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Ein asiatisches Jahrhundert? - Deutschland vor neuen Herausforderungen

Dokumentation der Schönhauser Gespräche 2007. Berlin 2008. In einer Mischung aus Faszination und Beunruhigung blickt die Welt auf den asiatischen Kontinent.

Dokumentation der Schönhauser Gespräche 2007. Berlin 2008. In einer Mischung aus Faszination und Beunruhigung blickt die Welt auf den asiatischen Kontinent.

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FÜNFZEHNTES<br />

gesellschaftspolitisches<br />

Forum der Banken<br />

Schönhauser Gespräche<br />

<strong>Ein</strong> <strong>asiatisches</strong> <strong>Jahrhundert</strong>?<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>vor</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Herausforderungen</strong>


Das Forum<br />

Die Schönhauser Gespräche, benannt nach dem<br />

früheren Veranstaltungsort Schloss Schönhausen,<br />

zielen als das gesellschaftspolitische Forum der<br />

privaten Banken auf Dialog. Im Mittelpunkt steht<br />

der freie Aus tausch von Meinungen, Argumenten<br />

und Infor ma tionen zu den Problemen unserer<br />

Zeit. Zum Gespräch eingeladen sind alljährlich<br />

hohe Repräsen tanten aus Politik, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft.<br />

Das Thema<br />

In einer Mischung aus Faszination und Beunruhigung<br />

blickt die Welt auf den asiatischen Kontinent.<br />

Der dynamische Aufstieg Asiens, für den<br />

China aufgrund seiner besonders erfolgreichen<br />

Wirtschaftsentwicklung als Chiffre steht, verdient<br />

Respekt und Anerkennung. Gleichzeitig aber wird<br />

dieser Aufstieg für viele Deutsche zum Fokus diffuser<br />

wirtschaftlicher Ängste, weil Unter nehmen<br />

aus den asiatischen Schwellenländern immer<br />

häufiger als Konkurrenten auf den Weltmärkten<br />

in Erscheinung treten.<br />

Das Entstehen neuer Wachstumszentren im<br />

asiatischen Raum verändert die Weltwirtschaft.<br />

Doch muss dies auch bedeuten, dass die alten<br />

Wirtschaftsnationen daraus nur Nachteile zu<br />

befürchten haben? Eröffnet die <strong>Ein</strong>bindung der<br />

asiatischen Volkswirtschaften in die internationale<br />

Arbeitsteilung nicht auch enorme Chancen für<br />

<strong>Deutschland</strong> und Europa? Profitieren am Ende<br />

gar die alten Industrie- und Finanzstandorte weitaus<br />

mehr von den großen <strong>neuen</strong> Absatzmärkten,<br />

die in vielen Ländern Asiens entstehen?<br />

Was bedeutet die „asiatische Herausforderung“<br />

für <strong>Deutschland</strong>, für Unternehmen und Bürger,<br />

ganz konkret? Wie müssen sich Politik und Wirt -<br />

schaft auf die neue Herausforderung einstellen,<br />

damit die <strong>vor</strong>handenen Chancen auch genutzt<br />

werden können? Diese Fragen standen im<br />

Mittelpunkt der Schönhauser Gespräche 2007.


FÜNFZEHNTES<br />

GESELLSCHAFTSPOLITISCHES<br />

FORUM DER BANKEN<br />

<strong>Ein</strong> <strong>asiatisches</strong> <strong>Jahrhundert</strong>?<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>vor</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>Herausforderungen</strong><br />

Schönhauser Gespräche<br />

28. und 29. November 2007, Berlin


Inhaltsübersicht<br />

<strong>Deutschland</strong> im Standortwettbewerb: 5<br />

Wo stehen wir heute?<br />

Klaus-Peter Müller,<br />

Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Berlin,<br />

und Sprecher des Vorstandes der Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Globale Wirtschaft – deutsche Befindlichkeiten 11<br />

Dr. Tilman Spengler<br />

Publizist, Starnberg<br />

Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten? – 19<br />

Erfahrungen aus der Praxis I<br />

Dr. Jürgen Heraeus<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates, Heraeus Holding GmbH, Hanau<br />

Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten? – 25<br />

Erfahrungen aus der Praxis II<br />

Jürgen Fitschen<br />

Mitglied des Group Executive Committee,<br />

Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main<br />

Diskussion 33<br />

Leitung: Dr. Hans D. Barbier,<br />

Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn<br />

Herausforderung Weltmarkt: 43<br />

Was bedeutet dies für <strong>Deutschland</strong> und Europa?<br />

Philip Stephens<br />

Associate Editor, Financial Times, London


Diskussion 51<br />

Leitung: Dr. Wolfram Weimer<br />

Chefredakteur, Cicero, Berlin<br />

Statements:<br />

Dieter Althaus, MdL<br />

Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Erfurt<br />

Rainer Brüderle, MdB<br />

Stv. Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Reinhard Bütikofer<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin<br />

Joachim Poß, MdB<br />

Stv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Asien und Europa – die wirtschaftliche Zukunft<br />

gemeinsam gestalten 75<br />

S. E. Ma Canrong<br />

Botschafter der Volksrepublik China, Berlin<br />

Schlusswort 81<br />

Klaus-Peter Müller<br />

Dinner Speech am Vorabend: 85<br />

Who will run the 21 st century?<br />

Mark Leonard<br />

Executive Director, European Council on Foreign Relations, London<br />

Die Redner 90<br />

Die Teilnehmer 93<br />

Die Schönhauser Gespräche – bisherige Veranstaltungen 102<br />

Bankenverband 2 3


<strong>Deutschland</strong> im Standortwettbewerb:<br />

Wo stehen wir heute?<br />

Klaus-Peter Müller<br />

Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Berlin,<br />

und Sprecher des Vorstandes der Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Meine sehr verehrten Damen, meine Herren!<br />

„Wenn China erwacht, wird die Welt erzittern.“ Napoleon Bonaparte, dem diese Worte<br />

zugeschrieben werden, liebte die Dramatik – auf dem Schlachtfeld und in seinen Worten.<br />

Heute, rund 200 Jahre später, steht zumindest fest: Asien insgesamt – und keineswegs nur<br />

China – ist erwacht, allemal in wirtschaftlicher Hinsicht. Müssen wir aber deshalb erzittern?<br />

Oder erwachsen uns daraus – ganz im Gegenteil – große Chancen? Um diese Frage soll es<br />

heute gehen. Damit begrüße ich Sie sehr herzlich zum Konferenztag der 15. Schönhauser<br />

Gespräche.<br />

Richtet man heute den Blick nach Asien, dann bietet sich ein imposantes Bild: hohe<br />

Wachstumsraten, gewaltige Devisenreserven, ausländische Direktinvestitionen in beachtlicher<br />

Höhe – Daten also, die von der Dynamik der Wirtschaft in Asien zeugen. Auch die<br />

Deutschen sind von diesen Erfolgen beeindruckt. Wie eine aktuelle Umfrage des Bankenverbandes<br />

zeigt, wird <strong>vor</strong> allem China als eine herausragende Wirtschaftsmacht wahrgenommen.<br />

So halten 62 % der Befragten die Volksrepublik für wirtschaftlich erfolgreicher als die<br />

USA und die Staaten der Europäischen Union. Und eine ebenso große Mehrheit sieht China<br />

inzwischen sogar als den weltweit größten wirtschaftlichen Konkurrenten <strong>Deutschland</strong>s an.<br />

Dieser <strong>Ein</strong>druck mag zwar ein wenig überzeichnet sein. Aber gerade weil China – und Asien<br />

insgesamt – mit so großen Schritten aufholt, ist es richtig und notwendig, die asiatische<br />

Herausforderung ernst zu nehmen und sich darauf einzustellen.<br />

Wie gut aber gelingt uns das in <strong>Deutschland</strong>? Wo steht unser Land im internationalen<br />

Wettbewerb? Welche Chancen bieten sich den deutschen Unternehmen auf den weltweiten<br />

Märkten? Und welche Aufgaben müssen Politik und Gesellschaft anpacken, damit wir<br />

Nutznießer der Globalisierung bleiben und auch weiterhin vom Aufstieg Asiens profitieren<br />

können? Das sind die Fragen, die uns heute beschäftigen werden. Lassen Sie mich dazu drei<br />

Botschaften formulieren, die meines Erachtens von zentraler Bedeutung sind.<br />

Mein erster Punkt: Wir müssen noch stärker die Chancen der Globalisierung erkennen<br />

und diese auch selbstbewusst nutzen – in Asien und darüber hinaus. Dazu gehört auch, sich<br />

von den Erfolgen anderer Regionen nicht einschüchtern zu lassen.<br />

Dass ein Land mit 1,3 Milliarden Menschen, also einer 15-mal größeren Bevölkerung als<br />

<strong>Deutschland</strong>, sich jetzt anschickt, uns als Exportweltmeister abzulösen, das ist beileibe kein<br />

Weltuntergang. Denn die Globalisierung ist eben kein Nullsummenspiel: Wir verlieren nicht<br />

dadurch, dass andere gewinnen – und umgekehrt gewinnen wir auch nicht dadurch, dass andere<br />

etwas verlieren. Gerade für unser Land eröffnet der Boom in Asien ungeahnte Chancen.<br />

In Fernost entstehen riesige neue Märkte für Verbrauchsgüter aller Art, <strong>vor</strong> allem aber auch<br />

Bankenverband<br />

4 5


<strong>Deutschland</strong> im Standortwettbewerb<br />

<strong>Deutschland</strong> ist<br />

ein Gewinner der<br />

Globalisierung.<br />

für Ausrüstungsgüter und Maschinen.<br />

Schon heute ist <strong>Deutschland</strong> damit ein<br />

Gewinner der Globalisierung. Dies aber ist<br />

womöglich noch nicht oft und nicht eindringlich<br />

genug gesagt worden. So meinen<br />

nur 22 % der im Auftrag des Bankenverbandes<br />

befragten Bürger, dass für <strong>Deutschland</strong><br />

die Vorteile aus der Globalisierung<br />

überwiegen. Fast gleich viele, 23 %, sehen<br />

in erster Linie Nachteile. Für knapp die Hälfte,<br />

nämlich 47 %, halten Vor- und Nachteile<br />

sich die Waage. <strong>Ein</strong> ausgewogenes Meinungsbild,<br />

könnte man meinen, und immerhin<br />

auch eines, das etwas optimistischer ist<br />

als noch <strong>vor</strong> zwei Jahren. Doch ein wirklich<br />

positives Bild ist es nicht. Und das heißt:<br />

Der amtierende Exportweltmeister tut sich<br />

schwer mit der Globalisierung – eigentlich<br />

ein paradoxer Befund.<br />

Wenn es darum geht, welche Folgen<br />

die Globalisierung für die Beschäftigung<br />

hat, dann fällt, wie ein Reflex, sofort das<br />

Schlagwort „Arbeitsplatzabbau“. Dabei wird<br />

vergessen oder unterschlagen, dass Investitionen<br />

deutscher Unternehmen im Ausland<br />

nicht zuletzt der Markterschließung dienen<br />

und dadurch letztlich auch Arbeitsplätze im<br />

eigenen Land sichern helfen. Weil das aber<br />

ausgeblendet wird, werden offene Märkte<br />

sehr schnell in Frage gestellt – eine fatale<br />

Schlussfolgerung. Und deshalb ist mein<br />

zweiter Punkt:<br />

Wir müssen uns dem Wettbewerb stellen<br />

und protektionistischen Versuchungen<br />

widerstehen. Kaum eine ökonomische Gesetzmäßigkeit<br />

ist so unumstritten wie die,<br />

dass Protektionismus letztlich allen Beteiligten<br />

schadet. Aber gegen kaum eine ökonomische<br />

Erkenntnis wird auch so häufig<br />

verstoßen wie gegen diese!<br />

Für mich ergibt sich daraus die Verpflichtung,<br />

für die Offenheit der Märkte<br />

einzutreten. Protektionistischen Tändeleien<br />

müssen wir einen Riegel <strong>vor</strong>schieben. Wir<br />

müssen sie <strong>vor</strong> allem auch uns selbst versagen.<br />

Nur wenn wir selbst mit gutem Beispiel<br />

<strong>vor</strong>angehen, können wir andere von dem<br />

überzeugen, was die ökonomische Vernunft<br />

gebietet – aber oft nicht beherzigt wird.<br />

Die Diskussion über ausländische<br />

Staatsfonds hat schon einige sonderbare<br />

Blüten getrieben. Deshalb sage ich ganz unmissverständlich:<br />

<strong>Deutschland</strong> ist auf ausländische<br />

Investitionen angewiesen. Unser<br />

Land hat mit Staatsfonds aus dem Ausland<br />

bisher gute Erfahrungen gemacht. Wir brauchen<br />

den Freihandel und die Freiheit des internationalen<br />

Kapitalverkehrs wie der Fisch<br />

das Wasser.<br />

All das drohte in den vergangenen Wochen<br />

und Monaten aber in Vergessenheit zu<br />

geraten. Inzwischen kündigen sich gesetzliche<br />

Regelungen an, die deutlich ausgewogener<br />

sind als das, was in jüngster Zeit<br />

zum Teil öffentlich gefordert wurde. Und<br />

dennoch kann es nicht oft genug gesagt<br />

werden: Offene Märkte – und hierzu zählen<br />

auch grenzüberschreitende Investitionen –<br />

sind für unseren Wohlstand unverzichtbar.<br />

Zu diesen Investitionen gehört auch<br />

das zunehmende Engagement chinesischer<br />

Banken im Ausland, in Europa wie in Ame-


Klaus-Peter Müller<br />

rika. Diese Entwicklung begrüßen wir ausdrücklich.<br />

Wir erwarten im Gegenzug allerdings<br />

auch, dass sich ausländische Banken<br />

zukünftig in größerem Umfang an chinesischen<br />

Finanzinstituten beteiligen und im<br />

chinesischen Markt engagieren können, als<br />

dies gegenwärtig möglich ist. Beide Seiten –<br />

und das gilt nicht nur mit Blick auf China,<br />

sondern generell – sind aufgefordert, ihre<br />

Märkte zu öffnen und sich nicht gegenseitig<br />

Steine in den Weg zu legen.<br />

Manche Steine legt man sich aber auch<br />

selbst in den Weg. Und das ist meine dritte<br />

Botschaft: Um im globalen Wettbewerb<br />

bestehen zu können, muss <strong>Deutschland</strong> seine<br />

Hausaufgaben in der Wirtschaftspolitik<br />

machen. Der Wettbewerb mit Asien findet<br />

auch zu Hause statt. Dass wir gegenwärtig in<br />

<strong>Deutschland</strong> eine robuste Konjunktur und einen<br />

anhaltenden Abbau der Arbeitslosigkeit<br />

verzeichnen, ist das Ergebnis vielfältiger Anstrengungen<br />

der letzten Jahre. Dazu haben<br />

alle ihren Teil beigetragen – Unternehmen,<br />

Arbeitnehmer und die Politik.<br />

Auch die Bürger erkennen, dass die<br />

Bemühungen aller Früchte tragen: 65 %<br />

der Deutschen meinen, dass die deutschen<br />

Unternehmen für den internationalen Wettbewerb<br />

gut gerüstet sind – im Jahre 2004<br />

waren es nur 51 %. Das ist zwar erfreulich,<br />

aber beileibe kein Grund, sich auf Erfolgen<br />

auszuruhen. Gerade die Politik darf in ihren<br />

Reformbemühungen nicht nachlassen.<br />

Gegenwärtig wird allerdings ein anderer<br />

<strong>Ein</strong>druck erweckt. Es scheint, als wolle<br />

die Politik nicht nur einen Gang zurückschalten,<br />

sondern sogar den Rückwärtsgang einlegen.<br />

Es mutet schon paradox an: Just in<br />

dem Augenblick, da die Reformen der Agenda<br />

2010 zu wirken begonnen haben, werden<br />

sie auch schon wieder in Frage gestellt. Wie<br />

aber soll der Standort <strong>Deutschland</strong> <strong>vor</strong>ankommen,<br />

wenn – etwa mit der verlängerten<br />

Auszahlung des Arbeitslosengeldes I – bisherige<br />

Erfolge aufs Spiel gesetzt werden? Von<br />

der Politik dürfen und müssen wir das Gegenteil<br />

erwarten! Nämlich dass sie Führung<br />

zeigt und Kurs hält auf dem Reformweg, den<br />

sie ja selbst eingeschlagen hat.<br />

<strong>Ein</strong> Beispiel ist die Konsolidierung der<br />

öffentlichen Haushalte. Es ist ja erfreulich,<br />

dass ein ausgeglichener Bundeshaushalt inzwischen<br />

in greifbare Nähe gerückt ist. Aber<br />

einen wirklich ehrgeizigen Konsolidierungskurs<br />

sehe ich nicht. Wann – wenn nicht jetzt –<br />

wollen wir denn Haushaltsüberschüsse erwirtschaften?<br />

Als Vorsorge nämlich für konjunkturell<br />

schlechtere Zeiten, die ja kommen<br />

werden. Wann – wenn nicht jetzt – wollen<br />

wir denn die Spielräume schaffen, um uns<br />

fit zu machen für den Wettbewerb mit Asien<br />

und anderen Regionen der Welt?<br />

<strong>Ein</strong> weiteres Beispiel ist die Unternehmensbesteuerung.<br />

Auch hier sind weitere<br />

Fortschritte nötig. So sollte die Gewerbesteuer<br />

in ihrer jetzigen Form ersetzt werden –<br />

für die deutschen Unternehmen stellt sie<br />

ein erhebliches Handicap im internationalen<br />

Wettbewerb dar.<br />

Aus der langen Reihe der weiteren Reformbaustellen,<br />

die hier anzusprechen nicht<br />

die Zeit ist, möchte ich nur einen Punkt<br />

Der Wettbe werb mit<br />

Asien findet auch zu<br />

Hause statt.<br />

Bankenverband<br />

6 7


<strong>Deutschland</strong> im Standortwettbewerb<br />

Bildung ist der<br />

Schlüssel dazu, dass<br />

möglichst viele von<br />

der Globalisierung<br />

profitieren.<br />

her<strong>vor</strong>heben: Ich spreche von Bildung, Forschung<br />

und Innovationen. Auch hier müssen<br />

wir noch mehrere Zähne zulegen. Denn<br />

hier, in Forschung und Entwicklung, wird<br />

sich maßgeblich entscheiden, ob <strong>Deutschland</strong><br />

auch künftig seinen technologischen<br />

Vorsprung behaupten und – besser noch –<br />

ausbauen kann.<br />

Bildung und Weiterbildung sind darüber<br />

hinaus auch der Schlüssel dazu, dass<br />

möglichst viele Menschen als qualifizierte<br />

Arbeitnehmer von den Wohlstandsgewinnen<br />

der Globalisierung profitieren. Wenn<br />

jedes Jahr 80 000 junge Menschen das deutsche<br />

Schulsystem ohne Abschluss verlassen,<br />

dann ist es leicht, sich <strong>vor</strong>zustellen, dass wir<br />

in zwölfeinhalb Jahren auf diese Art und<br />

Weise eine Million Arbeitslose kreiert haben<br />

werden. Denn diese jungen Menschen<br />

werden mit großer Wahrscheinlichkeit in<br />

dieser Gesellschaft arbeitslos werden. Es<br />

muss unser Bemühen sein und bleiben –<br />

hier appelliere ich nicht nur an die Politik,<br />

sondern auch an die Wirtschaft und auch<br />

an uns Banken –, hier Abhilfe zu schaffen.<br />

Politik und Wirtschaft – das ist mein Fazit –<br />

bleiben also vielfältig gefordert.<br />

Meine Damen und Herren, ein chinesisches<br />

Sprichwort lautet: „Wer am Brunnenrand<br />

wartet, bis das Wasser aus der Tiefe heraufsteigt,<br />

wird verdursten.“ In der Tat: Abwarten<br />

und die Hände in den Schoß legen –<br />

das dürfen wir beileibe nicht. Nun lieben die<br />

Deutschen ja den sportlichen Wettstreit. Und<br />

wir sind auch noch recht erfolgreich. Daher:<br />

Warum sollte sich der Sportgeist, der ja<br />

vom Gedanken des Wettbewerbs und fairen<br />

Spielregeln getragen ist, nicht auch mit Blick<br />

auf ökonomische <strong>Herausforderungen</strong> mobilisieren<br />

lassen?<br />

Sich auf den Konkurrenten einstellen,<br />

seine eigenen Stärken kennen und ausbauen<br />

– das sind die Voraussetzungen, um im<br />

Sport Erfolge zu feiern. Aber nicht nur dort –<br />

sondern auch in der Wirtschaft. Wenn wir<br />

den Geist des Wettbewerbs auch heute ein<br />

wenig befördern können, dann, meine Damen<br />

und Herren, haben die Schönhauser<br />

Gespräche ihren Zweck schon zu einem guten<br />

Teil erfüllt.


Bankenverband 8 9


Globale Wirtschaft – deutsche Befindlichkeiten<br />

Dr. Tilman Spengler<br />

Publizist, Starnberg<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

Ich darf meine Bemerkungen mit einer Szene in Asien beginnen lassen. Diese Ortswahl<br />

rechtfertigt sich schon deswegen, weil fast zwei Drittel unserer Landsleute bei dem Begriff<br />

Globalisierung nicht an Afrika oder Amerika denken, sondern an China und Japan, ein wenig<br />

auch an Indien und die Tigerstaaten.<br />

Meine Szene spielt in einem Kloster in Kyoto <strong>vor</strong> gut 40 Jahren. Ich lernte bei einem<br />

Mönch Japanisch, der seinerseits bei mir Englisch stunden nahm, um, wie er mir anvertraute,<br />

Karl Marx im Original lesen zu können. Das hätte schon sein Großvater versucht, allerdings<br />

ohne Erfolg.<br />

Wir trafen uns zwei Mal in der Woche, einmal bei mir in meiner Zelle, einmal bei<br />

meinem Freund Katsuro. <strong>Ein</strong>e der größeren Schwierigkeiten für einen Deutschen beim<br />

Er lernen des Japanischen ist bekanntlich die Unterscheidung zwischen „iku“ und „kuri“,<br />

zwischen Gehen und Kommen. Es gehört viel Sprachgefühl dazu, im Japanischen zu wissen,<br />

wann man gehen und wann man kommen soll.<br />

Mein Freund Katsuro hatte das linguistische Problem, zwischen „to take“ und „to bring“<br />

zu unterscheiden. Am Ende meines Besuches pflegte er mir irgendein Objekt in die Hand zu<br />

drücken und zu sagen: „Please bring back!“ Was ich auch sehr gewissenhaft tat. Erst als er<br />

mir mit den Worten „Please bring back!“ ein bereits aufgeschlagenes Ei überreichte, wurde<br />

mir klar, dass wir beide Opfer eines kleinen kulturellen und sprach lichen Missverständnisses<br />

geworden waren. Doch wir waren beide zu höflich, uns auf unsere Fehler aufmerksam zu<br />

machen.<br />

Die Anekdote dient mir zur Illustration verschiedener Anliegen: Zum einen möchte<br />

ich darüber sprechen, dass Globalisierung kein rezentes Phänomen ist, gerade wenn wir<br />

die Beziehungen nicht nur unseres Landes mit Asien betrachten. Weiter möchte ich darauf<br />

hinweisen, dass es sich bei der Globalisierung um ein Zusammenspiel von verschiedenen<br />

Faktoren handelt, bei denen der wechselseitigen Wahrnehmung, auch den Projektionen,<br />

eine entscheidende Bedeutung zukommt, und dass wir gut beraten sind, diese Projektionen<br />

sehr ernst zu nehmen.<br />

Naturgemäß hängt die hierzulande verbreitete Furcht, die Globalisierung bedeute den<br />

Wegfall von Arbeitsplätzen – das glaubt gut die Hälfte der Deutschen – nicht nur mit tradierten<br />

Vorstellungen zusammen. Doch das Bild vom anspruchslosen, sich mit niedrigsten<br />

Löhnen zufrieden gebenden chinesischen Arbeiter – daran glaubt ein Drittel –, der auch in<br />

einer vergifteten Umwelt noch ein freundliches Lächeln aufsetzt – daran glaubt niemand so<br />

recht – schon.<br />

Bankenverband<br />

10 11


Globale Wirtschaft – deutsche Befindlichkeiten<br />

Mehr als 60 % unserer<br />

Landsleute betrachten<br />

die Chinesen als<br />

ihre gefährlichsten<br />

Konkurrenten.<br />

Dieses Bild hat seine Geschichte. Ebenso<br />

wie das Bild vom verschlagenen Unternehmer,<br />

der mit billigen Raubkopien den<br />

ehrlichen Handwerker vom Markt verdrängt.<br />

Es glaubt aber nicht einmal jeder Zehnte der<br />

Deutschen, dass der ökonomische Erfolg<br />

unserer chinesischen Konkurrenz nur dem<br />

geschickten Nachahmen geschuldet sei. Das<br />

mag man als Fortschritt betrachten.<br />

Doch es bleibt dabei: Mehr als 60 %<br />

unserer Landsleute betrachten die Chinesen<br />

als ihre wichtigsten, also gefährlichsten<br />

Konkurrenten. Und da keine wirtschaftliche<br />

Weisheit oder Vernunft sie davon abhalten<br />

kann, müssen die Gründe tiefer liegen. Vielleicht<br />

im Vorurteil.<br />

Es ist nämlich meine feste Meinung,<br />

dass wir mit dem Modell der Globalisie -<br />

rung – oder des Verkehrs – im weltweiten<br />

Austausch nur dann so recht <strong>vor</strong>wärts kommen,<br />

wenn wir Beziehungsarbeit leisten.<br />

Und wie jeder Psychologe weiß, beginnt diese<br />

Form der Arbeit mit einer Erforschung der<br />

Genese, der Entstehung der Bilder, die wir<br />

voneinander haben. Dazu möchte ich einige<br />

Beispiele liefern.<br />

Erstes Beispiel: Warum ist der Chinese<br />

gelb? – Ich weiß nicht, wer von Ihnen, verehrte<br />

Damen und Herren, je seinen chinesischen<br />

Gastgeber oder Gast oder gar Geschäftspartner<br />

gefragt hat, warum er oder<br />

sie eigentlich gelb ist. Es empfiehlt sich, diese<br />

Frage nicht allzu direkt zu stellen, doch<br />

mit ein wenig Takt <strong>vor</strong>gebracht, bietet sie<br />

Anlass für einen erhellenden Diskurs.<br />

Es verhält sich nämlich so, dass unser<br />

erster Gewährsmann über das Wesen der<br />

Chinesen, ein Gelehrter namens Transsylvanus,<br />

nach sorgfältigem Aushorchen portugiesischer<br />

Matrosen im Jahre 1518 seinem<br />

Kaiser Maximilian berichten konnte, die Chinesen<br />

seien – ich zitiere – „von feinster weißer<br />

Hautfarbe“ und ihr Regierungssystem –<br />

ich zitiere noch einmal – „so gut geordnet<br />

wie irgendwo im Deutschen Reich.“<br />

Mehr als zweihundert Jahre lang blieben<br />

die Chinesen in unseren Augen so weiß<br />

wie das Porzellan, das die europäischen<br />

Händler auf den verschiedensten Handelswegen<br />

hierher brachten. Für einen ähnlich<br />

weißen Teint „wie der Sinese“ erfreute sich<br />

gerade bei den Damen der aus China eingeführte<br />

Sonnen schirm größter Beliebtheit.<br />

Herren kletterten in die – ebenfalls aus China<br />

importierte – Sänfte, weil diese „auch in<br />

engen Gassen Fort bewegung ohne hitzige<br />

Sonnen einstrahlung“ gewährte. Die Porträts<br />

der chinesischen Kaiser, die Europa erreichten,<br />

zeigten die imperialen Antlitze, das<br />

muss ich jetzt nicht betonen, als seien sie in<br />

Sahne konserviert.<br />

Ich spreche hier natürlich von jener<br />

weitgehend glücklichen Periode zwischen<br />

dem späten 16. und dem frühen 19. <strong>Jahrhundert</strong>,<br />

der Zeit, die vielleicht die glücklichste in<br />

den wechselseitigen Beziehungen zwischen<br />

China und Europa war, und in der Voltaire<br />

über China ausrief: „Bewundern, erröten –<br />

und <strong>vor</strong> allen Dingen: nachmachen!“<br />

Das war allerdings auch zu der Zeit, als<br />

der chinesische Kaiser in seinem Palast keine<br />

im eigenen Lande nachgebauten Uhren


Dr. Tilman Spengler<br />

aus dem Westen duldete und Galileo Galilei<br />

im fernen Mailand einem Augsburger Missionar<br />

untersagte, sein Fernrohr nach China<br />

mitzuführen. Galileo war in seiner Furcht <strong>vor</strong><br />

Kopien fort schrittlicher technischer Geräte<br />

eine Art Pionier des Produktschutzes, eher<br />

Italiener, wenn ich so sagen darf, als Deutscher,<br />

obwohl es damals diese Nationen natürlich<br />

noch nicht gab.<br />

Zurück zu den Hautfarben: Nachgedunkelt<br />

durch das europäische Denken,<br />

wenn ich das einmal so salopp formulieren<br />

darf, wurden die Chinesen erst in der späten<br />

zweiten Hälfte des 18. <strong>Jahrhundert</strong>s durch<br />

einen großen Natur forscher, nämlich durch<br />

den Schweden Carl von Linné, Carolus von<br />

Linnaeus, wenn Sie so wollen, der in seinem<br />

Werk Systema Naturae, diesem enzyklopädischen<br />

Meisterwerk, leider auch vier Menschenrassen<br />

bestimmen zu müssen glaubte.<br />

Seither gibt es, durch den klassifikationswütigen<br />

Linné ausgelöst, eben den Indianer<br />

als Rothaut, den Afrikaner als schwarzen<br />

Phlegmatiker, den Weißen als Sanguiniker –<br />

und viertens den gelben, unbeweglichen,<br />

gierigen Melancholiker, unsern asiatischen<br />

Nachbarn.<br />

Die Hautfarbe, das ist hier die Pointe,<br />

war eine Frage der Zuschreibung, der oben<br />

von mir erwähnten Projektion. Chinesen waren<br />

nicht gelb, weil ihre Haut so getönt war,<br />

sie wurden zu Gelben wegen ihres vermeintlichen<br />

Charakters erklärt. Die Missionare, Jesuiten<br />

und Dominikaner hatten die Chinesen<br />

als Volk ohne Zeit bezeichnet, weil Christus<br />

die Heiden noch nicht erlöst hatte, ihre Zeit<br />

war noch nicht gekommen – erst durch die<br />

Taufe hätten sie auf die Bahn der Zeit geführt<br />

werden können. So aber blieben sie ein Volk<br />

ohne Zeit, unbeweglich eben; die Begrifflichkeit<br />

„the timeless East“, wie sie dann in der<br />

Kolonialliteratur auftaucht, hat hier ihren<br />

Ursprung. Die Chinesen trieben Handel,<br />

das wusste man aus den Häfen in Südchina,<br />

also waren sie gierig. Und wenn einer<br />

gierig und unbeweglich ist, dann konnte<br />

er laut Aristoteles, auf den Linné sich hier<br />

beruft, nur gallig, also gelb sein.<br />

Wenn Sie mit Ihrem chinesischen Gast<br />

an dieser Stelle des Gesprächs angelangt<br />

sind, dann sind Sie nicht schlecht beraten,<br />

meinem Beispiel zu folgen: Ich verweise<br />

in einer solchen Situation sofort darauf,<br />

dass ich meiner Herkunft und dem Linnéschen<br />

System zufolge, zur Kategorie<br />

der beweglichen, doch herzens schwachen<br />

Alpenzwerge gehöre.<br />

Bewusst werden muss uns aber, dass<br />

zu unserer Tradition, und auch zu dem<br />

wissen schaftlichen Erbe, auf das wir stolz<br />

sind, jene Projektionen gehören, die einem<br />

verhängnis vollen Rassismus Vorschub geleistet<br />

haben. Wir finden die Vorgaben von<br />

Linné nur wenig später bei Kant, bei Herder<br />

und bei Hegel. Es führt hier ein ungemütlich<br />

direkter Weg zu unserem Kaiser Wilhelm II,<br />

dem Hohenzollern, und der unter seiner<br />

Ägide erstmals vollmundig proklamierten<br />

„gelben Gefahr“.<br />

Zweites Beispiel: Was ist Kunst? – Ich<br />

darf wieder mit einer Szene beginnen. Sie<br />

spielt – etwa zu den Zeiten, als Linné sein<br />

Missionare, Jesuiten<br />

und Dominikaner<br />

hatten die Chinesen<br />

als Volk ohne Zeit<br />

bezeichnet.<br />

Bankenverband<br />

12 13


Globale Wirtschaft – deutsche Befindlichkeiten<br />

Um die Welt zu erkennen,<br />

braucht es ein<br />

Gefühl für das Fremde<br />

wie für das Eigene.<br />

Buch <strong>vor</strong>legte – am Hof des chinesischen<br />

Kaisers, und seine Hauptfigur ist der deutsche<br />

Helfer eines italienischen Malers. Die<br />

Maler wurden nach China geschickt, um<br />

dem Kaiser das Sehen beizubringen. Denn<br />

in Europa galt seit gut 200 Jahren die Zentralperspektive<br />

als der höchste Standard<br />

malerischer Perfektion. <strong>Ein</strong> Bild hatte nur<br />

eine zentrale Perspektive, nach der sich alle<br />

Erscheinungen ordnen. Es ist dies eine Tradition,<br />

die in der Kunstgeschichte gemeinhin<br />

auf den Maler Massachio zurück geführt<br />

wird. Man ist stolz auf die technische Errungenschaft.<br />

Sie soll dem Kaiser imponieren,<br />

denn die chinesische Malerei, das weiß man<br />

in Augsburg, kennt keine Zentralperspektive,<br />

nur ein Durcheinander von verschiedenen<br />

Perspektiven, europäisch betrachtet, ein<br />

heilloses, ungeordnetes Durcheinander.<br />

Naturgemäß gibt es einen Nebengedanken:<br />

Wenn der Kaiser von China begreift,<br />

dass eine einzige Perspektive vollendeter ist<br />

als die vielen Linien seiner Künstler, dann<br />

begreift er auch, dass es nur eine einzige<br />

Wahrheit gibt – und dann ist es kein weiter<br />

Weg mehr zu einem einzigen Gott. <strong>Ein</strong><br />

in der Tat sehr kühnes, sehr frühes globales<br />

Projekt: die Vereinheitlichung von Anschauungen.<br />

Der Kaiser betrachtet sich die Bilder,<br />

die die Europäer <strong>vor</strong> ihm aufgebaut haben,<br />

und befiehlt dem kleinen Helfer aus Augsburg,<br />

eines der Gemälde noch einmal anzufertigen,<br />

allerdings im Kopfstand. Das macht<br />

der Helfer – wie auch unzählige seiner Nachfolger<br />

aus den unterschiedlichsten Motiven<br />

für ihre chinesischen Auftraggeber die wunderlichsten<br />

Verrenkungen <strong>vor</strong>geführt haben.<br />

Obwohl es nicht leicht ist, auf dem Kopf stehend<br />

zentralperspektivisch zu malen.<br />

Der Kaiser von China erkennt sofort die<br />

Eigenart und den Vorteil der europäischen<br />

Malerei. In ihrem Realismus taugt sie als<br />

Herrschaftsinstrument. Dem jungen Mann<br />

aus Augsburg wird befohlen, alle in der<br />

Hauptstadt ansässigen Europäer „nach ihrer<br />

wilden Natur“ zu malen. Als Holzschnitte<br />

werden diese Bilder später an die Pekinger<br />

Polizei als Steckbriefe verteilt. „Mit wahrer<br />

Kunst“, sagt der Kaiser, „hat diese Malerei<br />

jedenfalls nichts zu tun.“<br />

Auch diese Anekdote duldet eine Reihe<br />

von Interpretationen. Ich habe sie hier erzählt,<br />

um in erster Linie auf einen Punkt aufmerksam<br />

zu machen: die gelassene Neugier,<br />

mit welcher der Kaiser und der Fremde aus<br />

Augsburg einander begegneten. Es ist die<br />

Zeit <strong>vor</strong> der ideologischen, der rassistischen<br />

Aufheizung des 19. und des 20. <strong>Jahrhundert</strong>s.<br />

Um die Welt zu erkennen, braucht es<br />

ein Gefühl für das Fremde wie für das Eigene,<br />

eben Selbstvertrauen, und ein Gespür<br />

des Verheißungsvollen im Gegenüber. Es<br />

braucht ein <strong>Ein</strong>lassen auf den anderen, das<br />

so mutig ist, sich von theoretischen Vorgaben<br />

zu lösen und sich den Freuden der Empirie,<br />

der immer <strong>neuen</strong> Erfahrung auszuliefern.<br />

Kant, Herder, Hegel, die deutschen Denker,<br />

die ich <strong>vor</strong>hin erwähnte, – später stießen<br />

auch noch Karl Marx und Max Weber hin -<br />

zu – waren die deutschen Meister einer sehr<br />

deutschen Globalisierung der theoretischen


Dr. Tilman Spengler<br />

Systeme. Auf Erfahrungen wollten sie sich<br />

nur noch dann einlassen, wenn diese Erfahrungen<br />

systemkonform gemacht werden<br />

konnten. Es hat sich, anders gesprochen, in<br />

unseren Haltungen eine gewisse Kleinmütigkeit<br />

breit gemacht. Nennen wir es höflich<br />

ein Schutzbedürfnis.<br />

Zu dieser deutschen Befindlichkeit gehört<br />

auch, dass sich das Gefühl für historische<br />

Verletzungen und Verletzbarkeiten<br />

weitgehend davongemacht hat. Verfolgt<br />

man deutsche Wirtschaftsdelegationen bei<br />

ihrem Zug durch das Land, trifft der Beobachter<br />

oft auf eine wunderliche Mischung<br />

aus Servilität und Hochmut. Die Anweisung<br />

für den korrekten Kotau wird im Handgepäck<br />

mitgeführt, gleichzeitig aber auch der<br />

zerlegbare Zeigestock zum Unterstreichen<br />

der eigenen Überlegenheit.<br />

Oft genug entsteht der <strong>Ein</strong>druck, als<br />

habe die deutsche Vergangenheit mit Franz<br />

Beckenbauer begonnen, als seien sehr bittere<br />

Kapitel der chinesischen Kolonialgeschichte<br />

nicht auch mit deutscher Feder geschrieben<br />

worden. Ich erwähne diesen Punkt<br />

schon deswegen, weil wir ein Verständnis<br />

der Verhaltensweisen unserer asiatischen<br />

Partner nur dann erreichen können, wenn<br />

wir uns vergegenwärtigen, mit welcher Nonchalance<br />

diese Länder in den vergangenen<br />

hundert Jahren durch die Welt politik geschubst<br />

wurden.<br />

Nein, ich mahne keinen Übereifer an.<br />

Es wird ja in den nächsten Vorträgen und<br />

Diskussions beiträgen sicher noch davon die<br />

Rede sein, wie leicht gerade im Falle China<br />

die deutsche Befindlichkeit zu spontaner<br />

Überreaktion, zu divenhafter Empfindlichkeit<br />

neigt, eine Empfindlichkeit, die sich angesichts<br />

der realen Proportionen etwa des<br />

wirtschaftlichen Austausches nur als einigermaßen<br />

bizarr charakterisieren lässt.<br />

Da herrscht Katastrophenstimmung,<br />

um ein Beispiel aus jüngster Zeit zu bemühen,<br />

wenn ein französischer Staatspräsident<br />

Verträge unterzeichnet, die bereits seit vielen<br />

Monaten <strong>vor</strong>bereitet wurden – Verträge,<br />

die vermeintlich auf unsere Kosten gehen,<br />

weil eine deutsche Bundeskanzlerin in einer<br />

moralischen Kanonenbootpolitik den höchsten<br />

buddhistischen Würdenträger mit einer<br />

<strong>Ein</strong>ladung ins Kanzleramt ehrte.<br />

<strong>Ein</strong>e Bemerkung zum Schluss: An<br />

wie viel deutscher Befindlichkeit kann der<br />

Globus genesen? In einem Interview mit der<br />

Zeitung, deren Herausgeber er ist, äußerte<br />

der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt<br />

unlängst die Meinung, es sei ein wenig vermessen,<br />

wenn die Bewohner dieser Republik,<br />

die zusammen vielleicht nicht einmal 3 % der<br />

Gesamtbevölkerung dieser Erde ausmachen,<br />

die eigene Gesell schaftsordnung als die<br />

allein selig machende darstellten, sozusagen<br />

urbi mit orbi verwechselten.<br />

Wie bei manchen klugen Bemerkungen<br />

des Altkanzlers tut der Zuhörer gut daran,<br />

hier ein Rauchsignal zu wittern. <strong>Ein</strong> Rauchsignal,<br />

das wie das Vorbild, das Orakel von<br />

Delphi, in mehrere Richtungen interpretiert<br />

werden kann.<br />

Schon ein oberflächlicher Blick auf<br />

unsere Geschichte zeigt, dass uns die Rolle<br />

An wie viel deutscher<br />

Befindlichkeit kann der<br />

Globus genesen?<br />

Bankenverband<br />

14 15


Globale Wirtschaft – deutsche Befindlichkeiten<br />

Anderen Ländern ihre<br />

spezifische Form der<br />

Aufarbeitung <strong>vor</strong>zuschreiben,<br />

steht uns<br />

nicht an.<br />

eines moralischen Lehrmeisters allenfalls insofern<br />

zusteht, als wir in Anspruch nehmen<br />

dürfen, zumindest in den letzten 50 Jahren<br />

auch die Geschichte unserer Verbrechen als<br />

integralen Teil der deutschen Geschichte<br />

wahr- und ernst genommen zu haben – mit<br />

wie vielen Ausblendungen, Verzögerungen,<br />

Ausweich manövern das auch immer geschehen<br />

ist. Da war, um es mit Goethe zu sagen,<br />

der Geist am Werk, der stets das Gute wollte<br />

und der, abweichend von Goethe, auch viel<br />

Gutes schaffte und dafür sogar – das ist bei<br />

guten Werken eher selten – noch materiell<br />

belohnt wurde. Ohne unsere Philosophen,<br />

Historiker, manche Theologen und ganz besonders<br />

ohne unsere Künstler hätten wir auf<br />

Dauer nicht jenes weltweite Vertrauen erlangen<br />

können, das auch eine Voraussetzung<br />

für unsere ökonomische Stabilität war.<br />

Sollen wir nun mit diesem historisch<br />

gewachsenen, immer bedrohten Pfund im<br />

Ausland wuchern? Ich denke, man darf zunächst<br />

– und hier bin ich wieder bei Helmut<br />

Schmidt – nicht aus den Augen verlieren,<br />

dass die Aufarbeitung in der Bundesrepublik<br />

zunächst eine autoreflexive war. Da lag<br />

ja beileibe auch genug Stoff <strong>vor</strong>.<br />

Anderen Ländern ihre spezifische Form<br />

der Aufarbeitung <strong>vor</strong>zuschreiben, steht uns<br />

nicht an, selbst wenn wir, um einmal ein<br />

enger begrenztes Feld der moralischen Globalisierung<br />

in den Zeiten des Postkommunismus<br />

ins Auge zu fassen, das Wirken der<br />

Gauck- oder Birthler-Behörde durch aus als<br />

<strong>vor</strong>bildlich betrachten dürfen.<br />

Beim besten Willen kann ich mir allerdings<br />

nicht <strong>vor</strong>stellen, was der Rat oder der<br />

emphatische Hinweis einer deutschen Bundesregierung<br />

an die Führung der Kommunistischen<br />

Partei Chinas hätte fruchten können,<br />

wie diese damals mit den Opfern der<br />

Kulturrevolution zu verfahren gehabt hätte.<br />

Das hat nichts mit der vermeintlichen<br />

Dichotomie zwischen Nächsten- und<br />

Fernstenliebe zu tun. Genauso wenig stellt<br />

es in Zweifel, dass unsere Menschenrechte<br />

unveräußerbar sind. Ganz im Gegenteil: Gerade<br />

weil es um Menschenrechte geht, um<br />

die Rechte derer, die in Lagern versklavt werden,<br />

denen das Recht auf freie Meinung verwehrt,<br />

deren Besitz genommen oder deren<br />

Umwelt vergiftet wird, darf die Erörterung<br />

von Missständen nicht zu einem bloßen Instrument<br />

der Politik werden. <strong>Ein</strong>er Politik,<br />

füge ich hinzu, die der Natur ihrer Sache<br />

nach allzu leicht von den Interessen anders<br />

geleiteter Befindlichkeiten bestimmt wird.<br />

Denn wir wollen den Fehler nicht wiederholen<br />

– und hier helfen nur globales und<br />

historisches Ver ständnis – den Indianer als<br />

Rothaut und den Chinesen als gelb zu bezeichnen.<br />

Wir wollen lernen, zu unterscheiden.<br />

Auch zwischen Kommen und Gehen.<br />

Mein Stichwort zum Ende. Haben Sie herzlichen<br />

Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Bankenverband 16 17


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

– Erfahrungen aus der Praxis I<br />

Dr. Jürgen Heraeus<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates,<br />

