04.07.2015 Aufrufe

In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

In Spanien stand's um unsre Sache schlecht....pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Konflikte zwischen Revolutionären und Ordnungshütern in der spanischen Republik spitzten sich <strong>um</strong> die<br />

Jahreswende 1936/37 zu. Nachdem die kleine POUM-Gruppe in Madrid samt ihrer Presse verboten und der<br />

bekannteste Führer der POUM, Andres Nin, aus der katalanischen Regierung entfernt war, meldete am 17. 12. 1936<br />

die Moskauer "Prawda": "Was Katalonien betrifft, so hat die Säuberung von Trotzkisten und Anarcho- Syndikalisten<br />

begonnen; sie wird mit derselben Energie gehandhabt werden, mit der sie in der UdSSR betrieben wurde." Damit<br />

spielte das Blatt auf jene berüchtigten Schauprozesse an, die im selben Jahr in Moskau begonnen hatten. Sie dienten<br />

dazu, Lenins engste Kampfgefährten zu liquidieren, waren aber gleichzeitig nur die Spitze eines ungeheuren und<br />

ungeheuerlichen Eisbergs.<br />

Im März 1937 wurden in dem katalanischen Ort Sabadell alle in einer Flugzeugfabrik beschäftigten Ausländer<br />

verhaftet, darunter drei der KPDO zugehörige Deutsche. Anschließend übernahmen sowjetische Spezialisten die<br />

Leitung der Fabrik. Dadurch war gesichert, daß die Produktion, die gerade anlaufen sollte, in die "richtigen Hände"<br />

kam, also nicht der bislang ohne Luftunterstützung gebliebenen Aragon-Front dienen könnte, solange sie von<br />

Anarchisten und POUMisten gehalten wurde. Die Verhafteten wurden nach Valencia gebracht und dort von GPU-<br />

Agenten verhört - weniger über Fragen des Flugzeugbaus als darüber, welche Verbindungen zwischen KPDO und<br />

POUM bestünden. Gleichzeitig wurden die KPDOler als "Trotzkisten" tituliert und als "Gestapo-Agenten"<br />

verle<strong>um</strong>det. "Ende März", so die Schlußfolgerung eines der Betroffenen, "waren also bereits Prozesse in<br />

Vorbereitung, die die getreue Kopie ihrer Moskauer Vorbilder waren, <strong>um</strong> die POUM in <strong>Spanien</strong> und die KP(O) in<br />

Deutschland vor den Arbeitermassen zu diskreditieren".(26)<br />

Während Stalins NKWD sich schon damals in Madrid und Murcia Übergriffe leistete, entsandte der<br />

rechtssozialistische Finanzminister der spanischen Zentralregierung, Juan Negrín, bewaffnete Zollbeamte an die<br />

französische Grenze, damit sie den Anarchisten die Grenzkontrolle abnähmen. Sie provozierten bewaffnete<br />

Zusammenstöße mit mehreren Toten. Es folgten an verschiedenen Orten politische Morde und Strafexpeditionen der<br />

Polizei. Die Stimmung war so brisant, daß z<strong>um</strong> 1. Mai alle Versammlungen und Demonstrationen in <strong>Spanien</strong><br />

untersagt wurden. Zwei Tage später löste der zur PSUC gehörende Kommissar für Öffentliche Ordnung, Salas, die<br />

Barrikadenkämpfe in der katalanischen Hauptstadt aus.<br />

Weichenstellungen zur Vernichtung der POUM<br />

Das Kräfteverhältnis im nichtfaschistischen Teil <strong>Spanien</strong>s hatte sich inzwischen erheblich gewandelt. Der<br />

unmittelbare Einfluß bürgerlicher Parteien, die seit September 1936 nicht mehr den Ministerpräsidenten stellten, war<br />

zurückgegangen. Ihre wichtigsten Anliegen allerdings - Wahrung und erneuter Ausbau kapitalistischer Verhältnisse -<br />

wurden weiter berücksichtigt. Formell dominierten die Sozialisten. <strong>In</strong> der Zentralregierung waren sie vor allem durch<br />

Largo Caballero und dessen Widerpart, den weiter rechtsstehenden Marine- und später Kriegsminister <strong>In</strong>dalecio<br />

Prieto, vertreten. Ihre Führer stützten sich außer auf die PSOE auf die 1,5 Millionen Mitglieder starke Allgemeine<br />

Union der Arbeiter (UGT), die in <strong>Spanien</strong>s Wirtschaft und Politik, partiell auch in der Armee wichtige Posten<br />

innehatte. Das Ansehen der Sozialisten litt unter den Rangeleien zwischen ihrem linken und rechten Flügel, vor allem<br />

aber durch das mit Regierungsgeschäften verbundene Abdriften nach rechts. Zudem war es der konkurrierenden PCE<br />

gelungen, der PSOE durch Zusammenschluß der sozialististischen und kommunistischen Jugend zu einer<br />

gemeinsamen Organisation den Jugendverband und durch Schaffung der Sozialistischen Einheitspartei Kataloniens<br />

(PSUC) Teile ihres katalanischen Klientels zu entziehen.<br />

Die Kommunistische Partei war Hauptgewinnerin im neuen <strong>Spanien</strong>. Zur Zeit des Volksfrontabkommens 30 000<br />

Mitglieder stark, wuchs ihr Bestand bis Dezember 1936 <strong>um</strong> mehr als 250 000, bis Juni 1937 auf eine Million. Ein<br />

Grund für diese Erfolge war das Ansehen, das die Partei durch die Verteidigung Madrids gewann. Der Nimbus der<br />

meist aus ausländischen Genossen bestehenden <strong>In</strong>ternationalen Brigaden, nach wie vor auch der der Sowjetunion<br />

wirkte sich ebenfalls zugunsten der PCE aus. Vor allem war jedoch die Kursänderung hin zur Wahrung von<br />

<strong>In</strong>teressen der Kleinbürger und wohlhabenden Bauern wichtig. Vertreter dieser Kreise sowie Verwaltungs- und<br />

Militärangestellte strömten derart zahlreich in die Partei, daß sich deren Basis völlig veränderte und sie ihre<br />

konterrevolutionäre Politik mit größerem Nachdruck betreiben konnte. Parallel dazu wurde bei der PSUC eine aus<br />

Händlern, Gewerbetreibenden und Geschäftsleuten bestehende Föderation, die GEPSI, z<strong>um</strong> stärksten Rückhalt. Nicht<br />

nur durch ihre beiden Minister in der Zentralregierung, sondern auch durch die Besetzung zahlreicher<br />

Schlüsselpositionen in Verwaltung, Wirtschaft, den Geheimdiensten und der Zensurbehörde übte die PCE großen<br />

Einfluß aus. Unter den 750 000 Kombattanten der Republik nahmen die 120 000 Kommunisten z. T. hervorragende<br />

Posten ein, besonders im Offizierskorps.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!