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2 Wirtschaft und Soziales Lübeck, den 10.05.2010<br />
280 Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften Sachbearbeiterin: Heike Wembsdzio<br />
Geschäftsstelle Kleingartenausschuss Tel.: 122 - 2303 / Fax 122 - 2390<br />
N I E D E R S C H R I F T<br />
- Ö f f e n t l i c h e r T e i l -<br />
über die Sit<strong>zu</strong>ng des Kleingartenausschusses der <strong>Hansestadt</strong> Lübeck<br />
am Dienstag, dem 29. April 2010<br />
Wahlperiode 2008 / 2013 – Nr. 5<br />
Beginn:<br />
Tagungsort:<br />
Anwesende:<br />
16.00 Uhr<br />
„Kleine Börse“ im Rathaus<br />
Mitglieder des Kleingartenausschusses<br />
Herr Stolz SPD als Vorsitzender<br />
Frau Boeckmann SPD als Vertreterin für Frau Goltz<br />
Herr Kreft SPD bis 16.45 Uhr<br />
Frau Scheel SPD<br />
Herr Fretwurst SPD<br />
Herr Freitag CDU ab 16.05 Uhr<br />
Frau Kanuschin CDU<br />
Frau Ziebell CDU als Vertreterin für Herrn Schiller<br />
Frau Schatz CDU<br />
Herr Voht BfL als Vertreter für Frau Stadthaus-Panissié<br />
Herr Sanders FDP<br />
Frau Klöckner BÜ 90 als Vertreterin für Herrn Schubert<br />
Frau Thom LINKE<br />
Herr Dohmen LINKE<br />
Teilgenommen haben ferner:<br />
Vom Bereich 2.280 - Wirtschaft, Hafen und Liegenschaften<br />
Herr Strätz<br />
Herr Upts<br />
Frau Sielaff – Anwärterin<br />
Frau Wembsdzio als Protokollführerin<br />
Vom Bereich 2.020 – Fachbereichscontrolling<br />
Herr Kuschmierz<br />
Vom Seniorenbeirat<br />
Herr Driessen<br />
3 ZuhörerInnen<br />
Nicht anwesend:<br />
Mitglieder des Kleingartenausschusses<br />
Herr Gaulin – SPD<br />
Ende:<br />
17.15 Uhr<br />
1
Tagesordnung<br />
I. Öffentlicher Teil der Sit<strong>zu</strong>ng Beratungsergebnis<br />
Kenntnis Empfehl<br />
ung<br />
1.0 Allgemeiner Teil<br />
Verta<br />
gt<br />
1.1 Begrüßung<br />
1.2 Verpflichtung der nicht der Bürgerschaft angehörenden Mitglieder<br />
1.3 Feststellung der Beschlussfähigkeit<br />
1.4 Anträge und Beschlussfassungen <strong>zu</strong>r Tagesordnung<br />
1.5 Niederschrift vom 12. Februar 2010 - Nr. 4 -<br />
2.0 Mitteilungen und Berichte<br />
2.1 Neuverhandlung des Generalpachtvertrages X<br />
3.0 Anfragen, Anregungen und Verschiedenes<br />
4.0 Anträge<br />
II. Nichtöffentlicher Teil der Sit<strong>zu</strong>ng<br />
Beratungsergebnis<br />
III. Öffentlicher Teil der Sit<strong>zu</strong>ng<br />
8.0 Bekanntgabe der Beratungsergebnisse aus dem<br />
nichtöffentlichen Teil<br />
2
• I.<br />
Öffentlicher Teil der Sit<strong>zu</strong>ng<br />
1.0 Allgemeiner Teil<br />
1.1 Begrüßung<br />
Herr Stolz begrüßt die Mitglieder des Ausschusses, die ZuhörerInnen und die<br />
VertreterInnen der Verwaltung.<br />
Herr Stolz teilt mit, dass die nächste Ausschusssit<strong>zu</strong>ng am Donnerstag,<br />
23.09.2010 um 16.00 Uhr im Rathaus stattfinden wird.<br />
1.2 Verpflichtung der nicht der Bürgerschaft angehörenden Mitglieder<br />
Es sind keine Mitglieder <strong>zu</strong> verpflichten.<br />
1.3 Feststellung der Beschlussfähigkeit<br />
Herr Stolz stellt fest, dass der Ausschuss beschlussfähig ist.<br />
