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Vertrieb<br />
Wolfgang Krinner*<br />
Personalentwicklung im Außendienst<br />
Ein Modell zur Prozessanalyse im Einsatz beim Orga-Ausbau<br />
Wenn ein Orga-Ausbau-Plan weder die Qualität noch die „Menge“ der<br />
neuen Mitarbeiter oder Vertragspartner bringt, nutzen Druck oder Kopfprämien<br />
meist nicht viel. Viel zu wenig werden die Details der in diesem<br />
Zusammenhang ablaufenden Prozesse beachtet und beobachtet. Eine<br />
vereinfachte Prozessanalyse fördert erstaunliche Kleinigkeiten zu Tage,<br />
die Grund für ein Scheitern sein können. Der folgende Beitrag ist eine<br />
Fortsetzung des in ZfV 24/07 erschienenen Beitrags „Bewerbergespräch<br />
und Bewerberauswahl-Test im Außendienst“.<br />
3. Die Einstellungsvorschläge sind<br />
eher zurückgegangen: von 4,5 auf<br />
1,5. Haben aber ein besseres Niveau<br />
erreicht.<br />
4. 50% der Vorschläge haben zu Einstellungen<br />
geführt.<br />
5. Bewerber-Beurteilung: Das Niveau<br />
hat sich allgemein deutlich verbessert.<br />
Allerdings werden immer<br />
noch wesentliche Punkte wie<br />
Kontaktfähigkeit, Kreativität, Initiative<br />
usw. nicht ausreichend oder<br />
falsch beurteilt.<br />
Sechs Monate später...<br />
Nachdem Dr. Chris Kuhn, Psychologe<br />
und Personalentwickler bei der SAA-<br />
Versicherung, wieder einmal eine<br />
Einladung zu einem Führungskräfte-<br />
Meeting mit Dr. Warnke erhalten hat,<br />
schwant ihm nichts Gutes, denn das<br />
Thema des Führungskräfte-Meetings<br />
ist u.a. der „Orga-Ausbau“.<br />
Da Dr. Warnke ein Freund von Zahlen<br />
ist – und den damit verbundenen<br />
Spielereien – möchte sich Dr. Kuhn<br />
möglichst präzise auf das Meeting<br />
vorbereiten. Allerdings versucht er<br />
die z.T. banale Oberfläche reiner Zahlenkombinationen<br />
zu verlassen und<br />
mehr die Hintergründe zu beleuchten.<br />
Dr. Kuhn und sein Team haben in den<br />
letzten sechs Monaten alles getan,<br />
um den Organisationsausbau wenigstens<br />
ansatzweise voran zu treiben<br />
und auf qualitativ gehobenes Niveau<br />
zu stellen: Er hat zwölf BD mit<br />
gutem Führungsverständnis und hoher<br />
Motivation für einen Pilotversuch<br />
„Bewerbungsgespräch“ ausgewählt.<br />
In einem Workshop haben sich diese<br />
Führungskräfte die Themen „Quellen<br />
neuer Mitarbeiter, das Bewerbungsgespräch,<br />
Bewerberbeurteilung, die<br />
Motivation der Bewerber und erfolgreiche<br />
Einarbeitung“ ausführlich erarbeitet.<br />
Der Vorschlag von Dr. Kuhn, dass<br />
Frau Graf die ausgewählten BD beim<br />
Orga-Ausbau begleitet und unterstützt<br />
(Neuhochdeutsch: coacht) wurde<br />
von den Orga-Direktoren energisch<br />
abgeblockt. Motto: „Unsere<br />
Führungskräfte führen wir selbst. Der<br />
Personalentwickler hat ja von der Praxis<br />
keine Ahnung“. Darüber hinaus<br />
hat er diesen BD‘s ein Testverfahren<br />
über EDV – war gar nicht so teuer – als<br />
Unterstützung zur Verfügung gestellt.<br />
Jetzt gilt es für Dr. Kuhn ein Fazit über<br />
