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Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

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finden <strong>sind</strong>, gerät so Mancher in Isolation <strong>und</strong> Einsamkeit, in oft tiefe seelische Not, <strong>die</strong> sichoft auch auf <strong>die</strong> Gemeinde auswirkt. Außerdem können noch so gute PriestergemeinschaftenEhe <strong>und</strong> Familie nicht ersetzen. Ein ausgebrannter <strong>und</strong> verbitterter „Gottesmann“ tut sichschwer, echte Freude zu verbreiten <strong>und</strong> vermittelt gerade dadurch den Eindruck gescheitert zusein.Das wollte Jesus so sicherlich nicht. Er hat seine Jünger <strong>und</strong> Jüngerinnen nicht inEinsamkeit <strong>und</strong> Isolation hineingestellt, sondern in eine neue Familie von Gleichgesinnten,<strong>die</strong> ihnen zu Brüdern, Schwestern, Müttern <strong>und</strong> Kindern geworden <strong>sind</strong>. Er wusste, dass derMensch ein Gemeinschaftswesen <strong>ist</strong>, also Beziehung braucht. Ehelosigkeit, richtigverstanden, kann jedenfalls niemals Beziehungslosigkeit bedeuten.Mit der Aufhebung des Pflichtzölibats wären zwar sicherlich nicht alle kirchlichen <strong>und</strong>menschlichen Probleme gelöst, aber eine neue Ehrlichkeit könnte der Gewinn sein. Aus demBlickwinkel der Pastoralpsychologie schreibt zum Beispiel Wunibald Müller in seinem Buch„Liebe <strong>und</strong> Zölibat“ (Mainz 2000, 20): „Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dassviel Leid, viel Depression, viel Hoffnungslosigkeit auf der einen Seite <strong>und</strong> Unwahrhaftigkeit,Doppelbödigkeit <strong>und</strong> Heuchelei auf der anderen Seite im Zusammenhang mit dem Zölibat in<strong>die</strong> Herzen vieler Priester eingezogen <strong>sind</strong>. ... Der zölibatäre Weg soll in der <strong>Kirche</strong> weiterhineine mögliche, ja wichtige Form der Lebensverwirklichung darstellen. Allein für das Gros derPriester <strong>ist</strong> er offensichtlich nicht der Weg, der ihrer Lebensverwirklichung entspricht. ... Ichwill einfach aus Liebe zu den Priestern <strong>und</strong> zu meiner <strong>Kirche</strong> ... darum bitten, ... <strong>die</strong>Zölibatsverpflichtung für Priester aufzuheben. Ich sehe hier soviel Not, soviel Leben imVerborgenen, soviel Un-Heiliges <strong>und</strong> Un-Heilvolles.“Die Leidensgeschichten der betroffenen Frauen <strong>und</strong> Männer erfordern eine Änderung derStrukturen. Die Härte im Umgang mit Priestern <strong>und</strong> <strong>die</strong> derzeitige Praxis der Lai<strong>sie</strong>rungen,<strong>die</strong> den Betroffenen keinerlei priesterliche Tätigkeit erlauben, lösen bei vielen Gläubigennicht nur Unbehagen aus, sondern werden schlicht <strong>und</strong> einfach als Skandal empf<strong>und</strong>en. Sie<strong>sind</strong> überzeugt, dass der kirchenamtliche Umgang mit Priestern, <strong>die</strong> wegen einer Ehe ihr Amtverlassen müssen, der Vision von einer geschw<strong>ist</strong>erlichen <strong>Kirche</strong> widerspricht.5Die Verwaltung des PriestermangelsEs geht also auch darum, dass Priester, <strong>die</strong> den Zölibat nicht mehr leben können <strong>und</strong> wegendes <strong>Kirche</strong>ngesetzes ihren priesterlichen Dienst aufgeben müssen, in <strong>die</strong> Lage versetzt werden- falls <strong>sie</strong> <strong>die</strong>s wünschen - genau <strong>die</strong>sen Dienst im Volk Gottes gemäß ihrer Weihe <strong>wie</strong>deraufzunehmen. Verheiratete Priester ohne Amt <strong>sind</strong> keine Chr<strong>ist</strong>en zweiter Klasse. Sie werdengebraucht als Seelsorger, in welchem Bereich der <strong>Kirche</strong> auch immer. Da <strong>sind</strong>Mitmenschlichkeit <strong>und</strong> ein positives, offenes Gesprächsklima gefragt <strong>und</strong> nicht nur Pochenauf Recht <strong>und</strong> Festhalten überholter Ansichten.Wenn man genau hinschaut <strong>und</strong> <strong>die</strong> Situation klar analy<strong>sie</strong>rt, muss man feststellen, dass esim Gr<strong>und</strong>e gar keinen Priestermangel gibt, sondern nur eine Blindheit der <strong>Kirche</strong>nführung,<strong>die</strong> bei Frauen <strong>und</strong> Männern vorhandenen <strong>und</strong> manifesten Berufungen zu erkennen, klug <strong>und</strong>liebevoll zu wecken <strong>und</strong> zu fördern. Um ge<strong>ist</strong>liche Berufe zu beten <strong>ist</strong> gut, aber es wird solange keine Frucht bringen, als ge<strong>ist</strong>liche Berufung nur in Verbindung mit dem Zölibatsgesetzanerkannt wird.Der Dogmatiker Edward Schillebeeckx (Das kirchliche Amt, Düsseldorf 1981, 144) ortet inder immer <strong>wie</strong>derholten Aufforderung zum Gebet um „Priesterberufe“ ein ideologischesMoment: „Kein Chr<strong>ist</strong> wird den Wert <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kraft des Gebets auch für Berufungen leugnen;aber wenn der Gr<strong>und</strong> eines Priestermangels eine ‚kirchliche Gesetzgebung’ <strong>ist</strong>, <strong>die</strong>veränderbar <strong>ist</strong> <strong>und</strong> aus pastoralen Gründen im Lauf der Zeit geändert werden kann, dannkann ein Appell zum Gebet als Alibi wirken.“ Gebet dispen<strong>sie</strong>rt weder vom Denken nochvom Handeln. Weltweit um ge<strong>ist</strong>liche Berufe zu beten heißt: Gott zu bitten, das Seine zu tun.

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