Die soziale Herkunft - Leben und Werk des Dichters Gottfried August ...
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der Familie Bürger, den Dichter, übertragen haben. Welche entscheidende Rolle<br />
er im <strong>Leben</strong> Bürgers spielte, ist hinreichend dargestellt, <strong>und</strong> so sind gerade sein<br />
<strong>soziale</strong>s Umfeld, seine gesellschaftliche Stellung <strong>und</strong> seine <strong>Herkunft</strong> von besonde<br />
rer Wichtigkeit. Großvater Bauer, für den nicht ‚nomen est omen‘ gilt <strong>und</strong> die für<br />
Bürger zur Heimat gewordene Stadt Aschersleben sollten bis in den Tod für ihn<br />
Bedeutung behalten. Gerade Jacob Philipp Bauers finanzielle Zuwendungen er<br />
möglichten Bürger eine privilegierte Ausbildung. Er sorgte dafür, daß der Dichter<br />
nach Dorfschulbesuch <strong>und</strong> privatem Lateinunterricht beim Pfarrer <strong>des</strong> Nachbaror<br />
tes in das traditionsreiche Stephaneum in Aschersleben <strong>und</strong> in das Königliche Pä<br />
dagogium in Halle kam <strong>und</strong> später die Universitäten in Halle <strong>und</strong> Göttingen besu<br />
chen konnte.<br />
Mit viel Geschick <strong>und</strong> Fleiß hatten auch die Bauers den <strong>soziale</strong>n Aufstieg voll<br />
zogen, hatte der Urgroßvater Bürgers mütterlicherseits viel in die Ausbildung sei<br />
ner Söhne investiert. Der Advokat <strong>und</strong> Ratssyndikus Gallus Bauer, dem die Stadt<br />
die Ascherslebische Willkür d.i. das Stadtrecht, verdankt, <strong>und</strong> der Schwarz <strong>und</strong><br />
Schönfärbermeister, Oberaltermann <strong>und</strong> Kämmerer Johannes David Bauer, der<br />
„auf Sr. Königl. Maj. allergnädigsten Special Befehl“ im Mai 1745 Bürgermeister<br />
mit der Bezeichnung „consul honorarius“ wurde — das waren die Brüder von<br />
Bürgers Großvater. Als dann noch Johannes Gottlieb Bauer, ein Sohn von Gallus<br />
Bauer, von 1754 bis 1768 das Amt <strong>des</strong> dirigierenden Oberbürgermeisters inne hat<br />
te, war die hervorgehobene Stellung der Familie Bauer in der Stadt gefestigt. Hin<br />
zu kam, daß man durch geschickte Heiratspolitik auch mit den alteingesessenen<br />
Ratsherrengeschlechtern der Heidbergs, Pflaumes, Lamprechts, Derlings, Dro<br />
sihns usw. in verwandtschaftliche Beziehungen trat.<br />
Es gab aber auch andere verwandtschaftliche Verflechtungen, die in entschei<br />
dender Weise noch viel direkter für den <strong>Leben</strong>slauf <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> bestimmend wa<br />
ren.<br />
Der Großvater hatte im Juli 1747 in zweiter Ehe Rosina Magdalena Laue, geb.<br />
Baumgarten, geheiratet, die — bereits zweimal verheiratet — ihre Kinder aus er<br />
ster <strong>und</strong> zweiter Ehe mit in diese Verbindung brachte. Sein Stiefsohn Johann<br />
Friedrich Temme, seit 1756 Pfarrer an der St. MargarethenKirche in Aschersle<br />
ben, späterer Ehemann einer Enkelin Johannes David Bauers, war auf vielfältige<br />
Weise mit dem <strong>Leben</strong> <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> verwoben. Als Privatlehrer Bürgers im Win<br />
terhalbjahr 1763/64 übte er großen Einfluß auf ihn aus, <strong>und</strong> sicherlich werden<br />
auch Temmes im Druck erschienene Predigten über die Feuersbrünste im Januar<br />
<strong>und</strong> April 1764 in Aschersleben Bürger zu jenem ersten Gedicht angeregt haben,<br />
von dem Althof berichtet. <strong>Die</strong> Predigt zum Tode von Bürgers Vater, von Temme<br />
gehalten, soll nicht unerwähnt bleiben. Doch wichtiger ist die von ihm in Druck<br />
gegebene Schrift: Den/sittlichen Character/<strong>des</strong> seligen/Herrn Caspar A<br />
bels/Berümten Historici <strong>und</strong> Predigers/zu Weßdorf im Fürstenthum Halber<br />
stadt,/nebst der Fortsetzung der Nachrichten/von seinen <strong>Leben</strong> <strong>und</strong> Schriften/<br />
widmet seinem/ liebwerthesten Schwager/Herrn/Georg Wilheim/Aurbachen / bis<br />
herigen Rector der Schule zu Aschersleben/am Tage seiner feierlichen Einfüh<br />
rung/als Prediger zu Weßdorf/Johann Friedrich Temme/Pastor der S. Margar. Kir<br />
che zu Aschersleben./den 3ten Junii 1765. In ihr kommen alle Personen vor, die für<br />
Bürgers Kindheit <strong>und</strong> Jugendjahre entscheidend waren:<br />
— Da ist der zählebige Abel, <strong>des</strong>sen angestrebte Ablösung im Hause Bürger in<br />
Molmerswende Dauerthema war <strong>und</strong> von dem Temme schreibt, daß dieser<br />
ihn über sechs Jahre liebte <strong>und</strong> er ihn hochschätzte,<br />
— da ist der Rektor <strong>des</strong> Stephaneums Georg Wilhelm Auerbach, verheiratet mit<br />
der Stieftochter <strong>des</strong> Großvaters Bauer, der den Schüler Bürger wegen eines<br />
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