Man on Fire â Erinnerung an Tony Scott
Man on Fire â Erinnerung an Tony Scott
Man on Fire â Erinnerung an Tony Scott
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<str<strong>on</strong>g>M<strong>an</strong></str<strong>on</strong>g> <strong>on</strong> <strong>Fire</strong> – <strong>Erinnerung</strong> <strong>an</strong> T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong><br />
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T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong><br />
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Als T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> am 19. August 2012 mit 68 Jahren v<strong>on</strong><br />
einer Brücke in Los Angeles in den Tod spr<strong>an</strong>g, verlor<br />
das aktuelle Blockbuster-Kino seinen bedeutendsten<br />
Filmemacher. Beim Großteil der Kritik st<strong>an</strong>d er l<strong>an</strong>ge im<br />
Schatten seines älteren Bruders Ridley, mit dem er zeitlebens<br />
eng zusammenarbeitete. Dabei hatte ihn T<strong>on</strong>y<br />
als übersehener Ausnahmekünstler im Mainstream der<br />
Traumfabrik längst überflügelt. Er war einer jener seltenen<br />
Regisseure, denen es gelungen war, Publikumsfilme<br />
zu machen, in deren Ästhetik nachgerade av<strong>an</strong>tgardistisches<br />
Potenzial steckte – wie Alfred Hitchcock,<br />
Yasujiro Ozu oder Jerry Lewis.<br />
In der letzten Dekade seines Schaffens hatte T<strong>on</strong>y<br />
<strong>Scott</strong> einen expressi<strong>on</strong>istischen Stil perfekti<strong>on</strong>iert, dessen<br />
Kühnheit im kommerziellen Kino nichts gleichkam:<br />
eine kubistische M<strong>on</strong>tage, dazu komplexe Text-Bild-<br />
Collagen wie s<strong>on</strong>st nur bei Je<strong>an</strong>-Luc Godard, und<br />
immer kühnere Abstrakti<strong>on</strong>en, erzeugt mit dem Einsatz<br />
des g<strong>an</strong>zen Arsenals der Kinogeschichte – v<strong>on</strong> filmischen<br />
Effekten durch die Verwendung einer hundertjährigen<br />
H<strong>an</strong>dkurbelkamera bis hin zu malerischen<br />
Möglichkeiten d<strong>an</strong>k jüngster Digitaltechnologie. Die<br />
hyperaktive Erzählweise und die radikalen Perspektivwechsel<br />
seiner Filme nutzte T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> für ein vielschichtiges<br />
Kino im Wortsinn: buchstäblich Acti<strong>on</strong> Painting,<br />
befeuert v<strong>on</strong> berauschenden Bildbearbeitungstaktiken,<br />
in denen Bewegungen impressi<strong>on</strong>istisch zerflossen.<br />
Darin ist T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> seinen Anfängen als Maler treu geblieben.<br />
V<strong>on</strong> ihm stammt auch die Animati<strong>on</strong>ssequenz,<br />
die als Logo der seit 1995 gemeinsam mit Bruder Ridley<br />
betriebenen Filmfirma <strong>Scott</strong> Free Producti<strong>on</strong>s<br />
diente. Am Anf<strong>an</strong>g war T<strong>on</strong>y in die Fußstapfen des<br />
Älteren getreten, studierte ebenfalls am Royal College<br />
of Art in L<strong>on</strong>d<strong>on</strong> und ließ sich d<strong>an</strong>n bei Ridleys neu -<br />
gegründeter Werbefirma <strong>an</strong>werben, weil der ihm einen<br />
Ferrari versprochen hatte. Ob als Aut<strong>on</strong>arr, Motorrad -<br />
fetischist oder Felskletterer: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> war ein Adrenalinjunkie,<br />
der den »größten Nervenkitzel« im Regieführen<br />
