Ratgeber 20 Inhalt def
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Leidenschaftlich. Gut. Beraten.<br />
Hypo-<strong>Ratgeber</strong> II<br />
Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung<br />
im Unternehmen<br />
Werkzeuge für die Bewältigung der Zukunft<br />
www.hypovbg.at
Vorwort von<br />
Dr. rer. pol. Christian Coenen<br />
Bereits seit Jahren gehört es zum<br />
Allgemeinwissen, dass das<br />
serviceorientierte Verhalten der<br />
Mitarbeiter einen zentralen Wett-<br />
bewerbsfaktor darstellt. Vor allem<br />
bei Dienstleistungen, die in<br />
unmittelbarem Kontakt zwischen<br />
Mitarbeiter und Kunde erstellt<br />
werden, bestimmt das Verhalten<br />
der Mitarbeiter entscheidend die Qualitätswahrnehmung<br />
des Kunden und sein Wiederkaufverhalten. Doch Ähnli-<br />
ches gilt auch für den industriellen Bereich. Je qualitativ<br />
gleichwertiger Produkte werden, desto bedeutsamer<br />
werden produktbegleitende Dienstleistungen und somit<br />
serviceorientiertes Mitarbeiterverhalten für Kunden-<br />
zufriedenheit und -loyalität. Vielen Unternehmen ist dies<br />
bewusst und sie bekennen sich zur Serviceorientierung<br />
als Leitlinie ihres Handelns.<br />
Leider sieht die von Kunden erlebte Realität vielfach<br />
anders aus und die öffentlichen Klagen über Service-<br />
mängel nehmen nicht ab. Zu den Gründen hierfür gehört<br />
auch, dass sich Unternehmen jeder Größe zu wenig<br />
damit befassen, was unter „Serviceorientierung“ zu<br />
verstehen ist und wie diese gemessen und beeinflusst<br />
werden kann. Es wird dann oft voreilig auf die menschli-<br />
chen Komponenten eines Mitarbeiters Bezug genommen,<br />
die für die Geschäftsführung nicht greifbar und somit<br />
nicht managebar erscheinen.<br />
Der vorliegende <strong>Ratgeber</strong> gibt daher einen praxis-<br />
orientierten Ansatz darüber, was unter Service-<br />
orientierung beim einzelnen Mitarbeiter zu verstehen<br />
ist, wie die Dimensionen der Serviceorientierung von<br />
2 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Managementseite gemessen werden können, und er<br />
gibt zusätzlich Auskunft darüber, welche Möglichkeiten<br />
der Personalpolitik zur Verfügung stehen, um die<br />
Serviceorientierung eines jeden einzelnen Mitarbeiters<br />
zu steigern.<br />
Autor: Dr. rer. pol. Christian Coenen ist als Projektleiter<br />
bei der ServiceBarometer AG im Bereich Dienstleistungs-<br />
management tätig und unterstützt als Forscher und<br />
Berater Unternehmen bei Projekten zur Verbesserung<br />
der Kundenbeziehung. Er kann bei seinen Workshops<br />
und Seminaren zum Kundenmanagement auf Erkennt-<br />
nisse aus der aktuellen internationalen wissenschaft-<br />
lichen Forschung sowie auf Erfahrungen aus diversen<br />
Praxisprojekten, insbesondere in den Branchen Auto-<br />
mobil, Hotel, Tourismus und Airline zurückgreifen. Bei<br />
seiner Beratungstätigkeit setzt er sich täglich mit der<br />
Thematik der Kundenorientierung und -zufriedenheit bei<br />
Dienstleistungs- und Sachgüterunternehmen auseinander.<br />
Er ist als nebenamtlicher Dozent am Lehrstuhl für<br />
Dienstleistungsmanagement der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt und als Referent für<br />
Dienstleistungsmanagement an der Hochschule für<br />
Technik, Wirtschaft und Soziale Arbeit in St.Gallen<br />
sowie am Weiterbildungszentrum der Fachhochschule<br />
Konstanz tätig.<br />
Anschrift: ServiceBarometer AG, Gottfried-Keller-Str. 12,<br />
D-81245 München, Deutschland<br />
T +49/(0)89/89 66 69 25<br />
F +49/(0)89/89 66 69 10<br />
E-Mail: christian.coenen@servicebarometer.de<br />
www.servicebarometer.de
<strong>Inhalt</strong><br />
Vorwort 4<br />
1. Mitarbeiterbezogene<br />
Serviceorientierung im Unternehmen 5<br />
1.1 Einleitung – Bedeutung der<br />
Serviceorientierung im Unternehmen 5<br />
2. Vorstellung und Messung der<br />
Serviceorientierung 6<br />
2.1 Serviceorientierung als Einstellung 6<br />
2.2 Serviceorientierung als Verhalten 8<br />
2.3 Serviceorientierungs-Profil 9<br />
3. Personalpolitische Maßnahmen<br />
zur Steigerung der serviceorientierten<br />
Einstellung 11<br />
3.1 Steigerung der Motivation 11<br />
3.2 Ressourcen-Management 13<br />
3.3 Stärkung der Persönlichkeitsmerkmale des Mitarbeiters 15<br />
4. Personalpolitische Maßnahmen<br />
zur Steigerung des serviceorientierten<br />
Verhaltens 18<br />
4.1 Förderung der sozialen Kompetenz des Mitarbeiters 18<br />
4.2 Förderung der Fachkompetenz des Mitarbeiters <strong>20</strong><br />
5. Fazit 22<br />
3 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.
Vorwort<br />
Exakt zum 2-jährigen Bestands-<br />
jubiläum der Hypo-Akademie kön-<br />
nen wir Ihnen unseren „Hypo-<br />
<strong>Ratgeber</strong> II“ präsentieren.<br />
Im April <strong>20</strong>02 haben wir die<br />
Hypo-Akademie ins Leben geru-<br />
fen. Seit damals haben knapp<br />
1<strong>20</strong> UnternehmerInnen und<br />
leitende Angestellte dieses dreitägige Intensiv-Mana-<br />
gementseminar an der renommierten Universität<br />
St.Gallen (HSG) besucht.<br />
Mit April <strong>20</strong>04 geht die Hypo-Akademie mit neuen<br />
Themenschwerpunkten „Serviceorientierung“,<br />
„Personalmanagement“ und „Verkauf“ in eine neue<br />
Runde.<br />
Die <strong>Inhalt</strong>e und wesentlichen Erkenntnisse der Hypo-<br />
Akademie werden in einem <strong>Ratgeber</strong> gesammelt.<br />
„Strategie und Führung“ war das Thema der ersten<br />
Ausgabe. Ziel der Hypo-<strong>Ratgeber</strong> ist es, unseren<br />
Firmenkunden ein leicht verständliches Instrumentarium<br />
mit „betriebswirtschaftlichen Werkzeugen“ samt deren<br />
Anwendungsmöglichkeiten als eine Art „Karte und<br />
Kompass“ mitzugeben.<br />
Die Teilnehmer der Hypo-Akademie haben uns inspiriert,<br />
die Hypo-Akademie samt dem Hypo-<strong>Ratgeber</strong> in eine<br />
„Unternehmer-Trilogie“ auszuweiten:<br />
Hypo-Akademie<br />
Hypo-<strong>Ratgeber</strong><br />
Hypo-Unternehmer-Frühstück<br />
4 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Mit dem Unternehmer-Frühstück haben wir <strong>20</strong>03 für<br />
unsere Firmenkunden eine weitere Plattform zum<br />
Erfahrungs- und Wissensaustausch geschaffen.<br />
Frühstück zu morgendlicher Stunde deshalb, weil damit<br />
die UnternehmerInnen den Tag aktiv mit anderen<br />
Vorarlberger Entscheidungsträgern starten und<br />
dennoch rechtzeitig am Arbeitsplatz sein können.<br />
Die Hypo Landesbank kann auf eine lange Tradition als<br />
Unternehmerbank zurückblicken. Unser Erfolgsmotto<br />
lautet:<br />
Kompetenter und leistungsfähiger<br />
als lokale Mitbewerber.<br />
Flexibler und verlässlicher<br />
als überregionale Mitbewerber.<br />
Wenn Sie vom Erfahrungsschatz der Hypo Landesbank<br />
profitieren wollen, zögern Sie nicht. Unsere Berater-<br />
Innen und Berater stehen Ihnen gerne mit Rat und Tat<br />
zur Seite.<br />
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre des<br />
zweiten Hypo-<strong>Ratgeber</strong>s und eine glückliche Hand bei<br />
Ihren Unternehmensentscheidungen.<br />
Herzlichst<br />
Dkfm. Dr. Jodok Simma<br />
Vorstandsvorsitzender der Vorarlberger<br />
Landes- und Hypothekenbank Aktiengesellschaft
1. Mitarbeiterbezogene<br />
Serviceorientierung im Unternehmen<br />
1.1 Einleitung – Bedeutung<br />
der Serviceorientierung im<br />
Unternehmen<br />
Aufgrund der Nichtfassbarkeit einer Dienstleistung und<br />
der Integration des Kunden als externen Faktor in den<br />
Prozess der Dienstleistungserstellung dient der<br />
Mitarbeiter als Qualitätsindikator der Leistung und<br />
Imageträger des Unternehmens. Für die meisten<br />
Kunden stellen somit die einzelnen Mitarbeiter, mit<br />
denen sie in Kontakt treten, das eigentliche Unter-<br />
nehmen dar. Im „Augenblick der Wahrheit“ spielt hierbei<br />
die innere Einstellung des Mitarbeiters, dem Kunden in<br />
der Interaktion zu Diensten zu sein, und das vom<br />
Kunden beobachtbare Verhalten, welches der Mit-<br />
arbeiter im Kundenkontakt zeigt, eine maßgebliche<br />
Rolle für dessen Zufriedenheit und somit für die von ihm<br />
wahrgenommene Service- bzw. Kundenorientierung des<br />
Unternehmens.<br />
In der Interaktion mit dem Mitarbeiter vergleicht der<br />
Kunde seine Erwartungen bezüglich des Mitarbeiter-<br />
kontaktes mit seinen unmittelbaren Erlebnissen und<br />
dieser Vergleich führt bei ihm zu einer individuellen<br />
Kunden(un)zufriedenheit. Die Serviceorientierung des<br />
einzelnen Mitarbeiters hat somit einen maßgeblichen<br />
Einfluss auf die Kundenzufriedenheit und als Konse-<br />
Um die Lesbarkeit zu verbessern wird im vorliegenden <strong>Ratgeber</strong> ausschließlich<br />
die männliche Form verwendet, wobei Frauen miteingeschlossen sind.<br />
5 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
quenz auch auf die Kundenloyalität und den wirtschaft-<br />
lichen Erfolg des Unternehmens. In welchem Umfang<br />
ein Unternehmen in der Lage ist, seine Kunden zu ver-<br />
stehen, auf sie einzugehen, ihre Bedürfnisse zu erfüllen<br />
und sie so langfristig an das Unternehmen zu binden,<br />
ist für alle Unternehmen unter den derzeitigen<br />
Wettbewerbsbedingungen von hoher Bedeutung. Somit<br />
zählt die Serviceorientierung aller Mitarbeiter im<br />
Unternehmen zu den zentralen Erfolgsfaktoren des<br />
Managements eines Unternehmens beliebiger Größe.<br />
Gemäß der Annahme, dass unternehmensbezogene<br />
Aspekte sich nur dann sinnvoll managen lassen, wenn<br />
sie gemessen werden können, wird in diesem Hypo-<br />
<strong>Ratgeber</strong> ein Managementansatz zur Steigerung der<br />
mitarbeiterbezogenen Serviceorientierung im Unter-<br />
nehmen vorgestellt. Die Vorgehensweise richtet sich<br />
hierbei an den beiden grundlegenden Dimensionen der<br />
Serviceorientierung aus, d. h. der Einstellung und dem<br />
Verhalten des Mitarbeiters, und es wird ein Ansatz zur<br />
Messung der Serviceorientierung im Unternehmen<br />
präsentiert. Darauf aufbauend werden personalpoli-<br />
tische Instrumente vorgestellt, die von allen Führungs-<br />
kräften mit Personalverantwortung zur Steigerung der<br />
individuellen Serviceorientierung des Mitarbeiters, des<br />
Teams oder des gesamten Unternehmens eingesetzt<br />
werden können.
