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038-051 tobago j

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Calypso ist der traditionelle Rhythmus der Tobagoner. Erst<br />

1943 kam die Steeldrum aus Trinidad nach Tobago, wo sie sich<br />

rasch als Nationalinstrument etablierte. / Calypso is the traditional<br />

music of Tobago. The steel drum did not arrive from Trinidad until<br />

1943 but quickly became the national instrument.<br />

„Oh, ihr habt heute Abend ein Barbecue-Lime bei<br />

Fabrizio!“ Der Künstler Martin Superville rollt begeistert<br />

die Augen, greift zum Handy, um sich mit einem langen<br />

Wortschwall gleich selbst bei unseren Gastgebern einzuladen.<br />

Als Buschtrommel fungiert heutzutage das Mobiltelefon<br />

und, falls gerade die Verbindung klappt, das Internet.<br />

Ansonsten aber pfeifen die Tobagoner auf modernen<br />

Lebensstil. Das überlassen sie lieber der großen Schwesterinsel<br />

Trinidad, die sich ihren Besuchern gern im pulsierenden<br />

Tempo einer Großstadt präsentiert. Dort wird<br />

gezeigt, was man hat, und dass man dank Erdöl, Erdgas<br />

und natürlichen Bitumen zur wirtschaftlich stärksten<br />

Nation des karibischen Archipels aufstieg.<br />

In diesem finanziell gut gepolsterten Schatten hat man<br />

sich auf Tobago lieber aufs Liming spezialisiert. „To have<br />

a little lime“ oder schlicht „liming“ – nirgendwo sonst auf<br />

der Welt existiert ein eigenes Wort dafür, wenn mindestens<br />

zwei Menschen, wo auch immer sie gerade aufeinander<br />

treffen, einfach rumhängen, tratschen, ein bisschen Musik<br />

machen und bei Carib-Bier und Rum die Zeit vergessen.<br />

Ein sympathischer Charakterzug, der es dem Besucher<br />

auch im Jahr 2004 ermöglicht, zwischen mit Palmen<br />

umsäumten Sandbuchten und unberührtem Regenwald<br />

unverschämt in Robinson-Crusoe-Romantik zu baden.<br />

Gerne erzählt man hier die Geschichte, dass der berühmteste<br />

aller Schiffbrüchigen auf Tobago gestrandet<br />

sei, und hat natürlich den passenden Sightseeing-Spot<br />

TOBAGO<br />

Robinsons Cave parat. Wahr ist vielmehr, dass Herr Crusoe<br />

auf einer Insel vor Chile landete. Für Daniel Defoes<br />

Roman stand allerdings tatsächlich Tobago Pate, da sich<br />

der Dichter von den Erzählungen eines britischen Kolonialwarenhändlers<br />

und Kartographen inspirieren ließ.<br />

Er war nicht der Einzige, dessen Phantasie von der<br />

immergrünen Tropeninsel profitierte. Im Osten, zwischen<br />

der unbewohnten Vogelinsel Little Tobago und dem verschlafenen<br />

Fischerort Speyside, hat Ian Fleming im einzigen<br />

Haus auf Goat Island die Abenteuer von 007 verfasst. Den<br />

Namen des coolen Agenten, James Bond, borgte er sich<br />

übrigens von einem Vogelkundler, mit dem er ab und zu<br />

durch die Gegend zog.<br />

Ziemlich zeitgleich mit Fleming entdeckte in den<br />

fünfziger Jahren Hollywood Tobago. Wann immer ein<br />

tropisches Paradies, sei es ein Südsee-Atoll oder ein Mini-<br />

Afrika, gebraucht wurde, fand man auf der Insel die passende<br />

Kulisse. Die Klassiker Die Nonne und der Seemann<br />

und Spiel mit dem Feuer wurden zur Gänze hier gedreht.<br />

Celebs wie Rita Hayworth und Robert Mitchum logierten<br />

dabei am liebsten in der Bacolet Bay im „Blue Haven“<br />

Hotel – einem karibischen Art déco-Bau in Pink und<br />

Hellblau, als farbiger Kontrast zum dunkelgrünen Baum-<br />

Hintergrund. Besonders Mitchum hat sich dabei einen<br />

Ruf als ungezügelter Haudegen erarbeitet, der noch heute<br />

strahlt. Sein damaliger Chauffeur Cecil Lyons, bereits an<br />

die Siebzig, schwelgt jetzt noch beim Liming begeistert<br />

in Erinnerungen an einstige Sauf- und Rauftouren mit<br />

dem Star. Als Hollywood abzog, war auch die glanzvolle<br />

Zeit des „Blue Haven“ vorbei. Die Natur eroberte sich<br />

das Terrain zurück und überwucherte die Ruine, bis sie<br />

vom Österreicher Karl Pilstl knapp vorm neuen Jahrtausend<br />

wieder entdeckt wurde. Gemeinsam mit seiner Frau<br />

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