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aktuell Nr. 26 vom 05. Juli 2010 ( PDF - Bundeswehr

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46. Jahrgang<br />

StreitKräfte<br />

International geübt<br />

Bei „Elite <strong>2010</strong>“ trainierten in<br />

Süddeutschland rund 1500 Soldaten<br />

aus 15 Nationen Maß-<br />

nahmen und Gegenmaßnahmen<br />

in der Luftabwehr. Seiten 8/9<br />

StreitKräfte<br />

Viele Antworten<br />

Studenten der Universität der <strong>Bundeswehr</strong><br />

Hamburg stellten 1500<br />

Personen die Frage: „Warum Soldaten?“<br />

und erhielten viele unterschiedliche<br />

Antworten. Seite 13<br />

SPOrt<br />

Windkraft<br />

Stabsunteroffizier d.R. Lucas Zellmer<br />

ist einer der besten deutschen<br />

Segler. Zusammen mit Heiko Seelig<br />

bereitet er sich auf die WM in<br />

den Niederlanden vor. Seite 14<br />

<strong>aktuell</strong><br />

<strong>Nr</strong>. <strong>26</strong> Montag, 5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Für Deutschland<br />

Fußballer Sami Khedira und Per Mertesacker sprechen mit ISAF-Soldaten.<br />

PIZ KDZ<br />

Von Afghanistan nach Südafrika: Per Videoschalte waren die Soldaten mit den Spielern verbunden.<br />

Kunduz. Mit einer kleinen La Ola- die deutschen Nationalfarben auf nationalen Flaggen fiebern die Sol-<br />

Welle begrüßten sich die Fußbal- ihrer Dienstkleidung. „Nicht nur wir daten mit der Nationalmannschaft.<br />

ler Per Mertesacker, Sami Khedira vertreten Deutschland, sondern eben Eine Dekoration, die gerade Biersowie<br />

der Manager der deutschen auch die Soldaten – und wir wollen hoff bei der Videoschalte aufgefal-<br />

Nationalmannschaft Oliver Bier- unser Bestes geben, dass sie auch len ist. „Ich sehe im Hintergrund die<br />

hoff und die deutschen Soldaten in Grund zum Jubeln haben“, betont englische Flagge – und denke, dass<br />

Kunduz. Ein besonders „schöner Mittelfeldspieler Khedira und winkt es jetzt doch an der Zeit wäre, diese<br />

kameradschaftlicher Gruß“, den immer wieder Richtung Bildschirm, abzuhängen, oder?“, richtet sich der<br />

Claus Lufen von der ARD in der auf dem er viele aufmerksame Sol- Europameister von 1996 schmunvergangenen<br />

Woche den deutschen daten in Wüstenflecktarn sieht. zelnd an die Fans in Kunduz.<br />

Zuschauern präsentieren konnte. Per Unter den Soldaten ist auch Stabs- Dass Bierhoff Spaß an der Aktion<br />

Videoschalte waren die ISAF-Sol- gefreiter Björn V. – er fällt auf, der ARD hatte, war ihm deutlich<br />

daten in das WM-Land Südafrika denn er trägt ein <strong>vom</strong> DFB spen- anzumerken. Mehrmals bedankte er<br />

geschaltet worden – eine Besonder- diertes Nationalmannschaftstrikot sich bei den Männern und Frauen im<br />

heit, nicht nur für die Fans in Uni- mit den Unterschriften von Bastian Einsatzgebiet, dass sie ihrer Pflicht<br />

form, sondern auch für die Sport- Schweinsteiger, Miroslav Klose, Phi- nachkommen aber auch die Natioler.<br />

„Wir freuen uns riesig, dass wir lipp Lahm und Co. Einen weiten nalmannschaft unterstützen. Und<br />

Euch zugeschaltet sind. Wir hoffen, Weg hat dieser weiße Dress bereits auch die Soldaten hatten dabei die<br />

dass wir mit unseren Spielen auch hinter sich und er ist besonders viel einmalige Gelegenheit, der deut-<br />

Eure Moral für Eure schwierige Auf- wert: 4646,46 Euro sind bei einer schen Mannschaft für das Spiel<br />

gabe stärken können. Danke, dass Versteigerung in Kunduz für das gegen Argentinien alles Gute zu<br />

Ihr für Deutschland in Afghanistan Trikot zusammengekommen – der wünschen. Dass es während der<br />

seid“, sagte Manager Bierhoff zu Erlös soll den Angehörigen gefal- Schalte technische Probleme gab,<br />

den Soldaten. lener Soldaten zu Gute kommen. hat der Zuschauer kaum gemerkt.<br />

Die Beziehung zu den Fans ist der Die Fußball-Weltmeisterschaft ist Und Bierhoff nutzte die Videover-<br />

DFB-Elf besonders wichtig. Fuß- für die Soldaten in Afghanistan eine bindung bis zur letzten Sekunde. Mit<br />

ballfreunde, die aus Deutschland mit willkommene Abwechslung zum dem Daumen nach oben in Richtung<br />

nach Südafrika gereist sind, durften Einsatzalltag. Wer dienstfrei hat, Soldaten schickte er noch einmal<br />

beim Training dabei sein und eben nutzt die Chance und verfolgt die anerkennende Grüße nach Afghaauch<br />

an die Anhänger fernab von Deutschlandspiele vor der großen nistan. (sja)<br />

Fußball-Deutschland wurde gedacht. Leinwand. So auch im „Lummer-<br />

Denn die Sportler und Soldaten ver- land“ – dem Betreuungszentrum Das Video der Schalte ist auf<br />

bindet gerade eines: alle tragen sie in Kunduz. Geschmückt mit inter- http://team.dfb.de abrufbar.<br />

D 8512<br />

SWR


2 <strong>aktuell</strong> INTERN<br />

ZITAT<br />

„Beim Elfmeterschießen 2006 hatten wir einen<br />

Zettel, diesmal brauchen wir einen Katalog.“<br />

Bundestrainer Joachim Löw am vergangenen Mittwoch zur Mehrzahl<br />

möglicher argentinischer Schützen bei einem erneuten Elfer-Krimi in der<br />

Neuauflage des WM-Viertelfinals am vergangenen Samstag in Südafrika.<br />

KALENDERBLATT<br />

Vor 5 Jahren. Am 7. <strong>Juli</strong> 2005 kommen bei vier Selbstmordattentaten<br />

in der Londoner U-Bahn und einem Bus mehr als 50 Menschen ums<br />

Leben, rund 700 werden zum Teil schwer verletzt. Der gesamte öffentliche<br />

Nahverkehr der Stadt wird lahmgelegt.<br />

Vor 10 Jahren. Am 6. <strong>Juli</strong> 2000 verabschiedet der Bundestag das Gesetz<br />

zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung. Prügel und Beleidigungen als<br />

Erziehungsmaßnahme werden verboten.<br />

Vor 25 Jahren. Am 7. <strong>Juli</strong> 1985 gewinnt der 17-jährige Boris Becker als<br />

erster Deutscher und jüngster Tennisspieler das Turnier von Wimbledon.<br />

Vor 125 Jahren. Am 6. <strong>Juli</strong> 1885 erprobt der französische Chemiker Louis<br />

Pasteur zum ersten Mal den Impfstoff gegen Tollwut an einem Menschen.<br />

Vor 130 Jahren. Am 7. <strong>Juli</strong> 1880 erscheint die Erstausgabe des „Vollständigen<br />

Orthographischen Wörterbuchs der deutschen Sprache“. Herausgeber<br />

ist Konrad Duden. (eb)<br />

BILD DER WOCHE<br />

EDITORIAL<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Am 1. <strong>Juli</strong> 1965 fing alles an. Und Verkürzung auf<br />

fortan hingen täglich die Mittei- sechs Monate<br />

lungen für den Soldaten an den (S. 3).<br />

Schwarzen Brettern der Einheiten Das Gesicht<br />

und Dienststellen der <strong>Bundeswehr</strong>. und die Inhalte<br />

Auf zwei Seiten sollte so den Sol- d e r a k t u e l l<br />

daten alles Wichtige aus dem Ver- haben sich im<br />

teidigungsministerium direkt ver- Laufe der Zeit<br />

mittelt werden. Vor wenigen Tagen verändert, wie auch die Bundesfeierte<br />

die Zeitung ihren 45. Jahres- wehr. Aus der reinen Verteidigungstag,<br />

heißt <strong>aktuell</strong> und berichtet jetzt armee ist nach der Wiedervereiniwöchentlich<br />

auf nunmehr 16 Seiten gung vor 20 Jahren eine Einsatzüber<br />

die Streitkräfte und die Wehr- armee geworden: Mehrere tauverwaltung.<br />

Aber auch hintergrün- send Soldaten sind in Afghanistan<br />

dige Informationen über die inter- oder in anderen Ländern und Seenationale<br />

Sicherheitspolitik, Bei- gebieten im Einsatz. Und aus dieträge<br />

aus den Einsatzgebieten und sen Gebieten erreichen die Redak-<br />

Erfolgsmeldungen von <strong>Bundeswehr</strong>- tion sowohl traurige Nachrichten<br />

sportlern haben mittlerweile ihren als auch Erfolgsmeldungen.<br />

Platz in <strong>aktuell</strong> gefunden. Und zum Eine besonders schöne Geschichte<br />

Jubiläum liegt der Zeitung der neue kommt aus Kunduz und Südafrika:<br />

<strong>Bundeswehr</strong>-Aufkleber bei. Die Fußball-Nationalmannschaft<br />

Vor 45 Jahren war eine Verpflich- war per Videoschalte mit ISAF-Soltungsprämie<br />

die erste große Mel- daten verbunden. Eine Aktion, die<br />

dung und auch heute ist die Perso- zeigt, dass auch die Fans in Uniform<br />

nalpolitik Teil der Berichterstattung. nicht vergessen sind (S. 1).<br />

So beispielsweise das Gespräch des<br />

Verteidigungsministers mit jungen Sylvia Jaeck<br />

Soldaten über die Grundwehrdienst- Chef <strong>vom</strong> Dienst<br />

Hoch über den Gletschern Islands: Die Deutsche Luftwaffe hat ihren Auftrag, den isländischen Luftraum zu sichern, erfolgreich beendet.<br />

PIZ Lw


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> HINTERGRUND<br />

<strong>aktuell</strong> 3<br />

Gestaltungsauftrag annehmen<br />

Verteidigungsminister spricht mit jungen Soldaten über die zukünftigen Veränderungen der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

Von Jan Rippl<br />

Berlin. Rund 50 junge Soldaten Bienert/IMZ<br />

aus den Reihen des Deutschen<br />

<strong>Bundeswehr</strong>verbandes waren in<br />

der vergangenen Woche aus der<br />

ganzen Republik angereist, um<br />

beim zweitägigen „Parlament der<br />

Wehrpflichtigen“ über die vor wenigen<br />

Tagen beschlossene Verkürzung<br />

des Grundwehrdienstes und<br />

die Zukunft der Wehrpflicht zu diskutieren.<br />

Und ihre Gesprächspartner<br />

waren nicht irgendwer. Gleich<br />

mehrere Bundestagsabgeordnete,<br />

der Wehrbeauftragte des Deutschen<br />

Bundestages, Hellmut Königshaus,<br />

und Verteidigungsminister, Karl-<br />

Theodor zu Guttenberg, nahmen Im Parlament der Wehrpflichtigen: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg stellt sich den Fragen.<br />

sich Zeit, um mit den jungen Soldaten<br />

ins Gespräch zu kommen. Der nenstruktur erhebliche Defizite. Strukturen reflektiere. Die drama- die Bündnisfähigkeit Deutschlands<br />

Minister nutzte dabei die Gelegen- Trotz eines Gesamtumfangs von tische finanzielle Situation der Bun- nicht zu gefährden, sei eine Persoheit,<br />

auch die angekündigte Reform 252 000 Soldaten habe die Bundes- deswehr bezeichnete Guttenberg als nalstärke von 150 000 bis 160 000<br />

und den Reformbedarf der Bundes- wehr mit rund 7000 bis 9000 Sol- lauten Weckruf, den es bedurft habe, Zeit- und Berufssoldaten die unterwehr<br />

darzulegen. daten, die sie in den Einsatz schi- um die politische und gesellschaft- ste Grenze.<br />

