Mit beengtem Blick auf ausdrucksstarke Werke - Stiftung St ...
Mit beengtem Blick auf ausdrucksstarke Werke - Stiftung St ...
Mit beengtem Blick auf ausdrucksstarke Werke - Stiftung St ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vernissage mit Schülerbildern aus der Kunst-AG in Baindt<br />
<strong>Mit</strong> <strong>beengtem</strong> <strong>Blick</strong> <strong>auf</strong><br />
<strong>ausdrucksstarke</strong> <strong>Werke</strong><br />
Baindt. Unter dem Motto „Der besondere<br />
<strong>Blick</strong>“ lud Maria Grimm, Leiterin der Kunst-<br />
AG an der Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
Baindt, im Mai mit Hilfe zahlreicher<br />
Helfer zu einer Vernissage mit Schülerwerken.<br />
Über 60 kunstinteressierte Gäste ließen sich<br />
in der Einrichtung der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn in die besondere Seh- und<br />
Ausdruckswelt hineinnehmen und bewunderten<br />
auch die vielseitig eingesetzten<br />
Techniken.<br />
Arbeiten von 24 Schülern ausgestellt<br />
In der klassenübergreifenden Kunst-AG der<br />
Baindter Blindenschule, die Beratungslehrerin<br />
Maria Grimm seit über zehn Jahren leitet,<br />
sind aktuell vier Schüler im Alter von 8 bis<br />
18 Jahren aktiv. Ausgestellt sind in der Cafeteria<br />
und im Flur der Blindenschule aber auch<br />
in früheren Jahren entstandene Schülerarbeiten,<br />
Gemeinschaftswerke, drei im Religionsunterricht<br />
entstandene Bilder sowie<br />
thematisch passende <strong>Werke</strong> von Maria<br />
Grimm selbst und befreundeten Künstlerinnen<br />
oder Müttern. Von insgesamt 24 Schü-<br />
lerinnen und Schülern vereinigte die<br />
Vernissage die mit vielseitigen Techniken<br />
entstandenen Arbeiten, darunter drei Kinder<br />
aus der Gemeinde, die nicht selbst in die<br />
Blindenschule gehen, aber in der Kunst-AG<br />
mitgearbeitet haben. Aus diesem Fundus<br />
stattete Maria Grimm auch schon einen<br />
Jahreskalender der stiftung st. franziskus<br />
heiligenbronn aus, der das Weihnachtsgeschenk<br />
für alle <strong>Mit</strong>arbeiter darstellte.<br />
Die Kunstinteressierten bei der Vernissage<br />
konnten sich mit kreativ bespannten Brillengläsern<br />
selbst ein Bild davon machen, mit<br />
welchen unterschiedlichen Seheinschränkungen<br />
sehbehinderte Menschen leben. Auch<br />
mit verschiebbaren Bildrahmen, in die ein<br />
kleines Loch eingelassen war, wurden den<br />
Besuchern die starken <strong>Blick</strong>feldbeeinträchtigungen<br />
mancher Schüler deutlich gemacht.<br />
Trotz oder auch dank dieses „besonderen<br />
<strong>Blick</strong>s“ entstanden erstaunliche kreative und<br />
<strong>ausdrucksstarke</strong> <strong>Werke</strong> jenseits des Abbildungscharakters.<br />
<strong>Werke</strong> aus der Kunst-AG der Schule für Blinde und Sehbehinderte wurden bei der sehr gut besuchten<br />
Vernissage von den über 60 Besuchern bewundert und auch durch Simulationsbrillen oder verschiebbare<br />
Rahmen bestaunt. Unser Bild zeigt die Hobbymalerin Ursula Holly, von der die Leiterin der Kunst-AG,<br />
Maria Grimm, viele Anregungen bekam, beim Betrachten einiger <strong>Werke</strong>.<br />
18<br />
Philipp W. (18) ist einer der Künstler, dessen <strong>Werke</strong><br />
aus der Schul-AG in Baindt ausgestellt wurden<br />
und der bei der Vernissage selbst dabei war, hier<br />
