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Nokter der Deutsche - 獨協大学

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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>Boethius: De consolatione PhilosophiaeBuch I/IITrost <strong>der</strong> PhilosophieIrmtraud M. ALBRECHTMotomi KIUCHI


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ22 Kap. 24SOLOS HOMINUM ACTUS ADEO SPERNI DECLAMAT.O conditor stelliferi orbis.Tû sképfo des hímeles.Qui nixus perpetuo solio . uersas ce‚lumrapido turbine.Tû îo ze stéte sízzentêr . dén sélbenhímel uuérbest . mít snéllerouuándo.Et cogis sy<strong>der</strong>a pati legem.Únde die stérnen héizest hûoten íroêo.Ut luna nunc lucida pleno cornu .obuia totis flammis fratris . condatminores stellas . nunc pallidaobscuro cornu . propior phoebo perdatlumina.Sô gnôto . dáz ter mâno uuîlon fóllêrgâendo gágen <strong>der</strong>o súnnûn .túnchele die án<strong>der</strong>en stérnen.ER KLAGT DARÜBER, DASS NURDIE HANDLUNGEN DER MEN-SCHEN VON GOTT IGNORIERTWERDEN.O Schöpfer des sternenfunkelndenHimmels,Du Schöpfer des Himmels,<strong>der</strong> du auf deinem ewigen Thron denHimmel lenkst mit schnellem Schwung,<strong>der</strong> du immerwährend auf deinem Platzthronst, und den Himmel selbstbewegst mit schneller Drehung,und die Sterne zwingst, das Gesetzeinzuhalten,und den Sternen befiehlst ihre Gesetzeeinzuhalten,dass jetzt <strong>der</strong> Mond strahlt mit vollerScheibe, zugewandt allen Strahlen desBru<strong>der</strong>s, und die kleineren Sterne verberge,nun bleich mit dunkler Sichel,näher an Phoebus, verliere das Licht.so sehr, dass <strong>der</strong> Mond bisweilenzunehmend gegen die Sonne gehenddie an<strong>der</strong>en Sterne verdunkelt.


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ3Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>3


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ44 Uuîlon áber hórnahtêr . suînendogánge náhôr <strong>der</strong>o súnnûn.Et hesperus qui agit algentes 1) ortustempore prime‚ noctis . iterum mutetsolitas habenas . pallens lucifer ortuphoebi.Únde óuh ter âbent-stérno . téruuîlon in áne gâenda náht ûf kât .únde in âbent-chûoli skînet . áberuuéhseloe sîna uárt . ûf kândouuí<strong>der</strong> tág . únde tágo-stérnouuérde.Tu stringis lucem breuiore mora frigorefrondiflue‚ brume‚.Tû getûost ze uuíntere . sô daz lóubrîset . chúrzeren dág . tánne diunáht sî.Cum uenerit feruida e‚stas . diuidis tuagiles horas nocti.Áber dára gágene . sô héiz uuírtze súmere . kíbest tu mínnerastúndôn <strong>der</strong>o náht . tánne demotáge.Dann aber wie<strong>der</strong> sichelförmigabnehmend näher an die Sonne gehe.Und <strong>der</strong> Abendstern, <strong>der</strong> zu frühernächtlicher Stunde und klar aufsteigt,wie<strong>der</strong>um die Zügel als Morgensternwechselt, erblassend vor demSonnenaufgang.Und auch <strong>der</strong> Abendstern, <strong>der</strong> bald zufrüher nächtlicher Stunde aufgeht, undin <strong>der</strong> Kühle des Abends scheint, seineBahn än<strong>der</strong>t und aufgeht, wenn <strong>der</strong>Tag beginnt und er <strong>der</strong> Morgensternwird.Du machst den Tag kürzer in <strong>der</strong> kaltenZeit, wenn das Laub abgefallen ist.Du machst im Winter, wenn das Laubfällt, den Tag kürzer als die Nacht.Wenn <strong>der</strong> Sommer kommt mit großerHitze, teilst du <strong>der</strong> Nacht schnellereStunden zu.Doch dagegen, wenn es heiß wird imSommer, teilst du <strong>der</strong> Nacht kürzereStunden zu als dem Tag.


