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Zdirekt! 02-2023

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DAS FACHMAGAZIN FÜR ZEITARBEIT <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3


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Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

EDITORIAL 3<br />

Branche stärken durch<br />

neuen Gesamtverband<br />

Vor rund einem Jahr haben wir von der iGZ-Mitgliederversammlung<br />

den Auftrag erhalten, die Chancen einer<br />

Verbandsneugründung zwischen BAP und iGZ auszuloten.<br />

Dieser Gedanke wurde nicht aus der Not geboren,<br />

sondern vor dem Hintergrund, Nachteile von Doppelstrukturen<br />

bei gemeinsamen Zielen zu überwinden und<br />

neue Mehrwerte für alle zu schaffen. Das klingt zunächst<br />

banal, ist aber angesichts der 25-jährigen Konkurrenz<br />

der Zeitarbeitsverbände alles andere als trivial.<br />

In einem fast lehrbuchmäßigen Projektmanagement<br />

sind wir unter intensiver Beteiligung unserer Verantwortlichen<br />

im Ehren- und Hauptamt sowie professioneller<br />

Beratung durch externe Kräfte an die komplexe<br />

Aufgabe herangegangen. Es musste unter den Beteiligten<br />

zunächst Vertrauen aufgebaut, gemeinsame Ziele<br />

und Visionen identifiziert und neue idealtypische Verbandsstrukturen<br />

(Satzung, Organe, Gremien, Beitragsordnung<br />

etc.) erarbeitet werden. Persönliche Eitelkeiten<br />

und Interessen mussten überwunden und unterschiedliche<br />

Ansichten durch tragfähige Kompromisse ersetzt<br />

werden. Die Ergebnisse dieser monatelangen Verhandlungen<br />

und zahlreichen Diskussionsrunden präsentieren<br />

wir ausführlich in dieser Sonderausgabe der <strong>Zdirekt</strong>!.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass sich der angestrebte<br />

Schulterschluss auf Augenhöhe für ein gemeinsames<br />

großes Ziel nunmehr sehen lassen kann. Unser Anspruch,<br />

die Vorteile beider Verbände zu vereinen und<br />

den Mitgliedsunternehmen noch mehr Service anbieten<br />

zu können, wird durch die ausgehandelten neuen Rahmenbedingungen<br />

gewährleistet. Wie ein Reißverschluss<br />

wollen beide Verbände zusammengehen, alles greift<br />

ineinander und wir übernehmen nur die Stärken des<br />

jeweils anderen.<br />

Der gefundene neue Name „Gesamtverband der Personaldienstleister“<br />

signalisiert Anspruch, Kontinuität<br />

und Wandel. Vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft – Demografie,<br />

Digitalisierung, Dekarbonisierung – sowie den<br />

Planungsunsicherheiten, denen wir durch politische Eingriffe<br />

durch den Gesetzgeber ständig ausgesetzt sind,<br />

brauchen wir ein noch stärkeres Sprachrohr, um unseren<br />

Belangen Nachdruck zu verleihen. Dies kann auf Dauer<br />

nicht durch einen mehrstimmigen Chor gelingen, sondern<br />

nur durch eine geschlossene Branchenvertretung.<br />

„Getrennt auftreten – vereint schlagen“ ist insoweit kein<br />

taugliches Verbände-Zukunftskonzept mehr.<br />

Wir hoffen, dass die vorgelegten Ideen zur Verbandsneugründung<br />

auf den BAP- und iGZ-Mitgliederversammlungen<br />

auch grünes Licht bekommen. Es wäre<br />

jedenfalls ein historischer, starker Schritt in eine gemeinsame,<br />

erfolgreiche Zukunft der Personaldienstleistungsbranche.<br />

Christian Baumann | iGZ-Bundesvorsitzender<br />

Werner Stolz | iGZ-Hauptgeschäftsführer


4<br />

INHALT<br />

Inhalt<br />

EDITORIAL ...................................................................................................... 3<br />

KOMPAKT ....................................................................................................... 5<br />

26<br />

6<br />

10<br />

12<br />

16<br />

TITELTHEMA<br />

Gemeinsam Zukunft gestalten – Florian Swyter & Werner Stolz im Interview... 6<br />

BAP und iGZ – auf einen Blick ...................................................................... 10<br />

Gleicher Mitgliedsbeitrag, mehr Service – Interview mit Holger Piening ... 12<br />

Die mögliche GVP-Satzung ........................................................................... 14<br />

Eine Stimme für neue politische Akzente .................................................... 16<br />

Stimmenecho zur möglichen Verbandsneugründung ................................. 18<br />

Tarifkurs gestern und in Zukunft .................................................................. 22<br />

So könnte die GVP-Führungsebene aussehen ............................................ 24<br />

Bildung, Ethik, KuSS und Stiftung ................................................................ 26<br />

Vermarktung neu gedacht ............................................................................ 30<br />

20<br />

28<br />

GASTBEITRAG<br />

„Wir brauchen die Zeitarbeit!“– Steffen Kampeter (BDA) ......................... 20<br />

GVP-Symphonie auf dem Weltparkett – Bettina Schaller (WEC) .............. 28<br />

30<br />

(IN)AKTIV<br />

iGZ – nach 25 Jahren ist Schluss? ................................................................ 32<br />

Werner Stolz verabschiedet sich in den Ruhestand .................................... 34<br />

34<br />

Der iGZ legt großen Wert auf die Gleichbehandlung aller Geschlechter in Gesellschaft und im Unternehmen.<br />

Nur mit Rücksicht auf einen möglichst ungehinderten Lesefluss erfolgt nicht in jedem<br />

Fall die ausdrückliche Unterscheidung in verschiedene Personenbezeichnungen wie beispielsweise<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber<br />

iGZ – Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V.<br />

Campus Loddenheide<br />

Fridtjof-Nansen-Weg 3a<br />

48155 Münster<br />

iGZ-Hauptstadtbüro Berlin<br />

Schumannstr. 17<br />

10117 Berlin<br />

Verantwortlich<br />

Werner Stolz (WS)<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Chefredaktion<br />

Sara Schwedmann (SaS)<br />

Redaktion<br />

Wolfram Linke (WLI)<br />

Andrea Resigkeit (AR)<br />

Texte<br />

Martin Dreyer (MD)<br />

Jens Große (JG)<br />

Jens Issel (JI)<br />

Maria Kislat (MK)<br />

Sven Kramer (SK)<br />

Jenny Rohlmann (JR)<br />

Hans-Joachim<br />

Scharrmann (HS)<br />

Ulrike Schwarzer (US)<br />

Fotos<br />

Wolfram Linke<br />

Sara Schwedmann<br />

Druck<br />

IVD GmbH & Co. KG<br />

Wilhelmstraße 240<br />

49479 Ibbenbüren<br />

PEFC-Logo<br />

presse@ig-zeitarbeit.de<br />

www.ig-zeitarbeit.de<br />

Art Direction<br />

Tanja Kossack<br />

CO 2<br />

-Logo


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15.644<br />

Verbände gibt es nach Angaben der Deutschen<br />

Gesellschaft für Verbandsmanagement e.V. und des Deutschen<br />

Verbände Forums – verbaende.com in Deutschland.<br />

Zu den Verbänden zählen auch die Kammern, Innungen<br />

und andere Körperschaften des öffentlichen Rechts. Rund<br />

8.500 Verbände verfügen über eine hauptamtlich geführte<br />

Geschäftsstelle, etwa 1.500 Verbände haben ihren Erst-<br />

oder einen Neben-Sitz in Berlin. (Stand: Dezember 2018)<br />

17.000 *<br />

Personen nahmen im Februar 2<strong>02</strong>3 laut Bundesagentur<br />

für Arbeit eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung<br />

in der Zeitarbeitsbranche auf – ein Plus von<br />

61,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Unter Berücksichtigung<br />

der Zugänge in Arbeitslosigkeit (Februar 2<strong>02</strong>3:<br />

20.000) hat die Zeitarbeitsbranche Beschäftigung abgebaut.<br />

(*hochgerechnete Werte)<br />

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Beim iGZ-Innolab’23 im Mai in München hat er die<br />

mehr als 150 Teilnehmer mit seiner Keynote begeistert:<br />

Internetunternehmer Bilal Zafar, Mitbegründer von<br />

richtiggutbewerben.de, bekannt aus „Die Höhle der<br />

Löwen“. „Das, was wir bisher an künstlicher Intelligenz<br />

sehen und nutzen, wie etwa ChatGPT, ist nur die Spitze“,<br />

ist sich der 33-Jährige sicher.<br />

Wie künstliche Intelligenz alles verändert,<br />

auch die Zeitarbeit, beleuchtet<br />

Zafar im iGZ-Podcast Verbandelt.<br />

Einfach mal reinhören! Überall, wo<br />

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6<br />

TITELTHEMA<br />

Gemeinsam auftreten<br />

und noch stärker schlagen<br />

Warum gibt es zwei Arbeitgeberverbände für die Zeitarbeitsbranche? Für Außenstehende<br />

ist die Zweigleisigkeit kaum nachvollziehbar. Aus den zwei Verbänden soll<br />

nun ein Gesamtverband werden, wenn die Mitgliedsunternehmen von BAP und iGZ<br />

dem zustimmen. Über den möglichen neuen Gesamtverband der Personaldienstleister<br />

(GVP), die Vision einer einheitlichen Stimme für die Personaldienstleistung<br />

und entsprechende Strukturen hat <strong>Zdirekt</strong>!-Chefredakteurin Sara Schwedmann mit<br />

Florian Swyter (FS), Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister<br />

(BAP), und Werner Stolz (WS), Hauptgeschäftsführer des Interessenverbands<br />

Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ), gesprochen.<br />

Werner Stolz | Florian Swyter


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 7<br />

„Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben<br />

ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein<br />

Erfolg.“ (Henry Ford) BAP und iGZ sind aktuell bei<br />

Teil 1 – Zusammenkommen ist ein Beginn. Wie<br />

könnten die weiteren Teile aussehen?<br />

FS: Zusammengekommen sind wir schon. Wir haben<br />

auch schon einen Plan entwickelt, wie wir zusammenbleiben<br />

wollen. Wir sind seit einem Jahr in intensiven<br />

Gesprächen, wie wir uns so aufstellen, dass wir zusammenbleiben<br />

und erfolgreich zusammenarbeiten<br />

können. Dafür haben wir einige Fragen lösen müssen,<br />

wofür wir verschiedene Arbeitsgruppen, an denen sich<br />

Ehren- und Hauptamt beteiligen, und eine Lenkungsgruppe<br />

gebildet haben, die sich aus den Vorständen<br />

beider Verbände zusammensetzt. Gemeinsam haben<br />

wir eine Strategie entwickelt und gemeinsame Schwerpunkte<br />

festgelegt. Unsere Vision ist: Wir wollen der<br />

eine Verband für die Personaldienstleistungen sein.<br />

Wir haben einen Gesamtvertretungsanspruch für die<br />

Personaldienstleistungsbranche und die Zeitarbeit, aber<br />

auch für die Personalvermittlung, Personalentwicklung<br />

bis hin zur Personalberatung. Wir setzen uns zusammen<br />

als Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband. Das ist<br />

der zweite wichtige Anspruch, dass wir alles, was mit<br />

Personalwesen zu tun hat, mitfortentwickeln – sowohl<br />

mit viel Mühe und nach dem Lehrbuch, mit fachlicher<br />

Unterstützung. In 14 Arbeitsgruppen und unzähligen<br />

Sitzungen haben wir – Hauptamt, Ehrenamt, Funktionsträger<br />

– die Themen identifiziert, bei denen wir auseinander<br />

liegen oder auch beisammen sind, und wo es<br />

Bereiche gibt, in denen wir Mehrwerte für die Mitglieder<br />

schaffen können. Denn das ist das Ziel: Wir wollen nicht<br />

einfach nur eine Fusion im Sinne eines Reißverschlussverfahren<br />

und die Dinge eins-zu-eins zusammenzufügen,<br />

sondern wir wollen einen Mehrwert generieren.<br />

Welcher Mehrwert wäre das?<br />

WS: Das Leistungsportfolio wird erweitert. Personaldienstleistung<br />

ist mehr als Zeitarbeit, das ist etwa auch<br />

Interim Management, Personalvermittlung und Werkverträge.<br />

All dies soll vom Satzungszweck mit einbezogen<br />

werden. Der BAP ist beispielsweise Mitglied in<br />

der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) und international in der World Employment<br />

Confederation (WEC). Davon würden wir als iGZ<br />

als Ergänzung profitieren, was definitiv ein Mehrwert<br />

wäre. Wir haben zudem wechselseitig hervorragendes<br />

hauptamtliches Personal und ein Zusammenfügen von<br />

Potenzialen bringt ein Mehr, so wie das auch bei jedem<br />

Unternehmen ist.<br />

»Ihr braucht gar keine Angst zu haben.<br />

Die Großen werden nicht die Kleinen dominieren,<br />

sondern wir bilden hier ein gemeinsames<br />

Kompetenznetzwerk.«<br />

Werner Stolz | Hauptgeschäftsführer iGZ<br />

als Tarifpartner als auch als Partner der Wirtschaft und<br />

der Arbeitskräfte. Diese Vision haben wir entwickelt<br />

und ausformuliert, eine Beitragsordnung erarbeitet und<br />

einen Vorschlag gemacht, wie die Willensbildung in<br />

einem neuen Gesamtverband erfolgen könnte.<br />

Das klingt, als wäre bereits alles besprochen und<br />

geregelt. Nun fehlt also „nur“ noch die Zustimmung<br />

der Mitglieder beider Verbände?<br />

WS: Wir sind hier nicht verkündend, sondern immer noch<br />

werbend unterwegs. Wir haben innerhalb eines Jahres<br />

das Gerüst eines möglichen neuen Verbandes erarbeitet –<br />

FS: Wir würden unsere Ressourcen bündeln und doppelte<br />

Strukturen abbauen. Veranstaltungen könnten<br />

abgestimmt und thematisch vertieft stattfinden.<br />

BAP-Mitglieder hätten einen großen Mehrwert durch<br />

Leistungen, die bisher nur iGZ-Mitgliedern offenstehen –<br />

etwa die Kontakt- und Schlichtungsstelle, durch die<br />

Streitigkeiten bis hin zur Gerichtsbarkeit vermieden<br />

werden können. Das ist ein großer Mehrwert. Umgekehrt<br />

würden iGZ-Mitglieder zum Beispiel von unserem<br />

Verbandsbereich Personalvermittlung profitieren. Wir<br />

wollen Qualitätsstandards entwickeln und setzen – und<br />

das Ansehen der gesamten Branche verbessern.