1.4 Anträge und Beschlussfassungen <strong>zu</strong>r Tagesordnung<br />
Herr Stolz teilt mit, dass ihm ein Antrag vorliegt vom BÜNDNIS 90 / DIE<br />
GRÜNEN. Es geht um die Anbringung einer Erinnerungstafel für den<br />
ehemaligen Direktor der LVA, Herrn Alwin Bielefeldt am Verwaltungszentrum<br />
Mühlentor. Frau Klöckner verteilt Kopien des Antrages an die<br />
Ausschussmitglieder. Die Sit<strong>zu</strong>ng wird für 10 Minuten unterbrochen, damit<br />
sich die Ausschussmitglieder mit dem Antrag befassen können. Danach wird<br />
über die Dringlichkeit des Antrages abgestimmt.<br />
Der Ausschuss beschließt mit 11 Ja-Stimmen und 3 Nein-Stimmen, dass der<br />
Antrag <strong>zu</strong>gelassen wird und unter TOP 3.1 behandelt wird.<br />
1.5 Niederschrift vom 12. Februar 2010 – (Nr. 4)<br />
Einwände gegen die Niederschrift vom 12. Februar 2010 bestehen nicht.<br />
Die Niederschrift vom 12. Februar 2010 wird einstimmig festgestellt.<br />
3
2.0 Mitteilungen und Berichte<br />
2.1 Neuverhandlung des Generalpachtvertrages<br />
Herr Strätz berichtet, dass es im Rahmen der Verhandlungen <strong>zu</strong>nächst um eine<br />
Neufassung des bestehenden Vertragswerkes ging. Der Generalpachtvertrag (GPV)<br />
besteht seit 1983 und umfasst inzwischen 28 Nachträge, so dass eine Lesbarkeit vor<br />
allem für Außenstehende sehr schwierig geworden ist. Es wurden in gegenseitigem<br />
Einvernehmen einige redaktionelle Änderungen vorgenommen.<br />
Seit 2002 beträgt die Pacht unverändert 0,14 €/m². Grundlage für eine Pachterhöhung<br />
ist nach dem Bundeskleingartengesetz die ortsübliche Pacht für den erwerbsmäßigen<br />
Obst- und Gemüseanbau. Da hierfür in Schleswig-Holstein kein Index mehr geführt<br />
wird, empfiehlt das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, sich<br />
an dem regionalen Pachtpreis für Ackerland <strong>zu</strong> orientieren. Nach Auskunft des Amtes<br />
für ländliche Räume beträgt die durchschnittliche regionale Pacht 300,00 €/ha. Dies<br />
sind je m² 0,03 € die mit 1,5 <strong>zu</strong> multiplizieren sind und davon ist dann das Vierfache als<br />
Pacht <strong>zu</strong> errechnen. Die obere Grenze für die Kleingartenpacht liegt dann bei<br />
0,18 €/m² p.a. Eine solche Pachterhöhung würde für den einzelnen<br />
Kleingartenpächter bei einer Durchschnittsparzellengröße von ca. 400 m² eine<br />
Pachterhöhung von derzeit 62,-- € jährlich auf 78,-- € jährlich bedeuten. Der<br />
Kreisverband war bereit, diese Pacht <strong>zu</strong> akzeptieren, wenn im Gegen<strong>zu</strong>g die<br />
Verwaltungskostenpauschale von 10 % der Pacht, die bisher auf Widerruf gewährt<br />
wurde, dauerhaft gewährt wird. Es wurde da<strong>zu</strong> noch eine Kündigungsklausel für die<br />
Verwaltungskostenpauschale aus wichtigem Grund vereinbart<br />
Frau Schatz stellt den Antrag, <strong>zu</strong> <strong>diesem</strong> Thema Herrn Engel, Vorstandsmitglied des<br />
Kreisverbandes, Rederecht als sachverständige Person <strong>zu</strong> erteilen. Der Ausschuss ist<br />
einstimmig einverstanden. Herr Engel bestätigt, dass der Kreisverband mit den<br />