entdeckte. Das schlug sich in der enormen Energie<br />
seines Grenzen sprengenden Werks nieder. Zwischen<br />
dem ersten Kurzfilm ONE OF THE MISSING (1969) nach<br />
Ambrose Bierce und seinem L<strong>an</strong>gfilmdebüt THE HUN-<br />
GER (1983) praktizierte er sein H<strong>an</strong>dwerk als hochproduktiver<br />
Werbefilmer in der erfolgreichen Firma des<br />
Bruders. Aus deren Mitarbeitern rekrutierte sich eine<br />
britische Generati<strong>on</strong>: die <strong>Scott</strong>-Brüder, Al<strong>an</strong> Parker<br />
oder Hugh Huds<strong>on</strong> etablierten parallel zum fr<strong>an</strong>zösischen<br />
Cinéma du look eine Hochgl<strong>an</strong>zästhetik aus dem<br />
Geiste v<strong>on</strong> Werbung und Musikvideos.<br />
T<strong>on</strong>y debütierte als Nachzügler. Die bisexuelle Vampirgeschichte<br />
THE HUNGER war trotz Starbesetzung mit<br />
Catherine Deneuve, David Bowie und Sus<strong>an</strong> Sar<strong>an</strong>d<strong>on</strong><br />
ein Flop, entwickelte sich aber rasch zum Kultfilm und<br />
ist in vieler Hinsicht die Quintessenz der Bewegung. Wo<br />
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>s Kino später heißlief, widmete er sich hier<br />
noch formvollendet kühlen Arr<strong>an</strong>gements v<strong>on</strong> Atmosphären<br />
und Zeitgeist-Kompositi<strong>on</strong>en, samt Jalousienschatten<br />
und Rauchschwaden im 1980er-Jahre-Design.<br />
Das ausgeprägte Bewusstsein für Bildwirkungen,<br />
die tr<strong>an</strong>sgressiven H<strong>an</strong>dlungselemente und ein ungewöhnlicher<br />
Zug<strong>an</strong>g zum Genre nahmen spätere Entwicklungen<br />
sch<strong>on</strong> vorweg. Zunächst gel<strong>an</strong>g <strong>Scott</strong> aber<br />
der kommerzielle Durchbruch d<strong>an</strong>k der profitablen Kollaborati<strong>on</strong><br />
mit dem Produzenten Jerry Bruckheimer:<br />
TOP GUN leitete 1986 eine Serie v<strong>on</strong> Großprodukti<strong>on</strong>en<br />
ein, deren Einfluss nachhaltig war, v<strong>on</strong> <strong>Scott</strong>s Teleobjektiv-Tableaux<br />
bis zu seinen beschleunigten Bildfolgen<br />
und auf den Soundtrack abgestimmten M<strong>on</strong>tagen.<br />
Mit LAST BOY SCOUT (1991), TRUE ROMANCE (1993)<br />
und CRIMSON TIDE (1995) zeichnete sich ein Umbruch<br />
ab, der bald zum Ausbruch eskalieren würde. Mit dem<br />
Drogenthriller-Roadmovie TRUE ROMANCE wurde erst -
mals ein Film T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>s ernsthafter rezipiert, was dem<br />
Drehbuchautor zu verd<strong>an</strong>ken war – Quentin Ta r<strong>an</strong> tino,<br />
kurz vor dem Sprung zum Regie-Superstar. Tar<strong>an</strong>tinos<br />
unverwechselbare popkulturgesättigte Dialoge würzten<br />
auch die Jagd auf ein frischverheiratetes Paar, das Kokain<br />
gestohlen hat. Aber <strong>Scott</strong> brachte nicht nur in charakterstarkem<br />
Casting und atemberaubenden Acti<strong>on</strong>-<br />
Arr<strong>an</strong>gements seine H<strong>an</strong>dschrift ein. Er setzte auch als<br />
»hoffnungsloser Rom<strong>an</strong>tiker« gegen Tar<strong>an</strong>tino ein<br />
Happy-End durch, das er der zentralen Liebesgeschichte<br />
als <strong>an</strong>gemessen empf<strong>an</strong>d.<br />
Mit DEJA VU drehte T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> 2006 seine Variati<strong>on</strong><br />
auf Hitchcocks ultimative nekrophile Kinorom<strong>an</strong>ze VER-<br />