Heraeus Holding GmbH, Hanau<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

Das Fragezeichen im Thema dieses Forums „<strong>Ein</strong> <strong>asiatisches</strong> <strong>Jahrhundert</strong>?“ sollte man<br />

durch ein Ausrufezeichen ersetzen, denn das asiatische <strong>Jahrhundert</strong> hat bereits begonnen.<br />

Japan machte in den fünfziger Jahren den Anfang. Ihm folgten die vier Tigerstaaten Hongkong,<br />

Taiwan, Südkorea und Singapur. Dieser Zug fuhr weiter über Malaysia, Thailand und<br />

Indonesien, um schließlich in China anzukommen. Dies alles sind Märkte des Verbrauchs,<br />

aber zunehmend auch des Wettbewerbs. Während England und die USA 58 bzw. 47 Jahre<br />

benötigten, um ihr Pro-Kopf-<strong>Ein</strong>kommen zu verdoppeln, schaffte Japan dies in 33 Jahren,<br />

Indonesien in 17 Jahren und China in 10 Jahren.<br />

Asien wird bis 2020 wahrscheinlich vier der fünf größten und sieben der zehn größten<br />

Volkswirtschaften der Welt aufweisen. Das bringt neben Selbstvertrauen auch Selbstbewusstsein;<br />

denn Wohlstand gilt ebenso wie Macht als Beweis der Tugend, als Demonstration moralischer<br />

und kultureller Überlegenheit.<br />

Vorbei ist die Zeit, als es hieß: Wenn Amerika niest, bekommt Asien eine Erkältung. In<br />

Asien heißt es heute schon: Selbst wenn Amerika hohes Fieber bekommt, bekommt Asien<br />

noch lange keine Erkältung. Schauen wir einmal, was die nächsten Monate hier bringen<br />

werden.<br />

Diese Entwicklung bedeutet aber auch, dass der Westen die Fähigkeit einbüßen wird,<br />

asiatische Gesellschaften zum <strong>Ein</strong>halten westlicher Standards bis hin zu Fragen der Menschenrechte<br />

und anderer Werte zu bewegen. Das Thema Menschenrechte ist ein Thema, das<br />

man in China durchaus diskutieren kann. Das sagt auch Botschafter Ma Canrong, der heute<br />

Nachmittag zu uns sprechen wird. Aber er fügt hinzu: Man kann und muss es nicht in Verbindung<br />

mit den Olympischen Spielen diskutieren, denn das sind zwei verschiedene Dinge.<br />

Das Selbstbewusstsein der Bevölkerung schlägt sich beispielsweise bei einer in China<br />

durchgeführten Umfrage nieder, nach der 80 % der chinesischen Bevölkerung optimistisch<br />

hinsichtlich ihrer Zukunft sind. Solche Umfragewerte erreichen wir hier in <strong>Deutschland</strong> nicht,<br />

obgleich es zumindest 80 % der deutschen Bevölkerung deutlich besser geht als 80 % der<br />

Chinesen. Nun könnte man sagen, wenn die Zufriedenheit in <strong>Deutschland</strong> nicht so groß ist,<br />

sollte das ein Ansporn sein, sich richtig in die Riemen zu legen und nach <strong>vor</strong>n zu rudern.<br />

Aber es scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein.<br />

Die Chinesen sind von Grund auf kapitalistisch geprägt. Sie kennen die Steigerung des<br />

Kapitalismus: Das ist nicht nur der Neokapitalismus, sondern eben der chinesische Kapitalismus.<br />

Die zentralen Werte des Konfuzianismus, die dort als Wünsche definiert sind, lauten:<br />

Söhne, Reichtum, Gesundheit und langes Leben. Der Kommunismus war ja nur eine<br />

Bankenverband<br />

18 19


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

In China werden<br />

heutzutage 3,4 % des<br />

Bruttoinlandsprodukts<br />

für Bildung ausgegeben.<br />

Zwischenstation in der langen Geschichte<br />

dieses Landes. Wenn Mao heute noch verehrt<br />

wird, obgleich er 50 bis 100 Millionen<br />

Menschen auf dem Gewissen hat, dann auch<br />

deshalb, weil er das Reich zusammengehalten<br />

hat.<br />

Neben den zentralen Werten des Konfuzianismus<br />

gibt es die geschätzten Werte,<br />

die uns Deutschen sehr bekannt waren und<br />

auch noch sein sollten, nämlich Bescheidenheit,<br />

Fleiß, Ausdauer, Zähigkeit, Risikobereitschaft,<br />

Erfolg, aber auch Reichtum. Warum<br />

sollten wir uns an den Chinesen ein Beispiel<br />

nehmen? In China hat die Ausbildung allererste<br />

Priorität. Was wir in <strong>Deutschland</strong> auf<br />

diesem Feld versäumt haben, wenden wir<br />

heute für Hartz IV auf. Die Schule kostet in<br />

China Geld, das Studium kostet Geld, und<br />

die Eltern tun dort alles, damit ihr Kind – in<br />

der Regel ist es ja nur eines – eine Zukunft<br />

hat, weil anderenfalls auch die Familie keine<br />

Zukunft hat; denn die Systeme der Altersversorgung<br />

oder der Krankenversicherung sind<br />

in China stark unterentwickelt und befinden<br />

sich bestenfalls im Aufbau. Insofern trägt<br />

das Kind die Hoffnung nicht nur der Eltern,<br />

sondern auch der Großeltern.<br />

In China werden heutzutage 3,4 % des<br />

Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgegeben.<br />

Im Jahre 2008 sollen es 4 % sein.<br />

<strong>Deutschland</strong> strebt für 2009 3,5 % an. Vor<br />

zehn Jahren hat keiner der Statistik geglaubt.<br />

8 oder 9 % Wachstum, das musste<br />

gefälschten Statistiken entspringen.<br />

Wenn man über einen Talentpool redet,<br />

wird oft gesagt: Die chinesischen Universitäten<br />

sind nicht so gut wie die deutschen<br />

Universitäten. Das mag ja sein, aber pro Jahr<br />

verlassen 360.000 Ingenieure, 250.000 Informatiker,<br />

20.000 Biotechniker und 10.000<br />

MBAs die chinesischen Universitäten. Es ist<br />

eine interessante Relation: 10.000 MBAs gegenüber<br />

360.000 Ingenieuren.<br />

Im Westen sieht es anders aus. In Amerika<br />

sind die Hälfte der naturwissenschaftlichen<br />

Studenten Asiaten, und das Glück<br />

scheint dort zu sein, wo die Wall Street am<br />

Jahresende die Boni zahlt.<br />

580.000 junge Chinesen studieren im<br />

Ausland, davon 25.000 in <strong>Deutschland</strong> – leider<br />

nicht, weil die deutschen Universitäten<br />

als besonders gut gelten, obwohl sie es sind,<br />

sondern weil es bei uns bisher noch kein<br />

Geld gekostet hat.<br />

Welches sind unsere Vorteile aus der<br />

beschriebenen Situation? Der Export nach<br />

China boomt. Jährlich gibt es Steigerungsraten<br />

zwischen 10 und 30 %. Die Maschinenbauindustrie<br />

in <strong>Deutschland</strong> lebt im<br />

Moment vom Boom in China. Wir sind Exportweltmeister<br />

– vielleicht demnächst nicht<br />

mehr. Warum kaufen die Chinesen und die<br />

anderen Asiaten unsere Maschinen? Das tun<br />

sie deshalb, weil unsere Maschinen in der<br />

Qualität, in der Performance gut sind, <strong>vor</strong><br />

allen Dingen weil der Service gut ist. Aber<br />

unsere Maschinen sind teuer. Wenn wir die<br />

Kaufkraft eines Chinesen und auch das chinesische<br />

Preisniveau zugrunde legen, müssen<br />

die Maschinen gewaltig gut sein, damit<br />

sie auf Dauer gekauft werden. Ich habe einmal<br />

gesagt: In gewisser Weise sind diese


Dr. Jürgen Heraeus<br />

Exporte eine moderne Art des Kolonialismus.<br />

Denn wir verkaufen unsere Produkte<br />

zu unseren Entstehungskosten, die uns ein<br />

gutes Leben ermöglichen, und verkaufen sie<br />

an arme Länder, die sich diese Produkte nur<br />

leisten können, wenn sie damit rund um die<br />

Uhr produzieren, auch samstags und sonntags,<br />

um maximal viele Produkte absetzen<br />

zu können, möglichst auf den Weltmärkten,<br />

um die Abschreibungen und die Zinsen zu<br />

verdienen.<br />

<strong>Ein</strong> normaler Chinese, der ein deutsches<br />

Auto kauft, muss dafür zehnmal so lange arbeiten<br />

wie sein deutscher Kollege. Ich sage<br />

das nicht, weil wir die Chinesen dafür bedauern<br />

sollten, sondern weil wir darüber<br />

nachdenken müssen, ob das auf Dauer so<br />

weitergehen kann.<br />

Die Chinesen kopieren wie die Weltmeister,<br />

denn es ehrte schon Konfuzius<br />

zufolge, den Meister, zu kopieren. Dabei<br />

sollten wir aber nicht vergessen, dass dies<br />

die Japaner und die Koreaner genauso getan<br />

haben. Die Japaner tun es heute noch, nur<br />

in sehr viel verfeinerter Form. Die Chinesen<br />

bauen auf den Kopien auf und entwickeln<br />

die Dinge weiter, wie das auch vielfach in<br />

Japan geschah.<br />

Wir müssen unsere Innovationen beschleunigen,<br />

um mit unseren Produkten<br />

auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein.<br />

Wir müssen uns dabei auf unsere eigentliche<br />

Wertschöpfung, auf das Know-how,<br />

auf das Wertvolle der Wertschöpfung immer<br />

mehr beschränken und die einfacheren<br />

Dinge von anderen beziehen, die das genauso<br />

gut, aber billiger machen. Die große<br />

Wertschöpfungstiefe, die einige Unternehmen<br />

in <strong>Deutschland</strong> haben, ohne dass jedes<br />

Teil wirklich eine ganz spezielle einmalige<br />

Leistung darstellt, steht dem entgegen. So<br />

wird es vermehrt zu Teilverlagerungen ins<br />

Ausland kommen. Wir müssen Produktionen<br />

verstärkt in China aufbauen, um das<br />

Kern-Know-how weiter hier in <strong>Deutschland</strong><br />

zu behalten. Das ist das Coca-Cola-Prinzip:<br />

Flasche und Wasser aus China, aber die<br />

durch Geheimrezepte geschützten Ingredienzien<br />

zuliefern.<br />

Doch wir müssen auch unsere Kostenstrukturen<br />

hier, wie das in den vergangenen<br />

drei Jahren erfolgreich gemacht wurde, immer<br />

wieder von Neuem überarbeiten, um<br />

preiswerter zu werden. Wir hören heute,<br />

dass in China die Arbeitskosten mit zweistelligen<br />

Zuwachsraten steigen, um 10, 15<br />

bis 20 %. 15 % in China sind absolut weniger<br />

als 3 % in <strong>Deutschland</strong>. 3 % von 3.000 € pro<br />

Monat sind 90 €, 15 % von 500 € im Monat<br />

sind 75 €. Die Schere wird sich nicht schließen,<br />

vielleicht in Polen, weil es dort nicht so<br />

viele Arbeitskräfte gibt.<br />

Was können wir verstärkt tun? Alle<br />

Handlungsoptionen sind bekannt: die Ausbildung<br />

verbessern, an den Schulen mehr<br />

junge Leute für die Naturwissenschaften<br />

begeistern, damit sie diese Fächer anschließend<br />

studieren, in den Unternehmen länger<br />

arbeiten, und zwar sowohl in der Woche als<br />

auch im Leben insgesamt.<br />

Wir dürfen das nicht immer nur in Forderungen<br />

an die Politik kleiden. Die Politik<br />

Wir müssen unsere<br />

Innovationen beschleunigen,<br />

um auch in<br />

Zukunft wettbewerbsfähig<br />

zu sein.<br />

Bankenverband<br />

20 21


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

Jeder <strong>Ein</strong>zelne<br />

von uns hat in der<br />

Vergangenheit viel<br />

versäumt.<br />

ist in ihren Möglichkeiten beschränkt, gleichgültig<br />

welche Regierung an der Macht ist,<br />

wenn es sich überhaupt noch um „Macht“<br />

handelt. Ich möchte alle auffordern, selbst<br />

mehr zu tun. Jeder <strong>Ein</strong>zelne von uns hat in<br />

der Vergangenheit viel versäumt. Es waren<br />

nicht die schlechten Lehrer, die unsere Kinder<br />

nicht ausgebildet haben, sondern es waren<br />

die Eltern, die nicht dafür gesorgt haben,<br />

dass es den Kindern Spaß macht, in die Schule<br />

zu gehen. Es waren die Eltern, die nicht<br />

mit den Lehrern gesprochen haben, damit<br />

diese die Kinder motivieren. Wenn Eltern die<br />

Lehrer beschimpfen, die Kinder brächten keine<br />

Leistung, dann führt das nicht weiter.<br />

Viele engagieren sich mit Geld an den<br />

Universitäten, gerade auch die Banken. Hier<br />

wünsche ich mir mehr persönliches Engagement.<br />

Wenn die Universität Frankfurt meint,<br />

sie bräuchte Herrn Ackermann als Honorarprofessor<br />

nicht, so ist das bedauerlich. Das<br />

sollte uns weiterhin aber nicht davon abhalten,<br />

uns selber zu engagieren. Das gibt den<br />

Politikern Rückenwind.<br />

Ich denke, wir sollten in China nicht mit<br />

dem zusammengelegten Zeigestock auftreten,<br />

aber auch nicht servil. Hier können wir<br />

von den Japanern lernen. Dort bekommt<br />

man beigebracht, dass man die Schuhe <strong>vor</strong><br />

der Tür stehen zu lassen hat und dass man<br />

sich besser mit Kultur beschäftigt, statt sich<br />

im Unternehmen einzumischen, wenn man<br />

ein Joint Venture hat. Mein erster Chef, Herr<br />

Professor Heinen, hat gesagt: Seien Sie bei<br />

allem, was Sie tun, höflich, aber bestimmt.<br />

Auf diese Weise können wir auch mit den<br />

Chinesen sehr erfolgreich arbeiten. Unser<br />

Unternehmen hat in China über 2.000 Mitarbeiter,<br />

darunter zwei Deutsche. Das heißt,<br />

wir vertrauen den Chinesen, wir geben ihnen<br />

die notwendige Handlungsfreiheit. Manchmal<br />

geht es schief, wie das auch ansonsten<br />

im Leben der Fall ist. Aber auf diese Weise<br />

können wir in <strong>Deutschland</strong> Arbeitsplätze<br />

halten, sofern wir hier genügend qualifizierte<br />

Arbeit haben.<br />

Dieses <strong>Jahrhundert</strong> wird vielleicht<br />

schwer punktmäßig ein <strong>asiatisches</strong> sein, aber<br />

wir werden daran teilhaben.


Bankenverband 22 23


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

– Erfahrungen aus der Praxis II<br />

Jürgen Fitschen<br />

Mitglied des Group Executive Committee,<br />

Deutsche Bank AG, Frankfurt am Main<br />

Meine Damen und Herren!<br />

Unser Thema heute lautet Asien, und doch haben wir bislang fast ausschließlich über<br />

China gesprochen. Lassen Sie uns nun den Blick darüber hinaus erweitern und ein Gesamtbild<br />

zeichnen. Denn Asien ist kein Monolith, sondern ein sehr facettenreiches Gebilde. Vom<br />

Stadtstaat Singapur mit seinen 4,5 Mio <strong>Ein</strong>wohnern bis hin zu den 1,3 Mrd Menschen in<br />

China finden sich verschiedenste soziale, politische und wirtschaftliche Konzepte. So beobachten<br />

wir ganz unterschiedliche Wachstumsraten – von etwa 2 % in Japan bis hin zu 10<br />

oder 11 % in Indien und China. Und während in China ein starker Staat die wirtschaftliche<br />

Entwicklung <strong>vor</strong>antreibt, wurde die bisherige Aufbauleistung in Indien fast ausschließlich<br />

vom privaten Sektor erbracht.<br />

Der rasante wirtschaftliche Aufschwung geht jedoch nicht immer mit einer Öffnung<br />

der politischen Systeme einher. Demokratisierung sowie politische Partizipation machen in<br />

einigen Ländern Asiens nur geringe Fortschritte. Hinzu kommen zum Teil gravierende soziale<br />

Differenzen und massive Umweltzerstörungen, beides wird künftig wohl noch zunehmen.<br />

Nicht zuletzt bleiben außenpolitische Faktoren – wie die mögliche atomare Bedrohung durch<br />

Nordkorea und das atomare Wettrüsten zwischen Indien und Pakistan – Besorgnis erregend.<br />

Trotz dieser Hemmnisse wird es langfristig für Europa eine Herausforderung bleiben, sich<br />

gegenüber einem Kontinent zu behaupten, in dem 60 % der Weltbevölkerung leben und<br />

der im Durchschnitt zwei bis dreimal so schnell wächst wie die hiesige Wirtschaft. Dass<br />

<strong>Deutschland</strong> vielleicht schon im nächsten Jahr seinen Titel als Exportweltmeister abgeben<br />

muss, überrascht <strong>vor</strong> diesem Hintergrund nicht.<br />

Dennoch sollten wir nicht verzagen, sondern uns stattdessen auf unsere Stärken besinnen.<br />

<strong>Ein</strong> vereintes Europa kann ein echtes Gegengewicht zu den USA und Japan sowie den<br />

neu entstehenden „Supermächten“ sein. Gleichzeitig profitieren wir auch von einer stabilen<br />

Demokratie, die für verlässliche Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Gesellschaft sorgt.<br />

Außerdem haben wir Mechanismen etabliert, die den möglichen sozialen und ökologischen<br />

Folgen des Wachstums erfolgreich begegnen können. Darüber hinaus lässt sich feststellen:<br />

Produkte aus Asien sind ohne Zweifel gut und <strong>vor</strong> allem günstiger. Sie leisten damit einen<br />

enormen Beitrag für die Versorgung und das Inflationsgefüge für Millionen westlicher Haushalte.<br />

Dennoch haben sich etwa deutsche Qualitätsprodukte und -dienstleistungen gegenüber<br />

dieser Konkurrenz behaupten können. Davon zeugen u. a. die Exportzahlen. Allein in den<br />

letzten sechs Jahren sind <strong>Deutschland</strong>s Exporte in die Asien-13-Länder – China, Hongkong,<br />

Indien, Indonesien, Malaysia, Pakistan, Philippinen, Singapur, Südkorea, Sri Lanka, Taiwan,<br />

Thailand und Vietnam – um durchschnittlich mehr als 16 % p. a. gewachsen – um 3,3 Prozent-<br />

Bankenverband<br />

24 25


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

Die Unternehmen müssen<br />

selbst in die Märkte<br />

gehen und unmittelbar<br />

den Zugang zu den dortigen<br />

Kunden suchen.<br />

punkte mehr als die deutschen Ausfuhren<br />

insgesamt. Inzwischen gehen ca. 8 % der<br />

deutschen Exporte in die Asien-13-Staaten.<br />

Parallel dazu sind auch die deutschen Direkt -<br />

investitionen in dieser Region sprunghaft<br />

angestiegen.<br />

Allerdings werden viele Unternehmen<br />

dieses Exportvolumen und die damit verbundenen<br />

Wachstumsmöglichkeiten auf Dauer<br />

nicht erfolgreich nur aus <strong>Deutschland</strong> heraus<br />

stemmen können. Vielmehr müssen sie<br />

in die Märkte selbst gehen und unmittelbar<br />

den Zugang zu den dortigen Kunden suchen.<br />

<strong>Ein</strong> solches Vorgehen ist jedoch mit sehr viel<br />

höheren Risiken verbunden als ein Engagement<br />

in bekannten, westlichen Regionen.<br />

Und angesichts der eingangs geschilderten<br />

Besonderheiten und regionalen Unterschiede<br />

ist eine sehr genaue Analyse der<br />

einzelnen Märkte und der Möglichkeiten zur<br />

Positionierung <strong>vor</strong> Ort von entscheidender<br />

Bedeutung. Doch auch ein detaillierter Plan<br />

schützt nicht <strong>vor</strong> Überraschungen. Deshalb<br />

sind ein langer Atem und ein klares Bekenntnis<br />

zur eingeschlagenen Auslandsstrategie<br />

vonnöten. Lassen Sie mich das am Beispiel<br />

der Deutschen Bank erläutern.<br />

Wir formulieren unsere Auslandsstrategie<br />

insgesamt auf Basis dreier Megatrends,<br />

die wir für <strong>vor</strong>herrschend halten: die fortschreitende<br />

Globalisierung, die zunehmende<br />

Bedeutung der Kapitalmärkte und das stetig<br />

wachsende Vermögensverwaltungsgeschäft.<br />

Globalisierung bedeutet in erster Linie<br />

die Eröffnung von Freiräumen. So sind wir<br />

schon seit 1980 in Indien mit Filialen präsent.<br />

Seit 2005 haben wir in den wichtigsten<br />

Städten zehn weitere eröffnet. Unsere Kundenzahl<br />

hat sich seitdem auf 500.000 verdreifacht.<br />

Der konstruktive Dialog mit den<br />

lokalen Verantwortlichen, beispielsweise<br />

der Bankenaufsicht, hat einen wesentlichen<br />

Beitrag zur Entwicklung eines adäquaten Regulierungsrahmens<br />

geleistet, innerhalb dessen<br />

wir unsere Fähigkeiten optimal in den<br />

Dienst des Kunden stellen können.<br />

In China wiederum erhielten wir erst<br />

1995 die Erlaubnis, eine Filiale zu gründen.<br />

Bis dato waren wir nur mit einer Repräsentanz<br />

vertreten. Anfang des Jahres wurde<br />

unsere chinesische Tochtergesellschaft als<br />

einheimisches Unternehmen registriert. Damit<br />

können wir nun unser Geschäft in China<br />

deutlich ausweiten und Dienstleistungen in<br />

der lokalen Währung Renminbi anbieten.<br />

Während sich Banken bis <strong>vor</strong> einigen<br />

Jahren hauptsächlich darauf beschränkten,<br />

ihre heimischen Firmenkunden bei ihren<br />

Auslandsaktivitäten zu begleiten, ist das<br />

heute kein Garant mehr dafür, sich erfolgreich<br />

in einem <strong>neuen</strong> Markt zu etablieren.<br />

Denn das Geschäftsvolumen, das die Deutsche<br />

Bank heute mit deutschen Kunden in<br />

den asiatischen Ländern abwickeln kann, ist<br />

zu gering, um damit eine Filiale profitabel<br />

führen zu können. Dieser Umstand lenkt<br />

das Augenmerk zunehmend auf die Akquisition<br />

lokaler Kunden. Jedoch ist gerade<br />

im Segment der großen Firmenkunden die<br />

Wettbewerbsintensität besonders hoch und<br />

eine risikogerechte Preisstellung etwa von


J ü r g e n F i t s c h e n<br />

Kreditengagements kaum möglich. Zumal<br />

die lokalen Wettbewerber in fast allen asiatischen<br />

Ländern – Hongkong und Singapur<br />

ausgenommen – gerade im Kreditprozess<br />

noch fundamentale Schwächen aufweisen.<br />

Der hohe Anteil an notleidenden Krediten<br />

zeugt davon.<br />

<strong>Ein</strong>e lukrative Alternative zur lokalen<br />

Kreditvergabe ist das grenzüberschreitende<br />

Geschäft. Das umfasst sowohl die Begleitung<br />

von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen<br />

und Portfolioinvestitionen deutscher<br />

Fonds als auch jener Engagements von asiatischen<br />

Investoren außerhalb des eigenen<br />

Landes. Insbesondere <strong>vor</strong> dem Hintergrund<br />

der hohen Devisenreserven verspricht dies<br />

interessante geschäftliche Perspektiven. So<br />

hat <strong>vor</strong> kurzem eine chinesische Bank einen<br />

30-Prozent-Anteil an einer großen südafrikanischen<br />

Bank erworben und sich damit<br />

indirekt den Zugang zu 18 afrikanischen<br />

Ländern gesichert. Und in Japan gibt es<br />

beispielsweise Investoren, die – angesichts<br />

einer Verzinsung von bescheidenen 0,5 bis<br />

1 % im eigenen Land – lieber in anderen Ländern<br />

anlegen. <strong>Ein</strong>e der attraktivsten Transaktionen<br />

des letzten Jahres war die Auflage<br />

eines Fonds für japanische Anleger, die in<br />

Russland investieren wollen. Bei derartigen<br />

Geschäften haben international aufgestellte<br />

Institute einen Wettbewerbs<strong>vor</strong>teil gegenüber<br />

jenen, die hauptsächlich in nationalen<br />

Grenzen agieren.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass es im Investmentbanking<br />

gut gelingt, Zugang zu<br />

den lokalen Kunden zu erhalten. Ganz anders<br />

gestaltet sich dies im Retailmarkt, wo<br />

die Ansprache von Kunden schwer fällt. <strong>Ein</strong>e<br />

der Ursachen hierfür ist eine Marktstruktur,<br />

die sich von der uns bekannten fundamental<br />

unterscheidet: Sie spiegelt sich zum einen in<br />

der Konzentration in Megastädten wider und<br />

zum anderen im Leben auf dem Land, das<br />

sehr weitläufig und zum Teil nur schwer zugänglich<br />

ist. Unter diesen Bedingungen eine<br />

adäquate Marktdurchdringung zu erreichen,<br />

ist sehr mühsam. Hinzu kommt die Befürchtung<br />

lokaler Institutionen, Investoren aus<br />

dem Ausland würden mit ihrem Know-how<br />

lokale Wettbewerber verdrängen. Gerade<br />

in China ist diese Sorge weit verbreitet, jedoch<br />

wurde hier eine pragmatische Lösung<br />

gefunden. Ausländischen Banken wurde ermöglicht,<br />

sich an inländischen Instituten zu<br />

beteiligen. Während erstere damit einen Zugang<br />

zu Privatkunden und Marktkenntnisse<br />

erhalten, profitieren letztere vom Produktund<br />

Prozesswissen der Investoren. Jedoch ist<br />

die Höhe der Beteiligungen noch häufig gesetzlich<br />

eingeschränkt. Trotzdem übt der asiatische<br />

Markt unverändert eine große Faszination<br />

aus. Im Jahr 2006 zum Beispiel ist das<br />

Vermögen der sehr reichen Privatkunden im<br />

asiatisch-pazifischen Raum um über 10 %<br />

gewachsen. Die Anzahl an vermögenden<br />

Kunden wuchs in Indien um über 20 %, in<br />

China um fast 8 %. Selbst wenn man davon<br />

ausgeht, dass nur 20 % der Chinesen und Inder<br />

dem Mittelstand angehören, entspricht<br />

dies allein der Hälfte der europäischen Bevölkerung.<br />

Für Retailbanker eröffnen sich<br />

somit enorme Chancen.<br />

Im Jahr 2006 ist das<br />

Vermögen der sehr<br />

reichen Privatkunden<br />

im asiatisch-pazifischen<br />

Raum um über 10 %<br />

gewachsen.<br />

Bankenverband<br />

26 27


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

Viele der Banken, die in<br />

China früh in den Markt<br />

gegangen sind, haben<br />

eine lange Verlustphase<br />

hinnehmen müssen.<br />

Letztlich kommt es auf den richtigen<br />

<strong>Ein</strong>stiegszeitpunkt an: Viele der Banken,<br />

die in China früh in den Markt gegangen<br />

sind, haben aufgrund der gesetzlichen und<br />

wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine<br />

lange Verlustphase hinnehmen müssen.<br />

Stattdessen hat die Deutsche Bank beispielsweise<br />

zunächst auf Indien gesetzt, wo die<br />

Rahmenbedingungen attraktiver erschienen.<br />

Mittlerweile sind auch in China die Investitionsmöglichkeiten<br />

für Banken deutlich interessanter<br />

geworden. Im Nachhinein hat sich<br />

diese Strategie als sehr erfolgreich erwiesen.<br />

Inzwischen arbeiten in Asien fast 20 % der<br />

Mitarbeiter der Deutschen Bank, das sind<br />

über 14.000. Wenn sich unsere Erwartungen<br />

erfüllen und der regionale, innerasiatische<br />

Markt weiter wächst, sind wir dort bereits<br />

gut verankert.<br />

Aus den bisherigen Überlegungen lassen<br />

sich die wesentlichen Erfolgsfaktoren<br />

für ein Engagement in Asien ableiten: Erstens<br />

kommt es auf den richtigen Zeitpunkt<br />

des Markteintritts an. Nun kann dieser<br />

kaum ex-ante bestimmt werden. Jedoch ist<br />

es hilfreich, nicht nur kurzfristigen Moden<br />

zu folgen, sondern sich zweitens – basierend<br />

auf einer sorgfältigen <strong>Ein</strong>schätzung<br />

der Rahmenbedingungen und Marktgegebenheiten<br />

– langfristig zu einem Markt zu<br />

bekennen. Untrennbar damit verbunden ist<br />

das feste Bekenntnis der Unternehmensleitung,<br />

dauerhaft hinter den jeweiligen Auslandseinheiten<br />

zu stehen. Denn jede gute<br />

Asienpolitik beginnt bereits zu Hause. Wie<br />

oft habe ich deutsche Unternehmer <strong>vor</strong> Ort<br />

kennengelernt, die beklagt haben: Wir sind<br />

nur mit 5 oder 10 % am gesamten Umsatz<br />

unseres Hauses beteiligt, deshalb werden<br />

wir im Konzern nicht ernst genommen. Das<br />

hat negative Konsequenzen auf die Motivation<br />

und Qualität der Mitarbeiter – sowohl<br />

der entsandten als auch der <strong>vor</strong> Ort rekrutierten.<br />

Gerade in Asien mit seinen landesspezifischen<br />

geschäftlichen Gepflogenheiten<br />

sowie politischen und kulturellen Besonderheiten<br />

braucht es Zeit, um Fuß zu fassen und<br />

als vertrauenswürdiger Partner anerkannt zu<br />

werden. Respekt <strong>vor</strong> und Wissen um diese<br />

Andersartigkeit ist der dritte wichtige Aspekt<br />

einer Asienstrategie. Um den Anforderungen<br />

gerecht zu werden, hat die Deutsche<br />

Bank ihre Aufstellung deutlich verändert.<br />

Kam <strong>vor</strong> zehn Jahren kaum einer der Länderverantwortlichen<br />

aus dem asiatischen<br />

Raum, gibt es heute nur einen einzigen, der<br />

nicht von dort stammt. Wobei die Nationalität<br />

des jeweiligen nicht immer mit dem entsprechenden<br />

Land übereinstimmt. So leitet<br />

ein Inder die indonesische Auslandseinheit<br />

und ein Neuseeländer die japanische. Für<br />

eine erfolgreiche Tätigkeit in Asien gilt es,<br />

die oben angedeuteten Eigenheiten dieser<br />

Märkte zu respektieren. Damit die Kollegen<br />

<strong>vor</strong> Ort erfolgreich handeln können, muss<br />

ihnen die erforderliche Entscheidungsfreiheit<br />

gewährt werden, etwa im Hinblick<br />

auf Produktideen, Marketingmaßnahmen<br />

oder auch Kompensationspakete. Dabei<br />

wird es stets eine besondere Herausforderung<br />

bleiben, die richtige Balance zwischen


J ü r g e n F i t s c h e n<br />

wünschenswerter globaler Standardisierung<br />

und der optimalen Anpassung an lokale Besonderheiten<br />

zu finden.<br />

Das Verständnis für ein derartiges Spannungsfeld<br />

führt uns zur vierten – der vielleicht<br />

wichtigsten – Erfolgsgröße, nämlich<br />

qualifizierte lokale Mitarbeiter zu gewinnen<br />

und zu halten sowie attraktive Bedingungen<br />

für die Auslandsentsendung zu schaffen. Inzwischen<br />

ist auch in Asien der Kampf um die<br />

besten Talente voll entbrannt. In China und<br />

Indien gibt es nun einen ähnlichen Mangel<br />

an Fachkräften wie in <strong>Deutschland</strong>, obwohl<br />

zum Beispiel rund 400.000 Ingenieure jedes<br />

Jahr die chinesischen Universitäten verlassen.<br />

Leider entspricht deren Wissensstand<br />

nicht immer der gesuchten Qualifikation<br />

oder dem internationalen Ausbildungsstandard.<br />

Deshalb investiert etwa die Deutsche<br />

Bank viel Zeit in die Fort- und Weiterbildung<br />

der eigenen Mitarbeiter in der Region.<br />

Der Fachkräftemangel führt auch dazu,<br />

dass bei guten Mitarbeitern in Indien, China<br />

und <strong>Deutschland</strong> kaum noch Gehaltsunterschiede<br />

bestehen. In nicht wenigen Fällen<br />

müssen wir in Asien mehr zahlen als beispielsweise<br />

in Frankfurt, um dieselbe Qualität<br />

an Bord zu holen und zu halten.<br />

Für jedes Unternehmen, das in den<br />

asiatischen Raum expandieren will, besteht<br />

demnach eine der größten <strong>Herausforderungen</strong><br />

darin, die gut ausgebildeten Kollegen<br />

für das Unternehmen <strong>vor</strong> Ort zu gewinnen.<br />

Und für jene Mitarbeiter, die dorthin<br />

entsandt werden, sollte ein solcher Schritt<br />

ein Karrieresprungbrett darstellen und keine<br />

Sackgasse. Konsequenterweise gilt es also,<br />

bereits <strong>vor</strong> der Entsendung Rückkehrmodalitäten<br />

zu klären. Nur so können die besten<br />

Kandidaten für den Asieneinsatz gewonnen<br />

werden. Eng daran geknüpft ist wiederum<br />

die Bedeutung, die dem jeweiligen Standort<br />

im Konzerngefüge beigemessen wird.<br />

Gleichzeitig sollte auch rechtzeitig darüber<br />

nachgedacht werden, wie lokale Mitarbeiter<br />

konzernweit eingesetzt werden können, um<br />

auch ihnen attraktive Perspektiven anbieten<br />

zu können.<br />

Nicht zuletzt – und das ist mein fünfter<br />

Punkt – hängt der Erfolg einer Unterneh -<br />

mens expansion in Asien auch von der Stärke<br />

der Heimatbasis ab. Langfristige Engagements<br />

in andere Regionen lassen sich eben<br />

nur durchhalten, wenn das Unternehmen auf<br />

eine stabile Ertragslage und belastbare Kundenbeziehungen<br />

in seinen angestammten<br />

Märkten verweisen kann. Wer glaubt, seine<br />

Probleme auf dem Heimatmarkt in Asien lösen<br />

und bereits in kurzer Zeit über gute Ergebnisse<br />

berichten zu können, sollte dieses<br />

Abenteuer besser nicht unternehmen.<br />

Meine Damen und Herren, lassen Sie<br />

mich zu folgendem Schluss kommen.<br />

Asien bietet enorme Chancen für international<br />

expandierende Unternehmen.<br />

Entscheidend kommt es aber darauf an,<br />

- nicht nur deutsche Kunden ins Ausland zu<br />

begleiten, sondern genauso den Zugang<br />

zu lokalen Kunden zu suchen;<br />

- die regionalen Marktgegebenheiten und<br />

Rahmenbedingungen zu kennen und ernst<br />

zu nehmen;<br />

Der Erfolg einer<br />

Unterneh mensexpansion<br />

in Asien<br />

hängt nicht zuletzt<br />

von der Stärke der<br />

Heimatbasis ab.<br />

Bankenverband<br />

28 29


Wie können wir uns gegenüber Asien behaupten?<br />

- dem Auslandsengagement eine hohe Priorität<br />

beizumessen und dies auch innerhalb<br />

des Unternehmens immer wieder zu<br />

bekräftigen;<br />

- dabei einen langen Atem zu besitzen, der<br />

sich auf eine starke Basis im Heimatmarkt<br />

stützt und – last but not least –<br />

- die besten Talente <strong>vor</strong> Ort frühzeitig und<br />

langfristig an sich zu binden sowie im Heimatmarkt<br />

nach geeigneten Kandidaten für<br />

eine Entsendung zu suchen und ihnen im<br />

Anschluss daran eine attraktive Perspektive<br />

zu bieten.<br />

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.