In seiner Rede machte Guttenberg cken könne, ihre Belastungsgrenze liche Diskussion um die <strong>Bundeswehr</strong> Bei der schrittweisen Verkürzung<br />

deutlich, dass er die Debatten, die erreicht. Dies sei im internationalen in Gang zu bringen. Der Erhalt der des Grundwehrdienstes in den vervor<br />

dem Hintergrund der bevor- Vergleich „keine glorreiche Zahl“, bisher bestehenden, teilweise nicht gangenen Jahren wurde eine grundstehenden<br />

tiefgreifenden Verände- hob der Minister hervor. Trotz der zeitgemäßen Strukturen würde bis sätzliche Debatte über die Wehrrungen<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> aufkom- sich seit Jahren veränderten Auf- 2014 einen unabweisbaren Mehrbe- pflicht versäumt, sagte Guttenberg,<br />

men, ausdrücklich begrüße. Es sei gaben würde sich in einigen Struk- darf von 5,6 Milliarden Euro bedeu- der sich – auch bei einem Wegfall<br />

ein richtiger und guter Zeitpunkt, turen der <strong>Bundeswehr</strong> noch immer ten, verdeutlichte der Minister. der Wehrpflicht – gegen deren Streium<br />

über die Gestaltung der Streit- die Situation am Ende des Kalten Bei den anstehenden Reformen chung aus dem Grundgesetz wenkräfte<br />

und der Wehrpflicht zu dis- Krieges von 1989/90 spiegeln. ginge es daher darum, zu fragen, det. Bei allen denkbaren Variankutieren,<br />

sagte der Minister. „Aus alldem erwächst eine drin- „was brauchen wir mindestens an ten zur Gestaltung der Streitkräfte<br />

Im April hatte Guttenberg eine gende Notwendigkeit, Reformen Personal, mindestens an Ausrü- müsse man sich die Frage stellen,<br />

Strukturkommission eingesetzt, anzugehen, eine dringende Not- stung, mindestens an Infrastruk- „was uns eine <strong>Bundeswehr</strong> der Zu-<br />

die bis September Vorschläge für wendigkeit, unsere <strong>Bundeswehr</strong> tur und mindestens auch an finan- kunft wert ist“, so der Minister.<br />

eine Straffung der Führungs- und zukunftsfest zu gestalten“, fasste ziellen Mitteln, um eine entspre- Angesichts einer möglichen Ausset-<br />

Verwaltungsstrukturen der Bundes- Guttenberg zusammen. Ein „weiter chend moderne, leistungsstarke, fle- zung der Wehrpflicht war sich Gutwehr<br />

erarbeiten soll. Dabei hatte so“ dürfe es in dieser Situation nicht xible, aber auch attraktive Armee tenberg mit dem Vorsitzenden des<br />

der Minister eine „schonungslose länger geben. Stattdessen müsse der Zukunft gestalten zu können?“, Deutschen <strong>Bundeswehr</strong>verbandes,<br />

Analyse ohne Tabus“ angekündigt. der Gestaltungsauftrag angenom- fasste Guttenberg zusammen. Oberst Ulrich Kirsch, einig, dass<br />

Aufgrund von Sparmaßnahmen im men werden, auch wenn dies mit „An Personaleinsparungen führt mit einer <strong>Bundeswehr</strong> aus Zeit- und<br />

Bundeshaushalt muss auch das Ver- schwierigen Fragestellungen und kein Weg vorbei“, machte der Mini- Berufssoldaten der Wettbewerb um<br />

teidigungsressort einen Beitrag lei- Diskussionen in der Gesellschaft ster deutlich. Diese müssten jedoch den Nachwuchs härter und schärfer<br />

sten. So werden der <strong>Bundeswehr</strong> verbunden sei. klug, sauber und ohne Härten vor- wird. Die <strong>Bundeswehr</strong> müsse daher<br />

in den kommenden vier Jahren Die Zukunft der <strong>Bundeswehr</strong> werde genommen werden. Guttenberg für junge Menschen an Attraktivi-<br />

8,4 Milliarden Euro weniger zur sich jedoch nicht „alleine am Spar- nannte dafür einen Zeithorizont tät gewinnen.<br />

Verfügung stehen. diktat oder an Sparzwängen auszu- von sechs bis sieben Jahren. Dage- Ein Großteil der Zeit widmete der<br />

In seiner Rede zeichnete der Mini- richten haben“, betonte der Mini- gen sei das Einsparungspotenzial Minister auch der Beantwortung<br />

ster ein ernstes Bild von der Situa- ster. Vielmehr müsse es eine Bun- bei Material und Beschaffungsmaß- von Fragen. Schwerpunkt war hiertion<br />

der Streitkräfte. „Wir sind dra- deswehr geben, die sich an den ver- nahmen zu gering. bei die Sorge um Ausrüstung und<br />

matisch unterfinanziert und zwar teidigungs- und sicherheitspoli- Vor diesem Hintergrund würden Ausbildung sowie die praktischen<br />

nicht erst seit einem halben Jahr“, tischen Realitäten der Gegenwart nun unterschiedliche Varianten hin- Auswirkungen der Sparzwänge in<br />

betonte Guttenberg. Zugleich hätte und der Zukunft orientiere. Und sichtlich Umfang und Struktur – den Einheiten. Dort, wo Guttenberg<br />

die <strong>Bundeswehr</strong> hinsichtlich Aus- diese seien andere, als sie die Bun- mit und ohne Wehrpflicht – ent- keine ausreichende Antwort geben<br />

rüstung, Infrastruktur und Kaser- deswehr noch teilweise in ihren wickelt, erklärte der Minister. Um konnte, versprach er Aufklärung.


4 <strong>aktuell</strong> MINISTERIUM<br />

Leitlinien veröffentlicht<br />

Berlin. In Umsetzung des Kabinettsbeschlusses<br />

<strong>vom</strong> 7. Juni <strong>2010</strong><br />

und dem sich daraus ableitenden<br />

Auftrag an den Verteidigungsminister,<br />

orientiert sich die Ausplanung<br />

der neuen <strong>Bundeswehr</strong> an den jetzt<br />

formulierten Leitlinien. Die konzeptionellen<br />

Untersuchungen betreffen<br />

alle Bereiche der <strong>Bundeswehr</strong>.<br />

Eine grundlegende, an den Anforderungen<br />

der Zukunft ausgerichtete<br />

Reform ist Ziel der konzeptionellen<br />

Untersuchungen.<br />

Ausgehend von den <strong>aktuell</strong>en und<br />

erwartbaren künftigen sicherheitspolitischen<br />

Herausforderungen geht<br />

es darum, Auftrag, Aufgaben und<br />

Fähigkeiten der <strong>Bundeswehr</strong> mit den<br />

absehbar verfügbaren Ressourcen in<br />

Einklang zu bringen, um die <strong>Bundeswehr</strong><br />

auch künftig als leistungsfähiges<br />

Instrument der Außen- und<br />

Sicherheitspolitik zu erhalten. Im<br />

gleichen Zuge werden Defizite der<br />

heutigen Strukturen und Prozesse<br />

untersucht, um eine noch stärkere<br />

Ausrichtung auf die Erfordernisse<br />

des Einsatzes zu erreichen.<br />

Die Leitlinien stehen im Intranet<br />

und im Internet zum Download<br />

bereit. (eb)<br />

Zum Dienst einberufen<br />

Berlin. Zum 1. <strong>Juli</strong> wurden 13 370<br />

Wehrpflichtige zu ihrem Grundwehr-<br />

dienst einberufen. 2270 von ihnen<br />

haben sich für den anschließenden<br />

freiwilligen zusätzlichen Wehrdienst<br />

entschieden und sind zur Teilnahme<br />

an besonderen Auslandsverwendun-<br />

gen der <strong>Bundeswehr</strong> bereit. (eb)<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Viele Gemeinsamkeiten<br />

Verteidigungsminister Guttenberg führt sicherheitspolitische Gespräche.<br />

Verteidigungsministerium<br />

Britisches<br />

London. Die britische Hauptstadt<br />

war das Ziel von Verteidigungsminister<br />

Karl-Theodor zu Guttenberg<br />

zu Beginn vergangener Woche. Dort<br />

traf er sich unter anderem mit seinem<br />

britischen Amtskollegen Liam Fox<br />

sowie Außenminister William Hague.<br />

In den Gesprächen standen die zurzeit<br />

laufenden Operationen in Afghanistan,<br />

<strong>aktuell</strong>e Entwicklungen in<br />

der NATO und die Weiterentwicklung<br />

der Gemeinsamen Sicherheitsund<br />

Verteidigungspolitik (GSVP)<br />

der EU im Vordergrund.<br />

Zu den Herausforderungen in Afghanistan<br />

sagte Guttenberg, dass die<br />

afghanische Regierung nach seiner<br />

Ansicht mit einer Abzugsperspektive<br />

für die internationalen Truppen<br />

unter Druck gesetzt werden müsse.<br />

Es müsse klar sein, dass die Soldaten<br />

Amtskollegen: Karl-Theodor zu Guttenberg (l.) mit Liam Fox.<br />

nicht „bis zum Sanktnimmerleins- Peres oder Colin L. Powell ein. Seit enger wir zusammenarbeiten, desto<br />

tag“ am Hindukusch bleiben wür- 1976 gibt es den „Alastair Buchan besser“, sagte Guttenberg. „Viele von<br />

den, wiederholte der Minister nach Gedenkvortrag“, benannt nach dem uns sehen sich mit tiefen Einschnitdem<br />

Treffen mit seinem Amtskol- ersten Direktor des Instituts. ten im Haushalt konfrontiert.“ Die<br />

legen Fox. „Man muss sich natür- Der Minister ging zunächst auf die Finanzkrise und die dadurch verlich<br />

bewusst sein über die jewei- Gemeinsamkeiten beider Länder ein. ursachte Überschuldung zwinge zu<br />

ligen Gegebenheiten vor Ort“, erläu- Sowohl Deutschland als auch Groß- einer noch stärkeren Konzentration<br />

terte der Minister weiter. Gleichzei- britannien hätten sich den selben auf die Kernaufgaben. „Es ist glastig<br />

müsse man aber auch einen „pro- Herausforderungen zu stellen, teil- klar, dass wir unsere Allianz reforduktiven<br />

Druck“ ausüben. ten die gleichen Werte und kämpften mieren und erneuern müssen“, sagte<br />

Während seines zweitägigen beide mit der Geschwindigkeit des der Minister.<br />

Besuchs hielt Guttenberg auch Wandels in Zeiten der Globalisie- Gleichzeitig gebe es aber auch deuteinen<br />

sicherheitspolitischen Vor- rung. Anschließend rief er zu noch liche Grenzen bei den Einsparungstrag<br />

am renommierten „Internatio- größerer Zusammenarbeit zwischen möglichkeiten. Denn die Sicherheit<br />

nal Institute for Strategic Studies“ den NATO-Staaten auf. Nur so sei dürfe nicht aufs Spiel gesetzt wer-<br />

(IISS). Damit reihte er sich in die die Einsatzfähigkeit der westlichen den, und jedes NATO-Land müsse<br />

Liste berühmter Vorredner wie zum Streitkräfte bei gleichzeitigem mas- seine Verpflichtungen erfüllen, so<br />

Beispiel Henry Kissinger, Shimon sivem Spardruck sicherzustellen. „Je Guttenberg. (eb)<br />

Rütters/BMVg<br />

Aus den Händen von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg<br />

(l.) erhielten am vergangenen Dienstag in einer feierlichen Zeremonie im<br />

Berliner Bendlerblock ihre Ernennungsurkunden: Konteradmiral Manfred<br />

Nielson (2.v.r.) zum Vizeadmiral, die Flottillenadmirale Joachim Rühle (r.)<br />

und Horst-Dieter Kolletschke zum Konteradmiral, die Brigadegenerale<br />

Rüdiger Heeg, Achim Lidsba, Peter Bohrer und Robert Löwenstein zum<br />

Generalmajor.<br />

Außerdem wurden die Oberste i.G. Erich Siegmann und Erich Vad zum<br />

Brigadegeneral sowie die Oberste Wolfgang Hein, Eberhard Zorn und<br />

Michael Baumann zum Brigadegeneral ernannt.<br />

Generalmajor Hans-Werner Ahrens (5.v.r.), Ministerialdirigent Klaus Hahnenfeld<br />

(4.v.r.) und Brigadegeneral Winfried Mertens (3.v.r.) wurden <strong>vom</strong><br />

Minister in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Des Weiteren gratulierte Guttenberg Generaloberstabsarzt Kurt Bernhard<br />