2. Vorstellung und Messung der<br />
Serviceorientierung<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es als Kunde sowie<br />
auch als Führungskraft offensichtlich recht eingängig,<br />
Serviceorientierung von einem Mitarbeiter zu verlangen.<br />
Allgemein betrachtet hat jeder Kunde somit eine unge-<br />
fähre Vorstellung davon, was Serviceorientierung bedeu-<br />
tet, und schnell kommen Begriffe wie Freundlichkeit,<br />
Zuvorkommenheit oder soziale Kompetenz zur Sprache.<br />
Schwierigkeiten entstehen jedoch, wenn es zu bestim-<br />
men gilt, was damit vom Mitarbeiter genau verlangt<br />
wird. Grundsätzlich lassen sich hierbei zwei Aspekte<br />
unterscheiden: die serviceorientierte Einstellung und<br />
das serviceorientierte Verhalten des Mitarbeiters.<br />
2.1 Serviceorientierung als<br />
Einstellung<br />
Die serviceorientierte Einstellung bezeichnet die innere<br />
Denkhaltung des Mitarbeiters, die dadurch geprägt ist,<br />
dass der Mitarbeiter die Bedeutung von Service-<br />
orientierung für sein Unternehmen, aber auch für sich<br />
selbst verinnerlicht hat. Es handelt sich demnach eher<br />
um eine intern orientierte Größe, die von außen nicht<br />
beobachtbar ist.<br />
Nachfolgend soll ein Instrument zur Bestimmung der<br />
serviceorientierten Einstellung vorgestellt werden,<br />
sodass die Serviceorientierung gegenüber dem Kunden<br />
messbar gemacht werden kann. In diesem Ansatz wird<br />
die Einstellung in zweierlei Hinsicht gemessen: Zum<br />
einen wird die Denkhaltung wie zum Beispiel Freude im<br />
Umgang mit Kunden und das persönliche Verantwor-<br />
tungsbewusstsein des Mitarbeiters für den Kunden<br />
erfasst. Zum anderen wird die serviceorientierte<br />
Einstellung über Größen gemessen, die einen wesent-<br />
lichen Einfluss auf die Einstellung haben: Motivation zur<br />
Serviceorientierung, Erfahrungen im Umgang mit<br />
Kunden und die Persönlichkeitsmerkmale des<br />
6 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Mitarbeiters. Diese drei Einflussgrößen sollen im<br />
Folgenden näher betrachtet werden.<br />
Bei der Motivation zu Serviceorientierung geht es<br />
insbesondere darum, ob den Mitarbeitern die Bedeutung<br />
von Serviceorientierung für das Unternehmen sowie für<br />
sich persönlich bewusst ist. Charakteristisch für Mit-<br />
arbeiter mit hoher Motivation zur Serviceorientierung ist<br />
die Erkenntnis, dass ihr Gehalt letztendlich vom Kunden<br />
bezahlt wird und dass sie die Serviceorientierung als<br />
wichtig für ihre persönliche Entwicklung im Unternehmen<br />
erachten. Bei hoher Motivation zur Serviceorientierung<br />
hat der Kunde folglich einen besonderen Stellenwert bei<br />
den Mitarbeitern, da sie durch Serviceorientierung per-<br />
sönliche Bedürfnisse befriedigen können.<br />
Bei den Erfahrungen im Umgang mit Kunden stehen<br />
insbesondere die negativen Erfahrungen des Mitarbei-<br />
ters mit Kunden im Fokus. Dauerhafte und häufig<br />
unangenehme Erfahrungen (z. B. massive Kunden-<br />
beschwerden) wirken sich im Laufe der Zeit negativ auf<br />
die Einstellung des Mitarbeiters gegenüber dem Kunden<br />
aus. Für eine serviceorientierte Einstellung ist es<br />
unumgänglich, dass die Mitarbeiter diese negativen<br />
Erfahrungen verarbeiten. Denn nicht konstruktiv verar-<br />
beitete negative Erfahrungen im Kundenkontakt können<br />
dazu führen, dass die Mitarbeiter im Laufe der Zeit ein<br />
„Feindbild Kunde“ aufbauen. Selbstverständlich können<br />
auch angenehme Erfahrungen mit Kunden (z. B. positi-<br />
ver Umgang und angenehme Atmosphäre) die Service-<br />
orientierung positiv beeinflussen und haben somit einen<br />
steigernden Effekt.<br />
Bei den Persönlichkeitsmerkmalen, die im Rahmen<br />
der Serviceorientierung eine besondere Rolle spielen,<br />
wird grundsätzlich von einem dynamischen Dreieck der<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen ausgegangen,
welches das Selbstwertgefühl, die Kontaktfreude und<br />
das Einfühlungsvermögen des Mitarbeiters umfasst.<br />
Beim Selbstwertgefühl geht es darum, dass Mitarbeiter<br />
bei Problemen im Umgang mit Kunden nicht unmittelbar<br />
Selbstzweifel bekommen und ihre Fähigkeiten zudem<br />
angemessen einzuschätzen wissen. Kontaktfreude ist<br />
dadurch charakterisiert, dass die Mitarbeiter gerne mit<br />
Menschen zu tun haben und persönliche Bestätigung<br />
daraus ziehen. Das Einfühlungsvermögen als drittes<br />
Persönlichkeitsmerkmal umfasst die Fähigkeit der<br />
Mitarbeiter, sich in die Lage ihrer Kunden zu versetzen<br />
und dadurch deren Bedürfnisse besser zu verstehen.<br />
Die serviceorientierte Einstellung ist relativ schwer<br />
greifbar, da sie von außen nicht beobachtbar ist.<br />
Dennoch kann man mit Hilfe verschiedener Aussagen<br />
der Mitarbeiter auf die innere Denkhaltung schließen.<br />
Fragebogen zur Ermittlung der serviceorientierten Einstellung<br />
Der/dem Mitarbeiter…<br />
…fühlt sich persönlich für die Zufriedenheit des Kunden verantwortlich.<br />
…macht der Umgang mit Kunden Spaß.<br />
… ist der Auffassung, dass zufriedene Kunden langfristig wichtiger sind<br />
als kurzfristige Verkaufserfolge.<br />
…ist klar, dass das Gehalt letztendlich vom Kunden bezahlt wird.<br />
… erachtet Kundenorientierung als wichtig für seine persönliche<br />
Entwicklung im Unternehmen.<br />
…verarbeitet negative Erfahrungen im Kundenumgang konstruktiv.<br />
…begegnet auch schwierigen Situationen im Kundenkontakt mit Optimismus.<br />
… hat bei Problemen mit Kunden nicht gleich Selbstzweifel,<br />
sondern geht konstruktiv deren Lösung an.<br />
…wird durch die Anerkennung der Kunden in seinem Selbstvertrauen bestärkt.<br />
…ist gerne in der Gesellschaft von Menschen.<br />
…empfindet häufigen Kundenkontakt als angenehm.<br />
…kann die Bedürfnisse seiner Kunden sehr gut nachvollziehen.<br />
…fällt es relativ leicht, sich in die Lage des Kunden zu versetzen.<br />
7 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Gemäß dem Grundsatz „Nur was man messen kann,<br />
kann man auch managen“, wird nachfolgend ein Instru-<br />
