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Baales et al

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auch ein vollständiger Spandolch, der im 19. Jahrhundert in der Ruhr bei Schwerte (Kreis Unna)gefunden wurde; er befind<strong>et</strong> sich heute im Gustav Lübke-Museum in Hamm. Eine Beilklinge ausHagen-Tiefendorf und eine dolchartige Klinge aus Hohenlimburg-Elsey bestehen aus Romigny-Lhéry-Feuerstein, der <strong>et</strong>wa 20 Kilom<strong>et</strong>er südwestlich von Reims in der französischen Champagne ansteht.Dieser Feuerstein bild<strong>et</strong>e sich während des Tertiärs im Süßwasser (Silex tertiare lacustre zoné) undwurde im Jung- und Spätneolithikum über weite Entfernungen verbreit<strong>et</strong>; er ist auch in den jungneolithischenErdwerken von Soest und Nottuln-Uphoven (Kreis Coesfeld) nachgewiesen. Ein Einzelstück inganz Westf<strong>al</strong>en ist bislang eine rechteckige Klinge aus Obsidian (Vulkanglas), die bereits um 1935 aufder Lenn<strong>et</strong>errasse am Barmer Baum bei Hagen-Herbeck aufgelesen wurde, aber erst über 70 Jahrespäter bei der wissenschaftlichen Bearbeitung des Fundmateri<strong>al</strong>s erkannt werden konnte; sie stammtvermutlich aus einer mindestens 600 Kilom<strong>et</strong>er entfernten Lagerstätte im B<strong>al</strong>kanraum.In ihrer Gesamtheit belegen <strong>al</strong>le diese Importe, dass die in der Jungsteinzeit im heutigen RaumHagen ansässigen Gemeinschaften in dam<strong>al</strong>s bestehende, bisher <strong>al</strong>lerdings nur ansatzweise von derarchäologischen Forschung erschlossene kontinent<strong>al</strong>e Kommunikations- und Transportn<strong>et</strong>ze einbezogenwaren. Allerdings wurden auch zahlreiche Beilklingen, vermutlich war es der größte Teil, aus lok<strong>al</strong>vorkommenden Gesteinen gefertigt, hier besonders aus Grauwackenquarzit, der in den Flussschotternzu finden ist. Zu den überregion<strong>al</strong> herausragenden Funden aus diesem Rohmateri<strong>al</strong> zählt ein sorgfältigüberarbeit<strong>et</strong>es spitznackiges Felsov<strong>al</strong>beil, das 1935 in der Nähe der Jugendherberge auf dem Mühlenbergbei Hohenlimburg-Elsey zutage gekommen war.Siedlungen und BestattungsplätzeFür die Jungsteinzeit sind im Raum Hagen – neben den bereits erwähnten bandkeramischen Siedlungsspurenauf dem Kahlenberg bei Hagen-Garenfeld – bislang vor <strong>al</strong>lem drei interessante Fundstellenzu verzeichnen, die zeitlich einigermaßen sicher eingeordn<strong>et</strong> werden können. Auf dem Plateau desin diesem Band bereits mehrfach erwähnten Burgbergs bei Oestrich (Iserlohn-L<strong>et</strong>mathe, MärkischerKreis), der bis zu seiner Teilzerstörung durch Steinbrüche und den Straßenbau im 19. und 20. Jahrhundertmit der beeindruckenden, heute noch erh<strong>al</strong>tenen (und unter Naturschutz stehenden) Felsgruppe»Pater und Nonne« das mittlere Lenn<strong>et</strong><strong>al</strong> beherrschte, wurden die archäologischen Spuren einer jungsteinzeitlichenBesiedlung entdeckt. Sie stammen wahrscheinlich aus der mittelneolithischen RössenerKultur, rund 6800 Jahre vor heute, können jedoch nicht genauer datiert werden, da bislang keineim neolithischen Fundzusammenhang stehende Probe für eine 14 C-Untersuchung gewonnen werdenkonnte. Die aufgefundenen Keramikscherben, <strong>et</strong>wa sechs vergleichsweise kleine Dechselklingen ausAmphibolit sowie zahlreiche andere Steinwerkzeuge, darunter auch N<strong>et</strong>zsenker (flache Flussgeröllemit seitlich eingearbeit<strong>et</strong>en Kerben), typische Pfeilspitzen und Klingen unter anderem aus belgischemRullen-Flint und Mahlsteine aus Ruhrsandstein, sind die einzigen überlieferten Relikte einer Siedlung,deren Ausdehnung und Struktur nicht mehr rekonstruiert werden können. Andere Steinartefakte undBeilklingen aus Maasfeuerstein belegen die Besiedlung des Burgbergs auch in späteren Abschnittender Jungsteinzeit, beispielsweise in der Michelsberger Kultur. Die Errichtung der W<strong>al</strong>lanlage imFrühmittel<strong>al</strong>ter sowie die umfangreiche landwirtschaftliche Nutzung des Bergplateaus in der Neuzeithaben <strong>al</strong>le prähistorischen Bodenspuren, abgesehen von einigen Stellen im Bereich des Ostrings,anscheinend tiefgründig zerstört.– 69 –

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