Nakath, den Generalmajoren Wolf-Joachim Clauß, Reinhard Kammerer<br />

und Wolf-Dietrich Kriesel sowie den Brigadegeneralen Heinrich Fischer,<br />

Hans-Christoph Ammon, Lothar Schmidt und Hans Georg Schmidt zu ihrem<br />

40. Dienstjubiläum. (eb)


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> POLITIK<br />

<strong>aktuell</strong> 5<br />

Verfassung bestätigt<br />

Kirgistan hat in einem Referendum über eine neue Verfassung abgestimmt.<br />

Bischkek. Internationale Beobachter<br />

haben das kirgisische Verfas- v/dpa/pa<br />

sungsreferendum als bemerkens-<br />

wert transparent und friedlich<br />

Shipenko<br />

bezeichnet. Trotz der jüngsten<br />

Unruhen mit rund 2000 Toten im<br />

Süden des Landes. Rund zwei Drittel<br />

der 2,7 Millionen stimmberechtigten<br />

Bürger des mittelasiatischen<br />

Landes beteiligten sich nach offiziellen<br />

Angaben an der Volksabstimmung<br />

und bestätigten mit überwältigender<br />

Mehrheit die neue Verfassung,<br />

mit der die Vollmachten des<br />

Präsidenten beschnitten und die<br />

Befugnisse des Parlaments gestärkt<br />

werden. Handarbeit: Die Wahlkommission beim Auszählen der Stimmzettel.<br />

Der Leiter der Beobachtermission<br />

der Organisation für Sicherheit und Etwa 2000 Menschen wurden getö- als Übergangspräsidentin vereidigt<br />

Zusammenarbeit in Europa (OSZE), tet, 400 000 Usbeken flohen vorü- worden. Nun werde sie eine Regie-<br />

Boris Frlec, sagte, angesichts der bergehend. „Die weit verbreitete rung bilden, die bis zur Parlaments-<br />

„extrem schwierigen Umstände“, Atmosphäre von Angst und Ein- wahl im Oktober im Amt bleibe.<br />

unter denen das Referendum statt- schüchterung in Teilen des Südens, Mitglieder der provisorischen<br />

gefunden habe, sollten die proviso- verstärkt durch Verhaftungen pro- Regierung, die bei der Wahl kanrische<br />

Regierung und die Behörden minenter öffentlicher Persönlich- didieren wollten, sollten bis zum<br />

für einen „bemerkenswert fried- keiten der usbekischen Gemein- 10. <strong>Juli</strong> zurücktreten.<br />

lichen Ablauf“ gelobt werden. schaft, könnten einige Wäh- Nach Auszählung von 95 Prozent<br />

Nach dem Sturz von Präsident ler davon abgehalten haben, ihre der Stimmbezirke erreichte die<br />

Kurmanbek Bakijew durch Mas- Stimme abzugeben“, hieß es in der Zustimmung zur neuen Verfassenproteste<br />

im April hatte es im OSZE-Erklärung. sung mehr als 90 Prozent, wie die<br />

vergangenen Monat im Süden des Rosa Otunbajewa, die nach dem Wahlkommission am vergangenen<br />

Landes schwere Unruhen und Aus- Sturz Bakijews zur provisorischen Montag mitteilte. Die Wahlbeteilischreitungen<br />

gegen die usbekische Präsidentin ernannt wurde, teilte gung bei dem Referendum lag bei<br />

Minderheit gegeben (<strong>aktuell</strong> 24/10). mit, sie sei nach dem Referendum knapp 70 Prozent. (au)<br />

Administrative Schwierigkeiten<br />

Khartum. Gut ein halbes Jahr vor gerkrieg geschlossenen Nord-Süd- gation betonten die Rolle der interdem<br />

Referendum über die Unabhän- Friedensabkommens. nationalen Gemeinschaft und spegigkeit<br />

des Südsudan bereitet die William Deng Deng, in der Regie- ziell Deutschlands. Den Folgen des<br />

technische Umsetzung der Abstim- rung des Südsudan für die Entwaff- Bürgerkrieges wie Zerstörung oder<br />

mung offenbar massive Probleme. nung und Wiedereingliederung von Hungersnöten könne die Staatenge-<br />

„Bislang sind viele Fragen zur admi- Rebellen verantwortlich, sagte, er meinschaft nur mit wirtschaftlicher<br />

nistrativen Durchführung des Refe- hoffe auf die Unabhängigkeit des Unterstützung begegnen. „Wir braurendums<br />

nicht geklärt“, warnte der Südsudan und auf demokratische chen jede Hilfe, die wir bekommen<br />

Südsudan-Experte der Internatio- Strukturen. „Aber egal, wie das können“, sagten sie.<br />

nal Crisis Group (IGG), Zachary Referendum ausgeht, wir müssen Wolf Christian Paes, Mitarbeiter<br />

Vertin. Dabei stelle sich auch die das Ergebnis respektieren“, betonte des Bonner International Center for<br />

Frage nach der Rolle der interna- er. Neue gewaltsame Auseinander- Conversion (BICC), forderte neben<br />

tionalen Gemeinschaft, so Vertin, setzung zwischen Nord- und Süd- wirtschaftlicher Unterstützung vor<br />

Mitglied einer Expertendelegation sudan müssten verhindert werden. allem Hilfen zur Stabilisierung der<br />

aus dem Südsudan. Sollte die Abstimmung einen Ver- politischen Lage. Gerade die poli-<br />

Im Januar 2011 soll die Bevölkerung bleib des Südsudan unter der Zen- tischen Stiftungen könnten vor Ort<br />

des Südsudan über eine mögliche tralregierung in Khartum ergeben, eine wichtige Rolle spielen, indem<br />

staatliche Unabhängigkeit abstim- stelle sich jedoch die Frage, „wie sie gewählte Parlamentsmitglieder<br />

men. Das Referendum ist Teil des diese Einheit aussehen kann“. für demokratische Prozesse schul-<br />

2005 nach jahrzehntelangem Bür- Die Mitglieder der Expertendele- ten. (cdt)<br />

Einmütig ernannt<br />

Washington. Ohne Gegenstimme<br />

hat der US-Senat die Ernennung von<br />

General David Petraeus zum Kommandeur<br />

der internationalen Truppe<br />

in Afghanistan (ISAF) bestätigt.<br />

Alle 99 Senatoren stimmten am vergangenen<br />

Mittwoch für den 57-Jährigen,<br />

der auf Vorschlag von Präsident<br />

Barack Obama die Nachfolge<br />

des entlassenen General Stanley<br />

McChrystal antritt. (lon)<br />

Neuer Anlauf<br />

Brüssel. Die EU und die USA<br />

haben das umstrittene SWIFT-<br />

Abkommen am vergangenen Montag<br />

unterzeichnet. Als letzter Schritt<br />

steht die Zustimmung des Europaparlaments<br />

aus, die diese Woche<br />

erfolgen könnte. Das neue Abkommen<br />

enthalte bezüglich des Rechtsund<br />

Datenschutzes „deutliche Verbesserungen“<br />

gegenüber einem Interimsabkommen,<br />

das das Parlament<br />

im Februar gekippt hatte. (jes)<br />

Grenze geschlossen<br />

Khartum. Der Sudan wird von<br />

<strong>Juli</strong> an seine Grenze zu Libyen<br />

schließen. Das Innenministerium<br />

in Khartum begründete diesen<br />

Schritt mit Sicherheitsproblemen<br />

und Überfällen im Grenzgebiet,<br />

berichtete die Zeitung Sudan<br />

Tribune am vergangenen Dienstag.<br />

Zum Schutz der Bürger beider<br />

Staaten müsse die Grenze geschlossen<br />

bleiben, bis Armee, Polizei und<br />

Grenztruppen neu strukturiert seien<br />

und mehr Sicherheit garantieren<br />

könnten. (ek)<br />

Mehr Kindersoldaten<br />

Genf. Immer mehr Rebellengruppen<br />

und Milizen wie die Taliban<br />

in Afghanistan setzen nach Angaben<br />

der Vereinten Nationen Kinder<br />

als Soldaten ein. Ende 2009 hätten<br />

rund 50 nichtstaatliche Gruppen<br />

Kinder für sich kämpfen lassen,<br />

sagte die UN-Sonderbeauftragte für<br />

Kinder und bewaffnete Konflikte,<br />

Radhika Coomaraswamy, in Genf.<br />

Im Jahr 2001 hätten 23 Rebellengruppen<br />

Jungen und Mädchen in<br />

Kriege geschickt. (rks)


6 <strong>aktuell</strong> HINTERGRUND<br />

International eingebunden<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Die Streitkräfte Luxemburgs: Multinational ausgebildet, anpassungsfähig und fast überall im Einsatz.<br />