Bankenverband 30 31


Diskussion<br />

Leitung: Dr. Hans D. Barbier<br />

Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung, Bonn<br />

Dr. Hans D. Barbier: Meine Damen und Herren! Wie stehen wir im internationalen<br />

Wettbewerb da, nachdem offenbar bedeutende, fleißige und wendige Wettbewerber das<br />

Feld neben S uns bestellen möchten? Man kann ja nicht ohne Weiteres davon ausgehen, dass<br />

das Feld oll weiterhin ein Deutscher uns gehört. ein Deutscher sein? Aber gewiss. Etwas anderes kann er ja nicht sein.<br />

Als Deutscher In fast allen ist bisherigen geboren Ausführungen worden, er spricht tauchte Deutsch, die Feststellung mit muttersprachlicher auf, dass uns Mühelosigkeitderungen<br />

Als etwas zwar geboren vielleicht zu keine werden, Angst so machen könnten müssen wir sagen, – sie das müssen sei kein uns Verdienst, sogar mit sondern einiger<br />

die Verän-<br />

eine Sicherheit Gegebenheit, keine Angst ein machen Geschenk –, oder dass es eine aber Plage, falsch wir wäre, können zu glauben, uns darüber dass der freuen europäische oder betrübt<br />

Standard deshalb noch sein; immer es der kann anerkannte eine Quelle Standard vieler guter der Welt oder ist. schlechter Das muss Gefühle man erst sein, einmal ebenso abwarten.<br />

es uns auch mit unserer Familie ergeht. Dass wir uns in einem Laden, in dem Tanten und<br />

wie<br />

Onkel Interessant angeboten fand werden, ich die ausgerechnet Bemerkung für von sie Herrn entschieden Heraeus, hätten, dass aus ist seiner keineswegs Anschauung sicher,<br />

aber heraus wenn in China sie uns das nun Kind schon eine einmal große Bedeutung zuteil geworden hat. Herr sind, Heraeus dann bleibt hat erklärt: uns nicht Das anderes Kind ist<br />

übrig, die Zukunft als sie des zu Landes, lieben, anlässlich und zwar nicht ihrer nur Beerdigung für sich selbst traurig – zu das sein ist unvermeidlich und von ihnen –, amüsante sondern<br />

oder auch wehmütige für die Zukunft Geschichten der Eltern. zu erzählen.<br />

Ich Es ist schreibe etwa 30 diesen Jahre Text her, am dass 21. es November. in China kostenlos Gestern, einen am 20. Fernsehapparat November, habe gab, ich wenn eine<br />

lange man eine Autofahrt Abtreibung nach Berettyóújfalu nachweisen konnte. unternommen, Diese Fernsehgeräte das 220 Kilometer standen von damals Budapest auch entfernt in Gegenden,<br />

in meiner denen Begleitung sie mit absoluter befanden Gewissheit sich meine nicht Frau und zu betreiben ein mir befreundeter waren, weil Kameramann,<br />

dort gar kein<br />

liegt,<br />

der Strom bewaffnet verfügbar mit war. seiner Trotzdem Videokamera bestand eine intensiv ausgesprochen einige Objekte lebhafte studierte, Nachfrage die ich nach in meiner diesen<br />

Kindheit Fernsehgeräten. des Öfteren Dies betrachtet ist ein Indiz haben da für, mochte: dass China eine sicher Brücke kein und Land eine ist, Turmuhr, das die Rationalität<br />

eine Kirche<br />

und eine die Stringenz Synagoge auf und Dauer selbstverständlich gepachtet hat. unser China ehemaliges ist ein Land, Haus, das das genauso die ungarischen auf der Suche Behörden<br />

ist wie alle meinem anderen Vater Länder erst gemäß auch. Berliner und schließlich gemäß Moskauer Instruktionen<br />

weggenommen Der Anteil der haben. Europäer oder der Deutschen am Welt-Bruttosozialprodukt ist keine Konstante.<br />

Als Der sich Handel meine wird Frau neue im Dorf Bilder allein des Tauschens, umgesehen des hatte, Investierens, konnte sie des daran Verdienens absolut bieten. nichts<br />

Schönes Es ist die entdecken; Frage, ob man für mich durch dagegen Beweglichkeit repräsentiert auf dem dieser Markt Ort in natürlichste der Lage ist, Raumordnung.<br />

ohne eigene<br />

Gelegentlich, Standards außerhalb in Abhängigkeit der Ökonomie von Lust aufzugeben, und Licht, durch empfinde eine Anpassung ich es sogar in den als schön. Wettbewerbsbeziehungen<br />

daherkommenden seine Position zu Diphtonge behalten des oder Dialekts, sogar zu der verbessern. im Komitat Bihar, der Provinz mei-<br />

Die gemächlicner<br />

Kindheit, Wenn die gesprochen Weltwirtschaft wird, wächst, dringen verändern als Wohllaute sich die an mein Strukturen. Ohr. Wir können nicht einfach<br />

sagen: Unsere Soll Rodelbahn doch das mag Welt-Bruttosozialprodukt zwei Meter hoch gelegen mithilfe haben, der sie Chinesen ging von wachsen, der höchsten unser<br />

Bodenerhebung Anteil daran und in unser der Gegend Pro-Kopf-<strong>Ein</strong>kommen dieses Flachlands werden aus. ebenfalls Als ich <strong>vor</strong> in etwa diesem zwanzig Ausmaß Jahren wachsen. meinem<br />

Das ist ältesten eben nicht Sohn so. Miklós Es geht diese darum, Anhöhe sich zeigte, eine Vorstellung streichelte er davon mich zu und machen, sagte: welche "Du Ärmster!" <strong>neuen</strong><br />

Darüber Wettbewerbsimpulse musste ich lächeln. prägend Denn sein ich werden empfand und ob mich man damals wirtschaftlich nicht im bewaffnet Geringsten und als innerlich<br />

gewappnet ich auf der ist, kleinen sich dem Bahn Wettbewerb in einer Reihe zu stellen. zwischen den anderen hinuntersauste und<br />

arm,<br />

wenn<br />

meinen Dr. Schlitten h. c. Martin wieder Kohlhaussen: aufwärtszog, Das, um was erneut Herr hinunterzupreschen.meinem Dr. Heraeus zum Thema „<strong>asiatisches</strong> ältesten Sohn <strong>Jahrhundert</strong>“<br />

diese und Anhöhe auch zu zeigte, der Parallele streichelte zu Japan er mich <strong>vor</strong>getragen und sagte: hat, "Du unterschreibe Ärmster!" Darüber ich in musste vollem<br />

Miklós<br />

ich Umfang. lächeln. Ich Denn habe ich in den empfand siebziger mich Jahren damals selbst nicht vier im Geringsten Jahre Japan als arm, gelebt. wenn Wenn ich auf wir der akzeptieren,<br />

Bahn dass in es einer sich Reihe um ein zwischen <strong>asiatisches</strong> den anderen <strong>Jahrhundert</strong> hinun handelt, in das wir bereits mit allen<br />

kleinen<br />

Konsequenzen eingetreten sind, ist die Frage zu stellen: Beschränkt sich das in unserem<br />

Bankenverband 32 33


Diskussion<br />

Wir müssen uns<br />

fragen, ob wir mit<br />

der Art unserer<br />

Entwicklungshilfe gut<br />

aufgestellt sind.<br />

Blickwinkel auf Asien? Was macht China<br />

denn woanders? Mein Stichwort lautet: China<br />

in Afrika. <strong>Deutschland</strong> und Europa treten<br />

in Afrika nur unter dem Charity-Aspekt und<br />

unter dem Aspekt der Entwicklungshilfe an.<br />

Wir wissen, dass da sehr viel schiefgegangen<br />

ist. Das wird auch von den Afrikanern,<br />

im Wesentlichen von den Subsahara-Afrikanern<br />

so gesehen.<br />

China ist unglaublich aktiv. Aus Europa<br />

und aus <strong>Deutschland</strong> gibt es kaum Aktivitäten<br />

in Afrika. China kauft Konzessionen<br />

für fünf und zehn Jahre, und zwar weit über<br />

den eigenen Bedarf hinaus. Das heißt, China<br />

zielt mit seiner wirtschaftlich-strategischen<br />

Entwicklung auch in andere Länder. Was fällt<br />

uns denn dazu ein?<br />

Jürgen Fitschen: Was Herr Dr. Kohlhaussen<br />

gesagt hat, ist absolut richtig. Es<br />

ist kein Zufall, was da geschieht. Die Sorge,<br />

dass man nicht genügend Ressourcen bekommt,<br />

treibt die Chinesen um, aber nicht<br />

nur sie, sondern auch die Inder. <strong>Ein</strong>e der<br />

spannendsten Fragen der Zukunft wird sein:<br />

Wie wird Indien auf das Vorgehen Chinas<br />

reagieren? Dort ist die Gefahr, dass man<br />

nicht genügend Ressourcen bekommt, viel<br />

größer.<br />

Wenn Sie in die entlegensten Winkel<br />

der Welt kommen, wenn Sie nach Turkmenistan<br />

kommen, wenn Sie in den Iran kommen<br />

– Sie finden immer die gleichen Besuchergruppen<br />

<strong>vor</strong>, nämlich die aus Indien und<br />

aus China. Es geht immer um dieselben Rohmaterialien,<br />

die nachgefragt werden.<br />

Wir müssen uns fragen, ob wir mit der<br />

Art unserer Entwicklungshilfe gut aufgestellt<br />

sind. Ich behaupte: nein. Ich finde, unsere<br />

Entwicklungshilfe ist ein Fass ohne Boden,<br />

mit einem Return, der – wenn wir ihn denn<br />

berechnen würden – für die Steuerzahler katastrophal<br />

ist.<br />

Wir sollten das aufgeben und intensiver<br />

darüber nachdenken, wie wir, wenn<br />

überhaupt, Kapital nach Afrika geben. Unser<br />

größter Mangel ist, dass wir unsere Märkte<br />

nicht geöffnet haben, was uns überall<br />

zu Recht <strong>vor</strong>gehalten wird. In China ist das<br />

bisher noch kein Problem. Wir dürfen nicht<br />

vergessen, dass in Afrika über 5.000 chinesische<br />

Ingenieure tätig sind. Man tut etwas,<br />

man wird sichtbar, man baut Straßen, man<br />

stellt diejenige Infrastruktur her, die wir<br />

finanzieren wollten, die wir aber nie gesehen<br />

haben. Das wird von der Bevölkerung positiv<br />

aufgenommen.<br />

Allerdings gibt es in allen diesen Ländern<br />

inzwischen eine Resistenz gegen diesen<br />

geballten Auftritt aus China. Man will<br />

auf keinen Fall abhängig sein. Man schätzt<br />

es aber, dass man eine Alternative zu den<br />

Europäern und zu den Russen hat.<br />

Für mich lautet die spannendste Frage:<br />

Welche Reaktionen wird Indien zeigen? Indien<br />

hat bisher nicht ein solches staatliches<br />

Vorgehen geplant. Dort fragt man sich langsam:<br />

Werden wir von den Quellen abgeschnitten,<br />

die sich China langfristig sichert?<br />

Dr. Jürgen Heraeus: Es geht ja nicht nur<br />

um Afrika, sondern auch um ganz Südamerika.<br />

Es ist zu überlegen, ob unsere Definition<br />

der „guten“ und der „bösen“ Staaten – mit


den „guten“ Staaten treibt man Handel, mit<br />

den „bösen“ Staaten unterhält man wegen<br />

der Missachtung von Menschenrechten, wegen<br />

mangelnder demokratischer Systeme,<br />

wegen Korruption besser keine Beziehungen<br />

– noch taugt. Die „bösen“ Staaten sind die<br />

rohstoffstarken Länder. Wenn wir den Amerikanern<br />

folgen und mit einigen dieser Länder<br />

wegen der Menschenrechte usw. keinen<br />

Handel mehr treiben, dann werden die Chinesen,<br />

die eine andere <strong>Ein</strong>stellung haben,<br />

und die Inder in zehn Jahren die Hand auf<br />

den Rohstoffen haben. Dann sehen wir<br />

schlechter aus.<br />

Prof. Dr. Jürgen Strube: Die Frage, ob<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>vor</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Herausforderungen</strong><br />

steht, ist aus meiner Sicht eine sehr verkürzte<br />

Fragestellung. <strong>Deutschland</strong> ist Bestandteil<br />

der Europäischen Union. Wir haben einen<br />

vollendeten Binnenmarkt. Wir haben mit<br />

dem Euro eine ganz andere Konstellation.<br />

Zumindest für die Industrie ist Europa ganz<br />

eindeutig der Heimatmarkt.<br />

Ich glaube, der Unterschied zwischen<br />

der Finanzwelt, die ja sehr viel stärker reguliert<br />

und damit sehr viel stärker auf die nationalen<br />

Märkte eingegrenzt ist, jedenfalls in<br />

großem Umfang, und der Industrie ist ganz<br />

auffällig. Ich meine damit nicht nur die Großindustrie,<br />

sondern auch die Mittelständler,<br />

die familiengeführten Unternehmen. Für diese<br />

ist Europa der Heimatmarkt.<br />

Wenn man das als Basis nimmt, existiert<br />

ein ganz anderer Vergleichsmaßstab für das<br />

„asiatische <strong>Jahrhundert</strong>“. Wäre es von daher<br />

nicht klüger, zu fragen: Wie treten wir als<br />

Europa in der Welt und in Asien auf?<br />

Nach meinen Erfahrungen in Asien respektiert<br />

man dort <strong>vor</strong> allem starke Partner.<br />

Das bedeutet, dass man möglichst nur mit<br />

einer Stimme spricht und dass man sich sehr<br />

wohl überlegen sollte, ob die Europäische<br />

Union und der französische Präsident zur<br />

selben Zeit in China auftreten sollten und<br />

welches die Auswirkungen eines solchen<br />

nicht klug aufeinander abgestimmten Vorgehens<br />

sind.<br />

Dr. Hans D. Barbier: Sind Sie sich, Herr<br />

Dr. Strube, denn gewiss, dass die <strong>Ein</strong>igkeit<br />

in der Europäischen Union so ist, dass wir<br />

an Gewicht gewinnen, wenn wir strikt Wert<br />

darauf legen, immer als Mitglied der Europäischen<br />

Union aufzutreten? Oder sehen<br />

Sie nicht mit mir Unterschiede, die so gravierend<br />

sind, dass es vielleicht auch unter<br />

Wettbewerbsgesichtspunkten interessant<br />

ist, die eigene Identität, das eigene Politikbündel<br />

und den eigenen Auftritt neben dem<br />

<strong>Ein</strong>gebettetsein in der Europäischen Union<br />

zu vertreten?<br />

Prof. Dr. Jürgen Strube: <strong>Ein</strong>heit in der<br />

Vielfalt ist die Stärke Europas. „<strong>Ein</strong>heit in<br />

der Vielfalt“ bedeutet, dass wir sowohl die<br />

Vielfalt als auch die <strong>Ein</strong>heit gleichermaßen<br />

her<strong>vor</strong>heben müssen.<br />

Ich nehme als Beispiel den Begriff „Exportweltmeister“.<br />

Das ist aus meiner Sicht<br />

ein schönes Beispiel der Selbsttäuschung.<br />

Alle Binnenlieferungen in der Europäischen<br />

Union sind in diesem Begriff enthalten. Möge<br />

mir bitte jemand erklären, was im vollendeten<br />

Binnenmarkt und im Euroraum<br />

Der Begriff „Exportwelt<br />

meister“ ist ein<br />

schönes Beispiel der<br />

Selbsttäuschung.<br />

Bankenverband<br />

34 35


Diskussion<br />

Je länger ich mich mit<br />

China beschäftige,<br />

desto weniger verstehe<br />

ich dieses Land.<br />

der Unterschied zwischen Lieferungen in<br />

<strong>Deutschland</strong> und Lieferungen aus <strong>Deutschland</strong><br />

nach Frankreich ist.<br />

Bernd Ziesemer: Die Bemerkungen von<br />

Herrn Dr. Spengler sollten nicht nur als interessante<br />

philologische Anmerkungen abgetan<br />

werden, die wir alle mit Schmunzeln und<br />

Interesse aufgenommen haben. Wir sollten<br />

uns vielmehr fragen: Sollten seine Ausführungen<br />

nicht auch bestimmte Konsequenzen<br />

für die wirtschaftliche und die politische Diskussion<br />

in <strong>Deutschland</strong> haben?<br />

Je länger ich mich mit China beschäftige,<br />

desto weniger verstehe ich dieses Land.<br />

Das gilt erst recht für Asien. Ich bin 1980 das<br />

erste Mal nach China gereist. Ich war ein<br />

paar Mal für längere Zeit an chinesischen<br />

Universitäten. Ich habe nicht den <strong>Ein</strong>druck,<br />

dass ich China kenne. Ich habe aber den<br />

<strong>Ein</strong>druck, dass sowohl deutsche Politiker als<br />

auch deutsche Wirtschaftsleute dazu neigen,<br />

der Welt das ganze China erklären zu<br />

wollen. Das halte ich für sehr zweifelhaft.<br />

Um nur ein Beispiel zu nennen, das<br />

Sie, Herr Barbier, eben bereits angesprochen<br />

haben, für meine Begriffe allerdings etwas<br />

zu feinfühlig: Man kann beispielsweise nicht<br />

über Chinas <strong>Ein</strong>-Kind-Politik reden, ohne auch<br />

darüber zu sprechen, dass in diesem Land in<br />

einer für uns un<strong>vor</strong>stellbaren brutalen Weise<br />

Frauen zu Zwangs abtreibungen gezwungen<br />

werden, manchmal auch noch im sechsten,<br />

siebten oder achten Monat. Das sind keine <strong>Ein</strong>zel<strong>vor</strong>kommnisse,<br />

sondern, wie wir beispielsweise<br />

aus Anhörungen im amerikanischen<br />

Kongress wissen, breitflächig angelegte Aktionen,<br />

insbesondere auf den Dörfern.<br />

Man kann zwanzigmal in Schanghai<br />

oder in Peking gewesen sein, ohne dass<br />

man davon erfährt – man wird es auch niemals<br />

zu sehen bekommen –, dass es in China<br />

ein riesiges Zwangsarbeitersystem, das so<br />

genannte Laogai-Archipel, gibt.<br />

In fast jedem Buch und in fast jeder Rede<br />

taucht Konfuzius auf. Es wird so getan,<br />

als repräsentiere Konfuzius die gesamte<br />

chinesische Geistestradition. In Wahrheit<br />

gibt es in der chinesischen Geistestradition<br />

viele Beispiele für Dissidenz, ja für Anarchismus.<br />

Es gab nicht nur Konfuzius, sondern es<br />

gab auch Laotse und viele andere. Ich habe<br />

das Gefühl: Wir nehmen nur einen Teil<br />

der Realität zur Kenntnis. Das führt dazu,<br />

dass jede Community ihre einseitige Sichtweise<br />

pflegt. Die Wirtschaft sagt: Lasst uns<br />

denen nicht unsere Standards aufzwingen!<br />

Die Menschenrechtsaktivisten rufen: Menschenrechte,<br />

Menschenrechte! Sie können<br />

gar nicht erklären, wieso sich dieses Land<br />

wirtschaftlich so toll entwickelt. Sie haben<br />

sozusagen die andere einseitige Sicht.<br />

Positiv finde ich, dass unter Frau Merkel<br />

versucht worden ist – ob es gut gemacht ist,<br />

darüber kann man sich streiten –, die verschiedenen<br />

Realitäten etwas mehr ins Auge<br />

zu nehmen. Ich finde, wir machten einen<br />

Fehler, wenn wir die andere Seite Chinas –<br />

die Chinesen haben selbst den Begriff des<br />

„Ugly Chinaman“ geprägt – nicht auch zur<br />

Kenntnis nähmen.<br />

Prof. Dr. Hermann Simon: <strong>Ein</strong>e kurze<br />

Anmerkung zu den Ausführungen von Herrn


Strube. Herr Strube, es ist eine gute Idee,<br />

die Exportstatistik auf Europa umzustellen.<br />

Dann bleiben wir für die nächsten zehn Jahre<br />

Exportweltmeister.<br />

Ich möchte etwas mehr Optimismus in<br />

die Debatte bringen. Ich bin überzeugt, dass<br />

die deutschen Unternehmen sehr wettbewerbsstark<br />

sind und ihre Wettbewerbsstärke<br />

noch verbessert haben. Die Hauptprofiteure<br />

der Globalisierung sind China und<br />

<strong>Deutschland</strong>; China bei Konsumgütern und<br />

<strong>Deutschland</strong> bei Ausrüstungsgütern. Wir sagen:<br />

China wird die Fabrik der Welt. Aber<br />

keiner fragt: Wer baut die Fabrik der Welt?<br />

Die bauen wir.<br />

Ich möchte Herrn Fitschen bezüglich<br />

der Standards widersprechen. Wir setzen<br />

in unglaublichem Maße die Standards und<br />

sollten das auch weiter aktiv betreiben. Ich<br />

darf drei neutrale Belege anführen. Bei der<br />

Asien-Pazifik-Konferenz in Seoul war auch<br />

Herr Dr. Raschke, der Chef des Deutschen<br />

Instituts für Normung, anwesend. Er erklärte:<br />

Man kann sich gar nicht <strong>vor</strong>stellen, wie<br />

viele Ausländer zum DIN kommen, um die<br />

Normung von uns zu übernehmen. Zweiter<br />

Beleg: Die Hidden Champions sagen mir<br />

massenweise, dass sie die Standards in ihren<br />

Märkten für die ganze Welt setzen. Dritter<br />

Beleg: Die deutschen Unternehmen, die sich<br />

mit Standards befassen – TÜV, Germanischer<br />

Lloyd etc. –, beschäftigen mittlerweile Tausende<br />

von Leuten in Japan, in China, in ganz<br />

Asien und machen Milliardenumsätze.<br />

Das Thema Standards ist ein Indikator<br />

für unsere Wettbewerbsstärke. Das sollten<br />

wir weiter aktiv <strong>vor</strong>antreiben. Wer die Standards<br />

setzt, hat einen großen Vorteil im<br />

Wettbewerb.<br />

Hendrik Borggreve: Vorhin wurde angemerkt,<br />

dass die Chinesen sehr intensiv in<br />

Afrika und anderen Ländern investieren und<br />

langfristige Verträge abschließen. Soweit<br />

ich weiß, ist aus unserer bundesrepublikanischen<br />

Sicht China nach wie <strong>vor</strong> ein Entwicklungsland.<br />

Mit anderen Worten: China<br />

bekommt alle möglichen Hilfen, unter anderem<br />

von der Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ).<br />

Andererseits ist uns allen klar, dass<br />

China derzeit über etwa 1.400 Mrd $ an<br />

Währungsreserven verfügt. Ist das nicht ein<br />

Thema, dessen wir uns annehmen sollten?<br />

Vielleicht beschämt es ja sogar die Chinesen,<br />

Entwicklungshilfe von uns annehmen zu<br />

müssen. Vielleicht möchten sie das eigentlich<br />

gar nicht.<br />

Dr. Tilman Spengler: Das gibt mir die<br />

Gelegenheit, kurz auf die Intervention von<br />

Herrn Ziesemer einzugehen, was unsere<br />

kulturelle Perspektive angeht. Ich wollte in<br />

meinen Ausführungen weiß Gott nicht gesagt<br />

haben, wir sollten übersehen, was dort<br />

an sozialen Schwierigkeiten existiert. Ich habe<br />

nur gesagt: Es ist eine Frage, wie man<br />

es thematisiert. Das kann man gescheit und<br />

weniger gescheit machen. Für beides haben<br />

wir in letzter Zeit einige Beispiele erlebt.<br />

Wenn wir darüber reden, was in China<br />

in den Arbeitslagern geschieht, was dort<br />

mit der Umwelt geschieht, was mit der <strong>Ein</strong>-<br />

Kind-Politik geschieht, sprechen wir deshalb<br />

Die Hauptprofiteure<br />

der Globalisierung sind<br />

China und <strong>Deutschland</strong>.<br />

Bankenverband<br />

36 37


Diskussion<br />

Die kulturelle Identität<br />

kann sich nicht<br />

darauf beschränken,<br />

Wachstumszahlen zu<br />

produzieren.<br />

darüber, weil wir uns über das Humanum<br />

hinausgehend – so wichtig es ist – Sorgen<br />

machen, wie es um die Stabilität des Landes<br />

bestellt ist. Natürlich ist die Stabilität des<br />

Landes nicht allein davon abhängig, wie<br />

stark und wie effizient das Amt für öffentliche<br />

Sicherheit arbeitet, also der Geheimdienst<br />

oder die Polizei. Es ist in der Tat eine<br />

Frage des sozialen Zusammenhalts.<br />

Herr Heraeus hat kurz über den Konfuzianismus<br />

gesprochen. Der Konfuzianismus ist<br />

in den letzten zwei oder drei Jahren zu einer<br />

Art ideologischem Exportschlager geworden.<br />

An ihn glaubt aber außer einigen hier bei uns<br />

und im Politbüro der Kommunistischen Partei<br />

Chinas niemand. Der Konfuzianismus ist<br />

schlichtweg nicht kompatibel mit den Modernisierungsbestrebungen<br />

des Landes. Dafür<br />

gibt es verschiedene Gründe. Die Familie ist<br />

eines der Probleme. Der Konfuzianismus verlangt<br />

nach vielen Kindern. Das ist ein strikter<br />

Gegensatz zur <strong>Ein</strong>-Kind-Politik.<br />

Es ist mir wichtig, die Aufmerksamkeit<br />

hierauf zu lenken, weil es für etwas anderes<br />

steht, was man vielleicht nicht ernst genug<br />

nehmen kann. Ich meine den Verlust einer<br />

kulturellen Identität. Das betrifft die Volksrepublik<br />

China seit 30, 40 Jahren. Es ist relativ<br />

klar einzusehen, warum das so ist. Sie müssen<br />

sich <strong>vor</strong>stellen, welche ideologischen<br />

Umbrüche in diesem Land nach 1949 passiert<br />

sind. Es gab ein teilweise stalinistisches Modell,<br />

dann ein Reformmodell, ein Modell, das<br />

bürgerliche Freiheiten wieder einsetzt, dann<br />

folgte die Kulturrevolution. Plötzlich erfolgte<br />

der Sturz in den Radikalkapitalismus.<br />

Sie können sich <strong>vor</strong>stellen, dass – was<br />

die kulturelle Identität angeht – kein Stein<br />

auf dem anderen geblieben ist. Das ist ein<br />

relativ großes Problem, das sich in Zukunft<br />

wahrscheinlich noch verschärfen wird. Die<br />

kulturelle Identität kann sich nicht darauf beschränken,<br />

immer höhere Wachstumszahlen<br />

zu produzieren. Wer öfter nach China reist,<br />

sieht, mit welcher Beliebigkeit man in der<br />

Architektur konfrontiert wird. Die Architektur<br />

ist ein Schaubild der Seele des Volkes.<br />

Es ist eine hübsch polemisch formulierte<br />

Frage, ob wir das Geld der Entwicklungshilfe<br />

und die Hilfe der GTZ in China<br />

brauchen. Das unsinnige Staudammprojekt<br />

hat durch eine Hermesbürgschaft den deutschen<br />

Segen bekommen. Wir schicken auch<br />

noch Mitarbeiter der GTZ dorthin, damit sie<br />

beim Umsiedeln der Landbevölkerung mithelfen.<br />

Das sollten wir beides sein lassen.<br />

Gleichzeitig sollte man darauf hinweisen:<br />

Beschämt wird dadurch niemand. Und<br />

wenn es dem Ansehen der Bundesrepublik<br />

<strong>Deutschland</strong> dient, dann ist das ein so kleiner<br />

Betrag, der dort verpulvert wird, dass wir<br />

das aushalten.<br />

Reinhard Bütikofer: Auch ich möchte<br />

auf die Entwicklungszusammenarbeit zurückkommen.<br />

Hier geht es um eine im politischen<br />

Raum immer wieder aufflackernde<br />

Debatte. Man wird China nicht gerecht,<br />

wenn man nicht zur Kenntnis nimmt, dass<br />

der größte Teil des Landes immer noch ein<br />

Entwicklungsgebiet ist. Zugleich ist China<br />

aber auch ein hochmodernes Land. Dieser<br />

Widerspruch prägt die ganze Entwicklung.


Aus deutscher Sicht klingt es jedenfalls<br />

für mich hochmütig, wenn man von<br />

Entwicklungshilfe spricht. Ich glaube, dass<br />

die Entwicklungszusammenarbeit, die stattfindet,<br />

uns mindestens so viel hilft wie den<br />

Chinesen; denn der Löwenanteil liegt, empirisch<br />

nachweisbar, im Bereich des Umweltschutzes.<br />

Herr Professor Simon hat auf die Bedeutung<br />

der Standardsetzung hingewiesen.<br />

Die Standardsetzung beginnt schon bei<br />

der Problemdefinition. Wenn man bei der<br />

Problemwahrnehmung und der Problemdefinition<br />

kooperiert, dann kann das nicht<br />

zum eigenen Schaden sein. Deshalb glaube<br />

ich, dass es eine Verletzung deutscher Interessen<br />

wäre, wenn man unter parochialen<br />

Gesichtspunkten diese Entwicklungszusammenarbeit<br />

einstellen wollte.<br />

Jürgen Fitschen: Ich möchte kurz auf<br />

die Ausführungen von Herrn Simon eingehen.<br />

Ich möchte nicht missverstanden werden.<br />

Die Standards, die wir haben, sind in aller<br />

Regel die besten. Ich bin sehr dafür, dass<br />

wir sie weitgehend anwenden. Ich wollte<br />

zum Ausdruck bringen: Wir können sie nicht<br />

mehr aufoktroyieren. Das Kräfteverhältnis<br />

ist heute ein anderes. Wir müssen <strong>vor</strong>sichtig<br />

sein, wenn wir vom Level Playing Field<br />

sprechen. Dabei handelt es sich nicht nur<br />

um eine formale Angelegenheit. Wenn wir<br />

Umweltstandards zu früh und zu heftig einführen,<br />

bedeutet dies das Aus für viele der<br />

Beteiligten in eben diesen Entwicklungsländern,<br />

wie Herr Bütikofer meines Erachtens<br />

zu Recht angedeutet hat.<br />

Ich glaube, wir machen uns nicht immer<br />

ein richtiges Bild davon, wie viele Probleme<br />

in diesen Ländern <strong>vor</strong>handen sind.<br />

Die Mehrheit der Menschen dort hat nicht<br />

teil an den Errungenschaften der Globalisierung.<br />

Das ist das größte Problem in diesen<br />

Ländern. Wenn das Problem nicht gelöst<br />

wird, weil wir zu heftig unsere Standards,<br />

die wir uns leisten können, durchsetzen,<br />

dann geht das schief. Darunter werden wir<br />

zum Schluss alle leiden.<br />

Wir haben die Chance, viele Menschen<br />

mit jenen Dingen vertraut zu machen, die<br />

bei uns gut funktionieren, und nutzen diese<br />

Chance nicht. <strong>Ein</strong> Beispiel: Wir haben in<br />

<strong>Deutschland</strong> 4.000 Studenten aus Indien.<br />

Warum nicht mehr? Weil wir sie zwar in<br />

<strong>Deutschland</strong> studieren, aber danach nicht<br />

hier arbeiten lassen. Was geschieht? Sie<br />

kommen erst gar nicht oder sie gehen von<br />

hier aus in die USA und sind dann dort mit<br />

dem Know-how tätig, das sie bei uns erworben<br />

haben.<br />

Prof. Dr. Martin Seidel: Wenn ich richtig<br />

informiert bin, ist China durch die <strong>Ein</strong>-<br />

Kind-Politik eine alternde Nation, mit der<br />

Konsequenz, dass es – abgesehen von den<br />

sozialpolitischen Problemen – möglicherweise<br />

einen beträchtlichen Arbeitskräftebedarf<br />

geben wird, der unter Umständen<br />

nur durch Immigration befriedigt werden<br />

kann. In Pakistan und Indien sieht die demografische<br />

Entwicklung völlig anders aus. Dort<br />

gibt es bestimmte Generationen mit sehr<br />

kinderreichen Familien. Die Konsequenz ist,<br />

dass der Arbeitsmarkt für die betreffenden<br />

Wir haben in<br />

<strong>Deutschland</strong> 4.000<br />

Studenten aus Indien.<br />

Warum nicht mehr?<br />

Bankenverband<br />

38 39


Diskussion<br />

Im Jahre 2020 werden<br />

in China mehr über<br />

60-Jährige leben als im<br />

Rest der Welt.<br />

Generationen im eigenen Lande nicht<br />

aus reicht, sodass ein entsprechender<br />

Expansions druck entsteht. Kalkuliert man<br />

dies in China bereits mit ein, was die zukünftige<br />

wirtschafts- und gesellschaftspolitische<br />

Entwicklung betrifft?<br />

Dr. Jürgen Heraeus: Es gibt die Prognose,<br />

dass im Jahre 2020 in China mehr über<br />

60-Jährige leben als im Rest der Welt zusammengenommen.<br />

Man sieht das Problem in<br />

China. In den Städten hat man ja auch die<br />

<strong>Ein</strong>-Kind-Politik gelockert. Auf dem Lande<br />

wurde die <strong>Ein</strong>-Kind-Politik nicht so streng<br />

überwacht. Der Zugang zur Intelligenz<br />

kommt mehr aus der städtischen Bevölkerung<br />

als aus der ländlichen Bevölkerung.<br />

Wenn man die strenge Bevölkerungspolitik<br />

aufgibt, erwartet man eine Bevölkerungsexplosion<br />

und Probleme hinsichtlich der Ernährungssituation.<br />

In Japan geht man mit 50, 55 Jahren in<br />

Rente, ist aber andererseits finanziell darauf<br />

angewiesen, bis zum 70. oder 75. Lebensjahr<br />

zu arbeiten. Im so genannten Mittelstand,<br />

in der zuliefernden Kleinindustrie sind alte<br />

Menschen beschäftigt. Wahrscheinlich wird<br />

sich China in dieselbe Richtung entwickeln.<br />

Ich möchte noch kurz zur Entwicklungshilfe<br />

Stellung nehmen. Nicht alles<br />

davon sollte man tatsächlich unter dem<br />

Titel „Entwicklungshilfe“ subsumieren. Beispielsweise<br />

wird das Rechtswesen in China<br />

außerordentlich stark von uns Deutschen<br />

beeinflusst. Dort gibt es kein BGB, sondern<br />

einzelne Bücher. Das Sachenrecht ist mithilfe<br />

deutscher Juristen, bezahlt über den Titel<br />

„Entwicklungshilfe“, gestaltet worden und<br />

ist mit unserem Sachenrecht fast identisch.<br />

Auch die Ausbildung von Richtern erfolgt<br />

mit deutscher Hilfe. Es ist historisch bedingt,<br />

dass es in China einfach nicht genügend<br />

Juristen gibt.<br />

Dass bei der Umsiedlung im Zusammenhang<br />

mit der Errichtung des Staudamms<br />

geholfen wurde, hätte man vielleicht auch<br />

sein lassen können. Aber die anderen Dinge<br />

sind ganz wichtig; dort sollten wir uns nicht<br />

zurückziehen.<br />

Gerhard Wiesheu: Ich habe eine Frage<br />

an Herrn Dr. Spengler, der uns sehr gut<br />

erklärt hat, wie wir die Asiaten sehen, welche<br />

Bilder wir in diesem Zusammenhang im<br />

Kopf haben, die sich über lange Zeit festgesetzt<br />

haben und zum Teil der Realität nicht<br />

entsprechen. Wie sehen uns eigentlich die<br />

Asiaten? Der Zweite Weltkrieg stellte eine<br />

große Zäsur dar. Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

haben die Japaner viel übernommen, modifiziert<br />

und adjustiert: das BGB, das HGB,<br />

die Medizintechnik und vieles andere mehr.<br />

Das hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

sehr stark dadurch verändert, dass unsere<br />

Präsenz zurückgegangen ist und dass uns in<br />

vielen Bereichen die Amerikaner verdrängt<br />

haben.<br />

Verändert sich das Bild der Asiaten von<br />

uns Deutschen? Verändert sich unser Image?<br />

Trägt vielleicht auch der wirtschaftliche Erfolg<br />

dazu bei, dass sich das Bild <strong>Deutschland</strong>s<br />

verändert?<br />

Dr. Tilman Spengler: Auf einer sozusagen<br />

erfolgspsychologischen Ebene finden


Sie historisch alle Vorurteile, welche die<br />

Europäer hinsichtlich der Chinesen hatten,<br />

auch seitens der Chinesen im Hinblick auf<br />

die Europäer. Ich kann Ihnen reihenweise<br />

Schriften zitieren, in denen die Chinesen<br />

die Undurchschaubarkeit, die Faulheit, den<br />

Hochmut und die unendliche Gier der Europäer<br />

erwähnen. Das spiegelt sich etwas<br />

merkwürdig fast eins zu eins.<br />

Natürlich gibt es dieselben Vorurteile<br />

innerhalb des Landes. Deshalb wurde hier<br />

zu Recht darauf hingewiesen, dass wir es<br />

uns relativ leicht machen, wenn wir von<br />

„den Chinesen“ sprechen und dabei nicht<br />

nur 1,3 Milliarden Menschen in vier Silben<br />

pressen, sondern ein ganzes Land mit vielen<br />

Tausend Quadratkilometern Ausdehnung. Es<br />

gibt die Vorurteile eines Pekinger Geschäftsmannes<br />

gegenüber seinem kantonesischen<br />

Kollegen, so wie man diese Vorurteile einem<br />

Hamburger Kaufmann gegenüber seinem<br />

sizilianischen Kollegen unterstellt. Das deckt<br />

sich alles. Man weiß: Denen im Süden ist nie<br />

zu trauen, die im Norden sind langweilig. Das<br />

sind Dinge, die nicht nur bei uns, sondern<br />

auch in Asien eine große Rolle spielen.<br />

<strong>Ein</strong>e positive Rolle spielt für <strong>Deutschland</strong><br />

die Tatsache, dass die generelle Verstrickung<br />

<strong>Deutschland</strong>s in die Kolonialpolitik<br />

eine eher geringe war. In vielen Ländern<br />

Asiens hat man positiv vermerkt: Das Land<br />

war nach 1945 zerstört und hat es innerhalb<br />

von 20, 25 Jahren geschafft, wieder an die<br />

Weltspitze zurückzukehren. Das ist ein Kompliment<br />

mit einer doppelten Schneidseite.<br />

Man hat dasselbe über Hitler gesagt: Das ist<br />

der Mann, der der Welt gezeigt hat, wie man<br />

nach 1919 in relativ kurzer Zeit die Länder<br />

dieser Erde wieder herausfordern kann. Das<br />

Phänomen des Wirtschaftswunders, um diesen<br />

Ausdruck zu gebrauchen, ist neben den<br />

unumstrittenen Leistungen der Fußballnationalmannschaft<br />

tatsächlich jener Faktor, der<br />

entscheidend geworden ist.<br />

Bankenverband 40 41


Herausforderung Weltmarkt:<br />

Was bedeutet dies für <strong>Deutschland</strong> und Europa? *<br />

Philip Stephens<br />

Associate Editor, Financial Times, London<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren!<br />

Ich freue mich sehr, wieder einmal in Berlin zu sein. Seit 1989 war ich schon mehrmals<br />

zu Besuch und bin jedes Mal erstaunt, wie die Stadt ihre Vitalität wiedergewonnen hat. Ich<br />

beneide Berlin um seine Architektur, die neue genauso wie die alte. Während sich Europa<br />

in Richtung Osten aufmacht, entwickelt sich Berlin zu einem <strong>neuen</strong> Gravitationszentrum auf<br />

unserem Kontinent.<br />

Ich freue mich darüber hinaus, dass Sie so guten Mutes sind. Ich habe viele Freunde im<br />

Londoner Bankensektor. Derzeit habe ich den <strong>Ein</strong>druck, dass es dort zwei Gruppen gibt: Die<br />

eine Gruppe ist nervös, und die andere Gruppe ist sehr nervös. Es gibt eine dritte Gruppe,<br />

um ehrlich zu sein, die weniger nervös ist: Das sind diejenigen, die bald in Pension gehen.<br />

Hier bei Ihnen sehe ich sehr viel mehr Zuversicht, und das bewundere ich.<br />

Meine Aufgabe ist es heute, über die <strong>Herausforderungen</strong> – ich möchte hinzufügen:<br />

auch die Chancen – der Globalisierung zu sprechen. Dabei werde ich auf drei wesentliche<br />

Punkte näher eingehen.<br />

Erstens. Wir stehen <strong>vor</strong> den stärksten Umwälzungen in den wirtschaftlichen und geopolitischen<br />

Systemen weltweit seit dem 19. <strong>Jahrhundert</strong>. Dies wird in der Tat eine sehr tiefgehende<br />

Erfahrung sein. Wir können und sollten jedoch nicht die globale Verbreitung von<br />

Wohlstand hinwegwünschen.<br />

Zweitens. Trotz aller Unsicherheiten, die sich in diesem Zusammenhang entwickeln, ist<br />

der Fortschritt durch die Globalisierung den Alternativen des Protektionismus, des Nationalismus<br />

oder des Konflikts eindeutig <strong>vor</strong>zuziehen.<br />

Drittens. Wenn wir die Wirkung gegenseitiger Abhängigkeit richtig verstehen, können<br />

wir den Prozess besser steuern und werden nicht zum Opfer der Globalisierung.<br />

Der Niedergang des Westens gegenüber einem emporsteigenden Asien ist dabei relativer<br />

Art und nicht absolut zu sehen. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum wir angesichts<br />

der Integration der Weltwirtschaft nicht weiter wachsen könnten oder sollten. Die Globalisierung<br />

muss <strong>vor</strong> allem auch als Quelle des zukünftigen Wohlstands verstanden werden.<br />

Um ehrlich zu sein: Es hat mich ein wenig verwundert, dass ich dies <strong>vor</strong> einem deutschen<br />

Publikum erläutern soll. Wie viele von Ihnen verbringe ich viel Zeit im Flugzeug.<br />

<strong>Ein</strong>e der Auswirkungen der Globalisierung ist, dass wir uns in Städten anderer Länder<br />

manchmal schon besser auskennen als im eigenen Land. Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

ich mich in Liverpool oder in Manchester verirre, ist wesentlich größer als in New York<br />

oder Washington. Berlin ist mir inzwischen vertrauter als Birmingham. Was ich bei meinen<br />

Reisen durch europäische, amerikanische und asiatische Städte immer wieder gesehen<br />