ausgehandelten Vertragsbedingungen einverstanden ist. Herr Fretwurst gibt den<br />
Hinweis, dass es auf Seite 2 der Vorlage unter Punkt 2 richtig heißen muss: Bis<br />
31.10.2016….Des weiteren wüsste er gern, ob die Gewährung der<br />
Verwaltungskostenpauschale auch in der Stadt Kiel vom Landesrechnungshof<br />
bemängelt wurde. Zudem verweist Herr Fretwurst darauf, dass in sämtlichen<br />
Kleingärten ein Leerstand von ca. 5% <strong>zu</strong> verzeichnen ist. Würden der Kreisverband<br />
und die Kleingärtnervereine die Verwaltung der Einzelpachtverhältnisse mit<br />
Rechnungsführung usw. nicht mehr durchführen, würde die <strong>Hansestadt</strong> Lübeck für die<br />
freistehenden Parzellen auch keine Pacht mehr erhalten und müsste <strong>zu</strong>dem diese<br />
Flächen noch pflegen. Nach dem Generalpachtvertrag erhält die <strong>Hansestadt</strong> Lübeck<br />
jedoch die Pacht für alle Parzellen, egal ob verpachtet oder nicht. Herr Strätz bedankt<br />
sich bei Herrn Fretwurst für den Hinweis auf den Schreibfehler in der Vorlage und<br />
beantwortet seine Frage dahingehend, dass auch die Stadt Kiel vom<br />
Landesrechnungshof kritisiert wurde. Herr Kreft hat Schwierigkeiten mit der Höhe der<br />
Verwaltungskostenpauschale. Er hätte es besser gefunden, wenn der Prozentsatz bei<br />
7-8 % gelegen hätte. Herr Fretwurst verweist auf die Richtlinien über die Planung im<br />
Kleingartenwesen aus dem Jahr 1978, nach denen die Pacht für Kleingärten nie an der<br />
Obergrenze liegen soll.<br />
Der Ausschuss stimmt einstimmig der Vorlage <strong>zu</strong> und empfiehlt dem Finanz- und<br />
Personalausschuss entsprechend <strong>zu</strong> beschließen.<br />
4
3.0 Anfragen, Anregungen und Verschiedenes<br />
3.1 Antrag auf Anbringung einer Erinnerungstafel für den ehemaligen Direktor der<br />
LVA, Herrn Alwin Bielefeldt am Verwaltungszentrum Mühlentor, Anlage 1<br />
Frau Klöckner trägt vor, dass die Anregung <strong>zu</strong> dem Antrag kurzfristig vom<br />
Grünen Kreis e.V. kam und im Kleingartenausschuss als Diskussionsbeitrag<br />
eingebracht werden sollte. Nähere Informationen liegen der Partei BÜNDNIS 90 /<br />
DIE GRÜNEN hier<strong>zu</strong> nicht vor. Frau Schatz und Frau Kanuschin stellen Fragen.<br />
Herr Fretwurst teilt mit, dass er seine Biografie geschrieben hat, deren 1. Teil bei<br />
der Stadtpräsidentin erhältlich ist. Der 2. Teil wird in ca. 6 Wochen erscheinen.<br />
Dieser Teil beinhaltet auch die Entwicklung des Kleingartenwesens und Herr<br />
Bielefeldt kommt auch darin vor. Herr Voht hätte gern mehr Informationen und<br />
Frau Boeckmann schlägt vor, dass man vielleicht ja Frau Dr. Meyer-Rebentisch<br />
<strong>zu</strong> einer Diskussion einladen könne. Herr Stolz greift den Vorschlag auf. Zur<br />
nächsten Ausschusssit<strong>zu</strong>ng am 23.09.2010 kommt das Thema wieder auf die<br />
Tagesordnung und Frau Dr. Meyer-Rebentisch wird eingeladen.<br />
Der TOP wird vertagt.<br />
4.0 Anträge<br />
4.1 Frau Boeckmann beschwert sich, wie schon in der Sit<strong>zu</strong>ng am 11.02.2010, über den<br />