TIGO, und der zeitgerecht dunkle Untert<strong>on</strong> seines<br />
Werks war da längst nicht mehr zu übersehen. Bei den<br />
Agententhrillern ENEMY OF THE STATE (1997) und SPY<br />
GAME (2001) wurde nicht nur die Form seiner Filme<br />
immer gewagter, er beschäftigte sich auch mit aktuellen<br />
Krisenthemen wie Überwachungsstaat und Terrorismus.<br />
Der Qu<strong>an</strong>tensprung zu einer Art terroristischem<br />
Kino im formalen Sinne gel<strong>an</strong>g mit MAN ON FIRE<br />
(2004). Denzel Washingt<strong>on</strong>, der als <strong>Scott</strong>s Idealdarsteller<br />
seine beseeltesten, bewegendsten Leistungen erbrachte,<br />
spielt darin einen ehemaligen Marine und CIA-<br />
Spezialagenten, der durch Alkoholismus zum preiswerten<br />
Leibwächter heruntergekommen ist. In Mexiko City<br />
hütet er ein Kind aus den gesicherten Rückzugsgebieten<br />
der Reichen im Zentrum globaler Armut – und<br />
schreitet blutend zum blutigen Rachefeldzug, als sein<br />
Schützling entführt wird. Seinen Marsch durchs Fegefeuer<br />
der Slums und weiter orchestriert <strong>Scott</strong> als Delirium<br />
des Protag<strong>on</strong>isten: <str<strong>on</strong>g>M<strong>an</strong></str<strong>on</strong>g>n brennt, Film brennt. Die<br />
sensati<strong>on</strong>elle Sinnesüberflutung ist wie eine im Blockbuster-Maßstab<br />
durchgezogene Av<strong>an</strong>tgarde-Explosi<strong>on</strong>:<br />
überwältigende Repräsentati<strong>on</strong>en einer aus den Fugen<br />
geratenen Gegenwart: world out of order. Die US-Visi<strong>on</strong><br />
v<strong>on</strong> George Bushs New World Order dient nicht<br />
nur im provok<strong>an</strong>ten Psychogramm einer Nati<strong>on</strong> nach<br />
9/11, das MAN ON FIRE liefert, als Triebfeder. In DEJA<br />
VU ist es ein Terror-Anschlag, der Denzel Washingt<strong>on</strong><br />
durch die Zeit reisen lässt. Bei den Ermittlungen zum<br />
Attentat wird eine Science-Ficti<strong>on</strong>-Maschine (»Schneewittchen«)<br />
eingesetzt, die wie ein Live-Stream aus der<br />
Verg<strong>an</strong>genheit funkti<strong>on</strong>iert: ein Virtual-Reality-Update<br />
v<strong>on</strong> Hitchcocks REAR WINDOW, wobei sich der Held in<br />
eine Tote verliebt (m<strong>an</strong> denkt <strong>an</strong> VERTIGO oder Otto<br />
Premingers LAURA), und die unglaublichste Autoverfolgungsjagd<br />
der Filmgeschichte absolviert, vier Tage und<br />
sechs Stunden zeitversetzt. Die Zeit muss aus den<br />
Fugen geraten, damit die Wunden geheilt werden können:<br />
DEJA VU ist zugleich Liebeskrimi-Furioso, metaphorisches<br />
Nati<strong>on</strong>enbild und als <strong>an</strong>alytischer Essay<br />
zum Kino selbst gleichermaßen dek<strong>on</strong>struktiv und utopisch<br />
auf eine Weise, die sich Chris Marker ausgedacht<br />
haben könnte.<br />
Er ist somit auch die Kehrseite der Medaille des Vorgängers<br />
DOMINO (2005), in dem die Biografie einer<br />
Kopfgeldjägerin (Keira Knightley) im Medienfeuer förmlich<br />
atomisiert wird – der surrealste und unbeschreiblichste<br />
aller <strong>Scott</strong>-Filme, somit vielleicht sein zentraler.<br />
Geradezu klassisch, mit nur gelegentlichen bildmächtigen<br />
Geschwindigkeits-Abstrakti<strong>on</strong>skaskaden, dagegen<br />
sein Abschiedsfilm. UNSTOPPABLE (2010) war – wie<br />
davor das Remake THE TAKING OF PELHAM 1 23<br />
(2009) – ein soziales Zeitbild im Gew<strong>an</strong>d unprätentiöser<br />
