Ausgabe 2/2012 - Landesärztekammer Brandenburg
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aKtuell<br />
ausZeIchnunG<br />
Klinikum frankfurt (oder) gewinnt „Golden helix Award“<br />
Auf dem 34. Deutschen Krankenhaustag<br />
wurde das Klinikum<br />
mit dem „Golden Helix Award“<br />
für Qualität im Krankenhaus ausgezeichnet.<br />
Dr. Petra Wilke, Chefärztin<br />
der Zentralen Notaufnahme<br />
des Klinikums nahm den Preis aus<br />
den Händen von Dr. Josef Düllings,<br />
neu gewählter Präsident des Verbandes<br />
der Krankenhausdirektoren,<br />
für die gezielte Verbesserung<br />
der Versorgungs- und Prozessqualität<br />
in der Notaufnahme des Klinikums<br />
Frankfurt (Oder) entgegen.<br />
Das von ihr geleitete Projekt „Medizinische<br />
und ökonomische Prozessoptimierung<br />
in der Notaufnahme durch ITgestützte<br />
Behandlungspfade und eine<br />
Ersteinschätzung in einem integrierten<br />
System“ überzeugte die hochkarätig<br />
besetzte Jury im 19. Wettbewerbsjahr<br />
des vom Verband der Krankenhausdirektoren<br />
ausgelobten Preises. Ziel des<br />
Projektes war es, die Abläufe in der<br />
Notaufnahme mit Hilfe einer Ersteinschätzungsroutine,<br />
die durch klinische<br />
Behandlungspfade ergänzt wird, so<br />
zu gestalten, dass sich bei steigender<br />
Behandlungsqualität die Wartezeiten<br />
trotz steigender Patientenzahlen verringern,<br />
die Patienten zielgerichteter<br />
untersucht und behandelt werden und<br />
die Prozesse in der Notaufnahme insgesamt<br />
optimiert werden.<br />
Patientenzahlen steigen<br />
Die Notwendigkeit für dieses Projekt<br />
ergab sich aus einer Situation, der sich<br />
viele Notaufnahmen in Deutschland<br />
gegenüber sehen. Die Patientenzahlen<br />
in den Notaufnahmen steigen seit Jahren.<br />
Vor allem abends, nachts, an Wochenenden<br />
und Feiertagen kommen<br />
sehr viele Patienten. Aber nicht alle Patienten,<br />
die über Beschwerden klagen,<br />
sind im Sinne einer Krankenhausnotaufnahme<br />
echte Notfälle. Denn eine<br />
Notaufnahme im Krankenhaus steht<br />
primär für Fälle bereit, in denen es um<br />
Leib und Leben der Patienten geht.<br />
Auf Grund der schwer einzuschätzenden<br />
Patientenströme ist auch die Personalplanung<br />
in der Notaufnahme eine<br />
26 | <strong>Brandenburg</strong>isches Ärzteblatt 2 •<strong>2012</strong><br />
Herausforderung für das Krankenhaus.<br />
Diese und noch weitere Aufgabenstellungen<br />
löste das Projektteam um Dr.<br />
Wilke mit hervorragenden Ergebnissen.<br />
Zunächst wurde eine standardisierte<br />
Ersteinschätzung jedes Patienten direkt<br />
nach der administrativen Aufnahme<br />
(Anmeldung des Patienten) eingeführt.<br />
Die Ersteinschätzung kann eine Dringlichkeit,<br />
Priorität und Behandlungsreihenfolge<br />
empfehlen und im Rahmen<br />
des Risikomanagements die Entscheidungen<br />
nachvollziehbar und dokumentiert<br />
abbilden. Die Krankheitsschwere<br />
wird nach definierten Parametern, Entscheidungskriterien<br />
und Indikatoren ermittelt<br />
und empfohlen.<br />
Modulare EDV-Lösung<br />
Umgesetzt wurde ein fünfstufiges Ersteinschätzungssystem.<br />
Die klinischen<br />
Behandlungspfade ermöglichen eine<br />
Empfehlung des standardisierten Vorgehens.<br />
Es ist eine modulare und patientenorientierte<br />