Kleingärtnerverein Travetal e.V.. Dort wird ständig Müll abgeladen. Mit dem dortigen<br />
Vorstand sei ein Gespräch nicht möglich. An der anschließenden Diskussion beteiligen<br />
sich Frau Schatz, Frau Scheel, Frau Boeckmann und die Herren Sanders, Voht und Engel.<br />
Herr Engel sagt <strong>zu</strong>, die Beschwerden im Vorstand des Kreisverbandes an<strong>zu</strong>sprechen.<br />
II.<br />
Eintritt in den nichtöffentlichen Teil der Sit<strong>zu</strong>ng<br />
III.<br />
Wiedereintritt in den öffentlichen Teil der Sit<strong>zu</strong>ng<br />
7.0 Bekanntgabe der Beratungsergebnisse aus dem nichtöffentlichen Teil<br />
Im nichtöffentlichen Teil wurden keine Themen behandelt.<br />
Herr Stolz bedankt sich bei allen Mitgliedern für die Mitarbeit, wünscht einen guten<br />
Heimweg und beendet die Sit<strong>zu</strong>ng um 17.15 Uhr.<br />
5
Anlage 1<br />
TOP 3.1<br />
Antrag des BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN<br />
Lübeck, den 14. Mai 2010 Lübeck, den 14. Mai 2010<br />
Vorsitzender<br />
(Wolfgang Stolz)<br />
Protokollführerin<br />
(Heike Wembsdzio)<br />
6
Entwurf<br />
BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN<br />
…<br />
…<br />
Fraktionen der Lübecker Bürgerschaft<br />
Datum: 28. April 2010<br />
An die<br />
Frau Stadtpräsidentin<br />
... der <strong>Hansestadt</strong> Lübeck<br />
Rathaus<br />
23539 Lübeck<br />
<strong>zu</strong> Punkt<br />
der Tagesordnung<br />
Drucksache Nr.<br />
_<br />
Sit<strong>zu</strong>ng der Bürgerschaft am 27. Mai 2010<br />
Erinnerungstafel / Gedenktafel für Alwin Bielefeldt (1857 – 1942)<br />
Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin,<br />
die Fraktionen Bündnis 90 / DIE GRÜNEN und …. greifen eine Anregung des<br />
Grünen Kreises e.V. auf und beantragen, die Bürgerschaft möge beschließen:<br />
Es wird eine Erinnerungstafel / Gedenktafel für den ehemaligen Direktor der LVA,<br />
Herrn Alwin Bielefeldt (1857 – 1942), in Abstimmung mit den Vereinen Grüner Kreis<br />
e.V. und Rotes Kreuz Lübeck, sowie dem Kreisverband der Kleingärtner Lübeck und<br />
der Rentenversicherung Nord gestaltet und am Verwaltungszentrum in der<br />
Kronsforder Allee 2-4 angebracht.<br />
Als günstiger Zeitpunkt für die Enthüllung der Tafel sollte ein Tag während der „Zeit<br />
des Erinnerns“ im November 2010 festgelegt werden.<br />
Begründung siehe umseitig<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
7
Text von Frau Karen Meyer-Rebentisch, Kulturhistorikerin<br />
Projekt Erinnerungstafel/Gedenktafel für Alwin Bielefeldt (1857-<br />
1942)<br />
Kurzfassung:<br />
Alwin Bielefeldt war Direktor der LVA der Hansestädte von 1907 bis 1924 in Lübeck. Sein<br />
Wirken in der LVA war von einem <strong>zu</strong> <strong>diesem</strong> Zeitpunkt überaus modernen, wegweisenden<br />
Vorsorge-Gedanken geprägt.<br />
Weit über Lübeck hinausreichende Verdienste erwarb er sich vor allem im Kleingartenwesen.<br />
Er begründete bereits 1900 in Berlin-Charlottenburg die ersten Arbeiterkleingärten des Roten<br />
Kreuzes, die nach paternalistisch-sozialen Gesichtspunkten organisiert waren und ärmeren<br />
