90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV
90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV
90 Jahre Bund Naturschutz - Bund Naturschutz in Bayern eV
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<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong><br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
<strong>Bayern</strong>s<br />
Schönheit<br />
bewahren<br />
Sonderausgabe<br />
der Natur+Umwelt Mai 2003
VORWORT<br />
Liebe Mitglieder,<br />
am 23. Juni 1913 ist der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
gegründet worden. Die Motive von damals s<strong>in</strong>d auch<br />
heute noch entscheidend für unsere vielen engagierten<br />
Mitglieder: Sie bewahren Natur und Schönheit <strong>in</strong><br />
ihrer Heimat und übernehmen ebenso Verantwortung<br />
für e<strong>in</strong>en schonenden Umgang mit der Schöpfung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er global vernetzten Welt.<br />
Der vor <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n aktuelle Plan, <strong>in</strong> die berühmte<br />
Falkenste<strong>in</strong>er Wand am Königssee zum Gedenken an<br />
bayerische Heere riesige assyrische Löwen e<strong>in</strong>zumeißeln,<br />
scheiterte, weil sich e<strong>in</strong>e Gruppe um den Forstprofessor<br />
Freiherr von Tubeuf, den ersten Vorsitzenden<br />
des BN, schützend vor dieses e<strong>in</strong>zigartige Naturmonument<br />
im heutigen Nationalpark Berchtesgaden<br />
stellte. Viel Überzeugungsarbeit war noch nötig, bis<br />
das Gebiet vor 25 <strong>Jahre</strong>n endgültig unter Schutz<br />
gestellt wurde.<br />
Wir können Ihnen <strong>in</strong> dieser »Natur+Umwelt« nur<br />
e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auswahl der vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />
neun Jahrzehnten geretteten Landschaften und<br />
Kostbarkeiten <strong>in</strong> allen bayerischen Regionen – vom<br />
Donaudurchbruch an der Weltenburger Enge bis zu<br />
den Eichenwäldern im Spessart – vorstellen. Oft verbergen<br />
sich hoch spannende Geschichten h<strong>in</strong>ter<br />
unverbauten Landschaften, blühenden Orchideenwiesen<br />
oder mäandrierenden Bächen, die vor der<br />
Begradigung bewahrt werden konnten.<br />
Wie e<strong>in</strong> roter Faden zieht sich durch unsere Verbandsgeschichte<br />
e<strong>in</strong> ganzheitliches <strong>Naturschutz</strong>verständnis,<br />
auf das wir geme<strong>in</strong>sam stolz se<strong>in</strong> können:<br />
So hat unser Engagement für alle Tiere und Pflanzen,<br />
für Boden- und Grundwasserschutz und gesunde<br />
Lebensmittel aus bäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft<br />
e<strong>in</strong>e lange Tradition. Konzepte für Energiespartechnik,<br />
Bürgersolarkraftwerke und Biogasanlagen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> ebenso wichtiger Beitrag für Frieden mit der<br />
Natur und e<strong>in</strong>e gerechtere Weltordnung wie die von<br />
BN-Orts- und Kreisgruppen geme<strong>in</strong>sam mit Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong>itiierten Friedensgebete und Demonstrationen<br />
gegen den Krieg im Irak, der auch um Öl<br />
geführt wurde.<br />
Die Vielfalt der Persönlichkeiten, die ehrenamtlich<br />
im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> tätig s<strong>in</strong>d, spiegelt sich <strong>in</strong> der<br />
Fülle ihrer Aktivitäten wieder: Die e<strong>in</strong>en »lieben es<br />
klassisch« und setzen sich für bedrohte Tierarten e<strong>in</strong>,<br />
vom Baumeister Biber bis zu den Libellen, unseren<br />
»fliegenden Edelste<strong>in</strong>en«. Andere f<strong>in</strong>den Erfüllung <strong>in</strong><br />
der Leitung e<strong>in</strong>er unserer 300 BN-K<strong>in</strong>dergruppen, wo<br />
Naturerfahrung mit allen S<strong>in</strong>nen sehr oft <strong>in</strong> Begeisterung<br />
umschlägt. Wieder andere sehen ihre Aufgabe <strong>in</strong><br />
politischer Lobbyarbeit für e<strong>in</strong> besseres Verkehrskonzept.<br />
Nur drei Beispiele von vielen, mit denen der<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> Zeichen für die heute oft angesprochene<br />
aktive Bürgergesellschaft setzt.<br />
Ohne den Mut und Ideenreichtum der Mitglieder<br />
im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> gäbe es <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> noch mehr<br />
Autobahnen, noch mehr gefährliche Atomkraftwerke,<br />
e<strong>in</strong>e Atommüllfabrik <strong>in</strong> Wackerdorf und e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
weiterer Müllverbrennungsanlagen. Nur durch e<strong>in</strong>e<br />
große Geme<strong>in</strong>schaftsleistung konnten wir die Nationalparke<br />
Bayerischer Wald und Berchtesgaden<br />
durchsetzen, haben wir bundesweit die meisten<br />
Solaranlagen auf den Dächern, e<strong>in</strong>es der besten<br />
<strong>Naturschutz</strong>- und Abfallgesetze und e<strong>in</strong>e immer noch<br />
frei fließende Donau mit herrlichen Auwäldern zwischen<br />
Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen. Und auch wenn wir<br />
manche Rückschläge verkraften müssen, haben wir<br />
ke<strong>in</strong>erlei Anlass zur Resignation.<br />
Immer wichtiger wird neben diesem E<strong>in</strong>satz vor<br />
Ort die Vernetzung mit anderen Umweltverbänden,<br />
wie Euronatur auf europäischer Ebene. So wird<br />
aktuell <strong>in</strong> Brüssel um e<strong>in</strong>en besseren Milchpreis für<br />
Grünlandbauern gestritten, und bei den Verhandlungen<br />
über e<strong>in</strong>e neue Welthandelsordnung steht die<br />
Erhaltung auch unserer kommunalen Tr<strong>in</strong>kwasserversorgungen<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> auf dem Spiel.<br />
Liebe Mitglieder und Freunde des BN, mit Ihrer<br />
Mitgliedschaft und Ihren Spenden sichern Sie unser<br />
wichtigstes Kapital: die Unabhängigkeit des <strong>Bund</strong>es<br />
<strong>Naturschutz</strong> von staatlichen Geldern oder Wirtschaftssponsor<strong>in</strong>g<br />
und se<strong>in</strong>e gesellschaftliche Rolle<br />
als fachkompetenter Vordenker und Wegbereiter für<br />
zukunftsfähige Lösungen.<br />
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung aktiv vor<br />
Ort oder als Mitglied und stiller Förderer im H<strong>in</strong>tergrund.<br />
Geme<strong>in</strong>sam können wir uns freuen über e<strong>in</strong>en<br />
zugleich mutigen und kritischen, herzlichen und kreativen,<br />
ebenso modernen wie traditionsbewussten<br />
Verband. Mit Ihrer Hilfe können wir uns auch <strong>in</strong><br />
Zukunft für den Schutz der Lebensgrundlagen und<br />
für die Bewahrung von <strong>Bayern</strong>s Schönheit e<strong>in</strong>setzen.<br />
Es grüßen Sie herzlich<br />
Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender<br />
Doris Tropper, Stellvertretende Vorsitzende<br />
Sebastian Schönauer, Stellvertretender Vorsitzender<br />
Foto: BN<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 3<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> –<br />
Anwalt für Natur und Heimat
Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />
Setzen Sie sich auch weiter<br />
so motiviert und engagiert für den<br />
<strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>. Dr. Werner Schnappauf<br />
Liebe Mitglieder des<br />
<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
liebe Naturfreunde,<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> freiwilliger, ehrenamtlicher<br />
und erfolgreicher E<strong>in</strong>satz<br />
zum Wohl von Mensch<br />
und Natur s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> beachtliches<br />
Jubiläum und auch<br />
Grund zum Feiern. E<strong>in</strong> solches<br />
jahrzehntelanges Engagement verdient<br />
aufrichtigen Dank und höchste<br />
Anerkennung. Ich gratuliere<br />
Ihnen daher – auch im Auftrag von<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident Dr. Stoiber – ganz<br />
herzlich zu Ihrem »Geburtstag«.<br />
Der Schutz unserer natürlichen<br />
Lebensgrundlagen ist e<strong>in</strong> gesamtgesellschaftliches<br />
Anliegen. Gefordert<br />
s<strong>in</strong>d Bürger und Staat. Öffentliche<br />
Verantwortung und bürgerschaftliches<br />
Engagement s<strong>in</strong>d gleichermaßen<br />
gefragt. Ihr Verband hat sich<br />
dieser Mitverantwortung gestellt,<br />
als dies noch ke<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />
war. Schon bei Ihrer Gründung<br />
im <strong>Jahre</strong> 1913 haben Sie zum<br />
e<strong>in</strong>en durch den Zusammenschluss<br />
verschiedener privater <strong>Naturschutz</strong>e<strong>in</strong>richtungen<br />
die Effizienz<br />
der Interessenvertretung stärken<br />
wollen, zum anderen die Sicherung<br />
der Natur, den Schutz vor schädigenden<br />
E<strong>in</strong>griffen und die Aufklärungsarbeit<br />
über die Bedeutung des<br />
<strong>Naturschutz</strong>es <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />
Ihrer Tätigkeit gestellt. Staatliche<br />
Anerkennung erfuhren Sie schon<br />
damals durch das Protektorat se<strong>in</strong>er<br />
Königlichen Hoheit Kronpr<strong>in</strong>z Ruprecht<br />
von <strong>Bayern</strong>, so wie Sie auch<br />
später zu den beiden ersten staatlicherseits<br />
anerkannten <strong>Naturschutz</strong>verbänden<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gehörten.<br />
All Ihre jahrzehntelang erbrachten<br />
Leistungen, Verdienste und<br />
Aktivitäten aufzuzählen und zu<br />
würdigen, würde den Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Grußwortes bei weitem sprengen.<br />
Schließlich reicht die Palette von<br />
der Sicherung wertvoller Biotopflächen<br />
durch Erwerb, über die Betreuung,<br />
Pflege und Gestaltung<br />
kaum zählbarer ökologisch wertvoller<br />
Flächen, bis zur Erstellung fachlicher<br />
Konzepte und Programme,<br />
sowie schließlich zu e<strong>in</strong>er umfangreichen<br />
Bildungsarbeit im Natur-<br />
4 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
schutz. Dabei haben Sie sich immer<br />
als engagierter, auch kritischer<br />
Anwalt der Natur erwiesen, der mit<br />
se<strong>in</strong>er Sachkompetenz e<strong>in</strong> wichtiger<br />
Partner der <strong>Naturschutz</strong>verwaltung<br />
war und ist, ob durch fachliche<br />
Zuarbeit, durch Übernahme von<br />
Trägerschaften oder durch Mitwirkung<br />
<strong>in</strong> vielen Gremien als Vertreter<br />
der <strong>Naturschutz</strong><strong>in</strong>teressen.<br />
Heute stehen wir vor neuen Herausforderungen.<br />
<strong>Bayern</strong> orientiert<br />
sich am Leitbild nachhaltiger Entwicklung.<br />
Unser Ziel ist ökologischer<br />
Wohlstand für Generationen.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> wirkt dabei<br />
mit. Ob im Rahmen des Umweltforums,<br />
bei Agenda-Prozessen auf<br />
den verschiedenen Ebenen oder<br />
beim Aufbau e<strong>in</strong>es landesweiten<br />
Biotopverbunds – der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
ist wertvoller und geschätzter<br />
Kooperationspartner im <strong>Naturschutz</strong>.<br />
Deshalb bestärke ich Sie:<br />
Setzen Sie sich auch weiter so motiviert<br />
und engagiert für den <strong>Naturschutz</strong><br />
e<strong>in</strong>. Möge der E<strong>in</strong>satz für<br />
<strong>Bayern</strong>s herrliche Natur Ihnen auch<br />
viel Freude und persönliche Zufriedenheit<br />
br<strong>in</strong>gen.<br />
Mit der herzlichen Gratulation<br />
zur <strong>90</strong>-Jahrfeier verb<strong>in</strong>de ich die<br />
besten Wünsche für e<strong>in</strong>e weitere<br />
gedeihliche Entwicklung des <strong>Bund</strong>es<br />
<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
Dr. Werner Schnappauf, Bayerischer<br />
Staatsm<strong>in</strong>ister für Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen<br />
Natur+Umwelt 2-2003<br />
Glückwünsche 4, 5, 21, 29<br />
Portrait 26<br />
Kommentar 28<br />
Die Junge Seite 30<br />
Bildung 40<br />
Augenblicke aus <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
Genießen Sie vier bayerische<br />
Blicke, auf Landschaften mit BN-<br />
Geschichte: das Murnauer Moos, die<br />
frei fließende Donau, der Nürnberger<br />
Reichswald, das Hafenlohrtal.<br />
Ab Seite 6<br />
<strong>90</strong> und aktiv: die BN Aktionen<br />
Schwarzbuch <strong>Bayern</strong> –<br />
Rotes Tuch 14<br />
Neue Mitglieder 22<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>, <strong>90</strong> Hektar 23<br />
Illustration: Horst Haitz<strong>in</strong>ger<br />
Happy Birthday<br />
Lieber <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
zu De<strong>in</strong>em <strong>90</strong>-sten Geburtstag und<br />
für De<strong>in</strong>e Zukunft alles Gute und<br />
weiterh<strong>in</strong> viel Erfolg wünscht Dir <strong>in</strong><br />
herzlicher Verbundenheit<br />
und Dankbarkeit<br />
De<strong>in</strong><br />
Horst Haitz<strong>in</strong>ger,<br />
Karikaturist<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> im Rückblick<br />
Die Gründung des BN 16<br />
Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger im Ruhestand 17<br />
Fanal Wackersdorf 18<br />
<strong>Bayern</strong> verplant – bewahrt 19<br />
15 <strong>Jahre</strong> K<strong>in</strong>dergruppen 20<br />
Nationalpark Bayerischer Wald 24<br />
Das Grüne Band 25<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> BN Service GmbH 27<br />
Regional<br />
Oberpfalz 32<br />
Niederbayern 33<br />
Oberbayern 34<br />
Oberfranken 36<br />
Unterfranken 37<br />
Mittelfranken 38<br />
Schwaben 39
Respekt!<br />
Zum neunzigsten<br />
Geburtstag sage ich<br />
Respekt und ziehe<br />
me<strong>in</strong>en Hut. Hochachtungsvollst,<br />
mit<br />
großer Zuneigung.<br />
Gerhard Polt, Kabarettist<br />
Im Volk<br />
verwurzelt<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
hat sich <strong>in</strong><br />
den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n se<strong>in</strong>es<br />
Bestehens zu<br />
e<strong>in</strong>er wichtigen<br />
gesellschaftspolitischen Institution<br />
entwickelt. Dies gilt nicht nur für<br />
se<strong>in</strong> fachliches Know-how, sondern<br />
auch für se<strong>in</strong>e enorme Mitgliederstärke.<br />
Letztere zeigt auch, wie fest<br />
der Umwelt- und <strong>Naturschutz</strong> im<br />
bayerischen Volk verwurzelt ist.<br />
Ohne den BN sähe dieses Land<br />
heute vermutlich anders aus. Auch<br />
die Städte haben e<strong>in</strong> starkes Eigen<strong>in</strong>teresse,<br />
die Umwelt sowie Natur<br />
und Landschaft zu schützen, nachhaltig<br />
zu nutzen und für die kommenden<br />
Generationen zu bewahren.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne habe ich e<strong>in</strong><br />
»Bündnis für das Flächensparen«<br />
angeregt. Ich b<strong>in</strong> sicher, dass der<br />
BN diese gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe ebenfalls nachdrücklich<br />
unterstützt.<br />
Josef Deimer, Vorsitzender<br />
des Bayerischen Städtetags<br />
Lebensraum für Tiere<br />
Mir als Botschafter<strong>in</strong> des Tierschutzbundes<br />
ist natürlich auch<br />
sehr viel an unserer Natur gelegen.<br />
Sie ist e<strong>in</strong> wichtiger Lebensraum für<br />
die Tiere und sollte von uns Menschen<br />
respektvoll behandelt werden.<br />
Ich wünsche dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
alles Gute und viel Erfolg bei<br />
se<strong>in</strong>em Bemühen,<br />
die Natur zu schützen.<br />
Anni Fries<strong>in</strong>ger,<br />
Eisschnelllauf-<br />
Olympiasieger<strong>in</strong><br />
Gebete nicht umsonst<br />
Während ich diesen Glückwunsch<br />
zum <strong>90</strong>-jährigen Jubiläum des <strong>Bund</strong>es<br />
<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> schreibe,<br />
erfüllen mich Freude und Dankbarkeit!<br />
Hat doch das gute Zusammenwirken<br />
des BN mit den Bemühungen<br />
der Vielen um den Erhalt der<br />
frei fließenden Donau zwischen<br />
Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen nach<br />
menschlichem Ermessen Erfolg<br />
gehabt. Die monatlichen Gebete<br />
und die alljährlichen Donausegnungen<br />
waren nicht umsonst. Möge<br />
der beharrliche E<strong>in</strong>satz des BN zur<br />
Bewahrung der Schöpfung auch <strong>in</strong><br />
allen anderen Bereichen gesegnet<br />
se<strong>in</strong>. Durch die<br />
Verleihung des<br />
Haas-Lechner-<br />
<strong>Naturschutz</strong>preises<br />
im <strong>Jahre</strong> 1998 weiß<br />
ich mich dem BN<br />
bleibend verbunden.<br />
Emmanuel Jungclaussen OSB,<br />
Altabt von Niederalteich<br />
Unermüdliches Engagement<br />
Genau wie der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
hat sich me<strong>in</strong>e Firma den Schutz<br />
der Umwelt und die Bewahrung<br />
der Schöpfung als Ziel gesetzt. Ich<br />
wünsche Ihnen zu Ihrem <strong>90</strong>-jährigen<br />
Jubiläum alles Gute und<br />
hoffe, dass Sie Ihr unermüdliches<br />
Engagement im S<strong>in</strong>ne des <strong>Naturschutz</strong>es<br />
weiterh<strong>in</strong><br />
fortsetzen.<br />
Prof. Dr. Claus Hipp,<br />
Unternehmer,<br />
Präsident der IHK<br />
München und<br />
Oberbayern<br />
Wir werden berichten<br />
Ob zum Thema Naturpark Bayerischer<br />
Wald, Donauausbau oder Auswilderung<br />
von Biber und Wildkatze<br />
– seit Jahrzehnten <strong>in</strong>formiert der<br />
Bayerische Rundfunk se<strong>in</strong> Publikum<br />
über Umweltthemen. Der<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> ist dabei e<strong>in</strong>er<br />
unserer wichtigsten Gesprächspartner.<br />
Mit se<strong>in</strong>em unermüdlichen<br />
Engagement für unsere Lebensgrundlagen<br />
hat der BN <strong>in</strong> den vergangenen<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n entscheidend<br />
dazu beigetragen, <strong>Bayern</strong> als das zu<br />
bewahren, was es für uns im wahrsten<br />
S<strong>in</strong>ne des Wortes ist – Heimat.<br />
Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />
Für die künftigen Herausforderungen<br />
wünsche ich dem BN weiterh<strong>in</strong><br />
Mut, Optimismus und e<strong>in</strong>e<br />
gute Hand bei allem, was es<br />
anzupacken gilt. Wir werden<br />
darüber berichten.<br />
Dr. Thomas Gruber, Intendant<br />
des Bayerischen Rundfunks<br />
Gern für Euch auf der Bühne<br />
Servus! Wir suchen uns immer sehr<br />
genau aus, für welchen Veranstalter<br />
wir Musik spielen. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
ist e<strong>in</strong>e Institution, für die<br />
wir immer wieder gerne und mit<br />
Begeisterung auftreten. Wenn wir<br />
derartig s<strong>in</strong>nvolle ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten mit unterstützen und<br />
dazu beitragen können, dass die <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> nicht immer entsprechende<br />
Akzeptanz dafür steigt, haben wir<br />
unsere Möglichkeiten, etwas S<strong>in</strong>nvolles<br />
mitzugestalten, ansatzweise<br />
wahrgenommen. In diesem S<strong>in</strong>ne<br />
gratulieren wir und wünschen uns<br />
e<strong>in</strong>en starken BN, für den wir<br />
immer wieder gerne auf die Bühne<br />
gehen.<br />
Biermösl Blosn, Musiker<br />
Tatkräftiger Mitstreiter<br />
<strong>Naturschutz</strong> ist leider immer noch<br />
das Bohren dicker Bretter. Man<br />
kann eben nicht erwarten, dass der<br />
morgens gepflanzte Baum schon<br />
mittags Schatten wirft. Ich b<strong>in</strong> froh,<br />
mit dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>en<br />
erfahrenen und tatkräftigen Mitstreiter<br />
für den Schutz der biologischen<br />
Vielfalt zu haben.<br />
Prof. Dr. Hartmut<br />
Vogtmann, Präsident<br />
des <strong>Bund</strong>esamtes für<br />
<strong>Naturschutz</strong><br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 5<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat sich <strong>in</strong> den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
zu e<strong>in</strong>er wichtigen gesellschaftspolitischen<br />
Institution entwickelt. Josef Deimer
Foto: Willner Augen-Blicke<br />
aus <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
<strong>Bayern</strong> ist schön. Mancherorts dank dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Denn viele se<strong>in</strong>er herrlichsten<br />
Orte hätte das Land an Raffgier und Fortschrittsglaube verloren, wären nicht Menschen aus dem<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> für sie aufgestanden und e<strong>in</strong>gestanden. Genießen Sie mit uns vier bayerische Blicke,<br />
auf großartige Landschaften mit BN-Geschichte. (göß)<br />
6 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]
Das Murnauer Moos<br />
<strong>Bayern</strong><br />
wie gemalt<br />
Der Wahl-Murnauer Wassily Kand<strong>in</strong>sky liebte<br />
diese Farben. Föhnvertieftes Bergblau über<br />
Warmtönen von Torfmoos, Röhricht und Streuwiesen.<br />
Das Murnauer Moos – Wiege des<br />
Expressionismus?<br />
Mit 4200 Hektar ist das Murnauer Moos der<br />
bedeutendste Moorkomplex Deutschlands:<br />
E<strong>in</strong> dichtes Biotopgeflecht aus Seggenrieden,<br />
kalkreichen Sümpfen und Altwassern, aus<br />
Feucht- und Streuwiesen, aber auch vere<strong>in</strong>zelten<br />
Kalktrockenrasen. Die Krönung bilden<br />
jedoch – auf e<strong>in</strong>em Zehntel der Fläche – <strong>in</strong>takte<br />
Hochmoore mit Mächtigkeiten bis zu 25 Meter.<br />
E<strong>in</strong>e Besonderheit s<strong>in</strong>d die »Köchel«, harte<br />
Sandste<strong>in</strong>rücken, die als Wald<strong>in</strong>seln aus dem<br />
Moor ragen. Guter Baustoff, fand <strong>in</strong> den 20er<br />
<strong>Jahre</strong>n e<strong>in</strong> Gutsbesitzer und machte sich daran,<br />
am »Langen Köchel« den grünen Sandste<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong>dustriell abzubauen. Bauern und Bürger wurden<br />
hellhörig, der Kampf ums Moos begann.<br />
Von Anfang an dabei waren Persönlichkeiten<br />
aus dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Schon 1927 gelang<br />
es, <strong>in</strong> der Kernzone e<strong>in</strong>en »Schutzbereich« zu<br />
schaffen. Doch das Moos geriet bald weiter<br />
unter Druck. Dass es trotzdem noch größtenteils<br />
existiert, ist unter anderem Verdienst der<br />
Murnauer Botaniker<strong>in</strong> und Umweltpädagog<strong>in</strong><br />
Ingeborg Haeckel (1<strong>90</strong>3 –1994), die mit und im<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> jahrzehntelang für das Moos<br />
stritt. Die Hartste<strong>in</strong>werke s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />
ebenso Geschichte wie die verh<strong>in</strong>derte Müllverbrennungsanlage<br />
bei Eschenlohe oder die<br />
vereitelte Flurbere<strong>in</strong>igung und Entwässerung <strong>in</strong><br />
den 60er und 70er <strong>Jahre</strong>n.<br />
E<strong>in</strong> Kerngebiet von 2355 Hektar steht seit<br />
1980 unter <strong>Naturschutz</strong>; aber auch die naturräumlich<br />
verbundenen Gebiete s<strong>in</strong>d seit 1993 <strong>in</strong><br />
groß angelegte Pflege- und Entwicklungskonzepte<br />
oder FFH- und Vogelschutzgebiete e<strong>in</strong>bezogen.<br />
So werden auch <strong>in</strong> Zukunft Wachtelkönig<br />
und Karlszepter, Weißrückenspecht und<br />
Glanzorchis zum Landschaftsbild vor Murnau<br />
gehören. Was wiederum die Maler freut.
Foto: Willner<br />
Die frei fließende Donau<br />
8 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]
Unbändiges<br />
<strong>Bayern</strong><br />
Manchmal geben 0,96 Prozent den Ausschlag.<br />
Wie bei der Donau. Der letzte frei fließende<br />
Abschnitt <strong>in</strong>nerhalb Deutschlands nimmt<br />
zwar nur 70 von <strong>in</strong>sgesamt 7300 Kilometern<br />
deutscher Wasserstraßen e<strong>in</strong>, doch die haben<br />
es <strong>in</strong> sich: Letzter Engpass für den Schiffsverkehr,<br />
wettern die e<strong>in</strong>en, letzte großräumige<br />
und naturnahe Auenlandschaft Mitteleuropas,<br />
schwärmen die anderen.<br />
Konflikt war also programmiert, als die<br />
bayerische Staatsregierung 1991 ihre großtechnischen<br />
Ausbaupläne für das Prozent-Stück<br />
zwischen Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen publik machte.<br />
Ke<strong>in</strong>e sieben Wochen dauerte es, bis sich<br />
aus Kreisen des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> heraus die<br />
erste Bürger<strong>in</strong>itiative formiert hatte. Weitere<br />
Bündnisse wurden geschmiedet, um den Widerstand<br />
möglichst stark <strong>in</strong> der Bevölkerung zu<br />
verankern. Ob Fischer, Bauern, Wanders- oder<br />
Kirchenleute – der BN brachte sie zusammen.<br />
Bald hatte die Donau Tausende von Fürsprechern<br />
entlang der Ufer, aber auch im ganzen<br />
Land. Selten hat e<strong>in</strong> <strong>Naturschutz</strong>verband e<strong>in</strong><br />
farbigeres Protestbukett gebunden. Die Aktionen<br />
reichten von Kanu-Demos und Jugend-<br />
Camps über Dokumentarfilme, Benefiz- und<br />
Open-Air-Festivals bis h<strong>in</strong> zu Grundstückskäufen,<br />
Alternativgutachten und wissenschaftlichen<br />
Kongressen.<br />
Es stellte sich heraus: Umweltfreundlicher<br />
Güterverkehr per Schiff und lebendige Flüsse<br />
s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong> Widerspruch. Die Bayerische Staatsregierung<br />
und die B<strong>in</strong>nenschifffahrt beharren<br />
zwar noch auf Staustufen, doch der maßgeblichere<br />
Projektträger ist der <strong>Bund</strong>. Im Juni 2002<br />
hat sich der <strong>Bund</strong>estag mit rotgrüner Mehrheit<br />
festgelegt: Als die volkswirtschaftlich und ökologisch<br />
s<strong>in</strong>nvollere Lösung soll nun die sanfte,<br />
flussbauliche Ausbauvariante verfolgt werden.<br />
Die Aussichten für die Donau s<strong>in</strong>d derzeit gut,<br />
wenn auch e<strong>in</strong>e Frage weniger Prozente.
