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<strong>INFO</strong><br />

1/2005<br />

34. Jahrgang<br />

<strong>INFO</strong>RMATIONEN<br />

FÜR RELIGIONS-<br />

LEHRERINNEN UND<br />

RELIGIONSLEHRER<br />

BISTUM LIMBURG<br />

Bewegung Gottes<br />

Wege <strong>de</strong>s Pilgerns


EDITORIAL<br />

Santiago <strong>de</strong> Compostela - Muscheln © picture-alliance<br />

Gott ist nicht ortsfest. Er ist ein Gott <strong>de</strong>r Bewegung.<br />

Der nicht selbst gemachte Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs<br />

und Jesu lässt sich nicht festhalten und wie ein Ding in Besitz<br />

nehmen. Seine Grundbewegung ist, dass er sich als <strong>de</strong>r<br />

sich Entziehen<strong>de</strong> offenbart. Wir können ihm sehr nahe<br />

kommen, dann ist die Re<strong>de</strong> vom Vorübergang.<br />

Es gehört zum Beeindruckendsten, was ich je über Gott<br />

gehört habe, dass Gottes Größe von einer Mutter erfahren<br />

wur<strong>de</strong>, die bei einem Unfall, eingeklemmt in einem Auto,<br />

mit zusehen musste, wie ihr Kind bei lebendigen Leib verbrannte.<br />

Unter Tränen hat sie das bekannt. Auch im Mysterium<br />

<strong>de</strong>s Schreckens und <strong>de</strong>s Schrecklichen kann Gott sich<br />

zeigen. Es ist ein schrecklicher Vorübergang, ein Pessach,<br />

<strong>de</strong>r uns davor bewahrt, <strong>de</strong>n Lieben Gott allzu lieblich als<br />

<strong>de</strong>n Letztverantwortlichen für unser Wohlbefin<strong>de</strong>n anzusehen.<br />

Wer die Herrlichkeit Gottes aus <strong>de</strong>r Tiefe<br />

heraus preist, <strong>de</strong>ssen Gebet durchmisst das Menschenmögliche.<br />

Die Bewegung Gottes zu erkennen, heißt auch, zu<br />

erkennen, dass wir seine Wege nicht kennen, auch dann,<br />

wenn wir ihm nahe kommen wollen. Wollen aber hängt mit<br />

Können zusammen. Dass Gottesnähe<br />

möglich ist, lehrt unübertrefflich<br />

das Beispiel Jesu.<br />

Immer ist sie ein Geschenk.<br />

Mit genügend Ausdauer ist es<br />

ausgemacht, dass wir Santiago<br />

auf <strong>de</strong>m Camino erreichen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ob es das Grab <strong>de</strong>s<br />

Heiligen Bonifatius, <strong>de</strong>r nächste<br />

Wallfahrtsort o<strong>de</strong>r die sieben<br />

Hauptkirchen Roms sind –<br />

diese Ziele sind realistisch. Es<br />

ist gut, dass es sie gibt, allein<br />

schon <strong>de</strong>shalb, damit wir nicht, <strong>de</strong>n merkwürdigen Spruch<br />

„Der Weg ist das Ziel“ murmelnd im Kreis herumlaufen.<br />

Jesus sagt von sich: Ich bin <strong>de</strong>r Weg. Pessach – Vorübergang<br />

ist auch das Wort für Ostern.<br />

Dr. Eckhard Nordhofen<br />

– Dezernent –


BEITRÄGE<br />

„Geleite durch die Welle …“ – Christliche Wallfahrt durch die<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rte / Matthias Th. Kloft 4<br />

Durch die finstern Winkel <strong>de</strong>r Völker Germaniens / Burghart Jürgens 14<br />

2200 Kilometer bis Santiago – Unterwegs auf <strong>de</strong>m<br />

Lahn-Camino / Helmut Zimmermann 17<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

Pilgern – Christliche Antwort auf postmo<strong>de</strong>rnes<br />

Vagabundieren / Christof May 19<br />

Menschlich han<strong>de</strong>ln in einer Welt <strong>de</strong>r Unmenschlichkeit –<br />

„DER NEUNTE TAG“ / Franz-Günther Weyrich 30<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

Literaturübersicht 37<br />

Rezensionen 38<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

Zur Person 50<br />

Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik 2005 stellt sich zur Wahl 51<br />

Woche für das Leben 2005 51<br />

Berufliche Bildung mit religiöser Kompetenz / Vieira Pirker / Klaus Kießling 52<br />

<strong>Limburg</strong>er Mo<strong>de</strong>ll hat Schule gemacht 56<br />

Europäische I<strong>de</strong>ntität und kultureller Pluralismus 58<br />

Mehr religiöse Praxis in <strong>de</strong>r Schule wagen 59<br />

Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards 60<br />

<strong>Limburg</strong>er Dom auf DVD 61<br />

<strong>INFO</strong> Einzelheftbestellung 62<br />

Weltjugendtag 2005. Interview mit Dr. Christof Strü<strong>de</strong>r / Markus Dillmann 63<br />

Tage <strong>de</strong>r Begegnung im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> 64<br />

Das Wesentliche fin<strong>de</strong>n 65<br />

Veranstaltungen 65<br />

SONSTIGES<br />

Unsere Autorinnen und Autoren / Rezensentinnen und Rezensenten 69<br />

Dezernat Schule und Hochschule, <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> 70<br />

Ämter für Katholische Religionspädagogik in <strong>de</strong>n Bezirken 71<br />

Impressum<br />

Verlag:<br />

Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats<br />

<strong>Limburg</strong><br />

Roßmarkt 12, 65549 <strong>Limburg</strong><br />

Herausgeber:<br />

Dezernat Schule und Hochschule im<br />

Bischöflichen Ordinariat <strong>Limburg</strong><br />

Roßmarkt 12, 65549 <strong>Limburg</strong><br />

Fon 06431/295-235<br />

Fax 06431/295-237<br />

www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Schriftleitung:<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

m.ramb@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Redaktion:<br />

Franz-Josef Arthen, Christa Kuch,<br />

Bernhard Merten, Martin E. Musch-<br />

Himmerich, Martin W. Ramb, Franz-<br />

Günther Weyrich<br />

Offizielle Äußerungen <strong>de</strong>s Dezernates Schule<br />

und Hochschule wer<strong>de</strong>n als solche gekennzeichnet.<br />

Alle übrigen Beiträge drücken die<br />

persönliche Meinung <strong>de</strong>r Verfasser/-innen aus.<br />

Nachdruck, elektronische o<strong>de</strong>r photomechanische<br />

Vervielfältigung nur mit beson<strong>de</strong>rer<br />

Genehmigung <strong>de</strong>r Redaktion.<br />

Bei Abbildungen und Texten, <strong>de</strong>ren Urheber<br />

wir nicht ermitteln konnten, bitten wir um<br />

Nachricht zwecks Gebührenerstattung.<br />

Buchbesprechungen:<br />

Rezensionsexemplare bitte direkt an<br />

die Redaktion sen<strong>de</strong>n. Besprechung<br />

und Rücksendung nicht verlangter<br />

Bücher kann nicht zugesagt wer<strong>de</strong>n.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Bernhard Merten, Altheimstraße 18<br />

60431 Frankfurt am Main<br />

Fon 069/515057<br />

Layout:<br />

Ute Stotz, Kommunikations-Design,<br />

Westerwaldstr. 14, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />

Fon 0 26 20 / 95 35 39<br />

Druck:<br />

JVA Diez, <strong>Limburg</strong>er Straße 122<br />

65582 Diez<br />

Fon 06432 /609 -3 40, Fax -3 43<br />

<strong>INFO</strong> erscheint vierteljährlich und kostet<br />

8.00 EUR im Jahr (zzgl. Versandkosten),<br />

Einzelheft: 2.00 EUR (zzgl. Versandkosten).<br />

Religionslehrer/-innen, Pastorale Mitarbeiter/-innen<br />

und Geistliche, die im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Diözese <strong>Limburg</strong> arbeiten, erhalten<br />

<strong>INFO</strong> kostenlos zugesandt.<br />

Beilagenhinweis:<br />

Der Gesamtauflage sind ein<br />

Überweisungsträger, ein Brief <strong>de</strong>s<br />

Borromäusvereins e. V. sowie je ein<br />

Prospekt <strong>de</strong>s Katholischen Bibelwerkes<br />

und <strong>de</strong>s Verlages Her<strong>de</strong>r beigefügt.<br />

Wir bitten um freundliche Beachtung.<br />

Titelbild:<br />

© Santiago <strong>de</strong> Compostela, picture-alliance<br />

© Verlag <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariats,<br />

<strong>Limburg</strong>/Lahn 2005<br />

ISBN 3-921221-32-3<br />

ISSN 0937-8162 (print)<br />

ISSN 1617-9234 (online)<br />

INHALT


BEITRÄGE<br />

4<br />

“Geleite durch die Welle ...”<br />

Aspekte christlicher Wallfahrt durch die Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

1. ”Geleite durch die Welle...” –<br />

Eine spezielle Wallfahrt<br />

1.1 Bornhofen – Einführung in das<br />

Thema mit einer speziellen<br />

Wallfahrt<br />

„Pfaffenstraße“ wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Rhein in<br />

<strong>de</strong>r frühen Neuzeit genannt – nicht jedoch<br />

weil so viele Geistliche per Schiff<br />

gereist wären, die geistlichen Territorien<br />

zählten die Mehrheit <strong>de</strong>r<br />

Anrainerstaaten bis zum Jahre<br />

1803. Dennoch ist <strong>de</strong>r Rhein<br />

auch eine geistliche Straße. Ein<br />

Wallfahrtslied <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

beschreibt die einzige<br />

größere Schiffswallfahrt <strong>de</strong>s<br />

großen Stromes: „Geleite durch<br />

die Welle das Schifflein treu<br />

und mild / zur heiligen Kapelle,<br />

zu <strong>de</strong>inem Gna<strong>de</strong>nbild, / und<br />

hilf ihm in <strong>de</strong>n Stürmen, wenn<br />

sich die Wogen türmen! / Maria,<br />

Maria, o Maria hilf.“<br />

Das Bornhofener Wallfahrtslied<br />

– dorthin führt die<br />

Schiffswallfahrt – ist von zwei<br />

Elementen geprägt: Wie in <strong>de</strong>r<br />

romantischen Oper Albert<br />

Lortzings: „Der Wildschütz“,<br />

symbolisiert das Schiff <strong>de</strong>n<br />

manchmal geschüttelten und<br />

manchmal ruhigen Lebensweg:<br />

„Auf <strong>de</strong>s Lebens hellen Wogen<br />

jagt mein Schifflein leicht dahin<br />

– keine Wolk’ am Himmelsbogen<br />

trübet mir <strong>de</strong>n heitren<br />

Sinn.“ Aber nicht nur für die symbolische<br />

Reise, auch für die konkrete<br />

Fahrt erbittet <strong>de</strong>r Beter <strong>de</strong>s Bornhofener<br />

Lie<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n göttlichen Schutz. Das<br />

Lied bringt das doppelte Gesicht einer<br />

Wallfahrt zum Ausdruck: Der Pilger<br />

braucht die Hilfe beim konkreten Weg,<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>de</strong>n er begonnen hat. Der Weg ist aber<br />

gleichzeitig eine symbolische Reise,<br />

die ihm die Nähe Gottes auf <strong>de</strong>m Lebensweg<br />

aufzeigt.<br />

Dabei ist Bornhofen, heute Kamp-<br />

Bornhofen, ein typischer Wallfahrtsort<br />

am Mittelrhein. Typisch gehört dazu<br />

auch die nicht in allen Zügen klare Geschichte.<br />

Wie so oft liegt <strong>de</strong>r eigentliche<br />

Beginn <strong>de</strong>r Wallfahrt im Dunkel.<br />

Um 1224 ist ein Priester in Bornhofen<br />

Wallfahrtskirche in Bornhofen • um 1890 © Verlag von Schafstein, Köln<br />

bezeugt, <strong>de</strong>r 1311 als Hilfspriester <strong>de</strong>s<br />

Pfarrers von Kamp bezeichnet wird. Im<br />

Zusammenhang mit dieser Urkun<strong>de</strong> wird<br />

auch zum ersten Male ein<strong>de</strong>utig von einem<br />

wun<strong>de</strong>rtätigen Bild gesprochen –<br />

auch wenn in <strong>de</strong>r Literatur ebenfalls<br />

1244, 1289 und 1295 genannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Matthias Th. Kloft<br />

Sicheren Bo<strong>de</strong>n betritt man in <strong>de</strong>r<br />

Wallfahrtsgeschichte jedoch erst im<br />

15. Jahrhun<strong>de</strong>rt. Anfang dieses Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

baut nämlich <strong>de</strong>r Ritter Johannes<br />

Brömser von Rü<strong>de</strong>sheim († 1416), Vizdom<br />

<strong>de</strong>s Rheingaus, <strong>de</strong>r auch am Beginn<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrt von Nothgottes im Rheingau<br />

steht, die Wallfahrtskirche in <strong>de</strong>n<br />

heutigen großen Ausmaßen. Die Überreste<br />

<strong>de</strong>s Hochaltars von 1415, geschaffen<br />

durch <strong>de</strong>n Maler Berthold von Nördlingen,<br />

im Rheinischen Lan<strong>de</strong>smuseum<br />

Bonn und Hessischen<br />

Lan<strong>de</strong>smusem Darmstadt beweisen<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Ausstattung.<br />

Erst 1435, unter seinem<br />

Sohn Johannes, wird <strong>de</strong>r<br />

Kirchbau vom zuständigen<br />

Trierer Erzbischof Raban von<br />

Helmstatt geweiht. Schon En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 15. Jahrhun<strong>de</strong>rts soll jährlich<br />

eine Schiffsprozession von<br />

St. Maria Lyskirchen in Köln<br />

gekommen sein. Eine Ablassurkun<strong>de</strong><br />

von 1522 beweist je<strong>de</strong>nfalls<br />

einen großen Radius <strong>de</strong>r<br />

Bornhofener Wallfahrt. Sicher<br />

bezeugte Wallfahrtsstrecken gibt<br />

es jedoch erst ab 1610 durch die<br />

Bürgersodalität ‘Unserer Lieben<br />

Frauen’ von Koblenz. „Bey dieser<br />

Wallfahrt zu mercken, daß<br />

man son<strong>de</strong>rlich in Acht nehmen<br />

müsse, daß im Schiff gute Ordnung<br />

gehalten wer<strong>de</strong>, nemlich,<br />

daß die Clerisey <strong>de</strong>n besten Ort<br />

innehabe, und nit die Weiber.“<br />

[Stramberg, Rhein. Antiquarius<br />

II,4 S.761]<br />

Erst die zweite Hälfte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

kennt, sicher auch als Zeichen<br />

<strong>de</strong>r katholischen Reform, eine spezielle<br />

Seelsorge. Erzbischof Karl Caspar von<br />

<strong>de</strong>r Leyen holt zuerst (1662) Franziskaner<br />

von Boppard, die von Johann Hugo


von Orsbeck durch die gegenreformatorischeren<br />

Kapuziner (1680) ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r 1688-91 an <strong>de</strong>r gotischen<br />

Kirche errichteten Wallfahrtskapelle<br />

wird bis heute ein in dieser Zeit<br />

aus Babenhausen beschafftes Gna<strong>de</strong>nbild<br />

bewahrt (15.Jh.). Die Min<strong>de</strong>rbrü<strong>de</strong>r<br />

bewirken einen großen Aufschwung<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrt – trotz <strong>de</strong>r exponierten<br />

Lage <strong>de</strong>s Ortes in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>r reformierten<br />

Nie<strong>de</strong>rgrafschaft Katzenelnbogen<br />

(Hessen). Diese wirkt sich sogar<br />

auf <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sherrn <strong>de</strong>s Gebietes aus.<br />

Der Konvertit Ernst von Hessen-Rheinfels-Rothenburg<br />

lässt sich nach seinem<br />

Tod (1693) in <strong>de</strong>r Wallfahrtskirche begraben.<br />

Zeitweise waren die Wallfahrer<br />

durch die kriegerischen Ereignisse<br />

<strong>de</strong>s pfälzischen Erbfolgekriegs bedroht,<br />

konnten <strong>de</strong>r Bedrohung jedoch durch eine<br />

Fußwallfahrt auf <strong>de</strong>r rechtsrheinischen<br />

Seite statt <strong>de</strong>r Schiffswallfahrt entgehen.<br />

Das 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt bringt mit einer<br />

1704 durch Papst Clemens XI. ausgestellten<br />

Ablassurkun<strong>de</strong> weiteren Aufschwung.<br />

Ab Mitte <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

wur<strong>de</strong>n regelmäßig 62 Prozessionen mit<br />

bis zu 40.000 Kommunikanten gezählt.<br />

Ein Mirakelbuch <strong>de</strong>r Jahre 1681-1789<br />

bezeugt das hohe Interesse und ist ein<br />

seltenes Zeugnis <strong>de</strong>r Volksreligiosität.<br />

Die aufklärerische Kritik brachte<br />

jedoch En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts einen<br />

Umschwung. Pfarrwallfahrten mussten<br />

teilweise umgeleitet wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong><br />

die Camberger Pfarrwallfahrt nach<br />

Bornhofen wegen „dabey stattgehabter<br />

Unordnung und Mißbräuchen“ ab 1785<br />

auf <strong>de</strong>n innerhalb <strong>de</strong>r Pfarrgrenzen<br />

Cambergs liegen<strong>de</strong>n, neu geschaffenen<br />

Wallfahrtsort Schwickershausen umgewidmet.<br />

Ab 1807 betrieb die neue<br />

nassauische Regierung die Aufhebung<br />

von Wallfahrt und Kloster und schloss<br />

dies 1813 mit <strong>de</strong>r Vertreibung <strong>de</strong>r Kapuziner<br />

ab. Selbst in <strong>de</strong>r Verbotszeit<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrt 1813-1821 kamen jedoch<br />

Wallfahrten an <strong>de</strong>n einst berühmten<br />

Ort. Schon ab 1821 konnte man daher<br />

zuerst in Nassau wie<strong>de</strong>r gedul<strong>de</strong>te<br />

Wallfahrten durchführen. Mit <strong>de</strong>m Kauf<br />

<strong>de</strong>s alten Kapuzinerklosters durch Bischof<br />

Blum 1850 und <strong>de</strong>r Berufung von<br />

Re<strong>de</strong>mptoristen nach Bornhofen nor-<br />

malisierte sich <strong>de</strong>r Wallfahrtsbetrieb<br />

auf ein Niveau vor <strong>de</strong>r Aufklärung. Im<br />

Jahr 1852 zählte man schon wie<strong>de</strong>r 79<br />

Prozessionen und 18.400 Kommunionen.<br />

Der Kulturkampf brachte 1873 eine<br />

erneute Vertreibung <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>nsleute.<br />

1876 - 1878 wur<strong>de</strong> sogar die Kirche,<br />

die ja nur eine Or<strong>de</strong>nskirche war, geschlossen.<br />

Dennoch kamen die Gläubigen<br />

im Kampf gegen die Unterdrückungsmaßnahmen<br />

<strong>de</strong>r preußischen Regierung,<br />

aber einzeln, in kleinen Gruppen.<br />

1884 zeigte sich die Wallfahrt<br />

wie<strong>de</strong>rum größer als zuvor, zumal 1890<br />

mit Berufung von Franziskanern <strong>de</strong>r<br />

thüringischen Provinz auch wie<strong>de</strong>r ein<br />

Or<strong>de</strong>n für die Wallfahrtsseelsorge gewonnen<br />

wer<strong>de</strong>n konnte. Vielleicht auch<br />

wegen <strong>de</strong>s „Ausflugswertes“ konnte<br />

sich Bornhofen mit <strong>de</strong>r Rheinwallfahrt<br />

auch über alle Krisen <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

als beliebtes Wallfahrtsziel erhalten.<br />

Exemplarisch zeigt <strong>de</strong>r Ort vieles,<br />

was die Geschichte von Wallfahrtsorten<br />

ausmacht. Von <strong>de</strong>r Dunkelheit <strong>de</strong>r<br />

Entstehung über die Bedrohung durch<br />

kirchliche und staatliche Verän<strong>de</strong>rungen<br />

bis zur Erhaltung durch das stärkere<br />

Durchhaltevermögen <strong>de</strong>s gläubigen<br />

Volkes kehrt vieles an Bornhofen auch<br />

in <strong>de</strong>r Geschichte vieler an<strong>de</strong>rer Wallfahrtsorte<br />

wie<strong>de</strong>r.<br />

Das Beson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Bornhofener<br />

Wallfahrt, das Schiff, bringt diese Wallfahrt<br />

auch mit einem <strong>de</strong>r ältesten Zeugnisse<br />

für christliche Wallfahrt überhaupt<br />

in Verbindung. Unter <strong>de</strong>r Helenakapelle<br />

<strong>de</strong>r Jerusalemer Grabeskirche<br />

fand man nämlich um 1980 eine<br />

einfache Schiffszeichnung mit <strong>de</strong>r Inschrift<br />

„Domine ivimus – Wir gehen<br />

zum Herrn“, die durch ihre Lage nur<br />

vorkonstantinisch sein kann und möglicherweise<br />

ein Pilgerdank aus <strong>de</strong>r Zeit<br />

vor <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>s Christentum<br />

als ‘religio licita’ (um 300) darstellt. An<strong>de</strong>rs<br />

als das Mittelmeer stellt <strong>de</strong>r Rhein<br />

keine wirkliche Gefahr für die Pilgerfahrt<br />

dar – Stürme spielen am Rhein<br />

nicht die Rolle wie auf hoher See –,<br />

<strong>de</strong>nnoch gilt auch hier: Die Fahrt ist<br />

immer auch ein Abbild <strong>de</strong>s Lebensweges.<br />

Eine Reise wird gemacht, um in ihren<br />

Mühen das eigene Leben zu über-<br />

<strong>de</strong>nken und zur Conversio – <strong>de</strong>r Umkehr<br />

zu Gott zu kommen.<br />

1.2 Die Kritik an <strong>de</strong>r Wallfahrt in<br />

<strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>r Aufklärung<br />

und im Kulturkampf<br />

So wichtig das Umkehrmoment <strong>de</strong>r<br />

Wallfahrt für die Glaubensbildung ist,<br />

so ist gera<strong>de</strong> die Reise wenigstens für<br />

Kirchenstrukturen auch ein Moment<br />

<strong>de</strong>r Gefahr: Sie entzieht sich nämlich<br />

immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kontrolle. Nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>shalb wur<strong>de</strong>n Wallfahrten in <strong>de</strong>r<br />

Reformation, in <strong>de</strong>r Aufklärung <strong>de</strong>s<br />

ausgehen<strong>de</strong>n 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts und im<br />

Kulturkampf verboten. Die kirchliche<br />

Hierarchie im katholischen Bereich bemühte<br />

sich dagegen eher, die Wallfahrten<br />

und ihre Riten zu kontrollieren.<br />

Die Reformation beginnt ihre Wallfahrtskritik<br />

insbeson<strong>de</strong>re mit <strong>de</strong>m oft<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen Heiligenkult. Gera<strong>de</strong><br />

die Erfahrungen, die Martin Luther<br />

bei seiner Romfahrt im Heiligen Jahr<br />

1500 machte, wer<strong>de</strong>n wohl auch seine<br />

Ablehnung dieser Frömmigkeitsform<br />

geför<strong>de</strong>rt haben. Für die neuen Kirchherren,<br />

die reformierten Lan<strong>de</strong>sherren,<br />

war es jedoch wohl mehr <strong>de</strong>r Kontrollentzug<br />

über die Untertanen, <strong>de</strong>r die<br />

Wallfahrten so suspekt machte. In einer<br />

Zeit in <strong>de</strong>r man mit Hilfe <strong>de</strong>r lutherischen<br />

Policeyordnungen die Disziplinierung<br />

<strong>de</strong>r Untertanen intensivieren<br />

wollte, waren gera<strong>de</strong> die oft in<br />

frem<strong>de</strong>s Territorium führen<strong>de</strong>n Pilgerfahrten<br />

ein Dorn im Auge. Die nicht<br />

immer unberechtigte reformatorische<br />

Kritik an Auswüchsen <strong>de</strong>r Wallfahrten<br />

mit ihrer Abgötterei taten ihr Übriges.<br />

Eine Durchsetzung <strong>de</strong>s reformatorischen<br />

Wallfahrtsverbots brauchte jedoch oft<br />

sehr lange. So konnte man im Westerwäl<strong>de</strong>r<br />

Höhn 1590, fünfzig Jahre nach<br />

<strong>de</strong>r lutherischen und zwanzig Jahre<br />

nach <strong>de</strong>r calvinistischen Reformation,<br />

die dortige Johanneswallfahrt erst durch<br />

Vermauerung <strong>de</strong>r im Wallfahrtsritus<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielen<strong>de</strong>n<br />

Kirchhofspforte dauerhaft verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Das Wallfahrtsbild <strong>de</strong>r im Mittelalter<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Wallfahrtskirche von Marienfels<br />

auf <strong>de</strong>m Einrich, die „Maria<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

5


BEITRÄGE<br />

6<br />

mit <strong>de</strong>m Pilz“, befin<strong>de</strong>t sich noch heute<br />

an einem hervorragen<strong>de</strong>n Platz im<br />

Chor <strong>de</strong>r Kirche. Der Altar wur<strong>de</strong> sogar<br />

im Barock renoviert.<br />

Während die Gegenreformation<br />

und die katholische Reform im 17. und<br />

frühen 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt Wallfahrt sogar<br />

beför<strong>de</strong>rn, macht sich in <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche erst mit <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> im<br />

Rheinland und Norditalien starken Aufklärung<br />

eine große Wallfahrtskritik breit.<br />

Die Wallfahrten, beson<strong>de</strong>rs wenn sie<br />

über <strong>de</strong>n Kirchspielssprengel hinausgingen,<br />

hin<strong>de</strong>rten die Menschen an <strong>de</strong>r<br />

Arbeit und verlockten in <strong>de</strong>n Augen <strong>de</strong>r<br />

staatlichen Obrigkeit – auch <strong>de</strong>r geistlichen<br />

Territorien – die Menschen zu gefährlichem<br />

Müßiggang. Beson<strong>de</strong>rs beför<strong>de</strong>rten<br />

sie mit <strong>de</strong>r oft nicht starken<br />

Trennung <strong>de</strong>r Geschlechter bei <strong>de</strong>n Übernachtungsmöglichkeiten<br />

die Unmoral,<br />

was auch ein im 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

am Mittelrhein verbreitetes Schimpfwort<br />

„Du abgetriwwener Wallfahrtsbankert“<br />

wi<strong>de</strong>rspiegelt. Außer<strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rsprach<br />

die beson<strong>de</strong>re Verehrung eines<br />

Heiligen o<strong>de</strong>r Mariens direkt <strong>de</strong>r aufgeklärten<br />

Theologie. Einer <strong>de</strong>r großen<br />

Kritiker war <strong>de</strong>r ehemalige Benediktiner<br />

und spätere württembergische Rat<br />

Leonhard Maria Werkmeister: (* 1745<br />

Füssen, † 1823 Stuttgart; 1807 Geistlicher<br />

Rat, 1817 Oberkirchenrat). In seiner<br />

1801 in Hadamar erschienen Schrift<br />

„An die unbeschei<strong>de</strong>nen Verehrer <strong>de</strong>r<br />

Heiligen, beson<strong>de</strong>rs Mariae. Eine Belehrung<br />

nach <strong>de</strong>r ächtkatholischen Glaubenslehre“<br />

schrieb er:<br />

„Maria ist ja immer ein sehr moralisches<br />

Wesen gewesen und ist es auch<br />

jetzt noch, in <strong>de</strong>m Zustan<strong>de</strong> ihrer Verklärung<br />

noch mehr; wie sollte sie also in<br />

ihren wichtigsten Handlungen im Himmel,<br />

da wo sie ihre Gemeinschaft und<br />

Liebe gegen die streiten<strong>de</strong> Kirche an<br />

<strong>de</strong>n Tag legt, eine solche Caprice äußern,<br />

die man an je<strong>de</strong>m Menschen lächerlich<br />

fin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>, und gera<strong>de</strong> nur<br />

helfen wollen, o<strong>de</strong>r wenigstens <strong>de</strong>njenigen<br />

vorzüglich helfen wollen, die eine<br />

weite Reise machen... und sie an ihrem<br />

Gna<strong>de</strong>norte in Einsie<strong>de</strong>ln anrufen?“<br />

Ähnlich boshaft, wenn auch subtiler,<br />

äußert sich die Wallfahrtskritik <strong>de</strong>r<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Kulturkampfzeit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Wallfahrt war nicht direkt einer<br />

<strong>de</strong>r Kampfpunkte <strong>de</strong>s preußisch-<strong>de</strong>utschen<br />

Staates. Aber das Vorgehen gegen<br />

viele die Wallfahrt tragen<strong>de</strong>n Or<strong>de</strong>n,<br />

wie gegen die Re<strong>de</strong>mptoristen von<br />

Bornhofen, zielten auch gegen die beim<br />

Volk beliebte Wallfahrt. Die geistige<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung war schon im Vormärz<br />

bei <strong>de</strong>r Heilig-Rock-Wallfahrt<br />

1844 geführt wor<strong>de</strong>n. Gegen die historische<br />

Begründung <strong>de</strong>r Echtheit <strong>de</strong>s Heiligen<br />

Rockes durch <strong>de</strong>n Trierer Geistlichen<br />

Jakob Marx schrieben die Bonner<br />

Historiker Johannes Gil<strong>de</strong>meister und<br />

Heinrich von Sybel ihre Schrift „Der<br />

Heilige Rock zu Trier und die zwanzig<br />

an<strong>de</strong>ren Heiligen Ungenähten Röcke“.<br />

Sybel vertrat später im politischen Historikerstreit<br />

<strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts mit<br />

<strong>de</strong>m Innsbrucker Julius Ficker die antikatholisch-preußische<br />

Position. Aber<br />

auch in <strong>de</strong>r einfachen Publizistik polemisierte<br />

man lange vor <strong>de</strong>m Kulturkampf<br />

gera<strong>de</strong> gegen diese Wallfahrt. Am<br />

bekanntesten ist das Spottlied: „Freifrau<br />

von Droste-Vischering zum Heilgen<br />

Rock nach Trier ging, TriTraTrier<br />

ging...“. Im eigentlichen Kulturkampf<br />

ist beson<strong>de</strong>rs Wilhelm Busch, <strong>de</strong>r mit<br />

seinem Pater Filuzius eine satirische<br />

propreußische Kulturkampfschrift entwarf,<br />

zu nennen. Seine Wallfahrtskritik<br />

fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r „Frommen Helene“:<br />

Fromme Helene<br />

„Hoch von gna<strong>de</strong>nreicher Stelle<br />

Winkt die Schenke und Kapelle.–<br />

Aus <strong>de</strong>m Tale zu <strong>de</strong>r Höhe,<br />

In <strong>de</strong>m seligen Gedränge<br />

Andachtsvoller Christenmenge<br />

Fühlt man froh <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>rn Nähe;<br />

Denn hervor aus Herz und Mun<strong>de</strong>,<br />

Aus <strong>de</strong>r Seele tiefstem Grun<strong>de</strong><br />

Haucht sich warm und innig an<br />

Pilgerin und Pilgersmann.–<br />

Hier vor allen, schuhbestaubt,<br />

Warm ums Herze, warm ums Haupt,<br />

Oft erprobt in ernster Kraft,<br />

Schreitet die Erzgebru<strong>de</strong>rschaft.–<br />

Itzo kommt die Jungferngil<strong>de</strong>,<br />

Auf <strong>de</strong>n Lippen Harmonie,<br />

In <strong>de</strong>m Busen Engelsmil<strong>de</strong>,<br />

In <strong>de</strong>r Hand das Paraplü.–<br />

Oh, wie lieblich tönt <strong>de</strong>r Chor!<br />

Bru<strong>de</strong>r Jochen betet vor.–<br />

...<br />

Gott sei Dank, jetzt ist man oben!<br />

Und mit Preisen und mit Loben<br />

Und mit Eifer und Bedacht<br />

Wird das Nötige vollbracht.<br />

Freudig eilt man nun zur Schenke,<br />

Freudig greift man zum Getränke,<br />

Welches schon seit langer Zeit<br />

In <strong>de</strong>s Klosters Einsamkeit<br />

Ernstbesonnen, stillvertraut,<br />

Bru<strong>de</strong>r Jakob öfters braut.<br />

Und es schauen sich innig an<br />

Pilgerin und Pilgersmann.”<br />

In <strong>de</strong>r Fortsetzung <strong>de</strong>r Geschichte<br />

kommt es dann, wie es kommen muss.<br />

Die besoffene Pilgerschar verprügelt<br />

einen armen rechtschaffenen Bürger<br />

und wird vor Gericht verurteilt. Im<br />

Grun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt sich auch hier die<br />

alte aufgeklärte Wallfahrtskritik <strong>de</strong>r<br />

Wallfahrt als Müßiggang. An <strong>de</strong>n Wallfahrtsorten<br />

selbst gab es gera<strong>de</strong> aber<br />

auch in <strong>de</strong>r Kulturkampfzeit Kritik an<br />

<strong>de</strong>n Kritikern. Vielleicht am berühmtesten<br />

ist <strong>de</strong>r „Kreuzweg” <strong>de</strong>s Rheingauer<br />

Wallfahrtsortes Kiedrich. Die<br />

Schergen, die Christus quälen, tragen<br />

die verhassten Züge Bismarcks und<br />

seines Kultusministers Falck.<br />

2. Die Heilige Reise<br />

2.1 Wallfahrt als gemeinreligiöses<br />

Phänomen<br />

Die Erfolglosigkeit aller Wallfahrtskritik<br />

hängt vielleicht schon damit zusammen,<br />

dass die Wallfahrt eine anthropologische<br />

Konstante in <strong>de</strong>n Religionen<br />

darstellt. Wallfahrt bzw. Pilgerfahrt<br />

ist nämlich kein christliches Problem<br />

– o<strong>de</strong>r besser keine ausschließlich<br />

christliche Gepflogenheit. In allen Religionen<br />

spielt die Wallfahrt als heilige<br />

Lebensreise eine große Rolle.<br />

So ist am Amunheiligtum in Theben<br />

in Oberägypten eine Wallfahrtspro-


zession zum Heiligtum nach Luxor bezeugt.<br />

In <strong>de</strong>r griechischen Antike waren<br />

vor allem die Asklepiosheiligtümer<br />

Ziel hilfesuchen<strong>de</strong>r Kranker. Man hinterließ<br />

hier auch schon Votivgaben für<br />

die erfolgte Heilung. Das Apolloheiligtum<br />

in Delphi zog dagegen Ratsuchen<strong>de</strong><br />

an. Der Artemistempel in Ephesos<br />

schließlich war die Verbindung eines<br />

Jungfrauen- mit einem Fruchtbarkeitskult.<br />

Die Apostelgeschichte überliefert<br />

für diesen Ort die auch heute an christlichen<br />

Wallfahrtsorten beliebten Souvenirs.<br />

Paulus bekommt durch seine<br />

Predigt nämlich Ärger mit <strong>de</strong>n Silberschmie<strong>de</strong>n,<br />

die silberne An<strong>de</strong>nkentempelchen<br />

herstellen (Apg 19, 23-36). Allein<br />

für Ägypten und Griechenland ließe<br />

sich diese Liste noch um eine Fülle<br />

von Nachweisen verlängern. Aber auch<br />

fast alle an<strong>de</strong>ren Religionen kennen<br />

wallfahrtsähnliche Riten.<br />

2.2 Wallfahrt und Pilgerfahrt<br />

In <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r Wallfahrt ist<br />

jedoch ein grundsätzlicher Unterschied<br />

zu konstatieren. Nach <strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>n<br />

fünfziger Jahren stammen<strong>de</strong>n Standardwerk<br />

von Bernhard Kötting, „Peregrinatio<br />

religiosa – Wallfahrten in <strong>de</strong>r Antike<br />

und das Pilgerwesen <strong>de</strong>r alten Kirche“<br />

(Münster 1950) muss man zwischen<br />

zwei Typen <strong>de</strong>r heiligen Reise<br />

unterschei<strong>de</strong>n – <strong>de</strong>r Wallfahrt und <strong>de</strong>r<br />