ment zur Ermittlung der serviceorientierten Einstellung<br />
vorgestellt, was sich einfach im Unternehmen umsetzen<br />
lässt. Insgesamt umfasst die Messung 13 Aussagen, zu<br />
denen der Befragte Stellung nimmt. Hierbei kann es sich<br />
entweder um den Mitarbeiter selbst (Eigenbewertung),<br />
den Vorgesetzten (Mitarbeiterbewertung), einen Kollegen<br />
(Kollegenbewertung) oder aber einen Kunden (Kunden-<br />
bewertung) handeln. Zur Bewertung der Aussagen<br />
nimmt der Befragte eine Abstufung von 100 (trifft voll<br />
zu) bis 0 (trifft überhaupt nicht zu) vor. Um mögliche<br />
Defizite in der serviceorientierten Einstellung deutlich zu<br />
machen, sind die Aussagen hierbei zum Teil in einer<br />
etwas überzeichneten Form formuliert.<br />
Die Aussage trifft…<br />
100 voll und ganz zu<br />
80 im Wesentlichen zu<br />
60 eher zu<br />
40 eher nicht zu<br />
<strong>20</strong> im Wesentlichen nicht zu<br />
0 überhaupt nicht zu<br />
100 80 60 40 <strong>20</strong> 0
Der Gesamtwert der serviceorientierten Einstellung für<br />
den einzelnen Mitarbeiter ergibt sich durch die Bildung<br />
des Durchschnitts aus den Werten zu den einzelnen<br />
Merkmalen. Dieser Mittelwert, der Einstellungsindex,<br />
gibt an, wie stark die serviceorientierte Einstellung des<br />
Mitarbeiters insgesamt ausgeprägt ist.<br />
Nach der Vorstellung der einstellungsbezogenen<br />
Serviceorientierung wird nachfolgend die zweite<br />
maßgebliche Komponente der Serviceorientierung, das<br />
serviceorientierte Verhalten des Mitarbeiters, erläutert<br />
und ein entsprechender Messansatz präsentiert.<br />
2.2 Serviceorientierung als Verhalten<br />
Im Gegensatz zur Serviceorientierung als Einstellung<br />
bezeichnet die Serviceorientierung als Verhalten das von<br />
außen beobachtbare Verhalten im Kundenkontakt. Hier-<br />
bei geht es beispielsweise darum, wie ein Mitarbeiter<br />
Fragebogen zur Ermittlung des serviceorientierten Verhaltens<br />
Der Mitarbeiter…<br />
…unterstützt die Kunden aktiv bei der Erreichung ihrer Ziele.<br />
…diskutiert regelmäßig mit den Kunden über ihre Bedürfnisse.<br />
…lässt die Kunden ausreden und hört ihnen ausreichend zu.<br />
…achtet auf die Körpersprache der Kunden, um sie besser zu verstehen.<br />
…kann die Kunden von ihrer Persönlichkeit her sehr gut einschätzen.<br />
…spricht die Sprache des Kunden.<br />
…setzt seine Körpersprache im Umgang mit Kunden bewusst ein.<br />
…weiss mit Widerständen der Kunden angemessen umzugehen.<br />
…bereitet wichtige Kundengespräche angemessen vor.<br />
…hat die kundenbezogenen Prozesse sehr gut organisiert.<br />
…nimmt sein Arbeitsumfeld als sehr positiv wahr.<br />
8 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
mit Kunden kommuniziert und ob er zuhören kann. Bei<br />
der Serviceorientierung als Verhalten handelt es sich<br />
daher um eine von außen einsehbare Größe, die<br />
beobachtbar ist. Wie bei der Messung zur Einstellung<br />
werden neben allgemeinen Aspekten auch zentrale<br />
Einflussgrößen des serviceorientierten Verhaltens<br />
berücksichtigt. Hierbei handelt es sich neben der<br />
Einstellung als zentralem Einflussfaktor des entspre-<br />
chenden Verhaltens vor allem um die Sozialkompetenz<br />
im Kundenkontakt und die Fachkompetenz des<br />
Mitarbeiters. Bei der Sozialkompetenz des Mitarbeiters<br />
geht es zum Beispiel um die Fähigkeit, sich in der<br />
Sprache des Kunden auszudrücken oder gut<br />
zuhören zu können. Aber auch Aspekte wie das Er-<br />
kennen von unterschiedlichen Kundentypen und der<br />
richtige Gesprächsaufbau in einem Kundengespräch<br />
gehören zum sozial kompetenten Handeln des<br />
Mitarbeiters. Bei der Fachkompetenz des Mit-<br />
arbeiters handelt es sich neben produktspezifischen<br />
Die Aussage trifft…<br />
100 voll und ganz zu<br />
80 im Wesentlichen zu<br />
60 eher zu<br />
40 eher nicht zu<br />
<strong>20</strong> im Wesentlichen nicht zu<br />
0 überhaupt nicht zu<br />
100 80 60 40 <strong>20</strong> 0
Kenntnissen vor allem um organisatorische Fähigkeiten<br />
des Mitarbeiters. Diese spiegeln sich beispielsweise in<br />
der reibungslosen Organisation der eigenen Arbeit und<br />
der Gestaltung der serviceorientierten Prozesse wider.<br />
Analog zur serviceorientierten Einstellung wird auch hier<br />
zur Bestimmung der jeweiligen Ausprägung des service-<br />
orientierten Verhaltens ein Fragenkatalog eingesetzt,<br />
der auf der linken Seite abgebildet ist. Die verschiede-<br />
nen Facetten des serviceorientierten Verhaltens werden<br />
mit Hilfe von elf Aussagen erfasst, aus denen sich – ana-<br />
log zur Einstellung – ein Verhaltensindex ermitteln lässt.<br />
Anhand der beiden hier vorgestellten Fragebögen zur<br />
Ermittlung der Serviceorientierung als Einstellung bzw.<br />
als Verhalten lässt sich somit relativ einfach die jeweilige<br />
Ausprägung bei einzelnen Mitarbeitern bestimmen. Um<br />
Serviceorientiertes Verhalten des Mitarbeiters<br />
Serviceorientiertes Verhalten des Mitarbeiters<br />
100<br />
80<br />
70<br />
Der<br />
Aufgesetzte<br />
Der<br />
Serviceorientierungs-<br />
Muffel<br />
mit Hilfe der Zahlen entsprechende Handlungs-<br />
empfehlungen zu erhalten, bedarf es eines Instruments<br />
zur relativen Einordnung der Serviceorientierung. Die<br />
Kombination der beiden Facetten der Service orientie-<br />
rung des einzelnen Mitarbeiters führt hierbei zum<br />
Serviceorientierungs-Profil.<br />
2.3 Serviceorientierungs-Profil<br />
Mit Hilfe des Serviceorientierungs-Profils ist es möglich,<br />
eine realistische Einschätzung der Serviceorientierung<br />
eines einzelnen Mitarbeiters bzw. der Verteilung der<br />
gesamten Anzahl von Mitarbeitern auf der Profil-Matrix<br />
zu erreichen. Hierzu werden die ermittelten Indices zu<br />
Einstellung und Verhalten des Mitarbeiters in der unten<br />
angeführten Matrix eingetragen.<br />
Der wirklich<br />
Serviceorientierte<br />
Der<br />
Ungeschliffene<br />
70 80 100<br />
Serviceorientierte Einstellung des Mitarbeiters<br />
9 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.
