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PDF [8,01 MB] - B. Braun Melsungen AG

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Magazin zur unternehmerischen Verantwortung von B.<strong>Braun</strong> Ausgabe 2008<br />

Sepsis – unterschätzter<br />

Amoklauf des Körpers<br />

Bei der Diagnose und Therapie<br />

von „Blutvergiftungen“ gibt es<br />

großen Forschungs- und Ausbildungsbedarf<br />

Für eine kinderfreundliche<br />

Welt<br />

„B. <strong>Braun</strong> for Children“ eröffnet<br />

Perspektiven für die kommende<br />

Generation<br />

„Alle fordern eine<br />

familienfreundliche<br />

Politik. Wir tun etwas!“<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg<br />

<strong>Braun</strong> im Interview<br />

Vorbild Natur<br />

Ökonomie und Ökologie im<br />

Einklang: Die Benchmark<br />

Factory in Tuttlingen setzt<br />

auf effiziente Materialund<br />

Energiekreisläufe


WISSEN<br />

4 Sepsis – unterschätzter Amoklauf<br />

des Körpers<br />

Bei der Diagnose und Therapie von<br />

„Blutvergiftungen“ gibt es großen Forschungs-<br />

und Ausbildungsbedarf<br />

8 Fit for Future<br />

Die Aesculap Akademie hat sich in der Aus- und<br />

Weiterbildung von Ärzten und Pflegekräften einen<br />

Namen gemacht<br />

10 Medizinisches Wissen für Tausende<br />

Als Stiftung kann die Aesculap Akademie im Land<br />

der Azteken und Mayas viel Gutes bewirken<br />

11 Begeisterung für innovative Ideen<br />

Dank dem Erfinder-Klima bei B. <strong>Braun</strong> wird aus einer<br />

OP-Drainage im Eigenbau ein marktreifes Produkt<br />

ZU DIESEM HEFT<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

wenn das Potenzial eines Wirtschaftsunternehmens bewertet<br />

wird, spielt seit Jahren die „Nachhaltigkeit“ eine<br />

immer größere Rolle: Der Begriff steht für all das, was<br />

ein Unternehmen tut, um die Rahmenbedingungen für<br />

seine zukünftige Entwicklung vorausschauend und verantwortlich<br />

zu gestalten. Und zwar keineswegs nur in<br />

seinem eng umgrenzten Geschäftsfeld. Innovationen in<br />

Wissenschaft und Technik tragen auf lange Sicht ebenso<br />

zum Erfolg bei wie der schonende Umgang mit der Um-<br />

2 share 2008<br />

GESELLSCHAFT<br />

12 Wo ein Wille ist,<br />

...entsteht ein Indio-Krankenhaus inmitten der Anden<br />

14 Meldungen<br />

16 TITEL<br />

Für eine kinderfreundliche<br />

Welt<br />

18 Gemeinsam für Hoffnung und Zukunft<br />

Die Organisation Bombay Teen Challenge bietet<br />

indischen Straßenkindern eine Zukunft<br />

20 Neue Technik im Therapiekonzept<br />

20 Starthilfe auf dem Weg zum Miteinander<br />

21 Ein Leben mit AIDS<br />

In Südafrika bringt HIV das soziale Gefüge ins<br />

Wanken. Topsy hilft betroffenen Kindern<br />

22 Teilen, um zu helfen<br />

Ein spanisches Sozialprojekt will<br />

Migrantenkinder integrieren<br />

welt – und nicht zuletzt die Entwicklung des gesellschaftlichen<br />

Umfelds, in dem das Unternehmen lebt und<br />

wirtschaftet.<br />

Für B. <strong>Braun</strong> ist Nachhaltigkeit kein Modetrend, auf<br />

den wir jetzt aufspringen. Vielmehr zieht sie sich wie<br />

ein roter Faden durch fast 170 Jahre Firmengeschichte<br />

und ist elementarer Teil unseres Selbstverständnisses.<br />

Wir sehen unser Unternehmen immer auch als „Bürger<br />

in der Gesellschaft“ und übernehmen vor Ort konkrete<br />

Verantwortung – an jedem unserer Standorte in mehr


PERSPEKTIVE<br />

24 „Alle fordern eine familienfreundliche<br />

Politik. Wir tun etwas!“<br />

Der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg<br />

<strong>Braun</strong> im Interview<br />

26 Der tägliche emotionale Spagat<br />

Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen, ist<br />

ein anspruchsvolles Unterfangen für junge Eltern –<br />

überall auf der Welt. Erfahrungsberichte aus Peru<br />

und Deutschland<br />

28 Perspektiven eröffnen<br />

Ein Projekt in Hessen hilft Jugendlichen ohne<br />

Schulabschluss, die Ausbildungsreife zu erwerben<br />

30 Die Zukunftsfabrik<br />

Europas modernste Fertigungsanlage für Infusionslösungen<br />

setzt Standards für eine ganze Branche<br />

als 50 Ländern der Erde. Auch dafür steht unser Leitprinzip<br />

„Sharing Expertise“.<br />

Sie, liebe Leserinnen und Leser, halten heute die erste<br />

Ausgabe eines neuen Magazins in den Händen, das<br />

unsere vielfältigen Aktivitäten vorstellt: Sozialprojekte<br />

für Kinder in Indien, Südafrika oder Spanien, unser Engagement<br />

für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.<br />

An Beispielen zeigen wir, wie wir die Arbeitswelt von<br />

morgen mitgestalten, den Wissenszuwachs in der Heilkunst<br />

fördern und Innovationen vorantreiben.<br />

UMWELT<br />

32 Vorbild Natur<br />

Ökonomie und Ökologie im Einklang: Die<br />

Benchmark Factory in Tuttlingen setzt auf effiziente<br />

Material- und Energiekreisläufe. Ihr intelligentes<br />

Konzept schont die Umwelt und spart Kosten<br />

34 „Grüne“ Technologien nützen allen<br />

In den USA wächst das Bewusstsein für einen<br />

verantwortlichen Umgang mit der Natur.<br />

B. <strong>Braun</strong> USA ist einer der Vorreiter auf diesem<br />

Gebiet. Tim Richards, Senior Vice President<br />

Marketing erklärt warum<br />

Die Reise geht rund um die Welt. Lassen Sie sich mitnehmen<br />

und vielleicht von dem ein oder anderen Projekt<br />

inspirieren, mit dem wir daran arbeiten, unseren<br />

geschäftlichen Erfolg mit gesellschaftlichem Nutzen<br />

immer wieder aufs Neue zu verbinden.<br />

Ihr Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong><br />

share 2008<br />

3


WISSEN<br />

4 share 2008


Deutschland<br />

Sepsis – unterschätzter<br />

Amoklauf des Körpers<br />

Die Bilanz ist erschreckend: „Blutvergiftungen“, in der Fachsprache Sepsen genannt, enden<br />

genauso oft tödlich wie Herzinfarkte. Trotzdem erkennen viele Ärzte die Symptome nicht. Die<br />

Folge: Patienten werden häufig zu spät behandelt. Die Deutsche Sepsis-Gesellschaft arbeitet<br />

deshalb seit Jahren daran, diese Defizite zu beseitigen. B. <strong>Braun</strong> unterstützt die Deutsche<br />

Sepsis-Gesellschaft – finanziell, aber auch mit Know-how und Erfahrung.<br />

Von den ersten Symptomen bis zur<br />

lebensbedrohlichen Krise vergehen oft nur<br />

48 Stunden: Bei dem heute 66-jährigen<br />

Ulrich Meyer aus dem sachsen-anhaltinischen<br />

Jessen schwoll nach einer OP der<br />

Arm an, in den aus therapeutischen<br />

Gründen eine Kanüle gelegt worden war.<br />

Gerade nach Hause entlassen, klagte er<br />

über Schmerzen in der Schulter – Übelkeit,<br />

Appetitlosigkeit und Fieber kamen<br />

hinzu. Nicht selten interpretieren Ärzte<br />

diese Anzeichen als grippalen Infekt. Eine<br />

Fehldiagnose, die den Patienten das Leben<br />

kosten kann. In Deutschland steht Sepsis<br />

auf Platz drei der Sterbestatistik. Doch<br />

quittieren Ärzte die Frage nach einer<br />

schweren Blutvergiftung oft mit einem<br />

Achselzucken. „Wir haben ein Problem in<br />

der Sepsisdiagnose und auch in der Früherkennung“,<br />

sagt Prof. Konrad Reinhart,<br />

Vorsitzender der Deutschen Sepsis-Gesellschaft.<br />

Der Intensivmediziner des Jenaer<br />

Universitätsklinikums gilt nicht nur in<br />

Deutschland als Pionier der Sepsisforschung.<br />

Der Klinikdirektor und sein<br />

Team initiierten in den vergangenen<br />

Jahren zahlreiche Projekte, um diese<br />

Informationsdefizite in Ärzteschaft und<br />

Öffentlichkeit zu verringern. Dazu gehörte<br />

neben dem vom Bundesministerium für<br />

Bildung und Wissenschaft (B<strong>MB</strong>F) geförderten<br />

Kompetenznetzwerk Sepsis<br />

(SepNet) auch die Gründung der<br />

Deutschen Sepsis-<br />

Gesellschaft e. V.<br />

(DSG), die unter<br />

anderem Schulungsprogramme<br />

für Ärzte<br />

anbietet, eine Behandlungsleitlinie<br />

entwickelte und Informationsbroschüren<br />

für Betroffene und<br />

Angehörige auflegt. Ein breites Kompetenznetzwerk<br />

unterstützt diese Arbeit –<br />

B. <strong>Braun</strong> ist ein wichtiger Teil davon.<br />

Kooperation von Forschung und Praxis.<br />

„Entscheidend für Prophylaxe und Therapieerfolg<br />

ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit.<br />

Forschung und Umsetzung<br />

in die klinische Praxis müssen Hand in<br />

Hand gehen“, sagt Dr. Marc-Alexander<br />

Burmeister, stellvertretender Direktor<br />

Marketing & Vertrieb von B. <strong>Braun</strong>. „Deshalb<br />

beschränkt sich B. <strong>Braun</strong> nicht<br />

darauf, ausschließlich Systeme und Produkte<br />

zur Therapie der Sepsis zu entwickeln<br />

und als Weiterbildungspartner zu<br />

dienen, sondern unterstützt auch aktiv die<br />

Forschung.“ Gefördert werden neben der<br />

deutschlandweiten VISEP-Studie (Flüssigkeitsersatz-<br />

und Insulintherapie bei<br />

„Wir beschränken uns<br />

nicht darauf, Systeme und<br />

Produkte zu entwickeln.“<br />

Dr. Marc-Alexander Burmeister,<br />

stellvertretender Direktor Marketing & Vertrieb<br />

Sepsis) des SepNet, bei der einige der<br />

bisher verfügbaren Therapiemöglichkeiten<br />

weltweit erstmals auf dem Prüfstein<br />

standen, auch weitere internationale Projekte<br />

wie CLINICIP (Close Loop Insulin<br />

Infusion for Critical III Patients). Unter<br />

Leitung der Medizinischen Universität<br />

Graz entwickelten Wissenschaftler bei<br />

diesem Projekt eine intelligente Glukoseüberwachung,<br />

um die Überlebenschancen<br />

kritisch erkrankter Patienten auf Intensivstationen<br />

zu verbessern.<br />

Gefährlicher Abwehrkampf. Auslöser der<br />

Sepsis sind Bakterien oder Pilze, die das<br />

Immunsystem des Körpers normalerweise<br />

problemlos in Schach halten kann. �<br />

share 2008<br />

5


WISSEN<br />

50. Kasseler Symposium:<br />

Sepsis als interdisziplinäre<br />

Herausforderung<br />

Mehr als 300 Teilnehmer sind der Einladung von B. <strong>Braun</strong><br />

zum 50. Kassler Symposium gefolgt und haben sich Anfang<br />

Juni 2007 mit neuen Forschungsergebnissen und offenen<br />

Fragen zur Diagnose und Therapie der Sepsis auseinandergesetzt.<br />

Im Wissen, dass kaum ein anderes<br />

Krankheitsbild so viel interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

bei der Behandlung erfordert, wurden Referenten aus den<br />

unterschiedlichen Bereichen der Medizin eingeladen. Die<br />

Vorträge stehen als Video unter der Fachwissens-Website<br />

www.sepsis.bbraun.de kostenlos zur Verfügung.<br />

� Vor allem Patienten, deren Abwehrkräfte<br />

geschwächt sind – etwa durch<br />

andere schwere Erkrankungen oder wegen<br />

einer dagegen eingesetzten aggressiven<br />

Therapie – können der explosionsartigen<br />

Vermehrung von Bakterien oder Pilzen<br />

kaum etwas entgegensetzen. Sie breiten<br />

sich über die Blutbahn im ganzen Körper<br />

aus. Der daraufhin vom Organismus gestartete<br />

Abwehrkampf schadet dem<br />

Menschen mehr, als er nützt: Weiße<br />

Blutkörperchen und andere Abwehrstoffe<br />

werden massenhaft gebildet, um der<br />

Invasion der Keime Herr zu werden. Bei<br />

Sepsis führt dieser „Amoklauf“ der körpereigenen<br />

Abwehrmechanismen dazu, dass<br />

die Blutgefäße regelrecht durchlöchert<br />

werden. Große Mengen an Flüssigkeit gelangen<br />

in das Gewebe. In dieser Phase<br />

liegt der Sepsispatient bereits im Koma –<br />

die Überlebenschance vermindert sich<br />

drastisch. Jetzt kommt es darauf an, den<br />

Herd der Entzündung zu finden und zu be-<br />

6 share 2008<br />

„Bakterien aus dem Krankenhaus<br />

sind die Ausnahme.“<br />

Dr. Frank Martin Brunkhorst, Uniklinikum Jena<br />

seitigen. Es kann der rostige Nagel sein, in<br />

den ein Hobbygärtner Tage oder Wochen<br />

vorher getreten ist, oder eine Operationswunde<br />

wie bei Ulrich Meyer, der erst nach<br />

45 Tagen die Intensivstation wieder verlassen<br />

konnte. Zu mehr als 60 Prozent<br />

sind es Lungenentzündungen und Entzündungen<br />

im Bauchraum, die zur „Blutvergiftung“<br />

führen. „Bakterien aus dem<br />

Krankenhaus sind eben die Ausnahme“,<br />

sagt Dr. Frank Martin Brunkhorst vom<br />

Uniklinikum Jena,<br />

Generalsekretär der<br />

DSG. Die meisten<br />

Patienten trügen<br />

die Keime bereits<br />

in sich, wenn sie<br />

etwa zu einem<br />

harmlosen Eingriff<br />

in die Klinik kämen: „80 Prozent der Fälle<br />

lassen sich auch mit noch so vielen<br />

Hygienemaßnahmen nicht verhindern.<br />

Man kann nur eines tun: die Sepsis so früh<br />

wie möglich erkennen und behandeln“,<br />

betont der Intensivmediziner. Dass es hier<br />

erhebliche Defizite gibt, belegt eine im<br />

Januar 2007 publizierte Studie des<br />

SepNet, bei der Intensivmediziner über<br />

400 Intensivstationen besuchten und<br />

Patienten mit schwerer Blutvergiftung<br />

unter die Lupe nahmen. Das Ergebnis war<br />

nicht nur für Laien überraschend: Jährlich<br />

erkranken 154000 Deutsche an der Sepsis,<br />

wovon 57000 sterben – darunter ungezählte<br />

Fälle, bei denen Fehldiagnosen<br />

zu einem verzögerten Therapiebeginn<br />

führten.<br />

Leitlinien als Basis. Um die Behandlungsqualität<br />

flächendeckend – vom ländlichen<br />

Krankenhaus bis zum Universitätsklinikum –<br />

zu verbessern, müssten die von der DSG<br />

erarbeiteten Leitlinien Eingang in den<br />

Klinikalltag finden. Wie das gelingen kann,<br />

zeigt Dr. Monica C. Bürle vom Zentrum für<br />

Anästhesiologie, Intensivmedizin, Schmerztherapie<br />

und Notfallmedizin am Klinikum<br />

Ludwigsburg, die für ihre Arbeit mit dem<br />

B. <strong>Braun</strong> Critical Care Award 2007 der<br />

DSG ausgezeichnet wurde.<br />

Doch auch Patienten wie Ulrich Meyer<br />

brauchen zusätzliche Aufmerksamkeit: Die<br />

Sepsis und die vielen Tage im Koma gehen<br />

nicht spurlos an den Betroffenen vorbei.<br />

Ulrich Meyer musste wieder gehen und<br />

sprechen lernen, bis heute braucht er<br />

Schmerzmittel. Viele Patienten haben psychische<br />

Probleme und klagen über<br />

neurologische Folgeschäden. Um darauf<br />

aufmerksam zu machen und von<br />

Patientenseite für eine verbesserte Di-


agnose und Therapie einzutreten, haben sich 2005 gut 150<br />

Betroffene und Angehörige in einer nationalen Initiative zusammengeschlossen<br />

und 2007 die weltweit erste „Sepsis-Hilfe<br />

e. V.“ gegründet. Dazu angeregt wurden sie vom Sepsisexperten<br />

Dr. Frank Martin Brunkhorst, der für sein vielfältiges Engagement<br />

in der Krankenversorgung und Forschung das Bundesverdienstkreuz<br />

erhielt.<br />

Obgleich es in den vergangenen Jahren gelungen ist, die<br />

breite Öffentlichkeit wie auch die Mediziner für das Problem der<br />

Sepsis weiter zu sensibilisieren, ist die Versorgungsqualität nach<br />

wie vor verbesserungswürdig. Deshalb unterstützt B. <strong>Braun</strong><br />

zahlreiche Initiativen und Projekte auf diesem Gebiet: So<br />

startete im August 2007 unter der Adresse www.sepsis.bbraun.de<br />

eine neue Fachwissens-Website, die vor allem gebündeltes<br />

Wissen für Ärzte und Wissenschaftler enthält. Ein weiterer<br />

deutlicher Schritt zu einer umfassenderen Forschung ist die<br />

Einrichtung einer von B. <strong>Braun</strong> maßgeblich unterstützten<br />

„Robert-Koch-Stiftungsprofessur" an der Universität Jena – die<br />

erste, die sich ausschließlich der klinischen Sepsisforschung<br />

widmen soll.<br />

AIDS<br />

Dickdarmkrebs<br />

Brustkrebs<br />

Sepsis<br />

Brustkrebs<br />

Knochenkrebs<br />

Darmkrebs<br />

Sepsis<br />

B. <strong>Braun</strong> Critical Care Award<br />

Die Deutsche Sepsis-Gesellschaft (DSG) schreibt<br />

jährlich den mit 3000 Euro dotierten B. <strong>Braun</strong><br />

Critical Care Award aus. Gefördert werden innovative<br />

Arbeiten, die wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

zum Thema Sepsis in die klinische Praxis der<br />

Intensivtherapie überführen. Bewerben können<br />

sich sowohl Autoren, deren Arbeiten im laufenden<br />

Jahr veröffentlicht bzw. zur Publikation angenommen<br />

worden sind, als auch Ärzte, Pflegekräfte<br />

und Krankenhaus-Verwaltungen. Der<br />

B. <strong>Braun</strong> Critical Care Award wird auf dem Kongress<br />

der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung<br />

für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)<br />

bzw. dem Kongress der Deutschen Sepsis-Gesellschaft<br />

verliehen.<br />

Sepsis – die unterschätzte Krankheit<br />

Fälle pro 100 000 Einwohner<br />

17<br />

50<br />

110<br />

300<br />

Mortalitätsrate in Prozent<br />

15<br />

40<br />

40<br />

43<br />

Quellen: Deutsche Sepsis-Gesellschaft e. V.; Prof. Konrad Reinhart, Jena, „Sepsis als medizinische<br />

und gesundheitspolitische Herausforderung“, Vortrag auf dem 50. Kasseler Symposium (1./2. Juni 2007);<br />