<strong>Bayern</strong><br />
unter Bann<br />
Wer Nürnberg auf der Autobahn passiert, mag<br />
sich wundern. Immer neue Ausfahrten tauchen<br />
auf: Nürnberg hier, Nürnberg dort – offenbar<br />
e<strong>in</strong>e riesige Stadt. Riesig ist aber vor allem der<br />
Waldgürtel, der sie umschließt. Hier draußen<br />
hatten die Autobahnpioniere leichteres Spiel.<br />
Übernutzt als wohlfeile Rundum-Ressource<br />
war der Reichswald schon früher fast zugrunde<br />
gegangen. Se<strong>in</strong>en ausgelaugten Sandböden<br />
konnte die aufkeimende Forstwirtschaft<br />
immerh<strong>in</strong> noch Kiefernwälder abr<strong>in</strong>gen. Das<br />
Ergebnis waren 25 000 Hektar Monotonie. Doch<br />
für Nürnberg war und blieb der Reichswald<br />
Grüne Lunge und Erholungsgebiet. So empörten<br />
sich viele Bürger, als der Siedlungsdruck <strong>in</strong><br />
den 60er und 70er <strong>Jahre</strong>n den »Steckerleswald«<br />
erneut im Bestand bedrohte. Täglich wurde e<strong>in</strong><br />
Hektar abgeholzt – <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Menschenlebens<br />
wäre nichts mehr übrig geblieben.<br />
Unterstützt von mehreren Bürger<strong>in</strong>itiativen<br />
veröffentlichte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> 1972 se<strong>in</strong><br />
Reichswaldprogramm. Dar<strong>in</strong> forderte er strengsten<br />
Schutz und naturnahe Waldwirtschaft.<br />
Nach sieben <strong>Jahre</strong>n mit zahlreichen Aktionen<br />
und jährlichen Reichswaldfesten war das erste<br />
Ziel erreicht: Der Reichswald wurde »Bannwald«.<br />
Die Rodung war fortan verboten und<br />
nahm tatsächlich um 98 Prozent ab. Für den BN<br />
heißt es seither: Genau h<strong>in</strong>sehen, welche Projekte<br />
e<strong>in</strong>e Ausnahme vom Bannwaldschutz<br />
rechtfertigen. Ob Rangierbahnhof, Mülldeponie<br />
oder Autobahnkreuz, Flughafenanb<strong>in</strong>dung,<br />
Panzerübungsplatz oder Sandgrube – die Liste<br />
der vom BN verh<strong>in</strong>derten Bannbrüche ist lang.<br />
Erfolg hatte auch das Werben für naturnahe<br />
Waldwirtschaft. Die Forstverwaltungen haben<br />
dank engagierter Forstleute im Reichswald den<br />
Kahlschlag abgeschafft und Laubhölzer gesät.<br />
Mittlerweile hat sich bei Jungbäumen der Laubholzanteil<br />
verfünffacht. Auch seltene Pflanzen<br />
und Tiere s<strong>in</strong>d wieder häufiger: Neben Auerhuhn,<br />
Haselhuhn und Sperl<strong>in</strong>gskauz ist sogar<br />
der Schwarzspecht zu beobachten.<br />
Foto: Konopka<br />
10 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]
Der Nürnberger Reichswald<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 11
12 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Das Hafenlohrtal
<strong>Bayern</strong> ohne<br />
Stau und Sperre<br />
Wassernot <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>? Ke<strong>in</strong> Szenario aus dem<br />
Öko-Thriller sondern Realität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten<br />
Unterfrankens. Die Wasserwerke hatten es<br />
hier noch nie leicht, denn die dürftigen Niederschläge<br />
versickern rasch <strong>in</strong> porösen Böden<br />
und Geste<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong> echter Notstand zeichnete<br />
sich jedoch ab, als im Grundwasser zunehmend<br />
Dünger und Pestizide auftauchten.<br />
Seither haben Wasserwirtschaftler die Hafenlohr<br />
als potenziellen Stausee im Visier. Das<br />
abgelegene Spessart-Flüsschen schlängelt sich<br />
25 Kilometer durch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gliedriges Landschaftsrelief<br />
Richtung Ma<strong>in</strong>. Nahezu ungestört<br />
konnten sich hier vielfältige Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
entwickeln: Buchen-Eichen-Wälder an<br />
den Hängen, Feuchtwiesen und Bruchwälder<br />
<strong>in</strong> den Talauen. E<strong>in</strong> Refugium für über 70 Tierund<br />
Pflanzenarten, die <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> gefährdet<br />
oder vom Aussterben bedroht s<strong>in</strong>d. Beispielsweise<br />
brütet an steileren Ufern der Eisvogel.<br />
Erste Pläne, das Idyll zu fluten, legten die<br />
Wasserbehörden 1977 auf den Tisch, 1982 folgte<br />
e<strong>in</strong> Raumordnungsverfahren. Doch die Planer<br />
stießen vor Ort auf hartnäckigen Widerstand.<br />
So schmiedete der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> 1978 die<br />
»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft Hafenlohrtal«. E<strong>in</strong> Bündnis<br />
kritischer Bürger, Kommunalpolitiker, Fachleute<br />
und Umweltverbände, die unter dem<br />
Vorsitz Sebastian Schönauers gegen den Stausee<br />
kämpften und dabei zu Pionieren e<strong>in</strong>er<br />
ökologischen Wasserhaushaltspolitik wurden.<br />
Mit Erfolg: Der Oberlauf der Hafenlohr steht<br />
heute unter <strong>Naturschutz</strong>, e<strong>in</strong>e FFH-Gebietsmeldung<br />
liegt <strong>in</strong> Brüssel, und die Talsperre selbst<br />
wurde nicht gebaut. Vom Tisch ist sie zwar<br />
nicht, steckt aber tief <strong>in</strong> der Schublade. Die offizielle<br />
L<strong>in</strong>ie der Wasserbehörden folgt heute<br />
weitgehend den Forderungen des BN.<br />
So war der wichtigste Erfolg im Hafenlohrtal<br />
die Signalwirkung: Selbst die europäische<br />
Wasserpolitik setzt heute nicht mehr auf Beton<br />
und Fernleitungen, sondern auf Grundwasserschutz,<br />
Ökolandbau und dezentrale kommunale<br />
Wasserversorgung.<br />
Foto: Grabe<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 13
BN-Aktion: <strong>Bayern</strong>s Schönheit bewahren<br />
Schwarzbuch <strong>Bayern</strong> – Rotes Tuch<br />
Ins Schwarze getroffen hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>,<br />
wie manche »betroffene« Reaktion<br />
zeigt, mit se<strong>in</strong>em »Schwarzbuch Gewerbegebiete<br />
<strong>Bayern</strong>«. Das neu erschienene Werk<br />
dokumentiert auf bee<strong>in</strong>druckende Weise den<br />
Landschaftsfraß durch das Ausweisungs-<br />
Wettrennen der letzten <strong>Jahre</strong>.<br />
Das erstmals vorgelegte »Schwarzbuch Gewerbegebiete<br />
<strong>Bayern</strong>« mit bislang unveröffentlichten Luftbildern<br />
aus allen Regierungsbezirken analysiert schonungslos<br />
auf hundert Seiten den Gesichtsverlust bayerischer<br />
Heimatlandschaften. 21 Negativ-Beispiele aus<br />
allen bayerischen Regierungsbezirken, von der Marktgeme<strong>in</strong>de<br />
Mömbris <strong>in</strong> Unterfranken bis zur Stadt Rosenheim<br />
<strong>in</strong> Oberbayern, belegen die vielfach gesetzeswidrige<br />
Ausweisung von Gewerbegebieten im Außenbereich<br />
der Siedlungen, <strong>in</strong> Talräumen und Überschwemmungsgebieten,<br />
<strong>in</strong> gerodeten Wäldern oder<br />
auch auf wertvollen landwirtschaftlichen Flächen.<br />
»Wir werden zu Unrecht an den Pranger gestellt«,<br />
verteidigen sich bereits e<strong>in</strong>ige betroffene Bürgermeister.<br />
»Die kommunale Konkurrenz, der Druck von Investoren<br />
und E<strong>in</strong>zelhandelsketten sowie die maroden<br />
Kommunalf<strong>in</strong>anzen lassen uns oft ke<strong>in</strong>e andere Wahl«.<br />
Richtig ist, dass der beispiellose Ausweisungs-Boom <strong>in</strong><br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n vielfach nur mit hohen Subventio-<br />
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Schönheit bewahren« f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter<br />
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14 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Foto: Stadtbauamt Kulmbach<br />
Kulmbach macht’s vor<br />
Die Stadt verzichtete auf e<strong>in</strong> neues Gewerbegebiet auf der<br />
»grünen Wiese« und sanierte stattdessen die alte Sp<strong>in</strong>nerei.<br />
Statt Industriebrache <strong>in</strong> der Innenstadt und zerstörter<br />
Landschaft im Umfeld hat Kulmbach heute e<strong>in</strong> saniertes<br />
Gebäude mit E<strong>in</strong>kaufszentrum <strong>in</strong> zentraler Lage.<br />
nen aus der bayerischen Wirtschaftsförderung für die<br />
teuere Infrastruktur »auf der grünen Wiese« möglich<br />
war. Ohne Rücksicht auf gewachsene Siedlungsstrukturen<br />
entstanden Gewerbegebiete – mit austauschbaren<br />
Schuhschachteln bebaut, garniert mit riesigen<br />
Parkflächen, <strong>in</strong> der Regel ohne Bahnanschluss.<br />
Neue Wege statt neuer Straßen<br />
»Ab 2010 sollen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ke<strong>in</strong>e neuen Flächen mehr<br />
bebaut beziehungsweise <strong>in</strong> dem Maß des Neubaus an<br />
anderer Stelle versiegelte Flächen renaturiert werden«,<br />
erklärt Landesvorsitzender Hubert Weiger e<strong>in</strong> Hauptziel<br />
der BN-Aktion »<strong>Bayern</strong>s Schönheit bewahren«.<br />
»Dies erfordert e<strong>in</strong>en klaren Vorrang für Flächenrecycl<strong>in</strong>g,<br />
Nachverdichtungen und Umnutzungen, Maßnahmen<br />
gegen die kommunale Konkurrenz bei Gewerbegebietsausweisungen<br />
und e<strong>in</strong> Ende des Straßenneubaus.«<br />
Das Schwarzbuch spiele dabei e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle, so Weiger: »Mit ihm wollen wir Öffentlichkeit<br />
und Entscheidungsträger sensibilisieren und Lösungen<br />
für e<strong>in</strong>en verantwortlicheren Umgang mit den<br />
begrenzten Gütern Landschaft und Boden aufzeigen.«<br />
Die wichtigsten Instrumente e<strong>in</strong>er umweltverträglicheren<br />
Siedlungsentwicklung s<strong>in</strong>d für den <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong>
� die Verpflichtung zur Ausarbeitung von Flächenkatastern<br />
für Recycl<strong>in</strong>gpotentiale – vor der Aufstellung<br />
von Bauleitplänen <strong>in</strong> allen Städten und Geme<strong>in</strong>den,<br />
� die Genehmigung von Flächennutzungsplänen<br />
durch die Bezirksregierungen, von Bebauungsplänen<br />
durch die Landratsämter unter fachlicher Aufsicht der<br />
Regierung,<br />
� die Beendigung der Subventionierung von Gewerbegebietsausweisungen<br />
und Flächen verschwendenden<br />
Bauten,<br />
� die Neuregelung der Gewerbesteuer mit kommunalem<br />
Interessensausgleich,<br />
� e<strong>in</strong>e bayerische <strong>Bund</strong>esrats<strong>in</strong>itiative für die E<strong>in</strong>führung<br />
e<strong>in</strong>er Versiegelungsabgabe,<br />
� die Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für leer<br />
stehende Bausubstanz <strong>in</strong> städtischen und ländlichen<br />
Regionen.<br />
Beckste<strong>in</strong>s Worte ohne Wirkung<br />
Überraschende Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> der Frage des<br />
Flächensparens sieht die stellvertretende BN-Landesvorsitzende<br />
Doris Tropper, die sich auch als BN-Kreisvorsitzende<br />
<strong>in</strong> Erlangen seit <strong>Jahre</strong>n für die Stärkung der<br />
Innenstädte und gegen den Flächenverbrauch engagiert,<br />
zwischen dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> und dem bayerischen<br />
Innenm<strong>in</strong>ister Günther Beckste<strong>in</strong>. Der M<strong>in</strong>ister<br />
hatte schon im Oktober vergangenen <strong>Jahre</strong>s <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em »Brandbrief« an alle Bürgermeister <strong>Bayern</strong>s<br />
appelliert, »<strong>in</strong> Ausübung ihrer Planungshoheit e<strong>in</strong>em<br />
sparsamen Umgang mit der vorhandenen Fläche das<br />
notwendige Gewicht beizumessen«. Beckste<strong>in</strong> weiter:<br />
»Mit diesem Appell greife ich allerd<strong>in</strong>gs auch e<strong>in</strong>e<br />
ohneh<strong>in</strong> bestehende rechtliche Verpflichtung auf«.<br />
Doris Tropper vermisst allerd<strong>in</strong>gs die Wirkung dieses<br />
Schreibens: »Viele Bürgermeister haben den Brief<br />
ansche<strong>in</strong>end als Geheimsache im Schrank verschw<strong>in</strong>den<br />
lassen, statt die Konsequenzen für die weitere<br />
Siedlungsentwicklung öffentlich zu diskutieren«.<br />
Vernunft <strong>in</strong> der Sp<strong>in</strong>nerei<br />
Dass es auch anders geht, zeigt der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
im »Schwarzbuch« unter anderem an e<strong>in</strong>em Positiv-<br />
Beispiel aus dem oberfränkischen Kulmbach. Dort<br />
Foto: Hugel<br />
Richtig oder falsch?<br />
Behauptungen zum Flächenfraß.<br />
Neue Gewerbegebiete schaffen Arbeitsplätze.<br />
Falsch! In <strong>Bayern</strong> besteht schon jetzt e<strong>in</strong> massives<br />
Überangebot an Gewerbeflächen von circa 20 Prozent.<br />
Mehr Ausweisungen bedeuten nur noch mehr Leerstände.<br />
<strong>Bayern</strong> hatte noch nie so viel Gewerbeflächen<br />
wie heute bei gleichzeitig hoher Arbeitslosenquote.<br />
Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Datenbank der IHK hat sich das Gewerbeflächenpotenzial<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> von 2001 auf 2002 um<br />
5,2 Prozent auf 13 622 Hektar erhöht, davon besteht für<br />
über <strong>90</strong>00 Hektar Baurecht.<br />
Die Menschen haben doch immer schon so viel Fläche<br />
zum Leben verbraucht.<br />
Falsch! In nur 18 <strong>Jahre</strong>n wurde die Siedlungsfläche <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> um 51 Prozent ausgeweitet. In nur anderthalb<br />
Generationen wurde fast genauso viel Land verbraucht<br />
wie <strong>in</strong> der ganzen menschlichen Siedlungsgeschichte<br />
zuvor.<br />
Der zunehmende Flächenverbrauch liegt nur an<br />
der steigenden E<strong>in</strong>wohnerzahl.<br />
Falsch! Seit Ende der 1960er <strong>Jahre</strong> hat sich der<br />
Flächenverbrauch von der E<strong>in</strong>wohnerentwicklung<br />
abgekoppelt, er steigt weit überproportional im<br />
Vergleich zur E<strong>in</strong>wohnerzahl.<br />
Ist doch egal, ob Fläche <strong>in</strong> der Stadt<br />
oder auf der »grünen Wiese« verbaut wird.<br />
Falsch! Nach e<strong>in</strong>er Studie des Umweltbundesamtes<br />
entspricht e<strong>in</strong> Hektar <strong>in</strong>nerörtliches Baulandpotenzial<br />
m<strong>in</strong>destens drei Hektar Neubaufläche am Stadtrand,<br />
weil hier zusätzliche Verkehrsflächen und Versorgungse<strong>in</strong>richtungen<br />
geschaffen werden müssen.<br />
wurde Mitte der 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong> e<strong>in</strong> 44 000 Quadratmeter<br />
großes Gewerbegebiet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er herrlichen Landschaft<br />
geplant. Auf Kosten von Äckern und Wiesen sollten im<br />
Gewerbegebiet »Autobahn« E<strong>in</strong>zelhandels-Großprojekte<br />
angesiedelt werden. Doch nach Protesten des<br />
<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> ließen die Kulmbacher diese Planung<br />
fallen und ersetzten sie durch die Umgestaltung<br />
der alten Kulmbacher Sp<strong>in</strong>nerei, e<strong>in</strong>er Industriebrache<br />
zwischen Bahnhof und Innenstadt. In das sanierte<br />
Hauptgebäude ist <strong>in</strong>zwischen das E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />
»fritz« e<strong>in</strong>gezogen, weitere sollen folgen. »Wir wollen,<br />
dass diese Positiv-Beispiele <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> Schule machen<br />
und die politischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>en<br />
verantwortlichen Umgang mit unserem knappsten Gut<br />
geschaffen werden«, wünscht sich Hubert Weiger.<br />
Dass dies möglich ist, beweist auch die Spessart-<br />
Geme<strong>in</strong>de Rothenbuch. Maßgeblich dank dem E<strong>in</strong>satz<br />
des stellvertretenden BN-Landesvorsitzenden Sebastian<br />
Schönauer, seit 25 <strong>Jahre</strong>n Rothenbuchs zweiter Bürgermeister,<br />
hat sich die Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bayernweit<br />
e<strong>in</strong>maligen Beschluss verpflichtet, ke<strong>in</strong>e neuen Bauund<br />
Gewerbegebiete auszuweisen. Stattdessen nutzen<br />
die Rothenbucher vorhandene Flächen mit der Schließung<br />
von Baulücken und dem Verdichten der bestehenden<br />
Siedlungsfläche.<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 15<br />
Foto: BN<br />
Der Autor<br />
Richard Mergner,<br />
42, ist Landesbeauftragter<br />
des<br />
<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.
Foto: Ammon, Montage: Schlag<strong>in</strong>tweit<br />
Monumentale<br />
Verschandelung<br />
Der erste große<br />
Erfolg des BN: E<strong>in</strong><br />
»assyrischer Löwe«<br />
<strong>in</strong> der Falkenste<strong>in</strong>er<br />
Wand am<br />
Königssee, 1916<br />
zum militärischen<br />
Gedenken geplant,<br />
wurde nie Realität.<br />
Das gerettete<br />
Naturmonument<br />
wurde zur Keimzelle<br />
für den NationalparkBerchtesgaden,<br />
gegründet<br />
1978, e<strong>in</strong> weiterer<br />
großer BN-Erfolg.<br />
1913: Die Gründung des BN<br />
Königlich-bayerischer<br />
Amtsnaturschutz<br />
Das Bier mag noch dunkel gewesen se<strong>in</strong>, die<br />
Menschen typisch und die Burschen schneidig –<br />
<strong>in</strong> Ordnung war <strong>in</strong> der guten alten Zeit schon<br />
vieles nicht mehr. Die Kehrseiten des Fortschritts<br />
wurden um 1<strong>90</strong>0 sogar <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> immer deutlicher<br />
– die Zeit war reif für e<strong>in</strong>e starke <strong>Naturschutz</strong>-Organisation.<br />
Ke<strong>in</strong> Herrgotts- oder Malerw<strong>in</strong>kel schien sicher vor<br />
Ste<strong>in</strong>brüchen, Dämmen oder Deichen, vor Telegraphenleitungen,<br />
Eisenbahnen und Hotels. Erste<br />
Motorboote knatterten schon über den Königssee. An<br />
den ästhetischen Zumutungen der Neuzeit störte sich<br />
das Bildungsbürgertum schon geraume Zeit. Der Berl<strong>in</strong>er<br />
Musikprofessor Ernst Rudorff hatte 1889 gewettert:<br />
»Die Menschheit ist auf dem besten Wege … dem irdischen<br />
Dase<strong>in</strong> jeden edleren Reiz zu rauben.«<br />
Inzwischen war der Heimatschutzgedanke zu e<strong>in</strong>er<br />
breiten Bewegung herangewachsen. In München erfasste<br />
sie e<strong>in</strong>e umtriebige Szene von Intellektuellen,<br />
Wissenschaftlern und Künstlern. Prom<strong>in</strong>ente Architekten<br />
und Maler bemühten sich etwa, die Isarauen südlich<br />
der Stadt durch Grundstückskäufe vor den Ingenieuren<br />
der Elektrizitätswerke zu retten. Ähnlich g<strong>in</strong>gen<br />
im Norden der Stadt Mitglieder der Bayerischen Botanischen<br />
Gesellschaft vor. Sie wollten die Garch<strong>in</strong>ger<br />
Heide vor den Bauern bewahren, die dank neumodischer<br />
Dünger immer weiter vorrückten. Doch wie der<br />
Schriftsteller Hermann Löns formulierte, arbeitete die<br />
Naturzerstörung »en gros, der <strong>Naturschutz</strong> en detail«.<br />
Geme<strong>in</strong>sam wendeten sich die letztlich machtlosen<br />
Vere<strong>in</strong>igungen mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>gabe an die Regierung:<br />
16 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
<strong>Naturschutz</strong> gehöre <strong>in</strong> die Hände des Staates. Der<br />
volksnahe Pr<strong>in</strong>zregent Luitpold, selber e<strong>in</strong> Naturliebhaber,<br />
zeigte Verständnis. Tatsächlich richtete das<br />
Innenm<strong>in</strong>isterium 1<strong>90</strong>5 e<strong>in</strong>en »Landesausschuss für<br />
Naturpflege« e<strong>in</strong>. Besetzt wurde er mit hochrangigen<br />
Wissenschaftlern, Beamten, Künstlern und Ingenieuren.<br />
Davon erhoffte man sich Ideenaustausch und effiziente<br />
Beratung.<br />
Pr<strong>in</strong>z und Prom<strong>in</strong>enz<br />
Alle<strong>in</strong>, die Isar wurde weiter reguliert und fiel teilweise<br />
trocken. Die berühmten Stromschnellen von Laufenburg<br />
wurden für e<strong>in</strong> Kraftwerk gesprengt. Und auf dem<br />
Wendelste<strong>in</strong> ächzte bald e<strong>in</strong>e Zahnradbahn. Offenbar<br />
fehlte dem Gremium der nötige Rückhalt und die Autorität.<br />
Darum regte der königliche Regierungsrat Reubold<br />
die Gründung e<strong>in</strong>es privaten Dachverbands an. Er<br />
solle die Arbeit des Ausschusses auf e<strong>in</strong>e breitere<br />
Grundlage stellen – geme<strong>in</strong>t waren vermutlich F<strong>in</strong>anzen<br />
und Renommee. Als Schirmherr firmierte denn<br />
auch Luitpolds Nachfolger, der neue Regent Kronpr<strong>in</strong>z<br />
Rupprecht.<br />
Am 26. Juni 1913 wurde der »<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong>« (BN) gegründet. Dazu trafen sich im Innenm<strong>in</strong>isterium<br />
Vertreter des Landesausschusses für Naturpflege,<br />
der Bayerischen Botanischen und der Bayerischen<br />
Ornithologischen Gesellschaft sowie des Vere<strong>in</strong>s<br />
für Naturkunde. Laut Protokoll versprachen sie sich<br />
davon, »wirkungsvoller gegen Industrie, Wirtschaft<br />
und Behörden auftreten zu können«. Nach außen<br />
repräsentierten den Vere<strong>in</strong> ausschließlich f<strong>in</strong>anziell gut<br />
gestellte und angesehene Persönlichkeiten. Anfangs<br />
war der BN also e<strong>in</strong> etwas merkwürdiges Gebilde: e<strong>in</strong><br />
privat f<strong>in</strong>anzierter Honoratioren-Vere<strong>in</strong> zur Unterstützung<br />
e<strong>in</strong>es Ausschusses zur Beratung der Regierung …<br />
Die Konstruktion brachte zwar Reibungsverluste<br />
durch Konkurrenz und Doppelarbeit, doch langfristig<br />
profitierte der BN. Er konnte die flächendeckende<br />
Organisation des Ausschusses nach und nach für se<strong>in</strong>e<br />
eigene Vere<strong>in</strong>stätigkeit nutzen. Erste Erfolge stellten<br />
sich e<strong>in</strong>. Beispielsweise gelang es dem Vorsitzenden<br />
Professor Karl Freiherr von Tubeuf, e<strong>in</strong>e monumentale<br />
Naturverschandelung am Königssee zu vereiteln. In<br />
e<strong>in</strong>e Felswand sollte 1916 zur Kriegser<strong>in</strong>nerung e<strong>in</strong><br />
riesiger assyrischer Löwe gemeißelt werden. E<strong>in</strong>flussreiche<br />
Berl<strong>in</strong>er Sommerfrischler hatten sich das ausgedacht<br />
und schon Spenden gesammelt.<br />
Doch Tubeuf verurteilte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bewegt-patriotischen<br />
Zeitungsartikel die Idee, »das ernsteste, heiligste<br />
Naturland« zu verkünsteln; ihm schauderte bei der<br />
Vorstellung, noch <strong>in</strong> der fernsten E<strong>in</strong>samkeit aus<br />
»glücklichem Selbstvergessen« gerissen und zu<br />
schmerzlichen Er<strong>in</strong>nerungen gezwungen zu werden.<br />
Der Löwe blieb Phantasie. Realität wurde 1921 e<strong>in</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong>gebiet und 1978 sogar der Nationalpark<br />
Berchtesgaden – ganz nach Tubeufs Intention, die<br />
Natur »vor dem Menschen für den Menschen« zu<br />
schützen. E<strong>in</strong> Motto, das heute so aktuell ersche<strong>in</strong>t wie<br />
<strong>in</strong> der guten alten Zeit.<br />
T<strong>in</strong>o Schlag<strong>in</strong>tweit
Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
im Ruhestand<br />
Abschied<br />
vom<br />
Selbstverständlichen<br />
Nach genau 34 <strong>Jahre</strong>n als Landesgeschäftsführer des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> hat Helmut<br />
Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger se<strong>in</strong> Amt an Peter Rottner übergeben. Mit ungeheurer Tatkraft hat »Vollblut-<br />
Naturschützer« Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger diese erfolgreiche Periode der BN-Geschichte so entscheidend<br />
geprägt, dass e<strong>in</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> ohne ihn vielen kaum vorstellbar sche<strong>in</strong>t.<br />
Eigentlich war Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger immer schon da,<br />
beim <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Als der heutige Landesvorsitzende<br />
Hubert Weiger sich 1971 als Zivildienstleistender<br />
bewarb, war es Landesgeschäftsführer Helmut<br />
Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger, der ihn zum Vorstellungsgespräch e<strong>in</strong>lud.<br />
Selbst als Hubert We<strong>in</strong>zierl, BN-Vorsitzender von 1969<br />
bis 2002, sich zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>er langen Amtszeit daran<br />
machte, den Verband zur schlagkräftigen, bayernweit<br />
präsenten Umweltorganisation zu entwickeln, konnte<br />
er von Beg<strong>in</strong>n an auf se<strong>in</strong>en »Motor« Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
bauen.<br />
So ist es ke<strong>in</strong> Wunder, dass die Begriffe Landesgeschäftsführer<br />
und Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
zum Synonym geworden s<strong>in</strong>d. So mancher BN-<br />
Aktive wird sich mühsam daran gewöhnen müssen,<br />
dass der akribische Organisator großer Veranstaltungen,<br />
der stimmgewaltige Redner der jährlichen Delegiertenversammlung<br />
und die letzte Zuflucht <strong>in</strong> heiklen<br />
f<strong>in</strong>anziellen, personellen und organisatorischen Fragen<br />
nun nicht mehr Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger heißt.<br />
»Nur« gut e<strong>in</strong> Drittel se<strong>in</strong>es <strong>90</strong>-jährigen Bestehens<br />
wurden die Geschäfte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> von<br />
Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger geführt. Doch es ist nicht übertrieben<br />
zu sagen, dass der Verband wohl <strong>90</strong> Prozent se<strong>in</strong>er<br />
Größe und Kraft <strong>in</strong> diesen 34 <strong>Jahre</strong>n gewonnen hat. Die<br />
Mitgliederzahlen sprechen für sich: 12 500 damals, fast<br />
170 000 heute. Als Meisterleistung Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>gers wird der<br />
Aufbau e<strong>in</strong>er bayernweiten Organisationsstruktur <strong>in</strong><br />
die Geschichtsbücher des BN e<strong>in</strong>gehen. Als der stu-<br />
Foto: Kuffer<br />
Generationswechsel<br />
Seit 1. April dieses <strong>Jahre</strong>s ist Peter Rottner,<br />
47, als Nachfolger von Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
Landesgeschäftsführer des <strong>Bund</strong>es Natur-<br />
dierte Sozialpädagoge und damalige Berufsberater<br />
1969 zum <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> wechselte, war der Begriff<br />
Kreisgruppe im Verband noch fast e<strong>in</strong> Fremdwort. Nur<br />
<strong>in</strong> wenigen Landkreisen hatten sich die aktiven<br />
Umweltschützer <strong>in</strong> regionalen Gruppen organisiert,<br />
München war das e<strong>in</strong>deutige Verbandszentrum.<br />
Grüne Karte<br />
Der aus dem Rottal stammende Bauernsohn Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
erkannte die fehlende Flächen-Struktur als entscheidendes<br />
Manko auf dem Weg zur schlagkräftigen Lobby<br />
für die Natur. Mit ungeheurer Tatkraft und Zähigkeit<br />
machte er sich deshalb daran, <strong>in</strong> den Landkreisen<br />
eigenständige Gruppen zu gründen, e<strong>in</strong>e nach der<br />
anderen. Bis er es zusammen mit Hubert We<strong>in</strong>zierl,<br />
Hubert Weiger und engagierten Naturschützern aus<br />
allen Teilen des Landes bis 1976 geschafft hatte, den<br />
letzten weißen Fleck auf der Landkarte BN-grün e<strong>in</strong>zufärben.<br />
Und damit nicht genug: Am 10. Juli 1976 gründete<br />
sich unter maßgeblicher Beteiligung des BN der<br />
<strong>Bund</strong> für Umwelt und <strong>Naturschutz</strong> Deutschland,<br />
BUND; Versammlungsleiter: Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger.<br />
Wer schon (fast) immer da war, der ist kaum wegzudenken.<br />
Gut also, dass Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger dem <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> erhalten bleiben könnte. Auf der Delegiertenversammlung<br />
im Mai wird er sich als Schatzmeister<br />
des Landesverbands zur Wahl stellen.<br />
Manfred Gößwald, Leitender Redakteur<br />
schutz. Der Jurist kennt den Verband bestens.<br />
Seit 1976 war er ehrenamtlich <strong>in</strong> der<br />
Orts- und Kreisgruppenarbeit tatkräftig<br />
engagiert. Fast zehn <strong>Jahre</strong> gehörte er dem<br />
BN-Beirat an, und er leitet den Arbeitskreis<br />
Rechtsfragen des BUND. Seit fast zwei Jahrzehnten<br />
hat er den BN als Rechtsanwalt<br />
<strong>in</strong> vielen wichtigen Verfahren vor Gericht<br />
vertreten und wichtige Erfolge für die Natur<br />
erstritten. Beispiele s<strong>in</strong>d die Rettung des<br />
Fotos: BN-Archiv<br />
»Naßangers« im Ma<strong>in</strong>tal und zuletzt der<br />
Baustopp der Autobahn durch den Gottesgarten<br />
bei Kloster Banz. Nun sieht er sich<br />
im neuen Aufgabenbereich der Basis des<br />
Verbands verpflichtet: »E<strong>in</strong> guter Service für<br />
unsere Mitglieder und Aktiven, die fundierte<br />
Beratung und Information über alle<br />
Verbands- und Umweltfragen gehören<br />
ebenso zu me<strong>in</strong>en Zielen wie die solide<br />
wirtschaftliche Entwicklung des BN.«<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 17<br />
<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />
Wort und Tat<br />
Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
startet 1971<br />
für den BN die<br />
Wiedere<strong>in</strong>bürgerung<br />
des Bibers<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
Zusammen mit<br />
Hubert We<strong>in</strong>zierl<br />
leitet Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
1983 die BN-<br />
Delegiertenversammlung.