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ5Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>51)Am Ende des Peloponnesischen Kriegs(431 v. Chr. bis 404 v. Chr.) wurdedie Herrschaft <strong>der</strong> Dreißig, eine prospartanischeOligarchie, in Athen eingerichtet.Sie wurde jedoch schon 403v. Chr. wie<strong>der</strong> beseitigt.


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ66 Tua uis uarium temperat annum.Tû getémperôst taz iâr . tû getûost izmísselîh . mít tînero chréfte.Ut frondes quas aufert spiritus boree‚ .mitis zephyrus . reuehat.Sô . dáz taz lóub . táz tiu bîsagenímet . ter uuéstene- uuíNTkerécche.Et semina que‚ arcturus uidit . uratsyrius altas segetes.Únde daz chórn . dáz manze hérbeste sáhet . sô arcturus míttero súnnun ûf kât . ze súmererîfee . sô áber syrivs mít terosúnnun ûf kât.Arcturus íst éin stérno in signo bootis. án<strong>der</strong>êr íst syrius in linguamaioris canis.Nihil solutum antiqua lege . linquitopus proprie‚ stationis.Nehéin díng neístDeine Kraft regelt das sich än<strong>der</strong>nde Jahr,Du regelst das Jahr, du machst es mannigfaltigdurch deine Kraft,so dass die Blätter, die das Brausen desBoreas (Nordwinds) wegrafft, <strong>der</strong> sanfteZephyr (Frühlingswind) wie<strong>der</strong>bringt.dass die Blätter, die <strong>der</strong> Nordwind wegnimmt,<strong>der</strong> Westwind wie<strong>der</strong> hervorbringt.Und die Saaten, die Arcturus (im Winter)gesehen hat, reift Syrius (im Sommer) zuhochstehenden Fel<strong>der</strong>n.Und dass das Getreide, das man imHerbst, wenn Arcturus mit <strong>der</strong> Sonneaufgeht, gesät hat, im Sommer zurReife kommt, wenn Syrius mit <strong>der</strong>Sonne aufgeht.Arcturus ist ein Stern im Zeichen desBootes (Ochsentreiber), <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e istSyrius, in <strong>der</strong> Zunge des GroßenHundes.Nichts ist frei von den ewigen Gesetzen,nichts weicht ab von seiner Aufgabe amfestgelegten Ort.Nichts ist


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ88 [Seite 32]êolos . nóh ába sînero stétegerúcchet.Omnia rector gubernans certo fine .respuis solos actus hominum .cohibere merito modo.Álliu ding kót in geduánge hábende .neuuíle du ménniskôn tâte .tuíngen ze íro réhte.Uuâr uuâre dánne liberum arbitrium. úbe ér sie tuúnge?Nam cur uersat lubrica fortuna tantasuices?Noxia poena debita sceleri . premitinsontes.Uuîo íst táz sô . daz fortuna trîbet sôúnrehten uuéhsal?Dér scádo dér dien scúldigen sólta .dér líget ána dien únsculdigên.At peruersi mores resident ce‚lso solio.frei vom Gesetz, noch weicht es vonseinem Platz ab.Du als Lenker hältst alles in festenGrenzen, nur allein die Taten <strong>der</strong>Menschen verschmähst du auf diegehörige Weise einzuschränken.Gott, <strong>der</strong> du alle Dinge in engenSchranken hältst, du willst die Taten<strong>der</strong> Menschen nicht in Grenzen zwingen.Wo wäre dann <strong>der</strong> freie Wille, wenn ersie zwingen würde?Warum sonst än<strong>der</strong>t das schlüpfrige Glückso oft die Lose?Und unterdrückt die Unschuldigen durchschändliche Bestrafung, passend fürVerbrecher?Warum geschieht es, dass das Schicksalsolche Ungerechtigkeiten treibt?Das Übel, das dem Verbrecher gebührte,trifft den Unschuldigen.Ver<strong>der</strong>bte Sitten machen sich auf hohenThronen breit,


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ9Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>9


