10.07.2015 Aufrufe

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Familienleben nicht vereinbar. Der Apostel Paulus nennt <strong>die</strong>s ein Charisma, eine Gabe desHeiligen Ge<strong>ist</strong>es (vgl. 1 Kor 7,7.17). Er fügt aber sofort hinzu, dass <strong>sie</strong> einigen aber nichtallen zuteil wird. Die so als Berufung verstandene Ehelosigkeit schenkt - so Paulus - <strong>die</strong>Freiheit, sich ganz für <strong>die</strong> Sache Jesu einzusetzen <strong>und</strong> den <strong>Menschen</strong> uneingeschränkt zu<strong>die</strong>nen.Die Ehe-Losigkeit, zusammen mit der Besitz-Losigkeit (Armut) <strong>und</strong> der Macht-Losigkeit(Gehorsam) – „evangelische Räte“ genannt - <strong>ist</strong> ein inneres Moment chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens,Bestandteil einer auf das Evangelium bezogenen Lebenskultur, jener Gr<strong>und</strong>haltung, Gott inallen Lebensbereichen den Vorrang zu geben. In <strong>die</strong>sem Sinn sollten alle Chr<strong>ist</strong>innen <strong>und</strong>Chr<strong>ist</strong>en „ehelos, besitzlos <strong>und</strong> machtlos“ leben, weder menschliche Bindungen, noch Besitzoder Macht als höchste Werte betrachten. Einige wissen sich dazu berufen, <strong>die</strong>seGr<strong>und</strong>haltung – Gott an erste Stelle zu setzen - durch eine eigene Lebensform sichtbar zumachen.Es <strong>ist</strong> ärgerlich, dass Ehe <strong>und</strong> zölibatäre Ex<strong>ist</strong>enz immer paralleli<strong>sie</strong>rt <strong>und</strong> zugleichgegeneinander ausgespielt werden, sobald <strong>die</strong> religiös motivierte Ehelosigkeit als „dasBessere“ hingestellt wird. Dabei bringen beide Lebensformen, glaubwürdig gelebt,Entscheidendes zum Ausdruck: Wie <strong>die</strong> bewusst als Sakrament gelebte Ehe <strong>die</strong> Liebe <strong>und</strong>Treue Gottes zu den <strong>Menschen</strong> aufscheinen lässt <strong>und</strong> Sexualität zum Ort derGottesbegegnung werden kann, so kann <strong>die</strong> freiwillige Ehelosigkeit daran erinnern, dass Gottdas letzte Ziel aller menschlichen Sehnsüchte <strong>ist</strong>, dass es sich lohnt, ein Leben ganz imVertrauen auf Gott zu gestalten. Der Mensch bleibt letztlich ein Wanderer <strong>und</strong> findet nur inGott seine Vollendung, seine Heimat.7WeichenstellungenEs geht nicht darum, den Zölibat abzuwerten oder gering zu schätzen, sondern ihm seineGlaubwürdigkeit zurück zu geben. Glaubwürdig aber kann er nur sein, wenn er wirklichfreiwillig gewählt werden kann. Es wird heute massiv hinterfragt, ob <strong>die</strong> Zulassung zumPriesteramt weiterhin mit dem Zölibatsgesetz gekoppelt werden soll, ja gekoppelt werdendarf. Dabei geht es nicht um <strong>die</strong> frei gewählte Lebensform der Ehelosigkeit, auch nicht umdas Gelübde der Ordensleute, sondern um eine Vorschrift im <strong>Kirche</strong>nrecht, nach der sichKandidaten für das Priesteramt verpflichten müssen, „vollkommene <strong>und</strong> immerwährendeEnthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren“ (Can. 277 §1; vgl. Can. 1087 CIC1983). Dieser Vorschrift entspringt das Zölibatsgesetz.Trotz einer positiven Bewertung der Ehelosigkeit im Neuen Testament kann einegesetzliche Verbindung zwischen Amt <strong>und</strong> Ehelosigkeit von daher nicht begründet werden. Inder frühen <strong>Kirche</strong> stehen Ehe <strong>und</strong> Ehelosigkeit gleichberechtigt nebeneinander (vgl. 1 Kor9,5; 1 Tim 3,2.12; Tit 1,6).Das Zölibatsgesetz hat im Laufe der Geschichte unterschiedliche Begründungen erfahren.Neben Fragen des Erbrechtes im Zusammenhang mit kirchlichem Eigentum, neben dem Idealvölliger Verfügbarkeit, nicht nur für <strong>die</strong> Gemeinde, sondern auch für bischöfliche Befehle, hatder Hauptgr<strong>und</strong> vor allem mit der kirchlichen Leibfeindlichkeit zu tun. GeschlechtlicheVereinigung mache den Priester unrein <strong>und</strong> für den Vollzug der liturgischen Handlungenungeeignet. Sexualfeindliche Motive, <strong>die</strong> im Geschlechtsakt etwas Beschmutzendes sahen,ein diskriminierendes Frauenbild <strong>und</strong> eine falsche Aktuali<strong>sie</strong>rung der Reinheitsvorschriftendes Alten Testamentes machten <strong>die</strong> vollkommene sexuelle Enthaltsamkeit zum Idealpriesterlichen Lebens.Mit dem Aufkommen der täglichen Euchar<strong>ist</strong>iefeier in der zweiten Hälfte des 4.Jahrh<strong>und</strong>erts in der Westkirche waren <strong>die</strong> Weichen in Richtung Pflichtzölibat gestellt: Ausdem Gebot zeitweiser Enthaltsamkeit für verheiratete Priester wurde ein Gebot ständiger

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!