* Basis des Textes ist die deutsche Simultanübersetzung des Vortrages.<br />

Bankenverband<br />

42 43


Herausforderung Weltmarkt: Was bedeutet dies für <strong>Deutschland</strong> und Europa?<br />

Die internationale<br />

Wirtschaft ist ein Feld,<br />

wo die Deutschen ihre<br />

Stärken gut ausspielen<br />

können.<br />

habe ist, welch großer Erfolg <strong>Deutschland</strong><br />

aus der Globalisierung erwächst. Deutsche<br />

Unternehmen sind auf den großen Märkten<br />

erfolgreich, ob es nun darum geht, qualitativ<br />

hochwertige Autos, hoch entwickelte Informationstechnologien<br />

oder Bankdienstleistungen<br />

zu verkaufen. Die positive deutsche<br />

Handelsbilanz überrascht mich daher nicht.<br />

In Großbritannien wird die Globalisierung<br />

zwar von den meisten begrüßt. Dennoch<br />

sind wir in diesem Bereich längst nicht<br />

so gut aufgestellt wie Sie in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Darum sind Deutsche Eigentümer von Rolls-<br />

Royce und Bentley, darum sind die Deutsche<br />

Bank und andere deutsche Banken für London<br />

als globales Finanzzentrum so wichtig.<br />

Die internationale Wirtschaft ist ein<br />

Feld, wo die Deutschen ihre Stärken gut ausspielen<br />

können: eine breite technologische<br />

Basis, innovative Produktionsprozesse und<br />

hoch qualifizierte Arbeitnehmer. Ich habe<br />

mir einmal die Anzahl der erteilten Patente<br />

in unterschiedlichen Wirtschaften und Ländern<br />

angeschaut. Die Statistik stammt von<br />

der OECD. Sie besagt, dass 2005 in <strong>Deutschland</strong><br />

21.960 Patente angemeldet worden<br />

sind. Das ist zweieinhalbmal so viel wie die<br />

Anzahl der französischen Patente und fünfmal<br />

so viel wie die Zahl der britischen Patente.<br />

<strong>Deutschland</strong> wurde nur von den USA<br />

und von Japan übertroffen. Zwischen diesen<br />

Ländern gab es aber keine so großen Unterschiede.<br />

China hat in diesem Zeitraum 1.400<br />

Patente angemeldet, Indien 516.<br />

Das ist meiner Meinung nach von großer<br />

Bedeutung, denn wir sehen eine Veränderung<br />

in der Natur der Globalisierung: Bisher<br />

wurde die Globalisierung durch rasche<br />

technologische Veränderungen angetrieben,<br />

durch Zollschranken, die fallen, durch offene<br />

Kapitalmärkte, einfachere Kommunikation<br />

und durch den <strong>Ein</strong>tritt von zwei Milliarden<br />

Asiaten in den internationalen Markt.<br />

Alle diese Dinge sind natürlich nach<br />

wie <strong>vor</strong> wichtig, aber globales Wachstum<br />

und Wohlstand werden zunehmend durch<br />

Innovation angetrieben, nicht nur bei der<br />

Herstellung von <strong>neuen</strong> Produkten und<br />

Dienstleistungen, sondern auch in Prozessen<br />

wie Marketing, Design und generell im<br />

Dienstleistungsbereich.<br />

Unser zukünftiger Wohlstand hängt<br />

von der Produktivität ab, die ihrerseits auf<br />

Innovationen beruht. Die OECD hat in diesem<br />

Bereich sehr viele Studien durchgeführt<br />

und macht auf die globale Dimension der Innovationen<br />

bei der Verlängerung und Fragmentierung<br />

von internationalen Wertschöpfungsketten<br />

für Güter und Dienstleistungen<br />

aufmerksam.<br />

Innovation ist eine treibende Kraft für<br />

globale Integration und ist darüber hinaus<br />

auch von zentraler Bedeutung für die Bereitstellung<br />

von globalen Gütern, die notwendig<br />

sind, um weltweite Probleme wie Klimaveränderungen<br />

oder Epidemien zu bekämpfen.<br />

Ich kann mir nichts Besseres <strong>vor</strong>stellen, als<br />

dass deutsche Technologieunternehmen<br />

und chinesische Energieproduzenten zusammenkommen,<br />

um die saubere Kohletechnologie<br />

zu entwickeln, die notwendig<br />

ist, um Klimaveränderungen zu verhindern


Philip Stephens<br />

oder zumindest abzuschwächen.<br />

Für die künftige Entwicklung sind zwei<br />

Beobachtungen wesentlich: Der schnelle<br />

Rückgang der Kosten für Computer und<br />

Kommunikation hat dazu geführt, dass das<br />

Internet zu der entscheidenden Plattform<br />

für die Bereitstellung von Daten geworden<br />

ist. Daher definiert das Internet die Zukunft<br />

der Globalisierung.<br />

Ferner wird die Prosperität von entwickelten<br />

Wirtschaften in der Hauptsache von<br />

handelbaren Dienstleistungen herrühren.<br />

Der Dienstleistungsbereich macht in den<br />

meisten entwickelten Ländern ungefähr<br />

70 % des Bruttoinlandsprodukts aus. Die<br />

moderne Informations- und Kommunikationstechnologie,<br />

die sich immer mehr ausweitet,<br />

verstärkt dabei die Bedeutung jener<br />

Dienstleistungen, die in einem Land bereitgestellt<br />

und in anderen Ländern online<br />

abgerufen werden können. Das Internet ist<br />

grenzenlos.<br />

Alle diese Trends sind gut für eine produktive,<br />

auf Hochtechnologien basierende<br />

Wirtschaft wie jene in <strong>Deutschland</strong>. Ihr Erfolg<br />

beruht seit 50 Jahren darauf, sich gegenüber<br />

anderen Märkten zu öffnen. Ludwig Erhard,<br />

der Vater des deutschen Wirtschaftswunders,<br />

war ein Pionier der Handelsliberalisierung.<br />

Er war sich bewusst: Auch wenn andere<br />

ihre Märkte nur langsam öffnen, wird<br />

<strong>Deutschland</strong> daraus seinen Nutzen ziehen.<br />

Die Entwicklung hat ihm recht gegeben.<br />

Als sich <strong>vor</strong> zehn Jahren die <strong>Ein</strong>führung<br />

des Euro abzeichnete, haben die meisten<br />

Wirtschaftswissenschaftler gedacht, dass<br />

<strong>Deutschland</strong> einen hohen Preis zahlen würde,<br />

weil seine Wettbewerbsfähigkeit unter<br />

der <strong>neuen</strong> Währung leiden könnte. Nach<br />

strengen wirtschaftlichen Maßstäben lagen<br />

sie mit dieser Meinung sogar richtig. Doch<br />

niemand hat <strong>vor</strong>hergesehen, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Landes auf der Grundlage<br />

einer starken Produktivität seiner Industrie<br />

so schnell verbessert werden könnte.<br />

Es gibt keinen Zweifel, dass das Fortschreiten<br />

der Globalisierung tiefgreifende<br />

Veränderungen her<strong>vor</strong>rufen wird. Wir sehen<br />

nicht nur eine zu<strong>vor</strong> nicht gekannte<br />

Integration der Weltwirtschaft, sondern wir<br />

sehen auch eine Reihe von geopolitischen<br />

und wirtschaftlichen Eruptionen, die größer<br />

sind als das, was wir seit dem Beginn der<br />

Industrialisierung erlebt haben.<br />

Vor weniger als 200 Jahren, nämlich<br />

1820, kam ein Drittel der Weltproduktion<br />

aus China, ungefähr 15 % kamen aus Indien.<br />

Die vier größten europäischen Wirtschaften<br />

hatten zu dieser Zeit einen Anteil von<br />

nur 17 %. Die USA lagen gerade einmal bei<br />

knapp 5 %.<br />

1970, nach 150 Jahren des beständigen<br />

Abschwungs, lag der Anteil Chinas bei 5 %<br />

und der Indiens bei 3 %. Vor dem Hintergrund<br />

der derzeitigen Tendenzen wird der<br />

Anteil der Produktion aus China bis zum<br />

Jahre 2025 auf 25 % steigen, jener von Indien<br />

auf 11 %, während der Anteil der USA –<br />

nach einem Höchstwert von 27 % in den<br />

fünfziger Jahren – auf 18 % sinken wird.<br />

Alle diese Zahlen müssen natürlich<br />

mit Vorsicht genossen werden. Es sind<br />

Die Prosperität wird <strong>vor</strong><br />

allem von handelbaren<br />

Dienstleistungen herrühren.<br />

Bankenverband<br />

44 45


Herausforderung Weltmarkt: Was bedeutet dies für <strong>Deutschland</strong> und Europa?<br />

Die alten Achsen sind<br />

zur Beschreibung der<br />

globalen Landschaft<br />

von heute nicht<br />

mehr geeignet.<br />

extrapolierte Zahlen. Die Weltbank überprüft<br />

diese Angaben gerade noch einmal.<br />

Doch selbst wenn diese Statistiken nicht exakt<br />

erfassen, welche Veränderungen wir in<br />

den nächsten Jahrzehnten zu erwarten haben,<br />

die Grundrichtung stimmt sicherlich.<br />

Manchmal vergleiche ich die Welt, in<br />

der ich aufgewachsen bin, mit jener Welt,<br />

die meine Kinder bald als junge Erwachsene<br />

erleben werden. Diese Welten unterscheiden<br />

sich in jeder Hinsicht. Meine Welt war definiert<br />

durch die Macht der Amerikaner, durch<br />

die Konfrontation mit der Sowjetunion während<br />

der Zeit des Kalten Krieges und durch<br />

eine offensichtlich mühelose Hegemonie<br />

der westlichen Kulturen und Wirtschaften.<br />

Ost-West beschrieb die Konfrontation mit<br />

dem Kommunismus, Nord-Süd beschrieb die<br />

Teilung zwischen dem reichen Norden und<br />

dem armen Süden.<br />

Meine Generation, die Generation der<br />

Babyboomer, ist aufgewachsen in der Erwartung<br />

lebenslanger Jobs, umfassender Wohlstandssysteme<br />

und gesicherter Pensionen<br />

am Ende des Arbeitslebens. Natürlich gab es<br />

auch in dieser Welt Bedrohungen, sogar die<br />

sehr existenzielle Bedrohung durch einen<br />

Nuklearkrieg. Es war aber eine Welt, in der<br />

das Risiko der gegenseitigen Vernichtung<br />

offensichtlich eine gewisse Stabilität zu erzeugen<br />

schien. Die Bezugspunkte dieser<br />

Welt waren Washington, Moskau und ein<br />

geteiltes Berlin.<br />

Schauen wir uns einmal die Welt an, die<br />

meine Kinder erleben werden. Ihre Zukunft<br />

ist determiniert durch die Globalisierung,<br />

durch den Anstieg der Wirtschaftskraft in<br />

Asien, durch neu entwickelte Technologien<br />

und durch kostengünstige Kommunikationsmittel.<br />

Diese Welt kann man nicht erläutern,<br />

ohne auch auf Peking, Neu-Delhi, Schanghai<br />

und Mumbai Bezug zu nehmen.<br />

Die Achsen, die meine Generation bestimmten,<br />

nämlich der kapitalistische Westen<br />

und der kommunistische Osten, der<br />

wohlhabende Norden und der arme Süden,<br />

sind als Kompass zur Beschreibung der<br />

globalen Landschaft von heute nicht mehr<br />

geeignet. In der <strong>neuen</strong> Ordnung sehen wir<br />

Chancen durch den globalen Wohlstand und<br />

durch den wissenschaftlichen Fortschritt.<br />

Wir sehen aber auch Risiken, dass man in eine<br />

Rivalität der Mächte zurückfällt und dass<br />

sich ein globaler Terrorismus ausweitet.<br />

Die Klimaveränderung ist zu einer existenziellen<br />

Bedrohung geworden, so wie damals<br />

der nukleare Krieg. Wie alle Eltern, so<br />

habe auch ich Sorge um die Zukunft meiner<br />

Kinder. Dennoch habe ich den <strong>Ein</strong>druck, dass<br />

es nicht nur neue Unsicherheiten gibt, sondern<br />

auch Chancen, die man sich in meiner<br />

Generation noch nicht <strong>vor</strong>stellen konnte.<br />

Meine Kinder können auch erwarten, dass<br />

sie ein längeres und ein gesünderes Leben<br />

haben werden.<br />

Der Fortschritt durch die Globalisierung<br />

ist natürlich nicht unumkehrbar. Man<br />

muss sich nur einmal <strong>vor</strong>stellen, wie es in<br />

London zu Zeiten König Edwards <strong>vor</strong> dem<br />

Zweiten Weltkrieg aussah, um zu verstehen,<br />

was passieren kann. Damals sagten die Banker:<br />

Es kann keinen Krieg geben, wir haben


Philip Stephens<br />

einfach zu viel Nutzen vom Handel. Aber wir<br />

wissen ja, was passiert ist. Wir müssen verstehen,<br />

was passieren kann, wenn neue und<br />

alte Mächte um Vorteile ringen.<br />

Momentan scheinen sich die Wirtschaftskräfte<br />

der Globalisierung ebenso<br />

zu verstärken wie die dagegen gerichteten<br />

politischen Kräfte. Ich war letzte Woche in<br />

Washington und war erstaunt über die protektionistische<br />

Haltung, die sich dort ausbreitet.<br />

Das Handelsdefizit, die Unsicherheiten<br />

in den Mittelschichten, die politischen und<br />

strategischen Befürchtungen gegenüber<br />

den Aktivitäten von staatlich kontrollierten<br />

Fondsgesellschaften – all dies scheint den<br />

politischen Konsens der neunziger Jahre<br />

aufzubrechen, der damals zugunsten des<br />

offenen Marktes herrschte.<br />

Viele in Washington sehen China als<br />

einen unvermeidbaren Gegner an. Hinter<br />

dieser Sorge steht die verspätete Erkenntnis,<br />

dass die Globalisierung nicht mehr allein in<br />

den Händen der USA liegt. Die Globalisierung<br />

des 21. <strong>Jahrhundert</strong>s hat, so haben wir<br />

gelernt, ein <strong>asiatisches</strong> Gesicht. Ich bin mir<br />

nicht sicher, ob alle Politiker dies wirklich<br />

verstanden haben. Aber ich bin sehr sicher,<br />

dass sie es zumindest noch nicht ausreichend<br />

ihrer jeweiligen Bevölkerung vermittelt<br />

haben.<br />

Der Anpassungsdruck ist natürlich nicht<br />

auf die Vereinigten Staaten beschränkt. Immer<br />

wenn ich in Frankreich bin, freue ich<br />

mich über den Charme, die Eleganz und die<br />

Lebensqualität dort. Dennoch sehe ich auch<br />

die Befürchtungen, die die politischen Vertreter<br />

Frankreichs dazu verleiten, Protektionismus<br />

in das Gewand eines so genannten<br />

wirtschaftlichen Patriotismus zu hüllen.<br />

Ich meine nicht, dass die Globalisierung<br />

ohne Probleme, ohne Umbrüche daherkommt.<br />

Kurzfristig werden Ungleichheiten<br />

vertieft werden, und unsere sozialen<br />

Systeme werden <strong>vor</strong> Schwierigkeiten gestellt<br />

sein. Aber – damit bin ich bei meinem zweiten<br />

Punkt – die Kosten einer Flucht in den<br />

Protektionismus wären wesentlich größer.<br />

Man kann die Globalisierung nicht<br />

sanft abfedern, indem man hier und dort<br />

ein Hindernis errichtet und dann glaubt,<br />

man könnte damit die Kräfte der internationalen<br />

Integration aufhalten. Wettbewerb<br />

und Innovation warten nicht auf uns. Wenn<br />

wir uns ausschließen, wenn wir uns isolieren,<br />

dann werden ganz sicher andere unsere<br />

Position einnehmen.<br />

Wenn die Globalisierung zu einem Stillstand<br />

käme, geschähe dies aufgrund eines<br />

wirtschaftlichen oder geopolitischen Konflikts<br />

oder auf der Basis beider Konfliktarten.<br />

Der Hightech-Produzent aus <strong>Deutschland</strong>,<br />

der seine Schaltkreise in China produzieren<br />

lässt, wäre davon genauso hart betroffen<br />

wie der Verbraucher, der sich an qualitativ<br />

hochwertige und preisgünstige Kleidung<br />

aus Asien gewöhnt hat. <strong>Deutschland</strong> und<br />

Europa werden in einer geschlossenen Welt<br />

keinen Wohlstand erreichen können.<br />

Damit komme ich zu meinem dritten<br />

Punkt. Die Herausforderung besteht darin,<br />

die Globalisierung zu steuern, ihr ein<br />

Gesicht zu geben. Hier müssen wir zwei<br />

Die Globalisierung des<br />

21. <strong>Jahrhundert</strong>s hat ein<br />

<strong>asiatisches</strong> Gesicht.<br />

Bankenverband<br />

46 47


Herausforderung Weltmarkt: Was bedeutet dies für <strong>Deutschland</strong> und Europa?<br />

Wir können nicht<br />

die Früchte der<br />

Globalisierung ernten<br />

und gleichzeitig andere<br />

aus unseren Märkten<br />

ausschließen.<br />

Dimensionen betrachten: eine auf der nationalen<br />

und eine auf der europäischen Ebene.<br />

Die Globalisierung muss nicht der Feind des<br />

sozialen Zusammenhalts sein. EU-Kommissar<br />

Peter Mandelson nennt jene, die meinen,<br />

dass wir unsere Wohlfahrtsstaaten <strong>vor</strong> dem<br />

Hintergrund liberaler Märkte aufgeben<br />

müssten, die „Hyperglobalisierer“. Sie liegen<br />

falsch, denn ein solches Vorgehen würde zu<br />

unakzeptablen Ungleichheiten führen und<br />

zu einem politischen Rückschlag, mit der<br />

Folge jenes Protektionismus, von dem ich<br />

eben sprach.<br />

Dann gibt es auch jene, die sagen,<br />

dass wir neue Handelsbarrieren aufbauen<br />

müssten. Sie liegen genauso falsch. Wir<br />

können nicht erwarten, dass wir die Früchte<br />

der Globalisierung ernten und gleichzeitig<br />

andere aus unseren Märkten ausschließen<br />

können.<br />

Was wir auf nationaler Ebene tun können<br />

und tun müssen ist, unsere Wohlfahrtssysteme<br />

an die <strong>neuen</strong> <strong>Herausforderungen</strong><br />

der Wirtschaft anzupassen. Ich weiß, es ist<br />

ein Klischee, aber unser zukünftiges Wohlergehen<br />

ist unauflöslich mit der Bildung<br />

und Erziehung unserer Kinder verbunden.<br />

Diejenigen, die gegenüber den schnellen<br />

Umbrüchen der Globalisierung am anfälligsten<br />

sind, sind jene mit einer schlechten<br />

Ausbildung.<br />

Unsere Schul- und Universitätssysteme<br />

in Europa dürfen daher keine schlecht ausgebildeten<br />

Jugendlichen ins Leben entlassen.<br />

Das können wir uns einfach nicht leisten.<br />

Wir müssen das Bildungsniveau der<br />

gesamten Bevölkerung anheben, müssen<br />

aber auch an der Spitze bessere Leistungen<br />

erzielen, um genau diejenigen Mathematiker,<br />

Wissenschaftler und Ingenieure her<strong>vor</strong>zubringen,<br />

die wirtschaftliche Innovationen<br />

und Wachstum fördern werden.<br />

<strong>Deutschland</strong> könnte hier besser abschneiden.<br />

Chris Patten, der neue Kanzler der<br />

Universität von Oxford, weist auf Folgendes<br />

hin: Vor einem <strong>Jahrhundert</strong> haben viele der<br />

besten amerikanischen Universitäten nach<br />

<strong>Deutschland</strong> geschaut, um die dortige hochwertige<br />

Universitätsausbildung nach Amerika<br />

zu importieren. Sieht man sich heute die<br />

Liste der global wichtigen Universitäten an,<br />

wird man unter den 50 Spitzenpositionen<br />

keine deutsche Universität mehr finden.<br />

Darüber würde ich mir, wenn ich Deutscher<br />

wäre, ernsthaft Gedanken machen. Ich will<br />

damit nicht prahlen, aber unter den besten<br />

zehn Hochschulen weltweit befinden sich<br />

immerhin vier britische Universitäten.<br />

Auch die statistischen Daten zum Bildungssektor<br />

geben Anlass zur Sorge. So hat<br />

die OECD berechnet, dass in den Vereinigten<br />

Staaten im Hochschulbereich 24.000 US-$<br />

pro Jahr und Student ausgegeben werden.<br />

Dabei handelt es sich um privates und öffentliches<br />

Geld. Die Schweiz gibt 26.000 $<br />

aus, Kanada 20.000 $. <strong>Deutschland</strong> gibt nach<br />

diesen Angaben 11.500 $ aus. Das ist weniger<br />

als die Hälfte dessen, was in den USA<br />

aufgebracht wird. Obwohl es noch immer<br />

dem europäischen Durchschnitt entspricht,<br />

ist das viel zu wenig, um den technologischen<br />

Spitzenplatz <strong>Deutschland</strong>s in der<br />

Welt zu behaupten.<br />

Es gibt noch weitere Dinge, die nationale


Philip Stephens<br />

Regierungen tun können. Sie müssen etwa<br />

die Wohlfahrtssysteme umstrukturieren, die<br />

noch für ein anderes Zeitalter konstruiert<br />

wurden. Diese Systeme sind zumeist passiv<br />

angelegt, denn sie sollen Unterstützung für<br />

Menschen in seltenen Zeiten der Arbeitslosigkeit<br />

gewähren. Heute müssen sie zu<br />

aktiven Systemen umgestaltet werden und<br />

so strukturiert sein, dass sie Arbeits losen<br />

Bildung anbieten können, um sie auf neue<br />

Industrien <strong>vor</strong>zubereiten.<br />

Das hat nichts mit einer Schwächung<br />

des europäischen Sozialmodells zu tun, sondern<br />

mit seiner Stärkung. Flexibilität und<br />

soziale Gerechtigkeit werden oftmals als<br />

Gegensätze angesehen. Das ist aber nicht<br />

unbedingt der Fall. Schauen wir uns einmal<br />

die nordischen Länder und deren Erfolge an,<br />

dann wissen wir, wie so etwas funktionieren<br />

kann.<br />

Flexible einheimische Märkte sollten<br />

mit Maßnahmen auf der europäischen Ebene<br />

zur Förderung von Innovation und Wettbewerb<br />

kombiniert werden. Wir können auf<br />

den Europäischen Binnenmarkt stolz sein,<br />

aber er ist noch nicht vollständig errichtet.<br />

Wir müssen mit der Liberalisierung der Netzwerkindustrien,<br />

der Telekommunikationsindustrie,<br />

bei Post und Energie fortfahren.<br />

Denn Wettbewerb zu Hause ist das richtige<br />

Rezept für einen Erfolg auf der globalen<br />

Ebene.<br />

Die Europäische Union sollte auch weitere<br />

Fortschritte im Zusammenhang mit der<br />

Global Governance machen. Die derzeitige<br />

Kreditkrise erinnert uns schmerzhaft daran,<br />

dass es hier noch Lücken gibt, und unsere<br />

Fähigkeit, internationale Finanzmärkte zu<br />

verwalten, zurzeit noch nicht mit der Geschwindigkeit<br />

der Globalisierung Schritt<br />

hält. Das Gleiche kann hinsichtlich der Ungleichgewichte<br />

gesagt werden, die sich in<br />

den gegenwärtigen Währungskursen ausdrücken.<br />

<strong>Ein</strong> Gedanke zum Abschluss: Wir<br />

sollten gelernt haben, dass wir den gegebenen<br />

Bedingungen auf diesem Planeten<br />

nicht einfach entfliehen können. Die Welt<br />

ist kleiner geworden. Sie hat Unordnung<br />

gebracht, Migration, Terrorismus. Dies alles<br />

ist näher an uns herangerückt. Die Antwort<br />

darauf kann nicht sein, neue Mauern zu<br />

errichten, sondern wir müssen stattdessen<br />

die Verbreitung von Wohlstand fördern. Je<br />

gerechter die Welt wird, desto weniger gefährlich<br />

wird sie sein.<br />

In Anlehnung an seine Rede anlässlich<br />

seiner Amtseinführung <strong>vor</strong> einem dreiviertel<br />

<strong>Jahrhundert</strong> würde der berühmte amerikanische<br />

Präsident Franklin Roosevelt heute<br />

wohl sagen: Was wir hinsichtlich der Globalisierung<br />

wirklich fürchten sollten, ist, sie zu<br />

fürchten.<br />

Wettbewerb zu Hause<br />

ist das richtige Rezept<br />

für einen Erfolg auf der<br />

globalen Ebene.<br />

Bankenverband<br />

48 49


Diskussion<br />

Leitung: Dr. Wolfram Weimer<br />

Chefredakteur, Cicero, Berlin<br />

Statements:<br />

Dieter Althaus, MdL,<br />

Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Erfurt<br />

Rainer Brüderle, MdB,<br />

Stv. Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Reinhard Bütikofer,<br />

Bundes<strong>vor</strong>sitzender, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin<br />

Joachim PoSS, MdB,<br />

Stv. Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Berlin<br />

Dr. Wolfram Weimer: Nachdem wir uns heute Morgen mit Herrn Spengler gewissermaßen<br />

in der „Bibliothek“ der feinsinnigen Kulturgeschichte aufgehalten haben, danach im<br />

„Kontor“ der klarsichtigen wirtschaftlichen Praxis waren und soeben im englischen „Kaminzimmer“,<br />

kommen wir nun in den politischen „Salon“ der offenen Debatte.<br />

Ich darf die vier Kollegen aus der Politik bitten, sich möglichst kurz zu halten, denn<br />

wir wollen ja in eine offene Debatte eintreten. Als Erinnerung der alte Witz, der zu diesem<br />

Thema seit hundert Jahren in Berlin kursiert: Als ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde,<br />

man solle etwas Kluges zum Thema China sagen, kam der Engländer nach einer Stunde<br />

und hatte ein Blatt vollgeschrieben mit der Überschrift „How to win China; eine kurze Gebrauchsanweisung“.<br />

Der Franzose kam nach einem Monat mit dem Werk „L’ amour chineoise,<br />

eine Romantrilogie“. Der Deutsche kam nach einem Jahr und hat ein Buch veröffentlicht<br />

„China – die historische, die wirtschaftliche, die soziale und die kulturelle Dimension – ein<br />

enzyklopädisches Gesamtwerk“.<br />

Ich bitte darum, es heute einmal englisch zu machen: kurz, präzise und unterhaltsam.<br />

Herr Ministerpräsident Althaus, Sie haben als Erster das Wort.<br />

Dieter Althaus: Vielen Dank für die Möglichkeit, wieder einmal hier zu sein und in die<br />

Diskussion mit einzugreifen. Gleich <strong>vor</strong>weg möchte ich sagen: Auch der 9. November 1989<br />

war eine Folge der Globalisierung. Der Mauerfall war nicht nur der Ausgangspunkt für die<br />

<strong>Ein</strong>heit, sondern war infolge der Globalisierung zwangsläufig. Es sei dahingestellt, ob es an<br />

diesem Tag sein musste oder auch ein anderer Tag dafür infrage kam. Diese Entwicklung<br />

zeigt uns, dass Gesellschaften, die versuchen, sich vom Globalisierungstrend abzukoppeln<br />

oder ihn für sich in kleinen Räumen zu organisieren, scheitern müssen.<br />

Ich glaube zum Zweiten, dass in den letzten 17 Jahren die Globalisierung an Dynamik<br />

gewonnen hat, weil, wie Herr Stephens sagte, die technologische Entwicklung der besondere<br />

Treiber ist. Deswegen unterstreiche ich, was gesagt wurde, füge aber hinzu, dass diese<br />

Dynamik und diese Mobilität regional und national politisch kaum steuerbar sind, zumindest<br />

nicht mit den heutigen ordnungspolitischen Regeln, die wir so eingeübt haben.<br />

50 51


Diskussion<br />

Letztlich ist die Heraus ­<br />

forderung, die an ­<br />

steht, eine kulturelle<br />

Herausforderung.<br />

Die Aufgabe, der Politik ist es, die Wohlstandspartizipation<br />

zu sichern. Ich glaube,<br />

dass die Ausdifferenzierung der Gesellschaft<br />

nach oben und nach unten weder gelernt<br />

noch akzeptiert ist. Sie stellt die größte<br />

Herausforderung für die Politik dar.<br />

Die Unsicherheiten werden wohl noch<br />

zunehmen. Insofern muss sich die Politik<br />

sehr darum bemühen, dass wieder Sicherheiten<br />

geschaffen werden. Die Sicherung<br />

der Zukunft der Familie stellt für mich eine<br />

existenzielle Herausforderung dar, ebenso<br />

die Frage, wie wir es schaffen, die Handlungsfähigkeit<br />

und die Akzeptanz der demokratischen<br />

Strukturen zu festigen. Demokratie<br />

lebt ja von einem gewissen Vertrauen,<br />

das die Menschen haben. Wenn sie dieses<br />

Vertrauen verlieren, dann haben sie auch die<br />

Handlungsfähigkeit der Demokratie nicht<br />

ausreichend im Blick und wenden sich von<br />

ihr ab. Die <strong>neuen</strong> Länder geben ein Beispiel<br />

dafür, wie sich diese Muster in die beiden<br />

Extreme hinein entwickeln.<br />

Vorhin wurde gesagt, die Globalisierung<br />

sei von den Politikern nicht genügend<br />

vermittelt worden. Ich denke, das ist nicht<br />

nur die Aufgabe der Politikerinnen und<br />

Politiker, sondern auch der Medien, der<br />

Wissenschaft. Wenn in der Gesellschaft<br />

kein Konsens zur Globalisierung existiert<br />

– und er existiert nicht –, dann wird es<br />

sehr schwer, weil in der inhaltlichen Auseinandersetzung<br />

dann immer diejenigen<br />

gewinnen, die eher beschwichtigen und<br />

scheinbar einfache Lösungen anbieten.<br />

Diejenigen, die eine solche Meinung vertreten,<br />

bestimmen dann auch die politische<br />

Standortsituation.<br />

Ich glaube, dass wir in <strong>Deutschland</strong><br />

stärker darauf achten müssen, dass die entscheidende<br />

Solidaraufgabe der Gesellschaft<br />

die Bildung ist. Das ist gleichzeitig auch als<br />

Elitebildung zu verstehen. Es geht darum,<br />

sowohl die Bildungsinvestitionen für jeden –<br />

und damit die Partizipation für jeden – zu<br />

erhöhen, als auch gleichzeitig die Elitebildung<br />

und damit die Auslese zu verstärken,<br />

um in der Globalisierung, in der Technologieentwicklung<br />

ebenfalls, immer mit Treiber<br />

zu sein, wie es ja auch in den letzten Jahren<br />

und Jahrzehnten der Fall war.<br />

Dazu ist es notwendig, dass <strong>Deutschland</strong><br />

mehr Mut zum nationalen Wettbewerb<br />

und zum regionalen Wettbewerb unter den<br />

Ländern aufbringt, damit aus diesem Wettbewerb<br />

heraus auch Unterscheidung sichtbar<br />

wird und damit auch Entwicklungsdynamik<br />

verbunden ist.<br />

Letztlich ist für mich die Herausforderung,<br />

die ansteht, eine kulturelle Herausforderung,<br />

die wir bestehen müssen. Ob wir sie<br />

mit der heutigen politischen Struktur und<br />

mit der heutigen politischen Handlungsüberzeugung<br />

bestehen, ist noch nicht erwiesen;<br />

diese Frage wird erst in den nächsten<br />

Jahren beantwortet werden können. Unabhängig<br />

davon glaube ich aber, dass wir als<br />

Deutsche alle Chancen haben, wenn wir uns<br />

zu einem nationalen Konsens durchringen.<br />

Das bedeutet: Wenn wir uns zur Globalisierung<br />

bekennen, unser Wohlfahrtssystem an<br />

die Zeit anpassen, die Regeln so verändern,


dass Ungleichheiten zwar möglich bleiben,<br />

aber bewältigt werden können und wir darüber<br />

hinaus mehr Kraft für den Wettbewerb<br />

und für eine Differenzierung in der Bildung<br />

haben.<br />

Dr. Wolfram Weimer: Die Tonlage Ihrer<br />

Äußerung hat etwas Skeptisches, fast Melancholisches.<br />

Herr Müller hat heute Morgen<br />

mit freundlicher Klarheit darauf hingewiesen,<br />

dass es in der Wirtschaft Sorge <strong>vor</strong><br />

einem Rollback der Reformpolitik gibt.<br />

Nun ist die CDU auf dem Parteitag in<br />

Leipzig angetreten, <strong>Deutschland</strong> wirtschaftsliberal<br />

zu reformieren. Stück für Stück davon<br />

wurde zurückgenommen. Inzwischen hat<br />

man das Gefühl, dass die Fahne, die damals<br />

gehisst wurde, ganz eingezogen wurde. Was<br />

entgegnen Sie dem?<br />

Dieter Althaus: Warum soll ich dem<br />

etwas entgegnen? Das hat ja wohl keine<br />

Mehrheit in <strong>Deutschland</strong> gefunden. Ich habe<br />

gesagt: Es muss einen Konsens in der<br />

Gesellschaft geben, dass eine kluge, ausdifferenzierende<br />

Wirtschaftspolitik die beste<br />

Grundlage für Wohlfahrt und Sozialstaat in<br />

der Zukunft ist. Dieser Konsens existiert in<br />

<strong>Deutschland</strong> nicht. Deswegen macht man<br />

nun kleine Schritte. Man muss darauf achten,<br />

dass diese kleinen Schritte wenigstens<br />

in die richtige Richtung führen.<br />

Es ist richtig, dass wir hier und überall<br />

in der Gesellschaft die Debatte über die<br />

Frage führen: Kann eine Nation diesen Entwicklungstrend,<br />

den wir erleben, sozusagen<br />

national brechen und eine andere Entwicklungsrichtung<br />

einschlagen, oder kann sie<br />

das nicht? Ich bin fest davon überzeugt: Sie<br />

kann es nicht. Sie muss entweder die Strömungen<br />

mitnehmen oder aufnehmen und<br />

für sich nutzbar machen, oder sie wird in<br />

den nächsten Jahren zu einer absteigenden<br />

Nation. Ich plädiere dafür, dass wir den<br />

Veränderungsprozess als Herausforderung<br />

annehmen und dass wir mit unserer Stärke<br />

in Technologie und Entwicklung auch eine<br />

Stärke bei der politischen Umgestaltung bewirken.<br />

Das bedeutet, konsequent ordnungspolitisch<br />

weiter zu reformieren. Das heißt,<br />

unseren Sozialstaat umzubauen, hin zu<br />

einem Sozialstaat, der die Existenz sichert,<br />

der dabei die wirtschaftliche Profitabilität<br />

nicht hemmt, der mehr Menschen beteiligt,<br />

aber auf unterschiedlichem Niveau, der also<br />

die Ausdifferenzierung nicht als Problem der<br />

Gerechtigkeit ansieht, sondern als Herausforderung<br />

für die Gerechtigkeit.<br />

Rainer Brüderle: Der Bankenverband<br />

hat ein zentrales Thema unserer Tage zum<br />

Zentrum seiner Beratungen gemacht. Es hat<br />

auch etwas mit dem zu tun, was zur gleichen<br />

Zeit im Deutschen Bundestag bei der Beratung<br />

des Bundeshaushalts, der ja ein in Zahlen<br />

gegossenes Programm ist, stattfindet.<br />

Die Globalisierung ist <strong>vor</strong>handen, sie wird<br />

<strong>vor</strong>anschreiten. Sie wird nicht auf <strong>Deutschland</strong><br />