Familien die Möglichkeit boten, <strong>zu</strong> einem geringen Kostenbeitrag an der frischen Luft tätig <strong>zu</strong><br />
sein und sich mit Erzeugnissen aus dem Garten selbst <strong>zu</strong> versorgen. Nach <strong>diesem</strong> Vorbild<br />
richtete er seit 1907 auch mehrere Kleingartenanlagen in Lübeck ein. Darüber hinaus war er<br />
weiterhin reichsweit in der Kleingartenbewegung tätig und bemühte sich um mehr<br />
Rechtssicherheit für die Pächter von Kleingärten. Eigentlich müsste anstelle von<br />
„Schrebergärten“ die Rede von „Bielefeldt-Gärten“ sein.<br />
Trotz seines herausragenden sozialpolitischen Engagements ist Alwin Bielefeldt unbekannt<br />
geblieben. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 führte da<strong>zu</strong>, dass er <strong>zu</strong><br />
einer „Unperson“ wurde, deren Lebenswerk nicht gewürdigt wurde, denn Bielefeldt verhielt<br />
sich den neuen Machthabern gegenüber ablehnend bis renitent. 1942 verstarb er in Berlin.<br />
Biografie:<br />
Alwin Bielefeldt, geboren am 21.9.1857 auf Rittergut Groß Garz in der Altmark. Studierte<br />
nach dem Besuch des Gymnasiums in Stendal 1877-1880 in Göttingen, Leipzig und<br />
Straßburg Rechtswissenschaften. Bestand 1881 in Colmar im Elsaß die Referendarprüfung<br />
und trat als Referendar in den Staatsdienst des Landes Elsaß-Lothringen. Nach bestandener<br />
Prüfung als Gerichtsassessor wurde er Regierungsassessesor im Verwaltungsdienst in<br />
Metz.<br />
1891 wurde er nach Berlin ins Reichsversicherungsamt berufen, wo er 1897 <strong>zu</strong>m Geheimen<br />
Regierungsrat und Senatsratsvorsitzenden aufrückte. Dort hatte er neben der Leitung seines<br />
Senates das Generalienreferat über das Heilverfahren der Landesversicherungsanstalten<br />
und dami das Aufsichtsreferat über verschiedene Anstalten – darunter auch die der<br />
Hansestädte – inne. In Charlottenburg lebte er in der Sybelstraße. Er war verheiratet und<br />
hatte zwei Kinder.<br />
Von 1907 bis 1934 lebte er in Lübeck (seit 1924 am Friedrich-Wilhelm-Platz 4).<br />
1934 kehrte Bielefeldt, inzwischen <strong>zu</strong>m Witwer geworden, nach Berlin <strong>zu</strong>rück, wo er am<br />
23.12.1942 starb.<br />
Zu seiner Tochter Edith, verheiratete Wahl, konnten keine biografischen Daten ermittelt<br />
werden. Sein Sohn Edgar Bielefeldt, geboren 12.10.1890, verst. 16.12.1955, war<br />
Gründungsmitglied des Aktionsausschusses des Börsenvereins. Musikverleger (Mitinhaber<br />
der Fa. Otto Junne, Leipzig; 1942 Geschäftsleiter Fa. Ries&Erler Berlin). Leiter der<br />
Fachschaft Musikverleger der Reichsmusikkammer, nach eigenen Angaben kein Mitglied der<br />
NSDAP.<br />
1951 verlagerte Bielefeldt den Junne-Verlag in die Westzonen nach Wiesbaden, später ist<br />
der Junne-Verlag nach München gegangen. Der Sohn Edith Wahls, Harri Bielefeldt, ist<br />
später Leiter des Verlages geworden. Er soll ohne Erben verstorben sein, Nachfahren sind<br />
nicht bekannt. Es besteht lediglich Kontakt <strong>zu</strong> der Nachfolgerin im Verlag, Frau Farnoudi.<br />
Bielefeldt und die LVA der Hansestädte:<br />
