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90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV

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<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

<strong>Bayern</strong>s<br />

Schönheit<br />

bewahren<br />

Sonderausgabe<br />

der Natur+Umwelt Mai 2003


VORWORT<br />

Liebe Mitglieder,<br />

am 23. Juni 1913 ist der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

gegründet worden. Die Motive von damals s<strong>in</strong>d auch<br />

heute noch entscheidend für unsere vielen engagierten<br />

Mitglieder: Sie bewahren Natur und Schönheit <strong>in</strong><br />

ihrer Heimat und übernehmen ebenso Verantwortung<br />

für e<strong>in</strong>en schonenden Umgang mit der Schöpfung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt.<br />

Der vor <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n aktuelle Plan, <strong>in</strong> die berühmte<br />

Falkenste<strong>in</strong>er Wand am Königssee zum Gedenken an<br />

bayerische Heere riesige assyrische Löwen e<strong>in</strong>zumeißeln,<br />

scheiterte, weil sich e<strong>in</strong>e Gruppe um den Forstprofessor<br />

Freiherr von Tubeuf, den ersten Vorsitzenden<br />

des BN, schützend vor dieses e<strong>in</strong>zigartige Naturmonument<br />

im heutigen Nationalpark Berchtesgaden<br />

stellte. Viel Überzeugungsarbeit war noch nötig, bis<br />

das Gebiet vor 25 <strong>Jahre</strong>n endgültig unter Schutz<br />

gestellt wurde.<br />

Wir können Ihnen <strong>in</strong> dieser »Natur+Umwelt« nur<br />

e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl der vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />

neun Jahrzehnten geretteten Landschaften und<br />

Kostbarkeiten <strong>in</strong> allen bayerischen Regionen – vom<br />

Donaudurchbruch an der Weltenburger Enge bis zu<br />

den Eichenwäldern im Spessart – vorstellen. Oft verbergen<br />

sich hoch spannende Geschichten h<strong>in</strong>ter<br />

unverbauten Landschaften, blühenden Orchideenwiesen<br />

oder mäandrierenden Bächen, die vor der<br />

Begradigung bewahrt werden konnten.<br />

Wie e<strong>in</strong> roter Faden zieht sich durch unsere Verbandsgeschichte<br />

e<strong>in</strong> ganzheitliches <strong>Naturschutz</strong>verständnis,<br />

auf das wir geme<strong>in</strong>sam stolz se<strong>in</strong> können:<br />

So hat unser Engagement für alle Tiere und Pflanzen,<br />

für Boden- und Grundwasserschutz und gesunde<br />

Lebensmittel aus bäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft<br />

e<strong>in</strong>e lange Tradition. Konzepte für Energiespartechnik,<br />

Bürgersolarkraftwerke und Biogasanlagen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ebenso wichtiger Beitrag für Frieden mit der<br />

Natur und e<strong>in</strong>e gerechtere Weltordnung wie die von<br />

BN-Orts- und Kreisgruppen geme<strong>in</strong>sam mit Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong>itiierten Friedensgebete und Demonstrationen<br />

gegen den Krieg im Irak, der auch um Öl<br />

geführt wurde.<br />

Die Vielfalt der Persönlichkeiten, die ehrenamtlich<br />

im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> tätig s<strong>in</strong>d, spiegelt sich <strong>in</strong> der<br />

Fülle ihrer Aktivitäten wieder: Die e<strong>in</strong>en »lieben es<br />

klassisch« und setzen sich für bedrohte Tierarten e<strong>in</strong>,<br />

vom Baumeister Biber bis zu den Libellen, unseren<br />

»fliegenden Edelste<strong>in</strong>en«. Andere f<strong>in</strong>den Erfüllung <strong>in</strong><br />

der Leitung e<strong>in</strong>er unserer 300 BN-K<strong>in</strong>dergruppen, wo<br />

Naturerfahrung mit allen S<strong>in</strong>nen sehr oft <strong>in</strong> Begeisterung<br />

umschlägt. Wieder andere sehen ihre Aufgabe <strong>in</strong><br />

politischer Lobbyarbeit für e<strong>in</strong> besseres Verkehrskonzept.<br />

Nur drei Beispiele von vielen, mit denen der<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> Zeichen für die heute oft angesprochene<br />

aktive Bürgergesellschaft setzt.<br />

Ohne den Mut und Ideenreichtum der Mitglieder<br />

im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> gäbe es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> noch mehr<br />

Autobahnen, noch mehr gefährliche Atomkraftwerke,<br />

e<strong>in</strong>e Atommüllfabrik <strong>in</strong> Wackerdorf und e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

weiterer Müllverbrennungsanlagen. Nur durch e<strong>in</strong>e<br />

große Geme<strong>in</strong>schaftsleistung konnten wir die Nationalparke<br />

Bayerischer Wald und Berchtesgaden<br />

durchsetzen, haben wir bundesweit die meisten<br />

Solaranlagen auf den Dächern, e<strong>in</strong>es der besten<br />

<strong>Naturschutz</strong>- und Abfallgesetze und e<strong>in</strong>e immer noch<br />

frei fließende Donau mit herrlichen Auwäldern zwischen<br />

Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen. Und auch wenn wir<br />

manche Rückschläge verkraften müssen, haben wir<br />

ke<strong>in</strong>erlei Anlass zur Resignation.<br />

Immer wichtiger wird neben diesem E<strong>in</strong>satz vor<br />

Ort die Vernetzung mit anderen Umweltverbänden,<br />

wie Euronatur auf europäischer Ebene. So wird<br />

aktuell <strong>in</strong> Brüssel um e<strong>in</strong>en besseren Milchpreis für<br />

Grünlandbauern gestritten, und bei den Verhandlungen<br />

über e<strong>in</strong>e neue Welthandelsordnung steht die<br />

Erhaltung auch unserer kommunalen Tr<strong>in</strong>kwasserversorgungen<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> auf dem Spiel.<br />

Liebe Mitglieder und Freunde des BN, mit Ihrer<br />

Mitgliedschaft und Ihren Spenden sichern Sie unser<br />

wichtigstes Kapital: die Unabhängigkeit des <strong>Bund</strong>es<br />

<strong>Naturschutz</strong> von staatlichen Geldern oder Wirtschaftssponsor<strong>in</strong>g<br />

und se<strong>in</strong>e gesellschaftliche Rolle<br />

als fachkompetenter Vordenker und Wegbereiter für<br />

zukunftsfähige Lösungen.<br />

Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung aktiv vor<br />

Ort oder als Mitglied und stiller Förderer im H<strong>in</strong>tergrund.<br />

Geme<strong>in</strong>sam können wir uns freuen über e<strong>in</strong>en<br />

zugleich mutigen und kritischen, herzlichen und kreativen,<br />

ebenso modernen wie traditionsbewussten<br />

Verband. Mit Ihrer Hilfe können wir uns auch <strong>in</strong><br />

Zukunft für den Schutz der Lebensgrundlagen und<br />

für die Bewahrung von <strong>Bayern</strong>s Schönheit e<strong>in</strong>setzen.<br />

Es grüßen Sie herzlich<br />

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender<br />

Doris Tropper, Stellvertretende Vorsitzende<br />

Sebastian Schönauer, Stellvertretender Vorsitzender<br />

Foto: BN<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 3<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> –<br />

Anwalt für Natur und Heimat


Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />

Setzen Sie sich auch weiter<br />

so motiviert und engagiert für den<br />

<strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>. Dr. Werner Schnappauf<br />

Liebe Mitglieder des<br />

<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

liebe Naturfreunde,<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> freiwilliger, ehrenamtlicher<br />

und erfolgreicher E<strong>in</strong>satz<br />

zum Wohl von Mensch<br />

und Natur s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> beachtliches<br />

Jubiläum und auch<br />

Grund zum Feiern. E<strong>in</strong> solches<br />

jahrzehntelanges Engagement verdient<br />

aufrichtigen Dank und höchste<br />

Anerkennung. Ich gratuliere<br />

Ihnen daher – auch im Auftrag von<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident Dr. Stoiber – ganz<br />

herzlich zu Ihrem »Geburtstag«.<br />

Der Schutz unserer natürlichen<br />

Lebensgrundlagen ist e<strong>in</strong> gesamtgesellschaftliches<br />

Anliegen. Gefordert<br />

s<strong>in</strong>d Bürger und Staat. Öffentliche<br />

Verantwortung und bürgerschaftliches<br />

Engagement s<strong>in</strong>d gleichermaßen<br />

gefragt. Ihr Verband hat sich<br />

dieser Mitverantwortung gestellt,<br />

als dies noch ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />

war. Schon bei Ihrer Gründung<br />

im <strong>Jahre</strong> 1913 haben Sie zum<br />

e<strong>in</strong>en durch den Zusammenschluss<br />

verschiedener privater <strong>Naturschutz</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />

die Effizienz<br />

der Interessenvertretung stärken<br />

wollen, zum anderen die Sicherung<br />

der Natur, den Schutz vor schädigenden<br />

E<strong>in</strong>griffen und die Aufklärungsarbeit<br />

über die Bedeutung des<br />

<strong>Naturschutz</strong>es <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

Ihrer Tätigkeit gestellt. Staatliche<br />

Anerkennung erfuhren Sie schon<br />

damals durch das Protektorat se<strong>in</strong>er<br />

Königlichen Hoheit Kronpr<strong>in</strong>z Ruprecht<br />

von <strong>Bayern</strong>, so wie Sie auch<br />

später zu den beiden ersten staatlicherseits<br />

anerkannten <strong>Naturschutz</strong>verbänden<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gehörten.<br />

All Ihre jahrzehntelang erbrachten<br />

Leistungen, Verdienste und<br />

Aktivitäten aufzuzählen und zu<br />

würdigen, würde den Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Grußwortes bei weitem sprengen.<br />

Schließlich reicht die Palette von<br />

der Sicherung wertvoller Biotopflächen<br />

durch Erwerb, über die Betreuung,<br />

Pflege und Gestaltung<br />

kaum zählbarer ökologisch wertvoller<br />

Flächen, bis zur Erstellung fachlicher<br />

Konzepte und Programme,<br />

sowie schließlich zu e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />

Bildungsarbeit im Natur-<br />

4 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

schutz. Dabei haben Sie sich immer<br />

als engagierter, auch kritischer<br />

Anwalt der Natur erwiesen, der mit<br />

se<strong>in</strong>er Sachkompetenz e<strong>in</strong> wichtiger<br />

Partner der <strong>Naturschutz</strong>verwaltung<br />

war und ist, ob durch fachliche<br />

Zuarbeit, durch Übernahme von<br />

Trägerschaften oder durch Mitwirkung<br />

<strong>in</strong> vielen Gremien als Vertreter<br />

der <strong>Naturschutz</strong><strong>in</strong>teressen.<br />

Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen.<br />

<strong>Bayern</strong> orientiert<br />

sich am Leitbild nachhaltiger Entwicklung.<br />

Unser Ziel ist ökologischer<br />

Wohlstand für Generationen.<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> wirkt dabei<br />

mit. Ob im Rahmen des Umweltforums,<br />

bei Agenda-Prozessen auf<br />

den verschiedenen Ebenen oder<br />

beim Aufbau e<strong>in</strong>es landesweiten<br />

Biotopverbunds – der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

ist wertvoller und geschätzter<br />

Kooperationspartner im <strong>Naturschutz</strong>.<br />

Deshalb bestärke ich Sie:<br />

Setzen Sie sich auch weiter so motiviert<br />

und engagiert für den <strong>Naturschutz</strong><br />

e<strong>in</strong>. Möge der E<strong>in</strong>satz für<br />

<strong>Bayern</strong>s herrliche Natur Ihnen auch<br />

viel Freude und persönliche Zufriedenheit<br />

br<strong>in</strong>gen.<br />

Mit der herzlichen Gratulation<br />

zur <strong>90</strong>-Jahrfeier verb<strong>in</strong>de ich die<br />

besten Wünsche für e<strong>in</strong>e weitere<br />

gedeihliche Entwicklung des <strong>Bund</strong>es<br />

<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />

Dr. Werner Schnappauf, Bayerischer<br />

Staatsm<strong>in</strong>ister für Landesentwicklung<br />

und Umweltfragen<br />

Natur+Umwelt 2-2003<br />

Glückwünsche 4, 5, 21, 29<br />

Portrait 26<br />

Kommentar 28<br />

Die Junge Seite 30<br />

Bildung 40<br />

Augenblicke aus <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

Genießen Sie vier bayerische<br />

Blicke, auf Landschaften mit BN-<br />

Geschichte: das Murnauer Moos, die<br />

frei fließende Donau, der Nürnberger<br />

Reichswald, das Hafenlohrtal.<br />

Ab Seite 6<br />

<strong>90</strong> und aktiv: die BN Aktionen<br />

Schwarzbuch <strong>Bayern</strong> –<br />

Rotes Tuch 14<br />

Neue Mitglieder 22<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>, <strong>90</strong> Hektar 23<br />

Illustration: Horst Haitz<strong>in</strong>ger<br />

Happy Birthday<br />

Lieber <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

zu De<strong>in</strong>em <strong>90</strong>-sten Geburtstag und<br />

für De<strong>in</strong>e Zukunft alles Gute und<br />

weiterh<strong>in</strong> viel Erfolg wünscht Dir <strong>in</strong><br />

herzlicher Verbundenheit<br />

und Dankbarkeit<br />

De<strong>in</strong><br />

Horst Haitz<strong>in</strong>ger,<br />

Karikaturist<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> im Rückblick<br />

Die Gründung des BN 16<br />

Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger im Ruhestand 17<br />

Fanal Wackersdorf 18<br />

<strong>Bayern</strong> verplant – bewahrt 19<br />

15 <strong>Jahre</strong> K<strong>in</strong>dergruppen 20<br />

Nationalpark Bayerischer Wald 24<br />

Das Grüne Band 25<br />

Fünf <strong>Jahre</strong> BN Service GmbH 27<br />

Regional<br />

Oberpfalz 32<br />

Niederbayern 33<br />

Oberbayern 34<br />

Oberfranken 36<br />

Unterfranken 37<br />

Mittelfranken 38<br />

Schwaben 39


Respekt!<br />

Zum neunzigsten<br />

Geburtstag sage ich<br />

Respekt und ziehe<br />

me<strong>in</strong>en Hut. Hochachtungsvollst,<br />

mit<br />

großer Zuneigung.<br />

Gerhard Polt, Kabarettist<br />

Im Volk<br />

verwurzelt<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

hat sich <strong>in</strong><br />

den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n se<strong>in</strong>es<br />

Bestehens zu<br />

e<strong>in</strong>er wichtigen<br />

gesellschaftspolitischen Institution<br />

entwickelt. Dies gilt nicht nur für<br />

se<strong>in</strong> fachliches Know-how, sondern<br />

auch für se<strong>in</strong>e enorme Mitgliederstärke.<br />

Letztere zeigt auch, wie fest<br />

der Umwelt- und <strong>Naturschutz</strong> im<br />

bayerischen Volk verwurzelt ist.<br />

Ohne den BN sähe dieses Land<br />

heute vermutlich anders aus. Auch<br />

die Städte haben e<strong>in</strong> starkes Eigen<strong>in</strong>teresse,<br />

die Umwelt sowie Natur<br />

und Landschaft zu schützen, nachhaltig<br />

zu nutzen und für die kommenden<br />

Generationen zu bewahren.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne habe ich e<strong>in</strong><br />

»Bündnis für das Flächensparen«<br />

angeregt. Ich b<strong>in</strong> sicher, dass der<br />

BN diese gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe ebenfalls nachdrücklich<br />

unterstützt.<br />

Josef Deimer, Vorsitzender<br />

des Bayerischen Städtetags<br />

Lebensraum für Tiere<br />

Mir als Botschafter<strong>in</strong> des Tierschutzbundes<br />

ist natürlich auch<br />

sehr viel an unserer Natur gelegen.<br />

Sie ist e<strong>in</strong> wichtiger Lebensraum für<br />

die Tiere und sollte von uns Menschen<br />

respektvoll behandelt werden.<br />

Ich wünsche dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

alles Gute und viel Erfolg bei<br />

se<strong>in</strong>em Bemühen,<br />

die Natur zu schützen.<br />

Anni Fries<strong>in</strong>ger,<br />

Eisschnelllauf-<br />

Olympiasieger<strong>in</strong><br />

Gebete nicht umsonst<br />

Während ich diesen Glückwunsch<br />

zum <strong>90</strong>-jährigen Jubiläum des <strong>Bund</strong>es<br />

<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> schreibe,<br />

erfüllen mich Freude und Dankbarkeit!<br />

Hat doch das gute Zusammenwirken<br />

des BN mit den Bemühungen<br />

der Vielen um den Erhalt der<br />

frei fließenden Donau zwischen<br />

Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen nach<br />

menschlichem Ermessen Erfolg<br />

gehabt. Die monatlichen Gebete<br />

und die alljährlichen Donausegnungen<br />

waren nicht umsonst. Möge<br />

der beharrliche E<strong>in</strong>satz des BN zur<br />

Bewahrung der Schöpfung auch <strong>in</strong><br />

allen anderen Bereichen gesegnet<br />

se<strong>in</strong>. Durch die<br />

Verleihung des<br />

Haas-Lechner-<br />

<strong>Naturschutz</strong>preises<br />

im <strong>Jahre</strong> 1998 weiß<br />

ich mich dem BN<br />

bleibend verbunden.<br />

Emmanuel Jungclaussen OSB,<br />

Altabt von Niederalteich<br />

Unermüdliches Engagement<br />

Genau wie der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

hat sich me<strong>in</strong>e Firma den Schutz<br />

der Umwelt und die Bewahrung<br />

der Schöpfung als Ziel gesetzt. Ich<br />

wünsche Ihnen zu Ihrem <strong>90</strong>-jährigen<br />

Jubiläum alles Gute und<br />

hoffe, dass Sie Ihr unermüdliches<br />

Engagement im S<strong>in</strong>ne des <strong>Naturschutz</strong>es<br />

weiterh<strong>in</strong><br />

fortsetzen.<br />

Prof. Dr. Claus Hipp,<br />

Unternehmer,<br />

Präsident der IHK<br />

München und<br />

Oberbayern<br />

Wir werden berichten<br />

Ob zum Thema Naturpark Bayerischer<br />

Wald, Donauausbau oder Auswilderung<br />

von Biber und Wildkatze<br />

– seit Jahrzehnten <strong>in</strong>formiert der<br />

Bayerische Rundfunk se<strong>in</strong> Publikum<br />

über Umweltthemen. Der<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> ist dabei e<strong>in</strong>er<br />

unserer wichtigsten Gesprächspartner.<br />

Mit se<strong>in</strong>em unermüdlichen<br />

Engagement für unsere Lebensgrundlagen<br />

hat der BN <strong>in</strong> den vergangenen<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n entscheidend<br />

dazu beigetragen, <strong>Bayern</strong> als das zu<br />

bewahren, was es für uns im wahrsten<br />

S<strong>in</strong>ne des Wortes ist – Heimat.<br />

Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />

Für die künftigen Herausforderungen<br />

wünsche ich dem BN weiterh<strong>in</strong><br />

Mut, Optimismus und e<strong>in</strong>e<br />

gute Hand bei allem, was es<br />

anzupacken gilt. Wir werden<br />

darüber berichten.<br />

Dr. Thomas Gruber, Intendant<br />

des Bayerischen Rundfunks<br />

Gern für Euch auf der Bühne<br />

Servus! Wir suchen uns immer sehr<br />

genau aus, für welchen Veranstalter<br />

wir Musik spielen. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

ist e<strong>in</strong>e Institution, für die<br />

wir immer wieder gerne und mit<br />

Begeisterung auftreten. Wenn wir<br />

derartig s<strong>in</strong>nvolle ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten mit unterstützen und<br />

dazu beitragen können, dass die <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> nicht immer entsprechende<br />

Akzeptanz dafür steigt, haben wir<br />

unsere Möglichkeiten, etwas S<strong>in</strong>nvolles<br />

mitzugestalten, ansatzweise<br />

wahrgenommen. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />

gratulieren wir und wünschen uns<br />

e<strong>in</strong>en starken BN, für den wir<br />

immer wieder gerne auf die Bühne<br />

gehen.<br />

Biermösl Blosn, Musiker<br />

Tatkräftiger Mitstreiter<br />

<strong>Naturschutz</strong> ist leider immer noch<br />

das Bohren dicker Bretter. Man<br />

kann eben nicht erwarten, dass der<br />

morgens gepflanzte Baum schon<br />

mittags Schatten wirft. Ich b<strong>in</strong> froh,<br />

mit dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>en<br />

erfahrenen und tatkräftigen Mitstreiter<br />

für den Schutz der biologischen<br />

Vielfalt zu haben.<br />

Prof. Dr. Hartmut<br />

Vogtmann, Präsident<br />

des <strong>Bund</strong>esamtes für<br />

<strong>Naturschutz</strong><br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 5<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat sich <strong>in</strong> den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

zu e<strong>in</strong>er wichtigen gesellschaftspolitischen<br />

Institution entwickelt. Josef Deimer


Foto: Willner Augen-Blicke<br />

aus <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

<strong>Bayern</strong> ist schön. Mancherorts dank dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Denn viele se<strong>in</strong>er herrlichsten<br />

Orte hätte das Land an Raffgier und Fortschrittsglaube verloren, wären nicht Menschen aus dem<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> für sie aufgestanden und e<strong>in</strong>gestanden. Genießen Sie mit uns vier bayerische Blicke,<br />

auf großartige Landschaften mit BN-Geschichte. (göß)<br />

6 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]


Das Murnauer Moos<br />

<strong>Bayern</strong><br />

wie gemalt<br />

Der Wahl-Murnauer Wassily Kand<strong>in</strong>sky liebte<br />

diese Farben. Föhnvertieftes Bergblau über<br />

Warmtönen von Torfmoos, Röhricht und Streuwiesen.<br />

Das Murnauer Moos – Wiege des<br />

Expressionismus?<br />

Mit 4200 Hektar ist das Murnauer Moos der<br />

bedeutendste Moorkomplex Deutschlands:<br />

E<strong>in</strong> dichtes Biotopgeflecht aus Seggenrieden,<br />

kalkreichen Sümpfen und Altwassern, aus<br />

Feucht- und Streuwiesen, aber auch vere<strong>in</strong>zelten<br />

Kalktrockenrasen. Die Krönung bilden<br />

jedoch – auf e<strong>in</strong>em Zehntel der Fläche – <strong>in</strong>takte<br />

Hochmoore mit Mächtigkeiten bis zu 25 Meter.<br />

E<strong>in</strong>e Besonderheit s<strong>in</strong>d die »Köchel«, harte<br />

Sandste<strong>in</strong>rücken, die als Wald<strong>in</strong>seln aus dem<br />

Moor ragen. Guter Baustoff, fand <strong>in</strong> den 20er<br />

<strong>Jahre</strong>n e<strong>in</strong> Gutsbesitzer und machte sich daran,<br />

am »Langen Köchel« den grünen Sandste<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>dustriell abzubauen. Bauern und Bürger wurden<br />

hellhörig, der Kampf ums Moos begann.<br />

Von Anfang an dabei waren Persönlichkeiten<br />

aus dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Schon 1927 gelang<br />

es, <strong>in</strong> der Kernzone e<strong>in</strong>en »Schutzbereich« zu<br />

schaffen. Doch das Moos geriet bald weiter<br />

unter Druck. Dass es trotzdem noch größtenteils<br />

existiert, ist unter anderem Verdienst der<br />

Murnauer Botaniker<strong>in</strong> und Umweltpädagog<strong>in</strong><br />

Ingeborg Haeckel (1<strong>90</strong>3 –1994), die mit und im<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> jahrzehntelang für das Moos<br />

stritt. Die Hartste<strong>in</strong>werke s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />

ebenso Geschichte wie die verh<strong>in</strong>derte Müllverbrennungsanlage<br />

bei Eschenlohe oder die<br />

vereitelte Flurbere<strong>in</strong>igung und Entwässerung <strong>in</strong><br />

den 60er und 70er <strong>Jahre</strong>n.<br />

E<strong>in</strong> Kerngebiet von 2355 Hektar steht seit<br />

1980 unter <strong>Naturschutz</strong>; aber auch die naturräumlich<br />

verbundenen Gebiete s<strong>in</strong>d seit 1993 <strong>in</strong><br />

groß angelegte Pflege- und Entwicklungskonzepte<br />

oder FFH- und Vogelschutzgebiete e<strong>in</strong>bezogen.<br />

So werden auch <strong>in</strong> Zukunft Wachtelkönig<br />

und Karlszepter, Weißrückenspecht und<br />

Glanzorchis zum Landschaftsbild vor Murnau<br />

gehören. Was wiederum die Maler freut.


Foto: Willner<br />

Die frei fließende Donau<br />

8 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]


Unbändiges<br />

<strong>Bayern</strong><br />

Manchmal geben 0,96 Prozent den Ausschlag.<br />

Wie bei der Donau. Der letzte frei fließende<br />

Abschnitt <strong>in</strong>nerhalb Deutschlands nimmt<br />

zwar nur 70 von <strong>in</strong>sgesamt 7300 Kilometern<br />

deutscher Wasserstraßen e<strong>in</strong>, doch die haben<br />

es <strong>in</strong> sich: Letzter Engpass für den Schiffsverkehr,<br />

wettern die e<strong>in</strong>en, letzte großräumige<br />

und naturnahe Auenlandschaft Mitteleuropas,<br />

schwärmen die anderen.<br />

Konflikt war also programmiert, als die<br />

bayerische Staatsregierung 1991 ihre großtechnischen<br />

Ausbaupläne für das Prozent-Stück<br />

zwischen Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen publik machte.<br />

Ke<strong>in</strong>e sieben Wochen dauerte es, bis sich<br />

aus Kreisen des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> heraus die<br />

erste Bürger<strong>in</strong>itiative formiert hatte. Weitere<br />

Bündnisse wurden geschmiedet, um den Widerstand<br />

möglichst stark <strong>in</strong> der Bevölkerung zu<br />

verankern. Ob Fischer, Bauern, Wanders- oder<br />

Kirchenleute – der BN brachte sie zusammen.<br />

Bald hatte die Donau Tausende von Fürsprechern<br />

entlang der Ufer, aber auch im ganzen<br />

Land. Selten hat e<strong>in</strong> <strong>Naturschutz</strong>verband e<strong>in</strong><br />

farbigeres Protestbukett gebunden. Die Aktionen<br />

reichten von Kanu-Demos und Jugend-<br />

Camps über Dokumentarfilme, Benefiz- und<br />

Open-Air-Festivals bis h<strong>in</strong> zu Grundstückskäufen,<br />

Alternativgutachten und wissenschaftlichen<br />

Kongressen.<br />

Es stellte sich heraus: Umweltfreundlicher<br />

Güterverkehr per Schiff und lebendige Flüsse<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Widerspruch. Die Bayerische Staatsregierung<br />

und die B<strong>in</strong>nenschifffahrt beharren<br />

zwar noch auf Staustufen, doch der maßgeblichere<br />

Projektträger ist der <strong>Bund</strong>. Im Juni 2002<br />

hat sich der <strong>Bund</strong>estag mit rotgrüner Mehrheit<br />

festgelegt: Als die volkswirtschaftlich und ökologisch<br />

s<strong>in</strong>nvollere Lösung soll nun die sanfte,<br />

flussbauliche Ausbauvariante verfolgt werden.<br />

Die Aussichten für die Donau s<strong>in</strong>d derzeit gut,<br />

wenn auch e<strong>in</strong>e Frage weniger Prozente.


