doch- etwas- bleibt. - Heinz-Westphal-Preis
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Gegen die Wand des Schweigens<br />
Eine Trauerbegleiterin ist Lena Rönspies. Als ihr Freund starb, war sie erst 14 Jahre<br />
alt – und lief mit ihrem Leid gegen eine Wand des Schweigens. Um diesem Schweigen<br />
<strong>etwas</strong> entgegenzusetzen, engagiert sie sich heute im Trauerchat. „Wir richten uns an<br />
die Altersgruppe der Zwölf- bis 25-Jährigen. Trauer passt dort nicht ins Lebensgefühl.<br />
Jugendliche wollen lieber Spaß haben und sich amüsieren“, sagt die 21-jährige<br />
Psychologie-Studentin. Das Gefühl, von einem Tag auf den anderen plötzlich alleine<br />
dazustehen – Lena Rönspies kennt es genau. Und davon profitieren nun andere. „Ich<br />
kannmeineneigenenErfahrungeneinenPlatzgebenundanderendamithelfen“,sagtsie.<br />
Wenn ein Mensch stirbt, stoßen Freunde und Familie eines Trauernden<br />
schnell an die eigenen Grenzen. Ratlosigkeit macht sich<br />
breit. Ungeschickte Redensarten, von „Das Leben geht weiter“ über<br />
„Kopf hoch“ bis hin zu „Die Zeit heilt alle Wunden“, sind da selten<br />
mehr als ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit.<br />
Nicht so bei Lena Rönspies und den anderen Trauerbegleiterinnen<br />
und -begleitern. Sie können sich mit ihrer Authentizität einbringen.<br />
„Mein Gegenüber merkt, dass ich weiß, wovon ich spreche“, sagt die<br />
angehende Psychologin. Oft geht es darum, dass Schule, Freunde<br />
und Familie das Leid des Trauernden nicht in der Form berücksichtigen,<br />
wie von Trauernden erhofft. Erfahrungen, die die 21-Jährige<br />
selbst zur Genüge kennt. Dabei folgt der Chat meist einer eigenen<br />
Dramaturgie. „Die Chatter sind am Anfang <strong>etwas</strong> verhalten, wollen<br />
schauen, was passiert. Im Laufe des Abends fassen sie meist mehr<br />
Vertrauen, und es ergeben sich richtige Gespräche“, erklärt sie.<br />
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