Mit Hilfe der vorgestellten Ansätze zur Messung der ser-<br />
viceorientierten Einstellung und des Verhaltens wird es<br />
möglich, die „weichen Faktoren“ messbar zu machen.<br />
Anhand des Serviceorientierungs-Profils kann darauf<br />
aufbauend der jeweilige Handlungsbedarf ermittelt<br />
werden. Auf der Skala (0 –100) werden grundsätzlich<br />
drei Bereiche unterschieden. Im obersten Bereich<br />
(80 –100) ist die Serviceorientierung beim Mitarbeiter<br />
ausreichend gegeben und es besteht von<br />
Unternehmensseite geringer Handlungsbedarf. Im mitt-<br />
leren Bereich des Profils (70 – 80) ist die Service-<br />
orientierung auf einem recht ordentlichen, aber steige-<br />
rungsfähigen Niveau und es gibt bereits punktuellen<br />
Handlungsbedarf. Im untersten Bereich (
3. Personalpolitische Maßnahmen zur<br />
Steigerung der serviceorientierten<br />
Einstellung<br />
Auch wenn sich die Veränderbarkeit von menschlichen<br />
Einstellungen als ein schwieriger und langfristiger<br />
Prozess gestaltet, so kann nichtsdestotrotz davon<br />
ausgegangen werden, dass Einstellungen grundsätzlich<br />
veränderbar sind.<br />
Im nachfolgenden Abschnitt wird darauf eingegangen,<br />
wie man anhand personalpolitischer Maßnahmen eine<br />
Steigerung der serviceorientierten Einstellung bewirken<br />
kann. Dazu wird bei den drei vorher genannten maß-<br />
geblichen Einflussgrößen angesetzt: Motivation zur<br />
Serviceorientierung, Erfahrungen im Umgang mit<br />
Kunden und die Persönlichkeitsmerkmale des Mit-<br />
arbeiters. Für den Fall, dass man anhand des Service-<br />
orientierungsprofils Defizite in der Einstellung des Mit-<br />
arbeiters erkannt hat, ist es für die gezielte<br />
Durchführung von Maßnahmen wichtig zu wissen, wel-<br />
che der drei genannten Einflussgrößen hierfür verant-<br />
wortlich sind. Die genaue Spezifizierung fällt naturge-<br />
mäß nicht leicht, aber es konnten mit Hilfe der<br />
Forschung typische Aussagen und Symptome ermittelt<br />
werden, die auf Defizite in den einzelnen Schlüssel-<br />
größen hinweisen. Welche Defizite das sind und wie die-<br />
sen dann mit Hilfe geeigneter personalpolitischer<br />
Maßnahmen zu begegnen ist, wird in den nun folgenden<br />
Teilen eingehend erläutert.<br />
3.1 Steigerung der Motivation<br />
Indizien für Defizite in der Motivation zur Service-<br />
orientierung sind zum Beispiel dann vorhanden, wenn<br />
Mitarbeiter zum Ausdruck bringen, dass sie zwischen<br />
Serviceorientierung und persönlichen Interessen keine<br />
starken Verbindungen sehen. Wird beispielsweise keine<br />
enge Verbindung zwischen der Zufriedenheit des<br />
Kunden und der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes<br />
gesehen, so ist dies ein erstes Anzeichen für eine<br />
geringe Motivation zur Serviceorientierung. Eine<br />
Aufstellung typischer Aussagen, anhand deren man<br />
Motivations<strong>def</strong>izite erkennen kann, ist in Checkliste 1<br />
zu finden.<br />
Checkliste 1<br />
11 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Typische Aussagen, die auf Defizite in der Motivation<br />
zur Serviceorientierung hindeuten.<br />
Die Mitarbeiter machen Aussagen dahingehend, dass…<br />
Kunden nicht wichtig für die Existenz des<br />
Unternehmens sind.<br />
die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes unabhängig von<br />
der Zufriedenheit der Kunden mit dem Unternehmen<br />
ist.<br />
sie im Umgang mit Kunden selten wichtige und<br />
interessante Informationen erhalten.<br />
der Austausch mit Kunden ihnen insgesamt keinen<br />
großen Nutzen bringt.<br />
sie durch Lob von Kunden wenig in ihrer Tätigkeit<br />
bestärkt werden.<br />
die Kunden ihre Leistungen insgesamt wenig zu<br />
schätzen wissen.<br />
der Umgang mit Kunden keinen Beitrag zu ihrer<br />
persönlichen Weiterentwicklung leistet.<br />
sie bei Kunden selten eigene Ideen einbringen und<br />
verwirklichen können.
Auf Defizite in der Motivation zu Serviceorientierung ist<br />
umso eher zu schließen, je mehr und je häufiger der-<br />
artige Aussagen auf einen Mitarbeiter zutreffen. Um die-<br />
sem Motivations<strong>def</strong>izit entgegen zu wirken, bedarf es<br />
eines grundlegenden Verständnisses, was Motivation<br />
beim einzelnen Mitarbeiter bedeutet und wie sie stimu-<br />
lierbar ist. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass<br />
Motivation immer eng mit den eigenen Bedürfnissen<br />
des Mitarbeiters verbunden ist. Ein Mensch ist zu einer<br />
bestimmten Verhaltensweise motiviert, wenn er die<br />
Möglichkeit sieht, hierdurch eigene Bedürfnisse zu<br />
befriedigen. Aufbauend auf der von Maslow entwickel-<br />
ten Bedürfnispyramide mit den grundlegenden mensch-<br />
lichen Bedürfnissen nach Sicherheit und Existenz, nach<br />
sozialen Kontakten, nach Anerkennung und nach Selbst-<br />
verwirklichung wird hier eine Brücke zu den Bedürf-<br />
nissen des Mitarbeiters geschlagen. Es geht demnach<br />
darum, dem Mitarbeiter zu verdeutlichen, wie er durch<br />
Serviceorientierung seine verschiedenen persönlichen<br />
Bedürfnisse befriedigen kann. Hat beispielsweise ein<br />
Mitarbeiter verstanden, dass seine persönliche Service-<br />
orientierung einen Beitrag zur Sicherheit seines Arbeits-<br />
platzes leistet, so entsteht Motivation zur Service-<br />
orientierung, weil hierin eine Möglichkeit zur<br />
Befriedigung eines Sicherheitsbedürfnisses gesehen<br />
wird. Ebenso kann zum Beispiel durch eine positive<br />
Rückmeldung dem Anerkennungsbedürfnis des<br />
Mitarbeiters Rechnung getragen werden.<br />
Mit Hilfe eines entsprechenden Workshops lässt sich<br />
die Motivation zur Serviceorientierung beim Mitarbeiter<br />
steigern. Dies liegt u.a. darin begründet, dass die<br />
Mitarbeiter durch die Diskussionsbeiträge der Gruppe<br />
ein breites Spektrum von Vorteilen erkennen, welche<br />
die Serviceorientierung mit sich bringt, und zusätzlich<br />
wird durch die eigene Erkenntnis der Vorteile (im<br />
Gegensatz zum Aufzeigen durch den Vorgesetzten) die<br />
Identifikation des Mitarbeiters mit späteren Maßnahmen<br />
gefördert. Ein Motivationsworkshop gliedert sich in vier<br />
aufeinander aufbauende Phasen. In der Einleitungs-<br />
phase geht es neben der Begrüßung und einer<br />
Vorstellungsrunde darum, die Teilnehmer über die<br />
Zielsetzung des Workshops zu informieren, die in der<br />
Herausarbeitung des Nutzens von Serviceorientierung<br />
für das Unternehmen, aber insbesondere auch für den<br />
einzelnen Mitarbeiter liegt. In der zweiten Phase, der<br />
Lernphase, werden die Teilnehmer aktiv miteinbezogen,<br />
um ihre Identifikation mit späteren Maßnahmen zu erhö-<br />
hen. Diskussionsfragen wie „Welchen Nutzen hat das<br />
Unternehmen von der Serviceorientierung des einzelnen<br />
Mitarbeiters?“ können hier als Einstieg dienen. Typische<br />
Aspekte, die bei einer solchen Diskussion herausgear-<br />
beitet werden, umfassen<br />
besseres Eingehen auf Kundenanforderungen.<br />
Aufbau von Kundenbeziehungen.<br />
schnelle Reaktion auf Markttrends.<br />
Erzielen eines dauerhaften Wettbewerbsvorteils aus<br />
Kundensicht.<br />
langfristiges Bestehen des Unternehmens am Markt.<br />
Hierbei wird den Teilnehmern aktiv verdeutlicht, dass<br />
die Serviceorientierung für die langfristige Existenz des<br />
Unternehmens unerlässlich ist. Im darauf folgenden<br />
Schritt wird den Mitarbeitern verdeutlicht, dass das<br />
Unternehmen nicht der einzige Nutznießer der Service-<br />
orientierung ist, sondern diese auch mit erheblichen<br />
Vorteilen für sie persönlich verbunden ist. Auch hier<br />
fördert eine einleitende Diskussionsfrage wie „Welchen<br />
Nutzen hat der einzelne Mitarbeiter durch seine Service-<br />
orientierung?“. Der Moderator sollte hierbei entspre-<br />
chend der Bedürfnis-Pyramide nach Maslow die<br />
Diskussion steuern.<br />
12 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Innerhalb der Anwendungsphase wird den Teilnehmern<br />
die Gelegenheit gegeben, die erlernten Aspekte aktiv<br />
umzusetzen, und zwar so lange sie noch unmittelbar im<br />
Gedächtnis sind. Im Rahmen einer Einzelarbeit, die sich<br />
beispielsweise auf das Vorbereiten eines Zielgesprächs<br />
richtet, bei dem Serviceorientierung eine bedeutende<br />
Rolle spielt, werden die Teilnehmer gebeten, Ziele vorzu-<br />
schlagen, die durch Serviceorientierung erreicht werden<br />
können. Außerdem sollten geeignete Maßnahmen entwi-<br />
ckelt werden, wie diese Ziele zu erreichen sind. Hierbei
kann sowohl die Perspektive des einzelnen Mitarbeiters<br />
als auch die des Vorgesetzten eingenommen werden,<br />
wobei wenigstens einige Teilnehmer ihre Ergebnisse vor<br />
dem Plenum präsentieren sollten. Zum Abschluss des<br />
Motivationsworkshops werden die Ergebnisse erneut<br />
zusammengefasst und dokumentiert.<br />
Neben mangelnder Motivation des einzelnen Mitarbei-<br />
ters kann sich seine mangelnde Einstellung zur Service-<br />
orientierung aber auch auf seine Erfahrungen mit dem<br />
Umgang mit Kunden beziehen und ein Defizit bei seinen<br />
persönlichen Ressourcen offen legen. Dieses mögliche<br />
Defizit sowie die passenden Maßnahmen sollen im<br />
Folgenden näher erläutert werden.<br />
3.2 Ressourcen-Management<br />
Bei den Erfahrungen im Umgang mit den Kunden setzt<br />
die Betrachtung an einem sehr sensiblen Bereich des<br />
Mitarbeiters an, nämlich seinen persönlichen<br />
Ressourcen. Diese Ressourcen ermöglichen es dem<br />
Mitarbeiter, auch negative Erfahrungen konstruktiv zu<br />
verarbeiten. Hierbei handelt es sich um psychische<br />
(z. B. Entspannungsfähigkeit), körperliche (z. B.<br />
ausreichend Schlaf) sowie soziale Ressourcen (z. B.<br />
intakter Freundeskreis). Defizite in diesen drei<br />
Bereichen lassen sich beispielhaft an den Äußerungen<br />
in Checkliste 2 erkennen.<br />
Bei mangelnden persönlichen Ressourcen können nega-<br />
tive Erfahrungen im Kundenkontakt den Mitarbeiter<br />
rasch in einen alltäglichen Stresszustand versetzen, der<br />
eine erhebliche Belastung darstellen kann. Hierbei wird<br />
oft vom so genannten „Burn-out-Syndrom“ gesprochen.<br />
Um diesem Aspekt effektiv entgegenwirken zu können,<br />
bedarf es demnach eines umfassenden Ressourcen-<br />
managements. Entsprechend der drei Arten von<br />
Ressourcen existieren diverse Ansatzpunkte zum per-<br />
sönlichen Ressourcen-Management, die nachfolgend<br />
vorgestellt werden.<br />
Checkliste 2<br />
Typische Aussagen, die auf Defizite im Umgang mit<br />
negativen Erfahrungen im Kundenkontakt hindeuten.<br />
Die Mitarbeiter machen Aussagen dahingehend, dass…<br />
Fehlende soziale Ressourcen<br />
sie mit Kollegen und/oder Vorgesetzten wenig oder<br />
gar nicht über persönliche Dinge sprechen.<br />
sie selten etwas privat mit ihren Kollegen unterneh-<br />
men.<br />
sie kein Familienmensch sind, sondern sich lieber auf<br />
die Arbeit konzentrieren.<br />
sie sich häufig über andere Personen in ihrem priva-<br />
ten Bereich ärgern.<br />
sie selten oder nie mit Freunden ausgehen.<br />
andere Personen in ihrem näheren Umfeld ihnen<br />
häufig auf die Nerven gehen.<br />
sie häufig Streit mit einer wichtigen Person im priva-<br />
ten Umfeld haben.<br />
Fehlende psychische Ressourcen<br />
sie sich häufig persönlich von Kunden angegriffen<br />
fühlen.<br />
sie auf Einwände und Beschwerden von Kunden ver-<br />
schiedentlich überreagieren.<br />
Beschwerden von Kunden sie oft noch Tage später<br />
belasten.<br />
der Umgang mit Kunden sie manchmal so aufwühlt,<br />
dass sie gar nicht mehr zu Ruhe kommen.<br />
sie auch im Urlaub häufiger an Probleme mit Kunden<br />
denken.<br />
der Umgang mit Kunden sie so anregt, dass sie es<br />
sicherlich nicht das ganze Leben durchhalten kön-<br />
nen.<br />
13 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
sie häufig ihre Aufgaben unter Zeitdruck erledigen.<br />
Fortsetzung auf der nächsten Seite.
