufe<br />
Grün des Risikomodells keine Negativmerkmale aufweist, geht die grüne Stufe auch nicht in<br />
die Berechnung des Index ein.<br />
Die Indexwerte für die Bundesländer und Kreise werden – unterteilt in die vier Stufen Grün,<br />
Gelb, Orange und Rot – anhand einer Clusteranalyse dargestellt. Es ist darauf hinzuweisen,<br />
dass die Farbeinteilung des PVI nicht mit der Zuordnung der Risikostufen aus dem Risikomodell<br />
verwechselt werden darf.<br />
Die Stufen des PVI<br />
Die PVI-Werte werden in vier Ausprägungsstufen eingeteilt. Danach können die kritischen<br />
Anzeichen einer Verschuldungsgefahr<br />
• gering<br />
• mäßig<br />
• stark<br />
• sehr stark<br />
ausgeprägt sein.<br />
Die Zuordnung der einzelnen Bundesländer und Kreise zu den jeweiligen Sektoren<br />
erfolgt nach den jeweiligen individuellen PVI-Werten dieser Regionen.<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
57
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Der Privatverschuldungsindex<br />
(PVI) beschreibt die<br />
Ausprägung kritischer<br />
Anzeichen einer Verschuldung.<br />
58<br />
PVI-Auswertung auf Bundeslandebene<br />
Kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungs-<br />
index (PVI), 2009, Bundesländer<br />
Karte 1.6<br />
Wie in den vergangenen Jahren ist auch bei den aktuellen Auswertungen auf Bundeslandebene<br />
tendenziell ein Nord-Süd-Gefälle zu beobachten, wobei die Ausprägungen des PVI<br />
innerhalb der einzelnen Bundesländer sehr unterschiedlich sind.
Privatverschuldungsindex (PVI) der Bundesländer (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Tab. 1.2<br />
Bundesland PVI<br />
2009<br />
Baden-Württemberg •<br />
Bayern<br />
•<br />
Hessen<br />
•<br />
Sachsen<br />
•<br />
Hamburg<br />
•<br />
Rheinland-Pfalz<br />
•<br />
Thüringen<br />
•<br />
Brandenburg<br />
•<br />
Schleswig-Holstein •<br />
Saarland<br />
•<br />
Niedersachsen<br />
•<br />
Nordrhein-Westfalen •<br />
Mecklenburg-Vorpommern •<br />
Sachsen-Anhalt<br />
•<br />
Bremen<br />
•<br />
Berlin<br />
•<br />
DEUTSCHLAND<br />
832<br />
858<br />
988<br />
1000<br />
1027<br />
1039<br />
1097<br />
1129<br />
1156<br />
1165<br />
1171<br />
1185<br />
1261<br />
1265<br />
1291<br />
1469<br />
1173<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
0,73<br />
-012<br />
0,41<br />
-1,67<br />
-1,63<br />
0,39<br />
2,62<br />
0,44<br />
-0,09<br />
-0,77<br />
0,43<br />
0,85<br />
-0,47<br />
-0,55<br />
0,23<br />
-0,81<br />
-0,85<br />
Platz<br />
2008<br />
Insgesamt weist im Jahresvergleich 2008/2009 die Hälfte der Bundesländer einen leichten<br />
Rückgang des Indexwertes auf und damit eine Verringerung der kritischen Anzeichen der<br />
privaten Ver- und Überschuldung.<br />
Die Steigerungsraten fallen sehr unterschiedlich aus. Das Land Thüringen hat im Länder-<br />
vergleich die höchste Zuwachsrate, Sachsen hat den stärksten Rückgang bei den kritischen<br />
Anzeichen, insgesamt sind die Anzeichen einer Veränderung von 2008 nach 2009 aber<br />
dennoch mäßig ausgeprägt. Hamburg und Rheinland-Pfalz haben im Vergleich zum Vorjahr<br />
die Plätze getauscht, gleiches gilt für das Saarland und Niedersachsen.<br />
Die Prognose für <strong>2010</strong> zeigt bei nur einem Bundesland (Hamburg) eine minimale und<br />
damit zu vernachlässigende Verbesserung des PVI-Wertes (Abnahme um 0,1 Prozent). Bei<br />
allen anderen Bundesländern verstärken sich die Anzeichen einer kritischen Verschuldung.<br />
Am höchsten fallen die Zuwachsraten für die Bundesländer Brandenburg (+3,28 %) und<br />
Thüringen (+3,01 %) aus.<br />
Auf der Ebene von Gesamtdeutschland hat sich der PVI von 2008 zu 2009 leicht verbessert,<br />
für <strong>2010</strong> ist aber eine Zunahme von 29 Punkten (+2,47 %) prognostiziert.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
6<br />
5<br />
7<br />
8<br />
9<br />
11<br />
10<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
PVI<br />
2008<br />
826<br />
859<br />
984<br />
1017<br />
1044<br />
1035<br />
1069<br />
1124<br />
1157<br />
1174<br />
1166<br />
1175<br />
1267<br />
1272<br />
1288<br />
1481<br />
1183<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
10<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
840<br />
861<br />
1004<br />
1017<br />
1026<br />
1045<br />
1130<br />
1166<br />
1175<br />
1196<br />
1196<br />
1212<br />
1281<br />
1299<br />
1311<br />
1471<br />
1202<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
0,96<br />
0,35<br />
1,62<br />
1,70<br />
-0,10<br />
0,58<br />
3,01<br />
3,28<br />
1,64<br />
2,66<br />
2,13<br />
2,28<br />
1,59<br />
2,69<br />
1,55<br />
0,14<br />
2,47<br />
i<br />
Je geringer der Indexwert,<br />
desto geringer die<br />
Anzeichen einer Überschuldungsgfahr.<br />
59
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
i<br />
Der Privatverschuldungsindex<br />
(PVI) beschreibt<br />
die Ausprägung kritischer<br />
Anzeichen einer Verschuldung.<br />
60<br />
PVI-Auswertung nach Kreisen und kreisfreien Städten<br />
Kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungs-<br />
index (PVI), Kreise<br />
Karte 1.7<br />
Auf der Ebene der Kreise spiegelt sich das Nord-Süd-Gefälle wider. Im Süden Deutschlands<br />
sind die Anzeichen einer kritischen Verschuldung deutlich geringer.
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
17<br />
19<br />
20<br />
20<br />
22<br />
22<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
29<br />
31<br />
32<br />
32<br />
34<br />
35<br />
36<br />
36<br />
38<br />
39<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
München, Landkreis<br />
•<br />
Erlangen-Höchstadt, Landkreis •<br />
Starnberg, Landkreis<br />
•<br />
Eichstätt, Landkreis<br />
•<br />
Ebersberg, Landkreis<br />
•<br />
Tübingen, Landkreis<br />
•<br />
Heidelberg, Stadtkreis<br />
•<br />
Main-Taunus-Kreis<br />
•<br />
Hochtaunuskreis<br />
•<br />
Fürstenfeldbruck, Landkreis<br />
•<br />
Rosenheim, Landkreis<br />
•<br />
Jena, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Unterallgäu, Landkreis<br />
•<br />
Biberach, Landkreis<br />
•<br />
Fürth, Landkreis<br />
•<br />
Aichach-Friedberg, Landkreis •<br />
Dachau, Landkreis<br />
•<br />
Ravensburg, Landkreis<br />
•<br />
Roth, Landkreis<br />
•<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
•<br />
Bodenseekreis<br />
•<br />
Esslingen, Landkreis<br />
•<br />
Hohenlohekreis<br />
•<br />
Trier-Saarburg, Landkreis<br />
•<br />
Schweinfurt, Landkreis<br />
•<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
•<br />
Böblingen, Landkreis<br />
•<br />
Rheingau-Taunus-Kreis<br />
•<br />
Erlangen, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Reutlingen, Landkreis<br />
•<br />
Augsburg, Landkreis<br />
•<br />
Traunstein, Landkreis<br />
•<br />
Würzburg, Landkreis<br />
•<br />
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Lk. •<br />
Amberg-Sulzbach, Landkreis •<br />
Heilbronn, Landkreis<br />
•<br />
Regensburg, Landkreis<br />
•<br />
Landsberg am Lech, Landkreis •<br />
Freising, Landkreis<br />
•<br />
530<br />
547<br />
560<br />
565<br />
585<br />
594<br />
612<br />
617<br />
643<br />
650<br />
651<br />
654<br />
656<br />
662<br />
664<br />
666<br />
672<br />
672<br />
673<br />
674<br />
674<br />
682<br />
682<br />
683<br />
687<br />
693<br />
696<br />
698<br />
710<br />
710<br />
712<br />
717<br />
717<br />
718<br />
721<br />
727<br />
727<br />
738<br />
741<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
0,19<br />
-6,01<br />
0,18<br />
2,54<br />
3,91<br />
0,34<br />
2,34<br />
0,00<br />
-0,16<br />
0,00<br />
-2,11<br />
3,15<br />
-18,20<br />
-0,60<br />
-0,45<br />
-2,77<br />
1,51<br />
-0,15<br />
1,97<br />
-0,44<br />
-1,17<br />
0,89<br />
-9,79<br />
0,15<br />
0,59<br />
1,61<br />
4,19<br />
0,58<br />
-1,80<br />
0,85<br />
-0,70<br />
-0,69<br />
-1,38<br />
-12,65<br />
-3,09<br />
0,97<br />
-1,09<br />
-2,89<br />
1,37<br />
Platz<br />
2008<br />
1<br />
5<br />
3<br />
2<br />
4<br />
6<br />
7<br />
8<br />
10<br />
11<br />
14<br />
9<br />
63<br />
15<br />
16<br />
25<br />
13<br />
18<br />
12<br />
20<br />
21<br />
19<br />
42<br />
21<br />
24<br />
21<br />
17<br />
26<br />
31<br />
27<br />
28<br />
30<br />
32<br />
72<br />
37<br />
29<br />
35<br />
44<br />
33<br />
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
PVI<br />
2008<br />
529<br />
582<br />
559<br />
551<br />
563<br />
592<br />
598<br />
617<br />
644<br />
650<br />
665<br />
634<br />
802<br />
666<br />
667<br />
685<br />
662<br />
673<br />
660<br />
677<br />
682<br />
676<br />
756<br />
682<br />
683<br />
682<br />
668<br />
694<br />
723<br />
704<br />
717<br />
722<br />
727<br />
822<br />
744<br />
720<br />
735<br />
760<br />
731<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
4<br />
3<br />
5<br />
6<br />
9<br />
8<br />
11<br />
13<br />
16<br />
15<br />
12<br />
22<br />
24<br />
17<br />
18<br />
14<br />
25<br />
19<br />
28<br />
21<br />
20<br />
27<br />
23<br />
26<br />
29<br />
35<br />
38<br />
34<br />
31<br />
36<br />
43<br />
31<br />
46<br />
7<br />
30<br />
41<br />
40<br />
43<br />
49<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
529<br />
527<br />
561<br />
578<br />
609<br />
595<br />
623<br />
631<br />
657<br />
646<br />
628<br />
676<br />
678<br />
659<br />
660<br />
644<br />
681<br />
668<br />
686<br />
674<br />
669<br />
683<br />
677<br />
682<br />
689<br />
706<br />
725<br />
702<br />
701<br />
715<br />
741<br />
701<br />
746<br />
586<br />
694<br />
733<br />
730<br />
741<br />
750<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
-0,19<br />
-3,66<br />
0,18<br />
2,30<br />
4,10<br />
0,17<br />
1,80<br />
2,27<br />
2,18<br />
-0,62<br />
-3,53<br />
3,36<br />
3,35<br />
-0,45<br />
-0,60<br />
-3,30<br />
1,34<br />
-0,60<br />
1,93<br />
0,00<br />
-0,74<br />
0,15<br />
-0,73<br />
-0,15<br />
0,29<br />
1,88<br />
4,17<br />
0,57<br />
-1,27<br />
0,70<br />
4,07<br />
-2,23<br />
4,04<br />
-18.38<br />
-3,74<br />
0,83<br />
0,41<br />
0,41<br />
1,21<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
61
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
62<br />
Platz<br />
2009<br />
39<br />
41<br />
42<br />
43<br />
43<br />
45<br />
46<br />
47<br />
47<br />
49<br />
50<br />
50<br />
52<br />
52<br />
52<br />
52<br />
56<br />
57<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
69<br />
70<br />
71<br />
72<br />
73<br />
74<br />
75<br />
75<br />
75<br />
78<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Miltenberg, Landkreis<br />
•<br />
Bad Tölz-Wolfratshausen, Landkreis •<br />
Freudenstadt, Landkreis<br />
•<br />
Bayreuth, Landkreis<br />
•<br />
Donau-Ries, Landkreis<br />
•<br />
Neuburg-Schrobenhausen, Landkreis •<br />
Rhein-Pfalz-Kreis<br />
•<br />
Neustadt a.d.Waldnaab, Landkreis •<br />
Stormarn, Landkreis<br />
•<br />
Enzkreis<br />
•<br />
Bamberg, Landkreis<br />
•<br />
Rottweil, Landkreis<br />
•<br />
Aschaffenburg, Landkreis<br />
•<br />
Harburg, Landkreis<br />
•<br />
Main-Spessart, Landkreis<br />
•<br />
Pfaffenhofen a.d.Ilm, Landkreis •<br />
Miesbach, Landkreis<br />
•<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
•<br />
Lindau (Bodensee), Landkreis •<br />
Breisgau-Hochschwarzwald, Landkreis •<br />
Erding, Landkreis<br />
•<br />
Schwäbisch Hall, Landkreis<br />
•<br />
Ludwigsburg, Landkreis<br />
•<br />
München, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Kusel, Landkreis<br />
•<br />
Münster, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Rottal-Inn, Landkreis<br />
•<br />
Mainz, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Karlsruhe, Landkreis<br />
•<br />
Oberallgäu, Landkreis<br />
•<br />
Rastatt, Landkreis<br />
•<br />
Bautzen, Landkreis<br />
•<br />
Forchheim, Landkreis<br />
•<br />
Potsdam-Mittelmark, Landkreis •<br />
Landshut, Landkreis<br />
•<br />
Mainz-Bingen, Landkreis<br />
•<br />
Neu-Ulm, Landkreis<br />
•<br />
Neumarkt i.d.OPf., Landkreis •<br />
Coesfeld, Kreis<br />
•<br />
741<br />
745<br />
746<br />
751<br />
751<br />
755<br />
760<br />
763<br />
763<br />
764<br />
768<br />
768<br />
775<br />
775<br />
775<br />
775<br />
779<br />
780<br />
782<br />
783<br />
784<br />
787<br />
789<br />
790<br />
791<br />
793<br />
797<br />
802<br />
803<br />
806<br />
817<br />
818<br />
821<br />
823<br />
825<br />
827<br />
827<br />
827<br />
831<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
-31,33<br />
1,92<br />
0,95<br />
-13,97<br />
-0,53<br />
1,07<br />
0,93<br />
0,79<br />
-1,93<br />
-0,65<br />
-2,29<br />
2,54<br />
-0,64<br />
-1,02<br />
-0,39<br />
0,52<br />
0,39<br />
-0,64<br />
-8,75<br />
-1,63<br />
-0,25<br />
0,38<br />
1,28<br />
2,60<br />
-31,93<br />
1,15<br />
3,78<br />
0,38<br />
1,13<br />
-2,42<br />
0,37<br />
-8,71<br />
-1,68<br />
0,49<br />
-0,84<br />
-0,24<br />
1,22<br />
2,10<br />
-0,24<br />
Platz<br />
2008<br />
228<br />
33<br />
36<br />
101<br />
41<br />
38<br />
40<br />
43<br />
50<br />
46<br />
58<br />
39<br />
53<br />
54<br />
50<br />
48<br />
49<br />
57<br />
92<br />
61<br />
58<br />
55<br />
52<br />
47<br />
278<br />
55<br />
45<br />
62<br />
60<br />
76<br />
66<br />
118<br />
81<br />
68<br />
79<br />
77<br />
67<br />
64<br />
80<br />
PVI<br />
2008<br />
1079<br />
731<br />
739<br />
873<br />
755<br />
747<br />
753<br />
757<br />
778<br />
769<br />
786<br />
749<br />
780<br />
783<br />
778<br />
771<br />
776<br />
785<br />
857<br />
796<br />
786<br />
784<br />
779<br />
770<br />
1162<br />
784<br />
768<br />
799<br />
794<br />
826<br />
814<br />
896<br />
835<br />
819<br />
832<br />
829<br />
817<br />
810<br />
833<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1<br />
52<br />
51<br />
10<br />
47<br />
47<br />
39<br />
55<br />
42<br />
50<br />
31<br />
60<br />
57<br />
58<br />
53<br />
55<br />
59<br />
61<br />
75<br />
65<br />
54<br />
45<br />
63<br />
70<br />
2<br />
63<br />
71<br />
66<br />
72<br />
68<br />
76<br />
37<br />
62<br />
84<br />
82<br />
79<br />
79<br />
90<br />
74<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
306<br />
756<br />
755<br />
622<br />
747<br />
747<br />
727<br />
773<br />
740<br />
753<br />
701<br />
781<br />
775<br />
779<br />
766<br />
773<br />
780<br />
784<br />
822<br />
801<br />
772<br />
745<br />
799<br />
812<br />
325<br />
799<br />
814<br />
805<br />
815<br />
811<br />
826<br />
719<br />
798<br />
848<br />
839<br />
836<br />
836<br />
856<br />
821<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
-58,70<br />
1,48<br />
1,21<br />
-17,18<br />
-0,53<br />
-1,06<br />
-4,34<br />
1,31<br />
-3,01<br />
-1,44<br />
-8,72<br />
1,69<br />
0,00<br />
0,52<br />
-1,16<br />
-0,26<br />
0,13<br />
0,51<br />
5,12<br />
2,30<br />
-1,53<br />
-5,34<br />
1,27<br />
2,78<br />
-58,91<br />
0,76<br />
2,13<br />
0,37<br />
1,49<br />
0,62<br />
1,10<br />
-12,10<br />
-2,80<br />
3,04<br />
1,70<br />
1,09<br />
1,09<br />
3,51<br />
-1,20<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
79<br />
80<br />
81<br />
82<br />
82<br />
84<br />
85<br />
86<br />
86<br />
88<br />
88<br />
90<br />
91<br />
91<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
97<br />
99<br />
99<br />
101<br />
102<br />
103<br />
104<br />
105<br />
105<br />
107<br />
108<br />
109<br />
109<br />
109<br />
112<br />
112<br />
114<br />
115<br />
116<br />
117<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Altötting, Landkreis<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
Berchtesgadener Land, Landkreis<br />
Rhein-Hunsrück-Kreis<br />
Weilheim-Schongau, Landkreis<br />
Ansbach, Landkreis<br />
Saale-Holzland-Kreis<br />
Darmstadt-Dieburg, Landkreis<br />
Rhön-Grabfeld, Landkreis<br />
Erzgebirgskreis<br />
Tuttlingen, Landkreis<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
Eichsfeld, Kreis<br />
Schwabach, krsfr. Stadt<br />
Calw, Landkreis<br />
Nürnberger Land, Landkreis<br />
Rheinisch-Bergischer Kreis<br />
St. Wendel, Landkreis<br />
Gütersloh, Kreis<br />
Südwestpfalz, Landkreis<br />
Freiburg im Breisgau, Stadtkreis<br />
Zollernalbkreis<br />
Straubing-Bogen, Landkreis<br />
Kassel, Landkreis<br />
Garmisch-Partenkirchen, Landkreis<br />
Bergstraße, Landkreis<br />
Gießen, Landkreis<br />
Schwandorf, Landkreis<br />
Würzburg, krsfr. Stadt<br />
Günzburg, Landkreis<br />
Göppingen, Landkreis<br />
Ostallgäu, Landkreis<br />
Passau, Landkreis<br />
Fulda, Landkreis<br />
Mittelsachsen, Landkreis<br />
Pinneberg, Landkreis<br />
Ahrweiler, Landkreis<br />
Emmendingen, Landkreis<br />
Darmstadt, krsfr. Stadt<br />
•<br />
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833<br />
835<br />
837<br />
840<br />
840<br />
841<br />
842<br />
846<br />
846<br />
847<br />
847<br />
855<br />
856<br />
856<br />
857<br />
859<br />
860<br />
863<br />
870<br />
870<br />
872<br />
872<br />
873<br />
875<br />
876<br />
877<br />
879<br />
879<br />
880<br />
883<br />
891<br />
891<br />
891<br />
892<br />
892<br />
896<br />
897<br />
898<br />
900<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
2,84<br />
1,95<br />
1,70<br />
2,44<br />
2,31<br />
2,06<br />
0,12<br />
-0,35<br />
0,36<br />
0,24<br />
2,92<br />
-0,58<br />
-0,70<br />
2,15<br />
3,38<br />
0,94<br />
1,78<br />
-2,27<br />
-1,36<br />
2,84<br />
2,95<br />
0,58<br />
2,83<br />
0,00<br />
0,46<br />
-5,60<br />
0,57<br />
-0,45<br />
-0,23<br />
1,61<br />
2,89<br />
-2,52<br />
0,11<br />
1,48<br />
-0,34<br />
0,90<br />
1,01<br />
-2,50<br />
1,47<br />
Platz<br />
2008<br />
64<br />
68<br />
73<br />
70<br />
71<br />
75<br />
83<br />
89<br />
84<br />
85<br />
73<br />
93<br />
94<br />
82<br />
77<br />
91<br />
85<br />
109<br />
106<br />
87<br />
88<br />
98<br />
89<br />
103<br />
100<br />
134<br />
102<br />
109<br />
106<br />
99<br />
97<br />
124<br />
115<br />
104<br />
116<br />
112<br />
112<br />
127<br />
111<br />
PVI<br />
2008<br />
810<br />
819<br />
823<br />
820<br />
821<br />
824<br />
841<br />
849<br />
843<br />
845<br />
823<br />
860<br />
862<br />
838<br />
829<br />
851<br />
845<br />
883<br />
882<br />
846<br />
847<br />
867<br />
849<br />
875<br />
872<br />
929<br />
874<br />
883<br />
882<br />
869<br />
866<br />
914<br />
890<br />
879<br />
895<br />
888<br />
888<br />
921<br />
887<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
89<br />
86<br />
86<br />
91<br />
91<br />
81<br />
93<br />
78<br />
83<br />
85<br />
73<br />
86<br />
122<br />
98<br />
104<br />
101<br />
98<br />
76<br />
109<br />
113<br />
111<br />
96<br />
113<br />
95<br />
100<br />
68<br />
105<br />
105<br />
102<br />
113<br />
127<br />
112<br />
108<br />
118<br />
107<br />
125<br />
122<br />
94<br />
121<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
855<br />
851<br />
851<br />
859<br />
859<br />
837<br />
861<br />
832<br />
845<br />
850<br />
820<br />
851<br />
914<br />
873<br />
883<br />
879<br />
873<br />
826<br />
894<br />
898<br />
896<br />
869<br />
898<br />
868<br />
877<br />
811<br />
885<br />
885<br />
882<br />
898<br />
920<br />
897<br />
890<br />
907<br />
888<br />
916<br />
914<br />
862<br />
913<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
2,64<br />
1,92<br />
1,67<br />
2,26<br />
2,26<br />
-0,48<br />
2,26<br />
-1,65<br />
-0,12<br />
0,35<br />
-3,19<br />
-0,47<br />
6,78<br />
1,99<br />
3,03<br />
2,33<br />
1,51<br />
-4,29<br />
2,76<br />
3,22<br />
2,75<br />
-0,34<br />
2,86<br />
-0,80<br />
0,11<br />
-7,53<br />
0,68<br />
0,68<br />
0,23<br />
1,70<br />
3,25<br />
0,67<br />
-0,11<br />
1,68<br />
-0,45<br />
2,23<br />
1,90<br />
-4,01<br />
1,44<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
63
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
64<br />
Platz<br />
2009<br />
118<br />
119<br />
120<br />
120<br />
122<br />
123<br />
123<br />
125<br />
126<br />
127<br />
127<br />
129<br />
130<br />
131<br />
132<br />
133<br />
133<br />
133<br />
136<br />
137<br />
137<br />
139<br />
139<br />
141<br />
142<br />
143<br />
144<br />
144<br />
146<br />
147<br />
148<br />
148<br />
150<br />
151<br />
152<br />
153<br />
154<br />
155<br />
155<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Karlsruhe, Stadtkreis<br />
Sigmaringen, Landkreis<br />
Kaiserslautern, Landkreis<br />
Stuttgart, Stadtkreis<br />
Konstanz, Landkreis<br />
Cochem-Zell, Landkreis<br />
Dresden, Stadt<br />
Ulm, Stadtkreis<br />
Ingolstadt, krsfr. Stadt<br />
Dillingen a.d.Donau, Landkreis<br />
Siegen-Wittgenstein, Kreis<br />
Görlitz, Landkreis<br />
Lörrach, Landkreis<br />
Warendorf, Kreis<br />
Offenbach, Landkreis<br />
Leipzig, Landkreis<br />
Meißen, Landkreis<br />
Ostalbkreis<br />
Bad Dürkheim, Landkreis<br />
Bonn, krsfr. Stadt<br />
Spree-Neiße, Landkreis<br />
Südliche Weinstraße, Landkreis<br />
Wolfsburg, krsfr. Stadt<br />
Rhein-Sieg-Kreis<br />
Wittenberg, Landkreis<br />
Aachen, krsfr. Stadt<br />
Rendsburg-Eckernförde, Landkreis<br />
Wetteraukreis<br />
Heidenheim, Landkreis<br />
Eifelkreis Bitburg-Prüm<br />
Limburg-Weilburg, Landkreis<br />
Sömmerda, Kreis<br />
Tirschenreuth, Landkreis<br />
Waldshut, Landkreis<br />
Rhein-Kreis Neuss<br />
Merzig-Wadern, Landkreis<br />
Paderborn, Kreis<br />
Groß-Gerau, Landkreis<br />
Oberspreewald-Lausitz, Landkreis<br />
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904<br />
904<br />
906<br />
907<br />
907<br />
909<br />
910<br />
913<br />
913<br />
914<br />
916<br />
917<br />
922<br />
930<br />
930<br />
930<br />
934<br />
936<br />
936<br />
937<br />
937<br />
940<br />
942<br />
945<br />
950<br />
950<br />
952<br />
954<br />
955<br />
955<br />
956<br />
958<br />
961<br />
962<br />
966<br />
967<br />
967<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
1,46<br />
-3,43<br />
4,75<br />
1,01<br />
0,55<br />
4,98<br />
-7,83<br />
3,30<br />
3,17<br />
-3,28<br />
1,67<br />
1,56<br />
-0,76<br />
-0,76<br />
1,54<br />
0,54<br />
1,09<br />
0,87<br />
1,41<br />
-1,06<br />
0,86<br />
0,32<br />
-1,68<br />
1,18<br />
-0,84<br />
0,53<br />
-2,16<br />
-0,31<br />
4,04<br />
-4,22<br />
1,38<br />
5,41<br />
-1,14<br />
-0,31<br />
0,95<br />
-0,21<br />
-0,10<br />
1,36<br />
0,83<br />
Platz<br />
2008<br />
112<br />
136<br />
95<br />
116<br />
121<br />
96<br />
166<br />
105<br />
106<br />
140<br />
119<br />
120<br />
130<br />
131<br />
123<br />
132<br />
126<br />
129<br />
127<br />
141<br />
133<br />
136<br />
146<br />
134<br />
142<br />
138<br />
158<br />
146<br />
125<br />
172<br />
139<br />
122<br />
153<br />
150<br />
144<br />
152<br />
153<br />
148<br />
149<br />
PVI<br />
2008<br />
888<br />
934<br />
863<br />
895<br />
901<br />
864<br />
984<br />
880<br />
882<br />
944<br />
898<br />
900<br />
923<br />
924<br />
908<br />
925<br />
920<br />
922<br />
921<br />
946<br />
928<br />
934<br />
953<br />
929<br />
950<br />
940<br />
971<br />
953<br />
915<br />
996<br />
942<br />
906<br />
967<br />
961<br />
952<br />
964<br />
967<br />
954<br />
959<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
120<br />
102<br />
139<br />
124<br />
117<br />
146<br />
67<br />
118<br />
139<br />
110<br />
133<br />
130<br />
129<br />
131<br />
141<br />
132<br />
137<br />
136<br />
137<br />
128<br />
150<br />
141<br />
126<br />
158<br />
145<br />
144<br />
135<br />
146<br />
152<br />
116<br />
164<br />
173<br />
146<br />
149<br />
166<br />
157<br />
168<br />
160<br />
173<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
911<br />
882<br />
945<br />
915<br />
905<br />
952<br />
809<br />
907<br />
945<br />
895<br />
937<br />
932<br />
926<br />
933<br />
946<br />
936<br />
943<br />
940<br />
943<br />
923<br />
957<br />
946<br />
919<br />
974<br />
948<br />
947<br />
939<br />
952<br />
961<br />
904<br />
984<br />
1005<br />
952<br />
956<br />
988<br />
970<br />
995<br />
977<br />
1005<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
1,11<br />
-2,22<br />
4,54<br />
1,22<br />
-0,11<br />
4,96<br />
-10,80<br />
-0,22<br />
3,85<br />
-1,97<br />
2,63<br />
1,97<br />
1,09<br />
1,74<br />
2,60<br />
0,65<br />
1,40<br />
1,08<br />
0,96<br />
-1,39<br />
2,24<br />
0,96<br />
-1,92<br />
3,62<br />
0,64<br />
0,21<br />
-1,16<br />
0,21<br />
0,95<br />
-5,24<br />
3,04<br />
5,24<br />
-0,42<br />
-0,21<br />
2,81<br />
0,83<br />
3,00<br />
1,03<br />
3,93<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
157<br />
158<br />
159<br />
159<br />
161<br />
162<br />
163<br />
164<br />
165<br />
166<br />
166<br />
168<br />
168<br />
170<br />
171<br />
172<br />
172<br />
172<br />
175<br />
175<br />
175<br />
178<br />
178<br />
178<br />
181<br />
182<br />
182<br />
184<br />
185<br />
185<br />
187<br />
188<br />
189<br />
190<br />
191<br />
192<br />
193<br />
194<br />
195<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Freyung-Grafenau, Landkreis<br />
Göttingen, Landkreis<br />
Bernkastel-Wittlich, Landkreis<br />
Osnabrück, Landkreis<br />
Segeberg, Landkreis<br />
Saalfeld-Rudolstadt, Kreis<br />
Main-Kinzig-Kreis<br />
Kelheim, Landkreis<br />
Mühldorf a.Inn, Landkreis<br />
Bad Kreuznach, Landkreis<br />
Memmingen, krsfr. Stadt<br />
Greifswald, krsfr. Stadt<br />
Ortenaukreis<br />
Regensburg, krsfr. Stadt<br />
Baden-Baden, Stadtkreis<br />
Bad Kissingen, Landkreis<br />
Cham, Landkreis<br />
Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Deggendorf, Landkreis<br />
Ilm-Kreis<br />
Potsdam, krsfr. Stadt<br />
Dingolfing-Landau, Landkreis<br />
Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsh., Lk.<br />
Saale-Orla-Kreis<br />
Stade, Landkreis<br />
Mettmann, Kreis<br />
Saarlouis, Landkreis<br />
Germersheim, Landkreis<br />
Haßberge, Landkreis<br />
Saarpfalz-Kreis<br />
Elbe-Elster, Landkreis<br />
Bamberg, krsfr. Stadt<br />
Steinfurt, Kreis<br />
Hamburg, Land<br />
Wolfenbüttel, Landkreis<br />
Rosenheim, krsfr. Stadt<br />
Vogelsbergkreis<br />
Hildburghausen, Kreis<br />
Osnabrück, krsfr. Stadt<br />
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971<br />
973<br />
974<br />
974<br />
975<br />
976<br />
978<br />
981<br />
982<br />
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983<br />
984<br />
984<br />
992<br />
993<br />
994<br />
994<br />
994<br />
998<br />
998<br />
998<br />
1009<br />
1009<br />
1009<br />
1011<br />
1013<br />
1013<br />
1015<br />
1018<br />
1018<br />
1020<br />
1021<br />
1026<br />
1027<br />
1029<br />
1031<br />
1032<br />
1033<br />
1038<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
2,10<br />
-1,02<br />
-2,50<br />
-2,11<br />
0,41<br />
-0,20<br />
2,73<br />
-0,10<br />
1,45<br />
-0,61<br />
-19,43<br />
-0,30<br />
0,51<br />
3,01<br />
-0,40<br />
-2,36<br />
-1,49<br />
-3,31<br />
3,10<br />
1,84<br />
3,21<br />
0,40<br />
2,64<br />
1,82<br />
0,80<br />
0,50<br />
-1,94<br />
3,05<br />
1,39<br />
-3,14<br />
1,90<br />
-0,29<br />
-0,48<br />
-1,63<br />
0,68<br />
0,19<br />
0,29<br />
3,40<br />
1,96<br />
Platz<br />
2008<br />
143<br />
164<br />
174<br />
171<br />
158<br />
160<br />
144<br />
163<br />
156<br />
169<br />
304<br />
168<br />
161<br />
151<br />
173<br />
185<br />
181<br />
190<br />
156<br />
162<br />
153<br />
179<br />
164<br />
170<br />
177<br />
180<br />
197<br />
167<br />
178<br />
204<br />
176<br />
189<br />
194<br />
202<br />
187<br />
191<br />
191<br />
174<br />
185<br />
PVI<br />
2008<br />
951<br />
983<br />
999<br />
995<br />
971<br />
978<br />
952<br />
982<br />
968<br />
989<br />
1220<br />
987<br />
979<br />
963<br />
997<br />
1018<br />
1009<br />
1028<br />
968<br />
980<br />
967<br />
1005<br />
983<br />
991<br />
1003<br />
1008<br />
1033<br />
985<br />
1004<br />
1051<br />
1001<br />
1024<br />
1031<br />
1044<br />
1022<br />
1029<br />
1029<br />
999<br />
1018<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
169<br />
162<br />
156<br />
153<br />
165<br />
154<br />
171<br />
162<br />
177<br />
160<br />
96<br />
154<br />
173<br />
182<br />
171<br />
166<br />
170<br />
173<br />
186<br />
178<br />
185<br />
179<br />
195<br />
179<br />
188<br />
192<br />
183<br />
141<br />
187<br />
203<br />
189<br />
158<br />
193<br />
183<br />
190<br />
198<br />
197<br />
200<br />
200<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
996<br />
982<br />
969<br />
965<br />
986<br />
968<br />
1003<br />
982<br />
1013<br />
977<br />
869<br />
968<br />
1005<br />
1025<br />
1003<br />
988<br />
1002<br />
1005<br />
1029<br />
1014<br />
1028<br />
1022<br />
1043<br />
1022<br />
1032<br />
1039<br />
1026<br />
946<br />
1031<br />
1057<br />
1033<br />
974<br />
1042<br />
1026<br />
1034<br />
1050<br />
1045<br />
1055<br />
1055<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
2,57<br />
0,92<br />
-0,51<br />
-0,92<br />
1,13<br />
-0,82<br />
2,56<br />
0,10<br />
3,16<br />
-0,61<br />
-11,60<br />
-1,63<br />
2,13<br />
3,33<br />
1,01<br />
-0,60<br />
0,80<br />
1,11<br />
3,11<br />
1,60<br />
3,01<br />
1,29<br />
3,37<br />
1,29<br />
2,08<br />
2,57<br />
1,28<br />
-6,80<br />
1,28<br />
3,83<br />
1,27<br />
-4,60<br />
1,56<br />
-0,10<br />
0,49<br />
1,84<br />
1,26<br />
2,13<br />
1,64<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
65
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
66<br />
Platz<br />
2009<br />
196<br />
197<br />
198<br />
199<br />
200<br />
201<br />
201<br />
201<br />
204<br />
205<br />
206<br />
207<br />
207<br />
209<br />
210<br />
211<br />
211<br />
213<br />
214<br />
215<br />
216<br />
217<br />
218<br />
219<br />
219<br />
221<br />
222<br />
223<br />
224<br />
224<br />
224<br />
227<br />
227<br />
229<br />
230<br />
231<br />
232<br />
232<br />
232<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Alzey-Worms, Landkreis<br />
Donnersbergkreis<br />
Plön, Landkreis<br />
Neuwied, Landkreis<br />
Vogtlandkreis<br />
Birkenfeld, Landkreis<br />
Coburg, Landkreis<br />
Kitzingen, Landkreis<br />
Oberbergischer Kreis<br />
Waldeck-Frankenberg, Landkreis<br />
Wesel, Kreis<br />
Wartburgkreis<br />
Weißenburg-Gunzenhausen, Lk.<br />
Frankfurt am Main, krsfr. Stadt<br />
Oldenburg, Landkreis<br />
Dahme-Spreewald, Landkreis<br />
Weimarer-Land, Kreis<br />
Gotha, Kreis<br />
Marburg-Biedenkopf, Landkreis<br />
Börde, Landkreis<br />
Viersen, Kreis<br />
Greiz, Kreis<br />
Minden-Lübbecke, Kreis<br />
Ennepe-Ruhr-Kreis<br />
Passau, krsfr. Stadt<br />
Osterholz, Landkreis<br />
Schwalm-Eder-Kreis<br />
Havelland, Landkreis<br />
Gifhorn, Landkreis<br />
Grafschaft Bentheim, Landkreis<br />
Westerwaldkreis<br />
Olpe, Kreis<br />
Schmalkalden-Meiningen, Kreis<br />
Mayen-Koblenz, Landkreis<br />
Rhein-Lahn-Kreis<br />
Parchim, Kreis<br />
Ammerland, Landkreis<br />
Höxter, Kreis<br />
Lahn-Dill-Kreis<br />
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1041<br />
1042<br />
1044<br />
1045<br />
1046<br />
1049<br />
1049<br />
1049<br />
1050<br />
1053<br />
1054<br />
1056<br />
1056<br />
1057<br />
1058<br />
1059<br />
1059<br />
1060<br />
1061<br />
1062<br />
1064<br />
1065<br />
1067<br />
1068<br />
1068<br />
1073<br />
1074<br />
1076<br />
1077<br />
1077<br />
1077<br />
1078<br />
1078<br />
1079<br />
1080<br />
1081<br />
1086<br />
1086<br />
1086<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
0,39<br />
-7,30<br />
-0,95<br />
2,75<br />
-0,57<br />
1,94<br />
-0,94<br />
1,65<br />
1,84<br />
3,74<br />
-0,85<br />
0,28<br />
0,96<br />
-1,12<br />
-1,95<br />
-0,84<br />
1,63<br />
3,72<br />
0,19<br />
-4,32<br />
0,00<br />
5,24<br />
0,28<br />
0,28<br />
-0,84<br />
-0,09<br />
1,42<br />
-0,55<br />
-0,09<br />
1,13<br />
0,47<br />
2,37<br />
3,55<br />
1,51<br />
4,05<br />
-0,55<br />
-2,78<br />
0,37<br />
0,28<br />
Platz<br />
2008<br />
198<br />
253<br />
209<br />
184<br />
206<br />
191<br />
210<br />
196<br />
194<br />
183<br />
214<br />
207<br />
203<br />
222<br />
228<br />
221<br />
201<br />
187<br />
210<br />
246<br />
216<br />
182<br />
216<br />
218<br />
226<br />
225<br />
210<br />
232<br />
227<br />
218<br />
223<br />
207<br />
200<br />
214<br />
199<br />
236<br />
251<br />
232<br />
235<br />
PVI<br />
2008<br />
1037<br />
1124<br />
1054<br />
1017<br />
1052<br />
1029<br />
1059<br />
1032<br />
1031<br />
1015<br />
1063<br />
1053<br />
1046<br />
1069<br />
1079<br />
1068<br />
1042<br />
1022<br />
1059<br />
1110<br />
1064<br />
1012<br />
1064<br />
1065<br />
1077<br />
1074<br />
1059<br />
1082<br />
1078<br />
1065<br />
1072<br />
1053<br />
1041<br />
1063<br />
1038<br />
1087<br />
1117<br />
1082<br />
1083<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
205<br />
133<br />
196<br />
212<br />
191<br />
241<br />
198<br />
200<br />
215<br />
151<br />
220<br />
207<br />
209<br />
204<br />
216<br />
193<br />
218<br />
227<br />
210<br />
217<br />
226<br />
242<br />
221<br />
205<br />
207<br />
214<br />
218<br />
223<br />
237<br />
221<br />
233<br />
230<br />
240<br />
223<br />
234<br />
229<br />
210<br />
213<br />
234<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
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•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1059<br />
937<br />
1044<br />
1073<br />
1038<br />
1116<br />
1050<br />
1055<br />
1082<br />
959<br />
1088<br />
1060<br />
1068<br />
1058<br />
1084<br />
1042<br />
1086<br />
1097<br />
1070<br />
1085<br />
1095<br />
1119<br />
1090<br />
1059<br />
1060<br />
1081<br />
1086<br />
1091<br />
1109<br />
1090<br />
1107<br />
1103<br />
1115<br />
1091<br />
1108<br />
1098<br />
1070<br />
1079<br />
1108<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
1,73<br />
-10,08<br />
0,00<br />
2,68<br />
-0,76<br />
6,39<br />
0,10<br />
0,57<br />
3,05<br />
-8,93<br />
3,23<br />
0,38<br />
1,14<br />
0,09<br />
2,46<br />
-1,61<br />
2,55<br />
3,49<br />
0,85<br />
2,17<br />
2,91<br />
5,07<br />
2,16<br />
-0,84<br />
-0,75<br />
0,75<br />
1,12<br />
1,39<br />
2,97<br />
1,21<br />
2,79<br />
2,32<br />
3,43<br />
1,11<br />
2,59<br />
1,57<br />
-1,47<br />
-0,64<br />
2,03<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
232<br />
236<br />
236<br />
238<br />
239<br />
240<br />
241<br />
242<br />
243<br />
244<br />
245<br />
246<br />
247<br />
248<br />
249<br />
249<br />
251<br />
251<br />
253<br />
254<br />
254<br />
256<br />
257<br />
258<br />
259<br />
260<br />
260<br />
262<br />
263<br />
264<br />
265<br />
266<br />
266<br />
268<br />
269<br />
270<br />
270<br />
272<br />
273<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Lichtenfels, Landkreis<br />
•<br />
Hof, Landkreis<br />
•<br />
Regen, Landkreis<br />
•<br />
Schweinfurt, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Kronach, Landkreis<br />
•<br />
Rhein-Erft-Kreis<br />
•<br />
Nordfriesland, Landkreis<br />
•<br />
Leverkusen, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Neustadt a. d. Weinstraße, krsfr. Stadt •<br />