warten.<br />

Herr Stephens hat deutlich gemacht:<br />

Wir sind dabei; bisher sind wir Profiteure,<br />

wir gewinnen davon. Wenn wir uns der veränderten<br />

Welt nicht anpassen, verlieren wir.<br />

So einfach lautet die Grundregel.<br />

Wenn wir uns der veränderten<br />

Welt nicht<br />

anpassen, verlieren wir.<br />

Bankenverband<br />

52 53


Diskussion<br />

Wir müssen in<br />

unserer Gesellschaft<br />

Veränderungen <strong>vor</strong>nehmen.<br />

Sicherlich sind die Absorptionsfähigkeiten<br />

der Länder unterschiedlich. Das gilt<br />

auch für die Bereitschaft, dafür einzutreten.<br />

Ich schätze Herrn Althaus sehr, aber ich teile<br />

seine Analyse nicht, dass es 2005 nicht möglich<br />

gewesen wäre, mit einem Reformkonzept<br />

eine Wahl zu gewinnen. Man muss es<br />

allerdings anders anstellen. Man kann ein<br />

Konzept auch falsch verkaufen, obwohl man<br />

inhaltlich richtig liegt. Aber darüber will ich<br />

mich jetzt nicht näher auslassen.<br />

Wir müssen in unserer Gesellschaft<br />

Veränderungen <strong>vor</strong>nehmen. Wir brauchen<br />

mehr Flexibilität. Aber das Gegenteil geschieht.<br />

Im Bundestag wird von den Partnern<br />

der Regierungskoalition über einen Mindestlohn<br />

diskutiert, über die Begrenzung von<br />

Managergehältern, über die Fortsetzung<br />

von monopolistischen Strukturen etwa im<br />

Postmarkt. Es wird nicht debattiert über eine<br />

Öffnung, über eine Deregulierung, über einen<br />

umfassenden Abbau von Bürokratie. Es<br />

gab zwar Mittelstandsentlastungsgesetze,<br />

die haben eine bescheidene Rückführung<br />

von bürokratischen Lasten bewirkt, aber<br />

allein die Vorverlegung der Zahlung der<br />

Sozialabgaben hat eine Mehrbelastung von<br />

4 Mrd € zur Folge.<br />

Die Strukturen werden eben nicht angepasst.<br />

Wir befinden uns in einer Phase,<br />

in der wir eine gute wirtschaftliche Entwicklung<br />

haben. Jeder kleine Häuslebesitzer<br />

weiß: Wenn die Sonne scheint, kann man<br />

das Dach am besten reparieren. Technisch<br />

geht es auch bei Regen, aber es ist dann<br />

ungleich schwieriger. Deshalb wäre es richtig<br />

und notwendig, nunmehr die richtigen<br />

Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber das geschieht<br />

nicht.<br />

Der Bundeshaushalt bringt keine kraftvolle<br />

Umstrukturierung, sondern er wird<br />

bei 50 Mrd € Mehreinnahmen um über 4 %<br />

vergrößert. <strong>Deutschland</strong> ist dabei, den Anpassungsprozess<br />

zu verpassen oder ihn in<br />

einem zu geringen Tempo anzugehen. Das<br />

hat exakt mit denjenigen Punkten zu tun,<br />

die derzeit in diesem Land entschieden<br />

werden. Darüber muss man reden können.<br />

Wenn wir nicht mehr darüber reden, ist der<br />

Denkprozess ausgeschlossen.<br />

Es gibt bei uns die Diskussion über die<br />

Staatsfonds. Das scheint mir nur noch eine<br />

Debatte zwischen Finanz- und Wirtschaftsministerium<br />

zu sein, ob man das Außenwirtschaftsgesetz<br />

verschärft, oder ob man neue<br />

Kapitalsammelstellen organisiert, um den<br />

<strong>Ein</strong>stieg ausländischer Staatsfonds zu verhindern.<br />

Das ist falsch. Das geht in Richtung<br />

Protektionismus. In Frankreich erleben wir<br />

teilweise protektionistische Tendenzen. Die<br />

„Neue Zürcher Zeitung“ hat die Rede des britischen<br />

Premierministers Brown in Brighton<br />

analysiert: Er hat 89-mal den Begriff „british“<br />

als Adjektiv hinzugefügt.<br />

Natürlich gibt es Anpassungsprozesse,<br />

die auch wehtun. Es ist die Aufgabe der<br />

Politik, die Menschen mitzunehmen, ihnen<br />

Ängste zu nehmen, gleichzeitig aber auch<br />

Flexibilitäten und Zukunftsinvestitionen in<br />

Bildung und Forschung zu ermöglichen.<br />

Die Politik sollte sich auf die Ordnungspolitik,<br />

die ja der tiefere Sinn der Marktwirt-


schaft ist, konzentrieren und weniger das<br />

tun, was schon damals die Gründungsväter<br />

der Marktwirtschaft befürchteten. Eucken<br />

sprach vom Punktualismus, von <strong>Ein</strong>griffen<br />

des Staates in <strong>Ein</strong>zelstrukturen. Das führt<br />

immer zu Verzerrungen und Fehlentwicklungen.<br />

<strong>Deutschland</strong> muss sich die Frage stellen:<br />

Haben wir die Kraft – das muss kein<br />

Konsens sein, der alle erfasst; es genügt eine<br />

Mehrheit –, die Weichen so zu stellen, dass<br />

wir uns in der <strong>neuen</strong> Phase der Globalisierung,<br />

der technologischen Revolution und<br />

des Internets verändert aufstellen können,<br />

um damit weiterhin an der Spitze zu marschieren,<br />

oder haben wir diese Kraft nicht<br />

und gehen ängstlich in die Strukturen von<br />

gestern und <strong>vor</strong>gestern zurück?<br />

Diese spannende Frage muss das Land<br />

beantworten. Ich plädiere für Öffnung, für<br />

konsequentes marktwirtschaftliches Handeln,<br />

nicht für Protektionismus, nicht für<br />

Angst.<br />

In den vergangenen vier Jahren haben<br />

deutsche Unternehmen für 14 Mrd € in China<br />

investiert. Die Chinesen haben in den<br />

vergangenen vier Jahren nur 200 Mio € in<br />

<strong>Deutschland</strong> investiert. Ich habe große Zweifel,<br />

ob die Chinesen überhaupt ein starkes<br />

Interesse daran haben, in <strong>Deutschland</strong> einzusteigen.<br />

Das wird sich erst noch erweisen.<br />

Bei uns aber wird, indem quasi eine neue<br />

gelbe Gefahr an die Wand gemalt wird, eine<br />

Politik betrieben, die einen Schutzzaun für<br />

manchen Dax-Vorstand darstellen könnte.<br />

Deshalb plädiere ich für Mut und Offenheit.<br />

Barrieren müssen niedergerissen werden. Es<br />

dürfen keine <strong>neuen</strong> Mauern mit scheinheiligen<br />

Argumenten aufgebaut werden.<br />

Dr. Wolfram Weimer: Herr Brüderle,<br />

be<strong>vor</strong> Herr Bütikofer das Wort erhält, eine<br />

kurze Gegenfrage. Herr Althaus hat darauf<br />

hingewiesen: Es geht immer auch um Akzeptanz.<br />

Als Vertreter einer Volkspartei argumentiert<br />

er so. Das trifft Sie aber auch.<br />

Sie sprachen eben von Mehrheiten. Nur:<br />

Die Mehrheiten für die von Ihnen postulierte<br />

Politik schwinden. Sie selber haben<br />

beschrieben, wie der Protektionismus zurückkehrt.<br />

Man hat fast den <strong>Ein</strong>druck, als sei<br />

die wirtschaftsliberale Gedankenwelt in dieser<br />

Nische der Weltgeschichte vom Fall der<br />

Mauer bis zum 11. September 2001, als die<br />

Wirtschaftsliberalen noch die intellektuelle<br />

Deutungsmacht hatten, verloren gegangen.<br />

Wie reagieren Liberale eigentlich auf<br />

den globalen Trend, dass das Pendel nun<br />

wieder zurückschlägt? Schart man sich als<br />

Häuflein der Aufrechten zusammen? Oder<br />

variiert man sein liberales Programm?<br />

Rainer Brüderle: Ich glaube, man muss<br />

zu seiner Überzeugung stehen. Im Zweifel<br />

muss man immer für die eigene Überzeugung<br />

kämpfen. Aber man braucht Mitstreiter,<br />

Mitkämpfer. <strong>Ein</strong>e Demokratie funktioniert<br />

nur mit Demokraten, die sich einbringen,<br />

die sich engagieren.<br />

Ich habe den <strong>Ein</strong>druck: Momentan sind<br />

wir eher in der Gefahr, von den Mitläufern<br />

des Populismus, des Protektionismus und<br />

des lauen Badens erdrückt zu werden. Mit<br />

ein paar Pflastern werden wir die Probleme<br />

Es dürfen keine <strong>neuen</strong><br />

Mauern mit scheinheiligen<br />

Argumenten aufgebaut<br />

werden.<br />

Bankenverband<br />

54 55


Diskussion<br />

<strong>Ein</strong>e gewisse Gefahr<br />

sehe ich in der Haltung<br />

einer moralischen<br />

Überlegenheit.<br />

nicht lösen. Wir müssen Mut haben. Wenn<br />

wir diesen Mut nicht aufbringen, wird die<br />

Entwicklung ihr Urteil sprechen.<br />

Dr. Wolfram Weimer: Herr Bütikofer,<br />

Sie sehen das naturgemäß ganz anders?<br />

Reinhard Bütikofer: Ich möchte einige<br />

außenpolitische Aspekte der asiatischen Herausforderung<br />

beleuchten, wobei ich mich,<br />

weil ich mich damit ein bisschen beschäftigt<br />

habe, <strong>vor</strong> allem auf China konzentrieren<br />

will. Zunächst eine Anekdote von Mahatma<br />

Gandhi. Er ist einmal gefragt worden, ob<br />

er glaubt, dass Indien jemals den gleichen<br />

Reichtum erreichen könnte wie Großbritannien.<br />

Die Antwort lautete: Großbritannien<br />

musste, um diesen Reichtum zu erwirtschaften,<br />

die halbe Welt ausbeuten. Wie viel<br />

Welten würden wir wohl für Indien brauchen?<br />

In einer Zeit der dramatischen ökologischen<br />

und klimapolitischen <strong>Herausforderungen</strong><br />

ist das – mit einer gewissen Übersetzung<br />

– eine ganz aktuelle Fragestellung. Mit<br />

Sicherheit werden die aufstrebenden Länder<br />

Asiens nicht auf unserem Weg zu einem fortgeschrittenen<br />

Reichtum kommen; es bedarf<br />

einer Transformation zu einer ökologischen<br />

Zivilisation, um den Weg nach <strong>vor</strong>n, eine<br />

weitere Entwicklung und die ökologischen<br />

Verantwortungen kompatibel zu machen.<br />

Ich glaube, wir sollten, wenn wir über die<br />

wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa<br />

und Asien reden, viel stärker über diesen<br />

Aspekt sprechen. Bob Zoellick tut das<br />

sehr gern. Und ich glaube, er hat recht damit,<br />

das immer wieder zu betonen.<br />

Ich möchte das Augenmerk auf die Frage<br />

richten: Können wir beispielsweise relativ<br />

schnell zu einem globalen CO₂-Handel auf<br />

der Basis von gleichen Pro-Kopf-Zuteilungen<br />

von Emissionen kommen? Wäre das ein<br />

Weg? Wenn es kein Weg ist, welcher denn<br />

dann?<br />

Jedenfalls scheint mir diese ökologische<br />

Dimension noch unterbelichtet, obwohl sie<br />

meines Erachtens für unseren Wettbewerb<br />

mit Asien wichtiger ist als vieles andere.<br />

Dabei spielt natürlich auch die Auseinandersetzung<br />

um Rohstoffe eine gewisse<br />

Rolle. Beim deutsch-chinesischen Dialogforum<br />

ist auch über Afrika gesprochen worden.<br />

Man hat sich <strong>vor</strong>genommen, dieses<br />

Thema einmal gemeinsam zu diskutieren.<br />

Wenn über Afrika gesprochen wird, haben<br />

wir zuallerletzt Grund zu einer selbstgerechten<br />

Haltung. Wenn ich mich recht entsinne,<br />

ist die europäische Politik in Afrika nie<br />

ausschließlich vom Prinzip des Humanismus<br />

geprägt gewesen. Blutdiamantenhandel haben<br />

nicht die Chinesen betrieben.<br />

<strong>Ein</strong>e gewisse Gefahr sehe ich in der<br />

Haltung der moralischen Überlegenheit.<br />

Herr Spengler hat von einer moralischen<br />

Kanonenbootpolitik gesprochen. Das ist<br />

meines Erachtens nicht zu drastisch. Auch<br />

wenn Grüne gemeinhin als Experten für die<br />

Moralisierung der Außenpolitik gelten, will<br />

ich da doch ein bisschen gegen den Strich<br />

bürsten.<br />

Ich will nicht um den aktuellen Konflikt<br />

zwischen China und <strong>Deutschland</strong>, den es<br />

wegen des Empfangs des Dalai Lama durch


die Kanzlerin gibt, herumreden. Ich glaube,<br />

es war nicht falsch, dass die Kanzlerin mit<br />

dem Dalai Lama gesprochen hat. Ich glaube<br />

aber, dass es völlig falsch war, wie, wo und<br />

wann sie dies getan hat und was sie dabei<br />

an Botschaften vermittelt hat. Es ist schwierig,<br />

das öffentlich zu diskutieren, <strong>vor</strong> allem,<br />

nachdem Gerhard Schröder in dieser Sache<br />

Frau Merkel in einer merkwürdigen Art und<br />

Weise kritisiert hat. Ich halte es aber für<br />

eine Irreführung, wenn man jetzt so tut,<br />

als müsse man sich entscheiden zwischen<br />

einer wertorientierten Außenpolitik und<br />

wirtschaftlichen Interessen.<br />

In Wirklichkeit geht es um etwas anderes:<br />

So, wie die Kanzlerin verfahren ist,<br />

nützt es weder den Menschenrechten noch<br />

den ökonomischen Interessen noch sonstigen<br />

Interessen unseres Landes. Als Stichworte<br />

nenne ich nur Darfur, Iran oder Bali.<br />

Dass sie sich konfrontativer verhalten<br />

hat als Präsident Bush, ist eine Tatsache.<br />

Dass sie sich anschließend auch noch als<br />

Lehrmeisterin der Chinesen angeboten hat,<br />

hat die Sache nicht besser gemacht.<br />

An dieser Stelle lässt sich exemplarisch<br />

zeigen, wie nah beieinander eine Politik<br />

der Partnerschaft mit Asien – in diesem Fall<br />

mit China –, die gemeinsame Probleme,<br />

gemeinsame Interessen, unsere Werte und<br />

möglichst weitgehend gemeinsame Werte<br />

ins Zentrum rückt, und eine Politik, die unter<br />

dem Etikett von Menschenrechtspolitik<br />

einen konfrontativen Stil betreibt, liegen.<br />

Dafür, dass das nicht nur ein <strong>Ein</strong>zelfall ist,<br />

spricht meines Erachtens das Asienkonzept<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ich finde,<br />

wir sollten in <strong>Deutschland</strong> eine gründlichere<br />

öffentliche Debatte darüber führen.<br />

Richtig ist, dass wir uns öffnen müssen<br />

für einen breiteren Blick nach Asien und uns<br />

nicht nur auf China konzentrieren können.<br />

Falsch ist, wenn dieser richtige Satz kontaminiert<br />

wird mit dem neokonservativen Geist<br />

eines Containments gegenüber China. Ich<br />

glaube, das ist leider der Fall.<br />

Ich erinnere mich, dass es noch <strong>vor</strong><br />

kurzer Zeit in Washington einen Thinktank<br />

namens PNAC gab: Project for the New<br />

American Century. Er hat inzwischen seine<br />

Arbeit eingestellt. Derjenige, der diese Idee<br />

verfolgt hat, ist inzwischen beim American<br />

Enterprise Institute untergekommen. Ich<br />

glaube, diese Illusion wird nicht noch einmal<br />

aufleben. Wir laufen im 21. <strong>Jahrhundert</strong> auf<br />

eine Situation zu, bei der mehrere Pole das<br />

Weltgeschehen bestimmen.<br />

Die Frage ist, ob zwischen diesen Polen<br />

eine Polarisierung stattfindet – das ist nicht<br />

notwendig – oder ob eine multilaterale Kooperation<br />

die Beziehungen prägt. Ich glaube,<br />

dass der Westen, das heißt die Europäer<br />

und die Amerikaner, angesichts seines großen<br />

ökonomischen und politischen Gewichts in<br />

der Weltpolitik derzeit noch die richtigen<br />

Weichenstellungen <strong>vor</strong>nehmen kann. Im<br />

Jahre 2020 werden sich die Schwergewichte<br />

verschoben haben. Wenn wir es bis dahin<br />

nicht erreicht haben, die Grundlagen einer<br />

kooperativen Entwicklung in der Welt zu<br />

schaffen, wird das Echo für Europa und die<br />

USA nicht freundlich sein.<br />

Jetzt kann der<br />

Westen die richtigen<br />

Weichenstellungen<br />

noch <strong>vor</strong>nehmen.<br />

Bankenverband<br />

56 57


Diskussion<br />

Wir gehören bisher<br />

zu den Gewinnern der<br />

Globalisierung und<br />

können auch in Zukunft<br />

zu ihnen gehören.<br />

Heute wurde hier mit Recht von vielen<br />

zum Ausdruck gebracht: Wir gehören bisher<br />

zu den Gewinnern der Globalisierung und<br />

können auch in Zukunft zu den Gewinnern<br />

gehören. Unsere Verantwortung begrenzt<br />

sich jedoch nicht darauf, zu analysieren, ob<br />

es sich für uns um ein Positivsummenspiel<br />

handelt, sondern die Verantwortung erstreckt<br />

sich auch auf die Frage, welche Rolle<br />

wir für die Gestaltung der Grundlinien der<br />

internationalen Politik spielen wollen. Ich<br />

glaube, da stehen wir in <strong>Deutschland</strong> gegenwärtig<br />

<strong>vor</strong> einer Weichenstellung.<br />

Dr. Wolfram Weimer: Besonders überraschend<br />

und klar war Ihre Stellungnahme,<br />

Herr Bütikofer, hinsichtlich des Dalai Lama.<br />

Das ist für einige deshalb überraschend,<br />

weil Sie damit bei einer Menschenrechtsfrage<br />

die Kanzlerin gewissermaßen rechts<br />

realpolitisch überholen. Das wirft für mich<br />

folgende grundsätzliche Frage auf: Man<br />

scannt Ihre Partei im Moment danach ab, ob<br />

sie sich tendenziell weiter nach links neigt<br />

oder mehr in den bürgerlichen Raum hinein.<br />

Nach den tektonischen Verschiebungen in<br />

unserer Parteienarchitektur haben wir ja die<br />

Konstellation: Bei zwei linken Parteien und<br />

zwei bürgerlichen Parteien sind auf einmal<br />

die Grünen der entscheidende Faktor in der<br />

Mitte. Wenn man die Personalie Metzger<br />

oder die Beschlüsse auf Ihrem Parteitag ansieht,<br />

hat man den <strong>Ein</strong>druck: Die Grünen orientieren<br />

sich wieder ins linke Lager. Wenn<br />

man auf die Wahl in Hamburg <strong>vor</strong>ausblickt,<br />

wo möglicherweise eine schwarz-grüne<br />

Regierung ansteht, denkt man: Die Signale<br />

könnten auch in die andere Richtung gehen.<br />

Welche Signale haben Sie auszusenden?<br />

Reinhard Bütikofer: Mein Signal ist<br />

ganz einfach: Wir werden weder da noch<br />

dort die Rolle des Beiboots suchen. Wir<br />

werden uns, wenn wir gescheit sind – ich<br />

hoffe, wir sind gescheit –, nicht in ein Lager<br />

zwängen oder zwängen lassen, sondern<br />

versuchen, sehr nüchtern diejenigen Fragen<br />

zu identifizieren, an denen sich eine vernünftige<br />

und zukunftszugewandte Politik<br />

auszuweisen hat. Dazu gehören die Fragen<br />

der ökologischen Verantwortung, dazu gehören<br />

auch die Fragen der sozialen Verantwortung.<br />

Natürlich kann man mit Leichtigkeit eine<br />

Menge gegen grüne Parteitagsbeschlüsse<br />

ins Feld führen und auch polemisieren. Aber<br />

ob ausgerechnet die Grünen den Linksruck<br />

in <strong>Deutschland</strong> in einer Situation vertreten,<br />

in der die Union und die SPD die Zahlung<br />

des Arbeitslosengeldes I verlängern wollen<br />

und wir sagen, dies ist ein Fehler, man sollte<br />

es lieber so lassen, wie es ist, weiß ich nicht.<br />

Ob man ausgerechnet die Grünen als Vertreter<br />

des Linksrucks in einer Situation identifizieren<br />

sollte, in der ich in Bezug auf den<br />

Protektionismus eher bei der Position von<br />

Herrn Brüderle bin als bei der Position der<br />

Großen Koalition, weiß ich auch nicht. Ich<br />

stelle das anheim.<br />

Hinsichtlich der Außenpolitik habe ich<br />

versucht, eine klare Differenzierung <strong>vor</strong>zunehmen.<br />

Aber gut gemeint ist auch nicht<br />

unbedingt deshalb gut gemacht, weil es die<br />

Kanzlerin gemacht hat. Wer nicht begreift,


dass die Geschichte Chinas vom Opiumkrieg<br />

bis zum Koreakrieg durch über 100 Jahre<br />

ausländische Aggression geprägt ist und<br />

dies noch heute in der Selbstwahrnehmung<br />

Chinas ein ziemlich zentrales Problem ist,<br />

kommt möglicherweise zu der <strong>Ein</strong>schätzung:<br />

Ich unterstütze den Dalai Lama bei<br />

seinem Engagement für mehr kulturelle und<br />

religiöse Autonomie in Tibet.<br />

Dass so etwas in China an dieser Stelle<br />

meines Erachtens zu Recht mehr als nur<br />

eine leichte Reaktion auslöst, wird man verstehen,<br />

wenn man die Geschichte Chinas<br />

studiert hat. Das würde man als deutsche<br />

Bundeskanzlerin oder als deutscher Bundeskanzler<br />

nicht in Bezug auf irgendein anderes<br />

Land sagen. Übersetzen Sie diesen Satz einmal<br />

in Bezug auf Tschetschenien oder in Bezug<br />

auf die Ojibwa-Indianer in den Vereinigten<br />

Staaten, dann wird es sofort jedem klar.<br />

An der Stelle lautet die Alternative nicht, ob<br />

Menschenrechte eine Rolle in der Außenpolitik<br />

spielen oder nicht, sondern es geht um<br />

die Frage, in welcher Weise die Menschenrechte<br />

eine Rolle in der Außenpolitik spielen<br />

oder ob sie zum Cover-up für eine Politik<br />

der Konfrontation benutzt werden. Letzteres<br />

darf nicht sein; Menschenrechtspolitik muss<br />

sein.<br />

Joachim Poß: Nicht in allem, was Herr<br />

Bütikofer gesagt hat, hat er Unrecht. Ich will<br />

vermeiden, hier innenpolitische Debatten<br />

oder Haushaltsdebatten zu führen. Auch ich<br />

glaube etwas selbstkritisch, dass die Große<br />

Koalition, die noch zwei Jahre regieren wird,<br />

sich in der ganz zentralen Frage wird verständigen<br />

müssen, wie man es bezüglich<br />

des Umgangs mit Staaten hält, in denen die<br />

Menschenrechte nach unseren Maßstäben<br />

nicht so eingehalten werden, wie wir das<br />

erwarten. Ich meine, dass eine solche Verständigung<br />

in der Großen Koalition relativ<br />

bald geleistet werden müsste. Das ist notwendig<br />

wegen der Orientierung und nicht<br />

zuletzt auch wegen wirtschaftlicher Interessen.<br />

Man kann ganz offen und ungeschminkt<br />

sagen, dass man eine klare Orientierung<br />

braucht, um Irritationen, die ja entstanden<br />

sind – ich will das gar nicht bewerten und<br />

auch nicht an Personen festmachen –, möglichst<br />

auszuräumen.<br />

So viel zu dem, was Herr Bütikofer hier<br />

zur Sprache gebracht hat, was ein wichtiger<br />

Aspekt ist, weil wir hier ja nicht theoretisch<br />

über die Globalisierung und ihre<br />

Konsequenzen diskutieren, sondern tagtäglich<br />

damit zu tun haben – die Praktiker,<br />

die heute Morgen gesprochen haben, mehr<br />

als die Politiker, die sicherlich auch noch<br />

an inhaltlicher Tiefe gewinnen müssen,<br />

wie Herr Stephens angemerkt hat. Das gilt<br />

aber nicht nur für die Politiker, sondern,<br />

wie ich glaube, für alle Akteure in diesem<br />

Prozess, in dem es oft mehr Fragen als Antworten<br />

gibt.<br />

Ich will dieses bürgerliche Forum, um<br />

diesen Begriff aufzunehmen, nutzen, um<br />

dem Präsidenten des Bundesverbandes deutscher<br />

Banken, Herrn Klaus-Peter Müller, für<br />

sein großartiges Engagement in der Bewältigung<br />

kleiner und größerer Krisen, die uns<br />

in den letzten Monaten beschäftigt haben,<br />

Wie hält man es mit<br />

Staaten, in denen<br />

die Menschenrechte<br />

nicht einge halten<br />

werden?<br />

Bankenverband<br />

58 59


Diskussion<br />

Das 21. <strong>Jahrhundert</strong> ist<br />

das erste wirklich globale<br />

<strong>Jahrhundert</strong>.<br />

herzlich zu danken. Das hat ja auch etwas<br />

mit Vorgängen zu tun, die unter der Überschrift<br />

dieses Forums diskutiert werden.<br />

Es ist die Frage, ob es sich bei dem<br />

Wettbewerb unter dem Stichwort der Globalisierung<br />

und der Wirtschaftsstandorte<br />

um ein Nullsummenspiel handelt, wie es der<br />

Titel des Buches von Gabor Steingart „Weltkrieg<br />

um Wohlstand“ nahelegt, bei dem jedem<br />

Gewinner ein Verlierer gegenüberstehen<br />

muss, weil der Gewinn des einen durch<br />

die Niederlage des anderen ermöglicht wird.<br />

Ich teile die Auffassung von Herrn Bütikofer,<br />

dass man diese Polarisierung nicht zulassen<br />

sollte, sondern vielmehr versuchen sollte,<br />

die Vorteile des Wettbewerbs im Hinblick<br />

auf mögliche Effizienz-, Produktivitäts- und<br />

Wettbewerbssteigerungen zu nutzen.<br />

Da Sie sehr wahrscheinlich nicht jeden<br />

Tag mit den Inhalten des Grundsatzprogramms<br />

der SPD konfrontiert werden, möchte<br />

ich die Gelegenheit nutzen, kurz daraus<br />

einige Sätze zu zitieren, mit denen sich die<br />

SPD in ihrem <strong>neuen</strong> Programm zur Globalisierung<br />

geäußert hat. Folgende Feststellung<br />

wird wohl unbestritten sein: „Das 21. <strong>Jahrhundert</strong><br />

ist das erste wirklich globale <strong>Jahrhundert</strong>.“<br />

Weiter heißt es: „Nie zu<strong>vor</strong> waren<br />

die Menschen weltweit so sehr aufeinander<br />

angewiesen. (…) Dieses <strong>Jahrhundert</strong> wird<br />

entweder ein <strong>Jahrhundert</strong> des sozialen, ökologischen<br />

und wirtschaftlichen Fortschritts,<br />

der allen Menschen mehr Wohlfahrt, Gerechtigkeit<br />

und Demokratie eröffnet oder es<br />

wird ein <strong>Jahrhundert</strong> erbitterter Verteilungskämpfe<br />

und entfesselter Gewalt.“<br />

In diesen Sätzen ist die Ambivalenz<br />

beschrieben, mit der wir es zu tun haben.<br />

Diese Ambivalenz macht auch deutlich, dass<br />

man keinerlei Sicherheit bezüglich dessen<br />

hat, was <strong>vor</strong> uns liegt, weil wir uns mitten in<br />

der Entwicklung befinden.<br />

Die Existenz des Wettbewerbs ist unbestritten.<br />

Das haben die Vorredner bereits erwähnt.<br />

Die Frage ist, welche Konsequenzen<br />

wir konkret daraus ziehen, soweit wir die<br />

Entwicklung überhaupt beeinflussen können.<br />

Ich denke, dass die Sozialdemokraten<br />

in der Regierungsverantwortung sowohl<br />

mit Bundeskanzler Schröder als auch jetzt<br />

mit Bundeskanzlerin Merkel die richtigen<br />

Konsequenzen daraus gezogen haben. Wir<br />

haben zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um<br />

unser Land, unser Wirtschaftssystem und die<br />

Menschen, die hier leben, besser auf diesen<br />

Wettbewerb einzustellen. Ich nenne hier das<br />

Stichwort der Agenda 2010: Neuordnung<br />

der Arbeitsmarktpolitik, Anstrengungen im<br />

Bereich von Erziehung, Bildung und Ausbildung.<br />

Nach allen Untersuchungen, die<br />

uns täglich auf den Tisch kommen, wissen<br />

wir, dass diese Anstrengungen lange nicht<br />

ausreichen. Unsere Ziele sind formuliert,<br />

beispielsweise 3 % Wachstum für Forschung<br />

und Entwicklung. Ich glaube, dass wir da<br />

insgesamt besser unterwegs sind, als es teilweise<br />

in der typisch deutschen sehr selbstkritischen<br />

Diskussion anerkannt wird.<br />

Ich nehme für die SPD in Anspruch –<br />

das tun die Grünen sicherlich auch –, dass<br />

wir schon lange <strong>vor</strong> der jetzigen Situation<br />

explodierender Rohölpreise Anreize für ei-


nen effizienteren Umgang mit Energie und<br />

für eine stärkere Nutzung erneuerbarer Ener -<br />

gien gesetzt haben. Das haben wir in den<br />

letzten Jahren gemeinsam getan. Das traf<br />

oft nicht auf die Zustimmung der Wirtschaft.<br />

Aber ich glaube, es war manche weitsichtige<br />

Entscheidung von Rot-Grün dabei.<br />

Neben der Vorbereitung auf den Wettbewerb<br />

stellt sich die Frage: Wie soll der<br />

Wettbewerb vonstatten gehen? Wir setzen<br />

auf einen fairen Wettbewerb. Herr Bütikofer<br />

hat die ökologischen Aspekte betont,<br />

und zwar zu Recht. Ich möchte die sozialen<br />

Aspekte besonders unterstreichen. Wir können<br />

die Probleme nur lösen, wenn wir eine<br />

weitgehende Akzeptanz, auch eine weitgehende<br />

soziale Akzeptanz, haben. Jeder, der<br />

meint, er könne ohne diese Akzeptanz Veränderungen<br />

<strong>vor</strong>nehmen, irrt.<br />

Das war ein Problem für meine Partei.<br />

Die SPD hat deshalb so viel bluten müssen,<br />

um es einmal umgangssprachlich auszudrücken,<br />

weil die Akzeptanz für diese Maßnahmen<br />

nicht <strong>vor</strong>handen war und weil wir<br />

es kommunikativ nicht geschafft haben,<br />

manches Richtige auch richtig darzustellen.<br />

Wer meint – ganz unabhängig davon,<br />

wer regiert –, es könnten ohne eine solche<br />

Akzeptanz die notwendigen Veränderungen<br />

<strong>vor</strong>genommen werden, wird scheitern. Bei<br />

der Frage der Akzeptanz müssen wir nachlegen.<br />

Den Wettlauf um die geringsten Löhne,<br />

um die nachlässigste soziale Sicherung<br />

und um die geringsten ökologischen Anforderungen<br />

können wir nicht gewinnen. Wir<br />

sollten es deshalb erst gar nicht versuchen.<br />

Wir haben Gestaltungsmöglichkeiten<br />

auf nationaler Ebene. Ich nenne hier das<br />

Thema Unternehmensbesteuerung, das in<br />

diesem Kreis sicherlich nicht ganz unumstritten<br />

ist. Mit der Unternehmensbesteuerung<br />

haben wir eine gewisse Konsequenz<br />

aus einem verschärften Wettbewerb gezogen.<br />

Wir haben Gestaltungsmöglichkeiten<br />

auch auf der europäischen Ebene, die wir<br />

sicherlich auch noch nicht optimal nutzen.<br />

Wir sind strategisch in Europa noch nicht<br />

aufgestellt, auch was den Umgang mit dem<br />

asiatischen Raum angeht. Ich glaube, auch<br />

da brauchen wir größere Klarheit.<br />

Es gibt darüber hinaus weltumspannende<br />

Institutionen wie den Internationalen<br />

Währungsfonds – da gibt es aktuell Diskussionen;<br />

ich denke, da muss die Effizienz<br />

größer werden –, die Vereinten Nationen,<br />

die Weltbank, die Welthandelsorganisation<br />

oder die Internationale Arbeitsorganisation<br />

ILO. Das sind mögliche Ansatzpunkte,<br />

um die erforderlichen Voraussetzungen für<br />

einen fairen und funktionierenden Wettbewerb<br />

zu etablieren.<br />

Als weitere Stichworte nenne ich die<br />

Arbeitsbedingungen, die soziale Sicherung,<br />

die Ökologie, den ordnungspolitischen Rahmen<br />

für die Finanzmärkte und einen wirksamen<br />

Schutz von geistigem Eigentum.<br />

Natürlich müssen wir in unserem eigenen<br />

Interesse um einen wirksamen Schutz<br />

kämpfen. Ich glaube, dabei handelt es sich<br />

nicht um protektionistische Maßnahmen.<br />

Man muss <strong>vor</strong>sichtig mit dem Vorwurf des<br />

Protektionismus umgehen, wenn es darum<br />

Den Wettlauf um die<br />

geringsten Löhne können<br />

wir nicht gewinnen.<br />

Bankenverband<br />

60 61


Diskussion<br />

Angesichts der Bedeutung<br />

der Staatsfonds ist<br />

es legitim, dass darüber<br />

gesprochen wird.<br />

geht, legitime Interessen zu formulieren.<br />

Das Grundgesetz verpflichtet uns Abgeordnete,<br />

die legitimen Interessen unseres<br />

Volkes zu wahren. Darum geht es auch bei<br />

dem Thema der Staatsfonds. Auch da will ich<br />

jetzt nicht konkreter werden. Der Referentenentwurf<br />

ist noch gar nicht geschrieben.<br />

Was soll man da spekulieren? Ich will keine<br />

Spekulationen anheizen, ob man über 20<br />

oder 25 % reden soll. Auch die Frage, was<br />

strategisch wichtige Bereiche sind, wird uns<br />

in der Diskussion noch beschäftigen. Angesichts<br />

der nicht zu leugnenden Bedeutung<br />

dieser Fonds, die es bereits gibt, finde ich<br />

es legitim, dass darüber auch bei uns – und<br />

nicht nur bei uns – gesprochen wird.<br />

Derjenige, der solche Rahmenbedingungen<br />

fordert, wie ich sie angedeutet habe,<br />

ist nicht wettbewerbsfeindlich, sondern<br />

ist bereit, sich einem fairen Wettbewerb zu<br />

stellen. Das ist eine Aufgabe, die uns noch<br />

viele Jahre beschäftigen wird.<br />

Dr. Wolfram Weimer: <strong>Ein</strong>e kurze Nachfrage<br />

meinerseits. Mir macht es Spaß, auf<br />

gewisse Dilemmata hinzuweisen. Sie haben<br />

zu Recht auf die Akzeptanz gerade bei der<br />

Thematik eines Rollback der Reformpolitik<br />

hingewiesen. Da hat interessanterweise<br />

Herr Stoiber so etwas wie ein ungewolltes<br />

Schlusswort gesprochen. Er äußerte, er könne<br />

gut verstehen, dass die SPD diesen Schritt<br />

nach links getan habe, denn wir bräuchten<br />

eine starke Volkspartei auf der linken Seite<br />

des Parteienspektrums und die SPD könne<br />

schließlich nicht alles an Herrn Lafontaine<br />

verlieren.<br />

Ich glaube, auf Ihrer Seite liegt das Dilemma<br />

zwischen Akzeptanz und Evidenz. Die<br />

SPD war ja über lange Jahrzehnte hinweg<br />

die Verkörperung auch eines Modernisierungsanspruchs.<br />

Sie war die Partei des Autobahnbaus,<br />

sie war die Partei der Kernkraft.<br />

Sie hatte immer auch eine avantgardistische<br />

Verheißung.<br />

Wenn jemand wie Herr Stephens von<br />

außen zu uns kommt und fragt „Wo ist eure<br />

avantgardistische Verheißung, seid ihr noch<br />

stark genug, das zu leben?“, dann ist das<br />

auch eine Frage an Ihre Partei.<br />

Joachim Poß: Ich glaube, Herr Stephens<br />

hat in seinem eigenen Land genug<br />

mit den Modernisierungsverheißungen<br />

zu tun. Zu dieser Überzeugung muss man<br />

kommen, wenn man sich die Realitäten in<br />

Großbritannien anschaut, beispielsweise<br />

hinsichtlich der Infrastruktur, und nicht nur<br />

den Blick auf die City of London richtet, was<br />

in der Finance Community vielleicht naheliegt.<br />

Ich fand die Ausführungen von Herrn<br />

Stephens interessant. Aber darum kann es<br />

ja nicht gehen.<br />

Was Ihren Begriff des „Rollback“ angeht,<br />

Herr Weimer, halte ich ihn schlichtweg<br />

für falsch. Es ist ja auch nicht einfach,<br />

genau zu sagen, was links und was rechts<br />

ist. Zu den verschiedenen Positionierungen<br />

hat Herr Bütikofer <strong>vor</strong>hin auch schon etwas<br />

gesagt. Die Verlängerung der Zahlung des<br />

Arbeitslosengelds I um ein halbes Jahr ist so<br />

lange unschädlich, wie Sie eine Brandmauer<br />

gegen die Frühverrentung, die wirklich<br />

unheilvoll war, errichten können. Ich gehe


davon aus, dass wir bei der sukzessiven<br />

Heraufsetzung des Renteneintrittsalters auf<br />

67 Jahre auch durch Missbrauchs<strong>vor</strong>schriften<br />

diese Brandmauer errichtet haben und dass<br />

es nicht gelingt, an die Praxis der Frühverrentung<br />

anzuknüpfen.<br />

Ansonsten gibt es nirgendwo ein Rollback,<br />

das ich erkennen könnte, sondern es<br />

geht sicherlich auch um Maßnahmen der<br />

sozialen Akzeptanz. Der Begriff „Rollback“<br />

ist sicherlich falsch, weil wir lange Entwicklungslinien<br />

haben, die nach <strong>vor</strong>n zeigen.<br />

Über sie sind wir im Allgemeinen einig, beispielsweise<br />

was die Bedeutung der Bildung<br />

angeht.<br />

Ich glaube auch, dass die Weichenstellungen<br />

der Agenda 2010 im Prinzip unbestritten<br />

sind. Wir brauchen Fortentwicklungen<br />

der verschiedensten Art. Für mich ist<br />

der Zugang zur Bildung und zur Erwerbsarbeit<br />

zentral. Ich halte den Ansatz der Grünen,<br />

im Grunde genommen in einen Wettbewerb<br />

über höhere Transferleistungen einzutre -<br />

ten – auch ich bin für ausreichende Transferleistungen<br />

–, für nicht richtig. Das Entscheidende<br />

für unser Land wird sein, dass wir die<br />

Menschen zu auskömmlichen Bedingungen<br />

in die Erwerbsarbeit bekommen. Das ist die<br />

zentrale Herausforderung. Es geht um das<br />

Fördern – wahrscheinlich kann man noch<br />

intelligenter fördern, als es in den letzten<br />

zwei Jahren gelungen ist; auch da lernt man<br />

jeden Tag hinzu –, aber eben auch um das<br />

Fordern. <strong>Ein</strong> Rollback in dem Sinne, wie Sie<br />

das beschrieben haben, Herr Weimer, sehe<br />

ich aber nicht.<br />

Dirk Martin: Ich muss der Politik ein<br />

wenig den Vorwurf machen, dass sie sich<br />

immer damit herausredet, die Bevölkerung<br />

gehe nicht mit, wenn man über die Globalisierung<br />

spricht. Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass es nicht daran liegt, sondern an<br />