Checkliste 2<br />
Typische Aussagen, die auf Defizite im Umgang mit<br />
negativen Erfahrungen im Kundenkontakt hindeuten.<br />
Die Mitarbeiter machen Aussagen dahingehend, dass…<br />
Fehlende körperliche Ressourcen<br />
sie häufig unter Konzentrationsproblemen leiden.<br />
ihnen häufig die Energie fehlt, ihre Vorsätze in die Tat<br />
umzusetzen.<br />
sie oft in die Nacht arbeiten, um ihre Aufgaben zu<br />
erfüllen.<br />
sie ihre Arbeit tendenziell stark ermüdet.<br />
sie sich häufig körperlich unwohl fühlen.<br />
sie sich insgesamt wenig bewegen.<br />
sie oft den ganzen Tag über nicht zum Essen kom-<br />
men und dafür abends „richtig“ essen.<br />
sie tagsüber wenige oder gar keine Pausen machen.<br />
Um den Bereich der sozialen Ressourcen des<br />
Mitarbeiters von Unternehmens- und hier vor allem von<br />
Vorgesetztenseite beeinflussen zu können, kann beim<br />
beruflichen Wirkungskreis, beim familiären Umfeld und<br />
beim Freundes- und Bekanntenkreis angesetzt werden.<br />
Der berufliche Wirkungskreis umfasst vor allem den<br />
Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten. Wobei der<br />
Aufbau eines gesunden beruflichen Umfeldes des<br />
Mitarbeiters vor allem durch folgende Verhaltensweisen<br />
innerhalb der Arbeitsgruppe gefördert wird:<br />
Persönliche Wertschätzung anderer Kollegen und<br />
deren Meinungen.<br />
Offenheit und Hilfsbereitschaft gegenüber Kollegen<br />
bei Problemen.<br />
Teilnahme bei sozialen Anlässen (z. B. Mittags-<br />
pausen, Betriebsfesten, Ausflügen).<br />
Private Aktivitäten mit Kollegen (Sport, Restaurant).<br />
Persönliche Freundschaften mit sympathischen<br />
Kollegen.<br />
In diesem Bereich liegt die Beeinflussbarkeit von Vor-<br />
gesetzten- und Unternehmensseite naturgemäß recht<br />
hoch, was für den folgenden Bereich nur bedingt<br />
zutrifft.<br />
Auch das familiäre Umfeld des Mitarbeiters spielt eine<br />
maßgebliche Rolle für seine sozialen Ressourcen. So<br />
kommt der Familie für die Bewältigung des Stresses am<br />
Arbeitsplatz eine hohe Bedeutung zu und impliziert für<br />
den Mitarbeiter Abwechslung und Gewinnung neuer<br />
Energie. Zum Erhalt eines intakten familiären Umfeldes<br />
tragen folgende Maßnahmen bei:<br />
Bestimmte Tage festhalten, die nur für die Familie<br />
bestimmt sind.<br />
Sorgen aus dem beruflichen Umfeld nicht auf die<br />
Familie übertragen.<br />
Offenheit für die Probleme und Dinge zeigen, die den<br />
Partner und die Familie betreffen.<br />
Neben dem beruflichen und familiären Umfeld<br />
beschreibt vor allem der aktive Freundeskreis eine<br />
soziale Ressource des Mitarbeiters. Auch wenn häufig<br />
aus Zeitmangel die Pflege von Freundschaften hinten<br />
ansteht, so sind folgende Dinge an dieser Stelle förder-<br />
lich:<br />
Interesse an Dingen und Problemen des anderen<br />
signalisieren.<br />
Bereitschaft zeigen, sich für den anderen<br />
einzusetzen.<br />
Regelmäßige, gemeinsame Hobbys pflegen.<br />
Im Bereich der psychischen Ressourcen geht es vor<br />
allem um die Ausgeglichenheit des Mitarbeiters. Die<br />
Verringerung der inneren Anspannung sowie die<br />
Gelöstheit beim Umgang mit Kunden wird zum Beispiel<br />
anhand von Verarbeitungsstrategien, ausreichend<br />
Schlaf sowie einem systematischen Kurzpausensystem<br />
bewerkstelligt.<br />
14 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.
Mit Hilfe von psychischen Verarbeitungsstrategien kann<br />
die Erholungsfähigkeit des Mitarbeiters gesteigert<br />
werden:<br />
Relativieren, d.h. die wahrgenommene Bedeutung<br />
des Problems reduzieren.<br />
Umbewerten, d.h. sich auf die positiven Aspekte<br />
konzentrieren.<br />
Selbstkontrolle, d.h. versuchen, die eigenen Gefühle<br />
zu begrenzen.<br />
Übernahme von Verantwortung, d.h. das Problem mit<br />
eigenem Verhalten begründen und Selbstkritik üben.<br />
Optimismus, d.h. auf eine zukünftige Lösung des<br />
Problems vertrauen.<br />
Neben ausreichendem Schlaf, auf den das Unternehmen<br />
im Allgemeinen nur sehr wenig Einfluss nehmen kann,<br />
kommt dem Kurzpausensystem hinsichtlich der<br />
psychischen Ressourcen eine hohe Bedeutung zu. So<br />
haben mehrere über den Tag verteilte kürzere Pausen<br />
einen höheren Erholungswert als wenige längere<br />
Pausen mit der gleichen Gesamtdauer. Eine<br />
Mindestdauer von fünf Minuten pro Arbeitsstunde kann<br />
hier als Richtlinie dienen.<br />
Bei den körperlichen Ressourcen geht es darum,<br />
dass ein Mitarbeiter, der sich körperlich fit fühlt,<br />
insgesamt freier und unbelasteter in seinen Handlungen<br />
ist. So ist ein Mitarbeiter, der sich körperlich nicht wohl<br />
fühlt, weitgehend mit sich selbst beschäftigt und ist<br />
daher wenig offen für die Belange des Kunden, mit<br />
denen er Kontakt hat. Der Bereich der Ernährung lässt<br />
sich durch ein entsprechendes Menü in der Kantine von<br />
Unternehmensseite beeinflussen, wenn auf magen-<br />
schonende und vitaminreiche Ernährung geachtet wird.<br />
15 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Bei Bereichen wie der körperlichen Bewegung sowie<br />
auch dem Konsum von Tabletten und Alkohol sind die<br />
Einflussmöglichkeiten des Unternehmens dagegen sehr<br />
eingeschränkt und nur indirekt durch ein entsprechen-<br />
des Coaching denkbar. Nach der Vorstellung der<br />
Maßnahmen zur Motivation sowie eines geeigneten<br />
Ressourcen-Managements spielt als dritte Einflussgröße<br />
der Einstellung zur Serviceorientierung, die<br />
Persönlichkeit des Mitarbeiters sowie entsprechende<br />
Maßnahmen eine entscheidende Rolle.<br />
3.3 Stärkung der Persönlichkeitsmerkmale<br />
des Mitarbeiters<br />
Die Bedeutung der Persönlichkeit für die innere Ein-<br />
stellung eines Mitarbeiters gegenüber seinen Kunden<br />
erscheint meist recht plausibel. Allerdings gestaltet sich<br />
die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen für den<br />
Vorgesetzten recht schwierig und langwierig. Dennoch<br />
kann der Vorgesetzte innerhalb eines Coaching-<br />
Prozesses einzelne Persönlichkeitsmerkmale des<br />
Mitarbeiters gezielt fördern und die Persönlichkeits-<br />
entwicklung so unterstützen. Auch wenn man als<br />
Vorgesetzter nicht in der Lage ist, eine Persönlichkeit<br />
vollständig zu ändern, so zeigt die Erfahrung, dass bei<br />
vielen Mitarbeitern erhebliche nicht genutzte Potenziale<br />
verborgen sind, die es zu fördern und auszubauen gilt.<br />
Wie der Mitarbeiter den Kunden wahrnimmt und ihn<br />
wertschätzt, hängt von drei maßgeblichen Persönlich-<br />
keitsmerkmalen ab, die zueinander in engem<br />
Zusammenhang stehen: Selbstwertgefühl, Einfühlungs-<br />
vermögen und Kontaktfreude. Mögliche Defizite in<br />
einem der drei Bereiche lassen sich an den beispiel-<br />
haften Formulierungen in Checkliste 3 ablesen.