Ostvorpommern, Kreis<br />
•<br />
Altenburger Land, Kreis<br />
•<br />
Zwickau, Landkreis<br />
•<br />
Bad Doberan, Kreis<br />
•<br />
Emsland, Landkreis<br />
•<br />
Mülheim an der Ruhr, krsfr. Stadt •<br />
Speyer, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Diepholz, Landkreis<br />
•<br />
Nordvorpommern, Kreis<br />
•<br />
Schleswig-Flensburg, Landkreis •<br />
Cuxhaven, Landkreis<br />
•<br />
Lüchow-Dannenberg, Landkreis •<br />
Bayreuth, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Hannover, Region<br />
•<br />
Koblenz, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Vulkaneifel, Landkreis<br />
•<br />
Burgenlandkreis<br />
•<br />
Kleve, Kreis<br />
•<br />
Trier, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Herzogtum Lauenburg, Landkreis •<br />
Hochsauerlandkreis<br />
•<br />
Heilbronn, Stadtkreis<br />
•<br />
Cottbus, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Peine, Landkreis<br />
•<br />
Heinsberg, Kreis<br />
•<br />
Oberhavel, Landkreis<br />
•<br />
Borken, Kreis<br />
•<br />
Lippe, Kreis<br />
•<br />
Düsseldorf, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Verden, Landkreis<br />
•<br />
1086<br />
1089<br />
1089<br />
1093<br />
1094<br />
1096<br />
1098<br />
1099<br />
1100<br />
1105<br />
1108<br />
1111<br />
1114<br />
1115<br />
1116<br />
1116<br />
1117<br />
1117<br />
1118<br />
1120<br />
1120<br />
1124<br />
1127<br />
1130<br />
1135<br />
1136<br />
1136<br />
1138<br />
1139<br />
1140<br />
1145<br />
1146<br />
1146<br />
1150<br />
1153<br />
1155<br />
1155<br />
1156<br />
1159<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
1,31<br />
0,83<br />
-0,73<br />
4,00<br />
3,31<br />
1,29<br />
-3,00<br />
1,67<br />
3,29<br />
-2,21<br />
1,56<br />
0,54<br />
-2,19<br />
1,64<br />
0,00<br />
1,27<br />
0,54<br />
-0,62<br />
1,54<br />
0,36<br />
1,08<br />
-10,65<br />
3,30<br />
1,62<br />
0,89<br />
0,71<br />
-0,35<br />
1,16<br />
-1,47<br />
-0,44<br />
3,43<br />
0,61<br />
0,44<br />
-0,86<br />
3,13<br />
-3,91<br />
1,05<br />
-0,09<br />
0,43<br />
Platz<br />
2008<br />
223<br />
230<br />
239<br />
204<br />
210<br />
232<br />
260<br />
231<br />
218<br />
259<br />
237<br />
243<br />
262<br />
239<br />
249<br />
242<br />
247<br />
253<br />
241<br />
249<br />
245<br />
327<br />
237<br />
248<br />
255<br />
258<br />
264<br />
255<br />
273<br />
269<br />
244<br />
262<br />
265<br />
276<br />
252<br />
295<br />
267<br />
274<br />
272<br />
PVI<br />
2008<br />
1072<br />
1080<br />
1097<br />
1051<br />
1059<br />
1082<br />
1132<br />
1081<br />
1065<br />
1130<br />
1091<br />
1105<br />
1139<br />
1097<br />
1116<br />
1102<br />
1111<br />
1124<br />
1101<br />
1116<br />
1108<br />
1258<br />
1091<br />
1112<br />
1125<br />
1128<br />
1140<br />
1125<br />
1156<br />
1145<br />
1107<br />
1139<br />
1141<br />
1160<br />
1118<br />
1202<br />
1143<br />
1157<br />
1154<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
227<br />
234<br />
255<br />
257<br />
247<br />
252<br />
239<br />
245<br />
231<br />
232<br />
264<br />
242<br />
247<br />
249<br />
238<br />
249<br />
244<br />
253<br />
254<br />
270<br />
251<br />
181<br />
268<br />
259<br />
256<br />
262<br />
260<br />
263<br />
265<br />
267<br />
278<br />
260<br />
273<br />
279<br />
276<br />
225<br />
287<br />
269<br />
274<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
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•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1097<br />
1108<br />
1136<br />
1141<br />
1126<br />
1133<br />
1113<br />
1124<br />
1104<br />
1106<br />
1158<br />
1119<br />
1126<br />
1129<br />
1110<br />
1129<br />
1123<br />
1134<br />
1135<br />
1176<br />
1132<br />
1023<br />
1171<br />
1146<br />
1139<br />
1151<br />
1149<br />
1154<br />
1159<br />
1163<br />
1185<br />
1149<br />
1181<br />
1187<br />
1183<br />
1092<br />
1197<br />
1174<br />
1182<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
1,01<br />
1,74<br />
4,32<br />
4,39<br />
2,93<br />
3,38<br />
1,37<br />
2,27<br />
0,36<br />
0,09<br />
4,51<br />
0,72<br />
1,08<br />
1,26<br />
-0,54<br />
1,16<br />
0,54<br />
1,52<br />
1,52<br />
5,00<br />
1,07<br />
-8,99<br />
3,90<br />
1,42<br />
0,35<br />
1,32<br />
1,14<br />
1,41<br />
1,76<br />
2,02<br />
3,49<br />
0,26<br />
3,05<br />
3,22<br />
2,60<br />
-5,45<br />
3,64<br />
1,56<br />
1,98<br />
67
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
68<br />
Platz<br />
2009<br />
274<br />
275<br />
276<br />
277<br />
278<br />
278<br />
280<br />
281<br />
281<br />
281<br />
284<br />
285<br />
285<br />
287<br />
288<br />
289<br />
290<br />
291<br />
291<br />
291<br />
294<br />
295<br />
296<br />
297<br />
298<br />
299<br />
300<br />
301<br />
302<br />
303<br />
303<br />
305<br />
305<br />
307<br />
308<br />
309<br />
310<br />
311<br />
312<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Augsburg, krsfr. Stadt<br />
Ostholstein, Landkreis<br />
Chemnitz, Stadt<br />
Wiesbaden, Lhs., krsfr. Stadt<br />
Landau in der Pfalz, krsfr. Stadt<br />
Vechta, Landkreis<br />
Prignitz, Landkreis<br />
Coburg, krsfr. Stadt<br />
Mecklenburg-Strelitz, Kreis<br />
Nordsachsen, Landkreis<br />
Nordwestmecklenburg, Kreis<br />
Köln, krsfr. Stadt<br />
Recklinghausen, Kreis<br />
Aurich, Landkreis<br />
Unna, Kreis<br />
Bottrop, krsfr. Stadt<br />
Ludwigslust, Kreis<br />
Barnim, Landkreis<br />
Nordhausen, Kreis<br />
Weimar, krsfr. Stadt<br />
Kulmbach, Landkreis<br />
Anhalt-Bitterfeld, Landkreis<br />
Mansfeld-Südharz, Landkreis<br />
Suhl, krsfr. Stadt<br />
Schaumburg, Landkreis<br />
Amberg, krsfr. Stadt<br />
Rügen, Kreis<br />
Bremen, krsfr. Stadt<br />
Saalekreis<br />
Northeim, Landkreis<br />
Teltow-Fläming, Landkreis<br />
Braunschweig, krsfr. Stadt<br />
Uckermark, Landkreis<br />
Sonneberg, Kreis<br />
Lüneburg, Landkreis<br />
Landshut, krsfr. Stadt<br />
Oder-Spree, Landkreis<br />
Müritz, Kreis<br />
Hildesheim, Landkreis<br />
•<br />
•<br />
•<br />
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1166<br />
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1169<br />
1169<br />
1170<br />
1171<br />
1171<br />
1171<br />
1172<br />
1177<br />
1177<br />
1179<br />
1182<br />
1187<br />
1189<br />
1191<br />
1191<br />
1191<br />
1192<br />
1195<br />
1200<br />
1201<br />
1204<br />
1205<br />
1207<br />
1211<br />
1214<br />
1217<br />
1217<br />
1219<br />
1219<br />
1220<br />
1223<br />
1224<br />
1225<br />
1231<br />
1235<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
1,84<br />
-0,85<br />
1,92<br />
1,92<br />
0,43<br />
-2,75<br />
2,90<br />
0,60<br />
0,77<br />
0,43<br />
1,12<br />
2,53<br />
1,47<br />
-1,34<br />
1,72<br />
0,76<br />
0,85<br />
-0,50<br />
0,68<br />
1,71<br />
1,10<br />
0,08<br />
3,00<br />
6,76<br />
-0,99<br />
-2,43<br />
-2,27<br />
0,25<br />
-0,65<br />
-0,16<br />
-1,70<br />
1,16<br />
-0,16<br />
0,66<br />
-0,24<br />
4,44<br />
-1,05<br />
-0,08<br />
-0,08<br />
Platz<br />
2008<br />
266<br />
287<br />
268<br />
270<br />
281<br />
295<br />
261<br />
281<br />
278<br />
284<br />
275<br />
271<br />
276<br />
293<br />
278<br />
288<br />
289<br />
294<br />
291<br />
285<br />
289<br />
292<br />
283<br />
255<br />
301<br />
314<br />
314<br />
299<br />
306<br />
303<br />
319<br />
298<br />
305<br />
300<br />
309<br />
286<br />
319<br />
312<br />
316<br />
PVI<br />
2008<br />
1142<br />
1174<br />
1144<br />
1146<br />
1164<br />
1202<br />
1137<br />
1164<br />
1162<br />
1166<br />
1159<br />
1148<br />
1160<br />
1195<br />
1162<br />
1178<br />
1179<br />
1197<br />
1183<br />
1171<br />
1179<br />
1194<br />
1165<br />
1125<br />
1216<br />
1235<br />
1235<br />
1208<br />
1222<br />
1219<br />
1238<br />
1205<br />
1221<br />
1212<br />
1226<br />
1172<br />
1238<br />
1232<br />
1236<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
271<br />
258<br />
283<br />
282<br />
246<br />
286<br />
284<br />
274<br />
293<br />
271<br />
276<br />
291<br />
279<br />
281<br />
295<br />
298<br />
288<br />
296<br />
288<br />
293<br />
303<br />
291<br />
306<br />
322<br />
307<br />
266<br />
290<br />
297<br />
300<br />
311<br />
301<br />
310<br />
313<br />
315<br />
307<br />
317<br />
284<br />
305<br />
317<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1177<br />
1144<br />
1194<br />
1193<br />
1125<br />
1196<br />
1195<br />
1182<br />
1206<br />
1177<br />
1183<br />
1203<br />
1187<br />
1188<br />
1223<br />
1230<br />
1198<br />
1225<br />
1198<br />
1206<br />
1241<br />
1203<br />
1246<br />
1283<br />
1248<br />
1162<br />
1200<br />
1226<br />
1232<br />
1257<br />
1234<br />
1254<br />
1268<br />
1274<br />
1248<br />
1275<br />
1195<br />
1242<br />
1275<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
1,20<br />
-1,72<br />
2,40<br />
2,14<br />
-3,76<br />
2,31<br />
2,14<br />
0,94<br />
2,99<br />
0,51<br />
0,94<br />
2,21<br />
0,85<br />
0,76<br />
3,47<br />
3,62<br />
0,76<br />
2,85<br />
0,59<br />
1,26<br />
4,11<br />
0,67<br />
3,83<br />
6,83<br />
3,65<br />
-3,57<br />
-0,58<br />
1,24<br />
1,48<br />
3,29<br />
1,40<br />
2,87<br />
4,02<br />
4,43<br />
2,04<br />
4,17<br />
-2,45<br />
0,89<br />
3,24
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
313<br />
313<br />
313<br />
316<br />
317<br />
318<br />
319<br />
320<br />
320<br />
322<br />
323<br />
323<br />
325<br />
326<br />
327<br />
328<br />
329<br />
330<br />
331<br />
331<br />
333<br />
334<br />
335<br />
336<br />
337<br />
337<br />
339<br />
340<br />
341<br />
342<br />
343<br />
344<br />
345<br />
345<br />
345<br />
348<br />
349<br />
350<br />
351<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Ansbach, krsfr. Stadt<br />
Nürnberg, krsfr. Stadt<br />
Oldenburg (Oldenburg), krsfr. Stadt<br />
Cloppenburg, Landkreis<br />
Hersfeld-Rotenburg, Landkreis<br />
Wismar, krsfr. Stadt<br />
Euskirchen, Kreis<br />
Kyffhäuserkreis<br />
Nienburg (Weser), Landkreis<br />
Osterode am Harz, Landkreis<br />
Kempten (Allgäu), krsfr. Stadt<br />
Stendal, Landkreis<br />
Aachen, Kreis<br />
Harz, Landkreis<br />
Dessau-Roßlau, krsfr. Stadt<br />
Aschaffenburg, krsfr. Stadt<br />
Helmstedt, Landkreis<br />
Soest, Kreis<br />
Altenkirchen (Westerwald), Landkreis<br />
Uecker-Randow, Kreis<br />
Erfurt, krsfr. Stadt<br />
Pforzheim, Stadtkreis<br />
Goslar, Landkreis<br />
Fürth, krsfr. Stadt<br />
Mannheim, Stadtkreis<br />
Ostprignitz-Ruppin, Landkreis<br />
Rotenburg (Wümme), Landkreis<br />
Bochum, krsfr. Stadt<br />
Bielefeld, krsfr. Stadt<br />
Düren, Kreis<br />
Essen, krsfr. Stadt<br />
Unstrut-Hainich-Kreis<br />
Frankenthal (Pfalz), krsfr. Stadt<br />
Hameln-Pyrmont, Landkreis<br />
Salzlandkreis<br />
Kaufbeuren, krsfr. Stadt<br />
Stralsund, krsfr. Stadt<br />
Friesland, Landkreis<br />
Remscheid, krsfr. Stadt<br />
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1238<br />
1239<br />
1245<br />
1246<br />
1252<br />
1253<br />
1253<br />
1256<br />
1259<br />
1259<br />
1261<br />
1264<br />
1266<br />
1271<br />
1284<br />
1287<br />
1289<br />
1289<br />
1294<br />
1296<br />
1299<br />
1302<br />
1303<br />
1303<br />
1311<br />
1314<br />
1317<br />
1318<br />
1321<br />
1325<br />
1326<br />
1326<br />
1326<br />
1327<br />
1328<br />
1329<br />
1334<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
0,73<br />
3,00<br />
0,16<br />
-0,80<br />
1,72<br />
-1,89<br />
2,45<br />
1,13<br />
0,24<br />
0,96<br />
-1,10<br />
-0,87<br />
2,19<br />
0,56<br />
4,11<br />
1,84<br />
0,94<br />
1,10<br />
-1,60<br />
0,70<br />
5,12<br />
1,09<br />
1,17<br />
-1,66<br />
3,58<br />
2,44<br />
0,46<br />
-0,83<br />
0,84<br />
-0,08<br />
1,93<br />
0,91<br />
7,19<br />
1,61<br />
-0,38<br />
-2,35<br />
-0,15<br />
-3,77<br />
2,69<br />
Platz<br />
2008<br />
310<br />
295<br />
316<br />
324<br />
308<br />
329<br />
306<br />
321<br />
325<br />
322<br />
333<br />
329<br />
313<br />
326<br />
301<br />
323<br />
331<br />
333<br />
345<br />
335<br />
311<br />
337<br />
338<br />
348<br />
327<br />
331<br />
342<br />
349<br />
344<br />
347<br />
340<br />
346<br />
318<br />
342<br />
351<br />
363<br />
350<br />
368<br />
341<br />
PVI<br />
2008<br />
1229<br />
1202<br />
1236<br />
1249<br />
1224<br />
1270<br />
1222<br />
1239<br />
1250<br />
1244<br />
1273<br />
1270<br />
1234<br />
1257<br />
1216<br />
1248<br />
1272<br />
1273<br />
1310<br />
1280<br />
1231<br />
1282<br />
1284<br />
1324<br />
1258<br />
1272<br />
1305<br />
1325<br />
1306<br />
1319<br />
1296<br />
1313<br />
1237<br />
1305<br />
1331<br />
1359<br />
1330<br />
1381<br />
1299<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
303<br />
321<br />
312<br />
302<br />
319<br />
299<br />
313<br />
315<br />
309<br />
329<br />
320<br />
324<br />
332<br />
322<br />
341<br />
326<br />
351<br />
343<br />
339<br />
343<br />
355<br />
347<br />
327<br />
334<br />
331<br />
346<br />
336<br />
341<br />
348<br />
332<br />
330<br />
345<br />
369<br />
355<br />
351<br />
353<br />
339<br />
335<br />
357<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1241<br />
1281<br />
1265<br />
1238<br />
1276<br />
1231<br />
1268<br />
1274<br />
1251<br />
1300<br />
1279<br />
1284<br />
1305<br />
1283<br />
1330<br />
1295<br />
1346<br />
1332<br />
1325<br />
1332<br />
1360<br />
1338<br />
1296<br />
1310<br />
1304<br />
1336<br />
1315<br />
1330<br />
1341<br />
1305<br />
1302<br />
1333<br />
1429<br />
1360<br />
1346<br />
1352<br />
1325<br />
1313<br />
1367<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
0,24<br />
3,47<br />
2,18<br />
-0,08<br />
2,49<br />
-1,20<br />
1,28<br />
1,68<br />
-0,16<br />
3,50<br />
1,59<br />
1,99<br />
3,49<br />
1,50<br />
5,06<br />
1,89<br />
4,83<br />
3,50<br />
2,79<br />
3,34<br />
5,10<br />
3,24<br />
-0,23<br />
0,61<br />
0,08<br />
2,53<br />
0,31<br />
1,22<br />
1,82<br />
-0,99<br />
-1,44<br />
0,60<br />
7,77<br />
2,56<br />
1,51<br />
1,88<br />
-0,23<br />
-1,20<br />
2,47<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
69
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Tabellarische PVI-Übersichten zu 413 Kreisen (nach Rang)<br />
70<br />
Platz<br />
2009<br />
352<br />
352<br />
352<br />
355<br />
356<br />
357<br />
358<br />
359<br />
360<br />
361<br />
362<br />
363<br />
364<br />
365<br />
366<br />
367<br />
368<br />
369<br />
370<br />
371<br />
372<br />
373<br />
374<br />
375<br />
376<br />
377<br />
377<br />
379<br />
380<br />
381<br />
382<br />
383<br />
383<br />
385<br />
386<br />
387<br />
388<br />
389<br />
390<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Demmin, Kreis<br />
•<br />
Herford, Kreis<br />
•<br />
Kassel, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Märkisch-Oderland, Landkreis •<br />
Jerichower Land, Landkreis<br />
•<br />
Wunsiedel i.Fichtelgebirge, Landkreis •<br />
Zweibrücken, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Weiden i.d.OPf., krsfr. Stadt •<br />
Saarbrücken, Stadtverband<br />
•<br />
Uelzen, Landkreis<br />
•<br />
Märkischer Kreis<br />
•<br />
Wesermarsch, Landkreis<br />
•<br />
Steinburg, Landkreis<br />
•<br />
Altmarkkreis Salzwedel<br />
•<br />
Werra-Meißner-Kreis<br />
•<br />
Leipzig, Stadt<br />
•<br />
Salzgitter, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Holzminden, Landkreis<br />
•<br />
Celle, Landkreis<br />
•<br />
Hagen, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Neunkirchen, Landkreis<br />
•<br />
Wittmund, Landkreis<br />
•<br />
Odenwaldkreis<br />
•<br />
Emden, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Soltau-Fallingbostel, Landkreis •<br />
Dortmund, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Leer, Landkreis<br />
•<br />
Güstrow, Kreis<br />
•<br />
Frankfurt (Oder), krsfr. Stadt •<br />
Rostock, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Krefeld, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Brandenburg an der Havel, krsfr. Stadt •<br />
Gera, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Oberhausen, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Kiel, Landeshauptstadt, krsfr. Stadt •<br />
Kaiserslautern, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Berlin, Land<br />
•<br />
Magdeburg, krsfr. Stadt<br />
•<br />
Ludwigshafen am Rhein, krsfr. Stadt •<br />
1336<br />
1336<br />
1336<br />
1340<br />
1346<br />
1353<br />
1354<br />
1355<br />
1356<br />
1358<br />
1362<br />
1363<br />
1373<br />
1375<br />
1379<br />
1380<br />
1385<br />
1388<br />
1405<br />
1410<br />
1413<br />
1416<br />
1420<br />
1422<br />
1423<br />
1431<br />
1431<br />
1439<br />
1443<br />
1453<br />
1454<br />
1458<br />
1458<br />
1460<br />
1461<br />
1468<br />
1469<br />
1486<br />
1488<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
-0,52<br />
0,23<br />
-0,52<br />
-1,76<br />
0,75<br />
-0,88<br />
5,78<br />
5,45<br />
0,52<br />
-0,73<br />
1,79<br />
-0,66<br />
2,69<br />
-3,91<br />
2,15<br />
3,14<br />
2,29<br />
-1,00<br />
-1,82<br />
1,00<br />
-0,49<br />
-1,87<br />
-1,66<br />
6,44<br />
-1,66<br />
1,85<br />
2,43<br />
1,05<br />
-2,37<br />
-2,09<br />
0,21<br />
4,29<br />
5,35<br />
2,53<br />
-1,28<br />
3,02<br />
-0,81<br />
-3,00<br />
1,16<br />
Platz<br />
2008<br />
358<br />
352<br />
358<br />
364<br />
353<br />
365<br />
335<br />
339<br />
360<br />
366<br />
356<br />
367<br />
355<br />
379<br />
361<br />
356<br />
362<br />
373<br />
379<br />
370<br />
375<br />
381<br />
382<br />
353<br />
383<br />
374<br />
371<br />
376<br />
388<br />
393<br />
384<br />
372<br />
369<br />
376<br />
390<br />
378<br />
391<br />
397<br />
385<br />
PVI<br />
2008<br />
1343<br />
1333<br />
1343<br />
1364<br />
1336<br />
1365<br />
1280<br />
1285<br />
1349<br />
1368<br />
1338<br />
1372<br />
1337<br />
1431<br />
1350<br />
1338<br />
1354<br />
1402<br />
1431<br />
1396<br />
1420<br />
1443<br />
1444<br />
1336<br />
1447<br />
1405<br />
1397<br />
1424<br />
1478<br />
1484<br />
1451<br />
1398<br />
1384<br />
1424<br />
1480<br />
1425<br />
1481<br />
1532<br />
1471<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
349<br />
358<br />
337<br />
325<br />
354<br />
338<br />
375<br />
366<br />
359<br />
349<br />
368<br />
360<br />
361<br />
328<br />
364<br />
371<br />
363<br />
378<br />
362<br />
372<br />
376<br />
370<br />
376<br />
388<br />
365<br />
380<br />
379<br />
374<br />
391<br />
383<br />
384<br />
387<br />
392<br />
385<br />
380<br />
386<br />
382<br />
367<br />
373<br />
•<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1344<br />
1372<br />
1320<br />
1293<br />
1357<br />
1322<br />
1449<br />
1420<br />
1385<br />
1344<br />
1426<br />
1395<br />
1406<br />
1297<br />
1410<br />
1433<br />
1408<br />
1460<br />
1407<br />
1435<br />
1451<br />
1432<br />
1451<br />
1523<br />
1411<br />
1466<br />
1465<br />
1442<br />
1530<br />
1473<br />
1487<br />
1518<br />
1537<br />
1500<br />
1466<br />
1513<br />
1471<br />
1425<br />
1440<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
0,60<br />
2,69<br />
-1,20<br />
-3,51<br />
0,82<br />
-2,29<br />
7,02<br />
4,80<br />
2,14<br />
-1,03<br />
4,70<br />
2,35<br />
2,40<br />
-5,67<br />
2,25<br />
3,84<br />
1,66<br />
5,19<br />
0,14<br />
1,77<br />
2,69<br />
1,13<br />
2,18<br />
7,10<br />
-0,84<br />
2,45<br />
2,38<br />
0,21<br />
6,03<br />
1,38<br />
2,27<br />
4,12<br />
5,42<br />
2,74<br />
0,34<br />
3,07<br />
0,14<br />
-4,10<br />
-3,23
RISIKEN DER PRIVATEN KREDITAUFNAHME<br />
Übersicht: Privatverschuldungsindex (PVI) der Kreise (nach Rang)<br />
Platz<br />
2009<br />
391<br />
392<br />
393<br />
394<br />
395<br />
396<br />
397<br />
398<br />
399<br />
400<br />
401<br />
402<br />
403<br />
404<br />
405<br />
406<br />
407<br />
408<br />
409<br />
410<br />
411<br />
412<br />
413<br />
Tab. 1.3<br />
Kreis PVI<br />
2009<br />
Solingen, krsfr. Stadt<br />
Lübeck, Hansestadt, krsfr. Stadt<br />
Neubrandenburg, krsfr. Stadt<br />
Dithmarschen, Landkreis<br />
Herne, krsfr. Stadt<br />
Hamm, krsfr. Stadt<br />
Straubing, krsfr. Stadt<br />
Halle (Saale), krsfr. Stadt<br />
Schwerin, krsfr. Stadt<br />
Wuppertal, krsfr. Stadt<br />
Worms, krsfr. Stadt<br />
Flensburg, krsfr. Stadt<br />
Hof, krsfr. Stadt<br />
Gelsenkirchen, krsfr. Stadt<br />
Duisburg, krsfr. Stadt<br />
Offenbach am Main, krsfr. Stadt<br />
Eisenach, krsfr. Stadt<br />
Bremerhaven, krsfr. Stadt<br />
Neumünster, krsfr. Stadt<br />
Delmenhorst, krsfr. Stadt<br />
Mönchengladbach, krsfr. Stadt<br />
Wilhelmshaven, krsfr. Stadt<br />
Pirmasens, krsfr. Stadt<br />
•<br />
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1495<br />
1498<br />
1504<br />
1509<br />
1523<br />
1538<br />
1552<br />
1556<br />
1581<br />
1589<br />
1599<br />
1629<br />
1630<br />
1638<br />
1640<br />
1673<br />
1689<br />
1703<br />
1738<br />
1753<br />
1773<br />
1852<br />
2146<br />
Änderung<br />
2008/2009<br />
[%]<br />
1,29<br />
1,15<br />
1,76<br />
2,37<br />
1,40<br />
2,47<br />
3,81<br />
0,13<br />
-1,31<br />
0,19<br />
2,76<br />
-2,04<br />
1,81<br />
3,41<br />
0,99<br />
3,08<br />
4,32<br />
0,24<br />
5,02<br />
1,92<br />
-1,50<br />
-1,65<br />
-1,38<br />
Platz<br />
2008<br />
387<br />
391<br />
388<br />
386<br />
396<br />
395<br />
394<br />
398<br />
403<br />
401<br />
399<br />
408<br />
402<br />
400<br />
406<br />
405<br />
404<br />
409<br />
407<br />
410<br />
411<br />
412<br />
413<br />
PVI<br />
2008<br />
1476<br />
1481<br />
1478<br />
1474<br />
1502<br />
1501<br />
1495<br />
1554<br />
1602<br />
1586<br />
1556<br />
1663<br />
1601<br />
1584<br />
1624<br />
1623<br />
1619<br />
1699<br />
1655<br />
1720<br />
1800<br />
1883<br />
2176<br />
Platz<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
389<br />
390<br />
394<br />
395<br />
393<br />
396<br />
397<br />
397<br />
399<br />
402<br />
400<br />
400<br />
403<br />
405<br />
404<br />
407<br />
408<br />
406<br />
411<br />
409<br />
410<br />
412<br />
413<br />
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PVI<br />
<strong>2010</strong><br />
prog.<br />
1525<br />
1528<br />
1555<br />
1557<br />
1548<br />
1567<br />
1568<br />
1568<br />
1593<br />
1641<br />
1625<br />
1625<br />
1657<br />
1699<br />
1663<br />
1731<br />
1754<br />
1711<br />
1823<br />
1806<br />
1817<br />
1878<br />
2206<br />
Änderung<br />
2009/<strong>2010</strong><br />
prog. [%]<br />
DEUTSCHLAND 1173 -0,85 1183 1202 2,47<br />
2,01<br />
2,00<br />
3,39<br />
3,18<br />
1,64<br />
1,89<br />
1,03<br />
0,77<br />
0,76<br />
3,27<br />
1,63<br />
-0,25<br />
1,66<br />
3,72<br />
1,40<br />
3,47<br />
3,85<br />
0,47<br />
4,89<br />
3,02<br />
2,48<br />
1,40<br />
2,80<br />
71
1.4 Entwicklung der Verbraucherinsolvenzen<br />
Im Jahr 2009 beantragten bis Ende Dezember 101.102 Bundesbürger ein Verbraucherin-<br />
solvenzverfahren. 1 Dies entspricht einer Zunahme von 3,0 Prozent gegenüber demselben<br />
Vorjahreszeitraum. Nach dem erstmaligen Rückgang in 2008 (-6,7 %) ist 2009 die Zahl<br />
der Verbraucherinsolvenzverfahren bzw. Privatinsolvenz wieder gestiegen. Damit haben<br />
seit Einführung der Insolvenzordnung zum 1. Januar 1999 insgesamt 601.250 Verbraucher<br />
einen Antrag auf Insolvenz gestellt. Zu beachten ist, dass sich die Insolvenzzahlen auf<br />
Privatpersonen und nicht auf Privathaushalte beziehen.<br />
Mit der Insolvenzordnung haben zahlungsunfähige Privatpersonen in Deutschland die Möglichkeit,<br />
nach einer mindestens sechsjährigen Wohlverhaltensphase, die restlichen <strong>Schulden</strong><br />
erlassen zu bekommen. Voraussetzung ist, dass in der Wohlverhaltensphase von sechs Jahren<br />
der verschuldete Verbraucher den pfändbaren Teil seines Einkommens an einen Treuhänder<br />
abtritt. Ohne Verbraucherinsolvenz würden Forderungstitel erst nach 30 Jahren verjähren.<br />
Sprunghafte Zunahme der Privatinsolvenzen ab 2001<br />
In den Anfangsjahren der Insolvenzordnung von 1999 bis 2001 haben zunächst relativ<br />
wenige Schuldner von der Möglichkeit einer Verbraucherinsolvenz Gebrauch gemacht. Bis<br />
2001 wurden rund 27.000 Anträge registriert. 2 Ein Fünftel der Anträge wurde abgelehnt,<br />
da der private Schuldner die Verfahrenskosten von 2.000 Euro nicht aufbringen konnte und<br />
auch keine Prozesskostenhilfe erhielt. Erst als Ende 2001 die Stundung der Verfahrenskosten<br />
durch die Staatskassen gesetzlich geregelt wurde, nutzten von Jahr zu Jahr mehr Schuldner<br />
die Möglichkeit der Restschuldbefreiung. Als Folge nahmen die Anträge auf Verbraucherinsolvenz<br />
sprunghaft zu. Zwischen 2002 und 2006 betrugen die durchschnittlichen Wachstumsraten<br />
knapp 49 Prozent pro Jahr, was die öffentliche Überschuldungsdiskussion auch<br />
deutlich entfacht hat. Mangels Masse wurden kaum noch Anträge abgewiesen.<br />
Nach Abschwächung in 2008 wieder eine leichte Zunahme in 2009<br />
Ende 2007 hat sich seit Einführung der Insolvenzordnung erstmals eine Beruhigung eingestellt.<br />
So fiel die Wachstumsrate 2007 auf 9 Prozent. Im Jahr 2008 wurde erstmals ein Rückgang<br />
der Verfahrenszahlen um 6,7 Prozent festgestellt. Die rückläufige Dynamik in den<br />
Jahren 2007 und 2008 dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen sind zahlreiche Verfahren<br />
der schon seit längerem überschuldeten Haushalte von den Gerichten zwischenzeitlich abgearbeitet<br />
worden. Zum anderen ist die Arbeitslosigkeit, die als Hauptauslöser einer Überschuldungsituation<br />
gilt, zurückgegangen. Befürchtungen steigen allerdings, dass die Verfahrenszahlen<br />
<strong>2010</strong> wieder deutlicher zunehmen, nachdem für 2009 ein moderater Anstieg<br />
von 3,0 Prozent zu beobachten war.<br />
1 Statistisches Bundesamt, Fachserie 2, R 4.1, Dezember 2009. Die Insolvenzzahl umfasst die eröffneten Verfahren,<br />
die mangels Masse abgewiesenen Verfahren sowie die angenommenen <strong>Schulden</strong>bereinigungspläne.<br />
2 Statistisches Bundesamt: Überschuldung privater Personen und Verbraucherinsolvenzen, in: <strong>SCHUFA</strong> Holding AG (Hrsg.),<br />
<strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> 2008, Wiesbaden 2008, S. 106 ff.<br />
ENTWICKLUNG DER VERBRAUCHERINSOLVENZEN<br />
73
ENTWICKLUNG DER VERBRAUCHERINSOLVENZEN<br />
74<br />
Absolute und subjektive Überschuldung<br />
Um mehr über die sozio-ökonomischen Strukturen herauszufinden, hat das Statistische<br />
Bundesamt erstmals für das Berichtsjahr 2006 eine Überschuldungsstatistik auf Basis frei-<br />
williger Befragungen der Schuldnerberatungsstellen erhoben. Für das Jahr 2008 wurden<br />
die Daten von knapp 66.500 Personen ausgewertet, die 214 der rund 950 Beratungsstellen<br />
an das Statistische Bundesamt übermittelt hatten.<br />
Jedoch nicht nur die Personen, die als absolut überschuldet gelten, sind auf eine Betreuung<br />
durch Schuldnerberatungsstellen angewiesen. Auch Personen, die einen finanziellen Engpass<br />
zu meistern haben, sich also subjektiv überschuldet fühlen, nehmen die Dienste von<br />
Beratungsstellen in Anspruch. Auch gibt es Personen, die nicht die Dienste der Schuldnerberatungsstellen<br />
in Anspruch nehmen, sondern andere Stellen wie Sozialämter, Rechtsanwälte<br />
oder Steuer- und Wirtschaftsberater aufsuchen. 3<br />
Hauptauslöser der Überschuldung<br />
Die Hauptursache für das Entstehen einer Überschuldungssituation sind die Arbeitslosigkeit<br />
und die damit verbundenen Einkommenseinbußen mit einem Anteil von etwa 29 Prozent.<br />
Zweitwichtigster Auslöser sind mit einem Anteil von 14 Prozent Scheidung, Trennung oder<br />
Tod des Partners bzw. der Partnerin. 4<br />
Forderungsvolumen<br />
In den Anfangsjahren 1999 bis 2001 betrug die durchschnittliche <strong>Schulden</strong>höhe je Fall rund<br />
187.000 Euro. In den vergangenen drei Jahren, 2007 bis 2009, reduzierte sich das durchschnittliche<br />
Forderungsvolumen auf rund 59.000 Euro je Fall. 5 In welcher Höhe die Schuldner<br />
Rückzahlungen leisten, kann erst später statistisch ermittelt werden. Frühere Auswertungen<br />
legen jedoch nahe, dass mit Quoten unter 10 Prozent zu rechnen ist. 6<br />
Zu berücksichtigen ist, dass auch die hypothekarisch gesicherten <strong>Kredit</strong>e für die Immobilienfinanzierung<br />
und die Verbindlichkeiten aus früherer Selbstständigkeit enthalten sind. Diese<br />
<strong>Schulden</strong> sind überwiegend höher als andere <strong>Schulden</strong>arten. Die <strong>Schulden</strong> der Personen aus<br />
gescheiterten Immobilienfinanzierungen beliefen sich 2008 auf durchschnittlich 130.123 Euro<br />
(2007: 160.000 Euro). Personen, die aufgrund ihrer früheren Selbstständigkeit für Verbindlichkeiten<br />
aufkommen müssen, schuldeten ihren Gläubigern im Durchschnitt 86.700 Euro<br />
(2007: 96.000 Euro).<br />
Bei Ausschluss der Personen mit Hypothekenverbindlichkeiten und der ehemals Selbst-<br />
ständigen lässt sich eine <strong>Schulden</strong>last von durchschnittlich 22.000 Euro errechnen. 7<br />
3 Statistisches Bundesamt: Statistik zur Überschuldung privater Personen 2008, 26.11.2009, Wiesbaden 2009, S. 3.<br />
4 Statistisches Bundesamt: a.a.O., S. 6.<br />
5 Statistisches Bundesamt: Unternehmen und Arbeitsstätten, Insolvenzverfahren, Wiesbaden 2009.<br />
6 Statistisches Bundesamt: Überschuldung privater Personen und Verbraucherinsolvenzen.<br />
Begleitmaterial zur Pressekonferenz v. 21. Oktober 2008, Wiesbaden 2008; S. 6.<br />
7 Statistisches Bundesamt: Überschuldung – letzter Ausweg die Privatinsolvenz, Wiesbaden 2008, S. 3.
Gläubiger sind hauptsächlich <strong>Kredit</strong>institute mit Forderungen von durchschnittlich 20.960<br />
Euro. Diese <strong>Schulden</strong> verteilen sich im Wesentlichen auf Ratenkredite mit Außenständen von<br />
im Schnitt 9.457 Euro, Hypothekarkredite mit 8.272 Euro sowie Dispositions- und Rahmenkredite<br />
mit 3.212 Euro. Mit erheblichem Abstand folgen <strong>Schulden</strong> bei Inkassobüros in der<br />
Größenordnung Eröffnete Verbraucherinsolvenzverfahren von 2.984 Euro.<br />
von 1999 bis 2009<br />
(bis 31.11.2009)<br />
Weniger ins Gewicht fallen zudem die Forderungen der Finanzämter und anderer öffentlicher<br />
Gläubiger in Höhe von durchschnittlich 1.148 bzw. 1.404 Euro. 8<br />
Eröffnete Verbraucherinsolvenzverfahren von 1999 bis 2009<br />
Tab. 1.4<br />
Jahr Anzahl Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
3.357<br />
10.479<br />
13.277<br />
21.441<br />
33.609<br />
49.123<br />
68.898<br />
96.586<br />
105.238<br />
98.140<br />
101.102<br />
8 Statistisches Bundesamt: Statistik zur Überschuldung privater Personen 2008, a.a.O., S. 9.<br />
+212,2 %<br />
+26,7 %<br />
+61,5 %<br />
+56,8 %<br />
+46,2 %<br />
+40,3 %<br />
+40,2 %<br />
+9,0 %<br />
-6,7 %<br />
+3,0 %<br />
ENTWICKLUNG DER VERBRAUCHERINSOLVENZEN<br />
QUELLE: Statistisches Bundesamt Deutschland<br />
75
1.5 Entwicklung der relativen Überschuldung<br />
privater Haushalte 2008<br />
Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann<br />
1.5.1 Grundlagen der Analysen<br />
Definition und Messung von Überschuldung<br />
Bemessung der Existenzminima für 2008<br />
1.5.2 Die Entwicklung relativer Überschuldung: Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Geringer Rückgang 2008: Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Geringer Rückgang 2008: Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter<br />
Privathaushalte mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten an allen<br />
Haushalten<br />
1.5.3 Die Entwicklung relativer Überschuldung:<br />
Privathaushalte mit Konsumentenkrediten<br />
Zunahme 2008: Anzahl und Anteil überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumentenkrediten<br />
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann<br />
Studium der Mathematik, Deutschen Philologie, Sozial-, Wirtschaftswissenschaften<br />
und Soziologie an den Universitäten Salzburg, Wien<br />
und Karlsruhe. Mehrjährige Tätigkeit in der Softwareentwicklung und<br />
amtlichen Statistik. 1985 bis 1992 Lehrbeauftragter, Universität Salzburg.<br />
1990 bis 2000 Mitarbeiter und Assistent am Institut für Soziologie<br />
der Universität Karlsruhe. Seit 2000 freiberuflicher Sozialwissenschaftler.<br />
Zahlreiche Veröffentlichungen u. a. zu den Themen soziale Ungleichheit,<br />
Armut, Überschuldung.<br />
Die Langfassung dieser Analyse ist im Internet unter<br />
www.<strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>.de hinterlegt.<br />
77
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
78<br />
1.5.1 Grundlagen der Analyse<br />
Vor jeder empirischen Analyse zur Verschuldung bzw. Überschuldung muss die Frage<br />
beantwortet werden, wo die Grenze zwischen überschuldeten und nicht überschuldeten<br />
Personen bzw. Haushalten zu ziehen ist. Die folgende Definition entstammt der Praxis<br />
der Schuldnerberatung und basiert auf dem Ansatz von Ulf Groth, der diesen vor mehr<br />
als 25 Jahren einführte. 1<br />
Definition und Messung von Überschuldung2 Überschuldung ist ein Prozess, der nicht mit den Endpunkten dieses Prozesses (Privatinsolvenz,<br />
Eidesstattliche Versicherung) gleichgesetzt werden darf. Diese Endpunkte, wo quasi<br />
„nichts mehr geht“, werden als absolute Überschuldung bezeichnet. Überschuldung setzt<br />
jedoch zweifellos bereits davor ein, man spricht daher in Abgrenzung zu den Endpunkten<br />
des Überschuldungsprozesses von relativer Überschuldung.<br />
Definition: Relative Überschuldung eines Haushalts liegt dann vor, wenn trotz Reduzierung<br />
der Lebenshaltungskosten auf die Pfändungsfreigrenze (alternativ: Sozialhilfegrenze) der<br />
verbleibende Einkommensrest nicht ausreicht, um alle Zahlungsverpflichtungen aus <strong>Schulden</strong><br />
zu erfüllen.<br />
Da die Pfändungsfreigrenze seit der Neufestsetzung im Jahr 2002 wesentlich über der Sozial-<br />
hilfegrenze liegt, bestehen große Unterschiede zwischen den gesetzlich zugestandenen<br />
Lebenshaltungskosten nach dem Sozialhilfegesetz und der Pfändungsordnung. In der Folge<br />
erhalten wir eine geringere Anzahl an überschuldeten Haushalten, wenn das Existenzminimum<br />
auf den Sozialhilferichtsätzen basiert (Untergrenze relativer Überschuldung), als<br />
wenn das Existenzminimum mittels der Pfändungsfreigrenzen festgelegt wird (Obergrenze<br />
relativer Überschuldung).<br />
Die Berechnung der angeführten gesetzlichen Existenzminima erfolgt nach dem Rechtsstand<br />
2008 (dem Jahr des hier betrachteten Analysezeitraumes).<br />
1 Vgl. Groth, U.: Schuldnerberatung. Praktischer Leitfaden für die Sozialarbeit, Frankfurt a. M. / New York 1984, S. 16.<br />
2 Für eine ausführliche Diskussion vgl.: Zimmermann, G. E.: Private Ver- und Überschuldung im Analysekontext. Ansätze<br />
und Verfahren der Definition sowie der empirischen Erfassung von Überschuldung, in: <strong>SCHUFA</strong> HOLDING AG (Hrsg.):<br />
<strong>Schulden</strong>kompass 2007, Wiesbaden 2007, S. 133-142.