Pilgerfahrt.<br />

Die Wallfahrt ist eine kurze Reise<br />

mit einem klaren Ziel und <strong>de</strong>r unbedingten<br />

Absicht zurückzukehren. „’Wallfahrt‘<br />

liegt dann vor, wenn jemand aus<br />

einem in ihm selbst ruhen<strong>de</strong>n religiösen<br />

Motiv seine Gemein<strong>de</strong> zum Besuch einer<br />

bestimmten heiligen Stätte verläßt<br />

mit <strong>de</strong>r Absicht, in die Heimat zurückzukehren.<br />

Eine ‘Pilgerfahrt’ braucht diesen<br />

Rückkehrwillen nicht zu haben, sie kann<br />

sogar aus aszetischen Motiven ausdrücklich<br />

darauf verzichten und bis zum En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Lebens dauern.“ (Kötting S.11)<br />

Die Pilgerfahrt – mit <strong>de</strong>m lateinischen<br />

Wort peregrinatio (in die Frem<strong>de</strong><br />

gehen) wird gera<strong>de</strong> das Element <strong>de</strong>s Ziehens<br />

in die Frem<strong>de</strong> betont – ist eben eine<br />

Reise mit <strong>de</strong>m Ziel, grundlegend im Le-<br />

ben etwas zu än<strong>de</strong>rn. Die Rückkehr ist<br />

nicht ausgeschlossen, aber auch nicht<br />

ohne weiteres vorgesehen. Die irischen<br />

und angelsächsischen Missionare wie<br />

Columban, Willibrord und Winfried-<br />

Bonifatius verstan<strong>de</strong>n ihre Mission auch<br />

als Pilgerfahrt im Dienste Gottes.<br />

Typologisierung <strong>de</strong>s Themas<br />

2.3 Jüdische und islamische<br />

Wallfahrt<br />

Die jüdische Wallfahrt vor <strong>de</strong>r Zerstörung<br />

<strong>de</strong>s Tempels entspricht <strong>de</strong>m<br />

Typ <strong>de</strong>r Wallfahrt. In nachexilischer<br />

Zeit waren Wallfahrten an <strong>de</strong>n drei großen<br />

Festen Pessach, Schawuoth und<br />

Sukkoth üblich. Wenigstens einmal jährliche<br />

sollte man aus <strong>de</strong>m Heiligen Land<br />

nach Jerusalem ziehen. Einige Psalmen,<br />

die ‘Schir Hama’aloth’ – ‘Die<br />

Lie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Heraufzuges’, sind <strong>de</strong>shalb<br />

als Wallfahrtspsalmen zu <strong>de</strong>uten. Gera<strong>de</strong><br />

sehr bekannte Psalmen wie: „Ich<br />

freute mich, als man mir sagte, zum<br />

Hause <strong>de</strong>s Herrn wollen wir ziehen...”(Ps.122).<br />

o<strong>de</strong>r „Ich hebe meine<br />

Augen auf zu <strong>de</strong>n Bergen“ (Ps.121). –<br />

„Aus <strong>de</strong>r Tiefe rufe ich Herr zu dir...“<br />

(Ps. 130) gehören zu diesem Korpus<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrtslie<strong>de</strong>r. Diasporaju<strong>de</strong>n<br />

sollten die Wallfahrt – in diesem Fall<br />

könnte man sie dann als Pilgerfahrt bezeichnen<br />

– wenigstens einmal im Leben<br />

vollziehen. Im Neuen Testament<br />

hören wir unter an<strong>de</strong>rem in <strong>de</strong>r Geschichte<br />

<strong>de</strong>s 12jährigen Jesus im Tempel<br />

von diesem jährlichen Zug zum herodianischen<br />

Tempel (Lk 2,41-50).<br />

Eine echte Pilgerfahrt ist eine <strong>de</strong>r<br />

fünf Säulen <strong>de</strong>s Islam. Sie schließt dabei<br />

an vorislamisches Brauchtum an<br />

<strong>de</strong>r Ka’aba und <strong>de</strong>m dort befindlichen<br />

Meteoriten (tawaf) in Mekka an. Die<br />

Wallfahrt = Haddsch (arab. ‘das Streben<br />

nach etwas’) soll <strong>de</strong>r gläubige Muslim<br />

einmal im Leben im Pilgermonat durchführen.<br />

Danach ist man als Mensch verän<strong>de</strong>rt<br />

und bringt dies auch in seinem<br />

Namen zum Ausdruck. Deshalb soll<br />

die Wallfahrt auch nicht zu früh im Leben<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Der Pilger muss vorher<br />

seine Stellung im Leben gefun<strong>de</strong>n und<br />

evtl. auch Frau und Kin<strong>de</strong>r haben.<br />

Das Christentum kennt bei<strong>de</strong> Formen,<br />

Pilgerfahrt und Wallfahrt, auch<br />

wenn nach biblischem Befund je<strong>de</strong>r<br />

Ort und je<strong>de</strong> Zeit für die Gottesverehrung<br />

passend sind (Joh 4,21-24). Als<br />

direktes religiöses Gebot wie im Ju<strong>de</strong>ntum<br />

o<strong>de</strong>r im Islam gibt es nämlich die<br />

Wallfahrt im Christentum nicht. Dennoch<br />

entwickelt sich schon in frühester<br />

Zeit – wohl auch beeinflusst von religiösen<br />

Praktiken <strong>de</strong>r antiken Religionen<br />

– ein reiches Wallfahrtswesen.<br />

2.4 Heiliger Ort<br />

Zuerst sind sicher die heiligen Orte<br />

– die Wirkungsstätten Jesu und die Gräber<br />

<strong>de</strong>r Märtyrer – Ziele christlichen<br />

Pilgerns. Das Besuchen <strong>de</strong>r Wirkungsstätten<br />

Jesu und <strong>de</strong>r Märtyrer sollte<br />

<strong>de</strong>m Glauben eine beson<strong>de</strong>re Beför<strong>de</strong>rung<br />

geben.<br />

2.4.1 Geheiligt durch Christus<br />

Das Heilige Land liefert uns – es sei<br />

nur an das schon oben zitierte Pilgerschiff<br />

erinnert – die frühesten Nachweise<br />

<strong>de</strong>r christlichen Pilgerschaft. Spätestens<br />

mit <strong>de</strong>r Anerkennung <strong>de</strong>s Christentums<br />

beginnt <strong>de</strong>r Strom <strong>de</strong>r Jerusalempilger.<br />

Die Mutter Kaiser Konstantins<br />

ist wohl die erste berühmte Pilgerin.<br />

Ihre Motive und das Datum ihrer<br />

Wallfahrt sind bislang noch nicht ein<strong>de</strong>utig<br />

geklärt. Möglich wäre eine Dankeswallfahrt<br />

nach <strong>de</strong>m Sieg ihres Sohnes<br />

um 324 o<strong>de</strong>r eine Sühnewallfahrt<br />

nach <strong>de</strong>r Trierer Palastkrise von 326.<br />

Nach <strong>de</strong>m zeitgenössischen Kirchenhistoriker<br />

Eusebius war Helena zu diesem<br />

Zeitpunkt schon etwa 80 Jahre alt.<br />

Dennoch suchte die Kaiserinmutter alle<br />

wichtigen Lebensstätten Jesu auf<br />

und ent<strong>de</strong>ckte mit ihrer ‘Intuition’ auch<br />

nicht so gut bezeugte Plätze, wie die<br />

‘Herberge <strong>de</strong>s barmherzigen Samariters’.<br />

60 Jahre nach <strong>de</strong>r Wallfahrt wird<br />

im Umfeld <strong>de</strong>s Kirchenvaters Ambrosius<br />

das erste Mal von <strong>de</strong>r Auffindung<br />

<strong>de</strong>s hl. Kreuzes durch die Kaiserin berichtet.<br />

Schon En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s vierten Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

fin<strong>de</strong>n wir auch <strong>de</strong>n ersten er-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

7


BEITRÄGE<br />

8<br />

<strong>Limburg</strong>er Kreuzla<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Domschatz © KNA Import<br />

haltenen Pilgerbericht. Die römische<br />

Aristokratin Egeria berichtet in mehreren<br />

Briefen von ihrer Pilgerfahrt ins<br />

Heilige Land und bietet damit nicht nur<br />

ein erstes großartiges Zeugnis christlichen<br />

Pilgerns, son<strong>de</strong>rn auch eine herausragen<strong>de</strong><br />

Quelle für die Beschaffenheit<br />

<strong>de</strong>s heiligen Lan<strong>de</strong>s und die dort<br />

gefeierte Liturgie. Da mit <strong>de</strong>r Auffindung<br />

<strong>de</strong>s hl. Kreuzes auch Reliquien<br />

Christi an an<strong>de</strong>re Orte kamen, wur<strong>de</strong>n<br />

auch zu diesen Orten Herrenwallfahrten<br />

möglich. Herausragend sind dabei<br />

die Kirchen Sta. Croce in Gerusaleme<br />

in Rom und <strong>de</strong>r Heilige Rock in Trier –<br />

aber auch die Reliquien <strong>de</strong>r Hl. Drei<br />

Könige in Köln verbin<strong>de</strong>n Europa mit<br />

<strong>de</strong>m Heiligen Land und <strong>de</strong>n Geschehnissen<br />

um Jesus Christus. Von <strong>de</strong>n<br />

Wallfahrten <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> sind<br />

alte Herrenwallfahrten nur Wallfahrten<br />

zu Kultbil<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Eucharistie. So<br />

stan<strong>de</strong>n beim Wallfahrtsbild von Gimbach<br />

(heute Kelkheim-Fischbach) die<br />

Dreifaltigkeit und bei Nothgottes (Rü<strong>de</strong>sheim)<br />

ein Christus am Ölberg im<br />

Mittelpunkt. Durch das <strong>Bistum</strong> zieht<br />

die mehrtägige Porzer Walldürn-Wall-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

fahrt zum dortigen Heiligen<br />

Blut. Erst mit <strong>de</strong>r<br />

Einrichtung <strong>de</strong>s Kreuzfestes<br />

um die immerhin<br />

mit <strong>de</strong>r Auffindung <strong>de</strong>s<br />

Kreuzes durch Helena<br />

verbun<strong>de</strong>ne Kreuzreliquie<br />

durch Bischof Wilhelm<br />

Kempf 1959 wur<strong>de</strong> für<br />

<strong>Limburg</strong> eine echte Herrenwallfahrt<br />

begrün<strong>de</strong>t.<br />

2.4.2 Marienwallfahrt<br />

als bedingte<br />

Herrenwallfahrt<br />

Sicher schon früh steht<br />

neben <strong>de</strong>m Kult <strong>de</strong>r hl.<br />

Stätten Jesu mit einer<br />

wachsen<strong>de</strong>n Verehrung<br />

seiner Mutter auch <strong>de</strong>ren<br />

Wirkungsbereich im Mittelpunkt.<br />

Ihr Kult verweist<br />

jedoch fast immer eigentlich<br />

auf Jesus selbst und<br />

ist meist eine bedingte<br />

Herrenwallfahrt. Die ausschließlich mit<br />

ihr verbun<strong>de</strong>nen Wirkungsstätten kommen<br />

erst später in <strong>de</strong>n Blick und zeichnen<br />

sich nicht durch Ein<strong>de</strong>utigkeit aus.<br />

Der Tod in Ephesus o<strong>de</strong>r Jerusalem mit<br />

dortigem Mariengrab o<strong>de</strong>r auch die angebliche<br />

Übertragung <strong>de</strong>s Hl. Hauses<br />

von Bethlehem nach Loreto in Süditalien<br />

gehören erst zur christlichen Kultgeschichte<br />

<strong>de</strong>s 2. Jahrtausends. Im Mittelpunkt<br />

von Marienwallfahrten stehen<br />

meist beson<strong>de</strong>re Marienbil<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Orte<br />

von Marienerscheinungen (Rue du<br />

Bac in Paris, La Salette, Lour<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r<br />

Fatima), die die Pilger in Bann ziehen.<br />

Im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> sind die wichtigsten<br />

Wallfahrtsorte alle Marienwallfahrten:<br />

Nicht nur Bornhofen, auch Marienthal<br />

im Rheingau, <strong>de</strong>r Herzenberg in Hadamar,<br />

<strong>de</strong>r Reichenstein bei Westerburg<br />

und Kloster Marienstatt führen dabei eine<br />

lange Liste von Orten marianischer<br />

Frömmigkeit an.<br />

2.4.3 Der Heilige<br />

An<strong>de</strong>re Orte sind geheiligt durch<br />

Heilige. Insbeson<strong>de</strong>re die Wirkens- und<br />

Begräbnisstätten <strong>de</strong>r Apostel üben eine<br />

hohe Anziehungskraft aus. An <strong>de</strong>r Spitze<br />

steht hierbei Rom. Es ist die Stätte,<br />

an <strong>de</strong>r gleich zwei Apostel wirkten. Der<br />

Apostelfürst Petrus und <strong>de</strong>r dreizehnte<br />

Apostel Paulus fan<strong>de</strong>n dort ihre Ruhestätte<br />

und wirken im Nachfolger <strong>de</strong>s hl.<br />

Petrus weiter. Durch Kaiser Otto III.<br />

kommt im 10. Jahrhun<strong>de</strong>rt noch ein<br />

dritter Apostel, <strong>de</strong>r hl. Bartholomäus,<br />

auf die Tiberinsel, bleibt aber immer im<br />

Schatten <strong>de</strong>r angestammten „Stadtherren“.<br />

Gera<strong>de</strong> die Begründung <strong>de</strong>s römischen<br />

Bischofssitzes durch zwei Apostel<br />

steht auch am Beginn <strong>de</strong>r päpstlichen<br />

Primatsstellung in <strong>de</strong>r Kirche.<br />

Das Grab und damit die bleiben<strong>de</strong> Gegenwart<br />

<strong>de</strong>s Apostelfürsten garantieren<br />

für <strong>de</strong>ssen Nachfolger die beson<strong>de</strong>re<br />

Verbindung mit Christus. Wichtig ist<br />

dabei – wie übrigens bei je<strong>de</strong>m Heiligengrab<br />

– die Präsenz <strong>de</strong>r heiligen Gestalt<br />

im Grab. Der, <strong>de</strong>r im Himmel bei Gott<br />

lebt, hält gleichsam eine Verbindungslinie<br />

zur Er<strong>de</strong> am Ort seiner irdischen<br />

Ruhestätte. Das Grab ist hier nicht nur<br />

für <strong>de</strong>n Verstorbenen, son<strong>de</strong>rn auch für<br />

seine Besucher ein Tor zum Leben. Das<br />

Heiligengrab ist eine überzeugen<strong>de</strong><br />

Verbindung zwischen Himmel und Er<strong>de</strong>.<br />

Bis zur frühen Neuzeit sind kirchliche<br />

Wür<strong>de</strong>nträger am Grab <strong>de</strong>s Heiligen<br />

nur <strong>de</strong>ssen kirchliche Treuhän<strong>de</strong>r.<br />

Als König Pippin im Jahre 754 die langobardischen<br />

Gebiete <strong>de</strong>r römischen<br />

Kirche übergab, legte er die Urkun<strong>de</strong><br />

auf das Petrusgrab, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Heilige<br />

war <strong>de</strong>r neue Besitzer: Der künftige<br />

Kirchenstaat hieß <strong>de</strong>shalb auch Patrimonium<br />

Petri. Im sogenannten Co<strong>de</strong>x<br />

Eberhardi, einem Urkun<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>s<br />

Klosters Fulda, das im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

alle früheren Schenkungen verzeichnet,<br />

heißt es ebenso immer wie<strong>de</strong>r:<br />

„N.N. tradidit Sco Bonifacio – Der NN.<br />

übergibt <strong>de</strong>m hl. Bonifatius...“<br />

Nördlich <strong>de</strong>r Alpen gibt es nur ein<br />

Apostelgrab zu verzeichnen, nämlich<br />

das <strong>de</strong>s hl. Matthias in Trier. Dennoch<br />

hat auch <strong>de</strong>r Frankfurter Dom mit <strong>de</strong>r<br />

Hirnschale <strong>de</strong>s hl. Bartholomäus, die<br />

wohl schon Otto III. bei <strong>de</strong>r römischen<br />

Reliquientranslatio für Frankfurt reservierte,<br />

eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Erinnerung an


die Apostel. Ansonsten ist <strong>Limburg</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />

die Ruhestätte großer Frauen,<br />

wie <strong>de</strong>r hl. Hil<strong>de</strong>gard in Eibingen, <strong>de</strong>r<br />

hl. Elisabeth von Schönau ebendort,<br />

<strong>de</strong>r seligen Gertrud von Altenberg und<br />

<strong>de</strong>r seligen Maria Katharina Kasper in<br />

Dernbach.<br />

2.4.4 Heilige und Reliquien –<br />

Der heilige Tag<br />

Obwohl das römische Sakralrecht<br />

die Grabesruhe schützte, mühte man<br />

sich schon in <strong>de</strong>r Spätantike, die Gräber<br />

<strong>de</strong>r Heiligen in das Innere <strong>de</strong>r Städte zu<br />

verlegen. Die ersten Heiligen, die auf<br />

diese Weise von ihrem Begräbnisplatz<br />

in eine innerstädtische Kirche übertragen<br />

wur<strong>de</strong>n, waren die hl. Gervasius<br />

und Protasius in Mailand, die <strong>de</strong>r Kirchenvater<br />

Ambrosius in die Stadt überführte,<br />

um ihre Verehrung zu erleichtern.<br />

Arnold Angenendt hat in seinem<br />

Buch über Heilige und Reliquien (München<br />

1994) eindrucksvoll gezeigt, dass<br />

die christliche Leib-Seele-Vorstellung<br />

auch <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>s Verstorbenen zu einem<br />

Ort göttlicher Gna<strong>de</strong> und Gna<strong>de</strong>nerweise<br />

macht, <strong>de</strong>r auch bei einer Translatio<br />

vom Wirkungsort die Reliquien<br />

zu einem be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Ziel christlicher<br />

Wallfahrt wer<strong>de</strong>n lässt. Mit <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Eucharistietheologie herrühren<strong>de</strong>n Vorstellung,<br />

dass in je<strong>de</strong>m Teil <strong>de</strong>s Heiligen<br />

das Ganze präsent ist, reichen auch<br />

nur partielle Reliquien, um die Anziehungskraft<br />

auf Wallfahrer auszuüben.<br />

Beson<strong>de</strong>rs wichtig wird dabei <strong>de</strong>r Wallfahrtstag,<br />

<strong>de</strong>r meist mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong>stag<br />

<strong>de</strong>s Heiligen – seinem Geburtstag für <strong>de</strong>n<br />

Himmel – i<strong>de</strong>ntisch ist. In mittelalterlicher<br />

Vorstellung ist dann die Verbindung<br />

zum Himmel beson<strong>de</strong>rs intensiv.<br />

Eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Wallfahrt dieser Art<br />

wur<strong>de</strong> in Kiedrich mit <strong>de</strong>n Reliquien<br />

<strong>de</strong>s Bischofs Valentin von Terni (14.<br />

Februar) begrün<strong>de</strong>t. Schon vorher hatte<br />

die Translatio <strong>de</strong>s hl. Lubentius nach<br />

Dietkirchen (wohl 839) Pilger angelockt.<br />

Nicht immer war <strong>de</strong>r Reliquienerwerb<br />

in unserem Sinne korrekt. Karl<br />

<strong>de</strong>s Großen Biograph Einhard stahl in<br />

Rom die Leiber <strong>de</strong>r hl. Petrus und Marzellinus<br />

für sein Kloster in Obermühl-<br />

heim (heute Seligenstatt). Durch Wun<strong>de</strong>r<br />

zeigten die Heiligen ihr “Einverständnis”<br />

mit <strong>de</strong>m Han<strong>de</strong>ln Einhards und<br />

ließen das Benediktinerkloster zu einer<br />

beständigen Wallfahrtsstätte wer<strong>de</strong>n.<br />

2.4.5 Bild und Kult<br />

Wenigstens im Abendland tat man<br />

sich jedoch schwer, Bil<strong>de</strong>r selbst zu verehren<br />

und zum Mittelpunkt von Wallfahrten<br />

zu machen. Lediglich in Rom<br />

gibt es mit <strong>de</strong>n alten Marienbil<strong>de</strong>rn wie<br />

in Sta. Maria Maggiore o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Salvatorbild<br />

<strong>de</strong>r päpstlichen Kapelle Sancta<br />

Sanctorum alte Bil<strong>de</strong>r mit einem entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Kultcharakter, <strong>de</strong>r eine<br />

Wallfahrt begrün<strong>de</strong>te. Hilfreich waren<br />

dabei auch die Legen<strong>de</strong>n vom Vera<br />

icon, <strong>de</strong>m Abbild Christi (Schweißtuch)<br />

<strong>de</strong>r Veronika in Rom, und um das<br />

Grabtuch Christi, das aber erst seit <strong>de</strong>m<br />

Mittelalter in Turin verehrt wird. Die<br />

abendländische Bil<strong>de</strong>rdiskussion, die<br />

in <strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>rfreundlichen<br />

Syno<strong>de</strong> von Nicäa II 787 im Konzil<br />

von Frankfurt 794 gipfelte, tat sich<br />

immer schwer mit <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rverehrung.<br />

Bil<strong>de</strong>r sollten allein <strong>de</strong>r Belehrung dienen<br />

und waren immer<br />

wie<strong>de</strong>r heftiger Kritik<br />

ausgesetzt. Am be<strong>de</strong>utendsten<br />

ist <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rsturm<br />

im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Reformation (insbeson<strong>de</strong>re<br />

durch die reformierte<br />

Konfession); aber<br />

auch die Entfernung <strong>de</strong>r<br />

Bil<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m II. Vatikanum<br />

kann man als<br />

kleinen Bil<strong>de</strong>rsturm bezeichnen.<br />

Die ältesten mittelalterlichen<br />

Kultbil<strong>de</strong>r<br />

waren eigentlich Reliquiare.<br />

Das eindrucksvolle<br />

gol<strong>de</strong>ne Sitzbild<br />

<strong>de</strong>r Märtyrerin Fi<strong>de</strong>s in<br />

Conques barg nicht nur<br />

die Reliquien <strong>de</strong>s Märytrerkin<strong>de</strong>s,<br />

in seiner<br />

Entrücktheit drängte es<br />

<strong>de</strong>n Pilger auch zur<br />

rechten Verehrung <strong>de</strong>r<br />

Wun<strong>de</strong>rtäterin. Wichtige Kruzifixe<br />

und Marienbil<strong>de</strong>r hatten <strong>de</strong>shalb im<br />

Mittelalter Aussparungen, um darin<br />

Reliquien zu bergen, die eine kultische<br />

Verehrung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s ermöglichten. So<br />

fand man im berühmten Gabelkruzifix<br />

(Anf. 14. Jh.) von Sankt Maria im Kapitol<br />

in Köln bei <strong>de</strong>r letzten Restaurierung<br />

noch die entsprechen<strong>de</strong>n Reliquien<br />

mit Beglaubigungen (Cedulae).<br />

Ein Kruzifix im Regensburger Schottenkloster<br />

barg sogar ein schmetterlingsförmiges<br />

gol<strong>de</strong>nes Reliquiar.<br />

Im Hochmittelalter pilgert man auch<br />

immer öfter – klare Ursprünge sind ähnlich<br />

wie in Bornhofen meist nicht auszumachen<br />

– zu Bil<strong>de</strong>rn von Maria o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m gekreuzigten Heiland. Im Mittelalter<br />

sind die marianischen Bil<strong>de</strong>r meist<br />

noch Stand- o<strong>de</strong>r Sitzmadonnen, die Maria<br />

als ‘Se<strong>de</strong>s sapientiae’ – d. h. ‘Thron<br />

<strong>de</strong>s göttlichen Heilands’ – ausweisen.<br />

Erst ab <strong>de</strong>m Spätmittelalter setzt sich<br />

mehr die Schmerzhafte Mutter in Gestalt<br />

<strong>de</strong>r Pietà durch. Die Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

oft mit Kronen versehen und nicht selten<br />

sogar noch eigens in kostbare Gewän<strong>de</strong>r<br />

geklei<strong>de</strong>t. Für die Liebfrauenkirche<br />

und <strong>de</strong>n Frankfurter Dom nur<br />

Das Grabtuch von Turin © KNA Import<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

9


BEITRÄGE<br />

10<br />

überliefert, hat sich auf <strong>de</strong>m Hadamarer<br />

Herzenberg ein solches beklei<strong>de</strong>tes<br />

Bild noch erhalten. Wichtiger als das<br />

Kultbild scheint jedoch meist <strong>de</strong>r Ort<br />

<strong>de</strong>s Gebetes zu sein. Gera<strong>de</strong> im <strong>Bistum</strong><br />

<strong>Limburg</strong>, aber auch an an<strong>de</strong>ren Orten,<br />

ist das Kultbild selbst austauschbar. So<br />

ging die Wallfahrt nach Schwickershausen<br />

bei Camberg auch nach <strong>de</strong>m<br />

Diebstahl <strong>de</strong>s Gna<strong>de</strong>nbil<strong>de</strong>s weiter. In<br />

<strong>de</strong>r Liebfrauenkirche in Frankfurt wur<strong>de</strong><br />

ein Standbild im 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

durch eine vorhan<strong>de</strong>ne Pietà ersetzt. In<br />

Westerburg griff man bei <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rerrichtung<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrtskirche nicht auf<br />

das noch vorhan<strong>de</strong>ne vorreformatorische<br />

Madonnensitzbild zurück son<strong>de</strong>rn<br />

nutzte ebenfalls eine spätgotische Pietà.<br />

2.4.6 Formen <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

Ebenso uneinheitlich wie die Ziele<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrt sind auch <strong>de</strong>ren Motive.<br />

Der gläubige Mensch kann sich im<br />

Christentum aus verschie<strong>de</strong>nsten Motiven<br />

auf <strong>de</strong>n Weg machen. Manche <strong>de</strong>r<br />

Motivationen waren auch zeitbedingt<br />

und sind heute ebenso überholt wie<br />

manche frühere Reiseart <strong>de</strong>r Pilger.<br />

Wenigstens die wichtigsten sollen hier<br />

aufgelistet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bittfahrt<br />

Die klassische Form <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

ist sicher die Bittfahrt: Menschen mit<br />

einem bestimmten Anliegen machen<br />

sich auf <strong>de</strong>n Weg zu einem Gna<strong>de</strong>nort,<br />

um dort Hilfe, Gebetssolidarität <strong>de</strong>s Heiligen<br />

und Erhörung zu erlangen. Lange<br />

Reihen von Votivtafeln, Votivkerzen,<br />

Votivbil<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r Votivgegenstän<strong>de</strong>n<br />

zeugen an vielen Gna<strong>de</strong>norten von Gebetserhörung.<br />

In unseren Tagen stehen<br />

in <strong>de</strong>r Regel Bitten um Genesung o<strong>de</strong>r<br />

um Abwendung von Unglück im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Der marianische Erscheinugsort<br />

Lour<strong>de</strong>s mit seiner Quelle hat sich<br />

hier als eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Pilgerstätten<br />

entwickelt. Im Mittelalter stand<br />

oft die Sorge um Nachkommenschaft<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund. So zog <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Frankfurter Liebfrauenkirche, Wigel<br />

von Wanebach, mit seinem kin<strong>de</strong>rlosen<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Schwiegersohn Wigel<br />

Frosch ins spanische Santiago.<br />

Als <strong>de</strong>r Schwiegersohn<br />

auf <strong>de</strong>r Reise starb,<br />

besorgte sich <strong>de</strong>r reiche<br />

Kaufmann mit seiner<br />

Frankfurter Stiftsgründung<br />

‘geistliche Kin<strong>de</strong>r’.<br />

Bußfahrt<br />

Auch wenn viele Wallfahrtsorte<br />

heute Zentren<br />

einer regen Beichtseelsorge<br />

sind, ist die eigentliche<br />

Bußwallfahrt eher eine<br />

Erscheinung <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />

Schweren Sün<strong>de</strong>rn<br />

wur<strong>de</strong> in früheren<br />

Zeiten oft eine Bußwallfahrt<br />

zur Sühne aufgegeben.<br />

Dabei waren meist<br />

nicht kurze Wallfahrten<br />

im Blick <strong>de</strong>r Bußauflage,<br />

son<strong>de</strong>rn die großen Pilgerfahrten an die<br />

zentralen Heilsorte wie Jerusalem,<br />

Rom und Santiago. In <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Kreuzzüge wur<strong>de</strong> die Pilgerbuße oft<br />

noch mit einer Verpflichtung zur Verteidigung<br />

<strong>de</strong>r heiligen Stätten versehen.<br />

Nach Ableistung <strong>de</strong>r Wallfahrt war<br />

<strong>de</strong>r Wallfahrer o<strong>de</strong>r Pilger auch seiner<br />

Schuld ledig. Aus <strong>de</strong>r Stellvertretungsmöglichkeit<br />

bei dieser Form von Wallfahrt<br />

entwickelte sich <strong>de</strong>r Ablass.<br />

Devotionswallfahrt<br />

Neben <strong>de</strong>r Wallfahrt mit einem speziellen<br />

Anliegen gibt es auch die reine<br />

Devotionswallfahrt. Heutige Wallfahrten<br />

zu <strong>de</strong>n zentralen Pilgerorten Jerusalem,<br />

Rom o<strong>de</strong>r Santiago sind meist von<br />

<strong>de</strong>r Verehrung <strong>de</strong>r heiligen Stätten<br />

durchdrungen. Nicht ein konkretes Anliegen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Verehrung für<br />

Christus o<strong>de</strong>r seine Apostel führen <strong>de</strong>n<br />

Pilger an <strong>de</strong>n bestimmten Ort. Der Pilger<br />

möchte durch seine Wallfahrt zu einem<br />

besseren christlichen Leben angespornt<br />

wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> Wallfahrt, die ohne<br />

ein spezielles Anliegen geführt<br />

wird, kann man als Devotionswallfahrt<br />

bezeichnen.<br />

Votivtafeln in <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkapelle in Altötting © dpa<br />

Dankwallfahrt – Verlobter Tag<br />

Manche Wallfahrt wird auch im<br />

nachhinein als Dank für göttlich empfun<strong>de</strong>ne<br />

Wendungen in Lebenskrisen<br />

auf sich genommen. Die Votivtafeln o<strong>de</strong>r<br />

-bil<strong>de</strong>r zeugen ebenfalls von dieser<br />

Form <strong>de</strong>r Dankbarkeit. Die Dankbarkeit<br />

einer Gruppe o<strong>de</strong>r Gemeinschaft kann<br />

sogar auf Dauer diese Wallfahrt zu einem<br />

bestimmten Wallfahrtsort aufrecht<br />

erhalten. Vor allem die letzten Pestseuchen<br />

1666 im Mainbereich haben zu<br />

solchen Dankwallfahrten geführt. Eine<br />

beson<strong>de</strong>re Form sind die örtlichen Wallfahrtsprozessionen<br />

wie beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

‘Verlobte Tag’ in Flörsheim. Aber auch<br />

in jüngerer Zeit haben sich solche Formen<br />

<strong>de</strong>s Dankes entwickelt. Als Dank<br />

für die Verschonung von einem Luftangriff<br />

feiern noch heute die Einwohner<br />

von Höhn-Schönberg im Westerwald,<br />

auch die heute nicht mehr dort<br />

Wohnen<strong>de</strong>n, das Josefsfest (19.III.)<br />

Bewaffnete Wallfahrt<br />

Sicher zeitbedingt war eine mittelalterliche<br />

Form <strong>de</strong>r bewaffneten Wallfahrt,<br />

die für das Heilige Land gemein-


hin unter <strong>de</strong>m Namen ‘Kreuzzüge’ o<strong>de</strong>r<br />

für Spanien als ‘Reconquista’ firmiert.<br />

Ritter und Kämpfer verpflichteten sich,<br />

bei ihrer Wallfahrt ins Heilige Land o<strong>de</strong>r<br />

nach Santiago <strong>de</strong> Compostela auch für<br />

die Befreiung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aus <strong>de</strong>r Hand<br />

<strong>de</strong>r Ungläubigen zu kämpfen. Auch<br />

wenn das Christentum nie, selbst in dieser<br />

Zeit nicht, einen „Heiligen Krieg“<br />

kannte, hatte man doch vom islamischen<br />

Dschihad die I<strong>de</strong>e übernommen,<br />

im Kampf für <strong>de</strong>n Glauben ein verdienstliches<br />

Werk zu tun. Wohl auch<br />

weil die Kreuzzugsbewegung mit <strong>de</strong>r<br />

Erstürmung von Konstantinopel 1204<br />

gegen die eigenen I<strong>de</strong>ale verstoßen hatte,<br />

verlor sich diese I<strong>de</strong>e mit <strong>de</strong>m Nie<strong>de</strong>rgang<br />

<strong>de</strong>r Kreuzzugsbewegung.<br />

Touristische Wallfahrt<br />

Als scheinbar mo<strong>de</strong>rne Variante<br />

wäre noch die touristische Wallfahrt zu<br />

nennen. Der Wallfahrtsort wird mehr<br />

aus touristischer Neugier als aus echtem<br />

Pilgerengagement besucht. Solche<br />

Formen zeichneten aber wohl schon<br />

seit <strong>de</strong>m Spätmittelalter gera<strong>de</strong> die Jerusalem-<br />

und Romwallfahrt aus. Neben<br />

<strong>de</strong>m religiösen Anliegen stand schon<br />

zu dieser Zeit auch Sightseeing im Mittelpunkt<br />

einer solchen Pilgerfahrt. Das<br />

„Fun“-Element ist sicher auch heute<br />

bei verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

nicht zu unterschätzen.<br />

3. Die großen Wallfahrten<br />

3.1 Jerusalem<br />

Die älteste Wallfahrt ist sicher Jerusalem.<br />

Das Schiff und die Geschichten<br />

um die Kaiserin Helena gehören zu <strong>de</strong>n<br />

ältesten christlichen Pilgerzeugnissen.<br />

Mit <strong>de</strong>r riesigen Rundkirchenanlage um<br />

das Heilige Grab und <strong>de</strong>r Ummauerung<br />

von Golgotha, die in Teilen noch im<br />

heutigen Bau erhalten sind, schuf Konstantin<br />

<strong>de</strong>n Prototyp <strong>de</strong>r christlichen<br />

Pilgerkirche. Die Berichte <strong>de</strong>r Aristokratin<br />

Egeria o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Pilgers von Bor<strong>de</strong>aux<br />

überliefern schon für die Spätantike<br />

eine reiche Liturgie am Ort <strong>de</strong>r<br />

Auferstehung Christi.<br />

Um 680, nach <strong>de</strong>r muslimischen<br />

Eroberung<br />

durch <strong>de</strong>n Kalifen<br />

Omar, wissen wir von<br />

<strong>de</strong>m fränkischen Bischof<br />

Arculf und seiner<br />

Reise zu <strong>de</strong>n heiligen<br />

Stätten. Harun-ar-Raschid<br />

schließlich soll<br />

Karl <strong>de</strong>n Großen sogar<br />

zum Schutzherren <strong>de</strong>r<br />

christlichen Heiligtümer<br />

Jerusalems eingesetzt<br />

haben. Mit <strong>de</strong>n fatimidischen<br />

Herrschern <strong>de</strong>s<br />

10. Jahrhun<strong>de</strong>rts begann<br />

jedoch eine erhebliche<br />

Erschwernis <strong>de</strong>r Pilgerfahrten,<br />

die schließlich<br />

in <strong>de</strong>r Zerstörung <strong>de</strong>s<br />

Heiligen Grabes durch<br />

Hakim <strong>de</strong>n Schrecklichen<br />

1009 gipfelte.<br />

Nach<strong>de</strong>m dieser jedoch<br />

von <strong>de</strong>n Muslimen gestürzt<br />

wor<strong>de</strong>n war, normalisierte sich<br />

die Situation und schon in <strong>de</strong>n 1060er<br />

Jahre gab es eine Wallfahrt unter Erzbischof<br />

Siegfried von Mainz mit mehreren<br />

1000 Pilgern. Die Kreuzzüge kurbelten<br />

nach 1099 <strong>de</strong>n Pilgerstrom an,<br />

<strong>de</strong>r auch nach <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r letzten<br />