8<br />

TITELTHEMA<br />

»Wir werden schlagkräftiger sein,<br />

mit einer Stimme sprechen und das ist gut<br />

für unsere Branche.«<br />

Florian Swyter | Hauptgeschäftsführer BAP<br />

Es ist allerdings nicht der erste Anlauf, die Kräfte<br />

zu bündeln. Ähnliche Verschmelzungsbestrebungen<br />

gab es bereits 2013, damals stimmten die<br />

iGZ-Mitglieder gegen eine Fusion. Was ist heute<br />

anders als vor zehn Jahren?<br />

FS: Auch wenn ich damals noch nicht dabei war – es<br />

war eine andere Situation. Der BAP war da gerade erst<br />

zwei Jahre zuvor gegründet worden, aus einer Verbandsverschmelzung<br />

zwischen dem Arbeitgeberverband<br />

Mittelständischer Personaldienstleister (AMP) und<br />

dem Bundesverband Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen<br />

e.V. (BZA). Beim iGZ gab es damals Vorbehalte, die<br />

auch historisch begründet waren. Aber seitdem hat sich<br />

viel getan. Seit 2013 gibt es eine enge Zusammenarbeit<br />

– angefangen mit der Verhandlungsgemeinschaft<br />

Zeitarbeit (VGZ) über Projekte wie die Ausbildung der<br />

Personaldienstleistungskaufleute (PDK) bis hin zur gemeinsamen<br />

Stoßrichtung beim Kurzarbeitergeld und<br />

beim Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie. Aus<br />

unserer Mitgliedschaft erfahre ich eine breite Unterstützung<br />

unserer Pläne, einen neuen Verband zu gründen,<br />

und ich bin optimistisch, dass die finale Wahl bei der<br />

BAP-Mitgliederversammlung am 21. Juni positiv ausfallen<br />

wird.<br />

WS: Damals vor 2013 hatten viele beim iGZ den Eindruck,<br />

dass die Kollegen vom BZA uns als eine Art Betriebsunfall<br />

gesehen haben. ‚Da haben sich ein paar<br />

verirrt, das wird sich schon wieder legen.‘ – so nach<br />

dem Motto, verbunden mit einer gewissen Arroganz.<br />

Wir waren als Arbeitgeberverband ein bisschen anders,<br />

zunächst als Interessengemeinschaft aufgestellt<br />

und sehr basisdemokratisch organisiert. Wir galten als<br />

kleine Schwester in Münster und wurden nicht wirklich<br />

ernst genommen. Und beim iGZ galten BZA und dann<br />

BAP als typische Arbeitgeberverbände – die kulturellen<br />

Unterschiede waren immens. Damals war das Vertrauen<br />

für ein Zusammengehen nicht da. Das hat sich<br />

aber geändert, vor allem auf Sachebene. Wir müssen<br />

an einem Strang ziehen und sind seit einigen Jahren<br />

gemeinsam unterwegs, beispielsweise in Sachen VBG<br />

Berufsunfallversicherung oder PDK. Die Kooperationen<br />

haben gezeigt: Ein Zusammengehen lohnt sich. Die De-<br />

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Lohnberechnung wäre ein stabiles Wachstum heute nicht<br />

ansatzweise möglich.“<br />

Moritz Hünnies Leiter Informationsmanagement<br />

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Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 9<br />

Florian Swyter | Werner Stolz<br />

vise hieß bisher: ‚Getrennt auftreten, vereint schlagen.‘<br />

Jetzt sollte sie lauten: ‚Gemeinsam auftreten und noch<br />

stärker schlagen.‘ Wir haben derzeit mehr als 3.800<br />

Mitgliedsunternehmen, der BAP hat rund 1.800 – das<br />

wäre ein Organisationsgrad ohnegleichen.<br />

Bei den ersten Verschmelzungsbemühungen<br />

hatten vor allem kleine und mittelständische<br />

Unternehmen ihre Befürchtungen geäußert, sie<br />

könnten unter den großen Fischen im Becken<br />

nicht mehr gehört werden. Ist das weiterhin eine<br />

Sorge der iGZ-Mitgliedschaft?<br />

WS: Bevor wir in die Gespräche mit dem BAP gegangen<br />

sind, haben wir unsere Mitglieder befragt, über 600<br />

haben geantwortet. Wir haben aber nicht nur nach<br />

einer möglichen Zustimmung gefragt, sondern auch<br />

nach Punkten, auf die wir besonders achten sollen,<br />

und nach Themen, die unseren Mitgliedern wichtig<br />

sind. Und ja, es gab auch kritische Stimmen. Wie würde<br />

etwa eine gemeinsame Beitragsordnung aussehen? Der<br />

BAP hat eine Beitragsordnung, die auf dem Umsatz der<br />

Unternehmen basiert, der iGZ eine, bei der die Anzahl<br />

an Niederlassungen im Mittelpunkt steht. ‚Müssen wir<br />

dann jedes Jahr die Hosen runterlassen und unsere<br />

Umsatzzahlen präsentieren?‘, war etwa eine Frage. Das<br />

würde doch dann alles viel zu teuer. Nein, wird es nicht.<br />

In einem neuen Verband würde das iGZ-Beitragsmodell<br />

gelten, mit einem leicht erhöhten – an die Inflation angepassten<br />

– Grundbetrag. Wir werden auch weiterhin eine<br />

Deckelung bei den Niederlassungen haben. Und ich kann<br />

nur sagen: Ihr braucht gar keine Angst zu haben. Die<br />

Großen werden nicht die Kleinen dominieren, sondern<br />

wir bilden hier ein gemeinsames Kompetenznetzwerk.<br />

Ob die Mitglieder beider Arbeitgeberverbände da<br />

mitgehen, wird sich bei den Abstimmungen am<br />

21. Juni zeigen. Wenn beide Seiten zustimmen,<br />

was passiert dann?<br />

FS: Wir haben eine Satzungshülle erarbeitet und haben<br />

bereits die Eintragung des möglichen neuen Gesamtverbandes<br />

als Verein im Vereinsregister in Berlin angeleiert.<br />

Wenn die Zustimmung von beiden Seiten erfolgt, ist<br />

noch ein formaler Akt, ein Vertrag notwendig. Der wird<br />

dann geprüft, was einige Zeit dauern wird. Und zwei bis<br />

drei Monate später, wenn die Eintragung im Vereinsregister<br />

aktiv wird, würden die beiden Verbände iGZ und<br />

BAP aufhören zu existieren und es gäbe nur noch einen<br />

Verband, den Gesamtverband der Personaldienstleister.<br />

Das ganze Gespräch mit Florian Swyter<br />

und Werner Stolz zur möglichen Verbandsneugründung<br />

gibt’s zu hören –<br />

im iGZ-Podcast Verbandelt! Überall,<br />

wo es Podcasts gibt und direkt hier:


10<br />

TITELTHEMA<br />

Bundesarbeitgeberverband<br />

der Personaldienstleister e.V.<br />

Mitgliedsunternehmen: 1.800<br />

Standorte: Berlin (Geschäftsstelle)<br />

Beschäftigte: 26<br />

Gründung: 2011<br />

Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister<br />

e.V. (BAP) ist 2011 aus der Verschmelzung der beiden<br />

Verbände Arbeitgeberverband Mittelständischer<br />

Personal-dienstleister e.V. (AMP) und Bundesverband<br />

Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen e.V. (BZA) hervorgegangen.<br />

Der BAP hat von Anfang an den Anspruch<br />

verfolgt, die gesamte Personaldienstleistungsbranche<br />

zu vertreten, und stand nicht nur Zeitarbeitsunternehmen<br />

offen, sondern auch Personalvermittlern und<br />

anderen Unternehmen, die Personaldienstleistungen<br />

im Sinne der BAP-Satzung betreiben. Als Erfolg kann<br />

deswegen der Beitritt des Bundesverbandes Personalvermittlung<br />

(BPV) 2013 bezeichnet werden, der nunmehr<br />

als Verbandsbereich Personalvermittlung (VBPV)<br />

im BAP agiert. Bereits ein Jahr zuvor wurde die BAP-<br />

Bundesakademie für Personaldienstleistungen GmbH<br />

(BAP Akademie) gegründet, mit einem umfangreichen<br />

Weiterbildungsangebot – auch für Nichtmitglieder<br />

– für die internen Mitarbeiter von Personaldienstleistungsunternehmen.<br />

Aber auch für die Zeitarbeitskräfte<br />

seiner Mitglieder bietet der BAP ein spezielles<br />

Qualifizierungsprogramm an: Seit 2015 können Zeitarbeitskräfte<br />

ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />

mit dem 3-Stufen-Qualifizierungsmodell in Etappen an<br />

einen anerkannten Berufsabschluss herangeführt werden.<br />

Von Beginn an war der BAP aber auch Mitglied<br />

in nationalen und internationalen Dachorganisationen<br />

und hat dort die Interessen der Personaldienstleister<br />

vertreten. Das gilt auf nationaler Ebene sowohl für<br />

die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

e.V. als auch für den Bundesverband Großhandel,<br />

Außenhandel, Dienstleistungen e.V., in denen der<br />

BAP Präsidiums- und Vorstandsmitglieder stellt. Auf<br />

internationale Ebene sind es der Weltverband World<br />

Employment Confederation (WEC) und World Employment<br />

Confederation Europe, in denen der BAP durch<br />

Mitgliedschaften für die Personaldienstleistungsbranche<br />

aktiv ist. Zur Netzwerkarbeit insbesondere mit<br />

wichtigen Kundenbranchen gehören darüber hinaus<br />

noch Mitgliedschaften in regionalen oder in Branchenverbänden.<br />

Außerdem ist der BAP Tarifpartner<br />

der DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit und unterhält<br />

neben einem eigenständigen Tarifwerk mit Mantel-,<br />

Entgeltrahmen- und Entgelttarifvertrag elf Branchenzuschlagstarifverträge,<br />

die zusammen mit dem iGZ<br />

unter dem Dach der VGZ abgeschlossen wurden. Da<br />

es dem BAP ein wichtiges Anliegen ist, gemeinsam<br />

mit seinen Mitgliedern die Qualität von Personaldienstleistungen<br />

nicht nur zu sichern, sondern auch<br />

voranzutreiben, wurden seit 2<strong>02</strong>1 Qualitätsstandards<br />

für die Bereiche Pflege, Ausbildung und internationale<br />

Mobilität entwickelt. Diese Qualitätsstandards<br />

sind Leitlinien des Verbandes und zeigen anhand eines<br />

Kriterienkatalogs auf, wie gute Zeitarbeit in der<br />

Pflege, gute Ausbildung in der Zeitarbeit und gute<br />

internationale Mobilität in der Zeitarbeit aussehen.<br />

Als Tarifpartner der DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit<br />

setzt der BAP sich u. a. mit einem Verhaltenskodex<br />

für faire und zukunftsfähige Arbeitsbedingungen<br />

in der gesamten Branche und für die Wahrung von<br />

Chancengleichheit im Wettbewerb ein. 95 Prozent der<br />

rund 1.800 Mitgliedsunternehmen sind kleine und mittelständische<br />

Personaldienstleister. Viele der großen<br />

und internationalen Unternehmen der Branche sind<br />

ebenfalls Mitglied. Höchstes Beschlussgremium ist die<br />

Mitgliederversammlung, die den Vorstand und den<br />

Präsidenten wählt. Durch Fachkonferenzen und andere<br />

Veranstaltungen auf regionaler Ebene sowie eine intensive<br />

telefonische Beratung, insbesondere bei Rechtsund<br />

Tariffragen, hält der BAP engen Kontakt zu seinen<br />

Mitgliedsunternehmen. Der BAP organisiert aktiv den<br />

Informations- und Gedankenaustausch mit dem Gesetzgeber,<br />

Verbänden, öffentlichen Institutionen, Medien<br />

u. a. und gestaltet so den Arbeitsmarkt mit.