Genre-Aktualisierung. Dabei ein virtuoser Hochsp<strong>an</strong>nungsthriller,<br />
der – g<strong>an</strong>z gegen die Hollywood-<br />
Tendenz – <strong>an</strong> die Gl<strong>an</strong>zzeit eines tatsächlich proletarischen<br />
Unterhaltungskinos <strong>an</strong>schließt. Wie in Hollywoods<br />
wendigen Depressi<strong>on</strong>szeit-Filmen der 1930er<br />
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong><br />
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tHE HuNGEr
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong><br />
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erzählt UNSTOPPABLE schnörkellos seine Suspense-<br />
Story über die Versuche des Lokomotivführers Denzel<br />
Washingt<strong>on</strong>, einen außer K<strong>on</strong>trolle geratenen Zug mit<br />
giftigen Chemikalien aufzuhalten – und ebenso v<strong>on</strong> der<br />
Wirklichkeit der krisengebeutelten Nati<strong>on</strong> zwischen Entlassungen,<br />
Klassenk<strong>on</strong>flikten und sozialer Unzufriedenheit.<br />
Zugleich führt <strong>Scott</strong> seine Geschichte(n) des Kinos<br />
<strong>an</strong> den Anf<strong>an</strong>g zurück: bis zur Einfahrt des Zuges der<br />
Brüder Lumière.<br />
Christoph Huber<br />
TONY SCOTT, FILM DIRECTOR – USA 2009 – 9 min,<br />
OF – T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> spricht über seine Karriere und seine<br />
Filme. – THE HUNGER (BEGIERDE) – GB 1983 – R:<br />
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B: Iv<strong>an</strong> Davis, Michael Thomas, nach dem<br />
Rom<strong>an</strong> v<strong>on</strong> Whitley Strieber – K: Stephen Goldblatt –<br />
M: Michel Rubini – D: Catherine Deneuve, David Bowie,<br />
Sus<strong>an</strong> Sar<strong>an</strong>d<strong>on</strong>, Cliff De Young, Beth Ehlers, Willem<br />
Dafoe – 97 min, OF – Ein Partnertausch in der New<br />
Wave Disco führt zu vampirischem Mord: Ein jahrhundertealtes<br />
Paar lebt unerk<strong>an</strong>nt in New York, die Bedingung<br />
ihrer ewigen Jugend ist das gelegentliche Trinken<br />
v<strong>on</strong> Blut. Doch als der Gatte plötzlich rapide zu altern<br />
beginnt, verliert er alle Hemmungen, während seine<br />
Ärztin in den B<strong>an</strong>nkreis seiner Frau gerät. T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>s<br />
Spielfilmdebüt, eine unk<strong>on</strong>venti<strong>on</strong>elle, atmosphärische<br />
Vampir-Revisi<strong>on</strong>, ist das N<strong>on</strong>plusultra der damaligen<br />
britischen Erfolgswelle aus dem Geiste v<strong>on</strong> Werbung<br />
und Musikvideo: ein Hochgl<strong>an</strong>zprodukt über Tod und<br />
Verfall.<br />
▶ Dienstag, 30. April 2013, 21.00 Uhr<br />
TRUE ROMANCE – USA 1993 – R: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B:<br />
Quentin Tar<strong>an</strong>tino – K: Jeffrey L. Kimball – M: H<strong>an</strong>s<br />
Zimmer – D: Christi<strong>an</strong> Slater, Patricia Arquette, Val Kilmer,<br />
Gary Oldm<strong>an</strong>, Brad Pitt, Dennis Hopper, Christopher<br />
Walken, Samuel L. Jacks<strong>on</strong>, Michael Rapaport –<br />
120 min, OF – Eine Kino-Zufallsbek<strong>an</strong>ntschaft führt zu<br />
einer heißen Liebesnacht: das Mädchen entpuppt sich<br />
als Callgirl-»Geburtstagsgeschenk«, aber die Liebe ist<br />
echt. Als der Junge nach der Sp<strong>on</strong>t<strong>an</strong>heirat ihren Zuhälter<br />