Kreuzfahrerbastion Akko 1291 nicht<br />

abriss. Im 14. und 15. Jahrhun<strong>de</strong>rt reisten<br />

viele auch mittelrheinische A<strong>de</strong>lige<br />

ins heilige Land. Die Schiffe von Venedig<br />

fungierten in dieser Zeit als Reisevermittler<br />

im großen Stil. Noch heute<br />

wird in Kassel eine Seladonschale <strong>de</strong>s<br />

hessischen Hausschatzes verwahrt, die<br />

per Erbe als Reisean<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Grafen<br />

Philipp von Katzenelnbogen von seiner<br />

Jerusalempilgerfahrt kam. Der im <strong>Limburg</strong>er<br />

Dom begrabene Daniel von Mu<strong>de</strong>rsbach<br />

begleitete <strong>de</strong>n Grafen und wur<strong>de</strong><br />

in Jerusalem zum Ritter vom Heiligen<br />

Grab geschlagen. Die Passionskultstätte<br />

von Weilburg von 1505 und<br />

das Heilige Grab von Bad Homburg<br />

(15. Jh., urspr. Gelnhausen) sind steinerne<br />

Zeugen <strong>de</strong>r Heilig-Land-Wallfahrten<br />

<strong>de</strong>r örtlichen Herren. Im 17. und<br />

18. Jahrhun<strong>de</strong>rt bil<strong>de</strong>n die Kreuzkapel-<br />

Heilige Grab Christi • Grabeskirche in Jerusalem © Reuters AG<br />

len in Camberg, <strong>Limburg</strong>, Nie<strong>de</strong>rzeuzheim<br />

und Lorch in unserem Raum<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r verkürzten Heilig-<br />

Land-Wallfahrt.<br />

Auch Franzsikus und Ignatius von<br />

Loyola haben im Umfeld ihrer Or<strong>de</strong>nsgründung<br />

die Wallfahrt ins Heilige<br />

Land gemacht. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt war<br />

unter an<strong>de</strong>rem auch noch für Franz Joseph<br />

von Österreich und Kaiser Wilhelm<br />

II. von Preußen-Deutschland das<br />

Heilige Land nicht nur aus politischem<br />

Interesse be<strong>de</strong>utsam.<br />

Der Erwerb <strong>de</strong>r Kreuzreliquien verbin<strong>de</strong>t<br />

bis heute abendländische Wallfahrtsfrömmigkeit<br />

mit <strong>de</strong>r Jerusalem-<br />

Wallfahrt. Dabei war dies sogar von<br />

zentraler Be<strong>de</strong>utung für die abenländische<br />

Geschichte. Als Kaiser Heraklius<br />

das im Persersturm verlorengegangene<br />

heilige Kreuz in kaiserlicher Pracht<br />

wie<strong>de</strong>r nach Jerusalem bringen wollte,<br />

hin<strong>de</strong>rte ihn, so berichtet die Legen<strong>de</strong>,<br />

ein Engel an seinem Vorhaben. Erst als<br />

er <strong>de</strong>mütig und barfuß wie <strong>de</strong>r Heiland<br />

das Kreuz in die Stadt trug, wur<strong>de</strong> er<br />

nicht mehr gehin<strong>de</strong>rt. Die großen Kreuzreliquien<br />

im päpstlichen Schatz (Sta.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

11


BEITRÄGE<br />

12<br />

Croce in Gerusaleme) und die kaiserlichen<br />

im Reichskreuz und im byzantinischen<br />

Kaiserschatz (<strong>Limburg</strong>er Staurothek)<br />

erinnerten je<strong>de</strong>n christlichen<br />

Machthaber, dass sein Amt nicht Ehre,<br />

son<strong>de</strong>rn Dienst sei. Kreuzwallfahrten<br />

prägten neben Marienwallfahrten das<br />

Wallfahrtsleben Europas.<br />

3.2 Rom<br />

An zweiter Stelle in Alter und Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r großen Wallfahrten stan<strong>de</strong>n<br />

immer die Pilgerzüge zu <strong>de</strong>n Gräbern<br />

<strong>de</strong>r Apostel Petrus und Paulus.<br />

Die große Petrusverehrung nördlich <strong>de</strong>r<br />

Alpen ließ viele Pilger schon in merowingischer<br />

Zeit <strong>de</strong>n Weg über die Alpen<br />

zu <strong>de</strong>n Aposteln suchen. Der Pilgerschub<br />

brach eigentlich nie ab, auch<br />

wenn eifrige Rompilger wie <strong>de</strong>r hl. Bonifatius,<br />

auch die Gefahren u.a. für reisen<strong>de</strong><br />

Frauen aufzeigten. Mit <strong>de</strong>n verpflichten<strong>de</strong>n<br />

Bischofsbesuchen seit<br />

<strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong> die Romwallfahrt<br />

für eine Gruppe sogar zu einer<br />

rechtlichen Verpflichtung, auch<br />

wenn <strong>de</strong>r alte Name dafür, die ‘Visitatio<br />

liminum’ – <strong>de</strong>r Besuch <strong>de</strong>r Schwelle<br />

(<strong>de</strong>r Apostelgräber) an die Wallfahrtsherkunft<br />

erinnert.<br />

Ein eigener Pilgerweg – die Via Francigena<br />

– führte <strong>de</strong>n Pilger seit <strong>de</strong>m Mittelalter<br />

über eine Vielzahl heiliger Orte<br />

zum großen Ziel <strong>de</strong>r Heiligen Stadt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>s Heiligen Jahres<br />

im Jahr 1300 wur<strong>de</strong>n bestimmte Zeitabschnitte<br />

zu beson<strong>de</strong>ren Pilgerjahren<br />

ausgerufen und beför<strong>de</strong>rten die Romwallfahrt<br />

noch weiter. Neben <strong>de</strong>m Besuch<br />

<strong>de</strong>r sieben Hauptkirchen und einer<br />

Vielzahl von weiteren Heiligen Stätten<br />

in Rom und seiner Umgebung gehört<br />

seit <strong>de</strong>m 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt auch <strong>de</strong>r Besuch<br />

beim Papst zu <strong>de</strong>n erstrebenswerten<br />

Pilgerzielen in <strong>de</strong>r Heiligen Stadt.<br />

Eindrucksvoll wird im Roman „Der<br />

veruntreute Himmel“ von Franz Werfel<br />

gezeigt, dass im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt dieses<br />

Ereignis für viele Pilger zur Hauptsache<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. Ähnlich wie bei <strong>de</strong>r<br />

Jerusalemwallfahrt bestand auch für<br />

Rompilger die Ten<strong>de</strong>nz, das dort vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Heil in die Heimat zu ver-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

pflanzen. Nach <strong>de</strong>n ersten Anfängen<br />

mit <strong>de</strong>m Reliquiendiebstahl Einhards<br />

holte man vor allem im Barock Scharen<br />

von Katakombenheiligen nördlich <strong>de</strong>r<br />

Alpen, um mit <strong>de</strong>n künstlerisch verzierten<br />

Gerippen an das höhere Alter<br />

<strong>de</strong>r römischen Kirche anzuknüpfen. In<br />

<strong>Limburg</strong>, Köln und Prag wird mit <strong>de</strong>n<br />

Teilen <strong>de</strong>s Petrusstabes, <strong>de</strong>s angeblichen<br />

Bischofsstabes Petri, immer noch<br />

an die beson<strong>de</strong>re Rombindung erinnert.<br />

Immerhin trägt <strong>de</strong>r Papst bis heute <strong>de</strong>shalb<br />

keinen Bischofsstab.<br />

3.3 Santiago <strong>de</strong> Compostela<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren – vielleicht auch<br />

oft mit touristischem Hintergrund – erfreut<br />

sich die seit <strong>de</strong>m 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

in <strong>de</strong>n Hintergrund getretene Wallfahrt<br />

zum hl. Jakobus in Galicien wie<strong>de</strong>r<br />

neuer Beliebtheit. Der Campus stellarum<br />

– das Sternenfeld – lag im Frühmittelalter<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt – am Finis<br />

Terrae. In karolingischer Zeit (813-818 /<br />

834) fand <strong>de</strong>r Bischof Teo<strong>de</strong>mir von<br />

Ira Flavia <strong>de</strong>n Körper <strong>de</strong>s hl. Jakobus,<br />

<strong>de</strong>r durch Sterne bezeichnet wur<strong>de</strong>. Zuerst<br />

begann nun eine regionale Wallfahrt<br />

in Spanien, die durch <strong>de</strong>n als Mitkämpfer<br />

im Kampf gegen die Mauren<br />

erscheinen<strong>de</strong>n Santiago matamoros<br />

(Sankt Jakob <strong>de</strong>r Maurentöter) noch beför<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong>. Das auch für die Jerusalemwallfahrt<br />

und die Kreuzzüge be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Kloster Cluny in <strong>de</strong>r Bourgogne<br />

ist ein eifriger Propagator <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

ins übrige Europa. Gera<strong>de</strong> weil<br />

<strong>de</strong>r Pilgerweg bis ans En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt<br />

führte, eignete sich die Wallfahrt für<br />

Buß- und Bittfahrten, die das Leben radikal<br />

verän<strong>de</strong>rn sollten. Der Pilger sollte<br />

durch die Grenzen <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> an die eigenen<br />

Grenzen erinnert wer<strong>de</strong>n. Mit<br />

<strong>de</strong>r päpstlichen Bestätigung <strong>de</strong>r ‘Se<strong>de</strong>s<br />

apostolica’ durch Papst Leo IX. auf<br />

<strong>de</strong>m Konzil von Reims 1049 war Santiago<br />

als eines <strong>de</strong>r großen drei Pilgerziele<br />

gefestigt. In ganz Europa wur<strong>de</strong>n nun<br />

Pilgerstrecken entwickelt, die <strong>de</strong>n Pilger<br />

auf einigermaßen sicherem Weg<br />

mit einem Netz von Herbergen zu <strong>de</strong>m<br />

beliebten Pilgerziel führten. Die Leonhardskirche<br />

in Frankfurt (St. Leonhard-<br />

<strong>de</strong>-Noblat, die Grabeskirche <strong>de</strong>s hl. Leonhard,<br />

liegt auf <strong>de</strong>r Hauptstrecke <strong>de</strong>s<br />

Jakobsweges) war Pilgerkirche für Jerusalem-<br />

und Jakobspilger. Die Pilgerherberge<br />

hatte sogar <strong>de</strong>n bezeichnen<strong>de</strong>n<br />

Namen Compostell-Hof.<br />

3.4 Canterbury<br />

Im Hochmittelalter gelang es nur<br />

einer Wallfahrt, in die Nähe <strong>de</strong>r großen<br />

drei zu rücken. Am 29. Dezember 1170<br />

fand <strong>de</strong>r Erzbischof von Canterbury<br />

und Primas von England, Thomas Becket,<br />

bei <strong>de</strong>r Vesper in seiner Kathedrale<br />

durch mit <strong>de</strong>m König verbun<strong>de</strong>ne<br />

Mör<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Tod. Schon 1173 folgte die<br />

Heiligsprechung <strong>de</strong>s Märtyrers <strong>de</strong>r<br />

Kirchenfreiheit. Gera<strong>de</strong> im Umfeld <strong>de</strong>r<br />

nordländischen Kauffahrer <strong>de</strong>r Hanse<br />

und <strong>de</strong>r skandinavischen Län<strong>de</strong>r entwickelte<br />

sich eine Wallfahrt von europäischen<br />

Ausmaßen. Aber auch die mit<br />

Becket verbun<strong>de</strong>nen Bischöfe <strong>de</strong>r Kirchenreform<br />

am Exilsort <strong>de</strong>s Papstes<br />

Alexan<strong>de</strong>r III. in Sens verbreiteten die<br />

Verehrung und begrün<strong>de</strong>ten die große<br />

Wallfahrt. Der Erzbischof von Trier<br />

(St. Thomas an <strong>de</strong>r Kyll/Eifel), <strong>de</strong>r Erzbiscof<br />

von Salamanca (San Tomas in<br />

Salamanca), <strong>de</strong>r Bischof von Padua<br />

und <strong>de</strong>r von Spoleto begrün<strong>de</strong>ten bereits<br />

in <strong>de</strong>n 1170er Jahren entsprechen<strong>de</strong><br />

Thomaskirchen. Mit <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m<br />

Wallfahrtsweg spielen<strong>de</strong>n „Canterbury<br />

Tales“ hat Geoffrey Chaucer <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

schon im Mittelalter ein literarisches<br />

Denkmal gesetzt. Mit <strong>de</strong>n Theaterstücken<br />

von Jean Anouilh, „Becket<br />

ou l’honneur <strong>de</strong> Dieu“, T.S.Eliot,<br />

„Mur<strong>de</strong>r in the Cathedral“ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Novelle<br />

„Der Heilige“ von C.F.Meyer<br />

blieben Becket und die Wallfahrt im<br />

Fokus <strong>de</strong>r Literatur.<br />

Schon vor <strong>de</strong>r durch seine Ehehän<strong>de</strong>l<br />

bedingten Reformation hatte Heinrich<br />

VIII. versucht, <strong>de</strong>n Becketkult als<br />

antiköniglich zu unterdrücken. Aber<br />

wahrscheinlich gelang es ihm nicht<br />

einmal, die Reliquien zu zerstören. Interessanterweise<br />

suchte man in <strong>de</strong>n<br />

eher katholischen Perio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r anglikanischen<br />

Kirche immer wie<strong>de</strong>r nach<br />

<strong>de</strong>n Reliquien, während man in eher


protestantischen Zeiten die heute sicher<br />

wi<strong>de</strong>rlegte Legen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>ren öffentlichen<br />

Verbrennung erzählte (The<br />

Quest for Beckets Bones, London 1993).<br />

Mit <strong>de</strong>m Papstbesuch in Canterbury wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>s Martyriums zu einem<br />

allgemein-christlichen Ort <strong>de</strong>s Märtyrergedächtnisses.<br />

4. Bleiben<strong>de</strong>r Eindruck<br />

Für die Pilger war es immer wie<strong>de</strong>r<br />

von Be<strong>de</strong>utung, auch ein bleiben<strong>de</strong>s An<strong>de</strong>nken<br />

an die Pilgerfahrt mitzubringen.<br />

Das Souvenir wur<strong>de</strong> damit zum Zeichen<br />

für <strong>de</strong>n Pilger selber.<br />

4.1 Wallfahrtszeichen<br />

Die Muschel, als Beweis am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gewesen zu sein, ist sicher das<br />

typischste dieser Wallfahrtszeichen. Die<br />

Muschel ist sogar so eindrücklich in ihrer<br />

Emblematik, dass sie von einem<br />

Mineralölkonzern als Logo übernommen<br />

wur<strong>de</strong>. Im Mittelalter bezeichnete<br />

die Jakobsmuschel oft sogar <strong>de</strong>n Pilger<br />

schlechthin. Am Mantel o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

Kappe angebracht, war sie das Zeichen<br />

<strong>de</strong>r vollzogenen Wallfahrt. An<strong>de</strong>re Wallfahrtsorte<br />

wie Jerusalem (Jerusalemkreuz)<br />

o<strong>de</strong>r Canterbury (Bischofsfigur)<br />

verkauften in Blei gegossene An<strong>de</strong>nken,<br />

die im Mittelalter bei <strong>de</strong>r Heimkehr<br />

oft gerne auf Glocken appliziert<br />

wur<strong>de</strong>n. Manche Pilgeran<strong>de</strong>nken stellten<br />

sogar eine mit <strong>de</strong>m Namen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Person verbun<strong>de</strong>ne Kuriosität dar. Die<br />

Pilger zum Heiligen Cornelius in Aachen-Kornelimünster,<br />

<strong>de</strong>ssen Name an<br />

das Horn erinnert, erhielten kleine tönerne<br />

Hörner, die sie auch bei <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

blasend einsetzten.<br />

Bei <strong>de</strong>r Heimkehr errichtete man<br />

nicht nur Nachbildungen <strong>de</strong>r Wallfahrtsstätte<br />

(Heilige Gräber) o<strong>de</strong>r Altäre<br />

mit erworbenen Reliquien, Erinnerungsmale<br />

konnten auch Sammlepunkte<br />

künftiger Wallfahrer sein. Eine solche<br />

Funktion erfüllte wohl auch die Jerusalemfahrer-Madonna<br />

(Ursprünglich<br />

Liebfrauen, heute Mainzer Domkreuzgang)<br />

<strong>de</strong>s Mainzer Domkanonikers<br />

Bernhard von Brey<strong>de</strong>nbach, <strong>de</strong>r 1483<br />

das Heilige Land bereist<br />

und <strong>de</strong>n ersten gedruckten<br />

Pilgerführer<br />

geschrieben hatte.<br />

Mit <strong>de</strong>m Gna<strong>de</strong>nbild<br />

von Kevelaer am Nie<strong>de</strong>rrhein<br />

wur<strong>de</strong> sogar<br />

ein Wallfahrtsan<strong>de</strong>nken<br />

an die Consolatrix afflictorum<br />

in Luxemburg<br />

zum vielverehrten<br />

Gna<strong>de</strong>nbild.<br />

4.2 Wallfahrtsführer<br />

Für die Vorbereitung<br />

einer Wallfahrt<br />

entstehen die ersten europäischenReiseführer.<br />

Schil<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Pilger<br />

von Bor<strong>de</strong>aux und<br />

die Römerin Egeria<br />

noch als Bericht ihre<br />

Pilgererfahrung, muss<br />

schon <strong>de</strong>r fränkische<br />

Bischof Arculf, <strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>r Rückfahrt beim Abt von Iona,<br />

Adamnan, gestran<strong>de</strong>t war, <strong>de</strong>m Abt eine<br />

Zeichnung <strong>de</strong>r wichtigsten heiligen<br />

Stätten geben, die in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rten immer wie<strong>de</strong>r kopiert<br />

wur<strong>de</strong>. Der erste ausführliche Reiseführer<br />

mit allen wissenswerten Angaben<br />

für <strong>de</strong>n geistlich Reisen<strong>de</strong>n entstand<br />

für die Jakobspilger. Mit <strong>de</strong>m<br />

Namen <strong>de</strong>s Papstes Calixtus verbun<strong>de</strong>n,<br />

begrün<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Co<strong>de</strong>x Calixtinus<br />

aus <strong>de</strong>m XII. Jahrhun<strong>de</strong>rt die heute so<br />

beliebte Buchgattung. Für <strong>de</strong>n Weg<br />

nach Rom fertigte <strong>de</strong>r englische<br />

Mönch Matthew Paris hun<strong>de</strong>rt Jahre<br />

später eine Straßenkarte an, die <strong>de</strong>m<br />

Pilger alle Stationen von London bis<br />

Rom aufführte. Der Mainzer Dom<strong>de</strong>kan<br />

Bernhard von Brey<strong>de</strong>nbach hatte<br />

auf seine Palästinafahrt mit <strong>de</strong>m Grafen<br />

von Solms-Lich <strong>de</strong>n Maler Erhard<br />

Reuwich mitgenommen, damit <strong>de</strong>r<br />

von ihm verfasste und 1486 in Mainz<br />

erschienene Pilgerführer (‘Peregrinatio<br />

in terram sanctam’) auch gleich<br />

passend illustriert wer<strong>de</strong>n könnte. Eine<br />

Fülle von Pilgerführern sollten bis<br />

heute folgen.<br />

Santiago <strong>de</strong> Compostela • Pilgerstäbe © KNA Import<br />

4.3 Ausblick<br />

Pilgerfahrt o<strong>de</strong>r Wallfahrt ist immer<br />

eine Reise zur Selbstvergewisserung.<br />

Der pilgern<strong>de</strong> Mensch setzt sich<br />

mit <strong>de</strong>r Frage nach seinem eigenen Lebensweg<br />

auseinan<strong>de</strong>r. Bei vielen Wallfahrten<br />

ist <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Weg das eigentliche<br />

Ziel, und je<strong>de</strong> einzelne Wallfahrt<br />

wird zu einer ganz eigenen Geschichte.<br />

In <strong>de</strong>r spirituellen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Wallfahrt<br />

ist <strong>de</strong>r Weg sicher das zentrale<br />

Ziel, <strong>de</strong>nn man sucht Jesus, <strong>de</strong>r selbst<br />

Weg und Ziel in einem ist. Der Beitrag<br />

kann daher trotz <strong>de</strong>r Menge an Information<br />

nur einen kleinen Ausschnitt<br />

<strong>de</strong>ssen aufzeigen, was Wallfahrt in <strong>de</strong>n<br />

2000 Jahren Geschichte <strong>de</strong>r Kirche be<strong>de</strong>utet.<br />

Sicher ist jedoch, dass das Thema<br />

immer wie<strong>de</strong>r eine spannen<strong>de</strong> Geschichte<br />

ist.<br />

Dr. Matthias Th. Kloft ist Pfarrer in<br />

Frankfurt-Eckenheim.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BEITRÄGE<br />

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BEITRÄGE<br />

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Durch die finstern Winkel <strong>de</strong>r<br />

Völker Germaniens<br />

Hinweis <strong>de</strong>r Redaktion:<br />

Dieser Beitrag ist lei<strong>de</strong>r aus rechtlichen Grün<strong>de</strong>n im Internet<br />

nicht verfügbar.<br />

Burkhard Jürgens


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BEITRÄGE<br />

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BEITRÄGE<br />

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2200 Kilometer bis Santiago<br />

Unterwegs auf <strong>de</strong>m Lahn-Camino<br />

von Wetzlar bis Lahnstein<br />

Jakobsweg – dazu fällt einem zunächst<br />

eine <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Wallfahrten<br />

<strong>de</strong>s Christentums, nämlich die<br />

nach Santiago <strong>de</strong> Compostela zum<br />

Grab <strong>de</strong>s Heiligen, ein. Viele Pilger gehen<br />

heute diesen Weg zu Fuß, per Fahrrad<br />

o<strong>de</strong>r auch per Pferd, im Urlaub<br />

etappenweise durch Frankreich und<br />

Spanien, oft verteilt über mehrere Jahre.<br />

Doch wozu in die Ferne schweifen?<br />

Jakobswege gibt es auch in Deutschland.<br />

Entlang <strong>de</strong>r Lahn führt ein Teilstück<br />

durch das <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong>.<br />

Einen einzigen Jakobsweg gibt es<br />

nicht: Er ist zusammengesetzt aus ungezählten<br />

Teilabschnitten, die sich im<br />

Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte in ganz Europa<br />

zu einem Geflecht aus Wegen verbun<strong>de</strong>n<br />

haben, die in die Pilgerstätte Santiago<br />

einmün<strong>de</strong>n. Viele dieser Pilgerrouten<br />

sind allerdings weitgehend in Vergessenheit<br />

geraten und von <strong>de</strong>r Landkarte<br />

verschwun<strong>de</strong>n.<br />

Seit etwa drei Jahrzehnten jedoch<br />

erlebt die Wallfahrt nach Santiago <strong>de</strong><br />

Compostela zum Grab <strong>de</strong>s heiligen<br />

© Hamm-Design; WFG-Rhein-Lahn, Bad Ems<br />

Helmut Zimmermann<br />

Apostels Jakobus eine Renaissance –<br />

und damit auch die Pilgerwege dorthin.<br />

Diese wur<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n in bestimmten<br />

Abschnitten von Interessengruppen<br />

und Tourismusverbän<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r hergestellt. So auch <strong>de</strong>r Lahn-<br />

”Camino” (spanisch: Weg), eine Teilstrecke<br />

<strong>de</strong>s Jakobsweges, <strong>de</strong>r durch<br />

das <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> führt. Er wur<strong>de</strong><br />

vom Taunusklub vor zwei Jahren entsprechend<br />

beschil<strong>de</strong>rt – gelbe Muschel<br />

auf blauem Grund – und folgt<br />

weitgehend <strong>de</strong>m Lahnhöhenweg<br />

(schwarzes ”L” auf weißem<br />

Grund) auf <strong>de</strong>r linken Seite<br />

<strong>de</strong>s Flusses, <strong>de</strong>r laut Professor<br />

Heinrich Kanz, einem<br />

Jakobsweg-Spezialisten,<br />

als heute gangbarer Weg<br />

<strong>de</strong>r mittelalterlichen Jakobspilger<br />

angesehen wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Der Lahn-Camino beginnt<br />

in Wetzlar am Dom, in<br />

<strong>de</strong>ssen Portal Jakobus mit<br />

<strong>de</strong>r Muschel dargestellt ist.<br />

Via Lahnhöhenweg geht es<br />

weiter nach Villmar, wo in<br />

<strong>de</strong>r Pfarrkirche ein barocker<br />

Jakobusaltar zum Gebet einlädt.<br />

Über Runkel führt <strong>de</strong>r<br />

Weg an Dietkirchen mit <strong>de</strong>r<br />

Lubentiusbasilika vorbei –<br />

hier kann eine sehr schöne<br />

alte Jakobusskulptur bewun<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n – weiter nach<br />

<strong>Limburg</strong>. Im Dom befin<strong>de</strong>t<br />

sich in <strong>de</strong>r Emporenlimette<br />

ein Brustbild <strong>de</strong>s Apostels<br />

<strong>de</strong>r Pilger und Wallfahrer.<br />

Über Diez und Obernhof<br />

mit Kloster Arnstein, in<br />

<strong>de</strong>m wahrscheinlich früher<br />

die Santiagopilger über-<br />

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BEITRÄGE<br />

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BEITRÄGE<br />

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Hospitalkirche St. Jakobus, Lahnstein © Werner En<strong>de</strong>rs<br />

nachtet haben. Die nächsten Stationen<br />

sind Nassau und Misselberg.<br />

Von hier aus lohnt sich <strong>de</strong>r Abstecher<br />

hinunter nach Dausenau zur evangelischen<br />

Kirche St. Kastor. In <strong>de</strong>ren<br />

Altarraum wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Renovierung<br />

1864 mittelalterliche Fresken gefun<strong>de</strong>n,<br />

die als Fries um <strong>de</strong>n Chorraum verlaufen.<br />

Sie zeigen Szenen aus <strong>de</strong>r Lei<strong>de</strong>nsgeschichte<br />

Jesu, die sich mit Apostelfiguren<br />

abwechseln. Eine davon stellt Jakobus<br />

<strong>de</strong>n Älteren dar, allerdings noch<br />

nicht mit <strong>de</strong>r Muschel als Erkennungszeichen,<br />

son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m Evangelium<br />

in <strong>de</strong>r rechten Hand, während sich seine<br />

linke Hand auf ein Schwert stützt. Durch<br />

das Schwert nämlich erlitt er im Jahre 44<br />

das Martyrium im Heiligen Land, in das<br />

er nach seiner Mission in Spanien zurückgekehrt<br />

war. Daneben sind weitere<br />

Wandmalereien und ein herrlicher Flügelaltar<br />

<strong>de</strong>r Betrachtung wert. Bei Ausgrabungen<br />

in <strong>de</strong>r St. Kastorkirche wur<strong>de</strong><br />

auch eine Jakobsmuschel gefun<strong>de</strong>n, die<br />

wahrscheinlich von einem mittelalterlichen<br />

Jakobspilger stammt. Diese echten<br />

Jakobsmuscheln wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Pilgern<br />

im Mittelalter in Santiago als<br />

Nachweis ihrer erfolgreich absolvierten<br />

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Pilgerreise zum heiligen<br />

Jakobus gekauft o<strong>de</strong>r in<br />

Finisterre (finis terrae,<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Welt), einem<br />

Ort an <strong>de</strong>r Küste, gesammelt.<br />

So konnten sie<br />

nachweisen, dass sie<br />

wahrhafte Jakobspilger<br />

sind – darauf spielt auch<br />

das Sprichwort vom<br />

wahren Jakob an.<br />

Der Lahn-Camino<br />

führt durch Bad Ems zu<br />

seinem En<strong>de</strong> in Lahnstein.<br />

Versteckt in Oberlahnstein<br />

liegt die wie<strong>de</strong>r<br />

errichtete Hospitalskirche,<br />

die <strong>de</strong>r Verehrung<br />

<strong>de</strong>s heiligen Jakobus<br />

gewidmet ist. Ab<br />

hier sind es dann noch<br />

ziemlich genau 2200<br />

Kilometer bis Santiago<br />

<strong>de</strong> Compostela.<br />

Die genaue Wegbeschreibung ist<br />

unter www.rhein-lahn-info.<strong>de</strong>/jakobsweg/jakobswege.htm<br />

im Internet abrufbar.<br />

Informativ sind auch die Internetseiten<br />

www.Jakobsweg.<strong>de</strong> mit vielen<br />

Links, unter an<strong>de</strong>rem zur Deutschen<br />

St. Jakobusgesellschaft e. V., die<br />

Pilgerausweise ausstellt. Der Buchhan<strong>de</strong>l<br />

hält zahlreiche Bücher zum Jakobsweg<br />

unter vielen Aspekten bereit.<br />

Helmut Zimmermann ist freier Mitarbeiter<br />

<strong>de</strong>r Kirchenzeitung „Der Sonntag“.<br />

Kulturstraße<br />

Welche Be<strong>de</strong>utung über das Religiöse<br />

hinaus <strong>de</strong>r Jakobsweg hat, macht<br />

ein Ausspruch Goethes <strong>de</strong>utlich „Europa<br />

ist auf <strong>de</strong>r Pilgerschaft geboren,<br />

und das Christentum ist seine Muttersprache.”<br />

Wohl auch wegen dieser Erkenntnis<br />

erklärte <strong>de</strong>r Europarat im Jahre<br />

1987 die historischen Jakobswege zur<br />

„Ersten Europäischen Kulturstraße”.<br />

Als europäisches Phänomen seien sie<br />

geeignet, das Bewusstsein für die kultu-<br />

relle I<strong>de</strong>ntität Europas und seine abendländische<br />

Erbschaft zu för<strong>de</strong>rn. Auf diese<br />

Weise könne Europa als Raum <strong>de</strong>r<br />

Begegnung und <strong>de</strong>s gegenseitigen Kennenlernens<br />

erfahrbar gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Jakobsmuschel als Pilgerzeichen<br />

Das Zeichen <strong>de</strong>r Santiago-Pilger<br />

war die Jakobsmuschel. Sie war aber<br />

nicht nur ein Pilgerabzeichen. Sie allein<br />

hatte schon eine magische Wirkung.<br />

Sie heilte Kranke und brachte<br />

all <strong>de</strong>nen Glück, die eine „wahre“ Jakobusmuschel<br />

entwe<strong>de</strong>r in Santiago<br />

o<strong>de</strong>r bei einer <strong>de</strong>m Jakobus gewidmeten<br />

Heiligenstätten am Jakobsweg gekauft<br />

o<strong>de</strong>r sie an <strong>de</strong>r Küste bei Cap Finisterre<br />

aufgesammelt hatten.<br />

Der Ursprung dieser Jakobsmuschel<br />

fin<strong>de</strong>t sich, wie so oft, in einer<br />

Legen<strong>de</strong>. Es wird berichtet, dass ein<br />

portugiesischer Ritter zu Pferd in <strong>de</strong>r<br />

Nähe von Padròn an <strong>de</strong>r Anlegestelle<br />

jenes Schiffes stand, welches Jakobus<br />

nach Spanien brachte. Als das Pferd<br />

<strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>rsamen und hellen Schein<br />

sah, <strong>de</strong>r von einem Stern herab auf<br />

<strong>de</strong>n Apostel fiel, war es von <strong>de</strong>m Anblick<br />

so verstört, dass es in das Wasser<br />

sprang und <strong>de</strong>n Ritter mit sich in die<br />

Tiefe riss. Der Ritter wur<strong>de</strong> gerettet<br />

und an Bord gezogen. Die Retter sahen<br />

voller Staunen, dass sein Körper<br />

voll mit Jakobsmuscheln be<strong>de</strong>ckt war.<br />

Es existieren noch weitere Legen<strong>de</strong>n,<br />

die sich um die Jakobsmuschel ranken.<br />

Alle besitzen im wesentlichen<br />

das gleiche Muster einer Geschichte,<br />

nämlich eines durch Jakobus wun<strong>de</strong>rsam<br />

geretteten Menschen.<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Kirche St. Kastor:<br />

Samstag und Sonntag von 14 bis 17<br />

Uhr; jetzt im Sommer auch freitags<br />

von 14 bis 17 Uhr.<br />

Anmeldung zu Führungen außerhalb<br />

dieser Zeiten bei: Heidi Jung, Fon<br />

0171/5239598 o<strong>de</strong>r Gerhard Schäfer,<br />

Fon 02603/6565.