Checkliste 3<br />
Typische Aussagen, die auf Defizite in den<br />
Persönlichkeitsmerkmalen hindeuten.<br />
Die Mitarbeiter machen Aussagen dahingehend, dass…<br />
Mangelndes Selbstwertgefühl<br />
sie oft das Gefühl haben, nur auf wenige Dinge stolz<br />
sein zu können.<br />
sie sich im Allgemeinen ihrer selbst nicht sicher sind.<br />
sie sich unsicher und unzulänglich im Umgang mit<br />
Kunden fühlen.<br />
sie bei Problemen mit Kunden schnell Selbstzweifel<br />
bekommen.<br />
sie verlegen werden, wenn sie von Kunden gelobt<br />
werden.<br />
sie oft das Gefühl haben, den Anforderungen der<br />
Kunden nicht gerecht zu werden.<br />
es zahlreiche Dinge gibt, die sie ändern würden,<br />
wenn sie könnten.<br />
Mangelndes Einfühlungsvermögen<br />
sie gegenüber tieferen Gefühlen von Menschen nicht<br />
sehr sensibel sind.<br />
sie weniger als ihre meisten Kollegen in der Lage<br />
sind, ihre Kunden zu verstehen.<br />
sie häufig Schwierigkeiten haben, sich in die<br />
Perspektive ihrer Kunden hineinzuversetzen.<br />
sie relativ wenig Begabung haben, den Kunden zu<br />
beeinflussen.<br />
sie sich nicht viel daraus machen, ob die Kunden sie<br />
mögen oder nicht.<br />
Mangelnde Kontaktfreude<br />
sie nicht gerne unter Menschen sind.<br />
sie an geselligen Anlässen nicht gerne teilnehmen.<br />
Freunde für sie nicht wichtig sind.<br />
sie Probleme haben, auf andere Menschen zuzu-<br />
gehen.<br />
sie am liebsten ungestört und alleine arbeiten.<br />
sie häufigen Kundenkontakt insgesamt als störend<br />
empfinden.<br />
Eine Steigerung des Selbstwertgefühls setzt bei der<br />
Selbstwahrnehmung des Mitarbeiters an. Mitarbeiter<br />
mit geringem Selbstwertgefühl nehmen ihre Schwächen<br />
wahr und stufen diese als nicht veränderbar ein. Diese<br />
individuelle Wahrnehmung kann nur dadurch verändert<br />
werden, dass man dem Mitarbeiter seine veränderbaren<br />
Schwächen sowie seine eigentlichen Stärken vor Augen<br />
führt. Hierbei sollten dem Mitarbeiter Maßnahmen mit<br />
an die Hand gegeben werden, wie er mit seinen<br />
Schwächen umgehen und sich seine Stärken bewusst<br />
machen und ausbauen kann. Beispielsweise nicht<br />
veränderbare Stärken bilden für den Mitarbeiter einen<br />
so genanten „Kraftbereich“, den er sich bewusst<br />
machen sollte und aus dem er Energie ziehen kann.<br />
Dieser Bereich kann eine fundierte Ausbildung oder<br />
einen vorbildlichen Werdegang umfassen. Stärken, die<br />
der Mitarbeiter verändern kann, der „Potenzialbereich“,<br />
sollten ausgebaut werden. In diesen Bereich fallen<br />
Überzeugungsfähigkeit, das Zugehen auf Menschen<br />
oder Begeisterungsfähigkeit. Bei Schwächen, die der<br />
Mitarbeiter beheben kann und die somit veränderbar<br />
sind, dem „Verbesserungsbereich“, handelt es sich zum<br />
Beispiel um geringe Kenntnisse interner Abläufe oder<br />
mangelnde Zuverlässigkeit. Schwächen, die tatsächlich<br />
nicht vom Mitarbeiter veränderbar sind und die in den<br />
„Akzeptanzbereich“ fallen, wie eine begrenzte Belast-<br />
barkeit aufgrund einer Krankheit, sollte der Mitarbeiter<br />
so annehmen und nicht versuchen, sich dafür zu<br />
entschuldigen.<br />
16 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.
Eine weitere Persönlichkeitskomponente, das Ein-<br />
fühlungsvermögen, stellt eine maßgebliche Größe zur<br />
Einstellungsänderung des einzelnen Mitarbeiters dar. Im<br />
Kern geht es hierbei um ein grundlegendes Verständnis<br />
für den Kunden und die Fähigkeit, sich in die Lage des<br />
Kunden hineinzuversetzen und sie zu verstehen. Die<br />
systematische Auseinandersetzung mit einigen Fragen<br />
zu diesen beiden Facetten des Einfühlungsvermögens<br />
stellt eine geeignete Methode dar, um das Einfühlungs-<br />
vermögen zu fördern:<br />
Verständnis für den Kunden<br />
Welche Bedürfnisse hat der Kunde?<br />
Warum hat der Kunde diese Bedürfnisse?<br />
Wie ist das Verhalten des Kunden zu interpretieren?<br />
Einnehmen der Kundenperspektive<br />
Was wäre mir anstelle des Kunden wichtig?<br />
Welche Bedürfnisse hätte ich anstelle des Kunden?<br />
Was würde ich anstelle des Kunden denken?<br />
Wie hätte ich anstelle des Kunden reagiert?<br />
Mitarbeiter mit hohem Einfühlungsvermögen stellen sich<br />
diese Fragen mehr oder weniger automatisch. Bei<br />
einem Training des eigenen Einfühlungsvermögens soll-<br />
te man sich diese Fragen zu Beginn noch sehr bewusst<br />
stellen. Ziel ist es, dass diese Fragen nach einiger Zeit<br />
automatisch gestellt werden und ein größeres<br />
Verständnis für die Bedürfnisse des Kunden erzielt wird.<br />
Das dritte Persönlichkeitsmerkmal ist die Kontaktfreude<br />
des Mitarbeiters. Kontaktfreudige Mitarbeiter verbinden<br />
mit Kundenkontakten eine angenehme und persönlich<br />
bereichernde Erfahrung. Kundenkontakte haben<br />
hierbei eine hohe Bedeutung, da es dem Mitarbeiter<br />
Spaß macht, mit Kunden umzugehen. Bei einer mögli-<br />
chen Steigerung der Kontaktfreude geht es somit<br />
darum, Spaß am Umgang mit Menschen zu generieren<br />
und um das Gewinnen von Sicherheit im sozialen<br />
Umgang. Diese beiden Facetten sowie entsprechende<br />
Maßnahmen zur Förderung können den Mitarbeitern von<br />
ihren Vorgesetzten im Rahmen eines Coaching-<br />
Prozesses nahe gelegt werden:<br />
Spaß am Umgang mit Menschen<br />
Gehen Sie auf andere Menschen zu.<br />
Interessieren Sie sich für Dinge, die andere<br />
Menschen Ihnen erzählen.<br />
Wirken Sie aktiv bei der Vorbereitung und<br />
Durchführung von geselligen Veranstaltungen mit.<br />
Sicherheit im Umgang mit anderen Menschen<br />
Lassen Sie persönliche Kontakte zu, wenn Menschen<br />
auf sie zugehen.<br />
Gehen Sie regelmäßig unter Menschen.<br />
Holen Sie Rückmeldungen bei Ihren<br />
Gesprächspartnern ein.<br />
Versuchen Sie, konstruktiv mit offener Kritik<br />
umzugehen.<br />
17 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Durch die konsequente Umsetzung der zuvor dargestell-<br />
ten Maßnahmen können die drei Persönlichkeits-<br />
merkmale, die sich am stärksten auf die serviceorien-<br />
tierte Einstellung auswirken, ausgebaut werden. Bei der<br />
Persönlichkeitsentwicklung handelt es sich allerdings<br />
um einen relativ langfristigen Prozess, den ein<br />
Mitarbeiter in den seltensten Fällen aus eigener Kraft<br />
vollziehen kann und hierbei durch einen Coaching-<br />
Prozess des Vorgesetzten unterstützt werden sollte.<br />
Im Anschluss an die personalpolitischen Maßnahmen<br />
zur Steigerung der gesuchten Einstellung beschäftigt<br />
sich der folgende vierte Abschnitt des Hypo-<strong>Ratgeber</strong>s<br />
mit entsprechenden Maßnahmen zur Steigerung des<br />
serviceorientierten Verhaltens beim Mitarbeiter.