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1010 Fertâne líute . sízzent frámbaro.Et nocentes calcant iniusta uice . sanctacolla.Únde scádele tréttônt ún<strong>der</strong> fûoze .<strong>der</strong>o héiligon hálsa . mít únrehtemouuéhsale.Uirtus clara . condita obscuris tenebris. latet.Túged . tíu îo zórft uuás . lígetferbórgen ín <strong>der</strong>o uínstri.Tîe óffeno túgedîg sínt . tîe bérgentsíh.Iustusque tulit crimen iniqui.Ter réhto éidôt . tes únrehten scúlde.Nil nocent ipsis periuria . nil nocetfraus . compta mendaci colores . i .ypocrisi ornata.Méineida netáront in . nóh úndriuua. mít lîchesungo bedáhte.Bösewichte thronen hoch oben.die Bösen treten durch eine Verkehrung desRechts die heiligen Nacken (<strong>der</strong>Unschuldigen).Die Bösen treten in Verdrehung desRechts die Nacken <strong>der</strong> Heiligen unterihren Füßen.Die helle Tugend verbirgt sich, versteckt inFinsternis,Die Tugend, die stets hell war, liegt in<strong>der</strong> Dunkelheit verborgen.Diejenigen, die offenkundig tugendhaftsind, halten sich versteckt.<strong>der</strong> Gerechte erleidet das Verbrechen desUngerechten.Der Gerechte erleidet das Vergehen desUngerechten.Ihnen schaden we<strong>der</strong> die Betrügereien noch<strong>der</strong> Meineid, geschmückt mit den Farben<strong>der</strong> Lüge, d.h. geschmückt mit ypocrisi(Verstellung und Heuchelei).Meineid schadet ihnen nicht nochBetrug, ausgedacht mit Heuchelei.


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1212 Sed cum libuit uiribus uti . gaudentsub<strong>der</strong>e summos reges . i . perfectosquosdam . qui mores suos regunt.Sô sie dánne uuéllen chórôn . uuázsie getûen múgin . sô uáhent sie ándie máhtigôsten chúninga . sô dîesínt . tîe nîoman réhtes eruuéndennemág ! tîe béitent sie síh nâh íngebréchen.Quos metuunt innumeri populi.Doch weil sie ihre Kräfte nach Lust undLaune nutzen, gefällt es ihnen, diehöchsten Könige zu unterwerfen, d.h.einige perfekte, die ihre Gesetze einhalten,Wenn sie dann probieren wollen, was siezu tun imstande sind, dann greifen sienach den mächtigsten Königen, die dasind, die niemand vom rechten Wegabbringen kann, die versuchen sie sichzu unterwerfen.die zahllose Menschen fürchten.Tîe mánige líute fúrhtent . s .propter iusta iuditia.O . quisquis nectis foe<strong>der</strong>a rerum .respice iam miseras terras.Die viele Menschen fürchten, d.h. wegenihrer gerechten Rechtssprechung.O du, <strong>der</strong> du die Gesetze <strong>der</strong> Dinge bestimmst,schau auf die armen Län<strong>der</strong>!Uuóla gréhto . dû <strong>der</strong>o díngo álleroéinunga máchôst . erhúge <strong>der</strong>ouuênegôn . dîe in érdo síNT.Non uilis pars tanti operis homines !quatimur salo fortune‚.Uuír dir míchel téil bírn dînesFürwahr, <strong>der</strong> du die Verbindung allerDinge herstellst, gedenke <strong>der</strong>Bejammernswerten, die auf <strong>der</strong> Erdesind.Wir Menschen, nicht <strong>der</strong> schlechteste Teil<strong>der</strong> Schöpfung, werden im Meer desSchicksals herumgetrieben.Wir, die ein wichtiger Teil deiner hervor-


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1414 frámbaren uuérches . uuîr ríngênin dísemo mére <strong>der</strong>o fortune‚ . dázchît tero uuîle-uuéndigi.Rector comprime rabidos fluctus.Stílle ríhtare . dîe zâligen uuélla.Et firma stabiles terras . i . homines .foe<strong>der</strong>e . quo regis inmensum ce‚lum. i . angelos . uel sy<strong>der</strong>a.Únde mít ál sólemo fríde . dû diuhímelisken díng réchenost . sôrécheno diu írdisken.Ketûo sámo[Seite 33]stâten frído in érdo . sî in hímele. Kap. 25QUID SIT UERUM EXILIUM .ET UBI SIT UERA PATRIA.He‚c ubi delatraui continuato dolore .illa uultu placido . nihilque motameis questibus. inquit.Sô íh sús kescreíota in áteháftemosêre . dô spráh si mít hólt-lichemoánalútte . únde únzórnegiu mîneroragenden Schöpfung sind, mühen unsin diesem Meer des Schicksals, dasheißt des Zufalls.O Herrscher, zähme die wütenden Wogen,Beruhige, Herr, die unheilvollen Wellen,füge die Erde, d.h. die Menschen unter dasGesetz, mit dem du den unendlichenHimmel, d.h. die Engel regierst und dieSterne.und mit <strong>der</strong> Sicherheit, mit <strong>der</strong> du diehimmlischen Dinge ordnest, ordneauch die irdischen.Gib ebensoFrieden auf <strong>der</strong> Erde wie im Himmel.WAS DAS WAHRE EXIL UND WODAS WAHRE VATERLAND IST.Als ich diese (Worte) unter andauerndemSchmerz herausstöhnte, sagte jene mitruhiger Miene und unbewegt vonmeinen Klagen:Als ich so jammerte in ununterbrochenemSchmerz, da sagte sie mitfreundlichem Gesicht und über meine