Die vorgelegte Unterrichtssequenz<br />

kann zur Vertiefung <strong>de</strong>s Abschlussprofils<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Qualifikationsphase<br />

dienen, da in ihr wichtige religiöse Inhalte<br />

von soziologischer und anthropologischer<br />

Seite in <strong>de</strong>n Blick genommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ausgehend von Beobachtungen<br />

<strong>de</strong>s Gegenwartsverhaltens soll <strong>de</strong>n<br />

Schülerinnen und Schülern im Erleben<br />

<strong>de</strong>s christlichen Glaubens eine gottesdienstliche<br />

und lebensdienliche Alternative<br />

aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einleitung<br />

Pilgern – Christliche Antwort auf<br />

postmo<strong>de</strong>rnes Vagabundieren Christof May<br />

Wallfahrt – Santiago © KNA-Bild<br />

Täglich begegnen uns Nachrichten<br />

von Menschen, die unterwegs, ja, die<br />

auf <strong>de</strong>r Flucht sind – auf <strong>de</strong>r Flucht aus<br />

Kriegsgebieten; Menschen, die fliehen,<br />

da sie sich woan<strong>de</strong>rs eine bessere Zukunft<br />

erhoffen; Menschen, die aufbrechen,<br />

weil sie unterdrückt und verfolgt<br />

wer<strong>de</strong>n. Menschen eben wie Abraham<br />

– auf <strong>de</strong>r Suche nach <strong>de</strong>r wahren Heimat<br />

(Gen 12,1-9). Aber auch tagtäglich<br />

ziehen Menschen einfach um, reisen zu<br />

und ab; Menschen sind auf <strong>de</strong>n Auto-<br />

bahnen unterwegs, um zu ihrem Arbeitsplatz<br />

zu kommen. In ihrer Freizeit<br />

„pilgern“ Menschen gern zu <strong>de</strong>n neuen<br />

„Wallfahrtsstätten“, <strong>de</strong>n Fußballstadien<br />

und Arenen. In großen Massen strömen<br />

sie heran, um in einer fast kultischen<br />

Verehrung ihren Sportstars – o<strong>de</strong>r sind<br />

es schon Götter im postmo<strong>de</strong>rnen Pantheon?<br />

– zu huldigen. Menschen unterwegs<br />

wie Abraham, <strong>de</strong>m großen Pilger<br />

<strong>de</strong>s Alten Testaments?<br />

Das Leben steht unter dauern<strong>de</strong>r<br />

Beschleunigung. Wer es heute in seinem<br />

Beruf zu etwas bringen will, muss<br />

ständig auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n sein – immer<br />

unterwegs, Weiterbildungen und<br />

Zusatzqualifikationen „erjagen“. Wer<br />

da nicht mitmacht, bleibt oft auf <strong>de</strong>r<br />

Strecke! Beschleunigung, Mobilität und<br />

Flexibilität sind zu <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

Schlagworten unserer postmo<strong>de</strong>rnen<br />

Gesellschaft gewor<strong>de</strong>n. Dabei gehört<br />

die Rastlosigkeit zu <strong>de</strong>n anthropologischen<br />

Grunddaten <strong>de</strong>s Menschen: Der<br />

Mensch ist von Natur aus ein Bewegter.<br />

Das Herz hat einen Schlag, <strong>de</strong>r mit<br />

Rhythmus geht. Wir sprechen vom<br />

Kreis-Lauf und selbst, wenn wir schlafen,<br />

bewegen sich noch unsere Augen<br />

(REM = Rapid eye movement). Wir<br />

wollen wissen, was einen Menschen<br />

bewegt, wie es ihm geht und ob er auf<br />

<strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n ist.<br />

Das Zeitalter <strong>de</strong>r Hochgeschwindigkeit<br />

wird vor allem in <strong>de</strong>r Arbeitswelt<br />

gelebt. Menschen wird hier oftmals<br />

ein künstlich erzeugter Lebensund<br />

Arbeitsrhythmus vorgeschrieben.<br />

Ein einstmals sicher geglaubter Beruf<br />

ist schon lange nicht mehr eine Lebensstellung.<br />

Wer am Arbeitsmarkt Schritt<br />

halten will, muss sich lebenslang weiterbil<strong>de</strong>n<br />

– und das auch noch in <strong>de</strong>r<br />

knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Freizeit. Die Konkurrenz<br />

schläft nicht, es gilt sich zu beeilen.<br />

„Immer schneller, immer besser!“.<br />

Beständiges, das, was Zeit<br />

braucht, Dinge, <strong>de</strong>nen man Zeit widmen<br />

muss – all dies bleibt dabei vielmals<br />

auf <strong>de</strong>r Strecke. Der „Gott <strong>de</strong>r<br />

Hochgeschwindigkeit“ for<strong>de</strong>rt seine<br />

Opfer – auch im Privaten. Alles muss<br />

schnell und gleichzeitig laufen: Kaum<br />

zu Hause angekommen, wird das Tempo<br />

wie<strong>de</strong>r verschärft: Schnell was aus<br />

<strong>de</strong>m Gefrierschrank auf <strong>de</strong>n Herd, während<br />

<strong>de</strong>ssen mit Bekannten am Handy<br />

telefoniert, gleichzeitig im Internet surfen,<br />

um zu sehen, was „abends abgeht“.<br />

Stress und Tempo in <strong>de</strong>r Arbeit – Stress<br />

und Tempo in <strong>de</strong>r Freizeit.<br />

Der allseits flexible Mensch hat<br />

keine tiefen Wurzeln. Gewöhnt an eine<br />

„pick-and-choose-Mentalität“, die sich<br />

nimmt, was sie braucht, stellt er sich individuell<br />

auf <strong>de</strong>m Markt <strong>de</strong>r Glaubensangebote<br />

das zusammen, was im Moment<br />

weiterhilft. „Augenblickstranszen<strong>de</strong>nz“<br />

ist en vogue, sich statt <strong>de</strong>ssen<br />

dauerhaft und verlässlich an eine zweitausend<br />

Jahre alte Glaubensgemeinschaft<br />

zu bin<strong>de</strong>n, fällt vielen Menschen<br />

zusehends schwerer.<br />

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UNTERRICHTSPRAXIS<br />

19<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

20<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Der heutige Mensch hat mit Abraham,<br />

<strong>de</strong>r beharrlich und geduldig auf<br />

sein Ziel zuging, nicht mehr viel gemeinsam.<br />

Erhöhte Mobilität, eine diffuse Suche<br />

nach <strong>de</strong>m Sinngeben<strong>de</strong>n, Erfahrung<br />

von Grenzen – das charakterisiert viele<br />

Menschen <strong>de</strong>r Gegenwart. Gibt es einen<br />

Ausweg aus diesem Dilemma?<br />

Pilgern als „Attraktion“ –<br />

anziehen<strong>de</strong>s Christentum<br />

Der Mensch ist von Natur aus ein<br />

„viator“, ein Pilger. Das, was <strong>de</strong>n Pilger<br />

auszeichnet – Mobilität, Suche nach<br />

Sinn und Grenzerfahrung – kennzeichnet<br />

auch <strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>r Gegenwart.<br />

Der Pilger bricht auf! Er zieht los, über<br />

Tage, Wochen, ja sogar teilweise Monate.<br />

Was aber lässt je<strong>de</strong>s Jahr tausen<strong>de</strong><br />

von Menschen nach Santiago <strong>de</strong> Compostela<br />

aufbrechen? Wo liegt ihre Motivation?<br />

Die Motivation fin<strong>de</strong>t sich in<br />

Gott selbst. Er ist es, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Menschen<br />

– auch wenn dieser es nicht bewusst<br />

wahrnimmt – dazu einlädt, eine Wallo<strong>de</strong>r<br />

Pilgerfahrt zu unternehmen. Gott<br />

selbst steht am Anfang <strong>de</strong>s Pilgerweges.<br />

Er ist attraktiv-anziehend und zieht<br />

<strong>de</strong>n einzelnen hinaus aus <strong>de</strong>n selbst gemachten<br />

Beheimatungen auf jene Heimat<br />

hin, die allein in Gott zu fin<strong>de</strong>n ist<br />

– „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in<br />

dir, o Gott!“ (Augustinus).<br />

Schon die ersten Christen wur<strong>de</strong>n<br />

als Menschen <strong>de</strong>s Weges bezeichnet.<br />

Das war in einer Zeit, als das Christentum<br />

noch keine Pfarreien und festen Institutionen<br />

kannte. Viele Christen waren<br />

als Wan<strong>de</strong>rprediger unterwegs. Erst<br />

als die Zahl <strong>de</strong>r Sympathisanten zunahm,<br />

wur<strong>de</strong> es erfor<strong>de</strong>rlich, Ortsgemein<strong>de</strong>n<br />

zu grün<strong>de</strong>n. Die jungen Christen<br />

folgten so <strong>de</strong>m Beispiel Jesu, <strong>de</strong>r<br />

auch zeitlebens unterwegs war und Galiläa<br />

durchwan<strong>de</strong>rte: „Die Füchse haben<br />

ihre Höhlen und die Vögel ihre<br />

Nester, <strong>de</strong>r Menschensohn aber hat keinen<br />

Platz, wo er sein Haupt hinlegen<br />

kann!“ (Lk 9,58)<br />

Der Beweggrund <strong>de</strong>s Menschen, zu<br />

einem Wallfahrtsort aufzubrechen, hat<br />

neben <strong>de</strong>r Motivation, die von Gott<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

selbst ausgeht, eine<br />

zweite Motivationsquelle:<br />

Der Mensch möchte<br />

mit eigenen Augen die<br />

Orte <strong>de</strong>s göttlichen Heilshan<strong>de</strong>lns<br />

sehen. Ein<br />

Glaube ganz ohne Betrachtung<br />

und Greifbarkeit<br />

fällt schwer. Wir<br />

brauchen Orte <strong>de</strong>r Anschauung.<br />

Wer sich auf eine<br />

Pilgerreise begibt, wird<br />

schon nach kurzer Zeit<br />

auf seine Grenzen stoßen:<br />

Wer von Deutschland<br />

z.B. nach Santiago<br />

<strong>de</strong> Compostela aufbricht,<br />

wird zwei Sprachbarrieren<br />

überwin<strong>de</strong>n müssen.<br />

Die frem<strong>de</strong> Kultur,<br />

die an<strong>de</strong>ren Gewohnheiten<br />

und Sitten, das<br />

südländische Essen sind<br />

ihm ungewohnt – erste<br />

Grenzerfahrungen. Spätestens<br />

in <strong>de</strong>n Pyrenäen<br />

erlebt er eine weitere<br />

Grenze, die seiner körperlichen Belastbarkeit.<br />

Der Körper signalisiert ihm,<br />

dass er nicht mehr weiter kann. So gelangt<br />

er schließlich an seine psychische<br />

Grenze: Warum mache ich das eigentlich?<br />

Aber er geht weiter, überwin<strong>de</strong>t<br />

all die aufgezeigten Grenzen, <strong>de</strong>nn die<br />

Sehnsucht und die Hoffnung, das Ziel<br />

zu erreichen, wachsen mit je<strong>de</strong>m zurückgelegten<br />

Kilometer. Spätestens,<br />

wenn die Hälfte <strong>de</strong>r Strecke geschafft<br />

ist, steht das Ziel immer klarer vor Augen.<br />

So legt <strong>de</strong>r Pilger über mehrere<br />

Wochen hinweg die gut 2400 Kilometer<br />

zurück. Je<strong>de</strong>n Tag das gleiche Proce<strong>de</strong>re:<br />

frühmorgens Aufbruch, um nicht<br />

in die Hitze <strong>de</strong>s Tages zu kommen.<br />

Nach <strong>de</strong>n ersten Kilometern <strong>de</strong>s Tages<br />

ist <strong>de</strong>r gewohnte Rhythmus wie<strong>de</strong>r da,<br />

in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Fußpilger durchschnittlich<br />

28 Kilometer, <strong>de</strong>r Radpilger ca. 100<br />

Kilometer am Tag zurücklegt. Nach<br />

<strong>de</strong>r Ankunft, Besuch <strong>de</strong>r Kirche: Hier<br />

merkt <strong>de</strong>r Pilger, dass er auf <strong>de</strong>m richtigen<br />

Weg ist, sammelt Kraft für die<br />

nächste Etappe, spürt etwas von <strong>de</strong>m,<br />

Das „Zeichen <strong>de</strong>r Muschel“ weist <strong>de</strong>n richtigen Weg. © KNA-Bild<br />

was am Ziel auf ihn wartet: Gottes Gegenwart,<br />

die sich im Viaticum, also im<br />

Reiseproviant, von Brot und Wein, in<br />

<strong>de</strong>r heiligen Eucharistie zeigt und gibt.<br />

Je<strong>de</strong>n Tag das Gleiche – ist das monoton?<br />

Nein, es gibt Rhythmus und ein<br />

Gefühl für die Zeit, die uns von Gott<br />

zur Verfügung gestellt wur<strong>de</strong>!<br />

Der Pilger und <strong>de</strong>r geschäftige<br />

Mensch <strong>de</strong>r Gegenwart: Hauptwesenszüge<br />

haben sie gemeinsam: Unterwegssein,<br />

Mobilität, Erfahrung von Grenzen<br />

<strong>de</strong>r Belastbarkeit, Suche nach Sinn. Wo<br />

aber liegt <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Unterschied?<br />

Er liegt darin, dass die Existenzform<br />

<strong>de</strong>s postmo<strong>de</strong>rnen Menschen<br />

einer Vagabondage gleicht – viele<br />

Menschen sind Vagabun<strong>de</strong>n: Sie haben<br />

zwar meist ein zu Hause, im besten Fall<br />

auch eine Familie, insofern sie die hohe<br />

Erlebnisrate nicht zu sehr vereinsamt<br />

hat – und <strong>de</strong>nnoch sind sie Vagabun<strong>de</strong>n.<br />

Sie ziehen von einem Event zum<br />

nächsten. Irgendwie suchen sie nach<br />

<strong>de</strong>m Sinn für ihr Leben, wollen sich in<strong>de</strong>s<br />

nicht <strong>de</strong>r Dauer einer Glaubenser-


Die Kathedrale in Santiago <strong>de</strong> Compostela © KNA-Bild<br />

fahrung aussetzen. Gewohnt an Instantangebote,<br />

greifen sie lieber auf (pseudo)-religiöse<br />

Sofortangebote zurück, die<br />

rasch enttäuschen. Und so beschleunigen<br />

sie weiter ihr Leben; <strong>de</strong>nn wenn es<br />

scheinbar nichts gibt, was nach <strong>de</strong>m<br />

Tod auf uns wartet, dann muss das Leben<br />

hier und heute ausgekostet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ich lasse mich nicht auf das Jenseits<br />

vertrösten, son<strong>de</strong>rn hole mir die Jenseitserwartungen<br />

in meine Gegenwart<br />

– paradise now! Die Jagd nach schnell<br />

konsumierbarem Sinn kommt dann<br />

zum Erliegen, wenn die Aufnahmefähigkeit<br />

mit <strong>de</strong>m Erlebniskonsum nicht<br />

mehr Schritt halten kann. Der beschleunigte<br />

Vagabund bleibt auf <strong>de</strong>r Strecke.<br />

Literarischer Exkurs<br />

Dieses Phänomen wur<strong>de</strong> bereits<br />

durch die französischen Existentialisten<br />

beschrieben, stellvertretend seien<br />

hier Samuel Beckett und Albert Camus<br />

genannt. Bei<strong>de</strong> werfen die Frage auf,<br />

wie <strong>de</strong>r Mensch mit seiner<br />

konstitutiven Heimatlosigkeit<br />

umgehen<br />

kann. Beckett und Camus<br />

zeigen dabei zwei<br />

entgegenlaufen<strong>de</strong><br />

Fluchtmöglichkeiten<br />

auf: Auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

<strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Aufbruch nicht wagt und<br />

statisch wartend seine<br />

Erlösung ersehnt (Beckett);<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Seite <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r<br />

immer wie<strong>de</strong>r aufbricht<br />

und sich dabei selbst erlösen<br />

will (Camus).<br />

Der Mensch im Stillstand<br />

wird von Samuel<br />

Beckett in seinem <strong>de</strong>m<br />

Nihilismus zuzuordnen<strong>de</strong>n<br />

Werk „Warten auf<br />

Godot“ charakterisiert.<br />

Beckett plädiert für die<br />

Statik <strong>de</strong>s Wartens. Er<br />

stellt sich gegen je<strong>de</strong>n<br />

Menschen, <strong>de</strong>r sich dynamisch<br />

<strong>de</strong>r Diskrepanz<br />

zwischen seiner Existenz und <strong>de</strong>m ihm<br />

gestellten Anruf wen<strong>de</strong>t. Statt aufzubrechen<br />

und die gesetzten Grenzen zu<br />

übersteigen, bevorzugt Beckett das<br />

„Sich-Verschließen“ gegenüber <strong>de</strong>m<br />

Anspruch, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Menschen ergeht.<br />

In dieser inneren Abgeschlossenheit<br />

wartet <strong>de</strong>r Mensch auf seinen Tod.<br />

Er unterzieht sich nicht <strong>de</strong>r Mühe, sein<br />

Leben zu entfalten und aktiv zu gestalten.<br />

Er verharrt im Gegenwartsgefühl,<br />

das er durch die Haltung <strong>de</strong>s Wartens<br />

verabsolutiert. Alle Zeichen, die auf Zukünftiges<br />

o<strong>de</strong>r gar Transzen<strong>de</strong>ntes hinweisen,<br />

ignoriert er. Becketts Mensch<br />

nimmt <strong>de</strong>n Zwiespalt zwischen Sollen<br />

und Sein wahr. Da er sich jedoch nicht<br />

in <strong>de</strong>r Lage fühlt, <strong>de</strong>m Sollen gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n, zieht er es vor, sich gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Anspruch zu verschließen und<br />

das En<strong>de</strong> seiner Existenz abzuwarten.<br />

Für Beckett ist eine Pilgerschaft <strong>de</strong>s<br />

Menschen un<strong>de</strong>nkbar. Wohl stellt er<br />

mit <strong>de</strong>n Personen Pozzo und Lucky<br />

Menschen vor, die ständig unterwegs<br />

sind. Jedoch han<strong>de</strong>lt es sich dabei um<br />

ein Vagabundieren. Der Vagabund ist<br />

dauernd unterwegs, um sich nicht <strong>de</strong>r<br />

Belastung <strong>de</strong>r Zeitdauer auszusetzen.<br />

Sein Gehen ist nicht auf ein letztes Ziel<br />

hin ausgerichtet. Er bewegt sich von<br />

spontanen Eingebungen motiviert, also<br />

um <strong>de</strong>r Bewegung willen. Dort, wo ihm<br />

die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens<br />

bewusst wird, kommt er zum Stillstand.<br />

Hingegen zeigt Albert Camus‘<br />

„Mythos <strong>de</strong>s Sisyphos“ <strong>de</strong>n Menschen,<br />

wie er sich um die eigene Achse dreht<br />

und in dieser Absurdität <strong>de</strong>n Sinn seiner<br />

Existenz zu fin<strong>de</strong>n sucht. Camus<br />

hat <strong>de</strong>n gleichen Ausgangspunkt wie<br />

Beckett: <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Anruf<br />

hört, diesem Anruf jedoch nicht gerecht<br />

zu wer<strong>de</strong>n vermag. Er bleibt aber<br />

nicht bei <strong>de</strong>m warten<strong>de</strong>n, sich langweilen<strong>de</strong>n<br />

Menschen stehen. Anhand <strong>de</strong>r<br />

Figur <strong>de</strong>s Sisyphos nimmt Camus einen<br />

„Versuch über das Absur<strong>de</strong>“ vor.<br />

Nach seiner Meinung ist <strong>de</strong>r Mensch<br />

ein Wesen, das – in die Existenz „hineingeworfen“<br />

– in fester Routine lebt<br />

und gewohnheitsmäßig Dinge tut, die<br />

das Dasein verlangt. Diese Gewohnheit<br />

<strong>de</strong>s Lebens bezeichnet er als einen „circulus<br />

vitiosus“, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Menschen so<br />

lange nicht bewusst ist, wie er ein geruhsames<br />

Leben führt. Es kommt jedoch<br />

<strong>de</strong>r Moment, in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r<br />

Samuel Beckett (1906-1989) © dpa<br />

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Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll<br />

Albert Camus (1913-1960) © akg<br />

Mensch nicht mehr von diesem Zeitfluss<br />

getragen fühlt, son<strong>de</strong>rn vielmehr<br />

die dahinfließen<strong>de</strong> Zeit als zu ertragen<strong>de</strong><br />

erfährt. Seine Handlungen und sein<br />

Selbst divergieren in <strong>de</strong>m Maß, als er<br />

sich selbst fremd wird. Und damit beginnt<br />

<strong>de</strong>r Versuch, aus <strong>de</strong>m Teufelskreis<br />

<strong>de</strong>r ständigen Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

auszubrechen. Der sehnsüchtige Geist<br />

<strong>de</strong>s Menschen sucht nach etwas, was<br />

seinem Leben Sinn verleiht. Aber er<br />

muss erfahren, dass sein so ausgerichtetes<br />

Leben in die Verzweiflung mün<strong>de</strong>t.<br />

Wohin er sich auch bewegt, er wird<br />

immer ein Frem<strong>de</strong>r bleiben, <strong>de</strong>r in nostalgischer<br />

Haltung eine innere Einheit<br />

herbeisehnt. Um dieser Verzweiflung<br />

zu entgehen, führt Camus <strong>de</strong>n Begriff<br />

<strong>de</strong>r „Absurdität“ ein. Das Absur<strong>de</strong> geht<br />

aus <strong>de</strong>m Zwiespalt hervor, <strong>de</strong>r die Folge<br />

<strong>de</strong>r Konfrontation zwischen <strong>de</strong>m<br />

Menschen und <strong>de</strong>r ihn umgeben<strong>de</strong>n<br />

Außenwelt ist. Camus schlägt vor, das<br />

Leben als absur<strong>de</strong>s Postulat zu akzeptieren.<br />

Ihm geht es um das „Leben-<br />

Wollen“ um <strong>de</strong>s Absur<strong>de</strong>n willen. Der<br />

absur<strong>de</strong> Mensch hat für sein absur<strong>de</strong>s<br />

Leben keine Hoffnungen und Sehnsüchte;<br />

er wird sich selbst zum einzigen<br />

Ziel.<br />

Vagabund und Pilger unterschei<strong>de</strong>n<br />

sich äußerlich nicht. Der Unterschied<br />

liegt in <strong>de</strong>r Motivation <strong>de</strong>s Auf-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

bruchs: Gehen um <strong>de</strong>r Abwechslung<br />

willen o<strong>de</strong>r Gehen, um <strong>de</strong>m näher zu<br />

kommen, <strong>de</strong>r meinem Leben Sinn und<br />

Halt gibt.<br />

Religionspädagogische<br />

Überlegungen<br />

Im vergangenen Jahr – <strong>de</strong>m Bonifatiusjahr<br />

– wur<strong>de</strong> ein Wallfahrtsweg von<br />

Mainz nach Fulda eröffnet, <strong>de</strong>r streckenweise<br />

auch durch das <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

führt. Dieser nahe Wallfahrtsweg<br />

könnte eine Möglichkeit für Schulklassen<br />

sein, einmal auf diesem Weg zu pilgern.<br />

Dabei wird <strong>de</strong>r sportliche Ehrgeiz<br />

geweckt, und die Schülerinnen und<br />

Schüler erleben sich <strong>de</strong>r Natur ausgesetzt.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n ent<strong>de</strong>cken, dass sie<br />

mit ihrem Glauben nicht allein sind,<br />

son<strong>de</strong>rn sich in einer Schar Gläubiger<br />

vorfin<strong>de</strong>n. Die Solidarität <strong>de</strong>s Weges<br />

kann helfen, aus <strong>de</strong>n Isolationen einen<br />

Ausgang in die Gemeinschaft zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Schülerinnen und Schüler können<br />

so ihren eigenen Lebensrhythmus wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>cken.<br />

Das Leben wird entschleunigt,<br />

nicht be-schleunigt, Termine<br />

und Zeitdruck bleiben außen vor.<br />

Durch das Gehen gemäß <strong>de</strong>m eigenen<br />

Tempo wer<strong>de</strong>n die Grenzen <strong>de</strong>r Belastbarkeit<br />

wahrgenommen, und schließlich<br />

wird man mitgezogen von <strong>de</strong>r At-<br />

traktivität, die von je<strong>de</strong>m Wallfahrtsort<br />

ausgeht. Die Stätten, an <strong>de</strong>nen Heilige<br />

gewirkt haben o<strong>de</strong>r begraben sind – sie<br />

helfen, unseren Glauben besser zu verstehen.<br />

Abraham war zeitlebens unterwegs<br />

– immer auf das verheißen Land zu.<br />

Auch wir sind es, das besingen wir in<br />

<strong>de</strong>m Lied: „Wir sind nur Gast auf Er<strong>de</strong>n<br />

und wan<strong>de</strong>rn ohne Ruh, mit mancherlei<br />

Beschwer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ewigen Heimat<br />

zu!“ Das, was für je<strong>de</strong>n Einzelnen<br />

gilt, ist auf die gesamte kirchliche Gemeinschaft<br />

übertragbar. Das Wort<br />

Pfarrei kommt vom Griechischen „paroikia“<br />

– das be<strong>de</strong>utet: neben <strong>de</strong>n Häusern.<br />

Pfarrliches Leben fin<strong>de</strong>t somit<br />

nicht allein in fest gesetzten Häusern,<br />

also in Institutionen statt. Die Kirche ist<br />

pilgernd auf <strong>de</strong>m Weg. Das be<strong>de</strong>utet,<br />

dass Christen sich auch immer wie<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>r selbst genügsamen Institutionalität<br />

lösen müssen. Pilgern ist attraktiv,<br />

gera<strong>de</strong> für jene Zeitgenossen, die aufgrund<br />

äußerer Zwänge in festgefügten<br />

Lebensbereichen sind. Im Pilgern liegt<br />

eine große Möglichkeit für die Kirche:<br />

Will sie <strong>de</strong>n postmo<strong>de</strong>rnen Menschen<br />

in seinem Lebensambiente, aber gera<strong>de</strong><br />

auch in seinen Begrenztheiten und<br />

Sehnsüchten ansprechen, dann sollte<br />

sie sich wie<strong>de</strong>r ihrer Ursprünge erinnern,<br />

<strong>de</strong>r ersten Christen, <strong>de</strong>r Menschen<br />

<strong>de</strong>s Weges.<br />

Fest <strong>de</strong>s Glaubens in Fulda – Juni 2004 © KNA-Bild


Unterrichtssequenz für die Sekundarstufe I<br />

1. Stun<strong>de</strong>: Mensch mobil und eingeschränkt<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: Schüler sollen erkennen, dass <strong>de</strong>r Mensch ein Wesen <strong>de</strong>r Bewegung ist und somit eine mobile Existenz auf <strong>de</strong>m<br />

Wege führt.<br />

Den Schülern wird ein leeres Kalen<strong>de</strong>rblatt <strong>de</strong>s gegenwärtigen Monats vorgelegt. In 5-10 minütiger Stillearbeit sollen die<br />

Schüler ihre aktuellen Termine eintragen. Danach wird ihnen folgen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r ähnlicher Text vorgelesen:<br />

Mein Terminkalen<strong>de</strong>r:<br />

– Er ordnet meine Zeit. – Er setzt mir Grenzen – terminiert mich. – Er zeigt mir, wie mobil ich bin,<br />

– Er hilft mir, nichts zu vergessen. – Ich stoße an Grenzen meiner Zeit, – was ich alles mache,<br />

– Er sagt mir, wie viel Zeit noch ist. – an Grenzen meine Flexibilität – wohin ich überall gehe.<br />

Impulsfragen:<br />

– Welche Gefühle steigen in mir auf, wenn ich auf meine Termine <strong>de</strong>r nächsten Tage schaue?<br />

– Wie flexibel und mobil bin ich?<br />

– Stoße ich an Grenzen?<br />

– Wie geht es mir jetzt?<br />

– Woher kommt das Wort „Termin“?<br />

– terminare – festlegen, bestimmen.<br />

– Dort, wo ich viele Termine habe, steigt in mir die Sehnsucht auf, mich „frei“ bewegen zu können, spontan<br />

– unterwegs zu sein!<br />

Woher kommt die Mobilität <strong>de</strong>s Menschen?<br />

– Sie ist ihm in die Natur eingeschrieben. Der Mensch ist ein Bewegter! Sein Herz schlägt, er hat einen<br />

– Kreislauf, und während er schläft, bewegen sich sogar noch seine Augen (Rapid-eye-movement-Phase).<br />

– Sobald <strong>de</strong>r Mensch in seiner Bewegungsfreiheit zu sehr eingeschränkt ist, sucht er nach Möglichkeiten,<br />

– diese äußeren „Zwänge“ auszugleichen.<br />

2. Stun<strong>de</strong>: Labyrinth: Wohin unterwegs? Grenzerfahrungen? Warum unterwegs?<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: Schüler sollen sich ihres eigenen Lebensweges bewusst wer<strong>de</strong>n und erkennen, dass die Biographie nicht immer<br />

gera<strong>de</strong>aus verläuft, son<strong>de</strong>rn sich gelegentlich im Kreis dreht!<br />

Aufgabe und Frage:<br />

– Ist es eigentlich gut, dass <strong>de</strong>r Mensch ein Bewegter ist?<br />

– Wozu dient die Mobilität?<br />

– Hat die Mobilität einen Sinn in sich?<br />

Den Schülern wird ein Labyrinth (M1) vorgelegt. Anhand <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s sollen sie über die Wege, Umwege, Anwege, Einbahnstraßen<br />

und Sackgassen ihres Lebens nach<strong>de</strong>nken.<br />

– Wo kommt es zu Grenzerfahrungen?<br />

– Warum kommt es zu solchen Erfahrungen?<br />

– Was macht das Umherirren im Labyrinth aus?<br />

– Habe ich eine Lebensperspektive? Was sind die Ziele in meinem Leben?<br />

– Welche Ziele habe ich bisher erreicht?<br />

– Gibt es Ziele, die ich erreicht habe, von <strong>de</strong>nen ich aber zugleich weiß, dass ich sie niemals aus eigener<br />

– Kraft erreicht hätte?<br />

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Labyrinthische Wege sind getrennt durch Barrieren!<br />

– Was sind Grenzen und Barrieren in meinem Leben? Auf meinem Lebensweg?<br />

– Wie erlebe ich Grenzen?<br />

– Grenzen, die ich überschreite, wenn ich in ein frem<strong>de</strong>s Land reise?<br />

– Kulturelle und Sprachgrenzen?<br />

– Kenne ich physische o<strong>de</strong>r psychische Grenzerfahrungen, Momente, von <strong>de</strong>nen ich sage: „Hier kann ich<br />

– nicht weiter!“?<br />

Der Umgang mit Grenzen:<br />

– Wie gehe ich mit <strong>de</strong>n mir gesetzten Grenzen um?<br />

– Kann ich sie aushalten?<br />

– Will ich sie überschreiten?<br />

– Kann ich mich in meinen „eigenen vier Wän<strong>de</strong>n“ wohl und zufrie<strong>de</strong>n fühlen o<strong>de</strong>r breche ich lieber aus?<br />

– Gibt es Grenzen, die ich bewusst suche? Im Sport und in <strong>de</strong>r Freizeit?<br />

– Wachse ich an meinen Grenzen, o<strong>de</strong>r schüchtern sie mich ein?<br />

Letzte Betrachtung <strong>de</strong>s Labyrinths:<br />

– Wohin führen die Wege?<br />

– Fin<strong>de</strong> ich einen Ausgang?<br />

– O<strong>de</strong>r drehe ich mich im Kreis?<br />

– Gibt es Labyrinthsituationen in meinem Leben?<br />

3. Stun<strong>de</strong>: Mobilität und Unterwegssein heute – Vagabund – homo accelerandus<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: In einem ersten „Durchgang“ sollen die Schüler lernen, dass es zwei Motive für die Bewegung gibt: eine ziellose,<br />

von spontanen Eingebungen motivierte, hochbeschleunigte VVaaggaabboonnddaaggee und an<strong>de</strong>rerseits das zielgerichtete,<br />

beharrliche – oftmals langsame – PPiillggeerrnn!<br />

Ergebnissicherung <strong>de</strong>r vergangenen Stun<strong>de</strong>n:<br />

– Mensch ist bewegt, mobil.<br />

– Er macht Erfahrungen von Grenzen.<br />

– Dort, wo er begrenzt ist, hat er Sehnsucht auszubrechen, frei zu sein.<br />

– Dahinter verbirgt sich (diffuse) Suche nach Sinn.<br />

Schüler bekommen Lied- und Textcollage M2 vorgelegt und suchen sich daraus eine Stelle aus:<br />

– Was haben die Texte gemeinsam? – Beschreibe das Unterwegssein, die Mobilität <strong>de</strong>s Menschen!<br />

– Was spricht dabei beson<strong>de</strong>rs an? – <strong>de</strong>r Freiheitsaspekt? – eine Zielperspektive? Unterwegssein um <strong>de</strong>r<br />

– Abwechslung willen?<br />

– Vagabund o<strong>de</strong>r Pilger? – Was ist attraktiver?<br />

Befragen, welche Fortbewegungsform <strong>de</strong>n Schülern am liebsten ist. Frage: Je schneller, umso besser? – Beschleunigung ist<br />

alles? – Durch das Universum rasen? (Es kann auch die Faszination angesprochen wer<strong>de</strong>n, die von Autorennen ausgeht – Geschwindigkeitswahn<br />

etc.)<br />

4. Stun<strong>de</strong>: Lebensform Vagabondage: Beckett – Camus<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: Schüler sollen selbst erfahren, dass Vagabondage zwar verlockend erscheint, da sie größtmögliche Freiheit, die<br />

sich lediglich als Wahlfreiheit herausstellt, vorgaukelt, dass aber im letzten <strong>de</strong>r Vagabund – wie die Protagonisten<br />

von Beckett - zum Erliegen kommt, da ihm die Zielausrichtung <strong>de</strong>s Lebens fehlt.<br />

Die Schüler bekommen zwei Ausschnitte vorgestellt aus Samuel Becketts „Warten auf Godot“ (M3) und aus Albert Camus’<br />

„Mythos <strong>de</strong>s Sisyphos“ (M4).<br />

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Im Unterrichtsgespräch können die Schüler selbst folgen<strong>de</strong> Wesensmomente <strong>de</strong>s Vagabun<strong>de</strong>n herausarbeiten:<br />

– Mobilität und Flexibilität (Sisyphos, <strong>de</strong>r dauernd <strong>de</strong>n Stein auf <strong>de</strong>n Berg rollt; Pozzo, <strong>de</strong>r ständig um<br />

– sich selbst kreist).<br />

– Erfahrung von Grenzen („Auf wen warten wir eigentlich? – Auf Godot! – Ach ja!) – diese Erfahrungen<br />

– bringen Becketts Protagonisten zum Erliegen – <strong>de</strong>r in sich selbst verkrümmte Mensch – homo incurvatus.<br />

– Diffuse Suche nach Sinn: Sinn durch Selbsterlösung? Sinn in und durch die Absurdität <strong>de</strong>s Lebens?<br />

– Sinn in <strong>de</strong>r Selbstzerstreuung?<br />

An dieser Stelle kann die „Terminkalen<strong>de</strong>rmeditation“ vom Anfang in Erinnerung gerufen wer<strong>de</strong>n! Schülerbefragung: Kann<br />

es sein, dass die vorherrschen<strong>de</strong> Lebensform <strong>de</strong>r Gegenwart <strong>de</strong>m Vagabun<strong>de</strong>n entspricht?<br />

Stichpunkte zur Befragung: Ständig unterwegs, Hauptsache Abwechslung; „pilgern“ von Event zu Event o<strong>de</strong>r zu <strong>de</strong>n „Konsumtempeln“<br />

<strong>de</strong>r Postmo<strong>de</strong>rne (Kino, Disco, Internetcafés…); Suche nach Selbsterlösung etc.<br />

Ist diese Lebensform erstrebenswert? Gibt es Alternativen? Wie können diese aussehen?<br />

5. Stun<strong>de</strong>: Ausweg: christliches Pilgern – homo viator<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: Schüler sollen die Gemeinsamkeiten von Vagabund und Pilger ent<strong>de</strong>cken (Mobilität, Grenzen, vagabundieren<strong>de</strong><br />

Sehnsucht nach Sinn, die beim Pilger in Hoffnung umschlägt), um zu erkennen, dass im Pilgern eine gute<br />

Möglichkeit liegt, um <strong>de</strong>m Leben eine letzte Zielausrichtung zu geben.<br />

Ausgangspunkt: Bibelstellen, die das pilgern<strong>de</strong> Unterwegssein biblischer Existenz aufzeigen (M5) – vor allem können hierzu<br />

Textstellen aus <strong>de</strong>m Lukasevangelium herangezogen wer<strong>de</strong>n, da es sich dabei um eine große „Weggeschichte“ han<strong>de</strong>lt.<br />

Ausgehend von <strong>de</strong>n biblischen Texten können die Schüler nach ihren eigenen Glaubens- bzw. Pilgererfahrungen befragt wer<strong>de</strong>n:<br />

– Worin liegt das Ziel christlichen Lebens? („Ich bin <strong>de</strong>r Weg!“)<br />

– Worin fin<strong>de</strong>t es seinen Ausgangspunkt? (Christus Alpha und Omega)<br />

– Gibt es Wegbegleitung? (ekklesiologische Dimension, Glaubenszeugen, Viaticum <strong>de</strong>r Eucharistie)<br />

Vergleich zwischen Pilger und Vagabund:<br />

– Bei<strong>de</strong> sind mobil.<br />

– Bei<strong>de</strong> machen Grenzerfahrungen: territorial, physisch und psychisch.<br />

– Während <strong>de</strong>r Vagabund, von einer diffusen Sehnsucht getrieben, immer wie<strong>de</strong>r aufbricht, wagt <strong>de</strong>r Pilger <strong>de</strong>n<br />

– Weg, da er aus <strong>de</strong>r Verheißung lebt. Hat <strong>de</strong>r eine eine diffuse Sehnsucht, so lebt <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re aus <strong>de</strong>m Aspekt<br />

– christlicher Hoffnung, die – im Bild <strong>de</strong>s Weges gesprochen – in gemachten Wegerfahrungen ihren glauben –<br />

– <strong>de</strong>n Ursprung (Blick zurück!) nimmt, in <strong>de</strong>r gegenwärtigen Weggemeinschaft (Blick auf die Gegenart!)<br />

– christliche Nächstenliebe erfährt (z.B. in <strong>de</strong>r Gastfreundschaft <strong>de</strong>m Pilger gegenüber) und auf ein glücken<strong>de</strong>s<br />

– zukünftiges Ziel (Blick auf Zukunft!) zusteuert.<br />

– Als Material können hierzu Zitate aus Gabriel Marcels Werk „Homo viator“ verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (M6).<br />

