The Program as PDF (10MB) - Dresdner Kreuzchor
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2012/13<br />
Licht aus um 20.33 Uhr<br />
Große helfen den Kleinen – die Zimmerpaten<br />
haben immer ein offenes Ohr.<br />
Vorlesestunde im Alumnat<br />
„Smidi, Schmiedchen“ – bei den Viertklässlern gibt es<br />
kein Halten mehr. Im Anmarsch ist ihr Zimmerpate, der<br />
ihnen zugesagt hat, sie heute Abend zu besuchen und<br />
ihnen Geschichten vorzulesen. „Schmiedchen“ ist Spitzund<br />
Nachname zugleich für den Zwölftklässler Richard,<br />
der sich mit vier Kollegen diese dankbare Aufgabe teilt.<br />
Die Großen helfen den Kleinen – dieses pädagogische<br />
Prinzip funktioniert schon seit Jahrzehnten. Weil in der<br />
vierten Kl<strong>as</strong>se Alumnatspflicht besteht, damit sich die<br />
Jungen in die Chorgemeinschaft einfügen können, bedeutet<br />
d<strong>as</strong> für die zehnjährigen Neukruzianer eine große<br />
Umstellung. Sie ziehen von zu Hause aus und sehen ihre<br />
Eltern meist nur noch am Wochenende.<br />
Für die Linderung des Heimwehs sind zwar vor allem<br />
die erwachsenen Erzieher zuständig, aber die Zimmerpaten<br />
können dabei helfen, es durch eine Art Ersatzfamilie<br />
zu mildern. Sie teilen sich d<strong>as</strong> Erdgeschoss im Kruzianerinternat<br />
untereinander auf und stehen den Viertklässlern<br />
zur Seite, wo sie nur können. Neben der Vorlesestunde<br />
schlichten sie auch mal Streit, helfen bei den Hausaufgaben<br />
und haben immer ein offenes Ohr. „Zum Schuljahresbeginn<br />
gehe ich praktisch täglich zu ihnen; zum Ende<br />
hin, wenn wichtige Klausuren und Prüfungen anstehen,<br />
versuche ich es mindestens ein Mal die Woche“, sagt<br />
Richard Schmiedchen. Meistens haben sich die kleinen<br />
Sänger dann schon so gut eingewöhnt, d<strong>as</strong>s sie kaum<br />
noch der Unterstützung der großen bedürfen. Respektspersonen<br />
und Vorbilder bleiben diese dennoch, auch<br />
wenn sie sich freundschaftlich begegnen.<br />
„Es macht Spaß, wenn die Kleinen von sich aus anfangen<br />
zu erzählen. Oder wenn sie mich fragen, wie meine<br />
Klausur gelaufen ist. Ich kann da viel zurückgeben, w<strong>as</strong><br />
mir selber früher geholfen hat, als ich noch ein Knabe<br />
war.“ Daran kann sich Richard Schmiedchen noch gut erinnern.<br />
„Mein Zimmerpate war auch der Tischälteste im<br />
Speisesaal. Er hat immer vom Kruzimännlein erzählt, d<strong>as</strong><br />
im Glockenturm der Schule wohnt und über 100 Jahre alt<br />
ist. Davon habe ich sogar geträumt.“ Die Mär von diesem<br />
kleinen Zwerg wird von Generation zu Generation weitererzählt<br />
und fortgesponnen. Legendär sind auch die<br />
Gruselgeschichten, die bei Chorreisen abends im Dunkeln<br />
erzählt werden. Dann fahren die Zimmerpaten zu<br />
Hochform auf.