Schnappschuss 03/2015
Das Magazin von Hoffmann Photography
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Kolumne<br />
Nachbelichtet Leser fragen<br />
Im Grundkurs Fotografie habe ich gelernt, dass die Schärfentiefe von der Blendenzahl<br />
abhängig ist und dass man eine große Blendenzahl (16, 22 oder 32) wählen sollte, wenn<br />
man z.B. bei einer Landschaftsaufnahme durchgängige Schärfe haben möchte. Nun habe<br />
ich eine Nahaufnahme von einer Blüte gemacht und trotz Blende 22 ist die Blume nicht<br />
vollständig scharf. Warum nicht?<br />
Burkhard H.<br />
Es ist richtig, dass die Schärfentiefe von der<br />
eingestellten Blende abhängt. Allerdings gibt<br />
es neben der Blendenzahl noch einen weiteren<br />
wichtigen Faktor, der die Schärfentiefe<br />
beeinflusst: der Abbildungsmaßstab.<br />
Je größer ein Objekt auf dem Sensor<br />
abgebildet wird, desto kleiner ist bei gegebener<br />
Blendenzahl die Schärfentiefe. Das<br />
macht sich besonders bei Makroaufnahmen<br />
bemerkbar. Wenn kleine Objekte sehr groß<br />
abgebildet werden, schrumpft die Schärfentiefe<br />
auch bei Blende 22 auf wenige Millimeter<br />
zusammen.<br />
Der Abbildungsmaßstab ergibt sich aus<br />
der verwendeten Objektivbrennweite und<br />
dem Aufnahmeabstand. Je größer die Brennweite<br />
und je kürzer der Aufnahmeabstand,<br />
desto größer der Abbildungsmaßstab.<br />
Bei einem bestimmten Abstand vom<br />
Motiv und einer bestimmten Blendenzahl<br />
ergibt sich also bei Verwendung einer langen<br />
Brennweite, z. B. 200 mm, eine geringere<br />
Schärfentiefe als bei Verwendung einer kurzen<br />
Brennweite, z. B. 24 mm. Allerdings hat<br />
man bei Verwendung des Weitwinkelobjektivs<br />
einen viel größeren Bildausschnitt und<br />
damit einen kleineren Abbildungsmaßstab<br />
als beim Teleobjektiv.<br />
Ginge man mit dem Weitwinkelobjektiv<br />
so nah an das Motiv, dass es genau so groß<br />
auf dem Sensor abgebildet wird wie bei<br />
Verwendung des Teleobjektivs, dann wäre<br />
die Schärfentiefe bei gleicher Blende (fast)<br />
identisch.<br />
Fazit: Es ist manchmal einfach nicht möglich,<br />
ein Motiv von vorne bis hinten vollständig<br />
scharf abzubilden. Die Gesetze der Optik<br />
lassen das einfach nicht zu. Da hilft dann<br />
nur noch Focus Stacking.<br />
12 HOFFMANN<br />
Photography