6. Stun<strong>de</strong>: Vertiefung: Rucksack packen – peregrinare – per agros ire – über die Fel<strong>de</strong>r gehen<br />

Diese Stun<strong>de</strong> dient <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung und <strong>de</strong>r Vertiefung <strong>de</strong>s bisher behan<strong>de</strong>lten Stoffes. Als Material dient in dieser Stun<strong>de</strong> ein<br />

gefüllter, schwerer Rucksack. Er sollte so gewichtig und gefüllt sein, dass die Schüler bemerken, dass damit keine lange Wegstrecke<br />

zu gehen ist. Im Rucksack befin<strong>de</strong>n sich Gegenstän<strong>de</strong>, die Bereiche aus <strong>de</strong>m Leben <strong>de</strong>r Jugendlichen symbolisieren.<br />

Nach<strong>de</strong>m alle Gegenstän<strong>de</strong> ausgepackt sind, gilt es <strong>de</strong>n Rucksack erneut zu packen, allerdings so, dass nur notwenige Dinge<br />

mitgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Gegenstän<strong>de</strong> im Rucksack können sein:<br />

– Landkarten, Kompass, Süßigkeiten, Brot, Dosenwurst, mehrere Paar Schuhe: Wan<strong>de</strong>rschuhe, Hausschuhe,<br />

– Tanzschuhe, Discman, Handy, Media-3-Player, Playstation, Notebook, Fotos, Bibel, Rosenkranz, Romane,<br />

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– Kleidung: Wan<strong>de</strong>rkleidung, Regenkleidung, aber auch Kleidung für „bessere Gelegenheiten“,<br />

– Verbandsmaterial, Taschenmesser, Trinkflasche …<br />

Anhand <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> kann aufgezeigt wer<strong>de</strong>n, was mich im Leben zum Vagabund macht und was mir hilft, das Leben<br />

zielgerichtet pilgernd zu durchlaufen:<br />

– Mobilität – Wan<strong>de</strong>rschuhe und gute Wan<strong>de</strong>rkleidung.<br />

– Such nach Sinn – Kompass, Karten, Bibel.<br />

– Erfahrung von Grenzen – Proviant, Verbandsmaterial, Trinkflasche …<br />

7. Stun<strong>de</strong>: Pilgern als Lebensweg: Charles <strong>de</strong> Foucauld – Bonifatius<br />

– per aspera ad astra – auf rauen Pfa<strong>de</strong>n zu <strong>de</strong>n Sternen<br />

Stun<strong>de</strong>nziel: Schüler sollen vertieft erkennen, dass das gesamte Leben<br />

eine große Pilgerschaft ist, die in <strong>de</strong>r konkreten Wallfahrt<br />

ihren symbolischen Ausdruck fin<strong>de</strong>t.<br />

Den Schülern wird in dieser Stun<strong>de</strong> eine Biographie vorgestellt, um aufzuzeigen,<br />

dass unser Lebensweg Pilgerweg o<strong>de</strong>r Vagabondage sein kann. Ein<br />

Lebensweg mit vielen Stationen bietet die Biographie <strong>de</strong>s hl. Bonifatius.<br />

Eine Vorstellung seines Lebens biete sich vor allem dann an, wenn geplant<br />

ist, diese Unterrichtseinheit mit einer Wallfahrt auf <strong>de</strong>m im vergangenen<br />

Jahr eröffneten Bonifatiusweg zwischen Mainz und Fulda abzuschließen.<br />

Eine Biographie, die stärker bei<strong>de</strong> Momente von Vagabondage und Pilgern<br />

aufzeigt, ist das Leben von Charles <strong>de</strong> Foucauld (M7), <strong>de</strong>r lange Jahre<br />

seines Lebens ziellos umher vagabundierte, um dann eine lebenslängliche<br />

Pilgerschaft anzutreten. Zugleich wür<strong>de</strong> damit <strong>de</strong>n Schülern eine Person<br />

vorgestellt, die in diesem Jahr von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen<br />

wer<strong>de</strong>n wird.<br />

8. Stun<strong>de</strong>: Abschluss <strong>de</strong>r Einheit – Wallfahrt<br />

Die Einheit kann auf verschie<strong>de</strong>ne Weise abgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Beispielsweise könnte man <strong>de</strong>n Jugendlichen eine Wallfahrt<br />

zum Weltjugendtag nach Köln vorschlagen und die in <strong>de</strong>r Einheit erarbeiteten Elemente anhand dieser Pilgerreise wie<strong>de</strong>rholend<br />

aufzeigen.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit besteht darin, mit <strong>de</strong>n Schülern zu Fuß o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Fahrrad eine Tageswallfahrt zu machen zu einem<br />

Wallfahrtsort o<strong>de</strong>r einer be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Kirche. Auf <strong>de</strong>m Weg selbst kann <strong>de</strong>r Lehrer anhand <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r 5. Stun<strong>de</strong> vorgestellten<br />

Bibeltexte (M5) mit <strong>de</strong>n Schülern <strong>de</strong>r Weggestalt <strong>de</strong>s Lebens nachgehen:<br />

– Wo fin<strong>de</strong> ich meine Wurzeln? Meine Anfänge?<br />

– Auf welchen Wegen befin<strong>de</strong> ich mich gera<strong>de</strong>?<br />

– Gibt es Ziele in meinem Leben?<br />

– Was sind Grenzsituationen und Grenzerfahrungen in meinem Leben?<br />

– Erlebe / erlebte ich Weggemeinschaft, Gastfreundschaft, Wegweisung etc.?<br />

– Was sind die Umwege meines Lebens?<br />

– Bin ich Vagabund o<strong>de</strong>r Pilger?<br />

Abschließend kann am Wallfahrtsort ein Gottesdienst gefeiert wer<strong>de</strong>n. In einer Ansprache können die behan<strong>de</strong>lten Fragen erneut<br />

in <strong>de</strong>n Blick genommen wer<strong>de</strong>n. Grenzerfahrungen und Umwege <strong>de</strong>s Lebens könnten beispielsweise in <strong>de</strong>n Fürbitten ihren<br />

Platz fin<strong>de</strong>n.<br />

Dr. Chistof May (31 Jahre) ist Kaplan an St. Bonifatius in Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

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Charles <strong>de</strong> Foucauld (1858-1906) © KNA-Bild


Materialien<br />

M 1 – Labyrinth<br />

Notre-Dame <strong>de</strong> Chartres: Labyrinth von Chartres © KNA-Bild<br />

M 2 – Lied- und Textcollage<br />

DDiieesseess MMaatteerriiaall sstteehhtt aallss PPDDFF--DDaatteeii iimm<br />

IInntteerrnneett ((wwwwww..iiffrrrr..d<strong>de</strong>e)) zzuurr VVeerrffüügguunngg..<br />

M 3 – WARTEN AUF GODOT<br />

DDiieesseess MMaatteerriiaall sstteehhtt aallss PPDDFF--DDaatteeii iimm<br />

IInntteerrnneett ((wwwwww..iiffrrrr..d<strong>de</strong>e)) zzuurr VVeerrffüügguunngg..<br />

M 4 – „Der Mythos <strong>de</strong>s Sisyphos“<br />

„So sehen wir nur, wie ein angespannter<br />

Körper sich anstrengt, <strong>de</strong>n gewaltigen<br />

Stein fortzubewegen, ihn hinaufzuwälzen<br />

und mit ihm wie<strong>de</strong>r und<br />

wie<strong>de</strong>r einen Abhang zu erklimmen;<br />

wir sehen das verzerrte Gesicht, die<br />

Wange, die sich an <strong>de</strong>n Stein schmiegt,<br />

sehen, wie eine Schulter sich gegen <strong>de</strong>n<br />

erdbe<strong>de</strong>ckten Koloß legt, wie ein Fuß<br />

ihn stemmt und <strong>de</strong>r Arm die Bewegung<br />

aufnimmt, wir erleben die ganz<br />

menschliche Selbstsicherheit zweier<br />

erdbeschmutzter Hän<strong>de</strong>. Schließlich ist<br />

nach dieser langen Anstrengung ... das<br />

Ziel erreicht.“ (Camus, A.: Der Mythos<br />

<strong>de</strong>s Sisyphos, 99.)<br />

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M 5 – Bibelstellen<br />

Gen 12 ff. Abrahams Berufung und Wan<strong>de</strong>rung nach Kanaan<br />

Gen 37 ff. Der Lebenspilger Josef<br />

Exodus Das Volk Israel auf <strong>de</strong>m Weg durch die Frem<strong>de</strong><br />

1 Kön 19 Elija – Grenzerfahrungen<br />

Psalmen 122-134 Die Wallfahrtspsalmen<br />

Hebr 13 „Denn wir haben hier keine Stadt, die bestehen bleibt, son<strong>de</strong>rn<br />

wir suchen die künftige.“<br />

Lk 23, 26-32 Durchkreuzter Pilgerweg – Via crucis<br />

Lk 24, 13-35 Mit Jesus unterwegs – Emmaus<br />

Mt 4, 19 „Folgt mir nach“ – Pilgerweg <strong>de</strong>r Nachfolge<br />

Lk 9,28-36 Aufstieg zum Heil – Tabor<br />

Lk 9, 57-62 Menschensohn hat keinen Platz, wo er sein Haupt hinlegen<br />

kann<br />

Lk 10, 25-37 Heilung am Weg – <strong>de</strong>r barmherzige Samariter<br />

Mt 2, 1-12 Jesus – Ziel <strong>de</strong>s Weges für die Stern<strong>de</strong>uter<br />

Mk 16, 15 Missionarischer Aspekt <strong>de</strong>s Pilgerns: „Geht hinaus und verkün<strong>de</strong>t<br />

das Evangelium!“<br />

M 6 – „Homo viator“<br />

„Es ist in <strong>de</strong>r Tat bemerkenswert, daß<br />

<strong>de</strong>r gelebte Status <strong>de</strong>s ecce mich zur Anerkennung<br />

<strong>de</strong>r Tatsache zwingt, daß ich<br />

niemals ausschließlich da bin, wo ich<br />

bin, son<strong>de</strong>rn immer gleichzeitig und notwendigerweise<br />

auch an<strong>de</strong>rswo; und hier<br />

bezieht man sich vielleicht am besten auf<br />

die exemplarische Situation <strong>de</strong>s im Exil<br />

Leben<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r im Exil Leben<strong>de</strong> ist nicht<br />

ausschließlich, er ist vielleicht nicht einmal<br />

dort, wo er lebt, wo er zu leben verurteilt<br />

ist. Wür<strong>de</strong> uns eine vertiefte Reflexion<br />

unserer Existenzweise nicht die<br />

Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Tatsache erlauben, daß<br />

je<strong>de</strong>r von uns seinem Wesen nach, selbst<br />

wenn er bei sich zu Hause ist, ein im Exil<br />

Leben<strong>de</strong>r ist – o<strong>de</strong>r noch tiefer, daß er<br />

nur unter <strong>de</strong>r Bedingung, sich im Exil lebend<br />

zu fühlen, eine rein unmittelbare<br />

und in gewisser Weise vormenschliche<br />

Lebensweise überwin<strong>de</strong>t.“ 1<br />

„In <strong>de</strong>r Tat wen<strong>de</strong>t die Seele sich stets<br />

einem Lichte zu, das sie noch nicht sieht,<br />

einem Lichte, das kommen soll: in <strong>de</strong>r<br />

Hoffnung, herausgezogen zu wer<strong>de</strong>n aus<br />

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ihrer gegenwärtigen Nacht, <strong>de</strong>r Nacht <strong>de</strong>r<br />

Erwartung, die nicht dauern könnte, ohne<br />

sie alle auszuliefern, das sie gewissermaßen<br />

organisch in die Auflösung reißt.“ 2<br />

„Die Hoffnung, könnte man sagen,<br />

ist vom Wesen die Verfügbarkeit einer<br />

Seele, die sich in eine Erfahrung <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft innerlich genug eingelassen<br />

hat, um gegen <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand<br />

<strong>de</strong>s Willens und <strong>de</strong>r Erkenntnis jenen<br />

transzendieren<strong>de</strong>n Akt zu verwirklichen,<br />

durch <strong>de</strong>n sie die lebendige Dauer<br />

bestätigt, für die jene Erfahrung zugleich<br />

Unterpfand und Anfang ist.“ 3<br />

„Die Grundbedingung dafür, daß<br />

die Situation <strong>de</strong>s Exils ... zu einem Ausgangspunkt<br />

<strong>de</strong>r Hoffnung wer<strong>de</strong>n kann,<br />

ist, daß <strong>de</strong>r Mensch nie völlig <strong>de</strong>n Kontakt<br />

mit jener Tiefe verliert, die ihm eine<br />

Rückkehr ermöglicht, die Verheißung<br />

<strong>de</strong>r Rückkehr in sich trägt. Wird jedoch<br />

<strong>de</strong>r Mensch jener Tiefe vollständig<br />

fremd, dann scheint es, dass die Hoffnung<br />

hier nicht mehr möglich ist.“ 4<br />

Anmerkungen<br />

1 Marcel, G.: Reflexion und Intuition: Texte zur ontologischen<br />

Teilhabe <strong>de</strong>s Denkens. Frankfurt 1987, 159.<br />

2 Marcel, G.: Homo viator. Philosophie <strong>de</strong>r Hoffnung –<br />

Düsseldorf 1949, 32.<br />

3 Ebd., 87.<br />

4 Ruelius, P.F.: Mysterium spes, 130.<br />

M 7 – Charles <strong>de</strong> Foucauld<br />

DDiieesseess MMaatteerriiaall sstteehhtt aallss PPDDFF--DDaatteeii iimm<br />

IInntteerrnneett ((wwwwww..iiffrrrr..d<strong>de</strong>e)) zzuurr VVeerrffüügguunngg..<br />

Zitatauswahl<br />

„Von <strong>de</strong>m Augenblick an, wo ich<br />

glaubte, daß es einen Gott gibt, wur<strong>de</strong><br />

mir klar, daß ich nichts an<strong>de</strong>res tun<br />

könne, als nur ihm zu leben: meine Berufung<br />

zum Or<strong>de</strong>nsstand entschied sich<br />

zu <strong>de</strong>rselben Stun<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r ich meinen<br />

Glauben wie<strong>de</strong>rfand.“<br />

„Sie meinen, daß ich nun genügend<br />

Armut habe. – Nein; wir sind zwar arm<br />

im Vergleich zu <strong>de</strong>n Reichen, aber<br />

nicht wie unser Herr, nicht so arm, wie<br />

ich in Marokko war, nicht so arm wie<br />

<strong>de</strong>r heilige Franziskus.“<br />

„Ich will die ganze Bevölkerung,<br />

Christen, Moslems, Ju<strong>de</strong>n und Götzendiener<br />

daran gewöhnen, mich als ihren<br />

Bru<strong>de</strong>r zu betrachten, <strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>r aller.<br />

Sie fangen schon an, das Haus ‚die Fraternität‘<br />

zu nennen (auf arabisch die<br />

Khaoua), und das ist beglückend für<br />

mich.“<br />

„Man hat das Bewußtsein, daß man<br />

nicht genug liebt; wie wahr ist das<br />

doch, man wird nie genug lieben, aber<br />

Gott, <strong>de</strong>r weiß, aus welchem Ton er uns<br />

gebil<strong>de</strong>t hat, und <strong>de</strong>r uns viel mehr liebt<br />

als eine Mutter ihr Kind lieben kann,<br />

Er, <strong>de</strong>r nicht stirbt, hat uns gesagt, daß<br />

Er <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r zu Ihm kommt, nicht zurückweisen<br />

wird.“<br />

„Mein innerliches Leben ist einfach.<br />

Ich sehe meinen Weg klar gezeichnet.<br />

Meine ganze Arbeit besteht


Zeittafel zu Charles <strong>de</strong> Foucauld<br />

15.09.1858 Geburt in Straßbourg<br />

30.10.1876 Eintritt in die Militäraka<strong>de</strong>mie<br />

Juni 1881 Feldzug gegen Bu Amama, Süd-Oran<br />

März 1882 Abschied aus <strong>de</strong>r Armee<br />

10.06.1883 Beginn <strong>de</strong>r Forschungsreise nach Marokko<br />

29. / 30.10.1886 Wie<strong>de</strong>raufnahme in die katholische Kirche!<br />

16.01.1890 Eintritt ins Trappistenkloster Notre-Dame <strong>de</strong>s Neiges<br />

11.07.1890 Ankunft im Trappistenkloste Akbès / Syrien<br />

23.01.1897 Verlassen <strong>de</strong>s Or<strong>de</strong>ns mit Erlaubnis <strong>de</strong>s Generalabts <strong>de</strong>r<br />

Trappisten<br />

10.03.1897 Hausknecht bei <strong>de</strong>n Klarissen in Nazaret<br />

09.06.1901 Priesterweihe<br />

28.10.1901 Ankunft in Beni Abbès, Süd-Oran<br />

11.08.1905 Nie<strong>de</strong>rlassung in Tamanrasset, Hoggar<br />

01.12.1906 Tod in Tamanrasset<br />

darin, meine unzähligen Fehler zu bekämpfen<br />

und morgen dasselbe zu tun<br />

wie gestern, aber besser. Es ist <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>,<br />

vermischt mit einer gewissen Trauer<br />

<strong>de</strong>s Stolzes, <strong>de</strong>r Eigenliebe und <strong>de</strong>r<br />

Feigheit darüber, daß ich am Abend <strong>de</strong>s<br />

Lebens erkennen muß, wie armselig<br />

ich bin und wie wenig Frucht ich gebracht<br />

habe.“<br />

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<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

29<br />

Unterrichts-Mo<strong>de</strong>ll


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

30<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

1. Der Film<br />

Als in <strong>de</strong>n 60er Jahren <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche<br />

Schriftsteller Rolf Hochhuth sein Drama<br />

„DER STELLVERTRETER“ veröffentlichte,<br />

schlugen die Wellen hoch. In seiner äußerst<br />

kritischen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

<strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r katholischen Kirche im<br />

Nationalsozialismus beleuchtete Hochhuth<br />

vor allem die Figur Pius XII. und<br />

<strong>de</strong>ssen Schweigen zum Völkermord an<br />

<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n. Als vor wenigen Jahren Costa-Gavras<br />

seinen Spielfilm „DER STELL-<br />

VERTRETER“ vorstellte, <strong>de</strong>r auf Hochhuths<br />

Drama basierte, war statt eines<br />

Sturmes bestenfalls ein Wind zu bemerken.<br />

Ob dies nun am gesellschaftlichen<br />

Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r vergangenen Jahrzehnte<br />

lag, <strong>de</strong>r geschwun<strong>de</strong>nen Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r Institution Kirche o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r<br />

zwischenzeitlichen Aufarbeitung <strong>de</strong>r<br />

Zeitepoche durch die Historiker, die in<br />

<strong>de</strong>r genannten Frage ein durchaus differenziertes<br />

Bild <strong>de</strong>r Vorgänge zeichnen,<br />

sei dahingestellt. Mit Volker Schlöndorffs<br />

„DER NEUNTE TAG“ ist nun ein<br />

weiterer Film in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Kinos,<br />

<strong>de</strong>r seine Geschichte in dieser historischen<br />

Epoche ansie<strong>de</strong>lt und <strong>de</strong>r sich<br />

auch <strong>de</strong>s Themas bedient. Obgleich<br />

bei<strong>de</strong> Filme in ihrer Anlage, <strong>de</strong>m Verhältnis<br />

von Authentizität und Fiktion,<br />

durchaus verwandt sind, so ist Schlöndorffs<br />

Zugriff auf <strong>de</strong>n Stoff <strong>de</strong>nnoch<br />

ein ganz an<strong>de</strong>rer. Das Motiv „Macht<br />

und Gewalt“ gehört zum Kosmos <strong>de</strong>s<br />

Filmschaffens Schlöndorffs seit seinen<br />

Anfängen – ein Thema, das sich auch<br />

in „DER NEUNTE TAG“ wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>t. In<br />

seinem 1996 produzierten Film „DER<br />

UNHOLD“ befasst sich Schlöndorff auch<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Menschlich han<strong>de</strong>ln in einer Welt<br />

<strong>de</strong>r Unmenschlichkeit<br />

Volker Schlöndorffs Film „DER NEUNTE TAG“ zum<br />

Spannungsfeld von Kirche und Nationalsozialismus<br />

mit <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

und <strong>de</strong>ssen diabolischer Faszination.<br />

Doch hier zeigt sich, dass selbst dort,<br />

wo Schlöndorff sich eines historischen<br />

Kontextes für seine Filmerzählungen<br />

bedient, doch die Geschichte bei ihm<br />

stets im Vor<strong>de</strong>rgrund steht. Dies unterschei<strong>de</strong>t<br />

Schlöndorffs Vorgehensweise<br />

von <strong>de</strong>r eines Costa-Gavras: Sein Blick<br />

richtet sich nicht ausschließlich auf die<br />

historischen Konstellationen und ihr<br />

Konfliktpotential. Er erzählt (auch) ein<br />

menschliches Drama, das nicht nur auf<br />

die Historie verweist, son<strong>de</strong>rn – sozusagen<br />

ohne Umweg – ins Heute führt. In<br />

diesem Sinne ist Schlöndorffs Film auf<br />

eine an<strong>de</strong>re Art und Weise „aktueller“<br />

als mancher „Historienfilm“.<br />

Urlaub vom KZ, das gibt es nicht –<br />

und doch wi<strong>de</strong>rfährt dieses Unglaubliche<br />

<strong>de</strong>m Luxemburger Abbé Kremer.<br />

Er entkommt auf Zeit diesem Ort, an<br />

<strong>de</strong>m es keinen Gott gibt. Zu Hause angekommen,<br />

muss er sich je<strong>de</strong>n Tag in<br />

<strong>de</strong>r Villa Pauly bei <strong>de</strong>r Gestapo mel<strong>de</strong>n.<br />

Dort begegnet er <strong>de</strong>m jungen, lei<strong>de</strong>nschaftlichen<br />

Karrieristen Gebhardt.<br />

Scheinen die Machtverhältnisse am Anfang<br />

klar, so entwickelt sich im Lauf<br />

<strong>de</strong>r neun Tage ein wechselvolles Re<strong>de</strong>und<br />

Gedankenduell zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Männern, die unterschiedlicher nicht<br />

sein könnten, wenngleich sie sich im<br />

Glauben an Gott zu ähneln scheinen.<br />

Gebhardt versucht, <strong>de</strong>n Älteren zu locken,<br />

zu überraschen und zu überzeugen,<br />

Kremer als Bru<strong>de</strong>r im Geiste auf<br />

seine Seite zu ziehen. Er soll <strong>de</strong>m Bischof<br />

von Luxemburg dazu bewegen,<br />

eine Erklärung abzugeben, die die katholische<br />

Kirche Luxemburgs an die<br />

Seite <strong>de</strong>r Nationalsozialisten stellt. Gebhardt<br />

hofft so, eine befürchtete Erklärung<br />

<strong>de</strong>s Papstes zur Ju<strong>de</strong>nfrage entwerten<br />

zu können. Als Gegenleistung<br />

bietet er Kremer nicht nur <strong>de</strong>ssen dauerhafte<br />

Entlassung aus <strong>de</strong>m „Pfarrerblock“<br />

<strong>de</strong>s KZs Dachau an, son<strong>de</strong>rn<br />

auch die Entlassung seiner Mitbrü<strong>de</strong>r.<br />

Im Falle einer Weigerung ist nicht nur<br />

Kremers Leben, son<strong>de</strong>rn auch das seiner<br />

Familie – Bru<strong>de</strong>r, Schwager und<br />

seiner Schwester Marie – bedroht. Als<br />

Abbé Kremer sich aber nicht wie erwartet<br />

bewegt, reagiert Gebhardt ungestüm<br />

und lässt die Maske <strong>de</strong>s Verführers<br />

fallen. Kremer ist in diesen Tagen<br />

hin und her gerissen. Letztlich stellt er<br />

fest, dass er ganz auf sich gestellt ist<br />

und seine Entscheidung über Leben<br />

und Tod allein fällen muss. Im entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Moment hilft kein Rat von<br />

außen, muss Kremer sich nur allein seinem<br />

Gewissen und <strong>de</strong>r Frage nach<br />

Menschlichkeit verantworten.<br />

2. Themen<br />

Franz Günther Weyrich<br />

Volker Schlöndorffs Film ist ein<br />

Spielfilm, dies gilt es zunächst einmal<br />

festzuhalten. Er erzählt eine (Film-)Geschichte,<br />

die keine Dokumentation ist.<br />

Zugleich aber fußt seine Erzählung auf<br />

tatsächlichen Ereignissen. Vorlage für<br />

das Drehbuch waren die Tagebuchaufzeichnungen<br />

<strong>de</strong>s Luxemburgischen Pfarrers<br />

Jean Bernard (1907-1994), <strong>de</strong>r am<br />

5. Mai 1941 ins KZ Dachau transportiert<br />

wur<strong>de</strong>, dort im Februar 1942 „Urlaub“<br />

bekam und am 5. August <strong>de</strong>s<br />

gleichen Jahres aus Dachau entlassen


wur<strong>de</strong>, wenngleich sich seine Tagebuchnotizen<br />

über die Zeit seines „Urlaubs“<br />

ausschweigen. Damit führt <strong>de</strong>r<br />

Film <strong>de</strong>n Zuschauer auch in eine sehr<br />

konkrete historische Situation, die ihm<br />

nicht nur seinen Rahmen gibt, son<strong>de</strong>rn<br />

für die Erzählung konstitutiv ist.<br />

2.1 Katholische Kirche und<br />

Nationalsozialismus<br />

Die zentrale und schwierige Frage<br />

für die katholische Kirche im Nationalsozialismus<br />

war weniger, wie die nazistische<br />

I<strong>de</strong>ologie aus christlicher Sicht<br />

zu beurteilen wäre – hier gab es schon<br />

sehr früh <strong>de</strong>utliche Ablehnung –, son<strong>de</strong>rn<br />

– auf einer sehr konkret politischen<br />

Ebene – in welches Verhältnis sich die<br />

Kirche zu <strong>de</strong>n Nationalsozialisten als<br />

Machthabern bzw. Besatzungsmacht<br />

setzen sollte. Welche Position sollte bzw.<br />

konnte in offiziellen kirchlichen Äußerungen<br />

– sei es auf <strong>de</strong>r Ebene päpstlicher<br />

Stellungnahmen, wie etwa <strong>de</strong>r Enzyklika<br />

„Mit brennen<strong>de</strong>r Sorge“, auf<br />

<strong>de</strong>r Ebene von Erklärungen einer Bischofskonferenz,<br />

Hirtenbriefe eines<br />

Bischofs bis hin zu Predigten einzelner<br />

Priester – eingenommen wer<strong>de</strong>n? Dabei<br />

kam <strong>de</strong>r Frage, welche Auswirkungen<br />

solche Verlautbarungen sowohl<br />

auf das Verhalten und Leben <strong>de</strong>r Gläubigen<br />

vor Ort wie auf mögliche Reaktionen<br />

<strong>de</strong>r Machthaber haben könnten,<br />

zentrales Gewicht zu. Gab es innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Reiches seit Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Reichskonkordats 1933 dafür einen<br />

– wie auch immer fragwürdigen bzw.<br />

problematischen – staatsrechtlichen<br />

Rahmen, so war die Frage in <strong>de</strong>n besetzten<br />

Gebieten offener.<br />

Mit <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Abbé Henri Kremer<br />

stellt Schlöndorff einen katholischen<br />

Priester vor, <strong>de</strong>ssen ablehnen<strong>de</strong><br />

Haltung zum Nationalsozialismus unverkennbar<br />

ist, und die wohl auch in<br />

entsprechen<strong>de</strong> Handlungen umgesetzt<br />

wur<strong>de</strong>. Aber auch seine Erwartungen<br />

an die Leitung seiner Kirche sind ein<strong>de</strong>utig:<br />

Ein klares Wort aus Rom vor allem<br />

zur Ju<strong>de</strong>nfrage.<br />

An<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Luxemburger Bischof<br />

Philippe. Obschon auch an seiner ab-<br />

lehnen<strong>de</strong>n Haltung kein<br />

Zweifel bestehen kann<br />

(Gebhardt konzediert:<br />

„Lei<strong>de</strong>r verweigert ihr<br />

Bischof seine Mithilfe“;<br />

Bischof: „Alles, was<br />

in <strong>de</strong>r Enzyklika ‚Mit<br />

brennen<strong>de</strong>r Sorge‘ verkün<strong>de</strong>t<br />

wur<strong>de</strong>, ist eingetreten.<br />

Der Nationalsozialismus<br />

ist hochmütig<br />

von Jesus Christus abgefallen.<br />

Rasse und Blut<br />

wer<strong>de</strong>n vergötzt.“; das<br />

intensive Vertrauensverhältnis<br />

von Kremer und<br />

Bischof: „Exzellenz, ich<br />

konnte immer zu Ihnen<br />

kommen ...“), wählt er<br />

einen an<strong>de</strong>ren Weg, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Verweigerung und<br />

<strong>de</strong>s zeichenhaften Protestes:<br />

Er verweigert jeglichen<br />

Kontakt zu <strong>de</strong>n<br />

Machthabern („Er hat<br />

sich entschlossen, keinerlei<br />

Kontakt mit <strong>de</strong>r Besatzungsmacht<br />

zu halten“ und verlässt das Haus<br />

nicht mehr.) und lässt „als Zeichen <strong>de</strong>s<br />

Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>s Protestes je<strong>de</strong>n<br />

Tag die große Domglocke läuten“. Dieser<br />

Protest wird von <strong>de</strong>n Menschen auch<br />

verstan<strong>de</strong>n („Die Gottesdienste sind gut<br />

besucht.“). Einen offenen Protest hingegen<br />

lehnt er ab, weil er als Reaktion <strong>de</strong>r<br />

Besatzungsmacht drakonische Maßnahmen<br />

gegenüber <strong>de</strong>r katholischen Bevölkerung<br />

fürchtet. (Er nennt Kremer gegenüber<br />

das Beispiel <strong>de</strong>s holländischen<br />

Hirtenbriefes und seiner Folgen. 1 )<br />

Der <strong>Bistum</strong>ssekretär Generalvikar<br />

Mersch scheint hingegen mit <strong>de</strong>n Nationalsozialisten<br />

zu kooperieren (Für<br />

eine Audienz soll sich Kremer an ihn<br />

wen<strong>de</strong>n: „Ein kluger Mann, wenn es<br />

ihm auch etwas an Einfluss zu mangeln<br />

scheint“; er empfielt Kremer, auf Gebhardt<br />

zu hören: „Seien Sie klug, Henri.<br />

Hören Sie zu, was Gebhardt Ihnen zu<br />

sagen hat!“). Er verspricht sich von einer<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Machthabern<br />

offenbar mehr Sicherheit für die<br />

Katholiken wie auch ein „Überleben“<br />

<strong>de</strong>r Katholischen Kirche als Institution<br />

„DER NEUNTE TAG“ © Cinetext<br />

(„Die Kirche steht vor einer politischen<br />

Zerreißprobe. Von unserer Haltung<br />

hängt es ab, ob noch mehr Menschen<br />

sterben müssen. Wenn wir <strong>de</strong>n Deutschen<br />

entgegenkommen, können wir<br />

mehr erreichen, als wenn wir uns verweigern.“).<br />

Charakteristisch für <strong>de</strong>n<br />

Film ist, dass sich in seinem Figurenpersonal<br />

kein Vertreter eines „christlichen<br />

Nationalsozialismus“ fin<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>n<br />

es zumin<strong>de</strong>st in Deutschland durchaus<br />

gegeben hat.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite stehen zwei<br />

Figuren als Exponenten nationalsozialistischer<br />

Haltungen: Gauleiter Simon<br />

glaubt nicht daran, dass von Seiten Roms<br />

aus offener Wi<strong>de</strong>rstand zu erwarten ist.<br />

Das Konkordat sowie das diplomatische<br />

Verhalten Pius XII. sind für ihn Zeichen,<br />

dass die Gefahr, dass durch eine<br />

vatikanische Erklärung – etwa gegen <strong>de</strong>n<br />

Holocaust – das Wi<strong>de</strong>rstandspotential<br />

innerhalb <strong>de</strong>r katholischen Bevölkerung<br />

o<strong>de</strong>r auch im nicht besetzen Ausland<br />

wachsen wür<strong>de</strong>, gebannt ist: „Bisher<br />

hat Pius <strong>de</strong>m Führer noch je<strong>de</strong>s Jahr<br />

zum Geburtstag gratuliert und ihn mit<br />

‚Hochverehrter Herr Adolf Hitler‘ an-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