Bemessung der Existenzminima für 2008<br />
Kernelement für die Bemessung der Sozialhilfe als auch der Grundsicherung für Arbeit-<br />
suchende (ALG II/Sozialgeld) ist die so genannte Regelsatzverordnung (RSV) nach §28 SGB XII.<br />
Der Regelsatz für die Hilfe zum Lebensunterhalt einer alleinstehenden Person bzw. des Haushaltsvorstandes<br />
(Eckregelsatz) wurde entsprechend der Rentenanpassung fortgeschrieben und<br />
mit 1. Juli 2008 auf 351 Euro festgelegt (Eckregelsatz). 3 Aus dem Eckregelsatz werden in<br />
der Folge nach den 2008 gültigen Bedarfsgewichten4 die Regelleistungen für Haushaltsangehörige<br />
abgeleitet:<br />
Haushaltsvorstand/Alleinstehender (Eckregelsatz) 351 Euro<br />
Haushaltsangehörige unter 14 Jahre 208 Euro<br />
Haushaltsangehörige ab 14 Jahre 278 Euro<br />
Zusätzlich werden unter bestimmten Voraussetzungen Mehrbedarfe für Ältere, Schwangere<br />
und Alleinerziehende gezahlt. Darüber hinaus werden die angemessenen Kosten der Unterkunft<br />
(Kaltmiete ohne Strom) sowie die Heizkosten (abzüglich der Kosten für die Warmwasserbereitung)<br />
gewährt.<br />
Die Bemessung der Pfändungsfreigrenzen im Jahr 2008 erfolgt nach der Pfändungs-<br />
tabelle vom 1. Juli 2005. Diese hat Gültigkeit, da mit 1. Juli 2007 keine Anhebung der<br />
Freigrenzen erfolgte und eine Überprüfung alle zwei Jahre erfolgt. 5<br />
Die Pfändungsfreigrenze beträgt entsprechend der genannten gültigen Pfändungstabelle<br />
(gem. §850 ZPO) für eine alleinstehende Person 989,99 Euro pro Monat.<br />
Sie erhöht sich mit der Anzahl der gesetzlich zu unterhaltenden Personen:<br />
1.359,99 Euro bei 1 zu unterhaltenden Person<br />
1.569,99 Euro bei 2 zu unterhaltenden Personen<br />
1.769,99 Euro bei 3 zu unterhaltenden Personen<br />
1.979,99 Euro bei 4 zu unterhaltenden Personen<br />
usw.<br />
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
Weiterhin sind zweckgebundene Sozialleistungen (Erziehungsgeld, Kindergeld, Pflegegeld,<br />
Leistungen der Sozialhilfe, Wohngeld etc.) unpfändbar.<br />
3 Bekanntmachung vom 26. Juni 2008, BGBl I S. 1102.<br />
4 Ab 1. Juli 2009 wurde eine zusätzliche Altersstufe für Kinder von 6 bis unter 14 Jahren eingeführt<br />
(Bedarfsgewicht: 70 Prozent des Eckregelsatzes).<br />
5 Nach 850c Abs. 2a ZPO ändern sich die Beträge für die Berechnung der Pfändungsfreigrenzen alle zwei Jahre entsprechend der<br />
Entwicklung des steuerlichen Grundfreibetrages. Da der Grundfreibetrag in §32a Abs. 1 Nr.1 des Einkommenssteuergesetzes<br />
(EStG) um Stichtag 1. Januar 2007 identisch ist mit dem Freibetrag zum Stichtag 1. Januar 2005, blieben auch die Pfändungsfreigrenzen<br />
unverändert.<br />
79
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
80<br />
1.5.2 Die Entwicklung relativer Überschuldung:<br />
Privathaushalte mit Konsumentenund/oder<br />
Hypothekarkredite<br />
Geringer Rückgang 2008: Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Deutschland: Entwicklung der Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte mit Konsumentenkrediten<br />
Die Anzahl der relativ überschuldeten Privathaushalte mit Konsumenten- und/oder Hypothe-<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Pfändungsfreigrenze<br />
karkrediten hat 2008 gegenüber dem Vorjahr gering abgenommen. Im Jahr 2008 waren in<br />
Deutschland 2,77 Millionen Privathaushalte mit bankmäßigen <strong>Kredit</strong>en überschuldet. Unter<br />
Berücksichtigung der überschuldungsgefährdeten Haushalte sowie von Haushalten mit eventuellen<br />
Zahlungsverpflichtungen aus nicht-bankmäßigen Verschuldungsformen erhöhte sich<br />
die Anzahl auf 2,98 Millionen (50 Euro Gefährdetenschwelle).<br />
Deutschland: Entwicklung der Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte mit<br />
Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Sozialhilfe / ALG II (Sozialgeld)<br />
Anzahl<br />
Haushalte<br />
(in Mio.)<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
Jahr<br />
2,3<br />
1998<br />
2,5<br />
1999<br />
2,5<br />
2000<br />
2,5<br />
2001<br />
2,5<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten QUELLE: SOEP 1998 bis 2008, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
Abb. 2.1<br />
Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre (vgl. Abb. 2.1) so zeigt sich, dass der Rückgang<br />
von 2008 so gering war, dass das Überschuldungsniveau von rund 2,8 Mio. überschuldeten<br />
Privathaushalten des Jahres 2007 bestehen blieb. Die weiterführenden Analysen zeigen<br />
(vgl. Abb. 3.1), dass im Jahr 2008 die Anzahl der überschuldeten Haushalte mit Konsumentenkrediten<br />
sogar zugenommen hat. Der aufgezeigte geringe Rückgang an überschuldeten<br />
Haushalten insgesamt resultiert also aus einer Abnahme der Anzahl überschuldeter Haushalte<br />
mit Hypothekarkrediten.<br />
2,8<br />
3,0<br />
3,0<br />
2,9<br />
2,8<br />
2,8
Geringer Rückgang 2008: Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter<br />
Privathaushalte mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten an<br />
allen Haushalten<br />
Der leichte Rückgang bei der Anzahl überschuldeter Privathaushalte hat (definitionsgemäß)<br />
zur Folge, dass auch der Anteil der überschuldeten Privathaushalte mit Konsumenten- und/<br />
oder Hypothekarkrediten an allen Haushalten im Jahr 2008 leicht abgenommen hat. Bundesweit<br />
sind 6,9 Prozent aller Haushalte überschuldet (vgl. Abb. 2.2). Hervorgehoben sei noch-<br />
Entwicklung mals, dass des die Anteils im relativ Titel angesprochene überschuldeter Privathaushalte Entspannung mit Konsumentenkrediten beim Anteil der überschuldeten an allen Privathaushalten Privat-<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Pfändungsfreigrenze<br />
haushalte im Jahr 2008 nur von den Haushalten mit Hypothekarkrediten herrührt.<br />
Deutschland: Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Sozialhilfe / ALG II (Sozialgeld)<br />
Anteil<br />
(Prozent)<br />
12,0<br />
11,0<br />
10,0<br />
9,0<br />
8,0<br />
7,0<br />
6,0<br />
5,0<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
Jahr<br />
6,1<br />
1998<br />
6,6<br />
1999<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Ab. 2.2<br />
6,5<br />
2000<br />
6,7<br />
2001<br />
6,4<br />
2002<br />
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
7,2<br />
7,6 7,6<br />
7,3 7,1 6,9<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
QUELLE: SOEP 1998 bis 2008, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
81
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
82<br />
1.5.3 Die Entwicklung relativer<br />
Überschuldung: Privathaushalte<br />
mit Konsumentenkrediten<br />
Die getrennte Analyse von Konsumentenkrediten ist notwendig, da sich Konsumenten- und<br />
Hypothekarkredite grundlegend unter anderem hinsichtlich Laufzeit, <strong>Kredit</strong>höhe, Zweck der<br />
Verschuldung und Wertbeständigkeit des finanzierten Gegenstandes unterscheiden. Insofern<br />
haben Verschuldungen mit Konsumenten- bzw. Hypothekarkrediten höchst unterschiedliche<br />
Ausgangsbedingungen und Zielsetzungen. Während Hypothekarkredite bei der Vermögensbildung<br />
(Wohneigentum) eine zentrale Rolle einnehmen, dienen Konsumentenkredite der<br />
Anschaffung von Gütern der Haushaltsausstattung, dem Autokauf etc. Bei Konsumentenkrediten<br />
handelt es sich um kurz- bzw. mittelfristige <strong>Kredit</strong>e, und die Wertbeständigkeit der<br />
finanzierten Gegenstände ist entsprechend begrenzt.<br />
Zunahme 2008: Anzahl und Anteil überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumentenkrediten<br />
Wird das Existenzminimum für die Lebenshaltungskosten nach der Pfändungsfreigrenze<br />
bemessen (Obergrenze relativer Überschuldung), dann erhalten wir für das Jahr 2008<br />
1,74 Millionen überschuldete Privathaushalte mit Konsumentenkrediten (vgl. Abb. 3.1).<br />
Das heißt, dass bei diesen Haushalten trotz Reduzierung der Lebenshaltungskosten auf die<br />
Pfändungsfreigrenze der verbleibende Einkommensrest des Haushaltsnettoeinkommens<br />
nicht ausreicht, die Zahlungsverpflichtungen aus <strong>Schulden</strong> zu erfüllen. Dies schlägt sich in<br />
einem Anteil der überschuldeten Haushalte an allen Haushalten von 4,3 Prozent nieder<br />
(vgl. Abb. 3.2).<br />
Die Ursachen für den Anstieg der überschuldeten Haushalte um rund 100 Tsd. können<br />
aus den Daten nicht direkt abgeleitet werden. Angeführt sei, dass laut Bankenstatistik der<br />
Deutschen Bundesbank6 im Jahr 2008 das <strong>Kredit</strong>volumen an Privatpersonen für den Wohnungsbau<br />
abgenommen, das <strong>Kredit</strong>volumen für Konsumentenkredite insgesamt nach 2004<br />
erstmals wieder gering zugenommen hat, darunter jedoch mit einem deutlicheren Anstieg<br />
beim Volumen der Ratenkredite. Gleichzeitig stieg im Jahr 2008 der private Konsum, der<br />
zum Teil durch <strong>Kredit</strong>e finanziert wurde, gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent. 7 Die Ausführungen<br />
machen deutlich, dass die beginnenden wirtschaftlichen Auswirkungen der<br />
weltweiten Finanzkrise, die im vierten Quartal 2008 auch in Deutschland einsetzten, mit<br />
den Überschuldungszahlen (noch) nicht in einem originären Zusammenhang zu sehen sind.<br />
6 Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.): Bankenstatistik Dezember 2009, S. 34 f.<br />
7 Vgl. Statistisches Bundesamt: Pressemitteilung Nr. 316 vom 27.08.2009.
Deutschland: Entwicklung der Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumentenkrediten<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Pfändungsfreigrenze<br />
Anzahl Haushalte<br />
(in Tsd.)<br />
4500<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
2410<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 3.1<br />
Jahr<br />
Anteil<br />
(Prozent)<br />
0<br />
2920<br />
2880<br />
1900<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
1620<br />
1630<br />
1740<br />
QUELLE: SOEP 1998 bis 2008, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter Privathaushalte mit Konsumentenkrediten<br />
an allen Privathaushalten<br />
Existenzminimum: Lebensunterhalt nach Pfändungsfreigrenze<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
6,2<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 3.2<br />
Jahr<br />
7,5<br />
7,4<br />
ENTWICKLUNG RELATIVER ÜBERSCHULDUNG PRIVATER HAUSHALTE 2008<br />
4,9<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
4,2<br />
4,1<br />
4,3<br />
QUELLE: SOEP 1998 bis 2008, eigene Berechnungen und Darstellung<br />
83
2. Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in<br />
der Wirtschaftskrise<br />
Ergebnisse einer Repräsentativumfrage im September 2009<br />
INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH<br />
Einleitung<br />
2.1 Der Wert der Sparsamkeit<br />
2.2 Die Einstellung gegenüber <strong>Kredit</strong>en<br />
2.3 Wofür werden <strong>Kredit</strong>e aufgenommen?<br />
2.4 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
2.5 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
auf das Spar- und <strong>Kredit</strong>verhalten<br />
Zusammenfassung<br />
Dr. Thomas Petersen<br />
Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach. Lehrbeauftragter<br />
für Publizistik an der Universität Mainz. Präsident der World Association<br />
for Public Opinion Research (WAPOR), Sprecher der Fachgruppe<br />
„Visuelle Kommunikation“ der Deutschen Gesellschaft für Publizistikund<br />
Kommunikationswissenschaft (DGPuK). Forschungsschwerpunkte:<br />
Methoden der Demoskopie, Feldexperimente, Visuelle Kommunikation,<br />
Wahlforschung, Panel-Markt- und Sozialforschung, Theorie der öffentlichen<br />
Meinung. Buchpublikationen u. a.: Alle, nicht jeder. Einführung<br />
in die Methoden der Demoskopie. Berlin und Heidelberg: Springer.<br />
Vierte Auflage 2005 (mit Prof. Dr. Dr. h.c. Elisabeth Noelle-Neumann).<br />
EINSTELLUNG ZU KREDITEN IN DER KRISE<br />
85
EINSTELLUNG ZU KREDITEN IN DER KRISE<br />
86<br />
Einleitung<br />
Im Sommer 2009 beauftragte die <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, Wiesbaden, das Institut für Demoskopie<br />
Allensbach, Allensbach am Bodensee, mit einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung<br />
über die Einstellungen der Deutschen zu den Themen Sparsamkeit, <strong>Schulden</strong> und <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
sowie zu der Frage, inwieweit die gegenwärtige Wirtschaftskrise die wirtschaftliche<br />
Lage der Privathaushalte beeinflusst, und damit auch, welche Auswirkungen die Krise auf die<br />
Bereitschaft der Bürger hat, kostspielige Gebrauchsgüter anzuschaffen und dafür <strong>Schulden</strong><br />
in Kauf zu nehmen.<br />
Mit Hilfe dieser Untersuchung sollten Zusatzinformationen zu den statistischen Daten<br />
gewonnen werden, die jährlich im <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> veröffentlicht werden. Anders<br />
als in den vergangenen Jahren, in denen der Schwerpunkt der ergänzenden Untersuchungen<br />
zum damaligen <strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> auf dem Thema Überschuldung lag, sollte dieses Mal die<br />
Frage nach der Grundeinstellung zum Thema <strong>Schulden</strong> den Fokus der Analyse bilden. Dazu<br />
gehören sowohl die Wertorientierungen, die der Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en zugrundeliegen, als<br />
auch Aspekte des psychologischen Umfelds des Themas, wie beispielsweise die Frage nach<br />
einer etwaigen „Schwellenangst“, die Menschen von der Aufnahme eines <strong>Kredit</strong>s abhalten<br />
könnte.<br />
Zur Untersuchung dieser Fragestellungen wurden in der Zeit vom 2. bis zum 17. September<br />
2009 insgesamt 2491 Personen ab 16 Jahren mündlich-persönlich („face-to-face“) befragt.<br />
1682 Interviews fanden in den alten Bundesländern und West-Berlin statt, 809 in den neuen<br />
Bundesländern und Ost-Berlin. In die Gesamtergebnisse gehen beide Landesteile aber entsprechend<br />
der tatsächlichen Bevölkerungsverteilung ein. Die Auswahl der Befragten erfolgte<br />
nach dem Quotenverfahren. Die Umfrage ist damit für die deutschsprachige Wohnbevölkerung<br />
repräsentativ. Ihre Ergebnisse können – abgesehen von einer bei Repräsentativumfragen<br />
unvermeidlichen Fehlertoleranz von etwa 1,5 Prozentpunkten – für die Gesamtbevölkerung<br />
verallgemeinert werden.<br />
Allensbach am Bodensee,<br />
INSTITUT FÜR DEMOSKOPIE ALLENSBACH<br />
12. November 2009
2.1 Der Wert der Sparsamkeit<br />
„Über Geld spricht man nicht“ lautet eine in Deutschland verbreitete Benimmregel, an die<br />
sich nach wie vor ein nicht unwesentlicher Teil der Bevölkerung gebunden fühlt. Bei den<br />
Repräsentativumfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach zeigt sich immer wieder,<br />
dass die Befragten besonders schwer zu einer klaren Auskunft zu bewegen sind, wenn<br />
sie über ihren Umgang mit Geld befragt werden. Nicht zufällig steht die Frage nach dem<br />
Einkommen stets ganz am Schluss des Fragebogens, wo eine Antwortverweigerung oder<br />
gar eine ernste Verstimmung des Befragten nicht mehr den weiteren Verlauf des Interviews<br />
beeinträchtigen kann. Eine vergleichbar starke Zurückhaltung, Auskunft über die eigene<br />
finanzielle Situation zu geben, ist in vielen anderen Ländern nicht zu beobachten. Beispielsweise<br />
werden in den Vereinigten Staaten Fragen zu diesem Themenkomplex keineswegs<br />
als heikel empfunden.<br />
Die Frage, wie eine Gesellschaft mit ihrem Geld umgeht, und was die Gründe für dieses<br />
Verhalten sind, kann nicht allein mit einer Analyse volkswirtschaftlicher Trends beantwortet<br />
werden. Selbstverständlich sind Wachstumsraten, die Höhe der Zinsen, Inflation, Staatsver-<br />
schuldung, Steuern und Lohnnebenkosten wichtige Größen, die den Umgang der Menschen<br />
mit ihrem Geld wesentlich beeinflussen. Doch ob und in welchem Maße in einer Gesellschaft<br />
Geld gespart wird, wie sehr die Menschen grundsätzlich bereit sind, <strong>Kredit</strong>e aufzunehmen,<br />
in welchem Maße finanzielle Risiken in Kauf genommen oder vermieden werden, ist auch von<br />
der kulturellen Prägung einer Gesellschaft abhängig, ihrer Wertorientierung und von der kollektiven<br />
historischen Erfahrung, beispielsweise der Erfahrung mit früheren Wirtschaftskrisen.<br />
Illustriert wird dieser Umstand in einer Grafik, die der Dachverband der Schweizer Wirtschaft<br />
economiesuisse auf der Basis von Daten der OECD erstellt hat. Sie zeigt den Zusammenhang<br />
zwischen der internationalen Vernetzung einer Volkswirtschaft, der Sparquote und dem<br />
Umfang der staatlichen Konjunkturprogramme, die Anfang dieses Jahres aufgelegt wurden,<br />
um die Folgen der Weltwirtschaftskrise abzufedern (Grafik 1).<br />
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
87
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
88<br />
Sparquote und Offenheit der Wirtschaft beeinflussen Höhe der Impulsprogramme<br />
Grad der Offenheit der Wirtschaft<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-4 -2 0<br />
Linien: Durchschnittswert der OECD-Staaten<br />
Ungarn und Irland:<br />
Sparprogramm statt Ausgabenprogramme<br />
Größe der Kreise: Ausmaß der<br />
Konjunkturprogramme<br />
Grafik 1<br />
Finnland<br />
Dänemark<br />
Großbritannien<br />
Norwegen<br />
USA<br />
Tschechien<br />
Kanada<br />
Australien<br />
Südkorea<br />
Japan<br />
Holland<br />
Ungarn<br />
Portugal<br />
2 4 6 8 10 11 12<br />
Sparquote der privaten Haushalte<br />
Belgien<br />
Schweden<br />
QUELLE: OECD: Factbook 2008: Economic, Environmental and Social Statistics.<br />
Paris: OECD 2008. OECD: Economic Outlook No. 84.<br />
Paris: OECD: Effectiveness and scope of fiscal stimulus.<br />
In: OECD Economic Outlook Interim Report. Paris: OECD 2009.<br />
Datenaufbereitung und Grafik: Martin Weder, Economiesuisse.<br />
Man erkennt deutlich einen Zusammenhang zwischen der Ausgabendisziplin auf staatlicher<br />
Seite und der Sparquote der privaten Haushalte: In den Ländern, in denen die Bürger viel<br />
Geld sparen (und in denen die Wirtschaft besonders stark international vernetzt ist), sind<br />
die Pro-Kopf-Ausgaben für Konjunkturprogramme gering. Dort, wo die Bürger wenig sparen,<br />
gibt auch der Staat mehr Geld aus. Auffällig ist darüber hinaus, dass sich Länder, die sich<br />
historisch und kulturell nahe stehen, wie etwa Deutschland, Österreich und die Schweiz oder<br />
auch die USA, Großbritannien, Kanada und Australien, in der Sparquote und im Grad der<br />
Offenheit der Wirtschaft auffallend ähneln, und dies, obwohl die konkrete wirtschaftliche<br />
Lage in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich durchaus unterschiedlich ist. Wer also<br />
das Verhalten eines Volkes in Gelddingen verstehen will, muss sich auch mit der Grundeinstellung<br />
der Menschen zum Sparen auseinandersetzen.<br />
Polen<br />
Italien<br />
Irland<br />
Spanien<br />
Österreich<br />
Schweiz<br />
Deutschland<br />
Frankreich
In der vorliegenden Untersuchung wurde mit mehreren Fragen versucht, diesen Aspekt des<br />
Themas weiter auszuleuchten. So lautete eine Trendfrage, in der nach der Wertschätzung<br />
der Sparsamkeit gefragt wurde: „Würden Sie sagen, Sparsamkeit ist eine sehr wichtige Eigenschaft,<br />
die unbedingt zu einem guten Charakter gehört, oder würden Sie das nicht sagen?“<br />
Tabelle 1 zeigt das Ergebnis dieser Frage im Trendvergleich.<br />
Im Jahr 1959 sagten 80 Prozent der Befragten, Sparsamkeit gehöre zu einem guten Charakter<br />
unbedingt dazu. Im Jahr 2000 waren es noch 59 Prozent. Soweit entspricht die Entwicklung<br />
dem Muster, das angesichts des bereits oben erwähnten Wertewandels, der sich in<br />
der Zwischenzeit zugetragen hat, zu erwarten war. Auffallend ist aber, dass heute wieder<br />
64 Der Prozent Stellenwert und damit der Sparsamkeit deutlich mehr nimmt Personen wieder sagen, zu Sparsamkeit gehöre zu einem guten<br />
Charakter unbedingt dazu, als es vor knapp einem Jahrzehnt der Fall war.<br />
Der Stellenwert der Sparsamkeit nimmt wieder zu<br />
FRAGE: „Würden Sie sagen, Sparsamkeit ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die unbedingt<br />
Tab. 1<br />
zu einem guten Charakter gehört, oder würden Sie das nicht sagen?“<br />
Sehr wichtige Eigenschaft<br />
Würde das nicht sagen<br />
Unentschieden<br />
n =<br />
1959<br />
%<br />
80<br />
13<br />
7<br />
100<br />
1050<br />
2000<br />
%<br />
59<br />
29<br />
12<br />
100<br />
2114<br />
2009<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen Nr. 233, 6092, 10043<br />
%<br />
64<br />
26<br />
10<br />
100<br />
2491<br />
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
89
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
90<br />
Es ist auffällig, wie sehr sich die Einstellungen verschiedener Bevölkerungsgruppen zur Tugend<br />
der Sparsamkeit ähneln. Es gibt bei der Frage „Würden Sie sagen, Sparsamkeit ist eine sehr<br />
wichtige Eigenschaft, die unbedingt zu einem guten Charakter gehört, oder würden Sie<br />
das Einstellung nicht sagen?“ zur keine Sparsamkeit nennenswerte Meinungsunterschiede zwischen den verschiedenen<br />
Einkommensgruppen (Tabelle 2).<br />
Einstellung zur Sparsamkeit<br />
FRAGE: „Würden Sie sagen, Sparsamkeit ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die unbedingt<br />
zu einem guten Charakter gehört, oder würden Sie das nicht sagen?“<br />
Tab. 2<br />
Sehr wichtige Eigenschaft<br />
Würde das nicht sagen<br />
Unentschieden<br />
unter 1500<br />
Euro<br />
68<br />
21<br />
11<br />
100<br />
n = 311<br />
%<br />
Netto-Haushaltseinkommen<br />
1500 Euro bis<br />
unter 2500<br />
%<br />
67<br />
25<br />
8<br />
100<br />
448<br />
2500 Euro<br />
und mehr<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
%<br />
62<br />
28<br />
10<br />
100<br />
421
Es ist bemerkenswert, dass die Grundeinstellung zum Thema Sparsamkeit nur zu einem sehr<br />
geringen Anteil davon abhängt, ob jemand selbst zur Sparsamkeit gezwungen ist oder nicht.<br />
Sparsamkeit ist auch für <strong>Kredit</strong>nehmer eine wichtige Eigenschaft<br />
Auch ob jemand selbst zurzeit einen <strong>Kredit</strong> abbezahlt oder nicht, ob er also ein finanzielles<br />
Risiko eingegangen ist oder nicht, spielt keine große Rolle (Tabelle 3). Alles in allem ist das<br />
Meinungsbild der Deutschen zum Thema Sparsamkeit bemerkenswert homogen.<br />
Sparsamkeit ist auch für <strong>Kredit</strong>nehmer eine wichtige Eigenschaft<br />
FRAGE: „Würden Sie sagen, Sparsamkeit ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die unbedingt<br />
zu einem guten Charakter gehört, oder würden Sie das nicht sagen?“<br />
Tab. 3<br />
Sehr wichtige Eigenschaft<br />
Würde das nicht sagen<br />
Unentschieden<br />
Befragte, die zur<br />
Zeit einen <strong>Kredit</strong><br />
abbezahlen<br />
n = 425<br />
%<br />
61<br />
30<br />
9<br />
100<br />
Befragte, die zur<br />
Zeit keinen <strong>Kredit</strong><br />
abbezahlen<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
%<br />
67<br />
23<br />
10<br />
100<br />
840<br />
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
91
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
92<br />
Die Frage nach dem Stellenwert des Sparens wurde zum ersten Mal im Jahr 1959 gestellt.<br />
Damals wie heute entschied sich eine deutliche Mehrheit für die dritte Position, die sich<br />
grundsätzlich für das Sparen aussprach, sofern es das alltägliche Leben nicht allzu sehr<br />
beeinträchtigt. Auffallend ist aber vor allem, dass die erste Aussage, man solle sich besser<br />
ein schönes Leben machen, denn „wer weiß, ob das gesparte Geld nicht doch wieder<br />
verloren geht“, heute nur noch von 7 Prozent der Befragten gewählt wird, während es<br />
vor Die einem Angst, halben dass Jahrhundert das Geld seinen mit 16 Wert Prozent verliert, immerhin geht zurück noch mehr als doppelt so viele<br />
waren (Tabelle 4).<br />
Die Angst, dass das Geld seinen Wert verliert, geht zurück<br />
FRAGE: „Hier unterhalten sich drei über das Sparen. Welche(r) sagt am ehesten das,<br />
was auch Sie über das Sparen denken, der/die Linke, der/die Mittlere oder<br />
der/die Rechte?“<br />
Tab. 4<br />
Sparen? Ich finde, man<br />
sollte sich von dem, was<br />
man hat, lieber ein schönes<br />
Leben machen. Wer weiß,<br />
ob das gesparte Geld nicht<br />
doch wieder verloren geht?<br />
Meiner Ansicht nach sollte<br />
man jeden Euro (jede Mark)<br />
dreimal umdrehen, so viel<br />
wie möglich sparen und<br />
dafür ruhig auf manches<br />
im Leben verzichten.<br />
Ich finde es sehr vernünftig,<br />
Geld zurückzulegen, aber<br />
mit Maßen. Ich habe keine<br />
Lust, mich allzu sehr dafür<br />
einzuschränken.<br />
Unentschieden<br />
1959<br />
%<br />
16<br />
11<br />
66<br />
n = 1050<br />
7<br />
100<br />
1967<br />
%<br />
12<br />
16<br />
65<br />
7<br />
100<br />
2016<br />
2000<br />
%<br />
2014<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen Nr. 233, 2026, 6092, 10043<br />
12<br />
13<br />
71<br />
4<br />
100<br />
2009<br />
%<br />
7<br />
11<br />
77<br />
5<br />
100<br />
2491
Vielleicht hat diese Entwicklung damit zu tun, dass in den letzten Jahrzehnten der Anteil<br />
derjenigen in der Bevölkerung gewachsen ist, die der Ansicht sind, dass die Einschränkungen<br />
lohnen, die das Sparen für eine große Anschaffung mit sich bringt. Heute sagt eine relative<br />
Mehrheit von 48 Prozent der Deutschen, ihrer Meinung nach lohne es sich, eine so lange<br />
Zeit auf vieles zu verzichten. Lediglich 34 Prozent meinen, man solle sich mit dem Geld<br />
doch besser ein schönes Leben machen. In der Zeit von 1955 bis 1988 waren bei sehr ähnlich<br />
formulierten Fragen die Ergebnisse stets umgekehrt ausgefallen: Eine knappe Mehrheit<br />
sprach sich damals dafür aus, sich lieber ein schönes Leben zu machen (Grafik 2), eine<br />
Position, die heute nur noch die unter 30-Jährigen mehrheitlich vertreten (Tabelle 5).<br />
Sparen auf das eigene Haus<br />
FRAGE: Ich weiß nicht, ob Sie das kennen: Manche Menschen leben fünfzehn oder zwanzig Jahre lang ganz<br />
sparsam und leisten sich nichts, bis sie ihr eigenes Haus haben und alles ordentlich eingerichtet ist.<br />
Finden Sie, dass sich diese Einschränkungen lohnen – oder finden Sie, man sollte sich mit dem Geld,<br />
das man im Augenblick hat, das Leben so schön wie möglich machen?“<br />
Prozent<br />
50<br />
40<br />
30<br />
0<br />
Jahre<br />
48<br />
41<br />
1955<br />
Basis: Westdeutschland<br />
44<br />
42<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen<br />
Grafik 2<br />
Man sollte sich das Leben so schön wie möglich machen<br />
Einschränkungen lohnen sich<br />
37<br />
1964 1988<br />
48 48<br />
34<br />
2009<br />
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
93
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
94<br />
Nur die jüngste Generation sagt: Verzicht für das eigene Haus lohnt sich nicht<br />
Nur die jüngste Generation sagt: Verzicht für das eigene Haus lohnt sich nicht<br />
FRAGE: „Ich weiß nicht, ob Sie das kennen: Manche Menschen leben fünfzehn oder<br />
zwanzig Jahre lang ganz sparsam und leisten sich nichts, bis sie ihr eigenes<br />
Haus haben und alles ordentlich eingerichtet ist. Finden Sie, dass sich diese<br />
Einschränkungen lohnen – oder finden Sie, man sollte sich mit dem Geld,<br />
das man im Augenblick hat, das Leben so schön wie möglich machen?“<br />
Einschränkungen lohnen sich<br />
Lohnen sich nicht<br />
Weiß nicht<br />
Andere Antwort<br />
Keine Angabe<br />
Tab. 5<br />
16-29<br />
Jahren<br />
35<br />
46<br />
19<br />
100<br />
n = 217<br />
%<br />
Befragte im Alter von<br />
30-44<br />
Jahren<br />
%<br />
40<br />
39<br />
21<br />
100<br />
300<br />
45-59<br />
Jahren<br />
%<br />
43<br />
37<br />
20<br />
100<br />
318<br />
60 Jahren<br />
und älter<br />
385<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
%<br />
61<br />
24<br />
15<br />
100
Zwischenfazit<br />
Fasst man diese Ergebnisse zusammen, dann erkennt man, dass sich unter der Oberfläche<br />
einer scheinbar nicht allzu sehr veränderten Einstellung zum Sparen charakteristische Veränderungen<br />
vollzogen haben. Etwas zugespitzt kann man sagen: Während Sparsamkeit in den<br />
frühen Jahren der Bundesrepublik Deutschland vor allem als Wert, als Persönlichkeitseigenschaft<br />
geschätzt wurde, das Sparen selbst aber mit etwas größerem Misstrauen betrachtet<br />
wurde als heute, ist dieses Misstrauen inzwischen wesentlich geringer geworden. Sparsamkeit<br />
wird heute weniger um ihrer selbst willen geschätzt, sondern weil sie als vernünftig angesehen<br />
wird. Das ursprünglich – auch – normative Thema ist heute überwiegend zu einem<br />
Sachthema geworden.<br />
WERT DER SPARSAMKEIT<br />
95
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
96<br />
2.2 Die Einstellung gegenüber <strong>Kredit</strong>en<br />
Die Grundhaltung der Deutschen gegenüber <strong>Kredit</strong>en ist heute von einer spürbaren Zurückhaltung<br />
geprägt. Obwohl ungefähr ein Drittel der Deutschen derzeit einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlt<br />
und ein noch weit größerer Teil der Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt seines Lebens<br />
selbst einmal einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen hat, wird erkennbar, dass <strong>Kredit</strong>e für die große<br />
Mehrheit nur für Sonderfälle im Leben akzeptabel sind.<br />
Wenn im Folgenden von <strong>Kredit</strong>en die Rede ist, dann liegt dabei der Schwerpunkt auf Bankkrediten,<br />
Hypotheken und Ratenzahlungen, denn dies sind die Arten von Geldgeschäften,<br />
die die Deutschen vorrangig mit dem Begriff „<strong>Kredit</strong>“ assoziieren. Das zeigen die Ergebnisse<br />
der Frage „Was verstehen Sie unter einem <strong>Kredit</strong> ...?“, zu der die Interviewer eine Liste mit<br />
9 verschiedenen Möglichkeiten zur Auswahl vorlegten. 96 Prozent der Befragten antworteten,<br />
wenn jemand zu einer Bank geht und sich dort Geld leiht, sei dies als <strong>Kredit</strong> zu bezeichnen.<br />
64 Prozent meinten, es sei ein <strong>Kredit</strong>, wenn man eine Hypothek auf ein Haus aufnimmt,<br />
eine knappe Mehrheit von 52 Prozent meinte außerdem, es sei als <strong>Kredit</strong> zu bezeichnen,<br />
wenn jemand etwas kauft und den Kaufpreis in Raten abbezahlt. Andere Arten von Geldgeschäften,<br />
die technisch ebenfalls als <strong>Kredit</strong> einzustufen sind, wie <strong>Kredit</strong>kartenzahlungen<br />
oder das verspätete Begleichen von Rechnungen werden von den meisten nicht als <strong>Kredit</strong><br />
angesehen (Grafik 3).