Angus DC, Crit Care Med 20<strong>01</strong><br />

Weltweit sterben täglich etwa 1400 Menschen<br />

an einer Sepsis.<br />

An einer Sepsis sterben mehr Menschen als an<br />

einem akuten Herzinfarkt.<br />

Ein Drittel der Todesfälle ereignen sich<br />

innerhalb der ersten 48 Stunden.<br />

Allein in den USA und Deutschland sind<br />

jährlich über 900000 Menschen von einer<br />

Sepsis betroffen.<br />

Die geschätzten Krankenhauskosten durch<br />

Sepsis betragen allein in den USA über 17 Mrd.<br />

US-Dollar im Jahr.<br />

share 2008<br />

7


WISSEN<br />

Deutschland<br />

Fit for Future<br />

Das Konzept des „lebenslangen Lernens“ hat Karriere gemacht: Die Expertenmeinung<br />

aus den 70er Jahren ist zu einem gesamtgesellschaftlichen Anliegen geworden. In sämtlichen<br />

Fachbereichen der Medizin ist die ständige Fortbildung längst unabdingbar. Die Aesculap Akademie<br />

engagiert sich deshalb seit vielen Jahren in diesem Bereich.<br />

Noch vor zehn Jahren schien eine Impfung<br />

gegen Krebs unvorstellbar. Heute werben<br />

Prominente zur besten Sendezeit im<br />

Fernsehen für eine Vorsorgeimpfung gegen<br />

Gebärmutterhalskrebs. In nicht allzu ferner<br />

Zukunft könnten dank Nanotechnologie<br />

miniaturisierte U-Boote durch unsere<br />

Körper kreuzen, um Diagnosen zu erstellen<br />

oder Tumorzellen zu zerstören. Diese<br />

rasante Entwicklung in der Medizin ist aber<br />

nicht nur für die Patienten spürbar – sie ist<br />

vor allem für die Ärzte und die Pflegekräfte<br />

eine Herausforderung, die täglich mit<br />

Krankheiten konfrontiert sind. In kaum<br />

Stammsitz der Aesculap Akademie:<br />

Das „Aesculapium“<br />

8 share 2008<br />

einem anderen Bereich ist die Anforderung<br />

des lebenslangen Lernens so stark verankert<br />

und so notwendig wie in der Medizin. Deshalb<br />

bietet die Aesculap Akademie in Tuttlingen<br />

seit 1995 Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für Ärzte und medizinisches<br />

Personal. Als Tochter des Unternehmens<br />

B. <strong>Braun</strong> veranstaltet die Bildungsstätte<br />

allein in Deutschland jährlich über 150<br />

medizinische Fachkurse in Berlin und Tuttlingen,<br />

Tendenz steigend. Das Angebot<br />

reicht vom praktischen Workshop über<br />

Managementseminare bis hin zu internationalen<br />

Symposien. Inhaltlich werden alle<br />

Die Aesculap Akademie gilt als renommiertes Forum für<br />

medizinisches Training und Weiterbildung. Unter dem Dach<br />

von B. <strong>Braun</strong> bietet sie seit über zehn Jahren ein umfassendes<br />

Dienstleistungskonzept auf allen Kontinenten der Welt an.<br />

Stammsitz ist das „Aesculapium“ in Tuttlingen: Das Gebäude<br />

erinnert an die ältesten Zentren des medizinischen Wissensaustausch<br />

– die Kultstätten des griechischen Heilgottes Asklepios.<br />

Die technische Ausrüstung der Akademien gewährleistet<br />

für die Teilnehmer einen optimalen Wissenstransfer –<br />

etwa durch OP-Live-Übertragung via Internet, internationale<br />

Videokonferenzen und moderne Simulationstechniken.<br />

Disziplinen abgedeckt: von A wie Anästhesie<br />

bis Z wie Zentralsterilisation.<br />

Wissensforum für lebenslanges Lernen.<br />

„Die Aesculap Akademie steht heute als<br />

Marke für hochwertige medizinische Fortund<br />

Weiterbildung in Deutschland und<br />

weltweit“, sagt Geschäftsführerin Felicitas<br />

Janßen. Ganz bewusst leitet sich der Name<br />

aus der griechischen Mythologie ab: Asklepios<br />

(lat. Aesculapius), der Sohn des<br />

Gottes Apollon, wird in der Mythologie als<br />

meisterlicher Arzt beschrieben, und schon<br />

Homer widmete ihm in seiner Ilias einige


Wissensforum Aesculap Akademie:<br />

Chirurgischer Workshop im Aesculapium.<br />

Zeilen. Sein Symbol, der Stab mit der<br />

gewundenen Natter, ist zum festen<br />

Markenzeichen der Heilkunst geworden,<br />

und selbst im Eid des Hippokrates wird Asklepios<br />

erwähnt. In der Aesculap Akademie<br />

werden die Grundsätze und Ambitionen des<br />

Namensgebers bewahrt und weitergetragen.<br />

Dabei versteht sich die Akademie<br />

nicht als reine Fort- und Weiterbildungsstätte,<br />

sondern sie agiert zudem als weltweites<br />

Wissensforum mit zahlreichen<br />

Kooperationspartnern in Forschungseinrichtungen,<br />

Kliniken und Praxen. Ziel ist es,<br />

den Prozess des lebenslangen Lernens in der<br />

Praxis nachhaltig umzusetzen. Die Arbeit<br />

der Aesculap Akademie folgt dabei der<br />

B. <strong>Braun</strong>-Philosophie „Sharing Expertise“.<br />

Der Mutterkonzern ist genauso involviert<br />

wie medizinische Fachgesellschaften und<br />

Vertreter klinischer Einrichtungen. Geschäftsführerin<br />

Janßen sieht vor allem im<br />

Netzwerk der Aesculap Akademien und<br />

ihrer weltweiten Kooperationspartner einen<br />

Vorteil: „Das ermöglicht schnelle Kommunikation<br />

und einen raschen Wissensaustausch<br />

über den aktuellen Stand der<br />

Forschung.“<br />

Weltweit und preisgekrönt. An über 40<br />

Standorten auf allen Kontinenten ist die<br />

Akademie aktiv: Von Mexiko bis nach<br />

Shanghai, meist dort, wo B. <strong>Braun</strong> auch<br />

präsent ist. Das Aufgabengebiet hängt<br />

dabei immer auch von den Gegebenheiten<br />

vor Ort ab. So hat die Akademie auf den<br />

Philippinen einen besonderen Schwerpunkt<br />

in der Zusammenarbeit mit Schwesternorganisationen<br />

etabliert und forciert die<br />

Aus- und Weiterbildung des Pflegepersonals.<br />

Aesculap leistet hier Pionierarbeit.<br />

Ähnlich in Indien oder Vietnam, wo der<br />

Fokus auf der Aufbereitung und Sterilisation<br />

von Instrumenten sowie der Hygienesicherung<br />

liegt. In China dagegen richtet<br />

sich das Hauptaugenmerk vor allem auf den<br />

chirurgischen Bereich.<br />

Auch in Tschechien hat sich die Aesculap<br />

Akademie schnell einen Namen gemacht.<br />

Seit 2002 organisiert sie Kurse zur Fortund<br />

Weiterbildung; die Themen reichen von<br />

der Anästhesie über die Desinfektion und<br />

Sterilisation, die allgemeine Chirurgie und<br />

Orthopädie bis zur Gynäkologie. „Die Entwicklung<br />

läuft gut“, sagt Dr. Martin Kalina,<br />

der die Geschäftsstelle in Prag leitet. „In<br />

den letzten fünf Jahren haben wir Hunderte<br />

von Kursen angeboten und mehr als 10000<br />

Teilnehmer gezählt. Dieses Quantum wollen<br />

wir halten und die Qualität weiter erhöhen.“<br />

Besonderen Wert legen Dr. Kalina und seine<br />

Kollegen auf ein nachhaltiges Angebot der<br />

Akademie: „Es lohnt sich nicht, etwa beim<br />

Thema Wundpflege einen Schnellschuss zu<br />

machen. Unsere Idee geht immer dahin, zu<br />

fragen: Können wir das auch über mehrere<br />

Jahre hinweg anbieten und so eine langfristige<br />

Ausbildung sichern?“<br />

Nur durch solch nachhaltige Ansätze kann<br />

das Konzept des lebenslangen Lernens<br />

umgesetzt werden und eine hochwertige<br />

Wissensvermittlung im Bereich medizinischer<br />

Qualifikation sichern. Die Akademien<br />

haben damit schon jetzt auf dem<br />

Gesundheitsmarkt der Zukunft einen<br />

wichtigen Platz eingenommen. Nicht zuletzt<br />

dafür wurde Aesculap in den vergangenen<br />

drei Jahren in Folge von Frost &<br />

Sullivan (US-Marktforschungsunternehmen)<br />

mit dem renommierten Global Medical Professional<br />

Education Institution of the Year<br />

Award ausgezeichnet.<br />

www.aesculap-akademie.de<br />

share 2008<br />

9


Mexiko<br />

WISSEN<br />

Medizinisches Wissen<br />

für Tausende<br />

Ärzte des Krankenhauses „20 de Noviembre“<br />

in Mexiko-Stadt während eines<br />

Wirbelsäulenchirurgie-Workshops im Juni 2007<br />

Seit dem Jahr 2004 ist die „Fundacion<br />

Academia Aesculap Mexico, A.C.“ offiziell<br />

als Stiftung anerkannt. Das heißt: Die<br />

Aesculap Academie Stiftung Mexiko verfolgt<br />

gemeinnützige Absichten und<br />

möchte mit ihrer Arbeit keine Gewinne<br />

erzielen. Bewusst hebt diese Organisationsform<br />

den sozialen und philantropischen<br />

Charakter der Akademie hervor,<br />

denn gerade in Mexiko werden internationale<br />

Unternehmen immer auch an<br />

ihrem bürgerschaftlichen Engagement ge-<br />

Soziale Verantwortung zeigen<br />

10 share 2008<br />

Wie alle Aesculap Akademien weltweit hat sich auch die Akademie in<br />

Mexiko der Förderung und Vermittlung des medizinischen Wissens verschrieben.<br />

Aber sie wählte dafür einen Sonderweg: die Organisationsform<br />

der Stiftung.<br />

messen. Nicht zuletzt ermöglicht dieser<br />

Weg einen besseren Zugang zu den<br />

Menschen im Lande: Alle Fort- und Weiterbildungskurse<br />

für Ärzte und Krankenhauspersonal<br />

erhielten die volle Anerkennung<br />

der Ärztevereinigungen (CME<br />

Credits) und überdies haben bereits über<br />

35 Prozent aller mexikanischen Vereinigungen<br />

ein Kooperationsabkommen<br />

mit der Aesculap Akademie Stiftung geschlossen.<br />

Für die hohe Qualität der Angebote<br />

sorgen die Sponsoren der Region.<br />

Auf diese Weise konnten im Jahr 2007 in<br />

25 Veranstaltungen und 12 „National<br />

Medical Awards“ bereits 9830 Teilnehmer<br />

erreicht werden. Die Vermittlung aktuellen<br />

medizinischen Fachwissens liegt der<br />

Stiftung sehr am Herzen – und zwar<br />

Die B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter in Mexiko engagieren sich auf vielfältige Art für<br />

die Menschen im Lande; im Mittelpunkt steht dabei die Verbindung von<br />

medizinischen und sozialen Aspekten. Jedes Jahr wird ein Projekt ausgewählt,<br />

das eine besondere Zuwendung erhält – anstelle von Weihnachtsgeschenken<br />

für die Kunden. So unterstützten sie 2004 die Organisation<br />

„Fünf Brote und zwei Fische“, die sich um Menschen am Rande des<br />

Existenzminimums kümmert – meist Indiogemeinschaften und insbesondere<br />

Kinder. 2005 bekamen zwei Organisationen Hilfe, die sozial Benachteiligten<br />

medizinische Versorgung ermöglichen und Familien von krebskranken<br />

Kindern zu mehr Lebensqualität verhelfen. 2006 ging die Spende an eine<br />

Organisation, die Familien von Kindern mit Mukoviszidose unterstützt. 2007<br />

kauften die B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter zum mexikanischen „Tag des Kindes“ am<br />

30. April Geschenke für kranke Kinder bedürftiger Familien.<br />

keineswegs nur im eigenen Hause in Mexiko.<br />

So ermöglicht sie durch finanzielle<br />

Unterstützung Ärzten und Schwestern die<br />

Teilnahme an Weiterbildungsveranstaltungen<br />

innerhalb des weltweiten Netzwerks<br />

der Aesculap Akademien. Daneben<br />

arbeitet die Stiftung eng mit medizinischen<br />

Organisationen im Lande zusammen.<br />

Sie unterstützt Krankenhäuser,<br />

Institute und Universitäten durch Sachund<br />

Geldspenden, um die Erweiterung und<br />

Vermittlung des medizinischen Wissens<br />

voranzutreiben. Mittlerweile zählt sie<br />

mehr als 330 Mitglieder: Darunter sind<br />

hochrangige Fachleute, die vielfach die<br />

Akademie in ihrer täglichen Arbeit unterstützen,<br />

und natürlich engagieren sich<br />

vielfach Mitarbeiter von B. <strong>Braun</strong> Mexiko.