31<br />

Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

32<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

„DER NEUNTE TAG“ © Cinetext<br />

gere<strong>de</strong>t. Neuerdings kritisiert er die Alliierten<br />

Bombenangriffe auf <strong>de</strong>utsche<br />

Städte. Ich für meinen Teil kann mich<br />

über <strong>de</strong>n Vatikan nicht beklagen.“. Er<br />

steht <strong>de</strong>m Vorhaben Gebhardts skeptisch<br />

bis kritisch gegenüber.<br />

Ganz an<strong>de</strong>rs Untersturmführer Gebhardt:<br />

Er nimmt die Gerüchte ernst,<br />

„dass <strong>de</strong>r Papst sich bald entschie<strong>de</strong>ner<br />

zur Ju<strong>de</strong>nfrage äußern wird“ – was nicht<br />

ausschließt, dass Karrierismus auch eine<br />

Triebfe<strong>de</strong>r seines Han<strong>de</strong>ln sein mag<br />

– und ist <strong>de</strong>r Meinung, dass man sich<br />

„dagegen wappnen“ sollte. Er setzt darauf,<br />

dass eine offizielle Erklärung <strong>de</strong>s<br />

Luxemburger Bischofs im Sinne <strong>de</strong>s<br />

Nationalsozialismus eine geschlossene<br />

Front aufweichen wür<strong>de</strong> – „Die Kirche<br />

ist ein großes Haus und Luxemburg nur<br />

ein kleiner Stein im Gemäuer. Wenn es<br />

uns gelingt diesen Stein herauszubrechen,<br />

wer<strong>de</strong>n die Wän<strong>de</strong> wackeln.“ –,<br />

vielleicht auch eine solche Erklärung<br />

noch verhin<strong>de</strong>rn könnte.<br />

2.2 Der ethische Konflikt –<br />

humanes Han<strong>de</strong>ln in einer<br />

inhumanen Welt?<br />

Die Entscheidung, vor die sich Kremer<br />

durch Gebhardt gestellt sieht, lässt<br />

sich zunächst durchaus auf <strong>de</strong>r oben angesprochenen<br />

Ebene formulieren: Kremer<br />

soll <strong>de</strong>n Bischof zu einer Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n Nationalsozialismus<br />

bewegen, konkret: Er soll eine öffentli-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

che Erklärung abgeben, die die Kirche<br />

an die Seite <strong>de</strong>r Machthaber stellt. Als<br />

sich dies als aussichtslos erweist, setzt<br />

Gebhardt auf das Gewicht <strong>de</strong>r Person<br />

Kremers. Er soll selbst eine solche Erklärung<br />

verfassen. Damit geht es um<br />

die Frage von – mehr o<strong>de</strong>r weniger begrenzter<br />

– Anpassung an das Regime<br />

o<strong>de</strong>r Verweigerung und Wi<strong>de</strong>rstand.<br />

Aber dies ist nur eine Dimension <strong>de</strong>s<br />

Konflikts, <strong>de</strong>n Kremer auszutragen hat.<br />

Von Beginn an ist klar, dass es Gebhardt<br />

und mit ihm das Regime ist, das<br />

ihn nicht nur vor die Entscheidung<br />

stellt, son<strong>de</strong>rn das auch die Bedingungen<br />

diktiert und für die Konfliktfel<strong>de</strong>r<br />

verantwortlich ist. Schon beim ersten<br />

Gespräch bei<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Villa Pauly signalisiert<br />

ihm Gebhardt scheinbar beiläufig<br />

die Konditionen: Seine „Entlassung“<br />

ist ein Urlaub auf Zeit, <strong>de</strong>n er<br />

nutzen muss. Nutzt er ihn zur Flucht,<br />

wer<strong>de</strong>n seine Mitbrü<strong>de</strong>r im Pfarrerblock<br />

erschossen. Auch seine Familie<br />

rechnet damit, dass eine Flucht Kremers<br />

Folgen für sie hätte („... dann können<br />

wir uns gleich <strong>de</strong>n Strick nehmen.“),<br />

und dies weiß auch Kremer.<br />

Dass diese Befürchtung nicht unrealistisch<br />

ist, wird später <strong>de</strong>utlich, als Gebhardt<br />

nach <strong>de</strong>m „Verschwin<strong>de</strong>n“ Kremers<br />

<strong>de</strong>ssen Schwester klarmacht:<br />

„Sollte er fliehen, halten wir uns an<br />

Sie!“. Falls er auf das Ansinnen jedoch<br />

eingehen sollte, wird ihm die Freilassung<br />

aller Priester aus Dachau verspro-<br />

chen. Der Zynismus, mit <strong>de</strong>m Gebhardt<br />

dies tut, ist dabei unverkennbar: „Glauben<br />

Sie nicht mehr an göttliche Gerechtigkeit?<br />

Je<strong>de</strong>r Priester, <strong>de</strong>r mit Ihnen<br />

und uns zusammenarbeitet, wird am<br />

selben Tag, an <strong>de</strong>m er das bekräftigt,<br />

aus <strong>de</strong>r Haft entlassen.“ – das „Druckmittel“<br />

<strong>de</strong>r Aufhebung einer willkürlichen<br />

Strafe wird als „göttliche Gerechtigkeit“<br />

tituliert. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />

gibt es wenige konkrete Aussagen, was<br />

im Falle einer Ablehnung erfolgen<br />

wür<strong>de</strong>. Dass Kremer zurück nach<br />

Dachau muss, ist ihm klar. Dass er<br />

möglicherweise sein Leben schon<br />

vorher verlieren kann, wird erst bei seiner<br />

Entscheidung gezeigt. Was steht<br />

für Kremer selbst gegen eine Annahme<br />

<strong>de</strong>s „Angebots“? Kremer erhofft sich<br />

ein Schreiben <strong>de</strong>s Papstes, mit <strong>de</strong>m dieser<br />

gegen die Ju<strong>de</strong>nvernichtung protestiert.<br />

Der Völkermord ist für ihn ein<br />

Unrecht, zu <strong>de</strong>m die Kirche nicht<br />

schweigen darf. Ob sich darüber hinaus<br />

auch die konkrete Erwartung damit<br />

verbin<strong>de</strong>t, ein solches Schreiben wür<strong>de</strong><br />

die Weltöffentlichkeit mobilisieren<br />

und damit über kurz o<strong>de</strong>r lang <strong>de</strong>n Vernichtungsprozess<br />

stoppen, dafür gibt es<br />

im Film zwar keine Hinweise, solche<br />

Überlegungen wur<strong>de</strong>n in jener Zeit<br />

aber durchaus angestellt. Wenn Kremer<br />

die gefor<strong>de</strong>rte Erklärung also liefern<br />

wür<strong>de</strong>, dann be<strong>de</strong>utet dies, einen<br />

Protest <strong>de</strong>s Papstes gegen die Ju<strong>de</strong>nverfolgung<br />

zu entwerten, vielleicht sogar<br />

zu verhin<strong>de</strong>rn. Die Vernichtung <strong>de</strong>r<br />

jüdischen Bevölkerung bliebe unwi<strong>de</strong>rsprochen<br />

und könnte ungehin<strong>de</strong>rt<br />

weitergehen. Durch ihr Schweigen wäre<br />

die Kirche mitschuldig an diesem<br />

Verbrechen. Zugleich muss Kremer<br />

aber auch davon ausgehen, dass im Falle<br />

einer Annahme von Gebhardts For<strong>de</strong>rung<br />

die Situation für die Gläubigen<br />

seines Lan<strong>de</strong>s zumin<strong>de</strong>st etwas weniger<br />

bedrohlich wer<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>.<br />

Was be<strong>de</strong>utet dies für Kremers Entscheidung?<br />

Es ist offenkundig, dass<br />

ihm keine Handlungsweise bleibt, die<br />

seinen eigenen christlichen Maßstäben<br />

gemäß die einzig „humane“ wäre. Das<br />

„Humanum“ gibt es in dieser Konstellation<br />

nicht. Die Konstellation aber ist


Gebhardts Konstruktion bzw. Folge<br />

nationalsozialistischer Herrschaft. Es<br />

sind die Nationalsozialisten, die die<br />

Konzentrations- und Vernichtungslager<br />

bauen, Ju<strong>de</strong>n, Homosexuelle, ethnische<br />

Min<strong>de</strong>rheiten wie Sinti und Roma,<br />

Regimegegner und an<strong>de</strong>re internieren<br />

und ermor<strong>de</strong>n. Und es ist <strong>de</strong>r<br />

Nationalsozialist Gebhardt, <strong>de</strong>r Kremer<br />

vor die Entscheidung stellt: Du<br />

und <strong>de</strong>ine Glaubensbrü<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r die Ju<strong>de</strong>n,<br />

die du so „eloquent“ verteidigst.<br />

Das Perfi<strong>de</strong> an dieser Alternative liegt<br />

in <strong>de</strong>r Separation <strong>de</strong>r Opfer: So wie die<br />

Brotrationen unterschiedlich bemessen<br />

sind – die Priester im Pfarrerblock bekommen<br />

mehr als die an<strong>de</strong>ren Internierten<br />

– und gleichsam zwischen Opfern<br />

erster und zweiter Klasse unterschie<strong>de</strong>n<br />

wird, geht es nun hier um eine<br />

letzte Scheidung – in jene, die überleben<br />

dürfen, damit die an<strong>de</strong>ren ungehin<strong>de</strong>rt<br />

ermor<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.<br />

Damit steht im Zentrum <strong>de</strong>s Films<br />

die Frage, ob und wie in einer inhumanen<br />

Welt humanes Han<strong>de</strong>ln überhaupt<br />

möglich ist. Wo und wie kann das<br />

Menschliche überleben, wenn es nur<br />

noch ums Überleben <strong>de</strong>r Menschen<br />

geht?<br />

2.3 Schuld<br />

In <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Henri Kremer verknüpft<br />

Schlöndorff die genannte Ebene<br />

dieses ethischen Konflikts mit einem<br />

weiteren, <strong>de</strong>r in die Zeit <strong>de</strong>r Lagerhaft<br />

führt: Kremer hat während eines Arbeitseinsatzes<br />

ein Wasserrohr ent<strong>de</strong>ckt,<br />

aus <strong>de</strong>m – wenn auch nur wenig - Wasser<br />

rinnt. Den quälen<strong>de</strong>n Durst zu stillen,<br />

leckt er an <strong>de</strong>m Rohr und versucht,<br />

<strong>de</strong>n Hahn zu öffnen. Er steht vor <strong>de</strong>r<br />

Entscheidung, diese Ent<strong>de</strong>ckung mit<br />

<strong>de</strong>n Mitgefangenen zu teilen: „Ich<br />

quälte mich mit <strong>de</strong>r Frage, ob ich es mit<br />

meinem Mithäftlingen teilen sollte.<br />

O<strong>de</strong>r nur mit Nansen. Er war von uns<br />

allen <strong>de</strong>r Schwächste...“. Er tut es nicht,<br />

und als Nansen bei einem verzweifelten<br />

Fluchtversuch ums Leben kommt,<br />

empfin<strong>de</strong>t Kremer Schuldgefühle: „Vater<br />

vergib mir!“ „Ich habe überlebt.<br />

Nansen nicht. Und ich weiß nicht und<br />

wer<strong>de</strong> es nie erfahren, ob das Wasser,<br />

dass ich nicht mit ihm geteilt habe, ihm<br />

Kraft gegeben hätte, dies alles zu überstehen.<br />

Seit<strong>de</strong>m sehe ich je<strong>de</strong> Nacht<br />

sein Gesicht. Je<strong>de</strong>n Schritt, <strong>de</strong>n ich gehe,<br />

gehe ich auf seiner Asche.“ Er fühlt<br />

sich schuldig am Tod Nansens, weniger<br />

vielleicht, weil das wenige Wasser<br />

diesen körperlich hätte aufrichten können.<br />

Es hätte aber vielleicht eine Ermutigung,<br />

eine Hoffnung be<strong>de</strong>utet und<br />

Nansen seelisch stärken können. Kremers<br />

Gewissen empfin<strong>de</strong>t sein Verschweigen<br />

als verweigerte Hilfeleistung,<br />

als puren Egoismus im Angesicht<br />

seiner Qualen, <strong>de</strong>r aber um die Qual<br />

seiner Mitbrü<strong>de</strong>r weiß: Er, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren in <strong>de</strong>r Eucharistie das Brot<br />

teilt, <strong>de</strong>r durch an<strong>de</strong>re das Teilen als<br />

Geste <strong>de</strong>r Mitmenschlichkeit erfahren<br />

hat, gera<strong>de</strong> er versagt moralisch dann,<br />

wenn es „ernst“ wird. Und als Nansen<br />

stirbt, nimmt er die Schuld auf sich,<br />

selbst wenn die Frage eines ursächlichen<br />

Zusammenhangs offen bleibt.<br />

Be<strong>de</strong>utsam in diesem Zusammenhang<br />

scheint mir die Reaktion seiner<br />

Schwester, die <strong>de</strong>n Brief an seine Mutter<br />

liest, in <strong>de</strong>m Kremer sich seine Gefühle<br />

von <strong>de</strong>r Seele schreibt, seine Tat<br />

„beichtet“: „Warum hast du nichts gesagt?<br />

Du bist nicht schuld am Tod <strong>de</strong>ines<br />

Kamera<strong>de</strong>n. Dass du das glaubst...<br />

Dass sie erreicht haben, dass du so<br />

fühlst ... Lass sie das nicht mit dir machen!“<br />

Der moralischen Perspektive<br />

ihres lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Bru<strong>de</strong>rs stellt sie eine<br />

an<strong>de</strong>re entgegen, die auf das „System“<br />

und damit auf die Ursachen <strong>de</strong>s Konflikts<br />

verweist: Es ist die grausame Logik<br />

<strong>de</strong>r nationalsozialistischen Lager,<br />

die ihre Insassen in solche Grenzsituationen<br />

führt. Hunger und Durst sind<br />

Folge <strong>de</strong>r Rationierung und Mittel <strong>de</strong>r<br />

Folter, <strong>de</strong>r Kampf ums Überleben eine<br />

Folge <strong>de</strong>r Bedrohung <strong>de</strong>s Lebens. Und<br />

es ist gera<strong>de</strong> ein Teil <strong>de</strong>r Unmenschlichkeit<br />

dieses Systems, dass das Opfer<br />

sich als Täter empfin<strong>de</strong>n kann.<br />

In <strong>de</strong>r narrativen Verknüpfung bei<strong>de</strong>r<br />

Linien (Kremers Entscheidung vor<br />

Gebhardt und seine Entscheidung im<br />

Lager) wer<strong>de</strong>n auch die Parallelen<br />

<strong>de</strong>utlich: Hier wie dort sind es die herr-<br />

schen<strong>de</strong>n Nationalsozialisten, die die<br />

Bedingungen diktieren, hier wie dort<br />

gibt es Muster <strong>de</strong>r „Entschuldigung“ –<br />

auch Gebhardt weiß seine Verantwortlichkeit<br />

für Kremers Situation zumin<strong>de</strong>st<br />

partiell abzuschieben (ein „Versehen“,<br />

eine „Bedingung <strong>de</strong>s RSH“).<br />

Aus dieser Verknüpfung bei<strong>de</strong>r Erzählstränge<br />

zieht Schlöndorffs Film<br />

aber auch dramatisches Potential. Ihr<br />

Schnittpunkt ist zugleich <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>punkt<br />

<strong>de</strong>s Films: Kremer selbst „entschuldigt“<br />

Gebhardt, in<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r ihm<br />

unterstellt, nichts von <strong>de</strong>n Grausamkeiten<br />

<strong>de</strong>r Partei zu wissen, die dieser so<br />

glühend verteidigt („Ich <strong>de</strong>nke, Sie haben<br />

keine Ahnung. Keine Ahnung, was<br />

mit <strong>de</strong>n Gefangenen passiert, die auf<br />

Ihre Anordnung hin <strong>de</strong>portiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie glauben, Sie wüssten, was ein KZ<br />

ist, nur weil Sie mit <strong>de</strong>m Kommandanten<br />

telefoniert haben.“). Erst das Gespräch<br />

mit Mersch öffnet ihm die Augen:<br />

Gebhardt war im Osten, er hat die<br />

Lager gesehen. Er hat „nichts getan,<br />

nur gesehen“. Damit wird aus einem<br />

Unwissen<strong>de</strong>n, einem Verführten ein<br />

Wissen<strong>de</strong>r, ein Täter. All das diskreditiert<br />

schlagartig alle Versuche Gebhardts,<br />

Kremer auf seine Seite zu ziehen,<br />

und ermöglicht seine Auflehnung.<br />

Dieses Motiv seines Wi<strong>de</strong>rstan<strong>de</strong>s signalisiert<br />

er auch Gebhardt, wenn er seine<br />

abschließen<strong>de</strong> Verweigerung mit<br />

<strong>de</strong>r Frage verbin<strong>de</strong>t: „Was kann ein Täter<br />

von seinem Opfer wollen? Nach <strong>de</strong>r<br />

Tat. Was haben Sie in diesen Lagern im<br />

Osten gesehen?“ .<br />

2.4 Macht und Verführung –<br />

Versuchung und Verrat<br />

Neun Tage, am En<strong>de</strong> steht ein Entschluss,<br />

<strong>de</strong>r über Tod und Leben entschei<strong>de</strong>t.<br />

Neun Tage ... und fünf Gespräche<br />

mit einem Herren über Leben<br />

und Tod. Sind das „Gespräche“? Sind<br />

es Dispute o<strong>de</strong>r Predigten? O<strong>de</strong>r aber<br />

Duelle, sogar Kämpfe – im Letzen ein<br />

Kampf ums Überleben? Es fällt nicht<br />

so leicht, die Dialogszenen mit Gebhardt<br />

zu charakterisieren, die einen<br />

großen Teil <strong>de</strong>s Films einnehmen. Gebhardts<br />

Ziel je<strong>de</strong>nfalls wird schnell klar:<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

UNTERRICHTSPRAXIS<br />

33<br />

Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

34<br />

Religion & Populär-Kultur<br />

„Ich bin völlig unreligiös aufgewachsen<br />

… Manchmal gibt<br />

es Momente, wenn ich wirklich<br />

gläubige Menschen sehe,<br />

kommt immer eine Art Wehmut<br />

auf, weil ich <strong>de</strong>nke: ‘Scha<strong>de</strong>,<br />

ich könnte mich zwingen,<br />

das zu sein, aber ich bin es<br />

nicht.’ Da ist auch ein bisschen<br />

traurig. Glaube gibt einem<br />

einen trösten<strong>de</strong>n Leitfa<strong>de</strong>n im<br />

Leben, und <strong>de</strong>r fehlt mir.“<br />

August Diehl (28), <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Film „DER NEUNTE<br />

TAG“ einen Gestapo-Mann mit <strong>de</strong>m Auftrag<br />

spielt, einen katholischen Priester für die Sache<br />

<strong>de</strong>r Nationalsozialisten zu gewinnen, in<br />

einem Zeitungs-Interview (SZ, 15.11.04).<br />

Er will Kremer auf seine Seite ziehen,<br />

um einen Keil zwischen Luxemburg<br />

und Rom zu treiben, <strong>de</strong>nn „wenn es gelingt<br />

einen Stein herauszubrechen, dann<br />

wer<strong>de</strong>n die Wän<strong>de</strong> wackeln“. Dabei<br />

beschränkt er sich nicht auf das banale<br />

Spiel <strong>de</strong>r Macht, mit Drohung und Erpressung<br />

ans Ziel zu kommen – sein<br />

Verfahren ist ungleich subtiler und raffinierter.<br />

Er macht zunächst nicht „<strong>de</strong>n<br />

Fehler, <strong>de</strong>n Mann zu unterschätzen“.<br />

Seine Rolle ist nicht die <strong>de</strong>s „Schurken“,<br />

<strong>de</strong>r sein Opfer überwältigt, son<strong>de</strong>rn<br />

jene <strong>de</strong>s „Verführers“, <strong>de</strong>r es umschmeichelt<br />

und für sich einzunehmen<br />

versucht und dabei letztlich nicht weniger<br />

zerstörerisch sein kann.<br />

Welche Strategien wählt dieser Verführer<br />

und – umgekehrt gefragt – worin<br />

besteht die Versuchung für seinen „Kontrahenten“?<br />

Der Einstieg ist fast schon klassisch<br />

zu nennen: eine Demonstration von<br />

Macht und Zuwendung. Damit wer<strong>de</strong>n<br />

zugleich auch die Möglichkeiten vor<br />

Augen geführt, die Kremer hat: sich<br />

von dieser Macht zerstören zu lassen<br />

o<strong>de</strong>r aber von ihr beschützt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Unerwarteterweise steht am Anfang<br />

kein Verhör, son<strong>de</strong>rn eine „Familienzusammenführung“.<br />

Der Grund für<br />

Kremers „Urlaub“ ist, ihm die Möglichkeit<br />

zu geben, sich „von seiner<br />

Mutter zu verabschie<strong>de</strong>n“. Zugleich<br />

signalisiert Gebhardt aber auch seine<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Macht: Er kennt die persönlichen Briefe<br />

Kremers an seine Mutter, kennt somit<br />

seine innersten Gefühle. Und er <strong>de</strong>monstriert<br />

seine Macht über Leben und<br />

Tod: Er gibt im Falle <strong>de</strong>r Flucht „die<br />

Genehmigung sämtliche Luxemburger<br />

Priester ... zu erschießen“. Die nächste<br />

Bemerkung eröffnet ein Feld, das auch<br />

in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Begegnungen an Be<strong>de</strong>utung<br />

gewinnt: das Feld <strong>de</strong>r „theologischen“<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung. Er konzediert<br />

zunächst, dass Jesus ein Ju<strong>de</strong><br />

war. Zugleich aber setzt er sich sofort<br />

davon ab: „aber einer <strong>de</strong>r bemüht war,<br />

das Ju<strong>de</strong>ntum in sich selbst zu überwin<strong>de</strong>n“.<br />

Bezeichnen<strong>de</strong>rweise geht es hier<br />

nicht um „die Ju<strong>de</strong>n“, die Ju<strong>de</strong>n als<br />

Volk – die Opfer <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

–, son<strong>de</strong>rn um eine gleichsam abstrakte<br />

Größe: Das „Ju<strong>de</strong>ntum in uns<br />

selbst“. Dies ermöglicht, von <strong>de</strong>n konkreten<br />

Taten zunächst abzulenken und<br />

in <strong>de</strong>r Folge eine theologische Um<strong>de</strong>utung<br />

vorzunehmen. Die Szene en<strong>de</strong>t<br />

wie<strong>de</strong>r mit einer freundlichen Geste: Er<br />

bietet Kremer eine Praline an.<br />

Das zweite Gespräch am dritten<br />

Tag. Auch hier gibt es zunächst wie<strong>de</strong>r<br />

eine Ablenkung von <strong>de</strong>n konkreten Erfahrungen:<br />

Nicht das „kleine persönliche<br />

Schicksal“ sei entschei<strong>de</strong>nd, son<strong>de</strong>rn<br />

die großen Entwicklungen. Hier<br />

setzt Gebhardt an <strong>de</strong>r christlichen<br />

Grundüberzeugung Kremers und an<br />

<strong>de</strong>ssen Kirchenbindung an. Der Verweis<br />

auf die „Christenverfolgung“ im<br />

Osten stellt <strong>de</strong>n Nationalsozialismus<br />

als Verteidiger <strong>de</strong>s Christentums dar,<br />

als Rettung für die Mitbrü<strong>de</strong>r Kremers<br />

und als einzige Macht, die für eine Verbreitung<br />

<strong>de</strong>s katholischen Glaubens zu<br />

sorgen bereit sei („Zukunft <strong>de</strong>s Christentums“,<br />

„Unsere Soldaten haben es<br />

gerettet“, Missionare in Russland“, „gemeinsamer<br />

Krieg“). Der Konkordatsabschluss<br />

liefert Gebhardt zu<strong>de</strong>m ein<br />

Argument, sogar das Oberhaupt <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche als „Kronzeugen“<br />

für diese Verbindung ins Feld zu führen.<br />

Zugleich verknüpft er einen solchen<br />

Nationalsozialismus auch mit seiner<br />

Person: Er stellt sich als Bun<strong>de</strong>sgenosse,<br />

als „Bru<strong>de</strong>r im Geiste“ dar, <strong>de</strong>r<br />

die Kirche auch gegen parteiinterne<br />

Gegner („Heydrich“) retten will. Auch<br />

eine an<strong>de</strong>re persönliche Bindung Kremers<br />

(über die er genau Bescheid weiß)<br />

nutzt er für seine Zwecke: die Beziehung<br />

zu seiner Mutter. „Wir sind Brü<strong>de</strong>r<br />

im Geiste. Ihre Mutter hat dies erkannt.<br />

Sie war erstaunt über die Ikone<br />

in meinem Büro. Sie war eine wahre<br />

Gläubige, und sie glaubte an Sie.“ Die<br />

„Glaubwürdigkeit“ <strong>de</strong>r Aussagen Gebhardts<br />

soll sozusagen über die Glaubwürdigkeit<br />

von Kremers Mutter aufgewiesen<br />

wer<strong>de</strong>n. Und noch ein letztes:<br />

Auch hier <strong>de</strong>utet sich schon die Verführung<br />

<strong>de</strong>r Macht an. Kremer wird<br />

avisiert, „eine wichtige Rolle ... in <strong>de</strong>r<br />

Zusammenarbeit <strong>de</strong>r katholischen Kirche<br />

mit <strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>s Dritten Reiches“<br />

zu übernehmen. Der Schluss dieser<br />

Szene bleibt wie<strong>de</strong>r sehr subtil einem<br />

Druckmittel überlassen: Der „Allwissenheit<br />

<strong>de</strong>r Macht“, die über seine<br />

schwangere Schwester Bescheid weiss.<br />

Das dritte Gespräch am vierten<br />

Tag. Hier inszeniert sich Gebhardt erst<br />

einmal als lieben<strong>de</strong>r und kunstsinniger<br />

Ehemann, bevor sich ein Disput entwickelt,<br />

<strong>de</strong>r um die Figur <strong>de</strong>s Judas im<br />

Neuen Testament kreist. Judas, <strong>de</strong>r<br />

„Prototyp“ <strong>de</strong>s Verräters, <strong>de</strong>r Jesus von<br />

Nazareth für Geld verraten hat, ist für<br />

<strong>de</strong>n Theologen Kremer negativ besetzt.<br />

Zugleich steht er aber auch für die Bedrohung,<br />

<strong>de</strong>r sich Kremer ausgesetzt<br />

fühlt: Seinen Glauben zu verraten (wie<br />

dies Judas mit seinem Glauben an Jesus<br />

tat) und die Kirche an <strong>de</strong>n Nationalsozialismus<br />

zu „verkaufen“. Hier setzt<br />

Gebhardt an, in<strong>de</strong>m er Judas als<br />

„fromm“, als „Bru<strong>de</strong>r Jesu“ charakterisiert.<br />

Dabei bedient er sich einer theologischen<br />

Spekulation, die seinen Verrat<br />

als heilsnotwendig ansieht: Hätte er<br />

Jesus nicht verraten, wäre dieser nicht<br />

am Kreuz gestorben und hätte somit die<br />

Menschen nicht erlösen können. Zugleich<br />

bezeichnet er ihn aber auch als<br />

„I<strong>de</strong>alisten“ wie als „Tatmensch“, <strong>de</strong>r<br />

„etwas bewirken“ wollte. Alle diese<br />

Bezeichnungen spielen zugleich auf<br />

Kremer an, <strong>de</strong>m so gleichsam die Vereinbarkeit<br />

eines Verrats mit seinen<br />

Überzeugungen signalisiert wer<strong>de</strong>n soll.<br />

Das vierte Gespräch am sechsten


Tag. Zwei Wen<strong>de</strong>punkte bringt dieses<br />

letzte Gespräch vor Kremers Entscheidung.<br />

Zum einen spitzt sich <strong>de</strong>r innere<br />

Konflikt für Kremer zu. Gebhardt ist<br />

wütend darüber, dass Kremer <strong>de</strong>n Bischof<br />

immer noch nicht hat überzeugen<br />

können. Er gibt dieses Ziel auf. Kremer<br />

selber soll nun die Erklärung unterschreiben.<br />

Damit gibt es keinerlei Möglichkeiten<br />

für eine Ausflucht mehr, eine<br />

Audienz ist nicht mehr nötig und<br />

Kremer muss sich jetzt ganz allein entschei<strong>de</strong>n.<br />

Gebhardt for<strong>de</strong>rt diese Entscheidung<br />

heraus: „Sie o<strong>de</strong>r ich! ... Machen<br />

Sie endlich <strong>de</strong>n Mund auf!“. Zum<br />

an<strong>de</strong>ren lässt Gebhardt in gewisser<br />

Weise die Maske <strong>de</strong>s Verführers fallen.<br />

Während er bislang sich selber und <strong>de</strong>n<br />

Nationalsozialismus noch als Bun<strong>de</strong>sgenossen,<br />

ja Brü<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Christentums<br />

darzustellen versuchte, wird nun seine<br />

Einstellung offenbar. Für ihn ist <strong>de</strong>r Bischof<br />

„ein kranker Mann“, „ein Saukerl<br />

in seiner Kutte“, von <strong>de</strong>m er hofft, dass<br />

er bald „abkratzt“: Der wahre Glaube<br />

ist <strong>de</strong>r Nationalsozialismus, <strong>de</strong>r wahre<br />

Erlöser heisst Adolf Hitler, <strong>de</strong>r Führer<br />

ist es, <strong>de</strong>r „uns von Gott gesandt wur<strong>de</strong>“.<br />

Diese Sakralisierung <strong>de</strong>s Nationalsozialismus<br />

spiegelt sich auch in <strong>de</strong>r<br />

Lebensgeschichte Gebhardts, wie er sie<br />

nun vor Kremer ausbreitet: Gebhardt<br />

wollte Priester wer<strong>de</strong>n, nach <strong>de</strong>r Diakonatsweihe<br />

und kurz vor <strong>de</strong>r Priesterweihe<br />

habe er aber „<strong>de</strong>n schwarzen<br />

Rock <strong>de</strong>s Theologen gegen die schwarze<br />

Uniform ausgetauscht“ – sein „ganz<br />

persönlicher Aufstand gegen Gott“, zu<br />

<strong>de</strong>m er aber „innerlich längst wie<strong>de</strong>r<br />

zurückgekehrt“ sei. Und sein Motiv?<br />

Es ist die Möglichkeit, in dieser Bewegung<br />

„die Welt zu verän<strong>de</strong>rn ... mit am<br />

Rad <strong>de</strong>r Geschichte drehen“ zu können<br />

und damit wie Judas ein „I<strong>de</strong>alist“ und<br />

„Tatmensch“ zugleich zu sein. Auch<br />

dies ist eine Strategie <strong>de</strong>r Verführung:<br />

die Verführung nicht nur, ein „I<strong>de</strong>alist“<br />

zu sein, son<strong>de</strong>rn nach seinen I<strong>de</strong>alen<br />

die Welt zu formen und zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

Doch es folgt noch eine letzte, und es<br />

ist die vielleicht erschreckenste: „Ach,<br />

hören Sie doch auf! Wissen Sie, Abbé,<br />

ich dachte, dass gera<strong>de</strong> Sie <strong>de</strong>n wahren<br />

Geist <strong>de</strong>s Judas begriffen haben! Wer<br />

„DER NEUNTE TAG“ © Cinetext<br />

weiß, wenn Sie dieses Wasser nicht getrunken<br />

hätten, dann wären Sie vielleicht<br />

<strong>de</strong>rjenige gewesen, <strong>de</strong>r vor Verzweiflung<br />

in <strong>de</strong>n Zaun gegangen wäre.<br />

Aber Sie haben eine Entscheidung getroffen.<br />

Sie haben Ihren Bru<strong>de</strong>r verraten,<br />

um zu überleben. Geben Sie diesem<br />

Leben endlich einen Sinn!“ Welches<br />

Angebot macht Gebhardt hier? Es<br />

ist – in an<strong>de</strong>ren Worten – vielleicht das<br />

Folgen<strong>de</strong>: „Du wolltest überleben. Deshalb<br />

hast du das Wasser nicht geteilt,<br />

und <strong>de</strong>shalb ist Nansen gestorben. Du<br />

lei<strong>de</strong>st unter <strong>de</strong>iner Tat. Aber unsere<br />

I<strong>de</strong>ologie gibt <strong>de</strong>iner Tat recht: Wir<br />

glauben, dass nur <strong>de</strong>r Starke überlebt<br />

und dass die Schwachen sterben müssen.<br />

Sie haben <strong>de</strong>n Tod verdient. Die<br />

Starken sind die Herrenmenschen, die<br />

Schwachen gehören ausgerottet. Wenn<br />

du dich uns anschließt, brauchst du<br />

dich nicht schuldig zu fühlen, son<strong>de</strong>rn<br />

kannst stolz auf <strong>de</strong>ine Tat sein!“ Es ist<br />

nicht an<strong>de</strong>res als eine Sakralisierung<br />

<strong>de</strong>r I<strong>de</strong>ologie <strong>de</strong>s Nationalsozialismus:<br />

Sie kann das, was <strong>de</strong>r christliche Glaube<br />

von sich behauptet – <strong>de</strong>m Leben einen<br />

Sinn geben. Und welchem Leben?<br />

Ein Leben, das vom Gefühl <strong>de</strong>r Schuld<br />

geprägt ist, einen an<strong>de</strong>ren Menschen<br />

getötet zu haben, das kann die gleiche<br />

Tat nun stolz bekennen – Die Rechtfertigung<br />

<strong>de</strong>s Völkermor<strong>de</strong>s liegt hier<br />

nicht weit entfernt!<br />

Mit <strong>de</strong>r Figur <strong>de</strong>s Untersturmführers<br />

Gebhardt gelingt Schlöndorff m.E. eine<br />

präzise Inkarnation <strong>de</strong>s Nationalsozialismus,<br />

ebenso wie die Mechanismen<br />

<strong>de</strong>r Verführung <strong>de</strong>r Film-Figur viel von<br />

<strong>de</strong>n sozialpsychologischen Mechanismen<br />

in sich tragen, die diesem Adolf<br />

Hitler <strong>de</strong>n Weg bahnten, <strong>de</strong>r Millionen<br />

in die Katastrophe führte. Der Typus <strong>de</strong>s<br />

kunstsinnigen, gebil<strong>de</strong>ten (Gebhardt hat<br />

Kremers Doktorarbeit gelesen) und lieben<strong>de</strong>n<br />

Familienvaters, <strong>de</strong>r am an<strong>de</strong>ren<br />

Tag <strong>de</strong>n Schießbefehl erteilt, ist keine<br />

Kunst- und Filmfigur, son<strong>de</strong>rn eine erschrecken<strong>de</strong><br />

Gestalt <strong>de</strong>r Geschichte.<br />

Doch wie reagiert Kremer auf die<br />

Versuchungen? Er argumentiert und<br />

setzt <strong>de</strong>n „wohlwollen<strong>de</strong>n“ Deutungen<br />

Gebhardts seine Erfahrung und damit<br />

die grausame Realität gegenüber. In <strong>de</strong>n<br />

„theologischen Disputen“ beharrt er<br />

auf seiner (kirchlichen und theologisch<br />

begrün<strong>de</strong>ten) Sicht und lehnt Gebhardts<br />

„Um<strong>de</strong>utungen“ ab. O<strong>de</strong>r aber:<br />

er schweigt. Erst im letzten dieser Gespräche,<br />

dann wenn es für ihn ernst<br />

wird, fällt es ihm offenbar schwer. Ein<br />

Ausbruch und ein Zusammenbruch sind<br />

die Folge. Am En<strong>de</strong> dieses Gespräches<br />

ergreift er aber die Initiative und stellt<br />

eine Frage: „Wenn ich tue, was Sie verlangen,<br />

was geschieht dann mit meinen<br />

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UNTERRICHTSPRAXIS<br />

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Religion & Populär-Kultur


UNTERRICHTSPRAXIS<br />

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Religion & Populär-Kultur<br />

Brü<strong>de</strong>rn im KZ?“ Dies scheint mir die<br />

einzige wirkliche „Versuchung“ für<br />

Kremer zu sein: seine Überzeugung zu<br />

verraten, um damit das Leben seiner<br />

Mitbrü<strong>de</strong>r zu retten. Er wird ihr nicht<br />

erliegen, wie das fünfte Gespräch am<br />

achten Tag zeigt.<br />

2.5 Glaube und Theodizee<br />

Wie steht es aber um <strong>de</strong>n Glauben<br />

Kremers, seine christliche Grundüberzeugung,<br />

die er allen Anfechtungen<br />

zum Trotz Gebhardts Überredungsversuchen<br />

immer wie<strong>de</strong>r entgegen stellt?<br />

Bei aller scheinbaren Sicherheit ist<br />

auch Kremers Glaube in einer Krise.<br />

Die Frage <strong>de</strong>s Lagerführers: „Du glaubst<br />

also wirklich, dass es einen Gott gibt?!<br />

Und wo ist er? Siehst du ihn hier irgendwo?“,<br />

die Bestätigung Nansens „Gott<br />

hat uns verlassen“, schließlich das Bekenntnis<br />

Kremers „Da wo ich herkomme,<br />

gibt es keinen Gott.“ Sie alle weisen<br />

auf eine <strong>de</strong>r entschie<strong>de</strong>ndsten Anfragen<br />

an <strong>de</strong>n christlichen Glauben, die<br />

Theodizee-Frage: Wie kann Gott das<br />

Leid zulassen? Ist nicht <strong>de</strong>r Glaube an<br />

einen guten und allmächtigen Gott ein<br />

Wi<strong>de</strong>rspruch zur Erfahrung unsäglichen<br />

menschlichen Leids? Dass diese<br />

Frage Kremer in seiner Glaubensgewissheit<br />

verunsichert, zeigt auch seine<br />

Reaktion auf <strong>de</strong>n Rat seines Bischofs:<br />

„Verzeihen Sie, aber ich habe mein Gewissen<br />

befragt. Ich habe <strong>de</strong>n Herrn um<br />

Beistand gebeten, aber keine Antwort<br />

erhalten“. Er <strong>de</strong>utet seine Unsicherheit<br />

im Bezug auf die zu treffen<strong>de</strong> Entscheidung<br />

als Schweigen Gottes. Wenn man<br />

also von einer Glaubenskrise Kremers<br />

ausgeht, dann besteht die letzte „Versuchung“<br />

durch Gebhardt auch darin, Kremer<br />

anstelle seines abwesen<strong>de</strong>n und<br />

schweigen<strong>de</strong>n Gottes einen han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

und machtvollen anzubieten, einen<br />

„göttlichen Führer“, <strong>de</strong>r das Leid in <strong>de</strong>n<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Konzentrationslagern eben nicht ohnmächtig<br />

ansieht und geschehen lassen<br />

muss, son<strong>de</strong>rn es gera<strong>de</strong> verursacht, und<br />

in seinen Kommandanten, Aufsehern<br />

und Henkern dort Tag für Tag präsent ist.<br />

Kremer erliegt <strong>de</strong>r Versuchung<br />

nicht. Er geht zurück ins KZ. Ist damit<br />

sein „Glaube“ gerettet? Dazu eine abschließen<strong>de</strong><br />

Beobachtung: In <strong>de</strong>n Lagersequenzen<br />

gibt es drei Szenen, die<br />

vom Aufbau her <strong>de</strong>utliche Parallelen<br />

aufweisen. In allen Fällen geht es um<br />

ein gemeinsames „Essen“ bzw. Trinken,<br />

in allen Fällen gibt es einen ähnlichen<br />

Szenenaufbau: Eine Innengruppe<br />

sitzt zusammen an einem Tisch, eine<br />

Außengruppe steht um <strong>de</strong>n Tisch herum<br />

(die singen<strong>de</strong>n Gefangenen – die<br />

Aufseher – die Häftlinge, die hinzukommen).<br />

Während es sich in <strong>de</strong>r ersten<br />

Szene aber um ein „rituelles Essen“<br />

han<strong>de</strong>lt – die Feier <strong>de</strong>r Heiligen Messe<br />

– geht es in <strong>de</strong>r letzten, <strong>de</strong>r Schlussszene<br />

<strong>de</strong>s Films, „nur“ darum, <strong>de</strong>n Hungern<strong>de</strong>n<br />

die Nahrung anzubieten, die<br />

Kremer zuvor getauscht hat. Das Abschlussmahl<br />

o<strong>de</strong>r die „Wie<strong>de</strong>rsehensfeier“<br />

mit seinen Mitgefangenen feiert<br />

<strong>de</strong>r katholische Priester Henri Kremer<br />

eben nicht als religiösen Ritus, son<strong>de</strong>rn<br />

als ganz weltliches Mahl. Es ist mehr<br />

als nur das Verteilen von Essen. Die<br />

Szene trägt m.E. schon <strong>de</strong>n Charakter<br />

von etwas Feierlichem, Rituellem, in<br />

gewisser Weise „Sakralem“. Aber es<br />

geht hier nicht um „Brot und Wein“,<br />

son<strong>de</strong>rn um eine einfache „Wurst“, weitab<br />

von jeglicher religiösen Symbolik.<br />

Und schließlich: Die Kamera auf einen<br />

zaghaft lächeln<strong>de</strong>n Kremer gerichtet,<br />

fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Film sein (vor-)letztes Bild.<br />

All dies <strong>de</strong>utet eher darauf hin, dass<br />

es sich hier nicht um eine einfache<br />

„Rückkehr“ han<strong>de</strong>lt. Es ist nicht eine<br />

Fortsetzung <strong>de</strong>r Lagerhaft, son<strong>de</strong>rn eine<br />

an<strong>de</strong>re Lagerhaft, vielleicht eine, die <strong>de</strong>n<br />

„schweigen<strong>de</strong>n Gott“ mitgenommen hat.<br />

Anmerkung<br />

1 1942 verfassten protestantische und katholische Bischöfe<br />

in Holland gemeinsam ein Hirtenwort gegen<br />

die Deportation <strong>de</strong>r holländischen Ju<strong>de</strong>n. Als es trotz<br />

Drohungen durch die Besatzer in allen katholischen<br />

Kirchen verlesen wur<strong>de</strong>, reagierten die Nazis<br />

schnell: Katholische Klöster und Schulen wur<strong>de</strong>n<br />

durchsucht und alle zum Katholizismus konvertierten<br />

Ju<strong>de</strong>n, die bis dahin verschont geblieben waren,<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>portiert.<br />

Studienleiter Franz Günther Weyrich<br />

ist Leiter <strong>de</strong>s Amtes für Katholische<br />

Religionspädagogik in Wetzlar.<br />

Schlöndorffs Film „DER NEUNTE TAG“<br />

Schlöndorffs Film „DER NEUNTE<br />

TAG“ ist zur Zeit noch in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Kinos zu sehen. Voraussichtlich<br />

ab Mitte <strong>de</strong>s Jahres wird auch eine<br />

DVD-Fassung mit <strong>de</strong>m Recht zur öffentlichen<br />

Vorführung beim Katholischen<br />

Filmwerk in Frankfurt (KFW)<br />

erscheinen, die danach auch über die<br />

Religionspädagogischen Ämter auszuleihen<br />

sein wird.<br />

Bislang liegen zwei Begleithefte<br />

zum Film vor. Bei <strong>de</strong>m einen han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um eine umfangreichere Fassung<br />

(48 S.) <strong>de</strong>s vorliegen<strong>de</strong>n Beitrages,<br />

die auch ein ausführliches Sequenzprotokoll<br />

<strong>de</strong>s Films beinhaltet.<br />

Es kann über <strong>de</strong>n Bernhard Wicki Gedächtnis<br />

Fonds e.V. (Pago<strong>de</strong>nburgstr.<br />

2, 81247 München, Fon 0 89 / 8 11 52<br />

67, Fax: 0 89 / 81 08 93 45) o<strong>de</strong>r über<br />

<strong>de</strong>n Film- und Fernseh-Fonds Bayern<br />

(steffi.sta<strong>de</strong>lmann@ fff-bayern.<strong>de</strong>) bezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Das an<strong>de</strong>re wird herausgegeben<br />

von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>szentale für<br />

politische Bildung und ist dort auch zu<br />

beziehen. Bei<strong>de</strong> Hefte liegen darüber<br />

hinaus auch als PDF-Datei vor und<br />

können kostenlos von <strong>de</strong>r offiziellen<br />

Webseite <strong>de</strong>s Verleihs heruntergela<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

www.<strong>de</strong>rneuntetag.<strong>de</strong>/presse.php.