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 11<br />

Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V.<br />

Mitgliedsunternehmen: 3.863<br />

Standorte: Münster (Bundesgeschäftsstelle)<br />

Berlin (Hauptstadtbüro)<br />

Beschäftigte: 39<br />

Gründung: 1998<br />

Der iGZ wird am 28. März 1998 in Münster zunächst als<br />

Interessengemeinschaft unter anderem mit dem Ziel gegründet,<br />

sich für eine höhere Beitragsgerechtigkeit bei<br />

der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) einzusetzen.<br />

Nachdem am 1. Januar der neue VBG-Gefahrtarif<br />

in Kraft tritt, treffen sich am 7. März auf Initiative der<br />

Unternehmensvertreter Karl-Heinz Wolff und Dietmar<br />

Richter sowie des Herausgebers der Fachzeitschrift<br />

AIP, Peter Gröger, rund 50 Vertreter von kleinen und<br />

mittelständischen Zeitarbeitsunternehmen in Münster<br />

und beschließen ein organisiertes Vorgehen gegen<br />

die erheblichen Beitragssteigerungen und erschwerten<br />

Herabsetzungsbedingungen für die Zeitarbeit. Im Jahr<br />

2000 beschließen die 240 Mitgliedsunternehmen im<br />

Rahmen ihrer Versammlung die Umbenennung in einen<br />

Verein mit dem Status eines Arbeitgeberverbandes. Der<br />

iGZ professionalisiert sich 2001, führt mit einem Hauptgeschäftsführer<br />

das Hauptamt ein und geht in den<br />

Dialog mit den Gewerkschaften. In einem Schreiben an<br />

das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie<br />

regt der iGZ erstmalig die Schaffung einer Ausbildungsverordnung<br />

„Personaldisponent/Sachbearbeiter in der<br />

Zeitarbeitsbranche“ an. 20<strong>02</strong> gründet der iGZ seine<br />

erste Tarifkommission, 2003 finden erstmals Tarifverhandlungen<br />

statt und es wird ein Flächentarifvertrag<br />

mit den DGB-Gewerkschaften verabschiedet. Damit<br />

einhergehend entwickelt der iGZ aufgrund hoher Nachfrage<br />

ein bis heute angebotenes, umfangreiches Seminarprogramm.<br />

iGZ und der Bundesverband Zeitarbeit<br />

Personal-Dienstleistungen e.V. (BZA) einigen sich mit<br />

der Tarifgemeinschaft Zeitarbeit des DGB 2006 auf einen<br />

Tarifvertrag zur Regelung von Mindestarbeitsbedingungen<br />

für die Zeitarbeitsbranche. 2008 schließen BZA<br />

und iGZ ein Fairnessabkommen mit der IG Metall. Der<br />

Ausbildungszweig Personaldienstleistungskaufmann/-<br />

kauffrau wird auf gemeinsame Initiative von BAP und<br />

iGZ eingeführt. Am 22. Februar 2012 gründet der iGZ<br />

gemeinsam mit dem BAP die Verhandlungsgemeinschaft<br />

Zeitarbeit (VGZ). Im gleichen Jahr beschließt die<br />

Mitgliederversammlung die Einführung von iGZ-Branchenzuschlagstarifverträgen<br />

für elf Branchen und verabschiedet<br />

den iGZ-Ethikkodex. Parallel dazu wird die<br />

Kontakt- und Schlichtungsstelle (KuSS) eingerichtet. Im<br />

Februar 2017 wird in Münster ein bislang einzigartiger<br />

Preis verliehen: der iGZ-Award. Der iGZ überreicht ihn<br />

an Mitgliedsunternehmen, die sich besonders für ihre<br />

Mitarbeiter einsetzen. Der Preis wird im Rhythmus von<br />

zwei Jahren verliehen. Der Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V. zählt aktuell über 3.800<br />

Mitglieder, bestehend aus kleinen und mittelständischen<br />

sowie größeren Unternehmen in der Zeitarbeitsbranche<br />

und setzt sich politisch und organisatorisch für<br />

die Interessen der Mitglieder ein. Der iGZ ist in seiner<br />

Organisation dezentral und basisdemokratisch aufgestellt.<br />

Höchstes Beschlussgremium ist die Mitgliederversammlung.<br />

Diese wählt den iGZ-Bundesvorstand.<br />

Durch seine regionale Verwurzelung über insgesamt<br />

28 Landesbeauftragte und Regionalkreisleiter hält der<br />

iGZ stets den Kontakt zu seinen Mitgliedsunternehmen<br />

und somit zum Geschehen in der Branche. Der iGZ ist<br />

zudem Mitglied in zahlreichen Arbeitgeberverbänden.<br />

Der iGZ vertritt die Interessen seiner Mitglieder gegenüber<br />

der Öffentlichkeit, Wirtschaft und Politik und<br />

klärt auf, welche Vorteile gute Zeitarbeit bietet. Der<br />

iGZ schafft faire Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit<br />

und ist aktiv auf dem Gebiet von Branchen-Innovationen<br />

und der Digitalisierung. Der iGZ und sein mit den<br />

DGB-Gewerkschaften abgeschlossenes Tarifwerk sind<br />

allgemein anerkannt, wodurch eine iGZ-Mitgliedschaft<br />

wie ein Gütesiegel wirkt. Der Verband bietet seinen<br />

Mitgliedsbetrieben herausragenden Service und echte<br />

Mehrwerte in Form von Weiterbildungsangeboten,<br />

Rechtsberatung, Brancheninformationen und Branchenvernetzung.<br />

WLI


12<br />

TITELTHEMA<br />

Mehr Service – für nur<br />

leicht erhöhte Beiträge<br />

Die Beitragsordnungen von BAP und iGZ<br />

haben ganz unterschiedliche Bezugspunkte:<br />

Grundbeitrag und Umsatz oder<br />

Grundbeitrag und Anzahl der Niederlassungen.<br />

Kommt es zu einer Verbandsneugründung,<br />

würde sich für den Großteil<br />

der iGZ-Mitgliedsunternehmen kaum etwas<br />

ändern. Die wichtigsten Fragen zur<br />

möglichen Beitragsordnung eines neuen<br />

Verbandes beantwortet Holger Piening,<br />

ehemaliges iGZ-Bundesvorstandsmitglied<br />

und Geschäftsführender Gesellschafter<br />

von Piening Personal. Zwölf Jahre lang<br />

war Piening Tarifverhandlungsführer für<br />

den iGZ und arbeitet im Rahmen der Verbandsneugründung<br />

in der Arbeitsgruppe<br />

Verbandsfinanzen mit.<br />

Holger Piening<br />

Wie sähe das mögliche zukünftige Beitragsmodell<br />

genau aus und warum haben sich die Beteiligten<br />

auf diese Lösung verständigt? Tatsächlich lag die Herausforderung<br />

darin, zwei völlig unterschiedlich gestaltete<br />

Beitragsordnungen zusammenzubringen – mit dem<br />

Ziel, ein für alle Mitgliedsunternehmen – gleich welcher<br />

Größenordnung – faires Beitragssystem zu entwickeln,<br />

das die finanziellen Bedürfnisse des neuen Verbandes<br />

abdeckt, dabei unkompliziert und effizient abzuwickeln<br />

ist. Und das vor allem keines der Mitgliedsunternehmen<br />

überfordert. Das Ergebnis ist eine Systematik, die sich<br />

weitestgehend an dem bisherigen Modell des iGZ orientiert.<br />

Jedes ordentliche Mitglied zahlt einen Grundbeitrag<br />

und Unternehmen mit mehreren Niederlassungen<br />

dann einen Zusatzbeitrag für jede weitere Niederlassung,<br />

gedeckelt auf maximal 25 Niederlassungen. Somit<br />

muss lediglich jedes Mitgliedsunternehmen eine<br />

Meldung über die Anzahl der Niederlassungen abgeben<br />

und eine aufwändige Erhebung von Jahresumsätzen –<br />

wie bisher beim BAP üblich – entfällt.<br />

Die vorgeschlagene neue Beitragsordnung sieht<br />

eine leichte Erhöhung des Grundbeitrages vor?<br />

Warum ist diese notwendig? Der Grundbeitrag würde<br />

sich für iGZ-Mitglieder von derzeit 1.227 Euro jährlich<br />

auf 1.500 Euro erhöhen, also um 273 Euro mehr pro Jahr<br />

oder knapp 23 Euro mehr pro Monat – und das nach 25<br />

Jahren Beitragsstabilität. Nach der Euro-Umstellung ist<br />

seinerzeit der Beitrag von 200 DM nur eins-zu-eins in<br />

Euro umgerechnet worden. Deshalb auch der bisherige<br />

ungewöhnlich krumme Monatsbeitrag von 1<strong>02</strong>,26<br />

Euro. In der Zwischenzeit sind die allgemeinen Kosten –<br />

vor allem die Personalkosten, wie wir ja alle wissen –<br />

gestiegen. Die sich aus diesen Kosten ergebenden Budgetanforderungen<br />

für den möglichen neuen Verband<br />

lassen sich aufgrund der Verbandsstrukturen – beide<br />

Verbände bestehen überwiegend aus vielen kleineren<br />

Mitgliedsunternehmen –, rechnerisch nicht anders auffangen,<br />

als hier in der Breite eine moderate Erhöhung<br />

des Grundbeitrags vorzunehmen. Ich denke, dass das<br />

Leistungsangebot des iGZ bisher bereits einen hohen


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 13<br />

Mehrwert für jedes Mitgliedsunternehmen bringt – und<br />

der soll durch ein noch höheres Leistungsangebot des<br />

neuen gemeinsamen Verbandes ja nochmal gesteigert<br />

werden.<br />

Gäbe es zukünftig wieder einen Beitragsdeckel<br />

und wo läge dieser? Mitgliedsunternehmen mit mehreren<br />

Niederlassungen zahlen höhere Beiträge durch<br />

einen Zusatzbeitrag von 360 Euro pro Jahr für jeden<br />

weiteren Standort. Dieser wäre allerdings gedeckelt,<br />

auf maximal 25 Niederlassungen. Daraus ergibt sich ein<br />

Maximalbeitrag von 10.500 Euro pro Jahr. Das bedeutet<br />

für größere iGZ-Unternehmen mit mehr als 25 Niederlassungen<br />

eine Steigerung um 125 Prozent, also mehr<br />

als eine Verdoppelung der bisherigen Beiträge. Davon<br />

wäre übrigens auch ich mit meinem Unternehmen betroffen.<br />

Diese Steigerung ist aber erforderlich, um überhaupt<br />

eine Brücke zu dem bisherigen System des BAP<br />

schlagen zu können, bei dem die Mitgliedsbeiträge<br />

für größere Unternehmen umsatzabhängig berechnet<br />

werden und für iGZ-Mitglieder inakzeptabel hoch sind.<br />

Welche Rolle spielt die vorgesehene Beitragskommission?<br />

Wir haben uns in der Arbeitsgruppe<br />

auch mit der Frage der Angemessenheit des geplanten<br />

Haushaltsbudgets und mit Kostensynergien und<br />

Kosteneinsparungen beschäftigt. Die vorgesehene<br />

Beitragskommission soll ein Korrektiv aus Sicht der<br />

Beitragszahler sein, das prüft, ob sich die neue Beitragsordnung<br />

in der Form bewährt oder angepasst werden<br />

muss. Außerdem soll das Beitragserhebungsverfahren<br />

so effizient wie möglich durchgeführt werden, wobei<br />

mögliche Potenziale durch Digitalisierung erschlossen<br />

werden sollen.<br />

Warum würde eine neue Beitragsstaffel erst ab 1.<br />

Januar 2<strong>02</strong>4 gelten? Vertrauen und Planungssicherheit<br />

sind essenzielle Voraussetzungen im Geschäftsleben,<br />

besonders in finanziellen Angelegenheiten. Das<br />

gilt auch für einen Verband. Durch das Inkrafttreten der<br />

neuen Beitragsordnung erst zum Beginn des kommenden<br />

Jahres gäbe es keine Überraschungen und jeder<br />

wüsste im Vorfeld, welche Beiträge er einplanen muss.<br />

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14<br />

TITELTHEMA<br />

Eine Satzung für alle<br />

Die Satzung ist so etwas wie das Grundgesetz des Verbandes. Sie regelt die Ziele<br />

und Zwecke, legt fest, wer Mitglied werden kann und wer für was zuständig ist.<br />

Arbeitgeberverbände treten als eingetragene Vereine auf (e.V.) und müssen eine<br />