<strong>Bayern</strong><br />

unter Bann<br />

Wer Nürnberg auf der Autobahn passiert, mag<br />

sich wundern. Immer neue Ausfahrten tauchen<br />

auf: Nürnberg hier, Nürnberg dort – offenbar<br />

e<strong>in</strong>e riesige Stadt. Riesig ist aber vor allem der<br />

Waldgürtel, der sie umschließt. Hier draußen<br />

hatten die Autobahnpioniere leichteres Spiel.<br />

Übernutzt als wohlfeile Rundum-Ressource<br />

war der Reichswald schon früher fast zugrunde<br />

gegangen. Se<strong>in</strong>en ausgelaugten Sandböden<br />

konnte die aufkeimende Forstwirtschaft<br />

immerh<strong>in</strong> noch Kiefernwälder abr<strong>in</strong>gen. Das<br />

Ergebnis waren 25 000 Hektar Monotonie. Doch<br />

für Nürnberg war und blieb der Reichswald<br />

Grüne Lunge und Erholungsgebiet. So empörten<br />

sich viele Bürger, als der Siedlungsdruck <strong>in</strong><br />

den 60er und 70er <strong>Jahre</strong>n den »Steckerleswald«<br />

erneut im Bestand bedrohte. Täglich wurde e<strong>in</strong><br />

Hektar abgeholzt – <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Menschenlebens<br />

wäre nichts mehr übrig geblieben.<br />

Unterstützt von mehreren Bürger<strong>in</strong>itiativen<br />

veröffentlichte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> 1972 se<strong>in</strong><br />

Reichswaldprogramm. Dar<strong>in</strong> forderte er strengsten<br />

Schutz und naturnahe Waldwirtschaft.<br />

Nach sieben <strong>Jahre</strong>n mit zahlreichen Aktionen<br />

und jährlichen Reichswaldfesten war das erste<br />

Ziel erreicht: Der Reichswald wurde »Bannwald«.<br />

Die Rodung war fortan verboten und<br />

nahm tatsächlich um 98 Prozent ab. Für den BN<br />

heißt es seither: Genau h<strong>in</strong>sehen, welche Projekte<br />

e<strong>in</strong>e Ausnahme vom Bannwaldschutz<br />

rechtfertigen. Ob Rangierbahnhof, Mülldeponie<br />

oder Autobahnkreuz, Flughafenanb<strong>in</strong>dung,<br />

Panzerübungsplatz oder Sandgrube – die Liste<br />

der vom BN verh<strong>in</strong>derten Bannbrüche ist lang.<br />

Erfolg hatte auch das Werben für naturnahe<br />

Waldwirtschaft. Die Forstverwaltungen haben<br />

dank engagierter Forstleute im Reichswald den<br />

Kahlschlag abgeschafft und Laubhölzer gesät.<br />

Mittlerweile hat sich bei Jungbäumen der Laubholzanteil<br />

verfünffacht. Auch seltene Pflanzen<br />

und Tiere s<strong>in</strong>d wieder häufiger: Neben Auerhuhn,<br />

Haselhuhn und Sperl<strong>in</strong>gskauz ist sogar<br />

der Schwarzspecht zu beobachten.<br />

Foto: Konopka<br />

10 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]


Der Nürnberger Reichswald<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 11


12 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Das Hafenlohrtal


<strong>Bayern</strong> ohne<br />

Stau und Sperre<br />

Wassernot <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>? Ke<strong>in</strong> Szenario aus dem<br />

Öko-Thriller sondern Realität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten<br />

Unterfrankens. Die Wasserwerke hatten es<br />

hier noch nie leicht, denn die dürftigen Niederschläge<br />

versickern rasch <strong>in</strong> porösen Böden<br />

und Geste<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> echter Notstand zeichnete<br />

sich jedoch ab, als im Grundwasser zunehmend<br />

Dünger und Pestizide auftauchten.<br />

Seither haben Wasserwirtschaftler die Hafenlohr<br />

als potenziellen Stausee im Visier. Das<br />

abgelegene Spessart-Flüsschen schlängelt sich<br />

25 Kilometer durch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gliedriges Landschaftsrelief<br />

Richtung Ma<strong>in</strong>. Nahezu ungestört<br />

konnten sich hier vielfältige Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />

entwickeln: Buchen-Eichen-Wälder an<br />

den Hängen, Feuchtwiesen und Bruchwälder<br />

<strong>in</strong> den Talauen. E<strong>in</strong> Refugium für über 70 Tierund<br />

Pflanzenarten, die <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gefährdet<br />

oder vom Aussterben bedroht s<strong>in</strong>d. Beispielsweise<br />

brütet an steileren Ufern der Eisvogel.<br />

Erste Pläne, das Idyll zu fluten, legten die<br />

Wasserbehörden 1977 auf den Tisch, 1982 folgte<br />

e<strong>in</strong> Raumordnungsverfahren. Doch die Planer<br />

stießen vor Ort auf hartnäckigen Widerstand.<br />

So schmiedete der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> 1978 die<br />

»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft Hafenlohrtal«. E<strong>in</strong> Bündnis<br />

kritischer Bürger, Kommunalpolitiker, Fachleute<br />

und Umweltverbände, die unter dem<br />

Vorsitz Sebastian Schönauers gegen den Stausee<br />

kämpften und dabei zu Pionieren e<strong>in</strong>er<br />

ökologischen Wasserhaushaltspolitik wurden.<br />

Mit Erfolg: Der Oberlauf der Hafenlohr steht<br />

heute unter <strong>Naturschutz</strong>, e<strong>in</strong>e FFH-Gebietsmeldung<br />

liegt <strong>in</strong> Brüssel, und die Talsperre selbst<br />

wurde nicht gebaut. Vom Tisch ist sie zwar<br />

nicht, steckt aber tief <strong>in</strong> der Schublade. Die offizielle<br />

L<strong>in</strong>ie der Wasserbehörden folgt heute<br />

weitgehend den Forderungen des BN.<br />

So war der wichtigste Erfolg im Hafenlohrtal<br />

die Signalwirkung: Selbst die europäische<br />

Wasserpolitik setzt heute nicht mehr auf Beton<br />

und Fernleitungen, sondern auf Grundwasserschutz,<br />

Ökolandbau und dezentrale kommunale<br />

Wasserversorgung.<br />

Foto: Grabe<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 13


BN-Aktion: <strong>Bayern</strong>s Schönheit bewahren<br />

Schwarzbuch <strong>Bayern</strong> – Rotes Tuch<br />

Ins Schwarze getroffen hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>,<br />

wie manche »betroffene« Reaktion<br />

zeigt, mit se<strong>in</strong>em »Schwarzbuch Gewerbegebiete<br />

<strong>Bayern</strong>«. Das neu erschienene Werk<br />

dokumentiert auf bee<strong>in</strong>druckende Weise den<br />

Landschaftsfraß durch das Ausweisungs-<br />

Wettrennen der letzten <strong>Jahre</strong>.<br />

Das erstmals vorgelegte »Schwarzbuch Gewerbegebiete<br />

<strong>Bayern</strong>« mit bislang unveröffentlichten Luftbildern<br />

aus allen Regierungsbezirken analysiert schonungslos<br />

auf hundert Seiten den Gesichtsverlust bayerischer<br />

Heimatlandschaften. 21 Negativ-Beispiele aus<br />

allen bayerischen Regierungsbezirken, von der Marktgeme<strong>in</strong>de<br />

Mömbris <strong>in</strong> Unterfranken bis zur Stadt Rosenheim<br />

<strong>in</strong> Oberbayern, belegen die vielfach gesetzeswidrige<br />

Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich<br />

der Siedlungen, <strong>in</strong> Talräumen und Überschwemmungsgebieten,<br />

<strong>in</strong> gerodeten Wäldern oder<br />

auch auf wertvollen landwirtschaftlichen Flächen.<br />

»Wir werden zu Unrecht an den Pranger gestellt«,<br />

verteidigen sich bereits e<strong>in</strong>ige betroffene Bürgermeister.<br />

»Die kommunale Konkurrenz, der Druck von Investoren<br />

und E<strong>in</strong>zelhandelsketten sowie die maroden<br />

Kommunalf<strong>in</strong>anzen lassen uns oft ke<strong>in</strong>e andere Wahl«.<br />

Richtig ist, dass der beispiellose Ausweisungs-Boom <strong>in</strong><br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n vielfach nur mit hohen Subventio-<br />

Jetzt bestellen<br />

Das »Schwarzbuch Gewerbegebiete <strong>Bayern</strong>« erhalten<br />

Sie zum Preis von 15 Euro bei der BN Service GmbH,<br />

Spitalstr. 21, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 57-0,<br />

Fax -99, <strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de,<br />

www.service.bund-naturschutz.de.<br />

Weitere Informationen zur Aktion »<strong>Bayern</strong>s<br />

Schönheit bewahren« f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />

www.bund-naturschutz.de<br />

14 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Foto: Stadtbauamt Kulmbach<br />

Kulmbach macht’s vor<br />

Die Stadt verzichtete auf e<strong>in</strong> neues Gewerbegebiet auf der<br />

»grünen Wiese« und sanierte stattdessen die alte Sp<strong>in</strong>nerei.<br />

Statt Industriebrache <strong>in</strong> der Innenstadt und zerstörter<br />

Landschaft im Umfeld hat Kulmbach heute e<strong>in</strong> saniertes<br />

Gebäude mit E<strong>in</strong>kaufszentrum <strong>in</strong> zentraler Lage.<br />

nen aus der bayerischen Wirtschaftsförderung für die<br />

teuere Infrastruktur »auf der grünen Wiese« möglich<br />

war. Ohne Rücksicht auf gewachsene Siedlungsstrukturen<br />

entstanden Gewerbegebiete – mit austauschbaren<br />

Schuhschachteln bebaut, garniert mit riesigen<br />

Parkflächen, <strong>in</strong> der Regel ohne Bahnanschluss.<br />

Neue Wege statt neuer Straßen<br />

»Ab 2010 sollen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ke<strong>in</strong>e neuen Flächen mehr<br />

bebaut beziehungsweise <strong>in</strong> dem Maß des Neubaus an<br />

anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden«,<br />

erklärt Landesvorsitzender Hubert Weiger e<strong>in</strong> Hauptziel<br />

der BN-Aktion »<strong>Bayern</strong>s Schönheit bewahren«.<br />

»Dies erfordert e<strong>in</strong>en klaren Vorrang für Flächenrecycl<strong>in</strong>g,<br />

Nachverdichtungen und Umnutzungen, Maßnahmen<br />

gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen<br />

und e<strong>in</strong> Ende des Straßenneubaus.«<br />

Das Schwarzbuch spiele dabei e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle, so Weiger: »Mit ihm wollen wir Öffentlichkeit<br />

und Entscheidungsträger sensibilisieren und Lösungen<br />

für e<strong>in</strong>en verantwortlicheren Umgang mit den<br />

begrenzten Gütern Landschaft und Boden aufzeigen.«<br />

Die wichtigsten Instrumente e<strong>in</strong>er umweltverträglicheren<br />

Siedlungsentwicklung s<strong>in</strong>d für den <strong>Bund</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong>


� die Verpflichtung zur Ausarbeitung von Flächenkatastern<br />

für Recycl<strong>in</strong>gpotentiale – vor der Aufstellung<br />

von Bauleitplänen <strong>in</strong> allen Städten und Geme<strong>in</strong>den,<br />

� die Genehmigung von Flächennutzungsplänen<br />

durch die Bezirksregierungen, von Bebauungsplänen<br />

durch die Landratsämter unter fachlicher Aufsicht der<br />

Regierung,<br />

� die Beendigung der Subventionierung von Gewerbegebietsausweisungen<br />

und Flächen verschwendenden<br />

Bauten,<br />

� die Neuregelung der Gewerbesteuer mit kommunalem<br />

Interessensausgleich,<br />

� e<strong>in</strong>e bayerische <strong>Bund</strong>esrats<strong>in</strong>itiative für die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>er Versiegelungsabgabe,<br />

� die Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für leer<br />

stehende Bausubstanz <strong>in</strong> städtischen und ländlichen<br />

Regionen.<br />

Beckste<strong>in</strong>s Worte ohne Wirkung<br />

Überraschende Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> der Frage des<br />

Flächensparens sieht die stellvertretende BN-Landesvorsitzende<br />

Doris Tropper, die sich auch als BN-Kreisvorsitzende<br />

<strong>in</strong> Erlangen seit <strong>Jahre</strong>n für die Stärkung der<br />

Innenstädte und gegen den Flächenverbrauch engagiert,<br />

zwischen dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> und dem bayerischen<br />

Innenm<strong>in</strong>ister Günther Beckste<strong>in</strong>. Der M<strong>in</strong>ister<br />

hatte schon im Oktober vergangenen <strong>Jahre</strong>s <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em »Brandbrief« an alle Bürgermeister <strong>Bayern</strong>s<br />

appelliert, »<strong>in</strong> Ausübung ihrer Planungshoheit e<strong>in</strong>em<br />

sparsamen Umgang mit der vorhandenen Fläche das<br />

notwendige Gewicht beizumessen«. Beckste<strong>in</strong> weiter:<br />

»Mit diesem Appell greife ich allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>e<br />

ohneh<strong>in</strong> bestehende rechtliche Verpflichtung auf«.<br />

Doris Tropper vermisst allerd<strong>in</strong>gs die Wirkung dieses<br />

Schreibens: »Viele Bürgermeister haben den Brief<br />

ansche<strong>in</strong>end als Geheimsache im Schrank verschw<strong>in</strong>den<br />

lassen, statt die Konsequenzen für die weitere<br />

Siedlungsentwicklung öffentlich zu diskutieren«.<br />

Vernunft <strong>in</strong> der Sp<strong>in</strong>nerei<br />

Dass es auch anders geht, zeigt der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

im »Schwarzbuch« unter anderem an e<strong>in</strong>em Positiv-<br />

Beispiel aus dem oberfränkischen Kulmbach. Dort<br />

Foto: Hugel<br />

Richtig oder falsch?<br />

Behauptungen zum Flächenfraß.<br />

Neue Gewerbegebiete schaffen Arbeitsplätze.<br />

Falsch! In <strong>Bayern</strong> besteht schon jetzt e<strong>in</strong> massives<br />

Überangebot an Gewerbeflächen von circa 20 Prozent.<br />

Mehr Ausweisungen bedeuten nur noch mehr Leerstände.<br />

<strong>Bayern</strong> hatte noch nie so viel Gewerbeflächen<br />

wie heute bei gleichzeitig hoher Arbeitslosenquote.<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Datenbank der IHK hat sich das Gewerbeflächenpotenzial<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> von 2001 auf 2002 um<br />

5,2 Prozent auf 13 622 Hektar erhöht, davon besteht für<br />

über <strong>90</strong>00 Hektar Baurecht.<br />

Die Menschen haben doch immer schon so viel Fläche<br />

zum Leben verbraucht.<br />

Falsch! In nur 18 <strong>Jahre</strong>n wurde die Siedlungsfläche <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> um 51 Prozent ausgeweitet. In nur anderthalb<br />

Generationen wurde fast genauso viel Land verbraucht<br />

wie <strong>in</strong> der ganzen menschlichen Siedlungsgeschichte<br />

zuvor.<br />

Der zunehmende Flächenverbrauch liegt nur an<br />

der steigenden E<strong>in</strong>wohnerzahl.<br />

Falsch! Seit Ende der 1960er <strong>Jahre</strong> hat sich der<br />

Flächenverbrauch von der E<strong>in</strong>wohnerentwicklung<br />

abgekoppelt, er steigt weit überproportional im<br />

Vergleich zur E<strong>in</strong>wohnerzahl.<br />

Ist doch egal, ob Fläche <strong>in</strong> der Stadt<br />

oder auf der »grünen Wiese« verbaut wird.<br />

Falsch! Nach e<strong>in</strong>er Studie des Umweltbundesamtes<br />

entspricht e<strong>in</strong> Hektar <strong>in</strong>nerörtliches Baulandpotenzial<br />

m<strong>in</strong>destens drei Hektar Neubaufläche am Stadtrand,<br />

weil hier zusätzliche Verkehrsflächen und Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />

geschaffen werden müssen.<br />

wurde Mitte der 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong> e<strong>in</strong> 44 000 Quadratmeter<br />

großes Gewerbegebiet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er herrlichen Landschaft<br />

geplant. Auf Kosten von Äckern und Wiesen sollten im<br />

Gewerbegebiet »Autobahn« E<strong>in</strong>zelhandels-Großprojekte<br />

angesiedelt werden. Doch nach Protesten des<br />

<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> ließen die Kulmbacher diese Planung<br />

fallen und ersetzten sie durch die Umgestaltung<br />

der alten Kulmbacher Sp<strong>in</strong>nerei, e<strong>in</strong>er Industriebrache<br />

zwischen Bahnhof und Innenstadt. In das sanierte<br />

Hauptgebäude ist <strong>in</strong>zwischen das E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />

»fritz« e<strong>in</strong>gezogen, weitere sollen folgen. »Wir wollen,<br />

dass diese Positiv-Beispiele <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> Schule machen<br />

und die politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en<br />

verantwortlichen Umgang mit unserem knappsten Gut<br />

geschaffen werden«, wünscht sich Hubert Weiger.<br />

Dass dies möglich ist, beweist auch die Spessart-<br />

Geme<strong>in</strong>de Rothenbuch. Maßgeblich dank dem E<strong>in</strong>satz<br />

des stellvertretenden BN-Landesvorsitzenden Sebastian<br />

Schönauer, seit 25 <strong>Jahre</strong>n Rothenbuchs zweiter Bürgermeister,<br />

hat sich die Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bayernweit<br />

e<strong>in</strong>maligen Beschluss verpflichtet, ke<strong>in</strong>e neuen Bauund<br />

Gewerbegebiete auszuweisen. Stattdessen nutzen<br />

die Rothenbucher vorhandene Flächen mit der Schließung<br />

von Baulücken und dem Verdichten der bestehenden<br />

Siedlungsfläche.<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 15<br />

Foto: BN<br />

Der Autor<br />

Richard Mergner,<br />

42, ist Landesbeauftragter<br />

des<br />

<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.


Foto: Ammon, Montage: Schlag<strong>in</strong>tweit<br />

Monumentale<br />

Verschandelung<br />

Der erste große<br />

Erfolg des BN: E<strong>in</strong><br />

»assyrischer Löwe«<br />

<strong>in</strong> der Falkenste<strong>in</strong>er<br />

Wand am<br />

Königssee, 1916<br />

zum militärischen<br />

Gedenken geplant,<br />

wurde nie Realität.<br />

Das gerettete<br />

Naturmonument<br />

wurde zur Keimzelle<br />

für den NationalparkBerchtesgaden,<br />

gegründet<br />

1978, e<strong>in</strong> weiterer<br />

großer BN-Erfolg.<br />

1913: Die Gründung des BN<br />

Königlich-bayerischer<br />

Amtsnaturschutz<br />

Das Bier mag noch dunkel gewesen se<strong>in</strong>, die<br />

Menschen typisch und die Burschen schneidig –<br />

<strong>in</strong> Ordnung war <strong>in</strong> der guten alten Zeit schon<br />

vieles nicht mehr. Die Kehrseiten des Fortschritts<br />

wurden um 1<strong>90</strong>0 sogar <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> immer deutlicher<br />

– die Zeit war reif für e<strong>in</strong>e starke <strong>Naturschutz</strong>-Organisation.<br />

Ke<strong>in</strong> Herrgotts- oder Malerw<strong>in</strong>kel schien sicher vor<br />

Ste<strong>in</strong>brüchen, Dämmen oder Deichen, vor Telegraphenleitungen,<br />

Eisenbahnen und Hotels. Erste<br />

Motorboote knatterten schon über den Königssee. An<br />

den ästhetischen Zumutungen der Neuzeit störte sich<br />

das Bildungsbürgertum schon geraume Zeit. Der Berl<strong>in</strong>er<br />

Musikprofessor Ernst Rudorff hatte 1889 gewettert:<br />

»Die Menschheit ist auf dem besten Wege … dem irdischen<br />

Dase<strong>in</strong> jeden edleren Reiz zu rauben.«<br />

Inzwischen war der Heimatschutzgedanke zu e<strong>in</strong>er<br />

breiten Bewegung herangewachsen. In München erfasste<br />

sie e<strong>in</strong>e umtriebige Szene von Intellektuellen,<br />

Wissenschaftlern und Künstlern. Prom<strong>in</strong>ente Architekten<br />

und Maler bemühten sich etwa, die Isarauen südlich<br />

der Stadt durch Grundstückskäufe vor den Ingenieuren<br />

der Elektrizitätswerke zu retten. Ähnlich g<strong>in</strong>gen<br />

im Norden der Stadt Mitglieder der Bayerischen Botanischen<br />

Gesellschaft vor. Sie wollten die Garch<strong>in</strong>ger<br />

Heide vor den Bauern bewahren, die dank neumodischer<br />

Dünger immer weiter vorrückten. Doch wie der<br />

Schriftsteller Hermann Löns formulierte, arbeitete die<br />

Naturzerstörung »en gros, der <strong>Naturschutz</strong> en detail«.<br />

Geme<strong>in</strong>sam wendeten sich die letztlich machtlosen<br />

Vere<strong>in</strong>igungen mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>gabe an die Regierung:<br />

16 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

<strong>Naturschutz</strong> gehöre <strong>in</strong> die Hände des Staates. Der<br />

volksnahe Pr<strong>in</strong>zregent Luitpold, selber e<strong>in</strong> Naturliebhaber,<br />

zeigte Verständnis. Tatsächlich richtete das<br />

Innenm<strong>in</strong>isterium 1<strong>90</strong>5 e<strong>in</strong>en »Landesausschuss für<br />

Naturpflege« e<strong>in</strong>. Besetzt wurde er mit hochrangigen<br />

Wissenschaftlern, Beamten, Künstlern und Ingenieuren.<br />

Davon erhoffte man sich Ideenaustausch und effiziente<br />

Beratung.<br />

Pr<strong>in</strong>z und Prom<strong>in</strong>enz<br />

Alle<strong>in</strong>, die Isar wurde weiter reguliert und fiel teilweise<br />

trocken. Die berühmten Stromschnellen von Laufenburg<br />

wurden für e<strong>in</strong> Kraftwerk gesprengt. Und auf dem<br />

Wendelste<strong>in</strong> ächzte bald e<strong>in</strong>e Zahnradbahn. Offenbar<br />

fehlte dem Gremium der nötige Rückhalt und die Autorität.<br />

Darum regte der königliche Regierungsrat Reubold<br />

die Gründung e<strong>in</strong>es privaten Dachverbands an. Er<br />

solle die Arbeit des Ausschusses auf e<strong>in</strong>e breitere<br />

Grundlage stellen – geme<strong>in</strong>t waren vermutlich F<strong>in</strong>anzen<br />

und Renommee. Als Schirmherr firmierte denn<br />

auch Luitpolds Nachfolger, der neue Regent Kronpr<strong>in</strong>z<br />

Rupprecht.<br />

Am 26. Juni 1913 wurde der »<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong>« (BN) gegründet. Dazu trafen sich im Innenm<strong>in</strong>isterium<br />

Vertreter des Landesausschusses für Naturpflege,<br />

der Bayerischen Botanischen und der Bayerischen<br />

Ornithologischen Gesellschaft sowie des Vere<strong>in</strong>s<br />

für Naturkunde. Laut Protokoll versprachen sie sich<br />

davon, »wirkungsvoller gegen Industrie, Wirtschaft<br />

und Behörden auftreten zu können«. Nach außen<br />

repräsentierten den Vere<strong>in</strong> ausschließlich f<strong>in</strong>anziell gut<br />

gestellte und angesehene Persönlichkeiten. Anfangs<br />

war der BN also e<strong>in</strong> etwas merkwürdiges Gebilde: e<strong>in</strong><br />

privat f<strong>in</strong>anzierter Honoratioren-Vere<strong>in</strong> zur Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>es Ausschusses zur Beratung der Regierung …<br />

Die Konstruktion brachte zwar Reibungsverluste<br />

durch Konkurrenz und Doppelarbeit, doch langfristig<br />

profitierte der BN. Er konnte die flächendeckende<br />

Organisation des Ausschusses nach und nach für se<strong>in</strong>e<br />

eigene Vere<strong>in</strong>stätigkeit nutzen. Erste Erfolge stellten<br />

sich e<strong>in</strong>. Beispielsweise gelang es dem Vorsitzenden<br />

Professor Karl Freiherr von Tubeuf, e<strong>in</strong>e monumentale<br />

Naturverschandelung am Königssee zu vereiteln. In<br />

e<strong>in</strong>e Felswand sollte 1916 zur Kriegser<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong><br />

riesiger assyrischer Löwe gemeißelt werden. E<strong>in</strong>flussreiche<br />

Berl<strong>in</strong>er Sommerfrischler hatten sich das ausgedacht<br />

und schon Spenden gesammelt.<br />

Doch Tubeuf verurteilte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bewegt-patriotischen<br />

Zeitungsartikel die Idee, »das ernsteste, heiligste<br />

Naturland« zu verkünsteln; ihm schauderte bei der<br />

Vorstellung, noch <strong>in</strong> der fernsten E<strong>in</strong>samkeit aus<br />

»glücklichem Selbstvergessen« gerissen und zu<br />

schmerzlichen Er<strong>in</strong>nerungen gezwungen zu werden.<br />

Der Löwe blieb Phantasie. Realität wurde 1921 e<strong>in</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong>gebiet und 1978 sogar der Nationalpark<br />

Berchtesgaden – ganz nach Tubeufs Intention, die<br />

Natur »vor dem Menschen für den Menschen« zu<br />

schützen. E<strong>in</strong> Motto, das heute so aktuell ersche<strong>in</strong>t wie<br />

<strong>in</strong> der guten alten Zeit.<br />

T<strong>in</strong>o Schlag<strong>in</strong>tweit


Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

im Ruhestand<br />

Abschied<br />

vom<br />

Selbstverständlichen<br />

Nach genau 34 <strong>Jahre</strong>n als Landesgeschäftsführer des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> hat Helmut<br />

Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger se<strong>in</strong> Amt an Peter Rottner übergeben. Mit ungeheurer Tatkraft hat »Vollblut-<br />

Naturschützer« Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger diese erfolgreiche Periode der BN-Geschichte so entscheidend<br />

geprägt, dass e<strong>in</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> ohne ihn vielen kaum vorstellbar sche<strong>in</strong>t.<br />

Eigentlich war Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger immer schon da,<br />

beim <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Als der heutige Landesvorsitzende<br />

Hubert Weiger sich 1971 als Zivildienstleistender<br />

bewarb, war es Landesgeschäftsführer Helmut<br />

Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, der ihn zum Vorstellungsgespräch e<strong>in</strong>lud.<br />

Selbst als Hubert We<strong>in</strong>zierl, BN-Vorsitzender von 1969<br />

bis 2002, sich zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er langen Amtszeit daran<br />

machte, den Verband zur schlagkräftigen, bayernweit<br />

präsenten Umweltorganisation zu entwickeln, konnte<br />

er von Beg<strong>in</strong>n an auf se<strong>in</strong>en »Motor« Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

bauen.<br />

So ist es ke<strong>in</strong> Wunder, dass die Begriffe Landesgeschäftsführer<br />

und Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

zum Synonym geworden s<strong>in</strong>d. So mancher BN-<br />

Aktive wird sich mühsam daran gewöhnen müssen,<br />

dass der akribische Organisator großer Veranstaltungen,<br />

der stimmgewaltige Redner der jährlichen Delegiertenversammlung<br />

und die letzte Zuflucht <strong>in</strong> heiklen<br />

f<strong>in</strong>anziellen, personellen und organisatorischen Fragen<br />

nun nicht mehr Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger heißt.<br />

»Nur« gut e<strong>in</strong> Drittel se<strong>in</strong>es <strong>90</strong>-jährigen Bestehens<br />

wurden die Geschäfte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> von<br />

Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger geführt. Doch es ist nicht übertrieben<br />

zu sagen, dass der Verband wohl <strong>90</strong> Prozent se<strong>in</strong>er<br />

Größe und Kraft <strong>in</strong> diesen 34 <strong>Jahre</strong>n gewonnen hat. Die<br />

Mitgliederzahlen sprechen für sich: 12 500 damals, fast<br />

170 000 heute. Als Meisterleistung Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>gers wird der<br />

Aufbau e<strong>in</strong>er bayernweiten Organisationsstruktur <strong>in</strong><br />

die Geschichtsbücher des BN e<strong>in</strong>gehen. Als der stu-<br />

Foto: Kuffer<br />

Generationswechsel<br />

Seit 1. April dieses <strong>Jahre</strong>s ist Peter Rottner,<br />

47, als Nachfolger von Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

Landesgeschäftsführer des <strong>Bund</strong>es Natur-<br />

dierte Sozialpädagoge und damalige Berufsberater<br />

1969 zum <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> wechselte, war der Begriff<br />

Kreisgruppe im Verband noch fast e<strong>in</strong> Fremdwort. Nur<br />

<strong>in</strong> wenigen Landkreisen hatten sich die aktiven<br />

Umweltschützer <strong>in</strong> regionalen Gruppen organisiert,<br />

München war das e<strong>in</strong>deutige Verbandszentrum.<br />

Grüne Karte<br />

Der aus dem Rottal stammende Bauernsohn Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

erkannte die fehlende Flächen-Struktur als entscheidendes<br />

Manko auf dem Weg zur schlagkräftigen Lobby<br />

für die Natur. Mit ungeheurer Tatkraft und Zähigkeit<br />

machte er sich deshalb daran, <strong>in</strong> den Landkreisen<br />

eigenständige Gruppen zu gründen, e<strong>in</strong>e nach der<br />

anderen. Bis er es zusammen mit Hubert We<strong>in</strong>zierl,<br />

Hubert Weiger und engagierten Naturschützern aus<br />

allen Teilen des Landes bis 1976 geschafft hatte, den<br />

letzten weißen Fleck auf der Landkarte BN-grün e<strong>in</strong>zufärben.<br />

Und damit nicht genug: Am 10. Juli 1976 gründete<br />

sich unter maßgeblicher Beteiligung des BN der<br />

<strong>Bund</strong> für Umwelt und <strong>Naturschutz</strong> Deutschland,<br />

BUND; Versammlungsleiter: Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger.<br />

Wer schon (fast) immer da war, der ist kaum wegzudenken.<br />

Gut also, dass Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger dem <strong>Bund</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong> erhalten bleiben könnte. Auf der Delegiertenversammlung<br />

im Mai wird er sich als Schatzmeister<br />

des Landesverbands zur Wahl stellen.<br />

Manfred Gößwald, Leitender Redakteur<br />

schutz. Der Jurist kennt den Verband bestens.<br />

Seit 1976 war er ehrenamtlich <strong>in</strong> der<br />

Orts- und Kreisgruppenarbeit tatkräftig<br />

engagiert. Fast zehn <strong>Jahre</strong> gehörte er dem<br />

BN-Beirat an, und er leitet den Arbeitskreis<br />

Rechtsfragen des BUND. Seit fast zwei Jahrzehnten<br />

hat er den BN als Rechtsanwalt<br />

<strong>in</strong> vielen wichtigen Verfahren vor Gericht<br />

vertreten und wichtige Erfolge für die Natur<br />

erstritten. Beispiele s<strong>in</strong>d die Rettung des<br />

Fotos: BN-Archiv<br />

»Naßangers« im Ma<strong>in</strong>tal und zuletzt der<br />

Baustopp der Autobahn durch den Gottesgarten<br />

bei Kloster Banz. Nun sieht er sich<br />

im neuen Aufgabenbereich der Basis des<br />

Verbands verpflichtet: »E<strong>in</strong> guter Service für<br />

unsere Mitglieder und Aktiven, die fundierte<br />

Beratung und Information über alle<br />

Verbands- und Umweltfragen gehören<br />

ebenso zu me<strong>in</strong>en Zielen wie die solide<br />

wirtschaftliche Entwicklung des BN.«<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 17<br />

<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />

Wort und Tat<br />

Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

startet 1971<br />

für den BN die<br />

Wiedere<strong>in</strong>bürgerung<br />

des Bibers<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />

Zusammen mit<br />

Hubert We<strong>in</strong>zierl<br />

leitet Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

1983 die BN-<br />

Delegiertenversammlung.