Belgien, Niederlande und Luxemburg<br />

(BeNeLux) sind die westlichen<br />

Nachbarn Deutschlands.<br />

Alle drei sind Gründungsstaaten<br />

der NATO und gehören schon<br />

lange der Europäischen Union an.<br />

Auf den ersten Blick haben sie im<br />

Bereich der Sicherheits- und Verteidigungspolitik<br />

große Gemeinsamkeiten<br />

mit Deutschland, doch<br />

es gibt auch Unterschiede. <strong>aktuell</strong><br />

stellt die Streitkräfte der BeNeLux-<br />

Länder in einer dreiteiligen Serie<br />

näher vor.<br />

von Katalin Birta<br />

Luxemburg. Eine 1000 Frauen<br />

und Männer umfassende Armee ist<br />

trotz der sich stets verkleinernden<br />

europäischen Streitkräfte eher ungewöhnlich.<br />

Und doch gibt es sie –<br />

in Luxemburg. „Diese ist in erster<br />

Hinsicht der politische Ausdruck<br />

der Unabhängigkeit Luxemburgs“,<br />

betont ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.<br />

Und die Beteiligung<br />

an Auslandseinsätzen sei<br />

zuletzt ein Beitrag zur Solidarität<br />

gegenüber Alliierten und Partnern<br />

sowie ein Bekenntnis zu den<br />

Grundwerten von NATO, EU und<br />

VN, dessen Gründungsmitglied<br />

Luxemburg ist.<br />

Nach dem Londoner Vertrag von<br />

1867 sollte Luxemburg nicht nur<br />

neutral, sondern auch unbewaffnet<br />

sein. Aufgrund der negativen Erfahrungen<br />

im Ersten und Zweiten Weltkrieg<br />

gab es 1948 diese Neutralität<br />

jedoch auf. Eine großherzogliche<br />

Verordnung hatte bereits im November<br />

1944 die allgemeine Wehrpflicht<br />

eingeführt. Zwar wurde diese 1967<br />

wieder abgeschafft, dennoch besitzt<br />

Luxemburg keine Berufsarmee im<br />

üblichen Sinn. Die Soldaten leisten<br />

einen „Freiwilligendienst“, dessen<br />

Attraktivität durch Vorteile auf dem<br />

Arbeitsmarkt gesichert wird. Ende<br />

2007 wurde dieses System durch<br />

die Möglichkeit der „freiwilligen<br />

Einsatzbereitschaft“ erweitert, bei<br />

der sich die Soldaten für vier Jahre<br />

verpflichten können. Damit können<br />

diese auch an Auslandseinsätzen<br />

teilnehmen.<br />

Bis auf ein paar wenige eigene Ausbildungsstätten,<br />

um die freiwilligen<br />

Soldaten auszubilden, nutzt die<br />

Armee die Einrichtungen ande-<br />

Auf Patrouille im Kosovo: die luxemburgische Armee bei KFOR.<br />

Auch bei UNIFIL mit dabei: Soldaten der Luxemburger Armee.<br />

Verteidigungsministerium Luxemburg (2)<br />

rer Länder, zum Beispiel von Belgien<br />

und Frankreich, aber auch von<br />

Deutschland, der Schweiz und den<br />

USA. Dieser internationale Austausch<br />

generiere einen wichtigen<br />

Mehrwert für die Armee, der aus<br />

unentbehrlichen Erfahrungen und<br />

Erkenntnissen für die Ausbildung<br />

und die Einsatzführung bestehe,<br />

erklärt der Sprecher weiter. Und<br />

diese Zusammenarbeit ermögliche<br />

auch den direkten Leistungsvergleich<br />

mit den Partnerstreitkräften,<br />

was wiederum den Aufbau und die<br />

Weiterentwicklung von Fähigkeiten<br />

und Kompetenzen erleichtere.<br />

Seit 2002 ermöglicht Luxemburg<br />

auch EU-Bürgern, die mindestens<br />

drei Jahre in Luxemburg wohnen,<br />

als Zeitsoldaten in der Armee zu<br />

dienen, bei gleichen Aufgaben wie<br />

die luxemburgischen Staatsbürger.<br />

Derzeit sind 12,5 Prozent des Personals<br />

EU-Bürger, die aus acht<br />

verschiedenen Nationen kommen<br />

– rund zwei Drittel stammen aus<br />

Portugal, aber auch Deutsche sind<br />

darunter. Die Möglichkeit, als EU-<br />

Bürger der luxemburgischen Armee<br />

beitreten zu können, wirke sich des<br />

Weiteren positiv auf deren Integration<br />

in die Gesellschaft aus.<br />

Loyalitätsprobleme sieht das Verteidigungsministerium<br />

keine. Im<br />

Gegenteil: In der Flexibilität und<br />

Anpassungsfähigkeit ihrer Soldaten<br />

liege die besondere Stärke<br />

der Armee. „Hinzu kommt, dass<br />

der Großteil der luxemburgischen<br />

Armee mehrsprachig ist. Viele<br />

sprechen sowohl Deutsch, als auch<br />

Französisch und Englisch“, hebt<br />

der Sprecher hervor. „Das vereinfacht<br />

die multilaterale Zusammenarbeit<br />

und ermöglicht eine problemlose<br />

Verständigung auf sprachlicher<br />

Ebene.“ Vor allem bei internationalen<br />

Missionen ist dies ein großer<br />

Vorteil. Denn trotz ihres geringen<br />

Personalumfangs beteiligen<br />

sich die luxemburgischen Streitkräfte<br />

an zahlreichen internationalen<br />

Missionen. So etwa auf dem<br />

Balkan oder in Afghanistan. Außerdem<br />

sind sie bei UNIFIL im Libanon<br />

und in Afrika im Sudan und<br />

im Kongo aktiv. Seit 1996 beteiligt<br />

sich Luxemburg am Eurokorps<br />

und arbeitet sicherheitspolitisch eng<br />

mit seinem Nachbarland Belgien<br />

zusammen.<br />

Abschließend kann festgestellt<br />

werden, so der Ministeriumssprecher,<br />

dass die Auslandseinsätze ein<br />

fester Bestandteil der Aussenpolitik<br />

Luxemburgs geworden sind und in<br />

der Gesellschaft zum Verständnis<br />

über die Aufgaben der Armee beitragen.<br />

Und deren „soziale“ Funktion,<br />

vor allem das Wiedereingliedern<br />

der Soldaten ins zivile Berufsleben,<br />

fördert zudem zu einem<br />

wesentlichen Teil die Akzeptanz<br />

der Armee in der Gesellschaft.<br />

Fakten<br />

Bevölkerung: rund 500 000<br />

Einwohner<br />

Fläche: 2586 km²<br />

Staatsform: konstitutionellparlamentarische<br />

Monarchie<br />

Streitkräfte: 1000 Soldaten<br />

(Berufsarmee)<br />

Haushalt: Verteidigungsetat<br />

280 Millionen<br />

Euro<br />

Mehr unter: www.armee.lu.


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> Gesellschaft<br />

<strong>aktuell</strong> 7<br />

Verbotene Leidenschaft<br />

In Somalia terrorisieren islamistische Milizen die Bevölkerung und drohen auch Fußballfans mit Strafen.<br />

Mogadischu. Ganz Afrika ist<br />

in diesen Tagen <strong>vom</strong> Fußballfieber<br />

erfasst. Mal überschwenglich<br />

jubelnd, als Ghana mit einem 1:0-Sieg Elmi/dpa/pa<br />

über die USA ins WM-Viertelfinale<br />

einzog, mal grenzenlos enttäuscht<br />

über das Abschneiden der restlichen<br />

afrikanischen Mannschaften bei der<br />

ersten Weltmeisterschaft auf dem<br />

schwarzen Kontinent.<br />

Ganz Afrika? Nein, in Somalia ist<br />

den meisten Fans die Freude an der<br />

WM am Kap verwehrt. Radikal-<br />

islamische Milizen, die große<br />

Teile des Krisenstaates am Horn<br />

von Afrika kontrollieren, drohen<br />

mit drakonischen Strafen für alle,<br />

die sich an dem als „unislamisch“<br />

verteufelten Sport erfreuen wollen.<br />

„Ich warne die somalische Jugend“,<br />

drohte etwa Sheikh Mohamed Abdi<br />

Aros, Sprecher der Miliz Hizbul<br />

Islam. „Sie soll es nicht wagen, straßenfußball: solche szenen – wie hier vor drei Jahren – sind kaum noch in Mogadischu anzutreffen.<br />

diese WM-Spiele anzusehen. Das<br />

ist Zeit- und Geldverschwendung.“ anschauen, verhaftet werden. tragung an“, verrät Mowlid Abdul- lischen Fußballverband SSF orga-<br />

So verfolgen Fans in Somalia das Auch die Al-Shabaab-Miliz, die kadir Farah, der sich von den Radi- nisiert werden, kommen zahlreiche<br />

Großereignis wenn überhaupt nur wegen ihrer Al Kaida-Kontakte von kalen die Freude am Fußball nicht Zuschauer. So ist SSF-Sprecher<br />

klammheimlich – oftmals sogar den USA und anderen Staaten als gänzlich nehmen lassen will. „Aber Shafi Mohyadeen trotz aller Schwieunter<br />

Lebensgefahr. Terrororganisation eingestuft wird, wir horchen immer, was sich drau- rigkeiten davon überzeugt, dass<br />

Hizbul Islam zeigte gleich an den verhängte einen Fußballbann. Die ßen tut und wagen nicht zu jubeln, Fußball in seinem Land eine Zukunft<br />

ersten WM-Tagen, dass es den Isla- somalische Fußball-Nationalmann- damit uns niemand hört.“ hat. „Jedes Mal, wenn wir spielen,<br />

misten mit ihren Drohungen ernst schaft kann nur unter Polizeischutz Auch Ibrahim Ahmed Saed aus kommen tausende Fans zum Zu-<br />

ist: Bereits während des Spiels trainieren, das einstige National- Mogadischu widersetzt sich in aller schauen“, berichtet er stolz.<br />

Nigeria gegen Argentinien sollen stadion in Mogadischu ist inzwi- Stille dem Fußballverbot. Da er aber Somalia war übrigens das einzige<br />

zwei junge Männer erschossen wor- schen ein Ausbildungsgelände der Angst vor einer Strafe hat, wird er Land, durch das der WM-Pokal<br />

den sein, die das Spiel im Fernsehen Islamisten. „Vor vier Jahren haben nur eine „stumme“ WM genießen bei seiner Reise durch Afrika nicht<br />

ansahen. Wenig später wurden in Fans, die zu Hause kein Fernseh- können. Der Fußballfan kann die tourte. Auch hatten die somalischen<br />

der Region Afgoye, etwa 60 Kilo- gerät hatten, die Übertragungen Haltung der Islamisten nicht verste- Kicker nie eine reale Chance, sich<br />

meter entfernt von der Hauptstadt im Kino sehen können“, erinnert hen, gibt es doch selbst in so streng für die Weltmeisterschaft in Süd-<br />

Mogadischu, nach arabischen Medi- sich ein Fußballfan in Mogadischu muslimischen Ländern wie Saudi afrika zu qualifizieren. Nur mit<br />

enberichten mehr als 30 Jugendli- wehmütig. „Aber Al-Shabaab hat Arabien, Kuwait oder dem Iran dem Hip-Hopper K‘naan hatte das<br />

che und junge Männer festgenom- alle Kinos schließen lassen, weil ganz legal Fußballmannschaften kriegszerstörte Land einen Vermen.<br />

Sie hatten trotz Verbots das sie unislamisch sind.“ und -spiele. „Ich bete zu Allah, und treter in Südafrika. Der in Moga-<br />

Spiel Deutschland gegen Australien Nur in den wenigen Teilen Moga- ich komme all meinen religiösen dischu geborene Künstler, der in<br />

gesehen. Ihnen drohen nun öffent- dischus, die von den Truppen der Pflichten nach“, versichert er. „Aber Kanada lebt, sang beim großen<br />

liche Auspeitschungen. schwachen Übergangsregierung die Spiele sehe ich mir trotzdem an. Konzert am Vorabend des Eröff-<br />

„Wir wollen nicht, dass sich unsere kontrolliert werden, können Fuß- Das hat nichts mit meinem Glau- nungsspiels. Doch sehen konnten<br />

Leute mit halbnackten Verrückten ballliebhaber noch ins Kino gehen ben an Allah zu tun.“ ihn seine Landsleute nicht.<br />

beschäftigen, die einer aufgepump- und die WM erleben. Glück hat, wer Der seit fast 20 Jahren andauernde „Es ist sehr enttäuschend. Wir haben<br />

ten Kugel hinterherlaufen“, erklärt ein Fernsehgerät und eine Satelli- Bürgerkrieg in dem ostafrikanischen unseren jungen Rapper K‘naan,<br />

Sheikh Mohamed Osman Arus, hoch- tenschüssel besitzt und heimlich zu Land hat die Bevölkerung bisher der bei dem großen Event singt,<br />

rangiges Mitglied von Hizbul Islam. Hause die Spiele verfolgen kann. nicht von ihrer Leidenschaft für Fuß- und wir, seine Mitbürger, können<br />

Die Rebellenorganisation hat in Doch von einem richtigen Fuß- ball abbringen können. Und viele ihm noch nicht einmal zuschauen“,<br />

Süd- und Mittelsomalia ihre Inter- ballabend, an dem nicht nur mit- Somalier sind selbst heute aktiv. bedauert die <strong>26</strong>-jährige Kadro Alas.<br />

pretation des islamischen Rechts, gefiebert, sondern auch mit geju- Während in einigen Teilen Mogadi- Doch als Hip-Hopper und Fußballder<br />

Scharia, durchgesetzt. Arus belt wird, sind diese Treffen des schus weiter gekämpft wird, treffen Liebhaber mit westlichem Lebenswiderspricht<br />

aber den Berichten, „Fußball-Untergrunds“ weit ent- sich in anderen Vierteln Jugendliche stil vereint K‘naan praktisch alle<br />

wonach Somalier, die sich die WM- fernt. „Wir drehen den Ton ab und zum Kicken. Und zu den Spielen „Übel“, gegen die die Religions-<br />

Übertragungen trotz des Verbots schauen uns ganz leise die Über- lokaler Vereine, die von dem Soma- polizei vorgeht. (eb)


8 <strong>aktuell</strong> streitkräfte<br />

<strong>aktuell</strong> 9<br />

Einer der „bestgeschützten Hügel der Welt“<br />

Heuberg. Die Zuschauertribüne tion erfordern“, stellt er fest. Für<br />

von Klaus D. Treude<br />

in stellung gegangen: ein „stinger“-trupp der Deutschen Luftwaffe. stellungswechsel: eine „Patriot“-einheit auf dem Marsch in die neue stellung. Aus slowenien zur Übung „elite“ angereist: das Waffensystem „roland“.<br />

digungsanlagen am Boden, die<br />

große Unterschiede in der Reak-<br />

Lw fki/PIZ<br />

am oberen Ende der Schießbahn 10<br />

des Truppenübungsplatzes Heu- Rund 1500 Soldaten aus 15 Nationen üben auf dem Truppenübungsplatz Heuberg den bodengebundenen Kampf gegen anfliegende Luftfahrzeuge.<br />

ihn ist die Übung ein hervorra-<br />

gendes Überprüfungstool, ob die<br />

berg füllt sich zusehends mit hoch- taktische Ausbildung im Vergleich<br />

rangigen Besuchern der Übung<br />

„ELITE <strong>2010</strong>“. Mit dabei auch<br />

der Befehlshaber des Luftwaffen-<br />

„Grom“, slowenischen „Roland“<br />

und türkischen „Rapier“. Nieder-<br />

länder und Türken haben wie die<br />

Qualität. „Es gibt keine bessere<br />

Möglichkeit die Schützen weiter<br />

auszubilden“, meint Hauptfeldmit<br />

anderen Nationen auf dem<br />

neuesten Stand ist.<br />

Missionen werden bei den Transführungskommandos,<br />

General- Deutschen „Stinger“-Trupps in webel Karsten Obst nachdem er portern wie bei den Jets sowohl<br />

leutnant Peter Schelzig, für den Stellung gebracht. Die Bundes- mit seinen Soldaten die anfangs separat als auch „combined“, also<br />

die stark einsatzbezogene Übung wehr hält unter anderem SA-6, beschriebene Attacke aus der Luft gemeinsam mit den ausländischen<br />

die wichtigste für die Luftwaffe „Patriot“ und „Skyguard II“ am überstanden hat. Obst führt die Crews geflogen. Die Erfahrungen<br />

ist. Journalisten und Soldaten, die derzeit gegen Bedrohung aus der deutschen „Stinger“-Trupps und aus dem soeben beendeten Einsatz<br />

keinen Sitzplatz gefunden haben, Luft „bestgeschützten Hügel der begründet seine Einschätzung mit werden direkt im Anschluss mit<br />

drängen sich in dichten Pulks links Welt“ auf der Schwäbischen Alb dem hohen Flugaufkommen bei den Besatzungen und per Videound<br />

rechts neben der überdachten einsatzbereit. „ELITE“. Mit dem Kampf im Ver- konferenz mit den GBAD-Kräf-<br />