Satzung haben. Das ist ihnen nicht freigestellt.<br />

PRÄSIDIUM<br />

wählt<br />

Tarifkommission<br />

Vorstand<br />

Präsident &<br />

Vizepräsident<br />

Einigungsstelle<br />

Rechnungsprüfer<br />

wählt<br />

MITGLIEDERVERSAMMLUNG<br />

Warum aber eine neue Satzung, wo doch iGZ und BAP<br />

bereits eine Satzung haben? Im Prozess des Zusammengehens<br />

beider Arbeitgeberverbände wird ein neuer<br />

Verein gegründet, in dem sich später iGZ und BAP<br />

zusammen verbinden. Ob dieser Verein, der zunächst<br />

nicht mehr als ein juristisches Konstrukt ist, mit Leben<br />

gefüllt wird, entscheiden die Mitglieder der beiden Verbände<br />

auf ihren Mitgliederversammlungen.<br />

Um die Satzung für diesen neu zu gründenden Verein<br />

zu erstellen, wurde eine Arbeitsgruppe aus ehren- und<br />

hauptamtlichen Vertretern beider Verbände eingesetzt –<br />

unter der Leitung des stellvertretenden iGZ-Hauptgeschäftsführers,<br />

Dr. Martin Dreyer, und als Stellvertreterin<br />

Elena Maria Irnsberger, Justiziarin beim BAP. „Ich muss<br />

vor allem den Unternehmensvertretern meinen Respekt<br />

aussprechen“, stellt Dreyer fest. „Das Thema „Satzung“<br />

ist sperrig, und an vielen Stellen muss man ins Vereinsrecht<br />

‚abbiegen‘, was kaum vergnügungssteuerpflichtig<br />

ist. Alle sind dabeigeblieben und haben sich für dieses<br />

Thema bis zum Schluss engagiert.“ Die Arbeitsgruppe<br />

hat mehrfach digital getagt und über wichtige<br />

Grundsatzentscheidungen diskutiert. Aus dem Ehrenamt<br />

haben sich Helmut Syfuss und Ralf Bräuchle, bei-


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 15<br />

de Mitglieder im BAP-Bundesvorstand, der ehemalige<br />

iGZ-Bundesvorsitzende und Mitglied der Tarifkommission,<br />

Volker Homburg, sowie der iGZ-Landesbeauftragte<br />

für NRW, Hajo Scharrmann, eingebracht. Maßgeblich<br />

unterstützt wurde die Arbeit zudem von Christiane<br />

Brose, Leiterin der Abteilung Recht und Internationales<br />

beim BAP, den beiden Justiziaren der Verbände Marcel<br />

René Konjer (iGZ) und Elena Irnsberger (BAP), sowie<br />

den Leitern der Rechtsabteilungen beider Verbände,<br />

Alexander Schalimow und Eric Odenkirchen. „Eine Satzung<br />

ist nicht nur ein juristisches Thema. Sie beschreibt<br />

Ziel- und Zwecksetzungen des Verbandes und die Zuständigkeit<br />

von Gremien“, ergänzt Scharrmann. „Deshalb<br />

ist es wichtig, dass wir als Mitglieder der Verbände<br />

in diese Entscheidungen mit einbezogen sind.“<br />

Dabei hat die Arbeitsgruppe die Satzung nicht auf<br />

einem weißen Blatt Papier neu verfasst. „Natürlich<br />

haben wir uns die Regelungen in den vorhandenen<br />

Satzungen angeschaut und überlegt, was sich bewährt<br />

hat“, erläutert Dreyer den Prozess. Eine Satzung<br />

beginnt üblicherweise, nachdem der Sitz festgelegt<br />

wird, mit der Zwecksetzung. Die geplante Satzung des<br />

neuen Verbandes ist weiter gefasst als die derzeitige<br />

iGZ-Satzung und erfasst neben der Zeitarbeit weitere<br />

Personaldienstleistungen wie zum Beispiel die Personalvermittlung,<br />

die Personalberatung und das Outplacement.<br />

Im neuen Verband könnten dann künftig auch<br />

Unternehmen Mitglied werden, die keine Erlaubnis zur<br />

Arbeitnehmerüberlassung haben, sondern beispielsweise<br />

ausschließlich Personalvermittlung betreiben.<br />

Auch bei der Mitgliedschaft gäbe es eine neue Option:<br />

die Mitgliedschaft ohne Tarifbindung (OT-Mitgliedschaft).<br />

In diesem Fall muss nicht zwingend der<br />

Zeitarbeitstarifvertrag angewendet werden, sondern es<br />

bestünde die Möglichkeit, den gesetzlichen Gleichstellungsgrundsatz<br />

(Equal Treatment) oder einen anderen<br />

Tarifvertrag mit einer DGB-Gewerkschaft anzuwenden,<br />

der Zeitarbeit zulässt.<br />

Wesentliches Element einer Satzung ist die Beschreibung<br />

der Organe, besonders wichtiger Gremien im<br />

Verein, die den Verein teilweise auch gegenüber Dritten<br />

vertreten. Das wichtigste Organ ist die Mitgliederversammlung.<br />

Sie wählt den Vorstand, den Präsidenten<br />

und den Vizepräsidenten und stimmt über den Haushalt<br />

ab. Der von der Mitgliederversammlung gewählte<br />

Vorstand wählt seinerseits ein Präsidium, das sich bei<br />

einer Gründung eines neuen Verbandes aus dem iGZ-<br />

Vorstand und dem Präsidium des BAP zusammensetzen<br />

würde. Während der Vorstand über Richtlinien und<br />

Geschäftsordnungen die „Leitplanken“ des Verbandes<br />

festlegt, ist das Präsidium stärker politisch und strategisch<br />

tätig. Wie bisher würde sich die Tarifkommission<br />

um die Tarifpolitik des Verbandes kümmern und über<br />

einen Tarifabschluss entscheiden. Da es zeitlich nicht<br />

möglich ist, bis zu einem möglichen Zusammengehen<br />

von iGZ und BAP die Tarifverträge beider Verbände<br />

zusammenzuführen, würde es in dem neuen Verband<br />

zunächst zwei Tarifkommissionen geben, eine für den<br />

iGZ- und eine für den BAP-Tarifvertrag. Aber das Ziel im<br />

neuen Verband ist klar: ein Grundlagentarifvertrag für<br />

die Zeitarbeit.<br />

Die Satzung des neuen Verbandes sähe genauso wie<br />

derzeit die iGZ-Satzung eine wertegebundene Personaldienstleistung<br />

vor. Deshalb gibt es einen Kodex,<br />

der künftig Verhaltens- und Ethikkodex heißen könnte,<br />

und dessen Einhaltung weiterhin unabhängig von<br />

einer Kontakt- und Schlichtungsstelle geprüft würde.<br />

Und weiterhin kann die Einigungsstelle bei Verstößen<br />

Sanktionen aussprechen. Die Befugnis, ein Mitglied<br />

bei fortwährenden Verstößen aus dem Verband auszuschließen,<br />

läge wie bisher beim Vorstand.<br />

Die Arbeitsgruppe hat arbeits- und vereinsrechtliche<br />

Unterstützung von externen Rechtsanwälten erhalten.<br />

„Auch wenn wir insbesondere mit den Justiziaren beider<br />

Verbände erfahrene Juristen in der Arbeitsgruppe<br />

hatten, war ein zusätzlicher Blick von außen gut und<br />

richtig“, betont Arbeitsgruppen-Leiter Dreyer. „Juristisch<br />

muss die Satzung belastbar sein.“ Aus Sicht eines<br />

Unternehmers steht die Lesbarkeit im Vordergrund,<br />

betont Scharrmann: „Auch wenn ich als Mitglied nicht<br />

jeden Tag darin lese, muss die Satzung eine verständliche<br />

Grundlage für die Arbeit des Verbandes bilden.“<br />

MD/HS


16<br />

TITELTHEMA<br />

Neue Akzente auf dem<br />

politischen Parkett<br />

Zeitarbeit gibt es seit über 100 Jahren in Deutschland. Doch erst 1972 verabschiedete<br />

der Bundestag das „Gesetz zur Regelung der gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung“<br />

(AÜG), das auch heute noch die Grundlage der Zeitarbeit bildet.<br />

Seitdem steht die Arbeit der Branche immer wieder auf der Agenda der Politik. Ein<br />

neuer Gesamtverband der Personaldienstleister hätte auch eine stärkere Stimme,<br />

die mehr Gehör in der Politik finden könnte.<br />

Im Januar 1982 trat das Verbot der Arbeitnehmerüberlassung<br />

im Bauhauptgewerbe in Kraft. 20<strong>02</strong> wird die<br />

Überlassungshöchstdauer von zwölf auf 24 Monate<br />

verlängert. Neun Jahre später werden die Drehtürklausel<br />

und eine Lohnuntergrenze eingeführt. Seit 2017 gilt<br />

das novellierte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz und<br />

seit März 2<strong>02</strong>0 besteht erneut die Möglichkeit, dass<br />

Zeitarbeitsunternehmen Kurzarbeitergeld in Anspruch<br />

nehmen. Die Zeitarbeitsbranche in Deutschland hat<br />

in der Vergangenheit zahlreiche gesetzliche Reformen<br />

erlebt, die sie vor Herausforderungen gestellt haben.<br />

Ein Auf und Ab – auch weil sich Vorurteile und Skepsis<br />

gegenüber der Zeitarbeit bei Außenstehenden immer<br />

noch vehement halten.<br />

Trotz einiger Hürden konnte der iGZ die Zeitarbeit mit<br />

einer gezielten Lobbyarbeit unter Beteiligung von Politik<br />

und Sozialpartnern zu einer festen Größe auf dem<br />

deutschen Arbeitsmarkt etablieren. Dies zeigt sich auch<br />

in der gestiegenen Zahl der Arbeitskräfte. Entwickelte<br />

sich die Branche in den ersten Jahrzehnten nur langsam,<br />

verzeichnete sie in den 2000er Jahren einen sprunghaften<br />

Anstieg. Von über 350.000 Arbeitskräften im Jahr<br />

20<strong>02</strong> verdoppelte sich die Anzahl in den darauffolgenden<br />

sechs Jahren. Grund dafür war auch der Wegfall<br />

gesetzlicher Restriktionen wie der Höchstüberlassungsdauer<br />

und des Synchronisationsverbots. Als 2018/19<br />

die Millionengrenze in Deutschland geknackt wird, ist<br />

die Zeitarbeit längst ein europäisches Thema. Mit der


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 17<br />

Verabschiedung der EU-Leiharbeitsrichtlinie 2008 hat<br />

Brüssel das Heft in der Hand. Zwar wartet die Bundesrepublik<br />

mit der Umsetzung bis 2011 und novelliert<br />

2017 ergänzend, doch die Grundlage wird künftig in<br />

der Kommission gelegt.<br />

Unsere Branche, aber auch Deutschland und Europa,<br />

stehen vor vielen Herausforderungen: der Fachkräftemangel,<br />

die Klimakrise, der Konflikt zwischen der Ukraine<br />

und Russland, die Inflation. Angesichts der sich<br />

schnell verändernden Rahmenbedingungen wird es von<br />

großer Bedeutung sein, schnell und effektiv auf Veränderungen<br />

reagieren zu können. Ein neuer Gesamtverband<br />

würde auch eine neue Kompetenzbildung mit sich<br />

bringen, die es der Branche ermöglicht, noch erfolgreicher<br />

auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren<br />

zu können. Mit einer vereinten, stärkeren Stimme könnte<br />

ein Gesamtverband die Bedeutung der Personaldienstleistung<br />

für die deutsche Wirtschaft gegenüber<br />

politischen Entscheidungsträgern und Gewerkschaften<br />

in Berlin und Brüssel unterstreichen.<br />

Durch die Gründung eines neuen Verbandes werden<br />

wir auch die Lobbyarbeit weiter professionalisieren können,<br />

das Image der Branche verbessern und ständiger<br />

Ansprechpartner auf dem politischen Parkett und in<br />

der Öffentlichkeit bleiben. Die Bildung neuer Allianzen,<br />

einheitliche Mitgliedschaften in (Dacharbeitgeber-)<br />

Verbänden, Erkenntnisgewinne und Teilnahme am internationalen<br />

politischen Geschehen sind ein Auszug<br />

der neuen Kompetenzen, die sich aus der Gründung<br />

des neuen Gesamtverbandes der Personaldienstleister<br />

ergeben würden.<br />

Den Kern der Lobbyarbeit würden wir auch im neuen<br />

Verband verfolgen: Sichtbar sein, mitreden und den<br />

Personaldienstleistern ein Gesicht geben, damit sie auf<br />

dem politischen Parkett den Stellenwert und die Beachtung<br />

finden, die sie mit ihrer wichtigen Arbeit für die<br />

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18<br />

TITELTHEMA<br />

»Personaldienstleistungen sind ein zentraler Baustein<br />

für Flexibilität am Arbeitsmarkt. Personaldienstleister<br />

brauchen eine Stimme, die sie im öffentlichen Diskurs<br />

vertritt. Der Zusammenschluss von iGZ und BAP wird<br />

diese Stimme stärken.«<br />

Prof. Dr. Michael Hüther | Direktor und Mitglied des Präsidiums |<br />

Institut der deutschen Wirtschaft<br />

»Wir begrüßen den Zusammenschluss von iGZ und<br />

BAP und wünschen eine glückliche Hand bei allen<br />

dazu notwendigen Schritten. Wir setzen darauf,<br />

dass wir die konstruktive Zusammenarbeit der<br />

vergangenen Jahre mit dem neugegründeten<br />

Verband fortsetzen werden.«<br />

Stefan Körzell | Mitglied des geschäftsführenden Gesamtvorstandes<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)<br />