Was ist ein <strong>Kredit</strong>?<br />
FRAGE: „Es ist ja ganz unterschiedlich, was die Menschen unter einem <strong>Kredit</strong> verstehen. Wie ist das bei Ihnen:<br />
Was verstehen Sie unter einem <strong>Kredit</strong>, was von dieser Liste würden Sie als <strong>Kredit</strong> bezeichnen?“<br />
Wenn man zur Bank geht<br />
und sich dort Geld leiht<br />
Wenn man eine Hypothek<br />
auf ein Haus aufnimmt<br />
Wenn man etwas kauft<br />
und den Kaufpreis<br />
in Raten abbezahlt<br />
Wenn man sein<br />
Konto überzieht<br />
Wenn man für sein<br />
Auto einen Leasingvertrag<br />
abschließt<br />
Wenn man sich von Freunden<br />
oder Verwandten Geld leiht<br />
Wenn man etwas mit einer<br />
<strong>Kredit</strong>karte (...) bezahlt<br />
Wenn man etwas kauft und<br />
erst einige Tage später den<br />
Kaufpreis überweist<br />
Wenn man einen Monat<br />
lang telefoniert und erst<br />
am Ende des Monats die<br />
Rechnung bezahlt<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
Grafik 3<br />
5<br />
9<br />
19<br />
28<br />
31<br />
42<br />
52<br />
64<br />
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
96<br />
97
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
98<br />
Fragt man nun zunächst ganz allgemein, ob es akzeptabel ist, schon einmal einen <strong>Kredit</strong><br />
aufzunehmen, wenn man seine Finanzen im Griff hat, oder ob man dies nach Möglickeit<br />
vermeiden sollte, zeigt sich die Bevölkerung gespalten: 54 Prozent sagen, man könne durch-<br />
Sollte man <strong>Kredit</strong>e vermeiden?<br />
aus mal einen <strong>Kredit</strong> aufnehmen, etwas weniger, 42 Prozent, sagen, man sollte <strong>Kredit</strong>e<br />
generell möglichst vermeiden (Tabelle 6).<br />
Sollte man <strong>Kredit</strong>e vermeiden?<br />
FRAGE: „Einmal ganz allgemein gefragt: Finden Sie, man sollte es möglichst<br />
vermeiden, einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen, oder kann man das Ihrer Meinung<br />
nach schon mal machen, wenn man seine Finanzen im Griff hat?“<br />
Tab. 6<br />
Sollte es möglichst vermeiden<br />
Kann man schon mal machen<br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
Bevölkerung<br />
n = 2491<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
Anders als man zunächst vielleicht annehmen könnte, sind es weniger die Menschen mit<br />
geringem Einkommen, die eine lockere Einstellung gegenüber <strong>Kredit</strong>en haben (wenn es<br />
auch die meisten prekären <strong>Kredit</strong>verhältnisse in der unteren Einkommensgruppe gibt),<br />
sondern eher diejenigen, die über ein gutes Einkommen verfügen: 54 Prozent der Befragten<br />
mit einem Netto-Haushaltseinkommen von unter 1500 Euro sagen, man sollte<br />
<strong>Kredit</strong>e möglichst vermeiden, während diejenigen, deren Einkommen bei 2500 Euro und<br />
mehr liegt, nur zu 36 Prozent diese Aussage machen (Tabelle 7). Es liegt nahe anzunehmen,<br />
dass es für die Wohlhabenderen normaler ist, mit größeren Summen Geld umzugehen,<br />
und dass für diese Gesellschaftsschicht auch die Aufnahme von <strong>Kredit</strong>en etwas Alltäglicheres<br />
ist als für diejenigen, die mit einem bescheidenen Einkommen leben müssen. Das Vorurteil<br />
jedenfalls, wonach vor allem die Menschen mit geringem Einkommen leichtfertig mit Geld<br />
umgehen, wird durch diese Daten nicht bestätigt.<br />
%<br />
42<br />
54<br />
4<br />
100
Befragte mit geringem Einkommen sind bei <strong>Kredit</strong>en besonders zurückhaltend<br />
Befragte mit geringem Einkommen sind bei <strong>Kredit</strong>en besonders zurückhaltend<br />
FRAGE: „Einmal ganz allgemein gefragt: Finden Sie, man sollte es möglichst vermeiden,<br />
einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen, oder kann man das Ihrer Meinung nach schon mal<br />
machen, wenn man seine Finanzen im Griff hat?“<br />
Tab. 7<br />
Sollte es möglichst vermeiden<br />
Kann man schon mal machen<br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
unter 1500<br />
Euro<br />
54<br />
43<br />
n = 620<br />
%<br />
3<br />
100<br />
Netto-Haushaltseinkommen<br />
1500 bis unter<br />
2500 Euro<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
In den Umfrageergebnissen wird deutlich, dass <strong>Kredit</strong>e für viele Menschen etwas sind,<br />
wovon man sich besser fernhält, und dies umso mehr, je geringer Bildung und Einkommen<br />
sind und damit auch je größer die Unsicherheit im Umgang mit Geld ist. Erst dann, wenn<br />
die eigene Lebenssituation die Aufnahme eines <strong>Kredit</strong>s unvermeidlich macht, werden die<br />
Berührungsängste spürbar geringer. Dies zeigt sich an den Antworten auf eine Frage, mit<br />
der die Akzeptanz von Ratenzahlungen bei Konsumprodukten gemessen wurde. Sie lautete:<br />
„Viele Warenhäuser und auch der Versandhandel bieten den Kunden ja <strong>Kredit</strong>e oder günstige<br />
Teilzahlungskäufe an. Was meinen Sie: Haben solche Teilzahlungskäufe für die Kunden eher<br />
Vorteile, weil man nicht sofort den vollen Preis bezahlen muss, oder haben sie für die Kunden<br />
eher Nachteile, weil sie dazu verleiten, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich gar nicht<br />
leisten kann?“<br />
%<br />
42<br />
54<br />
4<br />
100<br />
878<br />
2500 Euro<br />
und mehr<br />
%<br />
36<br />
61<br />
3<br />
100<br />
821<br />
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
99
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
100<br />
Bei der Frage nach dem Ratenzahlungskredit zeigt die Bevölkerung Zurückhaltung:<br />
Skepsis gegenüber Ratenzahlungen<br />
23 Prozent meinen, Ratenzahlungskredite hätten vor allem Vorteile, 60 Prozent sehen<br />
in erster Linie die Gefahren, die mit ihnen verbunden sind (Tabelle 8).<br />
Skepsis gegenüber Ratenzahlung<br />
FRAGE: „Viele Warenhäuser und auch der Versandhandel bieten den Kunden ja <strong>Kredit</strong>e<br />
oder günstige Teilzahlungskäufe an. Was meinen Sie: Haben solche Teilzahlungskäufe<br />
für die Kunden eher Vorteile, weil man nicht sofort den vollen Preis<br />
bezahlen muss, oder haben sie für die Kunden eher Nachteile, weil sie dazu<br />
verleiten, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann?“<br />
Tab. 8<br />
Haben Vorteile<br />
Haben Nachteile<br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
Bevölkerung<br />
n = 1271<br />
%<br />
23<br />
60<br />
17<br />
100<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009
Ratenzahlung – interessant für Familien mit kleinen Kindern<br />
Ratenzahlung – interessant für Familien mit kleinen Kindern<br />
FRAGE: „Viele Warenhäuser und auch der Versandhandel bieten den Kunden ja <strong>Kredit</strong>e<br />
oder günstige Teilzahlungskäufe an. Was meinen Sie: Haben solche Teilzahlungskäufe<br />
für die Kunden eher Vorteile, weil man nicht sofort den vollen Preis<br />
bezahlen muss, oder haben sie für die Kunden eher Nachteile, weil sie dazu<br />
verleiten, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann?“<br />
Tab. 9<br />
Haben Vorteile<br />
Haben Nachteile<br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
unter<br />
6 Jahren<br />
33<br />
47<br />
20<br />
100<br />
n = 85<br />
%<br />
Befragte mit Kindern im Alter von Kinderlose Befragte<br />
6 bis unter<br />
18 Jahren<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
Aufschlussreich ist nun, dass die Skepsis vor allem bei den Eltern kleiner Kinder mit 49 Prozent<br />
deutlich geringer ist als beim Durchschnitt der Bevölkerung (Tabelle 9), also bei der Bevölkerungsgruppe,<br />
die finanziell besonders stark unter Druck steht und damit auch am ehesten auf<br />
Ratenzahlungen angewiesen ist. Wirklich attraktiv sind Ratenzahlungen anscheinend fast nur<br />
für denjenigen, die auf andere Weise nicht in der Lage wären, notwendige Anschaffungen zu<br />
tätigen (Tabelle 10). Überlegungen, dass ein Ratenkredit auch dann Vorteile mit sich bringen<br />
kann, wenn man in der Lage wäre, das betreffende Produkt auch sofort zu bezahlen, scheinen<br />
bei der Bevölkerung keine große Rolle zu spielen. Sonst wäre die Akzeptanz bei denen,<br />
die ihre wirtschaftliche Lage als gut bezeichnen, größer.<br />
%<br />
25<br />
57<br />
18<br />
100<br />
231<br />
18 Jahren<br />
und älter<br />
% %<br />
17<br />
69<br />
14<br />
100<br />
613<br />
27<br />
53<br />
20<br />
100<br />
418<br />
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
101
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
102<br />
Ratenzahlungen – attraktiv nur für die, die wirklich darauf angewiesen sind<br />
Ratenzahlungen – attraktiv nur für die, die wirklich darauf angewiesen sind<br />
FRAGE: „Viele Warenhäuser und auch der Versandhandel bieten den Kunden ja <strong>Kredit</strong>e<br />
oder günstige Teilzahlungskäufe an. Was meinen Sie: Haben solche Teilzahlungskäufe<br />
für die Kunden eher Vorteile, weil man nicht sofort den vollen Preis<br />
bezahlen muss, oder haben sie für die Kunden eher Nachteile, weil sie dazu<br />
verleiten, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich gar nicht leisten kann?“<br />
Tab.10<br />
Haben Vorteile<br />
Haben Nachteile<br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
Sehr<br />
gut<br />
16<br />
68<br />
16<br />
100<br />
n = 117<br />
%<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
Erneut steht man, wie schon bei der Einstellung zum Sparen, vor scheinbar widersprüchlichen<br />
Befunden: Auf der einen Seite hat, wie gesehen, der Teil der Bevölkerung, der über ein gutes<br />
Einkommen verfügt, grundsätzlich die geringsten Berührungsängste gegenüber <strong>Kredit</strong>en,<br />
auf der anderen Seite werden dann, wenn eine konkrete Situation vor Augen geführt wird,<br />
<strong>Kredit</strong>e am ehesten von denen akzeptiert, deren wirtschaftliche Lage angespannt ist. Der<br />
scheinbare Widerspruch löst sich auf, wenn man sich vor Augen führt, dass sich hinter diesen<br />
Antwortmustern zwei sehr unterschiedliche Verhaltensmuster verbergen. Hier wird der Unterschied<br />
zwischen zwei Arten von <strong>Kredit</strong>en und damit auch zwei verschiedenen Gruppen von<br />
<strong>Kredit</strong>nehmern sichtbar, die unten noch ausführlicher angesprochen werden, nämlich einmal<br />
denjenigen, die einen <strong>Kredit</strong> aufnehmen, um eine große Investition zu ermöglichen, allem<br />
voran ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung. Diese Art von <strong>Kredit</strong> wird häufiger von<br />
Menschen mit einem guten Einkommen aufgenommen, und er wird von diesen als notwendig<br />
und sinnvoll akzeptiert. Auf der anderen Seite stehen <strong>Kredit</strong>e für Konsumgüter, die von<br />
vielen nur dann als akzeptabel empfunden werden, wenn sie sich nicht vermeiden lassen,<br />
und damit vor allem von denjenigen, deren Lebenssituation sie zur Aufnahme solcher <strong>Kredit</strong>e<br />
zwingt.<br />
Gut<br />
%<br />
18<br />
67<br />
15<br />
100<br />
548<br />
Eigene wirtschaftliche Lage<br />
Es reicht<br />
(gerade)<br />
%<br />
29<br />
52<br />
19<br />
100<br />
416<br />
Kann mir nur<br />
das Nötigste<br />
leisten<br />
%<br />
28<br />
54<br />
18<br />
100<br />
150<br />
Habe<br />
ziemliche<br />
Sorgen<br />
%<br />
44<br />
38<br />
18<br />
100<br />
24
Das ändert aber nichts daran, dass die gleiche Bevölkerungsgruppe <strong>Kredit</strong>en gegenüber<br />
generell eher zurückhaltend steht, vielleicht sogar gerade weil ihr neben den Vorteilen<br />
solcher <strong>Kredit</strong>e auch die Gefahren klarer vor Augen stehen, die sie mit sich bringen können.<br />
Die generelle Zurückhaltung der Deutschen gegenüber <strong>Kredit</strong>en ist auch daran zu erkennen,<br />
dass viele gar nicht auf den Gedanken kämen, sich bei Geldnot zuerst an eine Bank zu<br />
wenden. Über die Hälfte (56 Prozent) würden sich an ihre Bank wenden. Aber nicht viel<br />
weniger, 43 Prozent würden erst ihre Familie, Verwandte oder Freunde bitten, ihnen auszuhelfen<br />
(Tabelle 11).<br />
Zum Teil ist dieser Unterschied zwischen den Einkommensgruppen auf den Umstand<br />
zurückzuführen, dass sich in der Gruppe mit einem Einkommen von unter 1500 Euro<br />
überproportional viele junge Leute befinden, die beruflich noch nicht gefestigt und damit<br />
ohnehin finanziell von ihrer Familie abhängig sind. Dementsprechend sagen auch mehr<br />
als zwei Drittel der unter 30-Jährigen, sie würden sich, wenn sie Geld benötigten, zunächst<br />
an ihre Familie oder Verwandten wenden. Doch dieser Effekt allein kann den Unterschied<br />
zwischen den Einkommensgruppen kaum erklären, denn in der Gruppe der Geringverdiener<br />
befinden sich auch überdurchschnittlich viele Rentner, die sich wiederum zu zwei Dritteln<br />
zuerst an ihre Bank wenden würden. So erscheint es naheliegend anzunehmen, dass es bei<br />
vielen<br />
An wen<br />
Geringverdienern<br />
man sich bei Geldnot<br />
eine gewisse<br />
wendet<br />
„Schwellenangst“ gibt, die sie daran hindert, einen<br />
<strong>Kredit</strong> aufzunehmen, wenn es sich irgend vermeiden lässt.<br />
An wen man sich bei Geldnot wendet<br />
FRAGE: „Stellen Sie sich einmal vor, Sie benötigen dringend Geld. An wen würden Sie<br />
sich zunächst wenden? An Ihre Bank, an Ihre Familie bzw. Ihre Verwandten,<br />
an Freunde oder an wen sonst?"(Falls: „Kommt auf den Betrag an“:<br />
„Gemeint ist eine größere Summe Geld.“).<br />
Tab. 11<br />
Bank<br />
Familie, Verwandte<br />
Freunde<br />
Anderes<br />
Keine Angabe<br />
* x = weniger als 0,5 Prozent<br />
** Summe größer als 100 Prozent wegen Mehrfachnennungen<br />
Bevölkerung<br />
%<br />
56<br />
40<br />
3<br />
x*<br />
3<br />
102**<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
DIE EINSTELLUNG GEGENÜBER KREDITEN<br />
103
WOFÜR WERDEN KREDITE AUFGENOMMEN?<br />
104<br />
2.3 Wofür werden <strong>Kredit</strong>e aufgenommen?<br />
Die Akzeptanz von <strong>Kredit</strong>en bei der Bevölkerung ist stark davon abhängig, wofür die <strong>Kredit</strong>e<br />
aufgenommen werden sollen. Die Frage, welche Anschaffung die Aufnahme eines <strong>Kredit</strong>s<br />
rechtfertigt, wird dabei unterschiedlich beantwortet, je nachdem, in welcher Lebensphase<br />
sich die Befragten befinden.<br />
Ein Drittel der deutschen Bevölkerung hat im Verlauf der letzten fünf Jahre einen <strong>Kredit</strong><br />
aufgenommen, 32 Prozent in den alten und 37 Prozent in den neuen Bundesländern<br />
(Tabelle 12), wobei der Anteil der <strong>Kredit</strong>nehmer unter den Befragten im Alter zwischen<br />
30 und 44 Jahren mit Abstand am größten ist: Jeder Zweite in dieser Altersgruppe hat in<br />
den letzten Jahren zumindest einmal einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen (Tabelle 13). Dass <strong>Kredit</strong>e<br />
gerade in dieser Lebensphase besonders häufig in Anspruch genommen werden, ist kein<br />
Zufall, sondern wahrscheinlich die Folge eines gesellschaftlichen Wandels, der sich in den<br />
letzten Jahrzehnten vollzogen hat: Die wesentlichen Lebensentscheidungen, die in der Regel<br />
auch mit besonders großen Investitionen verbunden sind: Eheschließung, Familiengründung,<br />
Existenzgründung, Hausbau, werden von einem wachsenden Teil der Bevölkerung mehr<br />
und mehr nach hinten verschoben. Während sie sich bei früheren Generationen über mehrere<br />
Lebensjahrzehnte verteilen konnten, werden sie heute oft auf wenige Jahre im vierten<br />
Lebensjahrzehnt zusammengedrängt. Das hat zur Folge, dass die Altersgruppe der 30- bis<br />
44-Jährigen heute unter einem besonders starken finanziellen Druck steht, nicht nur, weil die<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
meisten Käufer von Immobilien in diesem Alter sind, sondern auch, weil viele andere außergewöhnlichen<br />
finanzielle Belastungen nahezu gleichzeitig anfallen.<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
FRAGE: „Haben Sie oder jemand aus Ihrem Haushalt in den letzten fünf Jahren einen<br />
<strong>Kredit</strong> aufgenommen? Wenn Sie eine größere Anschaffung in Raten abbezahlen,<br />
ist das hier auch gemeint.“<br />
Ja<br />
Tab.12<br />
Nein<br />
Befragte<br />
insgesamt<br />
n = 2491<br />
%<br />
33<br />
67<br />
Westdeutschland<br />
%<br />
32<br />
68<br />
1682<br />
Ostdeutschland<br />
809<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
%<br />
37<br />
63<br />
100 100 100
<strong>Kredit</strong>aufnahme nach Alter<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme nach Alter<br />
FRAGE: „Haben Sie oder jemand aus Ihrem Haushalt in den letzten fünf Jahren einen<br />
<strong>Kredit</strong> aufgenommen? Wenn Sie eine größere Anschaffung in Raten abbezahlen,<br />
ist das hier auch gemeint.“<br />
Ja<br />
Tab.13<br />
Nein<br />
16-29<br />
Jahren<br />
32<br />
68<br />
100<br />
n = 447<br />
%<br />
Befragte im Alter von<br />
30-44<br />
Jahren<br />
%<br />
50<br />
50<br />
100<br />
599<br />
45-59<br />
Jahren<br />
%<br />
39<br />
61<br />
100<br />
657<br />
60 Jahren<br />
und älter<br />
787<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
WOFÜR WERDEN KREDITE AUFGENOMMEN?<br />
%<br />
14<br />
86<br />
100<br />
105
WOFÜR WERDEN KREDITE AUFGENOMMEN?<br />
106<br />
Die drei ersten Anlässe zur <strong>Kredit</strong>aufnahme: Auto, Haus bzw. Eigentumswohnung und<br />
Wohnungseinrichtung sind eng verknüpft mit der Lebensphase der Familiengründung und<br />
werden deswegen auch weit überproportional von Befragten mit minderjährigen Kindern,<br />
besonders mit Kindern unter 6 Jahren, genannt (Grafik 4).<br />
Die Familiengründung ist der wichtigste Anlass für die Aufnahme eines <strong>Kredit</strong>s<br />
FRAGE: An alle, die in den letzten fünf Jahren einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen haben: „Wofür haben Sie<br />
oder jemand aus Ihrem Haushalt in den letzten fünf Jahren einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen?<br />
Bitte sagen Sie es mir nach dieser Liste ...“<br />
Auto, Motorrad<br />
Haus, Eigentumswohnung<br />
Wohnungseinrichtung<br />
Unterhaltungselektronik<br />
Ablösung bzw. Rückzahlung<br />
eines anderen <strong>Kredit</strong>s<br />
Geschäftsgründung,<br />
Selbstständigkeit<br />
Eigene Aus- oder Weiterbildung<br />
eigenes Studium<br />
Lebensunterhalt, Miete<br />
Besonderer familiärer Anlass<br />
Reise, Urlaub<br />
Mode, Kleidung, Schmuck<br />
Anderes<br />
3 5<br />
1 2 3<br />
1 2<br />
1<br />
12<br />
01<br />
2<br />
1<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
Grafik 4<br />
Basis: Gesamtbevölkerung<br />
Kinderlose Befragte<br />
Befragte mit Kindern von 6 bis unter 18 Jahren<br />
Befragte mit Kindern unter 6 Jahren<br />
0 1 3<br />
4<br />
7<br />
5 6 7<br />
9<br />
13<br />
13<br />
18<br />
20<br />
24<br />
23<br />
28
Das Vorurteil, dass es vor allem Menschen mit geringer Bildung seien, die Konsumkredite<br />
in Anspruch nehmen, wird nicht bestätigt. Befragte mit Haupt- oder Volksschulabschluss<br />
nehmen solche <strong>Kredit</strong>e nicht häufiger auf als Befragte mit mittlerer Reife oder einem höheren<br />
Schulabschluss (Grafik 5). Zum Teil ist dieser Befund durch den statistischen Effekt „verdeckte<br />
Korrelation“ zu erklären. Dabei gleichen sich zwei statistische Zusammenhänge aus: Befragte<br />
mit geringerer Bildung haben oft auch ein geringeres Einkommen und sind eher auf Konsumkredite<br />
angewiesen, gleichzeitig ist der Anteil der Personen mit geringerer formaler Bildung<br />
in der Altersgruppe der 60-Jährigen und Älteren besonders groß, die bei <strong>Kredit</strong>en besonders<br />
zurückhaltend ist.<br />
Konsumkredite: Keine Unterschiede nach Schulbildung<br />
FRAGE: An alle, die in den letzten fünf Jahren einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen haben:<br />
„Wofür haben Sie oder jemand aus Ihrem Haushalt in den letzten fünf Jahren<br />
einen <strong>Kredit</strong> aufgenommen? Bitte sagen Sie es mir nach dieser Liste ...“<br />
Prozent<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Jahre<br />
Dennoch bleibt auffällig, dass in allen drei Bildungsgruppen die Aufnahme eines Konsum-<br />
kredits ein seltener Ausnahmefall ist, der von den meisten anscheinend nur im Notfall<br />
erwogen wird.<br />
Wohnungseinrichtung<br />
Wohnungseinrichtung<br />
Unterhaltungselektronik<br />
Unterhaltungselektronik<br />
Lebensunterhalt, Lebensunterhalt, Miete Miete<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Grafik 5<br />
8<br />
3<br />
0<br />
Basis: Gesamtbevölkerung<br />
Basis: Gesamtbevölkerung<br />
2<br />
Volks-/ Hauptschule Mittlere Reife Abitur/ Studium<br />
7<br />
5<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043<br />
7<br />
3<br />
1<br />
WOFÜR WERDEN KREDITE AUFGENOMMEN?<br />
107
AUSWIRKUNGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE<br />
108<br />
2.4 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
Eine der Hauptaufgaben der vorliegenden Untersuchung bestand darin zu prüfen, inwieweit<br />
die gegenwärtige Wirtschaftskrise die Einstellung der Bevölkerung zum Sparen und gegenüber<br />
<strong>Kredit</strong>en verändert hat und inwieweit sie auch das tatsächliche Verhalten beeinflusst.<br />
Um dies festzustellen, muss man in einem ersten Schritt prüfen, inwieweit die Wirtschafts-<br />
krise überhaupt das Leben der Bevölkerung beeinträchtigt. Die Umfrageergebnisse des<br />
Allensbacher Instituts zeigen, dass dies bisher nur in einem geringen Maße der Fall ist. Auf<br />
die Frage „Hat die Wirtschaftskrise Ihr Leben verändert?“ unterscheiden sich die Antworten<br />
vom September 2009 nur wenig von denen Ende des vergangenen Jahres. Bedenkt man,<br />
dass in der Zwischenzeit allein die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit um rund eine Million<br />
zugenommen hat, kann man die Stabilität der Werte nur als erstaunlich bezeichnen. Auffällig<br />
ist darüber hinaus, dass der Höhepunkt der Krise aus Sicht der Befragten bereits überschritten<br />
zu sein scheint. Im Juli 2009 wurde mit 29 Prozent der höchste Anteil derjenigen erreicht,<br />
die sagten, die Krise habe ihr Leben verändert. Seitdem ist dieser Wert wieder etwas zurückgegangen<br />
(Grafik 6).<br />
Hat die Wirtschaftskrise das Leben verändert?<br />
FRAGE: „Hat sich Ihr Leben aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Deutschland seit dem letzten<br />
Herbst verändert, oder würden Sie das nicht sagen, hat sich dadurch nichts verändert?“<br />
Prozent<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Nov/Dez.<br />
2008<br />
Jan.<br />
2009<br />
Feb.<br />
2009<br />
*) Bis August 2008: „Hat sich Ihr Leben aufgrund der aktuellen<br />
wirtschaftlichen Lage in Deutschland in den letzten Wochen ...“<br />
An 100 fehlende Prozent: Unentschieden/Keine Angabe<br />
Grafik 6<br />
Würde das nicht sagen<br />
Leben hat sich verändert<br />
77<br />
17<br />
72<br />
20<br />
76<br />
18<br />
73<br />
20<br />
Mai.<br />
2009<br />
65<br />
29<br />
Juli.<br />
2009<br />
70 70<br />
25 25<br />
Aug.<br />
2009<br />
Sept.<br />
2009<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage
Die Befragtengruppe der <strong>Kredit</strong>nehmer ist etwas überdurchschnittlich von der Wirtschaftskrise<br />
betroffen. 30 Prozent derjenigen, die zurzeit einen <strong>Kredit</strong> abbezahlen, sagen, dass die<br />
schwierige wirtschaftliche Lage auf ihr eigenes Leben einen Einfluss hat. Allerdings liegt der<br />
Grund hierfür nicht darin, dass <strong>Kredit</strong>nehmer prinzipiell stärker von der Wirtschaftskrise betroffen<br />
wären als andere, sondern vielmehr darin, dass, wie gesehen, es vor allem Menschen<br />
in den mittleren Lebensjahren sind, die <strong>Kredit</strong>e aufnehmen und die die Krise unmittelbar trifft<br />
als Nichtberufstätige.<br />
Es lässt sich festhalten, dass die Wirtschaftskrise die finanziellen Verhältnisse der Deutschen<br />
bisher nicht grundlegend verändert hat. Allerdings fürchten nicht wenige, dass sie zu einem<br />
späteren Zeitpunkt noch von der Wirtschaftslage betroffen sein könnten. Dies zeigen die<br />
Antworten auf eine Frage, bei der der Einfluss der Wirtschaftskrise auf das eigene Leben<br />
etwas detaillierter beschrieben werden sollte. 42 Prozent sagten im September 2009, die<br />
Krise beeinflusse ihr Leben „eigentlich gar nicht“ und sie rechneten auch damit, dass dies<br />
so bleibt. 25 Prozent sagten, sie seien von der Krise bisher nicht betroffen, befürchteten<br />
aber, dass sich das bald ändern werde. Fast ebenso viele, 26 Prozent, sagten, die Krise<br />
betreffe sie „etwas, aber nicht so stark“. Lediglich 6 Prozent gaben an, von der Krise stark<br />
betroffen zu sein. Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, dass die Folgen der Wirtschaftskrise<br />
auf das Leben der Menschen bisher vor allem psychologischer Natur sind (Grafik 7).<br />
Einfluss der Wirtschaftskrise auf das Leben – Der Höhepunkt scheint bereits überschritten<br />
FRAGE: „Es ist ja ganz unterschiedlich, wie stark die Menschen von der Wirtschaftskrise betroffen sind.<br />
Wie ist das bei Ihnen persönlich: Wie stark beeinflusst die Krise Ihr Leben?“<br />
Prozent<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
41<br />
32<br />
20<br />
Die Krise beeinflusst mein Leben bislang<br />
eigentlich gar nicht und ich gehe davon aus,<br />
42<br />
dass es auch so bleibt<br />
39<br />
38<br />
Bisher beeinflusst die Krise mein Leben zwar nicht,<br />
aber ich befürchte, dass sich das bald ändern wird<br />
27<br />
25<br />
29<br />
25<br />
26<br />
25<br />
Die Krise betrifft mich etwas, aber nicht so stark<br />
8<br />
6 6 6<br />
Mai 2009 Juli 2009 August 2009 Sept. 2009<br />
Die Krise betrifft mich stark<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen<br />
Grafik 7<br />
AUSWIRKUNGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE<br />
109
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
110<br />
2.5 Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise<br />
auf das Spar- und <strong>Kredit</strong>verhalten<br />
Die insgesamt festzustellende größere Vorsicht der Verbraucher zeigt sich etwa an den<br />
Antworten auf eine Frage, bei der drei verschiedene Strategien vorgelegt wurden, wie man<br />
angesichts der Krise mit Geld umgehen kann. Die Befragten wurden gebeten anzugeben,<br />
welche der Strategien am ehesten der entspricht, der auch sie selbst folgen. Präsentiert<br />
wurden die Strategien auf einem Bildblatt.<br />
Die meisten Befragten, 52 Prozent, stimmten der Aussage zu: „Ich sehe keinen Grund, wegen<br />
der Wirtschaftskrise etwas an meinem Verhalten zu ändern. Ich gebe nicht mehr, aber auch<br />
nicht weniger Geld aus als sonst.“ Von denen, die ihr Verhalten angesichts der Krise geändert<br />
haben, sagten die meisten, 36 Prozent, „Ich versuche zurzeit sparsamer zu leben als sonst<br />
und mein Geld zusammenzuhalten. Schließlich kann niemand vorhersagen, wie sich die wirtschaftliche<br />
Situation entwickelt, was noch auf einen zukommt.“ Lediglich 9 Prozent sagten<br />
dagegen „Ich gebe zurzeit mehr Geld aus als sonst. Da die Preise schon lange nicht mehr so<br />
niedrig waren wie im Moment, bekomme ich mehr für mein Geld. Da wäre es unvernünftig,<br />
diese Gelegenheit nicht zu nutzen.“ (Tabelle 14). Angesichts der derzeit niedrigen <strong>Kredit</strong>zinsen,<br />
der niedrigen Inflationsrate und der zahlreichen günstigen Rabattangebote des Einzelhandels<br />
mag es gute sachliche Gründe dafür geben, die dritte Position zu vertreten, doch den<br />
meisten Deutschen erscheint eine solche Haltung angesichts der Unsicherheit der Wirtschaftslage<br />
verwegen. Die Zahl derjenigen, die sagen, sie versuchten wegen der Krise mehr zu<br />
sparen als sonst, übersteigt die Zahl derer, die sagen, sie geben jetzt erst recht mehr Geld aus,<br />
um das Dreifache. Es soll dabei nicht bestritten werden, dass es viele Bürger gibt, die derzeit<br />
weniger Geld sparen als in früheren Jahren. Dazu wurden in der vorliegenden Untersuchung<br />
keine Fragen gestellt. Doch es spricht einiges dafür, dass wenn dies der Fall ist, der Grund<br />
nicht in einer grundlegend stärkeren Ausgabebereitschaft zu suchen ist, sondern darin, dass<br />
trotz aller sozialen Maßnahmen in etwa einem Viertel der Haushalte das Geld zumindest ein<br />
wenig knapper geworden ist.
Sparen in der Krise?<br />
Sparen in der Krise?<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 14<br />
„Hier unterhalten sich drei darüber, wie sie jetzt in der Wirtschaftskrise mit ihrem<br />
Geld umgehen. Welche(r) der drei sagt am ehesten das, was auch Sie denken?“<br />
Ich versuche zurzeit sparsamer zu leben<br />
als sonst und mein Geld zusammenzuhalten.<br />
Schließlich kann niemand vorhersagen,<br />
wie sich die wirtschaftliche Situation entwickelt,<br />
was noch auf mich zukommt.<br />
Ich sehe keinen Grund, wegen der Wirtschaftskrise<br />
etwas an meinem Verhalten<br />
zu ändern. Ich gebe nicht mehr, aber auch<br />
nicht weniger Geld aus als sonst.<br />
Ich gebe zur Zeit eher mehr Geld aus als sonst.<br />
Da die Preise schon lange nicht mehr so niedrig<br />
waren wie im Moment, bekomme ich mehr für<br />
mein Geld. Es wäre unvernünftig, diese Gelegenheit<br />
nicht zu nutzen.<br />
Unentschieden<br />
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
Bevölkerung<br />
%<br />
36<br />
52<br />
9<br />
3<br />
100<br />
1271<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
111
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
112<br />
Die gleiche vorsichtige Grundhaltung der Bevölkerung zeigt sich, wenn man danach fragt,<br />
ob es in der jetzigen Zeit sinnvoll sei, einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen. Auch hier entschieden<br />
sich die Befragten mit deutlicher Mehrheit für die vorsichtige Position: 58 Prozent sagten,<br />
man sollte jetzt besser keinen <strong>Kredit</strong> aufnehmen, lediglich 25 Prozent empfahlen, die<br />
derzeit Geringe günstigen Risikofreude Bedingungen zu nutzen (Tabelle 15). Allerdings gibt es bei dieser Frage,<br />
anders als bei den meisten anderen in dieser Studie, charakteristische Unterschiede im<br />
Antwortverhalten verschiedener Bevölkerungsgruppen.<br />
Geringe Risikofreude<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 15<br />
„Hier unterhalten sich zwei darüber, ob es sinnvoll ist, in der derzeitigen Wirtschaftskrise<br />
einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen oder nicht. Welche(r) von beiden sagt<br />
eher das, was auch Sie denken, der/die obere, oder der/die untere?“<br />
Wer darüber nachdenkt, für eine größere<br />
Anschaffung einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen,<br />
sollte das meiner Meinung nach jetzt tun.<br />
Im Moment sind die Bedingungen günstig.<br />
Diese Gelegenheit sollte man nutzen.<br />
Das sehe ich anders. Gerade in der derzeitigen<br />
Wirtschaftskrise lässt sich nur<br />
schwer vorhersagen, wie sich die eigene<br />
wirtschaftliche Lage entwickelt und<br />
was noch alles auf einen zukommt.<br />
Daher sollte man vorsichtig sein und<br />
jetzt keinen <strong>Kredit</strong> aufnehmen.<br />
Unentschieden<br />
Bevölkerung<br />
%<br />
25<br />
58<br />
17<br />
100<br />
1220<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009
Unter den Befragten mit einem Haushalts-Nettoeinkommen von 2500 Euro und mehr<br />
sagten Wer immerhin wenig Geldsorgen 34 Prozent, hat, man neigt sollte eher jetzt dazu, einen die <strong>Kredit</strong> günstigen aufnehmen, <strong>Kredit</strong>bedingungen<br />
wenn man über<br />
in der Krise zu nutzen<br />
eine größere Anschaffung nachdenkt, während die Geringverdiener nur zu 17 Prozent<br />
diese Position vertreten (Tabelle 16).<br />
Wer wenig Geldsorgen hat, neigt eher dazu, die günstigen <strong>Kredit</strong>bedingungen in<br />
der Krise zu nutzen<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 16<br />
„Hier unterhalten sich zwei darüber, ob es sinnvoll ist, in der derzeitigen Wirtschaftskrise<br />
einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen oder nicht. Welche(r) von beiden sagt<br />
eher das, was auch Sie denken, der/die obere, oder der/die untere?“<br />
Wer darüber nachdenkt, für eine größere<br />
Anschaffung einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen,<br />
sollte das meiner Meinung nach jetzt tun.<br />
Im Moment sind die Bedingungen günstig.<br />
Diese Gelegenheit sollte man nutzen.<br />
Das sehe ich anders. Gerade in der derzeitigen<br />
Wirtschaftskrise lässt sich nur<br />
schwer vorhersagen, wie sich die eigene<br />
wirtschaftliche Lage entwickelt und<br />
was noch alles auf einen zukommt.<br />
Daher sollte man vorsichtig sein und<br />
jetzt keinen <strong>Kredit</strong> aufnehmen.<br />
Unentschieden<br />
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
unter 1500<br />
Euro<br />
%<br />
17<br />
68<br />
15<br />
100<br />
309<br />
Netto-Haushaltseinkommen<br />
1500 bis<br />
unter 2500<br />
Euro<br />
%<br />
23<br />
59<br />
18<br />
100<br />
430<br />
2500 Euro<br />
und mehr<br />
%<br />
34<br />
48<br />
18<br />
100<br />
400<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
113
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
114<br />
Man meint hier die größere Selbstsicherheit und auch die – durchschnittlich – größere<br />
Erfahrung mit <strong>Kredit</strong>en in der Gruppe der Gutverdienenden zu erkennen. Folgerichtig<br />
sind es auch überproportional viele <strong>Kredit</strong>nehmer, also Personen, die sich in nicht allzu<br />
Auch Befragte, die selbst einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlen, neigen zur Zurückhaltung<br />
ferner Vergangenheit mit den Konditionen für <strong>Kredit</strong>e haben auseinandersetzen müssen,<br />
die dazu raten, die günstige Gelegenheit zu nutzen. Doch selbst in dieser Gruppe sind<br />
die Befürworter einer <strong>Kredit</strong>aufnahme in der Minderheit (Tabelle 17).<br />
Auch Befragte, die selbst einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlen, neigen zur Zurückhaltung<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 17<br />
„Hier unterhalten sich zwei darüber, ob es sinnvoll ist, in der derzeitigen<br />
Wirtschaftskrise einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen oder nicht. Welche(r) von beiden<br />
sagt eher das, was auch Sie denken, der/die obere, oder der/die untere?“<br />
Wer darüber nachdenkt, für eine größere<br />
Anschaffung einen <strong>Kredit</strong> aufzunehmen,<br />
sollte das meiner Meinung nach jetzt tun.<br />
Im Moment sind die Bedingungen günstig.<br />
Diese Gelegenheit sollte man nutzen.<br />
Das sehe ich anders. Gerade in der derzeitigen<br />
Wirtschaftskrise lässt sich nur schwer vorhersagen,<br />
wie sich die eigene wirtschaftliche Lage<br />
entwickelt und was noch alles auf einen zukommt.<br />
Daher sollte man vorsichtig sein und jetzt keinen<br />
<strong>Kredit</strong> aufnehmen.<br />
Unentschieden<br />
Befragte, die zur<br />
Zeit einen <strong>Kredit</strong><br />
abbezahlen<br />
Deutlich wird, dass die Wirtschaftskrise bisher stärker psychologisch wirkt, als dass sie das<br />
tatsächliche Verhalten der Bevölkerung beeinflusst. Das Gefühl, man müsse angesichts der<br />
Unwägbarkeiten besser vorsichtig handeln und das Geld möglichst zusammenhalten, ist weit<br />
verbreitet. Bei vielen ist die konkrete Absicht vorhanden, möglichst weniger Geld auszugeben<br />
als sonst.<br />
%<br />
35<br />
46<br />
19<br />
100<br />
398<br />
Befragte, die zur<br />
Zeit keinen <strong>Kredit</strong><br />
abbezahlen<br />
%<br />
21<br />
63<br />
16<br />
100<br />
820<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009
Steigende Probleme bei der <strong>Kredit</strong>rückzahlung?<br />
Die Wie bisherigen schwer Befunde fällt die Rückzahlung?<br />
bedeuten allerdings nicht, dass die Krise an den Verbrauchern oder<br />
gar den <strong>Kredit</strong>nehmern bisher völlig spurlos vorübergegangen ist. Eine nicht geringe Zahl<br />
von Befragten berichtet über wachsende Probleme, <strong>Kredit</strong>e zurückzuzahlen (Tabelle 18).<br />
Wie schwer fällt die Rückzahlung?<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 18<br />
An alle, die zur Zeit einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlen: „Es kann ja ganz unterschiedlich<br />
sein, wie leicht oder schwer es einem fällt, einen laufenden <strong>Kredit</strong> zurückzuzahlen.<br />
Wie ist das bei Ihnen: Welcher Punkt von dieser Liste trifft am ehesten auf Sie zu?“<br />
Es fällt mir relativ leicht, den <strong>Kredit</strong> zurückzuzahlen.<br />
Es ist eigentlich kein Problem für mich, den <strong>Kredit</strong><br />
zurückzuzahlen, aber ich muss mich bei anderen Dingen<br />
schon etwas einschränken.<br />
Ich kann den <strong>Kredit</strong> zurückzahlen, aber ich muss mich<br />
ansonsten sehr einschränken.<br />
Es ist für mich ein großes Problem, den <strong>Kredit</strong> zurückzuzahlen.<br />
Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.<br />
Keine Angabe<br />
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
<strong>Kredit</strong>nehmer<br />
%<br />
24<br />
50<br />
21<br />
3<br />
2<br />
100<br />
823<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
115
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
116<br />
Die Rückzahlung von <strong>Kredit</strong>en ist vor allem für diejenigen schwerer geworden, die auch<br />
ausdrücklich zu Protokoll geben, dass die Wirtschaftskrise ihr Leben beeinflusst (Tabelle 19).<br />
Man erkennt, dass die Wirtschaftskrise bei Haushalten, die ohnehin bereits ein gewisses<br />
finanzielles Risiko tragen, die Lage durchaus verschärft. Nur dass die Veränderung der Lage<br />
in Einfluss den meisten der Wirtschaftskrise Fällen so gering auf ist, die dass Rückzahlung sie das tatsächliche von <strong>Kredit</strong>en Kaufverhalten nicht wesentlich<br />
beeinflusst, sondern vor allem das Gefühl auslöst, der finanzielle Spielraum werde knapper.<br />
Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Rückzahlung von <strong>Kredit</strong>en<br />
FRAGE:<br />
n =<br />
Tab. 19<br />
Leichter<br />
Schwerer<br />
An alle, die zurzeit einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlen: „Wenn Sie das einmal mit dem<br />
letzten Jahr vergleichen: Würden Sie sagen, die Rückzahlung des <strong>Kredit</strong>s fällt<br />
Ihnen dieses Jahr leichter als letztes Jahr, oder schwerer, oder hat sich da nicht<br />
viel verändert?“<br />
Hat sich nicht viel verändert<br />
Hatte vor einem Jahr noch keinen <strong>Kredit</strong><br />
Unentschieden/Keine Angabe<br />
Befragte, die sagen, die Wirtschaftskrise<br />
beeinflusse ihr Leben<br />
Wie hoch darf die monatliche <strong>Kredit</strong>rate sein?<br />
Dass auch eher geringe finanzielle Einschränkungen infolge der Wirtschaftskrise bei vielen<br />
<strong>Kredit</strong>nehmern rasch Sorgen aufkommen lassen, hängt möglicherweise damit zusammen,<br />
dass viele Bürger grundsätzlich bereit sind, dann, wenn sie denn überhaupt einen <strong>Kredit</strong> aufnehmen,<br />
eine erhebliche monatliche Belastung zu tragen. In der vorliegenden Untersuchung<br />
wurde die Frage gestellt: „Einmal angenommen, jemand, der etwa so viel verdient wie Sie<br />
bzw. ähnlich hohe Einkünfte hat, nimmt einen <strong>Kredit</strong> auf: Wie hoch sollte da die monatliche<br />
Rate, die er zurückzahlen muss, höchstens sein? Welche monatliche Rate halten Sie gerade<br />
noch für verkraftbar?“ Bei dieser Frage nannten die Befragten im Durchschnitt einen Wert<br />
von 242 Euro, in Westdeutschland 263 Euro, in Ostdeutschland knapp 162 Euro (Tabelle 20).<br />
nicht<br />
%<br />
8<br />
14 36 63<br />
72<br />
4<br />
100<br />
495<br />
etwas<br />
%<br />
9<br />
51<br />
3<br />
100<br />
243<br />
stark<br />
%<br />
-<br />
32<br />
2 1 3<br />
2<br />
100<br />
QUELLE: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009<br />
76
Es ist aufschlussreich, diese Werte mit dem durchschnittlichen frei verfügbaren Einkommen<br />
zu vergleichen, das das Institut für Demoskopie Allensbach regelmäßig im Rahmen der<br />
Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA) ermittelt. Hierbei werden die Befragten<br />
gebeten anzugeben, wie viel Geld ihnen im Monat übrig bleibt, wenn sie alle Kosten für<br />
die Lebenshaltung, also etwa für Kleidung, Essen und Miete abziehen. Der auf diese Weise<br />
ermittelte Durchschnittswert ist in Tabelle 20 in der zweiten Zeile wiedergegeben. Er liegt<br />
bei knapp 305 Euro für Deutschland insgesamt, 320 Euro im Westen und 241 Euro im Osten.<br />
Zieht man nun von dieser Zahl die von den Befragten als noch akzeptabel bezeichnete<br />
monatliche Wie hoch Belastung darf die monatliche für <strong>Kredit</strong>e ab, Belastung dann bleibt sein? eine Differenz von deutlich unter 100 Euro<br />
übrig (Westdeutschland: 56 Euro, Ostdeutschland: 79 Euro).<br />
Wie hoch darf die monatliche Belastung sein?<br />
FRAGE:<br />
Tab.20<br />
„Einmal angenommen, jemand, der etwa so viel verdient wie Sie bzw. ähnlich<br />
hohe Einkünfte hat, nimmt einen <strong>Kredit</strong> auf: Wie hoch sollte dann die<br />
monatliche Rate, die er zurückzahlen muss, höchstens sein? Welche monatliche<br />
Belastung halten Sie gerade noch für verkraftbar?“<br />
Genannter Durchschnittswert<br />
Durchschnittliches frei verfügbares<br />
Einkommen<br />
Frei verfügbares Einkommen minus<br />
genannter Durchschnittswert<br />
Anteil der akzeptierten Ratenhöhe<br />
am frei verfügbaren Einkommen<br />
Befragte<br />
insgesamt<br />
242,00<br />
304,68<br />
62,68<br />
79 %<br />
263,32<br />
319,80<br />
56,48<br />
82 %<br />
161,78<br />
240,78<br />
79,00<br />
Im Durchschnitt sind Westdeutsche bereit, 82 Prozent des frei verfügbaren Einkommens für<br />
einen <strong>Kredit</strong> aufzuwenden, in den neuen Bundesländern sind es immerhin noch 67 Prozent.<br />
Nun kann eine solche Rechnung selbstverständlich nur sehr grobe Richtwerte erbringen:<br />
Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich reiche und arme Haushalte, risikobereite<br />
und risikoscheue Befragte. Dennoch sind die auf diese Weise gewonnenen Zahlen auf-<br />
schlussreich. Wenn sie auch nur annähernd das tatsächliche Verhalten reflektieren, muss<br />
es einen nicht unerheblichen Teil von <strong>Kredit</strong>nehmern in Deutschland geben, die bei der<br />
67 %<br />
Kalkulation der Raten bis an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten gehen. In einem<br />
solchen Fall muss auch eine nur geringe zusätzliche finanzielle Belastung, sei sie durch die<br />
Wirtschaftskrise oder einen anderen Grund verursacht, als Bedrohung empfunden werden.<br />
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
%<br />
Westdeutschland<br />
%<br />
Ostdeutschland<br />
Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage Nr. 10043, September 2009, Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA) 2009<br />
%<br />
117
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
118<br />
Zusammenfassung<br />
Die Ergebnisse der Untersuchung lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
1. Die Tugend der Sparsamkeit wird von der Bevölkerung nach wie vor hoch geschätzt.<br />
Allerdings hat sich im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte eine erkennbare Verschiebung vollzogen:<br />
Während in den 1950er Jahren Sparsamkeit vor allem als Persönlichkeitseigenschaft<br />
eine hohe Wertschätzung genoss, wird sie heute weniger um ihrer selbst willen als Wert<br />
geschätzt, sondern weil sie als vernünftig angesehen wird. Das Thema ist von einem<br />
moralischen zu einem Sachthema geworden.<br />
2. Die Grundhaltung der Deutschen gegenüber <strong>Kredit</strong>en ist heute von einer spürbaren<br />
Zurückhaltung geprägt. Dabei sind es nicht die unteren, sondern die oberen Einkommensgruppen,<br />
die eine eher lockere Einstellung gegenüber <strong>Kredit</strong>en haben. Viele Geringverdiener<br />
haben eine erkennbare „Schwellenangst“, die sie daran hindert, einen Bankkredit aufzunehmen,<br />
wenn es sich irgend vermeiden lässt. Sie würden sich bei <strong>Kredit</strong>bedarf mehrheitlich<br />
zunächst an Freunde oder Verwandte wenden.<br />
3. Die Akzeptanz von <strong>Kredit</strong>en ist deutlich von der persönlichen Lebenssituation der Befragten<br />
abhängig. Generell sind zwar die Berührungsängste gegenüber <strong>Kredit</strong>en bei Personen<br />
mit hohen Einkommen am geringsten, im konkreten Einzelfall werden aber <strong>Kredit</strong>e für Konsumgüter<br />
vor allem von denen als akzeptabel empfunden, deren Lebenssituation sie zur<br />
Aufnahme solcher <strong>Kredit</strong>e zwingt.<br />
4. Damit lassen sich zwei grundsätzlich verschiedene Arten von <strong>Kredit</strong>en und <strong>Kredit</strong>nehmern<br />
unterscheiden: Erstens diejenigen, die <strong>Kredit</strong>e aufnehmen um eine große Investition wie<br />
einen Hauskauf zu ermöglichen. Diese Art von <strong>Kredit</strong>en wird eher von Menschen mit gutem<br />
Einkommen aufgenommen und als notwendig und sinnvoll akzeptiert. Zweitens Konsumgüterkredite,<br />
die vor allem von Menschen mit geringem Einkommen in Anspruch genommen<br />
werden und von ihnen nur dann akzeptiert werden, wenn sie sich nicht vermeiden lassen.<br />
5. Die Wirtschaftskrise hat das Alltagsleben der deutschen Bevölkerung bisher wenig beeinträchtigt.<br />
25 Prozent sagten im Herbst 2009, ihr Leben habe sich aufgrund der aktuellen<br />
wirtschaftlichen Lage verändert, wobei die meisten sagen, die Krise betreffe sie etwas, aber<br />
nicht stark. Lediglich 6 Prozent geben an, erheblich von der Krise betroffen zu sein. <strong>Kredit</strong>nehmer<br />
sind – weil sie überproportional häufig berufstätig sind – etwas stärker von der Krise<br />
betroffen als Menschen, die keinen <strong>Kredit</strong> abbezahlen.
