Ein asiatisches Jahrhundert? - Deutschland vor neuen Herausforderungen

J ü r g e n F i t s c h e n
wünschenswerter globaler Standardisierung
und der optimalen Anpassung an lokale Besonderheiten
zu finden.
Das Verständnis für ein derartiges Spannungsfeld
führt uns zur vierten – der vielleicht
wichtigsten – Erfolgsgröße, nämlich
qualifizierte lokale Mitarbeiter zu gewinnen
und zu halten sowie attraktive Bedingungen
für die Auslandsentsendung zu schaffen. Inzwischen
ist auch in Asien der Kampf um die
besten Talente voll entbrannt. In China und
Indien gibt es nun einen ähnlichen Mangel
an Fachkräften wie in Deutschland, obwohl
zum Beispiel rund 400.000 Ingenieure jedes
Jahr die chinesischen Universitäten verlassen.
Leider entspricht deren Wissensstand
nicht immer der gesuchten Qualifikation
oder dem internationalen Ausbildungsstandard.
Deshalb investiert etwa die Deutsche
Bank viel Zeit in die Fort- und Weiterbildung
der eigenen Mitarbeiter in der Region.
Der Fachkräftemangel führt auch dazu,
dass bei guten Mitarbeitern in Indien, China
und Deutschland kaum noch Gehaltsunterschiede
bestehen. In nicht wenigen Fällen
müssen wir in Asien mehr zahlen als beispielsweise
in Frankfurt, um dieselbe Qualität
an Bord zu holen und zu halten.
Für jedes Unternehmen, das in den
asiatischen Raum expandieren will, besteht
demnach eine der größten Herausforderungen
darin, die gut ausgebildeten Kollegen
für das Unternehmen vor Ort zu gewinnen.
Und für jene Mitarbeiter, die dorthin
entsandt werden, sollte ein solcher Schritt
ein Karrieresprungbrett darstellen und keine
Sackgasse. Konsequenterweise gilt es also,
bereits vor der Entsendung Rückkehrmodalitäten
zu klären. Nur so können die besten
Kandidaten für den Asieneinsatz gewonnen
werden. Eng daran geknüpft ist wiederum
die Bedeutung, die dem jeweiligen Standort
im Konzerngefüge beigemessen wird.
Gleichzeitig sollte auch rechtzeitig darüber
nachgedacht werden, wie lokale Mitarbeiter
konzernweit eingesetzt werden können, um
auch ihnen attraktive Perspektiven anbieten
zu können.
Nicht zuletzt – und das ist mein fünfter
Punkt – hängt der Erfolg einer Unterneh -
mens expansion in Asien auch von der Stärke
der Heimatbasis ab. Langfristige Engagements
in andere Regionen lassen sich eben
nur durchhalten, wenn das Unternehmen auf
eine stabile Ertragslage und belastbare Kundenbeziehungen
in seinen angestammten
Märkten verweisen kann. Wer glaubt, seine
Probleme auf dem Heimatmarkt in Asien lösen
und bereits in kurzer Zeit über gute Ergebnisse
berichten zu können, sollte dieses
Abenteuer besser nicht unternehmen.
Meine Damen und Herren, lassen Sie
mich zu folgendem Schluss kommen.
Asien bietet enorme Chancen für international
expandierende Unternehmen.
Entscheidend kommt es aber darauf an,
- nicht nur deutsche Kunden ins Ausland zu
begleiten, sondern genauso den Zugang
zu lokalen Kunden zu suchen;
- die regionalen Marktgegebenheiten und
Rahmenbedingungen zu kennen und ernst
zu nehmen;
Der Erfolg einer
Unterneh mensexpansion
in Asien
hängt nicht zuletzt
von der Stärke der
Heimatbasis ab.
Bankenverband
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