Foto: Rubeck<br />

Heiße Phase<br />

BN-Vorsitzender<br />

Hubert We<strong>in</strong>zierl<br />

und Landrat Hans<br />

Schuierer bei e<strong>in</strong>er<br />

Kundgebung 1985.<br />

Alle<strong>in</strong> die WAA-<br />

E<strong>in</strong>wendungen<br />

aus den Reihen<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />

füllten<br />

18 Aktenordner.<br />

Fanal Wackersdorf<br />

Anti Atom – pro Solar<br />

Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister Jaumann wusste es schon<br />

1979: »Falls <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong> Zwischenlager akzeptiert,<br />

dann <strong>in</strong> Wackersdorf.« Selbst Umweltm<strong>in</strong>ister<br />

Dicks Schlagzeile »Wiederaufarbeitung im Raum<br />

Schwandorf abwegig« zu Silvester 1980 half nichts.<br />

M<strong>in</strong>isterpräsident Franz Josef Strauß hatte alle Weichen<br />

längst gestellt. Die deutschen Stromkonzerne<br />

schickten die eigens gegründete Gesellschaft zur Wiederaufbereitung<br />

von Kernbrennstoffen (DWK) vor.<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Bürger<strong>in</strong>itiativen und Landrat<br />

Hans Schuierer klärten die Bevölkerung <strong>in</strong> vielen<br />

Veranstaltungen auf und hatten die wissenschaftlichen<br />

Fakten und die Zustimmung der Bevölkerung auf ihrer<br />

Seite. Unzählige BN-Vorträge – alle<strong>in</strong> im Juli 1985 <strong>in</strong><br />

dreißig Orten der Sicherzeitszone – klärten die Öffentlichkeit<br />

auf. 881 000 E<strong>in</strong>sprüche aus dem In- und Ausland<br />

führten 1988 zum Erörterungsterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> Neunburg<br />

vorm Wald. Er dauerte über e<strong>in</strong>en Monat und<br />

wurde zum wissenschaftlichen Desaster für die DWK.<br />

Aus für WAA: E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> Atomausstieg<br />

Am 12. April 1989 ließ der VEBA-Vorsitzende von Bennigsen-Foerder<br />

das Projekt WAA Wackersdorf aus Wirtschaftlichkeitsgründen<br />

fallen. E<strong>in</strong>ige Milliarden DM<br />

aber waren bereits im gerodeten Wald verbaut, darunter<br />

e<strong>in</strong> Zwischenlager für 1500 Tonnen Atommüll. Der<br />

E<strong>in</strong>satz von CS-Gas und die Überlastung der Polizeiangehörigen<br />

hatten vier Menschenleben gekostet.<br />

Seit 1989 g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong> neues Atomkraftwerk<br />

<strong>in</strong> Betrieb. Um die vorhandenen weiter zu betreiben,<br />

haben <strong>Bund</strong>esregierung und Stromwirtschaft be-<br />

18 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

schlossen, große Standortzwischenlager zu errichten.<br />

Der Kampf gegen den Atommüll hat sich von Wackersdorf<br />

nach Grafenrhe<strong>in</strong>feld, Gundremm<strong>in</strong>gen und<br />

Niederaichbach verlagert.<br />

Im Frühjahr 1979 untermauerte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

se<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> zur Atomkraft und nannte zwei energiepolitische<br />

Auswege: die Energiee<strong>in</strong>sparung und die<br />

Solarenergie. Zur gleichen Zeit zeigten alle handelsüblichen<br />

Prognosen zum Energieverbrauch steil nach<br />

oben – e<strong>in</strong> schwerer Stand für die Position des BN. Der<br />

tatsächliche Energiebedarf blieb weit unter den Prognosen.<br />

Doch die Energiepolitik wurde unnötig lange <strong>in</strong><br />

falsche Richtungen gelenkt.<br />

Nur erneuerbare Energien machen S<strong>in</strong>n<br />

E<strong>in</strong>e Wende h<strong>in</strong> zu erneuerbaren Energien war erst <strong>in</strong><br />

den 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> Sicht. Das E<strong>in</strong>speisegesetz von<br />

19<strong>90</strong> brachte die W<strong>in</strong>dkraft an den Markt heran. Der<br />

Solarstrom fasste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen fortschrittlichen Städten<br />

durch die so genannte kostendeckende Vergütung Fuß.<br />

Den Durchbruch für den Solarstrom brachte 2000 das<br />

Erneuerbare Energien Gesetz. In Niederbayern machten<br />

BN-Kreisgruppen frühzeitig darauf aufmerksam<br />

und verhalfen der Photovoltaik zu e<strong>in</strong>em bundesweit<br />

e<strong>in</strong>maligen Boom. Alle<strong>in</strong> im Landkreis Landshut<br />

wurden bis Ende 2001 über fünf Megawatt Photovoltaikanlagen<br />

<strong>in</strong>stalliert. E<strong>in</strong>e Öffentlichkeitskampagne<br />

des Forums Ökologie Rosenheim mit den BN-Kreisgruppen<br />

Berchtesgadener Land, Rosenheim und<br />

Traunste<strong>in</strong> vom Watzmann zum Wendelste<strong>in</strong> brachte<br />

ebenfalls über fünf Megawatt auf die Dächer und<br />

wurde mit dem Agenda-Preis ausgezeichnet.<br />

Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent<br />

Bürger meisterlich<br />

Mit se<strong>in</strong>er Aufklärungsarbeit hat der BN dazu beigetragen, dass die weitaus<br />

meisten deutschen Solaranlagen heute <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> stehen. Die BN-Aktion Bürgersolardächer<br />

bietet auch Bürgern, die ke<strong>in</strong> eigenes Dach besitzen, die Möglichkeit,<br />

an der Entwicklung des Solarstroms aktiv teilzunehmen. Im Jahr 2002 konnten<br />

damit <strong>in</strong> BN-Kreis- und Ortsgruppen über 70 Bürgersolardächer mit zusammen<br />

mehr als zwei Megawatt Spitzenleistung <strong>in</strong> Betrieb genommen werden.<br />

Foto: BN-Archiv<br />

881 000 E<strong>in</strong>wendungen waren<br />

am Ende stärker als wehrhafte<br />

Bauzäune. 1989 wurde der<br />

Bau der Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage<br />

Wackersdorf<br />

nach neun <strong>Jahre</strong>n Widerstand<br />

gestoppt. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

hatte schon 1979 se<strong>in</strong><br />

Ne<strong>in</strong> gegen die Atomenergie<br />

ausgesprochen und die<br />

Alternativen benannt.


Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre im Hafenlohrtal<br />

geplant seit 1978<br />

<strong>Bayern</strong> verplant – bewahrt<br />

Auch so könnte die bayerische Landkarte heute ausschauen. Wenn nicht der<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> mit se<strong>in</strong>en Mitgliedern und Aktiven und geme<strong>in</strong>sam mit Partner-<br />

Verbänden und Bürger<strong>in</strong>itiativen viele Jahrzehnte lang gekämpft hätte: für die<br />

Natur, für die Landschaften, für die Umwelt – und gegen die Verschwendung<br />

von Steuergeldern. Beispiele aus fünf Jahrzehnten.<br />

Würzburg<br />

Schwe<strong>in</strong>furt<br />

Autobahn Westumfahrung Würzburg<br />

geplant seit den 1970ern<br />

Autobahn Westumfahrung Nürnberg<br />

geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />

Ansbach<br />

AKW Pfaffenhofen<br />

geplant 1978–2001<br />

Autobahn Kempten-L<strong>in</strong>dau<br />

geplant seit 1973<br />

Freizeitsee Lamitztal<br />

geplant 1991 – 1994<br />

Müllverschwelungsanlage Fürth<br />

geplant 1983–1998<br />

Rangierbahnhof im Nürnberger Reichswald<br />

geplant 1972 – 1977<br />

Hochwasserspeicher Püttlachtal<br />

geplant 1957–1988<br />

Augsburg<br />

Bamberg<br />

AKW Viereth<br />

geplant 1973–1998<br />

Erlangen<br />

Fürth<br />

Nürnberg<br />

Bayreuth<br />

Schnellstraße B2 A-neu<br />

geplant <strong>in</strong> den 1980ern<br />

Zweite Start- und Landebahn Flughafen Nürnberg<br />

geplant seit den 1970ern<br />

Magnetschwebebahn Donauried<br />

geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />

Müllverbrennungsanlage Lau<strong>in</strong>gen/Donau<br />

geplant 1979 – 1988<br />

Staustufen <strong>in</strong> der Litzauer Lechschleife<br />

geplant 1955– 1960<br />

Müllverbrennungsanlage Murnau<br />

geplant 1972 – 1985<br />

Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre im Kremnitztal<br />

geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />

München<br />

Hof<br />

Kohlekraftwerk Franken III<br />

geplant 1980–1995<br />

Müllverbrennungsanlage Hof<br />

geplant 1982–1994<br />

Müllverbrennungsanlage Erlangen<br />

geplant Anfang der 19<strong>90</strong>er<br />

Regensburg<br />

Landshut<br />

Autobahnr<strong>in</strong>g München-Süd<br />

geplant seit 1972<br />

Staustufen <strong>in</strong> der Salzach<br />

geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />

Hochwasserspeicher Gumpen<br />

geplant 1973 – 1978<br />

Hochwasserspeicher Rotma<strong>in</strong>tal<br />

geplant 1973 – 1976<br />

WAA Wackersdorf<br />

geplant 1979–1989<br />

Staustufen <strong>in</strong> der Donau zwischen Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen<br />

geplant seit 1966<br />

Staustufen <strong>in</strong> der Weltenburger Enge<br />

geplant 1950 – 1952<br />

Autobahn »B 15 neu«<br />

geplant seit den 1970ern<br />

Queralpenautobahn<br />

geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 19<br />

AKW Ple<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g bei Vilshofen<br />

geplant 1974–1976<br />

Passau<br />

Müllverbrennungsanlage Plattl<strong>in</strong>g<br />

geplant 1985 – 19<strong>90</strong>


15 <strong>Jahre</strong> K<strong>in</strong>dergruppen <strong>in</strong> der JBN<br />

Von Dreckspatzen<br />

und Würmratzen<br />

200 K<strong>in</strong>dergruppen des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> aktiv. Die Jugendorganisation<br />

des BN unterstützt sie mit Rat und Tat,<br />

mit Info und Euro. Von Bernd Scheuerle<strong>in</strong>,<br />

pädagogischer Mitarbeiter der JBN.<br />

Angebote<br />

2003 für Gruppen<br />

und Leiter<br />

30. 5. bis 1. 6.<br />

Expeditionen <strong>in</strong>s Tierreich<br />

(Naturkundliches Sem<strong>in</strong>ar)<br />

27. bis 29. 6. Naturerlebnisferien<br />

(Sem<strong>in</strong>ar zum Thema: Wie<br />

organisiere ich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Freizeit)<br />

27. 7. bis 1. 8. Großes K<strong>in</strong>dersommerlager<br />

»Wilder Wald«<br />

Sie heißen Dreckspatzen, Moosfrösche und Würmratzen<br />

und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ganz <strong>Bayern</strong> zuhause. Sie halten<br />

sich vorwiegend an der frischen Luft auf, suchen<br />

jedoch bei feuchtem Wetter auch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Unterschlupf<br />

auf. Ihre Umwelt und die Natur nehmen sie<br />

genau unter die Lupe und leben nach dem Motto »dreckig<br />

aber glücklich«. Sie treten immer <strong>in</strong> Rudeln auf<br />

und werden meist von erfahrenen Muttertieren geleitet.<br />

Nach Schätzungen von Fachleuten leben heute, 15<br />

<strong>Jahre</strong> nachdem sie erstmals gesichtet wurden, etwa 200<br />

aktive Rudel <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />

So oder ähnlich wären die K<strong>in</strong>dergruppen der Jugendorganisation<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (JBN) wohl <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em zoologischen Nachschlagewerk beschrieben.<br />

Bei den »Muttertieren« handelt es sich um ehrenamtliche<br />

Leiter<strong>in</strong>nen und Leiter; von ihrem unermüdlichen<br />

Engagement lebt die K<strong>in</strong>dergruppenarbeit vor Ort. Die<br />

Gruppen treffen sich wöchentlich bis monatlich zu<br />

<strong>in</strong>teressanten Tätigkeiten wie R<strong>in</strong>denbootbau, Brotbacken<br />

oder Kläranlagenbesuch. Diese über ganz <strong>Bayern</strong><br />

verstreuten Aktivitätszentren bilden die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

der JBN. Mancherorts gel<strong>in</strong>gt auch e<strong>in</strong>e äußerst fruchtbare<br />

Symbiose zwischen e<strong>in</strong>er JBN-Gruppe und e<strong>in</strong>er<br />

Kreis- oder Ortsgruppe des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (siehe<br />

z.B. »Tierhotel Trafoturm« auf Seite 32). E<strong>in</strong> Grundstück<br />

für Außenaktivitäten, e<strong>in</strong> Raum für schlechtes Wetter,<br />

e<strong>in</strong> paar Euro und e<strong>in</strong> begeistertes Team lassen e<strong>in</strong>e<br />

Oase des Natur- und Umweltschutzes und e<strong>in</strong>e wirkliche<br />

Geme<strong>in</strong>schaft aufblühen.<br />

20 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

24. bis 25. 10. Landesversammlung<br />

und Tagung »Aus der Praxis für<br />

die Praxis«<br />

25. bis 26. 10. Arbeitskreis K<strong>in</strong>der<br />

28. bis 30. 11. Erlebnis K<strong>in</strong>dergruppe<br />

(Basiskurs für Leiter)<br />

Fragen und Anmeldung: Bernd<br />

Scheuerle<strong>in</strong>, JBN, Trivastr. 13,<br />

80637 München, Tel. 0 89 - 15 98 96-<br />

36, Fax -33, scheuerle<strong>in</strong>@jbn.de,<br />

Internet www.jbn.de.<br />

Spaßige Drecksarbeit<br />

Batzig zur Sache g<strong>in</strong>g’s im K<strong>in</strong>dersommerlager 2002 »Abenteuer<br />

Grüne Hölle – E<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dernationalpark<br />

Donauauen«. Dort lernten die K<strong>in</strong>der nicht nur, dass sich<br />

aus Donaulehm prima Krokodile bauen lassen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihren Betreuern unterstützten sie auch den E<strong>in</strong>satz<br />

des BN für den frei fließenden Strom.<br />

Der zweite wichtige Ansprechpartner für die K<strong>in</strong>dergruppen<br />

ist die JBN-Landesstelle <strong>in</strong> München.<br />

Jeweils e<strong>in</strong> Bildungsreferent für K<strong>in</strong>der, Müpfe (12- bis<br />

15-Jährige) und Jugendliche betreut die entsprechende<br />

Altersgruppe und deren Leiter. Sie unterstützen die<br />

ehrenamtlichen Landesjugendleiter. Geme<strong>in</strong>sam bietet<br />

dieses Team e<strong>in</strong>e Reihe von Serviceleistungen für<br />

K<strong>in</strong>dergruppen sowie deren Leiter<strong>in</strong>nen und Leiter.<br />

Jede Gruppe, die sich neu gründet, erhält e<strong>in</strong> Infopaket<br />

mit wertvollen Tipps zur Gruppenarbeit und zum Verband.<br />

Auf Sem<strong>in</strong>aren können sich Gruppenleiter<br />

weiterqualifizieren. Als jährliche F<strong>in</strong>anzspritze zahlt<br />

die Landesstelle pro Gruppe 120 Euro.<br />

Frechdachse im wilden Wald<br />

Im Herbst treffen sich alle K<strong>in</strong>dergruppenleiter der JBN<br />

zur Landesversammlung. Die Leiter stellen ihre Projekte<br />

vor, Fachreferenten sprechen über spannende Themen.<br />

Jeder kann neue Anregungen für die Aktivitäten<br />

se<strong>in</strong>er Gruppe mitnehmen, Gleichges<strong>in</strong>nte kennen<br />

lernen sowie eigene Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Wer sich noch<br />

weiter engagieren möchte, kann im Arbeitskreis »K<strong>in</strong>der«<br />

Projekte planen und umsetzen, natürlich nette<br />

Leute treffen und viel Spaß haben.<br />

E<strong>in</strong> ganz besonderes Erlebnis für e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergruppe<br />

ist das alljährliche K<strong>in</strong>dersommerlager. E<strong>in</strong> spannendes,<br />

abwechslungsreiches Programm sorgt dafür, dass<br />

alle Teilnehmer unvergessliche Erlebnisse und viele<br />

tolle Ideen mit nach Hause nehmen. Dieses Jahr geht<br />

es <strong>in</strong> den Nationalpark Bayerischer Wald. Unter dem<br />

Motto »Wilder Wald« dreht sich alles um Wildnis, um<br />

Katastrophen, die ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d, und um die Menschen im<br />

Bayerischen Wald. Alle JBN-K<strong>in</strong>dergruppen s<strong>in</strong>d herzlich<br />

e<strong>in</strong>geladen. (göß)<br />

Fotos: JBN


Botschaft<br />

für die Herzen<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> Rackern für<br />

Natur und Umwelt<br />

haben das Land<br />

geprägt. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat<br />

aber nicht nur das ökologische<br />

Kapital <strong>Bayern</strong>s tatkräftig und für<br />

alle sichtbar gemehrt. Er hat se<strong>in</strong>e<br />

Botschaft »pro Umwelt« auch <strong>in</strong> die<br />

Herzen und Köpfe der Menschen<br />

getragen. Umweltschutz ist schließlich<br />

E<strong>in</strong>stellungssache. Wer auf<br />

den richtigen Kurs wechselt, für den<br />

s<strong>in</strong>d Kröten, Sp<strong>in</strong>nen und Fledermäuse<br />

ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de, sondern<br />

Freunde. Mit dieser klaren Philosophie<br />

des »Anwaltes der Umwelt« hat<br />

sich der BN <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr bewegten<br />

Jahrhundert behauptet und unterschiedlichen<br />

Weltbildern nachhaltig<br />

und zielstrebig Paroli geboten. Ich<br />

gratuliere dem BN ganz herzlich zu<br />

se<strong>in</strong>em runden Geburtstag und<br />

wünsche ihm, dass er se<strong>in</strong>e Botschaft<br />

durchsetzungsstark und dauerhaft<br />

<strong>in</strong> die Zukunft tragen kann –<br />

so wie eben Unkraut wächst, blüht<br />

und gedeiht!<br />

Hartmut Stumpf,<br />

UNKRAUT- Moderator<br />

Auf die<br />

nächsten <strong>90</strong>!<br />

Mit dem BN b<strong>in</strong> ich<br />

journalistisch groß<br />

geworden, und ich<br />

muss sagen, die <strong>90</strong><br />

merkt man ihm nicht an. Im Gegenteil:<br />

Er hält all diejenigen (Beobachter<br />

oder Aktiven) auf Trab, die angesichts<br />

der weit verbreiteten Ignoranz<br />

gegenüber dem Umweltschutz<br />

zu resignieren drohen. Auf die<br />

nächsten <strong>90</strong>!<br />

Herbert Fuehr,<br />

Nürnberger Nachrichten<br />

Starke Menschen<br />

Dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

habe ich viel<br />

zu verdanken, denn<br />

zum ökologischen<br />

Bewusstse<strong>in</strong> kam ich<br />

durch den geme<strong>in</strong>samen<br />

Kampf gegen den RMD-<br />

Kanal. Seitdem ist der BN für me<strong>in</strong>e<br />

Familie und mich zur gesellschaftspolitischen<br />

Heimat geworden und<br />

bee<strong>in</strong>flusst zwangsläufig unser täg-<br />

liches Handeln: die Liebe zur Natur,<br />

das Engagement für ökologisch<br />

erzeugte gesunde Lebensmittel,<br />

konkret die Umstellung des Betriebes<br />

zur Öko-Brauerei aus Überzeugung.<br />

Das wünsche ich dem BN:<br />

starke Menschen, die den Rest der<br />

Welt mit ihrer positiven Haltung<br />

anstecken!<br />

Martha Krieger, Öko-Unternehmer<strong>in</strong>,<br />

Riedenburger Brauhaus<br />

Kompetenz<br />

und Liebe<br />

So vitale <strong>90</strong>-Jährige<br />

wie der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

geben uns<br />

allen Zuversicht und<br />

Motivation für engagierte <strong>Naturschutz</strong>arbeit.<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

zum Jubiläum und e<strong>in</strong>en<br />

dicken Dank an alle, die sich immer<br />

wieder mit Kompetenz und Liebe<br />

für die wertvolle Natur und Landschaft<br />

unseres schönen <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>setzen.<br />

Wie wäre doch <strong>Bayern</strong> grau<br />

und öd, laut und dreckig, wenn wir<br />

nicht diesen lebendigen BN hätten!<br />

Die Verh<strong>in</strong>derung der Wiederaufarbeitung<br />

<strong>in</strong> Wackersdorf, der Erhalt<br />

der frei fließenden Donau, die E<strong>in</strong>bürgerung<br />

von Biber und Luchs, der<br />

Nationalpark im Bayerischen Wald,<br />

der Erhalt des Hafenlohrtals … Die<br />

Liste der Erfolge ist lang und lässt<br />

sich mit vielen regionalen Erfolgen<br />

fortsetzen. Der BN scheut sich<br />

nicht, auch brisante politische Entwicklungen<br />

anzusprechen, um so<br />

Naturzerstörung und Ressourcenverbrauch<br />

zu stoppen. An Aufgaben<br />

und Herausforderungen mangelt es<br />

auch <strong>in</strong> Zukunft nicht, denken wir<br />

nur an die Umsetzung von Natura<br />

2000 und die Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,<br />

an Klima-, Hochwasser- und<br />

Bodenschutz. Ich freue mich auf<br />

weitere gute Zusammenarbeit<br />

und wünsche viele künftige runde,<br />

vitale Geburtstage.<br />

Ruth Paulig, BÜNDNIS <strong>90</strong> /<br />

DIE GRÜNEN, MdL<br />

Hoffnung auf Hoffnung<br />

Wir leben <strong>in</strong> bedrohlichen Zeiten.<br />

Was heute gilt, ist morgen verworfen.<br />

Und im Irak-Krieg wurden endgültig<br />

die Hoffnungen auf Vernunft<br />

und Humanität <strong>in</strong> unserer Zeit von<br />

beiden Kombattanten <strong>in</strong> die erste<br />

Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

zurückgeschossen, zurückgebombt.<br />

Die Erkenntnisse<br />

von Konrad Lorenz, das<br />

Verhalten des Menschen<br />

hätte sich nicht kongruent<br />

zur rasanten Entwicklung<br />

se<strong>in</strong>es Gehirns verändert, f<strong>in</strong>det<br />

gegenwärtig erschütternde Bestätigung.<br />

Der Faustkeil aus Neandertal<br />

ist die Präzisionsbombe des Herrn<br />

Bush … Ob derzeit auch nur e<strong>in</strong>er<br />

unserer verantwortlichen Politiker<br />

die Marg<strong>in</strong>alie e<strong>in</strong>es <strong>90</strong>. Geburtstages<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />

ernsthaft wahrnimmt? Und doch<br />

wird dieses Datum e<strong>in</strong>mal mehr<br />

Gewicht haben als viele prom<strong>in</strong>ente<br />

politische Gedenktage. Unsere K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>der,<br />

sofern sie sich überhaupt<br />

noch als Teil der Schöpfung begreifen<br />

können, werden wissen, wem<br />

sie lebenswertes Leben zu danken<br />

haben: Der BN ist e<strong>in</strong>er der Väter<br />

der globalen Umweltbewegung, auf<br />

deren Fahne steht »Kämpft, damit<br />

wir Hoffnung auf Hoffnung haben!«<br />

Ich gratuliere von ganzem Herzen.<br />

Baron Enoch zu Guttenberg,<br />

Dirigent<br />

Blick für Zukunftsthemen<br />

Herzlichen Glückwunsch zum<br />

<strong>90</strong>. Geburtstag! Bitte behalten Sie<br />

auch künftig Ihren klaren Blick für<br />

wichtige Zukunftsthemen, wie<br />

etwa das Flächensparen. Denn: Wie<br />

gedankenlos gehen wir doch mit<br />

dem Raum um, der uns <strong>in</strong> Deutschland<br />

zur Verfügung steht. Indem<br />

wir Naturräume immer mehr durch<br />

Bauten zersiedeln und durch Straßen<br />

zerschneiden, stören wir die<br />

für uns Menschen so wichtigen<br />

Naherholungsgebiete und zerstören<br />

Lebensräume für Pflanzen und<br />

Tiere. Deshalb: Nur e<strong>in</strong>e durchdachte<br />

Flächennutzung sichert<br />

langfristig den Schutz der Natur.<br />

Raumordnung und Landesplanung<br />

stellen dafür die Weichen.<br />

Prof. Dr. Andreas<br />

Troge, Präsident des<br />

Umweltbundesamtes<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 21<br />

Unsere K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>der werden wissen,<br />

wem sie lebenswertes Leben zu danken<br />

haben. Baron Enoch zu Guttenberg


Ihr Geschenk für den <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

Zum Geburtstag – e<strong>in</strong> neues Mitglied<br />

22 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Lebenslustige Menschen, Freunde des Lebens, <strong>Bund</strong> Naturschützer. Nur<br />

dank se<strong>in</strong>er Mitglieder hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> seit <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n die Kraft,<br />

