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berichte aus den bezirken - Rheinischer Fischereiverband von 1880 ...

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Unbekannter Wasserbewohner in der Sieg:<br />

das Neunauge<br />

Aggressiv, eklig, unheimlich – Schlagworte für ein<br />

Wassertier, das nur wenige Menschen in unserer<br />

Region kennen und noch weniger je gesehen haben –<br />

das Neunauge. Unheimlich oder eklig erscheinen<br />

Neunaugen allerdings nur auf <strong>den</strong> ersten Blick. Schaut<br />

man genauer hin, lernt man ein Tier kennen, das selten<br />

gewor<strong>den</strong> ist in unseren Flüssen. Nicht umsonst ist das<br />

Neunauge als Fisch des Jahres 2012 <strong>aus</strong>gerufen<br />

wor<strong>den</strong>. Denn das Neunauge ist stark gefährdet. In der<br />

Sieg jedoch fühlt sich das zu <strong>den</strong> Wanderfischen<br />

zählende Tier noch heimisch.<br />

„Neun“ Augen und ein Saugmaul<br />

Mit seinem schlangenartig geformten Körper sieht es<br />

einem Aal recht ähnlich. Doch anders als dieser wird<br />

das Neunauge nicht zu <strong>den</strong> echten Fischen gezählt,<br />

sondern zu <strong>den</strong> Rundmäulern – eine Art Urform der<br />

Fische. Seine Haut ist glatt und schuppenlos. Es<br />

besitzt zwei Rückenflossen, aber keine paarigen<br />

Seitenflossen. Anders als der Name Neunauge<br />

vermuten lässt, besitzt es keine neun Augen, sondern<br />

nur ein Auge, eine Nasenöffnung und sieben Kiemenöffnungen<br />

an bei<strong>den</strong> Körperseiten. Das Erscheinungsbild<br />

mit neun Punkten hat zur Namensgebung führte. In<br />

unseren Gewässern kommen mit dem Bach-, Fluss-<br />

und Meerneunauge drei Arten vor.<br />

Dass das Neunauge im Ruf steht, aggressiv und<br />

unheimlich zu sein, hat mit seiner besonderen Jagdmethode<br />

zu tun, es ernährt sich parasitisch. Anstelle eines<br />

Kiefers besitzt das erwachsene Tier ein rundes Saugmaul<br />

mit ein oder mehreren Reihen spitzer Zähnchen.<br />

Damit saugen sich erwachsene Fluss- und Meerneunaugen<br />

an ihrem Wirtstier fest. Mit Hilfe seiner kleinen<br />

spitzen Zähne raspelt es kleine Gewebestücke her<strong>aus</strong><br />

und saugt Blut. Große Beutetiere überstehen diesen<br />

Angriff häufig unbeschadet, kleinere oder auch kranke<br />

Tiere sterben. Für Menschen allerdings bedeuten<br />

Neunaugen keine Gefahr.<br />

Im Team zum Erfolg<br />

Im Herbst beginnt die Wanderzeit der Flussneunaugen.<br />

Jetzt ziehen sie vom Meer hinauf in die oberen Flussregionen,<br />

um im Frühjahr - Ende März bis Mai - für ihren<br />

Nachwuchs „Nester“ zu bauen. Ein faszinierendes<br />

Natursch<strong>aus</strong>piel, das in knietiefen, gut durchströmten<br />

sauerstoffreichen Flussarealen der Sieg stattfindet.<br />

Gemeinsam und durch<strong>aus</strong> raffiniert gehen sie dabei zu<br />

Werk. Denn Flussneunaugen graben ihre Laichgruben<br />

in Rudeln <strong>von</strong> 6 bis 12 Tieren. An größeren Steinen<br />

saugen sie sich mit ihrem Maul fest und ziehen sie zur<br />

Seite, so dass der darunterliegende Kies zum Vorschein<br />

kommt. Kleinere Steine schlagen sie mit dem<br />

Schwanz seitwärts. Viele Steine wer<strong>den</strong> so beiseite<br />

geschafft und geschoben. Ist diese Arbeit vollbracht,<br />

legen sie viele T<strong>aus</strong>end Eier in dieses Nest. Ähnlich wie<br />

der Lachs sterben auch die Neunaugeneltern nach der<br />

anstrengen<strong>den</strong> Prozedur des Laichens. Nur wenige<br />

Tiere laichen ein zweites Mal.<br />

Vom Querder zum Neunauge<br />

<strong>berichte</strong><br />

Sind die Neunaugenlarven geschlüpft, wandern sie an<br />

ruhigere Stellen des Flusses, wo sie sich tief im feinen<br />

Sediment eingraben. Nur der Kopf des jungen Neunauges<br />

oder besser Querders schaut jetzt noch her<strong>aus</strong>.<br />

Sie ernähren sich <strong>von</strong> organischen Teilchen und<br />

Kieselalgen, die vorbei strömen. Noch fehlt <strong>den</strong> Jung-<br />

RhFV-Info 3/2012<br />

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