4. Personalpolitische Maßnahmen zur<br />
Steigerung des serviceorientierten<br />
Verhaltens<br />
Nach der Vorstellung des relativ schwer greifbaren<br />
Bereichs der Beeinflussung der serviceorientierten<br />
Einstellung wendet sich der nun folgende Abschnitt der<br />
Veränderung des serviceorientierten Verhaltens zu.<br />
Wenn diese sich auch weniger komplex als die Ein-<br />
stellungsbeeinflussung darstellt, da sie von außen<br />
beobachtbar ist, verlangt sie dennoch eine systema-<br />
tische Vorgehensweise.<br />
Daher werden nachfolgend personalpolitische<br />
Maßnahmen hinsichtlich der – neben der Einstellung –<br />
beiden zentralen Einflussgrößen für das serviceorien-<br />
tierte Verhalten vorgestellt.<br />
4.1 Förderung der sozialen<br />
Kompetenz des Mitarbeiters<br />
Bei der Sozialkompetenz geht es im Wesentlichen<br />
um die Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeit<br />
des Mitarbeiters. Indizien für Defizite der Sozial-<br />
kompetenz des Mitarbeiters lassen sich anhand der<br />
in Checkliste 4 vorgestellten typischen Verhaltens-<br />
weisen ablesen.<br />
Die sozialen Fähigkeiten eines Mitarbeiters spiegeln<br />
sich in grundlegenden drei Facetten wider.<br />
Eine der wichtigsten Facetten ist das aktive Zuhören<br />
und Beobachten. Hierbei geht es im Kern darum, einer-<br />
seits die Aussagen des Kunden vollständig aufzuneh-<br />
men und andererseits die nichtverbalen Signale zu<br />
erkennen. Zum Training des aktiven Zuhörens lassen<br />
sich folgende Grundregeln festhalten:<br />
Checkliste 4<br />
Typische Verhaltensweisen von Mitarbeitern mit<br />
Defiziten in der Sozialkompetenz.<br />
Der Mitarbeiter…<br />
lässt die Kunden kaum zu Wort kommen.<br />
achtet nicht auf die Körpersprache des Kunden.<br />
drückt sich relativ umständlich und kompliziert aus.<br />
zeigt den Kunden in erster Linie Probleme auf,<br />
anstatt ihnen Lösungen anzubieten.<br />
kann den Persönlichkeitstyp seines Kunden nur<br />
schwierig einschätzen.<br />
setzt seine eigene Körpersprache nicht bewusst ein.<br />
kann mit Widerständen von Kunden schlecht<br />
umgehen.<br />
führt selbst wichtige Kundengespräche meist ohne<br />
Vorbereitung.<br />
spricht in Kundengesprächen sofort sachliche<br />
Aspekte an.<br />
18 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Fassen Sie die Aussagen des Gesprächspartners mit<br />
eigenen Worten zusammen („Wenn ich Sie richtig<br />
verstanden habe, meinen Sie…“).<br />
Sprechen Sie die Gefühle Ihres Gesprächspartners<br />
an („Aus Ihrer Sicht kann ich das gut verstehen…“).<br />
Geben Sie durch „akustisches Kopfnicken“ Signale<br />
ab („hm“, „ja“, „aha“).<br />
Stellen Sie vertiefende Fragen und finden Sie<br />
Beweggründe, Meinungen und Einstellungen heraus<br />
(„Was ist Ihre Meinung über… ?“).
Neben dem aktiven Zuhören sollte der Mitarbeiter auch<br />
erkennen können, mit welchem Persönlichkeitstyp er<br />
es beim einzelnen Kunden zu tun hat. Das Erkennen des<br />
Kundentyps versetzt den Mitarbeiter in die Lage, das<br />
Verhalten des Kunden besser einschätzen und somit<br />
besser auf die Bedürfnisse des Kunden eingehen zu<br />
können. Grundsätzlich wird in der Psychologie häufig<br />
zwischen neun Persönlichkeitstypen unterschieden, die<br />
nachfolgend kurz erläutert und wofür Maßnahmen zu<br />
deren Umgang vorgestellt werden.<br />
„Der Streitsüchtige“ offenbart sich anhand seiner<br />
aggressiven Gestik und Mimik und reklamiert häufig.<br />
Der wichtigste Verhaltensgrundsatz ist hierbei das<br />
ruhige und sachliche Eingehen auf den Kunden, wobei<br />
eine offene Konfrontation vermieden werden sollte.<br />
„Der Positive“ dagegen kommt häufig lächelnd mit<br />
offener Körperhaltung auf seine Gesprächspartner zu.<br />
Eine freundliche Ansprache und die Bestätigung des<br />
Kunden sind hier die wichtigsten Verhaltensregeln.<br />
„Der Alleswisser“ ist bereits an seiner Gestik (z. B.<br />
erhobener Zeigefinger) zu erkennen und bringt deutlich<br />
seine Meinung zum Ausdruck, auf der er auch gerne<br />
beharrt. Der Mitarbeiter sollte ruhig bleiben und den<br />
Kunden bestätigen. Keinesfalls sollten Belehrungen im<br />
Sinne eines Kräftemessens mit dem Kunden an den Tag<br />
gelegt werden, denn bisher hat ein Mitarbeiter niemals<br />
einen Streit mit einem Kunden gewonnen.<br />
„Der Redselige“ lässt seinen Gesprächspartner kaum<br />
zu Wort kommen und schweift leicht vom Thema ab. Ein<br />
einigermaßen ausgeglichener Wortwechsel kann durch<br />
geschlossene Fragen herbeigeführt werden, die sich<br />
nur mit „ja“ oder „nein“ beantworten lassen. Der<br />
Mitarbeiter sollte versuchen, zunächst interessiert<br />
zuzuhören und bei sich bietender Möglichkeit taktvoll<br />
unterbrechen.<br />
19 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
„Der Schüchterne“ hat ein relativ unsicheres und<br />
zurückhaltendes Auftreten und reagiert empfindlich auf<br />
unangemessene Ansprache. Bei diesem Kundentyp darf<br />
der Mitarbeiter nicht drängen oder zu viele Details<br />
gleichzeitig ansprechen und sollte das Selbstvertrauen<br />
des Kunden versuchen anzuheben, indem er ihn zum<br />
Reden ermuntert.<br />
Der Kundentyp „Der Widerspenstige“ zeichnet sich<br />
durch eine tendenziell ablehnende Haltung aus und<br />
provoziert sehr gerne. Empfehlungen zum Umgang mit<br />
diesem Typ bestehen darin, ruhig zu bleiben, ihn beim<br />
Ehrgeiz zu packen und sein Wissen und seine<br />
Erfahrungen hervorzuheben.<br />
Beim „Dickfelligen“ fällt sein relativ unbeteiligtes<br />
Verhalten und seine Verschlossenheit auf. Der<br />
Mitarbeiter sollte ihn daher ruhig und freundlich<br />
ansprechen und Interesse signalisieren, indem er ihm<br />
ausreichend Zeit zum Antworten gibt.<br />
„Der Überhebliche“ zeichnet sich durch augenschein-<br />
lich selbstsichere Gestik und Mimik aus und lässt sein<br />
Umfeld gerne seine Überlegenheit spüren. Verhaltens-<br />
empfehlungen für den Mitarbeiter umfassen u.a. das<br />
Zeigen von Interesse, die kompetente und ausführliche<br />
Beratung und die häufige Zustimmung.<br />
Als letzter Kundentyp lässt sich „Der listige Frager“<br />
als wachsam und abwartend charakterisieren, der den<br />
Punkt sucht, wo er einhaken kann und dann penetrant<br />
bohrt. Mitarbeiter, die mit einem solchen Kunden zu tun<br />
haben, sollten kurz und prägnant formulieren und<br />
Vertrauen aufbauen. Es sollte versucht werden, sich<br />
nicht durch Fragen hereinlegen zu lassen und Fragen<br />
evtl. durch Gegenfragen zu beantworten. An dieser<br />
Stelle sei abschließend zu den Kundentypen erwähnt,<br />
dass sich Kunden nicht immer exakt einem Typen<br />
zuordnen lassen, sondern häufig eine Mischung aus<br />
zwei bis drei Typen darstellen.