der Tatsache, dass wir einfach nicht den Mut<br />

haben, gewisse Dinge umzustrukturieren.<br />

Ich nenne beispielhaft die Bildung. Wir<br />

alle sind der Meinung – ich glaube, dafür<br />

gibt es in <strong>Deutschland</strong> eine Mehrheit –, dass<br />

wir mehr in die Zukunft und insbesondere<br />

in die Bildung investieren müssen. Aber was<br />

passiert im jetzigen Haushalt? Es erfolgt nur<br />

eine marginale Veränderung. Die Subventionen<br />

bleiben – bis auf marginale Abweichungen<br />

– gleich. Es gibt in <strong>Deutschland</strong><br />

auch eine Mehrheit für die Auffassung, dass<br />

die Subventionen weiter reduziert werden<br />

könnten.<br />

Der erste Vorwurf lautet also: Man ist<br />

dort nicht mutig genug. Der zweite Vorwurf<br />

ist ganz pragmatisch begründet. Gerade der<br />

Mittelstand braucht hinsichtlich der Arbeitskräfte<br />

einen Austausch mit Asien. Um heutzutage<br />

einen Inder einstellen zu können,<br />

muss dieser mindestens 80.000 € im Jahr<br />

verdienen. So sehen die gesetzlichen Regelungen<br />

aus. Ich glaube, es wäre überhaupt<br />

nicht mutig, wenn Sie endlich diese Regelung<br />

kippen würden, sodass Mitarbeiter, die<br />

aus Ländern außerhalb der Europäischen<br />

Union kommen, auch bei einem Jahreseinkommen<br />

von 40.000 € eingestellt werden<br />

können.<br />

Das fordern wir von Seiten des Bundes-<br />

Die Weichenstellungen<br />

der Agenda 2010 sind<br />

im Prinzip unbestritten.<br />

Bankenverband<br />

62 63


Diskussion<br />

Die Politik ist oft<br />

nicht mutig genug,<br />

die gewonnenen<br />

Erkenntnisse umzusetzen.<br />

verbandes Junger Unternehmer schon seit<br />

Monaten, aber wir sehen keine Reaktion.<br />

Deshalb muss ich der Politik den Vorwurf<br />

machen, gerade auch bei dieser Regelung,<br />

dass es nicht um Mehrheiten innerhalb der<br />

Gesellschaft geht, die dem womöglich nicht<br />

zustimmen, sondern schlichtweg darum,<br />

dass sich die Politiker des Themas nicht annehmen<br />

wollen. Herr Müntefering hat mir<br />

auf einen Brief geantwortet, wenn die Summe<br />

von 80.000 € reduziert würde, würden<br />

die Unternehmen von der Verpflichtung befreit,<br />

selber auszubilden. Das ist der größte<br />

Schmarren, den ich je gehört habe. Gerade<br />

eigentümergeführte Unternehmen bilden<br />

stärker aus als alle anderen Unternehmen.<br />

Das ist für mich ein ganz klares Indiz<br />

dafür, dass Globalisierung und internationaler<br />

Wettbewerb in den Köpfen der Politiker<br />

leider noch reifen müssen. Ich muss den<br />

Politikern den Vorwurf machen, dass sie zu<br />

wenig an die jüngere Generation denken,<br />

die diesen Wettbewerb noch die nächsten<br />

40 Jahre über bestehen muss.<br />

Dieter Althaus: Herr Martin, wenn ich<br />

Ihnen recht gebe, nutzt das nichts. Wenn Sie<br />

recht haben – und Sie haben recht –, muss<br />

man auch sagen, warum das so ist. Wir haben<br />

in <strong>Deutschland</strong> ein Erkenntnisproblem;<br />

ich glaube, das ist aus den Statements ganz<br />

deutlich geworden. Oder wir haben das Problem,<br />

die Erkenntnisse, über die wir verfügen,<br />

in Politik umzusetzen.<br />

Wir müssten stärker dem Grundsatz<br />

Geltung verschaffen: Wer sich gegen den<br />

Markt stemmt, erzeugt Arbeitslosigkeit.<br />

Aber das leben wir in <strong>Deutschland</strong> nicht. Wir<br />

haben jahrzehntelang in eine andere Richtung<br />

geblickt; wir haben in vielen Bereichen<br />

einen regulierenden Staat organisiert, um<br />

den <strong>Ein</strong>druck zu vermitteln, man könne sich<br />

dem Markt widersetzen oder ihn bändigen.<br />

Wir brauchen aber einen aktivierenden<br />

Staat. Dazu gehört beispielsweise die Bildung.<br />

Wir brauchen auch für die Wirtschaft<br />

einen aktivierenden Staat. Dazu gehören die<br />

alten marktwirtschaftlichen Überzeugungen.<br />

Wenn wir die entsprechenden Erkenntnisse<br />

in <strong>Deutschland</strong> mehrheitlich hätten, könnten<br />

wir auch handeln. Da wir aber ein Erkenntnisproblem<br />

haben bzw. Probleme, die gewonnenen<br />

Erkenntnisse zu akzeptieren, ist<br />

die Politik nicht mutig genug, diese umzusetzen.<br />

Vielfach versucht sie einfach nur,<br />

von einer Stunde zur anderen oder von einer<br />

Legislaturperiode zur nächsten kurzfris -<br />

tige Regelungen zu finden.<br />

Das reicht aber nicht, weil die Globalisierung<br />

ein Sturmwind ist. Sie kommt nicht<br />

als laues Lüftchen, sondern sie wird sich<br />

in den nächsten Jahren noch verstärken.<br />

Deshalb sind nationale Politiken gehalten,<br />

schneller zu agieren. Ich meine, man muss<br />

über die Frage diskutieren: Wie können wir<br />

das erreichen?<br />

Ich bleibe dabei: Wir benötigen einen<br />

Grundkonsens, dass nur die marktwirtschaftliche<br />

Ordnung in der Lage ist, sowohl<br />

die Vorteile der Globalisierung mitzunehmen<br />

als auch im Ergebnis Gerechtigkeit zu<br />

sichern – aber nicht eine Verteilungsgerechtigkeit,<br />

sondern eine Gerechtigkeit, die die


Unterschiede in der Gesellschaft benennt<br />

und Sorge dafür trägt, dass keiner in existenzielle<br />

Not gerät.<br />

Deswegen kann man hinsichtlich der<br />

Arbeitslosigkeit auch nicht so locker sagen:<br />

Wir sind aus dem Schneider. Auch ich freue<br />

mich über die Zahlen, die heute vermittelt<br />

worden sind, auch für Thüringen, aber wir<br />

dürfen nicht verkennen, dass 6,9 Millionen<br />

Menschen Arbeitslosengeld II erhalten, von<br />

denen über fünf Millionen arbeitsfähig sind,<br />

dass sich die Statistiken in den letzten Jahren<br />

fundamental geändert haben, dass etwa<br />

zwei Millionen Menschen in den Statistiken<br />

gar nicht mehr auftauchen.<br />

Wenn man sich die Entwicklung der<br />

Sockelarbeitslosigkeit in <strong>Deutschland</strong> seit<br />

1970 anschaut, kann man feststellen, dass<br />

sie ständig gestiegen ist, unabhängig von<br />

jeder konjunkturellen Welle. Das müssen wir<br />

erkennen, damit wir uns von den rosaroten<br />

Beschreibungen deutscher Politik oder deutscher<br />

Politikergebnisse lösen.<br />

Damit will ich nicht dem Pessimismus<br />

das Wort reden, sondern ich befürworte einen<br />

optimistischen Ansatz.<br />

Im nächsten Jahr feiern wir die <strong>Ein</strong>führung<br />

der Marktwirtschaft durch Ludwig Erhard<br />

<strong>vor</strong> 60 Jahren, am 20. Juni 1948. Allein<br />

dieses Datum macht deutlich: Darüber hat<br />

nicht eine demokratische Struktur entschieden,<br />

sondern ein Mann, der davon überzeugt<br />

war, dass eine marktwirtschaftliche<br />

Ordnung die Grundlage für soziale Gerechtigkeit<br />

ist. Wir sollten uns in <strong>Deutschland</strong> in<br />

diesem Jubiläumsjahr anstrengen, kein Wolkenkuckucksheim<br />

zu beschreiben, sondern<br />

die Realitäten anzuerkennen. Dann können<br />

wir auch mutig werden. Aber in einer solchen<br />

Situation sind wir noch nicht.<br />

Reinhard Bütikofer: Ich möchte kurz<br />

etwas zu den Ausführungen von Herrn Martin<br />

sagen. Zur Zulassung von ausländischen<br />

Arbeitnehmern auf dem deutschen Markt:<br />

Das, was Sie fordern, haben wir im Deutschen<br />

Bundestag beantragt. Es hat leider<br />

keine Mehrheit gefunden. Ich schließe mich<br />

Ihrer Aufforderung an.<br />

Zu den Investitionen in die Bildung:<br />

Hier muss man sozusagen ein Preisschild<br />

anbringen und sagen: Wenn wir den gleichen<br />

Anteil am Bruttoinlandsprodukt wie<br />

die fortgeschrittensten OECD-Länder investieren<br />

wollen, kostet uns das 35 Mrd €<br />

zusätzlich. Man muss darüber diskutieren,<br />

wie man das finanziert. Man kann sich nicht<br />

jedes Mal, wenn eine solche Zahl genannt<br />

wird, auf die Sonntagsrede zurückziehen<br />

und erklären: Bildung ist wichtig, aber dafür<br />

gezahlt wird nicht.<br />

Dritter Punkt. Ich sehe es nicht so negativ,<br />

dass die Bevölkerung nicht mitgeht. Sie<br />

geht mit. Wenn die Politik eine Verheißung<br />

enthält, geht die Bevölkerung auch mit. Auf<br />

Ihre Frage, Herr Weimer, wo denn diese progressive<br />

Verheißung zu finden ist, lautet meine<br />

Antwort: Sie liegt in einer ökologischen<br />

Innovation. Interessanterweise sagen die<br />

Umfragen aus: Die Bevölkerung ist reformwillig.<br />

Ich füge als meine Meinung hinzu: Ich<br />

glaube, die Bevölkerung ist reformwilliger,<br />

als es die Regierung derzeit ist.<br />

Wenn die Politik eine<br />

Verheißung enthält,<br />

geht die Bevölkerung<br />

auch mit.<br />

Bankenverband<br />

64 65


Diskussion<br />

Durch den Wettbewerb<br />

haben wir wenigstens<br />

noch in Teilen Inseln<br />

des Fortschritts.<br />

Rainer Brüderle: Bildung ist auch eine<br />

Frage des Geldes, aber nicht nur des<br />

Geldes, sondern auch der Organisation. Ich<br />

bin froh, dass wir noch einen Föderalismus<br />

haben, denn es gibt ein erhebliches Gefälle<br />

zwischen Nord und Süd, zwischen den einzelnen<br />

Bundesländern. Wenn Bremen den<br />

deutschen <strong>Ein</strong>heitsstandard setzen würde,<br />

stünde es um das deutsche Bildungssystem<br />

noch schlechter. Durch unterschiedliche<br />

Werte, durch den Wettbewerb haben wir<br />

wenigstens noch in Teilen Inseln des Fortschritts,<br />

die wir stärken müssen. Wir müssen<br />

den Hochschulen mehr Autonomie gewähren,<br />

sie in den Wettbewerb stellen. Man<br />

muss ihnen auch <strong>Ein</strong>nahmemöglichkeiten<br />

eröffnen. Man muss Studiengebühren als Finanzierungsinstrument<br />

einführen. Wer kein<br />

Geld hat, bekommt die Studiengebühren erlassen<br />

oder erhält ein Darlehen. Keiner soll<br />

am Studium gehindert werden, aber es muss<br />

auch dort eine Werthaltigkeit geben.<br />

Berlin ist ein Negativbeispiel für eine<br />

besonders lange Studiendauer, gerade für<br />

Lehramtskandidaten. Ich glaube, Lehramtskandidaten<br />

brauchen im Durchschnitt in Berlin<br />

17,5 Semester für Fächer wie Erdkunde<br />

und Sport.<br />

Hier bedarf es der Anstrengungen der<br />

Länder – das ist nicht nur eine Aufgabe des<br />

Bundes –, andere Prioritäten zu setzen. Kollege<br />

Poß hat <strong>vor</strong>hin über den Bundeshaushalt<br />

gesprochen. Aber dort erfolgt bei 50 Mrd €<br />

Mehreinnahmen eben keine schnellere Konsolidierung.<br />

Man könnte den Haushalt ohne<br />

Neuverschuldung ausgleichen. Es erfolgt<br />

eben keine kräftige Umstrukturierung, sondern<br />

allenfalls eine in homöopathischen Dosen.<br />

Das ist aber zu wenig im Wettbewerb<br />

um Zukunftsfähigkeit.<br />

Joachim Poß: Herr Martin, ich glaube,<br />

wir können keine konkreten Fortschritte<br />

erzielen, wenn wir diese klassische Feindbildpflege<br />

betreiben, in der Sie sich geübt<br />

haben. Ich könnte Ihnen entgegenhalten:<br />

Schauen Sie sich doch einmal die konkreten<br />

Zahlen an, welchen Beitrag die Wirtschaft<br />

dazu leistet, damit wir das Ziel von 3 % im<br />

Jahre 2010 erreichen. Dann werden Sie feststellen,<br />

dass es da erhebliche Lücken gibt.<br />

Wenn Sie von der Ausbildung sprechen,<br />

müssen Sie zur Kenntnis nehmen, dass<br />

nur ungefähr 23 bis 25 % der Betriebe ausbilden.<br />

Wenn man sich über solche Dinge<br />

unterhält, ist die Kenntnis von Fakten nicht<br />

von Nachteil.<br />

Das gilt auch hinsichtlich des Bundeshaushalts.<br />

Sie wissen – Kollege Brüderle hat<br />

darauf hingewiesen –, wie in unserem Föderalismus<br />

die Zuständigkeiten durch die Verfassung<br />

festgelegt sind. Die Länder haben<br />

bei der Föderalismusreform ausdrücklich<br />

Wert darauf gelegt, dass der Bund nicht stärker<br />

ins Obligo gerät. Das mussten wir akzeptieren.<br />

Das haben wir auch getan. Jetzt geht<br />

es darum, das Beste daraus zu machen.<br />

Wir stützen die Anstrengungen der<br />

Länder mit Geld. Das haben wir in den letzten<br />

Jahren bereits getan, Frau Schavan tut<br />

dies jetzt auch wieder. Es läuft die Exzellenzinitiative,<br />

wir haben auf diesem Gebiet eine<br />

enorme Haushaltssteigerung. Deshalb kön-


nen wir momentan auch nicht stärker konsolidieren,<br />

weil wir dort ebenso wie bei den<br />

Investitionen große Steigerungen haben.<br />

Damit will ich zum Ausdruck bringen:<br />

Wir sind wirklich besser unterwegs, als das<br />

manchmal von außen her wahrgenommen<br />

wird. Wir sind natürlich gern bereit, als Gesprächspartner<br />

zur Verfügung zu stehen.<br />

Aber Ihre Behauptung war mir etwas zu<br />

einfach.<br />

Prof. Dr. Helmut Haussmann: Ich glaube,<br />

die Politik allein ist überfordert, wenn es<br />

um das Thema geht: Ist <strong>Deutschland</strong> bereit,<br />

sich den Reformen der Globalisierung zu<br />

stellen? Nach meiner Erfahrung versagen<br />

die Eliten insgesamt dabei, den Bürgern<br />

klarzumachen, dass für ein Exportland wie<br />

<strong>Deutschland</strong> Asien eine riesige Herausforderung<br />

ist. In den Medien bekommt das Buch<br />

von Herrn Steingart „Weltkrieg um Wohlstand“<br />

einen Preis nach dem anderen. Für<br />

mich macht der Titel des Buches schon klar,<br />

dass die Bürger in eine defensive Haltung<br />

gedrängt werden.<br />

Wenn große Dax-Firmen – nicht Familienunternehmen<br />

–, um bestimmte Dinge<br />

durchzusetzen, damit drohen „Sonst gehen<br />

wir nach China!“, darf man sich doch nicht<br />

wundern, wenn die Bürger Angst bekommen.<br />

Das ist – auch in den USA – nicht nur<br />

in den Unterschichten so. Auch die bürgerlichen<br />

Mittelschichten in den westlichen Ländern,<br />

auch in Frankreich, haben eine absolut<br />

ablehnende Haltung, weil die Eliten nicht in<br />

der Lage sind, zu übersetzen, dass internationaler<br />

Handel und Arbeitsteilung, nicht nur<br />

für die Oberschicht, Vorteile haben.<br />

Prof. Dr. Hermann Simon: Mir platzt<br />

der Kragen. Die Themen hier lauten Asien<br />

und Globalisierung. Bitte gewöhnen Sie sich<br />

doch einmal an, zum Thema zu reden. Jetzt<br />

haue ich noch einmal in die Kerbe von Herrn<br />

Martin, auf dessen Ausführungen es keine<br />

Antwort gab. Ich hatte <strong>vor</strong> Kurzem eine Tagung<br />

mit 350 Weltmarktführern in Bonn.<br />

Dort wurde als das größte Problem der Zukunft<br />

im Hinblick auf die Globalisierung und<br />

die Entwicklung globaler Managementteams<br />

die Gewinnung von High Potentials aus dem<br />

Ausland dargestellt. Jeder akzeptiert, dass<br />

man eine gute Bundesligamannschaft nur<br />

zusammenbekommt, wenn man die besten<br />

Spieler der Welt anheuert. <strong>Deutschland</strong> hat<br />

da ein Riesenproblem.<br />

Herr Althaus, das hat absolut nichts mit<br />

sozialer Gerechtigkeit zu tun. Das hat vielmehr<br />

mit Weltfremdheit der Politiker zu tun.<br />

<strong>Ein</strong> Beispiel: Das Indian Institute of Technology<br />

hat 4.000 Absolventen pro Jahr, die aus<br />

200.000 Bewerbern ausgesucht werden. Wo,<br />

glauben Sie, sitzen die am Tag nach ihrem<br />

Examen? Die sitzen alle im Flugzeug in die<br />

USA, keiner sitzt im Flugzeug nach <strong>Deutschland</strong>.<br />

Das ist die Realität. Ich weiß nicht, ob<br />

die Realität bei Ihnen nicht angekommen ist,<br />

weil Sie die Auslandserfahrung typischerweise<br />

nicht haben. Ich bitte um eine konkrete<br />

Antwort zu diesem Kernthema der <strong>Herausforderungen</strong><br />

der Zukunft.<br />

Dr. Jürgen Heraeus: Herr Simon ist mir<br />

zu<strong>vor</strong>gekommen. Wir haben hier Ausführungen<br />

zur Innenpolitik gehört, aber das ist<br />

Das größte Problem der<br />

Zukunft im Hinblick auf<br />

die Globalisierung ist:<br />

Wie können wir High<br />

Potentials gewinnen?<br />

Bankenverband<br />

66 67


Diskussion<br />

Jeden Tag gibt es einen<br />

Armutsbericht. Alle, die<br />

unter dem Durchschnitt<br />

liegen, sind irgendwie<br />

arm.<br />

nicht unser Thema. Es wird bedauert, dass<br />

die Ungleichheiten in <strong>Deutschland</strong> zunehmen.<br />

Schauen Sie einmal auf die Ungleichheiten<br />

in der erweiterten Europäischen Union.<br />

Schauen Sie ein bisschen weiter, nach<br />

Asien, und sehen Sie sich dort die Ungleichheiten<br />

an. Jeden Tag kommt ein Armutsbericht<br />

aus <strong>Deutschland</strong>. Alle, die unter dem<br />

Durchschnitt liegen, sind irgendwie arm.<br />

Wenn wir über Menschlichkeit und<br />

Menschenrechte reden und den anderen<br />

gleichzeitig den Zugang zu mehr Lebensstandard<br />

verweigern, dann sind wir einfach<br />

nur innenpolitisch konzentriert und haben<br />

nicht verstanden, dass die Globalisierung<br />

eine Herausforderung ist und dass wir den<br />

Menschen klarmachen müssen: Wenn jemand<br />

nichts lernt und keinen Schulabschluss<br />

hat, wenn jemand keine Lehre absolviert<br />

hat, wenn jemand durch Millionen anderer<br />

Menschen in der Welt ersetzbar ist, die am<br />

Tag zwei oder drei Dollar verdienen, dann<br />

wird es ihm auch in <strong>Deutschland</strong> schlechter<br />

gehen. Auch das ist ein Teil der Wahrheit,<br />

die vermittelt werden muss. Man darf nicht<br />

immer nur die wachsende Ungleichheit und<br />

Ungerechtigkeit beklagen.<br />

Folker Streib: Herr Bütikofer, nur als<br />

Statement und nicht als Wertung zu verstehen:<br />

Der Dalai Lama ist <strong>vor</strong> Frau Merkel<br />

von 27 anderen Staats- und Regierungschefs<br />

empfangen worden.<br />

Seit gestern tagt in Peking der EU-China-Gipfel.<br />

Auf der Asien-Pazifik-Konferenz<br />

Anfang Oktober hat Herr Verheugen von<br />

der EU-Kommission offiziell gesagt: Wir<br />

Deutschen, wir Europäer sind offen für den<br />

Weltmarkt und für die Globalisierung, aber<br />

wir erwarten Reziprozität, also Marktzugang<br />

und Lösungen bei der Frage des geistigen<br />

Eigentums.<br />

Gestern hat Herr Barroso, der Präsident<br />

der Europäischen Kommission, <strong>vor</strong> einer<br />

chinesischen Parteischule erklärt: In Europa<br />

wächst die Angst <strong>vor</strong> der Globalisierung,<br />

denn die Chinesen exportieren dreimal so<br />

viel nach Europa wie die Europäer nach China.<br />

Das Handelsdefizit beträgt 170 Mrd €.<br />

Bei uns Deutschen sieht es etwas besser<br />

aus: Wir importieren für rund 21 Mrd € aus<br />

China und exportieren für rund 27 Mrd €<br />

nach China.<br />

Meine Herren Politiker, wie Herr Verheugen<br />

und jetzt auch Herr Barroso – Herr<br />

Mandelson übrigens auch – angedeutet<br />

haben, wird die EU reagieren. Ich hätte von<br />

Ihnen gern gewusst: Was können und sollen<br />

wir tun?<br />

Prof. Dr. Klaus-Werner Schatz: Ich<br />

möchte gern von Herrn Poß wissen, welche<br />

konkreten Gefahren er von ausländischen<br />

Investoren in <strong>Deutschland</strong> erwartet. Die<br />

Diskussion begann mit den Staatsfonds.<br />

Inzwischen sind wir bei ausländischen Investoren<br />

angelangt. Wenn man sich die<br />

Situation genauer anschaut, stellt man<br />

fest, dass die genau das tun, was wir früher<br />

immer verlangt haben. Bei der ersten<br />

Erdölpreiserhöhung hatten wir die große<br />

Sorge: Wie kann man das Recycling der<br />

<strong>Ein</strong>nahmen der arabischen Staaten aus<br />

den Erdölverkäufen bewerkstelligen, also


den Rückfluss in die hoch entwickelten<br />

Länder?<br />

Was tun diese Länder eigentlich? Der<br />

Großteil der <strong>Ein</strong>nahmen der ausländischen<br />

Investoren oder Staatsunternehmen stammt<br />

aus dem Verkauf von Rohstoffen. China ist<br />

eine Ausnahme. Diese Länder versuchen zu<br />

diversifizieren. Es macht wirklich keinen Sinn,<br />

die <strong>Ein</strong>nahmen aus den Rohstoffverkäufen –<br />

ich denke hier auch an Russland – in den<br />

Ländern selbst zu investieren. Wir hatten in<br />

Libyen eine Zeit lang eine Investitionsquote<br />

von 50 %. Dort wurden Kathedralen in der<br />

Wüste gebaut. Das wollen diese Länder vermeiden.<br />

Deshalb gehen sie in die westlichen<br />

Länder, also auch nach <strong>Deutschland</strong>. Früher<br />

haben wir das dankbar begrüßt.<br />

Wir sehen hier wie so häufig: Von der<br />

Politik werden Ängste in der Bevölkerung<br />

geschürt, und anschließend beutet die Politik<br />

diese Ängste für ihre Zwecke aus. Ökonomisch<br />

gesehen gibt es überhaupt keinen<br />

Grund, sich hier über ausländische Investoren<br />

aufzuregen. Aber vielleicht steckt<br />

dahinter auch ein völliges Unverständnis<br />

bei der Politik. Was soll ein ausländischer<br />

Investor, der im Hamburger Hafen investiert<br />

oder ihn kauft, denn tun? Soll er ihn nach<br />

Russland tragen? Soll er nur noch russische<br />

Schiffe zulassen? Das wäre dumm. Aber einmal<br />

angenommen, er täte es: Das könnten<br />

wir mit dem heute geltenden Wettbewerbsrecht<br />

sofort untersagen. Dazu bedarf es keiner<br />

<strong>neuen</strong> Gesetzgebung. Dazu braucht man<br />

keine ausländischen Investoren aufs Korn<br />

zu nehmen. Der Standort <strong>Deutschland</strong> gewinnt<br />

aus der Sicht ausländischer Investoren<br />

sicherlich nicht an Güte mit dieser Gesetzgebung,<br />

die jetzt in der Pipeline ist.<br />

Dieter Althaus: Ich bin Herrn Haussmann<br />

dankbar für seine Ausführungen. Das<br />

war aber auch ein Plädoyer von mir. Ich habe<br />

gesagt: Wir brauchen einen Konsens in der<br />

Gesellschaft, wenn die Politik handeln soll,<br />

das kann die Politik nicht allein. Es ist auch<br />

eine Herausforderung für die Eliten insgesamt.<br />

Herr Professor Simon, die Tagung steht<br />

unter dem Thema: „<strong>Ein</strong> <strong>asiatisches</strong> <strong>Jahrhundert</strong>?<br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>vor</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Herausforderungen</strong>“.<br />

Wir müssen im Lande die<br />

<strong>Herausforderungen</strong> bestehen, damit wir die<br />

Entwicklung der Globalisierung für die Menschen<br />

in <strong>Deutschland</strong> wie in Europa ge stalten<br />

können. Das sind innenpolitische <strong>Herausforderungen</strong>,<br />

die wir zu bestehen haben.<br />

Dass wir die Globalisierung beschreiben,<br />

ist selbstverständlich. Aber welche innenpolitischen<br />

Antworten wir geben, ist die<br />

entscheidende Frage. Von Herrn Stephens<br />

wurde erklärt, es sei beispielsweise ein anderes<br />

Sozialstaatssystem erforderlich, um<br />

die wachsenden Ungleichheiten in eine Balance<br />

der Gerechtigkeit zu bringen. Das ist<br />

eine innenpolitische Aufgabe.<br />

Wir müssen im Stream der Globalisierung<br />

mit dabei sein. Das heißt, wir brauchen<br />

exzellente ordnungspolitische Anziehungswerte,<br />

beispielsweise in der Steuerpolitik.<br />

Auch das ist eine innenpolitische Herausforderung.<br />

Wir müssen Vorsorge gegen die Wech-<br />

Ökonomisch gesehen<br />

gibt es keinen Grund,<br />

sich über ausländische<br />

Inves toren aufzuregen.<br />

Bankenverband<br />

68 69


Diskussion<br />

<strong>Ein</strong>e Marktwirtschaft<br />

lebt von der Ungleichheit.<br />

selfälle des Lebens treffen, deren Zahl zunehmen<br />

wird. Die Dynamik wird viel stärker<br />

werden: Arbeit, keine Arbeit, neuer Beruf,<br />

anderer Beruf. Dies alles muss geordnet werden.<br />

Das ist eine Herausforderung für den<br />

deutschen Arbeitsmarkt und für das deutsche<br />

Bildungssystem.<br />

Insofern fand ich das, was Sie gesagt haben,<br />

polemisch und pauschal. Wenn wir uns<br />

nicht einig werden, dass wir innenpolitische<br />

Hausaufgaben zu machen haben, sollten wir<br />

uns zu einer Veranstaltung treffen, bei der<br />

wir die Globalisierung nur beschreiben. Das<br />

reicht aber nicht. Ich sage noch einmal: Die<br />

Globalisierung ist ein Sturmwind. Entweder<br />

sind wir dabei, diesen Sturmwind gut für<br />

die Menschen und das Land zu nutzen, oder<br />

nicht. Da müssen wir Hausaufgaben im Lande<br />

erledigen.<br />

Ich habe die Ungleichheiten nicht bedauert,<br />

sondern gesagt: Sie sind ein Fakt.<br />

Aber in <strong>Deutschland</strong> werden daraus keine<br />

Konsequenzen gezogen. Tagtäglich können<br />

wir viel Rhetorik hören, wie man die Ungleichheiten<br />

möglichst einebnet. In <strong>Deutschland</strong><br />

wird ständig eine Debatte über die Verteilung<br />

von oben nach unten geführt.<br />

Ich bedauere die Ungleichheit nicht,<br />

aber man muss sie natürlich gesellschaftlich<br />

gestaltbar halten. Diejenigen, die sich am<br />

unteren Ende befinden, bestimmen natürlich<br />

genauso politische Strukturen und politische<br />

Entscheidungen mit.<br />

Die spannende Frage lautet, wie man<br />

Gerechtigkeit und Existenz sichert, aber genauso<br />

gleichzeitig die Eliten fördert und dadurch<br />

auch große <strong>Ein</strong>kommensunterschiede<br />

organisiert. Sie können in <strong>Deutschland</strong> jeden<br />

Tag erleben, wie in den Medien die so<br />

genannten „Reichen“ <strong>vor</strong>geführt werden.<br />

Diese Neidgesellschaft ist ein politisches<br />

Problem, weil sie immer dazu verleitet,<br />

Gleichheitsorientierungen zu organisieren.<br />

Das funktioniert aber nicht. <strong>Ein</strong>e Marktwirtschaft<br />

lebt von der Ungleichheit.<br />

Deshalb sollte man, wie Herr Haussmann<br />

es gesagt hat, darüber nachdenken:<br />

Wie kann man zunächst einmal einen Konsens<br />

über die Erkenntnisse, die <strong>vor</strong>handen<br />

sein müssen, erzielen? Wie kann man in<br />

einem zweiten Schritt ein politisches Klima<br />

entwickeln, das zu Mehrheiten führt, die<br />

entsprechend handeln? Deshalb bin ich der<br />

Meinung: Weder ist die Erkenntnis durchgängig<br />

konkret <strong>vor</strong>handen noch ist das politische<br />

Klima für eine Veränderung gegeben,<br />

die den Strom der Globalisierung maximal<br />

aufnimmt. Das sollte gelingen, und dann<br />

kann die Politik auch handeln.<br />

Reinhard Bütikofer: Es ist nicht das<br />

erste Mal, dass ich an den Schönhauser Gesprächen<br />

teilnehme. Ich war aber noch nie<br />

der Auffassung, dass selbstgerechtes Politik-<br />

Bashing irgendeinem Dialog hilft. Herr Simon,<br />

das will ich schon sagen. Ich habe zu<br />

der Frage von Herrn Martin konkret Position<br />

bezogen. Es mag ja sein, dass es Ihnen<br />

nicht passt, dass ausgerechnet der Grüne die<br />

Position des BJU teilt, aber dann die Politik<br />

pauschal zu beschimpfen, ist unterhalb der<br />

Debattenebene.<br />

Herr Heraeus, ich stimme Ihren Aus-


führungen zu, dass es wesentlich stärkerer<br />

Anstrengungen bedarf. Ich würde beispielsweise<br />

gern die Schulen stärker dafür verantwortlich<br />

machen, welche Leute sie auf den<br />

Arbeitsmarkt entlassen, damit man nicht auf<br />

dem Arbeitsmarkt mithilfe der Bundespolitik<br />

dann nachjustieren muss, was die Länder<br />

konkret mit der Schulpolitik verschlampt haben.<br />

Ich glaube, da gibt es eine ganze Reihe<br />

von Punkten, an denen man ansetzen kann.<br />

Die Zeit erlaubt es mir nicht, dazu nähere<br />

Ausführungen zu machen.<br />

Schließlich noch zur Staatsfondsdebatte.<br />

Ich beklage hier eine Tendenz zum<br />

ökonomischen Nationalismus. Ich fände<br />

es einen Fortschritt, wenn wir zum Thema<br />

Staatsfonds wenigstens einmal über eine<br />

europäische Ebene reden würden, nicht nur<br />

über eine deutsche.<br />

Rainer Brüderle: Es waren vier Fragen,<br />

auf die ich vier kurze Antworten geben<br />

möchte. Erstens zur Gewinnung von High<br />

Potentials für <strong>Deutschland</strong>: Es besteht die<br />

Aufgabe, die Standortbedingungen so attraktiv<br />

zu machen, dass diese High Potentials<br />

zu uns kommen. Dabei geht es nicht nur um<br />

die Ausgestaltung von Steuersystemen, sondern<br />

es geht auch um die gesellschaftliche<br />

Debatte beispielsweise über die Gentechnik,<br />

ob man für neue Wege offen ist oder ob<br />

man nur in ideologischen Strukturen darüber<br />

debattiert.<br />

Zweite Bemerkung. Herr Heraeus, natürlich<br />

ist auch eine Konsequenz der Globalisierung,<br />

dass sich stärker eine soziale Schere<br />

öffnet, zumindest zu Beginn des Prozesses.<br />

Das ist für eine Gesellschaft mit geheimen<br />

und freien Wahlen nur dann akzeptabel,<br />

wenn Chancengerechtigkeit besteht. Das bedeutet<br />

offene Märkte, gute Bildungschancen<br />

und Vorbildfunktion der Eliten und der Wirtschaft,<br />

nicht hier und da Maßlosigkeit.<br />

Drittens. Zum Europa-China-Gipfel:<br />

Handel kann immer nur in beiden Richtungen<br />

funktionieren. Er kann keine <strong>Ein</strong>bahnstraße<br />

sein. Die Reziprozität ist die<br />

Grundlage eines vernünftigen Handels. Man<br />

muss sich gegenseitig Chancen einräumen.<br />

Es gibt seitens der WTO Spielregeln, gegen<br />

die gelegentlich verstoßen wird. Darüber<br />

muss man engagiert und offen reden. Wenn<br />

das keine Konsequenzen hat, kann man Retorsionsmaßnahmen<br />

nicht ausschließen.<br />

Meine vierte Bemerkung bezieht sich<br />

auf die ausländischen Investitionen. Ich<br />

halte bei Wettbewerbsmärkten Investitionen<br />

für völlig unbedenklich. Wenn Wettbewerb<br />

besteht, existieren Alternativen. Bei natürlichen<br />

Monopolen gibt es Probleme, etwa<br />

bei Leitungsnetzen, ob nun im Bahn- oder<br />

im Energiebereich. Gegebenenfalls muss<br />

man hier regulierend eingreifen. Großbritannien<br />

ist ein Beispiel insofern – das hat<br />

Herr Stephens angesprochen –, als die Londoner<br />

City durch Offenheit möglicherweise<br />

der Wall Street die globale Führungsrolle<br />

abjagt. Die Londoner City ist im Dienstleistungssektor<br />

außerordentlich erfolgreich. In<br />

Großbritannien regt sich niemand auf, wenn<br />

sich deutsche Stromkonzerne auf dem englischen<br />

Energiemarkt einkaufen. Man regt<br />

sich allenfalls auf, wenn ein deutsches Fuß-<br />

Handel funktioniert nur<br />

in beide Richtungen.<br />

Er kann keine <strong>Ein</strong>bahnstraße<br />

sein.<br />

Bankenverband<br />

70 71


Diskussion<br />

Offenheit hat uns<br />

stark gemacht, nicht<br />

Ängstlichkeit.<br />

ballteam gegen Großbritannien gewinnt.<br />

Aber damit kann man leben.<br />

Bei uns ist die Empfindungslage anders:<br />

Beim Fußball ertragen wir es, bei den<br />

Märkten kommt eine Mischung aus Renationalisierung<br />

und Protektionismus ans Tageslicht,<br />

vom Gewerkschaftslager bis hin zu<br />

Vorständen, die besser damit leben, wenn es<br />

nur einen reduzierten Wettbewerb gibt.<br />

Das ist eine merkwürdige Melange. Ich<br />

kann nur dafür plädieren, für Offenheit zu<br />

kämpfen. Offenheit hat uns stark gemacht,<br />

nicht Ängstlichkeit.<br />

Joachim Poß: Wenn innenpolitische<br />

Fragen gestellt werden, muss man auf diese<br />

Fragen auch eingehen. Wir sind auf die Frage<br />

von Herrn Martin eingegangen; insofern<br />

verstehe ich manchen Vorwurf nicht, wir hätten<br />

hier Innenpolitik gemacht. Wir sprechen<br />

doch über die Frage: Was muss auch national<br />

geschehen, um mit den Konsequenzen<br />

der Globalisierung fertig zu werden? Das ist<br />

ja auch eine zentrale Handlungsebene, wie<br />

ich eingangs betont habe. Insofern führt es<br />

nicht weiter, sich Weltfremdheit <strong>vor</strong>zuwerfen.<br />

Ich könnte mit dem Vorwurf der sozialen<br />

Ignoranz antworten. Dies würde aber<br />

wiederum ignorieren, dass die Problematik<br />

der Schulabbrecher inzwischen viel schärfer<br />

wahrgenommen wird als <strong>vor</strong> zehn Jahren<br />

und entsprechend auch konkrete Maßnahmen<br />

ergriffen werden. Wir haben regelrechte<br />

Defizite, und wir sind dabei, mit besonderen<br />

Maßnahmen in Richtung Qualifizierung usw.<br />

konkret darauf einzugehen. Das Problem,<br />

das Sie geschildert haben, ist inzwischen zumindest<br />

viel besser erkannt – es wird auch<br />

darauf reagiert –, als das noch <strong>vor</strong> zehn oder<br />

auch fünf Jahren der Fall war.<br />

Bezüglich der High Potentials ist ja eine<br />

Lösung gefunden worden, die ein wenig<br />

Öffnung bietet, die Ihnen allerdings nicht<br />

ausreicht. Das Thema wird nicht vom Tisch<br />

sein. Man will einen gewissen Druck, was<br />

die Ausbildungsleistungen der Wirtschaft<br />

angeht, aufrechterhalten. Da bitte ich um<br />

ein gewisses Verständnis.<br />

<strong>Ein</strong> Wort zu den Staatsfonds. Herr<br />

Schatz, ich will jetzt nicht näher Ihre <strong>Ein</strong>schätzung<br />

der Politik, die angeblich Ängste<br />

in der Bevölkerung schürt, kommentieren.<br />

Es gibt Politiker, die Ängste in der Bevölkerung<br />

schüren; das ist richtig. Das können<br />

Sie jedoch nicht allen verantwortlichen Politikern<br />

<strong>vor</strong>werfen, die sich um Gestaltung<br />

bemühen. Letzteres nehme ich für mich in<br />

Anspruch und weise deshalb Ihre Ausführungen<br />

ganz klar zurück. Ich schüre keine<br />

Ängste in der Bevölkerung. Ich muss aber<br />

Ängste in der Bevölkerung zur Kenntnis nehmen.<br />

Täte ich das nicht, wäre ich ignorant.<br />

Man muss damit umgehen.<br />

Bei der Frage, die Sie angeschnitten haben,<br />

geht es nicht generell um ausländische<br />

Investoren. Aber es muss doch erlaubt sein,<br />

darüber zu debattieren, wenn es konkret um<br />

vom Staat gelenkte Fonds geht, die sozusagen<br />

teilweise Monopole repräsentieren.<br />

Wir haben noch keine Lösung, weil man bei<br />

der Abgrenzung auf viele Schwierigkeiten<br />

stößt. Aber die Debatte darüber muss doch<br />

erlaubt sein. Das darf nicht gleich mit dem


Verdikt des Protektionismus belegt werden.<br />

Ich weiß nicht, seit wann es die entsprechenden<br />

Regelungen in den USA gibt. Aber<br />

die USA praktizieren es schon lange. Es zerstört,<br />

wie ich glaube, nicht den Charakter<br />

eines offenen und liberalen Welthandels,<br />

wenn man gewisse Gefahren, die es geben<br />

kann, in den Blick nimmt und versucht, dafür<br />

Regelungen zu finden.<br />

Dr. Wolfram Weimer: Ich bedanke<br />

mich bei allen Beteiligten für die Diskussion.<br />

Es gehört zum Charakter dieser Veranstaltung,<br />

dass es nicht darum geht, einen<br />

Kuschelkonsens zu erzeugen, sondern man<br />

will eine offene Debatte führen. Ich glaube,<br />

das ist in einer Brandbreite vom Dalai Lama<br />

bis zu ungeklärten Wettbewerbsfragen gelungen.<br />

Jürgen Habermas hat einmal gesagt:<br />

Die Wirtschaft ist die Sphäre der Evidenz,<br />

die Politik ist die Sphäre der Akzeptanz. Es<br />

gibt zwischen beiden Sphären oft Gräben.<br />

Finden sie zusammen, dann könnte die<br />

Kraft der Potenz entstehen. Ich denke, von<br />

diesem Potenzial ist hier einiges sichtbar<br />

geworden.<br />

Bankenverband<br />

72 73


Asien und Europa – die wirtschaftliche Zukunft<br />

gemeinsam gestalten<br />

S. E. Ma Canrong<br />

Botschafter der Volksrepublik China, Berlin<br />

Meine Damen und Herren!<br />

Es ist mir eine große Ehre und Freude, an der heutigen Veranstaltung teilnehmen und<br />

<strong>vor</strong> Ihnen sprechen zu dürfen. Für diese freundliche <strong>Ein</strong>ladung möchte ich mich ganz herzlich<br />

bei Herrn Präsident Müller bedanken. Wir haben eben eine wirklich sehr interessante<br />

Diskussion gehört.<br />

Die heutige Welt befindet sich gerade in einem Umbruch- und Anpassungsprozess. Das<br />

Streben nach Frieden, die Suche nach Entwicklung und die Förderung der Zusammenarbeit<br />

sind bereits eine unaufhaltsame Strömung der Zeit geworden. Die Multipolarisierung der<br />

Welt ist unumkehrbar. Die wirtschaftliche Globalisierung entwickelt sich tiefgehend weiter.<br />

Die wissenschaftlich-technische Revolution schreitet beschleunigt <strong>vor</strong>an. Globale und regionale<br />

Zusammenarbeit ist mehr denn je gefragt. Gleichzeitig brechen immer wieder lokale<br />

Konflikte auf. Das Ungleichgewicht der globalen Wirtschaft verschärft sich. Das Nord-Süd-<br />

Gefälle wird immer größer.<br />

Konventionelle und nicht konventionelle Sicherheitsbedrohungen sind miteinander verflochten.<br />

Frieden und Entwicklung in der Welt stehen einer Reihe von Schwierigkeiten und<br />

<strong>Herausforderungen</strong> gegenüber.<br />

Angesichts dieser Situation ist es das gemeinsame Anliegen der Völker aller Länder,<br />

sich diesen <strong>Herausforderungen</strong> gemeinsam zu stellen und gemeinsame Teilhabe an Entwicklungschancen<br />

zu realisieren.<br />

Als Wiege der alten Zivilisationen sind Asien und Europa wichtige Kräfte in einer multipolarisierten<br />

Welt und wichtige Teilnehmer an der Globalisierung. In den letzten Jahren<br />

ist die asiatisch-europäische Zusammenarbeit zum gegenseitigen Nutzen in Politik, Wirtschaft<br />

und Handel, Kultur und Bildungswesen ständig ausgebaut worden. Zurzeit hat ASEM<br />

45 Mitgliedstaaten, die knapp 60 % der Weltbevölkerung, 60 % des Welthandelsvolumens<br />

und über 50 % der Weltwirtschaftsleistung repräsentieren. Die für das 21. <strong>Jahrhundert</strong> konzipierte<br />

neue Partnerschaft zwischen Asien und Europa wird Schritt für Schritt mit Leben erfüllt<br />

und sieht einer reiferen Zukunft entgegen.<br />

Asien ist derzeit die wirtschaftlich dynamischste Region, wo politische und sicherheitspolitische<br />

Dialoge sowie wirtschaftliche Kooperationen erfolgreich durchgeführt werden. Die<br />

Europäische Union ist die größte entwickelte Volkswirtschaft der Welt, mit großem Abstand<br />

führend in Wissenschaft und Technik. Die europäische Integration ist in eine neue Phase<br />

eingetreten. In der internationalen Politik und Wirtschaft spielt die Europäische Union eine<br />

immer wichtigere Rolle.<br />

Die asiatisch-europäische Partnerschaft der Gleichberechtigung und des gegenseitigen<br />

