KAM-oeko-LOGISCH - Mieterverband
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Bild Guido Studer, Basel<br />
WEG FREI FÜR EIN<br />
BESSERES MIETRECHT<br />
Die Mietrechtsrevision wurde in<br />
der Referendumsabstimmung<br />
mit 756'725 Ja gegen 1'346'342 Nein<br />
(oder mit 36% gegen 64%) klar abgelehnt.<br />
Kein einziger Kanton stimmte<br />
zu. Den höchsten Nein-Anteil lieferte<br />
die Waadt mit 83,1%. Nicht einmal im<br />
Kanton Schwyz, der Heimat des HEV-<br />
Präsidenten Toni Dettling, reichte es<br />
für eine Ja-Mehrheit (48%).<br />
Ohrfeige fürs Parlament<br />
Damit haben Bundesrat, Parlament<br />
und bürgerliche Parteien eine uner-<br />
Der MV Basel machte wieder mit dem<br />
«Mieterdrämmli» mobil.<br />
Herzlichen Dank!<br />
Der Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong><br />
hat am 8. Februar 2004 eine<br />
sehr wichtige Abstimmung gewonnen.<br />
Dies ist nur gelungen, weil<br />
ganz viele Menschen einen Beitrag<br />
geleistet haben. Viele MV-Mitglieder<br />
haben sich in diesem Abstimmungskampf<br />
eingesetzt, haben in<br />
der Nachbarschaft Flyer verteilt,<br />
an Standaktionen Leute überzeugt<br />
oder mit einer Spende den Verband<br />
unterstützt. Nur dank diesem breiten<br />
Zuspruch war es möglich, diese<br />
Kampagne gegen ein neues, ungerechtes<br />
Mietrecht durchzuführen.<br />
Der MV bedankt ganz sich herzlich<br />
bei allen, die ihn unterstützt haben.<br />
Michael Töngi, Kampagnenleiter<br />
m&w | Das Schweizer Stimmvolk will keine ständig steigenden Mieten.<br />
Das zeigte das klare Scheitern des neuen Mietrechts am 8. Februar 2004.<br />
Die Mieterbewegung konnte einen grossen Sieg feiern.<br />
wartet heftige Ohrfeige eingefangen.<br />
Bundesrat Joseph Deiss muss ebenso<br />
eine politische Niederlage verkraften<br />
wie SVP, FDP und CVP. Der MV<br />
und die vereinte Linke, welche<br />
die Nein-Parole vertraten, dürfen<br />
für einmal triumphieren.<br />
Im Zentralsekretariat des<br />
SMV/D in Zürich klirrten<br />
denn auch die Gläser. Der<br />
Jubel am Abstimmungstag<br />
war gross. «Unsere Anstrengungen<br />
haben sich gelohnt»,<br />
freute sich Geschäftsleiterin<br />
Regula Mühlebach. Und auch<br />
Kampagnenleiter Michael Töngi<br />
blickte zufrieden zurück: «Es<br />
ist uns gelungen, unsere Argumente<br />
überzeugend unters Volk<br />
zu bringen.»<br />
Auch SMV/D-Präsident Rudolf<br />
Strahm zeigt sich über den Sieg<br />
sehr erfreut. «Wir haben ihn in dieser<br />
Deutlichkeit nicht unbedingt erwartet,<br />
obwohl wir stets zuversichtlich waren.»<br />
Für Strahm ist klar, dass das<br />
Volk den Beteuerungen der Gegner,<br />
beim neuen Mietrecht handle es sich<br />
um ein klares und faires Gesetz, ganz<br />
einfach nicht getraut haben. Viele hätten<br />
Angst davor gehabt, dass mit der<br />
Revision die Mieten wie die Krankenkassenprämien<br />
zu steigen beginnen.<br />
Dies aber wäre für viele Haushalte<br />
nicht zumutbar gewesen, denn die<br />
Mieten würden bei vielen mit 25%<br />
und mehr als grösster monatlicher<br />
Ausgabenposten zu Buche schlagen.<br />
«Die Überwälzung der Teuerung zu<br />
100 Prozent auf die Mieten war eindeutig<br />
zu viel. Wir wollten zudem keine<br />
zusätzlichen Erhöhungsgründe»,<br />
stellte der MV-Präsident vor den Medien<br />
klar.<br />
Kostenmiete massgebend<br />
Wie geht es nun weiter? Der MV verlangt,<br />
dass möglichst schnell eine<br />
ausgewogene Revision in Angriff genommen<br />
wird. Eine solche kleine<br />
Revision könne noch in diesem Jahr<br />
durchgezogen werden. Die Entkoppelung<br />
der Mieten vom Hypozins sei<br />
richtig, aber die Anbindung an die<br />
Teuerung müsse massvoll sein, betonte<br />
Strahm. Der MV war stets für<br />
eine Überwälzung zu höchstens 80%,<br />
Bild MV Basel<br />
wie sie auch der Bundesrat gefordert<br />
hatte. Nunmehr sei die undurchsichtige<br />
und selbst unter Vermietern<br />
umstrittene Vergleichsmiete vom<br />
Tisch. Weiterhin solle dem Vermieter<br />
und dem Investor eine anständige<br />
Rendite garantiert werden. Es<br />
dürfe aber keine Spekulation im<br />
Wohnungsbau gefördert werden.<br />
Jetzt Kostenmiete<br />
Laut MV-Vizepräsidentin Anita<br />
Thanei muss nun anstelle der Vergleichsmiete<br />
ein Mietzinsmodell<br />
realisiert werden, das sich an den<br />
realen Kosten des Vermieters orientiert.<br />
Sie erinnert daran: «Sowohl der<br />
Hausverein als auch die WestschweizerHauseigentümerverbände<br />
haben sich für die Kostenmiete<br />
ausgesprochen.» Die<br />
Missbrauchsgrenze müsse sich an<br />
den effektiven Kosten orientieren.<br />
Thanei und Strahm wollen nun in<br />
Bundesbern Druck machen, dass eine<br />
solche Revision des Mietrechts bald<br />
auf den Weg gebracht wird.<br />
Das wird kein Spaziergang sein.<br />
Die Abstimmungsverlierer haben sich<br />
in den Schmollwinkel verzogen. Der<br />
Zürcher HEV-Vertreter Rolf Hegetschweiler<br />
meinte trotzig: «Jetzt bleiben<br />
wir halt beim geltenden Mietrecht.»<br />
Die MV-Botschaft wurde<br />
gehört – Mietrecht<br />
abgelehnt!<br />
MV-Leute leisten Überzeugungsarbeit<br />
auf der<br />
Strasse.<br />
MIETEN & WOHNEN 2 | 04 3