Tribüne, die von hinten ein wenig 21 Nationen hat das Luftwaffen- bund mit anderen Nationen ist der ten auf dem Heuberg besprochen<br />

an den Bühnenaufbau eines Open- führungskommando in diesem Jahr „ELITE“-erfahrene Hauptfeldwe- und bereits in der nächsten Mis-<br />

Air-Konzertes erinnert. In weni- zu „ELITE“ (Electronic War- bel „sehr zufrieden“. sion berücksichtigt. Um die Quagen<br />

Minuten wird hier das Spek- fare Live Training Exercise) ein- Major Achim Otremba ist von lität der Auswertung der einzeltakel<br />

losgehen. Allerdings wird geladen, 15 von ihnen nehmen dem „Spielen mit einer realis- nen Einsätze zu verbessern, wurde<br />

dann keine Heavy Metal Band nun auch tatsächlich aktiv an der tischen Bedrohung“ fest über- die Datenaufzeichnung, -verarbeilautstark<br />

losdröhnen, sondern zweiwöchigen Übung teil, die am zeugt. Die Entschlussfassung, so tung und -darstellung gegenüber<br />

F-16, F-18, „Eurofighter“, CH-53 vergangenen Donnerstag endete. der „Patriot“-Staffelchef, sei völ- früheren Übungen nochmals weiund<br />

zum Abschluss einige „Tor- Hinzu kommen Beobachter aus lig anders: „Das bringt uns deut- ter entwickelt.<br />

nado“ für Donner-Sound sorgen. acht weiteren Nationen. Insgesamt lich weiter.“ Der schwedische So hat auch für Major Dominik<br />

Einmal am Tag inszeniert „Cur- 68 Luftfahrzeuge und 16 verschie- Oberleutnant Anders Simonsson Rind „ELITE“ höchsten Stellenrent<br />

Operations“, das – so des- dene Waffensysteme der bodenge- ist bereits zum zweiten Mal mit wert. „Man kann einsatznah üben,<br />

sen Leiter, Oberstleutnant Oliver bundenen Luftverteidigung wer- seiner „Giraffe“ bei „ELITE“ und anders als wir das sonst tun.“ Der<br />

Eckstein – „Herzstück für lau- den eingesetzt. Knapp 1500 Solda- meint: „I like this exercise.“ Sein Waffensystemoffizier <strong>vom</strong> Jagdfende<br />

Operationen“, eine solche ten üben auf dem Truppenübungs- ein Hubschrauber <strong>vom</strong> typ CH-53 stößt täuschkörper aus: brennende Magnesiumkugeln sollen feindliche flugabwehrraketen <strong>vom</strong> eigentlichen Ziel ablenken. norwegischer Kamerad, Oberst- bombergeschwader 32 lobt die<br />

COMAO (Combined Air Ope- platz Heuberg und noch einmal leutnant Erjan Pettersen, ist dank- Zusammenarbeit mit den Hubration<br />

– Verbundene Luftkrieg- die gleiche Anzahl auf den Flie- dern mit der Ausrichtung auf die aus findet bei ‚ELITE‘ durch das systemen am Boden durch die einmal, dass „ELITE“ eine Live- bar für „many, many, many enga- schrauberkräften und ist sehr<br />

führung). gerhorsten Lechfeld, Neuburg, Verfahren des Elektronischen Zusammenwirken der einzelnen Luftwaffe, so dass Hubschrauber Übung ist, an der fliegende und gements“ und sieht in der Übung angetan von der Möglichkeit,<br />

In dieser Stunde sind die Besat- Laupheim, Landsberg, Mengen, Kampfes auch eine besonders Waffensysteme aus den teilneh- des Heeres einfliegen und Kräfte bodengebundene Waffensysteme eine „excellent training oppor- viele verschiedene Flugabwehrrazungen<br />

der auf und um den Großen Geilenkirchen, Avord und Metz. spezialisierte. Nirgendwo sonst menden Nationen statt“, erklärt am Boden absetzen können.“ sowie Gefechtsstände gleichzei- tunity“. keten-Systeme auf engstem Raum<br />

Heuberg verteilten Kräfte der In die Übung eingebunden sind in Europa gibt es ein so variables Rützel. „Aber auch in der Luft Der Aufwand für die Übung ist tig teilnehmen und ihre Verfah- Ein Pilot hat naturgemäß andere beüben zu können. „Durch die<br />

bodengebundenen Luftvertei- weitere Teilnehmer wie das CRC und breites Spektrum von boden- beim Täuschen und Stören sowie beträchtlich, nicht nur für die ren gemeinsam testen und wei- Übungsschwerpunkte als ein Luft- Vielfalt erhält man viele Eindrüdigung<br />

(GBAD) aufs Höchste (Control and Reporting Center – gebundenen Luftverteidigungssy- auf anderen Feldern gibt es der- Deutsche Luftwaffe als Gastge- ter entwickeln können. Natürlich verteidiger am Boden. Für Haupt- cke, lernt viel, erkennt auch, ob<br />

gefordert. Österreichische „Sky- Radar-Flugmelde- und Leitzentrale) stemen an einem Ort.“ Das inten- artige Operationen. In der Luft ist ber, sondern auch für die auslän- kann man die jeweiligen Einsatz- mann Markus Jehl <strong>vom</strong> Luft- die eigene Ausrüstung und die<br />

guard“ kämpfen hier Schulter an Meßstetten und SIGINT-Kräfte. sive Trainieren von „Joint and das gemeinsame Operieren von dischen Gäste. Es muss also schon verfahren auch anderweitig trai- transportgeschwader 61 liegt der Anzeigen in der Maschine effek-<br />

Schulter mit französischen und „ELITE“, so Übungsdirektor Combined Operations“ ist eines Kampfflugzeugen, auch teilstreit- besondere Gründe geben, warum nieren, an Simulatoren zum Bei- besondere Reiz von „ELITE“ tiv sind.“<br />

belgischen „Mistral“, franzö- Oberst Achim Rützel, „ist nicht der Hauptziele der Übung. kraftübergreifend, der Regelfall. so viele Nationen der Einladung spiel. Das gemeinsame Erproben in dem ansonsten eher seltenen<br />

sischen, schwedischen und fin- nur die größte Übung der deut- Doch wie wird dieses Ziel erreicht? Geübt wird beispielsweise das gefolgt sind. Und hier schlagen von Einsatzszenarien in der Praxis breit gefächerten Übungsspek- Weitere Informationen auch auf<br />

nischen „Giraffe“, polnischen schen Luftwaffe überhaupt, son- „Luftverteidigung <strong>vom</strong> Boden Niederhalten von Flugabwehr- viele Faktoren zu Buche. Zunächst allerdings hat schon eine andere trum: „Es gibt sehr viele Vertei- www.luftwaffe.de.<br />

Klaf<br />

Mühle/ PIZ Lw<br />

Ziel erfasst: ein österreichischer „Mistral“-trupp visiert eine C-160 an.<br />

Groenefeld/ PIZ Lw (3)


10 <strong>aktuell</strong> EINSATZ 5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Kommandowechsel<br />

Prizren. Bei einem nationalen<br />

Appell übergab vor einer Woche der<br />

stellvertretende Befehlshaber des<br />

Einsatzführungskommandos der<br />

<strong>Bundeswehr</strong>, Generalmajor Wolf-<br />

Dietrich Kriesel (M.), das Kommando<br />

über das deutsche Einsatzkontingentes<br />

KFOR von Brigadegeneral<br />

Manfred Hofmeyer (l.) an<br />

Brigadegeneral Stephan Thomas<br />

(r.). Wenig später, bei einem internationalen<br />

Appell, sagte der Kommandeur<br />

KFOR, Generalleutnant<br />

Markus Bentler: „KFOR ist eine<br />

Erfolgsgeschichte und befindet sich<br />

nun im Endspurt kurz vor dem Ziel.“<br />

Ein eindeutiges Mandat, angemessene<br />

Ressourcen, und starke Unterstützung<br />

durch die Öffentlichkeit<br />

seien Grundlage für einen erfolgreichen<br />

Einsatz. „Möglicherweise<br />

können wir unsere Mission sogar<br />

mit noch weniger Soldaten erfüllen“,<br />

so Bentler. (eb)<br />

Der letzte Ball<br />

PIZ Prizren<br />

Berlin. Die Fußball-WM in Südafrika<br />

geht am kommenden Sonntag<br />

zu Ende. Das Finale in Johannesburg<br />

ist zugleich auch der Abschluss<br />

der <strong>aktuell</strong>-Fußballverlosungen. In<br />

dieser Woche ist es noch einmal<br />

ein von den deutschen Nationalspielern<br />

signierter WM-Ball, der<br />

verlost wird. Teilnahmeberechtigt<br />

sind alle <strong>Bundeswehr</strong>angehörigen,<br />

die derzeit an einem Auslandseinsatz<br />

teilnehmen. Informationen zur<br />

Verlosung gibt es in den Betreuungseinrichtungen<br />

vor Ort. (bri)<br />

<strong>aktuell</strong><br />

Einsatz beendet<br />

Nach achteinhalb Jahren beendet die <strong>Bundeswehr</strong> ihre OEF-Beteiligung.<br />

Dschibuti Mit der letzten Landung<br />

des Seefernaufklärers P-3C PIZ Dji<br />

„Orion“ in Dschibuti endete jetzt<br />

nach achteinhalb Jahren der Anti-<br />

Terror-Einsatz „Operation Enduring<br />

Freedom“ (OEF) der <strong>Bundeswehr</strong><br />

am Horn von Afrika. Der Befehlshaber<br />

des Einsatzführungskommandos<br />

der <strong>Bundeswehr</strong>, Generalleutnant<br />

Rainer Glatz, stellte die Task<br />

Group anschließend außer Dienst.<br />

Die Deutsche Marine wird jedoch<br />

in der Region bleiben: Mit einer<br />

Fregatte und 250 Soldaten wird sie<br />

sich zur Abwehr der Piraterie vor<br />

der Küste Somalias weiterhin an Letzte Landung: Deutscher OEF-Beitrag am Horn von Afrika beendet.<br />

der EU-Mission „Atalanta“ beteiligen.<br />

Mit seinem OEF-Beitrag hatte zu erhalten, so Glatz. Mit einem unterstrich Glatz. Sie wird im Rahsich<br />

Deutschland der Reaktion der verdichteten Lagebild und der men der NATO-Operation „Active<br />

internationalen Staatengemein- gezielten Aufklärung durch die Endeavour“ im Mittelmeer weiterschaft<br />

auf die Terroranschläge in Task Force war es dem amerika- geführt. „Der uneingeschränkte<br />

den USA <strong>vom</strong> 11. September 2001 nischen Befehlshaber möglich, Fokus der Operationen deutscher<br />

angeschlossen. Sachstände und Entwicklungen Seestreitkräfte im Indischen Ozean<br />

Durch die Präsenz der Seestreit- im Einsatzgebiet zu erkennen, zu liegt ab sofort auf der Beteiligung<br />

kräfte im Einsatzgebiet und durch bewerten und auf sie zu reagieren. am EU-geführten Anti-Pirateriekontinuierliches<br />

Abfragen und Kon- Mit dem 21. Einsatzkontingent Einsatz ‚Atalanta’.“ (eb)<br />

trollieren des Seeverkehrs sei es werde die deutsche Beteiligung im<br />

gelungen, die Abschreckung bis Kampf gegen den internationalen Weitere Informationen auch auf<br />

heute nahezu lückenlos aufrecht Terrorismus aber nicht beendet, www.einsatz.bundeswehr.de.<br />