74 75


Asien und Europa – die wirtschaftliche Zukunft gemeinsam gestalten<br />

Wie können wir noch<br />

engere asiatisch-europäische<br />

Wirtschafts ­<br />

beziehungen aufbauen?<br />

Nutzens weist großes Potenzial und gute<br />

Perspektiven auf und wird der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in den asiatischen und<br />

den europäischen Ländern neue Impulse<br />

geben.<br />

Seit einigen Jahren wird in Europa sehr<br />

viel über den Aufstieg Asiens diskutiert.<br />

Manche betrachten es als Bedrohung für<br />

Europa, während die anderen darin große<br />

Chancen sehen. Meines Erachtens sollte<br />

man sich lieber über diese „Bedrohung<br />

oder Chance“-Diskussion hinwegsetzen und<br />

das Augenmerk auf eine wichtigere Frage<br />

richten, nämlich wie Asien und Europa durch<br />

Zusammenarbeit den <strong>Herausforderungen</strong><br />

gemeinsam begegnen können. Wie können<br />

wir noch engere und stabilere asiatischeuropäische<br />

Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />

aufbauen? Ich glaube, folgende vier<br />

Aspekte sind sehr wichtig:<br />

Erstens die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

und der Fähigkeit zur Risikoabwehr.<br />

Bei der wirtschaftlichen Umstrukturierung<br />

sollten alle Staaten Fragen wie soziale<br />

Instabilität und Wirtschaftssicherheit<br />

angemessen und behutsam angehen, den<br />

Dialog und die politische Koordinierung<br />

miteinander verstärken und sich gemeinsam<br />

um die Beseitigung des Ungleichgewichts in<br />

der Weltwirtschaft bemühen.<br />

Zweitens muss die Zusammenarbeit auf<br />

dem Gebiet der Hochtechnologie verstärkt<br />

werden. Neben dem traditionellen Güterhandel,<br />

dem Technologietransfer und den<br />

Investitionen gilt es, gemeinsame Hightechforschung<br />

wie gemeinsame Entwicklung<br />

international wettbewerbsfähiger Produkte<br />

und die gemeinsame Erschließung von <strong>neuen</strong><br />

Märkten aktiv <strong>vor</strong>anzutreiben.<br />

Drittens nenne ich die tatkräftige Umsetzung<br />

des Aktionsplans zur Förderung<br />

des Handels (TFAP) und des Aktionsplans<br />

zur Förderung der Investitionen (IPAP) sowie<br />

die Vertiefung der Kooperationen zwischen<br />

mittelständischen Unternehmen. Die<br />

Zusammenarbeit zwischen den Regierungen<br />

muss gestärkt werden, um mittelständische<br />

Unternehmen bei ihrem internationalen<br />

Engagement zu unterstützen. Die nichtamtlichen<br />

Institutionen sollten zur Geltung<br />

gebracht werden. Das Handelsforum<br />

Asien-Europa sollte als eine Brücke für die<br />

Kooperation zwischen mittelständischen<br />

Unternehmen fungieren. Den mittelständischen<br />

Unternehmen sollte ein besseres soziales<br />

Dienstleistungssystem zur Verfügung<br />

gestellt werden. Konsultation und Kooperation<br />

zwischen Regierungen und Unternehmen<br />

müssen ausgebaut werden.<br />

Viertens geht es darum, Konsultationsmechanismen<br />

zu errichten und zu vervollständigen.<br />

Die bestehenden Mechanismen<br />

sollten in vollem Maße zur Geltung gebracht<br />

werden. Wir sollten durch freundschaftliche<br />

Konsultationen die Anliegen der jeweils<br />

anderen Seite und die Differenzen untereinander<br />

mit Sorgfalt behandeln, um eine<br />

Verschärfung zu vermeiden. Wir müssen mit<br />

voller Kraft den Protektionismus und eine<br />

Politisierung der Handelsfrage verhindern.<br />

Die chinesische Regierung legt stets<br />

großen Wert auf die freundschaftliche und


S. E. Ma Canrong<br />

für beide Seiten <strong>vor</strong>teilhafte Zusammenarbeit<br />

zwischen Asien und Europa. Seit langem<br />

unterhält China enge politische und<br />

wirtschaftliche Beziehungen zu den asiatischen<br />

und europäischen Ländern. Die EU,<br />

ASEAN, Japan und Südkorea gehören zu den<br />

zehn größten Handels- und Investitionspartnern<br />

Chinas. Im Jahre 2006 betrug das gesamte<br />

Handelsvolumen zwischen China und<br />

den ASEM-Mitgliedsländern mehr als 800<br />

Mrd US-$, knapp die Hälfte des ganzen Außenhandelsvolumens<br />

Chinas. Die real in China<br />

getätigten Investitionen aus den ASEM-<br />

Mitgliedstaaten betrugen 17,3 Mrd US-$ und<br />

machten 28 % der gesamten ausländischen<br />

Investitionen in China aus. Auf das siebte<br />

ASEM-Gipfeltreffen, das im nächsten Jahr<br />

in Beijing stattfinden wird, freut sich China<br />

schon heute sehr. Die Vorbereitungen dafür<br />

sind bereits gut angelaufen.<br />

An dieser Stelle möchte ich kurz auf<br />

die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen<br />

zwischen China und <strong>Deutschland</strong> eingehen.<br />

Während <strong>Deutschland</strong> seit Jahren der größte<br />

Handelspartner Chinas in Europa bleibt,<br />

ist China seit drei Jahren der größte Handelspartner<br />

<strong>Deutschland</strong>s in Asien. Im letzten<br />

Jahr erreichte das chinesisch-deutsche<br />

Handelsvolumen 78,2 Mrd US-$ und wird<br />

in diesem Jahr sicherlich die Summe von 90<br />

Mrd US-$ überschreiten. Zurzeit sind mehr<br />

als 2.000 deutsche Unternehmen in China<br />

vertreten. Die Gesamtinvestitionen belaufen<br />

sich auf 15 Mrd US-$.<br />

<strong>Ein</strong>e neue Entwicklungstendenz hat<br />

sich in den letzten Jahren abgezeichnet:<br />

Auch chinesische Unternehmen haben angefangen,<br />

in <strong>Deutschland</strong> zu investieren. Es<br />

gibt zurzeit mehr als 600 chinesische Unternehmen<br />

in <strong>Deutschland</strong>. Die meisten davon<br />

sind kleine Unternehmen. Das Investitionsvolumen<br />

beträgt insgesamt 300 Mio €. Es<br />

wird – davon bin ich überzeugt – im Zuge<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas weiter<br />

steigen. Die Wirtschaften unserer beiden<br />

Länder ergänzen sich in hohem Maße. China<br />

und <strong>Deutschland</strong> können sich auf vielen<br />

Gebieten gegenseitig helfen und unterstützen.<br />

Dass die beiden Länder ihre Zusammenarbeit<br />

in Wirtschaft und Handel weiterentwickeln<br />

und ausbauen, liegt sicherlich im<br />

grundlegenden und langfristigen Interesse<br />

beider Seiten.<br />

Im Augenblick gibt es zwar einige Probleme<br />

in Bezug auf das Handelsdefizit, den<br />

Schutz des geistigen Eigentums usw. Es ist<br />

aber durchaus möglich, alle diese Probleme<br />

durch offene Dialoge, freundschaftliche Konsultationen<br />

und intensivierten Austausch<br />

zu lösen. Ich bin mir ganz sicher, dass die<br />

chinesisch-deutsche Zusammenarbeit in<br />

Wirtschaft und Handel bei gemeinsamen<br />

Anstrengungen über gute Perspektiven verfügt.<br />

Meine Damen und Herren, die gegenwärtige<br />

chinesische Wirtschaft hält eine<br />

positive Entwicklungstendenz aufrecht.<br />

Bis 2020 wird das Bruttoinlandsprodukt<br />

Chinas <strong>vor</strong>aussichtlich über 4 Bio US-$ erreicht<br />

haben. Das jährliche Importvolumen<br />

wird dann bei etwa 1 Bio US-$ liegen. Die<br />

rasante Entwicklung in der Küstenregion<br />

Bis 2020 wird das<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

Chinas <strong>vor</strong>aussichtlich<br />

über 4 Bio US-$ erreicht<br />

haben.<br />

Bankenverband<br />

76 77


Asien und Europa – die wirtschaftliche Zukunft gemeinsam gestalten<br />

China braucht für seine<br />

Entwicklung die Welt,<br />

die Welt braucht auch<br />

China.<br />

Chinas, das Vorantreiben der Erschließung in<br />

Westchina, die Belebung der traditionellen<br />

Industriebasis in Nordostchina, die Olympiade<br />

2008 in Beijing und die Weltausstellung<br />

2010 in Schanghai werden asiatischen<br />

und europäischen Unternehmen große Geschäftsmöglichkeiten<br />

bieten.<br />

China braucht für seine Entwicklung die<br />

Welt, die Welt braucht für ihre Prosperität<br />

auch China. Bei der Weiterentwicklung Chinas<br />

werden wir den bisherigen wirtschaftlichen<br />

Entwicklungsmodus verändern und<br />

das sozialistische Marktwirtschaftssystem<br />

vervollkommnen. Das heißt, China wird den<br />

<strong>neuen</strong> Industrialisierungsweg chinesischer<br />

Prägung gehen und die Inlandsnachfrage,<br />

<strong>vor</strong> allem den Konsumbedarf der Bevölkerung,<br />

erweitern. China wird vom bisherigen<br />

Wirtschaftswachstum, das hauptsächlich<br />

durch immer mehr Investitionen und Exporte,<br />

durch mehr Industrie und mehr<br />

Ressourcenverbrauch zustande kommt, zu<br />

einem Wirtschaftswachstum übergehen, das<br />

sich auf eine koordinierte Entwicklung von<br />

Konsum, Investition und Export, auf eine koordinierte<br />

Entwicklung der Landwirtschaft,<br />

Industrie und Dienstleistung, auf wissenschaftlich-technische<br />

Fortschritte, auf eine<br />

bessere Qualifikation der Arbeitnehmer und<br />

auf das innovative Management stützt.<br />

China sieht sich auf dem Weg der Entwicklung<br />

mit vielen großen <strong>Herausforderungen</strong><br />

konfrontiert, wie zum Beispiel Energie-<br />

und Ressourceneinsparung und Schutz<br />

der ökologischen Umwelt. China wird sich<br />

auf die Gegenwart konzentrieren und den<br />

Blick auch auf die Zukunft richten. China<br />

wird einen Entwicklungsweg gehen, der auf<br />

Wissenschaft und Technik, wirtschaftliche<br />

Effizienz, niedrigen Ressourcenverbrauch,<br />

geringe Umweltbelastung und volle Entfaltung<br />

der günstigen menschlichen Ressourcen<br />

setzt.<br />

Auf den zu<strong>vor</strong> erwähnten Gebieten<br />

verfügt Europa über reichliche Erfahrungen<br />

und sehr fortgeschrittene Ideen. China ist<br />

willens, auf allen diesen Gebieten die enge<br />

Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern<br />

einschließlich <strong>Deutschland</strong> auszubauen,<br />

um das Ziel des gegenseitigen Nutzens<br />

und eine Win-win-Situation zu erreichen.<br />

Meine Damen und Herren, hier sind<br />

viele wichtige Mitwirkende und treibende<br />

Kräfte in der Weltwirtschaft versammelt.<br />

Viele von Ihnen haben seit langem die<br />

wirtschaftlich-technische Zusammenarbeit<br />

mit asiatischen Ländern einschließlich China<br />

aktiv aufgenommen und ausgebaut. Die<br />

Ergebnisse haben bewiesen, dass diese Zusammenarbeit<br />

in unserem gemeinsamen Interesse<br />

liegt. Es ist sehr zu begrüßen, dass<br />

Sie Ihre Zusammenarbeit mit Asien und Ihr<br />

Engagement dort verstärkt fortsetzen, den<br />

„Kuchen“ weiter vergrößern und noch größere<br />

Beiträge zur Wahrung des Weltfriedens<br />

und zur Förderung der gemeinsamen Entwicklung<br />

leisten. Ich danke für Ihre Geduld.


Bankenverband 78 79


„Das Nationale ist nur eine Dimension der Zugehörigkeit, der<br />

Identität, nicht selbstverständlich die erste. (...) Ethnise, regionale,<br />

individualistische Elemente werden bedeutsamer.“


Schlusswort<br />

Klaus-Peter Müller<br />

Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken,<br />

Berlin, und Sprecher des Vorstandes der Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Meine sehr verehrten Damen, meine Herren!<br />

„Die Zukunft ist offen.“ Mit dieser Feststellung beginnt nicht nur das neue SPD-Grundsatzprogramm,<br />

sondern so lautet auch der Titel einer Abhandlung, die Karl Popper und<br />

Konrad Lorenz gemeinsam 1985 publiziert haben. Ich räume ein: Auch am Ende der 15.<br />

Schönhauser Gespräche hat die Feststellung nichts von ihrer Gültigkeit verloren: Die Zukunft<br />

bleibt offen – wie sollte es auch anders sein? Gewiss wird auch jeder von uns unterschiedliche<br />

<strong>Ein</strong>drücke und <strong>Ein</strong>sichten mit nach Hause nehmen.<br />

Die Zukunft ist offen. Für den Pessimisten heißt dies: Unser Schicksal ist ungewiss, die<br />

Menschen sind dem Zufall und allerhand Unbill ausgesetzt. Optimisten jedoch – und ich<br />

bin einer – sind überzeugt: Wir können unsere Zukunft gestalten. Das ist der Geist, in dem<br />

wir die <strong>vor</strong> uns liegenden Aufgaben angehen sollten. Wir jedenfalls, die privaten Banken,<br />

wollen das tun.<br />

Meine Damen und Herren, asiatische Weisheiten helfen ja fast in allen Lebenslagen<br />

weiter. Für den Erfolg im Wettbewerb – aber auch für das sich nun anschließende Buffet –<br />

empfehle ich Ihnen diese Maxime: „Liebe deine Gegner, aber sei schneller als sie.“ Doch<br />

be<strong>vor</strong> Sie das nun aus probieren, möchte ich allen danken, die zum Gelingen dieser Veranstaltung<br />

beigetragen haben: Zunächst den Mitarbeitern des Bankenverbandes, die diese Veranstaltung<br />

auf die Beine gestellt haben. <strong>Ein</strong> besonderes Wort des Dankes gilt Herrn Professor<br />

Bürklin als dem zuständigen Geschäftsführer des Bankenverbandes. Er hat in den letzten<br />

zehn Jahren für die Schönhauser Gespräche verantwortlich gezeichnet und geht zum Ende<br />

des Jahres in den Ruhestand. Über den Dank hinaus, Herr Bürklin, begleiten Sie unsere guten<br />

Wünsche für den <strong>neuen</strong> Lebensabschnitt. Nachfolgerin von Herrn Professor Bürklin wird Frau<br />

Inge Niebergall, die vielen von Ihnen bereits bestens bekannt ist.<br />

Mein Dank gilt natürlich besonders auch den Rednern des heutigen Tages; den Mitgliedern<br />

unseres Beirates für ihre Arbeit bei der Vorbereitung und Ihnen allen für Ihre engagierte<br />

Teilnahme. Ich würde mich sehr freuen, Sie auch im nächsten Jahr, bei den 16. Schön hauser<br />

Gesprächen, wieder begrüßen zu können.<br />

Bankenverband<br />

80 81


Who will run the 21 st century?<br />

Mark Leonard<br />

Dinner Speech am Vorabend<br />

der 15. Schönhauser Gespräche,<br />

28. November 2007, Hotel Adlon, Berlin<br />

Bankenverband<br />

82 83


Who will run the 21 st century?<br />

Mark Leonard<br />

Executive Director of the European Council<br />

on Foreign Relations, London<br />

Ladies and Gentlemen!<br />

In my remarks this evening I would like to do two things. The first is to ponder a little on<br />

the question, who will run the 21 st century? The second is to talk about the Chinese model<br />

of globalization – drawing on my research over the last few years.<br />

The answer matters because I believe that the shift of economic power in the world will<br />

be overlaid with an ideological struggle over the shape of world order. The honest answer<br />

to the question about who will prevail is that it depends on who you ask.<br />

The United States favours a world order with a balance of power that favours democracy.<br />

It has the dollar, a technological and military edge, Hollywood, and an attractive way<br />

of life. And what is more – much as people hate America, every region hates its challengers<br />

even more. If you speak to neo-cons like Charles Krauthammer and Robert Kagan, you will<br />

discover that the unipolar moment will continue for a long time because rising regional<br />

powers will always be more scary than the United States. Look at what is happening in the<br />

Middle East, Europe and East Asia they say. Iran’s rise has driven Sunni Arab states back into<br />

America’s embrace. In East Asia, China’s rise is scaring Japan, Australia and India into reaffirming<br />

their links with Washington. And in Europe, Putin may yet revive the transatlantic<br />

relationship with his aggressive tactics towards the EU.<br />

In Moscow, a different perspective is taking hold. Sergei Karaganov, an influential<br />

thinker on the foreign policy scene, predicts that the next few years will be what he calls a<br />

“new epoch of confrontation” between Russia and the West. But he says that the epoch will<br />

eventually give way to an era of great power co-operation. He thinks the 21 st century will<br />

be run by four great powers: Russia – of course – China, the United States, and India. There<br />

will be a concert of great powers, but unlike the 19 th century one, European powers will be<br />

in the global second division.<br />

A few years ago I decided to enter the debate myself and argued that Europe will run<br />

the 21 st century. I did not mean that Europe’s economy or military spending would be the<br />

largest in the world – but that the European Union is a model of historical significance. Europe<br />

shows how nations can live together in peace by creating deep interdependence and<br />

resolving disputes through the rule of law. I argued that Europe has developed a new kind<br />

of power – which I called “transformative power” that allowed it to bring about the biggest<br />

process of regime change in history in Central and Eastern Europe. I argued that the European<br />

model would spread to the European neighbourhood – sucking in up to two billion<br />

people into a eurosphere; I argued that European rules will shape international institutions<br />

on issues like climate change and market regulation; and finally I argued that the European<br />

84 85


Who will run the 21 st century?<br />

Looking at the longterm,<br />

many people<br />

think this will be China’s<br />

century.<br />

model would be copied in other parts of the<br />

world such as Africa with the African Union,<br />

Latin America with Mercosur and Asia with<br />

an East Asian Community. As this process unfolds,<br />

I believe the 21 st century could come<br />

to be seen as the “new European century.”<br />

Not because the EU will run the world as an<br />

empire, but because the European way of<br />

doing things will become the world’s.<br />

But looking at the long-term, many<br />

people think this will be China’s century.<br />

I have spent the last few years trying to answer<br />

the question: “What does China think?”<br />

Because I think that China’s rise does not just<br />

mean that we need to deal with a vast new<br />

market or even a military power. We need<br />

to get used to a whole new way of thinking<br />

about world order. So how will China affect<br />

the world?<br />

My starting point is that the first thirty<br />

years of China’s rise have been mainly<br />

about China joining the world; and accommodating<br />

itself to what the American journalist<br />

Thomas Friedman has called the “flat<br />

world” – a world where all nation states are<br />

losing control of their fates: pushed out of<br />

the economic sphere by privatization, out of<br />

the political sphere by democratization, and<br />

out of the foreign policy realm by the stateless<br />

forces of capital, terrorism and trade. The<br />

story of the next thirty years will be about<br />

how a more self-confident China reaches<br />

out and offers an alternative to the “flat<br />

world”. I will talk briefly about what that might<br />

mean in the economic sphere, in the realm of<br />

politics and also in the realm of geopolitics.<br />

In the spring of 2007, Hu Jintao proudly<br />

announced the creation of a new Special<br />

Economic Zone complete with the winning<br />

combination of export subsidies, tax-breaks<br />

and investments in roads, railways and shipping.<br />

However, this is a Special Economic<br />

Zone with a difference: it is located in Africa.<br />

China is literally transplanting its growth<br />

model into the African continent by building<br />

a series of industrial hubs with tax incentives<br />

that will be linked by rail, road and shipping<br />

lanes to the rest of the world. Along with<br />

these hubs there is also the spread of a new<br />

economic model – the Beijing Consensus<br />

that stands in contrast to the Washington<br />

Consensus.<br />

The allure of the Chinese model extends<br />

beyond Africa. Government research teams<br />

from Iran to Egypt, Angola to Zambia, Kazakhstan<br />

to Russia, India to Vietnam and Brazil<br />

to Venezuela have been crawling around<br />

the Chinese cities and countryside in search<br />

of lessons from Beijing’s experience. Countries<br />

are copying Beijing’s activist industrial<br />

policy that uses public money and foreign<br />

investment to build capital-intensive industries.<br />

Just like China, they are maintaining<br />

control over sectors of the economy said to<br />

be vital to the national interest. Just as attractive<br />

as Chinese growth is the way that<br />

Beijing has been able to resist interference<br />

of Western development agencies and financial<br />

institutions. For many years, developing<br />

countries were uncomfortable with the “flat<br />

world” philosophy of the Washington Consensus.<br />

However, it was not until recently


Mark Leonard<br />

that they had a proven alternative of combining<br />

gradualist economic reforms with the<br />

state control and social priorities. Globalization<br />

was supposed to mean the worldwide<br />

triumph of the market economy, but China<br />

is showing that state capitalism is one of its<br />

biggest beneficiaries.<br />

The second area I will touch on is political<br />

reform. In the 1970s Chinese students<br />

built a “democracy wall” in Beijing by creating<br />

big character posters that called for free<br />

elections. In the 1980s, they would argue<br />

over which political system China should embrace<br />

when it eventually became a democracy.<br />

But since Tiananmen the hope of China<br />

moving towards multi-party elections has all<br />

but disappeared. Today reform is seen less<br />

through the prism of human rights and freedom<br />

than the question of how to increase<br />

the legitimacy of the ruling Communist Party.<br />

Instead of trying to develop a Chinese variant<br />

of liberal democracy, many intellectuals<br />

are looking for a different model altogether.<br />

I call it “deliberative dictatorship”.<br />

Fang Ning, a political scientist at the<br />

Chinese Academy of Social Sciences, explains<br />

this with a simple metaphor. He<br />

compares democracy in the West to a fixedmenu<br />

restaurant where customers can select<br />

the identity of the chef – French, German,<br />

British – but have no say in what dishes he<br />

chooses to cook. Chinese democracy, on<br />

the other hand, always involves the same<br />

chef – the Communist Party – but the policy<br />

dishes which are served up can be chosen<br />

“à la carte”.<br />

In the West, Fang Ning argues, multiparty<br />

elections are still the central part of<br />

our political process, but they have been<br />

supplemented by a vast array of these new<br />

types of deliberation like citizens’ juries,<br />

public consultations and referendums. China,<br />

he claims, will do things the other way<br />

around. The government is increasingly finding<br />

ways of involving the people in its major<br />

decisions about policy. Public consultations,<br />

expert meetings and surveys are becoming a<br />

central part of Chinese decision-making.<br />

We used to think that the end of the<br />

Cold War was the victory of democracy, but<br />

now we can see that it was capitalism that<br />

won. Free market ideas do not always bring<br />

liberal democracy in their wake.<br />

Many people argue over whether China<br />

is actively promoting autocracy around<br />

the world, or whether it simply has a morally<br />

neutral approach that puts its national<br />

interest first. Either way, through its political<br />

and economic links with problematic<br />

regimes – in Zimbabwe, Uzbekistan, Burma,<br />

Sudan – China has emerged as the biggest<br />

champion of autocracy around the world.<br />

The pressure group Human Rights Watch<br />

complains that “China’s growing foreign aid<br />

program creates new options for dictators<br />

who were previously dependent on those<br />

who insisted on human rights progress”.<br />

It is hard to imagine advisers to Napoleon,<br />

Lord Palmerston, Bismarck, or even<br />

George Bush drawing up complex charts to<br />

rank their own country’s economic, political<br />

and military power against the competition.<br />

Free market ideas<br />

do not always bring<br />

liberal democracy in<br />

their wake.<br />

Bankenverband<br />

86 87


Who will run the 21 st century?<br />

The golden thread that<br />

links China’s emerging<br />

ideas about globalization<br />

is a quest for<br />

control.<br />

But that is precisely what the Chinese are trying<br />

to do in our seminar. Measuring CNP –<br />

short for Comprehensive National Power<br />

– has become a national obsession. Every<br />

major foreign policy think-tank has devised<br />

its own index to give a numerical value to<br />

each nation’s power. In this era of globalization<br />

and universal norms, they have an<br />

unashamed focus on “national” power. The<br />

idea of recapturing sovereignty from global<br />

economic forces, companies and groups of<br />

individuals such as terrorists is a revolutionary<br />

element of the Chinese world view.<br />

At the beginning of the 21 st century,<br />

Western governments and their citizens,<br />

influenced by genocide in Rwanda, terrorist<br />

camps in Afghanistan and nuclear proliferation<br />

in Iran, began to feel a responsibility to<br />

intervene in countries that threaten human<br />

rights and international security. However,<br />

Beijing is determined to defend an older<br />

idea of sovereignty and international community,<br />

based around the sovereign rights<br />

of states. Its rules include not invading other<br />

countries, not trying to overthrow regimes,<br />

and above all not interfering in the internal<br />

affairs of other states.<br />

China is promoting this agenda internationally<br />

through its new-found interest in<br />

multilateralism. By supporting the United<br />

Nations and creating new regional organizations,<br />

Beijing is not only changing the balance<br />

of power in many parts of the world,<br />

but also ensuring the importance of respect<br />

for national sovereignty. Western creations<br />

such as the European Union and NATO –<br />

defined by an approach that includes the<br />

pooling rather than the protecting of sovereignty<br />

– have found their matches in the<br />

Chinese-inspired East Asian Community<br />

and Shanghai Co-operation Organization.<br />

Through these organizations, China is reassuring<br />

its neighbours of its peaceful intent<br />

and creating a new community of interest<br />

that excludes the USA. The former US official<br />

Susan Shirk draws a parallel between<br />

China’s multilateral diplomacy and her own<br />

country’s after the Second World War: “The<br />

United States was […] able to convince other<br />

countries that it would not threaten them by<br />

creating multilateral global institutions and<br />

submitting itself to the authority of these institutions.<br />

By binding itself to international<br />

rules and regimes, the United States successfully<br />

established a hegemonic order. Could<br />

China’s participation in global and regional<br />

multilateral institutions have the same result,<br />

enabling China to rise to power without<br />

provoking a concerted effort to contain it?”<br />

The golden thread that links China’s<br />

emerging ideas about globalization is a<br />

quest for control. Chinese thinkers want to<br />

create a world where national governments<br />

can be masters of their own destiny rather<br />

than subject to the whims of global capital<br />

and American foreign policy. They want<br />

investment, technology and market access<br />

from the rest of the world, but they do not<br />

want to absorb Western values. Their goal is<br />

not to cut China off but rather to allow China<br />

to engage with the world on its own terms.<br />

The 21 st century will not be a Chinese


Mark Leonard<br />

century where McDonald’s is replaced by<br />

mantou (steamed buns), CNN is subordinated<br />

by CCTV, or Hollywood by the Chinese<br />

New Wave. But China will join the USA and<br />

the European Union as a shaper of world order,<br />

challenging Western influence in Africa,<br />

Asia, the Middle East, Latin America and the<br />

former Soviet Union with a different model<br />

of globalization.<br />

If China continues to grow, it is possible<br />

to imagine that, demonstrators outside<br />

the World Trade Organization will complain<br />

about the Beijing Consensus as well as the<br />

Washington Consensus. They may tune<br />

into the Chinese president’s address to the<br />

National People̕s Congress as well as the<br />

American “State of the Union”. The political<br />

struggle between Xi and Li could be as overreported<br />

as the contests between Ségolène<br />

Royal and Nicolas Sarkozy, or Rudi Giuliani<br />

and Hillary Clinton. The world’s media may<br />

become as obsessed with the Chinese neocoms’<br />

plans for Central Asia, as they were<br />

with the American neo-cons’ designs for the<br />

Middle East. And when pop stars like Bono<br />

and Bob Geldof next attempt to save Africa,<br />

they may hold their largest concert in Beijing’s<br />

Olympic Stadium rather than London’s<br />

Hyde Park.<br />

China’s path to superpower status will<br />

not be smooth. It is possible that Beijing’s<br />

formula of state capitalism, open markets<br />

and a closed political system will not last,<br />

of course. However, it is worth noting that it<br />

took three generations for a Soviet economic<br />

model that did not work in theory to actually<br />

fail in practice. And until the very moment<br />

that it collapsed, the Soviet Union embodied<br />

an alternative model that challenged Western<br />

liberal democracy. Beijing’s ascent has already<br />

changed the balance of economic and<br />

military power, and it is now changing the<br />

world’s ideas about politics, economics and<br />

order. Those who argued that the People’s<br />

Republic would become more Western with<br />

its growing wealth have been proven wrong.<br />

For the first time since the end of the Cold<br />

War, Europe and America face a formidable<br />

alternative: the Chinese model.<br />

China’s path to superpower<br />

status will not<br />

be smooth.<br />

Bankenverband<br />

88 89


Die Redner<br />

Dieter Althaus, geboren 1958 in Heiligenstadt, studierte Physik und Mathematik im Lehramt<br />

an der Pädagogischen Hochschule Erfurt. Von 1983 bis 1989 war er Lehrer an der Polytechnischen<br />

Oberschule Geismar, ab 1987 deren stellvertretender Direktor. Im Jahr 1990 wurde er<br />

zum Kreisschulrat des Landkreises Heiligenstadt berufen und anschließend zum Dezernenten<br />

für Schule, Jugend, Kultur und Sport. Althaus ist seit 1990 Mitglied des Thüringer Landtages<br />

und war bis 1999 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Von 1992 bis 1999 gehörte er der<br />

Thüringer Landesregierung als Kultusminister an und wurde 1999 zum Ministerpräsidenten<br />

gewählt. Althaus ist Landes<strong>vor</strong>sitzender der CDU Thüringen und Mitglied im CDU-Bundes<strong>vor</strong>stand.<br />

Dr. Hans D. Barbier, geboren 1937 in Mönchengladbach, studierte Nationalökonomie in<br />

Saarbrücken und fand nach der Promotion zum Journalismus. Fünf Jahren Korrespondententätigkeit<br />

bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung folgten zwölf Jahre bei der Süddeutschen<br />

Zeitung. 1986 kehrte Dr. Barbier zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung zurück und leitete<br />

bis 2002 das Ressort Wirtschaftspolitik. Seit Januar 2002 ist er Vorsitzender der Ludwig-<br />

Erhard-Stiftung. Der Nationalökonom hat zahlreiche Auszeichnungen für seine ordnungspolitischen<br />

Kommentare erhalten, u. a. die Bernhard-Harms-Medaille des Kieler Instituts für<br />

Weltwirtschaft, den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik und den Karl-Bräuer-Preis<br />

des Bundes der Steuerzahler. Dr. Barbier ist Mitglied des im September 2006 von der Bundesregierung<br />

eingesetzten Normenkontrollrates.<br />

Rainer Brüderle, geboren 1945 in Berlin, studierte Volkswirtschaft, Jura, Publizistik und Politische<br />

Wissenschaften an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach dem Examen zum<br />

Diplom-Volkswirt arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Rechts- und<br />

Wirtschaftswissenschaften. Von 1975 bis 1987 hatte Brüderle leitende Ämter bei der Stadt<br />

Mainz inne und wurde 1987 Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr und später auch für<br />

Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz. Von 1988 bis 1998 war er stellvertretender<br />

Ministerpräsident. Seit 1998 ist Brüderle Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

und stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, seit 1999 zudem deren Wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher.


Reinhard Bütikofer, geboren 1953 in Mannheim, studierte Philosophie und Geschichte<br />

in Heidelberg. Von 1984 bis 1988 war er Mitglied des Heidelberger Stadtrates.<br />

1988 wurde Bütikofer in den Landtag von Baden-Württemberg gewählt und widmete<br />

sich dort insbesondere der Finanz- und Haushaltspolitik. 1997 übernahm er den Landes<strong>vor</strong>sitz<br />

von Bündnis 90/Die Grünen in Baden-Württemberg und 1998 das Amt des Politischen<br />

Geschäftsführers. Ende 2002 wurde Bütikofer Bundes<strong>vor</strong>sitzender von Bündnis 90/<br />

Die Grünen und in dieser Funktion 2004 sowie 2006 bestätigt.<br />

Jürgen Fitschen, geboren 1948 in Harsefeld/Niedersachsen, studierte nach seiner Ausbildung<br />

zum Groß- und Außenhandelskaufmann Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />

Hamburg. Nach dem Abschluss zum Diplom-Kaufmann begann er seine Karriere im Firmenkundengeschäft<br />

der Citibank, in deren Geschäftsleitung er 1983 berufen wurde. Nach<br />

seinem Wechsel zur Deutschen Bank im Jahr 1987 folgten Stationen in Thailand und Japan.<br />

1993 übernahm Fitschen die Leitung des Firmenkundengeschäfts für die Region Asien mit<br />

Sitz in Singapur. 2001 wurde er Mitglied des Konzern<strong>vor</strong>standes für den Bereich „Corporate<br />

& Investment Banking“. Als Mitglied des Group Executive Committee ist Fitschen heute für<br />

das Regional Management weltweit zuständig. Zudem ist er Vorsitzender des Management<br />

Committee <strong>Deutschland</strong>.<br />

Dr. Jürgen Heraeus, geboren 1936 in Hanau, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität<br />

München und wurde 1963 promoviert. Nach einem längeren Aufenthalt in den USA<br />

war Dr. Heraeus für verschiedene Tochtergesellschaften der Heraeus-Holding tätig, be<strong>vor</strong> er<br />

1970 in die Geschäftsleitung berufen wurde. Seit 2000 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

der Heraeus Holding GmbH und Vorsitzender des Gesellschafterausschusses. Dr. Heraeus<br />

ist Präsidiumsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Vorsitzender des Arbeitskreises<br />

China im Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und stellvertretender<br />

Vorsitzender des Hochschulrates der Technischen Universität Darmstadt.<br />

Mark Leonard, geboren 1974 in London, absolvierte an der Cambridge Universität sein<br />

Studium der Philosophie, der Sozial- und Politikwissenschaften. Er weilte zu Forschungsaufenthalten<br />

in China und den USA, war Direktor für Außenpolitik am Centre for European<br />

Reform und Direktor des Foreign Policy Centre London. Seit Oktober 2007 ist Leonard<br />

Geschäftsführender Direktor des neu gegründeten European Council on Foreign Relations.<br />

Darüber hinaus ist er auch als Autor und Essayist tätig. Sein Buch „Warum Europa die Zukunft<br />

gehört“ publizierte er 2005, sein jüngstes, erst kürzlich erschienenes Buch trägt den Titel<br />

„Was denkt China?“.<br />

Bankenverband<br />

90 91


Die Redner<br />

S. E. Ma Canrong, geboren 1945 in Jiangsu, begann nach der Universitätsausbildung seine<br />

diplomatische Karriere in der Westeuropa-Abteilung des chinesischen Außenministeriums.<br />

Bereits in den Jahren 1973 bis 1981 arbeitete er in der Botschaft der Volksrepublik China in<br />

der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>. Es folgten weitere Aufgaben in der Westeuropa-Abteilung<br />

des Außenministeriums sowie im diplomatischen Dienst. Von 1999 bis 2001 war Ma Canrong<br />

Assistierender Minister des Außenministeriums der Volksrepublik China. Seit 2002 ist Ma<br />

Canrong Botschafter der Volksrepublik China in <strong>Deutschland</strong>.<br />

Klaus-Peter Müller, geboren 1944 in Duppach/Eifel, absolvierte seine Ausbildung beim Bankhaus<br />

Friedrich Simon in Düsseldorf. 1966 wechselte er zur Commerzbank. Nach mehreren<br />

Stationen u. a. in Düsseldorf, Duisburg und New York wurde er 1982 Mitleiter der Filiale in<br />

New York. Von 1986 bis 1990 war Müller generalbevollmächtigter Leiter Zentrale Abteilung<br />

für Firmenkunden. Im Jahr 1990 wurde er Leiter Zentrale Abteilung „Aufbau Ost“ und Mitglied<br />

des Vorstandes. Seit 2001 ist er Sprecher des Vorstandes der Commerzbank. Im Jahr<br />

2004 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Finanzakademie der Russischen Föderation verliehen.<br />

Klaus-Peter Müller ist seit 2005 Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken.<br />

Joachim Poß, geboren 1948 in Westerholt/Westfalen, war nach <strong>Ein</strong>tritt in die Beamtenlaufbahn<br />

in den siebziger Jahren Stadtinspektor und Stadtrat in Gelsenkirchen, führte die<br />

Geschäfte des Falkenbildungswerkes und war später Verwaltungsleiter des Sozialistischen<br />

Bildungszentrums Haard. Poß ist seit 1980 Mitglied des Deutschen Bundestages und Mitglied<br />

des Bundes<strong>vor</strong>standes der SPD. Als Bundestagsabgeordneter widmet er sich <strong>vor</strong> allem<br />

Themen der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Von 1988 bis 1999 war Poß Finanz politischer<br />

Sprecher und seit 1999 ist er stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion.


Die Teilnehmer<br />

28. und 29. November 2007<br />

Albath, Afheldt, Dr. Andreas, Heik, ehem. Vorsitzender Herausgeber, des Vorstandes,<br />

Der Tagesspiegel, Telegate AG, Berlin Martinsried<br />

Althaus, Ahls, Peter, Dieter, Vorsitzender MdL, Ministerpräsident<br />

des Vorstandes,<br />

des Bankenverband Freistaates Thüringen, Schleswig-Holstein Erfurt e. V., Kiel<br />

Arndt, Anders, Franz-Josef, Rolf, Chefredakteur, Geschäftsführer, Dow Jones<br />

Bankenvereinigung News GmbH – VWD, Nordrhein-Westfalen,<br />

Eschborn<br />

Düsseldorf<br />

Andreae, Kerstin, Mitglied des Deutschen<br />

Asmussen, Bundestages, Jörg, Berlin Ministerialdirektor,<br />

Leiter der Abteilung Nationale und Internationale<br />

Arnold, Finanzmarkt- Dr. Wolfgang, und ehem. Währungspolitik,<br />

Stv. Hauptgeschäftsführer,<br />

Bundesverband der Finanzen, deutscher Berlin<br />

Bundesministerium<br />

Banken, Berlin<br />

Bahr, Daniel, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Bahr, Daniel, Berlin Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Berlin<br />

Barbier, Dr. Hans D., Vorsitzender, Ludwig-<br />

Erhard-Stiftung, Barbier, Dr. Hans Bonn D., Vorsitzender,<br />

Ludwig-Erhard-Stiftung e. V., Bonn<br />

Baring, Prof. Dr. Arnulf, Historiker und<br />

Publizist, Baring, Prof. Berlin Dr. Arnulf, Historiker und<br />

Publizist, Berlin<br />

Baule, Bernward, Leiter des Referats<br />

Politische Bartels, Dr. Grundsatzfragen, Hans-Peter, Mitglied Kommunikation des<br />

und Deutschen Strategisches Bundestages, Controlling, BerlinBundes-<br />

ministerium für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Beck, Verbraucherschutz, Karoline, Bundes<strong>vor</strong>sitzende,<br />

Berlin<br />

Bundesverband Junger Unternehmer<br />

Becker-Melching, der ASU e. V., Berlin Markus, Leiter Verbindungsstelle<br />

Parlament, Bundesverband<br />

deutscher Becker-Melching, Banken, Markus, Berlin Bundesverband<br />

deutscher Banken, Berlin<br />

Bellstedt, Dr. Hans, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter, Benrath, Gerd, Plato Hauptgeschäftsführer,<br />

GmbH, Berlin<br />

Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes<br />

e. Dr. V., Gerd, BerlinHauptgeschäftsführer,<br />

Arbeitgeberverband des privaten<br />

Benrath,<br />

Bankgewerbes, Birg, Prof. Dr. Herwig, Berlin Institut für<br />

Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik,<br />

Berndt, Universität Rolf, Bielefeld Geschäftsführendes Vorstandsmitglied,<br />

Friedrich-Naumann-<br />

Stiftung, Potsdam<br />

Bischoff, Bertsch, Jürgen, Prof. Dr. Geschäftsführer,<br />

Sonja, FB Betriebswirtschaftslehre,<br />

Baden-Badener Universität Unternehmergespräche,<br />

für Wirtschaft und<br />

Politik, Baden-Baden Hamburg<br />

Bittermann, Betz, Dr. Joachim, Rainer, Präsident, Abteilungsleiter<br />

Wirtschaft, Deutscher Führungskräfteverband <strong>Deutschland</strong>funk, Köln (ULA),<br />

Berlin<br />

Blankart, Prof. Dr. Charles B., Wirtschafts -<br />

wissenschaftliche Bierbaum, Detlef, Fakultät, Mitinhaber Institut und für<br />

Öffentliche pers. haft. Gesellschafter,<br />

Finanzen, Humboldt-Universität<br />

zu Sal. Berlin Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Köln<br />

Böllhof, Bischoff, Christian, Prof. Dr. Sonja, Vorsitzender Fakultät der für<br />

Geschäftsführung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften,<br />

Prognos AG, Basel<br />

Universität Hamburg<br />

Bortenlänger, Dr. Christine, Geschäftsführerin,<br />

Bittermann, Börse Rainer, München Abteilungsleiter<br />

Wirtschaft, <strong>Deutschland</strong>funk, Köln<br />

Bühe, Daniela, Geschäftsführerin und<br />

Gesellschafterin, Blankart, Prof. Dr. salaction Charles public B., Wirtschaftswissenschaftliche<br />

GmbH, Hamburg Fakultät, Institut für<br />

relations<br />

Öffentliche Finanzen, Humboldt-Universität<br />

Burkhardt, zu Berlin Dr. Katrin, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, Bundesverband<br />

deutscher Blessing, Martin, Banken, Mitglied Berlin des Vorstandes,<br />

Commerzbank AG, Frankfurt am Main<br />

Bürklin, Prof. Dr. Wilhelm, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, Blickenstorfer, Dr. Christian, Bundesverband Botschafter,<br />

deutscher Schweizerische Banken, Botschaft, Berlin Berlin<br />

Busch, Böllhoff, Dr. Christian, Hans-Werner, Vorsitzender Hauptgeschäftsführer,<br />

Geschäftsführung, Gesamtverband Prognos der metallindustri-<br />

AG, Basel<br />

der<br />

ellen Arbeitgeberverbände e. V., Berlin<br />

Borggreve, Hendrik, Mitglied des Vor-<br />

Büsselberg, standes, ABN Wolfgang, AMRO BANK ehem. (<strong>Deutschland</strong>) Vorstands<strong>vor</strong>sitzender,<br />

Frankfurt am Bankenverband Main<br />

Niedersach-<br />

AG,<br />

sen e. V., Hannover<br />

Bortenlänger, Dr. Christine, Geschäfts-<br />

Claussen, führerin, Börse Matthias, München Geschäftsführender<br />

Gesellschafter, C. Melchers GmbH & Co.,<br />

Bremen Brabänder, Bernd, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Bankenverband<br />

92 93


die teilnEhmer<br />

Breitenbücher, Richard, Mitglied des Vorstandes,<br />

UBS <strong>Deutschland</strong> AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Dewitz, Marc-Aurel von, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung, Private Wealth<br />

Management, Deutsche Bank AG, Berlin<br />

Brüderle, Rainer, Stv. Vorsitzender der<br />

FDP-Bundestagsfraktion, Mitglied des<br />

Deutschen Bundestages, Berlin<br />

Diekmann, Carl Hermann, Wirtschaftsredakteur,<br />

ARD-Ratgeber Geld, Bayerischer<br />

Rundfunk, München<br />

Bühe, Daniela, Geschäftsführerin und<br />

Gesellschafterin, salaction public relations<br />

GmbH, Hamburg<br />

Bürklin, Prof. Dr. Wilhelm, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Dietlmaier, Peter, Head of Corporate<br />

Communications, Swiss Re, Zürich<br />

Dombret, Dr. Andreas R., Head of<br />

Germany, Austria and Switzerland, Vice<br />

Chairman GIB EMEA, Bank of America<br />

National Association, Frankfurt am Main<br />

Bury, Hans Martin, Staatsminister a.D.,<br />

Lehman Brothers Bankhaus AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bütikofer, Reinhard, Bundes<strong>vor</strong>sitzender,<br />