<strong>Bayern</strong>s Schönheiten zu bewahren.<br />

Machen Sie dem BN jetzt das schönste Geburtstagsgeschenk: F<strong>in</strong>den<br />

Sie neue Lebensfreunde, werben Sie e<strong>in</strong> Neu-Mitglied. Als Dankeschön<br />

erhalten Sie e<strong>in</strong>e Jubiläumsprämie Ihrer Wahl.<br />

Die Welt im<br />

Taschenformat<br />

So kle<strong>in</strong>, so weit, so gut: Mit<br />

dem BN-Taschenfernglas<br />

erleben Sie die schönsten<br />

Augenblicke <strong>in</strong> der Natur<br />

hautnah. Die achtfache<br />

Vergrößerung eröffnet Ihnen<br />

e<strong>in</strong> ruhiges Bild auf die Schönheiten<br />

von Tieren und Landschaften.<br />

Den Vögele<strong>in</strong> im Walde lauschen<br />

… zuerst daheim im Sessel und dann draußen <strong>in</strong> der<br />

Natur: Mit den beiden Vogelstimmen-CDs erkennen Sie<br />

die Stimmen unserer gefiederten Freunde schnell und<br />

sicher wieder. Für Vogelliebhaber e<strong>in</strong> Muss, und auch zum<br />

Entspannen ideal.<br />

Willkommen auf der<br />

Seite des Lebens!<br />

Sie haben e<strong>in</strong>en Freund<br />

oder Bekannten davon<br />

überzeugt, e<strong>in</strong> Freund<br />

des Lebens zu werden<br />

und dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

beizutreten? –<br />

E<strong>in</strong>fach geme<strong>in</strong>sam die<br />

beigeheftete Beitrittskarte<br />

ausfüllen und<br />

absenden.<br />

Vielen Dank!<br />

Der Stuben-<br />

Biber für<br />

Zuhaus<br />

Ganz »echt« ist er<br />

zwar nicht und auch ke<strong>in</strong><br />

Tiger – im Unterschied zu se<strong>in</strong>en<br />

Anverwandten <strong>in</strong> freier Wildbahn aber jederzeit<br />

bereit zum Knuddeln: Der BN-Stubenbiber. 20 cm<br />

groß mit wunderbar weichem Biberfell aus Plüsch.<br />

Werben<br />

und gew<strong>in</strong>nen<br />

Achtung! Geht die<br />

beigeheftete Beitrittserklärung bis 31. Juli 2003 bei<br />

uns e<strong>in</strong>, nehmen Sie als erfolgreicher Werber an der<br />

Verlosung e<strong>in</strong>er traumhaften BN-Reise teil! Das Ziel der<br />

Reise bestimmen Sie. E<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den BN-Reisekatalog<br />

schauen und auswählen. Für zwei Personen und im<br />

Wert von 1600 Euro – zum Beispiel nach Ligurien, <strong>in</strong><br />

die Hohe Tatra …<br />

Der BN-Reisekatalog ist erhältlich bei der BN Service<br />

GmbH, Spitalstr. 21, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 57-0,<br />

Fax -99, <strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de,<br />

www.service.bund-naturschutz.de.<br />

Foto: BN Service GmbH


Foto: BN/Leidorf<br />

Stille Bergwälder, friedliche Seen, zauberhafte Moore<br />

und Fluss-Auen voll pulsierenden Lebens – noch<br />

gibt es sie: Stücke <strong>in</strong>takter Heimatnatur. Doch die kle<strong>in</strong>en<br />

und großen Naturwunder, die den Charakter der<br />

bayerischen Landschaften ausmachen, schw<strong>in</strong>den<br />

immer mehr. Wir me<strong>in</strong>en, unsere Heimat muss ihr<br />

natürliches Gesicht behalten dürfen. Damit auch unsere<br />

K<strong>in</strong>der und Enkel sich an der Vielfalt des Lebens, an<br />

naturnahen Wäldern, bunten Wiesen und <strong>in</strong> der Luft<br />

blitzenden Libellen freuen können.<br />

Oft besteht die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, unsere letzten<br />

Naturschönheiten zu beschützen, dar<strong>in</strong>, gefährdete<br />

Große Jubiläumsaktion<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> – <strong>90</strong> Hektar<br />

Biotope käuflich zu erwerben. Für den <strong>Naturschutz</strong><br />

angekaufte Flächen kann niemand mehr zerstören. Mit<br />

e<strong>in</strong>em durch Ankauf gesicherten Biotop bewahren wir<br />

zugleich e<strong>in</strong> Stück unverwechselbare Landschaft sowie<br />

Tiere und Pflanzen verschiedenster bedrohter Arten.<br />

Angekaufte Schutzflächen s<strong>in</strong>d der sicherste Weg, Heimatnatur<br />

zu erhalten, umfassend und dauerhaft. Für<br />

diese drei Ankaufs-Projekte benötigen wir Ihre Hilfe:<br />

Ste<strong>in</strong>achtal – das Naturparadies bewahren<br />

Das Ste<strong>in</strong>achtal und die L<strong>in</strong>der Ebene erstrecken sich<br />

über die bayerischen Landkreise Coburg, Kronach und<br />

Lichtenfels sowie den thür<strong>in</strong>gischen Landkreis Sonneberg.<br />

Bunte Brachflächen, naturnahe Fließgewässer<br />

wie die Föritz und von Seerosen bedeckte Waldteiche<br />

bilden e<strong>in</strong> stilles Naturparadies. Über 40 stark gefährdete<br />

oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />

leben hier: von der Bachmuschel über das<br />

Braunkehlchen bis zur Grünen Keiljungfer. Jetzt haben<br />

wir die Chance, 50 Hektar dieser unersetzbaren Biotopflächen<br />

zu sichern und damit Tiere und Pflanzen<br />

dauerhaft zu schützen. Die Landwirte und Grundbesitzer<br />

s<strong>in</strong>d verkaufsbereit – um diese Chance zu nutzen,<br />

benötigen wir jetzt dr<strong>in</strong>gend Ihre Unterstützung!<br />

Donau-Ried – <strong>Bayern</strong>s Vielfalt beschützen<br />

Die Feuchtgebiete Mert<strong>in</strong>ger Höll und Ruten im<br />

Donau-Ried beherbergen e<strong>in</strong>e enorme Vielfalt seltener<br />

Tiere und Pflanzen. Der vom Aussterben bedrohte<br />

Große Brachvogel f<strong>in</strong>det hier e<strong>in</strong>e letzte Zuflucht.<br />

Doch Austrocknung und belastetes Wasser bedrohen<br />

das Idyll. Um das Überleben von Brachvogel, Kiebitz<br />

und Weißstorch noch zu sichern, müssen wir dr<strong>in</strong>gend<br />

die Wiesen und Moore erhalten und mite<strong>in</strong>ander vernetzen.<br />

40 Hektar angekaufter Schutzflächen s<strong>in</strong>d dafür<br />

notwendig. Dafür muss der BN 61 200 Euro als Eigenmittel<br />

aufbr<strong>in</strong>gen. Das schaffen wir nur mit Ihrer Hilfe!<br />

Foto: Stadelmann<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Mit Ihrer Hilfe<br />

wollen wir <strong>in</strong> diesem Jubiläumsjahr <strong>90</strong> Hektar<br />

wertvollste Biotope durch Ankauf dauerhaft<br />

schützen und damit vielen bedrohten Arten<br />

helfen. E<strong>in</strong> Geschenk für <strong>Bayern</strong>s Natur.<br />

Teichlberg – Rückzugsraum für Storch und Luchs<br />

Am Südabfall des Teichlbergs im Landkreis Tirschenreuth<br />

liegt e<strong>in</strong> Mosaik aus naturnahen Laubwäldern,<br />

aus Basaltblockschutt, Quellgebieten, Waldwiesen,<br />

Gebüschen und Tümpeln. Dort f<strong>in</strong>det man seltenste<br />

Arten wie Schwarzstorch, Uhu, Waldschnepfe, Hohltaube,<br />

Sperl<strong>in</strong>gskauz, Rauhfußkauz, Kreuzotter und<br />

Moorfrosch. Das naturnahe Gebiet gibt sogar dem<br />

Luchs e<strong>in</strong>e lange verlorene Heimat zurück. Um dieses<br />

e<strong>in</strong>malige Gebiet für die Zukunft zu sichern, müssen<br />

wir jetzt zehn Hektar Schlüsselflächen ankaufen. Bitte<br />

unterstützen Sie uns dabei, die notwendigen 80 000<br />

Euro aufzubr<strong>in</strong>gen!<br />

Bitte helfen Sie uns, die Naturschönheiten <strong>Bayern</strong>s<br />

mit ihrer e<strong>in</strong>zigartigen Vielfalt seltener Tiere und<br />

Pflanzen zu beschützen! Herzlichen Dank.<br />

(E<strong>in</strong>en Überweisungssche<strong>in</strong> für Ihre Spende f<strong>in</strong>den Sie<br />

anbei e<strong>in</strong>geheftet.)<br />

Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, BN-Vorsitzender<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 23<br />

Foto: Silvestris


Foto: Willner<br />

Nationalpark Bayerischer Wald:<br />

E<strong>in</strong>e Vision wurde Wirklichkeit<br />

Das Grüne Herz Europas<br />

Die Geschichte des Nationalparks im Bayerischen<br />

Wald ist noch etwas älter als der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>.<br />

Und doch ist sie vor allem e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte<br />

des BN. Von Hubert We<strong>in</strong>zierl, BN-Ehrenvorsitzender<br />

und e<strong>in</strong> »Vater des Nationalparks«<br />

Erfolgreicher Weg<br />

Der Nationalpark<br />

Bayerischer Wald,<br />

hier e<strong>in</strong> Fußweg<br />

zum Rachel, steht<br />

heute für <strong>in</strong>ternationalesRenommee<br />

im <strong>Naturschutz</strong><br />

ebenso wie<br />

für große Beliebtheit<br />

bei Erholungssuchenden<br />

und<br />

nicht zuletzt für<br />

den wirtschaftlichen<br />

Erfolg e<strong>in</strong>er<br />

ganzen Region.<br />

Nachdem 1872 bereits der Yellowstone-Nationalpark<br />

<strong>in</strong> den USA gegründet war, begann im Jahr<br />

1911 e<strong>in</strong>e Diskussion über die Schaffung e<strong>in</strong>es Nationalparks<br />

im Böhmerwald. Aber erst 1965 kam es zu<br />

e<strong>in</strong>em legendären »Gipfeltreffen« tschechischer, österreichischer<br />

und deutscher Naturschützer auf dem<br />

Dreisessel, und die Diskussion begann erneut im Frühjahr<br />

1966. Es war <strong>in</strong> Ostafrika, wo ich mit Professor<br />

Bernhard Grzimek über e<strong>in</strong>e Passage se<strong>in</strong>es Buches<br />

»Wildes Tier, Weißer Mann« diskutierte, <strong>in</strong> der er die<br />

Möglichkeit der Schaffung e<strong>in</strong>es Nationalparks <strong>in</strong><br />

Mitteleuropa bezweifelte. Wenige Zeit danach, im<br />

Frühjahr 1966, durchstreiften wir <strong>in</strong>tensiv den Inneren<br />

Bayerischen Wald; der Nationalpark-Fachmann revidierte<br />

daraufh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Befürchtung.<br />

Kurz danach trugen wir diese Idee dem Bayerischen<br />

M<strong>in</strong>isterpräsidenten Alfons Goppel vor. Damit wurde<br />

e<strong>in</strong>e lebhafte politische Diskussion eröffnet, die<br />

schließlich nach vier <strong>Jahre</strong>n, 1970, zur Gründung des<br />

ersten Nationalparks im Bayerischen Wald führte. 1991<br />

wurde diese Idee noch gekrönt durch die Schaffung<br />

des tschechischen Nationalparks im Böhmerwald.<br />

Schließlich gelang es im <strong>Jahre</strong> 1997, den Nationalpark<br />

im Bayerischen Wald auf die be<strong>in</strong>ahe doppelte Fläche<br />

von nunmehr 23 000 Hektar zu erweitern.<br />

Der weite Blick<br />

Ehrlich gesagt, ke<strong>in</strong>er unter uns, die wir Ende der<br />

1960er <strong>Jahre</strong> die jahrelang währende Leidensgeschichte<br />

auf dem Weg zu diesem Nationalpark miterlebten,<br />

hatte damals geglaubt, dass aus<br />

dem ungeliebten K<strong>in</strong>d der Bayerischen<br />

Staatsforstverwaltung e<strong>in</strong>mal das viel gerühmte<br />

Aushängeschild der Staatsregierung<br />

werden sollte. Wer er<strong>in</strong>nert sich noch an<br />

diese hitzigen Debatten, als wir um den<br />

Schutz der Altbestände vor dem gierigen<br />

Zugriff der Motorsägen rangen? Entscheidend<br />

für den Durchbruch der Nationalparkidee<br />

war, das ist unbestritten, der Weitblick<br />

des 1970 neu <strong>in</strong>s Amt gekommenen Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isters<br />

Dr. Hans Eisenmann,<br />

der über se<strong>in</strong>en Waldnationalpark bis zum<br />

24 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Gipfeltreffen<br />

Hubert We<strong>in</strong>zierl (l<strong>in</strong>ks) und Professor Wolfgang Haber<br />

(Mitte) erläutern 1969 vom Lusengipfel aus Politikern das<br />

Gebiet des geplanten Nationalparks.<br />

Tode die schützende Hand gehalten und sogar so unpopuläre<br />

<strong>Naturschutz</strong>maßnahmen verfügt hat wie das<br />

Liegenlassen großflächiger W<strong>in</strong>dwürfe, damit sich die<br />

Natur zurückentwickeln konnte. Dass diese Entscheidung<br />

richtig war, ist heute unstrittig.<br />

<strong>Bund</strong>espräsident Roman Herzog hat dies am 7. Oktober<br />

1995 knapp und präzise ausgedrückt, als er sagte:<br />

»Wir müssen wieder lernen, dass man die Natur nicht<br />

nur nutzen, nicht nur ausnutzen kann, sondern dass<br />

man die Natur auch e<strong>in</strong>fach liegen lassen kann, entgegen<br />

allen verme<strong>in</strong>tlichen Erkenntnissen der deutschen<br />

Forstwirtschaft.« Zugegeben, als studierter Forstmann<br />

habe ich Verständnis für die Identitätskrise manches<br />

Forstkollegen, wenn er erkennen muss, dass der Wald<br />

auch ohne uns, und oftmals sogar viel besser und<br />

natürlicher wächst.<br />

Altes Europa<br />

Der große Wald im Herzen Europas, der herzynische<br />

Wald der Römer, ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich geschlossener, großer,<br />

naturnaher Lebensraum. Der demokratische Aufbruch<br />

<strong>in</strong> Osteuropa, die Beseitigung des Grenzzauns zwischen<br />

<strong>Bayern</strong>, der Tschechischen Republik und Österreich<br />

haben den Naturraum am ehemals Eisernen<br />

Vorhang wieder zur E<strong>in</strong>heit werden lassen. Jetzt ist die<br />

Zeit gekommen, die Vision des grenzüberschreitenden<br />

Nationalparks, wie wir sie bereits zur Zeit des Prager<br />

Frühl<strong>in</strong>gs entwickelt hatten, als Natur schützende und<br />

Völker verb<strong>in</strong>dende Idee zu verwirklichen.<br />

Denn es steht nicht weniger auf dem Spiel als die<br />

letzte Chance, das größte zusammenhängende Waldgebiet<br />

<strong>in</strong> Mitteleuropa und damit e<strong>in</strong> Stück abendländischer<br />

Kultur der Nachwelt zu erhalten. Die nächsten<br />

Generationen werden uns nicht danach fragen, wie<br />

viele Autobahnen, Schifffahrtskanäle oder Kernkraftwerke<br />

wir zurückgelassen haben, sondern wo der Wald<br />

geblieben ist. Hier schlägt das Grüne Herz Mitteleuropas,<br />

hier entspr<strong>in</strong>gen Quellen der abendländischen<br />

Kultur, die auch e<strong>in</strong>e Waldkultur ist.<br />

Foto: BN-Archiv


Foto: Leidorf<br />

Initiiert hatte das erste deutsch-deutsche Naturschützertreffen<br />

nach der Wende Prof. Hubert Weiger<br />

vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (BN). Und auch die Grundidee<br />

zum Grünen Band stammte aus den Reihen des Verbands.<br />

Schon seit <strong>Jahre</strong>n war der Ornithologe Dr. Kai<br />

Frobel Vogel-Seltenheiten h<strong>in</strong>ter den Grenzanlagen auf<br />

der Spur, wenn auch nur mit dem Fernglas. Er blickte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e ökologische Schatzkammer. Feuchtwiesen, Magerrasen,<br />

Moore, Wälder, Uferzonen lagen gleich e<strong>in</strong>er<br />

Perlenkette aufgereiht an e<strong>in</strong>em Brachestreifen quer<br />

durchs Land. E<strong>in</strong>e historische Chance!<br />

An sich war es gewagt, die Grenze, auf welche Weise<br />

auch immer, schützen zu wollen. Trotzdem stieß das<br />

Grüne Band <strong>in</strong> Politik und Öffentlichkeit auf offene<br />

durch das Raster des behördlichen <strong>Naturschutz</strong>es fallen<br />

oder die Zeit drängt, gehen der BN und se<strong>in</strong><br />

<strong>Bund</strong>esverband BUND auf eigene Faust vor. Mit Spendengeldern<br />

haben sie bereits über 130 Hektar erworben,<br />

die fürs Grüne Band unverzichtbar s<strong>in</strong>d.<br />

Große Vision<br />

Frischen W<strong>in</strong>d brachte das neu gefasste <strong>Bund</strong>esnaturschutzgesetz,<br />

das überregionalen Biotopverbund fordert.<br />

So konnte der BN im Auftrag des <strong>Bund</strong>esamts für<br />

<strong>Naturschutz</strong> die erste vollständige Biotopkartierung<br />

des Grünen Bandes vornehmen. Demnach s<strong>in</strong>d auch<br />

heute noch 85 Prozent unbee<strong>in</strong>trächtigt. Und fast die<br />

Hälfte der Fläche beherbergt Biotoptypen, die laut<br />

Das Grüne Band<br />

Grenzfall im<br />

<strong>Naturschutz</strong><br />

Wendezeit im Dezember ’89. Politisches Tauwetter hat den »Eisteich« erfasst. In der Hofer<br />

Gaststätte feilen 400 Naturschützer aus Ost und West an e<strong>in</strong>er Vision: Aus der mörderischen<br />

<strong>in</strong>nerdeutschen Grenze soll e<strong>in</strong> lebendiges Symbol der E<strong>in</strong>heit werden – und zugleich der<br />

größte Biotopverbund Deutschlands.<br />

Ohren. Doch der schlüsselfertige Naturkorridor litt<br />

unter den Erfordernissen und Wirren der Wendezeit.<br />

Bald war er vielfach von Landstraßen, Autobahnen zerschnitten,<br />

legal oder illegal beackert oder sogar von<br />

Gewerbegebieten angenagt. Ohne Lobby, so zeigte<br />

sich, hatte das Grüne Band ke<strong>in</strong>e Chance. Deshalb<br />

machte es der BN zu e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er wichtigsten Projekte.<br />

Spenden retten Leben<br />

Doch <strong>Naturschutz</strong> auf 1400 Kilometer Strecke ist e<strong>in</strong><br />

Präzedenz- und Grenzfall: Mangelnde gesetzliche<br />

Grundlagen, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Zuständigkeiten, Akteuren<br />

und Hemmnissen bremsten die Ausweisung von<br />

Schutzgebieten. Da waren Traktoren und Bagger oft<br />

schneller als die Kartierer.<br />

Um die Aktivitäten besser abstimmen zu können,<br />

gründete der Verband eigens e<strong>in</strong> Projektbüro. Unter<br />

Leitung von Dr. Liana Geidezis und Dr. Kai Frobel koord<strong>in</strong>iert<br />

und plant es bundesweit Pressearbeit, Ausstellungen,<br />

Kunstaktionen, Grundstückskäufe und nicht<br />

zuletzt die Zusammenarbeit mit Partnern. Mit Erfolg:<br />

Das Grüne Band ist als Schutzziel etabliert, e<strong>in</strong> Drittel<br />

steht rechtmäßig unter Schutz. Wo wertvolle Flächen<br />

Roter Liste als gefährdet gelten. 32 Abschnitte gelten<br />

nun als bundes- oder landesweit bedeutsame Schwerpunkt-<br />

und Entwicklungsgebiete – zusammen über<br />

drei Viertel der Fläche. Aber für e<strong>in</strong>en überregionalen<br />

Biotopverbund s<strong>in</strong>d im Pr<strong>in</strong>zip alle Flächen relevant,<br />

auch die sche<strong>in</strong>bar wertlosen. Es lohnt sich, die Lücken<br />

zu schließen.<br />

E<strong>in</strong> Quantensprung für alle Schutzbemühungen<br />

wäre, wenn sich die <strong>Bund</strong>esregierung an den Koalitionsvertrag<br />

er<strong>in</strong>nerte. Dort versprach sie, ökologisch<br />

besonders wertvolle <strong>Bund</strong>esliegenschaften wie im<br />

Grünen Band zu »sichern«. Sie müsste dazu lediglich<br />

die bundeseigenen Flächen den Ländern oder <strong>Naturschutz</strong>verbänden<br />

kostenlos und zweckgebunden übertragen.<br />

Knapp zwei Drittel des Grünen Bandes wären<br />

auf e<strong>in</strong>en Streich gerettet.<br />

Die jüngsten Visionen des BN gehen über die Resolution<br />

aus dem »Eisteich« weit h<strong>in</strong>aus. Seit im vergangenen<br />

Sommer Michail Gorbatschow die Schirmherrschaft<br />

für das Grüne Band übernommen hat, wird es<br />

zusehends <strong>in</strong>ternational. Der Eiserne Vorhang als Vorlage?<br />

Es gibt viel zu tun zwischen Eismeer und Adria.<br />

T<strong>in</strong>o Schlag<strong>in</strong>tweit<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 25<br />

Foto: Schmidl<br />

Spuren im Band<br />

Ohne Schutz wäre<br />

das Grüne Band,<br />

Deutschlands<br />

größter Biotopverbund<br />

an der ehemaligen<br />

Grenze,<br />

bald Vergangenheit.<br />

Noch 85 Prozent<br />

s<strong>in</strong>d heute<br />

<strong>in</strong>takt, aber erst<br />

e<strong>in</strong> Drittel steht<br />

unter rechtlichem<br />

Schutz. Im Juni<br />

2002 machte<br />

Hubert Weiger,<br />

hier mit Michail<br />

Gorbatschow,<br />

BUND-Vorsitzender<br />

Angelika<br />

Zahrndt und<br />

<strong>Bund</strong>esumweltm<strong>in</strong>ister<br />

Jürgen<br />

Tritt<strong>in</strong>, erstmals<br />

die Idee »Grünes<br />

Band Europa«<br />

publik.


