iblisch<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201014Die Fragen, die sich daraus ergeben:> Welchen Sinn hatte die ursprüngliche Formel(3b-5)?> Was bedeuten die Ergänzungen der Erscheinungvor den 500 und vor allem vor Jakobus und„allen Aposteln“?> Wie ordnet Paulus seine eigene Erscheinungein?4. Die ursprüngliche Formel (3b–5)Knapp und in geprägter, liturgischer Sprache isthier ein frühes <strong>Auferstehung</strong>szeugnis überliefert,das Tod und <strong>Auferstehung</strong> Jesu als die beidenzentralen Heilsereignisse des Glaubens herausstellt,beide Ereignisse interpretiert („für unsereSünden“, „am dritten Tag“), sie in Bezug zu den„Schriften“ (unserem heutigen AT) stellt und dieRealität des Geschehens betont.„Nach den Schriften“Ein Schlüssel zum Verständnis dürfte das zweimalige,betonte „nach den Schriften“ sein: Was hiergeschieht, ist weder ein Zufall, noch ein völligrätselhaftes Geschehen, das für beliebige Deutungenoffen stünde, sondern etwas, was nurim Zusammenhang mit der Geschichte Gottesmit seinem Volk zu verstehen ist. Hier handeltder gleiche Gott in der Geschichte Jesu, der auchin der Geschichte Israels gehandelt hat.Auffallend ist allerdings, dass dieses „nach denSchriften“ nicht näher ausgeführt wird. Wederwird angegeben, worauf sich das „für unsereSünden“ bezieht 1 , noch wird deutlich, woher dieZeitangabe „am dritten Tag“ stammt 2 . Bleibt alsodie Vermutung, dass sich „nach den Schriften“nicht auf einzelne Schriftstellen bezieht, sondernauf den Sinn „der Schriften“, d. h. des AT. Es gehtnicht um einen Schriftbeweis, sondern um einenSchriftbezug, d. h. um den Hinweis, dass alles,1 Denkbar ist ein Bezug zu Jes 53,5–62 Denkbar ist ein Bezug zu Hos 6,2. Ein Text, der aber sonstnirgendwo im NT zitiert wird.was über den Tod und die <strong>Auferstehung</strong> zusagen ist, den Interpretations- und Verständnishintergrund„der Schriften“ braucht. Das GeschickJesu lässt sich nicht aus dem AT beweisen, aberlässt sich letztlich nur vom AT her verstehen!Ohne diesen Bezug bleiben die Aussagen entwederbeliebig und oder mirakulös.„Begraben“ und „Gesehen“> Dass Jesus „begraben“ worden ist, unterstreicht,dass er wirklich gestorben ist. Damitwerden alle sogenannten „doketischen“ (aufdem Anschein beruhend) Auslegungen der <strong>Auferstehung</strong>ausgeschlossen, d. h. die Vorstellung,Jesus sei nur scheinbar tot gewesen, er habesich nur tot gestellt oder Gott habe ihn nurscheinbar sterben lassen.> Dass Jesus „gesehen“ worden ist, unterstreicht,dass er wirklich auferstanden ist. Interessantist das griechische Wort (ophthae), das hierverwendet wird: In der Septuaginta, der griechischenÜbersetzung des AT, die zu dieser Zeitim Gebrauch war, wird das Wort immer wiederin Erzählungen von Gotteserscheinungen gebraucht.Gott wird „gesehen“, wenn er erscheint.Das gilt vor allem für die Väterzeit(bis David und Salomo) und dann wieder inder zukünftigen Endzeit. So wie Gott von denVätern „gesehen“ wurde, so wird er auch amEnde der Zeit „gesehen“. Indem in dieserFormel dieses alttestamentliche Schlüsselwortbenutzt wird, wird signalisiert, dass sich hier,in der <strong>Auferstehung</strong> Jesu, die endzeitlicheGegenwart Gottes zum Heil der Menschenzeigt, „erscheint“.Wie der Auferstandene den Menschen erscheint,wird nicht weiter ausgeführt, nur dass er ihnenerscheint, und dass diese Erscheinung als endzeitlicheHeilsgegenwart Gottes verstandenworden ist, wird in dieser Vokabel angedeutet.Genauso wenig wie diese Formel an dem Wiedes Begrabenseins Jesu interessiert ist, genausowenig ist sie an dem Wie seines Erscheinensinteressiert!
Die <strong>Auferstehung</strong>szeugenDie Nennung von <strong>Auferstehung</strong>szeugen unterstreichtnoch einmal den Charakter der Erscheinungen:Sie sind menschlich erfahrbarund bezeugbar, auch wenn sie nicht wirklichmenschlich erklärbar und beweisbar sind.Interessanterweise wird Petrus hier mit seinemaramäischen Namen, Kephas, bezeichnet.Das weist zum einen auf eine alte, aramäischeTradition zurück und unterstreicht das Alterder Überlieferung, zum andern weist es auchauf Jerusalem und die ursprüngliche zentraleStellung von Petrus/Kephas in der Urgemeinde.Hier ist also die (vermutliche) Erstvision desPetrus festgehalten, die dann aber durch einesich anschließende Gruppenvision „der Zwölf“unterstrichen wurde. „Die Zwölf“ waren derengere Kreis der „zwölf Jünger“, die natürlichzu diesem Zeitpunkt zahlenmäßig nur elf waren!Deshalb ist die Bezeichnung „die Zwölf“ vermutlicheine Art Amts- und Ehrentitel dieserersten Führungsmannschaft der Urgemeinde,die sich vor allem aus den unmittelbaren Nachfolgerndes irdischen Jesus zusammensetzten.„Gestorben“ und „Auferstanden“Interessant ist, dass das griechische Wort für„gestorben“ in einer besonderen grammatischenForm steht, dem sogenannten„Aorist“. Er >>> Die <strong>Auferstehung</strong>bezeichnet ein abgeschlossenesEreignis abgeschlossen, sondernJesu ist nicht einfachder Vergangenheit, das heute noch wirksam.aber auch heute nochBedeutung hat. „Auferweckt“ ist dagegen inder grammatischen Form des (griechischen)Perfekt formuliert: Es bezeichnet ein Ereignis,das in der Vergangenheit geschehen ist und bisheute andauert. Hier wird also bis in die Sprachehinein die unterschiedlichen Akzente von Todund <strong>Auferstehung</strong> Jesu herausgestellt: Der TodJesu ist ein einmaliger, abgeschlossener Vorgang,der sich zwar als solcher nicht wiederholt, deraber für uns heute immer noch Auswirkungenbesitzt. Die <strong>Auferstehung</strong> Jesu, obwohl auch inder Vergangenheit geschehen, ist nicht einfachdamit abgeschlossen, sondern ist auch heutenoch wirksam.Um es in zwei Bildern zu sagen: Die <strong>Auferstehung</strong>Jesu ist an einem Punkt in der Geschichte in denStrom der Geschichte „eingespeist“ worden, währendder Tod Jesu an einem Punkt der Geschichteein festes Fundament gebildet hat, auf dem allesWeitere aufbauen kann. Die beiden Heilsereignissehaben also jeweils eine etwas andereStruktur: Während beim Tod Jesu das Einmalige,Unwiederholbare, Abgeschlossene betont wird,liegt der Akzent bei der <strong>Auferstehung</strong> Jesu mehrbei dem Gegenwärtigen, Sich-Ereignen, Unabgeschlossenen.Das sind aber keine absolutenGegensätze, sondern unterschiedliche Betonungenim gleichen Bedeutungsfeld. >>>biblisch<strong>CVJM</strong>-Mitarbeiterhilfe · 1.201015