Deutschland<br />

Begeisterung für<br />

innovative Ideen<br />

Der jährlich ausgeschriebene B. <strong>Braun</strong> Innovationspreis soll Ideen<br />

im Konzern honorieren und fördern. Dass dabei auch veritable<br />

Markterfolge geboren werden, zeigen die Gewinner des Jahrgangs<br />

2006: Ihr EndoSponge war schon in der Entwicklungszeit<br />

sehr gefragt.<br />

Etwas aufgeregt war Barbara Wiehn schon.<br />

„In 15 Minuten den Bogen über so ein komplexes<br />

Thema zu spannen, ist eine Herausforderung“,<br />

sagt sie. Zumal, wenn kein<br />

Aspekt fehlen sollte – vom Krankheitsbild<br />

über die Produktentwicklung bis hin zu Einsatzmöglichkeiten,<br />

Kosten und Marketingkonzept.<br />

„Aber nach den ersten Sätzen habe<br />

ich gleich das große Interesse der Jury gespürt“,<br />

erzählt Wiehn. Von dieser Aufmerksamkeit<br />

„durchaus beflügelt“, stellte Barbara<br />

Wiehn im Februar 2007 der B. <strong>Braun</strong>-Jury<br />

das Projekt ihres Teams souverän und „in all<br />

seinen emotionalen Facetten“ vor. Mit<br />

Erfolg: Das spartenübergreifend entwickelte<br />

Produkt EndoSponge, das sie gemeinsam<br />

mit ihrer Aesculap-Kollegin Birgit Stoerk<br />

und mit Andreas Katerkamp aus dem<br />

Development-Center der B. <strong>Braun</strong>-Sparte<br />

„Wir wollen Begeisterung für<br />

Innovationen wecken.“<br />

Dr. Harald Stallforth, Direktor Forschung und Entwicklung<br />

und Mitglied der Geschäftsführung der B. <strong>Braun</strong>-Sparte Aesculap<br />

Hospital Care vorangetrieben hatte, ist<br />

Sieger des B. <strong>Braun</strong> Innovationspreises 2006.<br />

Gemeinsamer Lösungsweg. „In diesem Jahr<br />

war die Entscheidung für die Jury besonders<br />

schwierig“, betont Dr. Harald Stallforth,<br />

Direktor Forschung und Entwicklung der<br />

B. <strong>Braun</strong>-Sparte Aesculap. Alle sieben Teams<br />

in der Endrunde gaben eine „sehr professionelle<br />

Vorstellung“ ihrer Projekte ab. Den<br />

Ausschlag gab schließlich, dass EndoSponge<br />

auch schon bei den Kunden als Innovation<br />

anerkannt ist.<br />

Die Entstehungsgeschichte von Endo-<br />

Sponge begann 2004. Am Klinikum Großhadern<br />

in München kämpften die Ärzte Rolf<br />

Weidenhagen und Uwe Grützner mit einem<br />

Problem, das nach Teilentfernungen am<br />

Enddarm auftrat: Einige Patienten entwickelten<br />

eine so genannte Anastomoseninsuffizienz.<br />

Dabei gelangt Darminhalt in<br />

das kleine Becken und staut sich vor dem<br />

Schließmuskel. Das kann lebensbedrohliche<br />

Infektionen auslösen und heilt nur selten<br />

von alleine aus. Hier<br />

setzt EndoSponge<br />

an. In Zusammenarbeit<br />

mit B. <strong>Braun</strong><br />

entstand aus einer<br />

Drainagelösung<br />

„Marke Eigenbau“<br />

ein ausgefeiltes System<br />

mit exakt aufeinander abgestimmten<br />

Komponenten, das das Sekret aufnimmt und<br />

ableitet, die Wundhöhle stetig reinigt und<br />

verkleinert. Nach durchschnittlich 30 Tagen<br />

EndoSponge-Anwendung ist die Insuffizienz<br />

ausgeheilt.<br />

Andreas Katerkamp, Barbara Wiehn und<br />

Birgit Stoerk stellen das Siegerteam: Ihr<br />

Drainagesystem ging bereits in Serie<br />

In einem Jahr zur Serie. Der Erfolg der<br />

ersten Testversionen stürzte das Team in ein<br />

kleines Dilemma: Die Wirkung war so positiv,<br />

dass Ärzte und Patienten eine Weiterbehandlung<br />

forderten. „Es waren aber<br />

noch einige Überarbeitungen nötig, um die<br />

endgültige Serienreife zu erreichen“, erzählt<br />

Andreas Katerkamp. Also entschloss man<br />

sich, „das eine mit Hochdruck voranzutreiben,<br />

ohne das andere zu lassen.“ Ab<br />

April 2006 verließen zunächst 300, ab Mai<br />

dann 600 EndoSponge-Einheiten monatlich<br />

das Melsunger B. <strong>Braun</strong>-Werk. Im Dezember<br />

2006 ging schließlich die ausentwickelte<br />

Version in Serie. Aktuell werden monatlich<br />

mehr als 1000 Einheiten produziert, die europaweite<br />

Nachfrage nennt Harald Stallforth<br />

„sehr erfreulich“, Länder auf anderen<br />

Kontinenten sind bereits im Fokus. „Solch<br />

ein Erfolg ist natürlich nicht vorhersehbar“,<br />

betont Harald Stallforth. Aber dieses Beispiel<br />

komme dem Ideal des Innovationspreises<br />

sehr nahe und sei ein Beleg für das ausgeprägte<br />

Innovationsklima bei B. <strong>Braun</strong>. Die<br />

Auszeichnung stelle Innovation, Effizienz<br />

und Nachhaltigkeit unter Beweis. „Neugier,<br />

Disziplin, aber auch die Lust am Experiment<br />

sind die Basis erfolgreicher Entwicklungsarbeit“,<br />

sagt Stallforth. Die Teams stecken<br />

viel Zeit und harte Arbeit in ihre Produkte –<br />

ein Zeichen, dass das Konzept des Preises<br />

aufgeht: „Wir wollen Begeisterung für Innovationen<br />

wecken.“<br />

share 2008<br />

11


GESELLSCHAFT<br />

Peru<br />

Wo ein<br />

Wille ist,...<br />

Während andere vom Häuschen im<br />

Grünen oder der Finca in Spanien<br />

träumen, gab es für das Ärzteehepaar<br />

Martina und Klaus-Dieter<br />

John nur ein Ziel: Sie wollten in<br />

Südamerika ein Krankenhaus für<br />

die dort lebenden Indios aufbauen.<br />

Im August wurde das Missionsspital<br />

in den Anden eingeweiht.<br />

12 share 2008


Mit ihrem Lebenstraum wollen Martina und<br />

Klaus-Dieter John den Quechua-Indios helfen<br />

Sonntag, 26. August 2007, im Süden<br />

Perus. Martina und Klaus-Dieter John gehen<br />

durch die leeren Flure des Missionsspitals.<br />

Dick liegt der Baustaub auf dem Boden, die<br />

Fensterscheiben fehlen noch. Nichts deutet<br />

darauf hin, dass hier in fünf Tagen die<br />

peruanische Präsidentengattin Pilar Nores<br />

de Garcia das neue Krankenhaus einweihen<br />

wird – das erste und einzige in der Region.<br />

Hier sollen künftig bis zu 100 000 Quechua-<br />

Indios pro Jahr nach höchsten Standards<br />

der Medizin versorgt werden. 96 Stunden<br />

bleiben noch, um die Baustelle in ein<br />

modernes Hospital zu verwandeln – vier<br />

Tag- und Nachtschichten. Es muss noch<br />

Geld organisiert werden. 3,15 Millionen US-<br />

Dollar haben der Chirurg, die Kinderärztin<br />

und der Darmstädter Verein „Diospi Suyana“<br />

gesammelt – mindestens 200 000 Euro<br />

fehlen noch zur Fertigstellung. In diesem<br />

Zustand ist es unmöglich, die teuren Geräte<br />

in Patientenzimmern, Operationssälen oder<br />

im Labor aufzustellen. „Den Termin für die<br />

Einweihung hatten wir bereits Monate zuvor<br />

mit der Gattin des Staatspräsidenten<br />

vereinbart, ohne zu wissen, wie weit wir<br />

Ende August mit den Bauarbeiten wirklich<br />

sein würden“, erinnert sich Klaus-Dieter<br />

John später, aber das Ehepaar ist dabei, sich<br />

einen langjährigen Traum zu erfüllen.<br />

Die Idee, etwas zu bewegen. Als Martina<br />

und Klaus-Dieter John 1991 zum ersten<br />

Mal als Rucksacktouristen durch Peru<br />

reisten, stand für die beiden angehenden<br />

Mediziner schnell fest: Eines Tages würden<br />

sie in Lateinamerika arbeiten. Nach dem<br />

Examen folgten praktische Jahre in den<br />

USA und im südafrikanischen Township<br />

Soweto. 1998 packte die Familie die Sachen<br />

und wanderte nach Ecuador aus. Die Idee,<br />

ein Missionshospital für Indios zu bauen,<br />

reifte heran. 2002 begannen die Johns mit<br />

der Planung; im gleichen Jahr gründeten sie<br />

mit acht weiteren Christen den Verein<br />

„Diospi Suyana“ – das bedeutet auf<br />

Quechua: „Wir vertrauen auf Gott.“<br />

Nach Reisen durch Peru und Bolivien entschieden<br />

sich die beiden für die Andenstadt<br />

Curahuasi. Hier in 2 600 Meter Höhe sollte<br />

das Krankenhaus entstehen. Laut Statistik<br />

kommen in Apurímac, dem „Armenhaus<br />

Perus“, drei Ärzte auf 10 000 Einwohner –<br />

in Deutschland sind es 33. Mit der unzureichenden<br />

medizinischen Versorgung<br />

gehen eine hohe Kindersterblichkeit und<br />

geringe Lebenserwartung einher. Betroffen<br />

sind vor allem die Nachfahren der Inka, die<br />

zum Großteil abseits der Städte in den<br />

Anden wohnen. Für Martina und Klaus-<br />

Dieter John begann eine lange Reise um die<br />

Welt: Unterstützt von ihrem Verein,<br />

mussten sie Gelder<br />

und Sachspenden<br />

einwerben. 685-mal<br />

stellte das Ehepaar<br />

die Idee des Missionshospitals<br />

vor – auch<br />

in <strong>Melsungen</strong>. Prof.<br />

Ludwig Georg <strong>Braun</strong><br />

war begeistert: „Das Engagement von Dr.<br />

John und seiner Frau hat mich beeindruckt“,<br />

erinnert sich der Vorstandsvorsitzende von<br />

B. <strong>Braun</strong>. „Deutschland zu verlassen, mit<br />

Kindern nach Südamerika zu ziehen und<br />

mitten in den Anden ein Hospital aufzubauen,<br />

ist ein couragierter Schritt. Für<br />

mich war schnell klar, dass wir das Projekt<br />

unterstützen wollen.“ In den ersten beiden<br />

Jahren soll das Krankenhaus kostenlos mit<br />

B. <strong>Braun</strong>-Produkten versorgt werden. So<br />

spendete die Sparte Aesculap die Erstausstattung<br />

mit chirurgischen Instrumenten<br />

für den OP-Saal. Auch die 10000 Euro Erlös<br />

des Aesculap Benefiz Golfcups 2006 flossen<br />

in die Klinikeinrichtung. Und es werden<br />

immer wieder neue Wege gefunden, das<br />

Krankenhaus zu fördern.<br />

Das Wunder von Curahuasi. Neben Firmen<br />

aus der Medizinbranche spendeten auch<br />

Privatpersonen. Insgesamt erhielten John<br />

und seine Unterstützer fünf Millionen Euro<br />

Sach- und Geldspenden. Ohne Kredit<br />

startete 2005 der Bau, am 31. August 2007<br />

wurde das Hospital feierlich eingeweiht. Die<br />

Tage und Nächte davor hatten das Ehepaar<br />

John und ihre Helfer ununterbrochen gearbeitet.<br />

„Im Morgengrauen wurden die<br />

letzten Glasscheiben eingebaut“, erzählt<br />

John, „einige bastelten einen überdimensionalen<br />

Kuchen, eine Nachbildung<br />

des Spitals. Andere deckten Tische oder<br />

kämpften gegen den Schmutz.“ 4500<br />

Menschen kamen zur Einweihung. Neun<br />

Fernsehteams besichtigten gemeinsam mit<br />

der Gattin des Staatspräsidenten das<br />

Hospital, das die peruanische Zeitung „La<br />

Republica“ als „Wunder von Curahuasi“<br />

bezeichnete.<br />

Bis das Krankenhaus offiziell eröffnete,<br />

dauerte es noch fast zwei Monate: Am 22.<br />

Oktober starteten Ambulanz, Zahnarztsuite,<br />

„Für mich war schnell klar,<br />

dass wir das Projekt<br />

unterstützen wollen.“<br />

Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong><br />

Ultraschall, Apotheke und Physiotherapie.<br />

Ende 2007 folgten die anderen Abteilungen<br />

wie Bettenhaus und OPs. Gemeinsam mit<br />

Ärzten, Krankenschwestern und Verwaltungsangestellten<br />

aus Europa arbeiten<br />

auch Indios im Hospital. Sie sollen künftig<br />

die Hälfte der Stellen besetzen. Eine Ausbildung<br />

zur Krankenschwester oder „Promotores<br />

de Salud" (Gesundheitshelfer)<br />

erhalten sie vor Ort. Mittlerweile sind 5,2<br />

Millionen US-Dollar in den Bau und die<br />

Einrichtung geflossen.<br />

www.diospi-suyana.org<br />

share 2008<br />

13


GESELLSCHAFT<br />

Deutschland<br />

Mit allen Sinnen lernen<br />

Was passiert mit dem Frühstücksbrot im Bauch? Wozu<br />

braucht der Mensch Knochen? Wie lassen sich mit Hilfe von<br />

Muskeln Töne erzeugen? Vorschulkinder lernen nicht aus<br />

Büchern, sondern mit allen Sinnen. Sehen, hören, anfassen – so<br />

heißt auch das Prinzip der B. <strong>Braun</strong>-Kindergartenakademie in<br />

<strong>Melsungen</strong>. In drei thematischen Workshops machen die Mitarbeiter<br />

der Abteilung Professional Services Wissenswertes über<br />

den menschlichen<br />

Körper für die<br />

jungen Teilnehmer<br />

anschaulich und<br />

erlebbar. Das in<br />

Eigenregie aufgestellte<br />

Projekt<br />

richtet sich vorrangig<br />

an Kindergärten:<br />

Bereits<br />

Fünf- und Sechsjährige<br />

sollen modernen Bildungsplänen zufolge Grundkenntnisse<br />

über Chemie, Biologie und Medizin vermittelt bekommen. In<br />

<strong>Melsungen</strong> und Umgebung haben sie dafür dank des Engagements<br />

der B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter fachkundige Unterstützung<br />

gefunden.<br />

Indien<br />

Medizinelite von morgen<br />

Seit 2004 verleiht die B. <strong>Braun</strong> Medical Trust Foundation<br />

jährlich 50 Stipendien an indische Nachwuchsmediziner. Die<br />

Postdoktoranden können sich in neun verschiedenen Disziplinen<br />

bewerben, darunter Kardiologie, Orthopädie und Neurologie. Hintergrund<br />

und Ziel ist es zum einen, den Nachwuchstalenten<br />

möglichst optimale Voraussetzungen für ihre Forschung und<br />

Fortbildung zu verschaffen. Dafür erhalten sie für ein Jahr –<br />

jeweils von Juni bis Mai – eine finanzielle Unterstützung, die<br />

ihnen die Konzentration auf ihr jeweiliges Projekt erheblich erleichtert.<br />

Zum anderen profitiert das gesamte Gesundheitswesen<br />

vom Anspruch des Programms, akademische und medizinische<br />

Bestleistungen zu fördern. Denn die Medical Trust Foundation ist<br />

in Fachkreisen mittlerweile so bekannt, wie ihre Stipendiaten gefragt<br />

sind – gelten sie doch nach dem Urteil der hochkarätig besetzten<br />

Auswahl-Jury als zukünftige Leistungsträger ihrer Fachrichtung.<br />

Für Priya B. Mirchandani von B. <strong>Braun</strong> India ist das eine<br />

wichtige Bestätigung für die Idee, die hinter der Stiftung steht.<br />

Mit jedem neuen Stipendiaten, der sich übrigens weder dem<br />

Unternehmen noch der Stiftung gegenüber zu etwas anderem als<br />

guter Leistung verpflichtet, komme der medizinische Fortschritt<br />

im Lande schneller voran.<br />

14 share 2008<br />

USA<br />

Ein Netzwerk für lebenswerte<br />

Kommunen<br />

„United Way“ ist ein Netzwerk unabhängiger kommunaler<br />

Organisationen in den USA, die sich in den Gemeinden vor Ort<br />

engagieren, um drängende Probleme zu lösen. Die lokalen<br />

Organisationen setzen sich beispielsweise dafür ein, dass<br />

Kinder gesund aufwachsen und lernbereit zur Schule kommen,<br />

dass Jugendlichen alle Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss<br />

offenstehen, dass ältere Menschen in ihrem Wohnumfeld<br />

integriert bleiben und das kommunale Umfeld für die<br />

Familien sicher und lebenswert ist. All diese Ziele und<br />

Aufgaben möchte B. <strong>Braun</strong> USA im Rahmen seines bürgerschaftlichen<br />

Engagements mit voranbringen. Die Mitarbeiter<br />

am Standort Greater Lehigh Valley spendeten 2007, zum Beispiel<br />

durch Tombolas, Kuchenbasare oder Unterstützung beim<br />

„Sozialen Tag“ zugunsten der Lebensmittelhilfe für Bedürftige,<br />

insgesamt fast 45000 US-Dollar.<br />

Deutschland<br />

Starthilfe für Forscher<br />

und Künstler<br />

Der Förderung junger Wissenschaftler und dem interdisziplinären<br />

Wissensaustausch in hat sich der Otto-<strong>Braun</strong>-Fonds<br />

verschrieben: Seit 1990 vergibt der Fonds Promotionsstipendien<br />

und fördert Abschlussarbeiten angehender Kunstwissenschaftler<br />

an der Universität Kassel. Zwei Drittel der Gelder sind den Technik-<br />

und Naturwissenschaften vorbehalten, ein Drittel für<br />

Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bestimmt. Mehr als 70<br />

Prozent der mittlerweile über hundert Stipendiaten – und damit<br />

überdurchschnittlich viele – schließen ihre Promotion erfolgreich<br />

ab. Bei regelmäßigen Treffen bietet sich den Stipendiaten zudem<br />

Gelegenheit, über die Grenzen des eigenen Faches hinweg Erfahrungen<br />

zu sammeln.<br />

Philippinen<br />

Philippinischer Preis für<br />

exzellente Pflege<br />

Um herausragende Leistungen in der oftmals aufopferungsvoll<br />

betriebenen Krankenpflege auf den Philippinen stärker öffentlich<br />

zu würdigen, hat die Vereinigung für Krankenpflege ANSAP<br />

gemeinsam mit B. <strong>Braun</strong> 20<strong>01</strong> den ANSAP B. <strong>Braun</strong> Award ins<br />

