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Drácula - Das Dokument des Grauens

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<strong>Das</strong> <strong>Dokument</strong> <strong>des</strong> <strong>Grauens</strong>Der letzte Mime im Bunde der Hauptdarsteller ist wider Erwarten ein gebürtigerAmerikaner, Barry Norton. Er war neben seiner Muttersprache auch <strong>des</strong> Spanischenund <strong>des</strong> Französischen mächtig. Seine erste wichtige Rolle hatte er in F. W. Murnaus 4Devils (1928) inne. Durch seine Sprachkenntnisse empfahl er sich für Exportversionenamerikanischer Filme und so drehte er unter der Anleitung George Melfords Oriente yoccidente (1930), die spanischsprachige Version von East is West (1930); danach folgteEl cuerpo del delito (1930) und, was damals wirklich selten vorkam, sowohl diespanische als auch französische Version von Slighty Scarlet (1930), welche die TitelAmor audaz (1930) und L’énigmatique Monsieur Parkes (1930) trugen. Hinzu kamennoch zwei weitere unbedeutendere Exportversionen, bis er den Zuschlag für die Rolle<strong>des</strong> Juan Harker in Drácula (1931) erhielt. Wie Sie sehen, war Barry Norton zwarnicht gerade auf dem Weg, ein großer Star zu werden, aber er war auch keineswegsunterbeschäftigt.Paul Kohner und George Melford war klar, dass sie das bestmögliche Team fürdie Dreharbeiten um sich versammelt hatten. Und sie waren sich auch bewusst, dassTod Browning dieses Privileg nicht hatte. Browning war gezwungen, mit Karl Freundeinen Kameramann zu akzeptieren, welchen er nicht sonderlich leiden konnte. Teileder Schauspieler wurden erst verpflichtet, als Browning bereits drehte, und das zumTeil auch noch ohne ein vorhergegangenes Casting der Bewerber. Und dazu schwebteüber Browning noch das Damoklesschwert, dass er mit Lon Chaneys Tod bei Universaleigentlich unerwünscht war und jederzeit abgelöst werden könnte. Derartige Problemewaren Melford und Kohner fremd, sie konnten mit Freude an die Arbeit gehen.Und so beschlossen die beiden, dass ihr Film der Bessere der beiden werden sollte.Ihr einziger Nachteil waren die Arbeitszeiten. Tod Browning drehte täglich von achtUhr morgens bis acht Uhr am Abend. Sobald Browning den Set geräumt hatte, mussteMelford mit seinem Team ran, um in den gleichen Kulissen seine spanische Fassungzu drehen. Dies implizierte dann auch Nachtschichten, von acht Uhr abends bis achtUhr morgens.Aber dies brachte auch einen unschätzbaren Vorteil mit sich, welcher Melfords undKohners qualitativem Anspruch an die eigene Arbeit sehr zuträglich war. Zu Beginnjeder Schicht setzten sie sich zusammen und sichteten das Material, welches Browningund Freund am gleichen Tag gedreht hatten. Sie analysierten es, lokalisierten Fehlerund setzten alles daran, diese Fehler selbst zu vermeiden. Sie taten somit eigentlichnichts anderes als ein Schüler, welcher eine Klassenarbeit von seinem Sitznachbarnabschreibt und <strong>des</strong>sen Fehler korrigiert, ohne ihn selbst darauf hinzuweisen. Daherverwundert es nicht, dass Kohner bis zu seinem Tode stolz darauf sein durfte, TodBrownings schlampige Inszenierung deutlich übertrumpft zu haben.Im Folgenden werden wir Kohners Drácula (1931) mit Brownings Dracula (1930)vergleichen. Wir gehen den Film Szene für Szene durch und achten auf relevante Un-120

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