die letzten sechs Monate zu ziehen<br />
und sich auf das Meeting vorzubereiten.<br />
Er bittet Frau Graf, mit ihm gemeinsam<br />
entsprechende Zahlen zusammenzustellen<br />
und einige Hintergrundfragen<br />
zu klären. Natürlich ist<br />
Dr. Kuhn klar, dass nach sechs Monaten<br />
kein abschließendes Urteil gefällt<br />
werden kann. Aber grundsätzliche<br />
Tendenzen werden sichtbar und sind<br />
durchaus aufschlussreich. Und nicht<br />
zu vergessen: Die Zeit drängt.<br />
Zwar sind Verbesserungen deutlich<br />
erkennbar, doch haben sich – offensichtlich<br />
mangels Führung durch die<br />
Orga-Direktoren – z.T. die alten Fehler<br />
eingeschlichen. Kurz zusammengefasst:<br />
1. Die Bewerberkontakte pro Position<br />
haben sich von 5 auf 18 erhöht.<br />
Aber bei drei BD tendiert die Zahl<br />
gegen Null. Argument: Arbeitsüberlastungen,<br />
Wettbewerbe usw.<br />
2. Die Bewerbungsgespräche pro Position<br />
haben sich im Durchschnitt<br />
von 2,5 auf 5 erhöht. Das „Schönschauen“<br />
von Bewerbern auf<br />
Grund des Orga-Drucks ist einer<br />
deutlichen Selektion gewichen.<br />
6. Von den 23 Einstellungen hat bisher<br />
nur ein Bewerber das Unternehmen<br />
SAA-Versicherung wieder<br />
verlassen.<br />
Ausgerüstet mit diesen Zahlen und<br />
einigem mehr geht Dr. Kuhn in das<br />
Meeting.<br />
Es war zu befürchten: Herr Dr. Warnke<br />
steht durch den neuen Vorstandschef<br />
Herrn Mayer-Plött erheblich unter<br />
Druck, was Orga-Ausbau und die<br />
durchschnittliche Produktion je Mitarbeiter<br />
angeht. Entsprechend poltert<br />
Herr Dr. Warnke los: „Meine Herren,<br />
vor einem halben Jahr haben wir uns<br />
über die durchschnittliche Produktion<br />
der Mitarbeiter und den Orga-Ausbau<br />
unterhalten. Beides lässt, von einigen<br />
Einzelbewegungen abgesehen,<br />
noch sehr zur wünschen übrig.<br />
In der Pilotgruppe – sie erinnern sich<br />
an die zwölf ausgewählten BD – haben<br />
sich in den ersten sechs Monaten<br />
23 Einstellungen ergeben. Das ist<br />
verdammt wenig. Auch wenn ich die<br />
Zeit abziehe, die benötigt wird, um<br />
das ganze ins Laufen zu bekommen.<br />
Herr Dr. Kuhn und sein Team berichten<br />
zwar, dass sich die Qualität der<br />
Einstellungen erheblich verbessert<br />
hat, aber wir brauchen Produktion,<br />
Produktion, Produktion.“<br />
Da sich unter den Teilnehmern alle<br />
vier Orga-Direktoren befinden, hält<br />
Herr Dr. Kuhn vorsichtshalber den<br />
* Unternehmensberatung Krinner + <strong>Partner</strong>,<br />
München<br />
Zeitschrift für Versicherungswesen 4/2008 119
Vertrieb<br />
Mund und wartet ab. Einer von ihnen,<br />
Herr Potok, meint: „Meine BD leisten,<br />
was das Bewerberaufkommen anbelangt,<br />
sehr gute Arbeit. Daran kann’s<br />
also nicht liegen. Man sollte sich mal<br />
um die Qualität des Trainings kümmern.<br />
Wenn die neuen Mitarbeiter<br />
aus den Schulungen kommen, müssen<br />
meine BD ihnen die theoretischen<br />
Flausen austreiben und sie<br />