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ15Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>15


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1616 chlágo.Cum uidissem te mestum et lacrimantem. ilico cognoui miserumexulemque . i . a ratione remotum.Sô íh tíh êrest sáh trûregen . úndeuuûofenten . sô uuíssa íh tíh sâruuênegen . únde élelenden.Sed nesciebam quam longinquum essetid exilium . nisi tua prodidisset oratio.Íh neuuíssi áber . uuîo férro tázélelende uuâre . úbe mir iz tîn zálaneóugti.Sed tu quidem non pulsus es quamprocul a patria . sed aberrasti.Tóh nebíst tu nîeht héimænan uérrouertríben . núbe írrondoueruuállôt.At si mauis te existimari pulsum . ipsete potius expulisti.Uuíle du óuh chédenKlagen nicht entrüstet:Als ich dich betrübt und weinend gesehenhabe, habe ich sofort gewusst, dass duelend und unglücklich bist, d.h. von <strong>der</strong>Vernunft entfernt.Als ich dich traurig und klagend erblikkte,da wusste ich sofort, dass duunglücklich bist und in Verbannunglebst.Doch ich wüsste nicht, wie weit du imElend bist, wenn deine Rede es nicht verratenhätte.Ich wüsste aber nicht, wie weit du in <strong>der</strong>Verbannung lebst, wenn es mir deineRede nicht gezeigt hätte.Doch du bist nicht fern <strong>der</strong> Heimat vertrieben(worden), son<strong>der</strong>n du hast dichverirrt.Aber du bist nicht aus <strong>der</strong> Heimat weitentfernt vertrieben, son<strong>der</strong>n irrendweggegangen.Wenn du dich hingegen als Vertriebenensehen möchtest, dann hast eher du selbstdich vertrieben.Wenn du dich als vertrieben bezeichnen


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ1818 uertríbenen . táz tâte îo dû dirsélbo.Tû hábest tíh sélbo uertríben.Nam id quidem de te numquam cuiquamfas fuisset.Íz nemáhti nîoman án<strong>der</strong>ro getûon.möchtest, dann hast du selbst dir daszugefügt.Du hast dich selbst vertrieben.Denn außer dir selbst hätte es niemand tunkönnen.Es hätte niemand an<strong>der</strong>er tun können.Si enim reminiscare . cuius patrie‚ oriundussis . non regitur imperio multitudinis. uti quondam atheniensium.Wenn du dich nämlich erinnerst, inwelchem Heimatland du geboren bist: eswird nicht durch die Herrschaft einerMenge regiert, wie einst die Athener.Uuíle du uuízen . uuánnân du búrtigsîst . târ neuuáltesot nehéinmánegi nîeht . sô iz íu fûor zeathenis . tô ín lacedemones írouîenda gesézzet hábetôn trigintadominos.Lís orosium 2) . er ságet tir iz.Wenn du wissen möchtest, woher dustammst: da regiert keineVersammlung, wie es früher in Athen<strong>der</strong> Fall war, als ihnen ihre Feinde, dieSpartaner, dreißig Oligarchen(Familien) bestimmt haben.Lies Orosius, er berichtet dir das.Sed eis kirios estin . eis basileus.Son<strong>der</strong>n da ist ein Herrscher, ein Kaiser.Núbe éin hêrro íst târ . únde éinchúning.Son<strong>der</strong>n ein Herr ist da, ein Fürst,


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ19Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>192)Paulus Orosius (geb. um 385; gest. um420), war ein spätantiker Historikerund christlicher Theologe.


