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tourismus<br />
Ethik & Tourismus<br />
Im Rahmen der Agenda 21 luden die<br />
Arbeitskreise Kultur und Kommunikation/<br />
Bildung am 3. August zum Vortrag »Ethik<br />
und Tourismus« in das Haus de calce.<br />
Sepp Haidenberger<br />
aus dem Vortrag (Skript)<br />
von Prof. Dr. Armin Grunwald<br />
In einem kurzen Vorspann zur<br />
Vergangenheit des Tourismus<br />
in Kals ging es mir ua. darum,<br />
auch aufzuzeigen, dass die<br />
„Große Weltgeschichte“ auch in<br />
Kals Abdrücke hinterlassen hat.<br />
Vielleicht erinnern sich einige unserer<br />
„Älteren Generation“ daran:<br />
Im März 1938 kam es zum<br />
Anschluss Österreichs an<br />
Deutschland, und knapp 2 Wochen<br />
später schon erging von der<br />
Sicherheitspolizei in Wien der<br />
Befehl zur Beschlagnahmung der<br />
Glorerhütte auf dem Bergertörl, bewirtschaftet<br />
vom Bergführer Hans<br />
Oberhauser. Die AV-Sektion Teplitz<br />
erwarb 1940 die Glorerhütte, und<br />
diese trug bis 1952 den Namen<br />
Teplitzer-Hütte.<br />
Eine anerkannte Persönlichkeit<br />
für die Glorerhütte, ja für Kals, war<br />
der langjährige Hüttenwart Dr.<br />
Joseph Braunstein, Sohn einer jüdischen<br />
Familie aus Wien. J.<br />
Braunstein war Berufsmusiker, begeisterter<br />
Alpinist, Gründungs- und<br />
Ausschussmitglied sowie<br />
Bibliothekar von Donauland und<br />
Hüttenwart der Glorerhütte.<br />
Auf Grund seiner Tätigkeiten<br />
wurde Dr. Braunstein scherzweise<br />
als „Hausmeister vom Glocknerdorf“<br />
bezeichnet. 1940 musste er<br />
das Land verlassen, dh. mit<br />
Unterstützung des Papstes gelang<br />
ihm die Flucht in die USA.<br />
Braunstein schrieb in seiner<br />
Biographie: Als mich der Zug am<br />
15. April 1940 von Wien nach<br />
Triest zur Auswanderung brachte,<br />
kam der Bürgermeister von Kals,<br />
Simon Oberhauser (Bürgermeister<br />
ua. von 1931 – 1935), nach Villach,<br />
um sich zu verabschieden. Am<br />
Bahnsteig waren nur Gestapo-<br />
Agenten, und ich zog es vor, nur ein<br />
paar Worte mit ihm zu wechseln.<br />
Schon im Mai 1938 hat<br />
Altbürgermeister Simon Oberhauser<br />
die Leistungen Braunsteins<br />
in einem 4-seitigen Brief gewürdigt:<br />
Er dankt darin für die hervorragenden<br />
Leistungen des A.V.<br />
Donauland gerade auf Kalser<br />
Gebiet und für die so großherzige<br />
Spende für Schule und Gemeinde<br />
Kals. Jeder objektiv und ehrlich<br />
denkende Kalser wird noch lange<br />
daran denken müssen und Ihnen bestimmt<br />
Achtung, Anerkennung und<br />
Dankbarkeit bewahren, so Oberhauser.<br />
Im Jahr 1995 kehrte der damals<br />
103-jährige Wiener Dr. Joseph<br />
Braunstein nach 55-jähriger Emigration<br />
für einen Monat nach Österreich<br />
und Südtirol zurück. Im<br />
Fernsehen wurde die Dokumentation<br />
„Der alte Mann und die Berge“<br />
ausgestrahlt. Dr. Braunstein verstarb<br />
in den USA im Alter von 104<br />
Jahren.<br />
1952 erfolgte die Rückgabe der<br />
Glorerhütte an den wiedergegründeten<br />
AV Donauland und 1968 erwarb<br />
die Sektion Eichstätt die<br />
Glorerhütte von Donauland.<br />
Über Tourismus in Kals gäbe es<br />
vieles zu berichten, aber am 3.<br />
August gehörte der Abend dem<br />
Kals-Prospekt 1949<br />
Thema „Ethik und Tourismus“.<br />
In seinem Vortrag sprach Prof.<br />
Armin Grunwald 3 Punkte an:<br />
Zukunftsverantwortung; Alpentourismus<br />
– Kriterien der Nachhaltigkeit;<br />
und Kals – Zukunftsverantwortung.<br />
1. Zukunftsverantwortung:<br />
Tourismus im Allgemeinen und<br />
speziell im Alpenraum ist umstritten<br />
und führt zu Diskussionen und<br />
Konfl ikten. Aus wirtschaftlichen<br />
Gründen ist er vielfach unverzichtbar<br />
und zu einem der stärksten<br />
Wachstumsmärkte der globalen<br />
Wirtschaft geworden. Ganze<br />
Volkswirtschaften hängen mittlerweile<br />
vom Tourismus ab, von<br />
Regionen und Orten ganz zu<br />
schweigen. Jedoch führt Tourismus<br />
22 fodn nr.48 - 02/2011