praxisorientiert ausrichten“.<br />
Herr Dr. Kuhn beißt sich auf die Zunge,<br />
um nicht mit dem Vergleich<br />
herauszuplatzen, dass auch bestes<br />
Training aus einem Ackergaul kein<br />
Rennpferd machen kann. Herr Dr.<br />
Warnke entschärft die Situation in<br />
dem er fordert: „Herr Dr. Kuhn, sie<br />
sollten mal in eine Analyse einsteigen.<br />
Und die Probleme definieren,<br />
die zu so einem unbefriedigenden Ergebnis<br />
führen. Aber: Sie haben nicht<br />
mehr als sechs Wochen Zeit. Die Zeit<br />
drängt“.<br />
Herr Dr. Kuhn ehrt es durchaus, dass<br />
er wieder den Schwarzen Peter hat,<br />
obwohl der eigentlich zuständigkeitshalber<br />
den Orga-Direktoren gehören<br />
würde. Thema: Professionelle Führungsarbeit.<br />
Nach langem ziellosem<br />
Hin und Her, in dem belanglose<br />
Details wie Kulanzen in Cent-Höhe,<br />
EDV-Abstürze und Details in der<br />
Provisionsabrechnung in epischer<br />
Breite diskutiert worden sind, endet<br />
das hochrangig (!) besetzte Meeting<br />
um 18.30 Uhr.<br />
Dr. Kuhn beschließt, nicht die übliche<br />
„operative Hektik“ zu verbreiten,<br />
sondern den laufenden Prozess „Orga-Ausbau“<br />
weiter zu optimieren: Er<br />
setzt feedback-Workshops an, die die<br />
Probleme in der Praxis aufarbeiten.<br />
Er formuliert einen Erfolgsbogen<br />
„Orga-Ausbau“, in dem die Bewerberkontakte,<br />
die Gespräche, die Nutzung<br />
der Tools, die Arbeit mit dem<br />
Einarbeitungsplan usw. reportet werden.<br />
Und er richtet eine Hotline ein,<br />
über die sich die BD Hilfe holen können<br />
und Frau Graf sich systematisch<br />
über die Fortschritte informiert.<br />
Zwecks Frustabbau – nicht wegen des<br />
Schwarzen Peters, sondern wegen<br />
der ergebnislosen Unendlichkeitsdiskussion<br />
– geht Dr. Kuhn auf ein Bier in<br />
seine Stammkneipe um die Ecke.<br />
Ein Bier und ein neuer Ansatz...<br />
Das erste Pils läuft wohltuend durch<br />
seine Kehle und holt Dr. Kuhn langsam<br />
auf den Boden zurück. Doch das<br />
zweite schwappt aus dem Glas.<br />
Schuld daran ist ein heftiger Schlag<br />
auf seine Schulter, ausgelöst von seinem<br />
Freund Holger Hailmann, IT-<br />
Abteilungsleiter bei SEMS. Holger<br />
strahlt und meint: „Heute war ein super<br />
Tag für meine Abteilung.“<br />
Auf die Frage von Dr. Kuhn erklärt er:<br />
„Kennst Du das SAPM ® -Prozessreifemodell<br />
? Meine IT-Abteilung ist bei<br />
dieser Untersuchung mit dem Prozessreifegrad<br />
4 ausgestiegen. Ein prima<br />
Ergebnis.“<br />
Auf das fragende Gesicht von Dr.<br />
Kuhn hin erklärt er: Das SAPM ® -<br />
Prozessreifemodell ist ein sehr rasches,<br />
kostengünstiges Untersuchungsmodell<br />
der wesentlichen Prozesse<br />
in einer Abteilung. Es definiert<br />
zunächst die relevanten Prozesse.<br />
Diese Teilprozesse werden ihrerseits<br />
anhand standardisierter Prozess-<br />
Steps – meist 10 – untersucht und von<br />
den internen oder externen Beratern<br />
bewertet. Jeder einzelne Prozess-<br />
Step wird über vier bis sechs Kriterien,<br />