Foto: Markl-Meider<br />

Neues vom Leben<br />

auf dem Land<br />

Auf ihrem Biolandhof<br />

fördern Theresia<br />

und Stephan<br />

Kreppold auch<br />

den Umgang mit<br />

neuen Energien<br />

und neuer Kunst.<br />

Kontakt<br />

Theresia und<br />

Stephan Kreppold,<br />

Wilpersberg 1,<br />

86551 Aichach,<br />

Tel.08258-211,<br />

Fax 08258-1061<br />

Theresia und Stephan Kreppold<br />

Vom Märchen,<br />

dass Bauer zu se<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Kunst ist<br />

Irgendwann während unseres Spaziergangs über diesen<br />

paradiesischen E<strong>in</strong>ödhof führt mich Stephan<br />

Kreppold an e<strong>in</strong>e Stelle mit weitem Blick <strong>in</strong>s Umland.<br />

Hier eröffnet sich der ganze Reiz der sanftbuckeligen<br />

Landschaft zwischen Dachau und Aichach, die Schwaben<br />

und Oberbayern mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det. Doch der<br />

Bio-Bauer macht mich auf etwas anderes aufmerksam.<br />

»Schade nur«, sagt er, »dass wir auf unserer Öko-Insel<br />

von 10 000 armen Schwe<strong>in</strong>en umz<strong>in</strong>gelt s<strong>in</strong>d.« Dabei<br />

deutet er auf drei, vier r<strong>in</strong>gsum gelegene, blendend<br />

weiß getünchte Hallen – Großmastbetriebe, <strong>in</strong> denen<br />

jeweils 1000 bis 2000 Tiere ihr tristes Leben fristen.<br />

Was muss das für e<strong>in</strong> Gefühl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Menschen<br />

auslösen, den ich nur wenige Momente zuvor erlebte,<br />

wie er am Laufstall dem massigen Stier namens Franziskus<br />

aus se<strong>in</strong>er Herde von knapp 100 Angus-R<strong>in</strong>dern<br />

fast zärtlich über Stirn und Nase strich? Bei e<strong>in</strong>em Bauern,<br />

der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nutztier mehr sieht als nur Schlachtvieh.<br />

Der weiß, dass der würdelose Umgang mit den<br />

Tieren auch die Würde se<strong>in</strong>es Berufsstands <strong>in</strong> Frage<br />

stellt. Und der das <strong>in</strong> sich spürt, was auch se<strong>in</strong>e Frau<br />

Theresia später <strong>in</strong> wenigen Worten zum Ausdruck<br />

br<strong>in</strong>gt: Ȇberall bei unserer Arbeit treffen wir auf Beseeltes:<br />

<strong>in</strong> den Tieren, <strong>in</strong> den Pflanzen und im Boden.«<br />

26 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

<strong>Naturschutz</strong> lebt von<br />

Menschen – und von<br />

Märchen. Zum<strong>in</strong>dest<br />

auf dem Bio-Bauernhof<br />

von Theresia und<br />

Stephan Kreppold,<br />

wo das Bodenleben<br />

ebenso gepflegt wird<br />

wie das kulturelle.<br />

Deshalb gedeihen<br />

hier nicht nur die<br />

Pflanzen, auch die<br />

Menschen blühen<br />

auf. E<strong>in</strong> Portrait von<br />

Christoph Markl-<br />

Meider<br />

Un-konventionelle Landwirte<br />

Für Theresia und Stephan Kreppold, 53 und 57, gibt es<br />

ke<strong>in</strong>e erstrebenswerte Alternative dazu, Bäuer<strong>in</strong> und<br />

Bauer zu se<strong>in</strong>. Und dennoch stehen sie seit über 20 <strong>Jahre</strong>n<br />

<strong>in</strong> offenem Widerspruch zu dem, was sich konventionelle<br />

Landwirtschaft nennt. Ihr Bioland-Hof, e<strong>in</strong><br />

100-Hektar-Ackerbaubetrieb mit extensiver R<strong>in</strong>derhaltung,<br />

e<strong>in</strong>em großen Gemüsegarten und e<strong>in</strong>em florierenden<br />

Hofladen, ist zu e<strong>in</strong>em überzeugenden Gegenmodell<br />

des allgeme<strong>in</strong>en »Wachsens oder Weichens«<br />

geworden.<br />

Die Entwicklung des traditionsreichen Familienbetriebes<br />

lässt sich als e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte des ökologischen<br />

Landbaus beschreiben, der heute <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

etwa 4000 Betriebe auf e<strong>in</strong>er Fläche von 100 000 Hektar<br />

umfasst. Natürliche Vielfalt, fruchtbarer Boden und<br />

gesunde Ernährung waren die Schlüsselbegriffe der<br />

Öko-Pioniere, die <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er immer lebensfe<strong>in</strong>dlicheren<br />

Umwelt e<strong>in</strong> Stück heile Welt schaffen wollten –<br />

so auch das Ehepaar Kreppold. Weitere Motive kamen<br />

h<strong>in</strong>zu, wie etwa der Mut zum regionalen Wirtschaften,<br />

das politische Engagement im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> oder<br />

die Lust, e<strong>in</strong>e angepasste Technik für den Bio-Landbau<br />

zu entwickeln.<br />

Die weibliche Wende<br />

Doch all das genügte nicht, um daraus auf Dauer Kraft<br />

für die Zukunft zu schöpfen – vor allem genügte es Theresia<br />

nicht. Sie, die Bäuer<strong>in</strong> gelernt und Sozialpädagogik<br />

studiert hatte, begann irgendwann, das Leben auf<br />

dem Lande mit »typisch weiblichen« Komponenten zu<br />

bereichern: Feste im <strong>Jahre</strong>skreis, meditative Tänze und<br />

das Erzählen volkstümlicher Märchen waren äußere<br />

Zeichen ihrer Sehnsucht nach e<strong>in</strong>er umfassenderen<br />

Persönlichkeit. Davon ließ sich auch ihr Mann anstecken,<br />

dessen große bildhauerische Figuren seitdem die<br />

Gäste am Hof empfangen.<br />

Der Öko-Landbau, so lehrt das Beispiel, br<strong>in</strong>gt nicht<br />

nur die Natur auf den Bauernhof zurück, sondern auch<br />

etwas des ganzheitlichen Lebens von e<strong>in</strong>st. Aber es ist<br />

e<strong>in</strong> anderes Selbstbewusstse<strong>in</strong>, das daraus erwachsen<br />

ist, und e<strong>in</strong>e neue Kultur, die jetzt gepflegt wird – und<br />

auch gefeiert. »Uns geht es so gut«, strahlt Stephan,<br />

»dass wir das mit anderen teilen möchten.« Deshalb<br />

lädt er mich auf das nächste Hoffest e<strong>in</strong>, wo alles zusammenkommt:<br />

die Politik und das Essen, die Musik<br />

und das Handwerk, die Kunst und die Kuh, der Bauer<br />

und der Pfarrer, die Landfrau und die Verbraucher<strong>in</strong>,<br />

die Tiere und die K<strong>in</strong>der, das Kabarett und die Märchen.<br />

Dann erzählt Theresia vielleicht auch vom »Kürbisk<strong>in</strong>d«<br />

– und gibt so etwas von dem Geheimnis preis,<br />

warum die Saat unter ihren Händen so prächtig aufgeht<br />

oder warum der von Stephan kultivierte Acker<br />

mehr gibt als genug. »Es lebten e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Mann und<br />

e<strong>in</strong>e Frau«, beg<strong>in</strong>nt das Märchen. »E<strong>in</strong>es Tages säte die<br />

Frau e<strong>in</strong>en Kürbiskern aus. Bald war daraus e<strong>in</strong>e hübsche,<br />

kräftige Pflanze gewachsen, und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kürbis<br />

h<strong>in</strong>g daran. Sie tauften ihn ihr ›Kürbisk<strong>in</strong>d‹ und<br />

fühlten sich glücklich und reich …«


Fünf <strong>Jahre</strong> BN Service GmbH<br />

Öko-Visionen wirtschaftlich umsetzen<br />

Vor fünf <strong>Jahre</strong>n hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>e GmbH gegründet. In kurzer Zeit ist<br />

sie zum stattlichen Öko-Dienstleister gewachsen, mit hohen Ansprüchen an die eigene<br />

Arbeit. Benedikt Bisp<strong>in</strong>g über die ökologischen Visionen der BN Service GmbH<br />

E<strong>in</strong>en Schlafwagen von Nürnberg nach Moskau? –<br />

Ke<strong>in</strong>e Chance, dafür haben wir ke<strong>in</strong>e Rangierer<br />

mehr am Bahnhof …« Es ist schwer geworden, <strong>in</strong><br />

Deutschland Visionen zu verwirklichen. Alle reden<br />

davon, aber wenn es konkret wird, gilt das »Geht nicht<br />

– gibt’s nicht« schnell nicht mehr.<br />

Vor fünf <strong>Jahre</strong>n ist die <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> Service<br />

GmbH angetreten, den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb<br />

des BN zu übernehmen, dabei den ökologischen<br />

Positionen des Verbandes gerecht zu werden und<br />

umfangreiche Service-Leistungen vor allem für die BN-<br />

Mitglieder anzubieten. In e<strong>in</strong>er langen Reihe von Aufgaben<br />

– Anzeigen-Akquise, Druck- und Verlagsabwicklung,<br />

Versand von Publikationen und Werbemitteln,<br />

Umweltmessen, Kulturveranstaltungen, Umweltberatung<br />

und mehr – stand von Anfang an die Organisation<br />

ökologischer Reisen mit an vorderster Stelle.<br />

Und bald war e<strong>in</strong> Traum geboren: Wenn der BN<br />

gerne Gruppenreisen <strong>in</strong> Nationalparke organisieren,<br />

dabei etwas Ausgefallenes bieten, auf Flüge aber<br />

bewusst verzichten wollte: Was lag da näher als e<strong>in</strong>e<br />

Erlebnisreise mit der Transsibirischen Eisenbahn zum<br />

Baikalsee im fernen Asien?<br />

Rote Listen, grüne Jobs<br />

Trotz mancher Mühen und Skepsis: Der Traum wurde<br />

Wirklichkeit, im Februar dieses <strong>Jahre</strong>s bereits zum<br />

siebten Mal. Für die BN GmbH bedeutet das mehr als<br />

sieben mal 15 300 Bahn-Kilometer. Denn im Zuge der<br />

Reisen ließ sich vieles realisieren, was den Naturschützern<br />

am Herzen liegt. So konnte <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

e<strong>in</strong>er sibirischen Umweltorganisation, der »Ökologischen<br />

Welle Baikal«, erstmals e<strong>in</strong>e Rote Liste bedrohter<br />

Pflanzen der Baikalregion erstellt werden. E<strong>in</strong>e Frau<br />

aus Irkutsk hat über die BN-Reisen e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz<br />

für ökologische Exkursionsprogramme erhalten. Und<br />

über se<strong>in</strong> Reiseangebot gewann der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

nicht zuletzt auch zahlreiche neue Mitglieder, die<br />

durch ihren Beitritt <strong>in</strong> den Genuss der Mitgliederrabatte<br />

von bis zu 100 Euro kommen.<br />

Visionen wirtschaftlich umsetzen – das steigende<br />

Interesse an den BN-Reisen zeigt, dass dies möglich ist.<br />

Zugegeben, ökologisches Wirtschaften ist und bleibt<br />

stets e<strong>in</strong>e Gratwanderung. Sobald Waren produziert<br />

werden, Menschen oder Güter sich von A nach B<br />

bewegen, ist dies mit Energieaufwand verbunden. Aber<br />

je nach Art des Transports gibt es erhebliche Unterschiede,<br />

die die BN Service GmbH transparent macht.<br />

Mit e<strong>in</strong>er neuen Verbandsposition »Ökologisches<br />

Beschaffungswesen« versucht sie Antworten zu geben,<br />

mit ihren Produkten und Dienstleistungen bietet sie<br />

Alternativen. Denn wie könnte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

glaubwürdig gegen neue Flughafen-Startbahnen sprechen,<br />

wenn er gleichzeitig Flugreisen anbieten würde?<br />

Wie könnte er mehr regionale Produkte e<strong>in</strong>fordern,<br />

wenn se<strong>in</strong>e GmbH im Nationalpark-Laden Bayerischer<br />

Wald Plastikspielzeug aus Fernost verkaufen würde?<br />

Plüschbiber, garantiert heimisch<br />

Den eigenen Ansprüchen auch durch zugleich wirtschaftliches<br />

und ökologisches Handeln gerecht zu werden,<br />

ist nicht immer leicht. Aber immerh<strong>in</strong>: Im Frühjahr<br />

präsentiert die BN GmbH den ersten Plüsch-Biber,<br />

der nicht aus Fernost stammt. Über e<strong>in</strong>e Million Euro<br />

konnte das Team der BN Service GmbH 2002 durch<br />

ökologisches Wirtschaften umsetzen und dabei auch<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n erzielen. Die anspruchsvolle<br />

Aufgabe kann sogar Spaß br<strong>in</strong>gen – viel Herzblut und<br />

gute Nerven vorausgesetzt, und Visionen.<br />

Der Wunsch, dass der Schlafwagen für ökologische<br />

Russlandreisen doch noch direkt ab Nürnberg startet<br />

und es somit auch wieder e<strong>in</strong>en freien Rangierer im<br />

Bahnhof gibt, ist vorerst e<strong>in</strong> Traum geblieben. Aber<br />

vielleicht kommt ja auch <strong>in</strong> diesen Stillstand noch<br />

Bewegung. Gew<strong>in</strong>nen würden alle: Die Reisenden, die<br />

deutsche Arbeitslosenstatistik und das Image der Bahnen.<br />

Ökologischer Service ist ke<strong>in</strong>e Utopie. (göß)<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 27<br />

Fotos: BN Service GmbH<br />

Reise-Träume<br />

Ökologische Verantwortung<br />

und<br />

erfolgreiches Wirtschaften:<br />

Die<br />

erfolgreichen BN-<br />

Reisen, hier Teilnehmer<br />

am Baikalsee,<br />

zeigen, dass<br />

sich beides verb<strong>in</strong>den<br />

lässt.<br />

Der Autor<br />

Benedikt Bisp<strong>in</strong>g,<br />

35, ist seit fünf<br />

<strong>Jahre</strong>n GmbH-<br />

Geschäftsführer.<br />

Kontakt: BN Service<br />

GmbH, Spitalstr. 21,<br />

91207 Lauf, Tel.<br />

09123-9 99 57-0,<br />

Fax -99, www.<br />

service.bundnaturschutz.de


KOMMENTAR<br />

Foto: SZ<br />

Dicke Bretter gebohrt<br />

Christian Schneider ist Redakteur der »Süddeutschen Zeitung«. Natur- und Umweltthemen bilden<br />

e<strong>in</strong>en Schwerpunkt se<strong>in</strong>er journalistischen Tätigkeit. Für »Natur+Umwelt« wirft er e<strong>in</strong>en kritischen<br />

Blick auf <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>.<br />

Wer <strong>in</strong> Archive steigt und <strong>in</strong> alten Unterlagen blättert,<br />

kann dort zuweilen auf überraschende Aussagen<br />

stoßen. Zum Beispiel diese: »Viele Verantwortliche<br />

halten die Natur noch immer für e<strong>in</strong>en miserablen<br />

Verhau, so dass wir uns als Gegenbewegung, als Opposition<br />

zur Begradigung, Bere<strong>in</strong>igung und Entwässerung<br />

verstehen müssen. Viele Techniker sehen <strong>in</strong> der<br />

Erschließung noch immer die Ordnung und nicht den<br />

Kahlschlag, weil ihre Seelen so monoton geworden<br />

s<strong>in</strong>d wie die Kartoffelschläge und so e<strong>in</strong>fältig wie die<br />

neuen Autostraßen.«<br />

Das liest sich wie der Kommentar zur jüngsten<br />

Regierungserklärung von Umweltm<strong>in</strong>ister Werner<br />

Schnappauf. Tatsächlich aber stammt der Text aus dem<br />

Gründungsprogramm des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (BN),<br />

wie es Carl Freiherr von Tubeuf 1913 verkündet hat.<br />

In den vergangenen <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n sche<strong>in</strong>t sich <strong>in</strong> Sachen<br />

Umwelt- und <strong>Naturschutz</strong> also nicht viel bewegt zu<br />

haben. Was damals schon beklagt wurde, liegt heute<br />

immer noch im Argen. Der Schutz der Natur und der<br />

Umwelt – so lernen wir also – ist ähnlich wie das Bohren<br />

dicker Bretter. Das ist die nüchterne Bilanz zum <strong>90</strong>jährigen<br />

Geburtstag des BN. Da haben wir nun e<strong>in</strong>en<br />

Jubilar, der wacker gekämpft, aber auf den ersten Blick<br />

nicht viel bewegt hat. Schon vor Jahrzehnten wurde <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> – hoch offiziell – e<strong>in</strong>e Trendumkehr beim Landverbrauch<br />

gefordert. Fakt ist, dass <strong>Bayern</strong> im <strong>Jahre</strong> 2003<br />

auf diesem Gebiet trauriger Spitzenreiter unter den<br />

alten <strong>Bund</strong>esländern ist. Täglich werden im Freistaat<br />

rund 28 Hektar Land überbaut und versiegelt. Von<br />

Trendumkehr ke<strong>in</strong>e Spur.<br />

Und weiter: Die Roten Listen bedrohter Arten werden<br />

immer länger, nicht kürzer. Mehr als die Hälfte der<br />

Waldfläche <strong>Bayern</strong>s ist geschädigt. H<strong>in</strong>zu kommen Klimaveränderungen<br />

und steigende Hochwassergefahr<br />

als Folge massenhaften Verkehrs, der immer noch weiter<br />

expandiert. Nur zögerlich wird Flüssen und Bächen<br />

wieder mehr Raum gegeben. Waren <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> also für die Katz?<br />

Ganz bestimmt nicht. Natürlich hat es Misserfolge<br />

gegeben. Aber Naturschützer, so hat der ehemalige<br />

BN-Chef Hubert We<strong>in</strong>zierl e<strong>in</strong>mal gesagt, s<strong>in</strong>d »Triebtäter«.<br />

Weil das so ist, haben sie sich <strong>in</strong> all den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />

nicht entmutigen lassen. Sie haben hartnäckig immer<br />

wieder Sand <strong>in</strong>s Getriebe der Verwaltung geworfen und<br />

damit schlimme Planungen verh<strong>in</strong>dert.<br />

Ohne den BN und ohne den langen Atem der<br />

Umweltbewegung gäbe es heute vermutlich weder den<br />

Alpen-Nationalpark Königssee, mit dem vor rund 100<br />

<strong>Jahre</strong>n eigentlich alles angefangen hat, noch den<br />

28 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Nationalpark Bayerischer Wald. Auch der weltberühmte<br />

– und mit e<strong>in</strong>em Europa-Diplom geadelte – Donaudurchbruch<br />

an der Weltenburger Enge wäre ohne die<br />

vehementen Proteste des BN <strong>in</strong> den fünfziger <strong>Jahre</strong>n<br />

e<strong>in</strong>em Wasserwerk zum Opfer gefallen.<br />

Schließlich wäre der Freistaat kaum das erste <strong>Bund</strong>esland<br />

gewesen, das 1970 e<strong>in</strong> Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />

e<strong>in</strong>gerichtet hat, wenn nicht der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

immer wieder nachgebohrt hätte. Dass die Donau zwischen<br />

Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen noch immer e<strong>in</strong> frei<br />

fließender Fluss ist, kann sich der BN ebenfalls auf<br />

se<strong>in</strong>e Fahnen schreiben, auch wenn e<strong>in</strong> letzter Rest an<br />

Angst geblieben ist.<br />

Heute kl<strong>in</strong>gt es nur noch wie e<strong>in</strong> schlechter Traum,<br />

dass der BN noch <strong>in</strong> den sechziger <strong>Jahre</strong>n zu se<strong>in</strong>en Sitzungen<br />

im bayerischen Innenm<strong>in</strong>isterium zusammenkam.<br />

20 <strong>Jahre</strong> später kaufte er Sperrgrundstücke, um<br />

besonders gefährdete Landschaftsteile dem Zugriff der<br />

Planer und Straßenbauer zu entziehen. Und dann profilierte<br />

sich der e<strong>in</strong>st ziemlich brave Honoratioren-Vere<strong>in</strong><br />

als Gegner von Atomstrom und atomarer Wiederaufarbeitungsanlage.<br />

Das alles ist am <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, der heute aus<br />

guten Gründen darauf beharrt, überparteilich zu se<strong>in</strong>,<br />

nicht spurlos vorüber gegangen. Da hat es heiße Diskussionen<br />

im Vorstand gegeben, und so mancher BN-<br />

Veteran hat verärgert se<strong>in</strong> Mitgliedsbuch zurückgegeben,<br />

weil die Loyalität zur CSU größer war als die zur<br />

Natur. Und es hat auch so manche verbands<strong>in</strong>terne<br />

Kritik gegeben, weil der Kurs nicht immer geradl<strong>in</strong>ig<br />

war. Positionen zu überdenken und sie, wenn nötig,<br />

auch zu korrigieren, ist nicht das Schlechteste. Jedenfalls<br />

hat sich der BN engagiert <strong>in</strong> die öffentliche Diskussion<br />

e<strong>in</strong>gebracht. Das Entstehen e<strong>in</strong>es Umweltbewusstse<strong>in</strong>s<br />

ist vermutlich der größte gesellschaftspolitische<br />

Erfolg des BN.<br />

Mit der Weisheit und der Erfahrung e<strong>in</strong>es <strong>90</strong>-Jährigen<br />

kann der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> heute festhalten, es<br />

gibt das »Sowohl« und das »Als auch«. Viel wurde<br />

erreicht, vieles aber ist auch noch unerledigt. Es geht<br />

nicht nur um die kle<strong>in</strong>e überschaubare Welt vor der<br />

Haustür, es geht auch um das Handeln des E<strong>in</strong>zelnen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalen, schwer überschaubar gewordenen<br />

Welt. Da kommt es nicht nur auf e<strong>in</strong>en langen Atem an,<br />

sondern auch, Verbündete zu f<strong>in</strong>den. Dies wird es se<strong>in</strong>,<br />

was die Naturschützer jetzt noch lernen und <strong>in</strong>tensivieren<br />

müssen: Das Gespräch mit anderen gesellschaftlichen<br />

Gruppen, mit der Wirtschaft, mit den<br />

Gewerkschaften, mit den Bauern. Nur wer Mehrheiten<br />

schafft, wird etwas bewegen können.


Frieden<br />

mit der Natur<br />

Selten ist die<br />

Menschheit so nachdrücklich<br />

und dramatisch<br />

wie <strong>in</strong> diesen<br />

Tagen darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen worden, dass Frieden<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Lebensqualität und<br />

wesentliche Voraussetzung für die<br />

Moral e<strong>in</strong>er Gesellschaft und die<br />

Würde jedes E<strong>in</strong>zelnen ist. Jede<br />

<strong>Naturschutz</strong>bewegung ist auch<br />

Friedensbewegung, weil Frieden<br />

mit der Natur Grundlage und Ziel<br />

e<strong>in</strong>er verantwortlichen, humanen<br />

Gesellschaft ist. Wir brauchen die<br />

Vielfalt der Arten und Lebensräume<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er naturnahen, nicht überforderten<br />

Landschaft aus vielen Gründen.<br />

Wir brauchen die Natur für<br />

e<strong>in</strong>e erlebenswerte Zukunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Gesellschaft, die bereit ist, mit dem<br />

Nachbarn und mit der Kreatur zu<br />

teilen. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat<br />

sich bei allem umwelt- und naturschutzfachlichem<br />

Engagement seit<br />

<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n für dieses gesellschaftspolitische<br />

Ziel e<strong>in</strong>gesetzt, denn jedes<br />

gerettete Biotop ist auch e<strong>in</strong> Schritt<br />

h<strong>in</strong> zu mehr Menschlichkeit auf<br />

dieser Erde. Ich verb<strong>in</strong>de me<strong>in</strong>en<br />

Glückwunsch mit Dank und Respekt<br />

vor dem bisher Geleisteten.<br />

Ludwig Sothmann, Vorsitzender<br />

des Landesbundes für Vogelschutz<br />

Lasst uns streiten!<br />

Auch die Natur<br />

braucht e<strong>in</strong>e Lobby,<br />

denn gerade <strong>in</strong><br />

Großstädten ist Flächenfraß<br />

e<strong>in</strong>es der<br />

Hauptprobleme. Der<br />

BN ist dabei traditionell e<strong>in</strong>e Bürste,<br />

die auch mal gegen den Strich<br />

bürstet – gelegentlich auch gegen<br />

me<strong>in</strong>en, und das ist wichtig. Mit<br />

Beharrlichkeit und Nachhaltigkeit<br />

konnte schon manches im »Großen«<br />

also <strong>in</strong> der Stadt- und Landesplanung<br />

auf’s richtige Maß reduziert<br />

werden und vieles im Kle<strong>in</strong>en,<br />

zum Beispiel Gewässerrenaturierungen,<br />

verändert werden. Im <strong>90</strong>.<br />

Jahr ist der BN damit ebenso kritischer<br />

wie unverzichtbarer Partner<br />

der Politik geworden. Und für Nürn-<br />

berg gilt weiterh<strong>in</strong>: Wenn wir uns<br />

völlig e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, hat e<strong>in</strong>er von beiden<br />

was falsch gemacht, drum lasst<br />

uns weiter fröhlich und solidarisch<br />

streiten.<br />

Dr. Ulrich Maly, SPD, Oberbürgermeister<br />

der Stadt Nürnberg<br />

Lebensschutz<br />

auch für den Menschen<br />

Ich gratuliere sehr herzlich zu <strong>90</strong><br />

<strong>Jahre</strong>n engagierter und erfolgreicher<br />

<strong>Naturschutz</strong>arbeit. <strong>Naturschutz</strong><br />

wird immer mehr zum<br />

Lebensschutz für alle Geschöpfe,<br />

auch für den Menschen. In der<br />

Spanne me<strong>in</strong>es Lebens haben wir<br />

die Erdbevölkerung von zwei auf<br />

sechs Milliarden Menschen verdreifacht.<br />

Das ist e<strong>in</strong>e gefährliche<br />

Entwicklung. Wir haben enorm viel<br />

für die Zivilisation, für unser Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

getan, aber wir müssen<br />

uns davor hüten, der Natur Konkurrenz<br />

zu machen. Alle<strong>in</strong> die Zunahme<br />

von immer verheerenderen<br />

Naturkatastrophen ist e<strong>in</strong> Zeichen<br />

dafür. Ich er<strong>in</strong>nere nur an die s<strong>in</strong>tflutartigen<br />

Hochwasser im vergangenen<br />

Jahr <strong>in</strong> Ostdeutschland. Wir<br />

haben Flüsse <strong>in</strong> schnell fließende<br />

Wasserstraßen verwandelt. Die begleitenden,<br />

artenreichen Auenwälder<br />

wurden trockengelegt, und nun<br />

fehlt das Geld, diese E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> die<br />

Natur ausreichend zu reparieren.<br />

Die Schönheit der <strong>in</strong>takten Natur ist<br />

unser aller Erbe und ich wünsche<br />

dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

weiterh<strong>in</strong> viel Erfolg bei se<strong>in</strong>er<br />

wichtigen Mission, diese Schönheit<br />

zu bewahren. Herzlichst<br />

Ihr<br />

Prof. He<strong>in</strong>z Sielmann,<br />

Tierfilmer<br />

und Gründer der<br />

He<strong>in</strong>z Sielmann<br />

Stiftung<br />

Mut, Ausdauer und Gottes Segen<br />

Die Bibel bezeichnet im Schöpfungsbericht<br />

die Erde als e<strong>in</strong>en Garten,<br />

der den Menschen zum Hüten<br />

und Bebauen anvertraut ist. Mit<br />

großer E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit macht das<br />

Bild des Gartens gerade modernen<br />

Menschen im Zeitalter der <strong>in</strong>dustriellen<br />

Nutzung der Erde klar, wie<br />

zerbrechlich und fragil die Gleichgewichte<br />

<strong>in</strong> der Natur gelagert s<strong>in</strong>d,<br />

Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />

und wie sehr Gottes Schöpfung<br />

vorsorgenden und<br />

nachhaltigen Umgang<br />

braucht. Nicht zuletzt im<br />

Blick auf künftige Generationen<br />

erklärt sich das gesteigerte<br />

Maß unserer Verantwortung<br />

im Umgang mit der Schöpfung.<br />

»Wir haben diese unsere Erde<br />

von unseren K<strong>in</strong>dern nur geliehen«,<br />

lautet die logische Prämisse. Dem<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> zu se<strong>in</strong>em <strong>90</strong>.<br />

Geburtstag und allen Menschen, die<br />

sich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />

und ökologischen Umgangs mit der<br />

Natur um die Bewahrung der<br />

Schöpfung und die Sicherung der<br />

Lebensmöglichkeiten gegenwärtiger<br />

und zukünftiger Generationen<br />

bemühen, wünsche ich von Herzen<br />

Mut, Ausdauer und Gottes Segen.<br />

Dr. Dr. Anton Los<strong>in</strong>ger, Weihbischof,<br />

Augsburg<br />

Pflege der Heimat<br />

Heimatpflege – auf<br />

den Punkt gebracht<br />

– umfasst sowohl die<br />

Erhaltung der natürlichen<br />

als auch der<br />

geschichtlich gewordenen<br />

Eigenart unseres Landes.<br />

Baukultur und Landschaft, Brauchtum<br />

und Natur, der Mensch und<br />

se<strong>in</strong>e Umwelt – Faktoren, die sich<br />

gegenseitig ergänzen. So auch die<br />

beiden Institutionen des <strong>Naturschutz</strong>es<br />

und der Heimatpflege, die<br />

sich seit <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n im S<strong>in</strong>ne geme<strong>in</strong>samer<br />

Aufgaben und Ziele eng verbunden<br />

wissen <strong>in</strong> der Forderung<br />

e<strong>in</strong>es verantwortlichen Umgangs<br />

mit dem, was unser Land kennzeichnet<br />

und dem Menschen se<strong>in</strong>e<br />

Umwelt zur Heimat werden lässt.<br />

Ohne die öffentliche Wirksamkeit<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> wäre<br />

<strong>Bayern</strong> um Vieles, was zur Lebensqualität<br />

beiträgt, ärmer.<br />

Hans Roth, Geschäftsführer und<br />

Vorstandsmitglied des Bayerischen<br />

Landesvere<strong>in</strong>s für Heimatpflege,<br />

Gründungsvere<strong>in</strong> des BN<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 29<br />

<strong>Naturschutz</strong> wird immer mehr<br />

zum Lebensschutz für alle Geschöpfe,<br />

auch für den Menschen. Prof. He<strong>in</strong>z Sielmann


Fotos: Bendl<br />

FANG DEN AGENTEN!<br />

Detektive fahnden mit S-Bahn, Bus und Tram nach dem om<strong>in</strong>ösen Mister X:<br />

