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Etwas sagen, was andere nicht sagen: Dieter Ammann<br />

alles Rubato sei. Zudem spürt man meinen Ursprung als<br />

interpretierender Musiker in der Instrumentalbehandlung.<br />

Mir ist wichtig, dass spieltechnisch zwar Grenzen<br />

ausgelotet werden, dass die Musik aber immer realisierbar<br />

bleibt. Dabei habe ich gemerkt, dass sich meine Intention<br />

mit den technischen Möglichkeiten des Instruments<br />

sehr oft trifft, dass ich irgendwie aus dem Instrument<br />

heraus fühle und denke. Ein Wesenszug aus der<br />

improvisierten Musik ist auch, dass sie fast in jedem<br />

Moment dialogisch angelegt ist. Dieses Actio-reactio-<br />

Prinzip versuche ich auch in der komponierten Musik<br />

zwischen Instrumentalgruppen oder einzelnen Instrumenten<br />

zu realisieren, vielleicht wirkt es auch deshalb<br />

so lebendig.<br />

Schließlich eine ganz allgemeine Frage: Müssen Sie<br />

komponieren?<br />

Ich habe ja tatsächlich wegen einer Anfrage von außen<br />

begonnen zu komponieren. Ich würde niemals ohne<br />

Auftrag schreiben. Aber: Wenn ich komponiere, bin ich<br />

so damit beschäftigt, dass über Monate ein Stück wie<br />

ein roter Faden durch mein Leben läuft. Es kann sein,<br />

dass ich mich ein Jahr lang mit fünfzehn Minuten Musik<br />

beschäftige. Ich bin auch ein Familienmensch, liebe<br />

meine Kinder und meine Frau sehr, und unterrichte<br />

gerne. Aber wenn ich komponiere, kann ich mich monatelang<br />

in eine Klangwelt begeben, und das brauche<br />

ich mittlerweile extrem. Es kommt noch etwas hinzu:<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich in der komponierten Musik<br />

etwas zu sagen habe, das andere nicht oder anders<br />

sagen würden. Ich glaube, dass ich da etwas leisten<br />

kann, wofür sich eine lebenslange Beschäftigung lohnt.<br />

Ich war ja, bis ich dreißig war, nicht Komponist im engeren<br />

Sinn, sondern Interpret, Instrumentalist. Natürlich<br />

habe ich in Bands Stücke entwickelt, aber das ist<br />

etwas ganz anderes als das „akademische Komponieren“.<br />

Hier gibt es etwas Eigenständiges, das wirklich etwas<br />

von mir enthält, etwas Persönliches.<br />

Ein kurzer Ausblick: Was sind Ihre nächsten Projekte?<br />

Ich werde in den nächsten Monaten mit der Komposition<br />

meines zweiten Streichquartetts beschäftigt sein.<br />

Daneben wird meine Unterrichtstätigkeit an den Musikhochschulen<br />

Luzern und Bern viel Zeit und Energie<br />

absorbieren. Im Frühling 2009 werde ich einer Einladung<br />

Schweizer Festivals les Muséiques als Composer<br />

in residence nachkommen und mich dort auch als Musiker<br />

im Freefunk-Bereich präsentieren. Für 2010 steht<br />

eine weitere Einladung eines großen Festivals an. Mit<br />

dem damit verbundenen Auftragswerk nehme ich mich<br />

einer kompositorischen Aufgabe an, die ich schon seit<br />

längerer Zeit in mir trage: ein mehrheitlich ruhiges Stück<br />

für Orchester zu schreiben, welches fähig sein soll, sich<br />

mit meinen beiden Orchesterwerken Boost und Core zu<br />

einer schlüssigen Trilogie zu vereinen.<br />

Gesprächspartnerin: Marie Luise Maintz<br />

Informationen zu Biographie und Werken von Dieter<br />

Ammann unter www.dieterammann.ch.<br />

2I2008<br />

]<br />

[t]akte 2I2008 17

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