»Gemeinsam stärker:<br />

Dieser Erkenntnis sind 2<strong>02</strong>1 die<br />

Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände in<br />

Baden-Württemberg gefolgt. Ein richtiger<br />

Schritt, wie wir heute sehen. Wir gratulieren<br />

den Verbänden der Personaldienstleister<br />

zu ihrer Entscheidung, einen ähnlichen<br />

Weg zu beschreiten.<br />

Viel Erfolg!«<br />

Oliver Barta | Hauptgeschäftsführer Unternehmer<br />

Baden-Württemberg (UBW)


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 19<br />

»Flexibles Personalmanagement ist für unsere<br />

Unternehmen überlebenswichtig und notwendig für<br />

den wirtschaftlichen Erfolg. Der neue Gesamtverband der<br />

Personaldienstleister wird eine starke Stimme für die ganze<br />

Branche sein. Wir wünschen viel Erfolg und<br />

freuen uns auf die Zusammenarbeit.«<br />

Bertram Brossardt | Hauptgeschäftsführer der vbw –<br />

Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.<br />

»Die Zeitarbeit ist wie kaum eine andere Branche<br />

vom schnellen Wandel und von neuen Trends<br />

geprägt. Hier stark und geschlossen aufzutreten,<br />

ist ein richtiges Pfund, um leistungsstarker Partner<br />

für unsere Unternehmen zu sein. Auf weiter<br />

gute Zusammenarbeit!«<br />

Johannes Pöttering | Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der<br />

Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen (unternehmer nrw)<br />

»Zeitarbeit ist nicht nur für die Metall- und Elektro-<br />

Industrie ein unverzichtbares Flexibilisierungsinstrument.<br />

Es bedarf einer einheitlichen politischen<br />

Interessenvertretung, eines einheitlichen Auftretens<br />

sowie eines leistungsstarken Dienstleistungsangebots<br />

für die Mitgliedsunternehmen. Ich wünsche<br />

den Zeitarbeitsverbänden alles Gute und bin sicher,<br />

dass der iGZ hierzu einen wirksamen<br />

Beitrag leisten wird.«<br />

Karsten Tacke | Hauptgeschäftsführer der Landesvereinigung der<br />

Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU)


20<br />

GASTBEITRAG<br />

Wir brauchen die Zeitarbeit –<br />

mehr denn je!<br />

Die Zeitarbeit war und ist seit Jahren ein Beschäftigungsmotor! Nach meiner Überzeugung<br />

wird sie in Zukunft für den Arbeitsmarkt sogar an Bedeutung gewinnen.<br />

Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, Fachkräfte aus<br />

Drittstaaten auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Zeitarbeit kann<br />

diese wichtige Rolle als Motor des Arbeitsmarktes nur spielen, wenn sie flexibel und<br />

anpassungsfähig reagieren kann. Daher sollten Gesetzgeber und Bundesregierung<br />

nachdrücklich daran arbeiten, die Zeitarbeit flexibel zu halten, Rechtssicherheit zu<br />

gewährleisten und Gestaltungsoptionen zu eröffnen.<br />

Aktuell dürfen Zeitarbeits- und Personalvermittlungsunternehmen<br />

in Deutschland außer in wenigen Ausnahmen<br />

(zum Beispiel bei Hochqualifizierten) keine<br />

ausländischen Arbeitskräfte aus Drittstaaten rekrutieren<br />

und dann beschäftigen. Das ist nicht mehr zeitgemäß<br />

und eine verpasste Chance in Zeiten des Arbeits- und<br />

Fachkräftemangels. Das Beschäftigungsverbot gehört<br />

abgeschafft. Denn die Zeitarbeit wird gebraucht. Mit<br />

ihrer langjährigen Erfahrung bei der Auswahl, Betreu-<br />

ung und Weiterbildung ihrer Beschäftigten kann sie<br />

insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der<br />

Personalgewinnung im Ausland unterstützen. Für kleine<br />

und mittlere Unternehmen ist die Anwerbung, gegebenenfalls<br />

Nachqualifizierung und Integration ausländischer<br />

Beschäftigter, in der Regel ohne Unterstützung<br />

schwierig zu organisieren. Zeitarbeitsunternehmen<br />

können ihre Expertise einbringen und als „Begleiter“<br />

fungieren.<br />

Steffen Kampeter<br />

Foto: BDA | Michael Hübner


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

GASTBEITRAG 21<br />

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zeitarbeit mehrfach<br />

grundsätzlichen Änderungen unterzogen worden.<br />

Auf vorsichtige Öffnungsschritte durch das Arbeitsförderungsreformgesetz<br />

aus dem Jahr 1997 folgte vor<br />

allem durch die Agenda 2010 im Anschluss an das Jobaktivgesetz,<br />

mit der Einführung von Equal Treatment<br />

(das sich besonders im Bereich des Equal Pay auswirkt)<br />

ein weiterer großer Umbruch. Dieser Umbruch hätte<br />

zum damaligen Zeitpunkt die Zeitarbeit nachdrücklich<br />

behindern können. Dass er dies nicht getan hat, lag vor<br />

allem an der Öffnung von Equal Treatment für die Tarifvertragsparteien.<br />

Diese Öffnung ist in vielen, genauer<br />

gesagt für viele Branchen erfolgreich genutzt worden.<br />

Die Tarifautonomie ist ganz besonders auch in der Zeitarbeit<br />

eine Erfolgsgeschichte. Es ist sehr zu wünschen,<br />

dass diese Erfolgsgeschichte fortbestehen kann.<br />

Das gilt ganz besonders vor dem Hintergrund der Entscheidung<br />

des Gerichtshofs der Europäischen Union<br />

vom 15. Dezember 2<strong>02</strong>2 in der Rechtssache TimePartner.<br />

Dieses Urteil macht mir große Sorgen. Mit ihm stellt<br />

der EuGH partiell die Tarifautonomie infrage. Er greift<br />

mit der Entscheidung nachdrücklich in die Richtigkeitsgewähr<br />

von Tarifverträgen ein. Er stellt damit auch das<br />

sehr praxistaugliche System und die Wirkungsweise der<br />

Tarifautonomie für die Zeitarbeit in Deutschland konkret<br />

auf den Prüfstand.<br />

Auch wenn die Entscheidung zum deutschen Recht gefällt<br />

worden ist, orientiert sie sich erkennbar am Agenturprinzip<br />

der überwiegenden Zahl der Mitgliedstaaten<br />

der Union für die Zeitarbeit. Nach diesem Agenturprinzip<br />

bleibt nicht – wie bei uns in Deutschland – das Zeitarbeitsunternehmen<br />

Arbeitgeber, vielmehr tritt durch<br />

den Einsatz de facto und de jure vielfach der Einsatzbetrieb<br />

an dessen Stelle. Das unterscheidet diese Systeme<br />

grundlegend vom nationalen Verständnis der Zeitarbeit<br />

als eigenständigem Beschäftigungsverhältnis. Das Arbeitsverhältnis<br />

zum Arbeitgeber bleibt auch in einsatzfreien<br />

Zeiten aufrechterhalten. Für die Arbeitnehmer<br />

gilt das gesamte deutsche Arbeitsrecht von A wie Arbeitszeit<br />

bis Z wie Zusatzleistungen. Die sogenannten<br />

verleihfreien (besser: einsatzfreien) Zeiten liegen in der<br />

Verantwortung des Zeitarbeitsunternehmens. Das ist<br />

ein wichtiges Element des Gesamtschutzes, dessen Berücksichtigung<br />

der EuGH anmahnt.<br />

Es ist daher zu hoffen, dass das Bundesarbeitsgericht<br />

die Gestaltungsspielräume, die der EuGH nach meiner<br />

Einschätzung eröffnet, in seiner Schlussentscheidung<br />

in dieser Sache nutzt. Zwar handelt es sich bei der betroffenen<br />

Arbeitnehmerin um eine befristet eingestellte<br />

Arbeitskraft, auch für diese gilt jedoch das deutsche<br />

Arbeitsrecht.<br />

Auch der Gesetzgeber und das Arbeitsministerium sollten<br />

überlegen, wie sie diesen Prozess sinnvoll begleiten<br />

können. Die Zeitarbeitsrichtlinie bietet dazu eine<br />

Öffnungsklausel an, die ein generelles Abweichen<br />

vom Gleichbehandlungsgrundsatz durch den Gesetzgeber<br />

zumindest für unbefristet beschäftigte Zeitarbeitnehmer<br />

ermöglicht. Unabhängig davon, wie das<br />

Bundesarbeitsgericht den konkreten Fall entscheidet,<br />

sollte gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung<br />

der Rechtsprechung des EuGH zu Equal Treatment<br />

und Equal Pay diese Öffnungsklausel gesetzgeberisch<br />

fruchtbar gemacht werden.<br />

Zeitarbeit ist kein Massenphänomen auf dem Arbeitsmarkt.<br />

Zeitarbeit hat aber ihren festen Platz im System<br />

der Arbeitsbeziehung in Deutschland. Zeitarbeit<br />

ist ein Einstieg in den Arbeitsmarkt, sie ist in der Tarifautonomie<br />

ein Paradebeispiel für flexible und gute<br />

Tarifverträge. Das gilt nicht nur für die Gestaltung der<br />

Kernarbeitsbedingungen, es gilt teils branchen- und<br />

teils unternehmensbezogen auch für die Gestaltung der<br />

Überlassungshöchstdauer. Gerade auch für die Gewinnung<br />

von Arbeitskräften brauchen wir die Zeitarbeit.<br />

Es ist daher sehr wünschenswert, ihren Anwendungsbereich<br />

zu erweitern. Das Kontraproduktivste, was<br />

in diesem Kontext geschehen kann, wären neue Beschränkungen<br />

und Begrenzungen, die dieses wichtige<br />

Arbeitsmarktinstrument konterkarieren.<br />

Steffen Kampeter ist seit 2016 Hauptgeschäftsführer der<br />

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA). Als CDU-Politiker war Kampeter von 1990 bis 2016<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages, von 2009 bis 2015<br />

parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der<br />

Finanzen.


22<br />

TITELTHEMA<br />

Kräfte in der<br />

Tarifpolitik<br />

bündeln<br />

In den vergangenen Wochen und Monaten<br />

haben die beiden Verbände BAP und<br />

iGZ in Arbeitsgruppen verschiedene Verbandsbereiche<br />

miteinander verglichen und besprochen, wie<br />

man in einem möglichen gemeinsamen Verband zum<br />

Wohle der Mitglieder weiterarbeiten möchte. Für die Tarifpolitik<br />

war eine solche Bestandsaufnahme kaum notwendig.<br />

Seit 2011 arbeiten iGZ und BAP in der Verhandlungsgemeinschaft<br />

Zeitarbeit (VGZ) zusammen. Damit führen<br />

sie die Verhandlungen gemeinsam, die endgültige Zustimmung<br />

zu den Tarifabschlüssen erfolgt jedoch in den<br />

jeweiligen Tarifkommissionen der Verbände. Die Entscheidung<br />

für eine solche Verhandlungsgemeinschaft<br />

war gut und richtig. Dennoch sei nicht verschwiegen,<br />

dass die Akteure in der VGZ erst zusammenwachsen<br />

mussten und dass es in den ersten Jahren der Zusammenarbeit<br />

auch schwierige Situationen gab. Gerade<br />

aber in den vergangenen Jahren ist die Zusammenarbeit<br />

immer enger und vertrauter geworden, sodass das<br />

Trennende zwischen den Verbänden immer kleiner und<br />

das Gemeinsame immer größer wurde. Beide Seiten<br />

kennen und schätzen sich.<br />

Dennoch werden auch dann, wenn die Mitgliederversammlungen<br />

dem Zusammengehen zustimmen,<br />

zunächst zwei verschiedene Tarifkommissionen fortbestehen.<br />

„Natürlich wollen wir die beiden Tarifwerke BAP<br />

und iGZ so bald wie möglich zusammenführen“, erklärt<br />

iGZ- und VGZ-Verhandlungsführer Sven Kramer. „Aber<br />

dafür müssen wir genau ausloten, was wir aus den jeweiligen<br />

Tarifwerken behalten wollen und dies dann mit<br />

den Gewerkschaften verhandeln. Das würden wir so<br />

kurzfristig bis zum Wirksamwerden einer Verbandszusammenführung<br />

nicht schaffen.“<br />

Die Sozialpartnerschaft in der Zeitarbeit feiert in diesem<br />

Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. 2003 schloss der iGZ zusammen<br />

mit der DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit das<br />

Tarifwerk zur Zeitarbeit. Auch der BZA, der Vorgänger<br />

des BAP, einigte sich mit der DGB-Tarifgemeinschaft.<br />

Daneben entstanden aber noch eine ganze Reihe weiterer<br />

Tarifverträge mit der Tarifgemeinschaft Christlicher<br />

Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen<br />

(CGZP). Die Tariflandschaft in der Zeitarbeit zersplitterte,<br />

wobei weniger die Pluralität ein Problem war<br />

als die ausgesprochen niedrigen Entgelte, die in den<br />

Tarifverträgen mit der CGZP, vor allem in einzelnen Haustarifverträgen,<br />

vereinbart wurden. Das brachte der Branche<br />

viel Kritik und ein Arbeitsgerichtsverfahren ein. Das<br />

Bundesarbeitsgericht (BAG) sah die CGZP letztendlich als<br />

nicht tariffähig an, wodurch die mit ihr geschlossenen<br />

Tarifverträge – rückwirkend – unwirksam waren. Nachdem<br />

2013 ein weiterer Versuch der CGB scheiterte, wirksam<br />

Tarifverträge der Zeitarbeit in die Zeitarbeitsverträge<br />

zu implementieren, endete diese Geschichte.