Foto: Rubeck<br />
Heiße Phase<br />
BN-Vorsitzender<br />
Hubert We<strong>in</strong>zierl<br />
und Landrat Hans<br />
Schuierer bei e<strong>in</strong>er<br />
Kundgebung 1985.<br />
Alle<strong>in</strong> die WAA-<br />
E<strong>in</strong>wendungen<br />
aus den Reihen<br />
des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />
füllten<br />
18 Aktenordner.<br />
Fanal Wackersdorf<br />
Anti Atom – pro Solar<br />
Wirtschaftsm<strong>in</strong>ister Jaumann wusste es schon<br />
1979: »Falls <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong> Zwischenlager akzeptiert,<br />
dann <strong>in</strong> Wackersdorf.« Selbst Umweltm<strong>in</strong>ister<br />
Dicks Schlagzeile »Wiederaufarbeitung im Raum<br />
Schwandorf abwegig« zu Silvester 1980 half nichts.<br />
M<strong>in</strong>isterpräsident Franz Josef Strauß hatte alle Weichen<br />
längst gestellt. Die deutschen Stromkonzerne<br />
schickten die eigens gegründete Gesellschaft zur Wiederaufbereitung<br />
von Kernbrennstoffen (DWK) vor.<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, Bürger<strong>in</strong>itiativen und Landrat<br />
Hans Schuierer klärten die Bevölkerung <strong>in</strong> vielen<br />
Veranstaltungen auf und hatten die wissenschaftlichen<br />
Fakten und die Zustimmung der Bevölkerung auf ihrer<br />
Seite. Unzählige BN-Vorträge – alle<strong>in</strong> im Juli 1985 <strong>in</strong><br />
dreißig Orten der Sicherzeitszone – klärten die Öffentlichkeit<br />
auf. 881 000 E<strong>in</strong>sprüche aus dem In- und Ausland<br />
führten 1988 zum Erörterungsterm<strong>in</strong> <strong>in</strong> Neunburg<br />
vorm Wald. Er dauerte über e<strong>in</strong>en Monat und<br />
wurde zum wissenschaftlichen Desaster für die DWK.<br />
Aus für WAA: E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> Atomausstieg<br />
Am 12. April 1989 ließ der VEBA-Vorsitzende von Bennigsen-Foerder<br />
das Projekt WAA Wackersdorf aus Wirtschaftlichkeitsgründen<br />
fallen. E<strong>in</strong>ige Milliarden DM<br />
aber waren bereits im gerodeten Wald verbaut, darunter<br />
e<strong>in</strong> Zwischenlager für 1500 Tonnen Atommüll. Der<br />
E<strong>in</strong>satz von CS-Gas und die Überlastung der Polizeiangehörigen<br />
hatten vier Menschenleben gekostet.<br />
Seit 1989 g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong> neues Atomkraftwerk<br />
<strong>in</strong> Betrieb. Um die vorhandenen weiter zu betreiben,<br />
haben <strong>Bund</strong>esregierung und Stromwirtschaft be-<br />
18 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
schlossen, große Standortzwischenlager zu errichten.<br />
Der Kampf gegen den Atommüll hat sich von Wackersdorf<br />
nach Grafenrhe<strong>in</strong>feld, Gundremm<strong>in</strong>gen und<br />
Niederaichbach verlagert.<br />
Im Frühjahr 1979 untermauerte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
se<strong>in</strong> Ne<strong>in</strong> zur Atomkraft und nannte zwei energiepolitische<br />
Auswege: die Energiee<strong>in</strong>sparung und die<br />
Solarenergie. Zur gleichen Zeit zeigten alle handelsüblichen<br />
Prognosen zum Energieverbrauch steil nach<br />
oben – e<strong>in</strong> schwerer Stand für die Position des BN. Der<br />
tatsächliche Energiebedarf blieb weit unter den Prognosen.<br />
Doch die Energiepolitik wurde unnötig lange <strong>in</strong><br />
falsche Richtungen gelenkt.<br />
Nur erneuerbare Energien machen S<strong>in</strong>n<br />
E<strong>in</strong>e Wende h<strong>in</strong> zu erneuerbaren Energien war erst <strong>in</strong><br />
den 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong> Sicht. Das E<strong>in</strong>speisegesetz von<br />
19<strong>90</strong> brachte die W<strong>in</strong>dkraft an den Markt heran. Der<br />
Solarstrom fasste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen fortschrittlichen Städten<br />
durch die so genannte kostendeckende Vergütung Fuß.<br />
Den Durchbruch für den Solarstrom brachte 2000 das<br />
Erneuerbare Energien Gesetz. In Niederbayern machten<br />
BN-Kreisgruppen frühzeitig darauf aufmerksam<br />
und verhalfen der Photovoltaik zu e<strong>in</strong>em bundesweit<br />
e<strong>in</strong>maligen Boom. Alle<strong>in</strong> im Landkreis Landshut<br />
wurden bis Ende 2001 über fünf Megawatt Photovoltaikanlagen<br />
<strong>in</strong>stalliert. E<strong>in</strong>e Öffentlichkeitskampagne<br />
des Forums Ökologie Rosenheim mit den BN-Kreisgruppen<br />
Berchtesgadener Land, Rosenheim und<br />
Traunste<strong>in</strong> vom Watzmann zum Wendelste<strong>in</strong> brachte<br />
ebenfalls über fünf Megawatt auf die Dächer und<br />
wurde mit dem Agenda-Preis ausgezeichnet.<br />
Ludwig Trautmann-Popp, BN-Energiereferent<br />
Bürger meisterlich<br />
Mit se<strong>in</strong>er Aufklärungsarbeit hat der BN dazu beigetragen, dass die weitaus<br />
meisten deutschen Solaranlagen heute <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> stehen. Die BN-Aktion Bürgersolardächer<br />
bietet auch Bürgern, die ke<strong>in</strong> eigenes Dach besitzen, die Möglichkeit,<br />
an der Entwicklung des Solarstroms aktiv teilzunehmen. Im Jahr 2002 konnten<br />
damit <strong>in</strong> BN-Kreis- und Ortsgruppen über 70 Bürgersolardächer mit zusammen<br />
mehr als zwei Megawatt Spitzenleistung <strong>in</strong> Betrieb genommen werden.<br />
Foto: BN-Archiv<br />
881 000 E<strong>in</strong>wendungen waren<br />
am Ende stärker als wehrhafte<br />
Bauzäune. 1989 wurde der<br />
Bau der Atommüll-Wiederaufbereitungsanlage<br />
Wackersdorf<br />
nach neun <strong>Jahre</strong>n Widerstand<br />
gestoppt. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
hatte schon 1979 se<strong>in</strong><br />
Ne<strong>in</strong> gegen die Atomenergie<br />
ausgesprochen und die<br />
Alternativen benannt.
Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre im Hafenlohrtal<br />
geplant seit 1978<br />
<strong>Bayern</strong> verplant – bewahrt<br />
Auch so könnte die bayerische Landkarte heute ausschauen. Wenn nicht der<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> mit se<strong>in</strong>en Mitgliedern und Aktiven und geme<strong>in</strong>sam mit Partner-<br />
Verbänden und Bürger<strong>in</strong>itiativen viele Jahrzehnte lang gekämpft hätte: für die<br />
Natur, für die Landschaften, für die Umwelt – und gegen die Verschwendung<br />
von Steuergeldern. Beispiele aus fünf Jahrzehnten.<br />
Würzburg<br />
Schwe<strong>in</strong>furt<br />
Autobahn Westumfahrung Würzburg<br />
geplant seit den 1970ern<br />
Autobahn Westumfahrung Nürnberg<br />
geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />
Ansbach<br />
AKW Pfaffenhofen<br />
geplant 1978–2001<br />
Autobahn Kempten-L<strong>in</strong>dau<br />
geplant seit 1973<br />
Freizeitsee Lamitztal<br />
geplant 1991 – 1994<br />
Müllverschwelungsanlage Fürth<br />
geplant 1983–1998<br />
Rangierbahnhof im Nürnberger Reichswald<br />
geplant 1972 – 1977<br />
Hochwasserspeicher Püttlachtal<br />
geplant 1957–1988<br />
Augsburg<br />
Bamberg<br />
AKW Viereth<br />
geplant 1973–1998<br />
Erlangen<br />
Fürth<br />
Nürnberg<br />
Bayreuth<br />
Schnellstraße B2 A-neu<br />
geplant <strong>in</strong> den 1980ern<br />
Zweite Start- und Landebahn Flughafen Nürnberg<br />
geplant seit den 1970ern<br />
Magnetschwebebahn Donauried<br />
geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />
Müllverbrennungsanlage Lau<strong>in</strong>gen/Donau<br />
geplant 1979 – 1988<br />
Staustufen <strong>in</strong> der Litzauer Lechschleife<br />
geplant 1955– 1960<br />
Müllverbrennungsanlage Murnau<br />
geplant 1972 – 1985<br />
Tr<strong>in</strong>kwassertalsperre im Kremnitztal<br />
geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />
München<br />
Hof<br />
Kohlekraftwerk Franken III<br />
geplant 1980–1995<br />
Müllverbrennungsanlage Hof<br />
geplant 1982–1994<br />
Müllverbrennungsanlage Erlangen<br />
geplant Anfang der 19<strong>90</strong>er<br />
Regensburg<br />
Landshut<br />
Autobahnr<strong>in</strong>g München-Süd<br />
geplant seit 1972<br />
Staustufen <strong>in</strong> der Salzach<br />
geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />
Hochwasserspeicher Gumpen<br />
geplant 1973 – 1978<br />
Hochwasserspeicher Rotma<strong>in</strong>tal<br />
geplant 1973 – 1976<br />
WAA Wackersdorf<br />
geplant 1979–1989<br />
Staustufen <strong>in</strong> der Donau zwischen Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen<br />
geplant seit 1966<br />
Staustufen <strong>in</strong> der Weltenburger Enge<br />
geplant 1950 – 1952<br />
Autobahn »B 15 neu«<br />
geplant seit den 1970ern<br />
Queralpenautobahn<br />
geplant <strong>in</strong> den 1970ern<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 19<br />
AKW Ple<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g bei Vilshofen<br />
geplant 1974–1976<br />
Passau<br />
Müllverbrennungsanlage Plattl<strong>in</strong>g<br />
geplant 1985 – 19<strong>90</strong>
15 <strong>Jahre</strong> K<strong>in</strong>dergruppen <strong>in</strong> der JBN<br />
Von Dreckspatzen<br />
und Würmratzen<br />
200 K<strong>in</strong>dergruppen des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> aktiv. Die Jugendorganisation<br />
des BN unterstützt sie mit Rat und Tat,<br />
mit Info und Euro. Von Bernd Scheuerle<strong>in</strong>,<br />
pädagogischer Mitarbeiter der JBN.<br />
Angebote<br />
2003 für Gruppen<br />
und Leiter<br />
30. 5. bis 1. 6.<br />
Expeditionen <strong>in</strong>s Tierreich<br />
(Naturkundliches Sem<strong>in</strong>ar)<br />
27. bis 29. 6. Naturerlebnisferien<br />
(Sem<strong>in</strong>ar zum Thema: Wie<br />
organisiere ich e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Freizeit)<br />
27. 7. bis 1. 8. Großes K<strong>in</strong>dersommerlager<br />
»Wilder Wald«<br />
Sie heißen Dreckspatzen, Moosfrösche und Würmratzen<br />
und s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ganz <strong>Bayern</strong> zuhause. Sie halten<br />
sich vorwiegend an der frischen Luft auf, suchen<br />
jedoch bei feuchtem Wetter auch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Unterschlupf<br />
auf. Ihre Umwelt und die Natur nehmen sie<br />
genau unter die Lupe und leben nach dem Motto »dreckig<br />
aber glücklich«. Sie treten immer <strong>in</strong> Rudeln auf<br />
und werden meist von erfahrenen Muttertieren geleitet.<br />
Nach Schätzungen von Fachleuten leben heute, 15<br />
<strong>Jahre</strong> nachdem sie erstmals gesichtet wurden, etwa 200<br />
aktive Rudel <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
So oder ähnlich wären die K<strong>in</strong>dergruppen der Jugendorganisation<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (JBN) wohl <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em zoologischen Nachschlagewerk beschrieben.<br />
Bei den »Muttertieren« handelt es sich um ehrenamtliche<br />
Leiter<strong>in</strong>nen und Leiter; von ihrem unermüdlichen<br />
Engagement lebt die K<strong>in</strong>dergruppenarbeit vor Ort. Die<br />
Gruppen treffen sich wöchentlich bis monatlich zu<br />
<strong>in</strong>teressanten Tätigkeiten wie R<strong>in</strong>denbootbau, Brotbacken<br />
oder Kläranlagenbesuch. Diese über ganz <strong>Bayern</strong><br />
verstreuten Aktivitätszentren bilden die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
der JBN. Mancherorts gel<strong>in</strong>gt auch e<strong>in</strong>e äußerst fruchtbare<br />
Symbiose zwischen e<strong>in</strong>er JBN-Gruppe und e<strong>in</strong>er<br />
Kreis- oder Ortsgruppe des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (siehe<br />
z.B. »Tierhotel Trafoturm« auf Seite 32). E<strong>in</strong> Grundstück<br />
für Außenaktivitäten, e<strong>in</strong> Raum für schlechtes Wetter,<br />
e<strong>in</strong> paar Euro und e<strong>in</strong> begeistertes Team lassen e<strong>in</strong>e<br />
Oase des Natur- und Umweltschutzes und e<strong>in</strong>e wirkliche<br />
Geme<strong>in</strong>schaft aufblühen.<br />
20 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
24. bis 25. 10. Landesversammlung<br />
und Tagung »Aus der Praxis für<br />
die Praxis«<br />
25. bis 26. 10. Arbeitskreis K<strong>in</strong>der<br />
28. bis 30. 11. Erlebnis K<strong>in</strong>dergruppe<br />
(Basiskurs für Leiter)<br />
Fragen und Anmeldung: Bernd<br />
Scheuerle<strong>in</strong>, JBN, Trivastr. 13,<br />
80637 München, Tel. 0 89 - 15 98 96-<br />
36, Fax -33, scheuerle<strong>in</strong>@jbn.de,<br />
Internet www.jbn.de.<br />
Spaßige Drecksarbeit<br />
Batzig zur Sache g<strong>in</strong>g’s im K<strong>in</strong>dersommerlager 2002 »Abenteuer<br />
Grüne Hölle – E<strong>in</strong>e Reise <strong>in</strong> den K<strong>in</strong>dernationalpark<br />
Donauauen«. Dort lernten die K<strong>in</strong>der nicht nur, dass sich<br />
aus Donaulehm prima Krokodile bauen lassen. Geme<strong>in</strong>sam<br />
mit ihren Betreuern unterstützten sie auch den E<strong>in</strong>satz<br />
des BN für den frei fließenden Strom.<br />
Der zweite wichtige Ansprechpartner für die K<strong>in</strong>dergruppen<br />
ist die JBN-Landesstelle <strong>in</strong> München.<br />
Jeweils e<strong>in</strong> Bildungsreferent für K<strong>in</strong>der, Müpfe (12- bis<br />
15-Jährige) und Jugendliche betreut die entsprechende<br />
Altersgruppe und deren Leiter. Sie unterstützen die<br />
ehrenamtlichen Landesjugendleiter. Geme<strong>in</strong>sam bietet<br />
dieses Team e<strong>in</strong>e Reihe von Serviceleistungen für<br />
K<strong>in</strong>dergruppen sowie deren Leiter<strong>in</strong>nen und Leiter.<br />
Jede Gruppe, die sich neu gründet, erhält e<strong>in</strong> Infopaket<br />
mit wertvollen Tipps zur Gruppenarbeit und zum Verband.<br />
Auf Sem<strong>in</strong>aren können sich Gruppenleiter<br />
weiterqualifizieren. Als jährliche F<strong>in</strong>anzspritze zahlt<br />
die Landesstelle pro Gruppe 120 Euro.<br />
Frechdachse im wilden Wald<br />
Im Herbst treffen sich alle K<strong>in</strong>dergruppenleiter der JBN<br />
zur Landesversammlung. Die Leiter stellen ihre Projekte<br />
vor, Fachreferenten sprechen über spannende Themen.<br />
Jeder kann neue Anregungen für die Aktivitäten<br />
se<strong>in</strong>er Gruppe mitnehmen, Gleichges<strong>in</strong>nte kennen<br />
lernen sowie eigene Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Wer sich noch<br />
weiter engagieren möchte, kann im Arbeitskreis »K<strong>in</strong>der«<br />
Projekte planen und umsetzen, natürlich nette<br />
Leute treffen und viel Spaß haben.<br />
E<strong>in</strong> ganz besonderes Erlebnis für e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergruppe<br />
ist das alljährliche K<strong>in</strong>dersommerlager. E<strong>in</strong> spannendes,<br />
abwechslungsreiches Programm sorgt dafür, dass<br />
alle Teilnehmer unvergessliche Erlebnisse und viele<br />
tolle Ideen mit nach Hause nehmen. Dieses Jahr geht<br />
es <strong>in</strong> den Nationalpark Bayerischer Wald. Unter dem<br />
Motto »Wilder Wald« dreht sich alles um Wildnis, um<br />
Katastrophen, die ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d, und um die Menschen im<br />
Bayerischen Wald. Alle JBN-K<strong>in</strong>dergruppen s<strong>in</strong>d herzlich<br />
e<strong>in</strong>geladen. (göß)<br />
Fotos: JBN
Botschaft<br />
für die Herzen<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> Rackern für<br />
Natur und Umwelt<br />
haben das Land<br />
geprägt. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat<br />
aber nicht nur das ökologische<br />
Kapital <strong>Bayern</strong>s tatkräftig und für<br />
alle sichtbar gemehrt. Er hat se<strong>in</strong>e<br />
Botschaft »pro Umwelt« auch <strong>in</strong> die<br />
Herzen und Köpfe der Menschen<br />
getragen. Umweltschutz ist schließlich<br />
E<strong>in</strong>stellungssache. Wer auf<br />
den richtigen Kurs wechselt, für den<br />
s<strong>in</strong>d Kröten, Sp<strong>in</strong>nen und Fledermäuse<br />
ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de, sondern<br />
Freunde. Mit dieser klaren Philosophie<br />
des »Anwaltes der Umwelt« hat<br />
sich der BN <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr bewegten<br />
Jahrhundert behauptet und unterschiedlichen<br />
Weltbildern nachhaltig<br />
und zielstrebig Paroli geboten. Ich<br />
gratuliere dem BN ganz herzlich zu<br />
se<strong>in</strong>em runden Geburtstag und<br />
wünsche ihm, dass er se<strong>in</strong>e Botschaft<br />
durchsetzungsstark und dauerhaft<br />
<strong>in</strong> die Zukunft tragen kann –<br />
so wie eben Unkraut wächst, blüht<br />
und gedeiht!<br />
Hartmut Stumpf,<br />
UNKRAUT- Moderator<br />
Auf die<br />
nächsten <strong>90</strong>!<br />
Mit dem BN b<strong>in</strong> ich<br />
journalistisch groß<br />
geworden, und ich<br />
muss sagen, die <strong>90</strong><br />
merkt man ihm nicht an. Im Gegenteil:<br />
Er hält all diejenigen (Beobachter<br />
oder Aktiven) auf Trab, die angesichts<br />
der weit verbreiteten Ignoranz<br />
gegenüber dem Umweltschutz<br />
zu resignieren drohen. Auf die<br />
nächsten <strong>90</strong>!<br />
Herbert Fuehr,<br />
Nürnberger Nachrichten<br />
Starke Menschen<br />
Dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
habe ich viel<br />
zu verdanken, denn<br />
zum ökologischen<br />
Bewusstse<strong>in</strong> kam ich<br />
durch den geme<strong>in</strong>samen<br />
Kampf gegen den RMD-<br />
Kanal. Seitdem ist der BN für me<strong>in</strong>e<br />
Familie und mich zur gesellschaftspolitischen<br />
Heimat geworden und<br />
bee<strong>in</strong>flusst zwangsläufig unser täg-<br />
liches Handeln: die Liebe zur Natur,<br />
das Engagement für ökologisch<br />
erzeugte gesunde Lebensmittel,<br />
konkret die Umstellung des Betriebes<br />
zur Öko-Brauerei aus Überzeugung.<br />
Das wünsche ich dem BN:<br />
starke Menschen, die den Rest der<br />
Welt mit ihrer positiven Haltung<br />
anstecken!<br />
Martha Krieger, Öko-Unternehmer<strong>in</strong>,<br />
Riedenburger Brauhaus<br />
Kompetenz<br />
und Liebe<br />
So vitale <strong>90</strong>-Jährige<br />
wie der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
geben uns<br />
allen Zuversicht und<br />
Motivation für engagierte <strong>Naturschutz</strong>arbeit.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
zum Jubiläum und e<strong>in</strong>en<br />
dicken Dank an alle, die sich immer<br />
wieder mit Kompetenz und Liebe<br />
für die wertvolle Natur und Landschaft<br />
unseres schönen <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>setzen.<br />
Wie wäre doch <strong>Bayern</strong> grau<br />
und öd, laut und dreckig, wenn wir<br />
nicht diesen lebendigen BN hätten!<br />
Die Verh<strong>in</strong>derung der Wiederaufarbeitung<br />
<strong>in</strong> Wackersdorf, der Erhalt<br />
der frei fließenden Donau, die E<strong>in</strong>bürgerung<br />
von Biber und Luchs, der<br />
Nationalpark im Bayerischen Wald,<br />
der Erhalt des Hafenlohrtals … Die<br />
Liste der Erfolge ist lang und lässt<br />
sich mit vielen regionalen Erfolgen<br />
fortsetzen. Der BN scheut sich<br />
nicht, auch brisante politische Entwicklungen<br />
anzusprechen, um so<br />
Naturzerstörung und Ressourcenverbrauch<br />
zu stoppen. An Aufgaben<br />
und Herausforderungen mangelt es<br />
auch <strong>in</strong> Zukunft nicht, denken wir<br />
nur an die Umsetzung von Natura<br />
2000 und die Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,<br />
an Klima-, Hochwasser- und<br />
Bodenschutz. Ich freue mich auf<br />
weitere gute Zusammenarbeit<br />
und wünsche viele künftige runde,<br />
vitale Geburtstage.<br />
Ruth Paulig, BÜNDNIS <strong>90</strong> /<br />
DIE GRÜNEN, MdL<br />
Hoffnung auf Hoffnung<br />
Wir leben <strong>in</strong> bedrohlichen Zeiten.<br />
Was heute gilt, ist morgen verworfen.<br />
Und im Irak-Krieg wurden endgültig<br />
die Hoffnungen auf Vernunft<br />
und Humanität <strong>in</strong> unserer Zeit von<br />
beiden Kombattanten <strong>in</strong> die erste<br />
Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
zurückgeschossen, zurückgebombt.<br />
Die Erkenntnisse<br />
von Konrad Lorenz, das<br />
Verhalten des Menschen<br />
hätte sich nicht kongruent<br />
zur rasanten Entwicklung<br />
se<strong>in</strong>es Gehirns verändert, f<strong>in</strong>det<br />
gegenwärtig erschütternde Bestätigung.<br />
Der Faustkeil aus Neandertal<br />
ist die Präzisionsbombe des Herrn<br />
Bush … Ob derzeit auch nur e<strong>in</strong>er<br />
unserer verantwortlichen Politiker<br />
die Marg<strong>in</strong>alie e<strong>in</strong>es <strong>90</strong>. Geburtstages<br />
des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong><br />
ernsthaft wahrnimmt? Und doch<br />
wird dieses Datum e<strong>in</strong>mal mehr<br />
Gewicht haben als viele prom<strong>in</strong>ente<br />
politische Gedenktage. Unsere K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>der,<br />
sofern sie sich überhaupt<br />
noch als Teil der Schöpfung begreifen<br />
können, werden wissen, wem<br />
sie lebenswertes Leben zu danken<br />
haben: Der BN ist e<strong>in</strong>er der Väter<br />