Leben gerufen. Dieser Preis wird jedes Jahr an außerordentlich<br />

engagierte Krankenschwestern verliehen – und zwar in zwei


Kategorien: Für die erste sind jeweils die besten Pflegekräfte aus<br />

vier Regionen des Landes gesucht. In der zweiten Kategorie<br />

würdigt das Gremium vorbildhafte Leistungen, die Nachahmer<br />

finden sollen. Dieser Preis ging 2007 an die leitende Krankenschwester<br />

der Philippinischen Armee, Col. Ofelia E. Hernando,<br />

die sich für bessere Moral und Fürsorge des Militärpersonals<br />

einsetzt.<br />

USA<br />

Ein Musikfest für alle<br />

Zu einem Kulturereignis von nationalem Rang hat sich im Lauf<br />

der vergangenen zwei Jahrzehnte das jährliche „Musikfest“ in<br />

Bethlehem, Pennsylvania entwickelt: Im August 2007 strömten<br />

mehr als eine Million Menschen aus allen Landesteilen ins<br />

Lehigh Valley, um hier Livemusik nahezu aller Stilrichtungen zu<br />

erleben. Mehr als<br />

300 Künstler aus<br />

der ganzen Welt<br />

boten an den zehn<br />

Festivaltagen auf<br />

13 In- und Outdoorbühnen<br />

ein überaus<br />

reichhaltiges Programm<br />

– beträchtliche<br />

Teile davon<br />

dank finanzstarker<br />

Förderer für die Besucher kostenlos. Als Sponsor der Künste beteiligte<br />

sich 2007 erstmals B. <strong>Braun</strong> USA am Musikfest: Mit<br />

dem B. B. King-Konzert am 5. August sponserte das Unternehmen<br />

eines der Highlights im Programm, und am 7. August<br />

zog die B. <strong>Braun</strong>/Aesculap-Nacht als eine der zehn großen<br />

Nachtveranstaltungen die Besuchermassen in ihren Bann. Das<br />

Unternehmen hat damit sein Engagement für mehr Lebensqualität<br />

in der Region auf eindrucksvolle Art unter Beweis<br />

gestellt.<br />

Deutschland<br />

Vereint für die Zukunft<br />

von <strong>Melsungen</strong><br />

Am Stammsitz <strong>Melsungen</strong> initiierte B. <strong>Braun</strong> gemeinsam mit<br />

Partnern aus Wirtschaft, Kommune und sozialen Einrichtungen<br />

den Förderverein für ein zukunftsfähiges <strong>Melsungen</strong> e. V.: Seit<br />

der Gründung im Februar 2005 setzt sich der Verein besonders<br />

für die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Förderung von Bildung<br />

und Erziehung ein. Mit diesem B. <strong>Braun</strong> for Children-Projekt<br />

möchte das Unternehmen dazu beitragen, <strong>Melsungen</strong> als attraktives<br />

Lebensumfeld zu gestalten – und somit letztlich auch<br />

die eigene Attraktivität als Arbeitgeber weiter verbessern. Eine<br />

Hauptaufgabe des Fördervereins ist, die gleichzeitig geschaffene<br />

Stiftung kinder- und familienfreundliches <strong>Melsungen</strong> mit Kapital<br />

auszustatten, damit sie ihre Ziele verfolgen kann: Kindern und<br />

Jugendlichen in der Region eine optimale Entwicklung ermöglichen,<br />

Eltern bei ihrer Erziehungsarbeit und der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie unterstützen. 2007 lag der Fokus beispielsweise<br />

auf Ferienbetreuung, Integration und dem Miteinander<br />

der Generationen. Zu den insgesamt 18 Förderprojekten<br />

zählten Ferienprogramme für Schulkinder, die Sprachförderung<br />

von Migrantenkindern in Kindergärten und integrative Sportangebote.<br />

Um langfristig eine sichere Basis für die Förderarbeit<br />

zu schaffen, will der Verein das Stiftungskapital bis 2008 auf<br />

mindestens 700000 Euro aufstocken. Auch hier leistet<br />

B. <strong>Braun</strong> einen maßgeblichen Beitrag: Gemeinsam mit anderen<br />

Partnern zahlt das Unternehmen in einen Matching Fund ein, der<br />

jeden Spenden-Euro aus der Bevölkerung verdoppelt.<br />

USA<br />

Aktionen für gesunde Herzen<br />

Dem Kampf gegen Herzkrankheiten und Schlaganfall hat<br />

sich die American Heart Association verschrieben: Sie möchte<br />

die Menschen zu einer gesünderen Lebensweise und somit<br />

mehr Vorbeugung bewegen. Auf diesem Feld engagiert sich<br />

auch B. <strong>Braun</strong> USA seit Jahren, und so unterstützte das<br />

Unternehmen 2007 wieder ausgewählte Aktionen: Zum „Tag<br />

der roten Kleidung“ am 2. Februar – er ist dem Kampf gegen<br />

Herzkrankheiten gewidmet – spendeten die Mitarbeiter insgesamt<br />

mehr als 2 500 US-Dollar. Außerdem nahm das<br />

Unternehmen am „Heart Walk“ (Herzlauf) teil, einer landesweiten<br />

Spendenaktion am 16. September: In lockerer,<br />

familiärer Atmosphäre warben über eine Million Läufer auf<br />

rund 600 Veranstaltungen für mehr körperliche Aktivität zur<br />

Förderung gesunder Herzen.<br />

share 2008<br />

15


GESELLSCHAFT<br />

„B. <strong>Braun</strong> for Children“ eröffnet Perspektiven für die kommende Generation<br />

16 share 2008<br />

Für eine


kinderfreundliche<br />

Welt<br />

Die Zukunft einer jeden Gesellschaft wächst in ihren Kindern heran. Die einen<br />

genießen die Privilegien einer behüteten Kindheit und Jugend, sie werden<br />

umsorgt und gefördert, haben Zugang zu guter Bildung. Aber es gibt auch die<br />

anderen, die abseits von all dem stehen, was gemeinhin als Erfolg und Lebensqualität<br />

bezeichnet wird. B. <strong>Braun</strong> hat sich zum Ziel gesetzt, den unterprivilegierten<br />

Kindern Chancen auf ein angemessenes Leben zu eröffnen: Das<br />

Unternehmen möchte an seinen Standorten einen eigenen Beitrag zu besseren<br />

Lebensbedingungen und zum sozialen Zusammenhalt der Menschen leisten.<br />

Den Wandel der Gesellschaft aktiv mitzugestalten, sieht B. <strong>Braun</strong> als bürgerschaftliche<br />

Pflicht. In der fast 170-jährigen Firmengeschichte ist dieses Verständnis<br />

nachhaltiger sozialer Verantwortung tief verankert.<br />

Hilfe kommt am besten an, wenn sie persönlich ist und die konkrete Situation<br />

vor Ort berücksichtigt. Diese Erfahrung spiegelt das 2003 geschaffene Programm<br />

„B. <strong>Braun</strong> for Children“ wider: Im sozialen Sinn des Unternehmensprinzips<br />

„Sharing Expertise“ ermuntert es jede der über 50 Ländergesellschaften, eigene<br />

Projekte zu initiieren – oder ein bestehendes Hilfsprojekt vor Ort auszuwählen<br />

und gezielt zu fördern. Das Spektrum ist groß; von der finanziellen und persönlichen<br />

Unterstützung profitieren Straßenkinder von Mumbai in Indien ebenso<br />

wie Migrantenkinder in der spanischen Stadt Rubi, AIDS-Waisen in Südafrika<br />

oder Autisten in Ungarn. Oft spielen medizinische Aspekte bei der Auswahl der<br />

Projekte eine Rolle, manchmal erfordert die lokale Situation aber auch einen<br />

ganz anderen Fokus: wie in Deutschland, wo es um bessere Qualität und Verfügbarkeit<br />

der Kleinkinderbetreuung geht.<br />

Wichtig ist dem Unternehmen zum einen die Langfristigkeit und Verlässlichkeit<br />

der Hilfe: Konkrete Geldspenden werden für einen vorher genau definierten<br />

Zeitraum zugesagt. Zum anderen geht es aber nicht nur ums Geld – wo die Mitarbeiter<br />

sich persönlich angesprochen und betroffen fühlen, engagieren sie sich<br />

aktiv in den Hilfsprojekten. Je mehr sich beteiligen, umso besser; die Verantwortung<br />

für die Entwicklung der Gesellschaft muss auf breiten Schultern getragen<br />

werden.<br />

share 2008<br />

17


GESELLSCHAFT<br />

Indien<br />

Die Straßenkinder in der indischen Millionenmetropole Mumbai leben am Rand der Gesellschaft.<br />

Für eine lebenswerte Zukunft der Kinder kämpfen Initiativen wie die Bombay Teen Challenge –<br />

mit Unterstützung von B. <strong>Braun</strong>.<br />

Gemeinsam für Hoffnung<br />

und Zukunft<br />

Sie sind überall auf den Straßen von<br />

Mumbai: Kinder, die zum Betteln gezwungen<br />

sind. Etliche mussten vor Armut,<br />

Missbrauch und Gewalt von zu Hause<br />

fliehen, ein paar von ihnen haben sich<br />

selbst verstümmelt, um die Aufmerksamkeit<br />

der vorbeieilenden Passanten leichter zu<br />

erhaschen. Andere sind die Kinder von<br />

Prostituierten, deren Mütter sie während<br />

der Arbeit auf die Straße schicken oder<br />

18 share 2008<br />

ganz aus der Unterkunft warfen. Und einige<br />

haben gar keine Eltern mehr, verloren sie<br />

an AIDS. Gemeinsam ist ihnen allen, dass<br />

sie schwach und wehrlos sind, gefährdet<br />

von Kriminalität und Missbrauch, anfällig<br />

für Drogen, die sie die triste Realität kurz<br />

vergessen lassen. Genau im Brennpunkt<br />

dieser Probleme, zwischen den vielfältigen<br />

Gefahren und dem Unrat des Rotlichtviertels,<br />

begann 1990 der ehemalige Öl-<br />

Manager K.K. Devaraj, einen Kontrapunkt<br />

zu setzen und die Organisation Bombay<br />

Teen Challenge (BTC) aufzubauen. Das Anliegen<br />

des Gründers und heutigen Direktors<br />

hat sich bis heute nicht geändert: „Es gibt<br />

hier tausende von Seelen, die in einem<br />

Teufelskreis von Drogen, Alkohol, Kriminalität<br />

und Prostitution verstrickt sind“,<br />

sagt Devaraj, „und wir wollen unser Bestes<br />

tun, jeder einzelnen wieder eine Hoffnung


Deutschland<br />

Preiswürdiges Engagement<br />

Bei der Verleihung des Deutschen Kinderpreises am<br />

17. November 2007 erhielt die B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong><br />

<strong>AG</strong> in der Kategorie „Unternehmen für Kinder“ den<br />

dritten Preis. Im Rahmen einer feierlichen Gala<br />

würdigten die Juroren mit der Auszeichnung das<br />

weltweite Programm „B. <strong>Braun</strong> for Children“: Unter<br />

diesem Motto fördern bereits über 20 Landesgesellschaften<br />

ausgewählte oder eigeninitierte Projekte, die<br />

Heranwachsenden vor Ort zugute kommen. Im Vordergrund<br />

stehen dabei neben der verlässlichen, langfristigen<br />

finanziellen Unterstützung vor allem die<br />

Hilfe zur Selbsthilfe sowie das persönliche Engagement<br />

der Mitarbeiter. Der Deutsche Kinderpreis<br />

und eine Zukunft zu geben.“ Die Möglichkeiten<br />

dafür haben sich indes im Laufe der<br />

Zeit deutlich entwickelt: Was mit einem<br />

kleinen Ladenlokal begann, ist mittlerweile<br />

eine der größten indischen Nichtregierungsorganisationen.<br />

Zuflucht und erste Hilfe. Bombay Teen<br />

Challenge betreibt inzwischen unter<br />

anderem ein Rehabilitationszentrum für<br />

alkohol- und drogenabhängige Männer,<br />

eine Betreuungseinrichtung für Frauen,<br />

die sich aus den Fängen der Prostitution<br />

und des Frauenhandels befreien konnten<br />

und – seit 2005 – das „Bombay Teen<br />

Challenge Shelter“. Diese Mischung aus<br />

Sozialstation und Kinderheim beherbergt<br />

bis zu hundert Kinder. Die BTC-Mitarbeiter<br />

lesen hilflose Straßenkinder auf, versorgen<br />

sie mit Kleidung, Nahrung, Bildung – und<br />

vor allem mit Betreuung und Zuwendung<br />

rund um die Uhr. Abhängig von ihrer individuellen<br />

Situation bleiben die Kinder<br />

zwischen sechs Monaten und einem Jahr<br />

in dieser „Erste-Hilfe-Station“, wie sie<br />

die BTC-Mitarbeiter nennen. Anschließend<br />

ziehen sie in BTC-Einrichtungen außerhalb<br />

wurde 2007 erstmals<br />

verliehen. Mehr als<br />

300 Projekte waren<br />

dem Aufruf von<br />

World Vision, der<br />

Deutschen Kinderund<br />

Jugendstiftung<br />

(DKJS) des Deutschen<br />

Kinderhilfswerkes<br />

(DKHW) und des<br />

Mumbais um. Dieses Engagement hat die<br />

Verantwortlichen bei B. <strong>Braun</strong> India<br />

beeindruckt. „Bombay Teen Challenge hat<br />

bereits eine Menge dafür getan, die<br />

Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern<br />

und ihnen eine Stimme zu geben“,<br />

betont Priya B.<br />

Mirchandani,<br />

Managerin in der<br />

Kommunikationsabteilung<br />

von<br />

B. <strong>Braun</strong>. Gemeinsam<br />

mit der Personalabteilung<br />

koordiniert sie das karitative Engagement<br />

des Unternehmens. „Wir wollen unseren<br />

Teil dazu beitragen, die Bedingungen<br />

weiter zu verbessern.“ Im Falle Bombay<br />

Teen Challenge war diese Unterstützung<br />

zunächst ganz handfest: Das Unternehmen<br />

ermöglichte 75 von BTC betreuten<br />

Kindern im Juni 2007 den Besuch<br />

des Vergnügungsparks „Suraj Water Park“,<br />

eine der beliebtesten Freizeitattraktionen<br />

von Mumbai. Nicht nur BTC-Betreuer<br />

Sandesh Kadam war angetan – die Augen<br />

der Kinder, erzählt er, hätten bei der Be-<br />

Rundfunkbeauftragten der Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland (EKD) gefolgt und hatten sich in neun<br />

Kategorien beworben.<br />

„Wir wollen unseren Teil dazu<br />

beitragen, die Bedingungen weiter<br />

zu verbessern.“<br />

Priya B. Mirchandani, B. <strong>Braun</strong> India<br />

Schauspielerin Mariella Ahrens und<br />

Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf,<br />

Direktorin der Unternehmenskommunikation<br />

von B. <strong>Braun</strong><br />

schäftigung mit den Wasserspielen und<br />

Fahrgeschäften endlich wieder wie<br />

Kinderaugen geleuchtet.<br />

Mitarbeiter helfen. Über diesen Event<br />

hinaus, erzählt Priya B. Mirchandani,<br />

sei man gerade<br />

dabei, die Ausweitung<br />

der Zusammenarbeit<br />

mit BTC auszuloten<br />

und sich<br />

gezielt nach<br />

weiteren unterstützungswürdigen<br />

Projekten umzuschauen.<br />

Denn dass B. <strong>Braun</strong> India als<br />

Unternehmen und vor allem seine Mitarbeiter<br />

karitative Projekte unterstützen,<br />

gehöre bereits zur guten Tradition. Etliche<br />

Beschäftigte spenden regelmäßig freiwillig<br />

einen Teil ihres Gehalts für Hilfsprojekte<br />

und -organisationen – direkt oder<br />

über den Kauf von Produkten, die von den<br />

Initiativen angeboten werden. Und viele<br />

Mitarbeiter widmen sich zudem in ihrer<br />

Freizeit der karitativen Arbeit – indem sie<br />

bei Hilfsprojekten mit anpacken.<br />

share 2008<br />

19


GESELLSCHAFT<br />

Österreich<br />

Neue Technik im Therapiekonzept<br />

Behinderte Kinder entdecken ihre digitale Kreativität<br />

Durch die Spende von B. <strong>Braun</strong> Austria wird das<br />

Projekt „Digitale Kreativität“ endlich Wirklichkeit<br />

Die Förderung kranker und benachteiligter<br />

Kinder in Österreich hat sich B. <strong>Braun</strong> Austria<br />

zum Anliegen gemacht: Seit 2006 unterstützt<br />

das Unternehmen das Heilpädagogische<br />

Zentrum in der Hinterbrühl (HPZ) in<br />

Ungarn<br />

Der Hollywood-Film „Rain Man“ hat 1988<br />

eine bis dato wenig bekannte Erkrankung in<br />

das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt –<br />

Autismus. Dustin Hoffman zeigte als<br />

Raymond sehr überzeugend die Probleme<br />

auf, mit denen Autisten im täglichen Leben<br />

zu kämpfen haben: Sie können nicht richtig<br />

mit ihren Mitmenschen kommunizieren, und<br />

auch die Welt um sich herum nehmen sie<br />

anders wahr. Trotz ihrer angeborenen<br />

geistigen Störung sind die meisten von ihnen<br />

normal intelligent, manche trumpfen gar auf<br />

einem eng umgrenzten Gebiet mit genialen<br />

Fähigkeiten auf. Allerdings sind extrem viel<br />

Hingabe und Zuwendung nötig und oft<br />

jahrelange Spezialtherapien, damit Autisten<br />

20 share 2008<br />

Niederösterreich. Hier werden mehr als 140<br />

Kinder und Jugendliche mit geistigen, körperlichen<br />

und sozialen Behinderungen betreut,<br />

darunter Autisten, Patienten mit gestörter<br />

Persönlichkeitsentwicklung oder stark verminderter<br />

Lernfähigkeit. Dank der Hilfe der<br />

B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter konnte das Zentrum<br />