LITERATURÜBERSICHT – Eine Auswahl<br />

Pilgern und Wallfahren<br />

Barth, Dieter / Schindler, Michael (Hg.):<br />

Abenteuer Pilgern. Das PraxisHandBuch<br />

(Praxisreihe konkret). – Stuttgart: Verlag<br />

Katholisches Bibelwerk. 2003. 122 S.<br />

(ISBN 3-460-32578-X)<br />

Barth, Dieter / Schindler, Michael (Hg.):<br />

Abenteuer Pilgern. Der spirituelle Wegbegleiter.<br />

– Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk.<br />

2004. 128 S. m. Abb u. Noten<br />

(ISBN 3-460-32576-3)<br />

Branthomme, Henry / Chelini, Jean (Hg.):<br />

Auf <strong>de</strong>n Wegen Gottes. Die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r christlichen Pilgerfahrten. – Pa<strong>de</strong>rborn:<br />

Bonifatius Verlag 2002. 353 S. (ISBN<br />

3-89710-103-3)<br />

Förg, Heinz-Jürgen: Wallfahren heute.<br />

Gna<strong>de</strong>norte, Kult- und Andachtsstätten in<br />

Deutschland, Österreich und <strong>de</strong>r Schweiz.<br />

– Würzburg: Echter Verlag. 2000. 160 S. m.<br />

z.T farb. Abb. im Text (ISBN 3-429-02267-2)<br />

May, Christof: Pilgern. Menschsein auf<br />

<strong>de</strong>m Wege (Studien zur systematischen<br />

und spirituellen Theologie; Bd. 41). – Würzburg:<br />

Echter Verlag. 2004. 304 S. (ISBN 3-<br />

429-02617-2)<br />

Mielenbrink, Egon: Beten mit <strong>de</strong>n Füßen.<br />

Über Geschichte und Praxis von Wallfahrten<br />

(Topos Tb.; Bd. 368). – Kevelaer: Topos<br />

plus Verlagsgemeinschaft. Neuausg.<br />

2001. 133 S. (ISBN 3-7867-8368-3)<br />

Mielenbrink, Egon: Wallfahrtsorte –Stätten<br />

<strong>de</strong>s Gebetes. Entstehung, Entwicklung,<br />

Be<strong>de</strong>utung. – Kevelaer: Verlag Butzon &<br />

Bercker. 2000. 141 S. (ISBN 3-7666-0283-7)<br />

Müller, Peter: Die Seele laufen lassen. Pilgertage<br />

und spirituelle Wan<strong>de</strong>rungen. –<br />

München: Kösel-Verlag. 2004. 176 S. (ISBN<br />

3-466-36649-6)<br />

Niggemeyer, Margarete (Hg.): Schritte<br />

wer<strong>de</strong>n Weg. Ein Pilgerbuch. – Schweinfurt:<br />

Verlag Reimund Maier. 3. Aufl. 2001.<br />

183 S. m. Illustr. (ISBN 3-926300-22-1)<br />

Ohler, Norbert: Pilgerstab und Jakobsmuschel.<br />

Wallfahrten in Mittelalter und Neuzeit.<br />

– Düsseldorf: Artemis & Winkler Verlag.<br />

2003. 272 S., 42 Abb. (ISBN 3-491-<br />

69104-4)<br />

Schildberger, Rainen: Wo <strong>de</strong>r Himmel re<strong>de</strong>t.<br />

An Europas heiligen Orten. Ein Pilgerbuch<br />

(Her<strong>de</strong>r Spektrum; Bd. 5470). – Freiburg<br />

u.a: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2004. 188 S. (ISBN<br />

3-451-05470-1)<br />

Sotil, Wolfgang: Einfach Pilgern. Auszeit<br />

für Körper und Seele. – Graz-Wien: Styria<br />

Pichler Verlag. 2004. 150 S. m. zahlr. Farbabb.<br />

(ISBN 3-222-13134-1)<br />

Sou<strong>de</strong>n, David: Pilgerwege. Aus <strong>de</strong>m Engl.<br />

übers, v. Franz-Josef Krücker und Tru<strong>de</strong><br />

Trox. – München: Christian Verlag. 2001.<br />

192 S. m. zahlr. meist farb. Fotos. (ISBN 3-<br />

88472-517-3)<br />

Tworuschka, Monika und Udo: Heilige<br />

Stätten. Die be<strong>de</strong>utendsten Pilgerziele <strong>de</strong>r<br />

Weltreligionen. – Darmstadt: Primus Velag.<br />

2004. 144 S. m. 70 farb. Abb. (ISBN 3-<br />

89678-258-4)<br />

Bonifatius<br />

Felten, Franz J. (Hg.): Bonifatius. Mission<br />

und Christianisierung vom 8. bis 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

(Mainzer Vorträge; Bd. 9). – Stuttgart:<br />

Franz Steiner Verlag Wiesba<strong>de</strong>n.<br />

2004. 159 S. m. 9 Abb. (ISBN 3-515-08519-X)<br />

Imhof, Michael / Stasch, Gregor (Hg.): Bonifatius.<br />

Vom angelsächsischen Missionar<br />

zum Apostel <strong>de</strong>r Deutschen. – Petersberg:<br />

Dr. Michael Imhof Verlag. 2004. 272<br />

S. 165 sw- u. 181 farb. Abb. (ISBN 3-<br />

937251 -32-4)<br />

Levinson, Wilhelm (Hg.): Vita sancti Bonifatii<br />

archiepiscopi Moguntini. In latein.<br />

Sprache (Monumenta Germaniae Hostorica.<br />

Scriptores rerum Germanicarum in<br />

usum scholarum separatim editi: Bd. 57).<br />

– Hannover: Hahnsche Buchhandlung.<br />

Nachdr. d. Ausg. v. 1902. 1999. LXXXVI,<br />

241 S. (ISBN 3-7752-5293-2)<br />

Lutterbach, Hubertus: Bonifatius – mit<br />

Axt und Evangelium. Eine Biographie in<br />

Briefen. – Freiburg u.a.: Verlag Her<strong>de</strong>r.<br />

2004. 334 S., ill. (ISBN 3-451-28509-6)<br />

O<strong>de</strong>nthal, Andreas / Goebel, Bernd / Disse,<br />

Jörg u.a.: Verspielen wir das Erbe <strong>de</strong>s Bonifatius?<br />

Theologische Betrachtungen<br />

aus Anlass seines 1250. To<strong>de</strong>stages (Fuldaer<br />

Hochschulschriften; Bd. 47). – Frankfurt:<br />

Verlag Josef Knecht. 2005. 184 S.<br />

(ISBN 3-7820-0886-3)<br />

Padberg, Lutz E. von: Stufen zur Bonifatiusverehrung.<br />

Zur Geschichte <strong>de</strong>s Co<strong>de</strong>x<br />

Ragyntrudis und <strong>de</strong>r Fuldaer Reliquien<br />

<strong>de</strong>s Bonifatius (Fuldaer Hochschulschriften;<br />

Bd. 25). – Frankfurt: Verlag Josef<br />

Knecht. 1996. 140 S. (ISBN 3-7820-0752-2)<br />

Padberg, Lutz E. von: Bonifatius. Missionar<br />

und Reformer (C.H. Beck Wissen; Bd.<br />

2319). – München: Verlag C. H. Beck.<br />

2003. 128 S., 3 Karten (ISBN 3-406-48019-5)<br />

Schwab, Michael / Wagner, Dieter (Hg.):<br />

Der Wahrheit verpachtet. Bonifatius-Jubiläum<br />

2004. (Dokumente zur Stadtgeschichte;<br />

Bd. 24). – Petersberg: Verlag Dr.<br />

Michael Imhof. 2004. 192 S., zahlr. farb<br />

Abb. (ISBN 3-937251 -97-9)<br />

Verein Bonifatius-Route e.V. (Hg.): „Auf<br />

Spurensuche ...“. Die Bonifatius-Route<br />

von Mainz nach Fulda. – Bad Vilbel: Verein<br />

Bonifatius-Route e.V. 2004. 51 S., ill.,<br />

mit Wan<strong>de</strong>rkarte Bonifatius-Route (Reihe:<br />

„Rhein-Main Vergnügen“ <strong>de</strong>s RMV).<br />

Vogel, Christian: Via Antiqua. Bonifatius’<br />

letzter Weg. Die Bonifatiusüberführung<br />

von Mainz nach Fulda und ihr Weg. –<br />

Niddatal: Verlag Christian Vogel. 2004.<br />

152 S., ill. (ISBN 3-9809805-0-2)<br />

Zusammenstellung von:<br />

Bernhard Merten<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

37


LITERATUR & MEDIEN<br />

38<br />

Rezensionen<br />

Weiler, Joseph H. H.<br />

EEiinn cchhrriissttlliicchheess<br />

EEuurrooppaa<br />

Erkundungsgänge. Mit einem Vorw. v. Ernst-<br />

Wolfgang Böckenför<strong>de</strong>. Aus d. Ital. übers. von<br />

Franz Reimer. – Salzburg: Verlag A. Pustet. 2004.<br />

168 S., € 9.90 (ISBN 3-7025-0493-1)<br />

Nach langem Ringen wur<strong>de</strong> am 29.10.2004<br />

<strong>de</strong>r Verfassungsvertrag für Europa in einer feierlichen<br />

Zeremonie auf <strong>de</strong>m Kapitol in Rom unter<br />

<strong>de</strong>r segnen<strong>de</strong>n Hand <strong>de</strong>r mächtigen Papststatue<br />

von Innozenz’ X. durch die 25 europäischen<br />

Staats- und Regierungschefs und ihren Außenministern<br />

unterzeichnet. Zu <strong>de</strong>n Unterzeichnern im<br />

„Saal <strong>de</strong>r Horatier und Kuratier“ <strong>de</strong>s Kapitolpalastes<br />

gehörte auch <strong>de</strong>r türkische Außenminister<br />

Gül. Was für eine Symbolik! Die Türkei, ein<br />

Land mit islamischer Leitkultur, das auf <strong>de</strong>m<br />

Weg zur europäischen Vollmitgliedschaft ist, unterzeichnet<br />

eine Verfassung über <strong>de</strong>r die segnen<strong>de</strong><br />

Hand eines Papstes unübersehbar die welthistorische<br />

Szene bestimmt. Der weihevolle Rahmen<br />

steht in<strong>de</strong>s in einem krassen Missverhältnis<br />

zur Nüchternheit <strong>de</strong>s Verfassungstextes, <strong>de</strong>r nun<br />

endgültig ohne einen bis zuletzt strittigen Gottesbezug<br />

auskommen will. Die Präambel möchte<br />

nichts von <strong>de</strong>n christlichen Wurzeln Europas<br />

wissen, sie beschränkt sich auf das „kulturelle,<br />

religiöse und humanistische Erbe“ – Roma locuta,<br />

causa finita.<br />

Der brilliante Essay von J. H. H. Weiler „Ein<br />

christliches Europa. Erkundungsgänge“, für <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r ehemalige Bun<strong>de</strong>sverfassungsrichter Ernst-<br />

Wolfgang Böckenför<strong>de</strong> das Vorwort geschrieben<br />

hat, kommt weltgeschichtlich zwar zu spät, seine<br />

vorgetragenen Argumente für einen Verfassungsbezug<br />

auf Gott o<strong>de</strong>r das Christentum bleiben<br />

aber gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb höchst aktuell. Weiler ist<br />

we<strong>de</strong>r Europäer noch Christ. Als Professor für Internationales<br />

Recht und Europarecht an <strong>de</strong>r New<br />

York University Law School und Sohn eines<br />

Rabbiners bewahrt er sich <strong>de</strong>n nüchternen Blick<br />

von außen. Er entwirft eine treffen<strong>de</strong> Analyse <strong>de</strong>r<br />

Paradoxien <strong>de</strong>r Europäischen Union und ihrer<br />

Strukturen. Gleichzeitig verfasst er – wie nebenbei<br />

– eine flammen<strong>de</strong> Verteidigungsre<strong>de</strong> für ein<br />

christliches Europa: „’Ein christliches Europa’ ist<br />

also kein exklusiver Club o<strong>de</strong>r kein notwendigerweise<br />

konfessionelles Europa. Vielmehr ist es ein<br />

Europa, das alle seine Bürger gleichermaßen in<br />

voller und umfassen<strong>de</strong>r Weise respektiert: Gläubige<br />

und Nichtgläubige, Christen und Nichtchristen.<br />

Es ist ein Europa, das, wenn es auch sein edles<br />

Erbe <strong>de</strong>r humanistischen Aufklärung feiert,<br />

seine Christophobie ablegt und we<strong>de</strong>r Angst noch<br />

Verlegenheit verspürt, das Christentum als einen<br />

<strong>de</strong>r zentralen Bestandteile in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

eigenen Zivilisation anzuerkennen.“ (22) Weiler<br />

spricht <strong>de</strong>m heftigen Wi<strong>de</strong>rstand seinen rationalen<br />

Kern ab; „Christophobie“ nennt er diese Form<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>de</strong>r Abwehr, die sich nicht aus prinzipiell verfassungsrechtlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n ableite, son<strong>de</strong>rn aus<br />

Motiven soziologischer, psychologischer und<br />

emotionaler Art (76). „Wie lange müssen wir noch<br />

Gefangene dieser mehr als 200-jährigen historischen<br />

Tradition bleiben? Der Staat hat sich gewan<strong>de</strong>lt<br />

und die Kirche noch mehr.“ (65)<br />

In diesem Zusammenhang weist Weiler auf<br />

einen in <strong>de</strong>r verfassungsrechtlichen Debatte bislang<br />

vernachlässigten Gesichtspunkt hin: Das<br />

Verhältnis von Religion und Politik im öffentlichen<br />

Raum, insbeson<strong>de</strong>re vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>s perhorreszierten „Zusammenpralls <strong>de</strong>r Kulturen“<br />

(Samuel Huntington): „Eines <strong>de</strong>r größten<br />

Hin<strong>de</strong>rnisse für die Ausbreitung <strong>de</strong>r Demokratie<br />

in vielen Gegen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Welt ist die weithin vertretene<br />

Ansicht, dass Religion und Demokratie<br />

einan<strong>de</strong>r feindlich gegenüber stün<strong>de</strong>n; dass die<br />

Annahme <strong>de</strong>r Demokratie als Staatsform die Verbannung<br />

Gottes und <strong>de</strong>r Religion aus <strong>de</strong>m öffentlichen<br />

Raum be<strong>de</strong>ute und diese zu einer privaten<br />

Angelegenheit mache.“ (65)<br />

Weiler bleibt aber nicht bei <strong>de</strong>r reinen Problemanalyse<br />

stehen, sein Lösungsvorschlag ist<br />

nicht weniger originell. In <strong>de</strong>r Missionsenzyklika<br />

„Re<strong>de</strong>mptoris missio“ erkennt Weiler einen<br />

Weg, wie wahrer Pluralismus, <strong>de</strong>r Freiheit zu und<br />

Freiheit von Religion wirkungsvoll gewährleisten<br />

kann, aussieht: „Sie (sc. Re<strong>de</strong>mptoris Missio)<br />

ist eine Lektion in tiefem Respekt für die eigene<br />

Person und für die An<strong>de</strong>ren; und sie ist mehr als<br />

eine Lektion: eine wirkliche und eigentliche Ordnung<br />

von Toleranz und Geduld. Sie ist kein ‚Mo<strong>de</strong>ll’<br />

für Europa (...). Dennoch bietet uns das<br />

christliche Denken ein Gesamt an Instrumenten,<br />

an konzeptionellen Herausfor<strong>de</strong>rungen, an I<strong>de</strong>en,<br />

die – mit <strong>de</strong>r gehörigen Sorgfalt – extrem nützlich<br />

sein können, wenn wir versuchen, die typische<br />

europäische Modalität <strong>de</strong>r Beziehungen ad gentes<br />

(im Inneren und nah außen) zu <strong>de</strong>finieren.“<br />

(106)<br />

Der Essay von Weiler gehört zu <strong>de</strong>n Büchern,<br />

die man sich fest vornimmt, noch mehrmals<br />

in die Hand zu nehmen, um sich von <strong>de</strong>m<br />

ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren originellen Gedanken inspirieren<br />

zu lassen. Die europäischen Erkundungsgänge<br />

sollte je<strong>de</strong>r gelesen haben, <strong>de</strong>r sich über<br />

das Verhältnis von Religion und Politik im europäischen<br />

Kontext sachkundig äußern möchte.<br />

So eignet sich Weilers Plädoyer für die Anerkennung<br />

<strong>de</strong>s christlichen Erbes in Europa i<strong>de</strong>al<br />

als Grundlagen- und Impulstext für fächerübergreifen<strong>de</strong><br />

Projekte zwischen ev. und kath. Religion,<br />

Gemeinschaftskun<strong>de</strong> und Geschichte.<br />

Was Europa ausmacht, kann nicht abschließend<br />

vom europäischen Verfassungskonvent stellvertretend<br />

beantwortet wer<strong>de</strong>n, es ist eine unabgeschlossene<br />

Frage, die immer wie<strong>de</strong>r nach<br />

neuen Antworten verlangt. Wenn Europa auch<br />

an unseren Schulen ankommen soll, wird es<br />

höchste Zeit Weilers Essay zur Kenntnis zu<br />

nehmen. Martin W. Ramb<br />

Hilberath, Bernd Jochen /<br />

Nitsche, Bernhard (Hg.)<br />

IIsstt KKiirrcchhee ppllaannbbaarr??<br />

Organisationsentwicklung und Theologie in Interaktion<br />

(TOPOS plus Tb. 383). – Kevelaer. TOPOS<br />

plus Verlagsgemeinschaft. 2002. 214 S., € 18.80<br />

(ISBN 3-7867-2383-4)<br />

Es ist bedrückend, dass theologische Grundlagen<br />

in <strong>de</strong>r Organisation <strong>de</strong>r Kirche oft nur eine<br />

unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle spielen. Das hat auch mit einer<br />

gewissen Spiritualisierung <strong>de</strong>r Kirche zu tun,<br />

durch die Maßnahmen <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung,<br />

wie sie in an<strong>de</strong>ren Unternehmen üblich<br />

sind, abgewehrt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r Feststellung:<br />

„Kirche ist doch ganz an<strong>de</strong>rs und kann nicht wie<br />

ein Unternehmen geführt wer<strong>de</strong>n“ wird oft die<br />

Planbarkeit von Kirche verneint, manchmal auch,<br />

um in <strong>de</strong>r konkreten Planungsnotwendigkeit freie<br />

Hand zu haben, ohne viel Einre<strong>de</strong> befürchten zu<br />

müssen. Natürlich ist von ihrem Ursprung und<br />

auch von ihrer konkreten Lebensform her Kirche<br />

eine an<strong>de</strong>re Organisation als etwa ein wirtschaftliches<br />

Unternehmen, auch an<strong>de</strong>rs als Non-Profit-<br />

Organisationen, trotz<strong>de</strong>m ist sie als eine Organisation<br />

und Unternehmung auch <strong>de</strong>n Planungsnotwendigkeiten<br />

unterworfen, beson<strong>de</strong>rs heute, wo<br />

sich eine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sozialen Gestalt <strong>de</strong>r<br />

Kirche klar abzeichnet o<strong>de</strong>r, besser gesagt, schon<br />

stattfin<strong>de</strong>t. Auch angesichts knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

materieller wie auch humaner Ressourcen ist Planung<br />

eine Notwendigkeit, steht man doch in <strong>de</strong>r<br />

Pflicht, verantwortlich mit Menschen und <strong>de</strong>n<br />

von ihnen aufgebrachten Geldmitteln umzugehen.<br />

So stellt sich meines Erachtens nur die Frage,<br />

wie diese Planung in <strong>de</strong>r Kirche vorgenommen<br />

wird. Mit <strong>de</strong>n Kategorien <strong>de</strong>r Gratuität, Alterität<br />

und Kommunikativität zeigt Matthias Scharer<br />

in seinem Beitrag in <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Sammelband<br />

aus lateinamerikanischer Perspektive<br />

<strong>de</strong>nn auch auf, dass Planung in <strong>de</strong>r Kirche sich nicht<br />

von Managementzielen gefangen nehmen lassen<br />

kann, son<strong>de</strong>rn gera<strong>de</strong> von ihrem Wesen <strong>de</strong>s Heilszuspruchs<br />

Gottes an <strong>de</strong>n Menschen her ihre Sozialform<br />

bestimmen lassen muss. Planung muss also<br />

Raum lassen für das Wirken Gottes. Damit<br />

wird eine eindimensionale Konzentration auf<br />

betriebswissenschaftliche Ansätze, die das Wesen<br />

<strong>de</strong>r Kirche nicht ernst nehmen, abgewehrt.<br />

Diese Verzahnung von Eigenart <strong>de</strong>r Kirche<br />

wird <strong>de</strong>nn auch durch das „Aufmerksamkeitspapier“<br />

(Warum dieser Name gewählt wur<strong>de</strong>,<br />

konnte ich im Buch nirgendwo ganz schlüssig erfahren.),<br />

das am konkreten betriebswirtschaftlichen<br />

Konzept <strong>de</strong>s „Strategischen Managements“<br />

ausgerichtet ist und die theologischen<br />

Prämissen in diesen organisatorischen Rahmen<br />

einbringt, vorzunehmen versucht. Dieses Aufmerksamkeitspapier,<br />

das von Urs Baumann, Oliver<br />

Dyma, Michael Fleck, Bernd Jochen Hilberath,<br />

Bernd Nitsche und Matthias Vött erstellt


wur<strong>de</strong>, bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>nn auch <strong>de</strong>n Bezugsrahmen für<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Beiträge in <strong>de</strong>m Buch, wobei<br />

aus meiner Sicht vor allem die Artikel im Abschnitt<br />

„Grundlegung“ spezifischer auf dieses<br />

Papier hätten ausgerichtet wer<strong>de</strong>n sollen. So wird<br />

etwa <strong>de</strong>r Ertrag <strong>de</strong>r Konzeption von Michael<br />

Hochschild in seinem Beitrag „Perspektivenwechsel<br />

nach vorn“, <strong>de</strong>r Kirche als Netzwerk mit<br />

verschie<strong>de</strong>nen Gra<strong>de</strong>n an Teilnahme und auch<br />

Teilhabe zeichnet, zu wenig in die konkrete Befassung<br />

mit Organisationsentwicklung berücksichtigt.<br />

Es ist ja in diesem Zusammenhang bezeichnend,<br />

dass die Einführung in das Aufmerksamkeitspapier<br />

erst am Beginn <strong>de</strong>s zweiten Teiles<br />

erfolgt.<br />

Im zweiten Teil <strong>de</strong>r Beiträge wird konkret auf<br />

einige Planungsbeispiele, die zum Teil auf diesem<br />

Aufmerksamkeitspapier, das <strong>de</strong>n theologischen<br />

Ausgangspunkt bei <strong>de</strong>r Communio-Theologie<br />

nimmt, aufbauen, eingegangen.<br />

Dieses konkrete Abklopfen <strong>de</strong>s Papiers auf<br />

die praktische Verwertbarkeit muss meines Erachtens<br />

noch fortgeführt wer<strong>de</strong>n, um das Aufmerksamkeitspapier<br />

weiter zu entwickeln. Je<strong>de</strong>nfalls<br />

wird hier aber ein wichtiger Schritt gesetzt,<br />

<strong>de</strong>r jenseits einer <strong>de</strong>r Kirche wi<strong>de</strong>rstreben<strong>de</strong>n<br />

Planungsi<strong>de</strong>ologie ein verantwortungsvolles Planen<br />

möglich macht. Allerdings gilt es immer<br />

auch auf das Problem hinzuweisen, dass die beste<br />

Planung wenig hilft, wenn von maßgeben<strong>de</strong>n<br />

Stellen die Bereitschaft, die Konsequenzen, die<br />

mit <strong>de</strong>r Planung verbun<strong>de</strong>n sind, zu tragen, nicht<br />

vorhan<strong>de</strong>n ist. Leopold Neuhold<br />

Kraus, Thomas J.<br />

WWeerr bbiinn iicchh??<br />

IId<strong>de</strong>ennttiittäätt uunndd<br />

SSeellbbssttffiinndduunngg<br />

Ein unterrichtspraktisches Handbuch mit Arbeitsblättern<br />

und Folienvorlagen für die Klassen 10-13<br />

in <strong>de</strong>n Fächern Religion und Ethik. – <strong>Limburg</strong>-<br />

Kevelaer: Lahn-Verlag 2003. 72 S., ill., DIN A 4.<br />

(ISBN 3-7840-3278-8)<br />

Natürlich soll schulischer Unterricht (vor allem?)<br />

Wissen vermitteln. Aber schon lange ist<br />

dies nicht mehr das einzige Ziel. Die pädagogische<br />

Dimension hat immer mehr an Be<strong>de</strong>utung<br />

gewonnen, nicht nur als Mittel zur Erreichung<br />

möglichst vieler Lerninhalte. Im Mittelpunkt<br />

steht beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n nicht naturwissenschaftlichen<br />

Fächern die Schülerin und <strong>de</strong>r Schüler in<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Entwicklungsstufen mit seinen<br />

Fragen, Wünschen, Problemen, Befindlichkeiten<br />

und ähnlichem. Diese Einflüsse begleiten je<strong>de</strong>n<br />

Menschen ein Leben lang. Beson<strong>de</strong>rs aber intensiv<br />

sind sie bei Heranwachsen<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>de</strong>n<br />

„Sinn <strong>de</strong>s Lebens, die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen, die<br />

eigene Position in <strong>de</strong>r Gesellschaft, Wertmaßstäbe<br />

für ein verantwortetes Han<strong>de</strong>ln“ suchen,<br />

wie es in <strong>de</strong>r Einleitung zu diesem Handbuch<br />

heißt. Unter die Leitfrage: „Wer bin ich?“ wird<br />

dieser Problemkreis gestellt und nach verschie<strong>de</strong>nen<br />

Gesichtspunkten entfaltet.<br />

Der „Planungsvorschlag“ sieht 11 Stun<strong>de</strong>n vor.<br />

Schwerpunkt <strong>de</strong>r ersten Stun<strong>de</strong>n ist die Frage<br />

nach <strong>de</strong>r eigenen I<strong>de</strong>ntität. Schon in <strong>de</strong>r Einleitung<br />

wird auf die uneinheitliche Be<strong>de</strong>utung dieses<br />

Begriffes hingewiesen. Den Einstieg bil<strong>de</strong>t<br />

das bekannte Personenraten, wobei in unverkrampfter<br />

Weise auf das Problem I<strong>de</strong>ntität hingeführt<br />

wird. Die folgen<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n arbeiten mit<br />

Texten und Gedanken von bekannten Autoren<br />

wie S. Freud, C.G. Jung, Bonhoeffer, „die Ärzte“,<br />

und weniger bekannten Verfassern wie Douglas<br />

Adams o<strong>de</strong>r Primo Levi. Aber immer wie<strong>de</strong>r kreisen<br />

die Gedanken um die Be<strong>de</strong>utung von I<strong>de</strong>ntität.<br />

Ab <strong>de</strong>r 7. Stun<strong>de</strong>, mit <strong>de</strong>m Milgram-Experiment,<br />

steht das „erkenne dich selbst“ im Zentrum<br />

<strong>de</strong>r Überlegungen. Gera<strong>de</strong> dieses Experiment<br />

zeigt, wie viel Unkenntnis über sich selbst<br />

beim einzelnen Menschen vorhan<strong>de</strong>n sein kann.<br />

Die 8. Stun<strong>de</strong> widmet sich <strong>de</strong>m Thema: Angst;<br />

und die darauf folgen<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> versucht, einige<br />

Stellen aus <strong>de</strong>m neuen Testament als „Antriebskraft<br />

für Selbsterkenntnis und Selbstfindung“ zu<br />

<strong>de</strong>uten. Was be<strong>de</strong>uten uns Vorbil<strong>de</strong>r, Leitbil<strong>de</strong>r,<br />

I<strong>de</strong>ale und Idole? Und welchen Einfluss üben<br />

Medien auf unsere I<strong>de</strong>ntität aus? Diese bei<strong>de</strong>n<br />

Fragenkreise bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>s Werkbuches.<br />

Wer gerne mit bis ins einzelne gehen<strong>de</strong>n Vorlagen<br />

arbeitet, fin<strong>de</strong>t hier ein geeignetes Arbeitsmaterial.<br />

Je<strong>de</strong> Stun<strong>de</strong> ist nach <strong>de</strong>m gleichen<br />

Grundmuster strukturiert: Zu Beginn steht ein genauer<br />

Stun<strong>de</strong>nverlauf. Der drauf folgen<strong>de</strong> schematische<br />

Überblick gibt in <strong>de</strong>r ersten Spalte die<br />

Lernschritte an und in <strong>de</strong>r 2. und 3. Spalte die jeweiligen<br />

Lernziele und Medien/Unterrichtsverfahren.<br />

Es schließt sich das geplante Tafelbild an,<br />

gefolgt von Arbeitsmaterialien. Diese sind zumeist<br />

aus <strong>de</strong>m gegenwärtigen Umfeld genommen<br />

und könnte bei <strong>de</strong>r Motivation zu <strong>de</strong>m angegebenen<br />

Thema eine Hilfe sein. Die beigefügten<br />

Arbeitsaufträge sind auch als Hausaufgaben gedacht.<br />

Bisweilen muss ein eingeplanter Text<br />

selbst beschafft wer<strong>de</strong>n. Dies, aber auch das<br />

durchgängig recht hohe Niveau <strong>de</strong>s angebotenen<br />

Stoffes setzt eine große Bereitschaft für die Vorbereitung<br />

voraus trotz <strong>de</strong>r sehr <strong>de</strong>taillierten Vorgaben.<br />

Diese Tatsache schließt nicht aus, ja for<strong>de</strong>rt<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n, je nach Befindlichkeit <strong>de</strong>r<br />

Lerngruppe, eigene Wege zu gehen. Bei <strong>de</strong>r Darstellung<br />

<strong>de</strong>r Lernziele wird ganz bewusst auf inhaltliche<br />

Vorgaben verzichtet. Vor allem sollen<br />

einheitliche Lösungen nicht unbedingt angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies könnte auch für <strong>de</strong>n Lehren<strong>de</strong>n ein<br />

