TITELTHEMA: ZEITREISEN AM BODENSEE ... - Seehas Magazin
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TITELTHEMA: ZEITREISEN AM BODENSEE ... - Seehas Magazin
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INTERVIEW<br />
Bilder rechts und unten aus der Ausstellung<br />
„Napoleon III. Der Kaiser vom Bodensee“<br />
in den Städtischen Museen Konstanz,<br />
Kulturzentrum.<br />
Quelle: Aurelia Scherrer<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Herr Dr. Engelsing, Sie sind seit 2006 Direktor der Städtischen Museen in Konstanz.<br />
Welche Museen sind das?<br />
Dr. Tobias Engelsing<br />
Die Stadt Konstanz hat aus historischen Gründen das große Glück, ihren Bürgern<br />
und Gästen ganz unterschiedliche Museen bieten zu können: Das traditionelle<br />
„Rosgartenmuseum“ im mittelalterlichen Zunfthaus mit seinen einmaligen kunst-<br />
und kulturgeschichtlichen Sammlungen, die Städtische Wessenberg-Galerie mit<br />
ihrer großen Kunstsammlung, das mit dem Sealife Centre kooperierende Bodensee-Naturmuseum<br />
und das Hus-Haus, eine Gedenkstätte für den 1415 in Konstanz<br />
verbrannten böhmischen Reformator Johannes Hus.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Wie sind diese Museen thematisch ausgerichtet?<br />
Dr. Tobias Engelsing<br />
Zunächst nach ihren Fachrichtungen. Doch innerhalb der jeweiligen Sammlungsschwerpunkte<br />
versuchen unsere Häuser jährlich eine Vielzahl von spannenden,<br />
lehrreichen und kurzweiligen Führungen, Exponat-Vorstellungen und Sonderausstellungen<br />
aus der reichen Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte der Stadt und des<br />
Bodenseeraums zu präsentieren: Wir pflegen und erweitern unsere bedeutenden<br />
Bestände und erarbeiten, aufbauend auf unserem facettenreichen Sammlungsschatz,<br />
abwechslungsreiche Sonderausstellungen – das etwa ist unser Motto.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Das Image des Verstaubten haftet vor allem geschichtlichen Museen an. Wie bringen<br />
Sie die Akzeptanz beim Publikum voran.<br />
Dr. Tobias Engelsing<br />
Ein Museumsbesuch soll ein nachhaltig emotionales Erlebnis sein! Museen müssen<br />
heute viel differenziertere Zielgruppen ansprechen als noch vor wenigen Jahren.<br />
Senioren mit Zeit, junge Berufstätige ohne Zeit, unterhaltungswillige Familien,<br />
Neubürger mit unterschiedlichen Kulturhintergründen, fremdsprachige Gäste und<br />
Touristen - sie alle sollen im Museum etwas finden. Das bedeutet: Unsere „Produkte“<br />
müssen für unterschiedliche Zielgruppen geeignet und attraktiv sein. Wir<br />
brauchen dazu frische, fesselnd vortragende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />
müssen zudem ein gutes Marketing betreiben und die Besucher in den Häusern<br />
hervorragend betreuen. Führungen müssen vor allem die Sprache der Menschen<br />
sprechen, Exponate sollen lebendig werden und ihre Geschichte erzählen, außerdem<br />
sollen Besucher und Gruppen nach der Führung einen Kaffee oder einen<br />
Aperitif genießen können. Und sie müssen von uns später Post bekommen, wenn<br />
wir wieder Neues zu bieten haben.<br />
Das Ziel lautet: Gerade die Menschen der Region sollen wissen, dass die Konstanzer<br />
Museen einladende Orte sind, deren Besuch Spaß macht, auch weil es immer<br />
wieder Neues aus der Kunst- und Regionalgeschichte zu erleben gibt.<br />
Dr. Tobias Engelsing.<br />
Direktor der Städtischen<br />
Museen Konstanz<br />
Das <strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Herrn<br />
Dr. Engelsing über die Entwicklung der<br />
Städtischen Museen in Konstanz.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Wird auch der museale Nachwuchs in Ihre Konzeption eingebunden?<br />
Dr. Tobias Engelsing<br />
Kinder und Jugendliche sind die Kulturnutzer der Zukunft. Wenn wir sie vernachlässigen,<br />
werden sie als Erwachsene in den Gemeinderäten die Museen und Galerien<br />
schließen, weil sie den Wert von kunst-, natur- und kulturgeschichtlichen<br />
Sammlungen nicht kennen und nicht schätzen. Unsere Museumspädagogik ist<br />
also ein Zukunftsfeld. Hier werden wir künftig noch viel mehr Geld und Personalressourcen<br />
investieren. In Kürze können Schulen unser Angebot des „Museumskoffers“<br />
bestellen, sozusagen das Museum auf Reisen. Wir bieten zu jeder<br />
Ausstellung, wie etwa derzeit zu „Napoleon III. – Der Kaiser vom Bodensee“,<br />
witzige Kinderrahmenprogramme, arbeiten mit Kindergärten und Schulen und<br />
natürlich mit der hiesigen Universität eng zusammen. Ab dem kommenden Jahr<br />
wollen wir sogar ein zweijähriges wissenschaftliches Volontariat für junge Absolventinnen<br />
und Absolventen der Uni anbieten.<br />
<strong>Seehas</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
Auf welche Ausstellungen können sich die Besucher derzeit und in Zukunft<br />
freuen?<br />
Dr. Tobias Engelsing<br />
Zur Zeit zeigen wir im Kulturzentrum das wilde und skandalreiche Leben des letzten<br />
französischen Herrschers, Kaiser Napoleon III. (1808-1873), der immerhin 23<br />
Jahre am Bodensee aufwuchs – eine höchst unterhaltsame Sommerschau mit nie<br />
gezeigten Exponaten. In der Wessenberg-Galerie zeigen wir in der Ausstellung<br />
„Ein Lichter Spiegel“ zauberhafte Landschaftsbilder aus unserer Sammlung. Im<br />
Rosgartenmuseum ist neben der neuen, aber historisch eingerichteten Cafeteria<br />
die Sonderschau „Marie Ellenrieder – das grafische Werk“ zu bestaunen und das<br />
Bodensee-Naturmuseum zeigt eine Sonderschau über den Baum als ökologischen<br />
Lebensraum. Also man sieht: in den Konstanzer Museen ist derzeit für unterschiedliche<br />
Interessen etwas Schönes dabei!<br />
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Ihnen sowie Ihren Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer<br />
Pläne.<br />
SEEHAS-MAGAZIN 05