die vom Unternehmen überarbeitet<br />
werden begutachtet und für<br />
den jeweiligen Prozess-Step in Prozent-<br />
oder Score-Bewertung zusammengefasst.<br />
Als erstes wird ausgewiesen,<br />
ob die einzelnen Prozess-<br />
Steps im grünen, gelben oder roten<br />
Bereich sind. Die Aggregierung der<br />
Prozess-Steps zum jeweiligen Teilprozess<br />
führt ebenfalls in dieser Form<br />
zu den Bewertungen: grün, gelb, rot.<br />
Diesen Auswertungen ist eine<br />
entsprechende Software unterlegt.<br />
„Aber lieber Chris, Du solltest bedenken,<br />
so einfach das Modell aussieht<br />
und zu handhaben ist, so sehr steckt<br />
viel Know-how und intelligente Software<br />
hinter diesem System. Spannend<br />
ist auch, selbst wenn für die Teilprozesse<br />
ein grünes, also gutes Ergebnis<br />
zustande kommt, kannst Du<br />
bei Betrachtung der einzelnen Prozess-Steps<br />
auf rote Felder stoßen, die<br />
Optimierungsansätze ermöglichen.<br />
Die Zusammenfassung aller relevanten<br />
Teil-Prozesse ergibt den SAPM ® -<br />
Prozessreifegrad z.B. meiner Abteilung<br />
und da sind wir mit Reifegrad 4<br />
ausgestiegen.“<br />
Holger zeichnet zur Verdeutlichung<br />
das Prozessreifemodell auf (s. Abb.<br />
1). Dr. Kuhn ist beeindruckt von der<br />
einfachen, aber sehr aussagekräftigen<br />
Vorgehensweise und bittet seinen<br />
Freund Holger um Informationsmaterial.<br />
Abbildung 1<br />
Es wird immer deutlicher, dass dieses<br />
SAPM ® -Prozessreifemodell ein guter<br />
Ansatz ist, den Wünschen von Herrn<br />
120 Zeitschrift für Versicherungswesen 4/2008
Vertrieb<br />
Dr. Warnke nach schnellen, detaillierten<br />
Untersuchungsergebnissen im<br />
AO-Bereich nachzukommen. Als Herr<br />
Dr. Kuhn nach zwei Tagen das Informationsmaterial<br />
erhält, schließt er<br />
sich mit Frau Graf im Büro ein, schaltet<br />
das Telefon auf die Zentrale und<br />
beginnt mit ihr, das vorliegende<br />
SAPM ® -Prozessreifemodell auf den<br />
AD zu adaptieren.<br />
SAPM ® -Prozessreifemodell<br />
in der Praxis<br />
Dabei ist beiden natürlich klar, dass<br />
sie die Auswertungssoftware nur<br />
sehr bedingt kennen. Dr. Kuhn und<br />
Frau Graf überspringen zunächst die<br />
Unternehmensziele und versuchen<br />
die wesentliche Teilprozesse in der<br />
AO zu identifizieren. Keine leichte<br />
Aufgabe, da hier Überschneidungen<br />
an der Tagesordnung sind und Teilprozesse<br />
mit einfließen, die nicht im<br />
Bereich der Personalentwicklung liegen.<br />
Sie kommen zu insgesamt 12 Teilprozessen:<br />
Personalplanung (quantitativ/qualitativ),<br />
Motivationskonzept,<br />
Mitarbeiterbeurteilung/Mitarbeitergespräch,<br />
Aus-/Weiterbildung, Bewertung<br />
SOLL/IST, Unterstützung<br />
durch Führungskräfte, Informationen<br />
ID/AD, organisatorische Arbeitsabläufe,<br />
Provisionssystem,<br />
Schadenregulierung, Bestands-/Gebietsschutz.<br />
Beide wissen natürlich, dass ein<br />
Großteil der Prozesseinteilungen mit<br />
anderen Abteilungen und Bereichen<br />
