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Entwicklungspolitische Leitlinien - Die Linke. im Bundestag

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Entwicklungszusammenarbeit: Anspruch und WirklichkeitEntwicklungszusammenarbeit war von Beginn an auch ein Feld des internationalenRingens um die Ausgestaltung ihrer Institutionen und um die Deutungshoheit überdie ihnen zugrunde zu legenden Konzepte und Begriffe. <strong>Die</strong>ses Ringen ist so komplexwie das System der internationalen Beziehungen insgesamt: <strong>Die</strong> Fronten verliefenbeispielsweise zwischen ehemaligen Kolonialmächten und unabhängig gewordenenKolonien, zwischen Ost und West <strong>im</strong> Kalten Krieg, zwischen Industriestaaten undblockfreien Staaten und später dann aufstrebenden neuen Wirtschaftsmächten; injedem Fall <strong>im</strong>mer zwischen Nord und Süd.Der Verlauf der Debatten bringt die internationalen Kräfteverhältnisse zum Ausdruck.Im Ergebnis wurde Entwicklung <strong>im</strong>mer wieder in vom Norden vorgegebeneMuster gezwängt und dadurch vielfach behindert. Trotz der beachtlichen ReformundAnpassungsfähigkeit der internationalen Entwicklungspolitik bleiben Abhängigkeitsverhältnissebestehen und werden auch nicht in Frage gestellt. Reformen, dievor allem an Begrifflichkeiten ansetzen, können nicht wirksam werden, wenn sichnicht auch die realen Machtverhältnisse und die Institutionen, die sie widerspiegeln,ändern. Ein Beispiel: Der mittlerweile erkämpfte Ersatz des Begriffs der »Hilfe«durch »Zusammenarbeit« verweist auf das Unbehagen mit den bisherigen Zielenund Ansätzen ihrer Umsetzung. Der grundsätzliche Bezugsrahmen wurde hierbeijedoch nie wirklich hinterfragt.Nach dem Ende des Kalten Krieges trat das Scheitern der bisherigen »Entwicklungshilfe«offen zu Tage. Es folgten großangelegte Reformversuche: 1992 in Riodie Verpflichtung der »Entwicklungshilfe« auf Nachhaltigkeit. Als neue Handlungsmax<strong>im</strong>e,die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte opt<strong>im</strong>al miteinanderkombiniert, wurde Nachhaltigkeit in nahezu allen Lebensbereichen das neue Mantra.Der Nachhaltigkeitsbegriff wurde durch seine inflationäre Verwendung jedochverwässert. In der entwicklungspolitischen Praxis wird darunter fast ausschließlichverstanden, ob die umgesetzten Maßnahmen und aufgebauten Institutionen auchnach Abzug der »Geber« und Berater weiter funktionieren.Mit den Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) der Vereinten Nationen solltenerstmals alle entwicklungspolitischen Vorhaben aufeinander abgest<strong>im</strong>mt werden.Messbare Ziele bis 2015 wurden formuliert. Über den Prozess der High-Level-Foren(HLF) mit den Erklärungen von Paris und Accra wurden Ansprüche wie Ownership,Partizipation, das Einreihen der Entwicklungsprojekte hinter nationale Entwicklungspläneund die gegenseitige Rechenschaftspflicht definiert und Nachweiseüber die Wirksamkeit gefordert. <strong>Die</strong> G8-Staaten verkündeten, das vor Jahrzehntengegebene Versprechen, 0,7% des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeitauszugeben, endlich einzuhalten.Heute ist offensichtlich, dass der fortschrittliche Anspruch dieser Reformversuchenie eingelöst wurde. Zwei Beispiele:13

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