• Erstens der Aufbau der ambulanten Versorgung, weil sie weitaus humaner undauch kostensparender ist.• Zweitens soll der komplementäre Bereich erprobt und aufgebaut werden, der dieambulanten, halbstationären und stationären Dienste ergänzt. KomplementäreDienste, das sind alle Einrichtungen für die Wiedereingliederung oderDauerunterbringung solcher psychisch <strong>Kranke</strong>n oder Behinderten, die imWohn- und Arbeitsbereich ohne besondere Hilfen nicht oder nicht selbständigleben können (z. B. Übergangsheime, Wohnheime), ohne deren Aufbau eineReform der Versorgung psychisch <strong>Kranke</strong>r nicht möglich ist.• Außerdem ist drittens eine fortlaufende Datenerfassung darüber notwendig, wasin der psychiatrischen Versorgung der Bundesrepublik Deutschland geschieht.Denn nur auf diese Weise können die bisherige Entwicklung auf Erfolge undMißerfolge hin analysiert und exakte Grundlagen für alle weiteren zukünftigenAktivitäten und Planungen geschaffen werden.Es bleibt zu hoffen, daß die vom Bundestag zur Verfügung gestellten Millionenbeträgefür die nächsten Jahre vom Bundesgesundheitsministerium so eingesetztwerden, daß sie einen tatsächlichen Beitrag zur Reform der Versorgungpsychisch <strong>Kranke</strong>r und Behinderter bringen werden.Diese Tagung beschäftigt sich mit der Frage, ob und inwieweit nach der Enqueteeine Verbesserung der Lage der psychisch <strong>Kranke</strong>n eingetreten ist. Ansätze zupositiven Veränderungen sind vorhanden, dennoch ist die Entwicklung nicht so inGang gekommen, wie wir gehofft hatten. Diese Tagung trägt hoffentlich zurKlärung vorhandener Schwierigkeiten mit bei und hilft, die Tendenz zu mehrambulanten und komplementären Einrichtungen zu verstärken.Ein Wort sei mir noch erlaubt zu gegenwärtigen Diskussionen, Auseinandersetzungenund <strong>Aktion</strong>en, die die psychiatrische Versorgung betreffen. So sehr dieUnzufriedenheit mancher Einzelpersonen und Gruppen mit der immer noch nichtbefriedigenden Lage der Psychiatrie und ihre Ungeduld wegen des schleppendenFortgangs allseits für notwendig erachteter Veränderung verständlich sein mag:überspitzte Forderungen nach Auflösung aller Landeskrankenhäuser, z. B.handstreichartige <strong>Aktion</strong>en der Besetzung von Stationen, helfen nicht weiter. Wirbrauchen den langen Atem und die konsequente, unbeirrte Verfolgung der Zieleder Enquete.10
EinführungEntwicklungstendenzen und Probleme der psychiatrischenVersorgung vier Jahre nach der Veröffentlichungder Psychiatrie-EnqueteH. HafnerAm 25. 11. 1975 wurde der,,Bericht über die Lage der Psychiatrie in der BundesrepublikDeutschland" der damaligen Ministerin für Jugend, Familie undGesundheit, Frau Dr. Katharina Focke, vom Vorsitzenden der Sachverständigenkommission,Herrn Professor Kulenkampff, übergeben. Die 26 Mitglieder derKommission hatten, unterstützt durch mehr als hundert Arbeitsgruppenmitgliederund Gutachter, rund drei Jahre daran gearbeitet Der Erfolg war ein beachtlichesWerk, das in seinem Empfehlungsteil auf einer gründlichen Analyse des Ist-Zustandes der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung aufbauenkonnte. Ihr lag eine unter dem Stichtag 30. 5.1973 durchgeführte Erhebung derpsychiatrischen Einrichtungen und ihrer Klientel in allen elf Bundesländernzugrunde, deren Ergebnisse mit Daten und Entwicklungen aus dem Auslandverglichen wurden. Eine solch umfassende Erhebung war niemals vorher undleider auch niemals mehr seither ausgeführt worden.Die ,, Enquete" hat einen erstaunlich breiten Konsens, nicht nur innerhalb desFachgebietes, sondern auch in Politik und Öffentlichkeit gefunden. Auch imsachverständigen Ausland wurde sie mit großem Interesse und breiter Zustimmungaufgenommen. Diese Einigung auf gemeinsame Grundsätze und Reformvorschläge,ebenso einmalig in der Geschichte eines lange Zeit in,,Schulmeinungen" zerstrittenen Faches, vermittelt auch den Entscheidungsträgernein Vertrauen, das nicht mehr leichtfertig verspielt werden sollte.Am 11.10.1979 wurde nach einer, für die Dringlichkeit der Sache langen Beratungsphasevon fast vier Jahren der Bericht der Sachverständigenkommission imDeutschen Bundestag diskutiert. Als Fachleute haben wir guten Grund, uns fürdie fundierte und eindeutig an humanitären Zielen orientierte Diskussion zubedanken. Fast einmütig haben die Abgeordneten an dem sensiblen Themabewiesen, daß sie, dem Ernst der Sache dienend, auf Politik als Selbstzweck, daßsie vor allem auf solche ideologische Ziele verzichten können, die jenseitswohlbedachter Rücksicht auf wehrlose <strong>Kranke</strong> angesiedelt sind. Dies läßt unshoffen, daß unserem Land die beiden Extreme, einmal der Fortbestand unzumutbarerVerhältnisse, zum anderen kurzsichtige Radikalkuren mit bitterenFolgen, erspart bleiben werden.Man nimmt einen solchen humanitären Reformwillen des Gesetzgebers in derPsychiatrie heute schon deshalb mit besonderer Dankbarkeit auf, weil es mit gutenAbsichten begonnene, aber tragisch verlaufene Gegenbeispiele gibt: Der11
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2. Mögliche Betrachtungsebenen fü
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nach Möglichkeit gemeinsam erarbei
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her seit langem schon - zwar mit un
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ideale Hilfe ist ja Hilfe zur Selbs
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gezeigt haben, daß vor allem die s
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Deshalb wurde auch ein Mitsprachere