6. Dementsprechend sind auch die Auswirkungen der Krise auf das Spar- und <strong>Kredit</strong>ver-<br />
halten der Bevölkerung bisher gering. Sie wirkt bisher stärker psychologisch als dass sie<br />
das tatsächliche Verhalten beeinflusst. Das Gefühl, man müsse angesichts der Unwägbar-<br />
keiten der Wirtschaftslage besser vorsichtig handeln und das Geld möglichst zusammenhalten,<br />
ist weit verbreitet. Bei etwa einem Drittel der Bevölkerung ist die konkrete Absicht<br />
vorhanden, möglichst weniger Geld auszugeben als sonst. Nur eine kleine Minderheit<br />
von 9 Prozent nutzt die Krise umgekehrt als Chance, neue Anschaffungen zu besonders<br />
günstigen Bedingungen zu tätigen.<br />
7. 24 Prozent der <strong>Kredit</strong>nehmer fällt es relativ leicht, <strong>Kredit</strong>raten und Zinsen zu zahlen.<br />
AUSWIRKUNGEN DER KRISE AUF DAS SPAR- UND KREDITVERHALTEN<br />
50 Prozent müssen sich etwas einschränken, bei 21 Prozent sind stärkere Einschränkungen<br />
erforderlich, und nur 3 Prozent wissen derzeit nicht, wie sie die Rückzahlungen leisten sollen.<br />
119
120
3. 60 Jahre Bundesrepublik, 60 Jahre<br />
Konsumentenkredit – eine Bestandsaufnahme<br />
Theophil Graband, Vorstandsvorsitzender der TeamBank AG<br />
Die Jahre 1949 bis 1959<br />
Die Jahre 1960 bis 1969<br />
Die Jahre 1970 bis 1979<br />
Die Jahre 1980 bis 1989<br />
Die Jahre 1990 bis 1999<br />
Die Jahre 2000 bis 2009<br />
Zusammenfassung<br />
Theophil Graband<br />
Der Diplom-Volkswirt ist seit 1997 Vorstandsvorsitzender der TeamBank<br />
AG, Nürnberg. Zuvor war er von 1984 bis 1997 bei der BMW Bank als<br />
Geschäftsführer für den Vertrieb verantwortlich. Seit 2007 im Aufsichtsrat<br />
der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, seit 2009 Aufsichtsratsvorsitzender.<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
121
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
122<br />
Einleitung<br />
Der Konsumentenkredit hat in den vergangenen sechs Jahrzehnten eine turbulente Entwicklung<br />
zurückgelegt. Er ist untrennbar mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Gleichfalls ist er ein Wegbereiter des in den 50er<br />
und 60er Jahren einsetzenden Massenkonsums. Heute kennen wir den Konsumentenkredit<br />
in der gängigen Form des Bar- oder Teilzahlungs- bzw. Ratenkredits. Er dient meist der Absatzfinanzierung<br />
und stützte die großen Konsumwellen der Bundesrepublik: die Textil- und<br />
Einrichtungswelle in den fünfziger Jahren, dann die Funk- und Fernsehwelle in den Sechzigern<br />
und Siebzigern sowie die Automobilwelle(n). 1 Auch der Nicht-Ratenkredit, wie z. B. der<br />
Dispositionskredit auf das Lohn- und Gehaltskonto, zu den Konsumentenkrediten gezählt.<br />
In dem Konsumentenkredit steckt nicht nur eine ereignisreiche <strong>Kredit</strong>geschichte. <strong>Kredit</strong>- und<br />
Konsumgeschichte der Bundesrepublik hängen gleichermaßen zusammen. Sie sind prägend<br />
für das „Wirtschaftswunder“ der Nachkriegsjahre. Im Lauf der Jahrzehnte bot die <strong>Kredit</strong>wirtschaft<br />
zahlreiche Ratenkredite unter den unterschiedlichsten Namen an. Sie unterscheiden<br />
sich grundsätzlich in punkto Form der Finanzierung, Zinssätze, Laufzeiten, Antragsprüfung<br />
und Vertriebskanal. Auch der 2001 von der TeamBank eingeführte easyCredit markiert<br />
sicherlich noch nicht den Endpunkt in der Geschichte des Konsumentenkredits.<br />
Inwiefern unterscheidet sich die heutige <strong>Kredit</strong>aufnahme von ihren Anfängen in den 50er<br />
Jahren? Haben sich die Motivationen der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme grundsätzlich gewandelt?<br />
Mit der Rückschau soll auch der Fragestellung nachgegangen werden, wie sich das Konsumentenkreditvolumen<br />
in den Wirtschaftskrisen der Bundesrepublik entwickelt hatte: 1972/73,<br />
1981/82, 1993, 2000/2001 und 2009.<br />
Das Wachstum der Konsumentenkredite<br />
Prozent<br />
Jahre<br />
Anteil Konsumentenkredite an inländisch vergebenen <strong>Kredit</strong>en (Durchschnittswert)<br />
Anteil Ratenkredite an den Konsumentenkrediten (Durchschnittswert)<br />
90%<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1960<br />
-<br />
1969<br />
1970<br />
-<br />
1979<br />
51%<br />
1980<br />
-<br />
1989<br />
47%<br />
1990<br />
-<br />
1999<br />
45%<br />
2000<br />
-<br />
2009<br />
55%<br />
QUELLE: Deutsche Bundesbank, Bankenfachverband e.V. , eigene Berechnung
Die Geschichte des Konsumentenkredits hat auch eine kritische Dimension: Mit zunehmender<br />
Verbreitung der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme lässt sich seit den 80er und 90er Jahren beobachten,<br />
dass mehr Verbraucher in eine Überschuldungssituation geraten. 2 Seit Einführung<br />
der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999 sind rund 600.000 Anträge auf Verbraucherinsolvenz<br />
gestellt worden. Überschuldungsprävention, verantwortungsvolles <strong>Kredit</strong>geschäft und<br />
verlässliche Risikobeurteilung sind daher auch gesellschaftliche Themen, die im Bankgeschäft<br />
mit Privatkunden in den Mittelpunkt rücken. Wie noch zu zeigen sein wird, haben sich die<br />
Bestandsvolumina der Konsumentenkredite seit den 50er Jahren rasant vergrößert. Allerdings<br />
gehen die jährlichen Wachstumsraten des Konsumentenkredits seit den 70er Jahren kontinuierlich<br />
zurück. Auffallend sind die kurzen „Wachstumspausen“ in den Rezessionsphasen und<br />
das verminderte Wachstum seit Ende der 90er.<br />
Wichtig ist auch der Hinweis, dass für die Konsumfinanzierer der Wettbewerbsdruck ständig<br />
steigt, sich mit innovativen Vertriebswegen den Weg zum Kunden zu bahnen und die Verbraucherwünsche<br />
nach einer immer schnelleren <strong>Kredit</strong>vergabe zu erfüllen, sei es im Handel<br />
am „Point of Sale“ oder via Smartphone im Internet. Schließlich fordert die Politik die <strong>Kredit</strong>wirtschaft<br />
auf, eine ausreichende <strong>Kredit</strong>versorgung für Privathaushalte und Unternehmen<br />
sicherzustellen.<br />
Die Anfänge des Konsumkredits waren weniger komplex. Einen „<strong>Kredit</strong>“ aufzunehmen<br />
bedeutete in der Weimarer Republik meist beim Kaufmann anschreiben zu lassen. Die<br />
Menschen überbrückten damals die Zeit bis zur nächsten Lohnzahlung. Es war eine vertrauensvolle<br />
Beziehung zwischen Kunde und Kaufmann. Die regelmäßige Rückzahlung galt als<br />
selbstverständlich. Dennoch hatte das Anschreiben den Ruf einer „liederlichen“ Haushaltsführung.<br />
Daher sprach man das „<strong>Schulden</strong>machen“ auch ungern an. Und weil in den<br />
meisten Fällen auch keine Zinsen erhoben wurden, sahen weite Teile der Bevölkerung darin<br />
auch keinen <strong>Kredit</strong>.<br />
Die Jahre 1949 bis 1959<br />
Mit der kritischen Einstellung gegenüber dem Anschreiben hatte natürlich auch der Konsumentenkredit<br />
in den Nachkriegsjahren zunächst einen schwierigen Stand. Geld auszugeben,<br />
welches man (noch) nicht besaß, war verpönt und führte teilweise zur sozialen Ächtung.<br />
Auch unter den Banken und Sparkassen herrschte, vom Vorstand bis zum einzelnen Kundenberater,<br />
die ablehnende Haltung lange Zeit vor. So urteilte etwa der Züricher Nationalökonom<br />
Wilhelm Röpke, prominenter Vertreter der neoliberalen Wirtschaftslehre und ein Lehrer<br />
Ludwig Erhards, noch sehr harsch: Der <strong>Kredit</strong>nehmer sei unordentlich, leichtfertig, und mit<br />
dem Makel des auf Kosten der Übrigen Schmarotzenden behaftet. 3<br />
Die Situation änderte sich erst mit der Währungsreform 1948, als das Warenangebot infolge<br />
der Stabilisierung der Währungs- bzw. Wirtschaftsverhältnisse sprunghaft zunahm und nach<br />
Jahren des schlimmsten Mangels und der Entbehrung sofort einer enormen Nachfrage gegenüberstand.<br />
Die Bedürfnisse der Bevölkerung entwickelten sich rasch. <strong>Kredit</strong>e wurden nicht<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
123
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
124<br />
mehr nur zur Überbrückung finanzieller Engpässe aufgenommen, sondern mit ihnen wurden<br />
auch größere Anschaffungen geplant. Schließlich fehlte es mehr oder weniger an allem.<br />
Dennoch erschienen die „Wirtschaftswunderjahre“ der 50er Jahre für die Menschen „eher<br />
als ein Versprechen auf die zukünftige (hinzugefügt durch den Autor) Konsumgesellschaft,<br />
denn als deren Erfüllung“. 4 So wurde zwar ein bis dahin unbekanntes Warenangebot unterbreitet,<br />
doch die finanziellen Möglichkeiten beschränkten den Konsum zunächst. Es dauerte<br />
bis 1951, ehe der private Pro-Kopf-Verbrauch wieder das Vorkriegsniveau erreicht hatte. Zwei<br />
weitere Jahre dauerte es, bis beispielsweise der Kaloriengehalt der Nahrung je Einwohner<br />
wieder den Standard von 1935/38 erreicht hatte. 5 Diese Zahlen führen deutlich vor Augen,<br />
dass sich der Konsum in den ersten Jahren auf das unmittelbar Nötigste beschränken musste<br />
und darüber hinausgehende Anschaffungen zurückgestellt werden mussten.<br />
Trotz Skepsis – der Konsumentenkredit nimmt Fahrt auf<br />
Das Jahrzehnt kann demnach in zwei Phasen des Privatkonsums aufgeteilt werden: Die erste<br />
kennzeichnet die Absicherung des Grundbedarfs der Familie z. B. mit Textilien, und die zweite<br />
ein wachsendes Bedürfnis, den Lebensstandard mit zusätzlichen Konsum- und langlebigen<br />
Gebrauchsgütern zu verbessern. Damit hatte das altbekannte Anschreiben ausgedient. Allerdings<br />
waren Möbel, Küchengegenstände und Radios zu teuer, als dass der Händler jahrelang<br />
hätte warten können, bis der Kunde die Gesamtsumme gespart hatte. So hatten Händler<br />
einInteresse an Teilzahlungen, zumal ihre Produktpreise die durchschnittliche Kaufkraft der<br />
deutschen Bürger weit überschritten. Der Höhepunkt dieser Anschaffungswelle für langlebige<br />
Gebrauchsgüter lag zwischen 1958 und 1960. 6<br />
Trotz tiefsitzender Skepsis gegenüber dem Kauf auf Raten stieg die Anzahl der Konsumentenkredite<br />
kontinuierlich an. Dies war vor allem dem starken Wirtschaftswachstum in der<br />
noch jungen Bundesrepublik zu verdanken. Das Bruttosozialprodukt wuchs exorbitant mit<br />
durchschnittlich 8,2 Prozent im Jahr. Die Menschen wollten teilhaben am neuen Wohlstand –<br />
und das sofort; finanziert durch einen Konsumentenkredit. Seither sind die Wachstumsraten<br />
des Konsumentenkredits auch in besonderer Weise ein Spiegelbild der Wirtschaftskraft, zumal<br />
das Vertrauen und die Zuversicht in die Wirtschaft wuchsen und damit auch die Erwartung<br />
der eigenen besseren Einkommenssituation. In diesen Jahren waren es in erster Linie die Teilzahlungsbanken,<br />
die einen großen Teil des <strong>Kredit</strong>bedarfs der Bevölkerung deckten.<br />
Die Zahl der Teilzahlungsbanken wuchs von ca. 50 (1949) auf 134 (1955) und in der Spitze<br />
auf sogar 265 Institute (1961) an. 7 Die Neuausleihungen bei den Teilzahlungsbanken beliefen<br />
sich 1958 auf über 2,9 Mrd. DM. Verteilt auf rund 5,7 Mio. Einzelkredite, entsprach das einer<br />
durchschnittlichen <strong>Kredit</strong>höhe von rund 510 DM. 8<br />
Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken kritisierten das Geschäftsmodell des Teilzahlungskredits<br />
zu Beginn scharf. Vielmehr empfahlen die Banken ihren Kunden weiterhin,<br />
sich durch konsequentes Ansparen größere Anschaffungen zu leisten. Sparkassen hießen<br />
nicht nur zufällig so. Sie seien keine „Pumphäuser“, 9 worin noch einmal die grundlegenden
Vorbehalte gegenüber der Konsumfinanzierung deutlich wurden. Doch nicht bei jeder<br />
Sparkasse: Bereits 1949 vereinbarten der Hamburger Möbelfachverband und die beiden<br />
Hamburger Sparkassen ein innovatives Modell: Die Banken vergaben die <strong>Kredit</strong>e zum Zinssatz<br />
von acht Prozent per Annum plus ein Sechstel Prozent pro Monat an Provision, wobei<br />
der <strong>Kredit</strong>nehmer die Hälfte der Kaufsumme gespart haben musste. Der Erfolg war schnell<br />
sichtbar: 1949 vergab die Sparkasse 268 Möbeldarlehen mit insgesamt 95.000 Mark, zwei<br />
Jahre später waren es bereits 9.418 <strong>Kredit</strong>e mit einer Gesamtsumme von 3,7 Millionen Mark.<br />
Ludwig Erhards persönlicher Kleinkredit (PKK)<br />
Zum Ende des Jahrzehnts legte die Entwicklung des Konsumentenkredits eine völlig neue<br />
Dynamik an den Tag. Zunächst dominierte der so genannte Teilzahlungskredit, freilich auf<br />
niedrigem Niveau. Doch als der erste Nachholbedarf gedeckt war und auch die Kaufkraft<br />
immer weiter zunahm, wurden vermehrt Barkredite nachgefragt. Ein Grund für die Etablierung<br />
des Konsumentenkredits dürfte die Tatsache gewesen sein, dass seit Ende der fünfziger<br />
Jahre die Spareinlagen bei den Banken stiegen, während die <strong>Kredit</strong>nachfrage von Unternehmen<br />
sank. 11 Die <strong>Kredit</strong>wirtschaft wandte sich verstärkt den Privatkunden zu.<br />
1959 wurde schließlich in der breiteren Bankenlandschaft auf Anregung von Ludwig Erhard<br />
der persönliche Kleinkredit (PKK) eingeführt. Der Wirtschaftsminister vertrat die Auffassung,<br />
dass die soziale Marktwirtschaft ihrem Wesen nach eine Verbraucherwirtschaft sei und durch<br />
eine „gesunde Teilzahlungswirtschaft“ gefördert werden müsse. 12 Der neue persönliche<br />
Kleinkredit besaß anfangs bankenweit einheitliche Konditionen und war streng reglementiert.<br />
So schrieb die deutsche Bankenaufsicht vor, dass Kleinkredite bis zu einer Höhe von 2.000<br />
(vorher 600) DM vergeben werden dürften; mit der Tilgung hatte der Kunde jedoch nur zwei<br />
Jahre Zeit. 13 Ein weiteres Novum im Vergleich zu den <strong>Kredit</strong>en der Teilzahlungsbanken war,<br />
dass der PKK nicht mehr der reinen Absatzfinanzierung diente. Der <strong>Kredit</strong>nehmer konnte als<br />
frei agierender Konsument auftreten.<br />
Die Jahre 1960 bis 1969<br />
Das Konsumentenkreditgeschäft wuchs zu Beginn der sechziger Jahre im Gleichschritt mit<br />
der Wirtschaft im rasanten Tempo. Innerhalb von zehn Jahren ist das Konsumentenkreditvolumen<br />
bis 1962 auf knapp 1,3 Mrd. DM gestiegen. Auch die Löhne vervielfachten sich,<br />
so dass die Verschuldung häufig keine kritischen Begleiterscheinungen hatte. Die Nettolöhne<br />
beliefen sich 1960 auf insgesamt 107 Mrd. DM. Bis 1970 hatten sie sich innerhalb eines<br />
Jahrzehnts auf 242 Mrd. DM mehr als verdoppelt. 14<br />
Nicht nur der wirtschaftliche Aufschwung, auch der Wettbewerb unter den Banken beschleunigte<br />
die dynamische Entwicklung der Konsumfinanzierung. Die Kunden konnten nun wählen<br />
zwischen dem Teilzahlungskredit und dem Barkredit. Bis zum Ende der 60er Jahre weiteten<br />
sich die Marktanteile des in bar ausgezahlten <strong>Kredit</strong>s immer weiter aus. Die Kunden wollten<br />
im Handel zunehmend als „Barkäufer“ auftreten. Durch das Vordringen des Barkredits verlor<br />
die Tradition des Anschreibens nahezu an Bedeutung. Allerdings nahm auch die Sparneigung<br />
stetig ab.<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
125
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
126<br />
Finanzinnovationen stimulieren die Wirtschaft<br />
Ende der 60er Jahre entfielen immerhin sechs Prozent des gesamten inländischen <strong>Kredit</strong>geschäfts<br />
auf das Privatkundengeschäft. 15 Im April 1967 wurde die bis dahin geltende allgemeine<br />
Zinsbindung für Teilzahlungskredite aufgehoben, was den Wettbewerb unter<br />
den <strong>Kredit</strong>instituten weiter anfachte.<br />
Auch die Gestaltung der <strong>Kredit</strong>vergabe vollzog in den 60er Jahren ein Wandel, wie z. B. die<br />
Verlängerung der <strong>Kredit</strong>laufzeiten. Vorreiter waren die Sparkassen, die den ursprünglichen<br />
Kleinkredit in ein so genanntes „Anschaffungsdarlehen“ umbenannt hatten. Damit verbunden<br />
war neben einer Aufstockung des <strong>Kredit</strong>betrags auch eine Laufzeitenverlängerung. So<br />
stieg der <strong>Kredit</strong>rahmen 1961 auf 6.000 DM mit Laufzeiten von 48 Monaten und 1968 sogar<br />
auf 20.000 DM bei 60-monatiger Laufzeit. 16 Der Grund lag auf der Hand: Längere Laufzeiten<br />
ermöglichen die Aufnahme eines höheren <strong>Kredit</strong>volumens. So konnten die tendenziell steigenden<br />
Anschaffungskosten für hochwertige, langlebige Gebrauchsgüter liquiditätsschonend<br />
über einen längeren Zeitraum gestreckt werden.<br />
Vom „Notstands- zum Wohlstandskredit“<br />
Dennoch, die Vorbehalte gegenüber privaten <strong>Kredit</strong>nehmern waren auch in den 60er Jahren<br />
verbreitet. Es schien undenkbar, dass durchschnittlich oder gar besser Verdienende einen<br />
Konsumentenkredit aufnehmen würden. Selbst Fachleute waren der Überzeugung, dass der<br />
<strong>Kredit</strong>nehmer in erster Linie aus Not handle – eine Einstellung, die möglicherweise noch<br />
bis heute so manches Vorurteil hinsichtlich der Gefahren der Konsumfinanzierung nährt.<br />
Die Wirklichkeit sah jedoch schon damals anders aus: So untersuchte die größte deutsche<br />
Teilzahlungsbank, die Kundenkreditbank (KKB), 1960 die finanzielle Situation ihrer Kunden<br />
und kam zu dem überraschenden Ergebnis, dass der größte Teil einer mittleren Einkommensgruppe<br />
angehörte. 17 Steigende Einkommen bewirkten augenscheinlich eine zunehmende<br />
Bereitschaft in der Bevölkerung, Anschaffungen nicht mehr nur durch Erspartes, sondern<br />
auch durch einen <strong>Kredit</strong> zu finanzieren. Damit einhergehend war ein Wandel des Konsumentenverhaltens,<br />
das von der unmittelbaren Bedarfsdeckung zum Massenkonsum überging. 18<br />
Der einstige „Notstandskredit“ begann sich zum „Wohlstandskredit“ zu entwickeln, und<br />
die Hemmschwelle, nach einem <strong>Kredit</strong> zu fragen, sank merklich. Für Großanschaffungen war<br />
die <strong>Kredit</strong>aufnahme schon damals eine übliche Option geworden. Ein ähnliches Bild zeigt<br />
sich auch heute. Es sind eher die einkommensstärkeren Haushalte, die größere Anschaffungen<br />
wie Pkw und Einrichtungen finanzieren, auch um für weitere Konsumwünsche liquide<br />
zu bleiben. 19<br />
Der Dispositionskredit tritt seinen Siegeszug an<br />
Eine kurzfristig abflachende Konjunktur für Gebrauchsgüter leitete 1967 das Ende des deutschen<br />
Wirtschaftswunders ein. Der Umsatz der Teilzahlungsbanken sank. Sparkassen, Genossenschaftsbanken<br />
und Privatbanken konnten ihre Marktanteile im Ratenkreditgeschäft<br />
ausbauen. Diese Entwicklung wurde zusätzlich beflügelt durch einen neuen Nicht-Raten-
kredit, den die Universalbanken auf Lohn- und Gehaltskonten gewährten. Gegenüber den<br />
Teilzahlungsbanken stellte dies einen großen Vorteil dar, denn diesen war das Einrichten von<br />
Lohn- und Gehaltskonten damals noch vorenthalten. 20<br />
Doch spätestens seit Anfang der 60er Jahre verfügten die privaten Haushalte über immer<br />
höhere Nettolöhne. Mit Einführung des Dispositionskredits wurde jeder Gehalts- oder Lohnbezieher<br />
zum potenziellen <strong>Kredit</strong>nehmer für Konsumzwecke. Damit gelang es den Sparkassen<br />
Ende 1968 erstmals, die Ratenkreditbanken im reinen Konsumentenkreditgeschäft (inkl.<br />
des Nicht-Ratenkredits) leicht zu überholen. Grund waren die stark gestiegenen Lohn- und<br />
Gehaltskonten, die den Ratenkreditbanken damals noch vorenthalten waren. 21<br />
Die Jahre 1970 bis 1979<br />
Auch die 70er Jahre waren geprägt von einer beträchtlichen Ausweitung des Konsumentenkreditvolumens.<br />
Die Wachstumsraten erreichten zu Beginn der 70er Jahre Höchstwerte.<br />
1972 explodierten die Konsumentenkredite förmlich mit einer Steigerung von 25 Prozent<br />
gegenüber dem Vorjahr – eine Steigerungsrate, die seitdem nie wieder erreicht wurde und<br />
auch Anfang der 70er Jahre nur von kurzer Dauer war. Schließlich kam mit der ersten<br />
Ölkrise für den Konsumentenkredit eine jähe Zäsur, der bis dahin nur eine Richtung kannte:<br />
nach oben.<br />
Der Ölpreisschock bremst die Konsumentenkredite<br />
Der Ölpreis verteuerte sich 1973 aufgrund eines Lieferembargos der OPEC innerhalb<br />
weniger Monate um mehr als das Vierfache. Die Auswirkungen der ersten Ölkrise vom<br />
Herbst 1973 führten in der Bundesrepublik im Jahr 1975 zum bisher stärksten Rückgang<br />
des BIP in der Nachkriegszeit, das in der Folge um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
abnahm. 22<br />
Die Wachstumsrate der neu aufgenommenen Konsumentenkredite sank auf 9,6 Prozent im<br />
Jahr 1973 und ein Jahr später gingen die Neu-Konsumentenkredite um 0,2 Prozent zurück. 23<br />
Die sprunghaften Erhöhungen der Rohstoffpreise bremsten den Anstieg der Realeinkommen<br />
und führten in der Bevölkerung zu einer pessimistischeren Einschätzung der künftigen Einkommensentwicklung.<br />
In der Folge wurden daher ebenfalls die künftigen Konsumpläne nach<br />
unten revidiert. Die Menschen reagierten demzufolge nicht mit einer verstärkten, sondern<br />
mit einer reduzierten <strong>Kredit</strong>nachfrage auf den Preisschock. Ein Verhalten, das sich als typisches<br />
Muster für die nächsten Krisenjahre erweisen sollte: eine prozyklische Konsumentenkreditaufnahme<br />
in Bezug auf die konjunkturelle Entwicklung.<br />
Ergänzend kam hinzu, dass in der Ölkrise die steigenden Inflationsraten und eine verschärfte<br />
Geldpolitik der Zentralbanken zu hohen Zinsen führten und damit das <strong>Kredit</strong>wachstum<br />
zügelten. Die Wirtschaft erholte sich jedoch rasch von dieser Krise, und ab 1975 wurden bei<br />
den Konsumentenkrediten schon wieder Wachstumsraten von ca. 20 Prozent pro Jahr erzielt.<br />
Auch hier zeigt sich der Gleichschritt von Wirtschafts- und Konsumentenkreditentwicklung,<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
127
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
128<br />
der dazu führt, dass der Konsumentenkredit in der rezessiven Phase nicht die Rolle eines<br />
Wachstumsmotors übernimmt. Vielmehr scheint er die Aufschwungphase zu stützen und<br />
allenfalls konjunkturglättend zu wirken, indem er mit vorgezogenen Anschaffungen die<br />
Auftragseingänge der Hersteller stabilisiert.<br />
Konsumentenkredite schaffen Märkte<br />
Sinkende Wochenarbeitszeiten und steigende Löhne eröffneten den Bundesbürgern ab<br />
den 70er Jahren bis dahin nahezu unbekannte Konsumfelder. Ausgaben für Freizeit, etwa<br />
für ein Hobby oder die Urlaubsreise, nahmen beträchtlich zu. Bis 1976 hatten sich innerhalb<br />
von sechs Jahren die Ausgaben der Bürger für Urlaubsreisen mehr als verdreifacht.<br />
Der durchschnittliche Arbeitnehmerhaushalt gab 1976 im Durchschnitt rund 1.100 DM<br />
für den Urlaub aus und weitere 2.600 DM für andere Freizeitaktivitäten. 24 Es entstand eine<br />
zunehmende Bereitschaft, das Hobby mit teilweise erheblichen Kosten zu finanzieren.<br />
Dem Konsumentenkredit kam dabei eine entscheidende Rolle zu. Es war durchaus nichts<br />
Ungewöhnliches mehr, sich den Auslandsurlaub mit einem Kleinkredit zu finanzieren.<br />
Die <strong>Kredit</strong>wirtschaft reagierte, indem sie die <strong>Kredit</strong>aufnahme als ebenso alltäglich erscheinen<br />
ließ. So warb beispielsweise die Commerzbank 1975 für „1001 <strong>Kredit</strong>e“ für jeden Konsumzweck.<br />
Der „Elfmeter-<strong>Kredit</strong>“ für den begeisterten Sportschau-Zuschauer, den „Ja-<strong>Kredit</strong>“<br />
für die Erstausstattung junger Paare oder den „Hammer und Nagel-<strong>Kredit</strong>“ für den Hobby-<br />
Heimwerker. 25 Das Bestandsvolumen der Konsumentenkredite wuchs Jahr für Jahr um durchschnittlich<br />
16,4 Prozent, und belief sich bis 1980 auf über 130 Mrd. DM. Rund 51 Prozent<br />
stammt aus Ratenkrediten, 36 Prozent aus Nichtratenkrediten und 13 Prozent aus Dispositionskrediten.<br />
26 Die Gesamtsumme der Nettolöhne stieg im gleichen Zeitraum um etwa<br />
65 Prozent auf 369 Mrd. DM. 27<br />
Bei den Laufzeiten der <strong>Kredit</strong>verträge deutete sich ein langsam einsetzender Wandel an.<br />
Betrug der Anteil der langfristigen <strong>Kredit</strong>e an den gesamten Konsumentenkrediten zu Beginn<br />
der 70er Jahre noch rund 25 Prozent, so stieg dieser stetig an und erreicht heute etwa Werte<br />
von 70 Prozent. 28 Diese Entwicklung hatte ihren Ausgangspunkt in den 70er Jahren. Mit<br />
steigender durchschnittlicher <strong>Kredit</strong>höhe lag es nahe, die monatlichen <strong>Kredit</strong>raten über einen<br />
längerfristigen Zeitraum zu strecken, um so die monatlichen Belastungen zu minimieren.<br />
Eine weitere wichtige Struktur beschreibende Kennziffer ist die Verschuldung aus Konsumentenkrediten,<br />
bezogen auf das verfügbare Einkommen. Sie hat sich innerhalb des Jahrzehnts<br />
von rund 8 Prozent auf 12 Prozent erhöht. Betrachtet man zudem noch die Hypotheken,<br />
dann hatte die Verschuldung insbesondere in der zweiten Hälfte der 70er Jahre noch deutlicher<br />
zugenommen. So entfielen ab 1970 bis Mitte der Achtziger auf die <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
nicht mehr die Hälfte des jährlichen Einkommens, sondern knapp drei Viertel. 29 Doch hat sich<br />
die Sparquote von 1968 bis 1975 fast verdreifacht und ist von weniger als 5 Prozent auf<br />
13 Prozent des verfügbaren Einkommens gestiegen. 30
Die Bedeutung des Sparens<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 2<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Jahre<br />
Die Jahre 1980 bis 1989<br />
58 62 67 71 75 79 83 87 89 92 94 96 00 03 05 07 09<br />
Prozent<br />
QUELLE: Deutsche Bundesbank, eigene Berechnung<br />
Das Wachstum der Konsumentenkreditaufnahme hatte in den 80er Jahren deutlich an<br />
Dynamik verloren, wenn auch die absoluten Volumina weiter gestiegen sind. Das durchschnittliche<br />
Wachstum in diesem Jahrzehnt lag bei lediglich noch 6,9 Prozent, im Vergleich<br />
zu 16,4 Prozent der vorangegangenen Dekade. 31 Auch dieses Jahrzehnt hatte ein weltpolitisches<br />
Ereignis, das die Entwicklung des Konsumentenkredits bremste.<br />
Der zweite Ölpreisschock<br />
1980 schnellten die Rohstoffpreise durch ersten Iran-Irak-Krieg erneut in die Höhe. Dies<br />
schlug sich 1981 in einem niedrigen BIP-Wachstum nieder und führte 1982 gar zum Rückgang<br />
des BIP um 0,4 Prozent. 32 Ein Ereignis, das es in der Bundesrepublik bis dahin nur<br />
während der ersten Ölkrise gegeben hatte.<br />
Die Arbeitslosenquote hatte sich von 1980 bis 1983 mehr als verdoppelt und betrug 9,1%.<br />
Anfang der 70er Jahre lag sie noch bei 0,7 Prozent. 33 Die Krise führte auch zu einer verringerten<br />
Aufnahme von neuen Konsumentenkrediten. 1980 wurden lediglich 9,4% mehr<br />
<strong>Kredit</strong>e aufgenommen, 1979 waren es noch 18,5 Prozent gewesen, und ein weiteres Jahr<br />
später verringerte sich dieser Wert sogar auf 4,3 Prozent. 34 Auch hier zeigte sich ein ähnliches<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
129
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
130<br />
Bild wie in der Krise von 1973/74, als erneut weniger neue <strong>Kredit</strong>e aufgenommen wurden.<br />
Mit Blick auf die beiden Rezessionen wird deutlich, dass vom Konsumentenkredit kein antizyklischer,<br />
initiierender Wachstumsimpuls ausgeht, sondern ihm eher ein konjunkturglättendes<br />
Moment zuschreiben ist. Er unterstützt die Konjunktur in einer Aufwärtsphase, füllt die<br />
Auftragseingänge bei den Herstellern und kann so eine Abschwungphase dämpfen. Darüber<br />
hinaus kann der Konsumentenkredit die Nachfrage nach innovativen Gütern verstärken, wie<br />
es beispielsweise nach der Ölkrise bei spritsparenden Pkw der Fall war oder aber auch bei der<br />
Einführung des Farbfernsehers.<br />
Anders als nach der Krise 1973 erreichten die Zuwachsraten in diesem Jahrzehnt keine zwei-<br />
stelligen Werte mehr. Hauptursache war, dass sich das BIP-Wachstum in den 80er Jahren<br />
zunehmend verlangsamte und auch die Arbeitslosenquote konstant hoch blieb. Auch wenn<br />
sie sich bis Ende des Jahrzehnts auf 7,9 Prozent reduzierte, war sie immer noch doppelt<br />
so hoch wie zu Beginn der achtziger Jahre. Der Wachstumsoptimismus der 60er und frühen<br />
70er Jahre hatte sich verflüchtigt. Auch sinkende Zinsen konnten die Bereitschaft zur<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme zunächst nicht hinreichend stimulieren, 35 was ein weiteres Indiz ist, dass<br />
die Bereitschaft, Konsumentenkredite aufzunehmen, in erster Linie mit dem fundamentalen<br />
Wirschaftsumfeld zusammenhängt.<br />
Das Konsumentenkreditvolumen wächst weiter<br />
Ab Mitte 1984 führen die Banken <strong>Kredit</strong>e mit höheren <strong>Kredit</strong>rahmen und Laufzeiten ein.<br />
Bis zu 50.000 DM bei einer Laufzeit von 72 Monaten, teilweise sogar mit einer „Verlängerungs-Option“,<br />
konnten aufgenommen werden. 36 Damit wurde natürlich auch die Anschaffung<br />
von immer höherwertigeren Gebrauchsgütern gefördert, vor allem Pkw sowie<br />
Haushalts- und Elektrogeräte. 1985 besaßen etwa 83 Prozent der Haushalte mit einem<br />
Ratenkredit mindestens ein Auto. Bei Haushalten ohne Ratenkredit belief sich dieser Wert<br />
auf lediglich 60 Prozent. Eine Geschirrspülmaschine besaßen 66 Prozent der kreditnehmenden<br />
Haushalte, im Vergleich zu 46 Prozent bei den übrigen. 37<br />
Das Volumen der Konsumentenkredite wuchs im gesamten Jahrzehnt um über 100 Mrd. DM<br />
und betrug Ende 1989 über 230 Mrd. DM. 38 Gegenläufig zu dieser Entwicklung änderte ein<br />
Großteil Banken ihre Werbestrategie hinsichtlich einer defensiveren Kundenansprache. Damit<br />
reagierten sie zum einen auf die höheren Einstandskosten bei der Mittelbeschaffung und zum<br />
anderen auf gestiegene Risiken im <strong>Kredit</strong>geschäft und schrumpfende Gewinnmargen. Die<br />
Teilzahlungsbanken standen ebenso unter Veränderungsdruck, da sie sich mit immer weiter<br />
sinkenden Marktanteilen am Konsumentenkreditgeschäft konfrontiert sahen.<br />
Der Anteil der Ratenkredite verringerte sich dabei nochmals im Vergleich zum vorange-<br />
gangenen Jahrzehnt und betrug Ende der Achtziger lediglich noch 46 Prozent. 39 Damit<br />
hat sich dieser Wert seit Anfang der 60er Jahre praktisch halbiert.