der globalen Umweltbewegung, auf<br />
deren Fahne steht »Kämpft, damit<br />
wir Hoffnung auf Hoffnung haben!«<br />
Ich gratuliere von ganzem Herzen.<br />
Baron Enoch zu Guttenberg,<br />
Dirigent<br />
Blick für Zukunftsthemen<br />
Herzlichen Glückwunsch zum<br />
<strong>90</strong>. Geburtstag! Bitte behalten Sie<br />
auch künftig Ihren klaren Blick für<br />
wichtige Zukunftsthemen, wie<br />
etwa das Flächensparen. Denn: Wie<br />
gedankenlos gehen wir doch mit<br />
dem Raum um, der uns <strong>in</strong> Deutschland<br />
zur Verfügung steht. Indem<br />
wir Naturräume immer mehr durch<br />
Bauten zersiedeln und durch Straßen<br />
zerschneiden, stören wir die<br />
für uns Menschen so wichtigen<br />
Naherholungsgebiete und zerstören<br />
Lebensräume für Pflanzen und<br />
Tiere. Deshalb: Nur e<strong>in</strong>e durchdachte<br />
Flächennutzung sichert<br />
langfristig den Schutz der Natur.<br />
Raumordnung und Landesplanung<br />
stellen dafür die Weichen.<br />
Prof. Dr. Andreas<br />
Troge, Präsident des<br />
Umweltbundesamtes<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 21<br />
Unsere K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>der werden wissen,<br />
wem sie lebenswertes Leben zu danken<br />
haben. Baron Enoch zu Guttenberg
Ihr Geschenk für den <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
Zum Geburtstag – e<strong>in</strong> neues Mitglied<br />
22 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Lebenslustige Menschen, Freunde des Lebens, <strong>Bund</strong> Naturschützer. Nur<br />
dank se<strong>in</strong>er Mitglieder hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> seit <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n die Kraft,<br />
<strong>Bayern</strong>s Schönheiten zu bewahren.<br />
Machen Sie dem BN jetzt das schönste Geburtstagsgeschenk: F<strong>in</strong>den<br />
Sie neue Lebensfreunde, werben Sie e<strong>in</strong> Neu-Mitglied. Als Dankeschön<br />
erhalten Sie e<strong>in</strong>e Jubiläumsprämie Ihrer Wahl.<br />
Die Welt im<br />
Taschenformat<br />
So kle<strong>in</strong>, so weit, so gut: Mit<br />
dem BN-Taschenfernglas<br />
erleben Sie die schönsten<br />
Augenblicke <strong>in</strong> der Natur<br />
hautnah. Die achtfache<br />
Vergrößerung eröffnet Ihnen<br />
e<strong>in</strong> ruhiges Bild auf die Schönheiten<br />
von Tieren und Landschaften.<br />
Den Vögele<strong>in</strong> im Walde lauschen<br />
… zuerst daheim im Sessel und dann draußen <strong>in</strong> der<br />
Natur: Mit den beiden Vogelstimmen-CDs erkennen Sie<br />
die Stimmen unserer gefiederten Freunde schnell und<br />
sicher wieder. Für Vogelliebhaber e<strong>in</strong> Muss, und auch zum<br />
Entspannen ideal.<br />
Willkommen auf der<br />
Seite des Lebens!<br />
Sie haben e<strong>in</strong>en Freund<br />
oder Bekannten davon<br />
überzeugt, e<strong>in</strong> Freund<br />
des Lebens zu werden<br />
und dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
beizutreten? –<br />
E<strong>in</strong>fach geme<strong>in</strong>sam die<br />
beigeheftete Beitrittskarte<br />
ausfüllen und<br />
absenden.<br />
Vielen Dank!<br />
Der Stuben-<br />
Biber für<br />
Zuhaus<br />
Ganz »echt« ist er<br />
zwar nicht und auch ke<strong>in</strong><br />
Tiger – im Unterschied zu se<strong>in</strong>en<br />
Anverwandten <strong>in</strong> freier Wildbahn aber jederzeit<br />
bereit zum Knuddeln: Der BN-Stubenbiber. 20 cm<br />
groß mit wunderbar weichem Biberfell aus Plüsch.<br />
Werben<br />
und gew<strong>in</strong>nen<br />
Achtung! Geht die<br />
beigeheftete Beitrittserklärung bis 31. Juli 2003 bei<br />
uns e<strong>in</strong>, nehmen Sie als erfolgreicher Werber an der<br />
Verlosung e<strong>in</strong>er traumhaften BN-Reise teil! Das Ziel der<br />
Reise bestimmen Sie. E<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den BN-Reisekatalog<br />
schauen und auswählen. Für zwei Personen und im<br />
Wert von 1600 Euro – zum Beispiel nach Ligurien, <strong>in</strong><br />
die Hohe Tatra …<br />
Der BN-Reisekatalog ist erhältlich bei der BN Service<br />
GmbH, Spitalstr. 21, 91207 Lauf, Tel. 0 91 23-9 99 57-0,<br />
Fax -99, <strong>in</strong>fo@service.bund-naturschutz.de,<br />
www.service.bund-naturschutz.de.<br />
Foto: BN Service GmbH
Foto: BN/Leidorf<br />
Stille Bergwälder, friedliche Seen, zauberhafte Moore<br />
und Fluss-Auen voll pulsierenden Lebens – noch<br />
gibt es sie: Stücke <strong>in</strong>takter Heimatnatur. Doch die kle<strong>in</strong>en<br />
und großen Naturwunder, die den Charakter der<br />
bayerischen Landschaften ausmachen, schw<strong>in</strong>den<br />
immer mehr. Wir me<strong>in</strong>en, unsere Heimat muss ihr<br />
natürliches Gesicht behalten dürfen. Damit auch unsere<br />
K<strong>in</strong>der und Enkel sich an der Vielfalt des Lebens, an<br />
naturnahen Wäldern, bunten Wiesen und <strong>in</strong> der Luft<br />
blitzenden Libellen freuen können.<br />
Oft besteht die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit, unsere letzten<br />
Naturschönheiten zu beschützen, dar<strong>in</strong>, gefährdete<br />
Große Jubiläumsaktion<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> – <strong>90</strong> Hektar<br />
Biotope käuflich zu erwerben. Für den <strong>Naturschutz</strong><br />
angekaufte Flächen kann niemand mehr zerstören. Mit<br />
e<strong>in</strong>em durch Ankauf gesicherten Biotop bewahren wir<br />
zugleich e<strong>in</strong> Stück unverwechselbare Landschaft sowie<br />
Tiere und Pflanzen verschiedenster bedrohter Arten.<br />
Angekaufte Schutzflächen s<strong>in</strong>d der sicherste Weg, Heimatnatur<br />
zu erhalten, umfassend und dauerhaft. Für<br />
diese drei Ankaufs-Projekte benötigen wir Ihre Hilfe:<br />
Ste<strong>in</strong>achtal – das Naturparadies bewahren<br />
Das Ste<strong>in</strong>achtal und die L<strong>in</strong>der Ebene erstrecken sich<br />
über die bayerischen Landkreise Coburg, Kronach und<br />
Lichtenfels sowie den thür<strong>in</strong>gischen Landkreis Sonneberg.<br />
Bunte Brachflächen, naturnahe Fließgewässer<br />
wie die Föritz und von Seerosen bedeckte Waldteiche<br />
bilden e<strong>in</strong> stilles Naturparadies. Über 40 stark gefährdete<br />
oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten<br />
leben hier: von der Bachmuschel über das<br />
Braunkehlchen bis zur Grünen Keiljungfer. Jetzt haben<br />
wir die Chance, 50 Hektar dieser unersetzbaren Biotopflächen<br />
zu sichern und damit Tiere und Pflanzen<br />
dauerhaft zu schützen. Die Landwirte und Grundbesitzer<br />
s<strong>in</strong>d verkaufsbereit – um diese Chance zu nutzen,<br />
benötigen wir jetzt dr<strong>in</strong>gend Ihre Unterstützung!<br />
Donau-Ried – <strong>Bayern</strong>s Vielfalt beschützen<br />
Die Feuchtgebiete Mert<strong>in</strong>ger Höll und Ruten im<br />
Donau-Ried beherbergen e<strong>in</strong>e enorme Vielfalt seltener<br />
Tiere und Pflanzen. Der vom Aussterben bedrohte<br />
Große Brachvogel f<strong>in</strong>det hier e<strong>in</strong>e letzte Zuflucht.<br />
Doch Austrocknung und belastetes Wasser bedrohen<br />
das Idyll. Um das Überleben von Brachvogel, Kiebitz<br />
und Weißstorch noch zu sichern, müssen wir dr<strong>in</strong>gend<br />
die Wiesen und Moore erhalten und mite<strong>in</strong>ander vernetzen.<br />
40 Hektar angekaufter Schutzflächen s<strong>in</strong>d dafür<br />
notwendig. Dafür muss der BN 61 200 Euro als Eigenmittel<br />
aufbr<strong>in</strong>gen. Das schaffen wir nur mit Ihrer Hilfe!<br />
Foto: Stadelmann<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>. Mit Ihrer Hilfe<br />
wollen wir <strong>in</strong> diesem Jubiläumsjahr <strong>90</strong> Hektar<br />
wertvollste Biotope durch Ankauf dauerhaft<br />
schützen und damit vielen bedrohten Arten<br />
helfen. E<strong>in</strong> Geschenk für <strong>Bayern</strong>s Natur.<br />
Teichlberg – Rückzugsraum für Storch und Luchs<br />
Am Südabfall des Teichlbergs im Landkreis Tirschenreuth<br />
liegt e<strong>in</strong> Mosaik aus naturnahen Laubwäldern,<br />
aus Basaltblockschutt, Quellgebieten, Waldwiesen,<br />
Gebüschen und Tümpeln. Dort f<strong>in</strong>det man seltenste<br />
Arten wie Schwarzstorch, Uhu, Waldschnepfe, Hohltaube,<br />
Sperl<strong>in</strong>gskauz, Rauhfußkauz, Kreuzotter und<br />
Moorfrosch. Das naturnahe Gebiet gibt sogar dem<br />
Luchs e<strong>in</strong>e lange verlorene Heimat zurück. Um dieses<br />
e<strong>in</strong>malige Gebiet für die Zukunft zu sichern, müssen<br />
wir jetzt zehn Hektar Schlüsselflächen ankaufen. Bitte<br />
unterstützen Sie uns dabei, die notwendigen 80 000<br />
Euro aufzubr<strong>in</strong>gen!<br />
Bitte helfen Sie uns, die Naturschönheiten <strong>Bayern</strong>s<br />
mit ihrer e<strong>in</strong>zigartigen Vielfalt seltener Tiere und<br />
Pflanzen zu beschützen! Herzlichen Dank.<br />
(E<strong>in</strong>en Überweisungssche<strong>in</strong> für Ihre Spende f<strong>in</strong>den Sie<br />
anbei e<strong>in</strong>geheftet.)<br />
Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, BN-Vorsitzender<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 23<br />
Foto: Silvestris
Foto: Willner<br />
Nationalpark Bayerischer Wald:<br />
E<strong>in</strong>e Vision wurde Wirklichkeit<br />
Das Grüne Herz Europas<br />
Die Geschichte des Nationalparks im Bayerischen<br />
Wald ist noch etwas älter als der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>.<br />
Und doch ist sie vor allem e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte<br />
des BN. Von Hubert We<strong>in</strong>zierl, BN-Ehrenvorsitzender<br />
und e<strong>in</strong> »Vater des Nationalparks«<br />
Erfolgreicher Weg<br />
Der Nationalpark<br />
Bayerischer Wald,<br />
hier e<strong>in</strong> Fußweg<br />
zum Rachel, steht<br />
heute für <strong>in</strong>ternationalesRenommee<br />
im <strong>Naturschutz</strong><br />
ebenso wie<br />
für große Beliebtheit<br />
bei Erholungssuchenden<br />
und<br />
nicht zuletzt für<br />
den wirtschaftlichen<br />
Erfolg e<strong>in</strong>er<br />
ganzen Region.<br />
Nachdem 1872 bereits der Yellowstone-Nationalpark<br />
<strong>in</strong> den USA gegründet war, begann im Jahr<br />
1911 e<strong>in</strong>e Diskussion über die Schaffung e<strong>in</strong>es Nationalparks<br />
im Böhmerwald. Aber erst 1965 kam es zu<br />
e<strong>in</strong>em legendären »Gipfeltreffen« tschechischer, österreichischer<br />
und deutscher Naturschützer auf dem<br />
Dreisessel, und die Diskussion begann erneut im Frühjahr<br />
1966. Es war <strong>in</strong> Ostafrika, wo ich mit Professor<br />
Bernhard Grzimek über e<strong>in</strong>e Passage se<strong>in</strong>es Buches<br />
»Wildes Tier, Weißer Mann« diskutierte, <strong>in</strong> der er die<br />
Möglichkeit der Schaffung e<strong>in</strong>es Nationalparks <strong>in</strong><br />
Mitteleuropa bezweifelte. Wenige Zeit danach, im<br />
Frühjahr 1966, durchstreiften wir <strong>in</strong>tensiv den Inneren<br />
Bayerischen Wald; der Nationalpark-Fachmann revidierte<br />
daraufh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Befürchtung.<br />
Kurz danach trugen wir diese Idee dem Bayerischen<br />
M<strong>in</strong>isterpräsidenten Alfons Goppel vor. Damit wurde<br />
e<strong>in</strong>e lebhafte politische Diskussion eröffnet, die<br />
schließlich nach vier <strong>Jahre</strong>n, 1970, zur Gründung des<br />
ersten Nationalparks im Bayerischen Wald führte. 1991<br />
wurde diese Idee noch gekrönt durch die Schaffung<br />
des tschechischen Nationalparks im Böhmerwald.<br />
Schließlich gelang es im <strong>Jahre</strong> 1997, den Nationalpark<br />
im Bayerischen Wald auf die be<strong>in</strong>ahe doppelte Fläche<br />
von nunmehr 23 000 Hektar zu erweitern.<br />
Der weite Blick<br />
Ehrlich gesagt, ke<strong>in</strong>er unter uns, die wir Ende der<br />
1960er <strong>Jahre</strong> die jahrelang währende Leidensgeschichte<br />
auf dem Weg zu diesem Nationalpark miterlebten,<br />
hatte damals geglaubt, dass aus<br />
dem ungeliebten K<strong>in</strong>d der Bayerischen<br />
Staatsforstverwaltung e<strong>in</strong>mal das viel gerühmte<br />
Aushängeschild der Staatsregierung<br />
werden sollte. Wer er<strong>in</strong>nert sich noch an<br />
diese hitzigen Debatten, als wir um den<br />
Schutz der Altbestände vor dem gierigen<br />
Zugriff der Motorsägen rangen? Entscheidend<br />
für den Durchbruch der Nationalparkidee<br />
war, das ist unbestritten, der Weitblick<br />
des 1970 neu <strong>in</strong>s Amt gekommenen Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isters<br />
Dr. Hans Eisenmann,<br />
der über se<strong>in</strong>en Waldnationalpark bis zum<br />
24 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Gipfeltreffen<br />
Hubert We<strong>in</strong>zierl (l<strong>in</strong>ks) und Professor Wolfgang Haber<br />
(Mitte) erläutern 1969 vom Lusengipfel aus Politikern das<br />
Gebiet des geplanten Nationalparks.<br />
Tode die schützende Hand gehalten und sogar so unpopuläre<br />
<strong>Naturschutz</strong>maßnahmen verfügt hat wie das<br />
Liegenlassen großflächiger W<strong>in</strong>dwürfe, damit sich die<br />
Natur zurückentwickeln konnte. Dass diese Entscheidung<br />
richtig war, ist heute unstrittig.<br />
<strong>Bund</strong>espräsident Roman Herzog hat dies am 7. Oktober<br />
1995 knapp und präzise ausgedrückt, als er sagte:<br />
»Wir müssen wieder lernen, dass man die Natur nicht<br />
nur nutzen, nicht nur ausnutzen kann, sondern dass<br />
man die Natur auch e<strong>in</strong>fach liegen lassen kann, entgegen<br />
allen verme<strong>in</strong>tlichen Erkenntnissen der deutschen<br />
Forstwirtschaft.« Zugegeben, als studierter Forstmann<br />
habe ich Verständnis für die Identitätskrise manches<br />
Forstkollegen, wenn er erkennen muss, dass der Wald<br />
auch ohne uns, und oftmals sogar viel besser und<br />
natürlicher wächst.<br />
Altes Europa<br />
Der große Wald im Herzen Europas, der herzynische<br />
Wald der Römer, ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich geschlossener, großer,<br />
naturnaher Lebensraum. Der demokratische Aufbruch<br />
<strong>in</strong> Osteuropa, die Beseitigung des Grenzzauns zwischen<br />
<strong>Bayern</strong>, der Tschechischen Republik und Österreich<br />
haben den Naturraum am ehemals Eisernen<br />
Vorhang wieder zur E<strong>in</strong>heit werden lassen. Jetzt ist die<br />
Zeit gekommen, die Vision des grenzüberschreitenden<br />
Nationalparks, wie wir sie bereits zur Zeit des Prager<br />
Frühl<strong>in</strong>gs entwickelt hatten, als Natur schützende und<br />
Völker verb<strong>in</strong>dende Idee zu verwirklichen.<br />
Denn es steht nicht weniger auf dem Spiel als die<br />
letzte Chance, das größte zusammenhängende Waldgebiet<br />
<strong>in</strong> Mitteleuropa und damit e<strong>in</strong> Stück abendländischer<br />
Kultur der Nachwelt zu erhalten. Die nächsten<br />
Generationen werden uns nicht danach fragen, wie<br />
viele Autobahnen, Schifffahrtskanäle oder Kernkraftwerke<br />
wir zurückgelassen haben, sondern wo der Wald<br />
geblieben ist. Hier schlägt das Grüne Herz Mitteleuropas,<br />
hier entspr<strong>in</strong>gen Quellen der abendländischen<br />
Kultur, die auch e<strong>in</strong>e Waldkultur ist.<br />
Foto: BN-Archiv
Foto: Leidorf<br />
Initiiert hatte das erste deutsch-deutsche Naturschützertreffen<br />
nach der Wende Prof. Hubert Weiger<br />
vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (BN). Und auch die Grundidee<br />
zum Grünen Band stammte aus den Reihen des Verbands.<br />
Schon seit <strong>Jahre</strong>n war der Ornithologe Dr. Kai<br />
Frobel Vogel-Seltenheiten h<strong>in</strong>ter den Grenzanlagen auf<br />
der Spur, wenn auch nur mit dem Fernglas. Er blickte <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e ökologische Schatzkammer. Feuchtwiesen, Magerrasen,<br />
Moore, Wälder, Uferzonen lagen gleich e<strong>in</strong>er<br />
Perlenkette aufgereiht an e<strong>in</strong>em Brachestreifen quer<br />
durchs Land. E<strong>in</strong>e historische Chance!<br />
An sich war es gewagt, die Grenze, auf welche Weise<br />
auch immer, schützen zu wollen. Trotzdem stieß das<br />
Grüne Band <strong>in</strong> Politik und Öffentlichkeit auf offene<br />
durch das Raster des behördlichen <strong>Naturschutz</strong>es fallen<br />
oder die Zeit drängt, gehen der BN und se<strong>in</strong><br />
<strong>Bund</strong>esverband BUND auf eigene Faust vor. Mit Spendengeldern<br />
haben sie bereits über 130 Hektar erworben,<br />
die fürs Grüne Band unverzichtbar s<strong>in</strong>d.<br />
Große Vision<br />
Frischen W<strong>in</strong>d brachte das neu gefasste <strong>Bund</strong>esnaturschutzgesetz,<br />
das überregionalen Biotopverbund fordert.<br />
So konnte der BN im Auftrag des <strong>Bund</strong>esamts für<br />
<strong>Naturschutz</strong> die erste vollständige Biotopkartierung<br />
des Grünen Bandes vornehmen. Demnach s<strong>in</strong>d auch<br />
heute noch 85 Prozent unbee<strong>in</strong>trächtigt. Und fast die<br />
Hälfte der Fläche beherbergt Biotoptypen, die laut<br />
Das Grüne Band<br />
Grenzfall im<br />
<strong>Naturschutz</strong><br />
Wendezeit im Dezember ’89. Politisches Tauwetter hat den »Eisteich« erfasst. In der Hofer<br />
Gaststätte feilen 400 Naturschützer aus Ost und West an e<strong>in</strong>er Vision: Aus der mörderischen<br />
<strong>in</strong>nerdeutschen Grenze soll e<strong>in</strong> lebendiges Symbol der E<strong>in</strong>heit werden – und zugleich der<br />
größte Biotopverbund Deutschlands.<br />
Ohren. Doch der schlüsselfertige Naturkorridor litt<br />
unter den Erfordernissen und Wirren der Wendezeit.<br />
Bald war er vielfach von Landstraßen, Autobahnen zerschnitten,<br />
legal oder illegal beackert oder sogar von<br />
Gewerbegebieten angenagt. Ohne Lobby, so zeigte<br />
sich, hatte das Grüne Band ke<strong>in</strong>e Chance. Deshalb<br />
machte es der BN zu e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er wichtigsten Projekte.<br />
Spenden retten Leben<br />
Doch <strong>Naturschutz</strong> auf 1400 Kilometer Strecke ist e<strong>in</strong><br />
Präzedenz- und Grenzfall: Mangelnde gesetzliche<br />
Grundlagen, e<strong>in</strong>e Vielzahl von Zuständigkeiten, Akteuren<br />
und Hemmnissen bremsten die Ausweisung von<br />
Schutzgebieten. Da waren Traktoren und Bagger oft<br />
schneller als die Kartierer.<br />
Um die Aktivitäten besser abstimmen zu können,<br />
gründete der Verband eigens e<strong>in</strong> Projektbüro. Unter<br />
Leitung von Dr. Liana Geidezis und Dr. Kai Frobel koord<strong>in</strong>iert<br />
und plant es bundesweit Pressearbeit, Ausstellungen,<br />
Kunstaktionen, Grundstückskäufe und nicht<br />
zuletzt die Zusammenarbeit mit Partnern. Mit Erfolg:<br />
Das Grüne Band ist als Schutzziel etabliert, e<strong>in</strong> Drittel<br />
steht rechtmäßig unter Schutz. Wo wertvolle Flächen<br />
Roter Liste als gefährdet gelten. 32 Abschnitte gelten<br />
nun als bundes- oder landesweit bedeutsame Schwerpunkt-<br />
und Entwicklungsgebiete – zusammen über<br />
drei Viertel der Fläche. Aber für e<strong>in</strong>en überregionalen<br />
Biotopverbund s<strong>in</strong>d im Pr<strong>in</strong>zip alle Flächen relevant,<br />
auch die sche<strong>in</strong>bar wertlosen. Es lohnt sich, die Lücken<br />
zu schließen.<br />
E<strong>in</strong> Quantensprung für alle Schutzbemühungen<br />
wäre, wenn sich die <strong>Bund</strong>esregierung an den Koalitionsvertrag<br />
er<strong>in</strong>nerte. Dort versprach sie, ökologisch<br />
besonders wertvolle <strong>Bund</strong>esliegenschaften wie im<br />
Grünen Band zu »sichern«. Sie müsste dazu lediglich<br />
die bundeseigenen Flächen den Ländern oder <strong>Naturschutz</strong>verbänden<br />
kostenlos und zweckgebunden übertragen.<br />
Knapp zwei Drittel des Grünen Bandes wären<br />
auf e<strong>in</strong>en Streich gerettet.<br />
Die jüngsten Visionen des BN gehen über die Resolution<br />
aus dem »Eisteich« weit h<strong>in</strong>aus. Seit im vergangenen<br />
Sommer Michail Gorbatschow die Schirmherrschaft<br />
für das Grüne Band übernommen hat, wird es<br />
zusehends <strong>in</strong>ternational. Der Eiserne Vorhang als Vorlage?<br />
Es gibt viel zu tun zwischen Eismeer und Adria.<br />
T<strong>in</strong>o Schlag<strong>in</strong>tweit<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 25<br />
Foto: Schmidl<br />
Spuren im Band<br />
Ohne Schutz wäre<br />
das Grüne Band,<br />
Deutschlands<br />
größter Biotopverbund<br />
an der ehemaligen<br />
Grenze,<br />
bald Vergangenheit.<br />
Noch 85 Prozent<br />
s<strong>in</strong>d heute<br />
<strong>in</strong>takt, aber erst<br />
e<strong>in</strong> Drittel steht<br />
unter rechtlichem<br />
Schutz. Im Juni<br />
2002 machte<br />
Hubert Weiger,<br />
hier mit Michail<br />
Gorbatschow,<br />
BUND-Vorsitzender<br />
Angelika<br />
Zahrndt und<br />
<strong>Bund</strong>esumweltm<strong>in</strong>ister<br />
Jürgen<br />
Tritt<strong>in</strong>, erstmals<br />
die Idee »Grünes<br />
Band Europa«<br />
publik.