Die Jugendorganisation des BN entdeckt spielerisch den umweltfreundlichen<br />

Nahverkehr e<strong>in</strong>er Stadt. Von Helge Bendl<br />

30 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Se<strong>in</strong> Name ist – ne<strong>in</strong>, das tut hier und jetzt<br />

wirklich nichts zur Sache. Er stellt sich ja<br />

auch nicht lässig als James Bond vor, hat<br />

ke<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>iglas <strong>in</strong> der Hand und ke<strong>in</strong>e leicht<br />

bekleidete Dame im Arm. Er macht ebenfalls<br />

nicht mit allerlei Pe<strong>in</strong>lichkeiten als hektischer<br />

Johnny English auf sich aufmerksam. Der mysteriöse<br />

»Mister X« – so nennen ihn voller Respekt<br />

Mitarbeiter und Gegner – hat nun wirklich<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit für solche Spielereien. Er ist wieder<br />

e<strong>in</strong>mal unterwegs <strong>in</strong> geheimer Mission. Und<br />

steht jetzt trotz jahrelanger Erfahrung vor<br />

e<strong>in</strong>em gewaltigen Problem. Jemand hat ihn verraten,<br />

die Deckung ist aufgeflogen, und e<strong>in</strong>e<br />

ganze Horde von scharf komb<strong>in</strong>ierenden Detektiven<br />

jagt ihn durch die Stadt. Kann er entkommen?<br />

Auffällig unauffällig steht der Spion mit<br />

schwarzem Mantel, schwarzem Hut und Sonnenbrille<br />

an der U-Bahn-Station im Zentrum<br />

Nürnbergs und studiert den Fahrplan. Versteckt<br />

se<strong>in</strong> Gesicht h<strong>in</strong>ter den großen Lettern e<strong>in</strong>er<br />

Boulevardzeitung. Hastet die Rolltreppe h<strong>in</strong>auf.<br />

Reiht sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Schlange am Fahrkartenautomaten.<br />

Macht auf dem Weg zur Bushaltestelle<br />

kurz Station im Irish Pub – hier werden ihn<br />

die Verfolger von Scotland Yard wohl nicht vermuten.<br />

Nimmt kurz entschlossen die Tram zum<br />

Marientor, um <strong>in</strong> den Menschenmassen unterzutauchen,<br />

die rund um den Hauptbahnhof<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d. Doch es gibt ke<strong>in</strong> Entkommen:<br />

Die Beamten s<strong>in</strong>d ihm dicht auf den Fersen.<br />

Denn immer wieder bekommen die Detektive<br />

per Telefon e<strong>in</strong>en Tipp, wo sich der Gesuchte<br />

gerade aufhält. Sie haben nämlich die deutsche<br />

Polizei <strong>in</strong> Form von Oberwachtmeister Schmorell<br />

um Unterstützung gebeten, der sie aus der<br />

Zentrale mit Nachrichten versorgt. Diese<br />

Zusammenarbeit zahlt sich aus, ihre Ermittlungen<br />

führen sie aber trotzdem – auch hier <strong>in</strong><br />

Nürnberg – selbst. Zwar s<strong>in</strong>d Eva-Maria, Isabella,<br />

Eva, Hannah und Bella auf den ersten Blick<br />

nicht als Scotland-Yard-Mitarbeiter zu erkennen;<br />

Passanten tippen eher auf e<strong>in</strong>e ganz normale<br />

Gruppe von Jugendlichen. Doch das Fünfer-Team<br />

ermittelt professionell und versucht,<br />

sich <strong>in</strong> den Agenten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen: In welche<br />

L<strong>in</strong>ie wird er wohl als nächstes umsteigen?<br />

Wo wird er sich ausruhen? Oder hält er die<br />

Detektive zum Narren und ist längst wieder am<br />

anderen Ende der Stadt? Schnelligkeit ist<br />

Trumpf. Die Jugendlichen erwischen am Rennweg<br />

gerade noch die U-Bahn, gondeln mit<br />

e<strong>in</strong>em Bus am Rathaus vorbei – und verpassen<br />

den Gesuchten am Nordostbahnhof nur knapp.<br />

Weiter geht die Suche – vielleicht hat ja e<strong>in</strong><br />

anderes Ermittler-Team mehr Glück.<br />

1983 wählte e<strong>in</strong>e Jury »Scotland Yard« zum<br />

»Spiel des <strong>Jahre</strong>s« – die Jugendorganisation<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (JBN) hat die Suche nach<br />

dem om<strong>in</strong>ösen Agenten Mister X nun schon<br />

zum zweiten Mal <strong>in</strong> die Wirklichkeit des Nürnberger<br />

Verkehrsverbunds übertragen. Nach der<br />

Premiere <strong>in</strong> Franken ziehen <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

andere Gruppen <strong>in</strong> Städten wie Ulm, Würzburg,<br />

München und Passau nach. »Mister X kann nur<br />

mit S-Bahnen, Bussen und der Tram flüchten,<br />

und auch se<strong>in</strong>e Verfolger dürfen nur öffentliche


Verkehrsmittel benutzen«, erklärt Silas Schmorell<br />

von der JBN Erlangen. Als »Oberwachtmeister«<br />

ist der 20-jährige Student e<strong>in</strong>er der Organisatoren<br />

des Nürnberger Spiels und betreut die<br />

Telefonzentrale, die den Detektiven Tipps bei<br />

der Jagd nach dem Spion gibt – der muss nämlich<br />

trotz Protesten immer wieder se<strong>in</strong>en aktuellen<br />

Standort mitteilen.<br />

Bei der Jagd nach Mister X muss es also nicht<br />

immer London se<strong>in</strong> wie beim Brettspiel. Auch <strong>in</strong><br />

Franken oder anderen Städten <strong>Bayern</strong>s kann der<br />

Geheimdienstler schnell untertauchen. Alle<strong>in</strong><br />

die Nürnberger S-Bahn befördert im Jahr 100<br />

Millionen Passagiere, <strong>in</strong> der ganzen Region s<strong>in</strong>d<br />

168 Millionen Fahrgäste unterwegs. Und weil<br />

der Verkehrsverbund mit fast 11 400 Quadratkilometern<br />

Ausdehnung h<strong>in</strong>ter Berl<strong>in</strong> und Rhe<strong>in</strong>-<br />

Ma<strong>in</strong> an dritter Stelle <strong>in</strong> Deutschland steht, hat<br />

der geheimnisvolle Agent auch viel Platz zum<br />

Untertauchen. Doch die Spielleiter machen<br />

dem Flüchtigen e<strong>in</strong>en Strich durch die Rechnung:<br />

Zu weit vom Stadtzentrum darf er sich<br />

nicht entfernen, damit die Jäger ihre Chance<br />

bekommen. Die müssen ihn möglichst schnell<br />

f<strong>in</strong>den, nach drei Stunden ist das Spiel nämlich<br />

vorbei und der Agent darf sich rühmen, die<br />

Ermittler ausgetrickst zu haben.<br />

»Natürlich soll diese Aktion wie bei e<strong>in</strong>em<br />

Geländespiel den Jagd<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kt wecken und<br />

Spaß machen. Aber wir wollen auch zeigen, wie<br />

Informationen zu den geplanten Mister-X-Spielen <strong>in</strong><br />

München (31. Mai) und Passau (14. Juni) bei der JBN,<br />

Adresse siehe Info-Ecke<br />

gut man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln bewegen kann«, sagt der JBN-<br />

Aktivist Schmorell. Vielleicht, so se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tergedanke,<br />

könnte man mit solchen Angeboten<br />

auch neue Mitstreiter für die Jugendgruppe<br />

gew<strong>in</strong>nen. Zur Mister-X-Jagd <strong>in</strong> Nürnberg kamen<br />

dieses Mal zwar nicht so viele Teilnehmer<br />

wie erwartet – bei der Premiere im vergangenen<br />

Jahr machten dagegen stolze 70 Teilnehmer<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Teams Jagd auf den om<strong>in</strong>ösen<br />

Agenten. Der kam durch die Übermacht<br />

se<strong>in</strong>er Verfolger ganz schön <strong>in</strong>s Schwitzen und<br />

wählte die Taktik, mit der S-Bahn große Strecken<br />

zurückzulegen, um se<strong>in</strong>e Verfolger abzuhängen.<br />

Die hatten den Fahrplan quasi schon<br />

im Blut: E<strong>in</strong> Teil der Detektive hatte sich e<strong>in</strong><br />

ganzes Wochenende lang bei e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar<br />

mit den Vor- und Nachteilen des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs (ÖPNV) beschäftigt.<br />

Innerhalb von drei Stunden wurde der Geheimdienstler<br />

damals gleich drei Mal geschnappt;<br />

trotz allerlei Versteckspielen h<strong>in</strong>ter<br />

den Sitzen der Straßenbahn und kle<strong>in</strong>en Verfolgungsjagden<br />

durch die U-Bahn-Stationen<br />

schlug der Arm des Gesetzes am Ende also doch<br />

zu. Die Haft im JBN-Hauptquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Turm der alten Stadtmauer sche<strong>in</strong>t jedoch –<br />

2002 wie 2003 – erträglich gewesen zu se<strong>in</strong>:<br />

Gummibärchen und andere Süßigkeiten s<strong>in</strong>d<br />

aus den Polizei-Protokollen als Siegerlohn beziehungsweise<br />

Gefangenenverpflegung überliefert.<br />

E<strong>in</strong>e Urkunde für hervorragende Leistungen<br />

bei der Suche nach dem gefährlichen<br />

Agenten gibt es selbstverständlich auch.<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 31<br />

Pf<strong>in</strong>gstlager: Planet der Affen<br />

Müpfe und Jugendliche<br />

von 12 bis 27 <strong>Jahre</strong>n<br />

� 6. bis 9. Juni 2003,<br />

Forchheim Schleusen<strong>in</strong>sel Büg<br />

B<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>e Ich-AG? Oder wie hoch<br />

steht uns schon das Wasser? Geht es<br />

uns um Lebensstile? Oder brauch ich<br />

e<strong>in</strong>e Typberatung? Woh<strong>in</strong> führt uns<br />

der schnelle Weg? Antworten bekommt<br />

ihr beim »Planet der Affen«,<br />

dem großen JBN-Pf<strong>in</strong>gstlager zum<br />

Thema »Entschleunigung«.<br />

Bitte »langsam« anmelden, also ganz<br />

schnell, Preis 75 Euro<br />

Regional und regenerativ<br />

durch <strong>Bayern</strong><br />

Jugendliche ab 16 <strong>Jahre</strong>n<br />

� 2. bis 9.August 2003,<br />

quer durch <strong>Bayern</strong><br />

Auf unserer energiepolitischen Radtour<br />

sehen wir uns <strong>in</strong> den herrlichen<br />

Landschaften <strong>Bayern</strong>s Beispiele für<br />

e<strong>in</strong>e fortschrittliche Energieerzeugung<br />

und -nutzung an. Die Tour richtet sich<br />

an Jugendliche und jung gebliebene<br />

Erwachsene, die Urlaub und Energiepolitik<br />

verb<strong>in</strong>den wollen.<br />

Anmelden bis 12. 7. 03, Preis 75 Euro<br />

Donau-Schlauchbootfahrt<br />

Müpfe von 12 bis 15 <strong>Jahre</strong>n<br />

� 18. bis 20. Juli 2003,<br />

Abfahrt Deggendorf<br />

Die bei der JBN schon zur Tradition<br />

gewordene Donau-Schlauchbootfahrt<br />

darf heuer, im UN-»Jahr des Wassers«,<br />

natürlich nicht fehlen. Drei Tage lang<br />

werden wir mit viel Musik, Müpfen<br />

und Mut die Donau h<strong>in</strong>unterfahren<br />

und die erfolgreiche Verh<strong>in</strong>derung des<br />

Donauausbaus feiern. Also, Naturgenuss<br />

auf dem Fluss ist angesagt.<br />

Anmelden bis 27. 6. 03, Preis 50 Euro<br />

Naturerlebnisferien<br />

Multiplikatoren der Jugendarbeit<br />

� 27. bis 29. Juni 2003, Rottenbach-<br />

Pfaffenw<strong>in</strong>kel an der Ammer<br />

Wer er<strong>in</strong>nert sich nicht gern an die<br />

erste Nacht unter freiem Himmel?<br />

Lager, Freizeiten und Fahrten gehören<br />

zu den erlebnisreichen Abenteuern<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dergruppe. Das Sem<strong>in</strong>ar soll<br />

K<strong>in</strong>dergruppenleiter und Interessierte<br />

für Naturerlebnisferien begeistern<br />

und methodisch befähigen, eigene<br />

Zeltlager mit K<strong>in</strong>dern durchzuführen.<br />

Anmelden bis 6. 6. 03, Preis 35 Euro<br />

Infos und Anmeldung<br />

JBN, Trivastraße 13, 80637 München,<br />

Tel. 0 89-15 98 96-30,<br />

Fax 089-15 98 96-33,<br />

<strong>in</strong>fo@jbn.de, Internet www.jbn.de<br />

DIE INFOECKE DER JBN


NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ<br />

Heimat Tongrube: Der Flächenankauf<br />

ist für den BN oft die e<strong>in</strong>zige<br />

Möglichkeit, gefährdete Biotope<br />

zu retten. Positiver Nebeneffekt:<br />

Dr<strong>in</strong>gend notwendige Renaturierungs-<br />

bzw. Optimierungsmaß-<br />

Kreisgruppe Regensburg<br />

Tierhotel Trafoturm<br />

Unkonventionelle Aktionen e<strong>in</strong>zelner Kreis- oder Ortsgruppen entpuppen<br />

sich oft als Erfolgsprojekte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> von landesweiter<br />

Bedeutung. Bestes Beispiel dafür ist das »Tierhotel«, das<br />

drei Regensburger K<strong>in</strong>dergruppen <strong>in</strong> Alteglofsheim e<strong>in</strong>gerichtet haben.<br />

Unter Leitung von T<strong>in</strong>a Dorner<br />

verwandelten die K<strong>in</strong>dergruppen<br />

»Eulen«, Turmfalken« und<br />

»Wildkatzen« den Trafoturm am<br />

Alteglofsheimer Dorfweiher <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

regelrechtes Hotel für bedrohte<br />

Tierarten. Mit großer Begeisterung<br />

und manch blauem Daumen zimmerten<br />

und befestigten die K<strong>in</strong>der<br />

Nisthilfen und Nistkästen für Nutz<strong>in</strong>sekten,<br />

Turmfalken, S<strong>in</strong>gvögel<br />

und Fledermäuse. Der wuchtige<br />

Schleiereulenkasten, der im Turm<br />

Foto: BN-Archiv<br />

nahmen können problemlos realisiert<br />

werden. Die Kreisgruppe<br />

Tirschenreuth hat deshalb bislang<br />

sechs Biotope mit <strong>in</strong>sgesamt 21<br />

Hektar erworben, zuletzt e<strong>in</strong>en<br />

Biotopkomplex am Südabfall<br />

des Teichlberges bei Fuchsmühl.<br />

Akut gefährdet war das zehn Hektar<br />

große Areal durch Verfüllung<br />

und Fichtenaufforstung. Der BN<br />

will es nun gezielt optimieren.<br />

Davon profitieren so seltene Arten<br />

wie Schwarzstorch, Uhu, Hohltaube,<br />

Raufußkauz, Kreuzotter und<br />

sogar der Luchs. Die stattlichen<br />

80 000 Euro Grunderwerbskosten<br />

wird der Bayerische <strong>Naturschutz</strong>fonds<br />

dankenswerterweise mit<br />

85 Prozent bezuschussen.<br />

32 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

ke<strong>in</strong>en Platz mehr fand, bekam <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er benachbarten Scheune e<strong>in</strong><br />

Ausweichquartier.<br />

Mit wie viel Fachwissen die<br />

jungen Artenschützer ans Werk g<strong>in</strong>gen,<br />

beweist ihre Bewerbung für<br />

den Umweltpreis des Landkreises<br />

Regensburg. Dar<strong>in</strong> schreiben sie:<br />

»Die Schleiereule sucht <strong>in</strong> unserer<br />

Gegend dr<strong>in</strong>gend Brutplätze. Die<br />

meisten Ställe und Scheunen s<strong>in</strong>d<br />

Foto: Werle<br />

Fotos: Werle<br />

Sei ke<strong>in</strong> Frosch: Amphibienschutz<br />

mit Frosch Felix und der Wasserkreislauf<br />

standen auf dem Programm<br />

des »Agenda-Parcours<br />

2003« im Oberpfälzer Freilandmuseum<br />

Neusath-Perschen, der im<br />

März anlässlich des Weltwassertages<br />

und des Internationalen <strong>Jahre</strong>s<br />

des Süßwassers stattfand. Zusammen<br />

mit dem »Forum für Umwelt,<br />

Kultur und Soziales« (FUKS) betreute<br />

die Kreisgruppe Schwandorf<br />

dort zwei von 14 Stationen des<br />

Brutplatz gesucht<br />

… und gefunden: Turmfalken bekamen<br />

Nistkästen im Alteglofsheimer »Tierhotel«,<br />

Schleiereulen nebenan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Scheune.<br />

aber so neu, dass sie ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fluglöcher<br />

mehr haben. Deshalb wird<br />

e<strong>in</strong> Schleiereulenkasten, der fast so<br />

groß ist wie e<strong>in</strong>e Hundehütte, von<br />

<strong>in</strong>nen an die Scheunenwand geschraubt<br />

und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>flugloch <strong>in</strong> die<br />

Wand gesägt. So kann die Eule <strong>in</strong><br />

den Nistkasten, aber nicht <strong>in</strong> die<br />

Scheune selbst, wo vielleicht giftiges<br />

Zeug oder Dünger rumsteht,<br />

was ihr gefährlich werden könnte.«<br />

Kundige Erläuterungen f<strong>in</strong>den sich<br />

auch zu den anderen Tierarten und<br />

zur Bedeutung des umgestalteten<br />

Dorfweihers als Lebensraum.<br />

Ke<strong>in</strong> Wunder, dass die Bewerbung<br />

erfolgreich war: Stolz nahmen<br />

die Nachwuchs-Naturschützer<br />

neben der Preisurkunde auch 300<br />

Euro »Belohnung« und das ausdrückliche<br />

Lob von Landrat Mirbeth<br />

entgegen. Auch »Natur+Umwelt«<br />

freut sich über so viel Engagement<br />

und hofft, dass die vorbildliche<br />

Aktion landesweit viele Nachahmer<br />

f<strong>in</strong>det. Verdient hätte sie es<br />

allemal.<br />

Helmut Schultheiß (asw)<br />

Mehr zum Wasser-Parcours<br />

Informationen über die Geme<strong>in</strong>schaftsaktion<br />

des BN Schwandorf<br />

und des »FUKS« gibt es im Internet<br />

unter: www.umwelt-fuks.de/<br />

aktuell.html<br />

Wasser-Parcours. 65 Schulklassen<br />

mit über 1800 K<strong>in</strong>dern aus der ganzen<br />

Oberpfalz nutzten begeistert<br />

das <strong>in</strong>teressante Angebot, das ohne<br />

erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger für die<br />

Bedeutung und Gefährdung des<br />

nassen Elements sensibilisierte.


Ende Oktober 2001 trat die Verordnung<br />

für das <strong>Naturschutz</strong>gebiet<br />

(NSG) »Ehemaliger Standortübungsplatz<br />

Landshut mit Isarleiten«<br />

<strong>in</strong> Kraft. Das Areal ist das<br />

größte <strong>Naturschutz</strong>gebiet e<strong>in</strong>er<br />

kreisfreien Stadt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Zu verdanken<br />

ist dieser Erfolg dem E<strong>in</strong>satz<br />

der Kreisgruppe Landshut des <strong>Bund</strong>es<br />

<strong>Naturschutz</strong> (BN) unter ihrem<br />

Vorsitzenden Paul Riederer (siehe<br />

N+U 1/02).<br />

Bis 1994 war das 300 Hektar<br />

große Gelände e<strong>in</strong> militärischer<br />

Übungsplatz, auf dem bereits<br />

damals Lebensräume für viele<br />

schutzbedürftige Tier- und Pflan-<br />

30 <strong>Jahre</strong>: Dieses Jubiläum feierte<br />

die BN-Kreisgruppe Freyung-<br />

Grafenau mit 160 Gästen im März.<br />

Anlass für die Gründung der Kreisgruppe<br />

war der Schutz der Ilz, bis<br />

heute e<strong>in</strong>e der Kernaufgaben. Im<br />

Rahmen der Feier ehrte Landesgeschäftsführer<br />

Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />

langjährig aktive Mitglieder mit<br />

der goldenen beziehungsweise silbernen<br />

Ehrennadel (siehe Foto v.l.:<br />

Foto: König<br />

Fotos: Beck<br />

Kreisgruppe Landshut<br />

Was lange währt<br />

… wird endlich gut: Wie aus e<strong>in</strong>em militärischen<br />

Übungsgelände das erste <strong>Naturschutz</strong>gebiet Landshuts<br />

mit 278 Hektar Lebensraum für bedrohte Arten<br />

wurde, ist e<strong>in</strong>e Erfolgsstory des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.<br />

zenarten entstanden. Als mit Auflösung<br />

der <strong>Bund</strong>eswehrgarnison dort<br />

dann e<strong>in</strong> Baugebiet <strong>in</strong>s Gespräch<br />

kam, beantragte die Kreisgruppe die<br />

Ausweisung als <strong>Naturschutz</strong>gebiet.<br />

Die folgenden Verhandlungen mündeten<br />

schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konsens:<br />

278,5 Hektar des ehemaligen Standortübungsplatzes<br />

wurden unter<br />

Schutz gestellt, 20 Hektar stehen im<br />

Isartal für die Siedlungsentwicklung<br />

zur Verfügung.<br />

Für den Artenschutz hat das<br />

<strong>Naturschutz</strong>gebiet überregionale<br />

Bedeutung. Nachgewiesen s<strong>in</strong>d bislang<br />

65 Vogelarten, darunter Wespenbussard,<br />

Ste<strong>in</strong>schmätzer und<br />

Karel Kleyn, Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger,<br />

Karl Edenhofner, Kreisvorsitzende<br />

Heike Dülfer, Walter Peschl und<br />

BN-Ehrenvorsitzender Hubert<br />

We<strong>in</strong>zierl).<br />

Auch die Kreisgruppe Passau<br />

feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen<br />

– mit e<strong>in</strong>er Geburtstagsreise<br />

an die Goitzsche bei Bitterfeld<br />

<strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Dort erobert<br />

sich die Natur die durch Tagebau<br />

entstandene »Mondlandschaft«<br />

zurück, zu besichtigen vom 29.<br />

Mai bis 1. Juni unter fachkundiger<br />

Führung.<br />

Anmeldung und Auskünfte:<br />

BN-Kreisgruppe Passau, Tel. 0851-<br />

9 66 93 66, Fax 08 51-9 66 93 62,<br />

<strong>in</strong>fo@bn-passau.de.<br />

Heidelerche, zwölf Amphibienarten,<br />

darunter Wechselkröte und Kammmolch,<br />

50 Tagfalter- und Widderchenarten,<br />

30 Heuschrecken- und<br />

25 Libellenarten sowie sensationelle<br />

85 Wildbienenarten und 426 Blütenpflanzenarten.<br />

Zum Festakt im<br />

Januar 2002 anlässlich der Unterschutzstellung<br />

<strong>in</strong>itiierte der BN<br />

auch das Natur-Kunst-Projekt<br />

»Terra <strong>in</strong>cognita« mit 25 Künstlern,<br />

war doch das ehemals gesperrte<br />

Militärgelände den meisten Bürgern<br />

e<strong>in</strong> »unbekanntes Land«.<br />

Kurt Schmid (asw)<br />

Flechten: Nach e<strong>in</strong>em Jahr Vorarbeit<br />

der BN-Ortsgruppe begannen<br />

Anfang April die Flechtenkartierungsarbeiten<br />

auf e<strong>in</strong>em 36 Quadratkilometer<br />

großen Areal der<br />

Geme<strong>in</strong>de Ortenburg. Das Projekt<br />

soll Aufschluss über Erkrankungen<br />

der Flechten geben, die sehr empf<strong>in</strong>dlich<br />

gegenüber Luftverunre<strong>in</strong>igungen<br />

s<strong>in</strong>d. Es wurde von Prof.<br />

Dr. Roman Türk, Flechtenexperte<br />

und Pflanzenphysiologe von der<br />

Uni Salzburg, angeregt. Ergebnisse<br />

s<strong>in</strong>d bis Ende Juni zu erwarten.<br />

Naturführer: Die neue BN-Broschüre<br />

»Naturerlebnis Bayerischer<br />

Wald mit Bus und Bahn« stellt 20<br />

Wanderungen und Radtouren vor.<br />

Foto: Tourismusverband<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 33<br />

Foto: Willner<br />

Standort Natur<br />

Wo früher die<br />

<strong>Bund</strong>eswehr übte,<br />

tummeln sich<br />

heute Warzenbeißer<br />

und Wechselkröte,<br />

fliegt die<br />

Hufeisen-Azurjungfer<br />

und blüht<br />

der Gelbe F<strong>in</strong>gerhut.<br />

Jede Strecke<br />

ist mit Wegbeschreibung,Kartenausschnitt<br />

und<br />

Fahrplanangaben<br />

versehen. Dem Donautal<br />

zwischen Hofkirchen und Schlögener<br />

Schl<strong>in</strong>ge ist dagegen das im<br />

Morsak Verlag, Grafenau, erschienene<br />

Buch »Naturerlebnis Donautal«<br />

gewidmet.<br />

Die Broschüre ist kostenlos erhältlich<br />

voraussichtlich ab 15. Juni<br />

bei der BN-Service GmbH, Tel.<br />

09123-9995 70, <strong>in</strong>fo@service.<br />

Foto: Werle<br />

bund-naturschutz.de. NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN


NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN<br />

Foto: Werle<br />

Kreisgruppen<br />

Berchtesgadener Land,<br />

Traunste<strong>in</strong>, Altött<strong>in</strong>g<br />

Jahrhundertchance<br />

für die Salzach<br />

Frei fließt sie noch, die Salzach zwischen<br />

Freilass<strong>in</strong>g und Burghausen, doch von<br />

natürlicher Flussdynamik kann nicht<br />

die Rede se<strong>in</strong>. Seit den siebziger <strong>Jahre</strong>n<br />

setzen sich deshalb Naturschützer für die<br />

Renaturierung dieses Flussabschnitts e<strong>in</strong>.<br />

Greifbarer Erfolg: Im November 2002<br />

wurde das Raumordnungsverfahren<br />

»Sanierung Untere Salzach« e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Wilde Feier: Seit Juli 2002 bietet die<br />

BN-Kreisgruppe Rosenheim K<strong>in</strong>dergeburtstage<br />

<strong>in</strong> der freien »Wildnis«<br />

an. K<strong>in</strong>der ab fünf <strong>Jahre</strong>n können<br />

so die Natur vor ihrer Haustüre<br />

kennen lernen und entdecken,<br />

was unter und über der Erde so<br />

alles krabbelt und kriecht und welche<br />

Wunderwelt sich im Bachwas-<br />

Das nach langjährigen Untersuchungen<br />

begonnene Verfahren<br />

soll klären, welche von drei möglichen<br />

Sanierungsvarianten realisiert<br />

wird. Diese Vorentscheidung stellt<br />

die Weichen für die Zukunft der Salzach.<br />

Alle Varianten orientieren sich<br />

am ökologischen Leitbild des frei<br />

ser verbirgt. Für die Geburtstagsfeier<br />

im Grünen s<strong>in</strong>d den Wünschen<br />

der K<strong>in</strong>der und Eltern (fast)<br />

ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt: Spiele und<br />

Abenteuer, Waldrallye, Gewässerbestimmung<br />

oder Nachtwanderung<br />

– die Natur bietet nahezu<br />

unerschöpfliche Möglichkeiten.<br />

Spielerisch und mit allen S<strong>in</strong>nen<br />

erforschen das Geburtstagsk<strong>in</strong>d<br />

und<br />

se<strong>in</strong>e Freunde die<br />

Natur und ihre Geheimnisse.<br />

Betreut<br />

wird das außergewöhnlicheAngebot<br />

von Veronika<br />

Maurer, die auf<br />

Wunsch auch Aus-<br />

Foto: Maurer<br />

34 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

fließenden Flusses, was der <strong>Bund</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong> begrüßt. Doch die vorgelegten<br />