EDV-Lösung eingeführt.<br />
Diese ermöglicht die Abbildung und<br />
Dokumentation der Behandlungspfadschritte<br />
nach gegebenem Muster, bei<br />
völligem Erhalt der Therapiefreiheit<br />
des Arztes. Durch die flexible Gestaltung<br />
in EDV-Checklisten bilden die<br />
Behandlungspfade den tatsächlichen<br />
Gesamtbehandlungsverlauf des individuellen<br />
Patienten ab und dokumentieren<br />
diese. Durch regelmäßige Auswertungen<br />
(Statistikmodul) sind neben<br />
der transparenten Beleuchtung der<br />
Prozesse erste Prozessoptimierungen<br />
umgesetzt, die zu einer Verbesserung<br />
der klinischen Abläufe führten. Die<br />
verschiedenen Komponenten wurden<br />
aufeinander abgestimmt und modular<br />
entwickelt. Seit dem Start wurden bereits<br />
weitere Module ergänzt, darunter<br />
ein EDV-gestützter Schmerzerfassungsbogen<br />
und ein Erhebungsbogen für<br />
die Erfassung von Herzbeschwerden<br />
(Chestpain-Unit-Erhebungsbogen).<br />
Mittlerweile existieren über 45.000<br />
Patientendatensätze, die erfasst und<br />
ausgewertet sind. Dabei wurden neben<br />
den Ergebnissen in der Prozessverbesserung<br />
auch Modifikationen an den<br />
Behandlungspfaden sowie der Ersteinschätzung<br />
vorgenommen. Teilaspekte<br />
der Ersteinschätzung, die ursprünglich<br />
im angloamerikanischen Bereich entwickelt<br />
wurden, konnten so auf bundesdeutsche<br />
Verhältnisse adaptiert werden.<br />
Mit diesen Maßnahmen wurde<br />
bereits eine deutlich spürbare Verbesserung<br />
der Treffsicherheit der Erstdiagnosen,<br />
eine Verkürzung der Wartezeiten,<br />
eine schnellere Weiterversorgung<br />
der Patienten nach der notfallmedizinischen<br />
Behandlung und damit insgesamt<br />
eine höhere Patientenzufriedenheit<br />
erreicht. Auch die Personalplanung<br />
für die Notaufnahme wurde deutlich<br />
verbessert.<br />
Vorbild für andere<br />
Kliniken<br />
Dr. Thomas Funk, der Ärztliche Direktor<br />
des Klinikums Frankfurt (Oder),<br />
freut sich über die Anerkennung durch<br />
die Jury des diesjährigen „Golden Helix<br />
Awards“: „Natürlich haben wir das<br />
Projekt nicht dieses Preises wegen<br />
durchgeführt. Aber als wir nach Lösungen<br />
für die verschiedenen Aufgaben<br />
suchten, haben wir gemerkt, dass<br />
viele Kliniken in Deutschland mit ähnlichen<br />
Problemen kämpfen. Wir haben<br />
jetzt eine aus unserer Sicht sehr gute<br />
Lösung gefunden und sehen uns durch<br />
die Jury, der Vertreter aus Krankenhäusern,<br />
Verbänden, Krankenkassen und<br />
Forschungseinrichtungen angehören,<br />
bestätigt.“ Er dankte dem Team von<br />
Frau Dr. Wilke für das Engagement<br />
für dieses Projekt und die exzellenten<br />
Ergebnisse. Er sei sicher, so Dr. Funk,<br />
dass das Klinikum Frankfurt (Oder) ein<br />
nachahmenswertes Beispiel für andere<br />
Kliniken ist. Denn profitieren würden<br />
alle: Patienten, Mitarbeiter, Rettungsdienste<br />
und Krankenkassen.<br />
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ging<br />
in diesem Jahr zu gleichen Teilen an<br />
zwei Preisträger, das Klinikum Frankfurt<br />
(Oder) und das Landeskrankenhaus<br />
St. Pölten. Die Sieger setzten sich<br />
gegen 23 weitere Projekte durch.<br />
n Sabine Zinke,<br />
Klinikum Frankfurt (Oder) GmbH