Foto: Markl-Meider<br />
Neues vom Leben<br />
auf dem Land<br />
Auf ihrem Biolandhof<br />
fördern Theresia<br />
und Stephan<br />
Kreppold auch<br />
den Umgang mit<br />
neuen Energien<br />
und neuer Kunst.<br />
Kontakt<br />
Theresia und<br />
Stephan Kreppold,<br />
Wilpersberg 1,<br />
86551 Aichach,<br />
Tel.08258-211,<br />
Fax 08258-1061<br />
Theresia und Stephan Kreppold<br />
Vom Märchen,<br />
dass Bauer zu se<strong>in</strong><br />
ke<strong>in</strong>e Kunst ist<br />
Irgendwann während unseres Spaziergangs über diesen<br />
paradiesischen E<strong>in</strong>ödhof führt mich Stephan<br />
Kreppold an e<strong>in</strong>e Stelle mit weitem Blick <strong>in</strong>s Umland.<br />
Hier eröffnet sich der ganze Reiz der sanftbuckeligen<br />
Landschaft zwischen Dachau und Aichach, die Schwaben<br />
und Oberbayern mite<strong>in</strong>ander verb<strong>in</strong>det. Doch der<br />
Bio-Bauer macht mich auf etwas anderes aufmerksam.<br />
»Schade nur«, sagt er, »dass wir auf unserer Öko-Insel<br />
von 10 000 armen Schwe<strong>in</strong>en umz<strong>in</strong>gelt s<strong>in</strong>d.« Dabei<br />
deutet er auf drei, vier r<strong>in</strong>gsum gelegene, blendend<br />
weiß getünchte Hallen – Großmastbetriebe, <strong>in</strong> denen<br />
jeweils 1000 bis 2000 Tiere ihr tristes Leben fristen.<br />
Was muss das für e<strong>in</strong> Gefühl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Menschen<br />
auslösen, den ich nur wenige Momente zuvor erlebte,<br />
wie er am Laufstall dem massigen Stier namens Franziskus<br />
aus se<strong>in</strong>er Herde von knapp 100 Angus-R<strong>in</strong>dern<br />
fast zärtlich über Stirn und Nase strich? Bei e<strong>in</strong>em Bauern,<br />
der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nutztier mehr sieht als nur Schlachtvieh.<br />
Der weiß, dass der würdelose Umgang mit den<br />
Tieren auch die Würde se<strong>in</strong>es Berufsstands <strong>in</strong> Frage<br />
stellt. Und der das <strong>in</strong> sich spürt, was auch se<strong>in</strong>e Frau<br />
Theresia später <strong>in</strong> wenigen Worten zum Ausdruck<br />
br<strong>in</strong>gt: Ȇberall bei unserer Arbeit treffen wir auf Beseeltes:<br />
<strong>in</strong> den Tieren, <strong>in</strong> den Pflanzen und im Boden.«<br />
26 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
<strong>Naturschutz</strong> lebt von<br />
Menschen – und von<br />
Märchen. Zum<strong>in</strong>dest<br />
auf dem Bio-Bauernhof<br />
von Theresia und<br />
Stephan Kreppold,<br />
wo das Bodenleben<br />
ebenso gepflegt wird<br />
wie das kulturelle.<br />
Deshalb gedeihen<br />
hier nicht nur die<br />
Pflanzen, auch die<br />
Menschen blühen<br />
auf. E<strong>in</strong> Portrait von<br />
Christoph Markl-<br />
Meider<br />
Un-konventionelle Landwirte<br />
Für Theresia und Stephan Kreppold, 53 und 57, gibt es<br />
ke<strong>in</strong>e erstrebenswerte Alternative dazu, Bäuer<strong>in</strong> und<br />
Bauer zu se<strong>in</strong>. Und dennoch stehen sie seit über 20 <strong>Jahre</strong>n<br />
<strong>in</strong> offenem Widerspruch zu dem, was sich konventionelle<br />
Landwirtschaft nennt. Ihr Bioland-Hof, e<strong>in</strong><br />
100-Hektar-Ackerbaubetrieb mit extensiver R<strong>in</strong>derhaltung,<br />
e<strong>in</strong>em großen Gemüsegarten und e<strong>in</strong>em florierenden<br />
Hofladen, ist zu e<strong>in</strong>em überzeugenden Gegenmodell<br />
des allgeme<strong>in</strong>en »Wachsens oder Weichens«<br />
geworden.<br />
Die Entwicklung des traditionsreichen Familienbetriebes<br />
lässt sich als e<strong>in</strong>e Erfolgsgeschichte des ökologischen<br />
Landbaus beschreiben, der heute <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
etwa 4000 Betriebe auf e<strong>in</strong>er Fläche von 100 000 Hektar<br />
umfasst. Natürliche Vielfalt, fruchtbarer Boden und<br />
gesunde Ernährung waren die Schlüsselbegriffe der<br />
Öko-Pioniere, die <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er immer lebensfe<strong>in</strong>dlicheren<br />
Umwelt e<strong>in</strong> Stück heile Welt schaffen wollten –<br />
so auch das Ehepaar Kreppold. Weitere Motive kamen<br />
h<strong>in</strong>zu, wie etwa der Mut zum regionalen Wirtschaften,<br />
das politische Engagement im <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> oder<br />
die Lust, e<strong>in</strong>e angepasste Technik für den Bio-Landbau<br />
zu entwickeln.<br />
Die weibliche Wende<br />
Doch all das genügte nicht, um daraus auf Dauer Kraft<br />
für die Zukunft zu schöpfen – vor allem genügte es Theresia<br />
nicht. Sie, die Bäuer<strong>in</strong> gelernt und Sozialpädagogik<br />
studiert hatte, begann irgendwann, das Leben auf<br />
dem Lande mit »typisch weiblichen« Komponenten zu<br />
bereichern: Feste im <strong>Jahre</strong>skreis, meditative Tänze und<br />
das Erzählen volkstümlicher Märchen waren äußere<br />
Zeichen ihrer Sehnsucht nach e<strong>in</strong>er umfassenderen<br />
Persönlichkeit. Davon ließ sich auch ihr Mann anstecken,<br />
dessen große bildhauerische Figuren seitdem die<br />
Gäste am Hof empfangen.<br />
Der Öko-Landbau, so lehrt das Beispiel, br<strong>in</strong>gt nicht<br />
nur die Natur auf den Bauernhof zurück, sondern auch<br />
etwas des ganzheitlichen Lebens von e<strong>in</strong>st. Aber es ist<br />
e<strong>in</strong> anderes Selbstbewusstse<strong>in</strong>, das daraus erwachsen<br />
ist, und e<strong>in</strong>e neue Kultur, die jetzt gepflegt wird – und<br />
auch gefeiert. »Uns geht es so gut«, strahlt Stephan,<br />
»dass wir das mit anderen teilen möchten.« Deshalb<br />
lädt er mich auf das nächste Hoffest e<strong>in</strong>, wo alles zusammenkommt:<br />
die Politik und das Essen, die Musik<br />
und das Handwerk, die Kunst und die Kuh, der Bauer<br />
und der Pfarrer, die Landfrau und die Verbraucher<strong>in</strong>,<br />
die Tiere und die K<strong>in</strong>der, das Kabarett und die Märchen.<br />
Dann erzählt Theresia vielleicht auch vom »Kürbisk<strong>in</strong>d«<br />
– und gibt so etwas von dem Geheimnis preis,<br />
warum die Saat unter ihren Händen so prächtig aufgeht<br />
oder warum der von Stephan kultivierte Acker<br />
mehr gibt als genug. »Es lebten e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Mann und<br />
e<strong>in</strong>e Frau«, beg<strong>in</strong>nt das Märchen. »E<strong>in</strong>es Tages säte die<br />
Frau e<strong>in</strong>en Kürbiskern aus. Bald war daraus e<strong>in</strong>e hübsche,<br />
kräftige Pflanze gewachsen, und e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kürbis<br />
h<strong>in</strong>g daran. Sie tauften ihn ihr ›Kürbisk<strong>in</strong>d‹ und<br />
fühlten sich glücklich und reich …«
Fünf <strong>Jahre</strong> BN Service GmbH<br />
Öko-Visionen wirtschaftlich umsetzen<br />
Vor fünf <strong>Jahre</strong>n hat der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> e<strong>in</strong>e GmbH gegründet. In kurzer Zeit ist<br />
sie zum stattlichen Öko-Dienstleister gewachsen, mit hohen Ansprüchen an die eigene<br />
Arbeit. Benedikt Bisp<strong>in</strong>g über die ökologischen Visionen der BN Service GmbH<br />
E<strong>in</strong>en Schlafwagen von Nürnberg nach Moskau? –<br />
Ke<strong>in</strong>e Chance, dafür haben wir ke<strong>in</strong>e Rangierer<br />
mehr am Bahnhof …« Es ist schwer geworden, <strong>in</strong><br />
Deutschland Visionen zu verwirklichen. Alle reden<br />
davon, aber wenn es konkret wird, gilt das »Geht nicht<br />
– gibt’s nicht« schnell nicht mehr.<br />
Vor fünf <strong>Jahre</strong>n ist die <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> Service<br />
GmbH angetreten, den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb<br />
des BN zu übernehmen, dabei den ökologischen<br />
Positionen des Verbandes gerecht zu werden und<br />
umfangreiche Service-Leistungen vor allem für die BN-<br />
Mitglieder anzubieten. In e<strong>in</strong>er langen Reihe von Aufgaben<br />
– Anzeigen-Akquise, Druck- und Verlagsabwicklung,<br />
Versand von Publikationen und Werbemitteln,<br />
Umweltmessen, Kulturveranstaltungen, Umweltberatung<br />
und mehr – stand von Anfang an die Organisation<br />
ökologischer Reisen mit an vorderster Stelle.<br />
Und bald war e<strong>in</strong> Traum geboren: Wenn der BN<br />
gerne Gruppenreisen <strong>in</strong> Nationalparke organisieren,<br />
dabei etwas Ausgefallenes bieten, auf Flüge aber<br />
bewusst verzichten wollte: Was lag da näher als e<strong>in</strong>e<br />
Erlebnisreise mit der Transsibirischen Eisenbahn zum<br />
Baikalsee im fernen Asien?<br />
Rote Listen, grüne Jobs<br />
Trotz mancher Mühen und Skepsis: Der Traum wurde<br />
Wirklichkeit, im Februar dieses <strong>Jahre</strong>s bereits zum<br />
siebten Mal. Für die BN GmbH bedeutet das mehr als<br />
sieben mal 15 300 Bahn-Kilometer. Denn im Zuge der<br />
Reisen ließ sich vieles realisieren, was den Naturschützern<br />
am Herzen liegt. So konnte <strong>in</strong> Kooperation mit<br />
e<strong>in</strong>er sibirischen Umweltorganisation, der »Ökologischen<br />
Welle Baikal«, erstmals e<strong>in</strong>e Rote Liste bedrohter<br />
Pflanzen der Baikalregion erstellt werden. E<strong>in</strong>e Frau<br />
aus Irkutsk hat über die BN-Reisen e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz<br />
für ökologische Exkursionsprogramme erhalten. Und<br />
über se<strong>in</strong> Reiseangebot gewann der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
nicht zuletzt auch zahlreiche neue Mitglieder, die<br />
durch ihren Beitritt <strong>in</strong> den Genuss der Mitgliederrabatte<br />
von bis zu 100 Euro kommen.<br />
Visionen wirtschaftlich umsetzen – das steigende<br />
Interesse an den BN-Reisen zeigt, dass dies möglich ist.<br />
Zugegeben, ökologisches Wirtschaften ist und bleibt<br />
stets e<strong>in</strong>e Gratwanderung. Sobald Waren produziert<br />
werden, Menschen oder Güter sich von A nach B<br />
bewegen, ist dies mit Energieaufwand verbunden. Aber<br />
je nach Art des Transports gibt es erhebliche Unterschiede,<br />
die die BN Service GmbH transparent macht.<br />
Mit e<strong>in</strong>er neuen Verbandsposition »Ökologisches<br />
Beschaffungswesen« versucht sie Antworten zu geben,<br />
mit ihren Produkten und Dienstleistungen bietet sie<br />
Alternativen. Denn wie könnte der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
glaubwürdig gegen neue Flughafen-Startbahnen sprechen,<br />
wenn er gleichzeitig Flugreisen anbieten würde?<br />
Wie könnte er mehr regionale Produkte e<strong>in</strong>fordern,<br />
wenn se<strong>in</strong>e GmbH im Nationalpark-Laden Bayerischer<br />
Wald Plastikspielzeug aus Fernost verkaufen würde?<br />
Plüschbiber, garantiert heimisch<br />
Den eigenen Ansprüchen auch durch zugleich wirtschaftliches<br />
und ökologisches Handeln gerecht zu werden,<br />
ist nicht immer leicht. Aber immerh<strong>in</strong>: Im Frühjahr<br />
präsentiert die BN GmbH den ersten Plüsch-Biber,<br />
der nicht aus Fernost stammt. Über e<strong>in</strong>e Million Euro<br />
konnte das Team der BN Service GmbH 2002 durch<br />
ökologisches Wirtschaften umsetzen und dabei auch<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n erzielen. Die anspruchsvolle<br />
Aufgabe kann sogar Spaß br<strong>in</strong>gen – viel Herzblut und<br />
gute Nerven vorausgesetzt, und Visionen.<br />
Der Wunsch, dass der Schlafwagen für ökologische<br />
Russlandreisen doch noch direkt ab Nürnberg startet<br />
und es somit auch wieder e<strong>in</strong>en freien Rangierer im<br />
Bahnhof gibt, ist vorerst e<strong>in</strong> Traum geblieben. Aber<br />
vielleicht kommt ja auch <strong>in</strong> diesen Stillstand noch<br />
Bewegung. Gew<strong>in</strong>nen würden alle: Die Reisenden, die<br />
deutsche Arbeitslosenstatistik und das Image der Bahnen.<br />
Ökologischer Service ist ke<strong>in</strong>e Utopie. (göß)<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 27<br />
Fotos: BN Service GmbH<br />
Reise-Träume<br />
Ökologische Verantwortung<br />
und<br />
erfolgreiches Wirtschaften:<br />
Die<br />
erfolgreichen BN-<br />
Reisen, hier Teilnehmer<br />
am Baikalsee,<br />
zeigen, dass<br />
sich beides verb<strong>in</strong>den<br />
lässt.<br />
Der Autor<br />
Benedikt Bisp<strong>in</strong>g,<br />
35, ist seit fünf<br />
<strong>Jahre</strong>n GmbH-<br />
Geschäftsführer.<br />
Kontakt: BN Service<br />
GmbH, Spitalstr. 21,<br />
91207 Lauf, Tel.<br />
09123-9 99 57-0,<br />
Fax -99, www.<br />
service.bundnaturschutz.de
KOMMENTAR<br />
Foto: SZ<br />
Dicke Bretter gebohrt<br />
Christian Schneider ist Redakteur der »Süddeutschen Zeitung«. Natur- und Umweltthemen bilden<br />
e<strong>in</strong>en Schwerpunkt se<strong>in</strong>er journalistischen Tätigkeit. Für »Natur+Umwelt« wirft er e<strong>in</strong>en kritischen<br />
Blick auf <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>.<br />
Wer <strong>in</strong> Archive steigt und <strong>in</strong> alten Unterlagen blättert,<br />
kann dort zuweilen auf überraschende Aussagen<br />
stoßen. Zum Beispiel diese: »Viele Verantwortliche<br />
halten die Natur noch immer für e<strong>in</strong>en miserablen<br />
Verhau, so dass wir uns als Gegenbewegung, als Opposition<br />
zur Begradigung, Bere<strong>in</strong>igung und Entwässerung<br />
verstehen müssen. Viele Techniker sehen <strong>in</strong> der<br />
Erschließung noch immer die Ordnung und nicht den<br />
Kahlschlag, weil ihre Seelen so monoton geworden<br />
s<strong>in</strong>d wie die Kartoffelschläge und so e<strong>in</strong>fältig wie die<br />
neuen Autostraßen.«<br />
Das liest sich wie der Kommentar zur jüngsten<br />
Regierungserklärung von Umweltm<strong>in</strong>ister Werner<br />
Schnappauf. Tatsächlich aber stammt der Text aus dem<br />
Gründungsprogramm des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (BN),<br />
wie es Carl Freiherr von Tubeuf 1913 verkündet hat.<br />
In den vergangenen <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n sche<strong>in</strong>t sich <strong>in</strong> Sachen<br />
Umwelt- und <strong>Naturschutz</strong> also nicht viel bewegt zu<br />
haben. Was damals schon beklagt wurde, liegt heute<br />
immer noch im Argen. Der Schutz der Natur und der<br />
Umwelt – so lernen wir also – ist ähnlich wie das Bohren<br />
dicker Bretter. Das ist die nüchterne Bilanz zum <strong>90</strong>jährigen<br />
Geburtstag des BN. Da haben wir nun e<strong>in</strong>en<br />
Jubilar, der wacker gekämpft, aber auf den ersten Blick<br />
nicht viel bewegt hat. Schon vor Jahrzehnten wurde <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> – hoch offiziell – e<strong>in</strong>e Trendumkehr beim Landverbrauch<br />
gefordert. Fakt ist, dass <strong>Bayern</strong> im <strong>Jahre</strong> 2003<br />
auf diesem Gebiet trauriger Spitzenreiter unter den<br />
alten <strong>Bund</strong>esländern ist. Täglich werden im Freistaat<br />
rund 28 Hektar Land überbaut und versiegelt. Von<br />
Trendumkehr ke<strong>in</strong>e Spur.<br />
Und weiter: Die Roten Listen bedrohter Arten werden<br />
immer länger, nicht kürzer. Mehr als die Hälfte der<br />
Waldfläche <strong>Bayern</strong>s ist geschädigt. H<strong>in</strong>zu kommen Klimaveränderungen<br />
und steigende Hochwassergefahr<br />
als Folge massenhaften Verkehrs, der immer noch weiter<br />
expandiert. Nur zögerlich wird Flüssen und Bächen<br />
wieder mehr Raum gegeben. Waren <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> also für die Katz?<br />
Ganz bestimmt nicht. Natürlich hat es Misserfolge<br />
gegeben. Aber Naturschützer, so hat der ehemalige<br />
BN-Chef Hubert We<strong>in</strong>zierl e<strong>in</strong>mal gesagt, s<strong>in</strong>d »Triebtäter«.<br />
Weil das so ist, haben sie sich <strong>in</strong> all den <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n<br />
nicht entmutigen lassen. Sie haben hartnäckig immer<br />
wieder Sand <strong>in</strong>s Getriebe der Verwaltung geworfen und<br />
damit schlimme Planungen verh<strong>in</strong>dert.<br />
Ohne den BN und ohne den langen Atem der<br />
Umweltbewegung gäbe es heute vermutlich weder den<br />
Alpen-Nationalpark Königssee, mit dem vor rund 100<br />
<strong>Jahre</strong>n eigentlich alles angefangen hat, noch den<br />
28 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Nationalpark Bayerischer Wald. Auch der weltberühmte<br />
– und mit e<strong>in</strong>em Europa-Diplom geadelte – Donaudurchbruch<br />
an der Weltenburger Enge wäre ohne die<br />
vehementen Proteste des BN <strong>in</strong> den fünfziger <strong>Jahre</strong>n<br />
e<strong>in</strong>em Wasserwerk zum Opfer gefallen.<br />
Schließlich wäre der Freistaat kaum das erste <strong>Bund</strong>esland<br />
gewesen, das 1970 e<strong>in</strong> Umweltm<strong>in</strong>isterium<br />
e<strong>in</strong>gerichtet hat, wenn nicht der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
immer wieder nachgebohrt hätte. Dass die Donau zwischen<br />
Straub<strong>in</strong>g und Vilshofen noch immer e<strong>in</strong> frei<br />
fließender Fluss ist, kann sich der BN ebenfalls auf<br />
se<strong>in</strong>e Fahnen schreiben, auch wenn e<strong>in</strong> letzter Rest an<br />
Angst geblieben ist.<br />
Heute kl<strong>in</strong>gt es nur noch wie e<strong>in</strong> schlechter Traum,<br />
dass der BN noch <strong>in</strong> den sechziger <strong>Jahre</strong>n zu se<strong>in</strong>en Sitzungen<br />
im bayerischen Innenm<strong>in</strong>isterium zusammenkam.<br />
20 <strong>Jahre</strong> später kaufte er Sperrgrundstücke, um<br />
besonders gefährdete Landschaftsteile dem Zugriff der<br />
Planer und Straßenbauer zu entziehen. Und dann profilierte<br />
sich der e<strong>in</strong>st ziemlich brave Honoratioren-Vere<strong>in</strong><br />
als Gegner von Atomstrom und atomarer Wiederaufarbeitungsanlage.<br />
Das alles ist am <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>, der heute aus<br />
guten Gründen darauf beharrt, überparteilich zu se<strong>in</strong>,<br />
nicht spurlos vorüber gegangen. Da hat es heiße Diskussionen<br />
im Vorstand gegeben, und so mancher BN-<br />
Veteran hat verärgert se<strong>in</strong> Mitgliedsbuch zurückgegeben,<br />
weil die Loyalität zur CSU größer war als die zur<br />
Natur. Und es hat auch so manche verbands<strong>in</strong>terne<br />
Kritik gegeben, weil der Kurs nicht immer geradl<strong>in</strong>ig<br />
war. Positionen zu überdenken und sie, wenn nötig,<br />
auch zu korrigieren, ist nicht das Schlechteste. Jedenfalls<br />
hat sich der BN engagiert <strong>in</strong> die öffentliche Diskussion<br />
e<strong>in</strong>gebracht. Das Entstehen e<strong>in</strong>es Umweltbewusstse<strong>in</strong>s<br />
ist vermutlich der größte gesellschaftspolitische<br />
Erfolg des BN.<br />
Mit der Weisheit und der Erfahrung e<strong>in</strong>es <strong>90</strong>-Jährigen<br />
kann der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> heute festhalten, es<br />
gibt das »Sowohl« und das »Als auch«. Viel wurde<br />
erreicht, vieles aber ist auch noch unerledigt. Es geht<br />
nicht nur um die kle<strong>in</strong>e überschaubare Welt vor der<br />
Haustür, es geht auch um das Handeln des E<strong>in</strong>zelnen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er globalen, schwer überschaubar gewordenen<br />
Welt. Da kommt es nicht nur auf e<strong>in</strong>en langen Atem an,<br />
sondern auch, Verbündete zu f<strong>in</strong>den. Dies wird es se<strong>in</strong>,<br />
was die Naturschützer jetzt noch lernen und <strong>in</strong>tensivieren<br />
müssen: Das Gespräch mit anderen gesellschaftlichen<br />
Gruppen, mit der Wirtschaft, mit den<br />
Gewerkschaften, mit den Bauern. Nur wer Mehrheiten<br />
schafft, wird etwas bewegen können.
Frieden<br />
mit der Natur<br />
Selten ist die<br />
Menschheit so nachdrücklich<br />
und dramatisch<br />
wie <strong>in</strong> diesen<br />
Tagen darauf<br />
h<strong>in</strong>gewiesen worden, dass Frieden<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Lebensqualität und<br />
wesentliche Voraussetzung für die<br />
Moral e<strong>in</strong>er Gesellschaft und die<br />
Würde jedes E<strong>in</strong>zelnen ist. Jede<br />
<strong>Naturschutz</strong>bewegung ist auch<br />
Friedensbewegung, weil Frieden<br />
mit der Natur Grundlage und Ziel<br />
e<strong>in</strong>er verantwortlichen, humanen<br />
Gesellschaft ist. Wir brauchen die<br />
Vielfalt der Arten und Lebensräume<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er naturnahen, nicht überforderten<br />
Landschaft aus vielen Gründen.<br />
Wir brauchen die Natur für<br />
e<strong>in</strong>e erlebenswerte Zukunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Gesellschaft, die bereit ist, mit dem<br />
Nachbarn und mit der Kreatur zu<br />
teilen. Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> hat<br />
sich bei allem umwelt- und naturschutzfachlichem<br />
Engagement seit<br />
<strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n für dieses gesellschaftspolitische<br />
Ziel e<strong>in</strong>gesetzt, denn jedes<br />
gerettete Biotop ist auch e<strong>in</strong> Schritt<br />
h<strong>in</strong> zu mehr Menschlichkeit auf<br />
dieser Erde. Ich verb<strong>in</strong>de me<strong>in</strong>en<br />
Glückwunsch mit Dank und Respekt<br />
vor dem bisher Geleisteten.<br />
Ludwig Sothmann, Vorsitzender<br />
des Landesbundes für Vogelschutz<br />
Lasst uns streiten!<br />
Auch die Natur<br />
braucht e<strong>in</strong>e Lobby,<br />
denn gerade <strong>in</strong><br />
Großstädten ist Flächenfraß<br />
e<strong>in</strong>es der<br />
Hauptprobleme. Der<br />
BN ist dabei traditionell e<strong>in</strong>e Bürste,<br />
die auch mal gegen den Strich<br />
bürstet – gelegentlich auch gegen<br />
me<strong>in</strong>en, und das ist wichtig. Mit<br />
Beharrlichkeit und Nachhaltigkeit<br />
konnte schon manches im »Großen«<br />
also <strong>in</strong> der Stadt- und Landesplanung<br />
auf’s richtige Maß reduziert<br />
werden und vieles im Kle<strong>in</strong>en,<br />
zum Beispiel Gewässerrenaturierungen,<br />
verändert werden. Im <strong>90</strong>.<br />
Jahr ist der BN damit ebenso kritischer<br />
wie unverzichtbarer Partner<br />
der Politik geworden. Und für Nürn-<br />
berg gilt weiterh<strong>in</strong>: Wenn wir uns<br />
völlig e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, hat e<strong>in</strong>er von beiden<br />
was falsch gemacht, drum lasst<br />
uns weiter fröhlich und solidarisch<br />
streiten.<br />
Dr. Ulrich Maly, SPD, Oberbürgermeister<br />
der Stadt Nürnberg<br />
Lebensschutz<br />
auch für den Menschen<br />
Ich gratuliere sehr herzlich zu <strong>90</strong><br />
<strong>Jahre</strong>n engagierter und erfolgreicher<br />
<strong>Naturschutz</strong>arbeit. <strong>Naturschutz</strong><br />
wird immer mehr zum<br />
Lebensschutz für alle Geschöpfe,<br />
auch für den Menschen. In der<br />
Spanne me<strong>in</strong>es Lebens haben wir<br />
die Erdbevölkerung von zwei auf<br />
sechs Milliarden Menschen verdreifacht.<br />
Das ist e<strong>in</strong>e gefährliche<br />
Entwicklung. Wir haben enorm viel<br />
für die Zivilisation, für unser Wohlbef<strong>in</strong>den<br />
getan, aber wir müssen<br />
uns davor hüten, der Natur Konkurrenz<br />
zu machen. Alle<strong>in</strong> die Zunahme<br />
von immer verheerenderen<br />
Naturkatastrophen ist e<strong>in</strong> Zeichen<br />
dafür. Ich er<strong>in</strong>nere nur an die s<strong>in</strong>tflutartigen<br />
Hochwasser im vergangenen<br />
Jahr <strong>in</strong> Ostdeutschland. Wir<br />
haben Flüsse <strong>in</strong> schnell fließende<br />
Wasserstraßen verwandelt. Die begleitenden,<br />
artenreichen Auenwälder<br />
wurden trockengelegt, und nun<br />
fehlt das Geld, diese E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> die<br />
Natur ausreichend zu reparieren.<br />
Die Schönheit der <strong>in</strong>takten Natur ist<br />
unser aller Erbe und ich wünsche<br />
dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
weiterh<strong>in</strong> viel Erfolg bei se<strong>in</strong>er<br />
wichtigen Mission, diese Schönheit<br />
zu bewahren. Herzlichst<br />
Ihr<br />
Prof. He<strong>in</strong>z Sielmann,<br />
Tierfilmer<br />
und Gründer der<br />
He<strong>in</strong>z Sielmann<br />
Stiftung<br />
Mut, Ausdauer und Gottes Segen<br />
Die Bibel bezeichnet im Schöpfungsbericht<br />
die Erde als e<strong>in</strong>en Garten,<br />
der den Menschen zum Hüten<br />
und Bebauen anvertraut ist. Mit<br />
großer E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit macht das<br />
Bild des Gartens gerade modernen<br />
Menschen im Zeitalter der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Nutzung der Erde klar, wie<br />
zerbrechlich und fragil die Gleichgewichte<br />