Sanierungskonzepte s<strong>in</strong>d<br />

noch immer zu sehr technikfixiert<br />

und für e<strong>in</strong>e natürliche Flussdynamik<br />

nicht ausreichend.<br />

Dies zeigt sich an der Frage, wie<br />

der weiteren E<strong>in</strong>tiefung der Salzach<br />

und der damit verbundenen Schädigung<br />

ihrer Aue entgegengewirkt<br />

werden kann – Ziel des grenzübergreifenden<br />

Großprojekts. Zur E<strong>in</strong>-<br />

flüge zum Imker, Jäger oder Schäfer<br />

organisiert.<br />

Nähere Auskünfte (Kosten, Teilnehmerzahl)<br />

sowie <strong>in</strong>dividuelle<br />

Term<strong>in</strong>absprache gibt es bei der<br />

BN-Kreisgruppe Rosenheim, Veronika<br />

Maurer, Tel. 0 80 31-1 28 82.<br />

Biotopmüll: Die BN-Ortsgruppe<br />

Neuburg nahm sich dieses Problems<br />

an und untersuchte 50 städtische<br />

Biotope, die im Arten- und<br />

Biotopschutzprogramm (ABSP)<br />

erfasst s<strong>in</strong>d (siehe N+U 4/02). Nach<br />

Abschluss der Überprüfung im<br />

Frühjahr 2002 stellte man Erschreckendes<br />

fest: Etwa 80 Prozent der<br />

Biotope waren durch Bauschutt,<br />

Hausmüll und vor allem Garten-<br />

tiefung kommt es, wenn wie bei der<br />

Salzach der Flussoberlauf und viele<br />

Nebenflüsse wie die Saalach verbaut<br />

s<strong>in</strong>d. Dann wird die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>in</strong>sgesamt höher, die<br />

Kiesschicht des Flussbetts jedoch<br />

immer ger<strong>in</strong>ger, weil zu wenig<br />

Geschiebe nachkommt.<br />

Gegen diese Symptome gehen<br />

Wasserbau<strong>in</strong>genieure gerne mit<br />

weiterer Verbauung und Staustufen<br />

vor, was die Problematik nur weiter<br />

Foto: Werle<br />

abfälle verunstaltet, wertvolle<br />

Trockenrasen vernichtet, Auwaldränder<br />

geschädigt und Amphibienbiotope<br />

(siehe Foto) verfüllt.<br />

Insgesamt lagern etliche tausend<br />

Kubikmeter Müll <strong>in</strong> den ABSP-<br />

Biotopen und bee<strong>in</strong>trächtigen<br />

deren Funktion.<br />

E<strong>in</strong>e entsprechende Übersicht<br />

legte die Ortsgruppe dem Neubur-<br />

Foto: Prechtl


Foto: Willner<br />

flussabwärts verlagert. Davon,<br />

solchermaßen den Teufel mit dem<br />

Beelzebub auszutreiben, hat man<br />

sich bei der Salzach immerh<strong>in</strong> verabschiedet;<br />

Staustufenlösungen<br />

werden nicht weiter verfolgt. Dennoch<br />

reichen die Konzepte nach<br />

Ansicht des BN nicht aus, um das<br />

Entwicklungspotenzial des naturschutzfachlich<br />

europaweit bedeutsamen<br />

Ökosystems der Fluss-Aue<br />

dauerhaft zu sichern. Durch die<br />

fortgesetzte E<strong>in</strong>tiefung wurde die<br />

Aue von der für sie existenziellen<br />

Gewässerdynamik abgekoppelt und<br />

hat bereits gravierende Schäden<br />

erlitten. Notwendig s<strong>in</strong>d daher<br />

Nachbesserungen. Von Naturschützern<br />

favorisiert wird die Realisierung<br />

der »Aufweitungsvariante« als<br />

bestehender Optimierungsmöglichkeit.<br />

Insbesondere die Kreisgruppe<br />

Berchtesgaden macht sich seit langem<br />

zusammen mit anderen <strong>Naturschutz</strong>verbänden,<br />

dem Österreichischen<br />

<strong>Naturschutz</strong>bund und der<br />

»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft Lebensraum<br />

Salzach« für e<strong>in</strong>e frei fließende,<br />

ger Stadtrat und dem Landratsamt<br />

Neuburg-Schrobenhausen vor. Die<br />

dort angesiedelte Untere <strong>Naturschutz</strong>behörde<br />

überprüfte und bestätigte<br />

die gemeldete Liste. Inzwischen<br />

hat auch die Stadt positiv<br />

reagiert und per Stadtratsbeschluss<br />

alle<strong>in</strong> für dieses Jahr 40000 Euro<br />

für die Biotopsanierung bereitgestellt.<br />

Für die Säuberung aller<br />

betroffenen Gebiete muss e<strong>in</strong>e Gesamtsumme<br />

von 130000 Euro aufgewendet<br />

werden – Anlass genug<br />

für die von der Stadt ebenfalls<br />

beschlossene Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die das ökologische Bewusstse<strong>in</strong><br />

der Bevölkerung schärfen soll.<br />

Zum<strong>in</strong>dest was das Abladen von<br />

Gartenabfällen angeht, trifft die<br />

naturnahe Salzach bis Burghausen<br />

stark. Schon 1987 hatten sich Verbände<br />

und Initiativen zur grenzüberschreitenden»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Lebensraum Salzach«<br />

zusammengeschlossen. E<strong>in</strong>er der<br />

Initiatoren war Erich Prechtl, seit<br />

1986 Vorsitzender der BN-Kreisgruppe<br />

Berchtesgadener Land und<br />

bis heute e<strong>in</strong>er von drei Sprechern<br />

der Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft. E<strong>in</strong> Jahr<br />

nach ihrer Gründung legte diese<br />

mit der Broschüre »Die Zukunft der<br />

Salzach« ihre Forderungen für e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Sanierung des Flusses<br />

vor. Sie entsprechen weitest gehend<br />

den Ergebnissen der »Wasserwirtschaftlichen<br />

Rahmenuntersuchung<br />

Salzach« (WRS) aus den 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong>n,<br />

der wesentlichen Grundlage für<br />

das derzeitige Verfahren. Die Aufweitungsvariante<br />

wird dar<strong>in</strong> als die<br />

dem ökologischen Leitbild nächstliegende<br />

Alternative bewertet.<br />

Das Raumordnungsverfahren<br />

bietet e<strong>in</strong>e greifbare Chance für<br />

e<strong>in</strong>e naturnahe Sanierung der<br />

Salzach. Nach Ansicht des BN wäre<br />

hierfür, angesichts der europäi-<br />

Bürger nach Ansicht des BN ohneh<strong>in</strong><br />

nicht alle Schuld: Während<br />

noch vor fünf <strong>Jahre</strong>n Gartenabfälle<br />

kostenlos bei den Wertstoffhöfen<br />

im Landkreis abgegeben werden<br />

konnten, gibt es seit E<strong>in</strong>führung<br />

der Biokompostieranlage nur noch<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Sammelstelle, und die<br />

Abgabe dort ist gebührenpflichtig.<br />

Nun will die Stadt ihr Entsor-<br />

Foto: Kreisgruppe Landsberg<br />

Die Salzach und ihre Anwohner<br />

Ziel e<strong>in</strong>er Renaturierung der Unteren Salzach muss die<br />

gefährdete Flussaue se<strong>in</strong>, die Lebensraum für seltene<br />

und bedrohte Arten wie Eisvogel und Kammmolch und<br />

Geophyten wie das dort <strong>in</strong> Massen auftretende Schneeglöckchen<br />

ist.<br />

Weitere Informationen zur Salzach-Sanierung: Kurt<br />

Schmid, BN-Fachabteilung München, Tel. 089-54 82 98 63<br />

Fax 089-54 82 98 18, E-Mail fa@bund-naturschutz.de<br />

schen <strong>Naturschutz</strong>richtl<strong>in</strong>ien und<br />

der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,<br />

des f<strong>in</strong>anziellen Aufwands und der<br />

langfristigen Auswirkungen, e<strong>in</strong>e<br />

optimierte Aufweitungsvariante die<br />

beste Lösung. Zwar ist auch den<br />

BN-Aktiven klar, dass die Salzach<br />

nicht wieder wie vor der Verbauung<br />

1817 fließen kann, doch e<strong>in</strong> wenig<br />

mehr Courage hätten sie sich von<br />

den Planern schon gewünscht: »Wir<br />

hätten mehr Mut zu e<strong>in</strong>em naturnahen<br />

Fluss und mehr Gelassenheit<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der natürlichen dynamischen<br />

Prozesse erwartet«, so das<br />

Fazit von Erich Prechtl.<br />

Kurt Schmid, Andrea Siebert<br />

gungsangebot für Grünabfälle verbessern.<br />

Doppeljubiläum: Im Februar 2003<br />

feierte die Kreisgruppe Landsberg<br />

am Lech ihr 30-jähriges Bestehen<br />

im <strong>90</strong>. Jahr des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.<br />

Ausgezeichnet wurden bei<br />

diesem Doppeljubiläum 51 Mitglieder<br />

mit der silbernen und drei<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 35<br />

Mitglieder mit der goldenen<br />

Ehrennadel, feierlich überreicht<br />

vom BN-Landesvorsitzenden<br />

Hubert Weiger (siehe Foto). Mit<br />

ihrem ehrenamtlichen E<strong>in</strong>satz<br />

unterstützten die Geehrten den<br />

Erhalt von wertvollen Flächen wie<br />

Egelsee, Ampermoos, Thanner Filz<br />

und Hurlacher Heide, wie Kreisvorsitzender<br />

Gerhard Breutel <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Rückblick anerkennend<br />

resümierte. Außerdem zeigten sie<br />

politisches Engagement gegenüber<br />

dem Pharmakonzern Eli Lilly,<br />

aber auch bei Themen wie dem<br />

Frauenwald, der Raist<strong>in</strong>ger<br />

Schleife und beim noch laufenden<br />

Verfahren gegen die Braunkohlestaubverbrennung.<br />

Foto: Willner<br />

NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN


Foto: BN-Archiv<br />

NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN<br />

Kreisgruppe Wunsiedel<br />

Schatzkästle<strong>in</strong><br />

Egertal<br />

Spielräume: Vom Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten<br />

bis zum »Mitmachkoffer<br />

Wald« reicht die Umweltbildungspalette<br />

des BN <strong>in</strong> Forchheim.<br />

Anlässlich des 30-jährigen Kreisgruppenjubiläums<br />

würdigte Vorsitzender<br />

He<strong>in</strong>rich Kattenbeck<br />

besonders die von Diplombiolog<strong>in</strong><br />

Claudia Munker-Hahn betreute<br />

K<strong>in</strong>dergarten-Aktion: E<strong>in</strong>e eigens<br />

konzipierte Arbeitsmappe soll<br />

Erzieher<strong>in</strong>nen, Eltern, K<strong>in</strong>der und<br />

den Träger ermuntern,<br />

die Außenanlagen der<br />

E<strong>in</strong>richtung naturnah<br />

zu gestalten. Nachdem<br />

2002 bereits<br />

18 K<strong>in</strong>dergärten<br />

mitmachten,<br />

E<strong>in</strong> vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> erworbenes Teichgrundstück bei Marktleuthen<br />

ist die jüngste Perle <strong>in</strong> der Kette wertvoller Flächen, die sich<br />

durch das Egertal ziehen. Geme<strong>in</strong>sam mit weiteren Grundstücken<br />

des BN und des Freistaates <strong>Bayern</strong> soll die Neuerwerbung e<strong>in</strong> Eldorado<br />

für die bedrohten Tierarten des Tales werden.<br />

Biber, Fischotter, Bekass<strong>in</strong>e und<br />

Schwarzstorch s<strong>in</strong>d auf dem<br />

knapp drei Hektar großen Teichgrundstück<br />

<strong>in</strong> der Egeraue bei<br />

Marktleuthen herzlich willkommen,<br />

und auch Eisvogel, Himmelsleiter<br />

und Prachtlibellen sollen hier auf<br />

Dauer e<strong>in</strong>e Heimstatt haben. Der<br />

Ankauf ist der erste Schritt im Landkreis<br />

Wunsiedel auf dem Weg zum<br />

Schutz des Egertales im Rahmen<br />

Foto: Werle<br />

geht die Aktion jetzt <strong>in</strong> die nächste<br />

Runde: Durch die Unterstützung<br />

des bayerischen Umweltm<strong>in</strong>isteriums<br />

können weitere 15 K<strong>in</strong>dergärten<br />

betreut werden. So bekommen<br />

nicht nur Tiere und Pflanzen,<br />

sondern auch K<strong>in</strong>der mehr Spiel-<br />

Raum.<br />

Verkehrsverbund: Wer <strong>in</strong> Oberfranken<br />

mit Bus und Bahn reist,<br />

braucht Geduld. Die 52 Kilometer<br />

zwischen Wartenfels (Landkreis<br />

Kulmbach) und Kirchenbirkig<br />

(Landkreis Bayreuth) beispielsweise<br />

s<strong>in</strong>d günstigenfalls <strong>in</strong> fünf<br />

Stunden zu schaffen, was mit zehn<br />

Stundenkilometern etwa Postkutschentempo<br />

entspricht. Höchste<br />

36 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

des Arten- und Biotopschutzprogrammes.<br />

Wunsiedels BN-<br />

Geschäftsführer Karl Paulus sieht<br />

das neue Grundstück als »Kristallisationspunkt<br />

des <strong>Naturschutz</strong>es«<br />

<strong>in</strong> dem landesweit bedeutenden<br />

Talraum an.<br />

Bereits im März konnte die Kreisgruppe<br />

weitere 2,4 Hektar Auewiesen<br />

am Zusammenfluss von Eger<br />

und Röslau kaufen. Das Gebiet,<br />

unmittelbar im bayerisch-böhmischen<br />

Grenzstreifen gelegen, wird<br />

ebenfalls zu e<strong>in</strong>em Kerngebiet des<br />

Biotop- und Artenschutzes entwickelt.<br />

Für beide »Perlen« brachte<br />

der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> aus Spenden<br />

und Mitgliedsbeiträgen sowie e<strong>in</strong>er<br />

beachtlichen Förderung durch den<br />

Foto: Böhle<strong>in</strong><br />

Zeit also<br />

für e<strong>in</strong>en<br />

OberfränkischenVerkehrsverbund<br />

(OVV),<br />

den der<br />

BN mit<br />

Unterstützung von 30 Geme<strong>in</strong>den<br />

fordert. E<strong>in</strong>e überdimensionale<br />

Litfaßsäule warb dafür bereits <strong>in</strong><br />

Bayreuth und Naila (siehe Foto: li.<br />

Landesbeauftragter Richard Mergner,<br />

re. Hofs BN-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Degelmann). Gebremst<br />

wird der Elan von den ger<strong>in</strong>gen<br />

Nahverkehrszuschüssen des Freistaats<br />

für Oberfranken.<br />

Kostbarkeiten der Natur<br />

In den BN-Grundstücken der Egerauen<br />

bei Marktleuthen und am Zusammenfluss<br />

zwischen Eger und Röslau f<strong>in</strong>det<br />

der Fischotter Zuflucht. Auch Gebänderte<br />

Prachtlibelle und Gelbe Teichrose<br />

können sich hier heimisch fühlen.<br />

bayerischen <strong>Naturschutz</strong>fonds<br />

10<strong>90</strong>00 Euro auf. Mit den neuen<br />

Flächen konnte die Kreisgruppe die<br />

seit ihrem Bestehen durch Kauf<br />

geretteten Lebensräume auf 33<br />

Hektar steigern – e<strong>in</strong> schönes Geburtstagsgeschenk<br />

für die Natur.<br />

Tom Konopka (asw)<br />

Standort: Mit dem Ende der Landesgartenschau<br />

2002 ist die fahrbare<br />

Umweltstation der Kreisgruppe<br />

Kronach umgezogen. Neuer<br />

Standort ist der Kaulanger, wo der<br />

farbenfrohe Bauwagen auf e<strong>in</strong>er<br />

Streuobstwiese an der Rodach<br />

<strong>in</strong>nenstadtnah zu erreichen ist.<br />

Die günstige Lage wollen die Kronacher<br />

Aktiven für Aktionen rund<br />

um das tausendjährige Stadtjubiläum<br />

2003 nutzen.<br />

Foto: Werle<br />

Foto: Willner<br />

Foto: Kreisgruppe Kronach


Foto: Kreisgruppe Kitz<strong>in</strong>gen<br />

Franziska Burmester, se<strong>in</strong>erzeit<br />

Ortsgruppenvorsitzende des<br />

<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (BN), verfolgte<br />

als Initiator<strong>in</strong> der landkreisweiten<br />

Aktion vielfältige Ziele: <strong>in</strong>formieren<br />

und motivieren, die Augen öffnen<br />

und Erfahrungen austauschen, vor<br />

allem aber für den naturnahen Garten<br />

begeistern und so kle<strong>in</strong>e Naturparadiese<br />

schaffen. In e<strong>in</strong>er Artikelreihe<br />

<strong>in</strong>formierte die Bad Neustädter<br />

Ma<strong>in</strong>-Post-Redaktion über die<br />

Merkmale des naturnahen Gartens<br />

und stellte die 20 Gärtner<strong>in</strong>nen und<br />

Gärtner vor, die e<strong>in</strong>er ebenso sachkundigen<br />

wie kritischen Jury mutig<br />

das Tor zu ihrem grünen Reich auftaten.<br />

Von der unerwartet positiven<br />

Resonanz zeugten e<strong>in</strong>e Fülle von<br />

Leserbriefen, Anrufe bei Jurymitgliedern<br />

und »Wallfahrten« neugierig<br />

gewordener Rasenmäher-Freaks.<br />

Seitdem hat sich vieles getan: E<strong>in</strong><br />

Stammtisch wurde gegründet, der<br />

naturnahe Garten war über <strong>Jahre</strong> als<br />

Vortragsthema bei vielen Vere<strong>in</strong>en<br />

aktuell, und die Zahl der naturnah<br />

gestalteten Gärten ist im Landkreis<br />

kräftig gewachsen. Zu diesem Erfolg<br />

hat ganz wesentlich Gertrud Illig<br />

Vorbildlich: Agieren statt debattieren<br />

hat sich die BN-Ortsgruppe<br />

Wiesentheid/Geiselw<strong>in</strong>d seit 17<br />

<strong>Jahre</strong>n auf die Fahnen geschrieben.<br />

Regelmäßig säubern die<br />

Naturschützer die Fluren, legen<br />

Feuchtbiotope an und pflanzen<br />

regionale Obstbaumsorten (siehe<br />

Foto). Die kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit<br />

trägt Früchte: Privatpersonen und<br />

Geme<strong>in</strong>den stellen Grundstücke<br />

Kreisgruppe Rhön-Grabfeld<br />

Garten für Arten<br />

Über zehn <strong>Jahre</strong> ist es her, seit im Landkreis Rhön-Grabfeld der <strong>Bund</strong><br />

<strong>Naturschutz</strong> und die örtliche »Ma<strong>in</strong>-Post« geme<strong>in</strong>sam den Wettbewerb<br />

»Naturnaher Garten« <strong>in</strong>s Leben riefen. Seitdem hat sich vieles<br />

getan, nicht zuletzt zum Wohle der Tier- und Pflanzenwelt.<br />

aus Mittelstreu beigetragen: mit<br />

unermüdlicher Beratung, fachkundigen<br />

Tipps, besonders aber mit<br />

ihrer Pflanzentauschbörse zweimal<br />

pro Jahr. Getauscht werden dort<br />

nicht nur Raritäten der heimischen<br />

Pflanzenwelt, sondern m<strong>in</strong>destens<br />

ebenso eifrig Erfahrungen und<br />

Erfolgsrezepte.<br />

Und die Wettbewerbsgärten der<br />

Startphase? Dort tummeln sich<br />

zur Verfügung, der amtliche <strong>Naturschutz</strong><br />

hilft bei der F<strong>in</strong>anzierung,<br />

und die Obstbaumschnittkurse<br />

werden bei e<strong>in</strong>er örtlichen Gärtnerei<br />

durchgeführt.<br />

Aufwändig: Den bayernweit<br />

bedrohten Edelkrebs will die BN-<br />

Kreisgruppe Bad Kiss<strong>in</strong>gen unter<br />

ihrem Vorsitzenden Ulf Zeidler<br />

wieder <strong>in</strong> den Bächen der Rhön<br />

ansiedeln. Zur notwendigen Nachzucht<br />

pachteten die Naturschützer<br />

e<strong>in</strong>en Waldsee, e<strong>in</strong>es der letzten<br />

Edelkrebs-Refugien, an und entschlammten<br />

ihn. Zuvor hatte man<br />

die dort lebenden Krustentiere<br />

abgefangen. Zusammen mit 400<br />

zusätzlichen Exemplaren bilden<br />

<strong>in</strong>zwischen R<strong>in</strong>gelnatter und Eidechse,<br />

schwirren Erdhummeln<br />

und Rosenkäfer, überwuchert der<br />

Efeu alte Baumstümpfe und s<strong>in</strong>d<br />

standortfremde Nadelbäume ganz<br />

verschwunden. Zu kle<strong>in</strong>en Paradiesen<br />

s<strong>in</strong>d die Gärten geworden –<br />

für seltene Arten wie für das Herz<br />

ihrer Besitzer.<br />

Helmut Schultheiß (asw)<br />

sie den Grundstock für die Krebsnachzucht.<br />

Das beispielhafte Projekt<br />

wird vom Landschaftspflegeverband,<br />

der Sparkassenumweltstiftung<br />

und dem Jägervere<strong>in</strong> Bad<br />

Kiss<strong>in</strong>gen gefördert.<br />

Kreativ: Ab 23. September dreht<br />

sich bei der BN-Kreisgruppe Würzburg<br />

zwölf Monate lang alles um<br />

die Verb<strong>in</strong>dung von Natur und<br />

Foto: Willner<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 37<br />

Fotos: Werle<br />

Paradiesisch<br />

Im naturnahen<br />

Garten fühlen sich<br />

Rosenkäfer ebenso<br />

heimisch wie die<br />

selten gewordene<br />

Zauneidechse.<br />

Foto: Kreisgruppe Würzburg<br />

Kunst. Kooperationspartner<br />

des Naturkunstprojekts<br />

s<strong>in</strong>d Stadt und<br />

Landkreis<br />

Würzburg,<br />

Künstlerverbände und Bildungse<strong>in</strong>richtungen.<br />

Zwei Veranstaltungskalender<br />

(Herbst/W<strong>in</strong>ter<br />

2003/04 und Frühjahr/Sommer<br />

2004) erläutern das Gesamtprogramm.<br />

Wer mit Ideen oder e<strong>in</strong>em eigenen<br />

Projekt beitragen will, wendet sich<br />

an Klaus Isberner von der Kreisgruppe<br />

Würzburg, Luitpoldstr. 7a,<br />

97082 Würzburg, Tel. 09 31-4 39 72,<br />

bn-wuerzburg@t-onl<strong>in</strong>e.de. NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN


Foto: Privat<br />

NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN<br />

Ke<strong>in</strong> Ende: Seit 15 <strong>Jahre</strong>n tobt die<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung um die Ansbacher<br />

Thermoselect-Anlage. Nun<br />

will der Abfallentsorgungsverband<br />

(AEV) se<strong>in</strong>en 49-Prozentanteil<br />

dem Energiekonzern EnBW verkaufen,<br />

der bereits die Anteilsmehrheit<br />

an der Betreiberfirma<br />

hält. Die Privatisierung würde<br />

jegliche demokratische Kontrolle<br />

verh<strong>in</strong>dern: Bei e<strong>in</strong>em<br />

Müllaufkommen, das<br />

bereits heute 50 Prozent<br />

unter der kalkulierten<br />

Menge liegt, müssen nicht<br />

nur die Müllgebühren<br />

drastisch steigen. Auch die<br />

Verbrennung von Fremdund<br />

Giftmüll ist wahr-<br />

E<strong>in</strong>drucksvoll<br />

Die Puschendorfer Eiche (Foto: 1<strong>90</strong>6)<br />

gilt als e<strong>in</strong>er der ältesten Bäume im<br />

Landkreis Fürth.<br />

100 <strong>Jahre</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

Arno Pfeifenbergers Buch hat 128 Seiten,<br />

ist im Städtebilder-Verlag erschienen und<br />

kostet 18 Euro. Nach Deckung der Kosten<br />

fließt der Erlös <strong>in</strong> Natur- und Artenschutzprojekte<br />

des BN Fürth.<br />

Bezug über die BN-Geschäftsstellen<br />

Fürth-Stadt und Fürth-Land, den<br />

Buchhandel oder direkt beim Verlag,<br />

Schwabacher Str. 17, <strong>90</strong>762 Fürth<br />

Foto: Hütt<strong>in</strong>ger<br />

sche<strong>in</strong>lich, um die Anlage auszulasten.<br />

Die resultierende höhere<br />

Schadstoffbelastung ist unkontrollierbar,<br />

wenn der AEV se<strong>in</strong>e Anteile<br />

verkauft. Bereits 2001 hatte AEV-<br />

Chef und Oberbürgermeister Ralf<br />

Felber damit geliebäugelt (siehe<br />

N+U 3/01). Die Geschichte der seit<br />

1998 abwechselnd <strong>in</strong> Bau und<br />

Baustopp bef<strong>in</strong>dlichen Anlage füllt<br />

38 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Kreisgruppen Fürth-Land und Fürth-Stadt<br />

Lokale Lebensqualität<br />

Arno Pfeifenbergers Buch über den Natur- und Umweltschutz <strong>in</strong> Fürth<br />

behandelt e<strong>in</strong> unbeachtetes Kapitel Lokalgeschichte. Der bisherige<br />

Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth-Land – seit März geführt von Wolfgang<br />

Siebert – sieht se<strong>in</strong> Werk als Beitrag zum <strong>90</strong>-jährigen Bestehen<br />

des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>. Mit dem Autor sprach Tom Konopka.<br />

<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>: Wie hat<br />

sich der Fürther <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />

100 <strong>Jahre</strong>n verändert?<br />

Pfeifenberger: Am Anfang standen<br />

Naturdenkmäler wie alte Bäume<br />

und Aussichtspunkte im Blick der<br />

Naturschützer. Ästhetik und Ökologie<br />

waren eng verknüpft, staatlicher<br />

und ehrenamtlicher <strong>Naturschutz</strong><br />

kaum getrennt. Der Umweltschutz<br />

kam erst relativ spät.<br />

Welche Rolle spielte der BN dabei?<br />

Pfeifenberger: Bis Anfang der 1970er<br />

<strong>Jahre</strong> organisierte der BN <strong>in</strong> Fürth<br />

überwiegend Wanderungen und<br />

Vorträge. Seither ist er aber zur herausragenden<br />

umweltpolitischen<br />

Kraft geworden.<br />

Konnten Lebensräume gerettet<br />

werden?<br />

Pfeifenberger: Manch schlimmer<br />

Straßenbauplan, zum Beispiel <strong>in</strong><br />

den Fürther Talauen, aber auch im<br />

Umland, wurde durch den Widerstand<br />

engagierter Bürger und des<br />

BN verh<strong>in</strong>dert, e<strong>in</strong>iges an Lebensqualität<br />

bewahrt. Das unrühmliche<br />

Ende der Schwelbrennanlage Fürth<br />

und der Reststoffdeponie bei Groß-<br />

Foto: BN<br />

zahllose Aktenordner voll juristischer<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzungen, die<br />