2006 eine „digitale Kreativeinheit“ mit<br />

Laptop, Camcorder, Digitalkamera, Zusatzmikrofon<br />

und Drucker anschaffen: Das nötige<br />

Geld kam bei einer Auktion zusammen, in der<br />

B. <strong>Braun</strong> Austria ausrangierte Laptops an die<br />

Angestellten versteigerte. So zog die von<br />

vielen jugendlichen Patienten ersehnte Technik<br />

des 21. Jahrhunderts in die Therapie ein:<br />

Sie können damit Blogs, Podcasts und kleine<br />

Filme produzieren. Da die Abteilungen und<br />

Gruppen am HPZ miteinander per Computer<br />

Starthilfe auf dem<br />

Weg zum Miteinander<br />

Ungarische B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter wollen Autisten helfen<br />

lernen, sich im ganz gewöhnlichen Alltag<br />

zurechtzufinden. Den betroffenen Kindern<br />

und Jugendlichen auf diesem langen Weg zu<br />

helfen, ist ein wichtiges Anliegen der<br />

B. <strong>Braun</strong>-Gesellschaft in Ungarn: Deshalb<br />

unterstützt sie das Autistenbetreuungszentrum<br />

ASK in Gyöngyös. Das arbeitet zwar eng<br />

mit staatlichen Stellen zusammen, aber für<br />

besondere Aktionen oder für persönliche<br />

Weihnachtsgeschenke fehlt oft das Geld. So<br />

spendeten die B. <strong>Braun</strong>-Mitarbeiter Ende<br />

2006 über 2 Millionen Forint (rund 7500<br />

Euro). Gegründet wurde das ASK 1999 von<br />

den Grauen Mönchen, die eigens ein Kloster<br />

für die Bedürfnisse der autistischen Kinder<br />

und Jugendlichen umrüsteten. Die jungen<br />

vernetzt sind, kommt auf digitaler Ebene eine<br />

echte Kommunikation in Gang – eine qualitativ<br />

neue Stufe im Therapiekonzept, bei dem<br />

kreative Techniken traditionell eine große<br />

Rolle spielen. „Damit die neue Technik gleich<br />

richtig laufen lernt, haben wir die Spende<br />

aufgestockt und finanzieren einen externen<br />

Betreuer“, erklärt Manfred Mahrle, Geschäftsführer<br />

bei B. <strong>Braun</strong> Austria. Der hat<br />

die Technik installiert und steht dem Zentrum<br />

mit Rat und Tat zur Seite, wenn der Datenfluss<br />

mal ins Stocken kommt. „Wir sponsern<br />

den Betreuer so lange, bis die Mitarbeiter das<br />

Projekt in Eigenregie weiterführen können“,<br />

erklärt Christian <strong>Braun</strong>, ebenfalls Geschäftsführer<br />

von B. <strong>Braun</strong> Austria. Der Fortgang des<br />

Projektes ist auch für 2008 gesichert – dann<br />

soll noch mehr Technik dazukommen.<br />

Ilona <strong>Braun</strong> mit Kindern des Autistenbetreuungszentrums<br />

in Gyöngyös<br />

Patienten werden hier erzogen, unterrichtet<br />

und trainiert. Außerdem gibt es Pläne zur<br />

Weiterentwicklung des Konzepts: Weil trotz<br />

modernster Therapie ein Teil der Autisten nie<br />

ein eigenständiges Leben führen kann, soll<br />

ein weiteres Zentrum die erwachsenen<br />

Patienten aufnehmen. Dafür entsteht im Ort<br />

Karacsond ein moderner Bio-Bauernhof mit<br />

angeschlossener Lebensmittelverarbeitung.<br />

Nach Vorbildern aus Irland, Frankreich, den<br />

Niederlanden und Deutschland sollen die<br />

Autisten hier Arbeit, Unterkunft und Betreuung<br />

erhalten.


Südafrika<br />

Ein Leben mit AIDS<br />

Anfang 2000 wollten Silja Elena, Duke<br />

Kaufman und Doug Maritz nicht länger<br />

zusehen: Eine Autostunde von Johannesburg<br />

entfernt gründeten sie die Topsy<br />

Foundation, um wenigstens einigen der<br />

vielen AIDS-Waisen in der Umgebung der<br />

Hauptstadt zu helfen. Schätzungsweise<br />

drei Millionen südafrikanische Kinder<br />

werden bis 2<strong>01</strong>0 ihre Eltern durch den<br />

Virus verloren haben – und damit meist<br />

auch die Chance auf ein menschenwürdiges<br />

Leben. AIDS hat in Südafrika verheerende<br />

soziale Auswirkungen. Offiziell<br />

gelten etwa zwölf Prozent der Bevölkerung<br />

als HIV-positiv, unabhängige Schätzungen<br />

gehen von einem Vielfachen aus.<br />

Die Folgen sind dramatisch: Ein großer Teil<br />

der Leistungsträger der Gesellschaft fällt<br />

aus, darunter viele Eltern. Deren Kinder<br />

müssen sich dann oft selbst und bisweilen<br />

auch noch ihre Geschwister versorgen.<br />

Perspektiven schaffen. Damit diese<br />

Kinder eine Chance bekommen, einmal ein<br />

normales Leben zu führen, brauchen sie<br />

vor allem eine Ausbildung. So finden 33<br />

Kinder im Zentrum der Stiftung ein neues<br />

Zuhause; etwa 140 erhalten hier eine<br />

Schul- oder Berufsausbildung. Zudem betreut<br />

die Topsy Foundation die Familien<br />

AIDS-Infizierter: Sie organisiert Lebensmittelpakete<br />

oder hilft dabei, einen Gemüsegarten<br />

zur Selbstversorgung anzulegen.<br />

„Dieses und viele weitere Projekte sind ein<br />

wirklich guter Grund, uns finanziell zu engagieren“,<br />

sagt Arved Berent, Geschäftsführer<br />

von B. <strong>Braun</strong> Südafrika. Besonders<br />

stolz ist er auf seine Kollegen: „Viele fühlen<br />

sich angespornt, auch privat etwas zu<br />

tun. Beispielsweise haben sie Golfturniere<br />

organisiert und den Erlös gespendet.“ Bis<br />

Risiko Nadelstichverletzung<br />

Das Touristenparadies Südafrika<br />

hat ein großes Problem:<br />

AIDS. Die Immunschwäche<br />

fordert viele Leben<br />

und stört das soziale Gefüge<br />

massiv. Vor allem Kinder<br />

leiden unter den vielfältigen<br />

Folgen der Krankheit.<br />

Diese zu mildern haben sich<br />

Organisationen wie die Topsy<br />

Foundation zur Aufgabe<br />

gemacht.<br />

Deutschland reicht die Welle der Hilfsbereitschaft;<br />

der Lions Club <strong>Melsungen</strong><br />

sammelte 16000 Euro für die AIDS-<br />

Waisen.<br />

Helfer unterstützen. B. <strong>Braun</strong> Südafrika<br />

macht sich auch für das medizinische Personal<br />

stark: „Bei der hohen AIDS-Rate<br />

stellen Nadelstichverletzungen ein großes<br />

Risiko dar“, erklärt Arved Berent. „Unsere<br />

Schulungen und Informationsprogramme<br />

sollen dafür sorgen, dass sich die Helfer im<br />

Kampf gegen HIV nicht selbst anstecken.“<br />

Nadelstichverletzungen sind ein großes Risiko für Pflegepersonal und Ärzte:<br />

Die Gefahr, sich durch infektiöse Kanülen zu verletzen und selbst zu<br />

infizieren, besteht weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon<br />

aus, dass sich von den 35 Millionen Beschäftigten in der Krankenversorgung<br />

jährlich 82000 mit Hepatitis und bis zu 5000 mit HIV infizieren.<br />

Dazu kommen Malaria, Syphilis, Tuberkulose oder Herpes. B. <strong>Braun</strong> treibt<br />

darum die Entwicklung von so genannten „Safety Devices“ voran – Produkten<br />

mit weitaus geringerem Risikopotenzial. Zudem setzt B. <strong>Braun</strong><br />

darauf, Ärzte und Pflegekräfte in der sicheren Handhabung von Infusionstechnik<br />

und Spritzen zu schulen und so die Ansteckungsgefahr zu mindern.<br />

share 2008<br />

21


GESELLSCHAFT<br />

Spanien<br />

Teilen, um zu helfen<br />

Der Stadtteil El Pinar ist ein sozialer Brennpunkt in der spanischen Stadt Rubi, unweit von<br />

Barcelona. Einwanderer aus verschiedenen Kulturkreisen leben hier auf engem Raum zusammen:<br />

Armut, Konflikte, Kämpfe und Drogenmissbrauch prägen das Leben vieler Jugendlicher. Dagegen<br />

engagiert sich das Projekt „Compartir El Pinar“ – mit Unterstützung von B. <strong>Braun</strong> Spanien.<br />

22 share 2008


„Compartir bedeutet teilen“, erklärt<br />

Caritat Lumberas. Damit lässt sich das<br />

Ziel der Projektleiterin und ihres gut 20köpfigen<br />

Teams gut beschreiben. Denn im<br />

übertragenen Sinne meint „Compartir“<br />

auch Teilnahme<br />

oder Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen<br />

Leben – und auf<br />

diesen Weg will das<br />

Projekt benachteiligte<br />

Kinder und<br />

Jugendliche aus El<br />

Pinar führen. In der Praxis bedeutet das<br />

ausdauernde, handfeste Arbeit für zwei<br />

hauptamtliche Sozialhelfer, einen speziell<br />

dafür ausgebildeten Erzieher, einen<br />

Grundschullehrer und etliche Freiwillige.<br />

Täglich von 17 bis 21 Uhr sind die Türen<br />

des „Compartir“-Zentrums weit geöffnet.<br />

In einer Umgebung voller Rassismus,<br />

Intoleranz und großer Armut will das<br />

Team bewusst einen Kontrapunkt setzen:<br />

Wo Mangelernährung und verheerende<br />

hygienische Verhältnisse das Bild prägen,<br />

will es bei der Arbeit mit den Jugendlichen<br />

und ihren Eltern vermitteln, wie<br />

wichtig Hygiene, gutes Benehmen, Respekt<br />

gegenüber anderen und nicht zuletzt<br />

auch Zuverlässigkeit sind. Das geschieht<br />

oft unterschwellig in Gesprächen und<br />

Spielen, aber weitaus öfter auch mit konkreter<br />

Hilfe: „Wir sind immer da, um<br />

unseren Jugendlichen zuzuhören, sie zu<br />

beraten, ihnen Alternativen aufzuzeigen,<br />

bevor sie mit Drogen und Kriminalität in<br />

Berührung kommen“, sagt Caritat<br />

Lumberas. Einer der ersten Schritte ist es<br />

dabei, die Probleme mit der spanischen<br />

Sprache abzubauen, die viele der „Compartir“-Klienten<br />

haben. Nicht zuletzt arbeitet<br />

das Team deshalb auch mit den<br />

Schulen des Viertels zusammen. „Die<br />

Kinder und Teenager benötigen oft in<br />

mehrfacher Hinsicht Nachhilfe – sowohl<br />

fachlich als auch in Bezug auf ihr soziales<br />

Verhalten“, betont Caritat Lumberas. Dass<br />

dieser sozialpädagogische Rundumansatz<br />

erfolgversprechend sein kann, zeigte sich<br />

rasch. Auch dass er ziemlich aufwendig<br />

ist, war dem Team von Anfang an klar –<br />

zumal die Mittel der Stadt Rubi für das<br />

Projekt alles<br />

andere als<br />

üppig waren.<br />

Deshalb ist<br />

die „Compartir“-Chefin<br />

noch heute<br />

froh, dass sie<br />

2005 eine Vereinbarung mit B. <strong>Braun</strong><br />

treffen konnte. Sie sichert dem Projekt<br />

für fünf Jahre neben Geld- und Sachspenden<br />

vor allem organisatorische Hilfe.<br />

Die Mitarbeiter der B. <strong>Braun</strong> Spanien<br />

hatten „Compartir“ als „B. <strong>Braun</strong> for<br />

Children“-Projekt ausgewählt. Hauptkriterium<br />

für die Entscheidung des Auswahlteams<br />

aus Vertretern der Belegschaft<br />

und des Managements war die Dringlichkeit<br />

der Hilfe. Denn die bekamen die<br />

Mitarbeiter am B. <strong>Braun</strong>-Standort Rubi<br />

„Wir zeigen den Jugendlichen<br />

Alternativen auf, bevor sie mit<br />

Kriminalität in Berührung kommen.“<br />

Caritat Lumberas, Projektleiterin „Compartir“<br />

Deutschland<br />

Kleine Kinder in guter Obhut<br />

praktisch täglich vor Augen geführt. Dadurch<br />

war auch das persönliche Engagement,<br />

das bei allen „B. <strong>Braun</strong> for<br />

Children“-Projekten mindestens ebenso<br />

wichtig ist wie die finanzielle Hilfe, nie<br />

eine wirkliche Frage. Dank der Spendengelder<br />

von B. <strong>Braun</strong> hat Compartir unter<br />

anderem die Anlaufstelle für die Kinder<br />

ansprechender gestaltet: Im Zentrum<br />

wurden Sanitäranlagen eingebaut, und<br />

die Räume wurden frisch renoviert. 2007<br />

kamen außerdem Heizgeräte für alle<br />

Räume dazu. In diesem wie bereits<br />

im Jahr zuvor organisierte B. <strong>Braun</strong><br />

außerdem unter den Mitarbeitern eine<br />

Sammlung neuer Spielsachen, damit<br />

Compartir den Kindern Weihnachtsgeschenke<br />

überreichen konnte. „Diese<br />

Unterstützung bestätigt uns in dem<br />

Gefühl, dass unsere Arbeit einen Sinn hat<br />

und der künftigen Entwicklung unseres<br />

Gemeinwesens hilft“, sagt Caritat<br />

Lumberas. Weil man ähnliche Werte und<br />

Ziele teile, könne man gemeinsam viel<br />

bewegen.<br />

Im September 2007 öffnete das „Haus der Familie“ in Tuttlingen seine<br />

Pforten. Als zentrale Anlaufstelle für Familien bietet es vor allem Betreuung,<br />

Beratung und Service. Kernstück ist die qualitativ anspruchsvolle<br />

Ganztagsbetreuung für Kleinkinder unter drei Jahren. Das in<br />

Baden-Württemberg bislang einmalige Projekt entstand in Kooperation<br />

von Gemeinde und Landkreis sowie den ortsansässigen<br />

Unternehmen B. <strong>Braun</strong> Aesculap und Karl Storz. Das pädagogische<br />

Konzept und die Betreuungszeiten werden individuell auf die Bedürfnisse<br />

der Eltern abgestimmt. Allein zehn der insgesamt 50 Plätze reservierte<br />

B. <strong>Braun</strong> Aesculap für die Kinder von Mitarbeitern. Mit<br />

diesem hochwertigen Betreuungsangebot ermöglicht das Unternehmen<br />

jungen Müttern die rasche Rückkehr an ihren Arbeitsplatz.<br />

share 2008<br />

23


PERSPEKTIVE<br />

„Alle fordern eine<br />

familienfreundliche Politik.<br />

Wir tun etwas!“<br />

Über 200 Arbeitszeit- und 60 Telearbeitsmodelle,<br />

inklusive Teilzeit im<br />

Schichtbetrieb für junge Mütter und<br />

Väter, Förderung für Betreuungsplätze<br />

und ein kinderfreundliches<br />

Umfeld: Das Unternehmen B. <strong>Braun</strong><br />

ist deutschlandweit einer der Vorreiter<br />

bei der Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie und wird für seine<br />

ideenreiche Integrationsarbeit von<br />

Politik und Medien gelobt. Seit 2005<br />

ist die Familienfreundlichkeit sogar<br />

offiziell beurkundet – mit dem<br />

Zertifikat „Audit berufundfamilie“<br />

der Gemeinnützigen Hertie Stiftung.<br />

Auf den Lorbeeren will sich das<br />

Unternehmen aber keineswegs ausruhen.<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg <strong>Braun</strong> im<br />

Interview.<br />

Warum hat das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“<br />

einen so hohen Rang in der Unternehmensführung?<br />

Wenn Menschen eine angemessene Balance zwischen Arbeitswelt<br />

und Privatleben finden, fördert das ihre Motivation zur täglichen Arbeit.<br />

Und es tut der Gesellschaft gut, die eine nachwachsende<br />

Generation braucht. Leider ist die Infrastruktur für Familien mit<br />

24 share 2008<br />

Kindern speziell in Deutschland recht schwach entwickelt. Besondere<br />

Brisanz gewinnt das im Hinblick auf die demografische Entwicklung.<br />

Es gibt zu wenige Kinder und bald einen Mangel an jungen Fachkräften.<br />

Darum möchten wir uns das Potenzial hochqualifizierter<br />

Frauen erschließen. Wir geben den Bewerberinnen ein klares Signal,<br />

dass sie erwünscht sind – mitsamt Familienplanung.


