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Entwicklungspolitische Leitlinien - Die Linke. im Bundestag

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3. Entwicklung in der DiskussionHilfe – Unterstützung – SolidaritätNach dem Zweiten Weltkrieg und unter dem steigenden Druck weltweiter Dekolonisierungsbewegungenwurde zunächst von den USA und später auch von europäischenLändern eine staatliche Entwicklungsmission begonnen. Sie zielte <strong>im</strong> KaltenKrieg darauf ab, den Einfluss der UdSSR auf die Länder des Südens zu schwächen.Zugleich ging es und geht es bis heute um die Verteidigung eigener Wirtschaftsinteressen,Außenwirtschaftsförderung durch die Schaffung von guten Investitionsbedingungenund die Erschließung von Absatzmärkten, kurzum: um eine Anpassunganderer Ökonomien und Gesellschaften an die Interessen westlicher Staaten undvon Unternehmen.<strong>Die</strong> Vorstellung, Europa unterstütze durch »Entwicklungshilfe« und Direktinvestitionendie Länder des Südens bei ihrer Entwicklung, blendet aus, dass der ökonomischeVorsprung Europas auf der jahrhundertelangen Ausbeutung des Südens undseiner heutigen wirtschaftlichen Machtstellung gründet. Auch heute noch sind dieNetto-Kapitalabflüsse aus Afrika weitaus größer als die Kapitalzuflüsse. Allein durchdas System der Schulden wird somit ein ständiger Kapitalabfluss in die OECD-Länder gewährleistet. Über die Zinsen, die über die Jahre meist die ursprünglichgeliehenen Summen bei weitem übersteigen, wird zur eigenen Entwicklung notwendigesund schwer erarbeitetes Kapital den Ökonomien der Länder des Südensentzogen. <strong>Die</strong> Frage, wer eigentlich wen entwickelt, stellt sich aus dieser Perspektivekomplett spiegelverkehrt. Hieraus und aus der Kolonialschuld des Nordens lässtsich ableiten, dass die Länder des Südens eigentlich keine Schulden bei den Industriestaaten,sondern Anspruch auf Kompensationsleistungen und Reparationenhaben. Der vom Norden verursachte Kl<strong>im</strong>awandel verstärkt diesen Anspruch noch,denn die Folgen treffen vor allem die Menschen <strong>im</strong> Süden.<strong>Die</strong> Alternative heißt solidarische Zusammenarbeit, deren Ziel die umfassende Souveränitätaller daran Beteiligten sein muss. Solidarische Zusammenarbeit ist nichteine ausschließliche Angelegenheit von Staaten, manchmal kann sie aus den Gesellschaftenheraus erwachsen. Grundlage für eine solidarische Zusammenarbeitist eine ehrliche Bestandsaufnahme der jeweiligen Interessen in den verschiedenenStaaten und Gesellschaften. Solidarität heißt für uns nicht, dass wir uns alsvermeintliche Stellvertreter und »Helfer« für die Anliegen der Menschen <strong>im</strong> Südeneinsetzen, um ihren Kampf zu führen. Solidarität heißt stattdessen, dass wir hierwie dort denselben Kampf führen, um die Veränderung der Strukturen, die dieMenschen <strong>im</strong> »Globalen Süden«, also <strong>im</strong> Süden und in den Armutsregionen desNordens, und in den Metropolen enteignen, entrechten, ausbeuten, zu erreichen.Wir wollen gemeinsam die Rahmenbedingungen für eine eigenständige Entwicklungschaffen.12

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