Das Phänomen private Überschuldung<br />
Die ersten Schuldnerberatungsstellen nahmen Anfang der 80er Jahre ihre Arbeit in der<br />
Bundesrepublik auf. Dies war eine Reaktion auf die merklich ansteigende Anzahl der überschuldeten<br />
Haushalte in den Achtzigern, die Ende 1989 geschätzt rund 1,2 Millionen Haushalte<br />
betrug. 40 Infolge einer Abschwächung der realen Einkommenszuwächse verringerten<br />
die Bundesbürger zunehmend ihre Sparneigung. Konstant hohe Arbeitslosenquoten führten<br />
zudem dazu, dass immer mehr Haushalte ihre <strong>Kredit</strong>raten nicht bedienen konnten. Mit steigendem<br />
Konsumentenkreditvolumen, schwächeren Wachstumsraten und steigender Arbeitslosigkeit<br />
kam dem Schutz des <strong>Kredit</strong>nehmers daher immer mehr Bedeutung zu.<br />
Die Banken und Sparkassen reagierten, indem sie ein siebentägiges Rücktrittsrecht einführten.<br />
Die <strong>Kredit</strong>nehmer sollten die Möglichkeit haben, ihre Entscheidung auch nachträglich<br />
noch mal genau zu überlegen und ggf. zu ändern. Die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen<br />
zum Schutz vor kritischen Finanzlagen, Initiativen zur Stärkung der allgemeinen<br />
finanziellen Allgemeinbildung und die Anpassung der <strong>Kredit</strong>produkte haben ihren Ursprung<br />
in den 80er Jahren.<br />
Die Jahre 1990 bis 1999<br />
Geprägt war dieses Jahrzehnt in erster Linie vom Wirtschaftsboom infolge der deutschen<br />
Wiedervereinigung und einem zunehmenden Verschuldungstempo, ausgelöst durch einen<br />
enormen Nachholbedarf in den neuen Bundesländern. Ab dem Ende der 90er Jahre nahm<br />
diese Verschuldungsbereitschaft jedoch immer weiter ab.<br />
Mit der Wiedervereinigung wuchs die Wirtschaft in den Jahren 1990/91 mit rund 5 Prozent<br />
überdurchschnittlich stark. 41 Überproportional stieg die Nachfrage nach Konsumentenkrediten.<br />
Mit einem Plus von 10,4 Prozent bzw. 13,1 Prozent bei den Konsumentenkrediten in<br />
den Jahren 1990/91 lagen diese Werte fast doppelt so hoch wie noch Mitte der Achtziger. 42<br />
In den neuen Bundesländern gab es, ähnlich wie in der früheren Bundesrepublik in den 50er<br />
und 60er Jahren, einen großen Nachholbedarf an hochwertigen Gebrauchsgütern. So wurden<br />
in den ersten beiden Jahren nach der Wiedervereinigung rund ein Viertel aller Konsumentenkredite<br />
an Haushalte in den neuen Bundesländern vergeben, obwohl die ostdeutsche Bevölkerung<br />
mit rund 16 Millionen Einwohnern nur 20 Prozent der gesamtdeutschen Bevölkerung<br />
ausmachte. 43<br />
Anteil längerfristiger <strong>Kredit</strong>laufzeiten steigt<br />
Selbst ein Anstieg der Zinsen hat dieses Wachstum der Konsumentenkredite, im Gegensatz<br />
zu vergleichbaren früheren Zeitabschnitten, nicht negativ beeinflusst. Fördernd auf die Konsumentenkreditnachfrage<br />
wirkte sich 1991 zudem die Erhebung des Solidaritätszuschlags<br />
aus. Auch im Vorfeld der Erhöhung von indirekten Steuern ist dieses Phänomen der verstärkten<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme zu beobachten, 44 weil die Menschen ihre kurzfristigen Konsumpläne<br />
trotz der finanziellen Zusatzbelastung nicht revidieren mochten. Zudem beeinflusste eine<br />
zunehmende Veränderung der Laufzeiten der <strong>Kredit</strong>verträge das Wachstum positiv. So nahm<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
131
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
132<br />
der Anteil der langfristigen <strong>Kredit</strong>e weiter zu, wodurch die <strong>Kredit</strong>nehmer unabhängiger von<br />
den naturgemäß relativ stark schwankenden kurzfristigen Zinsen wurden. Bereits Ende 1992<br />
machten die langfristigen <strong>Kredit</strong>e einen Anteil von knapp 60 Prozent aus. 45<br />
Der Wiedervereinigungsboom endete 1993 in einer erneuten Rezession, als das BIP um<br />
0,8 Prozent einbrach. 46 Ursache dafür war eine massive Erhöhung des Ölpreises, hervorgerufen<br />
durch den zweiten Golfkrieg 1990/91, der die Weltwirtschaft bereits in den Jahren<br />
zuvor merklich abkühlen ließ und nun mit zweijähriger Verzögerung ebenfalls die Bundesrepublik<br />
einholte.<br />
Hohe Konsumquote<br />
Die Sparquote nahm von 1989 bis 1999 von 13,3 Prozent auf 9 Prozent ab. 47 Mit der daraus<br />
resultierenden Konsumneigung kam es auch zu einem kräftigen Wachstum bei der Neu-<br />
<strong>Kredit</strong>aufnahme. Die Verschuldung aus Konsumentenkrediten bezogen auf das verfügbare<br />
Einkommen stieg auf über 16 Prozent. 48 Auch die Anzahl der überschuldeten Haushalte stieg<br />
bis 1999 auf geschätzt 2,8 Millionen. 49 Allerdings sei darauf hingewiesen, dass es bis zum<br />
heutigen Tage keine verlässliche Statistik gibt, wie viele Haushalte tatsächlich überschuldet<br />
sind. Gleichwohl ist die Zahl der in kritischen Finanzsituationen lebenden Haushalte ohne<br />
Zweifel kräftig angestiegen.<br />
Von 1990 bis ins Jahr 2000 hinein ergab sich die besondere Situation, dass die Zuwachs-<br />
raten des privaten Konsums ununterbrochen höher waren, als die des verfügbaren Einkommens.<br />
50 Die marginale Konsumquote lag in diesen Jahren fast ausnahmslos über 100 Prozent,<br />
was bedeutet, dass in Erwartung positiver Einkommensaussichten jede zusätzliche Einkommenseinheit<br />
konsumiert wurde und dies zunächst auch die <strong>Kredit</strong>nachfrage stimulierte.<br />
Das Bestandsvolumen der Konsumentenkredite steigerte sich bis Ende des Jahrzehnts auf<br />
422 Mrd. DM. Der leichte Abfall des <strong>Kredit</strong>volumens von 1998 auf 1999 stellte dabei<br />
keine Trendwende dar. Vielmehr schien er als Ausnahme die Regel zu bestätigen. Bereits<br />
zu Beginn des Jahres 2000 kletterten die Konsumentenkredite wieder auf 432 Mrd. DM. 51<br />
Die <strong>Kredit</strong>karte gewinnt an Bedeutung<br />
Der bargeldlose Zahlungsverkehr war bereits seit Ende der 60er Jahre nichts Ungewöhnliches<br />
mehr. Daueraufträge und Euroschecks gehörten für fast alle Bürger zum Alltag. Doch<br />
das „Plastikgeld“ hat sich erst in den 90er Jahren zum wirklichen Massengeschäft entwickelt.<br />
Von Mitte der 80er Jahre bis Ende der 90er hat sich die Zahl der <strong>Kredit</strong>karten fast verfünfzehnfacht.<br />
Ende 1998 waren15,8 Mio. <strong>Kredit</strong>karten im Umlauf. Fast jeder fünfte Deutsche<br />
besaß eine oder mehrere <strong>Kredit</strong>karten. Im Jahr 1998 wurden 300 Millionen Zahlungen mit<br />
<strong>Kredit</strong>karten in Höhe von 50 Milliarden DM abgewickelt. EC-Karten besaßen gegen Ende des<br />
Jahrzehnts etwa 45 Mio. Bundesbürger. 52 Sie wurden zunehmend in Verwendung mit einem<br />
Dispositionskredit zum bargeldlosen Einkaufen verwendet.
Die Jahre 2000 bis 2009<br />
Den Beginn des neuen Jahrtausends prägten zwei einschneidende Ereignisse: Im März 2000<br />
platzte eine Spekulationsblase an den weltweiten Börsen. Mit den Terroranschlägen in den<br />
USA am 11. September 2001 und dem zweiten Irak-Krieg ging zudem eine drastische Erhöhung<br />
des Ölpreises einher. Die weltweit einsetzende Rezession aufgrund erhöhter Rohstoffpreise<br />
war die Folge, von der sich Deutschland erst 2004 wieder erholt hatte. Die Ereignisse<br />
hinterließen auch ihre Spuren bei der marginalen Konsumquote, die von 108 im Jahr 2000<br />
auf 57 im Jahr 2002 regelrecht abstürzte. 53<br />
Dass die Konsumzurückhaltung nicht unbegründet war, zeigt ein Blick auf die BIP-Wachstumsraten<br />
in diesen Jahren. 2002 stagnierte das Wachstum und 2003 ging es sogar um<br />
0,2 Prozent zurück. 54 Als Folge der schwächeren Konsumtätigkeit nahm auch das Volumen<br />
der Konsumentenkredite ab. Bis 2005 blieb die marginale Konsumquote, wenn auch mit<br />
aufsteigender Tendenz, unter 100. Im Jahr 2004 war die Nettokreditaufnahme sogar erstmals<br />
seit der Wiedervereinigung wieder negativ, was bedeutet, dass mehr <strong>Kredit</strong>e zurückgezahlt<br />
als neu aufgenommen worden sind. 55<br />
2006 lag die marginale Konsumquote zwar wieder bei etwa 110. Dennoch nahm der Bestand<br />
an Konsumentenkrediten auch nach 2005 fast kontinuierlich ab und sank von 235 Mrd. Euro<br />
im Herbst des Jahres 2005, auf 221,6 Mrd. Euro zu Beginn des Jahres 2008. Dies entspricht<br />
einem Minus von knapp 5 Prozent in drei Jahren, wobei der Tiefpunkt im dritten Quartal<br />
2007 lag, als der Bestand das Vorjahresniveau um 2,9 Prozent unterschritten wurde. 56 Diese<br />
Entwicklungen zeigen dass es keinen Automatismus dafür gibt, dass die Konsumentenkreditvolumen<br />
unaufhaltsam steigen.<br />
Die Banken- und Finanzkrise 2009<br />
Die Bundesbürger hatten 2008 Konsumgüter im Wert von 9,2 Prozent des BIP per <strong>Kredit</strong><br />
finanziert (USA: 18,5 %, Großbritannien 10,5 %). 57 Der Zusammenbruch des US-Hypothekenmarkts<br />
sowie die weltweit einsetzende Finanzkrise ließen das BIP in Deutschland 2009<br />
um preisbereinigte 5 Prozent einbrechen. 58 Im Zuge von Konjunkturprogrammen und insbesondere<br />
der Abwrackprämie zog das Konsumentenkreditvolumen im dritten Quartal 2009<br />
aber wieder an, um 2,2 Prozent auf 227,8 Mrd. Euro. Insbesondere die Ratenkredite verbuchten<br />
ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 140 Mrd. Euro. Heute macht<br />
der Ratenkredit über 58 Prozent des Konsumentenkreditgeschäfts aus, wobei 70 Prozent auf<br />
langfristige und 28 Prozent auf mittelfristige <strong>Kredit</strong>laufzeiten verteilen. Lediglich 2 Prozent<br />
sind <strong>Kredit</strong>e mit kurzfristigen Laufzeiten, deren Anteil sich im letzten Quartal jedoch um<br />
23,3 Prozent stark erhöht hat, wenngleich ohne größeren Einfluss auf den generellen Trend<br />
länger laufender Konsumentenkredite. 59<br />
Gefahr einer <strong>Kredit</strong>klemme?<br />
Verschiedentlich wurde den Banken eine zu zurückhaltende <strong>Kredit</strong>vergabepolitik in der Wirtschaftskrise<br />
vorgeworfen. Gestützt wurde dieser Vorwurf von einer lange Zeit rückläufigen<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
133
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
134<br />
<strong>Kredit</strong>dynamik und den Belastungen der Banken durch die Finanzkrise. Der Begriff der „<strong>Kredit</strong>klemme“<br />
insbesondere bei der Unternehmensfinanzierung machte die Runde. Ein alleiniger<br />
Rückgang des <strong>Kredit</strong>volumens begründet noch keine <strong>Kredit</strong>klemme. Lediglich angebotsseitige<br />
Restriktionen können eine <strong>Kredit</strong>klemme auflösen. Bleibt die Frage, ob dies in der<br />
Bundesrepublik der Fall war?<br />
Bereits bei Betrachtung der vergangenen Krisen lässt sich feststellen, dass die <strong>Kredit</strong>nachfrage<br />
in wirtschaftlichen Schwächephasen merklich zurückgeht, weil sich die Konsumneigung<br />
privater Haushalte aufgrund einer pessimistischeren Einschätzung der zukünftigen<br />
wirtschaftlichen Situation verringert. Es fällt auf, dass sich die seit Sommer 2008 zu beobachtende<br />
nachlassende Jahreswachstumsrate bei der <strong>Kredit</strong>vergabe nicht sonderlich von<br />
den Werten der vorangegangen Jahre unterscheidet. 60 Damit lässt sich das niedrigere <strong>Kredit</strong>wachstum<br />
in der Krise weitestgehend mit der realwirtschaftlichen Entwicklung erklären.<br />
Dafür sprechen auch die im dritten Quartal wieder ansteigenden Bestandsvolumen der<br />
Konsumentenkredite im Zuge der konjunkturellen Erholung. 61<br />
Das Wachstum der Konsumentenkredite bis 2000 meist prozyklisch<br />
Prozent<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
Jahre<br />
BIP-Wachstum<br />
Jährliches Konsumentenkreditwachstum<br />
1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2009<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 3<br />
QUELLE: Deutsche Bundesbank, Bankenfachverband e.V. , eigene Berechnung
Die Zukunft des Konsumentenkredits<br />
Der Konsumentenkredit und insbesondere der Ratenkredit sind nach fünfzigjähriger Verbreitung<br />
längst kein Tabuthema mehr. Sie sind fester Bestandteil des privaten Konsums und<br />
werden von Verbrauchern gewünscht und erwartet: im Handel am Point of Sale, im Internet<br />
oder in der Bankfiliale. Wichtigste Finanzierungsanlässe sind weiterhin die Finanzierung von<br />
Neu- und Gebrauchtwagen sowie größere Anschaffungen von Möbeln, Unterhaltungselektronik<br />
oder Haushaltsgeräte.<br />
Allerdings fordern das schwierige Wirtschaftsumfeld, die Gefahr zunehmender Arbeits-<br />
losigkeit sowie steigende Zahlen von Verbrauchern mit finanziellen Problemen die Raten-<br />
kreditspezialisten heraus. In einer 2009 durchgeführten GfK-Umfrage nannten immerhin<br />
58 Prozent als Hauptbeweggrund für die <strong>Kredit</strong>aufnahme: „Ich habe den <strong>Kredit</strong> abge-<br />
schlossen, da ich das Produkt dringend gebraucht habe, mir das Geld dafür aber fehlte.“ 62<br />
Faire und verantwortungsvolle <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
Ähnlich wie vor fünfzig Jahren waren es wieder Finanzpolitiker, die im Sommer 2009 an<br />
die <strong>Kredit</strong>wirtschaft appellierten. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück forderte die Spitzenverbände<br />
der Finanzindustrie auf, eine ausreichende <strong>Kredit</strong>versorgung sicherzustellen.<br />
Auch EZB-Präsident Jean-Claude Trichet appellierte an die Verantwortung der Banken, Geld<br />
zu angemessenen Zinsen und in angemessenem Umfang an Unternehmen und Haushalte<br />
zu verleihen. Hierfür übernehmen die Ratenkreditspezialisten wie easyCredit eine verantwortungsvolle<br />
Aufgabe – nicht nur für den Konsumenten, sondern auch für die Konjunktur.<br />
Verbraucherschutz und Kundennutzen sind für die nächsten Jahrzehnte eine elementare<br />
Einheit. So gründete easyCredit 2007 die Stiftung „Deutschland im Plus“, um im Rahmen<br />
seines gesellschaftlichen Engagements auch dem Problem der wachsenden Zahl überschuldeter<br />
Menschen zu begegnen. Die Stiftungsziele sind zu informieren und durch die Vermittlung<br />
finanzieller Bildung präventiv tätig zu sein. Darüber hinaus lässt easyCredit die aus der Zusammenarbeit<br />
mit der Stiftung gewonnenen Erkenntnisse in die Produktentwicklung einfließen.<br />
So ist der easyCredit mit neuen Merkmalen ausgestattet, die beispielhaft für neue Wege in<br />
der Konsumfinanzierung sind: das Rückgaberecht von einem Monat und jederzeit mögliche<br />
Sondertilgungen. Sollte es beim Kunden finanziell zu einem Engpass kommen, verzichtet<br />
easyCredit bei Einhaltung vertraglich geregelter Rahmenbedingungen auf die gerichtliche<br />
Beitreibung der Forderungen. Zudem finanziert das Unternehmen ein Beratungsgespräch<br />
bei einer unabhängigen Stelle.<br />
Damit werden bei der Konsumfinanzierung Vertrauen, Transparenz, Kompetenz und Effizienz<br />
künftig eine entscheidende Rolle spielen. Diese Werte schienen von manchen in der Bankenkrise<br />
schon verloren geglaubt.<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
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60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
136<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen:<br />
• Konsumentenkreditentwicklung und Wirtschaftswachstum entwickeln sich prozyklisch.<br />
In Aufschwungphasen wächst das Volumen der Konsumentenkredite stark an und in<br />
wirtschaftlichen Schwächephasen (1972/73, 1981/82, 1993 und 2000/01) wächst es<br />
vermindert oder geht teilweise sogar zurück.<br />
• Das Bestandsvolumen der Konsumentenkredite hat sich seit den 50er Jahren rasant<br />
vergrößert, wobei die starken Wachstumsphasen Ende der 70er Jahre und nach<br />
der deutschen Wiedervereinigung hervorzuheben sind. Auffallend sind die kurzen<br />
„Wachstumspausen“ in den Rezessionsphasen und das verminderte Wachstum<br />
seit Ende der 90er.<br />
• Die Entwicklung des Bestandvolumen der Konsumentenkredite zeigt einen Anstieg<br />
von ca. 1,8 Mrd. Euro Ende der 50er Jahre und ca. 60 Mrd. Euro Ende der 70er Jahre<br />
auf 220 Mrd. Euro Anfang 2000. Heute beläuft sich das Bestandsvolumen auf ca.<br />
228 Mrd. Euro.<br />
• Im Gegensatz zu den Bestandsvolumen gehen die jährlichen Wachstumsraten des Kon-<br />
sumentenkredits seit den 70er Jahren kontinuierlich zurück. Sie sind von durchschnitt-<br />
lich 16,4 Prozent in den 70ern, auf 6,9 Prozent in den 80ern und auf 5,7 Prozent in<br />
den 90ern gesunken. Seit 2000 sind die Konsumentenkredite nur noch um durchschnitt-<br />
lich 0,3 Prozent gewachsen.<br />
• Die Sparquote hat sich trotz des kontinuierlich anwachsenden Konsumentenkredit-<br />
volumens von den 50er Jahren bis Mitte der 70er fast verfünffacht: von ca. 3 Prozent<br />
des verfügbaren Einkommens auf knapp 14 Prozent. Aktuell beträgt die Sparquote<br />
ca. 11,5 Prozent.<br />
• Die Ratenkredite machten zu Beginn der 50er Jahre die überwiegende Zahl der Kon-<br />
sumentenkredite aus. Von Anfang der 60er bis Ende der 80er hat sich ihr Anteil auf<br />
ca. 45 Prozent halbiert. Seit etwa 2006 ist ihr Anteil auf knapp 58 Prozent gestiegen.<br />
• Bezogen auf die inländisch vergebenen <strong>Kredit</strong>e hat sich der Anteil der Konsumenten-<br />
kredite seit den 60er Jahren auf 12 Prozent verdoppelt.
Endnoten<br />
1 Reckendrees, A: Konsum in der Bundesrepublik, 1949-2000, Berlin 2007, S. 23 f.<br />
2 Siehe Seite XY in diesem Beitrag.<br />
3 Röpke, W.: Borgkauf im Lichte sozialethischer Kritik, Köln/Berlin 1954, S. 12 ff.<br />
4 Reckendrees, A: Konsum in der Bundesrepublik, 1949-2000, Berlin 2007, S. 40.<br />
5 Abelshauser, W.: Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, München 2004, S. 339.<br />
6 Abelshauser, W.: a.a.O., S. 339 f.<br />
7 Bankenfachverband: Impulse für die Wirtschaft. 40 Jahre Ratenkreditbanken, Sankt Augustin, S. 11.<br />
8 Bankenfachverband: a.a.O., S. 23.<br />
9 Hauser, R.: Ein Schwert mit zwei Schneiden, in: bank und markt. Zeitschrift für Retailbanking 5-2009, Frankfurt 2009, S. 23.<br />
10 Reckendrees, A: Konsum in der Bundesrepublik, 1949-2000, Berlin 2007, S. 40.<br />
11 Andersen, A.: Der Traum vom guten Leben, Frankfurt 1997, S. 200.<br />
12 Bankenfachverband: a.a.O., S. 26.<br />
13 Beier, J.; Jacob, K.: Der Konsumentenkredit in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 1987, S. 42.<br />
14 Van Hooven, E.: Der Konsumentenkredit auf dem Weg zum Jahr 2000, in: Im Dienst des <strong>Kredit</strong>kunden.<br />
50 Jahre <strong>SCHUFA</strong>, Wiesbaden 1977, S. 19.<br />
15 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten<br />
Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 22.<br />
16 Beier, J.; Jacob, K.: Der Konsumentenkredit in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 1987, S. 42.<br />
17 Andersen, A.: Der Traum vom guten Leben, Frankfurt 1997, S. 199.<br />
18 Reckendrees, A: Konsum in der Bundesrepublik, 1949-2000, Berlin 2007, S. 7.<br />
19 Institut für Demoskopie Allensbach, Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise, Ergebnisse einer Repräsentativumfrage<br />
im September 2009, in: <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> <strong>2010</strong>.<br />
20 Bankenfachverband: Impulse für die Wirtschaft. 40 Jahre Ratenkreditbanken, Sankt Augustin, S. 33f.<br />
21 Bankenfachverband: a.a.O., S. 35.<br />
22 Räth, N.: Rezessionen in historischer Betrachtung, in: Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 3/2009,<br />
Wiesbaden 2009, S. 204.<br />
23 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten<br />
Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 23.<br />
24 Van Hooven, E.: Der Konsumentenkredit auf dem Weg zum Jahr 2000, in: Im Dienst des <strong>Kredit</strong>kunden. 50 Jahre <strong>SCHUFA</strong>,<br />
Wiesbaden 1977, S. 24 f.<br />
25 Andersen, A.: Der Traum vom guten Leben, Frankfurt 1997, S. 202.<br />
26 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten<br />
Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 21.<br />
27 Van Hooven, E.: a.a.O., S. 19.<br />
28 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 26 f.<br />
29 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 27 f.<br />
30 Reckendrees, A.: Konsum in der Bundesrepublik, 1949-2000, Berlin 2007, S. 35 f.<br />
31 Deutsche Bundesbank: Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der<br />
Verschuldung der privaten Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 23.<br />
32 Räth, N.: Rezessionen in historischer Betrachtung, in: Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 3/2009,<br />
Wiesbaden 2009, S. 204.<br />
33 Blanchard, o.; Illing G.: Makroökonomie, 5., akt. u. erw. Aufl., München 2009, S.186.<br />
34 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 23.<br />
35 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 26.<br />
36 Beier, J.; Jacob, K.: Der Konsumentenkredit in der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt 1987, S. 42.<br />
37 Beier, J.; Jacob, K.: a.a.O., S. 58.<br />
38 Stücker, B.: Konsum auf <strong>Kredit</strong> in der Bundesrepublik, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 2007/2, Berlin 2007, S. 87.<br />
39 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten<br />
Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 21.<br />
40 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Überschuldung privater Haushalte, Berlin 2007, S. 1.<br />
41 Räth, N.: Rezessionen in historischer Betrachtung, in: Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 3/2009,<br />
Wiesbaden 2009, S. 204.<br />
42 Deutsche Bundesbank: Zur längerfristigen Entwicklung der Konsumentenkredite und der Verschuldung der privaten<br />
Haushalte, Monatsbericht April 1993, S. 23.<br />
43 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 29.<br />
44 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 24.<br />
45 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 26.<br />
46 Räth, N.: Rezessionen in historischer Betrachtung, in: Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 3/2009,<br />
Wiesbaden 2009, S. 204.<br />
47 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999,<br />
Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Band 198, Stuttgart 1999, S. 34.<br />
48 Deutsche Bundesbank: a.a.O., S. 27.<br />
49 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Überschuldung privater Haushalte, Berlin 2007, S. 1.<br />
50 Gischer, H.: Konsumverhalten und <strong>Kredit</strong>aufnahme der privaten Haushalte in Deutschland. Expertise für den Bankenfachverband,<br />
S. 8.<br />
51 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Überschuldung in Deutschland zwischen 1988 und 1999,<br />
Schriftenreihe des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Band 198, Stuttgart 1999, S. 34.<br />
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
137
60 JAHRE BUNDESREPUBLIK, 60 JAHRE KONSUMENTENKREDIT<br />
138<br />
52 Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: a.a.O., S. 35 ff.<br />
53 Gischer, H.: Konsumverhalten und <strong>Kredit</strong>aufnahme der privaten Haushalte in Deutschland. Expertise für den Bankenfachverband,<br />
S. 9.<br />
54 Räth, N.: Rezessionen in historischer Betrachtung, in: Statistisches Bundesamt: Wirtschaft und Statistik 3/2009,<br />
Wiesbaden 2009, S. 204.<br />
55 Gischer, H.: a.a.O., S. 11.<br />
56 Bankenfachverband: <strong>Kredit</strong>marktstatistik per 31.03.2008, Nummer 30/08.<br />
57 Bankenfachverband: Finanzierung 2008. Jahresbericht, Berlin 2009, S. 29.<br />
58 Statistisches Bundesamt: Bruttoinlandsprodukt 2009 für Deutschland, Wiesbaden <strong>2010</strong>, S. 15.<br />
59 Bankenfachverband: <strong>Kredit</strong>marktstatistik per 30.09.2009, Nummer 64/09.<br />
60 Deutsche Bundesbank: Die Entwicklung der <strong>Kredit</strong>e an den privaten Sektor in Deutschland während der globalen<br />
Finanzkrise, Monatsbericht September 2009, S. 24 f.<br />
61 Bankenfachverband: <strong>Kredit</strong>marktstatistik per 30.09.2009, Nummer 64/09.<br />
62 Grundlagenstudie zur Konsum- und Kfz-Finanzierung GfK Finanzmarktforschung, im Auftrag des Bankenfachverbands,<br />
Oktober 2009.
4. Finanzkulturen in Europa:<br />
Ähnlichkeiten und Unterschiede<br />
Prof. Dr. Lucia A. Reisch und Dr. oec. Wencke Gwozdz<br />
Einleitung<br />
4.1. Stand der Forschung – ein Überblick<br />
4. 2. Indikatoren zur Finanzkultur<br />
4. 3. Finanzverhalten im engeren Sinn<br />
4. 4. Forschungsdesiderata<br />
Quellen, Materialien<br />
Prof. Dr. Lucia A. Reisch<br />
Professorin für interkulturelles Konsumentenverhalten und<br />
Verbraucherpolitik an der Copenhagen Business School,<br />
Diplom-Ökonomin (Universität Hohenheim, UC Los Angeles).<br />
Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Verbraucherund<br />
Ernährungspolitik sowie Mitglied im wissenschaftlichen<br />
Beirat für biologische Vielfalt und genetische Ressourcen<br />
des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Verbraucherschutz (BMELV). Vorsitzende der Verbraucherkommission<br />
Baden-Württemberg.<br />
Dr. oec. Wencke Gwozdz<br />
PostDoc an der Copenhagen Business School,<br />
Department of Intercultural Communication and Management.<br />
Die Langfassung dieser Analyse ist im Internet unter<br />
www.<strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>.de hinterlegt.<br />
FINANZKULTUREN IN EUROPA: ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE<br />
139
FINANZKULTUREN IN EUROPA: ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE<br />
140<br />
Einleitung<br />
Die folgende Analyse ist ein Auszug aus der Studie „Finanzkulturen in Europa: Ähnlich-<br />
keiten und Unterschiede“. Die Studie widmet sich der Fragestellung, welche unterschiedlichen<br />
Finanzkulturen bei der Vergabe von <strong>Kredit</strong>en an und Inanspruchnahme von <strong>Kredit</strong>en<br />
durch Privatpersonen in ausgewählten europäischen Ländern vorliegen und wie sich dies<br />
auf das Finanzverhalten der Konsumenten auswirkt.<br />
Hintergrund ist die Erkenntnis, dass es nicht ausreicht, die Lage der Ver- und Überschuldung<br />
in einzelnen Ländern quantitativ zu erheben, sondern dass für ein besseres Verständnis des<br />
Anbieter- und Nachfragerverhaltens im <strong>Kredit</strong>wesen auch das kulturelle Umfeld wie Normen<br />
und Werte sowie die jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen betrachtet werden<br />
müssen.<br />
Bislang liegen zu diesem Fragenkomplex nur sehr wenige publizierte wissenschaftliche<br />
Arbeiten vor. Und auch die Daten, die man zur Frage der Finanzkultur bei einschlägigen<br />
Institutionen (OECD, Eurostat, EZB), privaten Forschungsinstituten (ECRI) sowie aus themennahen<br />
europäischen Forschungsprojekten und -netzwerken (CEDN.eu; fininc.eu; FinConsEU)<br />
gewinnen kann, sind nicht ausreichend für eine umfassende Beschreibung.<br />
Datenquellen<br />
Die im Bericht verwendeten Daten wurden überwiegend auf nationaler Ebene erfasst. Grundsätzlich<br />
handelt es sich dabei um Daten von 2007. Musste auf ältere Daten zurückgegriffen<br />
werden, wird darauf hingewiesen. Alle Daten sind zudem Sekundärdatenquellen entnommen;<br />
es fand keine eigene Erhebung statt. Als Hauptquellen dienten die frei zugänglichen<br />
öffentlichen Daten von Eurostat, Destatis, UNDP und der Europäischen Zentralbank (EZB)<br />
sowie Datenquellen von privaten Institutionen wie dem Brüsseler European Credit Research<br />
Institute (ECRI) oder der European Mortgage Federation (EMF). Zum Vergleich verschiedener<br />
Finanzkulturen wurden die gängigen Ländercluster gebildet (ECRI & PfRC 2008) und die<br />
aktuellen erhältlichen Zahlen herangezogen.
Schwerpunkte<br />
1. ein Literaturüberblick über den Stand der Forschung im Bereich Finanzkulturen<br />
und Konsumverhalten;<br />
2. ein Überblick über die Datenlage bezüglich relevanter Indikatoren, die die Finanzkultur<br />
in einem weiten Sinn beschreiben;<br />
3. Forschungsdesiderata und Vorschläge zur Schließung von Forschungslücken.<br />
Nachfolgend werden Auszüge der Studie wiedergeben und dabei vor allem die relevanten<br />
Indikatoren zur Beschreibung der Finanzkultur dargestellt. Dabei wird ausschließlich auf<br />
Literatur und Desk-Top-Recherche rekurriert.<br />
Die analysierten Länder sind: Belgien, Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweden,<br />
Dänemark, Spanien, Italien, Großbritannien, Polen und Litauen. Damit sind Länder aus<br />
den vier häufig gewählten Länderclustern in der Untersuchung enthalten:<br />
(1) Skandinavisches Europa (S, DK)<br />
(2) Nördliches Kontinentaleuropa (A, BE, D, FR, NL)<br />
(3) Osteuropa (PL, LT)<br />
(4) Südeuropa (ES, I).<br />
FINANZKULTUREN IN EUROPA: ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE<br />
Diese Ländercluster werden beispielsweise auch vom European Credit Research Institute<br />
(ECRI) in ländervergleichenden Studien eingesetzt (ECRI & PfRC 2008). Durch das Hinzuziehen<br />
von Großbritannien wird zudem der anglosächsische Raum abgedeckt. Bei den<br />
(wenigen publizierten) kulturell vergleichenden Analysen zum Finanzverhalten (u. a. Balaguy<br />
1996) wird Großbritannien gemeinsam mit den USA als „anglosächsischer Kulturraum”<br />
dem „kontinentaleuropäischen Kulturraum” gegenübergestellt. Diesem Ansatz folgend<br />
wird in der vorliegenden Studie Großbritannien als fünftes Ländercluster geführt. Für Island<br />
als weiteres (gerade in Zeiten der Finanzkrise interessantes) Land sind nur sehr begrenzt<br />
vergleichbare Daten zugänglich.<br />
141
FINANZKULTUREN IN EUROPA: ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE<br />
142<br />
Die relevanten Indikatoren und Kennzahlen, die das Konzept „Finanzkultur” operationalisierbar<br />
und inhaltlich fassbar machen sollen, wurden weitgehend entwickelt und von den<br />
Autorinnen ergänzt bzw. an die vorhandene Datenlage angepasst. 1 Überwiegend wurden<br />
Daten Variablenübersicht für das Jahr 2007 des verwendet, Berichts: Indikatoren teilweise wurden des Konzepts jedoch auch, Finanzkultur je nach Datenverfügbarkeit<br />
und Zweck, frühere Jahre und längere Zeiträume betrachtet. Tabelle 1 zeigt alle<br />
Variablen im Überblick, die im Rahmen dieses Berichts betrachtet werden.<br />
Variablenübersicht des Berichts: Indikatoren des Konzepts Finanzkultur<br />
Bereich<br />
Sozio-ökonomische Daten<br />
Zahlungsverhalten<br />
<strong>Kredit</strong>formen<br />
Variable<br />
Bevölkerung<br />
Private Verschuldung<br />
BIP<br />
Gini-Index<br />
Armutsgefährdungsquote<br />
Verfügbares Einkommen<br />
Armutsgrenze für Alleinstehende<br />
Konsumausgaben<br />
Sparneigung (netto)<br />
Anzahl aller Zahlungsformen<br />
Wert aller Zahlungsformen<br />
Zahlungsströme nach Ländercluster<br />
Zahlungsformen nach Typ<br />
Anteil der <strong>Kredit</strong>formen<br />
Konsumkredite nach Typ<br />
Wohneigentumsquote<br />
Hypothekenkredite<br />
Durchschnittliche Hypothekenzinsen<br />
Entwicklung Immobilienpreise<br />
Hypothekenbelastung<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter Konsumkredite nach Anbietern<br />
Konsumkredite nach Anbietern<br />
Europäischer Hypothekenmarkt nach<br />
<strong>Kredit</strong>anbietern<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter auf dem Hypothekenmarkt<br />
Hauptkreditanbieter<br />
Hauptdistributionskanäle<br />
Regulierung<br />
Regulierung: verantwortliche<br />
Institution<br />
Nationale und länderübergreifende<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe an inländische Private<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe an ausländische Private<br />
<strong>Kredit</strong>e an Private im Euro-Raum<br />
Einheit<br />
Millionen<br />
Prozent vom BIP<br />
BIP/Kopf in KKS<br />
Prozent<br />
Prozent<br />
Tausend Euro pro Kopf<br />
Jahreseinkommen in Euro<br />
Tausend Euro pro Kopf<br />
Prozent von BIP<br />
Anzahl in Millionen<br />
Millionen Euro<br />
Prozent<br />
Millionen Euro pro Million Einwohner<br />
Prozent<br />
Milliarden Euro<br />
Prozent<br />
Pro Kopf in tausend Euro<br />
Prozent<br />
Prozentuale Veränderung von 2006 auf 2007<br />
Pro Kopf in tausend Euro<br />
Milliarden<br />
Prozent<br />
Prozent<br />
Ja/nein<br />
Aufzählung<br />
Aufzählung<br />
Ja/nein<br />
Aufzählung<br />
Milliarden Euro<br />
Milliarden Euro<br />
Prozent<br />
Ver- und Überschuldung Entwicklung des Gesamtkreditvolumens<br />
Prozent von verfügbarem Einkommen<br />
Subjektive Einschätzung der<br />
Fähigkeit, finanziell zurechtzukommen<br />
Alle Haushalte, Prozent<br />
Subjektive Einschätzung der<br />
Haushalte mit Einkommen
Zahlungsverhalten<br />
<strong>Kredit</strong>formen<br />
Armutsgrenze für Alleinstehende<br />
Konsumausgaben<br />
Sparneigung (netto)<br />
Anzahl aller Zahlungsformen<br />
Wert aller Zahlungsformen<br />
Zahlungsströme nach Ländercluster<br />
Zahlungsformen nach Typ<br />
Anteil der <strong>Kredit</strong>formen<br />
Konsumkredite nach Typ<br />
Wohneigentumsquote<br />
Hypothekenkredite<br />
Durchschnittliche Hypothekenzinsen<br />
Entwicklung Immobilienpreise<br />
Hypothekenbelastung<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter Konsumkredite nach Anbietern<br />
Konsumkredite nach Anbietern<br />
Europäischer Hypothekenmarkt nach<br />
<strong>Kredit</strong>anbietern<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter auf dem Hypothekenmarkt<br />
Hauptkreditanbieter<br />
Hauptdistributionskanäle<br />
Regulierung<br />
Regulierung: verantwortliche<br />
Institution<br />
Nationale und länderüber-<br />
Bereich greifende <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe an inländische Private<br />
Variable <strong>Kredit</strong>vergabe an ausländische Private<br />
<strong>Kredit</strong>e an Private im Euro-Raum<br />
Sozio-ökonomische Ver- und Überschuldung Daten Bevölkerung<br />
Entwicklung des Gesamtkredit-<br />
Private volumens Verschuldung<br />
BIP Subjektive Einschätzung der<br />
Gini-Index Fähigkeit, finanziell zurecht-<br />
Armutsgefährdungsquote<br />
zukommen<br />
Verfügbares Subjektive Einschätzung Einkommender<br />
Armutsgrenze Fähigkeit, finanziell für Alleinstehende<br />
zurecht-<br />
Konsumausgaben<br />
zukommen<br />
Sparneigung <strong>Kredit</strong>anbieter-Rechte-Index<br />
(netto)<br />
Konzentrationsratio (Marktanteil<br />
Zahlungsverhalten<br />
Anzahl der drei aller größten Zahlungsformen<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter)<br />
Wert Gerichtseffizienz aller Zahlungsformen<br />
Zahlungsströme Informationsaustauschmöglich-<br />
nach Ländercluster<br />
Zahlungsformen keiten für <strong>Kredit</strong>anbieter: nach Typ<br />
private <strong>Kredit</strong>büros<br />
<strong>Kredit</strong>formen<br />
Anteil Informationsaustauschmöglich-<br />
der <strong>Kredit</strong>formen<br />
Konsumkredite keiten für <strong>Kredit</strong>anbieter: nach Typ<br />
Wohneigentumsquote<br />
öffentliche <strong>Kredit</strong>register<br />
Hypothekenkredite<br />
Anteil überschuldeter Haushalte<br />
Durchschnittliche Haushaltstypen: Alter Hypothekenzinsen<br />
Entwicklung Haushaltstypen: Immobilienpreise<br />
Familienstand<br />
Hypothekenbelastung<br />
Haushaltstypen: Beschäftigungsverhältnis<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter Haushaltstypen: Konsumkredite nach Einkommen Anbietern<br />
Konsumkredite <strong>Schulden</strong>regulierungsverfahren<br />
nach Anbietern<br />
Europäischer Privatinsolvenzen Hypothekenmarkt nach<br />
<strong>Kredit</strong>anbietern<br />
<strong>Schulden</strong>beratung: gemeinnützig<br />
<strong>Schulden</strong>beratung: <strong>Kredit</strong>anbieter auf dem gewerblich Hypothekenmarkt<br />
Tab. 1<br />
Hauptkreditanbieter<br />
Hauptdistributionskanäle<br />
Regulierung<br />
Regulierung: verantwortliche<br />
Institution<br />
Jahreseinkommen in Euro<br />
Tausend Euro pro Kopf<br />
Prozent von BIP<br />
FINANZKULTUREN IN EUROPA: ÄHNLICHKEITEN UND UNTERSCHIEDE<br />
Anzahl in Millionen<br />
Millionen Euro<br />
Prozent<br />
Millionen Euro pro Million Einwohner<br />
Prozent<br />
Milliarden Euro<br />
Prozent<br />
Pro Kopf in tausend Euro<br />
Prozent<br />
Prozentuale Veränderung von 2006 auf 2007<br />
Pro Kopf in tausend Euro<br />
Milliarden<br />
Prozent<br />
Prozent<br />
Variablenübersicht des Berichts: Indikatoren des Konzepts Finanzkultur<br />
Nationale und länderübergreifende<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe an inländische Private<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe an ausländische Private<br />
<strong>Kredit</strong>e an Private im Euro-Raum<br />
Ver- und Überschuldung Entwicklung des Gesamtkreditvolumens<br />
Subjektive Einschätzung der<br />
Fähigkeit, finanziell zurecht-<br />
zukommen<br />
Subjektive Einschätzung der<br />
Fähigkeit, finanziell zurecht-<br />
zukommen<br />
<strong>Kredit</strong>anbieter-Rechte-Index<br />
Konzentrationsratio (Marktanteil<br />
der drei größten <strong>Kredit</strong>anbieter)<br />
Gerichtseffizienz<br />
Ja/nein<br />
Aufzählung<br />
Aufzählung<br />
Ja/nein<br />
Aufzählung<br />
Milliarden Euro<br />
Milliarden Einheit Euro<br />
Prozent<br />
Millionen Prozent von verfügbarem Einkommen<br />
Prozent vom BIP<br />
BIP/Kopf Alle Haushalte, in KKSProzent<br />
Prozent<br />
Prozent<br />
Tausend Haushalte Euro mit pro Einkommen Kopf
STAND DER FORSCHUNG – EIN ÜBERBLICK<br />
144<br />
4.1 Stand der Forschung – ein Überblick<br />
Eine „Kultur“ zeichnet sich durch gemeinsame Standards der Wahrnehmung, gemeinsame<br />
Grundannahmen und -bewertungen, akzeptierte Kommunikationsmodi und Handlungsmuster<br />
und ggf. religiöse Glaubenssätze einer Gruppe von Menschen aus, die zudem<br />
eine Sprache, einen historischen Zeitraum und/oder einen geographischen Ort teilen (Shavitt,<br />
Lee & Johnson 2008). Damit wirkt „Kultur“ wie eine Linse, durch die die Mitglieder einer<br />
Kultur Kontexte, Angebote, Entscheidungsoptionen und deren soziale und ökonomische<br />
Konsequenzen wahrnehmen, interpretieren und bewerten.<br />
In der interkulturellen Konsumforschung wird „Kultur“ als psychologisches Konstrukt<br />
verstanden, das aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichem Fokus<br />
untersucht werden kann, nämlich:<br />
1. in Form einer Makroebenenbetrachtung zwischen Ländern und deren unterschiedlichen<br />
Kulturen (z. B. ländervergleichende Forschung von Finanzkulturen);<br />
2. mit Fokus auf Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen (häufig: Migranten) inner-<br />
halb und zwischen Ländern (z. B. Untersuchung der Risikoneigung und Sparneigung<br />
von ethnischen Gruppen in einem Land);<br />
3. ein Vergleich zwischen Gruppen von Individuen – „Subkulturen“ – innerhalb und<br />
zwischen Ländern mit Fokus auf deren kulturelle Orientierung (z. B. Alterskohorten<br />
wie die „Cash-Generation“ im Gegensatz zur „Internetcash-Generation“);<br />
4. mit Blick auf das einzelne Individuum und dessen Performanz in unterschiedlichen<br />
Kulturen bzw. die Wirkung seiner Zugehörigkeit zu mehreren Kulturen (z. B. binationale<br />
Menschen, Kosmopoliten).<br />
Der Schwerpunkt in der Forschung liegt im Finanzbereich auf der ersten der oben ge-<br />
nannten Perspektiven: der länder- bzw. regionenvergleichenden Forschung. Nur eine Hand-<br />
voll Studien hat Zusammenhänge zwischen ethnischer Zugehörigkeit und Finanz- und Spar-<br />
verhalten (Carroll, Rhee & Rhee 1999; Perry & Morris, 2005) bzw. Zahlungsverzug (Del-Rio<br />
& Young, 2005) untersucht. Insgesamt liefern diese Studien widersprüchliche Ergebnisse und<br />
die gefundenen Unterschiede scheinen eher auf soziale, ökonomische und psychologische<br />
Faktoren sowie das Alter und Bildung der Probanden zurückzuführen zu sein als auf ethnische<br />
Abstammung. Ebenfalls nur vereinzelt wurden Studien über Binationale und Kosmopoliten<br />
durchgeführt, und es gibt u. W. keine solche Studie, die auf das Finanzverhalten fokussiert.<br />
Ebenso großer Forschungsbedarf liegt im Bereich Finanzkulturen von Subkulturen, die über<br />
anekdotische Evidenz, Fallstudien oder sehr spezielle Fragestellungen (wie z. B. Kaufsucht,<br />
Verschuldung) nicht hinausreichen. Eine solche breite Herangehensweise an interkulturelle<br />
Forschung entspräche der Definition der „Cultural Studies“ von Konsum (und damit auch<br />
der <strong>Kredit</strong>aufnahme und anderen Finanzentscheidungen) als „soziale und kulturelle Praxis“<br />
(Bocock 1993), nicht nur als ökonomischen Akt. Auch die „Finanzkultur“ – also die wie<br />
oben definierte „Kultur“ im Finanzbereich – kann entsprechend durch Indikatoren (Praxen,<br />
Einstellungen) skizziert werden.