Arbeitszeitmodelle allein reichen dafür nicht...<br />

Wir versuchen vieles möglich zu machen, was Mitarbeitern in der<br />

Familienphase hilft. Zum Beispiel kann man am Standort<br />

<strong>Melsungen</strong> warmes Mittagessen aus der Kantine für die Familie<br />

mit nach Hause nehmen. Auf dem Werksgelände gibt es einen<br />

preisgünstigen Reinigungs- und Bügelservice und einen Geldautomaten.<br />

In <strong>Melsungen</strong> fördern wir zwei kommunale Einrichtungen,<br />

die Kleinkinder aufnehmen, am Standort Tuttlingen<br />

haben wir ein entsprechendes Projekt selbst mit auf den Weg gebracht<br />

und sichern uns so Platzkontingente für Mitarbeiterkinder.<br />

Junge Leute am Start ihres Berufslebens wissen so etwas immer<br />

mehr zu schätzen: Ein familienfreundliches Umfeld zählt mittlerweile<br />

zu den harten Standortfaktoren, das müssen viele<br />

Unternehmen jetzt lernen.<br />

Zahlt sich familienfreundliches Verhalten wirtschaftlich aus?<br />

Es gibt Berechnungen darüber, dass wir mit unseren Teilzeit- und<br />

Wiedereinstiegsangeboten sogar Geld sparen. Zum Beispiel, weil<br />

wir weniger neue Arbeitskräfte akquirieren und einarbeiten<br />

müssen. Vor allem aber haben unsere Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter das Gefühl, dass sie wirklich wichtig sind für das<br />

Unternehmen. Und das „zahlen“ sie uns zurück: durch ihre<br />

Motivation und Leistungsbereitschaft. Eine Umfrage hat kürzlich<br />

ergeben, dass über 90 Prozent unserer Mitarbeiter unsere Unternehmensziele<br />

kennen und persönlich unterstützen.<br />

Wie werden die vielfältigen Angebote<br />

in der Praxis akzeptiert?<br />

Die Arbeitszeitmodelle werden bereits intensiv genutzt: Wir haben<br />

an unseren deutschen Standorten 11 Prozent Teilzeitkräfte,<br />

deutlich mehr als in der Branche üblich. Unter den zahlreichen<br />

Teilzeit- und Telearbeitsmodellen lässt sich immer eines finden, das<br />

sowohl der familiären Situation als auch den Erfordernissen des<br />

Jobs Rechnung trägt. Mitarbeiter/-innen können sich so die<br />

zeitlichen Freiräume organisieren, die sie für ihre Familie brauchen.<br />

Die Telearbeit ist außerhalb der Produktion keineswegs nur für junge<br />

Eltern interessant. Unser Bürokonzept unterstützt Flexibilität<br />

und mobiles Arbeiten von unterwegs oder zu Hause sehr gut.<br />

Kontaktpflege ist wichtig...<br />

...auch während der Elternzeit. Darum kümmert sich seit zwei<br />

Jahren unsere Mentorin für Familienfragen. Sie vermittelt bei<br />

Bedarf Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder und organisiert<br />

Weiterbildungen während der Auszeit. Als sie 2007 zum ersten Mal<br />

Mütter und Väter in Elternzeit zum „Welcome-back-Frühstück“<br />

einlud, war die Resonanz enorm: 80 Prozent der Eingeladenen sind<br />

gekommen, um sich über Firmenangebote zu informieren und ihren<br />

Wiedereinstieg vorzubereiten. Ihre Kinder konnten sie mitbringen.<br />

Sind die familienfreundlichen Angebote vorrangig für junge<br />

Mütter bestimmt oder sprechen sie gezielt auch Männer an?<br />

Zum einen richten sich unsere Teilzeitmodelle nicht nur an Eltern<br />

mit kleinen Kindern, sondern ausdrücklich auch an Mitarbeiter, die<br />

zu Hause pflegebedürftige Angehörige betreuen. Auch sie können<br />

beispielsweise Familienteilzeit nehmen – das bietet unser<br />

Unternehmen seit Anfang 2007 – und erhalten bei 50 Prozent Arbeitszeit<br />

bis zu drei Jahre lang 65 Prozent ihres Vollzeitgehalts.<br />

Zum anderen sind unsere Angebote offen für beide Geschlechter.<br />

Väter rufe ich ausdrücklich dazu auf, sie ebenfalls in Anspruch zu<br />

nehmen. Ich habe selbst fünf Kinder und weiß daher, wie wichtig<br />

es ist, dass Väter am Familienleben angemessen teilhaben. Aber<br />

bislang wagen es erst wenige, den Schritt auch offiziell zu gehen,<br />

das ist ein langwieriger Prozess.<br />

Familiäre Verpflichtungen und Teilzeit gelten oft als<br />

Karrierehemmnis. Wie sehen die Erfahrungen bei B. <strong>Braun</strong> aus?<br />

An unseren deutschen Standorten arbeiten 14 Prozent Frauen in<br />

Führungspositionen, deutlich über dem Branchenschnitt. Wir<br />

haben sogar Beispiele in einigen Abteilungen, die zeigen, dass<br />

Führungsverantwortung auch in Teilzeit durchaus funktionieren<br />

kann. Allerdings eignet sich dafür nicht jede Aufgabe. Darum<br />

setzen wir auf individuelle Lösungen, zum Beispiel können sich<br />

unsere Führungskräfte ihre Arbeitszeit in der Familienphase sehr<br />

flexibel einteilen. Sie arbeiten in den frühen Morgenstunden oder<br />

abends von zu Hause aus, ganz wie es die Situation hergibt. Die<br />

Prioritäten dabei immer richtig zu setzen, verlangt ein hohes Maß<br />

an Eigenverantwortung und Selbstorganisation.<br />

Wie läuft es an den Standorten außerhalb Deutschlands?<br />

Die meisten Länder haben eine deutlich bessere Infrastruktur für<br />

Familien, so dass unsere Mitarbeiter dort nicht vor solchen<br />

Schwierigkeiten stehen. Nehmen wir Europa: In den skandinavischen<br />

Ländern und Frankreich beispielsweise gibt es ein gut ausgebautes,<br />

qualitativ hochwertiges staatliches Betreuungsnetz. In<br />

Lateinamerika oder Asien dagegen ist es für berufstätige Mütter<br />

üblich und nicht teuer, eine Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen.<br />

Für die Kinderbetreuung steht die Großfamilie oder eine Kinderfrau<br />

zur Verfügung. In diesen Ländern steigen hochqualifizierte Frauen<br />

oft wenige Wochen nach der Geburt wieder in ihren Beruf ein.<br />

Zum Schluss: Was muss sich in Deutschland noch ändern, damit<br />

die Rahmenbedingungen für berufstätige Eltern besser werden?<br />

Wir brauchen mehr und bessere Angebote für die Kinderbetreuung,<br />

speziell für sehr kleine Kinder und im Schulalter für nachmittags.<br />

Die Öffnungszeiten müssen flexibel und mit den Arbeitszeiten der<br />

Eltern kompatibel sein, und die Betreuungsqualität muss stimmen.<br />

Ein gutes Vorbild sehe ich in Frankreich. Dort widerspricht es der<br />

Tradition, dass eine Mutter sich jahrelang ausschließlich ihrem<br />

Kind widmet. Steuervergünstigungen für Familien und Angebote<br />

zur Kinderbetreuung bilden mittlerweile ein komplettes System;<br />

der Staat hat ein starkes Netz für berufstätige Eltern geknüpft.<br />

share 2008<br />

25


PERSPEKTIVE<br />

Deutschland · Peru<br />

Eine peruanische Managerin und ein<br />

deutscher Produktionsarbeiter: Zwei<br />

Erfahrungsberichte aus dem Alltag<br />

mit Beruf und Kind.<br />

Der tägliche<br />

emotionale Spagat<br />

Lorena Kieffer ist Managing Director der<br />

peruanischen Tochtergesellschaft von<br />

B. <strong>Braun</strong>. Seit zehn Jahren arbeitet sie in<br />

dieser verantwortungsvollen Position und<br />

noch einige Jahre länger ist sie Managerin.<br />

Als vor vier Jahren ihr Sohn Sebastian zur<br />

Welt kam, verschwendete Lorena Kieffer<br />

keinen Gedanken daran, den Beruf aufzugeben.<br />

Obwohl es nicht ganz einfach<br />

war, die Geschicke des Unternehmens mit<br />

seinen 320 Mitarbeitern weiter souverän<br />

26 share 2008<br />

zu lenken: Sie musste während der<br />

Schwangerschaft und auch nach der Geburt<br />

viel liegen. Kurzerhand richtete sich<br />

die energische Frau ein Büro zu Hause ein.<br />

Laptop, Handy und Telefon wurden zum<br />

wichtigsten Werkzeug. Besonders stolz ist<br />

die Managerin, dass sie und ihr Team trotz<br />

ihrer monatelangen Abwesenheit die<br />

neuen Qualitätsstandards nach DIN ISO<br />

90<strong>01</strong>: 2000 erfolgreich eingeführt haben.<br />

Als ihr Sohn drei Monate alt wurde, war<br />

Lorena Kieffer wieder an ihrem Arbeitsplatz<br />

in der Firma präsent. Obwohl es ihr<br />

nicht leichtfiel, den Kleinen zu Hause<br />

zurückzulassen: „Wo immer es geht,<br />

kümmere ich mich persönlich um ihn“,<br />

schildert sie. „Mein Mann ist zum Glück<br />

eine große Hilfe und ein sehr engagierter<br />

Vater.“ Aber auch er steht im Berufsleben<br />

und so gibt es noch die liebevolle Kinderfrau,<br />

die Sebastian seit seinem fünften<br />

Lebensmonat betreut. Falls beide Eltern


abends später kommen, weil so viel Arbeit<br />

bewältigt werden muss oder eine wichtige<br />

Besprechung ansteht, springt auch die<br />

Großmutter ein.<br />

Rückhalt im Team. Lorena Kieffer ist mit<br />

Leib und Seele Mutter. In der Regel schafft<br />

sie es, den Tag so zu organisieren und zu<br />

strukturieren, dass für beides genügend<br />

Raum bleibt – Job und Kind. „Man lernt,<br />

Prioritäten sehr entschieden zu setzen und<br />

sehr ökonomisch mit seiner Zeit umzugehen“,<br />

sagt sie. Zwischen Wohnhaus<br />

„Zum Glück habe ich in der<br />

Firma viel Rückhalt und einen<br />

hervorragenden Mitarbeiterstab.“<br />

Lorena Kieffer, Managing Director<br />

und Büro liegen zum Glück nur zehn<br />

Minuten Fahrzeit, und so isst die<br />

Managerin normalerweise mittags gemeinsam<br />

mit der Familie. „Für kleine<br />

Kinder ist es enorm wichtig, dass ihre<br />

Eltern für sie da sind, besonders in so entscheidenden<br />

Etappen wie dem Kindergarten-<br />

oder Schuleintritt. Mutter und<br />

Vater sorgen mit ihrer Präsenz für die<br />

notwendige emotionale Stabilität.“<br />

Etwas einfacher wird es, so hofft sie,<br />

wenn der Sohn älter und selbstständiger<br />

ist. Dann wird es auch noch seltener<br />

solche Tage geben, an denen sie die Arbeit<br />

gern einmal hintenanstellen würde: Wie<br />

bei jenem Regionalmeeting, das sie in<br />

Lima als Hauptgastgeberin leitete. Die<br />

Tagesordnung sah auch für den letzten Tag<br />

ein volles Programm und ein Abschiedsdinner<br />

vor – am gleichen Tag feierte Sebastian<br />

seinen zweiten Geburtstag. „Nach<br />

dem Meeting fuhr ich schnell nach Hause,<br />

um meinem Sohn ein Ständchen zu<br />

singen, und nach einer halben Stunde<br />

musste ich wieder weg, um die Gäste zum<br />

Dinner abzuholen“, erinnert sie sich. „Das<br />

war wirklich hart.“ Aber zum Glück sind<br />

solche Momente selten. Normalerweise<br />

sind die verschiedenen Rollen – als erfolgreiche<br />

Managerin, Frau und Mutter – für<br />

Lorena Kieffer die Kraftquellen, aus denen<br />

sie wechselseitig ihre Energie schöpft.<br />

„Neue Väter“. Auch Mario Hildebrand aus<br />

<strong>Melsungen</strong> stellt sich der Herausforderung,<br />

Beruf und Kind unter einen Hut zu<br />

bekommen. Im Februar wurde der Sterilisierer<br />

in der Einweg-Medizinprodukteherstellung<br />

bei B. <strong>Braun</strong> zum ersten Mal<br />

Vater. Seit sein kleiner Sohn Finn sechs<br />

Monate alt ist, kümmert sich Papa regelmäßig<br />

um ihn: Der Schichtarbeiter nimmt<br />

Familienteilzeit. Hildebrand gehört zu<br />

jenen „neuen“<br />

Vätern, die sich<br />

nicht bloß fürs<br />

Familieneinkommen<br />

zuständig fühlen,<br />

sondern die ihre<br />

Kinder auch aktiv<br />

im Alltag begleiten.<br />

„Im ersten Lebensjahr passiert so viel, beinahe<br />

jeden Tag lernt Finn etwas Neues.<br />

Das finde ich ungeheuer spannend“,<br />

schildert der stolze Vater. Schon seit<br />

Jahren war es sein Traum, ebenfalls Elternzeit<br />

zu nehmen, wenn das gewünschte<br />

Kind kommt. „Aber<br />

ich habe nie ernstlich<br />

geglaubt, das<br />

realisieren zu können“,<br />

sagt er. Denn<br />

von seinem Einkommen<br />

lebt die<br />

Familie, seine Frau<br />

studiert noch und arbeitet nebenbei<br />

stundenweise als Verkäuferin. Ihr Lohn<br />

würde nicht für das Notwendigste reichen.<br />

Dann kamen die neuen Gesetze zum<br />

Elterngeld – und vor allem das Familienteilzeit-Modell<br />

bei B. <strong>Braun</strong>. Das heißt für<br />

Mario Hildebrand: Acht Monate lang arbeitet<br />

er nur drei statt sechs Tage im<br />

Schichtdienst und bekommt dafür 65 Prozent<br />

seines Vollzeitgehaltes. Zwei Drittel<br />

des verbleibenden Defizits füllt das<br />

staatliche Elterngeld.<br />

Während er arbeitet, bleibt seine Frau zu<br />

Hause. An den freien Tagen übernimmt er<br />

den Kleinen, seine Frau hat wieder etwas<br />

mehr Zeit für ihr Studium, den Haushalt<br />

„Wir können uns die Arbeitsaufgaben<br />

flexibel einteilen,<br />

und so läuft alles reibungslos.“<br />

Mario Hildebrand, Sterilisierer<br />

und ein wenig persönlichen Freiraum. „Sie<br />

freut sich sehr über die Unterstützung“,<br />

sagt Hildebrand. „Und sie hatte auch keine<br />

Angst, mir den Kleinen zu überlassen – ich<br />

habe mich ja von Anfang an mit um ihn<br />

gekümmert, wenn ich zu Hause war, und<br />

hatte also auch schon Übung im Wickeln<br />

und Baden.“<br />

Nie ganz draußen. Trotzdem war es eine<br />

große Umstellung: Das Leben mit Kind<br />

folgt einem ganz anderen Rhythmus. „Aber<br />

mittlerweile genieße ich die Zeit sehr. Ich<br />

habe eine viel intensivere Beziehung zu<br />

meinem Kleinen gewonnen.“ Und er hat<br />

gelernt, Prioritäten neu zu setzen, weniger<br />

Wichtiges auch mal auf später zu verschieben.<br />

Die Kollegen aus der Abteilung<br />

und deren Leiter tragen Hildebrands Entscheidung,<br />

eine Zeitlang zugunsten des<br />

Kindes weniger zu arbeiten, vorbehaltlos<br />

mit: „Alle haben mir gratuliert, da kam<br />

kein einziger dummer Kommentar. Zum<br />

Glück lässt sich unsere Arbeit recht gut<br />

umorganisieren, denn normalerweise sind<br />

wir zu zweit in den Schichten. Wenn ich<br />

zu Hause bin, übernimmt mein Kollege die<br />

unmittelbaren Aufgaben für die Produktion.<br />

An meinen Arbeitstagen kümmern<br />

wir uns dann um die Projekte, die nicht an<br />

feste Zeiten gebunden sind. Wir können<br />

uns die Arbeitsaufgaben flexibel einteilen,<br />

und so läuft alles reibungslos.“<br />

Der Vorteil liegt auf der Hand: Mario<br />

Hildebrand ist nie wirklich draußen aus<br />

dem Job, bleibt in der gleichen Abteilung<br />

und fachlich immer auf dem neuesten<br />

Stand. So braucht er sich auch um seinen<br />

Vollzeit-Wiedereinstieg nächstes Frühjahr<br />

keine Sorgen zu machen. Der kleine Finn<br />

besucht dann – dank der Unterstützung<br />

von B. <strong>Braun</strong> – vormittags eine Kindereinrichtung<br />

in <strong>Melsungen</strong>.<br />

share 2008<br />

27


PERSPEKTIVE<br />

Deutschland<br />

Ohne konkrete Aussichten auf einen erfolgreichen Berufsstart lassen sich Jugendliche nur<br />

schwer zur persönlichen Weiterentwicklung motivieren. Mit dem Initiativprogramm PerspektivePLUS<br />

setzt die B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong> gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern<br />

Zeichen und eröffnet jungen Menschen in der Region neue Chancen für den Jobeinstieg.<br />