<strong>in</strong> der Natur gelagert s<strong>in</strong>d,<br />
Alles Gute, <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>!<br />
und wie sehr Gottes Schöpfung<br />
vorsorgenden und<br />
nachhaltigen Umgang<br />
braucht. Nicht zuletzt im<br />
Blick auf künftige Generationen<br />
erklärt sich das gesteigerte<br />
Maß unserer Verantwortung<br />
im Umgang mit der Schöpfung.<br />
»Wir haben diese unsere Erde<br />
von unseren K<strong>in</strong>dern nur geliehen«,<br />
lautet die logische Prämisse. Dem<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> zu se<strong>in</strong>em <strong>90</strong>.<br />
Geburtstag und allen Menschen, die<br />
sich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es nachhaltigen<br />
und ökologischen Umgangs mit der<br />
Natur um die Bewahrung der<br />
Schöpfung und die Sicherung der<br />
Lebensmöglichkeiten gegenwärtiger<br />
und zukünftiger Generationen<br />
bemühen, wünsche ich von Herzen<br />
Mut, Ausdauer und Gottes Segen.<br />
Dr. Dr. Anton Los<strong>in</strong>ger, Weihbischof,<br />
Augsburg<br />
Pflege der Heimat<br />
Heimatpflege – auf<br />
den Punkt gebracht<br />
– umfasst sowohl die<br />
Erhaltung der natürlichen<br />
als auch der<br />
geschichtlich gewordenen<br />
Eigenart unseres Landes.<br />
Baukultur und Landschaft, Brauchtum<br />
und Natur, der Mensch und<br />
se<strong>in</strong>e Umwelt – Faktoren, die sich<br />
gegenseitig ergänzen. So auch die<br />
beiden Institutionen des <strong>Naturschutz</strong>es<br />
und der Heimatpflege, die<br />
sich seit <strong>90</strong> <strong>Jahre</strong>n im S<strong>in</strong>ne geme<strong>in</strong>samer<br />
Aufgaben und Ziele eng verbunden<br />
wissen <strong>in</strong> der Forderung<br />
e<strong>in</strong>es verantwortlichen Umgangs<br />
mit dem, was unser Land kennzeichnet<br />
und dem Menschen se<strong>in</strong>e<br />
Umwelt zur Heimat werden lässt.<br />
Ohne die öffentliche Wirksamkeit<br />
des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> wäre<br />
<strong>Bayern</strong> um Vieles, was zur Lebensqualität<br />
beiträgt, ärmer.<br />
Hans Roth, Geschäftsführer und<br />
Vorstandsmitglied des Bayerischen<br />
Landesvere<strong>in</strong>s für Heimatpflege,<br />
Gründungsvere<strong>in</strong> des BN<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 29<br />
<strong>Naturschutz</strong> wird immer mehr<br />
zum Lebensschutz für alle Geschöpfe,<br />
auch für den Menschen. Prof. He<strong>in</strong>z Sielmann
Fotos: Bendl<br />
FANG DEN AGENTEN!<br />
Detektive fahnden mit S-Bahn, Bus und Tram nach dem om<strong>in</strong>ösen Mister X:<br />
Die Jugendorganisation des BN entdeckt spielerisch den umweltfreundlichen<br />
Nahverkehr e<strong>in</strong>er Stadt. Von Helge Bendl<br />
30 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Se<strong>in</strong> Name ist – ne<strong>in</strong>, das tut hier und jetzt<br />
wirklich nichts zur Sache. Er stellt sich ja<br />
auch nicht lässig als James Bond vor, hat<br />
ke<strong>in</strong> Mart<strong>in</strong>iglas <strong>in</strong> der Hand und ke<strong>in</strong>e leicht<br />
bekleidete Dame im Arm. Er macht ebenfalls<br />
nicht mit allerlei Pe<strong>in</strong>lichkeiten als hektischer<br />
Johnny English auf sich aufmerksam. Der mysteriöse<br />
»Mister X« – so nennen ihn voller Respekt<br />
Mitarbeiter und Gegner – hat nun wirklich<br />
ke<strong>in</strong>e Zeit für solche Spielereien. Er ist wieder<br />
e<strong>in</strong>mal unterwegs <strong>in</strong> geheimer Mission. Und<br />
steht jetzt trotz jahrelanger Erfahrung vor<br />
e<strong>in</strong>em gewaltigen Problem. Jemand hat ihn verraten,<br />
die Deckung ist aufgeflogen, und e<strong>in</strong>e<br />
ganze Horde von scharf komb<strong>in</strong>ierenden Detektiven<br />
jagt ihn durch die Stadt. Kann er entkommen?<br />
Auffällig unauffällig steht der Spion mit<br />
schwarzem Mantel, schwarzem Hut und Sonnenbrille<br />
an der U-Bahn-Station im Zentrum<br />
Nürnbergs und studiert den Fahrplan. Versteckt<br />
se<strong>in</strong> Gesicht h<strong>in</strong>ter den großen Lettern e<strong>in</strong>er<br />
Boulevardzeitung. Hastet die Rolltreppe h<strong>in</strong>auf.<br />
Reiht sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Schlange am Fahrkartenautomaten.<br />
Macht auf dem Weg zur Bushaltestelle<br />
kurz Station im Irish Pub – hier werden ihn<br />
die Verfolger von Scotland Yard wohl nicht vermuten.<br />
Nimmt kurz entschlossen die Tram zum<br />
Marientor, um <strong>in</strong> den Menschenmassen unterzutauchen,<br />
die rund um den Hauptbahnhof<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d. Doch es gibt ke<strong>in</strong> Entkommen:<br />
Die Beamten s<strong>in</strong>d ihm dicht auf den Fersen.<br />
Denn immer wieder bekommen die Detektive<br />
per Telefon e<strong>in</strong>en Tipp, wo sich der Gesuchte<br />
gerade aufhält. Sie haben nämlich die deutsche<br />
Polizei <strong>in</strong> Form von Oberwachtmeister Schmorell<br />
um Unterstützung gebeten, der sie aus der<br />
Zentrale mit Nachrichten versorgt. Diese<br />
Zusammenarbeit zahlt sich aus, ihre Ermittlungen<br />
führen sie aber trotzdem – auch hier <strong>in</strong><br />
Nürnberg – selbst. Zwar s<strong>in</strong>d Eva-Maria, Isabella,<br />
Eva, Hannah und Bella auf den ersten Blick<br />
nicht als Scotland-Yard-Mitarbeiter zu erkennen;<br />
Passanten tippen eher auf e<strong>in</strong>e ganz normale<br />
Gruppe von Jugendlichen. Doch das Fünfer-Team<br />
ermittelt professionell und versucht,<br />
sich <strong>in</strong> den Agenten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuversetzen: In welche<br />
L<strong>in</strong>ie wird er wohl als nächstes umsteigen?<br />
Wo wird er sich ausruhen? Oder hält er die<br />
Detektive zum Narren und ist längst wieder am<br />
anderen Ende der Stadt? Schnelligkeit ist<br />
Trumpf. Die Jugendlichen erwischen am Rennweg<br />
gerade noch die U-Bahn, gondeln mit<br />
e<strong>in</strong>em Bus am Rathaus vorbei – und verpassen<br />
den Gesuchten am Nordostbahnhof nur knapp.<br />
Weiter geht die Suche – vielleicht hat ja e<strong>in</strong><br />
anderes Ermittler-Team mehr Glück.<br />
1983 wählte e<strong>in</strong>e Jury »Scotland Yard« zum<br />
»Spiel des <strong>Jahre</strong>s« – die Jugendorganisation<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> (JBN) hat die Suche nach<br />
dem om<strong>in</strong>ösen Agenten Mister X nun schon<br />
zum zweiten Mal <strong>in</strong> die Wirklichkeit des Nürnberger<br />
Verkehrsverbunds übertragen. Nach der<br />
Premiere <strong>in</strong> Franken ziehen <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
andere Gruppen <strong>in</strong> Städten wie Ulm, Würzburg,<br />
München und Passau nach. »Mister X kann nur<br />
mit S-Bahnen, Bussen und der Tram flüchten,<br />
und auch se<strong>in</strong>e Verfolger dürfen nur öffentliche
Verkehrsmittel benutzen«, erklärt Silas Schmorell<br />
von der JBN Erlangen. Als »Oberwachtmeister«<br />
ist der 20-jährige Student e<strong>in</strong>er der Organisatoren<br />
des Nürnberger Spiels und betreut die<br />
Telefonzentrale, die den Detektiven Tipps bei<br />
der Jagd nach dem Spion gibt – der muss nämlich<br />
trotz Protesten immer wieder se<strong>in</strong>en aktuellen<br />
Standort mitteilen.<br />
Bei der Jagd nach Mister X muss es also nicht<br />
immer London se<strong>in</strong> wie beim Brettspiel. Auch <strong>in</strong><br />
Franken oder anderen Städten <strong>Bayern</strong>s kann der<br />
Geheimdienstler schnell untertauchen. Alle<strong>in</strong><br />
die Nürnberger S-Bahn befördert im Jahr 100<br />
Millionen Passagiere, <strong>in</strong> der ganzen Region s<strong>in</strong>d<br />
168 Millionen Fahrgäste unterwegs. Und weil<br />
der Verkehrsverbund mit fast 11 400 Quadratkilometern<br />
Ausdehnung h<strong>in</strong>ter Berl<strong>in</strong> und Rhe<strong>in</strong>-<br />
Ma<strong>in</strong> an dritter Stelle <strong>in</strong> Deutschland steht, hat<br />
der geheimnisvolle Agent auch viel Platz zum<br />
Untertauchen. Doch die Spielleiter machen<br />
dem Flüchtigen e<strong>in</strong>en Strich durch die Rechnung:<br />
Zu weit vom Stadtzentrum darf er sich<br />
nicht entfernen, damit die Jäger ihre Chance<br />
bekommen. Die müssen ihn möglichst schnell<br />
f<strong>in</strong>den, nach drei Stunden ist das Spiel nämlich<br />
vorbei und der Agent darf sich rühmen, die<br />
Ermittler ausgetrickst zu haben.<br />
»Natürlich soll diese Aktion wie bei e<strong>in</strong>em<br />
Geländespiel den Jagd<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kt wecken und<br />
Spaß machen. Aber wir wollen auch zeigen, wie<br />
Informationen zu den geplanten Mister-X-Spielen <strong>in</strong><br />
München (31. Mai) und Passau (14. Juni) bei der JBN,<br />
Adresse siehe Info-Ecke<br />
gut man sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stadt mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln bewegen kann«, sagt der JBN-<br />
Aktivist Schmorell. Vielleicht, so se<strong>in</strong> H<strong>in</strong>tergedanke,<br />
könnte man mit solchen Angeboten<br />
auch neue Mitstreiter für die Jugendgruppe<br />
gew<strong>in</strong>nen. Zur Mister-X-Jagd <strong>in</strong> Nürnberg kamen<br />
dieses Mal zwar nicht so viele Teilnehmer<br />
wie erwartet – bei der Premiere im vergangenen<br />
Jahr machten dagegen stolze 70 Teilnehmer<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Teams Jagd auf den om<strong>in</strong>ösen<br />
Agenten. Der kam durch die Übermacht<br />
se<strong>in</strong>er Verfolger ganz schön <strong>in</strong>s Schwitzen und<br />
wählte die Taktik, mit der S-Bahn große Strecken<br />
zurückzulegen, um se<strong>in</strong>e Verfolger abzuhängen.<br />
Die hatten den Fahrplan quasi schon<br />
im Blut: E<strong>in</strong> Teil der Detektive hatte sich e<strong>in</strong><br />
ganzes Wochenende lang bei e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar<br />
mit den Vor- und Nachteilen des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs (ÖPNV) beschäftigt.<br />
Innerhalb von drei Stunden wurde der Geheimdienstler<br />
damals gleich drei Mal geschnappt;<br />
trotz allerlei Versteckspielen h<strong>in</strong>ter<br />
den Sitzen der Straßenbahn und kle<strong>in</strong>en Verfolgungsjagden<br />
durch die U-Bahn-Stationen<br />
schlug der Arm des Gesetzes am Ende also doch<br />
zu. Die Haft im JBN-Hauptquartier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Turm der alten Stadtmauer sche<strong>in</strong>t jedoch –<br />
2002 wie 2003 – erträglich gewesen zu se<strong>in</strong>:<br />
Gummibärchen und andere Süßigkeiten s<strong>in</strong>d<br />
aus den Polizei-Protokollen als Siegerlohn beziehungsweise<br />
Gefangenenverpflegung überliefert.<br />
E<strong>in</strong>e Urkunde für hervorragende Leistungen<br />
bei der Suche nach dem gefährlichen<br />
Agenten gibt es selbstverständlich auch.<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 31<br />
Pf<strong>in</strong>gstlager: Planet der Affen<br />
Müpfe und Jugendliche<br />
von 12 bis 27 <strong>Jahre</strong>n<br />
� 6. bis 9. Juni 2003,<br />
Forchheim Schleusen<strong>in</strong>sel Büg<br />
B<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong>e Ich-AG? Oder wie hoch<br />
steht uns schon das Wasser? Geht es<br />
uns um Lebensstile? Oder brauch ich<br />
e<strong>in</strong>e Typberatung? Woh<strong>in</strong> führt uns<br />
der schnelle Weg? Antworten bekommt<br />
ihr beim »Planet der Affen«,<br />
dem großen JBN-Pf<strong>in</strong>gstlager zum<br />
Thema »Entschleunigung«.<br />
Bitte »langsam« anmelden, also ganz<br />
schnell, Preis 75 Euro<br />
Regional und regenerativ<br />
durch <strong>Bayern</strong><br />
Jugendliche ab 16 <strong>Jahre</strong>n<br />
� 2. bis 9.August 2003,<br />
quer durch <strong>Bayern</strong><br />
Auf unserer energiepolitischen Radtour<br />
sehen wir uns <strong>in</strong> den herrlichen<br />
Landschaften <strong>Bayern</strong>s Beispiele für<br />
e<strong>in</strong>e fortschrittliche Energieerzeugung<br />
und -nutzung an. Die Tour richtet sich<br />
an Jugendliche und jung gebliebene<br />
Erwachsene, die Urlaub und Energiepolitik<br />
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Müpfe von 12 bis 15 <strong>Jahre</strong>n<br />
� 18. bis 20. Juli 2003,<br />
Abfahrt Deggendorf<br />
Die bei der JBN schon zur Tradition<br />
gewordene Donau-Schlauchbootfahrt<br />
darf heuer, im UN-»Jahr des Wassers«,<br />
natürlich nicht fehlen. Drei Tage lang<br />
werden wir mit viel Musik, Müpfen<br />
und Mut die Donau h<strong>in</strong>unterfahren<br />
und die erfolgreiche Verh<strong>in</strong>derung des<br />
Donauausbaus feiern. Also, Naturgenuss<br />
auf dem Fluss ist angesagt.<br />
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Naturerlebnisferien<br />
Multiplikatoren der Jugendarbeit<br />
� 27. bis 29. Juni 2003, Rottenbach-<br />
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zu den erlebnisreichen Abenteuern<br />
e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dergruppe. Das Sem<strong>in</strong>ar soll<br />
K<strong>in</strong>dergruppenleiter und Interessierte<br />
für Naturerlebnisferien begeistern<br />
und methodisch befähigen, eigene<br />
Zeltlager mit K<strong>in</strong>dern durchzuführen.<br />
Anmelden bis 6. 6. 03, Preis 35 Euro<br />
Infos und Anmeldung<br />
JBN, Trivastraße 13, 80637 München,<br />
Tel. 0 89-15 98 96-30,<br />
Fax 089-15 98 96-33,<br />
<strong>in</strong>fo@jbn.de, Internet www.jbn.de<br />
DIE INFOECKE DER JBN
NATURNOTIZEN AUS DER OBERPFALZ<br />
Heimat Tongrube: Der Flächenankauf<br />
ist für den BN oft die e<strong>in</strong>zige<br />
Möglichkeit, gefährdete Biotope<br />
zu retten. Positiver Nebeneffekt:<br />
Dr<strong>in</strong>gend notwendige Renaturierungs-<br />
bzw. Optimierungsmaß-<br />
Kreisgruppe Regensburg<br />
Tierhotel Trafoturm<br />
Unkonventionelle Aktionen e<strong>in</strong>zelner Kreis- oder Ortsgruppen entpuppen<br />
sich oft als Erfolgsprojekte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> von landesweiter<br />
Bedeutung. Bestes Beispiel dafür ist das »Tierhotel«, das<br />
drei Regensburger K<strong>in</strong>dergruppen <strong>in</strong> Alteglofsheim e<strong>in</strong>gerichtet haben.<br />
Unter Leitung von T<strong>in</strong>a Dorner<br />
verwandelten die K<strong>in</strong>dergruppen<br />
»Eulen«, Turmfalken« und<br />
»Wildkatzen« den Trafoturm am<br />
Alteglofsheimer Dorfweiher <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
regelrechtes Hotel für bedrohte<br />
Tierarten. Mit großer Begeisterung<br />
und manch blauem Daumen zimmerten<br />
und befestigten die K<strong>in</strong>der<br />
Nisthilfen und Nistkästen für Nutz<strong>in</strong>sekten,<br />
Turmfalken, S<strong>in</strong>gvögel<br />
und Fledermäuse. Der wuchtige<br />
Schleiereulenkasten, der im Turm<br />
Foto: BN-Archiv<br />
nahmen können problemlos realisiert<br />
werden. Die Kreisgruppe<br />
Tirschenreuth hat deshalb bislang<br />
sechs Biotope mit <strong>in</strong>sgesamt 21<br />
Hektar erworben, zuletzt e<strong>in</strong>en<br />
Biotopkomplex am Südabfall<br />
des Teichlberges bei Fuchsmühl.<br />
Akut gefährdet war das zehn Hektar<br />
große Areal durch Verfüllung<br />
und Fichtenaufforstung. Der BN<br />
will es nun gezielt optimieren.<br />
Davon profitieren so seltene Arten<br />
wie Schwarzstorch, Uhu, Hohltaube,<br />
Raufußkauz, Kreuzotter und<br />
sogar der Luchs. Die stattlichen<br />
80 000 Euro Grunderwerbskosten<br />
wird der Bayerische <strong>Naturschutz</strong>fonds<br />
dankenswerterweise mit<br />
85 Prozent bezuschussen.<br />
32 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
ke<strong>in</strong>en Platz mehr fand, bekam <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er benachbarten Scheune e<strong>in</strong><br />
Ausweichquartier.<br />
Mit wie viel Fachwissen die<br />
jungen Artenschützer ans Werk g<strong>in</strong>gen,<br />
beweist ihre Bewerbung für<br />
den Umweltpreis des Landkreises<br />
Regensburg. Dar<strong>in</strong> schreiben sie:<br />
»Die Schleiereule sucht <strong>in</strong> unserer<br />
Gegend dr<strong>in</strong>gend Brutplätze. Die<br />
meisten Ställe und Scheunen s<strong>in</strong>d<br />
Foto: Werle<br />
Fotos: Werle<br />
Sei ke<strong>in</strong> Frosch: Amphibienschutz<br />
mit Frosch Felix und der Wasserkreislauf<br />
standen auf dem Programm<br />
des »Agenda-Parcours<br />
2003« im Oberpfälzer Freilandmuseum<br />
Neusath-Perschen, der im<br />
März anlässlich des Weltwassertages<br />
und des Internationalen <strong>Jahre</strong>s<br />
des Süßwassers stattfand. Zusammen<br />
mit dem »Forum für Umwelt,<br />
Kultur und Soziales« (FUKS) betreute<br />
die Kreisgruppe Schwandorf<br />
dort zwei von 14 Stationen des<br />
Brutplatz gesucht<br />
… und gefunden: Turmfalken bekamen<br />
Nistkästen im Alteglofsheimer »Tierhotel«,<br />
Schleiereulen nebenan <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Scheune.<br />
aber so neu, dass sie ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>fluglöcher<br />
mehr haben. Deshalb wird<br />
e<strong>in</strong> Schleiereulenkasten, der fast so<br />
groß ist wie e<strong>in</strong>e Hundehütte, von<br />
<strong>in</strong>nen an die Scheunenwand geschraubt<br />
und e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>flugloch <strong>in</strong> die<br />
Wand gesägt. So kann die Eule <strong>in</strong><br />
den Nistkasten, aber nicht <strong>in</strong> die<br />
Scheune selbst, wo vielleicht giftiges<br />
Zeug oder Dünger rumsteht,<br />
was ihr gefährlich werden könnte.«<br />
Kundige Erläuterungen f<strong>in</strong>den sich<br />
auch zu den anderen Tierarten und<br />
zur Bedeutung des umgestalteten<br />
Dorfweihers als Lebensraum.<br />
Ke<strong>in</strong> Wunder, dass die Bewerbung<br />
erfolgreich war: Stolz nahmen<br />
die Nachwuchs-Naturschützer<br />
neben der Preisurkunde auch 300<br />
Euro »Belohnung« und das ausdrückliche<br />
Lob von Landrat Mirbeth<br />
entgegen. Auch »Natur+Umwelt«<br />
freut sich über so viel Engagement<br />
und hofft, dass die vorbildliche<br />
Aktion landesweit viele Nachahmer<br />
f<strong>in</strong>det. Verdient hätte sie es<br />
allemal.<br />
Helmut Schultheiß (asw)<br />
Mehr zum Wasser-Parcours<br />
Informationen über die Geme<strong>in</strong>schaftsaktion<br />
des BN Schwandorf<br />
und des »FUKS« gibt es im Internet<br />
unter: www.umwelt-fuks.de/<br />
aktuell.html<br />
Wasser-Parcours. 65 Schulklassen<br />
mit über 1800 K<strong>in</strong>dern aus der ganzen<br />
Oberpfalz nutzten begeistert<br />
das <strong>in</strong>teressante Angebot, das ohne<br />
erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger für die<br />
Bedeutung und Gefährdung des<br />
nassen Elements sensibilisierte.
Ende Oktober 2001 trat die Verordnung<br />
für das <strong>Naturschutz</strong>gebiet<br />
(NSG) »Ehemaliger Standortübungsplatz<br />
Landshut mit Isarleiten«<br />
<strong>in</strong> Kraft. Das Areal ist das<br />
größte <strong>Naturschutz</strong>gebiet e<strong>in</strong>er<br />
kreisfreien Stadt <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Zu verdanken<br />
ist dieser Erfolg dem E<strong>in</strong>satz<br />
der Kreisgruppe Landshut des <strong>Bund</strong>es<br />
<strong>Naturschutz</strong> (BN) unter ihrem<br />
Vorsitzenden Paul Riederer (siehe<br />
N+U 1/02).<br />
Bis 1994 war das 300 Hektar<br />
große Gelände e<strong>in</strong> militärischer<br />
Übungsplatz, auf dem bereits<br />
damals Lebensräume für viele<br />
schutzbedürftige Tier- und Pflan-<br />
30 <strong>Jahre</strong>: Dieses Jubiläum feierte<br />
die BN-Kreisgruppe Freyung-<br />
Grafenau mit 160 Gästen im März.<br />
Anlass für die Gründung der Kreisgruppe<br />
war der Schutz der Ilz, bis<br />
heute e<strong>in</strong>e der Kernaufgaben. Im<br />
Rahmen der Feier ehrte Landesgeschäftsführer<br />
Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger<br />
langjährig aktive Mitglieder mit<br />
der goldenen beziehungsweise silbernen<br />
Ehrennadel (siehe Foto v.l.:<br />
Foto: König<br />
Fotos: Beck<br />
Kreisgruppe Landshut<br />
Was lange währt<br />
… wird endlich gut: Wie aus e<strong>in</strong>em militärischen<br />
Übungsgelände das erste <strong>Naturschutz</strong>gebiet Landshuts<br />
mit 278 Hektar Lebensraum für bedrohte Arten<br />
wurde, ist e<strong>in</strong>e Erfolgsstory des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.<br />
zenarten entstanden. Als mit Auflösung<br />
der <strong>Bund</strong>eswehrgarnison dort<br />
dann e<strong>in</strong> Baugebiet <strong>in</strong>s Gespräch<br />
kam, beantragte die Kreisgruppe die<br />
Ausweisung als <strong>Naturschutz</strong>gebiet.<br />
Die folgenden Verhandlungen mündeten<br />
schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konsens:<br />
278,5 Hektar des ehemaligen Standortübungsplatzes<br />
wurden unter<br />
Schutz gestellt, 20 Hektar stehen im<br />
Isartal für die Siedlungsentwicklung<br />
zur Verfügung.<br />
Für den Artenschutz hat das<br />
<strong>Naturschutz</strong>gebiet überregionale<br />
Bedeutung. Nachgewiesen s<strong>in</strong>d bislang<br />
65 Vogelarten, darunter Wespenbussard,<br />
Ste<strong>in</strong>schmätzer und<br />
Karel Kleyn, Helmut Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger,<br />
Karl Edenhofner, Kreisvorsitzende<br />
Heike Dülfer, Walter Peschl und<br />
BN-Ehrenvorsitzender Hubert<br />
We<strong>in</strong>zierl).<br />
Auch die Kreisgruppe Passau<br />
feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen<br />
– mit e<strong>in</strong>er Geburtstagsreise<br />
an die Goitzsche bei Bitterfeld<br />
<strong>in</strong> Sachsen-Anhalt. Dort erobert<br />
sich die Natur die durch Tagebau<br />
entstandene »Mondlandschaft«<br />
zurück, zu besichtigen vom 29.<br />
Mai bis 1. Juni unter fachkundiger<br />
Führung.<br />
Anmeldung und Auskünfte:<br />
BN-Kreisgruppe Passau, Tel. 0851-<br />
9 66 93 66, Fax 08 51-9 66 93 62,<br />
<strong>in</strong>fo@bn-passau.de.<br />
Heidelerche, zwölf Amphibienarten,<br />
darunter Wechselkröte und Kammmolch,<br />
50 Tagfalter- und Widderchenarten,<br />
30 Heuschrecken- und<br />
25 Libellenarten sowie sensationelle<br />
85 Wildbienenarten und 426 Blütenpflanzenarten.<br />
Zum Festakt im<br />
Januar 2002 anlässlich der Unterschutzstellung<br />
<strong>in</strong>itiierte der BN<br />
auch das Natur-Kunst-Projekt<br />
»Terra <strong>in</strong>cognita« mit 25 Künstlern,<br />
war doch das ehemals gesperrte<br />
Militärgelände den meisten Bürgern<br />
e<strong>in</strong> »unbekanntes Land«.<br />
Kurt Schmid (asw)<br />
Flechten: Nach e<strong>in</strong>em Jahr Vorarbeit<br />
der BN-Ortsgruppe begannen<br />
Anfang April die Flechtenkartierungsarbeiten<br />
auf e<strong>in</strong>em 36 Quadratkilometer<br />
großen Areal der<br />
Geme<strong>in</strong>de Ortenburg. Das Projekt<br />
soll Aufschluss über Erkrankungen<br />
der Flechten geben, die sehr empf<strong>in</strong>dlich<br />
gegenüber Luftverunre<strong>in</strong>igungen<br />
s<strong>in</strong>d. Es wurde von Prof.<br />
Dr. Roman Türk, Flechtenexperte<br />
und Pflanzenphysiologe von der<br />
Uni Salzburg, angeregt. Ergebnisse<br />
s<strong>in</strong>d bis Ende Juni zu erwarten.<br />
Naturführer: Die neue BN-Broschüre<br />
»Naturerlebnis Bayerischer<br />
Wald mit Bus und Bahn« stellt 20<br />
Wanderungen und Radtouren vor.<br />
Foto: Tourismusverband<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 33<br />
Foto: Willner<br />
Standort Natur<br />
Wo früher die<br />
<strong>Bund</strong>eswehr übte,<br />
tummeln sich<br />
heute Warzenbeißer<br />
und Wechselkröte,<br />
fliegt die<br />
Hufeisen-Azurjungfer<br />
und blüht<br />
der Gelbe F<strong>in</strong>gerhut.<br />
Jede Strecke<br />
ist mit Wegbeschreibung,Kartenausschnitt<br />
und<br />
Fahrplanangaben<br />
versehen. Dem Donautal<br />
zwischen Hofkirchen und Schlögener<br />
Schl<strong>in</strong>ge ist dagegen das im<br />
Morsak Verlag, Grafenau, erschienene<br />
Buch »Naturerlebnis Donautal«<br />
gewidmet.<br />
Die Broschüre ist kostenlos erhältlich<br />
voraussichtlich ab 15. Juni<br />
bei der BN-Service GmbH, Tel.<br />
09123-9995 70, <strong>in</strong>fo@service.<br />
Foto: Werle<br />
bund-naturschutz.de. NATURNOTIZEN AUS NIEDERBAYERN
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN<br />
Foto: Werle<br />
Kreisgruppen<br />
Berchtesgadener Land,<br />
Traunste<strong>in</strong>, Altött<strong>in</strong>g<br />
Jahrhundertchance<br />
für die Salzach<br />
Frei fließt sie noch, die Salzach zwischen<br />
Freilass<strong>in</strong>g und Burghausen, doch von<br />
natürlicher Flussdynamik kann nicht<br />
