23.11.2012 Aufrufe

seine Vorlieben leben - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

seine Vorlieben leben - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

seine Vorlieben leben - Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Unter dem Motto „Wenn die<br />

Füße nicht mehr flitzen, tanzen<br />

wir im Sitzen“ gab es noch<br />

ein Sitztanz-Lied für alle zum<br />

Auflockern mit den verschiedensten<br />

Armbewegungen.<br />

Vertrautheit und Geborgenheit, „einen Ort,<br />

an dem man uns annimmt, wie wir sind“.<br />

Vom Träger stiftung st. franziskus heiligen-<br />

Tuttlingen. Jeder Mensch hat eigene<br />

Bedürfnisse und <strong>Vorlieben</strong>, blickt auf eigene<br />

Erfahrungen und ein einzigartiges Leben<br />

zurück. Das zeichnet ihn aus und macht ihn<br />

zu etwas Besonderem. Auch im Alter, wenn<br />

zunehmend Unterstützung bei der Bewältigung<br />

des Alltags benötigt wird, geht dieses<br />

„Besondere“ nicht verloren. Speziell daran<br />

arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

in den <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenzentren, der Tagespflege<br />

und dem Betreutem Wohnen, ganz<br />

nach dem Motto der <strong><strong>St</strong>iftung</strong>s-Altenhilfe:<br />

Bleib, wer du bist!<br />

Die Biographie- oder Erinnerungsarbeit<br />

spielt dabei eine große Rolle. Das Wissen<br />

über die Vergangenheit, die <strong>Vorlieben</strong> oder<br />

Erfahrungen der Bewohner soll den Mitarbeitern<br />

helfen, besser auf Bedürfnisse und<br />

Wünsche der älteren Menschen einzugehen<br />

und die Individualität der Menschen zu<br />

unterstützen. Bei Menschen mit Demenz ist<br />

dies ganz besonders wichtig, da sie ihre<br />

Bedürfnisse nicht immer eindeutig äußern<br />

können. Das Motto Bleib wer du bist<br />

möchte genau dies erreichen, dass ältere<br />

Menschen, die zu uns ins Altenzentrum<br />

kommen, ihre Gewohnheiten und <strong>Vorlieben</strong><br />

nicht aufgeben müssen, sondern diese<br />

weiter <strong>leben</strong> können. Wie das Motto der<br />

Altenhilfe im Alltag verankert ist, sollen einige<br />

Beispiele aus den Tuttlinger Altenzentren<br />

<strong>St</strong>. Anna und Bürgerheim zeigen.<br />

Im Altenzentrum <strong>St</strong>. Anna wohnt seit<br />

Januar 2010 Hildegard Gassner, die das<br />

bronn richtete Miriam Benner aus dem<br />

Leitungsteam Altenhilfe die Grüße des Vorstands<br />

aus. Die Bewohner des Hauses würden<br />

bei ihrem Schutzpatron stets Zuflucht<br />

finden, sagte sie, und sprach noch ein altes<br />

Antonius-Gebet.<br />

Ehrenamtliche ein großer Gewinn<br />

Auch die anderen Grußredner würdigten die<br />

Arbeit und den Einsatz der haupt- und<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter im Haus. Gerade<br />