ermordet, fällt den beiden ein Koffer voll mit<br />
Kokain in die Hände. Auf dem Weg nach Los Angeles<br />
geraten sie ins Fadenkreuz v<strong>on</strong> Mafia und Polizei. Ein<br />
explosives Roadmovie mit dem typischen Pop-Humor<br />
seines Drehbuchautors Tar<strong>an</strong>tino, v<strong>on</strong> T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> als<br />
Overdrive-Acti<strong>on</strong>-Lovestory interpretiert und mit gr<strong>an</strong>diosen<br />
Gastauf tritten (Christopher Walken vs. Dennis<br />
Hopper!) garniert.<br />
▶ Dienstag, 7. Mai 2013, 21.00 Uhr<br />
MAN ON FIRE (MANN UNTER FEUER) – USA 2004 –<br />
R: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B: Bri<strong>an</strong> Helgel<strong>an</strong>d, nach dem Rom<strong>an</strong><br />
v<strong>on</strong> A. J. Quinnell – K: Paul Camer<strong>on</strong> – M: Harry Gregs<strong>on</strong>-Williams<br />
– D: Denzel Washingt<strong>on</strong>, Dakota F<strong>an</strong>ning,<br />
Christopher Walken, Mickey Rourke, Gi<strong>an</strong>carlo Gi<strong>an</strong>nini,<br />
Radha Mitchell, Marc Anth<strong>on</strong>y – 146 min, OmU –<br />
Furioser Auftakt zum sensati<strong>on</strong>ellen Spätwerk T<strong>on</strong>y<br />
<strong>Scott</strong>s. Ein Antiterror-Experte ist zum suizidalen Alkoholiker<br />
geworden. Er kommt als Leibwächter für die<br />
kleine Tochter eines reichen Geschäftsm<strong>an</strong>ns in Mexiko<br />
City unter. Bei ihrer Entführung wird er schwer verletzt<br />
– und beginnt nach einer gescheiterten Lösegeldübergabe<br />
einen Rachefeldzug unter org<strong>an</strong>isierten Verbrechern<br />
und korrupten Polizisten. T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> am Zenit<br />
seiner Kunst des Acti<strong>on</strong> Painting: ein schwieriges,<br />
schmieriges, delirierendes Meisterwerk der Pulp<br />
Ficti<strong>on</strong>, ein Selbstjustiz-Abstieg in die Höllenslums der<br />
Stadt als Passi<strong>on</strong>sweg, ein Psychogramm aus den frühen<br />
Jahren des War <strong>on</strong> Terror.<br />
▶ Dienstag, 21. Mai 2013, 21.00 Uhr<br />
truE rOmaNcE
uNStOPPaBlE<br />
DOMINO – USA 2005 – R: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B: Richard<br />
Kelly – K: D<strong>an</strong> Mindel – M: Harry Gregs<strong>on</strong>-Williams –<br />
D: Keira Knightley, Mickey Rourke, Edgar Ramirez,<br />
Mo’Nique, Jacqueline Bisset, Christopher Walken, Tom<br />
Waits – 127 min, OF – Frei nach der Lebensgeschichte<br />
v<strong>on</strong> Domino Harvey (Tochter des Schauspielers Laurence<br />
Harvey), Model, Kopfgeldjägerin, (Adrenalin-)Junkie.<br />
Die Antithese zu herkömmlichen Filmbiografien:<br />
die Erzählung und die Hauptfigur sind im Zerrspiegel<br />
der Zeit kaleidoskopisch gebrochen. Eine Acti<strong>on</strong>heldin<br />
als Inst<strong>an</strong>t-Star der Reality-TV-Ära, ein Kinomärchen<br />
im Mixer der Medienexplosi<strong>on</strong>. Abenteuer zwischen<br />
G<strong>an</strong>gstern, Stars v<strong>on</strong> BEVERLY HILLS 90210 und Mes -<br />
kalinrausch, umgesetzt als sensati<strong>on</strong>elles Sperrfeuer<br />
filmischer Effekte. Der Höhepunkt v<strong>on</strong> T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>s<br />
expressi<strong>on</strong>istischen Experimenten: eine kubistische<br />
Collage vom Leben im Zeichen der Entertainment-<br />
Industrie.<br />
▶ Dienstag, 28. Mai 2013, 21.00 Uhr<br />
DEJA VU (WETTLAUF GEGEN DIE ZEIT) – USA 2006 –<br />
