0800-1110222 - St. Laurentius Gaggenau
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mit unserem Leben? ... Der da am Ufer steht, der Auferstandene, schickt<br />
die Jünger noch einmal zum Fang aus. ... Vorher waren sie im<br />
Eigenentwurf ihres Lebens ausgefahren, jetzt tun sie es in seinem Auftrag,<br />
jetzt tun sie es im Vertrauen auf ihn: Und ihre Netze füllen sich überreich!<br />
Von ihm her, der da am Ufer unseres Lebens steht, verwandelt sich alles.<br />
Von daher müssen wir handeln und leben. Nun ist ihr Leben nicht mehr in<br />
der Nacht, sondern im hellen Licht des Auferstandenen: Und alles ist neu!<br />
Auf ihrem Tun, auf dem bisher die Aussichtslosigkeit der Nacht lag, liegt<br />
jetzt der Glanz des Osterlichtes. Und das Sinnlose verwandelt sich in Sinn<br />
und Fülle. ... Manchmal muss der Mensch bis an den äußersten Rand<br />
kommen, damit er vom Ufer her das rettende Wort hören kann. Und dann,<br />
wenn das mutige Loslassen des Eigenentwurfs gelingt, wenn man sich im<br />
Vertrauen auf ihn darauf einlässt, neu zu beginnen, dann kann es<br />
geschehen, dass unserem Tun Richtung, Sinn und Erfüllung geschenkt wird<br />
- aus seiner Nähe, aus seiner Weisung. Es ist gut zu wissen: Einer wartet<br />
auf uns am Ufer, in der Nacht und Vergeblichkeit unseres Lebens. Und<br />
wenn in uns noch etwas lebendig ist an Sehnsucht nach ihm, wenn das<br />
<strong>St</strong>euerruder unseres Lebensbootes immer noch, wenn auch in aller<br />
Unbeholfenheit, hinsucht zum Ufer, wo er steht, dann kann es sein, dass<br />
das leere Netz des Lebens sich füllt, randvoll, von ihm her. Dann ist in uns<br />
die letzte Erfahrung reif geworden: Alles ist Gnade!“ Wer das<br />
Osterbildchen genauer betrachtet, der entdeckt im Hintergrund eine <strong>St</strong>adt<br />
und rechts vor der <strong>St</strong>adt einen Mann, der vom Pferd stürzt. Vom Himmel<br />
her kommt ein Spruchband, auf dem zu lesen steht: „Saulus, Saulus,<br />
warum verfolgst du mich?“ Es ist der Apostel Paulus, der vor Damaskus<br />
die große Christusvision seines Lebens hatte, die ihm zur Bekehrung<br />
werden sollte. Aus dem Christenverfolger Saulus wurde der Völkerapostel<br />
Paulus. Auch er musste erst den Eigenentwurf seines Lebens fallen lassen.<br />
Seine Pläne wurden ihm aus der Hand genommen. Der Ruf des<br />
Auferstandenen sollte diesem Leben eine völlig neue Richtung geben.<br />
Aber am Ende seines Lebens wird auch Paulus, der das Christentum in die<br />
Welt getragen und unzählige Menschen zu Christus geführt hat, mit vollen<br />
Netzen vor seinem Herrn stehen. Was mir an den Buchmalereien des<br />
Salzburger Missales so gut gefällt: der mittelalterliche Künstler verlegt die<br />
Ereignisse in mittelalterliche Landschaften, in seine Zeit. Damit will er<br />
dem Betrachter sagen: „Die Begegnung mit dem Auferstandenen ist nicht<br />
Vergangenheit, sondern ereignet sich immer wieder neu, in jeder Zeit.“<br />
J. Reuss, O<strong>St</strong>R