die Ehrenamtlichen im Haus seien ein großer<br />

Gewinn für das Altenzentrum, betonte<br />

Altenzentrum durch die Tagespflege schon<br />

zuvor kennen gelernt hat. Durch ihren früheren<br />

Beruf als Damenschneiderin ist sie<br />

schon immer viel mit <strong>St</strong>offen und Wolle in<br />

Verbindung gekommen. Davon profitierten<br />

auch die Enkelkinder, die des öfteren mit<br />

selbstgemachten Kleidungsstücken überrascht<br />

wurden.<br />

Häkeln als Leidenschaft<br />

Der Einzug ins Altenzentrum bedeutete<br />

keineswegs, dass Frau Gassner mit ihrer<br />

Leidenschaft, dem Häkeln, aufhören musste.<br />

Im Gegenteil, sie häkelte Unmengen von<br />

franziskus-bote 3/12 25<br />

Mühlheims Bürgermeister Jörg Kaltenbach<br />

und sagte: „In dieser <strong>St</strong>adt wird das urchristliche<br />

Verständnis des Miteinanders der<br />

Generationen gelebt.“ Hausarzt Dr. Alexander<br />

Luz erzählte, dass er gern zu den Bewohnern<br />

ins Altenzentrum komme. Das Haus strahle<br />

Offenheit aus. Und Hans Leibinger, Vorsitzender<br />

des Krankenpflege- und Altenzentrums-Fördervereins<br />

<strong>St</strong>. Elisabeth, befand es<br />

auch als nicht mehr selbstverständlich, dass<br />

heutzutage ein Patrozinium gefeiert werde.<br />

Ewald Graf<br />

„Bleib, wer Du bist“ am Beispiel der Tuttlinger Altenzentren<br />

Weiter <strong>seine</strong> <strong>Vorlieben</strong> <strong>leben</strong> – ob am<br />

Klavier, in der Küche oder beim <strong>St</strong>ricken<br />

Topflappen. „Ihre Schwiegertochter kam mit<br />

Wolle kaufen kaum nach“, berichten die<br />

Betreuungskräfte Petra Schwarz und Gerda<br />

Röther, die auch den wöchentlichen Handarbeitskreis<br />

leiten. Dieser Termin steht für<br />

Frau Gassner fest im Terminkalender. Hier<br />

überlegte man auch zusammen, was nun<br />

mit den vielen Topflappen geschehen soll.<br />

Die großartige Idee von Petra Schwarz, die<br />

Topflappen zu Decken zusammen zu nähen,<br />

fand großen Anklang. Mit dem großem En -<br />

gagement der Mitarbeiterin entstanden<br />

in Heimarbeit wunderschöne Decken, die<br />

sich sehen lassen können. Beim Fest<br />

Eine strahlende Bewohnerin Hildegard Gassner neben ihrer Schwiegertochter Bärbel Gassner und mit<br />

einem der fertigen Kunstwerke – entstanden aus ihrer Häkel-Leidenschaft, die sie auch im Altenzentrum<br />

fortsetzt. Foto: Röther


Christa Riess neben ihrem Klavier in ihrem Zimmer im Tuttlinger Bürgerheim, auf dem sie nach wie vor<br />