4.2 Indikatoren zur Finanzkultur<br />
Bis zur aktuellen Finanzkrise ging in den beiden letzten Jahrzehnten die Tendenz in allen euro-<br />
päischen Ländern deutlich in Richtung „Mehrkonsum“ durch private Haushalte. Dies lässt<br />
sich durch drei Indikatoren belegen: Erstens ist die Wachstumsrate der Konsumausgaben in<br />
den meisten industrialisierten Ländern gestiegen. Zweitens sind Konsumkredite zu einer weit<br />
verbreiteten Form der Finanzierung für private Haushalte geworden – und zwar auch in den<br />
Ländern, die traditionell Konsumkrediten gegenüber skeptisch eingestellt sind. Drittens ist<br />
die Sparquote in diesen Ländern deutlich gefallen (Betti et al. 2007).<br />
Mehrkonsum bedeutet auch ein vermehrtes Aufnehmen von Konsumkrediten und damit eine<br />
Erhöhung der individuellen Ver- und auch Überschuldung. 2 Heute muss man davon ausgehen,<br />
dass sich die Folgen der Finanzkrise auf Spar- und Konsumverhalten und die Finanzkulturen<br />
auswirken werden. Diese Veränderungen zu begleiten und zu beobachten, wäre eine lohnende<br />
Forschungsaufgabe. Wie oben beschrieben, handelt es sich beim Konzept der Finanzkultur<br />
um ein hypothetisches Konstrukt, das über Zahlungsvorgänge und Zahlungsverhalten hinaus<br />
weitere unterschiedliche quantitative und qualitative Dimensionen umfasst. Um ein möglichst<br />
breites Bild der Finanzkulturen zu zeichnen, wurden folgende Variablengruppen erhoben:<br />
a) Zunächst werden sozio-ökonomische Gegebenheiten der Länder aufgezeigt. Dazu<br />
werden allgemeine Kennzahlen wie die Bevölkerung oder das pro Kopf verfügbare Einkommen<br />
sowie makroökonomische Kennzahlen mit Hinsicht auf das Finanzverhalten –<br />
wie die Sparneigung, die Verschuldung pro Kopf oder die Wohneigentumsquote – erfasst.<br />
b) Das Finanzverhalten im engeren Sinn umfasst das ländertypische Zahlungsverhalten,<br />
die jeweils genutzten <strong>Kredit</strong>formen (insbesondere Konsumkredite und Hypotheken),<br />
die Beschreibung typischer <strong>Kredit</strong>anbieter am Beispiel des Hypothekenmarktes sowie<br />
Prozesse der nationalen und länderübergreifenden <strong>Kredit</strong>vergabe.<br />
c) Darüber hinaus wird das Finanzverhalten im weiteren Sinn anhand der Ver- und Überschuldung<br />
betrachtet, wobei besonderes Augenmerk auf die Prävalenz von Ver- und<br />
Überschuldung in den einzelnen Ländern sowie deren Handhabung inklusive gesetzlicher<br />
Regelungen gelegt wird. Nur mit Hilfe geeigneter Daten kann es gelingen, Finanzkulturen<br />
zu beschreiben und zu vergleichen. Die Datenlage in Europa ist jedoch kaum überschaubar,<br />
lückenhaft und für Vergleiche nur begrenzt geeignet. Grund dafür ist, dass Daten generierende<br />
Institutionen, unabhängig ob privater oder öffentlicher Natur, jeweils nur über einen<br />
speziellen Ausschnitt von Daten zur Finanzkultur verfügen. Ein systematischer Datenaustausch<br />
zwischen diesen Institutionen findet nur in begrenztem Umfang statt.<br />
Bei den vorhandenen Daten ist zudem aufgrund der national unterschiedlichen Definition<br />
der Indikatoren und der Art der Datenerfassung ein Abgleich nicht immer möglich. All dies<br />
begrenzt die Möglichkeiten und die Aussagekraft vergleichender Darstellungen. Hier würde<br />
ein „europäischer <strong>Kredit</strong>kompass“ sicherlich wichtige Grundlagenarbeit leisten.<br />
Im Folgenden werden einzelne Indikatoren zur Beschreibung der Finanzkultur zu einem<br />
Konzept „Finanzkultur“ zusammengeführt.<br />
2 Zur Definition von Verschuldung und Überschuldung vgl. insbes. Betti et al. (2007) sowie das EU Projekt<br />
„Towards a common operational definition of over-indebtedness” (EU DG EMPL 2008).<br />
INDIKATOREN ZUR FINANZKULTUR<br />
145
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
146<br />
4.3 Finanzverhalten im engeren Sinn<br />
a) Zahlungsverhalten<br />
Zunächst werden bargeldlose Zahlungsströme nach Anzahl und monetärem Wert sowie<br />
Zahlungsformen nach Typ in den einzelnen Ländern vorgestellt (Abbildung 1, 2). In den<br />
beiden folgenden Abbildungen sind alle Zahlungsvorgänge eines Landes zusammengefasst,<br />
in Abbildung 1 nach der Anzahl der vorgenommenen Zahlungsvorgänge und in Abbildung 2<br />
nach dem Wert in Millionen Euro.<br />
Alle bargeldlosen Zahlungsströme – nach Anzahl<br />
Anzahl in Mio.<br />
pro Mio.<br />
Einwohner<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 1<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Polen<br />
Litauen<br />
QUELLE: EZB 2009
Alle bargeldlosen Zahlungsströme – nach monetärem Wert<br />
Wert in Mio. €<br />
pro Mio.<br />
Einwohner<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 2<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Bewertung<br />
Deutlich erkennbar ist das unterschiedliche Zahlungsverhalten von Süd- und Osteuropa im<br />
Vergleich zu den anderen Länderclustern (Abbildung 1). Letztere sind in Bezug auf die<br />
Anzahl der Zahlungsvorgänge relativ homogen. Was den Wert aller Zahlungsströme angeht<br />
(Abbildung 2), so sticht eindeutig Großbritannien heraus. Warum Großbritannien einen so<br />
viel höheren Wert an Zahlungen erreicht, bleibt zu klären. Die Grafik zeigt zudem, dass sich<br />
Länder des nördlichen Kontinentaleuropas in Bezug auf Zahlungsströme relativ ähneln und<br />
auf einem höheren Niveau als Länder des skandinavischen, süd- und osteuropäischen Europas<br />
liegen. Bezüglich des Zahlungsvolumens scheinen die Ländercluster in sich recht homogen.<br />
Polen<br />
Litauen<br />
QUELLE: EZB 2009<br />
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
147
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
148<br />
b) <strong>Kredit</strong>formen<br />
Hypotheken- und Konsumentenkredite sind die bekanntesten <strong>Kredit</strong>formen. Darüber hinaus<br />
existieren weitere Formen, die aufgrund ihrer Vielfältigkeit, ihres relativ geringen Anteils an<br />
dem Gesamtkreditvolumen und der unterschiedlichen Definitionen in den einzelnen Ländern<br />
in den meisten Statistiken unter „andere <strong>Kredit</strong>e“ zusammengefasst werden. Darunter fallen<br />
beispielsweise Barkredite oder Zwischenfinanzierungen.<br />
<strong>Kredit</strong>e variieren nicht nur in ihren Konditionen und Modalitäten, sondern auch in ihrem<br />
Zeithorizont von kurzfristigen bis langfristigen <strong>Kredit</strong>en, wobei die meisten Konsumkredite<br />
eher kurz- bis mittelfristig und Hypotheken langfristig sind. Die Höhe des <strong>Kredit</strong>es spielt<br />
ebenso eine Rolle wie der <strong>Kredit</strong>geber (bspw. Bankkredit, Privatkredit, Arbeitgeberkredit)<br />
und der aktuelle Status eines <strong>Kredit</strong>s (intakt, gefährdet, notleidend oder ausgefallen).<br />
Im Folgenden wird zunächst der Anteil unterschiedlicher <strong>Kredit</strong>formen an der Gesamt-<br />
kreditbelastung vorgestellt (Abbildung 3), bevor insbesondere auf Konsumkredite (Tabelle 2)<br />
eingegangen wird.<br />
Anteil der <strong>Kredit</strong>formen in den einzelnen Ländern<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 3<br />
Prozent<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Andere <strong>Kredit</strong>e pro Kopf<br />
Konsumkredit pro Kopf<br />
Hypothekenkredit pro Kopf<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Polen<br />
Litauen<br />
QUELLE: ECRI 2008a
Bewertung<br />
In Abbildung 3 sind Hypotheken als die verbreiteteste <strong>Kredit</strong>form in allen Ländern zu erkennen:<br />
Ihr Anteil am Gesamtkreditvolumen liegt überall höher als 50 Prozent. Dagegen<br />
spielen Konsumkredite in manchen Ländern eine vergleichsweise geringe Rolle; in anderen<br />
Ländern dagegen (wie D, GB, P) sind sie die zweitgrößte <strong>Kredit</strong>form. Eine Einteilung der<br />
Länder in die Ländercluster scheint hier nicht sinnvoll, und es bedarf weiterer Analysen zur<br />
Abklärung, warum welche <strong>Kredit</strong>formen in welchen Ländern überwiegen.<br />
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
149
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
150<br />
Konsumkredite nach Typ in Milliarden Euro<br />
Konsumkredite nach Typ in Milliarden Euro<br />
Gesamt,<br />
in Milliarden ,<br />
davon:<br />
Hire purchase*<br />
Instalment credit*<br />
Instalment<br />
payment loans*<br />
Leasing*<br />
Opening of<br />
credits*<br />
Debit balances<br />
on wage, salary<br />
and pension<br />
accounts*<br />
Advances on<br />
debit accounts*<br />
Personal loans*<br />
Utilization of<br />
opened permanent<br />
credit accounts*<br />
Financing of<br />
purchases<br />
by instalment<br />
credit*<br />
Credit cards*<br />
Loans for purchases<br />
of motorvehicles<br />
granted by finance<br />
companies<br />
Loans on current<br />
accounts*<br />
Other*<br />
18,137<br />
1,777<br />
–<br />
12,972<br />
0,038<br />
3,35<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
137,532<br />
–<br />
–<br />
–<br />
3,671<br />
–<br />
–<br />
6,561<br />
71,741<br />
28,943<br />
19,538<br />
–<br />
–<br />
–<br />
7,078<br />
223,975<br />
* Auf eine Übersetzung der verschiedenen <strong>Kredit</strong>formen wird hier bewusst verzichtet, um Übersetzungsfehler zu vermeiden.<br />
Tab. 2<br />
Belgien Frankreich Deutschland Italien Großbritannien Polen<br />
Tabelle 2 zeigt unterschiedliche Typen von Konsumkrediten nach den jeweiligen Ländern,<br />
wobei nicht für alle in die Studie einbezogenen Länder Informationen vorliegen. Aufgrund<br />
der diversen nationalen <strong>Kredit</strong>formen wird auf eine Übersetzung verzichtet.<br />
–<br />
129,264<br />
–<br />
–<br />
–<br />
17,163<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
77,248<br />
97,836<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
12,336<br />
33,13<br />
–<br />
–<br />
302,284<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
76,479<br />
–<br />
–<br />
225,805<br />
28,48<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
4,928<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
2,481<br />
–<br />
–<br />
21,072<br />
QUELLE: ECRI 2008a
c) Nationale und länderübergreifende <strong>Kredit</strong>vergabe<br />
Der länderübergreifende Informationsaustausch und damit die Beurteilung der <strong>Kredit</strong>würdigkeit<br />
(„credit scoring“) einzelner Verbraucher sind dann von wesentlicher Bedeutung, wenn<br />
private Haushalte <strong>Kredit</strong>e im ausländischen Raum in Anspruch nehmen. Bislang sind Beurteilungsverfahren<br />
von Land zu Land und von <strong>Kredit</strong>beurteilungsinstitut zu <strong>Kredit</strong>beurteilungsinstitut<br />
sehr unterschiedlich definiert, so dass es einheimischen <strong>Kredit</strong>anbietern schwer fällt,<br />
die Beurteilungen eines ausländischen <strong>Kredit</strong>nehmers durch dessen/deren Heimatinstitut<br />
zu interpretieren. Makroökonomische Wie Tabelle Kennzahlen 3 zeigt, – sind <strong>Kredit</strong>vergabe grenzüberschreitende national und <strong>Kredit</strong>geschäfte länderübergreifend in einigen<br />
Ländern jedoch durchaus nicht selten. In Belgien machten sie beispielsweise im Jahr 2006<br />
rund elf Prozent der gesamten vergebenen <strong>Kredit</strong>e an private Haushalte aus.<br />
Makroökonomische Kennzahlen – <strong>Kredit</strong>vergabe national und länderübergreifend<br />
<strong>Kredit</strong>vergabe 2006:<br />
an inländische Private<br />
(in Mrd. )<br />
an Private in anderen<br />
Ländern des -Raums<br />
(in Mrd.)<br />
in % der <strong>Kredit</strong>e an<br />
Private im -Raum<br />
Tab. 3<br />
Österreich Belgien Frankreich Deutschland Italien Niederlande<br />
249,4<br />
22,1<br />
8,1<br />
241,2<br />
30,3<br />
11,2<br />
1527,6<br />
62,8<br />
3,9<br />
2241,9<br />
85,3<br />
3,7<br />
1324,7<br />
21<br />
1,6<br />
863,5<br />
33,6<br />
3,7<br />
QUELLE: EZB 2009<br />
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
151
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
152<br />
d) Ver- und Überschuldung<br />
Definitionen von Überschuldung<br />
In diesem Abschnitt werden internationale Definitionen von Ver- und Überschuldung<br />
vorgestellt. Die Vielfalt der nationalen Definitionen, wie sie in Tabelle 4 aufgeführt sind,<br />
zeigt, weshalb es so schwierig ist, eine einheitliche europäische Definition zu entwickeln.<br />
Definitionen von Überschuldung<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Polen<br />
Litauen<br />
Tab. 4<br />
Debtors without assets who are caught in the deadlock of permanent indebtedness.<br />
“The debtor/household is insolvent”. By “insolvent” it is meant that the amount of debts<br />
have become so extensive that the debtor has no way to fulfil his obligations when loans<br />
are due, further the problem is persistent. + person must be “qualified insolvent” which<br />
means that the debtor has no chance to fulfil his/her obligation in the foreseeable future.<br />
“Individuals or households can be regarded as over-indebted if after deduction of<br />
current cost of living expenses like food, clothes, rent, social and cultural<br />
needs/requirements, they are not able to discharge all payment obligations.”<br />
An individual can be declared insolvent and benefit from debt settlements if “his/her<br />
income does not allow him/her to, in a sustainable way, pay his/her due debts.”<br />
“Over-indebtedness of individuals is characterized by the manifest inability of the<br />
debtor, who is acting in good faith, to face up the whole of his/her non-professional<br />
debts due or accrued.”<br />
“A private household is over-indebted if its income over an extended period is not<br />
sufficient for servicing debt on time (after deducting costs of living expenses) despite<br />
a reduction of the standard of living”. A household is over-indebted if its income<br />
over an extended period is not sufficient for servicing debt on time (after deducting<br />
costs of living expenses) despite a reduction of the standard of living.”<br />
Individuals are considered to be over-indebted if they meet the conditions to benefit<br />
from the debt settlement scheme “Schuldsanering” – for that it is sufficient that an<br />
individual, in good faith, is unable to meet his/her debt commitments.<br />
“Unable to pay their current credit repayments and other commitments without<br />
reducing other expenditure below normal minimum levels.”<br />
“A situation of non-temporary difficulties in regularly honouring his/her commitment<br />
using his/her income and his/her assets (real estates and other mobile properties).”<br />
– no official definition<br />
“The situation where a consumer – in good faith – is not able (actually and persistently)<br />
to repay all his/her debts (debts which have occurred for reasons different<br />
from business)”. – no official definition<br />
“A person is over-indebted if he can’t pay his debts and the total of his debts is superior<br />
to the total of his assets.”<br />
No definition identifiable<br />
QUELLE: EU GD EMPL 2008
Objektive und subjektive Indikatoren der Überschuldung<br />
Mit Abbildung 4 und 5 werden zwei gängige Indikatoren für Ver- und Überschuldung dar-<br />
gestellt. Abbildung 4 zeigt die Entwicklung der Verschuldung gemessen durch den objektiven<br />
Indikator „<strong>Schulden</strong>/Einkommens-Verhältnis“. Abbildung 5 beschreibt ebenfalls die Prävalenz<br />
von Verschuldung, allerdings basierend auf dem subjektiven Indikator „selbst eingeschätzte<br />
finanzielle Situation“.<br />
Die Entwicklung des Gesamtkreditvolumens als Prozentsatz des verfügbaren Einkommens<br />
privater Haushalte, wie es Abbildung 4 für die Jahre 1995 bis 2007 darstellt, ist ein weiterer<br />
guter ökonomischer Indikator, der Trends der Ver- und Überschuldung nachzeichnet und<br />
Ländervergleiche erlaubt (Deutsche Bundesbank 2007). Die hier zugrunde gelegten Daten<br />
stammen aus dem Statistischen Paket „Consumer Credit in Europe (1995-2007) – Statistical<br />
Package 2008“. Die Daten beschreiben offene <strong>Kredit</strong>e am Ende des jeweiligen Jahres, die<br />
private Haushalte bei inländischen <strong>Kredit</strong>anbietern aufgenommen haben im Verhältnis zum<br />
verfügbaren Einkommen (ECRI 2008a).<br />
Bewertung<br />
Obwohl die Daten nicht für alle Länder und alle Jahre verfügbar sind, wird doch deutlich,<br />
dass der Anteil von <strong>Kredit</strong>en am verfügbaren Einkommen tendenziell zwischen 1995 und<br />
2007 gestiegen ist. In Dänemark liegt dieser Prozentsatz seit 1995 weit über dem verfügbaren<br />
Einkommen, was mit der hohen Verschuldung korrespondiert. Auch in den Niederlanden,<br />
Großbritannien, Schweden und Spanien sind um die Jahrtausendwende die <strong>Kredit</strong>volumina<br />
über das verfügbare Einkommen hinaus gestiegen. Relativ gering ist der Anteil<br />
in den osteuropäischen Ländern, auch wenn der Trend auf einen steigenden Anteil weist.<br />
Entwicklung des Gesamtkreditvolumens privater Haushalte als Prozentsatz<br />
des verfügbaren Einkommens<br />
Abb. 4<br />
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
153
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
154<br />
Die Daten aus Abbildung 5 stammen aus dem EU-SILC und spiegeln die subjektiv empfun-<br />
dene finanzielle Situation und somit auch die Ver- und Überschuldung wider. Dabei sind in<br />
der Grafik links alle befragten Haushalte abgebildet, in der Grafik rechts nur die Haushalte,<br />
deren monatliches Einkommen unterhalb 60 Prozent des Medianeinkommens liegen –<br />
also unterhalb der Armutsgrenze. Die Angaben sind in Prozent der Haushalte, die „einige<br />
Schwierigkeiten“ bzw. „große Schwierigkeiten“ dabei haben, mit ihrem Geld auszukommen.<br />
Subjektive Einschätzung der Fähigkeit, mit ihren Finanzen zurechtzukommen<br />
(Befragte aller Haushalte)<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
© <strong>2010</strong> <strong>SCHUFA</strong> Holding AG, alle Rechte vorbehalten<br />
Abb. 5<br />
Prozent<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Große Schwierigkeiten<br />
Einige Schwierigkeiten<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Polen<br />
Litauen
Bewertung<br />
Deutlich wird aus diesen Abbildungen, dass Verbraucher in süd- und osteuropäischen<br />
Ländern eher finanzielle Schwierigkeiten erfahren, weshalb auch die Wahrscheinlichkeit<br />
einer Überschuldung bei diesen Haushalten höher ist. Betrachtet man nur diejenigen<br />
Haushalte, die über ein Einkommen verfügen, das unterhalb 60 Prozent des Medianeinkommens<br />
liegt, so verringern sich die Unterschiede zwischen den einzelnen Länderclustern.<br />
Entsprechend steigt in allen Ländern der Prozentsatz der Haushalte, die große oder<br />
zumindest einige Schwierigkeiten haben, finanziell zurechtzukommen.<br />
Subjektive Einschätzung der Fähigkeit, mit ihren Finanzen zurechtzukommen<br />
(Haushalte mit monatlichem Einkommen unterhalb 60 Prozent des Medianeinkommens)<br />
Prozent<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Große Schwierigkeiten<br />
Einige Schwierigkeiten<br />
Dänemark<br />
Schweden<br />
Österreich<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Großbritannien<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Polen<br />
Litauen<br />
QUELLE: Eurostat 2009<br />
FINANZVERHALTEN IM ENGEREN SINN<br />
155
FORSCHUNGSDESIDERATA<br />
156<br />
4.4 Forschungsdesiderata<br />
Finanzverhalten und Verschuldungsmuster scheinen zwar durch kulturelle Faktoren beeinflusst<br />
zu sein; welche Faktoren dies jedoch genau sind und wie sie zusammenhängen und<br />
sich bedingen, ist wenig erforscht. Ähnliches gilt für sozio-demographische Variablen wie<br />
Einkommen und Alter. Hier gilt es, im Rahmen von interdisziplinärer sozialwissenschaftlicher<br />
Forschung Forschungslücken zu schließen. Mindestens so wichtig wie individuelle Faktoren<br />
scheinen die institutionellen Bedingungen und Marktgegebenheiten zu sein, die sich für<br />
individuelle Finanzentscheidungen unmittelbar in Form von Möglichkeiten, Anreizen und<br />
Barrieren manifestieren. Auf die Macht des Kontextes und von Defaults verweist die reiche<br />
Literatur der Verhaltensökonomik, die allerdings ebenfalls kaum über kulturell vergleichende<br />
Studien verfügt.<br />
Mit Bertola und Hochguertel (2007, S. 117) sehen wir einen großen Forschungsbedarf im<br />
Bereich ländervergleichender Information und Analysen auf Mikroebene. Bei vielen interessanten<br />
Variablen liegen nur einzelne Länderanalysen vor, maximal ein Vergleich von einigen<br />
wenigen Ländern. Es besteht ein grundsätzlicher Bedarf einer extensiveren Haushaltsdatenanalyse,<br />
wobei vor allem Zeitreihenanalysen fehlen (Betti et al. 2007). International vergleichende<br />
empirische Forschung zur Verschuldungslage und dem Finanzverhalten ist ein wenig<br />
entwickeltes Forschungsfeld. Es gibt deutlich mehr vergleichende Untersuchungen des institutionellen<br />
Umfelds sowie von makroökonomischen Variablen, was angesichts der unmittelbaren<br />
Politikrelevanz dieser Daten nicht verwundert.<br />
Interessant ist auch die im Bericht aufscheinende Frage, nach welchen Kriterien die euro-<br />
päischen Länder sinnvoll in Ländercluster gruppiert werden können, beispielsweise, um<br />
Präventionsmaßnahmen oder Regulierung zu optimieren.<br />
Ein interessantes Phänomen stellen die skandinavischen Länder dar mit ihrer hohen Ver-<br />
schuldung bei gleichzeitig relativ geringer Prävalenz von Überschuldung. Hier sind weitere<br />
quantitative und qualitative Länderanalysen bezüglich der Ursachen für diese hohe, aber<br />
dennoch relativ „ungefährliche“ Verschuldung sinnvoll.<br />
Bedarf besteht zudem dahingehend, die Fülle der bereits vorhandenen Informationen und<br />
Daten so zusammenzuführen, dass ein umfassenderer Überblick der Finanzkulturen der<br />
verschiedenen Länder gewonnen wird. Dazu müssten die Dimensionen der Finanzkultur<br />
theoretisch weiterentwickelt und empirisch durch eigene Untersuchungen beschrieben<br />
und analysiert werden. Die vorgelegten Auszüge der Studie konnten hier nur den Anfang<br />
machen.
Quellen<br />
Balaguy, H. (1996). Le crédit à la consommation en France, Que sais-je. Paris: PUF.<br />
Bertola, G. & Hochguertel, S. (2007). Household debt and credit: Economic issues and data<br />
problems. Economic Notes by Banca Monte dei Paschi di Siena SpA, 36(2), 115-146.<br />
Betti, G., Dourmashkin, N., Rossi, M. & Yin, Y. P. (2007). Consumer over-indebtedness in<br />
the EU: measurement and characteristics. Journal of Economic Studies, 34(2) 136-156.<br />
Bocock, R. (1993). Consumption. London: Routledge.<br />
Carroll, C. D., Rhee, B. K. & Rhee, C. (1999). Does cultural origin affect saving behavior?<br />
Evidence from immigrants. Economic Development and Cultural Change, 48(1), 33-50.<br />
Deutsche Bundesbank (2007). Der private Konsum seit der deutschen Wiedervereinigung.<br />
Monatsbericht, September 2007, 41-56.<br />
European Credit Research Institute (ECRI) (2008b). Non-performing loans: A comparison<br />
of seven European countries. Internal Service Document, Brussels.<br />
Perry, V. G. & Morris, M. D. (2005). Who is in control? Journal of Consumer Affairs,<br />
39(2), 299-313.<br />
Shavitt, S., Lee, A.Y. & Johnson, T. P. (2008). Cross-cultural consumer psychology.<br />
In: C. P. Haugtvedt, P. M. Herr. & F. R. Kardes (Hrsg.). Handbook of consumer psychology.<br />
New York / London: Lawrence Erlbaum (S. 1103-1131).<br />
Materialien<br />
Destatis (2008). Armutsgefährdung in Deutschland im europäischen Vergleich –<br />
Ergebnisse aus EU-SILC 2006. Pressemitteilung Nr.245 vom 08.07.2008.<br />
[abgerufen 10. Mai 2009]: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/<br />
DE/Presse/pm/2008/07/PD08__245__634,templateId=renderPrint.psml<br />
European Mortgage Federation (EMF) (2008). Hypostat 2007: A review of Europe’s<br />
mortgage and housing markets. Brussels.<br />
European Mortgage Federation (EMF) (2007). Country factsheets. [abgerufen<br />
10. Mai 2009]: http://www.hypo.org/content/Default.asp?PageID=344<br />
European Credit Research Institute (ECRI) (2008a). Consumer credit in Europe<br />
(1995-2007) – Statistical Package 2008. Brussels.<br />
European Credit Research Institute (ECRI) & Personal Finance Research Centre (PFRC)<br />
(2008). Consumer financial vulnerability: Technical report. June 2008.<br />
Eurostat (2009). Statistische Datenbank. [abgerufen am 15. Mai 2009]<br />
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/statistics/themes<br />
EZB (2009). Statistical datawarehouse. [abgerufen am 15. Mai 2009]<br />
http://sdw.ecb.europa.eu/home.do<br />
United Nations Development Programme (UNDP) (2008).<br />
Human development report 2007/2008 – Fighting climate.<br />
FORSCHUNGSDESIDERATA<br />
157
158
Verbraucherbeirat: Kritischer und<br />
konstruktiver Impulsgeber<br />
<strong>Kredit</strong>geschäfte bedürfen eines besonderen und gegenseitigen Vertrauens zwischen <strong>Kredit</strong>-<br />
gebern und -nehmern. Dieses Vertrauen entsteht nur durch ein Zusammenwirken, bei dem<br />
neben den Sicherheitsbelangen der <strong>Kredit</strong>geber die schutzwürdigen Interessen der Verbraucher<br />
eine Rolle spielen. Dieser Verbraucherseite in <strong>Kredit</strong>prozessen nach Möglichkeit Rechnung<br />
zu tragen, ist eine Selbstverpflichtung der <strong>SCHUFA</strong> seit ihrer Gründung.<br />
Mit der Gründung eines speziellen Verbraucherbeirats im Jahr 2008 hat das Unternehmen<br />
ein Forum geschaffen, in dem Verbraucherthemen übergreifend und unabhängig diskutiert<br />
werden.<br />
Der Verbraucherbeirat ist als Diskurs-Plattform unterschiedlicher gesellschaftlicher und<br />
wissenschaftlicher Perspektiven angelegt und besetzt. Vorsitzender des Verbraucherbeirates<br />
ist derzeit der Bundestagsabgeordnete Manfred Zöllmer (SPD).<br />
Der Beirat nimmt gegenüber der <strong>SCHUFA</strong> die Funktion der öffentlichen „Spiegelung“<br />
ihrer verbraucherrelevanten Themen wahr.<br />
Diese beinhaltet Reflektion und Kommentierung ebenso wie Anregung von Handlungs-<br />
optionen und Empfehlung von Maßnahmen im Sinne von Verbraucherpolitik.<br />
Dies betrifft insbesondere:<br />
• Anregungen zu Aktionen und Studien,<br />
• Vorschläge zur thematischen Weiterentwicklung gesellschaftlich<br />
relevanter Themen,<br />
• Bewertung der Zwischenergebnisse und Ergebnisse,<br />
• Hinweise auf ergänzende Quellen, Allianzen oder Partnerschaften.<br />
Zu den Aufgaben des Verbraucherbeirates zählt damit auch die Begleitung<br />
des <strong>SCHUFA</strong> <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>es.<br />
VERBRAUCHERBEIRAT<br />
159
VERBRAUCHERBEIRAT<br />
160<br />
Tarik Ahmia, Journalist bei der taz<br />
Journalist, Redakteur der Tageszeitung „taz“ im Ressort Wirtschaft<br />
und Umwelt und Hörfunkautor. Tarik Ahmia ist Diplom-Volkswirt und<br />
Kommunikationswissenschaftler. Sein Wirtschaftsstudium hat er an<br />
der Technischen Universität in Berlin absolviert. Das Fach Media Studies<br />
schloss er an der University of Sussex mit einem Master ab. Mit Anfang<br />
20 begann der Deutsch-Algerier seine journalistische Laufbahn.<br />
Zunächst arbeitete er als Zeitschriftenredakteur beim IT-Verlag Markt<br />
& Technik in München und ist seit seiner Studienzeit regelmäßig für verschiedene Zeitungen,<br />
Hörfunk und Fernsehen tätig. Parallel war er Projektmanager eines IT-Forschungsprojektes<br />
der EU. Der Vater von Zwillingen verfolgt heute mit investigativem Interesse Themen, die an<br />
der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Technologie und Politik liegen. Neben seiner Tätigkeit<br />
für die „taz“ ist er seit vielen Jahren auch als Autor für das Deutschlandradio Kultur und<br />
den Deutschlandfunk tätig. Zudem engagiert er sich gewerkschaftlich und ist ver.di-Sprecher<br />
der Freien Mitarbeiter im Deutschlandradio Kultur.<br />
Birgit Bürkin, Dipl.-Haushaltswissenschaftlerin, rw-budgetberatung<br />
Mit-Gründerin der „rw budgetberatung“. Birgit Bürkin ist Diplom-<br />
Haushaltswissenschaftlerin (Universität Hohenheim) und verfügt über<br />
einen Masterabschluss der Oregon State University, U.S.A. Nach ihrem<br />
Studium arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität<br />
Dortmund (1981-1983) und war danach beim Württembergischen<br />
Genossenschaftsverband verantwortlich für den Aufbau des „Haushaltsservice“<br />
zur Budgetberatung von Kunden der Mitgliedsbanken (1983-<br />
1987). Die anschließende Familienphase beendete sie im Jahr 2000 mit der Weiterbildung<br />
zur Schuldner- und Insolvenzberaterin und der ehrenamtlichen Tätigkeit in einer Schuldnerberatungsstelle<br />
in Frankfurt. 2005 konzipierte sie zusammen mit Silvia Morelle die „rw budgetberatung“<br />
mit Angeboten für die Budgetberatung privater Haushalte. Ihr Tätigkeitsbereich<br />
umfasst Projektarbeiten, Seminare und Beratungen für verschiedene Träger und Auftraggeber<br />
mit dem Ziel, Budgetberatung für private Haushalte als eigenständigen Beratungsbereich zu<br />
etablieren.
Prof. Dr. Helmut Jungermann, Prof. für Allgemeine Psychologie<br />
Seit 1979 Professor für „Allgemeine Psychologie” an der Technischen<br />
Universität Berlin, Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft.<br />
Studium der Psychologie in Berlin, Wien, Hamburg, Darmstadt; Arbeitsgebiete:<br />
Entscheidungstheorie und -beratung, Risikoforschung, Sicherheitsforschung,<br />
Behavioral Finance. Forschungsaufenthalte u. a. in den<br />
USA, Frankreich und Australien. Mitglied im Editorial Board einer Reihe<br />
von Fachzeitschriften und zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften;<br />
Gutachter u. a. für Deutsche Forschungsgemeinschaft, US National Science Foundation,<br />
Schweizer Nationalfonds; Humboldt-Stiftung; BMFT; Forschung u. a. für EU (Störfallverordnung),<br />
BMFT (Szenario-Methodik), Akademie für Technikfolgenabschätzung (Gentechnik);<br />
Airbus (Notfallevakuierung von Großflugzeugen); Beratung u. a. Forschungszentrum Jülich<br />
(Risiko-Kommunikation), VCI (Krisenmanagement); Kooperationen mit einer Reihe weiterer<br />
Institutionen in Forschung und Industrie; 1995-1997 Präsident der European Association<br />
of Decision Making. Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates (Ernährungs- und Verbraucherpolitik)<br />
beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.<br />
Dr. Rainer Metz, Verbraucherschutz, BMELV<br />
Leiter der Unterabteilung Verbraucherschutz im Bundesministerium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Rainer Metz wurde<br />
in Deutschland und den USA zum Juristen ausgebildet und war anschließend<br />
als selbstständiger Rechtsanwalt mit Tätigkeiten für den Verbraucherschutz<br />
tätig. Von 1988 bis 2002 war er bei der Verbraucherzentrale<br />
NRW Bereichsleiter Verbraucherrecht und Finanzdienstleistungen sowie<br />
Mitglied der Geschäftsleitung. Seit dem 1. März 2002 ist er im Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz als Leiter der Unterabteilung<br />
Verbraucherschutz/Verbraucherkommunikation tätig. Ferner ist Herr Dr. Metz Autor<br />
zahlreicher Veröffentlichungen, insbesondere zum Verbraucherkreditrecht und zur Verbraucherverschuldung.<br />
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VERBRAUCHERBEIRAT<br />
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Prof. Dr. Hans Micklitz, Prof. für Europäisches Wirtschaftsrecht<br />
Hans-W. Micklitz ist Professor für Europäisches Wirtschaftsrecht am<br />
Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, Professor für Privat- und<br />
Wirtschaftsrecht an der Universität Bamberg, am Jean Monnet Lehrstuhl<br />
für Europäisches Wirtschaftsrecht (beurlaubt), Honorprofessor<br />
an der Universität Lancaster, Vorstand des Instituts für Europäisches<br />
Wirtschafts- und Verbraucherrecht, e.V. Bamberg. Studium der Rechtswissenschaften<br />
und der Soziologie in Mainz, Lausanne/Genf (Schweiz),<br />
Giessen und Hamburg. Consultancies für die OECD Paris, UNEP Genf/Nairobi Kenia und CI<br />
(Consumers International) Den Haag Niederlande/Penang Malaysia. Visiting Professor an der<br />
University of Michigan, Ann Arbor, Jean Monnet Fellow am Europäischen Hochschulinstitut<br />
Florenz, Gastprofessor am Somerville College University of Oxford. Er ist Mitglied des Wissenschaftlichen<br />
Beirates für Verbraucher- und Ernährungspolitik beim Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Hans Micklitz hat zahlreiche Publikationen<br />
zum deutschen und europäischen Wirtschafts- und Verbraucherrecht veröffentlicht.<br />
Rainer Neumann, Vorstandsvorsitzender <strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
Der studierte Diplom-Mathematiker ist seit dem Jahr 2000 Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>SCHUFA</strong> Holding AG und verantwortlich für Marketing,<br />
Vertrieb, IT und Solutions. Rainer Neumann hat 2002 den <strong>SCHUFA</strong><br />
<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> ins Leben gerufen, der jährlich erscheint und einen<br />
wesentlichen Beitrag zu Ver- und Überschuldungsdiskussion in Deutschland<br />
liefert. Berufliche Stationen vor seinem Wechsel zur <strong>SCHUFA</strong><br />
Holding AG: Vorstandsmitglied der Deutschen Postbank AG, Vorstandsmitglied<br />
der LBS Landesbausparkasse Württemberg mit unterschiedlichen Leitungsfunktionen<br />
in den Bereichen Bausparmathematik und Marketing.<br />
Dr. Ulrich Ott, Leiter Unternehmenskommunikation ING-DiBa AG<br />
Dr. Ulrich Ott ist seit 1998 Leiter der Unternehmenskommunikation<br />
und Pressesprecher der ING-DiBa AG in Frankfurt am Main. Nach dem<br />
Komparatistik- und Marketing-Studium arbeitete er zunächst im Vertrieb<br />
eines führenden deutschen Finanzdienstleisters. Von 1995 bis 1998 war<br />
er als Berater bei mehreren Spezialagenturen für Finanzkommunikation<br />
tätig, zuletzt als Senior Consultant beim IPO-Marktführer B&L Golin-<br />
Harris in Frankfurt am Main. Dr. Ulrich Ott war von April 2001 bis Ende<br />
2006 im Vorstand der DPRG.
