Winter 2007/2008 - St.Johannes Gilching

"....und wo bleibt „Brot für die Welt“?"
von Harald Rohr
Ein Erdbeben stürzt Millionen ins Unglück. Eine Flutwelle verwüstet ganze
Küstenprovinzen. Ein Bürgerkrieg treibt Hunderttausende in die Flucht. Eine
Dürreperiode und/oder unverantwortliche Politik verursachen eine
Hungersnot. Irgendwann schwärmen dann die Kamerateams aus. Ihre
Bilder rütteln auf. Die Sender blenden anschließend die Spendenkonten der
großen deutschen Hilfswerke ein: Rotes Kreuz, Caritas, Welthungerhilfe.
Und wo bleibt „Brot für die Welt“, immerhin das einzige Hilfswerk, dessen
Name zum Sprichwort geworden ist? Evangelische Christenmenschen sind
verwirrt, Pfarrer versuchen anzurufen oder schütteln einfach den Kopf über
die Nachlässigkeit von „Brot für die Welt“. Die haben es wohl nicht nötig.
Des Rätsels Lösung: bis heute hat sich nicht ausreichend herum
gesprochen, dass es in unserer Kirche eine präzise Arbeitsteilung gibt. Bei
Katastrophen tritt zunächst die Diakonie Katastrophenhilfe in Aktion. Sie ist
die Zwillingsschwester von „Brot für die Welt“ und steht unter einer
gemeinsamen Leitung. Ihre Spendennummer wird bei den großen Aufrufen
im Fernsehen immer genannt. In Katastrophen mit dem wirklich Nötigen
sofort zu helfen ist ein besonderes Fachgebiet - in Vielem klar zu
unterscheiden von langfristiger "Hilfe zur Selbsthilfe", für die „Brot für die
Welt“ seit bald 50 Jahren steht. Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet oft
als Teil des weltweiten ökumenischen Bündnisses ACT, englisch für
"Kirchen in gemeinsamer Hilfsaktion".
„Brot für die Welt“ übernimmt, wenn es um langfristigen Wiederaufbau geht,
wie jetzt z.B. in den asiatischen und afrikanischen Tsunami-Regionen.
Sagen wir es so: die Diakonie Katastrophenhilfe wirkt wie ein Notarzt mit
Leben rettender Soforthilfe. „Brot für die Welt“ ähnelt dem Facharzt für
Rehabilitation oder Vorsorge.
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