gern spielt. Fotos: Schumpp<br />

„Goldener Herbst“ in <strong>St</strong>. Anna am 30. September,<br />

werden diese Kunstwerke verkauft.<br />

Auch wenn Frau Gassner nicht mehr so viel<br />

mitgestalten kann, sieht man sie doch jeden<br />

Mittwoch beim Handarbeitskreis im Foyer –<br />

beim Häkeln.<br />

Musik war immer ein Begleiter<br />

Für Siglinde <strong>St</strong>einhart spielt Musik eine große<br />

Rolle. Schon ihr ganzes Leben lang hat sie<br />

gerne gesungen und Klavier gespielt. Nun<br />

ist sie bei den Kaffeekränzle, die Egon<br />

Hensler mit <strong>seine</strong>m Akkordeon begleitet,<br />

stets dabei und auch das Angebot der<br />

Musiktherapie mit Roswitha Fugmann nimmt<br />

sie gerne an. Musik war immer ein Begleiter<br />

im Leben von Frau <strong>St</strong>einhart und das<br />

hat sich mit dem Einzug ins Altenzentrum<br />

nicht geändert.<br />

Immer freitags wird kräftig gesungen<br />

So wie die Musik ist für manche Bewohner<br />

der Glaube ausgesprochen wichtig. Dementsprechend<br />

ist der Gottesdienst am Freitagmittag<br />

immer gut besucht. Wenn schon<br />

alle Bewohner wieder auf den Wohnberei-<br />

Marianne Mayer hilft gern und jederzeit in der<br />

Wohnküche des Altenzentrums Bürgerheim mit.<br />

chen sind, trifft man in der Kapelle, ganz in<br />

der Musik versunken, den Organisten und<br />

Bewohner Franz Schönle an. Er war ab <strong>seine</strong>m<br />

14. Lebensjahr im Kirchenchor. Knapp<br />

37 Jahre lang sang er mit Leib und Seele<br />

mit <strong>seine</strong>r Bassstimme dort mit. Die Orgelmusik<br />

und die Gottesdienste in <strong>St</strong>. Anna<br />

erinnern ihn an die 37 Jahre und so singt er<br />

immer freitags im Gottesdienst laut mit. Das<br />

Ritual des täglichen Tischgebets ist ebenfalls<br />

für Herrn Schönle schon lange ein wichtiges<br />

Ritual. Daher gehört das Tischgebet fest<br />

mit zum Tagesablauf, was auch bei anderen<br />

Bewohnern großen Zuspruch findet.<br />

Klavier musste mit ins Heim<br />

Nicht nur in <strong>St</strong>. Anna, auch im Bürgerheim<br />

gibt es einige besondere Beispiele für das<br />

Motto Bleib, wer Du bist! Viele Hobbies ins<br />

Altenzentrum nahm Christa Riess mit. Seit<br />

ihrer Schulzeit nahm sie insgesamt elf Jahre<br />

lang Klavierunterricht. Nicht verwunderlich<br />

daher, dass Frau Riess sich in ihrer ersten<br />

eigenen Wohnung mit ihrem Mann „als<br />

erstes“ ein Klavier kaufte. Bei dem Einzug<br />

ins Bürgerheim durfte das eigene Klavier<br />

im Zimmer natürlich nicht fehlen, was ihr<br />

selbstverständlich ermöglicht wurde. Und<br />

so kann sie in ihrem Zimmer ab und zu auf<br />

ihm spielen. Ein weiteres Hobby ist für die<br />

Klavierliebhaberin das Reisen. In vielen Ländern<br />

auf der ganzen Welt war Frau Riess<br />

schon unterwegs. Jeden Tag erinnert sie ihr<br />

Türschild im Bürgerheim an ihre schönen<br />

Reisen, genauso wie ein liebevoll gemachtes<br />

Fotoalbum mit Bildern aus Marokko, Südafrika<br />

oder China.<br />

Türschilder erzählen aus dem Leben<br />

Die Türschilder jedes Bewohners haben im<br />

Bürgerheim einen biografischen Bezug. So<br />

26<br />

Das Namensschild an ihrer Zimmertür im<br />

Bürgerheim erinnert Christa Riess an ihre<br />

vielen Urlaubsreisen.<br />

kann man bei vielen Bewohnern ihr Hobby<br />

oder ihren früheren Beruf anhand ihres<br />

Türschildes erkennen.<br />

Ebenfalls mit Freude und einer großen Be -<br />

gabung für die Handarbeit strickt auch<br />

Helene Neubourg immer noch fleißig. Ihre<br />

gestrickten Werke kann man des Öfteren<br />

begutachten, da sie ihre gestrickten Kleidungsstücke<br />

selbst trägt.<br />

Mit der Schürze in der Wohnküche<br />

Wenn man auf den Wohnbereich 1 im<br />

Bürgerheim kommt, egal an welchem Tag<br />

oder zu welcher <strong>St</strong>unde, fällt einem sofort<br />

Marianne Mayer ins Auge, die mit einer lila<br />

Schürze in der Wohnküche zugange ist. Sie<br />

hat früher schon immer gerne im Haushalt<br />

geholfen, etwa bei ihrem Schwager, als ihre<br />

Schwester immer wieder erkrankte. Seit<br />

ihrem Einzug ins Bürgerheim lässt sie es sich<br />

nicht nehmen, auch dort die Alltagsbegleiter<br />

in der Wohnküche zu unterstützen.<br />

So ist sie mit Tisch decken und Abräumen,<br />

Geschirrtücher zusammenlegen und weiteren<br />

Aufgaben in der Wohnküche stets mit<br />

Freude beschäftigt.<br />

Geschirrtücher erinnern an Beruf<br />

Eine große <strong>St</strong>ütze für den Wohnbereich<br />

ist auch Frau Hellstern, die eine eigene<br />

Wäscherei besessen hat und nun mit Begeis -<br />

terung die Geschirrtücher zusammenlegt.<br />

Damit kommt sie wieder mit ihrem früheren<br />

Beruf in Berührung. So werden bei jedem<br />

Bewohner Anknüpfungspunkte an <strong>seine</strong><br />

individuelle Lebensform und <strong>seine</strong> <strong>Vorlieben</strong><br />

gesucht. Mitarbeiter und Ehrenamtliche<br />

versuchen dies weiter zu führen. Denn jeder<br />

soll sich wohl fühlen in unseren Altenzentren.<br />

Simone Höschle<br />

franziskus-bote 3/12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!