Bündnis 90/Die Grünen, Berlin<br />

Bütler, Hugo, Chefredakteur, Neue Zürcher<br />

Zeitung, Zürich<br />

Caroli, Mario, Pers. haft. Gesellschafter,<br />

Bankhaus Ellwanger & Geiger KG, Stuttgart<br />

Dubois, Paul, Botschafter, Botschaft von<br />

Kanada, Berlin<br />

Dyckmans, Mechthild, Deutscher<br />

Bundestag, Berlin<br />

Eichel, Hans, Bundesminister a.D., Mitglied<br />

des Deutschen Bundestages, Berlin<br />

Eick, Gabriele, Executive Communications,<br />

Beratung für Synchronisierte Unternehmenskommunikation,<br />

Frankfurt am Main<br />

Dahlmanns, Dr. Gert, Stv. Kuratoriums<strong>vor</strong>sitzender,<br />

Zeppelin University,<br />

Friedrichshafen<br />

Eickhof, Prof. Dr. Norbert, Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaftliche Fakultät,<br />

Universität Potsdam<br />

Dautzenberg, Leo, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Berlin<br />

Eilfort, Prof. Dr. Michael, Vorstand,<br />

Stiftung Marktwirtschaft, Berlin<br />

Decker, Ernst, Rechtsanwalt, Leiter des<br />

Zentralbereichs Zentralsekretariat,<br />

BHF-BANK Aktiengesellschaft,<br />

Frankfurt am Main<br />

Deter, Dr. Anne, CDU/CSU-Fraktion,<br />

Deutscher Bundestag, Berlin<br />

Eisenach, Harald, Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />

Firmenkunden <strong>Deutschland</strong>,<br />

Region Nordost, Deutsche Bank AG, Berlin<br />

Elsner, Klaus J., Geschäftsführer, Bankenverband<br />

Hessen, Frankfurt am Main


Fahrenschon, Georg, Staatssekretär,<br />

Bayerisches Staatsministerium der<br />

Finanzen, München<br />

Fischer, Prof. Dr. Jens-Uwe, Leiter<br />

Sanierungsmanagement, Deutsche Bahn AG,<br />

Berlin<br />

Hardieck, Dr. Thomas, Ministerialrat, Leiter<br />

Referat Geld und Kredit/Immobilienwirtschaft,<br />

Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie, Berlin<br />

Haßkamp, Dr. Peter, Senior Advisor, EGC<br />

Eurogroup Consulting GmbH, Düsseldorf<br />

Fitschen, Jürgen, Mitglied des Group<br />

Executive Committee, Deutsche Bank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Hauser, Hansgeorg, Parl. Staatssekretär<br />

a.D., Beauftragter des Vorstandes, Verbindungsbüro<br />

Berlin, Commerzbank AG, Berlin<br />

Flecken, Walter, Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Bankenverband Niedersachsen,<br />

Hannover<br />

Haussmann, Prof. Dr. Helmut, Bundesminister<br />

a.D., Vice President, Capgemini<br />

<strong>Deutschland</strong> GmbH, Berlin<br />

Frehse, Dr. Michael, Ministerialdirigent,<br />

Leiter der Abteilung Internationale Entwicklungen,<br />

Bundesministerium des Innern,<br />

Berlin<br />

Frick, Prof. Gisela, Berlin<br />

Friedhofen, Rolf, Mitglied des Vorstandes,<br />

Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG,<br />

München<br />

Friedrich, Dr. Stefan, Teamleiter Asien,<br />

Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin<br />

Friedrich, Dr. Wolfgang, Leiter der Fernsehredaktion<br />

Wirtschaft und Soziales,<br />

Bayerischer Rundfunk, München<br />

Fürstenwerth, Dr. Jörg Freiherr Frank von,<br />

Geschäftsführendes Mitglied des<br />

Präsidiums und Hauptgeschäftsführer,<br />

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft,<br />

Berlin<br />

Geleyn, Mark, Botschafter, Botschaft des<br />

Königreichs Belgien, Berlin<br />

Heise, Prof. Dr. Michael, Chefvolkswirt,<br />

Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main<br />

Henke, Hans Jochen, Generalsekretär,<br />

Wirtschaftsrat der CDU, Berlin<br />

Heraeus, Dr. Jürgen, Vorsitzender des Aufsichtsrates,<br />

Heraeus Holding GmbH, Hanau<br />

Herkenhoff, Heiner, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, Bundesverband<br />

deutscher Banken, Berlin<br />

Hesse, Tim, Assistent des Vorstandssprechers,<br />

Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Heusgen, Dr. Christoph, Außenpolitischer<br />

Berater der Bundeskanzlerin, Bundeskanzleramt,<br />

Berlin<br />

Heydebreck, Dr. Tessen von, Vorsitzender<br />

des Vorstandes, Deutsche Bank Stiftung,<br />

Berlin<br />

Höche, Thorsten, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Bankenverband<br />

94 95


die teilnEhmer<br />

Höfer, Max A., Geschäftsführer, Initiative<br />

Neue Soziale Marktwirtschaft, Köln<br />

Kiep, Dr. Walther Leisler, International<br />

Consultant, Frankfurt am Main<br />

Höhler, Prof. Dr. Gertrud, Beraterin,<br />

Wirtschaft und Politik, Berlin<br />

Holtz, Joachim, Zweites Deutsches<br />

Fernsehen, Berlin<br />

Höning, Heinz, Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Bankenverband Rheinland-Pfalz,<br />

Mainz<br />

Horn, Dr. Karen, Institut der deutschen<br />

Wirtschaft, Berlin<br />

Irion, Dieter A., Geschäftsführer und<br />

Gesellschafter, salaction public relations<br />

GmbH, Hamburg<br />

Jung, Christian, Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Kießler, Dr. Kerstin, Staatsrätin, Bevollmächtigte<br />

der Freien Hansestadt Bremen<br />

beim Bund und für Europa, Berlin<br />

Kießler, Dr. Richard, Chefredakteur, Neue<br />

Ruhr Zeitung, Essen<br />

Kley, Max Dietrich, Präsident des Vorstandes<br />

des Deutschen Aktieninstituts e. V.,<br />

Mitglied des Aufsichtsrates, BASF AG,<br />

Ludwigshafen am Rhein<br />

Klüber, Achim P., Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Verband der Auslandsbanken in<br />

<strong>Deutschland</strong>, Frankfurt am Main<br />

Kluge, Prof. Dr. Jürgen, Mitglied des Shareholders<br />

Council, McKinsey <strong>Deutschland</strong>,<br />

Düsseldorf<br />

Jung, Matthias, Sprecher des Vorstandes,<br />

Forschungsgruppe Wahlen, Mannheim<br />

Jungen, Peter, Geschäftsleiter, Peter Jungen<br />

Management Holding GmbH, Köln<br />

Jüsten, Dr. Karl, Prälat, Leiter des Katholischen<br />

Büros, Kommissariat der deutschen<br />

Bischöfe, Berlin<br />

Jütten, Herbert, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Karasu, Dr. Ibrahim, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Knobloch, Bernd, Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Eurohypo Aktiengesellschaft,<br />

Eschborn<br />

Koch, Prof. Dr. Burkhard, Geschäftsführer,<br />

IQ International Incubator AG, Berlin<br />

Kohlhaussen, Dr. h. c. Martin, Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrates, Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Kollatz-Ahnen, Dr. Matthias, Vizepräsident,<br />

Europäische Investitionsbank, Luxemburg<br />

Kollmann, Dagmar, Vorsitzende des Vorstandes,<br />

Morgan Stanley Bank AG, Frankfurt<br />

am Main<br />

Kenne, Ulrich von, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Kopper, Hilmar, ehem. Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates, Deutsche Bank AG,<br />

Frankfurt am Main


Korsch, Marija, Partner, B. Metzler seel.<br />

Sohn & Co. KGaA, Frankfurt am Main<br />

Lauk, Prof. Dr. Kurt J., Präsident,<br />

Wirtschaftsrat der CDU, Berlin<br />

Kostecki, Dr. Zbigniew, Botschaftsrat,<br />

Botschaft der Republik Polen, Berlin<br />

Kranzmaier, Helmut, Senior Consultant,<br />

CNC – Communications & Network<br />

Consulting AG, Berlin<br />

Leberling, Dr. Heiner, Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Bankenvereinigung Nordrhein-<br />

Westfalen, Düsseldorf<br />

Leonard, Mark, Executive Director, European<br />

Council on Foreign Relations, London<br />

Kreft, Dr. Heinrich, Außenpolitischer<br />

Berater, CDU/CSU-Fraktion, Deutscher<br />

Bundestag, Berlin<br />

Kremsner, Dr. Michael, Vorstand, K&C<br />

Kremsner & Consultants Unternehmensberatung<br />

AG, Frankfurt am Main<br />

Kropatscheck, Fritz E., Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Deutsche Bank AG, Berlin<br />

Krumrey, Henning, Leiter der Parlamentsredaktion,<br />

FOCUS Magazin Verlag GmbH,<br />

Berlin<br />

Kubbetat, Klaus, Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Ostdeutscher Bankenverband,<br />

Berlin<br />

Kühne, Dr. Hartmut, Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Technologie, Berlin<br />

Lamby, Frank, Sprecher des Vorstandes,<br />

Hypo Real Estate Bank International Aktiengesellschaft,<br />

München<br />

Lange, Prof. Dr. Thomas A., Sprecher des<br />

Vorstandes, NATIONAL-BANK AG, Essen<br />

Langguth, Prof. Dr. Gerd, Institut für<br />

Politische Wissenschaft und Soziologie,<br />

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

Bonn<br />

Liebe, Thomas, Leiter der Niederlassung,<br />

Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Berlin<br />

Liechtenstein, Stefan Prinz von und zu,<br />

Botschafter, Botschaft des Fürstentums<br />

Liechtenstein, Berlin<br />

Limbourg, Peter, Chefredakteur, N24 -<br />

GmbH, Berlin<br />

Lindemann, Dr. Beate, Geschäftsführende<br />

stv. Vorsitzende, Atlantik-Brücke, Berlin<br />

Lips, Richard, Leiter Kommunikation,<br />

Commerzbank AG, Frankfurt am Main<br />

Lüdecke, Frank, Geschäftsführer, Lausitzer<br />

Rundschau, Cottbus<br />

Lütgerath, Dr. Henneke, Sprecher der<br />

Geschäftsleitung, Bankhaus Löbbecke AG,<br />

Berlin<br />

Lütkestratkötter, Dr. Herbert, Vorsitzender<br />

des Vorstandes, HOCHTIEF AG, Essen<br />

Ma, Canrong, Botschafter, Botschaft der<br />

Volksrepublik China, Berlin<br />

Maleki, Dr. Nader, Präsident, International<br />

Bankers Forum, Frankfurt am Main<br />

Manteuffel, Hans J. M., Herausgeber, vid<br />

Vereinigte Informationsdienste, Langenfeld<br />

Bankenverband<br />

96 97


die teilnEhmer<br />

Marin, Udo, Geschäftsführer, Verein<br />

Berliner Kaufleute und Industrieller, Berlin<br />

Marsh, David, Chairman, London & Oxford<br />

Capital Markets Plc, London<br />

Martens, Dr. Claus-Peter, Rechtsanwalt,<br />

Murawo Rechtsanwälte und Notare, Berlin<br />

Müller, Klaus-Peter, Präsident des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken, Berlin, und<br />

Sprecher des Vorstandes, Commerzbank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Müller, Prof. Dr. Sigrid, Direktorin, Institut<br />

für Finanzierung, Humboldt-Universität zu<br />

Berlin<br />

Martens, Jane, Legal, Banking & Business<br />

Translations, Berlin<br />

Martin, Dirk, Vorsitzender, Bundesverband<br />

Junger Unternehmer der ASU, Berlin<br />

Müller, Theo, Geschäftsführer,<br />

Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG,<br />

Fischach-Aretsried<br />

Müller-Vogg, Dr. Hugo, Publizist, Berlin<br />

Massenberg, Dr. Hans-Joachim, Stv. Hauptgeschäftsführer,<br />

Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Matern, Michael, Ressortleiter Unternehmen,<br />

Dow Jones News GmbH, Frankfurt am<br />

Main<br />

Matuszczak, Boris, Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Filiale Berlin, SEB AG, Berlin<br />

Matysik, Norbert, Präsident, Deutsche<br />

Bundesbank Hauptverwaltung Berlin<br />

Nehring, Dr. Sighart, Staatssekretär a.D.,<br />

Leiter der Repräsentanz, Allianz SE, Berlin<br />

Nehring-Kleedehn, Bärbel, Ministerin a.D.,<br />

Nehring Consulting, Berlin<br />

Niebergall, Inge, Leiterin des Büros des<br />

Geschäftsführenden Vorstandes, Bundesverband<br />

deutscher Banken, Berlin<br />

Noack, Dr. Harald, Stv. Hauptgeschäftsführer,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Meister, Dr. h. c. Edgar, Rechtsanwalt,<br />

Haarmann Partnergesellschaft, Frankfurt<br />

am Main<br />

Mirow, Dr. Thomas, Staatssekretär,<br />

Bundesministerium der Finanzen, Berlin<br />

Mühlfenzl, Dr. Isabel, Freie Journalistin,<br />

Seefeld<br />

Müller, Hildegard, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Berlin<br />

Nolte, Prof. Dr. Paul, Fachbereich Geschichts-<br />

und Kulturwissenschaften, Friedrich-Meinecke-Institut,<br />

Freie Universität<br />

Berlin<br />

Oberreuter, Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich,<br />

Direktor, Akademie für Politische Bildung,<br />

Tutzing<br />

Oelgarth, Achim, Leiter des Brüsseler<br />

Büros, Bundesverband deutscher Banken,<br />

Brüssel


Oppenheim, Christopher Freiherr von,<br />

Pers. haft. Gesellschafter,<br />

Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA, Köln<br />

Rall, Peter, Kohl PR & Partner Unternehmensberatung<br />

für Kommunikation GmbH,<br />

Berlin<br />

Ossig, Dr. Christian, Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

Head of Financial Institutions<br />

Group Germany, Austria and Switzerland,<br />

Bank of America National Association,<br />

Frankfurt am Main<br />

Paulsen, Dr. Thomas, Projektleiter Bergedorfer<br />

Gesprächskreis, Leiter des Hauptstadtbüros,<br />

Körber-Stiftung, Berlin<br />

Peucker, Henriette, Head of European<br />

Public Affairs, Deutsche Börse AG, Berlin<br />

Piepenschneider, Dr. Melanie, Leiterin<br />

der Akademie, Konrad-Adenauer-Stiftung,<br />

Berlin<br />

Pies, Prof. Dr. Ingo, Lehrstuhl für Wirtschaftsethik,<br />

Martin-Luther-Universität Halle<br />

Poppe, Christoph, Präsident, Deutsche<br />

Bundesbank Hauptverwaltung Leipzig<br />

Rohmann, Katrin, Partnerin, Deloitte &<br />

Touche GmbH Wirtschaftsprüfer und<br />

Steuerberater, Berlin<br />

Rohr, Joachim, Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Bankenverband Schleswig-<br />

Holstein, Kiel<br />

Sandschneider, Prof. Dr. Eberhard,<br />

Otto-Wolff-Direktor der Deutschen Gesellschaft<br />

für Auswärtige Politik e. V., Berlin<br />

Sarrazin, Dr. Thilo, Senator, Senatsverwaltung<br />

für Finanzen, Berlin<br />

Schaap, Heinz-Udo, Mitglied der Geschäftsführung,<br />

Bundesverband deutscher Banken,<br />

Berlin<br />

Schäfers, Dr. Manfred, Redakteur Wirtschaft,<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

Berlin<br />

Porwollik, Ulrich, Head of Media Relations,<br />

Dresdner Bank AG, Frankfurt am Main<br />

Poß, Joachim, Stv. Vorsitzender der SPD-<br />

Bundestagsfraktion, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Berlin<br />

Schatz, Prof. Dr. Klaus-Werner, Leiter des<br />

Hauptstadtbüros, Institut der deutschen<br />

Wirtschaft, Berlin<br />

Schellhorn, Dr. Kai, Senior Advisor,<br />

Aspen Institut, Berlin<br />

Povel, Andreas, Xchanging Transaction<br />

Bank GmbH, Frankfurt am Main<br />

Schily, Dr. Konrad, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages, Berlin<br />

Prinz, Prof. Detlef, Verleger, Herausgeber<br />

des Hauptstadtbriefs, Berlin Verlagsgesellschaft<br />

mbH, Berlin<br />

Schipanski, Prof. Dr. Dagmar, Präsidentin<br />

des Thüringer Landtages, Thüringer Landtag,<br />

Erfurt<br />

Rahmsdorf, Dr. Detlev, Leiter Konzernstrategie<br />

Kommunikation, Deutsche Bank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Schirmacher, Albrecht F., Geschäftsführer<br />

und Herausgeber, Der Platow Brief,<br />

Frankfurt am Main<br />

Bankenverband<br />

98 99


die teilnEhmer<br />

Schlögl, Dr. Herwig, ehem. Stv. Generalsekretär,<br />

Organisation for Economic<br />

Co-operation and Development, Paris<br />

Stähler, Friedrich, Vorsitzender des Vorstandes,<br />

Bankenverband Baden-Württemberg,<br />

Stuttgart<br />

Schmid, Dietmar, Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Bankenverband Hessen,<br />

Frankfurt am Main<br />

Schmidt, Dr. Dr. h. c. Albrecht, ehem. Vorsitzender<br />

des Aufsichtsrates, Bayerische<br />

Hypo- und Vereinsbank AG, München<br />

Scholz, Prof. Dr. Rupert, Bundesminister a.D.,<br />

Institut für Politik und Öffentliches Recht,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Schönbohm, Jörg, MdL, Minister, Ministerium<br />

des Innern des Landes Brandenburg,<br />

Potsdam<br />

Steffens, Prof. Dr. Udo, Präsident und<br />

Vorsitzender des Vorstandes, Frankfurt<br />

School of Finance & Management,<br />

Frankfurt am Main<br />

Stehle, Prof. Richard, Leiter des Instituts<br />

für Bank-, Börsen- und Versicherungswesen,<br />

Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Steinberg, Prof. Dr. Rudolf, Präsident,<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main<br />

Stephens, Philip, Associate Editor,<br />

The Financial Times, London<br />

Schuster, Dr. Stephan, Managing Director,<br />

Grundsatz Kapitalmarkt, Deutsche Bank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Stölzl, Prof. Dr. Christoph, Mitglied der<br />

Geschäftsführung, Villa Grisebach Auktionen,<br />

Berlin<br />

Seidel, Prof. Dr. Martin, Senior Fellow,<br />

Zentrum für Europäische Integrationsforschung,<br />

Rheinische Friedrich-Wilhelms-<br />

Universität Bonn<br />

Seidel, Regina, Präsidentin, Verband deutscher<br />

Unternehmerinnen (VdU), Berlin<br />

Simon, Prof. Dr. Hermann, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung, Simon - Kucher &<br />

Partners, Bonn<br />

Spengler, Dr. Tilman, Publizist, Starnberg<br />

Spiller, Jörg-Otto, Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />

Finanzen der SPD-Bundestagsfraktion,<br />

Mitglied des Deutschen Bundestages,<br />

Berlin<br />

Streib, Folker, Member Advisory Board,<br />

Otto Bock Firmengruppe, Berlin<br />

Strenger, Christian, Mitglied des Aufsichtsrates,<br />

DWS Investment GmbH,<br />

Frankfurt am Main<br />

Strube, Prof. Dr. Jürgen, Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates, BASF AG, Ludwigshafen am<br />

Rhein<br />

Strutz, Prof. Wolfgang, Präsident,<br />

Senckenberg Forschungsinstitut und<br />

Naturmuseum, Frankfurt am Main<br />

Stürmer, Prof. Dr. Michael, Chefkorrespondent,<br />

Die Welt, Berlin<br />

Sulong, Zakaria, Botschafter, Botschaft von<br />

Malaysia, Berlin


Sur, Etienne, Erster Sekretär für<br />

Außenpolitik, Botschaft der Französischen<br />

Republik, Berlin<br />

Swenson, Tyler, The Economic Observer,<br />

Bay<br />

Tempel, Peter, Ministerialdirektor, Leiter<br />

der Europaabteilung, Auswärtiges Amt,<br />

Berlin<br />

Wefers, Angela, Leiterin der Berliner<br />

Redaktion, Börsen-Zeitung, Berlin<br />

Weimer, Dr. Wolfram, Chefredakteur,<br />

Cicero Magazin für politische Kultur, Berlin<br />

Weitershausen, Ottheinrich Freiherr von,<br />

Geschäftsführer, Walter-Raymond-Stiftung,<br />

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände,<br />

Berlin<br />

Theil, Stefan, European Economics Editor,<br />

Newsweek, Berlin<br />

Thomas, Eckhart, Verleger, P. Keppler<br />

Verlag GmbH & Co. KG, Heusenstamm<br />

Tolckmitt, Jens, Geschäftsführer, Verband<br />

der Auslandsbanken in <strong>Deutschland</strong>,<br />

Frankfurt am Main<br />

Turner, Prof. Sebastian, Partner, Vorsitzender<br />

des Vorstandes, SCHOLZ & FRIENDS AG,<br />

Berlin<br />

Viermetz, Kurt F., Vorsitzender des<br />

Aufsichtsrates, Deutsche Börse AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Westerhoff, Prof. Dr. Horst-Dieter,<br />

Geschäftsführender Vorstand, Gesellschaft<br />

zum Studium strukturpolitischer Fragen,<br />

Berlin<br />

Weyandt, Theo, Leiter der Niederlassung<br />

Berlin, Eurohypo Aktiengesellschaft, Berlin<br />

Wieland, Dr. Beate, Ministerialdirigentin,<br />

Leiterin der Abteilung Forschung und<br />

Technologie, Ministerium für Innovation,<br />

Wissenschaft, Forschung und Technologie<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

Düsseldorf<br />

Wiesheu, Gerhard, Partner, B. Metzler seel.<br />

Sohn & Co. KGaA, Frankfurt am Main<br />

Vollmer, Dr. Antje, ehem. Vizepräsidentin,<br />

Deutscher Bundestag, Berlin<br />

Wagner-Wieduwilt, Klaus, Geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied,<br />

Ostdeutscher Bankenverband, Berlin<br />

Wilhelm, Dr. Michael, Ministerialdirigent,<br />

Bevollmächtigter des Freistaates Sachsen<br />

beim Bund, Berlin<br />

Zawadzky, Karl, Leiter der Wirtschaftsredaktion<br />

DW-Radio, Deutsche Welle, Bonn<br />

Weber, Prof. Dr. Manfred, Geschäftsführender<br />

Vorstand, Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Wedell, Michael, Leiter Corporate Affairs,<br />

Communication & Marketing, Dresdner<br />

Bank AG, Berlin<br />

Zelioli, Luca, Botschaftsrat, Botschaft der<br />

Italienischen Republik, Berlin<br />

Ziesemer, Bernd, Chefredakteur,<br />

Handelsblatt GmbH, Düsseldorf<br />

Bankenverband<br />

100 101


Die Schönhauser Gespräche –<br />

bisherige Veranstaltungen<br />

Wissenschaftlicher Beirat<br />

Dr. Hans D. Barbier<br />

Prof. Dr. Arnulf Baring<br />

Wolfgang G. Gibowski<br />

Prof. Dr. Paul Nolte<br />

Prof. Dr. Michael Stürmer<br />

1993 Was hält die Deutschen noch zusammen?<br />

Die Wiederentdeckung des Gemeinwohls<br />

Entfremdung zwischen Ost und West<br />

Über die psychologischen Schwierigkeiten der <strong>Ein</strong>heit<br />

Monika Maron, Publizistin<br />

Auf dem Weg zur <strong>Ein</strong>heit<br />

Gemeinwohl versus Gruppeninteressen<br />

Dr. Bernhard Vogel, Ministerpräsident von Thüringen<br />

<strong>Deutschland</strong> in der <strong>neuen</strong> Weltordnung<br />

Bedingungen der Handlungsunfähigkeit<br />

Prof. Dr. Michael Stürmer, Leiter des Forschungsinstituts für internationale<br />

Politik und Sicherheit, Ebenhausen<br />

Macht die <strong>Ein</strong>heit <strong>Deutschland</strong> stark?<br />

<strong>Deutschland</strong>s Wirtschaft aus internationaler Sicht<br />

Kurt F. Viermetz, Vice Chairman der J. P. Morgan Bank, New York<br />

Haben wir das Gemeinwohl wiederentdeckt –<br />

oder nur die Notwendigkeit der Wiederentdeckung?<br />

Dr. Hanns Christian Schroeder-Hohenwarth, Ehren<strong>vor</strong>sitzender des<br />

Aufsichtsrates der Berliner Handels- und Frankfurter Bank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

1994 Sozialstaat und Bürgerfreiheit<br />

Müssen Staat und Bürger ihr Verhältnis neu bestimmen?<br />

Sonderbarer Sozialstaat<br />

Notizen aus dem gesellschaftlichen Leben<br />

Dr. Renate Merklein, Publizistin<br />

Die konfiszierte Freiheit<br />

Die Krise des Steuerstaates und die Grenzen der Machbarkeit<br />

Dr. Otto Graf Lambsdorff, MdB


Die verkannte Wirklichkeit<br />

Opportunismus und Selbstbetrug in unserer Gesellschaft<br />

Prof. Dr. Arnulf Baring, FU Berlin<br />

Die Wiederentdeckung der Bürgertugenden<br />

<strong>Ein</strong> neues Rollenverständnis zwischen Bürger und Staat<br />

Prof. Dr. Richard Schröder, Humboldt-Universität zu Berlin<br />

Wie geht es weiter?<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi, Bundesminister a. D.<br />

1995 <strong>Deutschland</strong> im Umbruch<br />

Die politische Klasse und die Wirklichkeit<br />

Die deutsche Politik und die Wirklichkeit<br />

Realitätsverfehlung als deutsches Erbteil<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi, Bundesminister a. D.<br />

Die Lehre aus der Vergangenheit<br />

<strong>Deutschland</strong> im Konzert der Welt<br />

Dr. h.c. Helmut Schmidt, Bundeskanzler a. D.<br />

Wirtschaft und Ideologie im Widerstreit<br />

Dr. Eberhard von Kuenheim, Vorsitzender des Aufsichtsrates<br />

der BMW AG, München<br />

Der deutsche Geist und die politische Realität<br />

Herkunft und Wirkung eines Intellektuellen-Stereotyps<br />

Prof. Dr. Hermann Lübbe, Universität Zürich<br />

Wie geht es weiter?<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Prof. Dr. Fritz Stern, Columbia-Universität New York<br />

1996 Europa – warum?<br />

Der alte Kontinent auf der Suche nach Gemeinsamkeit<br />

Wer ist eigentlich Europäer?<br />

Das Problem: Vielfalt in der <strong>Ein</strong>heit<br />

Henryk M. Broder, Publizist<br />

Handlungsfähigkeit für Europa<br />

Weltmacht statt nationaler Ohnmacht<br />

Prof. Dr. Henry A. Kissinger, Außenminister a. D.<br />

Bankenverband<br />

102 103


Schönhauser Gespräche<br />

Stärkt Europa die Wirtschaft?<br />

Erwartungen, Besorgnisse und neue Orientierungen<br />

Dipl.-Ing. Jürgen E. Schrempp, Vorstands<strong>vor</strong>sitzender<br />

der Daimler-Benz AG, Stuttgart<br />

Vision Europa<br />

Neue Perspektiven für alte Nationalstaaten<br />

Senator Jean François-Poncet, Paris<br />

Vision & Wirklichkeit<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. D.<br />

1997 Modell <strong>Deutschland</strong>: Verlust der Balance<br />

Wie reformfähig ist die Bundesrepublik?<br />

Deutsche Seelenlagen<br />

Zwischen Traum und Katzenjammer<br />

Dr. Cora Stephan, Publizistin<br />

Modell <strong>Deutschland</strong><br />

Verlust der Balance oder Modellverschleiß<br />

Prof. Dr. Wilhelm Hennis, Universität Freiburg<br />

<strong>Ein</strong> neues Bürgerbild<br />

Maßstäbe und Imperative für die Gesellschaft<br />

Prof. Dr. Berthold Leibinger, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der TRUMPF GmbH & Co., Ditzingen<br />

<strong>Ein</strong> neues Leistungsbild<br />

Maßstäbe und Imperative für die Wirtschaft<br />

Hilmar Kopper, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Bank AG,<br />

Frankfurt am Main<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Prof. Dr. Fritz W. Scharpf, Direktor des Max-Planck-Instituts für<br />

Gesellschaftsforschung, Köln<br />

1998 Dem Land Richtung geben:<br />

Führung – Eigenverantwortung – Wettbewerb<br />

<strong>Deutschland</strong> – ein Verein zur Risikovermeidung?<br />

Peter Schneider, Publizist, Berlin


Führung und Wandel: Die Herausforderung annehmen<br />

Peter D. Sutherland, Chairman, Goldman Sachs International, London<br />

Politik braucht Respekt <strong>vor</strong> Eigenverantwortung<br />

Prof. Dr. Michael Blumenthal, Direktor, Jüdisches Museum, Berlin<br />

Wettbewerb als Lebensform<br />

Dr. h.c. Tyll Necker, Vizepräsident, Bundesverband der Deutschen Industrie,<br />

Köln<br />

Was zu tun ist: Das Beispiel Arbeitsmarkt – I<br />

Patrick M. Liedtke, Club of Rome, Wirtschaftsbüro Liedtke, Giesheim<br />

Was zu tun ist: Das Beispiel Arbeitsmarkt – II<br />

Prof. Dr. Manfred J. M. Neumann, Direktor, Institut für internationale<br />

Wirtschaftspolitik, Bonn<br />

Am Vorabend: The architecture of the Reichstag and German unity<br />

Sir Norman Foster, Foster and Partners, London<br />

1999 Bilanz und Ausblick am Ende des <strong>Jahrhundert</strong>s:<br />

<strong>Deutschland</strong> auf dem Weg in die „Berliner Republik“<br />

Erfahrungen mit <strong>Deutschland</strong><br />

Cees Nooteboom, Schriftsteller, Amsterdam<br />

Bilanz am Ende unseres <strong>Jahrhundert</strong>s<br />

Prof. Dr. Arnulf Baring, Historiker und Publizist, Berlin<br />

<strong>Deutschland</strong>, was nun?<br />

Dr. Gustav Seibt, Berliner Zeitung, Berlin<br />

Auf dem Weg in die „Berliner Republik“?<br />

Dr. Michael Naumann, Staatsminister für Angelegenheiten der<br />

Kultur und der Medien, Berlin<br />

Dr. Josef Joffe, Leiter des Ressorts Außenpolitik, Süddeutsche Zeitung,<br />

München<br />

Dr. Hans D. Barbier, Leiter der Wirtschaftsredaktion,<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt am Main<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dr. Mathias Döpfner, Chefredakteur, Die Welt, Berlin<br />

Am Vorabend: <strong>Deutschland</strong>s Rolle in der Welt – wie neu, wie wichtig?<br />

Dr. Christoph Bertram, Direktor, Forschungsinstitut der Stiftung<br />

Wissenschaft und Politik, Ebenhausen<br />

Bankenverband<br />

104 105


Schönhauser Gespräche<br />

2000 Handlungsfähigkeit zurückgewinnen:<br />

<strong>Deutschland</strong> zwischen Globalität und nationalen Blockaden<br />

<strong>Deutschland</strong> im internationalen Wettbewerb: Die Innenansicht<br />

Dr. h.c. Lothar Späth, Ministerpräsident a. D. und Vorsitzender des<br />

Vorstandes, Jenoptik AG, Jena<br />

<strong>Deutschland</strong> im internationalen Wettbewerb: Die Außenansicht<br />

Dr. Herwig Schlögl, Stv. Generalsekretär, OECD, Paris<br />

Nationale Blockaden: Zur Neudefinition der Rolle des Staates<br />

Prof. Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt, Deutsche Bank Gruppe,<br />

Frankfurt am Main<br />

Wie kann <strong>Deutschland</strong> Handlungsfähigkeit zurückgewinnen?<br />

Wolfgang Clement, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

Düsseldorf<br />

Perspektive Europa: Teil der Lösung oder Teil des Problems?<br />

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, Deutscher Bundestag,<br />

Berlin<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Stefan Baron, Chefredakteur, Wirtschaftswoche, Düsseldorf<br />

Am Vorabend: Parteien – Dinosaurier in der Mediendemokratie?<br />

Dr. Hugo Müller-Vogg, Herausgeber, Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

Frankfurt am Main<br />

2001 Die Zukunft der Nation:<br />

Wer sind wir Deutschen? Was müssen wir sein?<br />

Impressionen zur Nation<br />

Prof. Dr. Peter Sloterdijk, Rektor der Staatlichen Hochschule für Gestaltung,<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Deutschland</strong> im postnationalen Zeitalter<br />

Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina<br />

Frankfurt (Oder)<br />

Deutscher Patriotismus: zulässig, zeitgemäß<br />

Prof. Dr. Arnulf Baring, Historiker und Publizist, Berlin<br />

Erwartungen an <strong>Deutschland</strong><br />

Brigitte Sauzay, Beraterin des Bundeskanzlers für die deutsch-französischen<br />

Beziehungen, Bundeskanzleramt, Berlin


Chancen und Grenzen der Nation<br />

Dr. Susanne Gaschke, Die Zeit, Hamburg<br />

Die Deutschen und die Nation<br />

Prof. Dr. Jürgen W. Falter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz<br />

Die Medien und die Nation<br />

Wolfgang G. Gibowski, Pressesprecher der Stiftungsinitiative<br />

Deutsche Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, Berlin<br />

Ausblick<br />

Jörg Schönbohm, Minister des Inneren des Landes Brandenburg, Potsdam<br />

Am Vorabend: Von unseren Identitäten<br />

György Konrád, Präsident der Akademie der Künste, Berlin<br />

2002 Nach der Wahl: <strong>Deutschland</strong> im Aufbruch?<br />

Wo steht <strong>Deutschland</strong> nach der Wahl?<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi, Bundesminister a. D., Hamburg<br />

Erfolgreiche politische Reformen …<br />

Per Westerberg i. V. von Carl Bildt, Ministerpräsident a. D., Stockholm<br />

Wim Kok, Ministerpräsident a. D., Den Haag<br />

… und ihre Übertragbarkeit auf <strong>Deutschland</strong>.<br />

Diskussion mit einleitenden Statements<br />

Prof. Dr. h.c. Roland Berger, Chairman, Roland Berger Consultants, München<br />

Jürgen Peters, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, Frankfurt am Main<br />

Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin, Institut für Demoskopie, Allensbach<br />

Von der Erkenntnis zur Umsetzung: Die politischen Reformen anpacken!<br />

Prof. Dr. Roman Herzog, Bundespräsident a. D., München<br />

Diskussion mit einleitenden Statements<br />

Hildegard Müller, MdB, Mitglied des Präsidiums der CDU, Berlin<br />

Nina Hauer, MdB, Berlin<br />

Daniel Bahr, MdB, Bundes<strong>vor</strong>sitzender der Jungen Liberalen, Berlin<br />

Alexander Bonde, MdB, Berlin<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dr. Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Berlin<br />

Am Vorabend: Europe – unfinished business<br />

Rt. Hon. Peter Mandelson, Member of Parliament, London<br />

Bankenverband<br />

106 107


Schönhauser Gespräche<br />

2003 Atlantische und europäische Brüche:<br />

Vor einer <strong>neuen</strong> Weltunordnung?<br />

Sind die Europäer willens, Europäer zu sein?<br />

Prof. Dr. André Glucksmann, Philosoph, Paris<br />

Deutsche Interessen<br />

Dr. Christoph Bertram, Direktor, Stiftung für Wissenschaft und Politik, Berlin<br />

Die amerikanische Sicht der Welt<br />

Richard Perle, Resident Fellow, American Enterprise Institute, Washington<br />

Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen<br />

Dr. Peter Struck, MdB, Bundesminister der Verteidigung, Berlin<br />

Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen<br />

Dr. Angela Merkel, MdB, Vorsitzende der CDU <strong>Deutschland</strong>s und<br />

der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Berlin<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dr. h.c. Horst Teltschik, Präsident, Boeing <strong>Deutschland</strong>, Berlin<br />

Am Vorabend: Europa und Amerika in einer globalisierten Welt<br />

Dr. Wolfgang Schäuble, MdB, Stv. Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion<br />

im Deutschen Bundestag, Berlin<br />

2004 <strong>Deutschland</strong> altert – die demographische Herausforderung annehmen<br />

Befindlichkeiten einer alternden Gesellschaft<br />

Dr. Susanne Gaschke, Die Zeit, Hamburg<br />

Die wirtschaftlichen Folgen: Ende von Wachstum und Prosperität?<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Horst Siebert, Em. Präsident des Instituts für Welt wirt schaft,<br />

Kiel, und Jelle Zijlstra Research Fellow, Netherlands Institute for Advanced<br />

Study, Wassenaar<br />

Generationengerechtigkeit schaffen –<br />

Reformen für ein zukunftsfähiges <strong>Deutschland</strong><br />

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, Richter am Bundesverfassungsgericht, Karlsruhe<br />

<strong>Deutschland</strong> braucht mehr Kinder<br />

Renate Schmidt, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Berlin<br />

Was eine kluge Familienpolitik leisten kann<br />

Dr. Ursula von der Leyen, Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und<br />

Gesundheit des Landes Niedersachsen, Hannover


Statements<br />

Kerstin Andreae, MdB (Bündnis ̕90/Die Grünen)<br />

Georg Fahrenschon, MdB (CSU)<br />

Daniel Bahr, MdB (FDP)<br />

Resümee und Ausblick<br />

Prof. Dr. Jürgen W. Falter, Institut für Politikwissenschaft,<br />

Johannes Gutenberg-Universität Mainz<br />

Am Vorabend: Alternde Öffentlichkeiten<br />

Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber, FAZ, Frankfurt am Main<br />

2005 Die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft –<br />

Politik, Wirtschaft und Bürger in der Verantwortung<br />

Nach der Wahl: Richtungsentscheidung, aber wohin?<br />

Prof. Dr. Paul Nolte, Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte,<br />

Freie Universität Berlin<br />

Ethik und Marktwirtschaft – tatsächlich Gegensätze?<br />

Prof. Dr. Dr. Karl Homann, Lehrstuhl für Philosophie und Ökonomik,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München<br />

Ist der Markt unsozial?<br />

Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Berlin<br />

Die Verantwortung des Bürgers in der Gesellschaft<br />

Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungs gerichtes,<br />

Karlsruhe<br />

Die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen<br />

Prof. Dr. h. c. Reinhold Würth, Vorsitzender des Unternehmensbeirates,<br />

Adolf Würth GmbH & Co. KG, Künzelsau<br />

Die Verantwortung der Politik<br />

Dieter Althaus, MdL, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Erfurt<br />

Statements<br />

Reinhard Bütikofer (Bündnis ‘90/Die Grünen)<br />

Dr. Rainer Wend, MdB (SPD)<br />

Dirk Niebel, MdB (FDP)<br />

Ausblick<br />

Dr. Klaus von Dohnanyi, Bundesminister a. D., Hamburg<br />

Am Vorabend: Die Zukunft der Sozialen Marktwirtschaft<br />

Dr. Otto Graf Lambsdorff, Bundesminister a. D., Bonn<br />

Bankenverband<br />

108 109


Schönhauser Gespräche<br />

2006 Europa als Chance begreifen –<br />

Herausforderung für Wirtschaft, Politik und Kultur<br />

Kulturelle Identitäten: Was hält Europa zusammen?<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Otfried Höffe, Leiter der Forschungsstelle Politische<br />

Philosophie, Eberhard Karls Universität Tübingen<br />

Die wirtschaftliche Bilanz Europas<br />

Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro, Mitglied des Sachverständigenrates zur<br />

Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Wiesbaden<br />

Zwischen Protektionismus und freien Märkten<br />

Prof. Dr. Helmut Merkel, Mitglied des Vorstandes, KarstadtQuelle AG, Essen,<br />

und Präsident des Handelsverbandes BAG, Berlin<br />

Führung und Steuerung in der erweiterten Union<br />

Dr. Franz Fischler, ehem. Mitglied der Europäischen Kommission, Absam<br />

Europas weltpolitische Mitverantwortung<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Werner Weidenfeld, Direktor, Centrum für angewandte Politikforschung,<br />

München<br />

Europa auf dem Weg zur politischen Union?<br />

Dr. Richard von Weizsäcker, Bundespräsident a. D., Berlin<br />

Am Vorabend: Patriotismus in Europa – ein Widerspruch?<br />

Matthias Matussek, Leiter des Kulturressorts, Der Spiegel, Hamburg


Bankenverband 110 111


Ute Helmbold studierte Kommunikations design<br />

an der Universität Essen (ehemals Folkwang).<br />

Seit 1986 arbeitet sie freiberuflich als Illustratorin<br />

für zahlreiche Verlage, Unter nehmen und<br />

Institutionen. Seit 1994 hat sie die Professur für<br />

konzeptionelle Bilder fin dung an der Hochschule<br />

für Bildende Künste in Braunschweig inne. Sie<br />

lebt und arbeitet in Essen.<br />

Bankenverband<br />

112 113


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Redaktion:<br />

Gestaltung:<br />

Illustrationen:<br />

Druck:<br />

Bundesverband deutscher<br />

Banken, Berlin<br />

Christian Jung,<br />

030 1663-1530<br />

FLASKAMP AG, Berlin<br />

Ute Helmbold<br />

KÖNIGSDRUCK GmbH<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit<br />

Genehmigung des Herausgebers.

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