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ2020 Qui le‚tetur frequentia ciuium . nondepulsione.Dieser freut sich an <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong>Bürger, nicht an <strong>der</strong>en Vertreibung.Tér sîne búrg-líute gérnor sámenôt .tánne uertríbe.Cuius agi frenis . i subici disciplinis .atque obtemperare iustitie‚ . summalibertas est.Tér démo dîenôt . únde ún<strong>der</strong>tan íst. tér íst fóllun urî.An ignoras illam antiquissimam legemtue‚ ciuitatis . qua sancitum est . einon esse ius exulare . quisquismaluerit fundare sedem in ea?Neuuéist tu uuîo iz fúnden íst . án<strong>der</strong>o búrg êo . dánnân du búrtigpíst?So uuer dâr ínne uuélle zímberôn .táz tér neuuérde ze ûz-tríppengetân.Nam qui continetur uallo eius acmunimine.Tér dâr ínne sízzet pezûndêr .<strong>der</strong> sein Volk lieber versammelt alsvertreibt.Von seinen Zügeln geleitet zu werden, d.h.seiner Ordnung unterworfen zu sein,und <strong>der</strong> Gerechtigkeit zu gehorchen istdie höchste Freiheit.Wer ihm dient und untertan ist, istvollkommen frei.O<strong>der</strong> kennst du etwa nicht jenes uralteGesetz deines Staates, durch das verordnetist, dass nicht rechtmäßig verbanntwerden kann, wer immer seinenWohnsitz in ihm erwählt hat?Weißt du nicht, wie es seit jeher festgesetztist in dieser Stadt, aus <strong>der</strong> dustammst?Wer immer darin sein Haus errichtenwill, dass <strong>der</strong> nicht verbannt wird?Denn wer von seinem Wall und seinerSchutzwehr umschlossen wird,Wer darin umzäunt und geschützt


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ2222 [Seite 34]únde beuéstenôtêr.Nullus metus est . ne mereatur exulesse.Tér nefúrhtet tia íhseli nîeht.At quisquis desierit uelle inhabitare inea . pariter desinit etiam mereri.So uuén áber nîeht nelústet târ ínneze bûenne . dér neîlet iz óuh nîehtkeurêhton.Kap. 26AD SUPERIORA RESPONDETUR.Itaque non tam mouet me facies huiusloci . quam tua.Nû nemísselîchêt mir nîeht sô hártodísses chárchâres ána-síht . sô mirdîn ánasíune tûot.Nec requiro potius parietes bibliothece‚ .comptos ebore ac uitro . quam sedemtue‚ mentis.Nóh íh neuór<strong>der</strong>ôn dîe gezîrtenwohnt,muss nicht fürchten, dass er seineVerbannung verdient.<strong>der</strong> fürchtet die Verbannung nicht.Und wer immer aufhört, in ihr wohnen zuwollen, hört in gleicher Weise auf, sie zuverdienen.Wer aber nicht mehr darin wohnenmöchte, <strong>der</strong> strebt auch nicht es zuverdienen.DIE ANTWORT AUF DAS VORHERGESAGTE.Daher bewegt mich nicht so sehr dasAussehen dieses Ortes als deines,Nun missfällt mir nicht so sehr <strong>der</strong>Anblick des Kerkers als <strong>der</strong> Anblickdeines Gesichts,und ich suche nicht so sehr die mitElfenbein und Glas geschmücktenWände deiner Bibliothek als vielmehrden Wohnsitz deines Geistes.noch suche ich die mit Elfenbein und