Entbehrungsreiche Operation<br />

Baghlan. Wie erwartet wurden<br />

die Soldaten des Bad Reichenhaller<br />

Gebirgsjägerbataillons 231 als<br />

„Quick Reaction Force 5“ (QRF 5)<br />

kurz nach ihrem Eintreffen in<br />

Afghanistan in Aufträge eingebunden.<br />

Die erste Operation mit<br />

dem Namen „Taohid II“ betraf die<br />

Absicherung von Baumaßnahmen<br />

für mehrere „Combat Outposts“.<br />

Diese Befestigungen dienen den<br />

Sehr spartanisch: Leben im Felde während der Operation „Taohid II“.<br />

afghanischen Sicherheitskräf- sätze durchzuführen. Vor allem mit Kräfte. Auch Temperaturen bis zu<br />

ten als Stützpunkte, um taktisch Patrouillen wurde der Kontakt zu 40 Grad, Sandstürme, Gewitter und<br />

wichtige Brücken im Raum Baghlan, der dort lebenden Bevölkerung auf- zu dieser Zeit ungewöhnlich ergieeiner<br />

ehemaligen Talibanhochburg, genommen. bige Regenfälle forderten die Solzu<br />

sichern und offizielles afgha- Dieser Auftrag war für die Gebirgs- daten. Zum Abschluss von „Taohid<br />

nisches Recht sowie Ordnung in jäger sehr entbehrungsreich. Denn II“ zeigte sich aber nicht nur der<br />

diese Region zurück zu bringen. abseits der üblichen Feldlager mus- Kommandeur der QRF 5, Oberst-<br />

Insgesamt nahmen an dieser Ope- sten sich alle auf das Notwendigste leutnant Jared Sembritzki, mit der<br />

ration bis zu 200 Soldaten der QRF beschränken – in der Ausbildung Leistung der Soldaten zufrieden,<br />

über mehrere Wochen teil. Hierbei in Deutschland auch „Leben im auch der kommandierende Genelebten<br />

sie gemeinsam mit afgha- Felde“ genannt. Belastend war für ral des 209. afghanischen Korps,<br />

nischen Soldaten und Polizisten in die Soldaten dabei nicht nur die Generalmajor Murad Ali Murad,<br />

einer „Forward Operation Base“, Bedrohung durch die immer noch lobte die gute Zusammenarbeit<br />

um von dort aus gemeinsame Ein- im Raum verbliebenen militanten zwischen den Nationen. (roe)<br />

PIZ MeS


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> streitkräfte<br />

<strong>aktuell</strong> 11<br />

ende einer ära: Der „eurofighter“<br />

(Mitte und hinten) löst in Nörvenich<br />

den „tornado“ (vorn) ab. Mit<br />

dem Jagdbombergeschwader 31<br />

„Boelcke“ gab nun das älteste aktive<br />

„tornado“-Geschwader der Luftwaffe<br />

die letzten kampfflugzeuge<br />

dieses typs an die noch verbliebenen<br />

„tornado“-Verbände ab. im <strong>Juli</strong><br />

1983 nahm der Verband den flugbetrieb<br />

mit dem „tornado“ auf, nachdem<br />

kurz zuvor dort der „starfighter“<br />

außer Dienst gestellt wurde.<br />

Nach dem offiziellen flyout des „tornado“<br />

widmet sich das Geschwader<br />

nun der einführung des modernen<br />

kampfjets „eurofighter“. (eb)<br />

An historischer Stelle<br />

Sprungdienst und militärhistorische Weiterbildungen in der Normandie.<br />

Massenabsprung: Auch für fallschirmjäger der DsO nicht alltäglich. Gedenken in der Normandie.<br />

Normandie. Eine 30-köpfige Dele- Zum Gedenken an diese militä- Sekunden das Transportflugzeug.<br />

gation der Division Spezielle Ope- rische Operation setzten acht Flug- Insgesamt springen an diesem Tag<br />

rationen (DSO) nahm kürzlich an zeuge die Fallschirmspringer in vier 432 Fallschirmjäger über der frander<br />

internationalen Gedenkveran- Anflügen ab. zösischen Normandie ab. Dies war<br />

staltung zur Landung der Alliier- „Hook up!“, ruft der amerikanische den Höhepunkt der Reise für die<br />

ten in der Normandie teil. Neben Absetzleiter bei geöffneter Seiten- Fallschirmjäger der DSO, denn der<br />

militärhistorischen Weiterbildungen tür der C-130 „Herkules“ in den Massenabsprung ist auch für Fallund<br />

Empfängen stand für die Fall- Laderaum des Flugzeuges. Die Fall- schirmjäger nichts Alltägliches.<br />

schirmjäger aus allen Teilen der schirmjäger aus den USA, Frank- Zum Jahrestag der Invasion der<br />

Division der Massenabsprung über reich und Deutschland haken ihre Westalliierten in der Normandie<br />

dem ehemaligen Kampfgebiet im Aufziehleinen in das dafür vorgese- fanden neben dem Sprungdienst<br />

Mittelpunkt. hene Stahlseil ein. Ein letzter Blick während der „D-Day-Woche“<br />

Der geschichtliche Hintergrund für in die Augen der Kameraden. Man auch zahlreiche Gedenkveranstaldieses<br />

Vorhaben war der Einsatz der wünscht sich viel Glück – deutsche tungen statt. Die Delegation der<br />

82. und 101. US Airborne Division Fallschirmjäger, indem sie kurz DSO führte beispielsweise auf den<br />

im gleichen Zeitraum vor nunmehr vorher „Glück ab“ rufen, ameri- deutschen Soldatenfriedhöfen in<br />

66 Jahren. An gleicher Stelle lande- kanische Fallschirmjäger indem Orglandes und Huisness-Sur-Mer<br />

ten damals im Zweiten Weltkrieg sie „Airborne, all the way“ rufen Gedenkfeiern durch. Begleitet wurdie<br />

amerikanischen Fallschirm- – dann gibt der Absetzer das Zei- den diese Zeremonien von Abordjäger<br />

und bereiteten die Invasion chen zum Absprung. 40 Fallschirm- nungen der amerikanischen Fallder<br />

Westalliierten am Atlantik vor. jäger verlassen innerhalb weniger schirmjäger. (ehl)<br />

e (2)<br />

Ehlk<br />

Außer Dienst gestellt<br />

Amthor/PIZ Lw<br />

Münster. Mit einer feierlichen<br />

Serenade vor dem Schlossplatz in<br />

Münster wurde am vergangenen<br />

Mittwoch das Luftwaffentransportkommando<br />

(LTKdo) in Münster<br />

außer Dienst gestellt. Die Zuständigkeiten<br />

gehen zu großen Teilen an<br />

das Europäische Lufttransportkommando<br />

im niederländischen Eindhoven<br />

über (<strong>aktuell</strong> 9/10).<br />

Zuvor wurden bei einem Appell<br />

in der Luftwaffenkaserne die drei<br />

Lufttransportverbände – das Lufttransportgeschwader<br />

(LTG) 61 in<br />

Penzing, das LTG 62 in Wunstorf,<br />

mit seiner Lufttransportgruppe 62<br />

in Holzdorf und das LTG 63 in<br />

Hohn –sowie die Flugbereitschaft<br />

des Bundesministeriums der Verteidigung<br />

in Köln den Kommandos<br />

der 1. beziehungsweise der 4. Luftwaffendivision<br />

unterstellt. (eb)<br />

Für NRF bereit<br />

straßburg. Mit einem Appell in<br />

der französischen Garnisonsstadt<br />

Straßburg meldete am vergangenen<br />

Dienstag Generalleutnant Hans-<br />

Lothar Domröse die Einsatzbereitschaft<br />

des Eurokorps für die<br />

NATO Response Force 15 (NRF 15).<br />

Damit ist der Stab dieses Großverbandes<br />

bis zum Jahresende das Führungshauptquartier<br />

der Landkomponenten<br />

dieser schnellen Eingreiftruppe<br />

der NATO. „Die Ausbildung<br />

in den vergangenen Monaten war<br />

anspruchsvoll und gut. Wir sind<br />

auf alle möglichen Einsätze vorbereitet<br />

und eingestellt“, bekräftigte<br />

der Kommandierende General<br />

des Eurokorps in seiner Rede. (sch)


12 <strong>aktuell</strong> STREITKRÄFTE<br />

Neue Ausgabe<br />

Berlin. In dieser<br />

Woche wird die<br />

Doppelausgabe<br />

7/8 des <strong>Bundeswehr</strong>magazins<br />

Y<br />

ausgeliefert. Ein<br />

Blick in den<br />

Inhalt:<br />

Der Sudan steht vor der Spaltung<br />

Kaum ein Beobachter zweifelt noch<br />

daran, dass sich der Südsudan im<br />

nächsten Jahr <strong>vom</strong> Norden lossagen<br />

wird. Droht in dem Krisenherd<br />

Sudan ein neuer Bürgerkrieg?<br />

Mehr Soldat sein geht nicht<br />

In „nichtinternationalen bewaffneten<br />

Konflikten“ werden sie immer<br />

wichtiger. Aufgesessen im Schützenpanzer<br />

oder abgesessen: Die<br />

Soldaten des Panzergrenadierbataillons<br />

401 können kämpfen.<br />

„Kamerad Roboter“<br />

Der Terminator oder ähnliche<br />

Modelle leisten Unvorstellbares.<br />

Aber nur in der Fiktion. Der Einsatz<br />

von Robotern in der Wirklichkeit<br />

sieht weniger spektakulär aus.<br />

Eine Zwischenbilanz. (eb)<br />

AuS DEm TV-PRogRAmm<br />

Montag, 5. <strong>Juli</strong><br />

8.30 bwtv-Technik:<br />

Klimaschutz schafft Arbeitsplätze<br />

19.30 Spielfilm: Die Fremde in Dir<br />

Dienstag, 6. <strong>Juli</strong><br />

10.00 bwtv-magazin OBSERVE:<br />

u.a. Lehrübung Kampf<br />

19.30 Fußball-WM: Halbfinale 1<br />

Mittwoch, 7. <strong>Juli</strong><br />

15.30 bwtv-Reortage:<br />

bwtv by ILA - Making of<br />

10.00 bwtv-magazin OBSERVE:<br />

u.a. Der weiße Schwan der Ostsee<br />

19.30 Fußball-WM: Halbfinale 2<br />

Donnerstag, 8. <strong>Juli</strong><br />

10.00 bwtv-magazin OBSERVE:<br />

100 Jahre Marineschule Mürwick<br />

16.30 bwtv-Spielfilm: Der fremde Sohn<br />

Freitag, 9. <strong>Juli</strong><br />

10.00 bwtv-magazin OBSERVE:<br />

u.a. Eagle IV<br />

19.45 bwtv-Spielfilm: Keinohrhasen<br />

Samstag, 10. <strong>Juli</strong><br />

7.00 bwtv-Spielfilm: Déjá Vu<br />

10.00 bwtv-magazin OBSERVE:<br />

Weekend<br />

19.30 Fußball-WM: Spiel um Platz 3<br />

Sonntag, 11. <strong>Juli</strong><br />

7.30 bwtv-Serie: Alarm für Cobra 11<br />

11.00 bwtv-Spielfilm: Juno<br />

19.30 Fußball-WM: Finale<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Am Rande der Kieler Woche fand auf dem marinestütz- Parallel zu dieser Veranstaltung konnten die Besucher<br />

punkt Kiel-Holtenau das SAR-meet (Search and Res- auch die große Windjammerparade zum Abschluss<br />

cue) statt. Hierbei trafen sich die Crews verschiedener der Kieler Woche beobachten. Denn das Flugfeld<br />

Nationen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Neben liegt direkt an der Förde und erlaubt eine gute Sicht<br />

den Hubschraubern des marinefliegergeschwaders 5 auf das bunte Treiben auf dem Wasser. (eb)<br />

waren auch weitere 20 maschinen aus dem In- und<br />

Ausland zu sehen. Zum Tag der offenen Tür kamen mehr zum internationalen Treffen der Rettungsflieger<br />

mehr als 22 000 gäste in den marinestützpunkt. und zur Kieler Woche auf www.marine.de.<br />

In neuer Funktion<br />

Ehemalige Radarstellung in Kaufbeuren wird künftig als Kloster genutzt.<br />

Kaufbeuren. Ein außergewöhn- von Port Royal), Abt und Leiter des des mit seiner mächtigen Antenne<br />

liches Beispiel für Konversion gibt Klosters, fühlt sich zwar „ein wenig erinnere aber schon ein wenig an<br />

es seit kurzem in Kaufbeuren. Im eigenartig“ in dem ehemaligen Mili- einen Glockenturm, so der Pater<br />