Am 6.10.1906 war Bielefeldts Vorgänger bei der Landesversicherung der Hansestädte in<br />
Lübeck, Direktor Gebhard verstorben. Man suchte einen Nachfolger für das bedeutende<br />
Amt, eine ebenso „überragende Kraft“, wie Gebhard es gewesen sein sollte. Der<br />
Stellvertreter Dittmer bewarb sich, schien aber einigen, die am Auswahlverfahren beteilt<br />
waren, nicht hervorragend genug. Man erkundigte sich nach geeigneten Persönlichkeiten<br />
8
und die Empfehlung der Berlin LVA fiel auf Bielfefeldt. Dieser war einverstanden damit, in<br />
Lübeck kein höheres Gehalt als in Berlin <strong>zu</strong> erhalten (12.000 Mark jährlich), wohl aber mehr<br />
Selbständigkeit.<br />
Man entschied sich für Bielefeldt, nachdem man festgestellt hatte, dass dieser „trotz seines<br />
etwas 'verdächtigen' Namens nicht Jude sei und auch nicht linksradikalen Gedanken<br />
anhinge 1 . Bielefeldt trat sein neues Amt am 1. Februar 1907 an. 1911 wurden seine Bezüge<br />
auf 14.000 Mark abzüglich 1500 Mark für die Dienstwohnung, die sich im LVA-Gebäude an<br />
der Kronsforder Allee 2-4 befand, erhöht.<br />
Bei seiner Tätigkeit in der LVA hat sich Bielefeldt <strong>zu</strong>nächst besonders um die vorbeugenden<br />
Heilverfahren gekümmert, unter anderem durch die Einrichtung von Fürsorgestellen für<br />
Lungenkranke (Tuberkulose). Auf Anregung Bielefeldts entstand die erste<br />
Walderholungsstätte für Männer bei Wesloe, bald auch eine für Frauen und Kinder. In seine<br />
Amtszeit fielen weiterhin die Einrichtung von einer Fürsorgestelle für Trinker, für Menschen<br />
mit chronischen Beinleiden sowie für Geschlechtskrankheiten.<br />
Das besondere Augenmerk Bielefeldts galt der Fürsorge für Kinder und Waisen, für die unter<br />
anderem in Groß Hansdorf ein Erholungsheim eingerichtet wurde. Im Sommer 1933 wurde<br />
das dortige Kinderheim vorrübergehend ihm <strong>zu</strong> Ehren „Bielefeldt-Heim“ genannt.<br />
Zum 31.1.1924 ging Bielefeldt in den Ruhestand. In der Folgezeit gab es mehrfach<br />
Streitigkeiten um seine Ruhegeldbezüge. 1927 ging es dabei um Berechnungsformalitäten.<br />
1933 hingegen verwehrte sich Bielefeldt gegen einen doppelten Ab<strong>zu</strong>g: Zum einen wurde<br />
das ihm <strong>zu</strong>stehende Ruhegeld aufgrund neuer Berechnungen gekürzt, <strong>zu</strong>m anderen wurden<br />
ihm Beiträge für „nationale Arbeit“ abgezogen – dagegen verwehrte er sich, was <strong>zu</strong> einer<br />
längeren Korrespondenz führte, in der er als „unsozial“ bezeichnet wird.<br />
Bielefeldt und die Kleingärten<br />
Bielefeldt hatte schon im ausgehenden 19. Jahrhundert die Entwicklung in Frankreich und<br />
Belgien verfolgt, wo Arbeitergärten (jardins ouvriers) eingerichtet worden waren. Er trug<br />
diese Idee auf Vorträgen nach Deutschland und versuchte auch, die Berliner<br />
Stadtverwaltung davon <strong>zu</strong> überzeugen, diese winkte jedoch ab. Schließlich gewann er die<br />
damals noch eigenständige Kommune Charlottenburg für das Konzept. Der dortige, dem<br />
Roten-Kreuz angegliederte Vaterländische Frauenverein, trat 1900 als Generalpächter auf<br />