Einen weiteren wichtigen Erfolgsfaktor innerhalb des<br />
Kundenkontakts stellt die kundenorientierte Sprache<br />
und die damit zusammenhängende nichtverbale<br />
Kommunikation des Mitarbeiters dar, denn zwischen der<br />
Gestaltung der Sprache und der Fähigkeit, andere<br />
Menschen zu beeinflussen, besteht ein enger<br />
Zusammenhang. Bei einem zu komplizierten Sprachstil<br />
fühlt sich der Kunde mit seinen Bedürfnissen oft nicht<br />
ernst genommen. Es lassen sich daher sechs einfache<br />
Regeln für die kundenorientierte Sprache festhalten:<br />
Reden Sie einfach und verständlich.<br />
Sprechen Sie lösungs- statt problemorientiert.<br />
Zeigen Sie dem Kunden, dass Sie ihn ernst nehmen.<br />
Machen Sie den Kunden nicht zum Sündenbock.<br />
Argumentieren Sie überzeugend, statt zu<br />
entschuldigen.<br />
Setzen Sie Fragen zielgerichtet ein.<br />
Eng damit zusammen steht die nichtverbale<br />
Kommunikation des Mitarbeiters und somit seine<br />
Körperhaltung und -bewegung. Vielen Mitarbeitern ist<br />
nicht bewusst, dass sie den Kunden durch ihre eigene<br />
Körpersprache wichtige Signale senden. Bewusst<br />
eingesetzte Körpersprache bewirkt insbesondere<br />
Sicherheit im Umgang mit Kunden sowie Glaubwürdig-<br />
keit und Vertrauen. Auch hier lassen sich einige grund-<br />
legende Regeln für den Umgang mit einem Kunden<br />
festhalten:<br />
Passen Sie Ihre Sitzhaltung in etwa an die Haltung<br />
des Kunden an.<br />
Vermeiden Sie eine extrem legere Haltung, da dies<br />
Langeweile signalisiert.<br />
Halten Sie Blickkontakt mit ihrem Gesprächspartner.<br />
Vermeiden Sie drohende oder Gewohnheitsmimiken,<br />
da sie ablenkend wirken.<br />
Die hier beispielhaft aufgeführten Verhaltensregeln soll-<br />
ten durch ein gezieltes Training durch den Vorgesetzten<br />
oder einen externen Trainer dem Mitarbeiter näher<br />
gebracht werden. Die aufgezeigten Möglichkeiten, die<br />
Sozialkompetenz des Mitarbeiters nachhaltig zu beein-<br />
flussen und somit das serviceorientierte Verhalten zu<br />
ändern, stellen einen wichtigen, wenn auch nicht den<br />
einzigen Weg dar. Eine weitere Beeinflussungsmöglich-<br />
keit besteht in der Förderung der Fachkompetenz des<br />
Mitarbeiters.<br />
4.2 Förderung der Fachkompetenz<br />
des Mitarbeiters<br />
Die Fachkompetenz beinhaltet in erster Linie zwei<br />
Aspekte: fachliche Kenntnisse und systematische<br />
Selbstorganisation des Mitarbeiters. Etwaige Defizite<br />
lassen sich anhand der exemplarischen Aufstellung in<br />
Checkliste 5 ermitteln.<br />
Da die fachlichen Kenntnisse sehr stark von der<br />
jeweiligen Branche und dem einzelnen Unternehmen<br />
abhängen, fällt eine übergreifende Empfehlung an<br />
dieser Stelle schwer. Darum wird sich im Folgenden am<br />
zweiten Aspekt, der Selbstorganisation des Mitarbei-<br />
ters, ausgerichtet. Auf Basis von arbeitspsychologi-<br />
schen Erkenntnissen können hierbei erneut drei Kern-<br />
bereiche unterschieden werden:<br />
Der erste Kernbereich, der konzeptionelle Arbeitsstil,<br />
ist insbesondere für Führungskräfte und Mitarbeiter ein<br />
relevantes Thema, die ihre Arbeitstätigkeit in zeitlicher<br />
wie auch inhaltlicher Hinsicht frei gestalten können.<br />
Hierbei ist es wichtig, sich selbst Ziele und Prioritäten<br />
zu setzen und den Tagesablauf systematisch zu planen.<br />
Folgende Maßnahmen helfen zur Erreichung dieser<br />
Zielsetzung:<br />
<strong>20</strong> Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Minimieren Sie Termine und geben Sie nicht allen<br />
Terminwünschen nach.<br />
Merken Sie sich Eigentermine im Kalender vor und<br />
nehmen Sie diese konsequent wahr.<br />
Erledigen Sie unerfreuliche Aufgaben sofort.<br />
Schließen Sie Aufgaben nach Möglichkeit vollständig<br />
ab, anstatt sie mehrmals anzugehen.
Ein weiterer Kernbereich stellt die systematische<br />
Schreibtischorganisation dar, die sich insbesondere<br />
durch schnellen Zugriff auf benötigte Unterlagen sowie<br />
eine funktionierende Ablage auszeichnet und so dem<br />
Mitarbeiter ein hohes Zeiteinsparungspotenzial bietet.<br />
Das gekonnte Delegieren von Aufgaben und/oder<br />
Terminen gehört als weiterer Kernbereich zur Selbst-<br />
organisation des Mitarbeiters. Der Versuch, alle<br />
Aufgaben selbst zu erledigen, kann viel Zeit kosten und<br />
zur Erlahmung der eigenen Prozesse führen. Richtiges<br />
Delegieren kann durch folgende Maßnahmen umgesetzt<br />
werden:<br />
Delegieren Sie Aufgaben rechtzeitig.<br />
Formulieren Sie die Aufgabenstellung und das erwar-<br />
tete Ergebnis eindeutig.<br />
Liefern Sie alle erforderlichen Informationen zur<br />
Erledigung der Aufgabe.<br />
Setzen Sie realistische Termine für das Fertigstellen<br />
der Aufgabe.<br />
Stehen Sie ihren Mitarbeitern in ausreichendem<br />
Maße für Rückfragen zur Verfügung.<br />
Die im vierten Abschnitt vorgestellten Maßnahmen und<br />
Richtlinien zur Steigerung des beobachtbaren<br />
Verhaltens wirken in Kombination mit den im dritten<br />
Abschnitt beschriebenen Maßnahmen zur Steigerung<br />
der inneren Einstellung auf die Serviceorientierung des<br />
einzelnen Mitarbeiters und somit auf die Kundenwahr-<br />
nehmung und -zufriedenheit.<br />
Checkliste 5<br />
21 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.<br />
Typische Verhaltensweisen von Mitarbeitern mit<br />
Defiziten in der Fachkompetenz.<br />
Der Mitarbeiter…<br />
Mangelnde fachliche Kenntnisse<br />
nimmt Weiterbildungsmaßnahmen selten oder gar<br />
nicht in Anspruch.<br />
kennt die Produkte/Leistungen des Unternehmens<br />
nicht sehr gut.<br />
hat keinen Überblick über die relevanten Prozesse,<br />
die für die Leistungserstellung von Bedeutung sind.<br />
kann vielfach den Bedarf seiner Kunden nicht ein-<br />
schätzen.<br />
macht mehr Fehler als andere Mitarbeiter.<br />
kennt die angebotenen Leistungen seiner meisten<br />
Kunden nicht.<br />
Mangelnde Selbstorganisation<br />
wirkt häufig gehetzt.<br />
hat zumeist einen unaufgeräumten Schreibtisch<br />
schließt Vorgänge nicht ab.<br />
vergisst häufig Termine.<br />
klagt über zeitliche Probleme bei der Bewältigung<br />
seiner Aufgaben.<br />
plant nur wenige oder keine Puffer für<br />
Unvorhergesehenes ein.<br />
betreibt kein aktives Zeitmanagement.<br />
plant selten die Bearbeitung von Vorgängen, sondern<br />
geht diese eher sporadisch an.
5 Fazit<br />
Mit Blick auf die in dem Hypo-<strong>Ratgeber</strong> vorgestellten Dimen-<br />
sionen der Serviceorientierung und den in Abschnitten drei<br />
und vier beschriebenen personalpolitischen Maßnahmen<br />
zur gezielten Beeinflussung der Einstellungs- und Verhal-<br />
tenskomponente, lässt sich abschließend Folgendes als<br />
zentrale Botschaft festhalten.<br />
Serviceorientierung und Kundenbindung haben immer mit<br />
Menschen zu tun. Auch wenn in der derzeitigen Diskussion<br />
über Kundenmanagement und -bindung IT-Aspekte sehr<br />
stark zum Tragen kommen und es außer Frage steht, dass<br />
leistungsstarke Informationssysteme einen kundenorien-<br />
tierten Marktauftritt nachhaltig unterstützen, so stellen<br />
diese Komponenten lediglich die notwendigen Voraus-<br />
setzungen für Serviceorientierung im Unternehmen dar.<br />
Wie ein Kunde ein Unternehmen wahrnimmt, hängt letztlich<br />
immer von seiner Wahrnehmung einzelner Menschen ab,<br />
die für das Unternehmen tätig sind, und so werden die<br />
„Momente der Wahrheit“ heute immer noch zu großen<br />
Teilen von Menschen gestaltet.<br />
Serviceorientierung von Mitarbeitern kann systematisch<br />
bewertet und gesteigert werden. In Ermangelung von<br />
stringenten Methoden zur Bewertung und Steigerung der<br />
Serviceorientierung einzelner Mitarbeiter haben sich viele<br />
Unternehmen auf die „harten Faktoren“ wie Qualität, Pro-<br />
zessgestaltung und Organisation konzentriert. In diesem<br />
<strong>Ratgeber</strong> wird dem Leser ein wissenschaftlich fundierter<br />
Ansatz vorgestellt, der Führungskräften einen systemati-<br />
schen Zugang zur Steigerung der Serviceorientierung ihrer<br />
Mitarbeiter ermöglicht. Während die Potenziale der „harten<br />
Faktoren“ in vielen Unternehmen bereits vielfach ausge-<br />
schöpft wurden, besteht bei den hier beschriebenen<br />
„weichen Faktoren“ noch erhebliches Verbesserungs-<br />
potenzial. Die besten Produkte und Dienstleistungen, hoch-<br />
gradig kundenorientierte Organisationsstrukturen und per-<br />
fekte Kundeninformationssysteme werden letztlich nicht<br />
zur Kundenbindung beitragen, wenn im Kundenkontakt<br />
Mitarbeiter mit fehlender serviceorientierter Einstellung,<br />
mangelnder Sozialkompetenz oder massiven<br />
Kommunikations<strong>def</strong>iziten auftreten. Daher soll dieser Hypo-<br />
<strong>Ratgeber</strong> Managern und Unternehmen helfen, diese<br />
Verbesserungspotenziale der Serviceorientierung zu<br />
realisieren.<br />
22 Hypo-<strong>Ratgeber</strong>. Mitarbeiterbezogene Serviceorientierung im Unternehmen.
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