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Broschuere_A4_Afghanistan_ES.pdf - Amnesty International

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<strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>Frauenrechte in <strong>Afghanistan</strong> / 3Diese hart erkämpften Zugeständnisse könnten jedochernsthaft gefährdet sein, denn die afghanische Regierungund ihre internationalen Partner verfolgen Friedensverhandlungenmit Anführern der Taliban und andereraufständischer Gruppen, ohne die Gewährleistung derMenschenrechte durch geeignete Mechanismen sicherzustellen.Viele afghanische Frauen befürchten, dass ihre Rechtein dem Bestreben, eine Einigung mit den Anführern derTaliban zu erzielen, geopfert werden könnten. In den derzeitvon den Taliban kontrollierten Gebieten werden dieMenschenrechte von Frauen weiter drastisch beschnitten.Die Taliban haben gezielt Bildungseinrichtungen fürMädchen angegriffen und mehrere in der Öffentlichkeitstehende Frauen ermordet. Afghanische FrauenrechtsaktivistInnenbefürchten, dass ihre neu gewonnenen Rechteernsthaft ausgehöhlt werden, sollten die Taliban wiederan die Regierung kommen. Die Abgeordnete ShinkaiKarokhail warnte in einem Interview mit <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>Großbritannien davor, dass „Frauen wegen desSicherheitsproblems, der Taliban und der Beteiligung vonWarlords zunehmend zurückgedrängt werden, und zwarvon Leuten, die sich mal im Namen der Tradition, mal imNamen der Religion gegen Frauen aussprechen“.VOR DEN TALIBANSchon vor der Machtergreifung der Taliban litten Frauenund Mädchen in <strong>Afghanistan</strong> unter Diskriminierung undUngleichbehandlung, einer hohen Müttersterblichkeit,einer niedrigen Alphabetisierungsrate und einem hohenMaß an Gewalt, auch häuslicher Gewalt. Dennochbrachte die zunehmende wirtschaftliche, soziale undpolitische Beteiligung von Frauen in ihren GemeinschaftenFortschritte. 1919 erhielten afghanische Frauen dasaktive und passive Wahlrecht. Frauen waren auch an demEntwurf der afghanischen Verfassung von 1964 beteiligt,die eine Gleichbehandlung von Frauen vorsah.In den 1970er Jahren waren mindestens drei Frauen alsAbgeordnete Mitglieder des Parlaments. Bis Anfang der1990er Jahre waren Frauen als Lehrerinnen, Ministerinnenund Ärztinnen tätig. Sie arbeiteten als Professorinnen,Juristinnen, Journalistinnen und Autorinnen.Die Unterdrückung von Frauen während der Herrschaftder Taliban von 1996 bis 2001 wurde zur Genügedokumentiert. In dieser Zeit wurden Frauen in allenLebensbereichen diskriminiert. Ihnen wurde der Zugangzu Bildung verwehrt, die Ausübung einer beruflichenTätigkeit, jegliche Freizügigkeit sowie die politische Mitbestimmungund Repräsentation. Sie wurden aus demöffentlichen Leben ausgeschlossen, und es war ihnenSima Samar, erste Ministerin für Frauenangelegenheiten und heute Vorsitzendeder Afghanischen Menschenrechtskommission, 2002 © <strong>Amnesty</strong> <strong>International</strong>FORTSCHRITTELaut der Zahlen des britischen Ministeriums für internationale Entwicklung(DFID) und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen gibt esFortschritte in Bezug auf die Bildung und die politische Teilhabe von Frauenin <strong>Afghanistan</strong>:2001 besuchten weniger als eine Million Kinder die Schule, darunter kaumMädchen. 2008-2009 besuchten mehr als fünf Millionen Kinder die Schule,mehr als ein Drittel davon Mädchen.Bei den Parlamentswahlen 2010 lag der Anteil der Wählerinnen bei40 Prozent, und Frauen gewannen 27 Prozent der Sitze (mehr als die lautVerfassung für weibliche Kandidatinnen reservierten 25 Prozent).Angesichts der historischen Abneigung der Taliban und anderer regierungsfeindlicherGruppen gegen die schulische Bildung von Mädchen fürchten MenschenrechtsverteidigerInnenzu Recht, dass diese Errungenschaften ernsthaftgefährdet sein könnten, sollte die afghanische Regierung eine politischeEinigung mit den Aufständischen erzielen.„Wir alle wünschen uns Stabilität undFrieden, doch nicht um den Preis der Frauenrechte.Uns wurde gesagt, Frauenrechteseien eine Frage der Entwicklung, nichtder Sicherheit. Doch Frauenrechte sind Teildessen, wofür hier gekämpft wird.“Afifa Azim, Koordinatorin des afghanischen Frauennetzwerksuntersagt, zu studieren, zu arbeiten oder das Haus ohneBegleitung eines mahram, eines männlichen Blutsverwandten,zu verlassen.Dadurch waren die Frauen buchstäblich an das Haus gefesselt.Die Folgen dieser Restriktionen waren besondershart für Witwen und Haushalte ohne männlichen Vorstand.Darüber hinaus wurden vom Taliban-Staat auch zahlreicheFormen geschlechtsspezifischer Gewalt verübt, unteranderem die Todesstrafe durch Steinigung für „Ehebruch“.

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