durchgesprochen und definiert werden<br />
muss. Deshalb greifen sie zur<br />
Probe nur den Teilprozess heraus, der<br />
das von Dr. Warnke angesprochene<br />
Problem berührt: Personalplanung<br />
(quantitativ/qualitativ). Sie nehmen<br />
das vorgegebene Schema der<br />
SAPM ® -Prozess-Steps zur Hand,<br />
nach dem der Teilprozess begutachtet<br />
werden soll (s. Abb. 2).<br />
Jetzt gilt es, für die einzelnen Prozess-<br />
Steps die objektiven Prüf-Kriterien<br />
festzulegen. Sie greifen gleich den<br />
ersten Step „Vorhanden“ heraus, listen<br />
vier mögliche Prüf-Kriterien auf,<br />
Abbildung 2<br />
formulieren einen groben Fragenkatalog<br />
und tragen die Ergebnisse ein<br />
(s. Abb. 3).<br />
Abbildung 3<br />
Dann fahren sie fort mit dem Prozess-<br />
Step „Beschreibung/Definition“ und<br />
legen sechs Kriterien fest (s. Abb. 4).<br />
Abbildung 4<br />
Abbildung 5<br />
Dr. Kuhn und Frau Graf haben es nach<br />
fünf Stunden endlich geschafft, die<br />
formalen Voraussetzungen für die<br />
Untersuchung des Prozessreifegrades<br />
zu fixieren: Festlegung der Teilprozesse,<br />
Mini-Checkliste für die Prozess-Steps<br />
und die Vorgehensweise.<br />
Die Schwierigkeit war erstaunlicherweise,<br />
dass die Kenntnisse über die<br />
Teilprozesse in diesen an sich einfachen<br />
Zusammenhängen den beiden<br />
noch nie so bewusst waren, so dass<br />
die Definitionen erhebliche Denkarbeit<br />
erforderten.<br />
Mit diesen Mini-Checklisten wird die<br />
Praxis überprüft, d.h. man sieht sich<br />
die Unterlagen, Informationen und<br />
das Handling an, notiert deren Zustand<br />
bzw. die Qualität in der täglichen<br />
Arbeit und überantwortet die<br />
Prüfergebnisse dem EDV-Programm,<br />
das anhand best practice aufgebaut<br />
worden ist (s. Abb. 5).<br />
Dr. Kuhn und Frau Graf versuchen mit<br />
dem Programm, das sie – vertraulich<br />
– von Holger erhalten haben, eine<br />
erste Auswertung und erhalten für<br />
„Vorhanden“ den Wert 26/rot = ! und<br />
für „Beschreibung/Definition“ den<br />
Wert 37/rot = !. Beide Werte sind im<br />
roten Bereich und damit alarmierend.<br />
Dieses Ergebnis verblüfft die beiden,<br />
denn die Personalplanung ist ihrer<br />
Meinung nach sehr präsent „vorhanden“.<br />
Sie sehen sich die Ergebnisse<br />
der beiden Mini-Checklisten an. Dann<br />
wird es klar: Die Personalplanung ist<br />
offensichtlich nicht durchgängig,<br />
Zeitschrift für Versicherungswesen 4/2008 121
Vertrieb<br />
nicht bekannt und berücksichtigt darüber<br />
hinaus nicht den qualitativen<br />
Ansatz.<br />
Auch bei dem Punkt „Beschreibung/Definition“<br />
gehen sie ebenfalls<br />
ins Detail. Hier liegt der Teufel eben<br />
dort: Die Beschreibung/Definition ist<br />
erstaunlicherweise nicht umfassend<br />
(es fehlen Teilinformationen), nicht jedem<br />
zugänglich, geschweige denn,<br />
dass sie konsequent angewandt<br />
wird.<br />
Bereits diese ersten beiden Prozess-<br />
Steps allein zeigen schon, dass der<br />
Prozessreifgegrad des Teilprozesses<br />