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ2424 uuénde dînero bûochamero . míthélfent-péi- ne . únde mít cláse .sô gérno íh táz ánasídele fór<strong>der</strong>ôndînes mûotes.In qua non libros . sed id quod preciumfacit libris . quondam collocauisententias librorum meorum.Târ ih ínne íu betéta . dáz án dienbûochen stât . <strong>der</strong>o bûocho tíuri .náls sélben diu bûoh.Et tu quidem uera dixisti . de tuismeritis in commune bonum . sedpauca pro multitudine gestorumtibi.Uuáz tu in frôno gûotes ketân éigîst .tés hábest tu lúzzel geságet ! uuí<strong>der</strong>díu iz uuâr íst.De honestate uel falsitate obiectorumtibi . cunctis nota memorasti.Tû ságetost fóne chíuskero tâte . dérosie díh zíhent ! álde fóne dienlúginen . dáz in állên chúnt íst.De sceleribus fraudibusque delatorum .recte tu quidem putasti . strictimGlas geschmückten Wände deinerBibliothek, ich suche den Wohnsitzdeines Geistes.Dort habe ich einst nicht Bücher, son<strong>der</strong>ndas, was den Büchern Wert gibt,nie<strong>der</strong>gelegt, den Sinn meiner Bücher.Da habe ich eingeschlossen, was in denBüchern steht, den Sinn <strong>der</strong> Bücher,niemals die Bücher selbst.Du hast zwar die Wahrheit über deineVerdienste um das Gemeinwohl gesagt,aber wenig im Verhältnis zur Vielzahldeiner Taten.Was du für das Gemeinwohl gemachthast, davon hast du wenig gesagt, imVergleich zu dem, was wahr ist.Du hast über die Wahrheit o<strong>der</strong> Falschheit<strong>der</strong> Vorwürfe gegen dich, die allenbekannt sind, geschrieben.Du hast über die tugendhaften Taten, diesie dir vorwerfen, geschrieben, o<strong>der</strong>über die Lügen, die ihnen allen bekanntsind.Du hast es für richtig gehalten, dass überdie Untaten und Betrügereien <strong>der</strong>


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ2626 attingendum.Táz fóne léidarro frátaten . úndeúndríuuon . lúzzel dír si zeságenne . dâr dúnchet tir réhto.Quod ea melius uberiusque celebrenturore uulgi . omnia recognoscentis.Uuánda díu díng <strong>der</strong> líut állêr .démo siu uuóla chúnt sínt . pázúnde fólleglichôr chôsôt.Increpuisti etiam uehementer factuminiusti senatus.Temo hêrtûome hábest tu fílo hártoúberléget . sîna únrehtun úrteilda.De nostra etiam criminatione doluisti.Óuh chlágetôst tu . dáz sie míhscúldigônt.Lese‚ quoque opinionis damna fleuisti.Ióh tîa únera dînes únlíumendeschlágetôstDenunzianten knapp geschrieben wird,Dass über die Bosheiten undBetrügereien <strong>der</strong> Denunzianten vondir wenig zu sagen ist, scheint dirrichtig zu sein,weil diese besser und ausführlicherdargestellt werden durch die Rede desVolkes, das alles weiß.weil diese Dinge alle Leute, denen siewohlbekannt sind, besser undvollständiger erörtern.Du hast auch heftig das ungerechte Urteildes Senats gerügt,Dem Senat hast du sehr intensivVorwürfe gemacht wegen seinesungerechten Urteils,und hast über die Anschuldigungen gegenmich geschrieben.und du hast beklagt, dass sie michbeschuldigen.Auch die Schmach deines schlechten Rufsbeklagtest du.Du hast auch die Schande deiner üblenNachrede beklagt.


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3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ2828 [Seite 35]tu.Postremus dolor incanduit . aduersusfortunam.Ze iúngest pîege du uuí<strong>der</strong> <strong>der</strong>o fortuna.Conquestusque non pensari premiae‚qua meritis.Únde chlágetôst tu díh . tír únrehtouuésen gelônôt.In extremo seuientis muse‚ . i . contradeum murmurantis . posuisti uota .uti pax que‚ ce‚lum . terras quoqueregeret.Án dîen zórnlichên uérsen . pâte duze lézest . táz frído in érdo . sámoso in hímele.Zuletzt ist <strong>der</strong> Schmerz gegen das Schicksalheiß entbrannt.Zuletzt hast du dich gegen das Schicksalaufgelehnt.Du hast dich beklagt, dass du nichtentsprechend deiner Verdienste behandeltwurdest.Du beklagtest dich, dass du nicht richtigbelohnt wurdest.Am Ende verlangtest du in den zornigenVersen, d.h. gegen Gott gesprochen,dass <strong>der</strong> Friede, <strong>der</strong> den Himmelbeherrscht, auch die Erde regiere.In diesen zornerfüllten Versen verlangtestdu zuletzt, dass Friede auf <strong>der</strong> Erde wieim Himmel sei.


3★1 Kiuchi1-30 09.3.3 20:07 ページ29Notker <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>29


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