und verteilte erste Parzellen <strong>zu</strong> einem Pachtpreis von fünf Mark im Jahr an Arbeiterfamilien.<br />
Die Kolonien waren patriarchalisch organisiert und bürgerlich-paternalistisch geführt. In den<br />
folgenden Jahren kamen etliche Arbeitergärten – auch in Berlin – da<strong>zu</strong>.<br />
1907 gründete Bielefeldt den deutschlandweiten Zentralverband deutscher Arbeiter- und<br />
Schrebergärten. Er hielt international Vorträge über den Kleingartengedanken. Auch in<br />
Lübeck konnte er seine Zuhörer von dieser Idee überzeugen, und wiederum mit<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng des hiesigen Vaterländischen Frauenvereins gelang es 1908 die ersten<br />
Arbeitergärten an der Geniner Straße einrichten. 1911 folgten Gärten am Steinrader Weg,<br />
bald darauf Gärten auf Marli und schließlich 1928 die erste Lübecker<br />
Dauerkleingartenanlage in Buntekuh, die heute noch existiert.<br />
In der Zwischenzeit bemühte sich Bielefeldt darum, die Rechte der Kleingärtner <strong>zu</strong> stärken.<br />
Während des WK1 wurde er von der Reichsregierung als Berater <strong>zu</strong>r Zentralstelle für den<br />
Gemüsebau im Kleingarten berufen.<br />
1921 wurde er Vorsitzender und 1923 Ehrenpräsident des Reichsverbandes der<br />
Kleingärtner.<br />
Der letzte Lebensabschnitt Bielefeldt:<br />
In den Lübeckischen Blättern erschien anlässlich seines Ausscheidens aus dem Dienst 1924<br />
eine kurze Biografie Bielefeldts, in der seine Verdienste bei der LVA und in der<br />
Kleingartenbewegung gewürdigt werden. 1927 fand eine erneute Würdigung seiner<br />
Leistungen durch ein Schreiben des Lübecker Senats anlässlich seines 70. Geburtstag statt.<br />
1 Nach: Die Landesversicherungsanstalt der Hansestädte in Lübeck 1891-1938, von E. Helms, Lübeck. o.J.<br />
9
Aus den Lübeckischen Blättern 1932, Jahresbericht des Vaterländischen Frauenvereins geht<br />
hervor, dass er weiterhin noch in Sachen Kleingarten aktiv war. Auch im Vorstand der LVA<br />
war er weiterhin ehrenamtliches Mitglied.<br />
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste Bielefeldt erleben, dass die<br />
ehrenamtlichen Mitglieder des LVA-Vorstandes aus politischen Gründen ausgewechselt<br />
wurde. Im August 1933 kam er dem <strong>zu</strong>vor und schied er auf eigenen Wunsch aus. Sein<br />
Nachfolger im Amt des Direktors der LVA, Emil Helms (nach dem Krieg Oberstadtdirektor),<br />
wurde gegen den Parteigenossen Dr. Storck ausgetauscht.<br />
Am 15. Dezember 1933 wurde quasi von oben nach unten der Verein Reichsbund Lübecker<br />
Kleingärtner und Kleinsiedler, Landesgruppe Lübeck gegründet. Zum Vorsitzenden wurde<br />
Dr. Storck, Direktor der LVA der Hansestädte. Die Arbeitergärten des Roten Kreuzes wurden<br />
offenbar <strong>zu</strong>nächst nicht vollständig mit gleichgeschaltet, denn im Jahresbericht 1936 des<br />
neuen Vereins heißt es: „... als wir mit Ablauf des Berichtsjahres die bis dahin selbständige<br />
Stadtgruppe der Arbeitergärten vom Rotn (sic) Kreuz aufgelöst und die einzelnen Kolonien<br />
den jeweils <strong>zu</strong>ständigen Stadtgruppen <strong>zu</strong>geteilt haben. Eine Benachteiligung der Mitglieder<br />
