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In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

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des CNT-Regionalrats und dergleichen mehr. Kollektivierungsgegner begrüßten Listers Soldaten als Befreier. Doch<br />

berichtet einer der Stabsoffiziere: Die Leute merkten bald,"daß sie nur eine anarchistische Diktatur gegen eine<br />

kommunistische eingetauscht hatten".(43) Noch zu republikanischen Zeiten ging ein Großteil kollektiv<br />

bewirtschafteten Bodens an die früheren <strong>In</strong>haber zurück. Die Erträge haben danach abgenommen.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Listers Aktionen gegen die "nationale Schande"(44) in Aragon war<br />

die vorangegangene Zerschlagung der anarchistischen und POUM-Milizen, die der Bevölkerung mithin nicht zu<br />

Hilfe kommen konnten. Besonders gegen die Soldaten der POUM gingen Regierungstruppen, vielfach unter PCEoder<br />

PSUC-Befehl, mit großer Härte vor. Angehörige älterer Jahrgänge wurden meist ins Hinterland geschickt, viele<br />

dort verhaftet. Jüngere Kämpfer beorderte man in gefährlichste Positionen an der Front, wo sie durch faschistisches<br />

Feuer dezimiert wurden. "Das Gros der POUM-Milizen wurde nach seiner Rückkehr von längeren Gefechten in<br />

einem Hinterhalt von kommunistisch kommandierten Truppen <strong>um</strong>stellt und entwaffnet."(45)<br />

Keineswegs außer acht zu lassen ist, daß das in einer Atmosphäre verlogenster Hetze der spanischen und<br />

internationalen parteikommunistischen Presse, zuweilen auch von fellow travellers, gegen Anarchisten und POUM<br />

ablief. <strong>In</strong> ehrabschneidender Weise wurden die Soldaten der Lenin-Division, ihre meist in Haft befindlichen<br />

Offiziere, ihre Partei und deren Führer zu politischen Verbrechern und Faschismushelfern abgestempelt. Vom<br />

Denunziationsaufruf im Zentralorgan der PSUC bis zu Folter und Mord übten die Sieger ein Terrorregime aus, wie<br />

das republikanische <strong>Spanien</strong> es bis dahin nicht erlebt hatte.<br />

PSUC-Führer Miguel Valdés gab am 11. 5. 1937 die Parole aus: "Man muß Nin und sein Freundes-Grüppchen<br />

ausrotten."(46) Die kommunistische Presse verbreitete eine Flut von Lügen über angebliche Sabotagetätigkeit und<br />

Verbrechen der POUM, deren Verbindungen zur "Trotzkismus" und europäischen Faschismus. Mit gleicher<br />

Begründung wurde am 28. 5. das Parteiorgan "La Batalla" verboten.(47) Anschließend an die letzte Tagung der<br />

POUM-Exekutive verhaftete parteikommunistisch geführte Sonderpolizei auf Orlows Befehl am 16. und 17. 6. 1937<br />

sämtliche Exekutivmitglieder. Sie wurden mit Ausnahme Nins im Hotel Falcón festgesetzt, dem z<strong>um</strong> NKWD-<br />

Gefängnis <strong>um</strong>funktionierten bisherigen Sitz der POUM-Zentrale. Ihrer Führung beraubt, ist die Partei am 17. 6.<br />

illegalisiert, sind gleichzeitig ihre Milizen zerschlagen worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte am 29. 7. ein<br />

Gerichtsverfahren gegen zehn Mitglieder des Exekutivkomitees an.<br />

Bevor auf den Prozeß eingegangen wird, muß hier das Schicksal Andres Nins berichtet werden.(48) Ebenfalls am 16.<br />

6. 1937 verhaftet, wurde er nicht ins Hotel Falcón gebracht, sondern insgeheim in eine "Tscheka" zu Alcalá de<br />

Henáres. Wiederholt gefoltert und verhört, gab er keine für das NKWD verwendbare Erklärung ab, sondern<br />

attackierte die PCE wegen Verschwörung. Derart durchkreuzte Nin den Plan, ihn vor einem spanischen Gericht als<br />

obersten politischen Bösewicht im Lande zu "entlarven". Zur selben Zeit häuften sich in der Öffentlichkeit Fragen<br />

nach seinem Verbleib, ordneten <strong>Spanien</strong>s Justiz- und das <strong>In</strong>nenministeri<strong>um</strong> die Suche nach ihm an. Sicherlich nach<br />

Rückfrage in Moskau beschloß Orlow, Nin <strong>um</strong>bringen zu lassen. Ende Juni 1937 wurde dieser aus dem<br />

Geheimgefängnis geholt. "Carlos Contreras", später Leiter des Sturms auf Trotzkis Haus in Coyoacán bei Mexiko<br />

City sowie nach 1945 unter seinem wirklichen Namen Vittorio Vidali kommunistischer Senator, erschoß Nin im Park<br />

des Königsschlosses Pardo.(49)<br />

Selbstverständlich sollte dieser Ausgang des Falles verschwiegen werden. Dazu ließ das NKWD Polizisten<br />

verschwinden, die mit dem Fall befaßt gewesen waren, und ersann das Märchen von Nins Flucht zu Franco nach<br />

Salamanca oder Hitler nach Berlin.(50) Als Beweise hierfür sollten Fahrkarten sowie eine angeblich in der Zelle<br />

aufgefundene Tasche mit deutschem Geld und Gestapo-Dok<strong>um</strong>enten dienen, die Tage davor aus amtlichen Archiven<br />

entwendet worden waren. Vor Ort schenkte ka<strong>um</strong> jemand dieser Lüge Glauben.<br />

Die CNT erklärte am 19. 7., Nin sei ermordet worden. <strong>Spanien</strong>s Regierung hatte die Schmutzarbeit des NKWD und<br />

seiner Helfer bislang als nützlich zur Verhinderung revolutionärer Verhältnisse erachtet, sie geduldet und gedeckt,<br />

was Negrín übrigens weiterhin tat. Doch regte sich in ihren Reihen Widerspruch. Mehrere Minister wollten die<br />

Schmach eines eigenmächtig und verbrecherisch vorgehenden fremden Geheimdienstes im Lande, der sie überging<br />

und belog, nicht länger hinnehmen. Der Rechtssozialist Julián Zugazagoitia hätte gern gewußt, "ob ich als<br />

<strong>In</strong>nenminister von gewissen sowjetischen Technikern abhänge. Die Dankbarkeit, die wir der Sowjetunion schulden,<br />

darf uns nicht dazu verleiten, unsere persönliche und nationale Würde preiszugeben". Kriegsminister Prieto merkte<br />

an: "Die Sowjetrussen schicken uns Waffen, daher glauben sie, es sei alles erlaubt. Ganz anders wäre es, wenn die<br />

Waffen aus Frankreich oder England kämen."(51) Die Westmächte sahen aber die Verfolgung von Revolutionären<br />

nicht ungern und ließen sich dadurch keineswegs von ihrer Embargopolitik abbringen. <strong>Spanien</strong>s Minister setzten die

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