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In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

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Grundbesitzes zu garantieren, solle (analog zu 1931) nur staatlicher Kauf von Boden und dessen Verpachtung an<br />

Landarme gestattet sein. Selbstverständlich waren die liberalen Republikaner für wirtschaftliche Expansion. Sie<br />

verwarfen aber "die Maßnahmen zur Nationalisierung der Banken, die von den Arbeiterparteien vorgeschlagen<br />

werden", desgleichen "die Beihilfe zur Arbeitslosigkeit (Arbeitslosenunterstützung)" und "die von der sozialistischen<br />

Delegation eingebrachte Arbeiterkontrolle". Auch duldeten sie weder programmatisch festgelegte Maßnahmen zur<br />

Demokratisierung der Armee, noch solche zur Dekolonialisierung Spanisch-Marokkos. Die zugunsten der<br />

Nationalitäten in <strong>Spanien</strong> getroffenen Maßnahmen beschränkten sich auf Wiederherstellung der katalanischen<br />

Halbautonomie und einer stärker zentralistischen Regelung für Euzkadi.(13) Alles in allem bedeutete das den<br />

programmatischen Verzicht auf eine demokratische Revolution. Auch an manchen ursprünglich liberalen Prinzipien<br />

gemessen waren die Vereinbarungen ein Rückschlag.<br />

Es gab noch einen weiteren wichtigen Punkt, bei welchem Kommunisten und Sozialisten klein beigaben. Sie fanden<br />

sich im Hinblick auf die bevorstehenden Cortes-Wahlen mit einer gemeinsamen Kandidatenliste ab, die den<br />

Liberalen wesentlich mehr Mandate als den Arbeiterparteien zusicherte. Nach dem Wahlerfolg vom 16. 2. 1936<br />

zogen Erstgenannte mit 162 Abgeordneten, die Sozialisten nur mit 99 und die Parteikommunisten lediglich mit 17 ins<br />

Zentralparlament ein. Die Anarchisten waren aus grundsätzlicher Abneigung gegen den Staat nicht angetreten, hatten<br />

aber vielfach für die Volksfront gestimmt. Die POUM war mangels Masse nicht in den Cortes vertreten. <strong>In</strong>sgesamt<br />

standen einander in diesem Parlament 278 Angehörige der Volksfront, 55 der Mittelparteien, von denen die zehn<br />

baskischen Nationalisten später zur Volksfront stießen, und 134 Angehörige des Rechtsblocks gegenüber. Das<br />

Regierungsruder lag in liberaler Hand.<br />

Bis z<strong>um</strong> faschistischen Putsch vom 17. und 18. 7. 1936 in Spanisch-Marokko resp. <strong>Spanien</strong> war die Entwicklung<br />

auch dadurch charakterisiert, daß das Volk die politischen Gefangenen befreite, die Arbeiter mittels Streiks ihre Lage<br />

zu verbessern suchten, Bauern und Tagelöhner durch spontane Landnahme die Agrarreform vorantreiben wollten und<br />

160 Kirchen in Flammen aufgingen. Die Regierung hatte die Gefangenenbefreiung nicht verhindern können, sperrte<br />

aber, <strong>um</strong> Eigent<strong>um</strong> und Privilegien der Herrschenden zu schützen, zahlreiche Linke und Anarchisten in Gefängnise.<br />

Die Organisationstätigkeit der Linksparteien wurde vielerorts verboten. Gegen Landbesetzer richteten sich<br />

Polizeiattacken, die wiederholt zu einem Blutbad führten. Analog z<strong>um</strong> chilenischen Allende-Kabinett wertete die<br />

spanische Regierung die Militärs zu "treue(n) Diener(n) der verfassungsmäßigen Macht und Bürgen des Gehorsams<br />

gegenüber dem Volkswillen" auf.(14) Sie bestritt jedwede Putschabsicht der Armee und tilgte durch den Zensor alle<br />

dem entgegengesetzten Hinweise aus der Presse. Bis zwei Tage nach Beginn des Putsches weigerte sie sich<br />

entschieden, Arbeiter zu bewaffnen, damit sie die Republik retten könnten, und suchte sich stattdessen mit den<br />

Putschisten zu arrangieren.<br />

<strong>Spanien</strong>s Sozialisten halfen die Arbeiterbewaffnung durchsetzen. Daß sie vordem trotz deutlichen Linksrucks in den<br />

eigenen Reihen alles an Regierungspolitik geduldet oder mit exekutiert hatten, hing mit der generellen Rolle der<br />

Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert zusammen, Stütze bürgerlich-parlamentarischer Herrschaft zu sein. Doch<br />

machte diesmal auch die PCE diese Politik mit. Sie war als Kominternsektion gehalten, revolutionäre Ausbrüche im<br />

eigenen Land verhindern zu helfen bzw. ihnen entgegenzuwirken, damit Frankreich und Großbritannien nicht von<br />

einem Bündnis mit der UdSSR abgeschreckt wurden.<br />

Bekanntermaßen ist damals dies Bündnis dennoch nicht zustande gekommen. Die Westmächte reagierten auf den<br />

spanischen Bürgerkrieg mit einer Franco, Hitler und Mussolini fördernden, der Demokratie in <strong>Spanien</strong> schadenden<br />

Politik sogenannter Nichteinmischung. Daher stellt sich die Frage, ob eine revolutionäre Entwicklung in <strong>Spanien</strong><br />

nicht trotz damit verbundener Risiken für das Land und Europa besser gewesen wäre. Jedenfalls hätte es den Elan des<br />

Volkes im Kampf gegen die Putschgenerale und deren Helfer enorm erhöht, wenn dieses Volk <strong>Spanien</strong>s Geschicke<br />

bestimmt, wenn es Staat und Wirtschaft übergenommen hätte. Bei Fortfall des Kolonialstatus in Spanisch-Marokko<br />

wäre andererseits die Masse der Mauren schwerlich Franco dienstbar gewesen. Die einzig denkbare Reaktion von<br />

Marx, Engels, Lenin, Luxemburg und Trotzki auf eine Entwicklung nach Art der spanischen - das klare Ja z<strong>um</strong><br />

Revolutionsversuch -, läßt sich ihren Werken entnehmen, Texten zur Revolution von 1848, zur Pariser Commune, zu<br />

den russischen Revolutionen seit 1905 und zur deutschen von 1918. Trotzki hat zur Zeit des spanischen<br />

Bürgerkrieges noch gelebt und sich ausführlich geäußert.(15) Den Ausgang einer Revolution in <strong>Spanien</strong> hätte kein<br />

Marxist voraussagen können, ebenso wenig wie den jeder anderen Revolution. Doch hätte das Ergebnis unmöglich<br />

<strong>schlecht</strong>er ausfallen können als das, das mit der tatsächlich verfolgten konterrevolutionären Politik erreicht wurde.<br />

Um glaubhaft zu machen, daß die Revolution in <strong>Spanien</strong> unmöglich resp. ein gefährliches Abenteuer gewesen wäre,<br />

hat Fritz Teppich auf die Cortes-Wahlen vom Februar 1936 verwiesen, die ein Stimmenverhältnis von rund 4,8

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