die Rede se<strong>in</strong>. Seit den siebziger <strong>Jahre</strong>n<br />
setzen sich deshalb Naturschützer für die<br />
Renaturierung dieses Flussabschnitts e<strong>in</strong>.<br />
Greifbarer Erfolg: Im November 2002<br />
wurde das Raumordnungsverfahren<br />
»Sanierung Untere Salzach« e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Wilde Feier: Seit Juli 2002 bietet die<br />
BN-Kreisgruppe Rosenheim K<strong>in</strong>dergeburtstage<br />
<strong>in</strong> der freien »Wildnis«<br />
an. K<strong>in</strong>der ab fünf <strong>Jahre</strong>n können<br />
so die Natur vor ihrer Haustüre<br />
kennen lernen und entdecken,<br />
was unter und über der Erde so<br />
alles krabbelt und kriecht und welche<br />
Wunderwelt sich im Bachwas-<br />
Das nach langjährigen Untersuchungen<br />
begonnene Verfahren<br />
soll klären, welche von drei möglichen<br />
Sanierungsvarianten realisiert<br />
wird. Diese Vorentscheidung stellt<br />
die Weichen für die Zukunft der Salzach.<br />
Alle Varianten orientieren sich<br />
am ökologischen Leitbild des frei<br />
ser verbirgt. Für die Geburtstagsfeier<br />
im Grünen s<strong>in</strong>d den Wünschen<br />
der K<strong>in</strong>der und Eltern (fast)<br />
ke<strong>in</strong>e Grenzen gesetzt: Spiele und<br />
Abenteuer, Waldrallye, Gewässerbestimmung<br />
oder Nachtwanderung<br />
– die Natur bietet nahezu<br />
unerschöpfliche Möglichkeiten.<br />
Spielerisch und mit allen S<strong>in</strong>nen<br />
erforschen das Geburtstagsk<strong>in</strong>d<br />
und<br />
se<strong>in</strong>e Freunde die<br />
Natur und ihre Geheimnisse.<br />
Betreut<br />
wird das außergewöhnlicheAngebot<br />
von Veronika<br />
Maurer, die auf<br />
Wunsch auch Aus-<br />
Foto: Maurer<br />
34 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
fließenden Flusses, was der <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> begrüßt. Doch die vorgelegten<br />
Sanierungskonzepte s<strong>in</strong>d<br />
noch immer zu sehr technikfixiert<br />
und für e<strong>in</strong>e natürliche Flussdynamik<br />
nicht ausreichend.<br />
Dies zeigt sich an der Frage, wie<br />
der weiteren E<strong>in</strong>tiefung der Salzach<br />
und der damit verbundenen Schädigung<br />
ihrer Aue entgegengewirkt<br />
werden kann – Ziel des grenzübergreifenden<br />
Großprojekts. Zur E<strong>in</strong>-<br />
flüge zum Imker, Jäger oder Schäfer<br />
organisiert.<br />
Nähere Auskünfte (Kosten, Teilnehmerzahl)<br />
sowie <strong>in</strong>dividuelle<br />
Term<strong>in</strong>absprache gibt es bei der<br />
BN-Kreisgruppe Rosenheim, Veronika<br />
Maurer, Tel. 0 80 31-1 28 82.<br />
Biotopmüll: Die BN-Ortsgruppe<br />
Neuburg nahm sich dieses Problems<br />
an und untersuchte 50 städtische<br />
Biotope, die im Arten- und<br />
Biotopschutzprogramm (ABSP)<br />
erfasst s<strong>in</strong>d (siehe N+U 4/02). Nach<br />
Abschluss der Überprüfung im<br />
Frühjahr 2002 stellte man Erschreckendes<br />
fest: Etwa 80 Prozent der<br />
Biotope waren durch Bauschutt,<br />
Hausmüll und vor allem Garten-<br />
tiefung kommt es, wenn wie bei der<br />
Salzach der Flussoberlauf und viele<br />
Nebenflüsse wie die Saalach verbaut<br />
s<strong>in</strong>d. Dann wird die Fließgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>in</strong>sgesamt höher, die<br />
Kiesschicht des Flussbetts jedoch<br />
immer ger<strong>in</strong>ger, weil zu wenig<br />
Geschiebe nachkommt.<br />
Gegen diese Symptome gehen<br />
Wasserbau<strong>in</strong>genieure gerne mit<br />
weiterer Verbauung und Staustufen<br />
vor, was die Problematik nur weiter<br />
Foto: Werle<br />
abfälle verunstaltet, wertvolle<br />
Trockenrasen vernichtet, Auwaldränder<br />
geschädigt und Amphibienbiotope<br />
(siehe Foto) verfüllt.<br />
Insgesamt lagern etliche tausend<br />
Kubikmeter Müll <strong>in</strong> den ABSP-<br />
Biotopen und bee<strong>in</strong>trächtigen<br />
deren Funktion.<br />
E<strong>in</strong>e entsprechende Übersicht<br />
legte die Ortsgruppe dem Neubur-<br />
Foto: Prechtl
Foto: Willner<br />
flussabwärts verlagert. Davon,<br />
solchermaßen den Teufel mit dem<br />
Beelzebub auszutreiben, hat man<br />
sich bei der Salzach immerh<strong>in</strong> verabschiedet;<br />
Staustufenlösungen<br />
werden nicht weiter verfolgt. Dennoch<br />
reichen die Konzepte nach<br />
Ansicht des BN nicht aus, um das<br />
Entwicklungspotenzial des naturschutzfachlich<br />
europaweit bedeutsamen<br />
Ökosystems der Fluss-Aue<br />
dauerhaft zu sichern. Durch die<br />
fortgesetzte E<strong>in</strong>tiefung wurde die<br />
Aue von der für sie existenziellen<br />
Gewässerdynamik abgekoppelt und<br />
hat bereits gravierende Schäden<br />
erlitten. Notwendig s<strong>in</strong>d daher<br />
Nachbesserungen. Von Naturschützern<br />
favorisiert wird die Realisierung<br />
der »Aufweitungsvariante« als<br />
bestehender Optimierungsmöglichkeit.<br />
Insbesondere die Kreisgruppe<br />
Berchtesgaden macht sich seit langem<br />
zusammen mit anderen <strong>Naturschutz</strong>verbänden,<br />
dem Österreichischen<br />
<strong>Naturschutz</strong>bund und der<br />
»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft Lebensraum<br />
Salzach« für e<strong>in</strong>e frei fließende,<br />
ger Stadtrat und dem Landratsamt<br />
Neuburg-Schrobenhausen vor. Die<br />
dort angesiedelte Untere <strong>Naturschutz</strong>behörde<br />
überprüfte und bestätigte<br />
die gemeldete Liste. Inzwischen<br />
hat auch die Stadt positiv<br />
reagiert und per Stadtratsbeschluss<br />
alle<strong>in</strong> für dieses Jahr 40000 Euro<br />
für die Biotopsanierung bereitgestellt.<br />
Für die Säuberung aller<br />
betroffenen Gebiete muss e<strong>in</strong>e Gesamtsumme<br />
von 130000 Euro aufgewendet<br />
werden – Anlass genug<br />
für die von der Stadt ebenfalls<br />
beschlossene Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die das ökologische Bewusstse<strong>in</strong><br />
der Bevölkerung schärfen soll.<br />
Zum<strong>in</strong>dest was das Abladen von<br />
Gartenabfällen angeht, trifft die<br />
naturnahe Salzach bis Burghausen<br />
stark. Schon 1987 hatten sich Verbände<br />
und Initiativen zur grenzüberschreitenden»Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Lebensraum Salzach«<br />
zusammengeschlossen. E<strong>in</strong>er der<br />
Initiatoren war Erich Prechtl, seit<br />
1986 Vorsitzender der BN-Kreisgruppe<br />
Berchtesgadener Land und<br />
bis heute e<strong>in</strong>er von drei Sprechern<br />
der Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft. E<strong>in</strong> Jahr<br />
nach ihrer Gründung legte diese<br />
mit der Broschüre »Die Zukunft der<br />
Salzach« ihre Forderungen für e<strong>in</strong>e<br />
umfassende Sanierung des Flusses<br />
vor. Sie entsprechen weitest gehend<br />
den Ergebnissen der »Wasserwirtschaftlichen<br />
Rahmenuntersuchung<br />
Salzach« (WRS) aus den 19<strong>90</strong>er <strong>Jahre</strong>n,<br />
der wesentlichen Grundlage für<br />
das derzeitige Verfahren. Die Aufweitungsvariante<br />
wird dar<strong>in</strong> als die<br />
dem ökologischen Leitbild nächstliegende<br />
Alternative bewertet.<br />
Das Raumordnungsverfahren<br />
bietet e<strong>in</strong>e greifbare Chance für<br />
e<strong>in</strong>e naturnahe Sanierung der<br />
Salzach. Nach Ansicht des BN wäre<br />
hierfür, angesichts der europäi-<br />
Bürger nach Ansicht des BN ohneh<strong>in</strong><br />
nicht alle Schuld: Während<br />
noch vor fünf <strong>Jahre</strong>n Gartenabfälle<br />
kostenlos bei den Wertstoffhöfen<br />
im Landkreis abgegeben werden<br />
konnten, gibt es seit E<strong>in</strong>führung<br />
der Biokompostieranlage nur noch<br />
e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Sammelstelle, und die<br />
Abgabe dort ist gebührenpflichtig.<br />
Nun will die Stadt ihr Entsor-<br />
Foto: Kreisgruppe Landsberg<br />
Die Salzach und ihre Anwohner<br />
Ziel e<strong>in</strong>er Renaturierung der Unteren Salzach muss die<br />
gefährdete Flussaue se<strong>in</strong>, die Lebensraum für seltene<br />
und bedrohte Arten wie Eisvogel und Kammmolch und<br />
Geophyten wie das dort <strong>in</strong> Massen auftretende Schneeglöckchen<br />
ist.<br />
Weitere Informationen zur Salzach-Sanierung: Kurt<br />
Schmid, BN-Fachabteilung München, Tel. 089-54 82 98 63<br />
Fax 089-54 82 98 18, E-Mail fa@bund-naturschutz.de<br />
schen <strong>Naturschutz</strong>richtl<strong>in</strong>ien und<br />
der EU-Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie,<br />
des f<strong>in</strong>anziellen Aufwands und der<br />
langfristigen Auswirkungen, e<strong>in</strong>e<br />
optimierte Aufweitungsvariante die<br />
beste Lösung. Zwar ist auch den<br />
BN-Aktiven klar, dass die Salzach<br />
nicht wieder wie vor der Verbauung<br />
1817 fließen kann, doch e<strong>in</strong> wenig<br />
mehr Courage hätten sie sich von<br />
den Planern schon gewünscht: »Wir<br />
hätten mehr Mut zu e<strong>in</strong>em naturnahen<br />
Fluss und mehr Gelassenheit<br />
h<strong>in</strong>sichtlich der natürlichen dynamischen<br />
Prozesse erwartet«, so das<br />
Fazit von Erich Prechtl.<br />
Kurt Schmid, Andrea Siebert<br />
gungsangebot für Grünabfälle verbessern.<br />
Doppeljubiläum: Im Februar 2003<br />
feierte die Kreisgruppe Landsberg<br />
am Lech ihr 30-jähriges Bestehen<br />
im <strong>90</strong>. Jahr des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>.<br />
Ausgezeichnet wurden bei<br />
diesem Doppeljubiläum 51 Mitglieder<br />
mit der silbernen und drei<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 35<br />
Mitglieder mit der goldenen<br />
Ehrennadel, feierlich überreicht<br />
vom BN-Landesvorsitzenden<br />
Hubert Weiger (siehe Foto). Mit<br />
ihrem ehrenamtlichen E<strong>in</strong>satz<br />
unterstützten die Geehrten den<br />
Erhalt von wertvollen Flächen wie<br />
Egelsee, Ampermoos, Thanner Filz<br />
und Hurlacher Heide, wie Kreisvorsitzender<br />
Gerhard Breutel <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Rückblick anerkennend<br />
resümierte. Außerdem zeigten sie<br />
politisches Engagement gegenüber<br />
dem Pharmakonzern Eli Lilly,<br />
aber auch bei Themen wie dem<br />
Frauenwald, der Raist<strong>in</strong>ger<br />
Schleife und beim noch laufenden<br />
Verfahren gegen die Braunkohlestaubverbrennung.<br />
Foto: Willner<br />
NATURNOTIZEN AUS OBERBAYERN
Foto: BN-Archiv<br />
NATURNOTIZEN AUS OBERFRANKEN<br />
Kreisgruppe Wunsiedel<br />
Schatzkästle<strong>in</strong><br />
Egertal<br />
Spielräume: Vom Schmetterl<strong>in</strong>gsgarten<br />
bis zum »Mitmachkoffer<br />
Wald« reicht die Umweltbildungspalette<br />
des BN <strong>in</strong> Forchheim.<br />
Anlässlich des 30-jährigen Kreisgruppenjubiläums<br />
würdigte Vorsitzender<br />
He<strong>in</strong>rich Kattenbeck<br />
besonders die von Diplombiolog<strong>in</strong><br />
Claudia Munker-Hahn betreute<br />
K<strong>in</strong>dergarten-Aktion: E<strong>in</strong>e eigens<br />
konzipierte Arbeitsmappe soll<br />
Erzieher<strong>in</strong>nen, Eltern, K<strong>in</strong>der und<br />
den Träger ermuntern,<br />
die Außenanlagen der<br />
E<strong>in</strong>richtung naturnah<br />
zu gestalten. Nachdem<br />
2002 bereits<br />
18 K<strong>in</strong>dergärten<br />
mitmachten,<br />
E<strong>in</strong> vom <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> erworbenes Teichgrundstück bei Marktleuthen<br />
ist die jüngste Perle <strong>in</strong> der Kette wertvoller Flächen, die sich<br />
durch das Egertal ziehen. Geme<strong>in</strong>sam mit weiteren Grundstücken<br />
des BN und des Freistaates <strong>Bayern</strong> soll die Neuerwerbung e<strong>in</strong> Eldorado<br />
für die bedrohten Tierarten des Tales werden.<br />
Biber, Fischotter, Bekass<strong>in</strong>e und<br />
Schwarzstorch s<strong>in</strong>d auf dem<br />
knapp drei Hektar großen Teichgrundstück<br />
<strong>in</strong> der Egeraue bei<br />
Marktleuthen herzlich willkommen,<br />
und auch Eisvogel, Himmelsleiter<br />
und Prachtlibellen sollen hier auf<br />
Dauer e<strong>in</strong>e Heimstatt haben. Der<br />
Ankauf ist der erste Schritt im Landkreis<br />
Wunsiedel auf dem Weg zum<br />
Schutz des Egertales im Rahmen<br />
Foto: Werle<br />
geht die Aktion jetzt <strong>in</strong> die nächste<br />
Runde: Durch die Unterstützung<br />
des bayerischen Umweltm<strong>in</strong>isteriums<br />
können weitere 15 K<strong>in</strong>dergärten<br />
betreut werden. So bekommen<br />
nicht nur Tiere und Pflanzen,<br />
sondern auch K<strong>in</strong>der mehr Spiel-<br />
Raum.<br />
Verkehrsverbund: Wer <strong>in</strong> Oberfranken<br />
mit Bus und Bahn reist,<br />
braucht Geduld. Die 52 Kilometer<br />
zwischen Wartenfels (Landkreis<br />
Kulmbach) und Kirchenbirkig<br />
(Landkreis Bayreuth) beispielsweise<br />
s<strong>in</strong>d günstigenfalls <strong>in</strong> fünf<br />
Stunden zu schaffen, was mit zehn<br />
Stundenkilometern etwa Postkutschentempo<br />
entspricht. Höchste<br />
36 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
des Arten- und Biotopschutzprogrammes.<br />
Wunsiedels BN-<br />
Geschäftsführer Karl Paulus sieht<br />
das neue Grundstück als »Kristallisationspunkt<br />
des <strong>Naturschutz</strong>es«<br />
<strong>in</strong> dem landesweit bedeutenden<br />
Talraum an.<br />
Bereits im März konnte die Kreisgruppe<br />
weitere 2,4 Hektar Auewiesen<br />
am Zusammenfluss von Eger<br />
und Röslau kaufen. Das Gebiet,<br />
unmittelbar im bayerisch-böhmischen<br />
Grenzstreifen gelegen, wird<br />
ebenfalls zu e<strong>in</strong>em Kerngebiet des<br />
Biotop- und Artenschutzes entwickelt.<br />
Für beide »Perlen« brachte<br />
der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> aus Spenden<br />
und Mitgliedsbeiträgen sowie e<strong>in</strong>er<br />
beachtlichen Förderung durch den<br />
Foto: Böhle<strong>in</strong><br />
Zeit also<br />
für e<strong>in</strong>en<br />
OberfränkischenVerkehrsverbund<br />
(OVV),<br />
den der<br />
BN mit<br />
Unterstützung von 30 Geme<strong>in</strong>den<br />
fordert. E<strong>in</strong>e überdimensionale<br />
Litfaßsäule warb dafür bereits <strong>in</strong><br />
Bayreuth und Naila (siehe Foto: li.<br />
Landesbeauftragter Richard Mergner,<br />
re. Hofs BN-Geschäftsführer<br />
Wolfgang Degelmann). Gebremst<br />
wird der Elan von den ger<strong>in</strong>gen<br />
Nahverkehrszuschüssen des Freistaats<br />
für Oberfranken.<br />
Kostbarkeiten der Natur<br />
In den BN-Grundstücken der Egerauen<br />
bei Marktleuthen und am Zusammenfluss<br />
zwischen Eger und Röslau f<strong>in</strong>det<br />
der Fischotter Zuflucht. Auch Gebänderte<br />
Prachtlibelle und Gelbe Teichrose<br />
können sich hier heimisch fühlen.<br />
bayerischen <strong>Naturschutz</strong>fonds<br />
10<strong>90</strong>00 Euro auf. Mit den neuen<br />
Flächen konnte die Kreisgruppe die<br />
seit ihrem Bestehen durch Kauf<br />
geretteten Lebensräume auf 33<br />
Hektar steigern – e<strong>in</strong> schönes Geburtstagsgeschenk<br />
für die Natur.<br />
Tom Konopka (asw)<br />
Standort: Mit dem Ende der Landesgartenschau<br />
2002 ist die fahrbare<br />
Umweltstation der Kreisgruppe<br />
Kronach umgezogen. Neuer<br />
Standort ist der Kaulanger, wo der<br />
farbenfrohe Bauwagen auf e<strong>in</strong>er<br />
Streuobstwiese an der Rodach<br />
<strong>in</strong>nenstadtnah zu erreichen ist.<br />
Die günstige Lage wollen die Kronacher<br />
Aktiven für Aktionen rund<br />
um das tausendjährige Stadtjubiläum<br />
2003 nutzen.<br />
Foto: Werle<br />
Foto: Willner<br />
Foto: Kreisgruppe Kronach
Foto: Kreisgruppe Kitz<strong>in</strong>gen<br />
Franziska Burmester, se<strong>in</strong>erzeit<br />
Ortsgruppenvorsitzende des<br />
<strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> (BN), verfolgte<br />
als Initiator<strong>in</strong> der landkreisweiten<br />
Aktion vielfältige Ziele: <strong>in</strong>formieren<br />
und motivieren, die Augen öffnen<br />
und Erfahrungen austauschen, vor<br />
allem aber für den naturnahen Garten<br />
begeistern und so kle<strong>in</strong>e Naturparadiese<br />
schaffen. In e<strong>in</strong>er Artikelreihe<br />
<strong>in</strong>formierte die Bad Neustädter<br />
Ma<strong>in</strong>-Post-Redaktion über die<br />
Merkmale des naturnahen Gartens<br />
und stellte die 20 Gärtner<strong>in</strong>nen und<br />
Gärtner vor, die e<strong>in</strong>er ebenso sachkundigen<br />
wie kritischen Jury mutig<br />
das Tor zu ihrem grünen Reich auftaten.<br />
Von der unerwartet positiven<br />
Resonanz zeugten e<strong>in</strong>e Fülle von<br />
Leserbriefen, Anrufe bei Jurymitgliedern<br />
und »Wallfahrten« neugierig<br />
gewordener Rasenmäher-Freaks.<br />
Seitdem hat sich vieles getan: E<strong>in</strong><br />
Stammtisch wurde gegründet, der<br />
naturnahe Garten war über <strong>Jahre</strong> als<br />
Vortragsthema bei vielen Vere<strong>in</strong>en<br />
aktuell, und die Zahl der naturnah<br />
gestalteten Gärten ist im Landkreis<br />
kräftig gewachsen. Zu diesem Erfolg<br />
hat ganz wesentlich Gertrud Illig<br />
Vorbildlich: Agieren statt debattieren<br />
hat sich die BN-Ortsgruppe<br />
Wiesentheid/Geiselw<strong>in</strong>d seit 17<br />
<strong>Jahre</strong>n auf die Fahnen geschrieben.<br />
Regelmäßig säubern die<br />
Naturschützer die Fluren, legen<br />
Feuchtbiotope an und pflanzen<br />
regionale Obstbaumsorten (siehe<br />
Foto). Die kont<strong>in</strong>uierliche Arbeit<br />
trägt Früchte: Privatpersonen und<br />
Geme<strong>in</strong>den stellen Grundstücke<br />
Kreisgruppe Rhön-Grabfeld<br />
Garten für Arten<br />
Über zehn <strong>Jahre</strong> ist es her, seit im Landkreis Rhön-Grabfeld der <strong>Bund</strong><br />
<strong>Naturschutz</strong> und die örtliche »Ma<strong>in</strong>-Post« geme<strong>in</strong>sam den Wettbewerb<br />
»Naturnaher Garten« <strong>in</strong>s Leben riefen. Seitdem hat sich vieles<br />
getan, nicht zuletzt zum Wohle der Tier- und Pflanzenwelt.<br />
aus Mittelstreu beigetragen: mit<br />
unermüdlicher Beratung, fachkundigen<br />
Tipps, besonders aber mit<br />
ihrer Pflanzentauschbörse zweimal<br />
pro Jahr. Getauscht werden dort<br />
nicht nur Raritäten der heimischen<br />
Pflanzenwelt, sondern m<strong>in</strong>destens<br />
ebenso eifrig Erfahrungen und<br />
Erfolgsrezepte.<br />
Und die Wettbewerbsgärten der<br />
Startphase? Dort tummeln sich<br />
zur Verfügung, der amtliche <strong>Naturschutz</strong><br />
hilft bei der F<strong>in</strong>anzierung,<br />
und die Obstbaumschnittkurse<br />
werden bei e<strong>in</strong>er örtlichen Gärtnerei<br />
durchgeführt.<br />
Aufwändig: Den bayernweit<br />
bedrohten Edelkrebs will die BN-<br />
Kreisgruppe Bad Kiss<strong>in</strong>gen unter<br />
ihrem Vorsitzenden Ulf Zeidler<br />
wieder <strong>in</strong> den Bächen der Rhön<br />
ansiedeln. Zur notwendigen Nachzucht<br />
pachteten die Naturschützer<br />
e<strong>in</strong>en Waldsee, e<strong>in</strong>es der letzten<br />
Edelkrebs-Refugien, an und entschlammten<br />
ihn. Zuvor hatte man<br />
die dort lebenden Krustentiere<br />
abgefangen. Zusammen mit 400<br />
zusätzlichen Exemplaren bilden<br />
<strong>in</strong>zwischen R<strong>in</strong>gelnatter und Eidechse,<br />
schwirren Erdhummeln<br />
und Rosenkäfer, überwuchert der<br />
Efeu alte Baumstümpfe und s<strong>in</strong>d<br />
standortfremde Nadelbäume ganz<br />
verschwunden. Zu kle<strong>in</strong>en Paradiesen<br />
s<strong>in</strong>d die Gärten geworden –<br />
für seltene Arten wie für das Herz<br />
ihrer Besitzer.<br />
Helmut Schultheiß (asw)<br />
sie den Grundstock für die Krebsnachzucht.<br />
Das beispielhafte Projekt<br />
wird vom Landschaftspflegeverband,<br />
der Sparkassenumweltstiftung<br />
und dem Jägervere<strong>in</strong> Bad<br />
Kiss<strong>in</strong>gen gefördert.<br />
Kreativ: Ab 23. September dreht<br />
sich bei der BN-Kreisgruppe Würzburg<br />
zwölf Monate lang alles um<br />
die Verb<strong>in</strong>dung von Natur und<br />
Foto: Willner<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 37<br />
Fotos: Werle<br />
Paradiesisch<br />
Im naturnahen<br />
Garten fühlen sich<br />
Rosenkäfer ebenso<br />
heimisch wie die<br />
selten gewordene<br />
Zauneidechse.<br />
Foto: Kreisgruppe Würzburg<br />
Kunst. Kooperationspartner<br />
des Naturkunstprojekts<br />
s<strong>in</strong>d Stadt und<br />
Landkreis<br />
Würzburg,<br />
Künstlerverbände und Bildungse<strong>in</strong>richtungen.<br />
Zwei Veranstaltungskalender<br />
(Herbst/W<strong>in</strong>ter<br />
2003/04 und Frühjahr/Sommer<br />
2004) erläutern das Gesamtprogramm.<br />
Wer mit Ideen oder e<strong>in</strong>em eigenen<br />
Projekt beitragen will, wendet sich<br />
an Klaus Isberner von der Kreisgruppe<br />
Würzburg, Luitpoldstr. 7a,<br />
97082 Würzburg, Tel. 09 31-4 39 72,<br />
bn-wuerzburg@t-onl<strong>in</strong>e.de. NATURNOTIZEN AUS UNTERFRANKEN
Foto: Privat<br />
NATURNOTIZEN AUS MITTELFRANKEN<br />
Ke<strong>in</strong> Ende: Seit 15 <strong>Jahre</strong>n tobt die<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung um die Ansbacher<br />
Thermoselect-Anlage. Nun<br />
will der Abfallentsorgungsverband<br />
(AEV) se<strong>in</strong>en 49-Prozentanteil<br />
dem Energiekonzern EnBW verkaufen,<br />
der bereits die Anteilsmehrheit<br />
an der Betreiberfirma<br />
hält. Die Privatisierung würde<br />
jegliche demokratische Kontrolle<br />
verh<strong>in</strong>dern: Bei e<strong>in</strong>em<br />
Müllaufkommen, das<br />
bereits heute 50 Prozent<br />
unter der kalkulierten<br />
Menge liegt, müssen nicht<br />
nur die Müllgebühren<br />
drastisch steigen. Auch die<br />
Verbrennung von Fremdund<br />
Giftmüll ist wahr-<br />
E<strong>in</strong>drucksvoll<br />
Die Puschendorfer Eiche (Foto: 1<strong>90</strong>6)<br />
gilt als e<strong>in</strong>er der ältesten Bäume im<br />
Landkreis Fürth.<br />
100 <strong>Jahre</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
Arno Pfeifenbergers Buch hat 128 Seiten,<br />
ist im Städtebilder-Verlag erschienen und<br />
kostet 18 Euro. Nach Deckung der Kosten<br />
fließt der Erlös <strong>in</strong> Natur- und Artenschutzprojekte<br />
des BN Fürth.<br />
Bezug über die BN-Geschäftsstellen<br />
Fürth-Stadt und Fürth-Land, den<br />
Buchhandel oder direkt beim Verlag,<br />
Schwabacher Str. 17, <strong>90</strong>762 Fürth<br />
Foto: Hütt<strong>in</strong>ger<br />
sche<strong>in</strong>lich, um die Anlage auszulasten.<br />
Die resultierende höhere<br />
Schadstoffbelastung ist unkontrollierbar,<br />
wenn der AEV se<strong>in</strong>e Anteile<br />
verkauft. Bereits 2001 hatte AEV-<br />
Chef und Oberbürgermeister Ralf<br />
Felber damit geliebäugelt (siehe<br />
N+U 3/01). Die Geschichte der seit<br />
1998 abwechselnd <strong>in</strong> Bau und<br />
Baustopp bef<strong>in</strong>dlichen Anlage füllt<br />
38 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Kreisgruppen Fürth-Land und Fürth-Stadt<br />
Lokale Lebensqualität<br />
Arno Pfeifenbergers Buch über den Natur- und Umweltschutz <strong>in</strong> Fürth<br />
behandelt e<strong>in</strong> unbeachtetes Kapitel Lokalgeschichte. Der bisherige<br />
Vorsitzende der Kreisgruppe Fürth-Land – seit März geführt von Wolfgang<br />
Siebert – sieht se<strong>in</strong> Werk als Beitrag zum <strong>90</strong>-jährigen Bestehen<br />
des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>. Mit dem Autor sprach Tom Konopka.<br />
<strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong>: Wie hat<br />
sich der Fürther <strong>Naturschutz</strong> <strong>in</strong><br />
100 <strong>Jahre</strong>n verändert?<br />
Pfeifenberger: Am Anfang standen<br />
Naturdenkmäler wie alte Bäume<br />
und Aussichtspunkte im Blick der<br />
Naturschützer. Ästhetik und Ökologie<br />
waren eng verknüpft, staatlicher<br />
und ehrenamtlicher <strong>Naturschutz</strong><br />
kaum getrennt. Der Umweltschutz<br />
kam erst relativ spät.<br />
Welche Rolle spielte der BN dabei?<br />
Pfeifenberger: Bis Anfang der 1970er<br />
<strong>Jahre</strong> organisierte der BN <strong>in</strong> Fürth<br />
überwiegend Wanderungen und<br />
Vorträge. Seither ist er aber zur herausragenden<br />
umweltpolitischen<br />
Kraft geworden.<br />
Konnten Lebensräume gerettet<br />
werden?<br />
Pfeifenberger: Manch schlimmer<br />
Straßenbauplan, zum Beispiel <strong>in</strong><br />
den Fürther Talauen, aber auch im<br />
Umland, wurde durch den Widerstand<br />
engagierter Bürger und des<br />
BN verh<strong>in</strong>dert, e<strong>in</strong>iges an Lebensqualität<br />
bewahrt. Das unrühmliche<br />
Ende der Schwelbrennanlage Fürth<br />
und der Reststoffdeponie bei Groß-<br />
Foto: BN<br />
zahllose Aktenordner voll juristischer<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen, die<br />