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 23<br />

Parallel dazu gab es gleich mehrere Erfolgsgeschichten:<br />

2012 trat die Lohnuntergrenze in der Zeitarbeit in Kraft.<br />

Sie verhindert die (inter-)nationale Unterschreitung der<br />

mit der DGB-Tarifgemeinschaft ausgehandelten Mindestlöhne.<br />

Seit Beginn dieses Jahres gilt mittlerweile<br />

die fünfte Verordnung über eine Lohnuntergrenze in<br />

der Arbeitnehmerüberlassung. Ebenfalls 2012 traten<br />

die Branchenzuschlagstarifverträge in Kraft, die jeweils<br />

mit einer zuständigen DGB-Gewerkschaft geschlossen<br />

wurden. Sie gleichen die Lohnunterschiede in Abhängigkeit<br />

von der Dauer des Einsatzes aus, die zu<br />

bestimmten Einsatzbranchen bestanden hatten. Das<br />

gilt vor allem für den wichtigsten Branchenzuschlagstarifvertrag<br />

für die Überlassung in die Metall- und<br />

Elektro-Industrie. Weitere zehn Branchenzuschlagstarifverträge<br />

folgten. „Viele erinnern sich noch an die denkwürdige<br />

Mitgliederversammlung zur Abstimmung über<br />

die Branchenzuschlagstarifverträge, mit rund 1.000<br />

Menschen in Köln“, blickt Sven Kramer zurück. „Vor<br />

allem die überzeugenden Ausführungen unseres langjährigen<br />

Verhandlungsführers Holger Piening haben<br />

eine anfängliche Skepsis in eine fast hundertprozentige<br />

Zustimmung zu diesen Tarifverträgen gewandelt.“ So<br />

entstand eine sehr differenzierte Tarifarchitektur, auf<br />

die die Branche mit einigem Stolz blicken kann.<br />

Dennoch hat die Zeitarbeit fortwährend mit Tendenzen<br />

des Gesetzgebers zu kämpfen, in die Tarifautonomie<br />

der Branche einzugreifen. Während durch das Erste<br />

Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt<br />

20<strong>02</strong> die Beschränkungen weitgehend aufgehoben<br />

wurden und zu einem bemerkenswerten Aufschwung<br />

von Branche und Arbeitsmarkt beitrugen, zeigte der<br />

Gesetzgeber in den vergangenen Jahren klare Tendenzen<br />

zur Eingrenzung der Zeitarbeit – etwa mit der<br />

AÜG-Novelle, die im April 2017 in Kraft trat. Sie beschränkte<br />

sowohl die Tarifautonomie der Zeitarbeit als<br />

auch die Überlassungshöchstdauer, was nach wie vor<br />

als schmerzlich angesehen wird.<br />

Aktuell drohen der Zeitarbeit neue Gefahren – diesmal<br />

aus Luxemburg, wo der Europäische Gerichtshof<br />

(EuGH) über die „EU-Leiharbeitsrichtlinie“ entschieden<br />

hat. Der EuGH sieht die Möglichkeit der Tarifparteien,<br />

vom Grundsatz der Gleichbehandlung in Tarifverträgen<br />

der Zeitarbeit abzuweichen, nur sehr eingeschränkt als<br />

möglich an. Das letzte Wort hierzu hat das BAG. „Die<br />

Rechtsprechung in Deutschland sollte die Besonderheit<br />

einer verfassungsrechtlich geschützten Tarifautonomie<br />

berücksichtigen“, appelliert Martin Dreyer an das BAG<br />

und die Arbeitsgerichte, die im Nachgang zu den Hinweisen<br />

des EuGH zu entscheiden haben. „Die Sozialpartnerschaft<br />

mit der DGB-Tarifgemeinschaft ist bei allen<br />

Schwierigkeiten eine Erfolgsgeschichte. Wir haben immer<br />

gesagt: Tarif vor Gesetz! Es wäre ein großer Fehler,<br />

würden durch Rechtsprechung oder Gesetz die Anforderungen<br />

so geändert werden, dass eine sinnvolle tarifliche<br />

Gestaltung nicht mehr möglich wäre. Ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass es bei den gegenwärtigen Herausforderungen<br />

gerade auch auf diesem Feld umso wichtiger ist,<br />

die Kräfte in einem Verband zu bündeln.“ MD/SK<br />

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24<br />

TITELTHEMA<br />

So könnte es an<br />

der Spitze aussehen<br />

PRÄSIDENT & VIZEPRÄSIDENT<br />

HAUPTGESCHÄFTSFÜHRER & STELLVERTRETER<br />

Christian Baumann<br />

Sebastian Lazay<br />

Florian Swyter<br />

Martin Dreyer<br />

PRÄSIDIUM (14)<br />

Andreas Dinges Dr. Timm Eifler Ingrid Hofmann Sven Kramer Martin Liebert<br />

Mirjam Rienth<br />

Walter Schäfer<br />

Hugo Schmitt<br />

Jan Ole Schneider<br />

Ute Schoras<br />

Irene Schubert<br />

Ulrike Schwarzer


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 25<br />

VORSTAND (23)<br />

Carsten Ahrens<br />

Dr. Eckart Gaude<br />

Lutz Martens<br />

Hans-Joachim Scharrmann<br />

Ralph Bräuchle<br />

Karsten Gerhardy<br />

Nicole Munk<br />

Bettina Schiller<br />

Gerriet Cornelius<br />

Philipp Geyer<br />

Oliver Nazareth<br />

Peter Schütz<br />

Thomas Dick<br />

Karen Hoyndorf<br />

Andreas Nusko<br />

Helmut Syfuß<br />

Bernhard Eder<br />

Sandra Jahn<br />

Peter Roth<br />

Matthias Wandrei<br />

Petra Eisen<br />

Martin Klingen<br />

Robert Schäfer<br />

TARIFKOMMISSION BAP (17)<br />

Hans-Christian Bauer<br />

Kathrin Hess<br />

Sebastian Lazay<br />

Henrik Straatmann<br />

Suzana Bernhard<br />

Jörg Hoffmann<br />

Lutz Martens<br />

Helmut Syfuß<br />

Peter Blersch<br />

Ingrid Hofmann<br />

Jürgen J. Mauer<br />

Ralph Bräuchle<br />

Sandra Jahn<br />

Hugo Schmitt<br />

Philipp Geyer<br />

Martin Klingen<br />

Sven Schwuchow<br />

TARIFKOMMISSION iGZ (18)<br />

Carsten Ahrens<br />

Dr. Timm Eifler<br />

Martin Liebert<br />

Robert Schäfer<br />

Ulrich Angenendt<br />

Michael Haitz<br />

Maik Neumann<br />

Walter Schäfer<br />

Michael Bezverkhniy<br />

Andreas Haßenewert<br />

Marc Papajewski<br />

Carsten Scholz<br />

Gerriet Cornelius<br />

Jörg Jennerjahn<br />

Nicole Piontek<br />

Thomas Dick<br />

Sven Kramer<br />

Lars Pogadl-Kamper


26<br />

TITELTHEMA<br />

Bildung und Seminare<br />

Der Weg der künftigen Bildungsstrategie<br />

in einem<br />

neuen Gesamtverband<br />

der Personaldienstleister<br />

ist bereits klar und<br />

deutlich erkennbar:<br />

Neben noch umfangreicheren<br />

Ideen,<br />

Maßnahmen<br />

und Umsetzungen<br />

zur Ausbildung und<br />

Etablierung der Personaldienstleistungskaufleute<br />

(PDK) wird<br />

sowohl die akademische<br />

Ausrichtung der Branche als<br />

auch die „Revitalisierung“ des<br />

Fachwirts auf der Agenda stehen.<br />

Konkret bedeutet das: Zum Oktober<br />

wird der zweite Durchgang des modularen<br />

Karriereprogramms in Kooperation mit der<br />

Fernuniversität in Hagen (akademische Weiterbildung)<br />

starten. Darauf aufbauende Pläne<br />

für einen neuen Online-Bachelor-Studiengang<br />

liegen schon in den Schubladen. Spannend<br />

DAS<br />

BESTE<br />

VON<br />

BEIDEN<br />

wird auch der Transformationsschritt<br />

der beiden bisher<br />

im iGZ und im BAP getrennt<br />

verantworteten<br />

Seminarbereiche in der<br />

Zusammenführung.<br />

Aber auch hier deuten<br />

sich schon belastbare<br />

Linien an – gemäß<br />

des Mottos „best<br />

of both“. So werden<br />

künftig weiterhin umfangreiche<br />

juristische<br />

Seminare angeboten,<br />

aber es wird auch neue<br />

Formate geben, die der iGZ<br />

aktuell testet. Beispielsweise<br />

Seminare als Medienwerkstatt, in<br />

denen Tipps, Kniffe und Tricks zum<br />

Video-Filmen für Social Media angeboten<br />

werden. Neben PDK, Studium und Seminaren<br />

stehen aber auch weitere Bildungsthemen im<br />

Fokus: eine zukünftige gemeinsame digitale<br />

Lernwelt und die Präsenz in bildungsrelevanten<br />

Ausschüssen und Gremien. JG<br />

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Quelle: DGFP


Ethik-Kodex und KuSS –<br />

an Bewährtem festhalten<br />

TITELTHEMA 27<br />

Dass ihnen die Qualität der Branche am Herzen liegt,<br />

haben die Mitglieder beider Verbände bereits 2012<br />

mit der Verabschiedung des BAP-Verhaltenskodex und<br />

des iGZ-Ethik-Kodex signalisiert. In der Zwischenzeit<br />

haben sich die beiden Wertversprechen etabliert. Beide<br />

Verbände stehen für einen fairen, zuverlässigen und<br />

respektvollen Umgang mit ihren Stakeholdern. Der Fokus<br />

liegt dabei auf den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.<br />

Umso leichter wäre es, die beiden Kodexe<br />

zusammenzuführen. Vom iGZ würde die Kontakt- und<br />

Schlichtungsstelle (KuSS) ergänzend in das Gesamtwerk<br />

übernommen. Diese Einrichtung, an die sich alle am<br />

Dreiecksverhältnis der Arbeitnehmerüberlassung Beteiligten<br />

wenden können, hat sich bewährt. Wenn die<br />

ethischen Grundsätze von einem Mitglied des Gesamtverbandes<br />

der Personaldienstleister aus Sicht eines Mitarbeitenden,<br />

einer Bewerberin oder eines Bewerbers,<br />

eines Kundenunternehmens oder einer Organisation<br />

verletzt würde, könnte von diesen die Kontakt- und<br />

Schlichtungsstelle angesprochen werden. Mit dem Verhaltens-<br />

und Ethik-Kodex des Gesamtverbandes der<br />

Personaldienstleister würden die Mitgliedsunternehmen<br />

ihr Handeln transparent machen, damit es klar<br />

nachvollziehbar, einforderbar und überprüfbar wäre.<br />

Der Verhaltens- und Ethik-Kodex stünde – wie bisher<br />

auch die beiden einzelnen Werke – für eine nachhaltige<br />

Qualitätssicherung von Personaldienstleistungen über<br />

die bestehenden gesetzlichen Vorschriften hinaus. JR<br />

Gemeinsam Potenziale heben<br />

Der Arbeitsmarkt und die Arbeitswelt befinden sich in<br />

einem ständigen Veränderungsprozess. Dass die demografische<br />

Entwicklung, die Digitalisierung und der<br />

Mangel an Fachkräften die Arbeitswelt nachhaltig verändern<br />

werden und schnelle unbürokratische Lösungen<br />

nötig sind, waren Ausgangspunkt für die Gründung<br />

der Stiftung flexible Arbeitswelt im Jahr 2<strong>02</strong>0, die vom<br />

Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister als<br />

Stifter errichtet wurde. Die Stiftung hat sich zur Aufgabe<br />

gemacht, den Wandel am Arbeitsmarkt mit Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Politik intensiv zu begleiten –<br />