„Personalplanung“ mit Sicherheit relativ<br />
niedrig sein muss.<br />
Nach diesem – zugegebenermaßen<br />
frustrierenden – Probelauf, zeigt sich<br />
für Dr. Kuhn trotzdem, dass das<br />
SAPM ® -Prozessreifemodell ein guter<br />
Ansatz für eine rasche, kostengünstige<br />
und aussagekräftige Untersuchung<br />
ist. Stellt sich nur die Frage,<br />
wie weiter vorzugehen ist: Die Erhebungs-<br />
und Auswertungs-Software<br />
zu kaufen und einen objektiven, erfahrenen<br />
Berater zu beauftragen oder<br />
die Untersuchung lieber mit eigenen<br />
Mitarbeitern durchzuführen unter<br />
Hinzuziehung eines externen Spezialisten.<br />
Für letzteres spricht, dass die Untersuchung<br />
für die eigenen Mitarbeiter<br />
einen erheblichen Lernprozess darstellt.<br />
Er entschließt sich, die Untersuchung<br />
hausintern durchzuführen.<br />
Hierzu ist allerdings noch die Frage zu<br />
klären, wie die Untersuchung der Teilprozesse<br />
ablaufen soll. Die einzelnen<br />
Arbeitsabläufe akribisch zu verfolgen,<br />
kostet viel Zeit und entspricht<br />
auch nicht dem Konzept von SAPM ® .<br />
Also wird man mit den Mini-Checklisten<br />
quasi nur die Knackpunkte eines<br />
Prozesses, die Prozess-Steps<br />
überprüfen.<br />
Die Umsetzung<br />
Hierzu möchte Dr. Kuhn ein internes<br />
Expertenteam (fünf bis sechs erfahrene<br />
Kollegen) bilden, das mit den Untersuchungsabläufen,<br />
mit den Mini-<br />
Checklisten und der Beurteilung im<br />
Rahmen eines SAPM ® -Workshops<br />
vertraut gemacht werden soll.<br />
Anschließend soll jeder Experte die<br />
Prozess-Steps für sich bewerten, notfalls<br />
nicht nur seine Erfahrung in die<br />
Waagschale werfen, sondern auch<br />
vor Ort die Unterlagen überprüfen.<br />
Dadurch werden die Ergebnisse u.a.<br />
zusätzlich auch durch Fakten unterlegt<br />
und – für Skeptiker – bewiesen.<br />
Die Ergebnisse werden im Delphi-<br />
Verfahren in drei bis vier Runden<br />
aufgearbeitet.<br />
Die Durchführung des SAPM ® -Prozessreifemodells<br />
unter Einsatz eigener<br />
Mitarbeiter hat mehrere Vorteile,<br />
die auch Dr. Warnke überzeugen<br />
müssten:<br />
1. Für interne Mitarbeiter ist es ein<br />
Lernprozess, bei dem diese den gesamten<br />
Prozess unter die Lupe nehmen.<br />
2. Nicht Defizite des Endprodukts<br />
werden offensichtlich, sondern<br />
auch die Defizite in den Details des<br />
Prozesses.<br />
3. Hierfür werden die Mitarbeiter darüber<br />
hinaus sensibilisiert.<br />
4. Aus den Defiziten der Prozess-<br />
Steps lassen sich unmittelbar Maßnahmen<br />
ableiten, um Verbesserungen<br />
zu planen.<br />
5. Die Untersuchung kann aufgrund<br />
günstiger Kosten, Nutzung der<br />
Software usw. leicht zur Kontrolle<br />
wiederholt werden.<br />
Da dieser Untersuchungsansatz den<br />
Mitarbeitern zunächst fremd ist und<br />
ein wenig Know-how notwendig ist,<br />
sollten die Arbeiten von externen<br />
Spezialisten moderiert werden, so<br />
empfiehlt das Freund Holger. Dr.<br />