<strong>in</strong>zwischen beim Verwaltungsgerichtshof<br />

(VGH) angelangt s<strong>in</strong>d.<br />

Obwohl dieser noch nicht über die<br />

jüngste BN-Klage entschieden hat,<br />

wird seit September<br />

2002<br />

wieder mal<br />

weitergebaut.<br />

Schafe als<br />

Gärtner: Zur<br />

Plage entwickelten<br />

sich Lup<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

von der BN-Ortsgruppe Herzogenaurach<br />

seit 20 <strong>Jahre</strong>n betreuten<br />

Biotop bei Niederndorf. Selbst<br />

<strong>in</strong>tensivste mechanische Bekämp-<br />

habersdorf, beides auch politische<br />

Skandale, s<strong>in</strong>d dem E<strong>in</strong>satz des BN<br />

mit zu verdanken.<br />

Wo musste der BN Niederlagen<br />

h<strong>in</strong>nehmen?<br />

Pfeifenberger: E<strong>in</strong>e Niederlage f<strong>in</strong>det<br />

quasi permanent statt, alle<strong>in</strong> der<br />

fortgesetzte Flächenverbrauch und<br />

Strukturen, die nur auf Autoverkehr<br />

setzen. Diese Entwicklung von der<br />

Schönheit h<strong>in</strong> zur Unwirtlichkeit<br />

wollte ich durch die Gegenüberstellung<br />

von Fotos dokumentieren.<br />

(asw)<br />

Nachruf<br />

Ihren langjährigen<br />

Mitstreiter<br />

Werner Gräbner<br />

verlor die KreisgruppeNürnberg-Stadt<br />

im Dezember<br />

2002. Seit 1979 im Vorstand,<br />

engagierte er sich für den<br />

Artenschutz und gegen Waldsterben<br />

und Atomenergie und<br />

wurde 1997 mit der Goldenen<br />

Vere<strong>in</strong>snadel geehrt. Das<br />

Knoblauchsland war ihm<br />

ebenso e<strong>in</strong> Herzensanliegen<br />

wie das <strong>Naturschutz</strong>gebiet<br />

Ziegellach. Als Mitglied des<br />

<strong>Naturschutz</strong>beirates setzte er<br />

sich für die ökologische Stadtentwicklung<br />

e<strong>in</strong>. Wir verlieren<br />

<strong>in</strong> Werner Gräbner auch e<strong>in</strong>en<br />

für se<strong>in</strong>e Geradl<strong>in</strong>igkeit und<br />

Hilfsbereitschaft geschätzten<br />

Freund, den wir sehr vermissen<br />

werden.<br />

Tom Konopka<br />

fungsversuche scheiterten. Nun<br />

soll sich, nach dem Vorbild des<br />

Rhönschafprojekts, e<strong>in</strong> Schäfer<br />

aus Vach mit se<strong>in</strong>en Tieren des<br />

Problems annehmen.<br />

Foto: Kreisgruppe Nürnberg-Stadt


Foto: Werle<br />

Foto: Werle<br />

Untersucht wurde für das »Gesamtökologische<br />

Gutachten<br />

Donauried« (GÖG) der 75 Kilometer<br />

lange Donautalabschnitt von Neu-<br />

Ulm bis Donauwörth. Auf 42 000<br />

Hektar Gesamtfläche f<strong>in</strong>den sich<br />

acht <strong>Naturschutz</strong>- und 19 Landschaftsschutzgebiete;<br />

die Donau-<br />

Auen bis Lau<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d als Feuchtgebiet<br />

<strong>in</strong>ternationaler Bedeutung<br />

(RAMSAR-Gebiet) e<strong>in</strong>gestuft. E<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Rolle spielt das Ried<br />

auch für die Donau als europäische<br />

Biotopverbundachse, denn es<br />

ist noch reich an <strong>in</strong>takten Lebensräumen:<br />

� Auwälder mit Altwässern, Quellen<br />

und den Brennen, <strong>in</strong> denen<br />

Trockenpflanzen und Tagfalter heimisch<br />

s<strong>in</strong>d,<br />

� Niedermoore wie das Leipheimer<br />

und das Gundelf<strong>in</strong>ger Moos und die<br />

Im Verbund: E<strong>in</strong>es der Umsetzungsprojekte<br />

im Rahmen des<br />

Gesamtökologischen Gutachtens<br />

Donauried ist der Streuwiesenverbund<br />

zwischen Donauwörth und<br />

Höchstädt (siehe N+U 4/01). Die<br />

früher zur Gew<strong>in</strong>nung von Stalle<strong>in</strong>streu<br />

genutzten Nasswiesen<br />

s<strong>in</strong>d Lebensraum für Arten wie<br />

Wollgras und Braunkehlchen<br />

(Foto). Das<br />

Projekt<br />

soll die<br />

verbliebenenStreuwiesenoasen<br />

zum<br />

Verbund<br />

erweitern<br />

Kreisgruppen im Donau-Ried<br />

Bee<strong>in</strong>druckende Biodiversität<br />

Seit Juli 1999 liegt das 1,25 Millionen Euro teure Großgutachten für<br />

das Donauried vor. Heute gibt es fünf offizielle Umsetzungsprojekte,<br />

an denen der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> aktiv beteiligt ist. Wiesenbrüter,<br />

Weißstorch und weitere Arten haben so e<strong>in</strong>e Überlebenschance.<br />

Mert<strong>in</strong>ger Höll, Heimat für Feuchte<br />

liebende Stromtalpflanzen, Vögel,<br />

Amphibien und Libellen,<br />

� extensiv genutzte Grünlandgebiete,<br />

wichtig für Brachvogel, Bekass<strong>in</strong>e,<br />

Kiebitz und Weißstorch,<br />

� wertvolle E<strong>in</strong>zelstrukturen wie<br />

Streuwiesen (siehe Naturnotizen)<br />

und Gräben wie der Klosterbach<br />

mit dem deutschlandweit größten<br />

Bestand der bedrohten Bachmuschel.<br />

Die bee<strong>in</strong>druckende Biodiversität<br />

ist jedoch <strong>in</strong> Gefahr durch die<br />

seit 200 <strong>Jahre</strong>n betriebene Verbauung<br />

der Donau, durch Kiesabbau<br />

und Intensivlandwirtschaft. Altwässer<br />

verlanden, Grundwasserabsenkung<br />

bedroht die Niedermoore und<br />

s<strong>in</strong>kende Extensivnutzung gefährdet<br />

die Wiesenbrüter. Hier setzt der<br />

und so durch genetischen Austausch<br />

die Artenbestände überlebensfähig<br />

halten.<br />

Informationen: BN-Kreisgruppen<br />

Dill<strong>in</strong>gen, Tel. 0 <strong>90</strong> 71-15 89, und<br />

Donau-Ries, Tel. 09 06-236 38,<br />

sowie Dipl.-Biol. Mart<strong>in</strong> Königsdorfer,Tel.0<strong>90</strong><strong>90</strong>-9229873<br />

Parkplatz Biotop: Der jüngste Konflikt<br />

zwischen Golf und <strong>Naturschutz</strong><br />

im Landkreis L<strong>in</strong>dau spielte<br />

sich am Golfplatz L<strong>in</strong>dau-Schönbühl<br />

ab. Ausgerechnet die benachbarten<br />

Fenkwiesen mit Biotop und<br />

beträchtlicher Amphibienpopulation<br />

hatten sich die Golfer als<br />

Parkplatz ausgeguckt. 200 Stellplätze<br />

hätten es der <strong>in</strong>offiziellen<br />

Foto: Kreisgruppe L<strong>in</strong>dau<br />

Fotos: Willner<br />

GÖG-Maßnahmenkatalog an. Dass<br />

es mit se<strong>in</strong>er Realisierung e<strong>in</strong> wenig<br />

hapert, kann man wohl der Bayerischen<br />

Staatsregierung, nicht aber<br />

den Naturschützern vorwerfen:<br />

Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> und die<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Schwäbisches<br />

Donauried bemühen sich seit zwei<br />

<strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong>tensiv um konkrete Umsetzungsprojekte.<br />

Andrea Siebert<br />

Kle<strong>in</strong>od Leipheimer Moos<br />

Hier kommt noch die stark bedrohte<br />

Uferschnepfe vor. Typisch für Streuwiesen<br />

im Ried s<strong>in</strong>d zum Beispiel<br />

Sibirische Schwertlilie und Wollgras.<br />

Planung zufolge werden sollen.<br />

Bereits 1987 hatte die Regierung<br />

von Schwaben dies abgelehnt, was<br />

die Golfer dazu veranlasste, von<br />

»sklavischem Festhalten an alten<br />

Beschlüssen« zu sprechen. Die<br />

BN-Kreisgruppe <strong>in</strong>formierte umgehend<br />

Stadt, Landratsamt und<br />

Bezirksregierung und alarmierte<br />

die Öffentlichkeit. Auf e<strong>in</strong>er Bür-<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 39<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Das 400 Seiten<br />

starke Donauried-<br />

Gutachten ist auch<br />

auf CD und auf der<br />

Website des BayerischenUmweltm<strong>in</strong>isteriumsnachzulesen(www.bayern.de/LFU/natur/landschaftsentwicklung/donauried/).<br />

Weitere Informationen<br />

zum BN-Engagement<br />

im Donauried:<br />

Christ<strong>in</strong>e Margraf,<br />

Fachabteilung<br />

München, Tel. 0 89-<br />

54 82 98-63, Fax -18<br />

gerversammlung Ende 2002<br />

beantragte Kreisvorsitzender<br />

Erich Jörg erfolgreich, die<br />

Stadt solle die bedrohten<br />

Fenkwiesen von jeglicher<br />

Parkplatzplanung ausnehmen<br />

und damit den alten Regierungsbeschluss<br />

stützen. Der<br />

Vorstoß zeigte Wirkung: Die<br />

Golfer zogen ihre Pläne zurück<br />

und seit Ende Februar bekräftigt<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stimmiges Stadtratsvotum<br />

den Beschluss der Bürgerversammlung.<br />

Das Biotop wird nicht<br />

angetastet, e<strong>in</strong> Fleckchen Landschaft<br />

ist dem Flächenfraß entrissen.<br />

NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN


Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl<br />

25 <strong>Jahre</strong> BN-Bildungswerk<br />

E<strong>in</strong>e Bildungsreise <strong>in</strong> die Zukunft<br />

Warum war Casanova so erfolgreich bei den Frauen? Weil er sich um sie bemüht hat, auf sie<br />

e<strong>in</strong>gegangen ist. Zugegeben, der Sprung von e<strong>in</strong>em Frauenhelden zur ökologischen Bildungsarbeit<br />

ist gewagt, doch das Geheimnis des Erfolgs ist das gleiche: das Bemühen um den Menschen,<br />

der persönliche Dialog. Von Beate Seitz-We<strong>in</strong>zierl, Leiter<strong>in</strong> des BN-Bildungswerks.<br />

Heute steht die Natur des Menschen – mit se<strong>in</strong>en<br />

Bedürfnissen, Sehnsüchten, Ängsten und Hoffnungen<br />

– im Mittelpunkt erfolgreicher Umweltbildung.<br />

Denn nur wenn wir die Herzen der Menschen<br />

erreichen, haben unsere ökologischen Botschaften die<br />

Chance, gelebt zu werden. Also auf den Bauch zielen,<br />

um den Kopf zu erreichen? Der Mensch ist ke<strong>in</strong>e »klappernde<br />

Denk- und Rechenmasch<strong>in</strong>e – ohne Leiden<br />

und Begehren«, wie es Friedrich Nietzsche e<strong>in</strong>mal formuliert<br />

hat. Er funktioniert nicht wie e<strong>in</strong> Automat, <strong>in</strong><br />

den man oben die Infos zur nachhaltigen Entwicklung<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wirft und unten die zukunftsfähigen Verhaltensweisen<br />

herauskommen.<br />

Unser Verhalten wird vielmehr von unterschwelligen<br />

Gefühlen und Motiven gesteuert. <strong>90</strong> Prozent der<br />

Prozesse <strong>in</strong> unserem Hirn laufen unbewusst ab, das<br />

haben Hirnforscher längst erkannt. Die Kunst e<strong>in</strong>er<br />

erfolgreichen Bildung ist es, gerade diese prägenden<br />

Ebenen im Menschen anzusprechen.<br />

Pädagogik der S<strong>in</strong>ne<br />

Der klassische Akademiestil steht aus dieser Sicht auf<br />

dem Prüfstand. Während noch vor zwei Jahrzehnten<br />

die Wissensvermittlung im Mittelpunkt stand, ist im<br />

Zeitalter des Internets das Informationsbedürfnis <strong>in</strong><br />

der Bildungsarbeit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund getreten. Gefragt<br />

s<strong>in</strong>d neue Wege der Kommunikation über Bilder,<br />

Literatur, Bewegung, Spiel, Musik – e<strong>in</strong>e Pädagogik der<br />

S<strong>in</strong>ne. Gerade die vernachlässigten S<strong>in</strong>ne wie Riechen,<br />

Schmecken und Tasten lassen die Vielfalt, den Duft<br />

und die Schönheit der Naturwelten <strong>in</strong> ihrer Fülle erblühen.<br />

Sie kommen der ungestillten Sehnsucht des Menschen<br />

nach Natur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entfremdeten Welt entgegen.<br />

Denn auch Bildungswillige wollen nicht immer belehrt,<br />

sondern verzaubert werden. Lebendigkeit mit allen S<strong>in</strong>nen<br />

spüren – das ist der Genusswert neuen Lernens.<br />

In den siebziger und achtziger <strong>Jahre</strong>n galt es, die<br />

Grenzen der Ressourcen und des Wachstums zu erken-<br />

40 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />

Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl<br />

nen. Jetzt ist die Zeit reif, das gesammelte Umweltwissen<br />

<strong>in</strong> politisches Handeln zu übersetzen. Der Nachhaltigkeits-Weltgipfel<br />

von Johannesburg hat e<strong>in</strong>en<br />

unübersehbaren Bildungsauftrag erteilt, der uns verpflichtet,<br />

die im 20. Jahrhundert gesammelte Erkenntnis<br />

jetzt am Beg<strong>in</strong>n des 21. Jahrhunderts umzusetzen.<br />

Das Bildungskapitel der Agenda 21 (Aktionsprogramm<br />

der Umweltkonferenz von Rio 1992) gibt<br />

uns dazu gute Tipps: Empfohlen wird beispielsweise,<br />

e<strong>in</strong>e »kooperative Beziehung zu den Medien, populären<br />

Theatergruppen sowie der Unterhaltungs- und<br />

Werbebranche« zu pflegen, um von deren Erfahrungen<br />

mit der Bee<strong>in</strong>flussung von öffentlichen Verhaltens-<br />

Die Erzähler<strong>in</strong><br />

Dorothea Streller<br />

Märchenhafter <strong>Naturschutz</strong><br />

Vom Typus Träumer ist sie nicht, Dorothea Streller<br />

aus Murnau, ehemalige Dozent<strong>in</strong> des Goethe-<br />

Instituts <strong>in</strong> London, Dubl<strong>in</strong>, Athen und Murnau.<br />

Seit vielen <strong>Jahre</strong>n im <strong>Naturschutz</strong> engagiert,<br />

erzählt sie heute Märchen.<br />

Der promovierten Philolog<strong>in</strong> und Volkskundler<strong>in</strong><br />

schreibt man zunächst eher nüchternen Realitätss<strong>in</strong>n,<br />

Diszipl<strong>in</strong> und andere preußische Tugenden zu.<br />

Immer wieder löst sie Erstaunen aus, wenn sie sich als<br />

Märchenerzähler<strong>in</strong> bekennt. Vor allem sieht sich<br />

Dorothea Streller <strong>in</strong> der Tradition der Volksmärchen<br />

und beschränkt sich bewusst auf europäische<br />

Märchen. Volksmärchen mag sie deshalb, weil sie der<br />

Erfahrung entspr<strong>in</strong>gen und Lebensweisheiten <strong>in</strong>


Foto: Photoshopp<strong>in</strong>g Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl Foto: Greifenhagen<br />

und Verbrauchsmustern zu lernen. Wenn Bildung für<br />

nachhaltige Entwicklung ihre Bezeichnung verdienen<br />

soll, ist sie herausgefordert, geistige Biotope als Foren<br />

für die Suche nach Werten und S<strong>in</strong>n zu pflegen. Nach<br />

dem Wegfall von s<strong>in</strong>n- und orientierungsstiftenden<br />

Strukturen ist e<strong>in</strong>e Leere entstanden, die ehemals s<strong>in</strong>ngebende<br />

Institutionen und Traditionen nicht mehr<br />

auszufüllen vermögen. Gerade aber bei der Frage nach<br />

e<strong>in</strong>em zukunftsfähigen Lebensstil gilt es zu erkennen,<br />

dass h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em übersteigerten Konsum auf dem<br />

Erlebnismarkt ungestillter Lebenshunger und e<strong>in</strong>e<br />

verdeckte Suche nach S<strong>in</strong>n stecken.<br />

Alternative Lebensentwürfe<br />

Dies ist die Herausforderung der viel gescholtenen<br />

Spaßgesellschaft an uns. Und die Stunde der ökologischen<br />

Ethik. Alternative Lebensentwürfe s<strong>in</strong>d gefragt,<br />

die den Charme der E<strong>in</strong>fachheit und das Glück des<br />

immateriellen Reichtums an Zeit, Stille und Weite vermitteln.<br />

Die Spaßgesellschaft verdrängt Werte. E<strong>in</strong>e<br />

Wertegesellschaft kann aber durchaus Spaß vertragen.<br />

Wissen alle<strong>in</strong> genügt nicht mehr. Leidenschaftliche<br />

mündlicher Überlieferung weitergeben. Mit ihrem Können<br />

begeistert Dorothea Streller seit über e<strong>in</strong>em Jahrzehnt<br />

die Besucher des BN-Bildungswerks.<br />

Es ist ihr anzumerken, wie Märchen gerade die andere<br />

Seite <strong>in</strong> ihr wachrufen – die Welt der Träume, der<br />

Weisheit und der Lebenskunst. Märchen erschließen<br />

vergessene Seelenlandschaften, die <strong>in</strong> unserer durchrationalisierten<br />

Welt längst ausgedörrt s<strong>in</strong>d. Sie lassen<br />

archaische Wesenverwandtschaften von Mensch, Tier,<br />

Pflanze und Kosmos erahnen, das Wilde <strong>in</strong> uns entdecken.<br />

Die tiefe Verb<strong>in</strong>dung des Menschen zur Naturwelt<br />

und die paradoxe Logik des Unbewussten – im Märchen<br />

werden sie angesprochen. Da löst gerade der »Dumml<strong>in</strong>g«<br />

unter den drei Brüdern am ehesten die ihm<br />

gestellten schier unlösbaren Aufgaben, weil er auf die<br />

Hilfe der Tiere zurückgreifen kann, denen er e<strong>in</strong>st selbst<br />

freundlich geholfen hat.<br />

Und was hat das alles mit <strong>Naturschutz</strong> zu tun?<br />

Märchen s<strong>in</strong>d zeitlose Geschichten, die uns <strong>in</strong> aktuellen<br />

Situationen viel zu sagen haben. Märchenhelden s<strong>in</strong>d<br />

die, die der Versuchung des Wohllebens und des Reich-<br />

Überlebenspolitik und Lust auf Zukunft sollten zu<br />

unseren neuen Bildungs<strong>in</strong>halten werden. Neue Themen,<br />

kreative Formen und e<strong>in</strong> fröhlicher Zugang s<strong>in</strong>d<br />

die Voraussetzungen für diesen neuen, vor uns liegenden<br />

Bildungsabschnitt. Dazu brauchen wir starke Orte<br />

für menschliche Begegnungen, <strong>in</strong>spirierende Denkwerkstätten<br />

mit der Offenheit für die Pluralität der<br />

Kulturen und die Bereitschaft zur<br />

Achtung des Fremden. Und erst<br />

wenn e<strong>in</strong> nachhaltiger Lebensstil zu<br />

Kult(ur) wird, s<strong>in</strong>d wir am Ziel unserer<br />

Bildungsreise <strong>in</strong> die Zukunft<br />

angelangt.<br />

tums widerstehen<br />

und auf Umwegen zu<br />

ihrem Lebensglück gelangen.<br />

Märchen machen<br />

deutlich, dass Wachstum<br />

Zeit braucht. Oft muss etwas drei-<br />

mal probiert werden, bis sich e<strong>in</strong>e Lösung auftut – e<strong>in</strong><br />

Affront gegen die pausenlose Beschleunigungsgesellschaft.<br />

Und nur wenn die Balance zwischen materiellen<br />

und immateriellen Werten gefunden wird, stellt sich<br />

nachhaltiges Lebensglück e<strong>in</strong>.<br />

Auch dass Menschen egoistisch handeln und wenig<br />

Rücksicht auf die »nichtsnutzige« Natur nehmen, ist im<br />

Märchen nichts Neues. Von Äsop ist aus dem 6. Jahrhundert<br />

v. Chr. das Märchen »Der Baum auf dem Feld«<br />

überliefert.<br />

Dorothea Streller lächelt viel sagend und betont, dass<br />

die Märchen etwas ganz Realistisches an sich haben.<br />

Deshalb gefällt ihr auch der Satz von Goethe so gut:<br />

»E<strong>in</strong> Märchen hat se<strong>in</strong>e Wahrheit und muss sie haben,<br />

sonst wäre es ke<strong>in</strong> Märchen.«<br />

Beate Seitz-We<strong>in</strong>zierl (hl)<br />

[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 41<br />

Der Baum auf dem Feld<br />

Auf dem Felde e<strong>in</strong>es Bauern wuchs e<strong>in</strong><br />

Baum, der ke<strong>in</strong>erlei Frucht hervorbrachte;<br />

nur, dass er den Grillen und den Sperl<strong>in</strong>gen<br />

zur Herberge diente. Der Bauer<br />

wollte den Baum fällen, eben weil er<br />

nichts trug. Er nahm also e<strong>in</strong>e Axt und<br />

versetzte dem Baum e<strong>in</strong>en Hieb. Da<br />

baten ihn die Grillen und die Sperl<strong>in</strong>ge,<br />

er möchte doch ihre Herberge nicht zerstören,<br />

damit sie bleiben und s<strong>in</strong>gen<br />

und auch ihn, den Bauern, erfreuen<br />

könnten. Der Bauer tat, als ob er taub<br />

wäre und versetzte dem Baum e<strong>in</strong>en<br />

zweiten Hieb, und e<strong>in</strong>en dritten. Da öffnete<br />

sich e<strong>in</strong>e Höhlung, und heraus flog<br />

e<strong>in</strong> Bienenschwarm, und auch Honig<br />

quoll heraus. Er probierte ihn, und dann<br />

warf er die Axt weit weg und f<strong>in</strong>g sogleich<br />

an, den Baum als heilig zu verehren<br />

und zu pflegen. Äsop (6. Jahrhundert<br />

v. Chr.)


E<strong>in</strong>ladend<br />

Die »Villa Habersack«<br />

strahlt Ruhe<br />

und Gemütlichkeit<br />

aus. Das wald-<br />

und wasserreiche<br />

Gelände direkt<br />

am Ammersee<br />

beschert e<strong>in</strong>drucksvolleErlebnisse<br />

<strong>in</strong> der Natur.<br />

<strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil<br />

Umweltbildung im Herzen der Natur<br />

Das <strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> ist nicht<br />

nur <strong>Bayern</strong>s älteste Umweltbildungs-E<strong>in</strong>richtung. Es besticht auch durch se<strong>in</strong>e Lage<br />

<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es naturnahen Waldes direkt am Ammersee-Ufer. Wasser und Wald s<strong>in</strong>d<br />

hier deshalb die großen Themen – vor allem für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />

Bereits im <strong>Jahre</strong> 1947 bot Berta Habersack, die<br />

Witwe des königlich bayerischen Generals der<br />

Artillerie Ferd<strong>in</strong>and Habersack, dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ihr an den Ufern des Ammersees gelegenes<br />

Anwesen für Lehr- und Forschungszwecke an.<br />

Seit dieser Zeit diente Wartaweil als Tagungsort für Persönlichkeiten<br />

des <strong>Naturschutz</strong>es aus dem In- und Ausland<br />

ebenso wie als Bildungsstätte für Studenten und<br />

Lehrer. Aus Freude an dem baum- und vogelreichen<br />

Grundstück, das auch botanische Seltenheiten birgt,<br />

schenkte Berta Habersack Haus und Grundstück 1957<br />

dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> zur Verwendung für Lehr- und<br />

<strong>Naturschutz</strong>zwecke. Ab Juli 2003 präsentiert sich das<br />

ehemalige Wohnhaus nach e<strong>in</strong>em großen Umbau als<br />

modernes Bildungszentrum mit Wohn-, Aufenthalts-,<br />

Sem<strong>in</strong>ar- und Arbeitsräumen.<br />

Bildung für <strong>Bayern</strong>s Jugend<br />

Das <strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil ist<br />

damit unter dem Dach des BN-Bildungswerks Wiesenfelden<br />

die zweite Bildungsstätte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>,<br />

die e<strong>in</strong> Programm mit Tagungen, Sem<strong>in</strong>aren<br />

und Workshops für ganz <strong>Bayern</strong> anbietet. Als BN-Zentrum<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche wendet es sich vor<br />

allem an Schulklassen. Da das <strong>Naturschutz</strong>zentrum<br />

zugleich als regionale Ökostation des BN dient, stehen<br />

speziell Sem<strong>in</strong>are zum Arten- und Biotopschutz <strong>in</strong><br />

Südbayern auf dem Plan. Insbesondere das Wasser <strong>in</strong><br />

Flüssen, Seen und Feuchtgebieten sowie der Wald und<br />

die Alpen kommen groß heraus. Die Voraussetzungen<br />

hierfür s<strong>in</strong>d ideal: Wartaweil liegt <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von reizvollen Biotopen.<br />

Was lockt die Kle<strong>in</strong>en und das K<strong>in</strong>d im Manne am<br />

meisten im Wald? – Auf e<strong>in</strong>en Baum zu klettern. Genau<br />

das machen die Besucher des <strong>Naturschutz</strong>zentrums<br />

auch, wenn es ums Thema Wald geht. Beim Baumklettern<br />

verbessern die Schüler ihre Kondition und<br />

Koord<strong>in</strong>ation, sie steigern ihr Konzentrationsvermö-<br />

gen, erleben verantwortungsvolle Zusammenarbeit<br />

und können Rücksichtnahme, Eigen<strong>in</strong>itiative und<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> entwickeln. Den Pädagogen des<br />

Jugendzentrums Wartaweil geht es also ke<strong>in</strong>eswegs nur<br />

um die Vermittlung von naturkundlichem Wissen. Der<br />

Mensch steht immer gleichermaßen im Mittelpunkt –<br />

und die Erkenntnis, dass Spaß beim Lernen den größten<br />

Erfolg br<strong>in</strong>gt.<br />

Ziel des Projektes »WasserWeltWartaweil« ist es, die<br />

ökologischen Zusammenhänge des Lebensraumes<br />

Wasser möglichst anschaulich und dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />

angepasst zu vermitteln. K<strong>in</strong>der ab der vierten<br />

Klasse fischen nach Kle<strong>in</strong>stlebewesen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bach<br />

und im See. Anschließend bestimmen die Schüler<br />

diese Tiere durch den E<strong>in</strong>satz von B<strong>in</strong>okularen oder<br />

mit der Becherlupe. Schüler höherer Klassen können<br />

zusätzlich physikalische, biologische und chemische<br />

Güte<strong>in</strong>dikatoren bestimmen. Mit dem Boot entnehmen<br />

die jungen Wissenschaftler dazu Wasserproben<br />

aus verschiedenen Tiefen des Ammersees, um sie<br />

direkt vor Ort im mobilen Wasserlabor zu analysieren.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Multiparametersonde und e<strong>in</strong>em PC können<br />

zusätzlich Schichttiefendiagramme zu Temperatur<br />

und Leitfähigkeit des Wassers erstellt werden.<br />

E<strong>in</strong> gastfreundliches Haus<br />

Feuer machen, Stockbrot backen, sich bewirten lassen,<br />

übernachten – alles ist möglich im <strong>Naturschutz</strong>- und<br />

Jugendzentrum Wartaweil, an Gastlichkeit soll es nicht<br />

mangeln. Deshalb stellt das Zentrum se<strong>in</strong>e Räume und<br />

das Gelände sowohl BN-Mitgliedern als auch Schulklassen<br />

und anderen Gruppen auch für selbst organisierte<br />

Veranstaltungen zur Verfügung.<br />

Ke<strong>in</strong>e Frage: Wer e<strong>in</strong>en oder mehrere Tage auf dem<br />

wald- und wasserreichen Gelände der Ökostation Wartaweil<br />

verbracht hat, der war im Herzen der Natur. Und<br />

nimmt die Natur im Herzen mit nach Hause.<br />

Axel Schre<strong>in</strong>er, Holger Lieber<br />

Fotos: Schre<strong>in</strong>er

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