Eichwald hoch über der Stadt im<br />

Allgäu haben die Mönche der altkatholischen<br />

ökumenischen Zister-<br />

tärgelände. Der Turm des Gebäu- weiter. (kdt)<br />

zienser-Abtei Sankt Severin die ehe-<br />

malige Radarstellung „Iller Radar“<br />

und spätere Ausbildungsstätte der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> zum Kloster umfunktioniert.<br />

Dort, wo bis zum Jahr 2000<br />

militärisches Flugsicherungspersonal<br />

für seine Aufgaben vorbereitet<br />

wurde, finden in Zukunft Gottesdienste<br />

und klösterliches Leben<br />

und Arbeiten statt.<br />

Mit einem Festgottesdienst wurde<br />

das ehemals militärische in ein<br />

kirchliches Areal umgewidmet.<br />

Pater Klaus Schlapps OPR (Orden Radarstellung: Bis 2000 militärisch genutzt, nun wird sie ein Kloster.<br />

Partnerschaft weiter ausgebaut<br />

Dresden. Der Kommandeur der Kooperationsvertrag unterzeichnet. sterin Helma Orosz besiegelt. Die<br />

Offizierschule des Heeres in Dres- „Ein enges Zusammenwirken mit Vereinbarung sieht unter anderem<br />

den, Brigadegeneral Franz Xaver unseren polnischen Freunden ist den Austausch von Lehrpersonal<br />

Pfrengle, und der Commandant mir eine Herzensangelegenheit“, und Offizieranwärtern vor sowie<br />

der Tadeusz Kosciuszko Militär- so Pfrengle. eine Zusammenarbeit im Bereich<br />

akademie der polnischen Land- Das „Technical Arrangement“ „Weiterentwicklung der Lehre“.<br />

streitkräfte in Breslau, Brigadege- wurde im Rahmen eines Emp- Dresden und Breslau sind bereits<br />

neral Kazimierz Jaklewicz, haben fangs im Rathaus und in Anwesen- seit 1959 durch eine Städtepartnerin<br />

der vergangenen Woche einen heit der Dresdner Oberbürgermei- schaft verbunden. (geo)<br />

Treude<br />

Höppner/MFG 5<br />

St. Severin


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> STREITKRÄFTE<br />

<strong>aktuell</strong> 13<br />

Facettenreich<br />

Studenten der Helmut-Schmidt-Universität erarbeiten Wanderausstellung.<br />

von Susanne Hansen<br />

U<br />

S<br />

H<br />

Hamburg. Mit einer Wanderausstellung<br />

mit dem Titel „Warum Soldaten“<br />

wollen Studierende der Helmut-Schmidt-Universität<br />

(HSU)<br />

den Diskurs über die Rolle der<br />

<strong>Bundeswehr</strong> neu entfachen. Dafür<br />

haben sie 1500 Vertreter aus dem<br />

Öffentlichen Leben und Privatpersonen<br />

nach ihrem ganz persönlichen<br />

Soldatenbild befragt – und<br />

500 spannende Antworten erhalten. Warum Soldaten? Eine Frage – viele unterschiedliche Antworten.<br />

Diese bilden zusammen mit 500<br />

Soldaten-Portraits den Grundstock Innenstadt. Viele zeigten sich von und DFB-Präsident Theo Zwanzider<br />

Ausstellung, die am heutigen der Frage überrascht. „Die mei- ger. Der Brief einer Frau, die als<br />

Montag in Berlin eröffnet wird. sten mussten einige Zeit nachden- Kind Krieg und Vertreibung erlebte,<br />

Schirmherr ist der frühere Wehr- ken, bevor sie antworten konnten“, ist in der Ausstellung ebenso vertrebeauftragte<br />

des Deutschen Bun- erinnert sich Leutnant Tobias Pie- ten wie die Schilderung von Marlis<br />

destages, Reinhold Robbe. Die katz. Damit hatten die Initiatoren Böken, deren Tochter Jenny Anfang<br />

Ausstellung soll die Bevölkerung bereits ein Ziel erreicht. September 2008 auf dem Segelzum<br />

Nachdenken und Mitdenken „Wir wollen eine Reaktion auf schulschiff „Gorch Fock“ tödlich<br />

animieren, hofft Robbe. „Gerade unsere Frage, gleichwohl ob sie verunglückte. „Wir waren überbei<br />

uns in Deutschland gibt es lei- zugewandt ist oder ablehnend. Wir rascht, dass so viele Antworten<br />

der keine breite gesellschaftliche wollen ein Zeichen setzen gegen das kamen“, sagt Piekatz.<br />

Debatte über die Frage, wofür weit verbreitete freundliche Desin- Die Antworten wurden auf 20<br />

unsere Soldaten ihre Gesundheit teresse gegenüber der <strong>Bundeswehr</strong>, Meter langen Stellwänden angeund<br />

ihr Leben einsetzen“, bedauert das besonders für die Kameraden bracht. Ihnen gegenüber stehen<br />

er. Dabei sind sie es, die im Auf- im Afghanistaneinsatz unerträglich Stellwände mit 500 Soldaten-Portrag<br />

des Parlaments in Krisenge- ist. Ein Tick mehr Interesse in der traits. Sie sollen symbolisieren, dass<br />

bieten ihr Leben riskieren. Gesellschaft darf es schon sein“, sich die jungen Frauen und Män-<br />

Aufgrund des ausbleibenden Dis- sagt auch Leutnant Martin Albrecht. nern den auch kritischen Aussagen<br />

kurses sind zehn Offiziere und Offi- Die vielfältigen kreativen und span- aus der Bevölkerung stellen. „Wir<br />

zieranwärter der HSU im Frühjahr nenden Reaktionen haben die Aus- wissen, was wir von uns halten.<br />

2009 in die Offensive gegangen. In stellungsmacher überrascht. 500 Aber was denkt die Bevölkerung<br />

einem Brief an mehr als 1000 Per- Kinder und Erwachsene schickten über uns? Das wollten wir heraussonen<br />

aus Wirtschaft, Parteien, Ver- Bilder, Statements oder Videobot- finden“, so Albrecht.<br />

bänden, Kirchen und Öffentlichem schaften. Darunter sind die dama- Die Ausstellung ist noch bis zum<br />

Leben baten sie um eine Antwort lige Vorsitzende des Zentralrats 16. <strong>Juli</strong> im Bundespresseamt in Berauf<br />

die Frage „Warum Soldaten“. der Juden, Charlotte Knobloch, der lin zu sehen. Anschließend soll sie<br />

Die gleiche Frage stellten sie Dut- Bischof von Osnabrück, Franz-Josef in möglichst vielen weiteren Städzenden<br />

Passanten in der Hamburger Bode, ADAC-Präsident Peter Meyer ten gezeigt werden.<br />

Besondere Ehrung: Brigadegeneral<br />

Thomas Reiter (M.) wurde durch<br />

den Dekan Ferdinand Svaricek und<br />

die Präsidentin Merith Niehuss die<br />

Ehrendoktorwürde der Fakultät für<br />

Luft- und Raumfahrttechnik der Universität<br />

der <strong>Bundeswehr</strong> München<br />

verliehen. Reiter, Luftwaffenpilot<br />

und heute Vorstandsmitglied des<br />

Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt, studierte in den 80er<br />

Jahren Luft- und Raumfahrttechnik<br />

an der Münchner <strong>Bundeswehr</strong>universität.<br />

1995 und 2006 war er<br />

für längere Zeit im Weltall. (eb)<br />

UniBwM<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber und verantwortlich für<br />

den Inhalt:<br />

Bundesministerium der Verteidigung<br />

Presse- und Informationsstab<br />

Stauffenbergstr. 18<br />

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(fpf, App: 290 27)<br />

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und Redakteur Streitkräfte:<br />

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<strong>Bundeswehr</strong> <strong>aktuell</strong><br />

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Axel Springer AG<br />

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Brunsbütteler Damm 156 - 172<br />

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Wöchentlich montags<br />

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Verteilung innerhalb der <strong>Bundeswehr</strong>:<br />

Streitkräfteamt<br />

Abteilung I – Informations- und<br />

Medienzentrale der <strong>Bundeswehr</strong><br />

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ISSN: 1618-9086<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und<br />

Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge<br />

geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie<br />

entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem<br />

Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem<br />

behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.<br />

<strong>aktuell</strong>


14 <strong>aktuell</strong> SPORT<br />

EM-Teilnahme sicher<br />

Wasserspringen. Dreimal stand<br />

Obergefreiter Patrick Hausding bei<br />

den diesjährigen Deutschen Meisterschaften<br />

ganz oben auf dem<br />

Treppchen. Vom Ein-Meter-Brett<br />

im Syncronspringen sicherte sich<br />

Hausding zusammen mit Oberfeldwebel<br />

Sascha Klein den Titel.<br />

Auch im Einzel überzeugte Hausding<br />

die Jury <strong>vom</strong> Ein-Meter-Brett.<br />

Zusammen mit Stephan Feck gelang<br />

dem Berliner dann das Triple <strong>vom</strong><br />

Drei-Meter-Brett. In der Entscheidung<br />

bei den Frauen <strong>vom</strong> Zehn-<br />

Meter-Turm wurde Oberfeldwebel<br />

Christin Steuer ihrer Favoritenstellung<br />

gerecht und konnte<br />

bereits zum zweiten Mal gewinnen.<br />

Mit 366,90 Punkten verteidigte<br />

die 27-Jährige ihren Vorjahrestitel<br />

vor der Berlinerin Stabsunteroffizier<br />

(FA) Nora Subschinski. Mit ihr war<br />

sie zuvor im Synchronspringen <strong>vom</strong><br />

Turm erfolgreich. Alle fünf Springer<br />

haben mit ihren Leistungen bei<br />

der DM das Ticket zu den Europameisterschaften<br />

in Budapest <strong>vom</strong><br />

9. bis zum 15. August gelöst.<br />

Hoffnungsträger<br />

Segeln. Deutschlands Segler haben<br />

in der populärsten olympischen<br />

Klasse Laser wieder Anschluss an<br />

die Weltspitze gefunden. 14 Jahre<br />

nach dem letzten Olympia-Start<br />

von Steuermann Stefan Warkalla<br />

aus Möhnesee greifen die deutschen<br />

Einhandsegler wieder nach<br />

Medaillen bei Titelkämpfen und<br />

Weltcups. Bei der Kieler Woche<br />

sicherte sich Hauptgefreiter Philipp<br />

Buhl im Endspurt Rang drei und<br />

steht für die Aufbruchstimmung<br />

in der Einhandklasse. Wenige Tage<br />

zuvor erreichte der 20-Jährige bei<br />

der Europameisterschaft in Tallin<br />

bereits den vierten Platz.<br />

Enttäuschte Kanuten<br />

Kanu. Beim Weltcup im spanischen<br />

La Seu d‘Urgell haben die<br />

Slalom-Kanuten auf ganzer Linie<br />

enttäuscht. Den einzigen Podestplatz<br />

für den Deutschen Kanu-Verband<br />

gab es im Canadier-Zweier.<br />

Dort landeten die früheren Weltmeister,<br />

die Stabsunteroffiziere (FA)<br />

Marcus Becker und Stefan Henze,<br />

auf dem dritten Platz. (eb)<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Wind und Wasser<br />

Stabsunteroffizier Lucas Zellmer ist einer der erfolgreichsten deutschen Segler.<br />

von Philipp Schulte<br />

Berlin. Früher waren sie Rivalen,<br />

heute heimsen sie gemeinsam einen<br />

Erfolg nach dem anderen ein: Die<br />

Segel-Asse Lucas Zellmer, Stabsunteroffizier<br />

der Reserve und derzeit<br />

Wehrübender, und sein Partner, der<br />

ehemaligen Sportsoldat Heiko Seelig<br />

(S. 16). Zellmer war zehn Jahre<br />

Spitzensportler bei der Sportfördergruppe<br />

Potsdam. Nach Jahren<br />

der Konkurrenz sind er und Seelig<br />

heute das beste deutsche Segel-Team<br />

in ihrer Bootsklasse. Zellmer ist der<br />

Steuermann, der „Denker und Len- Wichtiges Zusammenspiel: Lucas Zellmer (hinten) und Heiko Seelig.<br />

ker“, wie er selbst sagt, und Seelig<br />

der Vorschoter. Also derjenige, der see ist oft sehr aufwendig“, berichtet den Kurs, der durch Bojen auf dem<br />

für die Bedienung des Segels und Zellmer. „Wir müssen zwei Boote See abgesteckt ist, am schnellsten<br />

des so genannten Spinnakers – ein haben, damit wir daheim trainie- zu durchfahren. Nur selten können<br />

besonders großes und bauchiges ren können, wenn das andere Boot alle Wettfahrten einer Regatta, die<br />