Kuhn ist das nur recht. Damit ist er<br />
nämlich aus der Schusslinie. D.h. der<br />
Schwarze Peter geht an ihm vorbei. Er<br />
erstellt einen Fahrplan (s. Abb. 6).<br />
Abbildung 6<br />
Eine solche Untersuchung, die „nur“<br />
25 Manntage benötigt, ist kostenmäßig<br />
auch dem Vorstand zu erklären,<br />
zumal gerade eine der großen<br />
Beratungsgesellschaften das Haus<br />
verlassen hat unter Hinterlassen eines<br />
überschrittenen Budgets (ein Minus<br />
von 37% = 89.500 Euro), eines Be-<br />
122 Zeitschrift für Versicherungswesen 4/2008
Vertrieb<br />
richtsbandes (418 Seiten) und entsprechender<br />
Verwirrung bei den Mitarbeitern.<br />
Allerdings kommen bei der<br />
Erhebung der SAPM ® -Prozessreifegrades<br />
noch die Auswertungs- bzw.<br />
Softwarekosten dazu. Aber vielleicht<br />
kann Freund Holger da aushelfen, inklusive<br />
Tipps aus seiner Erfahrung.<br />
Selbst wenn das einige Runden in der<br />
Stammkneipe kostet. Auch ein Holger<br />
ist bestechlich.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Bedingungswerke über<br />
„Webcode“ abrufen<br />
Mannheimer will Maklern<br />
bei VVG-Umsetzung helfen<br />
Viele Makler sehen sich von der VVG-<br />
Reform in ihrer täglichen Arbeit erheblich<br />
belastet. Insbesondere der<br />
Mehraufwand, zum Beispiel durch<br />
die jetzt zwingende Archivierung der<br />
ausgehändigten Bedingungswerke,<br />
steht in der Kritik. Die Mannheimer<br />
will hier mit ihrem neuen Webcode einen<br />
Kontrapunkt setzen: Mit jedem<br />
Versicherungsangebot erhält der<br />
Makler einen Webcode, der über das<br />
Maklerportal direkt zu den Bedingungswerken<br />
des Angebots führt.<br />
Diese stellt die Mannheimer aus tausenden<br />
Kombinationsmöglichkeiten<br />
für jedes Angebot individuell zusammen.<br />
Der Makler verfügt hierdurch<br />
immer über die zum Zeitpunkt der<br />
Angebotserstellung aktuellen und<br />
korrekten Bedingungswerke. Das<br />
Heraussuchen aus Bedingungskompendien,<br />
CDs und dergleichen entfällt<br />
genauso wie die Archivierung,<br />
denn die Bedingungen sind per Webcode<br />
nach Angaben des Versicherers<br />
„über Jahre“ abrufbar.<br />
Vermittler-Rekrutierung<br />
in Web 2.0<br />
Hamburg-Mannheimer<br />
geht neue Wege<br />
im Personal-Marketing<br />
Die Stamm-Organisation der Hamburg-Mannheimer<br />
(HMS), hat mit<br />
Der Kunde zahlt extra<br />
Das neue VVG und die Pflicht zur Offenlegung der Kosten befördern eine<br />
erstaunliche Kreativität im Markt. Gesucht werden Lösungen, die den<br />
Vermittlern die bürokratischen Lasten möglichst abnehmen – und die<br />
den Kostenausweis gegenüber den Kunden elegant bewältigen können.<br />
Die Prisma Life aus Liechtenstein kommt jetzt mit abschlusskostenfrei<br />
kalkulierten Fondspolicen auf den Mark. Das Besondere daran: Die Kosten<br />
werden extra ausgewiesen und direkt dem Kunden in Rechnung gestellt.<br />
In einer Kostenausgleichs-Vereinbarung des Versicherers mit dem<br />
Kunden verpflichtet sich dieser, 6% der Beitragssumme entweder sofort<br />
