P<strong>Vergiftung</strong>en2. Phase (24-48 Stunden nach Giftaufnahme): Nach kurzfristigerBesserung des Allgemeinbefindens Beginn der Leberundevtl. auch der Nierenschädigung.3. Phase (2-5 Tage nach Giftaufnahme): Manifeste toxischeLeberschädigung mit Transaminasenanstieg zwischen 1.000und 10.000 U/L, Bilirubinanstieg, Abfall des Quickwertsund Entwicklung einer hepatischen Enzephalopathie.• Therapie: Primäre Giftentfernung, Kohle. Bei hohen Dosen(ab 150 mg/kg <strong>KG</strong>) Antidottherapie mit N-Acetylcystein (Fluimucil ® )i. v. Dosierung: 150 mg/kg <strong>KG</strong> i. v. in 200 ml 5 %igerGlucoselösung in 15 Minuten, anschließend 50 mg/kg<strong>KG</strong> i. v. in 500 ml 5%iger Glucoselösung über 4 Stunden,dann 100 mg/kg <strong>KG</strong> in 1.000 ml 5%iger Glucoselösungüber 16 Stunden. Gesamtdosis: 300 mg/kg <strong>KG</strong> in 20 Stunden.Verlängerte N-Acetylcysteingabe: bei verspätetem Therapiebeginn(> 12 Stunden nach Giftaufnahme), bei initial sehrhoher Paracetamolkonzentration im Serum (> 500 mg/l)oder wenn nach 20-stündiger N-Acetylcysteintherapie dieParacetamolkonzentration im Serum > 30 mg/l ist. Dosierung:150 mg/kg <strong>KG</strong> N-Acetylcystein i. v. in 5%iger Glucoseüber weitere 24 Stunden. Symptomatische Therapiedes Leberversagens, evtl. Lebertransplantation.PARAQUATBipyridiniumderivat mit basischen Eigenschaften, das alsHerbizid Anwendung findet.• Symptome bei oraler Giftaufnahme: Ätzwirkung, Übelkeit, Erbrechen(der 10%igen Lösung von Paraquat ist ein Emetikumzugesetzt); Darmkoliken, hämorrhagische Durchfälle, LeberundNierenschädigung. Nach 4-7 Tagen Entwicklung einerin der Regel letal verlaufenden Lungenfibrose.• Therapie: Sofort reichlich Kohle (40-100 g) oder auch Erde(Gartenerde) per os. Primäre Giftentfernung vor Ort, dannrepetitive Gabe von Kohle.Sekundäre Giftentfernung: Gesteigerte Diurese (3-6 l/die),Hämoperfusion ist nur in den ersten 4-6 Stunden nach Giftaufnahmeeffektiv; Hämodialyse ist unwirksam. Behandlungder respiratorischen Insuffizienz mit Intubation und Beatmung.PPARATHION (E 605)( Pflanzenschutzmittel)PFLANZENSCHUTZMITTEL, SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNGSMITTELOrgano- oder Alkylphosphate: E 605 (Parathion), Metasystox R(Oxydemeton-Methyl), Dimethoat, Phosphorsäureester etc.Toxische Wirkung: Hemmung der enzymatischen Aktivität vonCholinesterasen (CHE) durch Phosphorylierung. Die Folge isteine „endogene Acetylcholinvergiftung“, da das Acetylcholinnicht mehr in seine inaktiven Komponenten Cholin und Essigsäuregespalten werden kann.• Symptome: Muskarinartige Wirkung: Miosis, Tränenfluss, vermehrteBronchialsekretion, Nausea, Erbrechen, Diarrhoe, Bradykardie.Nikotinartige Wirkung: Initiale passagere Tachykardie, Muskelschwäche,Muskelfaszikulieren, Muskelkrämpfe.Zentralnervöse Wirkung: Kopfschmerzen, Angstgefühl, Ataxie,cerebrale Krampfanfälle, Koma, Atemdepression.Bei schwerer <strong>Vergiftung</strong> typische Trias: Schnell auftretendes „krampfendesKoma“, Miosis und Bradykardie.• Therapie (richtet sich nach dem Schweregrad der <strong>Vergiftung</strong>):Bei respiratorischer Insuffizienz Intubation, Beatmung, Antidottherapiemit Atropin: Der Erwachsene erhält initial 5 mg i. v.,danach Wiederholung dieser Dosis alle 2-5 Minuten, bissich die Vitalparameter wieder stabilisiert haben. DannFortführung der Antidottherapie mit einer Dauerinfusion von1-2 mg Atropin/h, entsprechend Symptomatik, Kinder: Initialmax. 2 mg. Bei Krampfanfällen Diazepam. Primäre Giftentfernung,repetitive Gabe von Kohle.Nur bei der Parathionvergiftung zusätzliche Antidottherapiemit dem Cholinesterasereaktivator Obidoxim P(Toxogonin ® ) in einerDosierung von 4 mg/kg <strong>KG</strong> als Bolus und anschließenderDauerinfusion von 12 mg/kg <strong>KG</strong> über 24 Stunden.PHENOL (HYDROXYBENZOL, C 6 H 5 OH)• Symptome: Bei Hautkontakt: Verätzungen der Haut.Bei Inhalation: Reizung der oberen Atemwege.Bei oraler Giftaufnahme: Verätzungen mit Erbrechen und Durchfall.Resorptive Giftwirkung: Schwindel, Tinnitus, Azidose, Nierenschädigungmit dunklem braungrünem Urin, cerebrale Krampfanfälle,Koma, Atemdepression, Hypotonie, Herzrhythmusstörungen,Schock.• Therapie: Bei oraler Giftaufnahme: Im Rahmen der Ersten Hilfe Gabevon pflanzlichen Haushaltsölen oder Gabe von Aktivkohle;Behandlung der Verätzungen wie bei Säuren und Laugen,Schock- und Schmerzbehandlung.54 55
