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In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

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auf die <strong>um</strong> ihre Existenz kämpfende Republik hat Hunderte von Todesopfern und Tausende von Verletzten gefordert.<br />

Der moralische Schaden wird nie überwunden."(5)<br />

Zu Teppichs phantasievoller Schilderung nur dies: Die Kämpfe in Barcelona wurden nicht von Anarchisten und<br />

POUMisten ausgelöst, sondern durch ein Kommando der Sturmgarde, einer speziellen Polizeitruppe, unter Führung<br />

des zur KP-nahen katalanischen PSUC gehörenden Kommissars für Öffentliche Ordnung, Eusebio Rodriguez Salas.<br />

Ohne Vorwarnung versuchte es am Nachmittag des 3. 5. 1937, die Telefonzentrale der Stadt zu besetzen, die sich seit<br />

Niederschlagung der Faschistenrebellion ein Jahr zuvor unter Arbeiterkontrolle befand und von CNT-Milizionären<br />

bewacht wurde. Das Kommando stieß auf Widerstand und mußte nach einem Schußwechsel abziehen.<br />

Barcelonas z<strong>um</strong>eist anarchistisch organisierte Arbeiter waren seit Wochen von der Provinzial- und Regionalregierung<br />

sowie der PSUC provoziert worden. Den Angriff auf die Telefónica faßten sie - wie sich zeigen sollte zu Recht - als<br />

Auftakt zur Liquidierung aller revolutionären Errungenschaften des Jahres 1936 in Katalonien auf. Sie strömten in<br />

die <strong>In</strong>nenstadt, errichteten Barrikaden und setzten sich zur Wehr. Wenn also von Putsch und "Anschlag auf das<br />

Hinterland" die Rede ist: Es standen weder POUM noch Anarchisten dahinter.<br />

Deren Parteigebäude waren vorher keineswegs besonders befestigt worden. Sie starrten auch nicht von Waffen.<br />

Vielmehr gab es, wie der Augenzeuge und Mitkämpfer George Orwell berichtet, von Letzteren nur wenige.(6) Das<br />

wieder<strong>um</strong> war nicht verwunderlich. Die einzige Front, von der sich für Barcelona etwas hätte beschaffen lassen, war<br />

die in Aragon. Die aber litt chronisch an unzulänglichen und veralteten, bisweilen für die Kämpfer selbst<br />

lebensgefährlichen Waffen. Neue Waffen für das republikanische <strong>Spanien</strong> kamen vor allem aus der Sowjetunion. Sie<br />

wurden zwar an parteikommunistische Einheiten, die Volksarmee und die Polizei vergeben, nicht aber an CNT und<br />

POUM.<br />

Die zuerst von Salas' Sturmgardisten Attackierten und ihre Genossen verteidigten sich, griffen aber in der Regel nicht<br />

an. Dennoch hatten sie zeitweise das Übergewicht. Dies lag sowohl an ihrer Zahl als daran, daß Teile der Zivilgarde<br />

kampflos die Waffen streckten. Volksarmee und <strong>In</strong>terbrigadisten blieben neutral. Auf der Gegenseite standen nur<br />

Sturmgardisten, Leute von der PSUC und dem bürgerlichen Estat Catala. Hätten Anarchisten und POUM den Angriff<br />

gewagt, wären sie Herren der Stadt geworden.<br />

Die Versorgung der Front und die Rüstungsproduktion wurden nicht eingestellt, ebenso wenig übrigens der<br />

Telefonverkehr in und via Barcelona.<br />

"La Batalla" forderte zwar im allgemeinen, keineswegs aber im besonderen "die Revolution". Die Parole, die<br />

Regierungen in Barcelona und Valencia zu stürzen, gab die Zeitung nicht aus. Auch versuchten "die Aufständischen"<br />

keine "Miliztruppen von der Front abzuziehen, <strong>um</strong> sie z<strong>um</strong> Kampf im Hinterland einzusetzen". Als rund 500<br />

Soldaten aus POUM und CNT von sich aus ihren Kameraden in Barcelona zu Hilfe kommen wollten, wurden sie<br />

durch Vertreter ihrer eigenen Parteien und der Regionalregierung hiervon abgebracht.(7) <strong>Spanien</strong>s Zentralregierung<br />

in Valencia hingegen schreckte nicht davor zurück, 5000 glänzend bewaffnete Sturmgardisten von der Jarama-Front<br />

abzuziehen und nach Barcelona zu schicken.(8) Auf dem Weg dorthin rä<strong>um</strong>te die Truppe verschiedentlich mit<br />

politischen Gegnern auf. Gleichzeitig taten sich im Schutze der Nacht in Barcelona selbst "Republikverteidiger"<br />

durch Morde, so an dem legendären italienischen Anarchisten Camillo Berneris und dem Sekretär der spanischen<br />

Libertären Jugend, Alfredo Martinez, hervor.(9)<br />

Das Unterfangen, den angeblichen Hinterlandputsch in Barcelona mit Franco und dessen Agenten in Verbindung zu<br />

bringen, ist angesichts der entschieden antifaschistischen Haltung von Anarchisten und POUM verwegen und<br />

abgeschmackt. Teppich versucht sich bei anderer Gelegenheit davon zu distanzieren, schafft das aber nur z<strong>um</strong><br />

Teil.(10) Zu gut paßt die Legende in das allgemeine Lügengewebe der Komintern und und des sowjetischen<br />

Geheimdienstes von den POUM-"Trotzkisten" als Helfern der Faschisten, das zeitgleich mit den Moskauer<br />

Schauprozessen fabriziert wurde und nach wie vor Bestandteil prostalinistischer <strong>Spanien</strong>- Arg<strong>um</strong>entation ist. Weiter<br />

unten wird von ihm ausführlicher die Rede sein<br />

Die Parole, alle bewaffneten Aktionen einzustellen und die Barrikaden zu rä<strong>um</strong>en, gab die Führung der Anarchisten<br />

nicht am 8., sondern schon am 4. und 5. 5. 1937 aus. Sie stellte sich damit gegen die eigene Basis, die tagelang weiter<br />

auf den Barrikaden blieb. Nicht ohne Erfolg war die anarchistische Führung zugleich bemüht, der von draußen<br />

anrückenden Sturmgarde keine Hindernisse in den Weg zu legen. Als diese am Nachmittag des 7. 5. in Barcelona<br />

eintraf, hatten die Arbeiter resigniert und ihre Barrikaden eingerissen. Die Telefónica war von den Anarchisten

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