auf einmal zu bezahlen oder über 48 Monate hinweg in Raten zu begleichen.<br />
Bei Teilzahlung erhöht sich der Kostensatz auf 7,2%. Der Kunde zahlt<br />
also die Abschlusskosten direkt an den Versicherer, und dieser entlohnt<br />
den Vermittler.<br />
Die Kosten im Prisma-Life-Modell liegen deutlich höher als bei der herkömmlichen<br />
deutschen Variante mit dem Höchstzillmersatz von 40 Promille<br />
der Beitragssumme. Vorteil für den Vermittler: Eine hohe Vertriebsvergütung<br />
und eine Entschärfung der Stornohaftung durch individuelle<br />
Vereinbarungen mit dem Kunden. Er muss dann nur noch einen Kunden<br />
finden, der freiwillig mehr zahlt und auch auf die Verteilung der Abschlusskosten<br />
über die ersten fünf Jahre verzichtet, die das VVG vorschreibt.<br />
Die ist nämlich beim Modell von Prisma Life nicht vorgesehen…<br />
www.hms-wir-sind-zukunft.de ein neuartiges<br />
Karriereportal online gestellt.<br />
Die Plattform wendet sich an Neuund<br />
Quereinsteiger sowie Branchenprofis<br />
und präsentiert multimedial<br />
das Berufsbild des modernen Versicherungsvermittlers<br />
bei der HMS.<br />
Besucher der Website erhalten einen<br />
detaillierten und praxisnahen Einblick<br />
in den Versicherungsalltag – von<br />
der Terminplanung über die Weiterbildung<br />
bis hin zur Karriereentwicklung.<br />
Die Moderatorin Eva begrüßt den Internet-User<br />
und führt ihn gemeinsam<br />
mit Herrn Kaiser – der Werbefigur der<br />
Hamburg Mannheimer – durch die<br />
Bewerberwelt. Eva erläutert wichtige<br />
Fakten zu interessanten Jobs bei der<br />
HMS und gibt Tipps zur Bewerbung.<br />
Beispiele aus der Praxis, Informationen<br />
über das Unternehmen und Karriere-Perspektiven<br />
veranschaulichen<br />
Einstiegsmöglichkeiten und Chancen<br />
bei einem Top-Versicherer. Wer noch<br />
mehr über die Stamm-Organisation<br />
erfahren will, kann Herrn Kaiser auch<br />
in sein virtuelles Büro begleiten und<br />
einen Blick in dessen Wochenkalender<br />
werfen.<br />
Bei der Konzeption der Website stand<br />
vor allem die Möglichkeit zur Interaktivität<br />
und Kommunikation im Vordergrund.<br />
Die Hamburg-Mannheimer<br />
hat dabei die Philosophie des<br />
Web 2.0 – Kunden und Unternehmen<br />
kommunizieren gleichberechtigt –<br />
umgesetzt. Dirk Schallhorn, Leiter Internet-<br />
und Regionalmarketing der<br />
Hamburg-Mannheimer: „Eine Versicherung<br />
muss heutzutage mit ihren<br />
Informationsangeboten mehr als<br />
nur informieren. Sie muss sich mit<br />
YouTube, Facebook und Yahoo messen.<br />
Deshalb geben wir dem Nutzer<br />
die Chance, sich selbst einzubringen<br />
und kommunizieren mit ihm auf gleicher<br />
Ebene. Er wird Teil des Ganzen.“<br />
Wer sein Verkaufstalent sofort unter<br />
Beweis stellen möchte, kann selbst<br />
gedrehte Videos auf das Bewerberportal<br />
einstellen, die von anderen Besuchern<br />
der Internet-Seite bewertet<br />
werden. Es winken Jobs und Preise.<br />
Zeitschrift für Versicherungswesen 4/2008 123