neben einem seiner Bilder. Fotos: Graf<br />
Vom „inneren Klang der Bilder“<br />
Hubert Gärtner vom Kunstkreis Baindt, der<br />
die künstlerische Einführung übernahm,<br />
sprach vom „inneren Klang der Bilder“ und<br />
der Freude, die man in diesen Bildern entdecken<br />
könne. Die Bilder seien eben nicht<br />
vom praktischen Zweck dominiert, was erst<br />
die künstlerische Freiheit schaffe.<br />
Punktuelle Betrachtungsweise<br />
Gärtner verwies auch <strong>auf</strong> die ungewöhnlichen<br />
Techniken, die Maria Grimm mit<br />
ihren Schülern anwendet – der Einsatz von<br />
Kaffeepulver ist nur ein Beispiel davon.<br />
„Verblüffende Einblicke“, so Gärtner, böten<br />
auch die verschiebbaren Rahmen oder die<br />
Simulationsbrillen, die eine punktuelle<br />
Betrachtungsweise der Bilder wie in den<br />
Augen mancher stark sehbehinderten<br />
jungen Künstler selbst schaffen. Ihre Sehbehinderungen<br />
reichen von Hell-Dunkel-Wahrnehmungen<br />
bis zu Gesichtsfeldausfällen.<br />
Lied zum Orpheus-Bild<br />
Schulleiter Hans <strong>St</strong>urm wies die Gäste aus<br />
Gemeinde und Region dar<strong>auf</strong> hin, dass der<br />
gesamte Erlös der Vernissage aus Bewirtung<br />
und Bilderverk<strong>auf</strong> für die Segelfreizeit der<br />
Blindenschule und andere Freizeitunternehmungen<br />
verwendet werde und freute sich<br />
über die gute Resonanz. Musikalische Beiträge<br />
steuerte <strong>Mit</strong>arbeiter Guido <strong>St</strong>ellmann<br />
an der Gitarre bei, der in Bezug <strong>auf</strong> eine<br />
Orpheus-Darstellung unter den Bildern das<br />
Reinhard-Mey-Lied „Ich wollte wie Orpheus<br />
singen“ sowie den Song „Vom Truge“ der<br />
Gruppe „Faun“ vortrug.<br />
franziskus-bote 2/12
„Kinder kommen zu sich“<br />
Maria Grimm bedankte sich mit einem<br />
Blumenstock bei Hobbymalerin Ursula Holly<br />
aus Weingarten, die ihr viele Anregungen<br />
gegeben hatte, jetzt aber nicht mehr selbst<br />
malen kann. „Die Kinder“, sagt Maria Grimm,<br />
„kommen immer mehr zu sich, wenn sie<br />
am Malen sind.“ <strong>Mit</strong> der Ausstellung gehe<br />
Segelfreizeit der Baindter Schule für Blinde und Sehbehinderte<br />
Eis essen, wenn der Wind zu stark bläst<br />
Baindt. 25 Schülerinnen und Schüler mit<br />
ihren Lehrerinnen und Lehrern und Praktikantinnen<br />
aus den Schulklassen Berufschulstufe<br />
2, Grundstufe 1 und 3, Hauptstufe 5<br />
und Außenklasse 5 bis 7 von der Schule für<br />
Blinde und Sehbehinderte Baindt fuhren im<br />
Mai nach Wartaweil zum Segeln. Dort übernachteten<br />
wir in einem Schullandheim direkt<br />
am Ammersee und ließen uns bei Vollpension<br />
verwöhnen. Das Gelände um die<br />
Herberge herum sowie auch die Gebäude<br />
sind behindertengerecht gebaut.<br />
Insgesamt gab es fünf Segelboote, die nicht<br />
kippen konnten. Diese Minizwölfer hatten<br />
wir von FIDS (<strong><strong>St</strong>iftung</strong> für behinderte Menschen)<br />
ausgeliehen. Ein Segellehrer von FIDS<br />
und zwei Schüler aus einem Gymnasium<br />
bei <strong>St</strong>uttgart brachten uns das Segeln bei.<br />
In den Segelbooten konnten wir alleine<br />
segeln. Ein Motorboot fuhr auch immer mit<br />
und sagte uns die Richtung an. Am Montag -<br />
nachmittag bekamen die Lehrer eine Einführung<br />
zum Segeln. Am Abend haben wir<br />