R: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B: Bill Marsilii, Terry Rossio – K: Paul<br />
Camer<strong>on</strong> – M: Harry Gregs<strong>on</strong>-Williams – D: Denzel<br />
Washingt<strong>on</strong>, Paula Patt<strong>on</strong>, Val Kilmer, Jim Caviezel,<br />
Adam Goldberg, Elle F<strong>an</strong>ning – 126 min, OF – In New<br />
Orle<strong>an</strong>s wird ein Terror<strong>an</strong>schlag auf eine Fähre verübt.<br />
Der ermittelnde Agent wird einer FBI-Spezialeinheit<br />
zugeteilt, die mit einer Wundermaschine arbeitet: D<strong>an</strong>k<br />
»Schneewittchen« k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> exakt vier Tage und sechs<br />
Stunden zurück in die Verg<strong>an</strong>genheit blicken. Fasziniert<br />
v<strong>on</strong> einer Frau, die beim Attentat getötet wurde, folgt<br />
der Agent unter Einsatz seines Lebens ihrer Spur durch<br />
Raum und Zeit. Beides lässt T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> in diesem f<strong>an</strong>tastischen<br />
Filmessay-als-Krimimelodram aus den Fu -<br />
gen geraten, um jenseits der Physik zur Metaphysik<br />
vor zustoßen: ein Meisterwerk über Kino, Liebe, Tod,<br />
eine Heilungsf<strong>an</strong>tasie als metaphysisches Medien-Märchen.<br />
▶ Dienstag, 4. Juni 2013, 21.00 Uhr<br />
UNSTOPPABLE (AUSSER KONTROLLE) – USA 2010 –<br />
R: T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong> – B: Mark Bomback – K: Ben Seresin –<br />
M: Harry Gregs<strong>on</strong>-Williams – D: Denzel Washingt<strong>on</strong>,<br />
Chris Pine, Rosario Daws<strong>on</strong>, Kevin Dunn, Kevin Corrig<strong>an</strong><br />
– 98 min, OF – Ein Zug mit giftig-explosiven Chemikalien<br />
ist außer K<strong>on</strong>trolle geraten und droht, mitten<br />
im dichtbesiedelten Stadtgebiet zu entgleisen. Ein alter<br />
Lokomotivführer und sein junger Kollege rasen mit<br />
ihrem Zug auf ihn zu und versuchen, ihn zu stoppen.<br />
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>s letzter Film ist eine Ausnahmeerscheinung<br />
im heutigen Hollywood: großes proletarisches Acti<strong>on</strong>kino<br />
mit Hochsp<strong>an</strong>nung vor dem Hintergrund der krisengeschüttelten<br />
USA zwischen Klassenk<strong>on</strong>flikten und<br />
Depressi<strong>on</strong>. Und auch ein Meisterstück des Subgenres<br />
v<strong>on</strong> Filmen über durch das L<strong>an</strong>d brausende Züge: im<br />
Wechselspiel v<strong>on</strong> beengtem Raum <strong>an</strong> Bord und Beschleunigung<br />
in der Weite der L<strong>an</strong>dschaft. »Es geht um<br />
einen Haufen Stahl, der sich selbstständig macht. Für<br />
mich ist ein Zug einfach nur ein Gefährt. Aber durch die<br />
tausenden T<strong>on</strong>nen Stahl ist es auch eine Bestie. Und in<br />
meinem Film stößt das unaufhaltbare Stahl-Geschoss<br />
auf zwei Wesen aus Fleisch. Das ist ein unheimlich<br />
harter K<strong>on</strong>trast. Der Film fängt mit 80 km/h <strong>an</strong> und<br />
gegen Ende rast der Zug mit 240 km/h über die Leinw<strong>an</strong>d.<br />
Der Zug hat einen sehr spezifischen Kl<strong>an</strong>g.<br />
Wenn m<strong>an</strong> das hört, weiß m<strong>an</strong>, dass die Bestie kommt.<br />
Sehr aggressiv.« (T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong>)<br />
▶ Dienstag, 11. Juni 2013, 21.00 Uhr<br />
T<strong>on</strong>y <strong>Scott</strong><br />
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