10.07.2015 Aufrufe

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

Viele Menschen sehen die Kirche wie sie ist und ... - Wir sind Kirche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Eine andere Befürchtung zielt auf <strong>die</strong> zunehmende Zerbrechlichkeit ehelicher Beziehungen.Aber auch <strong>die</strong>se Bedenken scheinen übertrieben <strong>und</strong> realitätsfern. Kein Priester wird seineEhe leichtfertig aufs Spiel setzen. Und ob das Scheitern einer Ehe schlimmer wäre als dasvielfache Scheitern am Zölibat, bleibt offen. Beides <strong>ist</strong> bedauerlich.Was der Aufhebung des Zölibatsgesetzes eher entgegen steht, könnte <strong>die</strong> Finanzierbarkeitverheirateter Amtsträger sein. Familienväter wären, so meint man, für <strong>die</strong> <strong>Kirche</strong> zu teuer.Auch wenn <strong>die</strong>s zuträfe, müssten Lösungen gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Finanzierungsmodelle geschaffenwerden. Daran kann es doch wirklich nicht liegen. So gibt es in der deutschsprachigenSchweiz verheiratete Frauen <strong>und</strong> Männer als Gemeindeleiterinnen <strong>und</strong> –leiter in fast derHälfte der Pfarreien, <strong>die</strong> angemessen bezahlt werden. Warum nicht auch in Österreich überalternative Finanzierungsmodelle nachdenken?Und wenn behauptet wird, dass der verheiratete Priester von seinen eigentlichen Aufgabenabgelenkt würde, dann gäbe es auch eine Reihe anderer zölibatswürdiger Berufe. Wie vieleÄrzte, Forscher, Geschäftsleute, Manager etc. haben doch auch ihre Probleme, denAnforderungen von Beruf <strong>und</strong> Familie gleichermaßen gerecht zu werden!9Die Hoffnungen des Volkes GottesDem permanent <strong>wie</strong>derholten Argument, eine Freigabe der priesterlichen Lebensformerfordere eine gesamtkirchliche Regelung, <strong>ist</strong> entgegenzuhalten, dass es ja bereits jetztinnerhalb der katholischen <strong>Kirche</strong> verheiratete Priester gibt - in den unierten Ostkirchen <strong>und</strong>bei konvertierten Ge<strong>ist</strong>lichen evangelischer oder anglikanischer Herkunft. Außerdem <strong>ist</strong> eseine bekannte Tatsache, dass das <strong>Kirche</strong>nrecht immer mit Ausnahmen <strong>und</strong>regionalkirchlichen Regelungen gelebt hat.Ein einzelner Bischof, eine Bischofskonferenz allein, können an denZulassungsbedingungen zum Priesteramt kaum etwas ändern, <strong>und</strong> <strong>die</strong>s gilt auch für <strong>die</strong>österreichischer Bischöfe. Aber: Warum tun sich nicht einzelne Bischöfe oder mehrereBischofskonferenzen zusammen <strong>und</strong> pochen gemeinsam auf ihre im II. Vatikanischen Konzilverkündete apostolische Vollmacht <strong>und</strong> Verantwortung? Ihrer Berufung als „Brückenbauer“jedenfalls werden <strong>sie</strong> erst dann gerecht, wenn <strong>sie</strong> nicht nur <strong>die</strong> Anliegen <strong>und</strong> Interessen der„Zentrale“ in ihren Ortskirchen vertreten, sondern auch <strong>die</strong> brennenden pastoralen Problemeihrer Herde - ob gelegen oder ungelegen - gegenüber Rom vorbringen <strong>und</strong> eine offeneDiskussion einmahnen.Soll ein Dialog ehrlich, geschw<strong>ist</strong>erlich <strong>und</strong> konstruktiv sein, setzt er den Mut zum Konflikt<strong>und</strong> zum freien Wort voraus. Kritische Loyalität <strong>und</strong> intensives Aufeinanderhören <strong>sind</strong> <strong>die</strong>nötigen <strong>und</strong> vielleicht auch not-wendenden Stichworte. Erinnert sei an das Wort von JohannBapt<strong>ist</strong> Metz: „Nicht ein Zuviel an Kritik, sondern ein katastrophaler Mangel anf<strong>und</strong>amentaler <strong>und</strong> eingeübter Freiheit in der <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> eine der Ursachen der kirchlichenKrise heute.“Dialog <strong>ist</strong> nur dort ernst gemeint, wo er <strong>die</strong> Bereitschaft zum Hinhören einschließt so<strong>wie</strong>den Willen, das als richtig Erkannte auch in <strong>die</strong> Praxis umzusetzen. In einer <strong>Kirche</strong>, <strong>die</strong> denDialog als ihr Lebens- <strong>und</strong> Überlebensprinzip versteht, muss offenes Denken <strong>und</strong> Reden nichtnur erlaubt, sondern gefördert werden. Jesus hat sich keine Duckmäuser <strong>und</strong> Ja-Sager alsNachfolger gewünscht, sondern <strong>Menschen</strong>, <strong>die</strong> seine Sache offen vertreten.Auch in der Zölibatsfrage geht es letztlich um <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit der <strong>Kirche</strong>, um <strong>die</strong>Glaubwürdigkeit der römisch-katholischen <strong>Kirche</strong> auf ihrem Weg mit den <strong>Menschen</strong>. Es gehtum <strong>die</strong> Glaubwürdigkeit der Lebensformen von Ehe <strong>und</strong> Ehelosigkeit in einergeschw<strong>ist</strong>erlichen, jesuanischen <strong>Kirche</strong>. Es <strong>ist</strong> uns allerdings bewusst, dass es heute eineVielfalt von Lebensformen gibt, <strong>die</strong> nicht den traditionellen Bildern <strong>und</strong> kirchlichenVorstellungen entsprechen. „<strong>Wir</strong> <strong>sind</strong> <strong>Kirche</strong>“, <strong>und</strong> wir alle <strong>sind</strong> dazu berufen, uns um

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!