und überparteilich mit allen am Prozess Beteiligten im<br />

Austausch zu sein. Insbesondere strebt die Stiftung eine<br />

stärkere Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse an.<br />

Konkret geht es um Fragen wie: Wie wollen die Menschen<br />

morgen arbeiten? Welche Anforderungen stellen<br />

die Unternehmen morgen an ihre Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter? Und: Wie gelingt es, die vielen Schulabbrecher<br />

mitzunehmen und zu qualifizieren? Als gemeinnützige<br />

Stiftung liegt der Fokus auf der Förderung von<br />

Bildung, insbesondere mit Blick auf die wachsende Flexibilisierung<br />

der Arbeitswelt, des Personaleinsatzes und<br />

der Beschäftigungsverhältnisse. Seit der Gründung vor<br />

drei Jahren ist die Resonanz auf die Arbeit der Stiftung<br />

kontinuierlich gestiegen. Verschiedene Kooperationen<br />

wurden beschlossen, weitere sind in Vorbereitung. In<br />

einem neuen Gesamtverband, in dem iGZ und BAP<br />

einen gemeinsamen Weg gehen, würden alle Mitgliedsunternehmen<br />

von dieser Einrichtung profitieren.<br />

Thomas Hetz | Geschäftsführender Vorstand<br />

Weitere Infos zur Stiftung<br />

gibt’s unter<br />

www.flexible-arbeit.de


28<br />

GASTBEITRAG<br />

GVP-Symphonie auf<br />

dem Weltparkett der<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Herbert von Karajan, Leonard Bernstein oder in der<br />

heutigen Zeit Cornelius Meister und Philippe Jordan:<br />

Dirigenten, welche täglich die Magie einer Symphonie,<br />

bestehend aus zahlreichsten Instrumenten und Stimmen,<br />

erzeugen.<br />

In der Welt der Arbeit sind die Stimmen laut, oft ohrenbetäubend,<br />

zum Teil eine Kakophonie. Dies macht eine<br />

Demokratie aus, jedoch ist es gerade im Stimmengewirr<br />

wichtig, eine einheitliche Frequenz zu finden. Es erfüllt<br />

mich mit Stolz, Freude und zugegeben einer gewissen<br />

„Aufregung“, dass die Branche der Personaldienstleister<br />

sich in Deutschland zum Orchester vereint.<br />

Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein. Der Arbeitsmarkt<br />

in Deutschland steht vor massiven Herausforderungen,<br />

welche als Chance gesehen werden müssen: Der<br />

Bedarf nach Flexibilität, die Auswirkungen der demographischen<br />

Entwicklung, der Impakt der Digitalisierung und<br />

der Nachhaltigkeit auf Angebot und Nachfrage, die Notwendigkeit<br />

der Modernisierung der Arbeitsmarktstrukturen<br />

im Kontext gesellschaftlicher und wirtschaftlicher<br />

Errungenschaften wie der Tarifautonomie, das Lösen<br />

des Fachkräftemangels in systemrelevanten Branchen<br />

wie zum Beispiel der Pflege, die arbeitsmarktgerechte<br />

Ausbildung von Arbeitenden – kurzum es geht um nichts<br />

weniger als um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes,<br />

mit Hauptaugenmerk auf die Arbeitsmarktfähigkeit der<br />

Arbeitenden in Deutschland.<br />

Als Präsidentin des Weltverbandes der Personalbranche<br />

lasse ich keine Gelegenheit aus, um die Stimme derer,<br />

welche täglich Millionen von Menschen beschäftigen,<br />

begleiten, aus- und weiterbilden und betreuen, mit<br />

Stolz zu vertreten und zu verbreiten. Sei dies in Genf bei<br />

der International Labour Organisation, in Paris bei der<br />

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung (OECD), in Brüssel bei den Europäischen<br />

Institutionen, in Delhi, wo dieses Jahr der G20-Gipfel<br />

stattfindet, oder in den anderen (Haupt-)Städten dieser<br />

Welt, welche der Beschäftigungspolitik und der Politik<br />

der Beschäftigung nicht entkommen können und wollen.<br />

Als Stimme der privaten Arbeitsvermittlungsbranche<br />

auf globaler Ebene bringt die World Employment<br />

Confederation (WEC) die positive wirtschaftliche und<br />

soziale Rolle, die unsere Industrie bei der Ermöglichung<br />

von Arbeit, Anpassung, Sicherheit und Wohlstand<br />

spielt, zum Tragen. Unser Fokus liegt im Aufbau von<br />

Netzwerken mit relevanten Akteuren, von politischen


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

GASTBEITRAG 29<br />

von Deutschland wird immer die größte Bedeutung<br />

beigemessen. Die World Employment Confederation<br />

darf seit Jahren mit dem Know-how des BAP rechnen.<br />

BAP-Vertreter sind Teil der WEC-Geschäftsleitung<br />

und Mitglieder verschiedener Experten-Gremien, sei es<br />

das WEC-Europe Public Affairs Committee, das Social<br />

Affairs Committee, das Economic Affairs Committee<br />

oder das Digitalisation Committee. Diese Stimmen sind<br />

unerlässlich – oder könnten Sie sich vorstellen, dass<br />

unsere Branche ohne die Perspektive von Deutschland<br />

an Konsultationen teilnimmt oder am internationalen<br />

Verhandlungstisch sitzt?<br />

Entscheidungsträgern zu Sozialpartnern zur akademischen<br />

Welt, in der Festlegung hoher Rekrutierungs- und<br />

Beschäftigungsstandards und -praktiken, in der Gestaltung<br />

zukunftsfähiger und wettbewerbsfähiger Arbeitsmärkte<br />

und in der Bereitstellung strategischer Daten zu<br />

Beschäftigungsfragen.<br />

Mit mehr als 50 Mitgliedern bestehend aus nationalen<br />

Verbänden und Unternehmen für Workforce Solutions<br />

ermöglicht die World Employment Confederation den<br />

Zugang zu einem globalen Netzwerk von Fachwissen,<br />

sei es zu Themen auf internationaler Ebene oder zu<br />

Einblicken in die Märkte, die von anderen Mitgliedsverbänden<br />

abgedeckt werden.<br />

Unser Ziel ist klar: Wir streben danach, bessere Arbeitsmarktergebnisse<br />

für alle zu erzielen. In diesem Kontext<br />

spielt Deutschland eine Scharnierrolle. Ob in Europa<br />

oder auf der weltpolitischen Bühne, der Perspektive<br />

Die World Employment Confederation freut sich darauf,<br />

dass mit dem Zusammenschluss von iGZ und BAP<br />

die Töne noch lauter, bestechender und zahlreicher<br />

werden. Das deutsche Modell ist für viele Länder eine<br />

Referenz, so schauen derzeit nicht nur die skandinavischen<br />

Länder, Österreich und die Schweiz auf die<br />

nächsten Entwicklungen in Sachen Regulierung der<br />

Arbeitnehmerüberlassung, sondern die ganze WEC-<br />

Gemeinschaft. Die Kultur des Sozialdialogs, der Tarifautonomie,<br />

der Verhandlungen zwischen repräsentativen<br />

Partnern löst in vielen Ländern Lobeshymnen aus, welche<br />

in Deutschland oft nicht wahrgenommen werden.<br />

Deutschland gilt als Referenz in Bildungsfragen, im Arbeits-<br />

und Gesundheitsschutz und wenn es um Qualitätsstandards<br />

geht, die jeder ethische, professionelle<br />

und private Arbeitsvermittler anwenden sollte, um seine<br />

Dienstleistungen zu erbringen.<br />

Im Namen der World Employment Confederation gratuliere<br />

ich allen iGZ- und BAP-Mitgliedern zum Mut und<br />

möglichem Schritt, die Stimmen zusammenzuführen. Ein<br />

Gesamtverband der Personaldienstleister hat die besten<br />

Voraussetzungen dafür, im deutschen Arbeitsmarkt die<br />

ganze Bandbreite von Tönen abzudecken, und je nach<br />

Themenbereich die Diskussion zu dirigieren. Auf der<br />

Weltbühne stehen wir bereit, diese starke und überzeugende<br />

Stimme im WEC-Orchester ertönen zu lassen!<br />

Bettina Schaller ist seit 2<strong>02</strong>0 Präsidentin der World Employment<br />

Confederation, nachdem sie zuvor der Europa-Abteilung<br />

der WEC vorstand. Die Schweizerin verantwortet zudem die<br />

Public-Affairs-Aktivitäten der Adecco Group und befasst sich<br />

mit regulatorischen und politischen Fragen. Sie kümmert sich<br />

außerdem um das Engagement der Adecco Group im Arbeitgeberverband<br />

auf globaler und europäischer Ebene sowie bei internationalen<br />

Institutionen. Schaller war zuvor in der Finanz- und<br />

Sportbranche sowie im NGO-Sektor tätig.


30<br />

TITELTHEMA<br />

Neue Vermarktungswege<br />

Die Verbandsneugründung aus BAP und iGZ ist eine spannende Entwicklung,<br />

die viele Vorteile mit sich bringt: Die Erfahrung und Expertise beider<br />

Verbände würden im neuen Verband gebündelt. Eine gemeinsame Stimme<br />

ermöglicht proaktives Ansprechen von Themen und brächte eine höhere<br />

Aufmerksamkeit. Eine gemeinsame Strategie ermöglicht eine gezieltere<br />

Platzierung von Botschaften, die Mitglieder würden besser erreicht und<br />

der Wandel der Branche aktiv begleitet.<br />

Wir bieten unseren Mitgliedern erweiterte Dienstleistungen<br />

und sind ihr erster Ansprechpartner für neue Ideen<br />

und Ziele. Wir gestalten aktiv den Wandel der Arbeitswelt<br />

und vertreten die Interessen der Branche. Ein starker<br />

Verband ermöglicht eine bessere Positionierung und klare<br />

Signale an die Politik. Wir bündeln unsere Kräfte, um<br />

die Wahrnehmung der Zeitarbeit zu verbessern und das<br />

Image der Branche weiter zu fördern.<br />

BYE-BYE ZEITARBEIT?<br />

Zeitarbeit ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Personaldienstleistungsbranche.<br />

Sie kämpft jedoch von Beginn<br />

an mit Vorurteilen und der Fokussierung auf die<br />

Nachteile dieses Arbeitsmodells. Teilweise sind diese Herausforderungen<br />

aus vergangenen, punktuellen Fehlern<br />

entstanden. Tatsächlich ist die Zeitarbeit das ungeliebte<br />

Kind der Arbeitsmarktpolitik und damit auch der Medien.<br />

Dabei suchen viele Unternehmen nach alternativen<br />

Beschäftigungsformen, um qualifiziertes Personal zu finden<br />

und zu halten. Als Verband der gesamten Personaldienstleistungsbranche<br />

hätten wir die Möglichkeit, das


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

TITELTHEMA 31<br />

gesamte Spektrum aufzuzeigen und auf Kunden- und<br />

Mitarbeiterbedürfnisse spezifischer einzugehen. In der<br />

Kommunikation mit unseren Mitgliedern können wir<br />

inspirieren und Optionen forcieren und gleichzeitig die<br />

entstehenden Möglichkeiten für den Arbeitsmarkt als<br />

Mehrwert platzieren. Denn Personaldienstleistung ist<br />

auch Zeitarbeit, aber zukünftig noch viel mehr.<br />

BREITERE BRANCHE MIT MEHR FOKUS<br />

Eine Neugründung bietet die Chance, die breit gefächerte<br />

Personaldienstleistungsbranche mit ihren unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten, Unternehmensgrößen, Strukturen<br />