wird durch notwendig gewordene Maßnahme keinesfalls eintreten.“ (grammatische Fehler im<br />
Original, Bericht im Registergericht Lübeck)<br />
Bielefeldt erwies sich nun mehrfach als politisch nicht konform. Seine Weigerung, Kür<strong>zu</strong>ng<br />
der Altersruhebezüge sowie weitere Abzüge für „nationale Arbeit“ (u.a. Winterhilfswerk) <strong>zu</strong><br />
akzeptieren, wurde vom Vorstand der LVA an den Lübecker Senat weitergeleitet,<br />
infolgedessen wurde er vor Vertretern der Kleingartenbewegung und des Roten Kreuzes als<br />
„unsozialer Feind der Regierung“ diskreditiert.<br />
Mit seinem Weg<strong>zu</strong>g von Lübeck 1934 in eine günstigere Wohnung nach Berlin gab Bielefeldt<br />
nach und ließ den Ein<strong>zu</strong>g von Mitteln für die „nationale Arbeit“ <strong>zu</strong>.<br />
Im September 1937 berichtete der Lübecker Gruppenführer des Reichsbundes der<br />
Kleingärtner, Parteigenosse Upahl von einer Postkarte, die ein Kleingärtner von Bielefeldt<br />
empfangen habe. Darin distanziert sich Bielefeldt von den „jetzigen Machthabern“. Diese<br />
Postkarte habe Anlass <strong>zu</strong> einem Untersuchungsverfahren der Gestapo gegeben. Der neue<br />
Direktor der LVA Dr. Storck ließ aufgrund dessen prüfen, ob auch ein Dienststrafverfahren<br />
<strong>zu</strong>r Entziehung des Ruhegeldes eingeleitet werden kann.<br />
Über ein solches Verfahren liegen keine Akten vor, sicher ist, dass Bielefeldt bis <strong>zu</strong> seinem<br />
Tod eine Pension bezogen hat. Offensichtlich ist aber auch, dass eine Würdigung seiner<br />
Person und seines Wirkens angesichts der distanzierten Haltung <strong>zu</strong>r NS-Regierung nach<br />
seinem Tod nicht stattgefunden hat und er deshalb in Vergessenheit geraten ist.<br />
Kontext:<br />
Der Verein Grüner Kreis Lübeck e.V. lässt durch die Kulturhistorikerin Dr. Karen Meyer-<br />
Rebentisch eine Publikation <strong>zu</strong>r Geschichte der Lübecker Kleingärten erarbeiten, es soll im<br />
Anschluss auch eine Ausstellung <strong>zu</strong>m Thema im Museum für Natur und Umwelt stattfinden.<br />
Im Zuge der Recherchen ist Frau Dr. Meyer-Rebentisch auf die Person Bielefeldts gestoßen.<br />
Bereits in den 1950er Jahren, als die ersten „Bielefeldt-Gärten“ an der Geniner Straße<br />
bebaut werden sollten, hat sich der Verein für eine Würdigung des Mannes eingesetzt,<br />
jedoch ist es nicht da<strong>zu</strong> gekommen.<br />
Eine Anbringung einer Gedenktafel für Alwin Bielefeldt könnte im Kontext der nun geplanten<br />
Veranstaltungen mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit rechnen. Der angemessene Ort für<br />
eine solche Tafel wäre der frühere Ort seines Wirkens, das Verwaltungszentrum in der<br />
Kronsforder Allee 2-4, wo er auch gewohnt hat. Ein günstiger Zeitpunkt wäre die „Zeit des<br />
Erinnerns“ im Herbst 2010. Neben dem Verein Grüner Kreis e.V. würden sich das Rote<br />
Kreuz Lübeck, der Kreisverband der Kleingärtner Lübeck und die Rentenversicherung Nord<br />
einbringen.<br />
Karen Meyer-Rebentisch, 15.4.2010<br />
10