P<strong>Vergiftung</strong>enBei Hautkontakt: Kontaminierte Haut mit trockenem Tuch säubernund anschließend ein pflanzliches Haushaltsöl auftragen,sobald verfügbar Reinigung mit Polyethylenglykol (Macrogol 400).Nicht mit Wasser behandeln, da hierdurch die Resorptionverstärkt wird.PHENYTOINToxische Dosis: ab 1,4 g.• Symptome: Nystagmus, Doppelsehen, Tremor, Schwindel,Übelkeit, Ataxie, Erregungszustand, Halluzinationen, cerebraleKrampfanfälle, Koma, Herzrhythmusstörungen, Hypotonie,Schock.• Therapie: Primäre Giftentfernung, Gabe von Aktivkohle, intensivmedizinischeÜberwachung. Hämoperfusion (Kohleperfusion)bei Serumspiegel > 40 mg/l.PHOSGEN (COCl 2 )Reizgas vom Latenz-Typ; reagiert mit Wasser unter Bildung vonSalzsäure und Kohlendioxid.• Symptome: Bei Inhalation niedriger Konzentrationen: Reizung der Atemwege,Bildung eines toxischen Lungenödems nach einerLatenz von 3-24 Stunden.Bei Inhalation hoher Konzentrationen (> 200 ppm) kommt es innerhalbweniger Minuten zu einem tödlich verlaufenden Lungenversagen.• Therapie: Entfernung aus dem Gefahrenbereich (Atemschutz),Gabe von Sauerstoff, Inhalation topischer Glucocorticoide(Effizienz umstritten), bei Zeichen der Bronchialobstruktioninhalative 2 -Sympathomimetika, bei Husten Antitussiva, Bettruhe.Bei toxischem Lungenödem Glucocorticoide i. v. sowieggf. Intubation und Beatmung.PPHOSPHORSÄUREESTER( Pflanzenschutzmittel)PHOSPHORWASSERSTOFF (Phosphin [PH 3 ])Entsteht aus Calciumcarbid durch Wassereinwirkung oder ausZinkphosphid oder Aluminiumphospid (Mäusegift) unterEinwirkung von feuchter Luft. Geruch nach Knoblauch oderfaulem Fisch.• Symptome bei Einatmung des Gases oder nach oraler Aufnahme phosphinbildenderPräparate: Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfälle,Somnolenz bis Koma, cerebrale Krampfanfälle, Lungenödem.Nach hohen Dosen auch Methämoglobinämie.• Therapie: Bei Inhalation: Frischluft, Bettruhe, inhalative Glucocorticoide(Effizienz umstritten).Bei oraler Einnahme phosphinbildender Phosphide: Magenspülung, Aktivkohle,Sauerstoff, Atem- und Kreislaufhilfe. Bei MethämoglobinämieToluidinblau ® 2-4 mg/kg <strong>KG</strong> i. v.PILZEPilzanamnese: Pilze beschreiben lassen bezüglich Pilzgröße, Hutform,Hutfarbe, Lamellen, Lamellenfarbe, Röhren, Stiel, Knolle,Ring am Stiel, Fundort etc. <strong>Co</strong>prinus-SyndromLatenzzeit: 7 Stunden-2 Tage.Verursacht durch:· Faltentintling (<strong>Co</strong>prinus atramentarius)· Grünling (Tricholoma flavovirens)· Keulenfüßiger Trichterling (Clitocybe clavipes)• Symptome: Symptome treten nur dann auf, wenn zu der PilzmahlzeitAlkohol getrunken wird. Durch eine Hemmungder Aldehyddehydrogenase wird der Alkohol nur bis zumAcetaldehyd abgebaut. Es entsteht das sog. Acetaldehyd-Syndrom mit folgenden Beschwerden: Hitzegefühl, Gesichtsröte,gerötete Konjunktiven, Schweißausbrüche, PÜbelkeit,Erbrechen, Atemnot, Tachykardie, retrosternale Schmerzen,Hypotonie mit Kollaps.• Therapie: Versuch mit 500 mg Vit. C; symptomatische Maßnahmen. Fliegenpilz-SyndromLatenzzeit: 15 Minuten-2 Stunden.Verursacht durch Fliegenpilz (Amanita muscaria).• Symptome: Unruhe, Angst, Ataxie, agitierter Verwirrtheitszustand,Halluzinationen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe,Myoklonien, cerebrale Krampfanfälle, Koma, Hypotension,äußerst selten cholinerge oder anticholinerge Symptome.• Therapie: Primäre Giftentfernung; Kohle, Diazepam (CaveAtemdepression), symptomatische Maßnahmen.56 57