und Interessen noch besser zu betreuen und zu vertreten.<br />

Es gibt gemeinsame Herausforderungen wie den<br />

Mangel an Pflegekräften oder Lokführern, aber auch<br />

spezifische Themen, die eine differenzierte Positionierung<br />

erfordern. Dank der langjährigen Erfahrung und Expertise<br />

unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in BAP<br />

und iGZ können wir nun verstärkt Themenschwerpunkte<br />

setzen, diese strategisch und dramaturgisch aufbereiten,<br />

personell besetzen und uns damit noch intensiver um die<br />

Belange unserer Mitglieder kümmern.<br />

ANTRIEB IM VERTRIEB<br />

Vertrieb ist für die Mitglieder selbstverständlich, aber<br />

was bringt ihnen mehr Vertrieb vom Verband? Der<br />

Verband wird sich inhaltlich erweitern und neue Themenfelder<br />

und Dienstleistungen erschließen, denn die<br />

Personaldienstleistungsbranche bietet weit mehr Möglichkeiten<br />

als nur die Arbeitnehmerüberlassung. Die Mitgliedschaft<br />

in einem Gesamtverband lohnt sich daher<br />

für mehr Marktteilnehmer. Auch bestehende Mitglieder<br />

profitieren von der erweiterten Branchenabdeckung und<br />

dem breiteren Know-how. Denn der Verband der Personaldienstleister<br />

will die besten Köpfe und Interessen<br />

aus allen Bereichen zusammenführen, Angebote mit<br />

Mehrwert schaffen, Qualitätsstandards setzen und<br />

die Mitglieder professionell vertreten und informieren.<br />

Dazu sind die Professionalisierung von Vertrieb und<br />

Marketing zur Gewinnung neuer Mitglieder, Seminarund<br />

Veranstaltungsangebote sowie zukünftige Serviceangebote<br />

elementar.<br />

PROFESSIONALISIERUNG DURCH SPEZIALISIE-<br />

RUNG<br />

Es gibt kaum ein Arbeitsfeld, dass sich durch Digitalisierung<br />

und Innovation in den vergangenen 20 Jahren<br />

so sehr gewandelt hat wie Marketing und Kommunikation.<br />

Waren es vor einigen Jahren ausschließlich<br />

Journalisten und Werber, sprechen wir heute über Social<br />

Media und Community Management, über Suchmaschinenoptimierung,<br />

Suchmaschinen-, Social und<br />

Native Advertising und die Integration von Influencern.<br />

Überall brauchen wir verschiedene Kanäle, Adressierungen<br />

und Formate, um die Zielgruppen in einer Welt<br />

voll Kommunikation und Werbungen überhaupt noch<br />

zu erreichen. Und davon haben wir in unserer Verbandsarbeit<br />

reichlich.<br />

Wenn wir auch zukünftig am richtigen Marketing- und<br />

Kommunikationsmix arbeiten, werden wir Spezialisten<br />

brauchen, weil die Arbeitsfelder zu spezifisch geworden<br />

sind und die Innovationen eher schneller als langsamer<br />

unsere Branche erreichen werden – künstliche<br />

Intelligenz hat schließlich bisher auch nur den kleinen<br />

Zeh durch die Tür gesteckt. Dabei schadet es nicht,<br />

wenn die Mitglieder gemeinsam Ressourcen zur Verfügung<br />

stellen, die dem Verband diese notwendigen<br />

Handlungsspielräume ermöglichen, die den Mitgliedern<br />

auch nutzen. JI/US<br />

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32<br />

(IN)AKTIV<br />

25 JAHRE<br />

28. März 1998<br />

in Münster als „Interessengemeinschaft“<br />

gegründet<br />

2001<br />

Einweihung der Geschäftsstelle, Einführung<br />

des Hauptamtes und erster Dialog<br />

mit den Gewerkschaften<br />

2000<br />

Status eines Arbeitgeberverbandes<br />

und Beschluss zur Vereinsumbenennung<br />

in „Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V.“<br />

2008<br />

Einführung des Ausbildungszweiges<br />

Personaldienstleistungskaufmann/-<br />

kauffrau auf gemeinsame Initiative<br />

von BAP und iGZ<br />

2006<br />

iGZ und BZA einigen sich mit der Tarifgemeinschaft<br />

Zeitarbeit des DGB auf<br />

einen Tarifvertrag zur Regelung von<br />

Mindestarbeitsbedingungen.<br />

2017<br />

Im ehemaligen Bonner Bundestag wird<br />

Christian Baumann zum Bundesvorsitzenden<br />

des iGZ gewählt.<br />

2012<br />

Die Kontakt- und Schlichtungsstelle<br />

(KuSS) nimmt ihre Arbeit auf.<br />

<strong>02</strong>/2017<br />

Erste Verleihung des iGZ-Awards<br />

an Mitgliedsunternehmen, die sich<br />

besonders für ihre Mitarbeiter<br />

einsetzen


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

(IN)AKTIV 33<br />

2003<br />

Erste Tarifverhandlungen mit den DGB-Gewerkschaften erzielen Verabschiedung<br />

eines Flächentarifvertrags.<br />

20<strong>02</strong><br />

Gründung der ersten iGZ-Tarifkommission<br />

mit Holder Piening als Leiter<br />

und Verhandlungsführer<br />

2012<br />

Einführung von iGZ-Branchenzuschlagstarifverträgen<br />

für elf Branchen und Verabschiedung<br />

des iGZ-Ethikkodex<br />

<strong>02</strong>/2012<br />

iGZ und BAP gründen<br />

Verhandlungsgemeinschaft<br />

Zeitarbeit (VGZ)<br />

2018<br />

Gregor Gysi zu Gast beim<br />

iGZ-Bundeskongress<br />

2<strong>02</strong>3<br />

BAP-Präsident Sebastian<br />

Lazay (l.) und iGZ-Vorsitzender<br />

Christian Baumann erklären<br />

die Gründe, die für eine<br />

Verbandsneugründung von<br />

BAP und iGZ zum GVP (Gesamtverband<br />

der Personaldienstleister)<br />

sprechen.<br />

10/2<strong>02</strong>2<br />

Studium Zeitarbeit – Start des Modularen Karriereprogramms<br />

in Kooperation mit der Fernuniversität in Hagen


34<br />

(IN)AKTIV<br />

Werner Stolz geht in den Ruhestand<br />

DAS<br />

WAR<br />

LANGE NOCH<br />

NICHT ALLES


Z direkt! <strong>02</strong>/2<strong>02</strong>3<br />

(IN)AKTIV 35<br />

Jede große Geschichte fängt mit einem kleinen Schritt an –<br />

wie etwa die Gründung des Interessenverbandes Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen vor 25 Jahren. Kommt<br />

dann noch ein Ereignis hinzu, gibt’s eine Initialzündung<br />

für etwas ganz Großes – wie etwa die Gründung eines<br />

Hauptamtes mit dem Hauptgeschäftsführer Werner Stolz<br />

vor 22 Jahren. Tja, was dabei herauskommt, wenn man<br />

Werner freie Bahn lässt, hätte ich dem damaligen Vorsitzenden<br />

Dietmar Richter vorher sagen können.<br />

Seine Erfolge sind bekannt, deshalb wird’s jetzt mal persönlich,<br />

wenn eine lebende Legende in Rente geht: Als<br />

Student der Rechtswissenschaften fiel mir im Praktikum<br />

vor Gericht eigentlich nur ein Anwalt besonders auf –<br />

wenn er sprach, blitzten seine Augen, er formulierte rhetorisch<br />

auf höchstem Niveau und – sehr ungewöhnlich –<br />

er ließ sich von den Richtern nicht reinreden, Werner<br />

eben. Müßig zu berichten, dass er „nebenbei“ in seinem<br />

Wohnort Wolbeck als Vorsitzender mal eben den völlig<br />

maroden Sportverein rettete und zu neuer Größe führte.<br />

Später stand er bei uns in der Zeitungsredaktion ganz<br />

oben auf der Liste der Oberbürgermeisterkandidaten.<br />

Als Fraktionsvorsitzender der CDU wusste Werner stets<br />

Akzente zu setzen und die Interviews mit ihm waren<br />

heiß begehrt. „In zu viele Waden gebissen, wie ein Dackel“,<br />

stellte mein Chefredakteur fest, als Stolz stolz eine<br />

neue Richtung einschlug. Was Werner dem iGZ-Vorstand<br />

seinerzeit präsentierte, war ebenso visionär wie auch<br />

innovativ – und ist bekannt. Er setzte viele Meilensteine<br />

in der Geschichte der Zeitarbeit, die heute die Basis für<br />

ein faires und soziales Miteinander bilden. Hervorragend<br />

vernetzt verstand er es immer wieder, Impulse zu geben<br />

und Zeichen zu setzen. Mit dem Wachsen des Hauptamtes<br />

offenbarte sich auch Werners soziale Ader: Nachdem<br />

der Verleger der Münsterschen Zeitung in einer rechtlich<br />

fragwürdigen und moralisch abstoßenden Aktion sämtliche<br />

Redakteure entsorgt hatte, die noch nach Tarif bezahlt<br />

wurden, ploppte an einem sonnigen Samstag mein<br />

E-Mailprogramm auf: „Wie geht´s Dir, hast Du schon<br />

einen neuen Job“, wollte Werner wissen. Nach einem<br />

gemeinsamen Kaffeetrinken wusste ich dann auch, was<br />

Zeitarbeit ist. Wenn dann die Besetzung einer neuen<br />

Stelle anstand, fragte er mich stets, ob es in meinem Ex-<br />

Kollegenkreis noch jemanden gebe, der auf Arbeitssuche<br />

sei und ansatzweise diese oder jene Befähigung habe.<br />

Der Rest könne dann ja noch gelernt werden. Der soziale<br />

Aspekt spielte bei ihm grundsätzlich eine wichtige Rolle.<br />

„Meine Tür ist immer offen“, war – und ist – einer seiner<br />

Leitsprüche. Das war in der Praxis tatsächlich so – nicht<br />

zuletzt, weil unsere Büros an einem früheren Standort<br />

aneinandergrenzten und meins ein Durchgangszimmer<br />

war. Dem Glücklichen – oder dem Visionär – schlägt<br />

offenbar keine Stunde: Egal, wann ich morgens kam,<br />

Werner war schon da und egal, wann ich abends ging,<br />

Werner war noch da. Unzählige Stunden verbrachten wir<br />

gemeinsam im Auto, fuhren tausende Kilometer, kämpften<br />

uns auch mal durch dichtes Schneegestöber – und er<br />

hat dabei nie geschlafen, ein echtes Phänomen. Werner<br />

erfand nicht nur die Zeitarbeit laufend neu, er erfand sich<br />

auch häufig neu: Ob die Behauptung seiner Frau Petra,<br />

er habe mehr Kleiderschränke als sie, lassen wir mal im<br />

Privaten. Positiver Nebeneffekt der „Modenschau“ –<br />

die personifizierte Zeitarbeit wurde allseits als seriös<br />

empfunden. Auch in der Freizeit war und ist er ein Suchender:<br />

Pfeife rauchen, Gitarre spielen, fotografieren,<br />

Fahrrad fahren – und natürlich Lokalpolitik – stehen auf<br />

seiner Hobbyliste. Unvergessen: Die Suche nach einer<br />

ganz bestimmten Pfeife als Geburtstagsgeschenk der<br />

Belegschaft für Werner geriet zu einer Suche á la Indiana<br />

Jones. Selbst im Karneval versuchte er sich einmal<br />

mit dem heutigen Oberbürgermeister Münsters mit<br />

einer gemeinsamen Büttenrede. Das war’s dann eher<br />

nicht. Wesentlich erfolgreicher verliefen da schon die<br />

CDU-Mühlenfeste, die Werner für seinen Heimatort organisierte<br />

und damit viel Glanz und Glamour in den<br />

eher kleinen Ort brachte – Ministerpräsidenten, Bundesminister<br />

und ein damals künftiger Bundespräsident<br />

kamen ins Dorf, um zu reden und zu feiern. Die Wolbecker<br />

jedenfalls erinnern sich noch heute gern an den<br />

Besuch unter anderem von Norbert Blüm und Christian<br />

Wulff. Familie ist mindestens genauso wichtig für<br />

ihn. Oft kommt das Gespräch auf seine beiden Brüder<br />

oder die Mutter, um die sich Werner nahezu ständig<br />

kümmert. Wen wundert´s da noch, dass seine Katzen<br />

ebenso wie seine Koi-Fische kein Hobby sind, sondern<br />

irgendwie auch zur Familie gehören und eine Lebenseinstellung<br />

personifizieren. Mit seiner Petra ist Werner<br />

seit 31 Jahren verheiratet. Beide sind wie Yin und Yang –<br />

es ist eigentlich unmöglich, sich den Einen ohne die<br />

Andere vorzustellen. Allerdings sind Frauen auch gern<br />

mal solidarisch, wenn´s um Männer geht. Besonders,<br />

als Werner und ich bei einer Karnevalsveranstaltung der<br />

Rathausparteien zusammen einen Feuerlöscher leerten.<br />

Nein, es war kein Schaum drin. Seitdem versteht sich<br />

meine Frau mit seiner Frau ganz prächtig – wir sind aber<br />

beide noch verheiratet. Ich bin mir sicher: Das war lange<br />

noch nicht alles, was wir von Werner gehört, gesehen<br />

oder gelesen haben. Genug gemenschelt – „Guet<br />

goahn, Werner“, sagen wir Westfalen. WLI


EVENTS<br />

Außerordentliche iGZ-Mitgliederversammlung<br />

zur möglichen Verbandsneugründung<br />

21.6.2<strong>02</strong>3 | Düsseldorf<br />

iGZ-MARKETING-SUMMIT<br />

19.9.2<strong>02</strong>3 | Hamburg<br />

iGZ-RECRUITING-SUMMIT<br />

20.9.2<strong>02</strong>3 | Hamburg<br />

SEMINARE<br />

Einwänden mit Strategie begegnen,<br />

Schlagfertigkeit kann man trainieren!<br />

11.7.2<strong>02</strong>3 | Köln<br />

Prüfpraxis der Aufsichtsbehörden<br />

23.8.2<strong>02</strong>3 | Münster<br />

Alles beginnt mit guter Führung – konstruktiv kritisieren<br />

12.9.2<strong>02</strong>3 | Nürnberg<br />

Babyboomer trifft Generation Z – Führung der Generationen<br />

19.10.2<strong>02</strong>3 | Münster

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