Vorsegel – zuständig ist. manchmal noch zwei Wochen mit auf mehrere Tage verteilt sind, aus-<br />

Noch innerhalb der Stadtgrenzen dem Container unterwegs ist. Das getragen werden. „Die Windverhält-<br />

Berlins, aber weit entfernt <strong>vom</strong> bedarf natürlich einer guten Orga- nisse lassen an manchen Tagen auch<br />

Großstadtleben, trainieren sie auf nisation. Aber oft übernimmt Heiko gar keine Wettfahrten zu“, denkt<br />

dem in beschaulicher Umgebung diese Aufgabe“, scherzt er. Zellmer an nervenaufreibende Tage<br />

gelegenen Müggelsee. Beide gehö- Neben langen Wegen nach Florida zurück. „Bei starkem Wind kann<br />

ren dem dort ansässigen Segel-Lan- und Australien hat Zellmers Segel- man hingegen sehr beeindruckende<br />

desleistungszentrum Berlin an. boot die Reise zu den Olympischen Momente erleben“, sagt der Berli-<br />

Das Ufer des Sees ist der Startpunkt Spielen nach Athen auch schon hin- ner im Hinblick auf hohe Wellen.<br />

für die weiten Reisen auf die Seen ter sich. In der griechischen Haupt- „Wenn man das vor einem segelnde<br />

und Meere der Welt. Denn für die stadt ging der 32-Jährige jedoch Boot auf einmal nicht mehr sieht,<br />

Weltcups legen Zellmer und Seelig mit einem anderen Partner, Felix sondern nur noch die zukommende<br />

tausende Kilometer zurück. „Das Krabbe, an den Start. „Das war Welle, dann ist das schon ein außer-<br />

Verschiffen des Bootes nach Über- schon ein sehr besonderes Ereig- gewöhnliches Gefühl.“<br />

Kraus (2)<br />

nis“, erinnert er In solchen Situationen müssen beide<br />

sich. Auf die näch- ihre Geschicklichkeit unter Beweis<br />

sten Spiele in Lon- stellen. Wildes Ziehen an den Seidon<br />

2012 arbeiten len der Segel und die Gewichtsverdie<br />

beiden nun lagerung des Bootes spielen dann<br />

gemeinsam hin. eine wichtige Rolle. „So macht das<br />

Im Segel-Sport Segeln richtig Spaß“, weiß Zellmer.<br />

gibt es zehn Boots- Aber auch ihre Ausdauerfähigkeit<br />

klassen und nicht müssen die beiden oft beweisen,<br />

alle von ihnen sind die sie sich nicht auf dem See, sonolympisch.<br />

„Doch dern bei Waldläufen aneignen. „Wir<br />

wir haben das müssen körperlich fit sein“, betont<br />

Glück, dass unsere Seelig. „Zudem muss der Kopf mit-<br />

470-er-Klasse bei spielen, wenn wir in der Weltcup-<br />

Olympia an den saison von März bis Oktober jede<br />

Start gehen darf“, zweite Woche auf Tour sind. Manchfreut<br />

er sich. Bis mal sind wir bis zu 190 Tage im<br />

zu elf Wettfahrten Jahr unterwegs. Das ist nicht leicht,<br />

werden bei einem da wir beide eine Familie zuhause<br />

Rennen, einer haben“, weiß er um die Belastung<br />

Regatta, durch- durch den Sport. Doch die Famigef<br />

ü h r t. Zwi- lie bekommt hin und wieder Post –<br />

schen 30 und 50 Erfolgsmeldungen aus Florida oder<br />

Kraft und Konzentration: Das Team in Aktion. Boote versuchen Australien.


5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong> UNTERHALTUNG<br />

<strong>aktuell</strong> 15<br />

Guy Ritchie (l.) bei der Premiere zum Film; Hauptdarsteller Robert Downey Jr. und Jude Law.<br />

Mit Geist und Fäusten<br />

Guy Ritchie bietet mit „Sherlock Holmes“ einen etwas anderen Detektiv.<br />

DVD/Blu-ray. Ende des 19. Jahr- Leiche stellt sich außerdem heraus,<br />

hunderts erschüttert London eine dass inzwischen ein anderer Toter<br />

Reihe von Ritualmorden. In buch- im Sarg des Mörders bestattet ist.<br />

stäblich letzter Sekunde gelingt es Es ist nun an Holmes, das myste-<br />

Sherlock Holmes (Robert Downey riöse Treiben als Scharlatanerie zu<br />

Jr.) und seinem Partner Dr. Watson entlarven oder sich einzugestehen,<br />

(Jude Law), eine weitere Tat zu ver- dass hier tatsächlich überirdische<br />

hindern und den Mörder zu stellen. Mächte ihre Späßchen treiben.<br />

Unter dem schwarzen Mantel ver- Regisseur Guy Ritchie hat in seibirgt<br />

sich niemand Geringeres als nem ersten großen Hollywood-<br />

Lord Blackwood (Mark Strong), der Film einen völlig neuen Sherlock<br />

nun einem Ende am Galgen entge- Holmes geschaffen: einen tatkräfgensieht.<br />

Doch dem Eingekerkerten tigen, mit Geist und Fäusten umgescheint<br />

seine Situation nicht allzu henden Actionhelden, der im allviel<br />

auszumachen. Stattdessen ver- gemeinen Trubel der atemlos<br />

kündet er Holmes, dass er mit bösen dahinrasenden Story kaum noch<br />

Mächten im Bunde steht und nach Zeit hat, gemütlich mit Pfeife im Kriegsveteran tatkräftig unterstützt,<br />

seinem Tod noch drei weitere Men- Mund zu kombinieren. Downey und Rachel McAdams überzeugt<br />

schen sterben würden. Jr. gelingt es in der Rolle des Titel- als Irene Adler, die einzige Frau,<br />

Während der Privatdetektiv die helden mühelos, Genie und Wahn- die Holmes je übertroffen hat und<br />

Drohung zunächst noch als bloßen sinn unter einen Hut zu bekommen mit ihm eine stürmische Beziehung<br />

Humbug abtut, kommen tatsächlich und der Figur von Sir Arthur Conan pflegt. Alles in allem ein sehenserste<br />

hochrangige Mitglieder der Doyle – trotz freier Interpretation – werter, gut zweistündiger großer<br />

Londoner Gesellschaft auf merk- gerecht zu werden. Law spielt den Kinospaß für Zuhause!<br />

würdige Weise ums Leben. Bei zuverlässigen Kollegen Watson, der Der Film ist auf DVD und Blu-ray<br />

der Exhumierung von Blackwoods den Meisterdetektiv als Arzt und erschienen. (eb)<br />

The Doors – When You´re Strange Women without Men<br />

Kino. Viel wurde bereits geschrieben und gesagt Kino. Sommer 1953: Der Iran wird von einer<br />

über die Geschichte der Doors, über die Exzesse schweren Regierungskrise und einem Putsch, hinihres<br />

jung verstorbenen Sängers Jim Morrison vor ter dem der Schah und die USA stehen, erschüttert.<br />

allem, aber auch über die musikalische Bedeutung Dabei kommen mehr als 200 Menschen ums Leder<br />

Band. Regisseur Tom DiCillo („Living in Ob- ben, Unzählige werden verletzt. Vor diesem Hinlivion“,<br />

„Echt blond“) verrät in seinem Dokumen- tergrund erzählt der Film von vier starken Frauen<br />

tarfilm den Fans nicht viel Neues. Stattdessen verlässt er sich für sein in der Hauptstadt Teheran. Die junge Munis beispielsweise wird von<br />

Doors-Porträt ausschließlich auf historisches, zum Teil nie gesehenes ihrem Bruder beherrscht, möchte aber gerne am politischen Leben teil-<br />

Filmmaterial – wie die Verhaftung Morrisons auf der Bühne – und die nehmen. Ihre Freundin Faezeh verlässt die Stadt als entehrte und verruhige<br />

Erzählerstimme von Johnny Depp. Auch die politischen und ge- gewaltigte Frau. In opulenten Bildern zeigt die aus dem Iran stammensellschaftlichen<br />

Hintergründe reißt DiCillo nur an. Doch es gelingt ihm de Filmemacherin Shirin Neshat („Turbulent“) die Suche der Frauen<br />

eine atmosphärische Spiegelung der Zeit in der Musik – und umge- nach einer Zukunft. Ein ausdrucksstarkes und mit dem Regiepreis der<br />

kehrt. (eb) 66. Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnetes Werk. (eb).<br />

Warner Brothers (2)<br />

Grooviger Soul<br />

CD. Immer für eine positive Überraschung<br />

gut ist die New Yorkerin<br />

Kelis. Seit mehr als zehn Jahren<br />

schon versucht sie in Zusammenarbeit<br />

mit namhaften Produzenten<br />

ihre eigene moderne Version von<br />

Soul und R‘n‘B zu erschaffen und<br />

kommt dabei immer wieder zu<br />

erstaunlichen und qualitativ hochwertigen<br />

Ergebnissen. Und nebenbei<br />

fällt –wie mit „Milkshake“ –<br />

auch mal ein Welthit ab. Auf ihrem<br />

<strong>aktuell</strong>en Album „Flesh Tone“<br />

jedoch schielt Kelis nicht auf die<br />

Charts, sondern wälzt sich in technoiden<br />

Electro-Klängen. Während<br />

das erste Stück „Intro“ noch unüberhörbar<br />

an Traditionen der Siebziger<br />

anknüpft, führt der musikalische<br />

Weg in den folgenden Stücken zu<br />

hochmodernen Dance-Stücken, in<br />

die Kelis mit ihrem Gesang eine<br />

gute Portion Soul einbringt. Das<br />

mag beim ersten Eindruck nicht<br />

immer gefällig sein, doch auf seiner<br />

gesamten Strecke führt das –<br />

mit knapp 40 Minuten angenehm<br />

kompakt geratene – Album vor,<br />

wie man auch noch im Jahr <strong>2010</strong><br />

Funk- und Soulmusik durchdacht<br />

und dennoch groovig weiterentwickeln<br />

kann. (eb)


16 <strong>aktuell</strong> VERMISCHTES<br />

Ingenieur auf See<br />

Berlin. Ein Platz unter den besten Weltmeisterschaft bestreiten. In<br />

Zehn wäre bei der diesjährigen der vergangenen Woche haben sie<br />

Kieler Woche für Heiko Seelig (Foto) bereits vor Ort trainiert. Seelig und<br />

und seinen Segelpartner Lucas Zell- Zellmer sind bestens vorbereitet.<br />

mer (S. 14) durchaus drin gewesen. Ausdauer und Koordination schu-<br />

„Aber wir hatten ein Vorfahrtspro- len sie durch Radtouren und Basblem,<br />

mussten dann eine Penalty in ketball. Und auch fernab des Sports<br />

Kauf nehmen und haben so einige sind die beiden ein gutes Team.<br />

Boote verloren“, blickt Seelig auf Seelig schwärmt <strong>vom</strong> Ehrgeiz und<br />

die Regatta der 470er-Klasse auf der der Fairness seines Partners. „Es<br />

Ostsee zurück. Doch der Berliner macht Spaß mit Lucas zu segeln.<br />

Ingenieur bleibt optimistisch. Ab Und auch neben dem Wasser kom-<br />

12. <strong>Juli</strong> werden die Segler im nie- men wir gut aus und das ist mir<br />

derländischen Scheveningen die wichtig.“ (sja)<br />

s<br />

u<br />

a<br />

r<br />

K<br />

5. <strong>Juli</strong> <strong>2010</strong><br />

Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?<br />

Absolut.<br />

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?<br />

Weisheit.<br />

Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?<br />

Mit einem Tischler, ich bewundere dieses Handwerk.<br />

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?<br />

Meine Großmutter, aus vielerlei Gründen.<br />

Was treibt Sie an?<br />

Die Lust zu Leben.<br />

Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?<br />

Ich schätze Fairness, Offenheit, Humor und die Gabe zuzuhören.<br />

Welches Lied singen oder hören Sie gern?<br />

Ich höre gerne Lieder von Tracy Chapman.<br />

Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?<br />

Zu Schokolade.<br />

Was ist Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Positiv: Ehrlichkeit; negativ: Impulsivität.<br />

Was ist Ihre Lieblingstugend?<br />

Fleiß.<br />

Was war Ihr größter Fehler in der Vergangenheit?<br />

Dass ich mein Motorrad verkauft habe.

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