Zdirekt! 02-2015
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Titelthema<br />
Z direkt!<br />
248 Mediziner nannten ein Alter zwischen 35 und<br />
39 Jahren. Der Trend zur Weiterbildung sei allerdings<br />
positiv: „Im Vergleich zu 2012“, so Pötter, „verzeichnete<br />
die Bundesärztekammer (BÄK) in dieser Altersgruppe<br />
ein Plus von 19 Prozent.“<br />
Weiter Weg<br />
Der Weg zum Facharzt für Arbeitsmedizin ist nicht<br />
kurz: Die Weiterbildungszeit läuft über fünf Jahre bei<br />
einem Qualifizierungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte.<br />
Davon sind 24 Monate im Bereich der<br />
inneren Medizin und/oder der Allgemeinmedizin zu<br />
absolvieren. 36 Monate lang muss sich der Aspirant<br />
mit Arbeitsmedizin beschäftigen, wovon bis zu zwölf<br />
Monate auch in anderen Gebieten angerechnet werden<br />
können. Hinzu kommt noch ein 360 Stunden-<br />
Kursus Weiterbildung in Arbeitsmedizin, der während<br />
dieser Zeit wahrgenommen werden kann.<br />
Zweiter Bildungsweg<br />
Diese Möglichkeit werde von jüngeren Kollegen häufig<br />
quasi wie ein zweiter Bildungsweg genutzt. Allgemeinmedizin<br />
sei dafür eine sehr gute Basis. Für Dr.<br />
Pötter, der viele Jahre als Allgemeinmediziner mit eigener<br />
Praxis gearbeitet hat, bleiben unter dem Strich<br />
zwei Jahre Weiterbildungszeit, bevor er dann 2017<br />
Facharzt für Arbeitsmedizin ist.<br />
Und wo liegt der Reiz, die eigene Praxis aufzugeben<br />
und Arbeitsmediziner zu werden? „Ein praktizierender<br />
Arzt mit Praxis ist nicht nur Mediziner,<br />
sondern auch Arbeitgeber und Geschäftsführer. In<br />
der Arbeitsmedizin werden die Aufgaben auf mehrere<br />
Schultern verteilt, so dass sich der Arzt wieder<br />
mehr auf seine eigentlichen Aufgaben konzentrieren<br />
kann“, erläutert Pötter. Die Betriebsmedizin sei zudem<br />
vielschichtiger und faszinierender – man erhalte tiefe<br />
Einblicke in die Produktionsprozesse der Unternehmen.<br />
„Wir besichtigen regelmäßig die Arbeitsplätze<br />
und erhalten einen Eindruck von den Tätigkeiten der<br />
Mitarbeiter“, nennt der Lünener weitere Vorteile.<br />
Ausgleich<br />
Betriebsärzte seien nicht weisungsgebunden. Gebe<br />
es mal ein Spannungsfeld zwischen Mitarbeiter und<br />
Unternehmen, könne er für den Ausgleich sorgen,<br />
freut sich der Fachmann. Alltägliche Praxis, die sich<br />
bemerkbar macht: Die Zahl der Arbeitsunfälle war<br />
mit 606 tödlichen Unfällen im Jahr 2013 auf einem<br />
historischen Tiefststand. „In den vergangenen zehn<br />
Jahren hat sich im Bereich der Gefährdungsbeurteilungen<br />
und der Eignungsuntersuchung sehr viel getan“,<br />
erläutert Pötter. Neben dem Modell des Werkarztzentrums<br />
wie bei Hoesch Hohenlimburg gebe es<br />
außerdem auch überbetriebliche Angebote, die Arbeits-<br />
und Sicherheitsmedizin aus einer Hand anbieten.<br />
Das sei ein freier Markt. Über kurz oder lang komme<br />
auch ein Kleinstunternehmen an einer betriebsärztlichen<br />
Versorgung nicht vorbei – Stichwort Berufsgenossenschaft.<br />
„Ein Betriebsarzt kann jeder Mediziner<br />
sein, auch der Hausarzt. Einfach mal im Internet unter<br />
www.betriebsaerzte.de schauen, wenn eine Firma einen<br />
Betriebsarzt in der Nähe sucht“, rät Dr. Pötter.<br />
Wolfram Linke<br />
Dr. med. Werner Pötter<br />
Dr. med. Werner Pötter aus Hagen ist Facharzt für<br />
Allgemeinmedizin, angehender Facharzt für Arbeitsmedizin<br />
und arbeitet im Werksarztzentrum<br />
bei Hoesch Hohenlimburg.<br />
Der 48-Jährige stammt aus Lünen und ist Mitglied<br />
der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe<br />
(ÄKWL) sowie neues Mitglied im Ausschuss<br />
„Arbeits- und Umweltmedizin“ der ÄKWL.<br />
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