Perspektiven eröffnen<br />

Christine Berger hat Glück gehabt,<br />

sagt sie heute. Nach Abschluss der<br />

Berufsfachschule für Wirtschaft und Verwaltung<br />

sah es allerdings anders aus: Die<br />

damals 18-Jährige hatte keinen Ausbildungsplatz<br />

bekommen. „Könnte sein,<br />

dass es an der Englisch-Vier gelegen hat“,<br />

resümiert sie. „Nach etwa 30 Bewerbungen<br />

hatte ich die Hoffnung schon fast<br />

28 share 2008<br />

aufgegeben.“ Durch Freunde und<br />

Ankündigungen in der Schule wurde<br />

Christine Berger auf PerspektivePLUS aufmerksam<br />

– eine Praktikumsinitiative der<br />

B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>. So begann für<br />

die junge Frau im Oktober 2006 ein<br />

spannendes Jahr im Bereich Lagerlogistik.<br />

Neben der theoretischen Ausbildung<br />

lernte sie hier, was Arbeitgeber wie<br />

B. <strong>Braun</strong> von Auszubildenden erwarten.<br />

Mit Erfolg: Seit 13. August 2007 ist<br />

Christine Berger Auszubildende in diesem<br />

Bereich. „Ein sehr gutes Beispiel dafür,<br />

dass sich unsere Initiative lohnt“, sagt<br />

Reinhard Vaupel, hauptamtlicher Ausbilder<br />

für die Berufe „Fachkraft für<br />

Lagerlogistik“ und „Fachlagerist“. „PerspektivePLUS<br />

soll die Ausbildungsreife<br />

der Jugendlichen fördern.“ Deshalb<br />

richtet sich die Initiative gezielt an jene<br />

Schulabgänger, die leistungsschwächer<br />

sind, aber über praktische Qualifikationen<br />

verfügen.<br />

Der Startschuss für PerspektivePLUS<br />

fiel im Oktober 2003, damals mit 15<br />

Praktikumsplätzen und federführend initiiert<br />

von Kay-Henric Engel, Leiter der<br />

Berufsausbildung bei B. <strong>Braun</strong>. „Im nunmehr<br />

fünften Jahr stehen im Unternehmen<br />

und bei Partnerbetrieben in der<br />

Region bereits 40 Praktikumsplätze zur<br />

Verfügung“, sagt Reinhard Vaupel. „Im<br />

Rahmen des einjährigen Praktikums mit<br />

Einstiegsqualifizierung erhalten die<br />

Jugendlichen Lern- und Bewerbertrainings,<br />

Kommunikationsseminare und<br />

IT-Schulungen, um ihre Chancen auf dem<br />

Ausbildungsmarkt zu verbessern.“ Die<br />

jungen Menschen werden innerhalb der<br />

Fertigungsbereiche Pharma, Medical und<br />

Medizintechnik sowie im Logistikbereich<br />

eingesetzt. Jeder Praktikant bekommt


einen Mentor an die Seite, bei einigen<br />

übernehmen ehemalige und aktive Mitarbeiter<br />

diese Aufgabe. „Diese Mentoren<br />

geben ihre Erfahrungen weiter, vermitteln<br />

Feedback und nehmen umgekehrt auch<br />

die Anregungen der Jugendlichen entgegen“,<br />

erklärt Reinhard Vaupel. „Sie arbeiten<br />

partnerschaftlich mit den Jugendlichen<br />

zusammen, mit dem Ziel, einen<br />

Ausbildungsplatz in der Region zu<br />

erhalten.“ Ein besonders engagierter<br />

Pensionär hilft den Praktikanten und<br />

Auszubildenden sogar im Mathematikunterricht.<br />

Das, was im späteren Leben wirklich<br />

zählt. Einmal wöchentlich findet ein<br />

qualifikationsbezogener Unterricht in der<br />

Radko-Stöckl-Schule in <strong>Melsungen</strong> statt.<br />

Im „Arbeitskreis Gemeindenahe Gesundheitsversorgung“<br />

erhalten die Jugendlichen<br />

sozialpädagogische Betreuung,<br />

Unterstützung bei der Berufswahl und<br />

Hilfe bei Problemen in Schule oder<br />

Elternhaus. Eine Rundumversorgung quasi<br />

– aber was haben die Unternehmen von<br />

ihrem Engagement? „Grundsätzlich haben<br />

Ausbildungsbetriebe wie auch B. <strong>Braun</strong><br />

gewisse Ansprüche an die Jugendlichen“,<br />

Malaysia<br />

sagt Jürgen Sauerwald, Direktor Personalwirtschaft,<br />

Sozialwesen und Management<br />

Development. „Dazu gehört unter<br />

anderem Sozialkompetenz. Diese wollen<br />

wir den zukünftigen Auszubildenden vermitteln,<br />

die es mit dem Start ins Berufsleben<br />

nicht so einfach hatten, und wir<br />

wollen ihre bereits vorhandenen Stärken<br />

sowie die individuelle Motivation<br />

fördern.“ Den Grund<br />

für das Engagement<br />

sieht Jürgen Sauerwald<br />

in der demografischen<br />

Entwicklung.<br />

„Wir bilden jährlich<br />

über unseren eigenen<br />

Bedarf aus und haben<br />

zurzeit keine Probleme, Auszubildende zu<br />

finden“, erklärt er. „Das kann allerdings in<br />

wenigen Jahren schon anders aussehen<br />

und dem wollen wir frühzeitig entgegenwirken,<br />

denn schließlich möchte B. <strong>Braun</strong><br />

auch zukünftig auf qualifiziertes Personal<br />

bauen.“<br />

Durch die Zusammenarbeit mit den<br />

Schulen sollen veränderte Prioritäten der<br />

fachlichen Schwerpunkte in den Lehrplänen<br />

erreicht werden – denn letztlich<br />

Ein Club für Lehrbegierige<br />

„Sharing Expertise“ steht hoch im Kurs<br />

Berufliche Erfahrungen und Wissen mit<br />

anderen teilen – diese Leidenschaft vereint<br />

mehr als 30 Mitarbeiter am Standort<br />

Penang von B. <strong>Braun</strong> in Malaysia: Als Mitglieder<br />

des „Instructors´ Club“ geben sie<br />

Weiterbildungsstunden für ihre Kollegen.<br />

Sie erläutern die Produktionsprozesse, erklären,<br />

nach welchen Methoden die interne<br />

Qualitätskontrolle funktioniert, und<br />

vieles andere; beispielsweise lehren sie<br />

Englisch oder vermitteln Management-<br />

Wissen. Ihre Themen können die Referenten<br />

in der Regel selbst aussuchen,<br />

manchmal hilft das Unternehmen bei der<br />

Auswahl.<br />

Die Mitgliedschaft im Club ist Aufgabe<br />

und Anerkennung zugleich: Es gibt gemeinsame<br />

Freizeitveranstaltungen und<br />

Workshops, in denen die Mitglieder ihre<br />

eigenen Fertigkeiten schulen. Natürlich<br />

wird die geleistete Arbeit – mindestens<br />

wissen die Unternehmen am besten, auf<br />

welche Qualifikationen es ankommt.<br />

Christine Berger hat es geschafft und ist<br />

heute Botschafterin für PerspektivePLUS.<br />

„Ohne diese Chance hätte ich vielleicht<br />

immer noch keinen Ausbildungsplatz“, erklärt<br />

die junge Frau. „Mittlerweile hat sich<br />

auch mein Englisch deutlich gebessert,<br />

„Wir wollen vorhandenen<br />

Stärken sowie individuelle<br />

Motivation fördern.“<br />

Jürgen Sauerwald, Direktor Personalwirtschaft,<br />

Sozialwesen und Management Development<br />

wahrscheinlich musste ich erst einmal<br />

sehen, wofür ich es im zukünftigen<br />

Berufsleben brauche.“ Auch Reinhard<br />

Vaupel betont den Erfolg der Initiative:<br />

„Fast alle ‚PerspektivePLUSler’ erreichten<br />

die Einstellungsqualifizierung und haben<br />

heute einen Ausbildungsplatz.“<br />

sechs Stunden Lehrtätigkeit im Jahr – angemessen<br />

honoriert. Wer sich mehr als 20<br />

Stunden pro Jahr für den Wissenszuwachs<br />

seiner Kollegen engagiert, erhält einen<br />

Premium-Status mit besonderen Vergünstigungen:<br />

Beispielsweise finanziert<br />

B. <strong>Braun</strong> externe Lehrgänge und übernimmt<br />

den Mitgliedsbeitrag für eine Buchhandlung<br />

– ein Spezifikum in Malaysia,<br />

das den Buchkäufern und Lesern speziellen<br />

Service und Komfort zugänglich macht.<br />

share 2008<br />

29


PERSPEKTIVE<br />

Deutschland<br />

Die Zukunftsfabrik<br />

Die „Leading Infusion Factory Europe“ L.I.F.E. setzt Standards in der Branche. Das gilt in<br />

technischer Hinsicht wie auch bei der Weiterbildung und Förderung der Mitarbeiter.<br />

Schaut man in die lichte Produktionshalle<br />

von Europas modernster Infusionslösungsfertigung,<br />

erlaubt der erste Blick<br />

nur einen Gedanken: Effizienz. Präzise<br />

greifen Produktionsprozesse ineinander,<br />

im Sekundentakt werden Kunststoffflaschen<br />

hergestellt, befüllt, kontrolliert<br />

und versiegelt. Wie ein Uhrwerk arbeitet<br />

das Ensemble der Maschinen, zwischen<br />

denen führerlose Transportwagen kreuzen,<br />

um die frisch gefüllten Kartons ab-<br />

30 share 2008<br />

zufahren. Die Menschen sieht man erst<br />

auf den zweiten Blick. Sie kontrollieren<br />

die Abläufe, justieren, prüfen und warten<br />

die Maschinerie, damit die augenscheinliche<br />

Effizienz auch Realität wird<br />

und bleibt – 24 Stunden am Tag, sieben<br />

Tage die Woche.<br />

Förderung der Mitarbeiter. Dass alle<br />

Leistungsdaten der Fertigung seit der Eröffnung<br />

2004 immer nur nach oben<br />

zeigen, hat viel mit den Menschen zu tun,<br />

die hier arbeiten. Und es hat viel mit Investitionen<br />

in die Mitarbeiter zu tun: mit<br />

Qualifizierung, Fortbildung und Unternehmenskultur.<br />

„In den vergangenen drei<br />

Jahren sind allein in unserem Werk rund<br />

40000 Schulungsstunden zusammengekommen“,<br />

sagt Werkleiter Bernd<br />

Malkmes, „doch ohne diesen Aufwand<br />

stünden wir heute nicht da, wo wir sind.“<br />

Auf jeden der mehr als 200 Mitarbeiter


entfallen demnach 250 Schulungsstunden,<br />

über 70 pro Jahr. Natürlich ist<br />

dieser hohe Standard kein Selbstzweck.<br />

Es sei vielmehr unerlässlich, so Malkmes,<br />

dass „wirklich jeder Mitarbeiter seinen<br />

Platz im Gesamtprozess kennt und um<br />

seine Bedeutung für den Unternehmenserfolg<br />

weiß“. Das erfordert eine Wissenskultur,<br />

die Mitarbeiter über den Tellerrand<br />

blicken lässt und ihnen Möglichkeiten zur<br />

Entwicklung bietet. Jeder muss ein Verständnis<br />

für die eigene und die Arbeit der<br />

Kollegen bekommen, damit die präzisen<br />

Schritte der Fertigung perfekt ineinandergreifen.<br />

Neue Qualifikationen. Denn die hochtechnisierte<br />

und automatisierte Fertigung<br />

bedeutet nicht, dass alles von allein funktioniert<br />

– im Gegenteil fordert sie den<br />

Mitarbeitern mehr ab als die klassische<br />

Produktion. „Für die Herstellung der<br />

Infusionslösung hatten wir vorher Mitarbeiter<br />

in vier Arbeitsbereichen“, erklärt<br />

der Werkleiter. „Da gab es die Fachleute<br />

für die Reinmedien und die so genannten<br />

‚Einwieger’, die große Säcke mit Lösungszutaten<br />

schleppten und jeweils die erforderliche<br />

Menge bereitstellten. Die<br />

Ansetzer sorgten für die richtige<br />

Mischung und am Schluss prüften die<br />

Laboranten das Ergebnis der Arbeit.“<br />

Heute ist ein einziger Mitarbeiter für alle<br />

diese Produktionsschritte verantwortlich.<br />

Die sind zwar körperlich inzwischen weit<br />

weniger belastet, aber das gesamte<br />

Wissen und die Erfahrungen aus allen Bereichen<br />

sind dennoch weiter nötig und<br />

mussten ausgebaut werden. Hinzu kommt<br />

das Wissen um die Maschinen, ihre<br />

Funktion, Bedienung, Wartung und<br />

gegebenenfalls auch Reparatur. Das Beispiel<br />

zeigt, welchen Stellenwert die<br />

Qualifizierung der Mitarbeiter für die<br />

Effizienz der Produktion hat. Es macht<br />

„Es geht hier um Unternehmenskultur, um ein<br />

Klima des Miteinanders, in dem Wissen geteilt und<br />

nicht gehortet wird.“<br />

Bernd Malkmes, Werkleiter Pharma <strong>Melsungen</strong><br />

aber auch deutlich, dass neben Schulungen<br />

und Weiterbildungen noch mehr<br />

nötig ist. Begriffe wie „Gruppenarbeit“<br />

oder „Selbstorganisation“ beschreiben<br />

dabei nur unzureichend, was Bernd<br />

Malkmes für die Belegschaft anstrebt. „Es<br />

geht hier um Unternehmenskultur, um ein<br />

Klima des Miteinanders, in dem Wissen<br />

geteilt und nicht gehortet wird“, erklärt<br />

er den B. <strong>Braun</strong>-typischen Ansatz.<br />

Leistung lohnt sich. Dafür schafft das<br />

Unternehmen Anreize für Leistung und<br />

nutzbringende Ideen: Ein gut organisiertes<br />

Vorschlagswesen, Gruppenzielvereinbarungen<br />

und entsprechende Prämien<br />

steigern die Motivation, regelmäßig<br />

werden Mitarbeiter für Projektwochen<br />

freigestellt, um gemeinsam beispielsweise<br />

Lösungen zur Prozessoptimierung zu<br />

erarbeiten. Jeder Mitarbeiter wird<br />

individuell für seinen Aufgabenbereich<br />

geschult und wer vor der Übernahme von<br />

Führungsverantwortung steht, lernt im<br />

Workshop „Fit for Führung“ unter<br />

anderem das Einmaleins der Mitarbeiterführung.<br />

Bei all dem lässt der<br />

Werkleiter keine Zweifel daran, dass Leistung<br />

die entscheidende Prämisse ist. „In<br />

meinen Augen ist es ein entscheidender<br />

Beitrag zur Nachhaltigkeit, wenn wir<br />

unsere Mitarbeiter fördern und fordern –<br />

nur so entwickeln wir uns und das<br />

Unternehmen weiter.“<br />

Dass diese Ziele nicht mit Druck und der<br />

bloßen Forderung nach schnellerer Arbeit<br />

zu erreichen sind, liegt auf der Hand. Das<br />

Mittel der Wahl ist ein Klima der Offenheit:<br />

Transparente Kommunikationsund<br />

Entscheidungsprozesse schaffen ein<br />

Gefühl der Zusammengehörigkeit und das<br />

Bewusstsein, wichtig für das Team und<br />

die Firma zu sein. Die mögliche<br />

Qualifikation und das Engagement für<br />

weiter führende oder verantwortungsvollere<br />

Aufgaben oder Unterstützung bei<br />

einem Aufbaustudium sind Perspektiven<br />

und Möglichkeiten, um intern die Leistungsbereitschaft<br />

und den Willen zur<br />

Weiterentwicklung zu fördern. Positiv auf<br />

die Motivation dürfte sich außerdem das<br />

Ambiente der gesamten Fertigungshalle<br />

auswirken: Viel Glas und Licht an allen<br />

Arbeitsplätzen und in der Kantine passen<br />

gut zu den Werten, die Bernd Malkmes<br />

vorantreiben möchte. Und auch die Mitarbeiter<br />

scheinen mit ihren Arbeitsbedingungen<br />

durchaus zufrieden zu sein:<br />

In der Infusionslösungsfertigung liegt der<br />

Krankenstand mit rund drei Prozent<br />

unter dem Bundesdurchschnitt.<br />

share 2008<br />

31


UMWELT<br />

Deutschland<br />

Vorbild Natur<br />

Think global, act local: Der Slogan der<br />

Globalisierung passt gut zur aktuellen<br />

Debatte um den Klimaschutz. Zwar ist<br />

der Klimawandel ein weltumspannendes<br />

Phänomen, aber eines mit regionalen<br />

Ursachen. Weltpolitische Debatten und<br />

internationale Strategietreffen haben nur<br />

Sinn, wenn Menschen vor Ort die Ziele<br />

umsetzen. Oder mit gutem Beispiel<br />

vorangehen, wie in der Benchmark<br />

Factory in Tuttlingen.<br />

32 share 2008


Auf einer Klimakonferenz in Potsdam<br />

bezeichnete Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel kürzlich den Klimawandel als eine<br />