<strong>in</strong>zwischen beim Verwaltungsgerichtshof<br />
(VGH) angelangt s<strong>in</strong>d.<br />
Obwohl dieser noch nicht über die<br />
jüngste BN-Klage entschieden hat,<br />
wird seit September<br />
2002<br />
wieder mal<br />
weitergebaut.<br />
Schafe als<br />
Gärtner: Zur<br />
Plage entwickelten<br />
sich Lup<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
von der BN-Ortsgruppe Herzogenaurach<br />
seit 20 <strong>Jahre</strong>n betreuten<br />
Biotop bei Niederndorf. Selbst<br />
<strong>in</strong>tensivste mechanische Bekämp-<br />
habersdorf, beides auch politische<br />
Skandale, s<strong>in</strong>d dem E<strong>in</strong>satz des BN<br />
mit zu verdanken.<br />
Wo musste der BN Niederlagen<br />
h<strong>in</strong>nehmen?<br />
Pfeifenberger: E<strong>in</strong>e Niederlage f<strong>in</strong>det<br />
quasi permanent statt, alle<strong>in</strong> der<br />
fortgesetzte Flächenverbrauch und<br />
Strukturen, die nur auf Autoverkehr<br />
setzen. Diese Entwicklung von der<br />
Schönheit h<strong>in</strong> zur Unwirtlichkeit<br />
wollte ich durch die Gegenüberstellung<br />
von Fotos dokumentieren.<br />
(asw)<br />
Nachruf<br />
Ihren langjährigen<br />
Mitstreiter<br />
Werner Gräbner<br />
verlor die KreisgruppeNürnberg-Stadt<br />
im Dezember<br />
2002. Seit 1979 im Vorstand,<br />
engagierte er sich für den<br />
Artenschutz und gegen Waldsterben<br />
und Atomenergie und<br />
wurde 1997 mit der Goldenen<br />
Vere<strong>in</strong>snadel geehrt. Das<br />
Knoblauchsland war ihm<br />
ebenso e<strong>in</strong> Herzensanliegen<br />
wie das <strong>Naturschutz</strong>gebiet<br />
Ziegellach. Als Mitglied des<br />
<strong>Naturschutz</strong>beirates setzte er<br />
sich für die ökologische Stadtentwicklung<br />
e<strong>in</strong>. Wir verlieren<br />
<strong>in</strong> Werner Gräbner auch e<strong>in</strong>en<br />
für se<strong>in</strong>e Geradl<strong>in</strong>igkeit und<br />
Hilfsbereitschaft geschätzten<br />
Freund, den wir sehr vermissen<br />
werden.<br />
Tom Konopka<br />
fungsversuche scheiterten. Nun<br />
soll sich, nach dem Vorbild des<br />
Rhönschafprojekts, e<strong>in</strong> Schäfer<br />
aus Vach mit se<strong>in</strong>en Tieren des<br />
Problems annehmen.<br />
Foto: Kreisgruppe Nürnberg-Stadt
Foto: Werle<br />
Foto: Werle<br />
Untersucht wurde für das »Gesamtökologische<br />
Gutachten<br />
Donauried« (GÖG) der 75 Kilometer<br />
lange Donautalabschnitt von Neu-<br />
Ulm bis Donauwörth. Auf 42 000<br />
Hektar Gesamtfläche f<strong>in</strong>den sich<br />
acht <strong>Naturschutz</strong>- und 19 Landschaftsschutzgebiete;<br />
die Donau-<br />
Auen bis Lau<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d als Feuchtgebiet<br />
<strong>in</strong>ternationaler Bedeutung<br />
(RAMSAR-Gebiet) e<strong>in</strong>gestuft. E<strong>in</strong>e<br />
entscheidende Rolle spielt das Ried<br />
auch für die Donau als europäische<br />
Biotopverbundachse, denn es<br />
ist noch reich an <strong>in</strong>takten Lebensräumen:<br />
� Auwälder mit Altwässern, Quellen<br />
und den Brennen, <strong>in</strong> denen<br />
Trockenpflanzen und Tagfalter heimisch<br />
s<strong>in</strong>d,<br />
� Niedermoore wie das Leipheimer<br />
und das Gundelf<strong>in</strong>ger Moos und die<br />
Im Verbund: E<strong>in</strong>es der Umsetzungsprojekte<br />
im Rahmen des<br />
Gesamtökologischen Gutachtens<br />
Donauried ist der Streuwiesenverbund<br />
zwischen Donauwörth und<br />
Höchstädt (siehe N+U 4/01). Die<br />
früher zur Gew<strong>in</strong>nung von Stalle<strong>in</strong>streu<br />
genutzten Nasswiesen<br />
s<strong>in</strong>d Lebensraum für Arten wie<br />
Wollgras und Braunkehlchen<br />
(Foto). Das<br />
Projekt<br />
soll die<br />
verbliebenenStreuwiesenoasen<br />
zum<br />
Verbund<br />
erweitern<br />
Kreisgruppen im Donau-Ried<br />
Bee<strong>in</strong>druckende Biodiversität<br />
Seit Juli 1999 liegt das 1,25 Millionen Euro teure Großgutachten für<br />
das Donauried vor. Heute gibt es fünf offizielle Umsetzungsprojekte,<br />
an denen der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> aktiv beteiligt ist. Wiesenbrüter,<br />
Weißstorch und weitere Arten haben so e<strong>in</strong>e Überlebenschance.<br />
Mert<strong>in</strong>ger Höll, Heimat für Feuchte<br />
liebende Stromtalpflanzen, Vögel,<br />
Amphibien und Libellen,<br />
� extensiv genutzte Grünlandgebiete,<br />
wichtig für Brachvogel, Bekass<strong>in</strong>e,<br />
Kiebitz und Weißstorch,<br />
� wertvolle E<strong>in</strong>zelstrukturen wie<br />
Streuwiesen (siehe Naturnotizen)<br />
und Gräben wie der Klosterbach<br />
mit dem deutschlandweit größten<br />
Bestand der bedrohten Bachmuschel.<br />
Die bee<strong>in</strong>druckende Biodiversität<br />
ist jedoch <strong>in</strong> Gefahr durch die<br />
seit 200 <strong>Jahre</strong>n betriebene Verbauung<br />
der Donau, durch Kiesabbau<br />
und Intensivlandwirtschaft. Altwässer<br />
verlanden, Grundwasserabsenkung<br />
bedroht die Niedermoore und<br />
s<strong>in</strong>kende Extensivnutzung gefährdet<br />
die Wiesenbrüter. Hier setzt der<br />
und so durch genetischen Austausch<br />
die Artenbestände überlebensfähig<br />
halten.<br />
Informationen: BN-Kreisgruppen<br />
Dill<strong>in</strong>gen, Tel. 0 <strong>90</strong> 71-15 89, und<br />
Donau-Ries, Tel. 09 06-236 38,<br />
sowie Dipl.-Biol. Mart<strong>in</strong> Königsdorfer,Tel.0<strong>90</strong><strong>90</strong>-9229873<br />
Parkplatz Biotop: Der jüngste Konflikt<br />
zwischen Golf und <strong>Naturschutz</strong><br />
im Landkreis L<strong>in</strong>dau spielte<br />
sich am Golfplatz L<strong>in</strong>dau-Schönbühl<br />
ab. Ausgerechnet die benachbarten<br />
Fenkwiesen mit Biotop und<br />
beträchtlicher Amphibienpopulation<br />
hatten sich die Golfer als<br />
Parkplatz ausgeguckt. 200 Stellplätze<br />
hätten es der <strong>in</strong>offiziellen<br />
Foto: Kreisgruppe L<strong>in</strong>dau<br />
Fotos: Willner<br />
GÖG-Maßnahmenkatalog an. Dass<br />
es mit se<strong>in</strong>er Realisierung e<strong>in</strong> wenig<br />
hapert, kann man wohl der Bayerischen<br />
Staatsregierung, nicht aber<br />
den Naturschützern vorwerfen:<br />
Der <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> und die<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Schwäbisches<br />
Donauried bemühen sich seit zwei<br />
<strong>Jahre</strong>n <strong>in</strong>tensiv um konkrete Umsetzungsprojekte.<br />
Andrea Siebert<br />
Kle<strong>in</strong>od Leipheimer Moos<br />
Hier kommt noch die stark bedrohte<br />
Uferschnepfe vor. Typisch für Streuwiesen<br />
im Ried s<strong>in</strong>d zum Beispiel<br />
Sibirische Schwertlilie und Wollgras.<br />
Planung zufolge werden sollen.<br />
Bereits 1987 hatte die Regierung<br />
von Schwaben dies abgelehnt, was<br />
die Golfer dazu veranlasste, von<br />
»sklavischem Festhalten an alten<br />
Beschlüssen« zu sprechen. Die<br />
BN-Kreisgruppe <strong>in</strong>formierte umgehend<br />
Stadt, Landratsamt und<br />
Bezirksregierung und alarmierte<br />
die Öffentlichkeit. Auf e<strong>in</strong>er Bür-<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 39<br />
H<strong>in</strong>tergrund<br />
Das 400 Seiten<br />
starke Donauried-<br />
Gutachten ist auch<br />
auf CD und auf der<br />
Website des BayerischenUmweltm<strong>in</strong>isteriumsnachzulesen(www.bayern.de/LFU/natur/landschaftsentwicklung/donauried/).<br />
Weitere Informationen<br />
zum BN-Engagement<br />
im Donauried:<br />
Christ<strong>in</strong>e Margraf,<br />
Fachabteilung<br />
München, Tel. 0 89-<br />
54 82 98-63, Fax -18<br />
gerversammlung Ende 2002<br />
beantragte Kreisvorsitzender<br />
Erich Jörg erfolgreich, die<br />
Stadt solle die bedrohten<br />
Fenkwiesen von jeglicher<br />
Parkplatzplanung ausnehmen<br />
und damit den alten Regierungsbeschluss<br />
stützen. Der<br />
Vorstoß zeigte Wirkung: Die<br />
Golfer zogen ihre Pläne zurück<br />
und seit Ende Februar bekräftigt<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stimmiges Stadtratsvotum<br />
den Beschluss der Bürgerversammlung.<br />
Das Biotop wird nicht<br />
angetastet, e<strong>in</strong> Fleckchen Landschaft<br />
ist dem Flächenfraß entrissen.<br />
NATURNOTIZEN AUS SCHWABEN
Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl<br />
25 <strong>Jahre</strong> BN-Bildungswerk<br />
E<strong>in</strong>e Bildungsreise <strong>in</strong> die Zukunft<br />
Warum war Casanova so erfolgreich bei den Frauen? Weil er sich um sie bemüht hat, auf sie<br />
e<strong>in</strong>gegangen ist. Zugegeben, der Sprung von e<strong>in</strong>em Frauenhelden zur ökologischen Bildungsarbeit<br />
ist gewagt, doch das Geheimnis des Erfolgs ist das gleiche: das Bemühen um den Menschen,<br />
der persönliche Dialog. Von Beate Seitz-We<strong>in</strong>zierl, Leiter<strong>in</strong> des BN-Bildungswerks.<br />
Heute steht die Natur des Menschen – mit se<strong>in</strong>en<br />
Bedürfnissen, Sehnsüchten, Ängsten und Hoffnungen<br />
– im Mittelpunkt erfolgreicher Umweltbildung.<br />
Denn nur wenn wir die Herzen der Menschen<br />
erreichen, haben unsere ökologischen Botschaften die<br />
Chance, gelebt zu werden. Also auf den Bauch zielen,<br />
um den Kopf zu erreichen? Der Mensch ist ke<strong>in</strong>e »klappernde<br />
Denk- und Rechenmasch<strong>in</strong>e – ohne Leiden<br />
und Begehren«, wie es Friedrich Nietzsche e<strong>in</strong>mal formuliert<br />
hat. Er funktioniert nicht wie e<strong>in</strong> Automat, <strong>in</strong><br />
den man oben die Infos zur nachhaltigen Entwicklung<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wirft und unten die zukunftsfähigen Verhaltensweisen<br />
herauskommen.<br />
Unser Verhalten wird vielmehr von unterschwelligen<br />
Gefühlen und Motiven gesteuert. <strong>90</strong> Prozent der<br />
Prozesse <strong>in</strong> unserem Hirn laufen unbewusst ab, das<br />
haben Hirnforscher längst erkannt. Die Kunst e<strong>in</strong>er<br />
erfolgreichen Bildung ist es, gerade diese prägenden<br />
Ebenen im Menschen anzusprechen.<br />
Pädagogik der S<strong>in</strong>ne<br />
Der klassische Akademiestil steht aus dieser Sicht auf<br />
dem Prüfstand. Während noch vor zwei Jahrzehnten<br />
die Wissensvermittlung im Mittelpunkt stand, ist im<br />
Zeitalter des Internets das Informationsbedürfnis <strong>in</strong><br />
der Bildungsarbeit <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund getreten. Gefragt<br />
s<strong>in</strong>d neue Wege der Kommunikation über Bilder,<br />
Literatur, Bewegung, Spiel, Musik – e<strong>in</strong>e Pädagogik der<br />
S<strong>in</strong>ne. Gerade die vernachlässigten S<strong>in</strong>ne wie Riechen,<br />
Schmecken und Tasten lassen die Vielfalt, den Duft<br />
und die Schönheit der Naturwelten <strong>in</strong> ihrer Fülle erblühen.<br />
Sie kommen der ungestillten Sehnsucht des Menschen<br />
nach Natur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er entfremdeten Welt entgegen.<br />
Denn auch Bildungswillige wollen nicht immer belehrt,<br />
sondern verzaubert werden. Lebendigkeit mit allen S<strong>in</strong>nen<br />
spüren – das ist der Genusswert neuen Lernens.<br />
In den siebziger und achtziger <strong>Jahre</strong>n galt es, die<br />
Grenzen der Ressourcen und des Wachstums zu erken-<br />
40 Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> [2-03]<br />
Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl<br />
nen. Jetzt ist die Zeit reif, das gesammelte Umweltwissen<br />
<strong>in</strong> politisches Handeln zu übersetzen. Der Nachhaltigkeits-Weltgipfel<br />
von Johannesburg hat e<strong>in</strong>en<br />
unübersehbaren Bildungsauftrag erteilt, der uns verpflichtet,<br />
die im 20. Jahrhundert gesammelte Erkenntnis<br />
jetzt am Beg<strong>in</strong>n des 21. Jahrhunderts umzusetzen.<br />
Das Bildungskapitel der Agenda 21 (Aktionsprogramm<br />
der Umweltkonferenz von Rio 1992) gibt<br />
uns dazu gute Tipps: Empfohlen wird beispielsweise,<br />
e<strong>in</strong>e »kooperative Beziehung zu den Medien, populären<br />
Theatergruppen sowie der Unterhaltungs- und<br />
Werbebranche« zu pflegen, um von deren Erfahrungen<br />
mit der Bee<strong>in</strong>flussung von öffentlichen Verhaltens-<br />
Die Erzähler<strong>in</strong><br />
Dorothea Streller<br />
Märchenhafter <strong>Naturschutz</strong><br />
Vom Typus Träumer ist sie nicht, Dorothea Streller<br />
aus Murnau, ehemalige Dozent<strong>in</strong> des Goethe-<br />
Instituts <strong>in</strong> London, Dubl<strong>in</strong>, Athen und Murnau.<br />
Seit vielen <strong>Jahre</strong>n im <strong>Naturschutz</strong> engagiert,<br />
erzählt sie heute Märchen.<br />
Der promovierten Philolog<strong>in</strong> und Volkskundler<strong>in</strong><br />
schreibt man zunächst eher nüchternen Realitätss<strong>in</strong>n,<br />
Diszipl<strong>in</strong> und andere preußische Tugenden zu.<br />
Immer wieder löst sie Erstaunen aus, wenn sie sich als<br />
Märchenerzähler<strong>in</strong> bekennt. Vor allem sieht sich<br />
Dorothea Streller <strong>in</strong> der Tradition der Volksmärchen<br />
und beschränkt sich bewusst auf europäische<br />
Märchen. Volksmärchen mag sie deshalb, weil sie der<br />
Erfahrung entspr<strong>in</strong>gen und Lebensweisheiten <strong>in</strong>
Foto: Photoshopp<strong>in</strong>g Foto: Seitz-We<strong>in</strong>zierl Foto: Greifenhagen<br />
und Verbrauchsmustern zu lernen. Wenn Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung ihre Bezeichnung verdienen<br />
soll, ist sie herausgefordert, geistige Biotope als Foren<br />
für die Suche nach Werten und S<strong>in</strong>n zu pflegen. Nach<br />
dem Wegfall von s<strong>in</strong>n- und orientierungsstiftenden<br />
Strukturen ist e<strong>in</strong>e Leere entstanden, die ehemals s<strong>in</strong>ngebende<br />
Institutionen und Traditionen nicht mehr<br />
auszufüllen vermögen. Gerade aber bei der Frage nach<br />
e<strong>in</strong>em zukunftsfähigen Lebensstil gilt es zu erkennen,<br />
dass h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em übersteigerten Konsum auf dem<br />
Erlebnismarkt ungestillter Lebenshunger und e<strong>in</strong>e<br />
verdeckte Suche nach S<strong>in</strong>n stecken.<br />
Alternative Lebensentwürfe<br />
Dies ist die Herausforderung der viel gescholtenen<br />
Spaßgesellschaft an uns. Und die Stunde der ökologischen<br />
Ethik. Alternative Lebensentwürfe s<strong>in</strong>d gefragt,<br />
die den Charme der E<strong>in</strong>fachheit und das Glück des<br />
immateriellen Reichtums an Zeit, Stille und Weite vermitteln.<br />
Die Spaßgesellschaft verdrängt Werte. E<strong>in</strong>e<br />
Wertegesellschaft kann aber durchaus Spaß vertragen.<br />
Wissen alle<strong>in</strong> genügt nicht mehr. Leidenschaftliche<br />
mündlicher Überlieferung weitergeben. Mit ihrem Können<br />
begeistert Dorothea Streller seit über e<strong>in</strong>em Jahrzehnt<br />
die Besucher des BN-Bildungswerks.<br />
Es ist ihr anzumerken, wie Märchen gerade die andere<br />
Seite <strong>in</strong> ihr wachrufen – die Welt der Träume, der<br />
Weisheit und der Lebenskunst. Märchen erschließen<br />
vergessene Seelenlandschaften, die <strong>in</strong> unserer durchrationalisierten<br />
Welt längst ausgedörrt s<strong>in</strong>d. Sie lassen<br />
archaische Wesenverwandtschaften von Mensch, Tier,<br />
Pflanze und Kosmos erahnen, das Wilde <strong>in</strong> uns entdecken.<br />
Die tiefe Verb<strong>in</strong>dung des Menschen zur Naturwelt<br />
und die paradoxe Logik des Unbewussten – im Märchen<br />
werden sie angesprochen. Da löst gerade der »Dumml<strong>in</strong>g«<br />
unter den drei Brüdern am ehesten die ihm<br />
gestellten schier unlösbaren Aufgaben, weil er auf die<br />
Hilfe der Tiere zurückgreifen kann, denen er e<strong>in</strong>st selbst<br />
freundlich geholfen hat.<br />
Und was hat das alles mit <strong>Naturschutz</strong> zu tun?<br />
Märchen s<strong>in</strong>d zeitlose Geschichten, die uns <strong>in</strong> aktuellen<br />
Situationen viel zu sagen haben. Märchenhelden s<strong>in</strong>d<br />
die, die der Versuchung des Wohllebens und des Reich-<br />
Überlebenspolitik und Lust auf Zukunft sollten zu<br />
unseren neuen Bildungs<strong>in</strong>halten werden. Neue Themen,<br />
kreative Formen und e<strong>in</strong> fröhlicher Zugang s<strong>in</strong>d<br />
die Voraussetzungen für diesen neuen, vor uns liegenden<br />
Bildungsabschnitt. Dazu brauchen wir starke Orte<br />
für menschliche Begegnungen, <strong>in</strong>spirierende Denkwerkstätten<br />
mit der Offenheit für die Pluralität der<br />
Kulturen und die Bereitschaft zur<br />
Achtung des Fremden. Und erst<br />
wenn e<strong>in</strong> nachhaltiger Lebensstil zu<br />
Kult(ur) wird, s<strong>in</strong>d wir am Ziel unserer<br />
Bildungsreise <strong>in</strong> die Zukunft<br />
angelangt.<br />
tums widerstehen<br />
und auf Umwegen zu<br />
ihrem Lebensglück gelangen.<br />
Märchen machen<br />
deutlich, dass Wachstum<br />
Zeit braucht. Oft muss etwas drei-<br />
mal probiert werden, bis sich e<strong>in</strong>e Lösung auftut – e<strong>in</strong><br />
Affront gegen die pausenlose Beschleunigungsgesellschaft.<br />
Und nur wenn die Balance zwischen materiellen<br />
und immateriellen Werten gefunden wird, stellt sich<br />
nachhaltiges Lebensglück e<strong>in</strong>.<br />
Auch dass Menschen egoistisch handeln und wenig<br />
Rücksicht auf die »nichtsnutzige« Natur nehmen, ist im<br />
Märchen nichts Neues. Von Äsop ist aus dem 6. Jahrhundert<br />
v. Chr. das Märchen »Der Baum auf dem Feld«<br />
überliefert.<br />
Dorothea Streller lächelt viel sagend und betont, dass<br />
die Märchen etwas ganz Realistisches an sich haben.<br />
Deshalb gefällt ihr auch der Satz von Goethe so gut:<br />
»E<strong>in</strong> Märchen hat se<strong>in</strong>e Wahrheit und muss sie haben,<br />
sonst wäre es ke<strong>in</strong> Märchen.«<br />
Beate Seitz-We<strong>in</strong>zierl (hl)<br />
[2-03] Natur + Umwelt BN-Magaz<strong>in</strong> 41<br />
Der Baum auf dem Feld<br />
Auf dem Felde e<strong>in</strong>es Bauern wuchs e<strong>in</strong><br />
Baum, der ke<strong>in</strong>erlei Frucht hervorbrachte;<br />
nur, dass er den Grillen und den Sperl<strong>in</strong>gen<br />
zur Herberge diente. Der Bauer<br />
wollte den Baum fällen, eben weil er<br />
nichts trug. Er nahm also e<strong>in</strong>e Axt und<br />
versetzte dem Baum e<strong>in</strong>en Hieb. Da<br />
baten ihn die Grillen und die Sperl<strong>in</strong>ge,<br />
er möchte doch ihre Herberge nicht zerstören,<br />
damit sie bleiben und s<strong>in</strong>gen<br />
und auch ihn, den Bauern, erfreuen<br />
könnten. Der Bauer tat, als ob er taub<br />
wäre und versetzte dem Baum e<strong>in</strong>en<br />
zweiten Hieb, und e<strong>in</strong>en dritten. Da öffnete<br />
sich e<strong>in</strong>e Höhlung, und heraus flog<br />
e<strong>in</strong> Bienenschwarm, und auch Honig<br />
quoll heraus. Er probierte ihn, und dann<br />
warf er die Axt weit weg und f<strong>in</strong>g sogleich<br />
an, den Baum als heilig zu verehren<br />
und zu pflegen. Äsop (6. Jahrhundert<br />
v. Chr.)
E<strong>in</strong>ladend<br />
Die »Villa Habersack«<br />
strahlt Ruhe<br />
und Gemütlichkeit<br />
aus. Das wald-<br />
und wasserreiche<br />
Gelände direkt<br />
am Ammersee<br />
beschert e<strong>in</strong>drucksvolleErlebnisse<br />
<strong>in</strong> der Natur.<br />
<strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil<br />
Umweltbildung im Herzen der Natur<br />
Das <strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong> ist nicht<br />
nur <strong>Bayern</strong>s älteste Umweltbildungs-E<strong>in</strong>richtung. Es besticht auch durch se<strong>in</strong>e Lage<br />
<strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es naturnahen Waldes direkt am Ammersee-Ufer. Wasser und Wald s<strong>in</strong>d<br />
hier deshalb die großen Themen – vor allem für K<strong>in</strong>der und Jugendliche.<br />
Bereits im <strong>Jahre</strong> 1947 bot Berta Habersack, die<br />
Witwe des königlich bayerischen Generals der<br />
Artillerie Ferd<strong>in</strong>and Habersack, dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ihr an den Ufern des Ammersees gelegenes<br />
Anwesen für Lehr- und Forschungszwecke an.<br />
Seit dieser Zeit diente Wartaweil als Tagungsort für Persönlichkeiten<br />
des <strong>Naturschutz</strong>es aus dem In- und Ausland<br />
ebenso wie als Bildungsstätte für Studenten und<br />
Lehrer. Aus Freude an dem baum- und vogelreichen<br />
Grundstück, das auch botanische Seltenheiten birgt,<br />
schenkte Berta Habersack Haus und Grundstück 1957<br />
dem <strong>Bund</strong> <strong>Naturschutz</strong> zur Verwendung für Lehr- und<br />
<strong>Naturschutz</strong>zwecke. Ab Juli 2003 präsentiert sich das<br />
ehemalige Wohnhaus nach e<strong>in</strong>em großen Umbau als<br />
modernes Bildungszentrum mit Wohn-, Aufenthalts-,<br />
Sem<strong>in</strong>ar- und Arbeitsräumen.<br />
Bildung für <strong>Bayern</strong>s Jugend<br />
Das <strong>Naturschutz</strong>- und Jugendzentrum Wartaweil ist<br />
damit unter dem Dach des BN-Bildungswerks Wiesenfelden<br />
die zweite Bildungsstätte des <strong>Bund</strong>es <strong>Naturschutz</strong>,<br />
die e<strong>in</strong> Programm mit Tagungen, Sem<strong>in</strong>aren<br />
und Workshops für ganz <strong>Bayern</strong> anbietet. Als BN-Zentrum<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche wendet es sich vor<br />
allem an Schulklassen. Da das <strong>Naturschutz</strong>zentrum<br />
zugleich als regionale Ökostation des BN dient, stehen<br />
speziell Sem<strong>in</strong>are zum Arten- und Biotopschutz <strong>in</strong><br />
Südbayern auf dem Plan. Insbesondere das Wasser <strong>in</strong><br />
Flüssen, Seen und Feuchtgebieten sowie der Wald und<br />
die Alpen kommen groß heraus. Die Voraussetzungen<br />
hierfür s<strong>in</strong>d ideal: Wartaweil liegt <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
von reizvollen Biotopen.<br />
Was lockt die Kle<strong>in</strong>en und das K<strong>in</strong>d im Manne am<br />
meisten im Wald? – Auf e<strong>in</strong>en Baum zu klettern. Genau<br />
das machen die Besucher des <strong>Naturschutz</strong>zentrums<br />
auch, wenn es ums Thema Wald geht. Beim Baumklettern<br />
verbessern die Schüler ihre Kondition und<br />
Koord<strong>in</strong>ation, sie steigern ihr Konzentrationsvermö-<br />
gen, erleben verantwortungsvolle Zusammenarbeit<br />
und können Rücksichtnahme, Eigen<strong>in</strong>itiative und<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> entwickeln. Den Pädagogen des<br />
Jugendzentrums Wartaweil geht es also ke<strong>in</strong>eswegs nur<br />
um die Vermittlung von naturkundlichem Wissen. Der<br />
Mensch steht immer gleichermaßen im Mittelpunkt –<br />
und die Erkenntnis, dass Spaß beim Lernen den größten<br />
Erfolg br<strong>in</strong>gt.<br />
Ziel des Projektes »WasserWeltWartaweil« ist es, die<br />
ökologischen Zusammenhänge des Lebensraumes<br />
Wasser möglichst anschaulich und dem Alter der K<strong>in</strong>der<br />
angepasst zu vermitteln. K<strong>in</strong>der ab der vierten<br />
Klasse fischen nach Kle<strong>in</strong>stlebewesen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bach<br />
und im See. Anschließend bestimmen die Schüler<br />
diese Tiere durch den E<strong>in</strong>satz von B<strong>in</strong>okularen oder<br />
mit der Becherlupe. Schüler höherer Klassen können<br />
zusätzlich physikalische, biologische und chemische<br />
Güte<strong>in</strong>dikatoren bestimmen. Mit dem Boot entnehmen<br />
die jungen Wissenschaftler dazu Wasserproben<br />
aus verschiedenen Tiefen des Ammersees, um sie<br />
direkt vor Ort im mobilen Wasserlabor zu analysieren.<br />
Mit e<strong>in</strong>er Multiparametersonde und e<strong>in</strong>em PC können<br />
zusätzlich Schichttiefendiagramme zu Temperatur<br />
und Leitfähigkeit des Wassers erstellt werden.<br />
E<strong>in</strong> gastfreundliches Haus<br />
Feuer machen, Stockbrot backen, sich bewirten lassen,<br />
übernachten – alles ist möglich im <strong>Naturschutz</strong>- und<br />
Jugendzentrum Wartaweil, an Gastlichkeit soll es nicht<br />
mangeln. Deshalb stellt das Zentrum se<strong>in</strong>e Räume und<br />
das Gelände sowohl BN-Mitgliedern als auch Schulklassen<br />
und anderen Gruppen auch für selbst organisierte<br />
Veranstaltungen zur Verfügung.<br />
Ke<strong>in</strong>e Frage: Wer e<strong>in</strong>en oder mehrere Tage auf dem<br />
wald- und wasserreichen Gelände der Ökostation Wartaweil<br />
verbracht hat, der war im Herzen der Natur. Und<br />
nimmt die Natur im Herzen mit nach Hause.<br />
Axel Schre<strong>in</strong>er, Holger Lieber<br />
Fotos: Schre<strong>in</strong>er