nach dem Abendessen gekegelt. Es gab dort<br />
nämlich eine Kegelbahn, von der aus auch<br />
Rollstuhlfahrer kegeln konnten. Das Kegeln<br />
hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und<br />
war auch immer sehr spannend.<br />
Kommandos nicht mehr zu hören<br />
Am Dienstag war der Wind erst zu leicht<br />
und später kamen dann richtige Windböen<br />
<strong>auf</strong>. Bei dem starken Wind ist das Boot zwar<br />
Am und <strong>auf</strong> dem Ammersee verbrachten blinde und sehbehinderte Schüler aus Baindt eine Segelfreizeit.<br />
Bevor es <strong>auf</strong>s Wasser ging, wurden Sicherheitswesten angelegt, auch wenn die speziellen Boote nicht<br />
umkippen konnten. Foto: Thalmann<br />
franziskus-bote 2/12<br />
es ihr vor allem darum, den Schülern Anerkennung<br />
zu verschaffen und nicht ihre<br />
Defizite in den Vordergrund zu stellen.<br />
<strong>Werke</strong> beim Schulfest noch zu sehen<br />
Beim Betrachten der Bilder, aber auch bei<br />
Kaffee und Kuchen oder Häppchen nutzten<br />
die Besucher der Vernissage die Gelegenheit<br />
19<br />
zum Austausch über ihre Eindrücke. Und<br />
die Organisatorinnen konnten sich am Ende<br />
über einen Erlös von 700 Euro für die<br />
Schulfreizeiten freuen. Beim Baindter Schulfest<br />
am Sonntag, 1. Juli, ist ein Großteil der<br />
<strong>Werke</strong> aus der Kunst-AG noch zu sehen.<br />
Ewald Graf<br />
nicht gekippt, aber es hat sich ziemlich <strong>auf</strong><br />
die Seite gelegt. Da hatten wir etwas Angst.<br />
Lehrerin Simone Thalmann hat uns immer<br />
vom <strong>St</strong>eg aus die Richtung gesagt, aber bei<br />
dem starken Wind haben wir sie nicht mehr<br />
verstanden. Als sich das Boot ein paar Mal<br />
<strong>auf</strong> die Seite gelegt hat, rechnete ich jede<br />
Minute damit, ins Wasser zu fallen. Wegen<br />
zu starkem Wind mussten wir das Segeln<br />
einstellen.<br />
Ausflug nach München<br />
Eine Alternative zum Segeln war eine Wanderung<br />
nach Herrsching zum Eis essen.<br />
Am <strong>Mit</strong>twoch sind wir mit der S-Bahn nach<br />
München gefahren. Zuerst sind wir <strong>auf</strong> den<br />
Viktualienmarkt gegangen. Ein Händler gab<br />
uns von seinem <strong>St</strong>and mit exotischen Früchten<br />
sogar einige zum Probieren mit. Das<br />
fanden wir sehr nett von ihm. Danach waren<br />
wir im Hofbräuhaus, das sehr voll war, und<br />
gingen noch ins Deutsche Museum, wo wir<br />
uns die Bereiche Schifffahrt und Luftfahrt<br />
anschauten. Das hat mir aber nicht so gefallen,<br />
weil wir Handschuhe anziehen mussten<br />
und dadurch weniger fühlten.<br />
Am Abend war noch Disco mit toller Musik,<br />
zu der wir getanzt haben. Am Donnerstag<br />
ist die Grundstufe 1 abgereist. Wir anderen<br />
sind nochmals gesegelt. Einige sind auch<br />
mit dem Motorboot, das uns begleitet hat,<br />
mitgefahren. Am Nachmittag gingen einige<br />
nach Herrsching zu einer Dampfschifffahrt.<br />
Die anderen blieben zurück und nutzten die<br />
Boote zum Segeln. Ich fand es besser, dass<br />
wir gesegelt sind, weil der Wind sehr gut<br />
blies. Am Abend machten wir noch ein<br />
Lagerfeuer. Es war schön, sich am Feuer zu<br />
unterhalten. Am Freitag fuhren wir wieder<br />
zurück. Die Segelfreizeit war sehr schön, aber<br />
ging leider viel zu schnell vorbei.<br />
Julia Kuchelmeister<br />
Schülerin der Klasse 5