der zentralen Zukunftsfragen der Menschheit.<br />

Sie reihte sich damit in eine Liste prominenter<br />

Fürsprecher einer nachhaltigen<br />

Umwelt- und Klimapolitik ein, die von<br />

Friedensnobelpreisträger Al Gore über<br />

Leonardo DiCaprio bis hin zu Herbert<br />

Grönemeyer reicht. Allerdings kommt es in<br />

erster Linie darauf an, den Worten auch<br />

Taten folgen zu lassen. Mitunter ist das<br />

schon geschehen, wie etwa in Tuttlingen. In<br />

der dort ansässigen Benchmark Factory<br />

verfolgt die B. <strong>Braun</strong>-Sparte Aesculap ein<br />

ökologisch-ökonomisches Gesamtkonzept:<br />

Seit der Gründung der Factory im Jahr<br />

2000 versucht Aesculap hier Maßstäbe als<br />

umweltfreundliches und erfolgreiches<br />

Unternehmen zu setzen und misst sich<br />

dabei mit den Besten. „Benchmark“ heißt<br />

schließlich Vergleichsgröße, so Bernd<br />

Schöndienst, Segmentleiter für Produktionstechnik<br />

im Werk: „Wir haben uns<br />

ein Jahr vor der Gründung im Wettbewerb<br />

umgeschaut und die Ansätze verglichen.<br />

Dann haben wir die besten Lösungen<br />

genommen und mit unseren Vorstellungen<br />

verknüpft, um den optimalen Nutzen zu<br />

erzielen.“ Entstanden ist ein hochmodernes<br />

Werk, in dem jährlich 70 000 Hüftprothesen,<br />

30 000 Knieprothesen und 200 000<br />

Wirbelsäulenimplantate hergestellt werden.<br />

Es setzt neue Maßstäbe für die ganze<br />

Branche.<br />

Natürliche Kreisläufe. Der besondere<br />

Fokus der Produktion liegt auf einer nachhaltigen<br />

und umweltschonenden Vorgehensweise.<br />

„Und die rechnet sich auch“,<br />

so Produktionsleiter Dr. Joachim Schulz,<br />

„zudem entspricht der ökologische Ansatz<br />

unseren Grundüberzeugungen und ist in<br />

den Unternehmensleitsätzen fest verankert.“<br />

Die Maßnahmen reichen von<br />

modernster Gebäudetechnik bis hin zur einfachen<br />

Zisterne, die schon die alten Römer<br />

kannten. Das ökologische Grundprinzip<br />

haben sich die Tuttlinger von der Natur<br />

abgeschaut, die alles über Kreisläufe regelt.<br />

Dieser grundlegende Mechanismus findet<br />

sich in der Benchmark Factory zum Beispiel<br />

in der Lüftungsanlage wieder: Tagtäglich<br />

müssen in dem Werk mit einer 13 000 Quadratmeter<br />

großen Halle riesige Luftmassen<br />

bewegt und erwärmt werden. Ein energieintensiver<br />

Prozess bei einer Raumhöhe von<br />

durchschnittlich acht Metern. In der<br />

Benchmark Factory hat man dennoch einen<br />

Weg gefunden, die Belüftung effizient und<br />

energieschonend zugleich zu betreiben –<br />

durch Energieaustausch.<br />

Das Prinzip ist simpel: Die verbrauchte,<br />

aber warme Abluft aus den Bearbeitungszentren,<br />

also den Maschinen zur Implantatherstellung,<br />

wird abgesaugt und genutzt,<br />

um die frische Zuluft zu erwärmen. Die<br />

Energie aus dem Produktionsprozess verpufft<br />

somit nicht einfach, sondern wird<br />

über Wärmetauscher an die Raumluft<br />

abgegeben. Das lohnt sich auch finanziell:<br />

„Die Einsparungen für die Heizkosten liegen<br />

bei 40 Prozent“, erklärt Bernd<br />

Schöndienst. Der ökologische<br />

Nutzen dieser Art der Wärmerückgewinnung<br />

dürfte allerdings<br />

noch höher sein.<br />

Nicht nur im Belüftungssystem,<br />

auch bei der<br />

Emulsionsanlage hat man sich<br />

in Tuttlingen das Prinzip des natürlichen<br />

Kreislaufes zu eigen gemacht. Die Emulsion<br />

wird gebraucht, um in den Maschinen bei<br />

Dreh-, Fräs- und Bohrvorgängen ausreichend<br />

Kühlung und Schmierung zu<br />

gewährleisten. Das Gemisch aus Wasser<br />

und ölhaltigem Konzentrat wird normalerweise<br />

jeder Maschine einzeln zugeführt<br />

und nach dem Gebrauch aufwändig<br />

entsorgt. Nicht so in Tuttlingen: Dort funktioniert<br />

die Anlage als geschlossenes<br />

System, in dem die verbrauchte Lösung<br />

wieder verwendet werden kann, so Bernd<br />

Schöndienst: „In diesem Kreislauf bewegen<br />

sich permanent 30000 Liter Emulsionsflüssigkeit.<br />

Die Emulsion wird für alle Bearbeitungszentren<br />

zentral gereinigt und<br />

dann wieder dem Produktionsprozess zugeführt.“<br />

Die Reinigung erfolgt über so genannte<br />

Vakuumrotationsfilter; nur ein<br />

kleiner Teil geht beim Bohren und Fräsen<br />

durch Verstäubung verloren und muss<br />

nachgefüllt werden. Doch das ist nur ein<br />

Bruchteil dessen, was sonst beim Wechsel<br />

der gesamten Emulsionsflüssigkeit anfallen<br />

würde.<br />

Abwasserreinigung. Beim nächsten Arbeitsschritt<br />

zeigt sich ein weiterer ökologischer<br />

Ansatz des Implantat- und Prothesenherstellers:<br />

Nachdem die Produkte<br />

entsprechend gebohrt und gefräst sind,<br />

müssen sie gereinigt werden. Das geschieht<br />

in der Galvanikanlage, wo im Strombad<br />

ölige Überreste entfernt und Oberflächen<br />

veredelt werden. Das bei der Galvanisierung<br />

anfallende Abwasser müsste nach dem Gebrauch<br />

aufwändig entsorgt werden. In der<br />

Benchmark Factory wird stattdessen ein<br />

Großteil aufbereitet: „Das Abwasser unserer<br />

Galvanik wird über zwei aufeinanderfolgende<br />

Vakuumverdampfer gereinigt“, erklärt<br />

Bernd Schöndienst, „dadurch muss nur<br />

noch ein Bruchteil der Menge als Schlamm<br />

„Nur noch ein Bruchteil<br />

des Abwassers muss<br />

entsorgt werden.“<br />

Bernd Schöndienst,<br />

Segmentleiter für Produktionstechnik<br />

entsorgt werden.“ Aus drei Kubikmeter<br />

Galvanikabwasser werden während der<br />

Aufbereitung etwa 0,3 Kubikmeter<br />

Schlamm herausgefiltert. Das dabei zurückgewonnene<br />

Wasser ist so sauber, dass es<br />

über die normale Abwasserleitung entsorgt<br />

oder in einer weiteren Stufe für die Anlage<br />

wieder genutzt werden kann.<br />

Nachhaltiges Wirtschaften wird großgeschrieben<br />

im Tuttlinger Werk. Das geht<br />

aber auch ohne hochmoderne Gebäudetechnik,<br />

Vakuumfilter und Verdampfer –<br />

einfach mit einer Zisterne. Das simple<br />

Prinzip der Regenwassernutzung, wie man<br />

es aus jedem Vorgarten kennt, wird in der<br />

Benchmark Factory ebenfalls genutzt, und<br />

zwar zur Bewässerung der Außenanlagen.<br />

Der Behälter dafür fasst 31000 Liter. Über<br />

einen einfachen Gartenschlauch werden sie<br />

an die Natur zurückgegeben. Die dürfte sich<br />

freuen, und mit ihr vielleicht auch Frau<br />

Merkel.<br />

share 2008<br />

33


UMWELT<br />

USA<br />

„Grüne“ Technologien<br />

nützen allen<br />

Umweltschutz führte in den Vereinigten Staaten lange Zeit ein Nischendasein. Mittlerweile<br />

hat auch die größte Industrienation der Welt ein Bewusstsein für die natürlichen Ressourcen<br />

entdeckt, der verantwortliche Umgang mit der Umwelt liegt im Trend, auf den immer mehr<br />

Unternehmen einschwenken. Für B. <strong>Braun</strong> USA ist Umweltengagement weit mehr als eine<br />

kurzfristige Mode. Tim Richards, Senior Vice President Marketing der B. <strong>Braun</strong> Medical Inc.<br />

in Bethlehem, Pennsylvania, im Gespräch.<br />

Seit wann setzt sich B. <strong>Braun</strong> USA mit<br />

Umweltthemen auseinander?<br />

Die Anwendung von umweltfreundlichen Verfahren setzt sich in<br />

den Vereinigten Staaten zwar langsamer durch als in anderen<br />

Ländern. Unser Unternehmen hält aber schon lange Zeit<br />

Lösungen bereit, die nicht nur für Angehörige der Heilberufe<br />

und Patienten sicher sind, sondern überdies auch umweltverträglich.<br />

So haben wir bereits frühzeitig erkannt, dass Medizinprodukte,<br />

die Polyvinylchlorid (PVC) und den Weichmacher<br />

Di(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) enthalten, gesundheitsschädlich<br />

sein können und zudem der Umwelt bei der Abfallentsorgung<br />

schaden. Deshalb haben wir als erster und bis vor<br />

kurzem einziger Hersteller eine Reihe von PVC- und phthalatfreien<br />

IV-Infusionsgeräten und IV-Lösungen entwickelt. Seit<br />

1974 hat B. <strong>Braun</strong> mehr als hundert Millionen Dollar in diese<br />

Entwicklungen investiert und unsere Kunden wissen die Vorteile<br />

zu schätzen, die sich hieraus ergeben.<br />

Verantwortliches Verhalten gegenüber der Umwelt<br />

hilft also dem Unternehmen B. <strong>Braun</strong> bei seiner Mission,<br />

die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten?<br />

Bestrebungen, umweltgefährdende Chemikalien in medizinischen<br />

Produkten zu reduzieren oder ganz zu eliminieren, sind<br />

ein grundlegender Bestandteil unseres Engagements im<br />

Interesse der Patienten: Beispielsweise kann der Weichmacher<br />

DEHP aus PVC-haltigen Medizinprodukten in die Flüssigkeiten<br />

gelangen, die den Patienten verabreicht werden. Dadurch kann<br />

unter Umständen die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane bei<br />

männlichen Neugeborenen gestört und auch deren Fruchtbarkeit<br />

beeinträchtigt werden. Das heißt: B. <strong>Braun</strong> und seine<br />

34 share 2008<br />

Tim Richards, Senior Vice President<br />

Marketing, B. <strong>Braun</strong> USA<br />

Kunden profitieren auch vom Umweltschutz, indem künftige<br />

Generationen vor solchen schädlichen Wirkungen geschützt<br />

werden.<br />

Wie sieht die Umweltphilosophie von B. <strong>Braun</strong> aus?<br />

Für unser Unternehmen ist die Verantwortung gegenüber der<br />

Umwelt ein zentrales Thema. Da wir uns der sicheren Ver-


sorgung von Patienten durch das Gesundheitspersonal<br />

und dem Schutz der<br />

Umwelt verschrieben haben, setzen wir<br />

uns – wie bereits erwähnt – dafür ein,<br />

PVC, Phthalate und andere umweltschädliche<br />

Chemikalien aus möglichst<br />

vielen Medizinprodukten zu entfernen.<br />

Tatsächlich kann B. <strong>Braun</strong> von sich behaupten,<br />

schon seit mehr als 30 Jahren<br />

PVC- und DEHP-freie Produkte an<br />

medizinische Einrichtungen zu liefern.<br />

B. <strong>Braun</strong> Medical Inc. in Irvine ist einer<br />

der Haupthersteller von intravenösen<br />

Lösungen und Behältern für diese<br />

Lösungen. Mit den PVC-freien IV-<br />

Behältern zeigen wir, dass ein Unternehmen<br />

umweltbewusst und gleichzeitig<br />

rentabel sein kann. Außerdem setzt sich<br />

B. <strong>Braun</strong> aktiv für Kampagnen ein,<br />

die eine Reduzierung umweltschädlicher<br />

Chemikalien in Medizinprodukten<br />

fordern. Damit lenken wir die Aufmerksamkeit<br />

auf dieses Thema und ermutigen<br />

die gesamte Medizinbranche zum Umdenken.<br />

Verantwortung gegenüber der<br />

Umwelt heißt für uns aber mehr als nur<br />

umweltfreundliche Produkte zu entwickeln.<br />

Es bedeutet, sich ständig der<br />

Entwicklung und Etablierung umweltverträglicher<br />

Verfahren zu widmen. Wir versuchen<br />

beispielsweise an unseren Standorten<br />

das Abfallaufkommen zu verringern,<br />

indem wir auf Recycling setzen.<br />

Dank einer eigenen Abteilung für Umwelt,<br />

Gesundheit und Sicherheit ist sich<br />

unser Unternehmen durchaus über die<br />

ständigen Herausforderungen im Klaren,<br />

vor die das Thema Umwelt uns stellt.<br />

Können Sie weitere Beispiele für<br />

Umweltprojekte beschreiben?<br />

Unsere Umweltabteilung sucht unter<br />

anderem ständig nach neuen Möglichkeiten,<br />

unsere Abfallprodukte zu verringern.<br />

So konnte B. <strong>Braun</strong> im September<br />

2006 ein umfassendes Recyclingprogramm<br />

an den Standorten in Allentown<br />

und Bethlehem einführen. Bis heute<br />

haben die beiden Standorte bereits 37<br />

Tonnen Papier, 416 Tonnen Wellpappe<br />

und 1632 Tonnen Kunststoff recycelt.<br />

Insgesamt haben wir im Lauf der vergangenen<br />

zwölf Monate 1534 Tonnen<br />

Müll recycelt, der sonst auf Mülldeponien<br />

gelangt wäre. Damit sparte das Unternehmen<br />

mehr als 345000 US-Dollar.<br />

Außerdem hat das Unternehmen auch<br />

Schritte unternommen, um Energie zu<br />

sparen: Am B. <strong>Braun</strong>-Standort in Irvine<br />

wurde ein Programm zur Energieproduktion<br />

eingeführt. Mit zwei Blockheizkraftwerken<br />

und einem Warmwasserbereiter<br />

werden 85 Prozent der Energie<br />

am eigenen Standort produziert. Als<br />

Energiequelle dient sauber verbrennendes<br />

Erdgas. Am Standort in Irvine sind hocheffiziente<br />

Lampen mit Bewegungssensoren<br />

im Einsatz. Das Unternehmen<br />

unterstützt auch wassersparende Maßnahmen<br />

wie automatische Wasserhähne<br />

und Toilettenspülungen sowie, wenn<br />

möglich, die nochmalige Verwendung von<br />

Abwasser.<br />

Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht<br />

nach die Verantwortung gegenüber der<br />

Umwelt jetzt und in der Zukunft?<br />

Heute helfen wir, das Leben der Patienten<br />

zu verbessern, und verringern gleichzeitig<br />

unseren Müllausstoß. Unsere Kunden<br />

möchten, dass wir weiterhin diesen Pfad<br />

verfolgen. Für die Zukunft ist Umweltbewusstsein<br />

für große Unternehmen wie<br />

auch für jeden Einzelnen wichtig. Das ist<br />

eine elementare Notwendigkeit, angesichts<br />

dessen, dass die Nationen weltweit<br />

mehr Energie und Ressourcen aufbrauchen<br />

als jemals zuvor. Weil diese<br />

kostbaren Ressourcen fast ausgeschöpft<br />

sind, müssen wir uns unter neuen<br />

Aspekten auf unsere Verantwortung<br />

gegenüber der Umwelt konzentrieren.<br />

Organisationen wie B. <strong>Braun</strong> müssen<br />

weiterhin nach Programmen und Möglichkeiten<br />

suchen, um umweltfreundliche<br />

Verfahrensweisen in allen ihren Geschäftsbereichen<br />

einzuführen, von der<br />

Produktentwicklung über die Herstellung<br />

bis hin zum Engagement des einzelnen<br />

Mitarbeiters.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong><br />

Nürnberger Straße 55<br />

34212 <strong>Melsungen</strong><br />

share@bbraun.com<br />

www.bbraun.de<br />

Redaktion:<br />

B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>,<br />

Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf,<br />

Direktorin Unternehmenskommunikation<br />

(verantwortlich),<br />

Alexander Engelhardt,<br />

Leiter Markenführung<br />

Pleon Dresden,<br />

Goetheallee 23,<br />

<strong>01</strong>309 Dresden<br />

Konzeption:<br />

Pleon Dresden,<br />

Goetheallee 23,<br />

<strong>01</strong>309 Dresden<br />

Gestaltung:<br />

B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong>,<br />

Gerald Baumgardt (4punkt)<br />

Redaktionsschluss:<br />

14. Januar 2008<br />

Druck:<br />

Bernecker MediaWare <strong>AG</strong>,<br />

Unter dem Schöneberg 1,<br />

34212 <strong>Melsungen</strong><br />

Fotografie:<br />

André Druschel (Fulda),<br />

Florian Funck (<strong>Melsungen</strong>),<br />

Marco Moog (Hamburg),<br />

Kuhnle+Knödler (Radolfzell),<br />

Inga Paas (Dresden),<br />

Mark Wilhelm (Kassel),<br />

dpa Picture-Alliance GmbH,<br />

mauritius images GmbH<br />

Share – das Nachhaltigkeitsmagazin<br />

der B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong> erscheint<br />

einmal im Jahr und wird kostenlos<br />

abgegeben. Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird keine<br />

Haftung übernommen.<br />

share 2008<br />

35


Mit mehr als 35000 Mitarbeitern in über<br />

50 Ländern ist die B. <strong>Braun</strong> <strong>Melsungen</strong> <strong>AG</strong><br />

ein weltweit agierendes Unternehmen<br />

im Gesundheitswesen. Als einer der<br />

führenden Systemanbieter entwickelt<br />

B. <strong>Braun</strong> Dienstleistungen und Produkte<br />

zur optimalen klinischen und ambulanten<br />

Versorgung von Patienten.<br />

B. <strong>Braun</strong> engagiert sich als enger<br />

Partner von Ärzten, Pflegepersonal,<br />

Klinikmanagement und Forschern für eine<br />

stetige Verbesserung von Therapien und<br />

die kontinuierliche Optimierung<br />

von Prozessabläufen in der Klinik.<br />

Nr. 30<strong>01</strong>7200

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