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Franz von Assisi – Ordensgründer wider Willen ... - St. Hedwig

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18<br />

Freundin des Heiligen aus <strong>Assisi</strong><br />

und gründet später den franziskanischen<br />

Frauenorden der<br />

Clarissen.<br />

Eine außergewöhnliche Missionsreise<br />

führt <strong>Franz</strong>iskus 1219<br />

nach Nahost in islamisches Gebiet.<br />

In Ägypten soll das Kreuzfahrerheer<br />

die Soldaten des Sultans<br />

Al-Kâmil Muhammad al<br />

Malik schlagen, um dessen<br />

Macht und Einfluss in Palästina<br />

zu schwächen und den Zugang<br />

für jedermann nach Jerusalem<br />

zu ermöglichen. <strong>Franz</strong> versucht<br />

vergeblich, zwischen den Feinden<br />

zu vermitteln. Obwohl der<br />

Sultan, wie Augenzeugen berichten,<br />

„berührt gewesen sei<br />

<strong>von</strong> der Armut und Losgelöstheit<br />

des <strong>Franz</strong>iskus <strong>von</strong> irdischen<br />

Dingen“ kann <strong>Franz</strong> das<br />

Blutvergießen nicht verhindern.<br />

Mit besonderer Erlaubnis des<br />

Sultans zieht er weiter nach Jerusalem,<br />

wo ihn die Orte „mit<br />

den Fußspuren des Herrn“ tief<br />

bewegen. Dem heutigen Besucher<br />

des Heiligen Landes<br />

fallen viele franziskanische<br />

Gründungen an den christlichen<br />

<strong>St</strong>ätten auf. <strong>Franz</strong> hat mit seiner<br />

Reise den spirituellen Grundstein<br />

dafür gelegt.<br />

Während seiner einjährigen<br />

Abwesenheit kommt es zu Konflikten<br />

bei den Minderbrüdern.<br />

Sie stehen in Gefahr, sich selbst<br />

durch unbändiges Wachstum<br />

und fehlende straffe <strong>St</strong>rukturen<br />

zu gefährden. Bestrebungen zur<br />

Lockerung des Armutsideals<br />

sind im Gange. Der Schwerpunkt<br />

soll weg vom Dienst an<br />

den Armen hin zur theologischen<br />

Predigt gehen. Auch kommen<br />

die vielen Brüder kaum<br />

mehr ohne feste Behausung<br />

aus. <strong>Franz</strong>iskus ist enttäuscht<br />

und fürchtet eine Anlehnung an<br />

monastische Lebensweisen,<br />

welche die Bruderschaft seiner<br />

Meinung nach institutionalisiert<br />

und die Freiheit des Geistes<br />

und des Evangeliums gefährden.<br />

Er leidet fraglos an den Zwängen<br />

der Entwicklung <strong>von</strong> der<br />

ursprünglichen Bruderschaft<br />

hin zum größten Orden der<br />

Christenheit und legt zum Ende<br />

des Jahres 1220 seinen Vorsitz<br />

nieder. Er widmet sich nun der<br />

Überarbeitung der Regel, welche<br />

knapper, juristischer und auch<br />

allgemeiner abgefasst wird. Sie<br />

trägt der vielfältigen Lebensweise<br />

der Brüder Rechnung, die<br />

inzwischen nicht nur in ganz<br />

Mitteleuropa, sondern auch in<br />

England, Spanien, Syrien und<br />

Marokko präsent sind. Diese<br />

überarbeitete Regel der Minderbrüder<br />

wird schließlich durch<br />

die Bulle des Papstes Honorius<br />

III bestätigt.<br />

Auch gegen Ende seines Lebens<br />

wird <strong>Franz</strong>iskus nicht<br />

sesshaft und zieht sich krank<br />

und erschöpft immer mehr <strong>von</strong><br />

der Gemeinsamkeit der Brüder<br />

zurück. Auf dem Höhenrücken<br />

La Verna zwischen Arno- und<br />

Tibertal empfängt er in einer<br />

Seraphenvision die <strong>St</strong>igmata<br />

des Gekreuzigten. Auch dieses<br />

Ereignis wird <strong>von</strong> seinem Gefährten<br />

Bruder Leo und dem<br />

heiligen Bonaventura bezeugt.<br />

Letzterer deutet den Empfang<br />

der heiligen fünf Wunden<br />

als „Christuskonformität“ und<br />

schreibt in diesem Zusammenhang:<br />

„Glühendes Verlangen<br />

trug ihn wie ein Seraph zu Gott<br />

empor und inniges Mitleid gestaltete<br />

ihn dem ähnlich, der<br />

in übergroßer Liebe den Kreuzestod<br />

auf sich nahm.“ Der<br />

angegriffene Gesundheitszustand<br />

<strong>von</strong> <strong>Franz</strong> verschlechtert<br />

sich weiterhin, mit thera-<br />

peutischen Foltermethoden<br />

wird im Jahr darauf sein<br />

Augenleiden verschlimmert.<br />

Völlig erblindet und <strong>von</strong><br />

Schmerzen überwältigt dichtet<br />

er in den Monaten vor seinem<br />

Tod den berühmten „Cantico<br />

delle Creature“, den Sonnengesang.<br />

<strong>Franz</strong> beendet sein Leben<br />

am 3. Oktober 1226 im Kreise<br />

seiner Brüder. Seinem eigenen<br />

Wunsch entsprechend liegt er<br />

nackt auf der nackten Mutter<br />

Erde <strong>–</strong> zur Erinnerung an die<br />

erste Geburt des Menschen. Er<br />

stirbt in der Gewissheit, dass<br />

„Schwester Tod ihn ins ewige<br />

Reich Christi begleiten wird und<br />

dass seine Bewegung <strong>von</strong> dessen<br />

Geist geführt weitergeht.“<br />

(N. Kuster).<br />

Gabriele Andrä<br />

Gebet des <strong>Franz</strong> <strong>von</strong> <strong>Assisi</strong>:<br />

Höchster, lichtvoller Gott,<br />

erleuchte die Finsternis in meinem Herzen:<br />

gib mir einen Glauben, der weiterführt,<br />

eine Hoffnung, die durch alles trägt,<br />

und eine Liebe, die auf jeden Menschen<br />

zugeht.<br />

Lass mich spüren, wer du, Herr, bist,<br />

und erkennen, wie ich deinen Auftrag<br />

erfülle. Amen.

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