Prof. Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky, Prof. für Haushalts- und Konsumökonomik<br />
Professor für Haushalts- und Konsumökonomik am Institut für<br />
Lebensmittel- und Ressourcenökonomik an der Rheinischen Friedrich-<br />
Wilhelms-Universität Bonn. Studium der Betriebswirtschaftslehre und<br />
Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin, Abschluss als<br />
Dipl.-Kaufmann und Dipl.-Volkswirt. Mitglied des wissenschaftlichen<br />
Gutachtergremiums für den 1. und 2. Armuts- und Reichtumsbericht der<br />
Bundesregierung. Arbeitsschwerpunkte: Alltags- und Lebensökonomie,<br />
produktive Aspekte des Verbraucherverhaltens, Armut und Armutsprävention, sozioökonomisch-ökologische<br />
Bildung. Mitglied des Runden Tisches des Deutschen Nationalkomitees<br />
der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung, Mitglied des Vorstands der Stiftung<br />
Deutschland im Plus und des Wissenschaftlichen Beirates (Ernährungs- und Verbraucherpolitik)<br />
beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.<br />
Prof. Dr. Lucia A. Reisch, Prof. für Konsumentenverhalten und Verbraucherpolitik<br />
Professorin für Konsumentenverhalten und Verbraucherpolitik an der<br />
Copenhagen Business School, seit Februar 2007 auch Professorin an der<br />
SRH Hochschule Calw, Lehr- und Forschungsbereich Wirtschafts- und<br />
Verbraucherjournalismus. Diplom-Ökonomin (Universität Hohenheim,<br />
UC Los Angeles); Promotion zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften<br />
(Dr. oec.). Editor des internationalen „Journal of Consumer Policy“.<br />
Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Verbraucher und Ernährungspolitik<br />
sowie Mitglied im wissenschaftlichen Beirat für biologische Vielfalt und genetische<br />
Ressourcen beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
(BMELV). Vorsitzende der Verbraucherkommission Baden-Württemberg. Mitglied im<br />
Verwaltungsrat der Stiftung Warentest. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Verbraucherpolitische<br />
Strategien und Leitbilder, Verhaltensökonomik und Verbraucherpolitik, empirische Konsumverhaltensforschung,<br />
nachhaltiges Konsumieren und Produzieren, Kommunikation der Nachhaltigkeit,<br />
Nachhaltigkeits-, Konsum und Ernährungspolitik, Kinder und Konsum.<br />
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VERBRAUCHERBEIRAT<br />
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Uli Röhm, Fernsehjournalist und Wirtschaftsredakteur beim ZDF<br />
Fernsehjournalist und Wirtschaftsredakteur beim ZDF in Mainz, einer der<br />
Gründungsredakteure von WISO. Pressesprecher im Bundesministerium<br />
für Jugend, Familie und Gesundheit (BMJFG), danach Leiter der Pressestelle<br />
beim Hauptvorstand der ÖTV. Lehraufträge: „Presse und Öffentlichkeitsarbeit“<br />
an der Universität Frankfurt am Main in der Akademie<br />
der Arbeit, „Verbraucherjournalismus“ in der Sommer-akademie des<br />
Journalistischen Seminars der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.<br />
Interview- und Medientraining, Konzeption, Seminarleitung und Moderation im Rahmen von<br />
medienpolitischen und wirtschafts- und sozialpolitischen Tagungen und Kongressen. Mitglied<br />
der Präsidialversammlung des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Projektgruppe Mainzer<br />
MedienDisput. Autor: „Das Lohndumpingkartell“ (VSA-Verlag), „Tatort Autobahn – Kriminelle<br />
Machenschaften im Speditionswesen“ (Campus), „Schwarzgeld im Visier“ (UeberreuterWirtschaftsverlag),<br />
„WISO-Geld-Buch“ (Buhl), „WISO-Bankberater“ (Campus).<br />
Marius Stark, Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV)<br />
Marius Stark, geboren 1950 in Düsseldorf, Studium der Sozialarbeit<br />
in Köln, 1985 Initiator und erster Mitarbeiter der Schuldnerberatung<br />
des Sozialdienst kath. Frauen und Männer in Düsseldorf, seit 1990 als<br />
Referent für Schuldnerberatung auf Bundesebene beim SKM – Kath.<br />
Verband für soziale Dienste in Deutschland tätig. Seit 1995 nimmt der<br />
SKM für den Deutschen Caritasverband (DCV) die innerverbandliche<br />
Koordinierung und die außerverbandliche Vertretung des Arbeitsfeldes<br />
„Sozialberatung für Schuldner“ war. Marius Stark vertritt den DCV im Ständigen Ausschuss<br />
der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV), in der sich die Wohlfahrts-<br />
und Verbraucherverbände für eine fachliche und überverbandliche Zusammenarbeit im<br />
Bereich der Schuldnerberatung 1995 zusammengeschlossen haben. Von September 2000 bis<br />
September 2006 war er der Sprecher der AG SBV. Marius Stark hat darüber hinaus maßgeblich<br />
die im November 2004 vollzogenen Gründung des bundesweiten „Präventionsnetzwerkes<br />
Finanzkompetenz“ vorbereitet und ist seitdem Mitglied im Lenkungskreis des Netzwerkes.
Dirk Stein, Direktor Retail Banking Bundesverband deutscher Banken e.V.<br />
Dirk Stein, Jahrgang 1966, ist Abteilungsdirektor für den Geschäfts-<br />
bereich Retail Banking und Banktechnologie beim Bundesverband<br />
deutscher Banken e.V. Ausbildung zum Bankkaufmann bei der<br />
Deutsche Bank AG und Studium der Volkswirtschaftslehre an der<br />
Universität zu Köln. Erste berufliche Tätigkeit in der Marketing-<br />
abteilung der Deutsch-Britischen Industrie- und Handelskammer in<br />
London, Großbritannien. Danach Auslandsbankenbetreuer bei der<br />
Berliner Volksbank eG und zuletzt als Gruppenleiter des Euro-Desk tätig. Seit 1999 beim<br />
Bundesverband deutscher Banken im Geschäftsbereich Retail Banking und Banktechnologie<br />
zuständig für die Verbraucherpolitik und die Integration der europäischen Retail-Banking-<br />
Märkte. Zahlreiche Veröffentlichungen, insbesondere zur Integration der europäischen<br />
Hypothekarkreditmärkte, zum Scoring, zum Girokonto für jedermann und zur <strong>SCHUFA</strong>.<br />
Dr. Thomas Steinmark, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes<br />
des Deutschen Versandhandels e.V.<br />
Dr. Steinmark ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des<br />
Deutschen Versandhandels e.V. Thomas Steinmark studierte Rechtswissenschaften<br />
und Volkswirtschaftslehre in Frankfurt am Main und<br />
Heidelberg. Abschluss in beiden Disziplinen, Promotion zum Dr. jur.<br />
Von 1975 bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich<br />
Rechtswissenschaften der J. W. Goethe-Universität in Frankfurt am<br />
Main. Anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter der sogenannten<br />
Monopolkommission, Köln. Von Oktober 1981 Tätigkeit in einer Reihe von Wirtschaftsverbänden.<br />
Seit Oktober 1993 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen<br />
Versandhandels (bvh) e.V. Dieser vertritt seit 1947 die Interessen der Versandhandelsbranche.<br />
Derzeit sind ca. 270 Unternehmen im Verband organisiert, die ihre Waren per<br />
Katalog, Internet oder TV anbieten.<br />
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VERBRAUCHERBEIRAT<br />
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Frank Wollschläger, Abteilungsdirektor beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband<br />
Frank Wollschläger ist Abteilungsdirektor und stellvertretender Abteilungsleiter<br />
Marktstrategie beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband.<br />
Nach seiner Bankausbildung bei der ABN-Amro Bank studierte<br />
Frank Wollschläger Volkswirtschaft an der Universität Bonn. Im Anschluss<br />
an das Studium arbeitete er drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Deutschen Bundestag. 1998 wechselte Frank Wollschläger<br />
zum Deutschen Sparkassen und Giroverband (DSGV) in die Abteilung<br />
Sparkassenpolitik und Bankaufsicht. Im Jahr 2002 übernahm er die stellvertretende Abteilungsleitung<br />
in der Abteilung Marktstrategie des DSGV. Als Projektleiter zeichnet er im DSGV<br />
verantwortlich für Private Banking und Mobiler Vertrieb.<br />
Manfred Zöllmer, Mitglied des Deutschen Bundestages<br />
Manfred Zöllmer hat Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft sowie Sozial-<br />
wissenschaften an der Ruhr-Universität in Bochum studiert. Nach<br />
dem 1. und 2. Staatsexamen arbeitete er als Lehrer im zweiten Bildungs-<br />
weg am Bergischen Kolleg in Wuppertal, später als Stellvertretender<br />
Schulleiter, Studiendirektor. Manfred Zöllmer war Vorsitzender des Ortsvereins<br />
Elberfeld-Nordstadt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und<br />
von 1999 bis 2002 Vorsitzender der Ratsfraktion der SPD in Wuppertal.<br />
Seit Oktober 2002 ist er als direkt gewählter Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2005<br />
bis 2009 war er stellvertretender Sprecher für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft<br />
der SPD-Bundestagsfraktion. Im September 2009 erneute Wiederwahl als direkt<br />
gewählter Abgeordneter im Wahkreis Wuppertal I.
Glossar<br />
Äquivalenzeinkommen – Daten zur Einkommensverteilung werden meist auf Haushalts-<br />
ebene erhoben. Um unterschiedliche Haushaltsgrößen vergleichen zu können und Struktureffekte<br />
auszugleichen, wird das äquivalenzgewichtete Personennettoeinkommen bestimmt.<br />
Das Äquivalenzeinkommen ist ein aus dem Haushaltseinkommen ermitteltes bedarfsgewichtetes<br />
Pro-Kopf-Einkommen der Haushaltsmitglieder in Abhängigkeit vom Alter. Der Haupteinkommensbezieher<br />
wird nach der neuen OECD-Skala mit dem Faktor 1,0 gewichtet, alle<br />
weiteren Haushaltsmitglieder ab 14 Jahren mit 0,5 und Personen unter 14 Jahren mit dem<br />
Faktor 0,3. Damit wird berücksichtigt, dass Mehrpersonenhaushalte gegenüber kleineren<br />
Haushalten durch gemeinsames Wirtschaften Einspareffekte erzielen.<br />
Dispositionskredit – Eine Form des Konsumentenkredits. Nicht-Ratenkredit auf das Lohnund<br />
Gehaltskonto, der hauptsächlich zur Überbückung kurzfristiger Engpässe genutzt wird.<br />
Finanzverhalten – Ländertypisches Zahlungsverhalten, Verschuldungsmuster, genutzte<br />
<strong>Kredit</strong>formen.<br />
Haushaltsnettoeinkommen – Das Haushaltsnettoeinkommen ergibt sich aus dem Haushaltsbruttoeinkommen<br />
vermindert um Einkommen- und Vermögenssteuern, Pflichtbeiträge<br />
der Sozialversicherung und ab 1992 um den Solidaritätszuschlag. Das Haushaltsnettoeinkommen<br />
umfasst nicht die Auflösung von Ersparnissen, die Aufnahme von <strong>Kredit</strong>en, den Verkauf<br />
von Vermögenswerten, Gewinne, Erbschaften etc.<br />
Insolvenzordnung<br />
Mit der Insolvenzordnung (InsO) ist in Deutschland ein einheitliches Insolvenzverfahren<br />
geschaffen worden, dessen Ziel in der bestmöglichen Befriedigung der Gläubiger besteht.<br />
Hierzu wird das Vermögen des Schuldners verwertet und der Erlös unter den Gläubigern<br />
gleichmäßig verteilt. Das Insolvenzverfahren kann über das Vermögen jeder juristischen und<br />
natürlichen Person eröffnet werden. Ist die betreffende Person nicht unternehmerisch tätig,<br />
so spricht man von der Verbraucher- bzw. Privatinsolvenz. Zudem können natürliche Personen<br />
eine Restschuldbefreiung beantragen, die nach Abschluss des Verfahrens dem Schuldner den<br />
wirtschaftlichen Neuanfang ermöglicht. Voraussetzung für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens<br />
ist die Zahlungsunfähigkeit (§ 17 Abs. 1 InsO) oder die drohende Zahlungsunfähigkeit<br />
(§ 18 Abs. 1 InsO). Bei einer juristischen Person ist auch die Überschuldung Eröffnungsgrund<br />
(§ 19 Abs. 1 InsO). Seit Einführung der Insolvenzordnung zum 1. Januar 1999 haben fast<br />
500.000 Personen einen Insolvenzantrag gestellt.<br />
Konsumentenkredit – Auch als Konsumfinanzierung bezeichnet. Bezieht sich auf private<br />
Raten-, Nicht-Raten- und Dispositionskredite. Hypothekenkredite zählen nicht dazu.<br />
<strong>Kredit</strong> – Wortherkunft: credere (lat.) glauben, vertrauen. Befristete, gewerbliche Bereit-<br />
stellung von Kaufkraft.<br />
GLOSSAR<br />
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GLOSSAR<br />
168<br />
<strong>Kredit</strong>klemme – Rückläufige <strong>Kredit</strong>dynamik, die aufgrund einer Einschränkung des <strong>Kredit</strong>angebots<br />
entsteht. Diese Einschränkung ist quantitativ so bedeutsam, dass sie ein maßgebliches<br />
konjunkturelles Risiko begründet. Da hierbei viele Faktoren seitens des Angebots und<br />
der Nachfrage einwirken, ist der Begriff in der Finanzwirtschaft nicht einheitlich definiert.<br />
<strong>Kredit</strong>verhalten – Die zugrunde liegende Motivation und der Umgang mit Aufnahme von<br />
Privatkrediten. Zu den meistverbreiteten Formen des Privatkredits gehören die Hypothek,<br />
der Raten- sowie der Dispositionskredit.<br />
<strong>Kredit</strong>fähigkeit – Finanzielle Rückzahlungsfähigkeit, basiert auf der voraussichtlichen,<br />
künftigen Einkommenssituation und des bisherigen Verhaltens bei <strong>Kredit</strong>rückzahlungen.<br />
<strong>Kredit</strong>würdigkeit – Neben der Prüfung von Sicherheiten umfasst die <strong>Kredit</strong>würdigkeit<br />
auch die bisherige „<strong>Kredit</strong>geschichte“ bei der <strong>Kredit</strong>vergabe. Dabei wird insbesondere<br />
berücksichtigt, ob <strong>Kredit</strong>e in der Vergangenheit über einen längeren Zeitraum vertrags-<br />
gemäß bedient worden sind und ob es nicht zu Zahlungsausfällen gekommen ist.<br />
Negativmerkmal –<br />
• „Hartes“, bei der <strong>SCHUFA</strong> gespeichertes Negativmerkmal: Eidesstattliche Versicherung (EV),<br />
Haftbefehle zur Abgabe einer EV, Privatinsolvenz.<br />
• „Weiches“, bei der <strong>SCHUFA</strong> gespeichertes Negativmerkmal: Der <strong>SCHUFA</strong> angeschlossene<br />
Unternehmen melden Zahlungsausfälle als offene, ausreichend gemahnte und unbestrittene<br />
Forderungen.<br />
Marginale Konsumquote – Das Verhältnis der Änderung der Konsumausgaben zur<br />
Änderung der Einkommen. Liegt sie über 100 Prozent, bedeutet dies, dass jede zusätzliche<br />
Einkommenseinheit konsumiert wird, was die <strong>Kredit</strong>nachfrage steigert.<br />
Privatkredit – Sämtliche ökonomisch und/oder juristisch geregelten Zahlungsverpflichtungen,<br />
die bei einer Einzelperson oder bei einem Haushalt entstehen können. Unterschieden wird<br />
grundsätzlich nach Finanz-, Waren- und Dienstleistungskrediten.<br />
Privatverschuldungsindex (PVI) – Der von der <strong>SCHUFA</strong> entwickelte Privatverschuldungsindex<br />
ist eine statistische Messzahl und zeigt, inwiefern kritische Anzeichen der privaten<br />
Verschuldung bzw. Überschuldungsgefahren in verschiedenen Regionen Deutschlands zuoder<br />
abgenommen haben. Mit dem Privatverschuldungsindex sind Prognosen möglich, die<br />
auf dem von der <strong>SCHUFA</strong> entwickelten Risikomodell und den dort definierten drei kritischen<br />
Warnsektoren Gelb, Orange und Rot basieren. Diese Sektoren enthalten jeweils eine Indikatoren-Kombination<br />
aus weichen und harten Negativmerkmalen wie beispielsweise einem<br />
Zahlungsausfall, einem <strong>Kredit</strong>ausfall und/oder der Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung.<br />
Die PVI-Prognose ist einzigartig in der Überschuldungsforschung und zeigt, wie sich die<br />
kritischen Anzeichen der privaten Verschuldung über einen Zeitraum von etwa zwölf Monaten<br />
entwickeln werden.
Ratenkredit/Ratenzahlungskredit – Der Ratenkredit hat seinen Ursprung in den 50er<br />
Jahren des 20. Jahrhunderts und wird häufig als Konsumentenkredit bezeichnet. Dabei macht<br />
er nur einen Teil der Konsumfinanzierung aus. Zu zwei Dritteln dienen die Ratenkredite der<br />
Absatzfinanzierung langlebiger Konsumgüter am Point of Sale. Das restliche Drittel wird in<br />
Form von Barkrediten zur freien Verwendung herausgelegt.<br />
<strong>SCHUFA</strong> – Der Name <strong>SCHUFA</strong> steht für „Schutzgemeinschaft für allgemeine <strong>Kredit</strong>-<br />
sicherung”. Die <strong>SCHUFA</strong> verhilft zu einer schnellen und kostengünstigen <strong>Kredit</strong>aufnahme.<br />
Im Prinzip sind von nahezu jedem erwachsenen Bürger, der in Deutschland am Wirtschaftsleben<br />
teilnimmt, kreditrelevante Daten bei der <strong>SCHUFA</strong> notiert. Dies sind personenbezogene<br />
Daten wie Name, Geburtstag, Anschrift sowie andere kreditrelevante Daten wie Girokonto,<br />
<strong>Kredit</strong>karte, laufende <strong>Kredit</strong>e, Zahlungsausfälle etc. Die <strong>SCHUFA</strong> stellt den ihr angeschlossenen<br />
Unternehmen (z. B. Banken, Leasinggesellschaften, Handels- oder Telekommunikationsunternehmen)<br />
einen wesentlichen Teil der für das Geschäft erforderlichen Informationen zur<br />
Verfügung. Im Gegenzug melden die Unternehmen der <strong>SCHUFA</strong> Informationen zum <strong>Kredit</strong>verhalten<br />
ihres Kunden. So werden die <strong>SCHUFA</strong> Daten regelmäßig aktualisiert.<br />
<strong>SCHUFA</strong>-Klausel – Mit Unterzeichnung der <strong>SCHUFA</strong>-Klausel entbindet ein Verbraucher<br />
den <strong>Kredit</strong>geber von der Bankgeheimnispflicht. Damit wird dem <strong>Kredit</strong>geber ermöglicht,<br />
der <strong>SCHUFA</strong> Angaben über die Aufnahme und Abwicklung von <strong>Kredit</strong>geschäften eines<br />
Verbrauchers zu liefern.<br />
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) – Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung<br />
privater Haushalte in Deutschland. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW Berlin) führt die Erhebung im jährlichen Rhythmus seit 1984 bei denselben Personen<br />
und Familien durch. Die Befragung umfasst 12.000 Haushalte mit insgesamt rund 23.000<br />
Personen. Themenschwerpunkte sind u. a. Persönlichkeitsmerkmale, Erwerbs- und Familienbiographien,<br />
Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität, Einkommensverläufe, Haushaltszusammensetzung,<br />
Wohnsituation, gesellschaftliche Partizipation, Zeitverwendung und<br />
Lebenszufriedenheit.<br />
Überschuldung – Es gibt keine allgemein gültige Definition für Überschuldung.<br />
Folgende Begriffsbestimmung beschreibt Überschuldung als einen Prozess:<br />
• Subjektive Überschuldung: Die Person fühlt sich psychisch und finanziell überfordert,<br />
<strong>Schulden</strong> zurückzuzahlen.<br />
• Relative Überschuldung: Trotz Reduzierung des Lebensstils reicht der Einkommensrest<br />
nach Abzug der Lebenshaltungskosten (Miete, Energie, Versicherung, Grundnahrungsmittel,<br />
öffentliche Verkehrsmittel, Telefon, Kleidung etc.) nicht zur fristgerechten<br />
<strong>Schulden</strong>tilgung aus. Relative Überschuldung eines Haushalts liegt dann vor, wenn trotz<br />
Reduzierung der Lebenshaltungskosten auf die Pfändungsfreigrenze (alternativ: Sozialhilfegrenze)<br />
der verbleibende Einkommensrest nicht ausreicht, um alle Zahlungsverpflichtungen<br />
aus <strong>Schulden</strong> zu erfüllen.<br />
169<br />
GLOSSAR
GLOSSAR<br />
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• Absolute Überschuldung (Insolvenz): Einkommen und Vermögen des Schuldners<br />
reichen nicht mehr aus, um die bestehenden Verbindlichkeiten zu decken.<br />
Überschuldungsgefährdung – Die Differenz von Nettoeinnahmen und Ausgaben<br />
(inkl. Verpflichtungen aus <strong>Kredit</strong>en) des Haushalts ist positiv und kleiner 50 Euro.<br />
Verschuldung – Verschuldung ist jede Form des Eingehens von Zahlungsverpflichtungen<br />
und stellt ein normales, in vielen Haushalten unvermeidliches Verbraucherverhalten dar.<br />
Verschuldung meint daher lediglich die <strong>Kredit</strong>aufnahme und ist strikt von dem Begriff Über-<br />
schuldung zu trennen.<br />
Zahlungsausfall – Offene, ausreichend gemahnte und unbestrittene Forderung, die der<br />
<strong>SCHUFA</strong> von den angeschlossenen Unternehmen gemeldet wurde. Siehe Negativmerkmal.
Abbildungsverzeichnis<br />
1. Trends und Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Abb. 1.1: Interesse an <strong>Kredit</strong>en<br />
Abb. 1.2: Abgeschlossene <strong>Kredit</strong>verträge<br />
Abb. 1.3: <strong>Kredit</strong>e kleiner/gleich 1.000 Euro<br />
Abb. 1.4: <strong>Kredit</strong>e 1.001 bis 3.000 Euro<br />
Abb. 1.5: <strong>Kredit</strong>e 3.001 bis 10.000 Euro<br />
Abb. 1.6: <strong>Kredit</strong>e größer 10.000 Euro<br />
Abb. 1.7: <strong>Kredit</strong>ausfälle<br />
Abb. 1.8: Anzahl der laufenden <strong>Kredit</strong>e<br />
Abb. 1.9: Anzahl laufender <strong>Kredit</strong>e pro Altersgruppe<br />
Abb. 1.10: Durchschnittliche <strong>Kredit</strong>verpflichtung getrennt nach Altersgruppen<br />
Abb. 1.11: Anteil der ausgefallenen <strong>Kredit</strong>e an allen <strong>Kredit</strong>en nach Altersgruppe<br />
Abb. 1.12: Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Abb. 1.13: Prozentualer Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Abb. 1.14: Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem harten Negativmerkmal<br />
an allen Personen der jeweiligen Altersgruppe<br />
Abb. 1.15: Prozentualer Anteil der Personen mit mindestens einem Negativmerkmal an<br />
allen Personen (über 18 Jahre) in dem jeweiligen Bundesland<br />
Abb. 1.16: Änderung der Risikostufen aller Personen im Gesamtbestand von 2004 bis 2009<br />
Abb. 1.17: Änderung der Risikostufen junger Erwachsener im Gesamtbestand<br />
von 2004 bis 2009<br />
Abb. 2.1: Deutschland: Entwicklung der Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Abb. 2.2: Deutschland: Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumenten- und/oder Hypothekarkrediten<br />
Abb. 3.1: Deutschland: Entwicklung der Anzahl relativ überschuldeter Privathaushalte<br />
mit Konsumentenkrediten<br />
Abb. 3.2: Entwicklung des Anteils relativ überschuldeter Privathaushalte mit Konsumenten-<br />
krediten an allen Privathaushalten<br />
Karte 1.1: Prozentanteil der Personen mit mind. einem Negativmerkmal an allen Personen<br />
(über 18 Jahre) in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.2: Anteil der Personen aus dem Bereich Grün an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.3: Anteil der Personen aus dem Bereich Gelb an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.4: Anteil der Personen aus dem Bereich Orange an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
Karte 1.5: Anteil der Personen aus dem Bereich Rot an allen Personen (über 18 Jahre)<br />
in dem jeweiligen Kreis, 2009<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
171
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
172<br />
Karte 1.6: Kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungsindex (PVI),<br />
2009, Bundesländer<br />
Karte 1.7: Kritische Anzeichen privater Verschuldung nach Privatverschuldungsindex (PVI),<br />
Kreise<br />
Tab. 1.1: Personen in Risikostufen 2009<br />
Tab. 1.2: Privatverschuldungsindex (PVI) der Bundesländer (nach Rang)<br />
Tab. 1.3: Übersicht: Privatverschuldungsindex (PVI) der Kreise (nach Rang)<br />
Tab. 1.4: Eröffnete Verbraucherinsolvenzverfahren von 1999 bis 2009<br />
2. Die Einstellung zu <strong>Kredit</strong>en in der Wirtschaftskrise<br />
Grafik 1: Sparquote und Offenheit der Wirtschaft beeinflussen Höhe der Impulsprogramme<br />
Grafik 2: Sparen auf das eigene Haus<br />
Grafik 3: Was ist ein <strong>Kredit</strong>?<br />
Grafik 4: Die Familiengründung ist der wichtigste Anlass für die Aufnahme eines <strong>Kredit</strong>s<br />
Grafik 5: Konsumkredite: Keine Unterschiede nach Schulbildung<br />
Grafik 6: Hat die Wirtschaftskrise das Leben verändert?<br />
Grafik 7: Einfluss der Wirtschaftskrise auf das Leben – Der Höhepunkt scheint bereits<br />
überschritten<br />
Tab. 1: Der Stellenwert der Sparsamkeit nimmt wieder zu<br />
Tab. 2: Einstellung zur Sparsamkeit<br />
Tab. 3: Sparsamkeit ist auch für <strong>Kredit</strong>nehmer eine wichtige Eigenschaft<br />
Tab. 4. Die Angst, dass das Geld seinen Wert verliert, geht zurück<br />
Tab. 5: Nur die jüngste Generation sagt: Verzicht für das eigene Haus lohnt sich nicht<br />
Tab. 6: Sollte man <strong>Kredit</strong>e vermeiden?<br />
Tab. 7: Befragte mit geringem Einkommen sind bei <strong>Kredit</strong>en besonders zurückhaltend<br />
Tab. 8: Skepsis gegenüber Ratenzahlung<br />
Tab. 9: Ratenzahlung – interessant für Familien mit kleinen Kindern<br />
Tab. 10: Ratenzahlungen – attraktiv nur für die, die wirklich darauf angewiesen sind<br />
Tab. 11: An wen man sich bei Geldnot wendet<br />
Tab. 12: <strong>Kredit</strong>aufnahme<br />
Tab. 13: <strong>Kredit</strong>aufnahme nach Alter<br />
Tab. 14: Sparen in der Krise?<br />
Tab. 15: Geringe Risikofreude<br />
Tab. 16: Wer wenig Geldsorgen hat, neigt eher dazu, die günstigen <strong>Kredit</strong>bedingungen<br />
in der Krise zu nutzen<br />
Tab. 17: Auch Befragte, die selbst einen <strong>Kredit</strong> zurückzahlen, neigen zur Zurückhaltung<br />
Tab. 18: Wie schwer fällt die Rückzahlung?<br />
Tab. 19: Einfluss der Wirtschaftskrise auf die Rückzahlung von <strong>Kredit</strong>en<br />
Tab. 20: Wie hoch darf die monatliche Belastung sein?
3. 60 Jahre Bundesrepublik, 60 Jahre Konsumentenkredit – eine Bestandsaufnahme<br />
Abb. 1: Das Wachstum der Konsumentenkredite<br />
Abb. 2: Die Bedeutung des Sparens<br />
Abb. 3: Das Wachstum der Konsumentenkredite bis 2000 meist prozyklisch<br />
4. Finanzkulturen in Europa<br />
Tab. 1: Variablenübersicht des Berichts: Indikatoren des Konzepts Finanzkultur<br />
Tab. 2: Konsumkredite nach Typ in Milliarden Euro<br />
Tab. 3: Makroökonomische Kennzahlen – <strong>Kredit</strong>vergabe national und länderübergreifend<br />
Tab. 4: Definitionen von Überschuldung<br />
Abb. 1: Alle bargeldlosen Zahlungsströme – nach Anzahl<br />
Abb. 2: Alle bargeldlosen Zahlungsströme – nach monetärem Wert<br />
Abb. 3: Anteil der <strong>Kredit</strong>formen in den einzelnen Ländern<br />
Abb. 4: Entwicklung des Gesamtkreditvolumens privater Haushalte als Prozentsatz<br />
des verfügbaren Einkommens<br />
Abb. 5: Subjektive Einschätzung der Fähigkeit, mit ihren Finanzen zurechtzukommen<br />
ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
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Prof. Dr. Udo Reifner, Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann.<br />
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– Zimmermann, G.: Aussagekraft der Daten des SOEP sowie der EVS 2003 zur Verschuldung und<br />
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– Zimmermann, G.: Überschuldung privater Haushalte, Empirische Analysen und Ergebnisse für die<br />
alten Bundesländer, Freiburg 2000.
Studien in der Wissenschaftsreihe <strong>SCHUFA</strong><br />
<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> (eine Auswahl)<br />
Für die Wissenschaftsreihe <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> hat die <strong>SCHUFA</strong> in den vergangenen Jahren<br />
zahlreiche externe Analysen in Auftrag gegeben und veröffentlicht. Die Ergebnisse der<br />
Studien liefern im Zusammenhang mit den regelmäßigen Auswertungen des <strong>SCHUFA</strong>-<br />
Datenbestands wichtige Erkenntnisse zu den Hintergründen der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme,<br />
zu deren Risiken und zu Überschuldungslagen.<br />
Die folgende Auswahl der im <strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong> veröffentlichten Studien beschäftigt sich<br />
z. B. mit den Aspekten Jugend und Geld, mit Risiken der privaten <strong>Kredit</strong>aufnahme sowie mit<br />
der Privatinsolvenz und Armutslagen. Darüber hinaus wurde die Praxis der sogenannten<br />
„<strong>SCHUFA</strong>-freien <strong>Kredit</strong>e“ beleuchtet.<br />
Jugend/junge Erwachsene<br />
• Jugend und Geld (2006)<br />
Prof. Dr. Elmar Lange, Dr. Karin R. Fries<br />
Die in der Öffentlichkeit weit verbreitete Meinung, dass minderjährige Kinder und Jugend-<br />
liche zunehmend in die Ver- und Überschuldungsfalle geraten, war Anlass für die repräsen-<br />
tative Befragung von 1.003 Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren.<br />
Untersucht wurde der Kauf und die Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
und inwiefern das Mobiltelefon zu einer Ver- und Überschuldung beiträgt.<br />
Außerdem werden u. a. die Finanzerziehung, die Einnahmesituation und das Sparverhalten<br />
von Jugendlichen betrachtet.<br />
Autoren: Prof. Dr. Elmar Lange, Universitätsprofessor für Soziologie an der Fakultät<br />
für Soziologie der Universität Bielefeld; Dr. Karin R. Fries, Research Director und Head<br />
of Synovate Kids+Teens in München (ehemals IJF Institut für Jugendforschung).<br />
Privatinsolvenz<br />
• Daten zum Leben in der Verbraucherinsolvenz (2007)<br />
Prof. Dr. Wolfram Backert, Dr. Götz Lechner<br />
Welchen sozio-demographischen Hintergrund haben Menschen, die sich im Verbraucherinsolvenzverfahren<br />
befinden?<br />
In dem Forschungsprojekt der Technischen Universität Chemnitz wurden die sozio-demo-<br />
graphischen Merkmale von 1.600 Personen untersucht, die in den Jahren 2005 und 2006<br />
ein Verbraucherinsolvenzverfahren eröffnet hatten. Neben der Beschreibung von Ursachen-<br />
dimensionen für die Entstehung der absoluten Überschuldung skizziert die Untersuchung<br />
auch verschiedene Arten der Überschuldungsgefahren, Gläubigerstrukturen sowie den<br />
Verlauf und die Wirkung des Insolvenzverfahrens.<br />
Alle Studien ab dem Jahr 2003 finden Sie zum Download<br />
unter www.<strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>.de<br />
STUDIEN DER WISSENSCHAFTSREIHE <strong>SCHUFA</strong> KREDIT-KOMPASS<br />
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STUDIEN DER WISSENSCHAFTSREIHE <strong>SCHUFA</strong> KREDIT-KOMPASS<br />
180<br />
Autoren:Prof. Dr. Wolfram Backert, Professor am Lehrstuhl für allgemeine Soziologie<br />
an der Technischen Universität Chemnitz; Dr. Götz Lechner, wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
bei Prof. Dr. Dietmar Brock am Lehrstuhl für allgemeine Soziologie an der Technischen<br />
Universität Chemnitz.<br />
„<strong>SCHUFA</strong>-freie <strong>Kredit</strong>e“<br />
• „<strong>SCHUFA</strong>-frei“: Statt <strong>Kredit</strong> nur draufgezahlt (2007)<br />
Prof. Dr. Hugo Grote, Christian Maltry<br />
Im Teletext, im Internet oder in der Zeitung – überall findet man Angebote für „<strong>Kredit</strong>e ohne<br />
<strong>SCHUFA</strong>“, einen Verbraucherkredit der angeblich ohne aufwändige Antragsstellung und<br />
Auskunft durch die <strong>SCHUFA</strong> zustande kommen soll. Durch die Anonymität der neuen Kommunikationskanäle<br />
wächst die Zahl dieser Angebote beständig.<br />
Die Studie prüft, was hinter diesen Offerten steckt und untersucht die Verbreitung unseriöser<br />
Praktiken bei der Vermittlung von Verbraucherkrediten. Dabei soll das öffentliche Bewusstsein<br />
für die unseriösen Praktiken der <strong>Kredit</strong>vermittlung und als weitestgehend unbekannte<br />
Gefahr für die Überschuldung geschärft werden und die Studie als eine Informationsgrundlage<br />
für Präventionsansätze dienen.<br />
Autoren: Prof. Dr. Hugo Grote, Dozent für Wirtschaftsprivatrecht und Sozialrecht an<br />
der Fachhochschule in Koblenz; Christian Maltry, Schuldnerberater am Landratsamt<br />
Main-Spessart, Karlstadt und Koordinator des Arbeitskreises „Geschäfte mit der Armut“.<br />
Überschuldungsforschung, Armut und Überschuldung<br />
• Verschuldung als soziale Lebenslage (2006)<br />
Dr. Dr. Detlef Oesterreich, Dr. Eva Schulze<br />
Die Studie basiert auf den Daten des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) von 2005 sowie des<br />
SOEP-Pretests zum Personenfragebogen von 2006 und untersucht, inwiefern nicht nur soziale<br />
und personenbedingte Faktoren für finanzielle Engpässe oder eine kritische Verschuldung<br />
verantwortlich sind, sondern welchen Stellenwert dabei der soziale Hintergrund einer Person<br />
einnimmt.<br />
Über die üblichen Sozialdaten (Alter, Geschlecht, Höhe des Schulabschlusses, Lebensform,<br />
Arbeitslosigkeit) hinaus wurden daher auch Persönlichkeitsvariablen berücksichtigt und<br />
die Indikatoren für Überschuldung durch subjektive Einschätzungen erweitert. Hängen<br />
bestimmte persönliche Eigenschaften stärker oder schwächer mit finanziellen Engpässen<br />
zusammen?<br />
Autoren: Dr. Dr. Detlef Oesterreich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut<br />
für Bildungsforschung, Berlin; Dr. Eva Schulze, geschäftsführende Gesellschafterin und<br />
wissenschaftliche Leiterin des BIS Berliner Institut für Sozialforschung GmbH.
• Wege aus der Verschuldung (2004)<br />
Prof. Dr. Winfried Hacker, Dr. Peggy Looks<br />
Die Untersuchung beschäftigt sich mit der Frage, welche persönlichen Verhaltensstrategien<br />
in finanziell kritischen Lebenssituationen zum Erfolg führen und welche nicht.<br />
Wie unterscheiden sich die Vorgehensweisen von <strong>Kredit</strong>nehmern bei gelingenden und misslingenden<br />
<strong>Kredit</strong>bedienungen? Dabei legt die Studie Grundlagen für die Unterstützung des<br />
selbstverantwortlichen Verhaltens beim Selbstmanagement in finanziell kritischen Lebenssituationen.<br />
Hierzu werden anhand der Untersuchungen aus dem <strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> 2003<br />
die Untersuchungen zum „Zahlungswissen“ und zur „<strong>Schulden</strong>neigung“ ergänzend ausgewertet.<br />
Autoren: Prof. Dr. Winfried Hacker, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie und<br />
Allgemeine Psychologie an der Technischen Universität Dresden; Dr. Peggy Looks, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin von Prof. Dr. Winfried Hacker.<br />
• Ist die Armutsbevölkerung in Deutschland exkludiert? (2008)<br />
Dr. Petra Buhr, Prof. Dr. Stephan Leibfried<br />
Armut und gesellschaftliche Ausgrenzung werden häufig in einem Atemzug genannt –<br />
doch besteht tatsächlich ein Zusammenhang?<br />
Es wird untersucht, wie groß das Ausmaß von Armut in Deutschland ist und welche<br />
Gruppen besonders stark von Armut betroffen sind. Gibt es Ausgrenzungen zwischen<br />
Armut und Nicht-Armut? Die Analyse gibt einen Überblick über die Konzepte der Armuts-<br />
forschung, die Ausprägungen von Einkommensarmut sowie die Übergänge. Diskutiert<br />
werden verschiedene Konzeptionen von Armut.<br />
Autoren: Dr. Petra Buhr, Diplomsoziologin und seit 1988 wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
an der Universität Bremen am Institut für empirische und angewandte Soziologie;<br />
Prof. Dr. Stephan Leibfried, Professor für politische Soziologie mit Schwerpunkt Politikfeldanalyse<br />
und Sozialpolitik an der Universität Bremen.<br />
• Armut und Überschuldung (2008)<br />
Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann<br />
Armut und Überschuldung sind zwei kontrovers diskutierte gesellschaftliche Phänomene,<br />
die nicht miteinander gleichzusetzen sind.<br />
Was ist Armut und wie lässt sie sich messen? Sind armutsgefährdete Haushalte häufiger<br />
verschuldet bzw. überschuldet? Die vergleichende Analyse auf Basis der SOEP Daten von<br />
2007 befasst sich mit der Überschuldung von einkommensarmen bzw. armutsgefährdeten<br />
Haushalten und zeigt deren Charakteristiken.<br />
Autor: Dr. Dr. Gunter E. Zimmermann, Mathematiker und Soziologe, seit 2000 freiberuflicher<br />
Sozialwissenschaftler und Armutsforscher.<br />
STUDIEN DER WISSENSCHAFTSREIHE <strong>SCHUFA</strong> KREDIT-KOMPASS<br />
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HERAUSGEBER <strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
182<br />
Über den Herausgeber <strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
Der Name <strong>SCHUFA</strong> steht für „Schutzgemeinschaft für allgemeine <strong>Kredit</strong>sicherung”. Die<br />
Gründungsidee stammt aus den 20er Jahren. Damals lieferte das Unternehmen BEWAG<br />
(Berliner Städtische Elektrizitäts-Aktiengesellschaft) zum Strom auch erste Kühlschränke<br />
und Kochplatten. Um diese Geräte auch auf Ratenzahlungsbasis anbieten zu können,<br />
war es notwendig, die <strong>Kredit</strong>würdigkeit der Kunden einschätzen zu können. Dafür erstellte<br />
die BEWAG eine Positivliste der regelmäßig zahlenden Kunden.<br />
Die Idee bewährte sich und 1927 wurde die <strong>SCHUFA</strong> als unabhängige Einrichtung gegründet.<br />
Nach strengen Regeln gibt sie angeschlossenen Unternehmen (<strong>SCHUFA</strong>-Vertragspartner)<br />
Auskünfte über die <strong>Kredit</strong>würdigkeit von Verbrauchern. 80 Jahre nach ihrer Gründung ist die<br />
<strong>SCHUFA</strong> heute eine Holding AG und hat sich zu einer der zentralen Institutionen der deutschen<br />
Wirtschaft entwickelt.<br />
Auf Grundlage des Gegenseitigkeitsprinzips können <strong>SCHUFA</strong>-Vertragspartner – beispielsweise<br />
Finanzinstitute, Versandhandels- oder Mobilfunkunternehmen – bei berechtigtem Interesse<br />
Informationen zum Zahlungsverhalten ihrer Kunden anfragen. Im Gegenzug informieren sie<br />
die <strong>SCHUFA</strong> über abgeschlossene Verträge und über eventuelle Zahlungsausfälle. Damit stellt<br />
die <strong>SCHUFA</strong> schnell und zuverlässig die Informationen zur Verfügung, die für das jeweilige<br />
<strong>Kredit</strong>geschäft wesentlich sind. Das bedeutet, dass die <strong>SCHUFA</strong> bei über 250.000 Anfragen<br />
pro Tag durch die sichere und schnelle Weitergabe von Informationen Verbraucher und Unternehmen<br />
beim Abschluss von Geschäften unterstützt und das notwendige Vertrauen herstellt.<br />
Zu fast jeder volljährigen Person, die am Wirtschaftsleben teilnimmt, sei es durch den Besitz<br />
einer <strong>Kredit</strong>karte, eines Handyvertrags oder durch Versandhandelskauf auf Rechnung, sind<br />
solche kreditrelevanten Informationen bei der <strong>SCHUFA</strong> gespeichert. Der Bestand umfasst<br />
Informationen zu rund 66 Millionen Personen. Zu über 90 Prozent dieser Personen liegen<br />
ausschließlich positive Vertragsinformationen vor.<br />
Der <strong>SCHUFA</strong>-Datenbestand enthält Informationen wie Name, Adresse, Girokonten, <strong>Kredit</strong>karten<br />
oder Leasingverträge. Solche so genannten positiven Informationen zeigen, dass eine<br />
Person wirtschaftlich aktiv ist und dabei umsichtig und zuverlässig handelt. Negative Informationen,<br />
wie ein durch die Bank gekündigter <strong>Kredit</strong>, Zahlungsausfälle oder Informationen<br />
aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen, sind hingegen Hinweise für nicht vertragsgemäßes<br />
Verhalten.<br />
Betont sei, dass die <strong>SCHUFA</strong> keine Informationen zu Kontoständen, Einkommen oder Ver-<br />
mögen, Beruf, Familienstand, Nationalität, Kaufverhalten oder ähnliche Marketingdaten<br />
speichert. Die <strong>SCHUFA</strong> ist aufgrund ihrer umfassenden Datenbasis (positive und negative<br />
Informationen) die einzige Auskunftei, die standardmäßig mit personenbezogenen und<br />
kreditrelevanten Informationen Scores berechnen kann und auf die Nutzung von Anschriftendaten<br />
verzichtet.
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>SCHUFA</strong> Holding AG<br />
Kormoranweg 5<br />
65201 Wiesbaden<br />
Projektleitung: Tanja Panhans<br />
Fachliche Expertise: Sven Albrecht,<br />
Dr. Dogan Argac, Susanne Sworowski<br />
Redaktion: Intellisource GmbH<br />
Grafik: smavicon, Best Business Presentation<br />
Layout: Peter Krause, schnellerwerben<br />
E-Mail: <strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>@schufa.de<br />
www.<strong>SCHUFA</strong>-<strong>Kredit</strong>-<strong>Kompass</strong>.de<br />
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