Gewinn sein. Helmut Bahr<br />

Mennekes, Friedhelm<br />

BBeeggeeiisstteerruunngg uunndd<br />

ZZwweeiiffeell<br />

Profane und sakrale Kunst (Statement Reihe S 37).<br />

– Regensburg: Lidinger + Schmid Verlag. 2003.<br />

240 S., 22 Abb., € 19.90 (ISBN 3-929970-33-4)<br />

Es ist ruhiger gewor<strong>de</strong>n zwischen Kunst und<br />

Kirche. Aufgeregtheiten verbieten sich mittlerweile.<br />

Je<strong>de</strong>r geht seinen eigenen Weg. Das Verhält-<br />

nis ist inzwischen meistens uninteressiert distanziert.<br />

Die Provokationen <strong>de</strong>r Kunst wer<strong>de</strong>n von<br />

einer Kirche, die gelernt hat, sich abzuschotten,<br />

ertragen. Gleichgültigkeit aller Orten.<br />

Friedhelm Mennekes, Jesuit und Pfarrer einer<br />

kleinen Kölner Innenstadtpfarrei, ist einer <strong>de</strong>r<br />

wenigen, die auf hohem Niveau in Theorie und<br />

Praxis <strong>de</strong>n Dialog zwischen Kirche und Künstlern<br />

mit Begeisterung aufrecht erhalten. Und doch<br />

gibt es durchaus Grund zum Zweifel daran, was<br />

dieser Dialog bewirkt. In 21 Texten aus <strong>de</strong>n vergangen<br />

sechs Jahre formuliert Mennekes meistens<br />

mit großer sprachlicher Wucht seine Begeisterung<br />

über seine „Freigänge in <strong>de</strong>r Kunst“,<br />

wie er im Vorwort seines neuen Buches schreibt,<br />

um dann aber im letzten Aufsatz <strong>de</strong>s Buches massive<br />

Zweifel an <strong>de</strong>r Wirksamkeit solcher „Freigänge“<br />

im Christenvolk zu formulieren. „Keine<br />

auch nur annähernd lebendige Offenheit auf Seiten<br />

<strong>de</strong>r Kirchen“, so Mennekes in Hinblick auf<br />

große Ausstellungen zum Thema Religion und<br />

Kunst <strong>de</strong>r vergangenen 25 Jahre.<br />

Wer die Arbeit von Friedhelm Mennekes mit<br />

Kirche und Kunst und für Kirche und Kunst in<br />

Frankfurt am Main und in Köln in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

25 Jahren beobachtet hat, trifft all das<br />

in diesem Buch wie<strong>de</strong>r, was seine Arbeit wichtig<br />

macht: Die engagierte Re<strong>de</strong> zum Thema, seine<br />

Gedanken zu seiner Pastoral <strong>de</strong>s kommunikativen<br />

Zweifels in Köln, die Namen von Künstlern,<br />

die ihm von Anfang an begleitet haben – z.B. Alfred<br />

Hrdlicka, Arnulf Rainer und Gerhard Altenbourg<br />

–, das Künstlerinterview, das er zur Meisterschaft<br />

geführt hat, und immer wie<strong>de</strong>r die Namen<br />

von Künstlern, die ihn begeistert haben und<br />

vorantrieben, so z.B. Joseph Beuys, Francis Bacon,<br />

Bill Viola und in beson<strong>de</strong>rer Weise wohl alle<br />

die, <strong>de</strong>ren Installationen <strong>de</strong>n Kirchenraum von<br />

St. Peter und ihn selbst verwan<strong>de</strong>lt haben.<br />

Ausgangspunkt und Handlungsort seiner Freigänge<br />

in <strong>de</strong>r Kunst ist die Kirche St. Peter in Köln,<br />

die Mennekes in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren gegen<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zum Kunstraum gemacht hat. Hier<br />

experimentiert er mit <strong>de</strong>r Kunst und mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>,<br />

hier bringt er Kunst und Glauben zusammen,<br />

hier spielt sich das ab, worüber er nach<strong>de</strong>nkt<br />

und wovon er spricht und schreibt. Die Kunst ist<br />

für Mennekes wie ein riesiger Durchlauferhitzer<br />

für <strong>de</strong>n Glauben, auch für seinen, „<strong>de</strong>nn wie alle<br />

geistigen Vorgänge ist auch <strong>de</strong>r Glaube bedrängt<br />

von <strong>de</strong>n Gefahren <strong>de</strong>r Gewöhnung und Langeweile,<br />

von Grenzerlebnissen und Vanitas-Anmutungen<br />

o<strong>de</strong>r auch schlicht von einer intellektuellen<br />

Müdigkeit“.<br />

Mennekes lässt die Leserin und <strong>de</strong>n Leser <strong>de</strong>s<br />

Buches teilnehmen an <strong>de</strong>m Verän<strong>de</strong>rungspotential<br />

<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kunst, an ihrer Kraft und an ihrer<br />

enormen Bewegungskraft für Religion und<br />

Glaube. Kunst und Glaube sind Richtkräfte. Dies<br />

wird in <strong>de</strong>m Buch sehr <strong>de</strong>utlich: Mennekes gibt<br />

<strong>de</strong>r Kunst in <strong>de</strong>r Kirche Raum, nicht um sie zu<br />

vereinnahmen, son<strong>de</strong>rn um ihre Antriebskraft für<br />

<strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r Christen wirksam wer<strong>de</strong>n zu<br />

lassen, damit <strong>de</strong>r Glaube selbst wirksam wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Seine Sicht auf die Kunst ist die eines engagierten<br />

Pfarrers und Theologen und die eines begeisterten<br />

Kunsthistoriker und Kunstfreeks in<br />

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LITERATUR & MEDIEN<br />

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LITERATUR & MEDIEN<br />

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gleicher Weise. Dass all dies bei Mennekes nicht<br />

ohne Spannungen abgeht, noch dazu in einem<br />

Kirchenraum, wo Rubens Altarbild <strong>de</strong>r Kreuzigung<br />

Petri von 1638/40 über einem Altar <strong>de</strong>s spanischen<br />

Künstlers Eduardo Chillida von 2000<br />

hängt, muss nicht verwun<strong>de</strong>rn. In aller Offenheit<br />

berichtet Mennekes auch von <strong>de</strong>n Spannungen<br />

seiner Arbeit.<br />

Wer das Buch in die Hand nimmt und darin<br />

blättert, wird durch die vielen sehr guten Fotografien<br />

motiviert zu lesen. Je<strong>de</strong>m Text ist ein Foto<br />

zur Sache vorangestellt o<strong>de</strong>r beigegeben, so dass<br />

<strong>de</strong>utlich wird, worum es geht, auf dass auch die<br />

Leserin und <strong>de</strong>r Leser optisch Anteil hat an <strong>de</strong>m,<br />

was Mennekes in <strong>de</strong>r Seele bewegt: Der Raum,<br />

die Leere, die Kunst und die Künstler: Boltanski,<br />

Hrdlicka, Beuys, Altenbourg, Griebler, Bacon,<br />

Reum, Prager, Viola, Wilson, Rustin, Kapoor,<br />

Kounellis, Kulasek, Spitzer, Zobernig, Creed,<br />

Trockel. Das alles sind Namen erster Sahne und<br />

damit ein Ausweis für die Kompromisslosigkeit<br />

<strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>s Autors, <strong>de</strong>r formuliert: „Kunst ist<br />

bei mir kein Projekt; sie gehört konstitutiv zu<br />

meiner Arbeit, ist immer da, steht immer zentral.“<br />

Und <strong>de</strong>nnoch bleibt <strong>de</strong>r Zweifel, an wen Mennekes<br />

die Leserin und <strong>de</strong>n Leser teilnehmen lässt und <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>r fast trotzigen Bemerkung mün<strong>de</strong>t: „Obwohl<br />

frei und getrennt, geht es in <strong>de</strong>r Religion nicht ohne<br />

Kunst“. Ob <strong>de</strong>r Satz stimmt? Liest man das Buch,<br />

fin<strong>de</strong>t man die Antwort. August Heuser<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

DDiiee BBiibbeell<br />

Aus <strong>de</strong>r Heiligen Schrift <strong>de</strong>s Alten<br />

und Neuen Bun<strong>de</strong>s. Einführungen<br />

und Meditationen von Anselm Grün. –<br />

Freiburg u.a. : Verlag Her<strong>de</strong>r. 2003. 636 S., € 19,90<br />

(ISBN 3-451-27858-8)<br />

Das Lesen eines Buchs, das gilt auch für die<br />

Bibel, ist eine vielschichtige Erfahrung. Zur Deutung<br />

dieser Erfahrung hat <strong>de</strong>r französische Literaturwissenschaftler<br />

Gerard Genette die berühmte<br />

Theorie vom „Paratext“ formuliert, an die ich<br />

mich nach <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>r hier zu rezensieren<strong>de</strong>n<br />

„Grün-Bibel“ erinnert fühlte: Als Leser/-innen<br />

verstehen wir einen Text nicht nur durch seine inhaltliche<br />

Struktur, son<strong>de</strong>rn auch durch seinen<br />

„Paratext“, also durch Begleitumstän<strong>de</strong> wie die<br />

Bekanntheit <strong>de</strong>s Autors, <strong>de</strong>n Klappentext, das<br />

Druckbild und die Umschlaggestaltung. Auch<br />

meine Leseerfahrung begann vor <strong>de</strong>r eigentlichen<br />

Lektüre beim Aussehen und Anfühlen einer Bibel,<br />

auf <strong>de</strong>ren Klappentext die Lettern „Bibel“<br />

ebenso groß geschrieben sind wie <strong>de</strong>r Name <strong>de</strong>s<br />

spirituellen Erfolgsautors „Anselm Grün“. Werbegraphisch<br />

optimal plaziert ist neben <strong>de</strong>m Namen<br />

„Grün“ übrigens das Cover-Foto, das idyllische<br />

Ölbäume im frühlingshaft grünen Galiläa<br />

hoch über <strong>de</strong>m See Genesareth zeigt.<br />

Die Tatsache, dass die Grün-Bibel 2003 schon<br />

ein Jahr nach <strong>de</strong>r Erstausgabe in <strong>de</strong>r dritten Auflage<br />

erscheint, zeigt, dass die Verlagsi<strong>de</strong>e, altbekannte<br />

Bibel-Texte von <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeitigen religiösen<br />

Bestseller-Autor kommentieren zu lassen,<br />

beim Publikum auf Resonanz stößt. In <strong>de</strong>r Tat ist<br />

das „Phänomen Grün“ beeindruckend: Auf <strong>de</strong>r<br />

Liste <strong>de</strong>r Topseller <strong>de</strong>r Warengruppe „Religiöses<br />

Buch“ liest man 25 mal <strong>de</strong>n Namen Anselm Grün,<br />

<strong>de</strong>r noch vor <strong>de</strong>m Dalai Lama und Eugen Drewermann<br />

gleich die sechs ersten Plätze en bloc<br />

einnimmt. Weit über 100 Schriften und Tonträger<br />

von Grün sind lieferbar, Übersetzungen gibt es in<br />

rund 30 Sprachen. Allein die Auflage seiner Engel-Bücher,<br />

mit <strong>de</strong>nen ihm <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Durchbruch beim breiten Publikum gelang, beträgt<br />

über 1,3 Millionen.<br />

Obwohl Grün in seinem neuesten Interview-<br />

Buch „Mein Weg in die Weite“ die Charakterisierungen<br />

als „Vielschreiber“ und „Guru“ von sich<br />

weist, lege ich die Bibelausgabe mit <strong>de</strong>n Grünschen<br />

Kommentierungen nicht ohne das Gefühl<br />

aus <strong>de</strong>r Hand, da sei doch ein literarisches Produkt<br />

ein wenig „nebenbei“ entstan<strong>de</strong>n. Textgrundlage<br />

<strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Ausgabe ist dabei nicht,<br />

wie man vielleicht erwarten wür<strong>de</strong>, die Einheitsübersetzung,<br />

son<strong>de</strong>rn die (sprachlich freilich sehr<br />

schöne und poetisch dichte) <strong>de</strong>utsche Übersetzung<br />

<strong>de</strong>r Jerusalemer Bibel in Her<strong>de</strong>rs Bibelkommentar<br />

von 1966. Dabei sind die Texte garniert<br />

mit Kurzkommentaren, die einem festen Schema<br />

folgen: Eine Auswahl aller biblischen Bücher <strong>de</strong>s<br />

Alten und Neuen Testaments leitet Grün auf jeweils<br />

1-2 Seiten in Form von Kurzkommentaren<br />

ein, die zuerst knappe exegetische Informationen<br />

und dann einen spirituellen Impuls enthalten.<br />

Aufgrund dieser Kürze kommt es freilich nicht<br />

mehr zu <strong>de</strong>n „Meditationen“, die auf <strong>de</strong>m Buch<strong>de</strong>ckel<br />

neben <strong>de</strong>n „Einführungen“ noch käuferorientiert<br />

angekündigt waren. Es gelingt Grün<br />

zwar überzeugend, bibeltheologische Sachverhalte<br />

mit menschlichen Grundphänomenen in<br />

Beziehung zu setzen (z.B. „So nahe sind Erfolg<br />

und Nie<strong>de</strong>rgang, Weisheit und Torheit nicht nur<br />

bei Salomo, son<strong>de</strong>rn auch bei uns...“, S. 180),<br />

auch die vielen schönen sprachlichen Bemerkungen<br />

(„Das lateinische Wort für Trost ‘consolatio’<br />

be<strong>de</strong>utet: Mit <strong>de</strong>m Einsamen sein...“, S. 7) inspirieren<br />

die Bibellektüre. Jedoch kommt Grüns<br />

Stärke, die seinen Erfolg als geistlicher Schriftsteller<br />

ausmacht, nämlich die Entwicklung tiefgehen<strong>de</strong>r<br />

spiritueller Gedankengänge, in <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Kommentierungen ein<strong>de</strong>utig zu kurz.<br />

Daraus ergibt sich ein Problem: In Form sehr<br />

knapp geratener geistlicher Happen (wie z.B. „Lesen<br />

<strong>de</strong>r Bibel ist wie ein Ringen, bis wir mit uns<br />

selbst eins wer<strong>de</strong>n...“, S. 8) wer<strong>de</strong>n die Leser/-innen<br />

zwar anfänglich in die Tiefe bibeltheologischer<br />

Gedanken hineingeführt, dann aber mit wenigen<br />

An<strong>de</strong>utungen allein gelassen.<br />

Verwun<strong>de</strong>rt hat mich die (zugegebenermaßen<br />

nicht einfache) Textauswahl, beson<strong>de</strong>rs im Alten<br />

Testament: Zunächst dachte ich in <strong>de</strong>r Konzentration<br />

auf bekannte biblische Figuren wie Simson,<br />

Samuel o<strong>de</strong>r Salomo ein legitimes Auswahlschema<br />

ent<strong>de</strong>ckt zu haben. An<strong>de</strong>rerseits scheint<br />

diese doch keinem theologischen Muster zu folgen,<br />

da so fundamentale alttestamentliche Erzählungen<br />

wie die vom Jom Kippur und <strong>de</strong>m Sün<strong>de</strong>nbockritual<br />

(Lev 16), von <strong>de</strong>r Jotam-Fabel (Ri 9)<br />

o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r personifizierten Weisheit (Spr 8,<br />

Sir 24) fehlen. In <strong>de</strong>n Evangelien <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />

habe ich positiv festgestellt, dass in Bezug<br />

auf Judas Iskariot das griech. „paradidonai“<br />

an allen Stellen zutreffend und vorurteilsfrei mit<br />

„überliefern“ wie<strong>de</strong>rgegeben wird, während in<br />

<strong>de</strong>n Kapitelüberschriften – entgegen <strong>de</strong>r neueren<br />

Judas-Forschung – lei<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Begriff „Verrat“<br />

stehenblieb. Psychologisch einleuchtend,<br />

aber nicht auf <strong>de</strong>r Höhe einer antijudaismusfreien<br />

Paulus-Interpretation wirkt in <strong>de</strong>r Einleitung<br />

zum Galaterbrief <strong>de</strong>r Satz „Wir sind frei gegenüber<br />

<strong>de</strong>m Gesetz, frei vom Zwang, uns selbst<br />

beweisen zu müssen“ (539). Warum wird <strong>de</strong>r<br />

wun<strong>de</strong>rschöne Philemonbrief, <strong>de</strong>r ohnehin nur<br />

25 Verse kurz ist, so radikal auf die Verse 8-21<br />

zurückgestutzt und damit eines <strong>de</strong>r persönlichsten<br />

Dokumente <strong>de</strong>s Paulus in seiner Briefform<br />

zerstört?<br />

Fazit: Ein interessanter Publikationsversuch,<br />

<strong>de</strong>r für die religionspädagogische Arbeit jedoch<br />

nur bedingt brauchbar ist, nicht zuletzt weil „Bibel“<br />

hier und „Grün“ da letztlich irgendwie unvermittelt<br />

nebeneinan<strong>de</strong>r stehen bleiben. Dafür<br />

eine an<strong>de</strong>re Empfehlung: Grüns Bibeleinführungen<br />

im Kreuz Verlag sind wesentlich besser gelungen.<br />

Christian Cebulj<br />

DDiiee BBiibbeell<br />

Texte und Informationen von<br />

Dietrich Steinwe<strong>de</strong>. – Düsseldorf:<br />

Patmos Verlag 2003. 224 S., durchgeh. farb. ill.,<br />

€ 24.90 (ISBN 3-481-79721-7)<br />

Vor allem Religionslehrerinnen und Religionslehrer<br />

in <strong>de</strong>r Grundschule wer<strong>de</strong>n große Erwartungen<br />

an diesen Band haben, kennen sie<br />

doch wahrscheinlich <strong>de</strong>n Verfasser aus seinen<br />

bisher erschienenen Werken, vor allem von <strong>de</strong>n<br />

guten Sachbüchern zu einzelnen biblischen Themen<br />

für die Behandlung in <strong>de</strong>n ersten Schuljahren.<br />

Über die Adressaten dieses Buches schreibt<br />

<strong>de</strong>r Verfasser im Vorwort: Diese Bibelausgabe<br />

wen<strong>de</strong>t sich an junge und junge gebliebene Leser,<br />

die über die Bibel genauer informiert wer<strong>de</strong>n<br />

möchten. Die ausgewählten Bibeltexte liegen<br />

durchweg in <strong>de</strong>r Form <strong>de</strong>r Nacherzählung<br />

vor, die sich eng an <strong>de</strong>n Originaltext anlehnt. Je<strong>de</strong>m<br />

Text sind Erklärungen angefügt. Die durchweg<br />

farbige Bebil<strong>de</strong>rung lockert nicht nur die<br />

Textseiten auf, sie dient auch <strong>de</strong>m besseren Verständnis<br />

<strong>de</strong>r angebotenen Inhalte. Die Textauswahl,<br />

ergänzt durch Abhandlungen zu bestimmten<br />

Themen wie Schöpfung und Naturwissenschaft,<br />

die abrahamitischen Religionen, Israel<br />

im Exil und unter griechischer Vormacht, die<br />

Entstehung <strong>de</strong>r christlichen Bibel, Weihnachten<br />

mit Matthäus und Lukas, Synagoge und Tempel<br />

– die Aufzählung ist nicht vollständig – gewährleistet<br />

einen guten und weit gefassten Einblick<br />

in die Welt <strong>de</strong>r Bibel und ihre wesentlichen Inhalte.<br />

Die nacherzählten Bibeltexte – und das fällt<br />

ganz <strong>de</strong>utlich auf – sind im Präsens formuliert.<br />

Die Absicht ist unschwer zu erkennen. Die Texte<br />

wirken damit nicht wie „vergangene“ Texte,<br />

son<strong>de</strong>rn verstärken <strong>de</strong>n Gegenwartsbezug. Hier<br />

liegt wohl auch <strong>de</strong>r Grund für die Form <strong>de</strong>r<br />

„Nacherzählung“. Wenn dabei Wortspiele in <strong>de</strong>r<br />

Ursprache, die in <strong>de</strong>r wortgetreuen Übersetzung


nicht erkannt wer<strong>de</strong>n können, wie dies z.B.<br />

gleich in Gn 2 mit <strong>de</strong>n Begriffen: adam – <strong>de</strong>r<br />

Mensch und adama – die Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fall ist, kenntlich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n, dient dies selbstverständlich<br />

auch <strong>de</strong>m vertieften Verständnis <strong>de</strong>r Texte.<br />

Problematisch wird es bei unnötigen Ausschmückungen,<br />

die vielleicht die Texte anschaulicher<br />

und „lebendiger“ wer<strong>de</strong>n lassen, aber niemals<br />

<strong>de</strong>n ursprünglichen Text verfälschen dürfen. So<br />

steht in Gn 2 <strong>de</strong>r Mensch im Mittelpunkt und alles<br />

wird auf ihn hin geschaffen. Dieser Grundgedanke<br />

wird verwässert, wenn es in <strong>de</strong>r Nacherzählung<br />

entgegen <strong>de</strong>m Urtext von <strong>de</strong>r Zeit vor<br />

<strong>de</strong>r Erschaffung <strong>de</strong>s Menschen heißt: und es<br />

wächst und grünt und blüht.<br />

Die altgriechische Stadt Thessalonich heißt<br />

heute wie<strong>de</strong>r Thessaloniki und nicht mehr, wie<br />

im Buch angegeben, Saloniki. Bei <strong>de</strong>n 613 Bestimmungen<br />

– 248 Gebote und 365 Verbote – bietet<br />

sich direkt eine Erklärung über die Herkunft<br />

dieser Zahlen an. So sind es „nur“ mathematische<br />

Größen. Be<strong>de</strong>nken müssen angemel<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

zu Erklärungen über die Geburtsgeschichte Jesu<br />

bei Matthäus. Dort wird nur ungenau hingewiesen<br />

auf die Ungeschichtlichkeit <strong>de</strong>r berichteten<br />

Ereignisse. Deutlichstes Beispiel: Der Stern von<br />

Betlehem stand wirklich am Himmel. Allerdings<br />

folgt einige Seiten später die Erklärung: Der Glaube<br />

an die „Wahrheit“ dieser Geburtslegen<strong>de</strong>n muss<br />

nicht erschüttert wer<strong>de</strong>n. Eine Geschichte kann<br />

wahr sein, auch wenn das, was sie erzählt, sich<br />

nicht alles so ereignet hat. Ebenso problematisch<br />

ist die <strong>de</strong>finitive Terminangabe von Jesu Tod (Zitat:<br />

Jesus stirbt am Freitag, <strong>de</strong>m 7. April <strong>de</strong>s Jahres<br />

30 um die 9. Stun<strong>de</strong>: 15 Uhr. Es ist <strong>de</strong>r 15. Nisan<br />

<strong>de</strong>s jüdischen Jahres, <strong>de</strong>r Tag <strong>de</strong>r Vorbereitung<br />

zum Pessachfest).<br />

Wenige unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Ungenauigkeiten seien<br />

nur am Ran<strong>de</strong> erwähnt, z.B.: Wie Markus zeichnet<br />

Matthäus <strong>de</strong>n Weg Jesu von <strong>de</strong>r Geburt (sic!)<br />

bis zur Auferstehung nach. Über die Bebil<strong>de</strong>rung<br />

heißt es im Vorwort: Zu <strong>de</strong>n Sachzeichnungen,<br />

Karten, Fotos, die die geschichtliche Ebene ansprechen,<br />

treten Textillustrationen mit unterschiedlich<br />

hohem künstlerischen Anspruch. Beson<strong>de</strong>rs<br />

auffallend sind – allerdings nur wenige – bildliche<br />

Darstellungen im Stil <strong>de</strong>r Bebil<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n<br />

Schriften einer in unseren Breiten bekannten religiösen<br />

Gruppe. Das ist sicher Geschmacksache.<br />

Die genannte Kritik soll aber auf keinen Fall die<br />

überwiegend positiven Seiten in diesem Buch<br />

ver<strong>de</strong>cken. Ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen,<br />

sei abschließend folgen<strong>de</strong>s gesagt: Die gegebenen<br />

Erklärungen sind für je<strong>de</strong>rmann verständlich,<br />

auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r theologischen Erkenntnisse,<br />

scheuen selbst brisante Aussagen nicht,<br />

auch solche, die offensichtlich noch nicht zum<br />

Allgemeinwissen gehören, erweitern das Wissen<br />

um die Bibel, vermitteln in einer vertretbaren Auswahl<br />

Kenntnisse um geschichtliche und geografische<br />

Tatsachen und versuchen, all diese Aspekte<br />

in einen Zusammenhang zu stellen. Wer sein<br />

Wissen um die Hl. Schrift auf eine soli<strong>de</strong> Grundlage<br />

stellen will, aber hochgelehrte und umfangreiche<br />

wissenschaftliche Darstellungen zum Thema<br />

scheut, fin<strong>de</strong>t in diesem Buch <strong>de</strong>n richtigen<br />

Partner. Helmut Bahr<br />

SSttuuttttggaarrtteerr<br />

AAlltteess TTeessttaammeenntt<br />

Einheitsübersetzung mit Kommentar<br />

und Lexikon. Hg.v. Erich Zenger. – Stuttgart:<br />

Katholische Bibelanstalt. 2003. 1839 S. +<br />

121 S. Anhang, 2 farb. u. 9 sw Karten. € 48.00<br />

(ISBN 3-920609-45-X)<br />

SSttuuttttggaarrtteerr<br />

NNeeuueess TTeessttaammeenntt<br />

Einheitsübersetzung mit Kommentar<br />

und Erklärung. Hg. v. Helmut Merklein.-<br />

Stuttgart: Katholisches Bibelanstalt. 2003. 504 S.<br />

u. 84 S. Anhang, 2 farb. u. 4 sw Karten. € 21.50<br />

(ISBN 3-920609-43-5)<br />

AATT uunndd NNTT iimm PPaacckk<br />

€ 59.90 (ISBN 3-920608-47-6)<br />

Bei <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Werk han<strong>de</strong>lt es sich<br />

um eine so genannte „Erklärungsbibel“: In <strong>de</strong>n<br />

Bibeltext (hier <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>r Einheitsübersetzung)<br />

sind an vielen Stellen – durch Kleindruck und Einrückung<br />

abgesetzt – Erläuterungen eingestreut, die<br />

<strong>de</strong>n heutigen Leser/-innen theologische, historische<br />

und literarische Sachverhalte verständlich<br />

machen. In bei<strong>de</strong>n Teilbän<strong>de</strong>n sind die gebotenen<br />

Informationen auf <strong>de</strong>m neuesten Stand <strong>de</strong>r Bibelwissenschaft,<br />

wenngleich strittige Fragen natürlich<br />

höchstens ange<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n können. Den<br />

einzelnen biblischen Büchern sind Einführungen<br />

vorangestellt. Der Anhang bietet jeweils die Sacherklärungen<br />

(Begriffe, Münzen, Chronologien etc.)<br />

und Karten, die auch in unkommentierten Ausgaben<br />

<strong>de</strong>r Einheitsübersetzung zu fin<strong>de</strong>n sind.<br />

Damit sind die Gemeinsamkeiten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Bän<strong>de</strong> vorgestellt. Bei genauerem Hinsehen ent<strong>de</strong>ckt<br />

man, dass es sich doch um recht verschie<strong>de</strong>ne<br />

Werke han<strong>de</strong>lt. Für das NT wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kommentierungstext<br />

<strong>de</strong>r evangelischen „Stuttgarter<br />

Erklärungsbibel“ von 1992 zu Grun<strong>de</strong> gelegt. Das<br />

Vorwort <strong>de</strong>s inzwischen verstorbenen Bonner<br />

Neutestamentlers Helmut Merklein gibt Rechenschaft<br />

von <strong>de</strong>n erfolgten Überarbeitungen: Die<br />

Erläuterungen wur<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>r Einheitsübersetzung<br />

angepasst; es wur<strong>de</strong>n die Einführungen<br />

<strong>de</strong>r Einheitsübersetzung zu <strong>de</strong>n biblischen<br />

Büchern übernommen; katholische Traditionen<br />

und Vorlieben wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Eigennamen und<br />

Abkürzungen, aber auch beim Umfang <strong>de</strong>r Erläuterung<br />

beson<strong>de</strong>rs relevanter Stellen berücksichtigt.<br />

Wichtig ist aber vor allem, dass die exegetische<br />

Diskussion <strong>de</strong>r letzten Jahre in drei Bereichen<br />

neu einbezogen und damit für die praktische<br />

Bibelarbeit fruchtbar gemacht wur<strong>de</strong>: bei <strong>de</strong>r<br />

Auslegung <strong>de</strong>r Paulusbriefe, <strong>de</strong>s Matthäusevangeliums<br />

und <strong>de</strong>r Stellen, die sich direkt auf das<br />

Ju<strong>de</strong>ntum beziehen. Dafür jeweils ein Beispiel,<br />

zunächst zur Paulusexegese: Dem Gesetz kommt<br />

nach heute verbreiteter Ansicht eine <strong>de</strong>utlich positivere<br />

Funktion zu, als das in <strong>de</strong>r traditionellen<br />

Exegese gesehen wur<strong>de</strong>. „Dass <strong>de</strong>r Mensch aus<br />

Werken <strong>de</strong>s Gesetzes nicht gerecht wird (...),<br />

liegt nach dieser (sc. <strong>de</strong>r heutigen) Auffassung<br />

nicht daran, dass das Tun <strong>de</strong>s Gesetzes – als Möglichkeit<br />

menschlichen Rühmens vor Gott – selbst<br />

schon Sün<strong>de</strong> ist, son<strong>de</strong>rn daran, dass <strong>de</strong>r Mensch<br />

– als Sün<strong>de</strong>r – sich auf das Kriterium <strong>de</strong>r Gesetzeswerke<br />

nicht berufen kann“ (Vorwort S. 8).<br />

Diese neue Sichtweise kommt z.B. in <strong>de</strong>r Kommentierung<br />

von Röm 3,27-31 zum Ausdruck:<br />

Das Gesetz wird in <strong>de</strong>r Tat „aufgerichtet“ und ist<br />

auch für Christen als Liebesgebot gültig; das Bemühen<br />

um seine Erfüllung ist also keineswegs<br />

von vorneherein Sün<strong>de</strong>. Erstaunlich ist dann freilich<br />

die Erklärung zu Gal 3,11: Das Streben nach<br />

Gesetzeserfüllung stehe vor allem <strong>de</strong>shalb unter<br />

<strong>de</strong>m Fluch, weil es „zu einer falschen Haltung vor<br />

Gott führt“. Mir scheint hier ein Relikt <strong>de</strong>r älteren<br />

Paulus<strong>de</strong>utung stehen geblieben zu sein. – Bei<br />

<strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s Matthäusevangeliums wird<br />

berücksichtigt, dass <strong>de</strong>r Verfasser und seine Gemein<strong>de</strong><br />

nach heutiger Sicht vermutlich ju<strong>de</strong>nchristlich<br />

waren (das spielt z.B. bei <strong>de</strong>r Erläuterung<br />

von Mt 23,1-4, <strong>de</strong>r Kritik an Pharisäern und<br />

Schriftgelehrten, eine Rolle). – Bei <strong>de</strong>n ntl. Stellen,<br />

die sich negativ auf das Ju<strong>de</strong>ntum beziehen,<br />

wird hervorgehoben, dass sie auf „innerjüdische<br />

Differenzierungsprozesse“ (8) zurückgehen, also<br />

ursprünglich Kritik von Ju<strong>de</strong>n an Ju<strong>de</strong>n waren,<br />

später aber oft eine verheeren<strong>de</strong>, durch nichts gerechtfertigte<br />

antijudaistische Wirkungsgeschichte<br />

erfahren haben. Hier muss die Auslegung beson<strong>de</strong>rs<br />

sensibel vorgehen (so etwa zu Mt 27,25,<br />

<strong>de</strong>m sogen. „Blutruf“).<br />

Der atl. Band basiert nicht auf einer früheren<br />

Kommentierung. Er ist das Gemeinschaftswerk<br />

einer Vielzahl <strong>de</strong>utschsprachiger Alttestamentler,<br />

die unter <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rführung von Erich Zenger<br />

ihre Kurzkommentare speziell für diese Erklärungsbibel<br />

geschrieben haben. Hier sind die Einführungstexte<br />

zu <strong>de</strong>n einzelnen biblischen Büchern<br />

nicht mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Einheitsübersetzung<br />

i<strong>de</strong>ntisch, son<strong>de</strong>rn stammen vom jeweiligen Bearbeiter.<br />

Auch ein sehr ausführliches Lexikon<br />

wur<strong>de</strong> eigens erstellt, das von „Aaron“ über<br />

„Mensch“ bis „Zypern“ hilfreiche Einträge zur<br />

Verfügung stellt. Eine Gemeinsamkeit <strong>de</strong>r Kommentierung<br />

liegt darin, „dass die alttestamentlichen<br />

Texte ihre ureigene Gottesbotschaft sagen<br />

dürfen, ohne dass sie gleich neutestamentlich ergänzt<br />

o<strong>de</strong>r korrigiert wer<strong>de</strong>n“ (Vorwort S. 7).<br />

Diese Überzeugung vom Eigenwert <strong>de</strong>s AT als<br />

Heiliger Schrift kommt an vielen Stellen zum<br />

Ausdruck, z.T. vermutlich zur Überraschung<br />

mancher Leser/-innen. Zur berühmten Immanuel-Weissagung<br />

Jes 7,14 liest man: „Es ist dabei an<br />

einen Sohn <strong>de</strong>s Ahas zu <strong>de</strong>nken, über <strong>de</strong>n sonst<br />

nichts bekannt ist (...). Das hebräische Wort almah<br />

meint eine geschlechtsreife junge Frau (...).<br />

Der Aspekt <strong>de</strong>r Jungfrauengeburt gehört zur Wirkungsgeschichte<br />

dieses Textes (Mt 1,23; Lk<br />

1,31), die sich auf die griechische (parthenos)<br />

und lateinische Übersetzung (virgo) stützt.“ O<strong>de</strong>r<br />

es wird zu Jes 52,13-53,12 die Warnung geäußert:<br />

„Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s vierten Lieds vom Gottesknecht<br />

in <strong>de</strong>r christlichen Tradition für die<br />

Deutung <strong>de</strong>s Schicksals Jesu von Nazaret darf<br />

nicht dazu führen, seine Funktion im Duktus <strong>de</strong>s<br />

Jesajabuches zu missachten“. Der Bearbeiter, Ulrich<br />

Berges, will hinter <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s Knechts<br />

das von <strong>de</strong>n Babyloniern geplün<strong>de</strong>rte Jerusalem<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

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LITERATUR & MEDIEN<br />

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sehen, alternativ evtl. <strong>de</strong>n anonymen Propheten<br />

„Deuterojesaja“.<br />

Wer nicht nur <strong>de</strong>n unkommentierten Bibeltext<br />

lesen will, weil dabei viele Fragen offen bleiben,<br />

aber auch nicht Zeit und Muße hat, sich Kommentare<br />

o<strong>de</strong>r sonstige Sekundärliteratur zu suchen,<br />

<strong>de</strong>r sollte zu <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hier besprochenen<br />

Bän<strong>de</strong>n greifen. Sie bieten zuverlässige und anregen<strong>de</strong><br />

Hilfestellung zu einer neuen Lektüre altbekannter<br />

Texte. Thomas Schmeller<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Theißen, Gerd<br />

ZZuurr BBiibbeell mmoottiivviieerreenn<br />

Inhalte und Metho<strong>de</strong>n einer<br />

offenen Bibeldidaktik. – Gütersloh: Gütersloher<br />

Verlagshaus. 2003. 368 S., € 29.95 (ISBN 3-579-<br />

05393-0)<br />

Es bedürfe keiner Begründung, dass ein Exeget<br />

eine Bibeldidaktik schreibe. Er betreibe schließlich<br />

in seiner universitären Lehre ständig Bibeldidaktik.<br />

Mit dieser Feststellung beginnt Gerd<br />

Theißen sein Buch zur Bibeldidaktik, um freilich<br />

sogleich einzuräumen, dass bislang keine Bibeldidaktik<br />

eines Fachexegeten vorliegt (12). Der<br />

Autor ist evangelischer Neutestamentler in Hei<strong>de</strong>lberg.<br />

Seine bibelwissenschaftliche Arbeit, die<br />

oft die Grenzen <strong>de</strong>r Exegese auf an<strong>de</strong>re Disziplinen<br />

wie die Soziologie, die Psychologie, die Natur-<br />

o<strong>de</strong>r die Religionswissenschaft hin öffnet,<br />

hat hohe Anerkennung gefun<strong>de</strong>n. Theißens bibelwissenschaftlicher<br />

Standort und sein vielfältiges<br />

interdisziplinäres Interesse prägen auch das vorliegen<strong>de</strong><br />

Buch.<br />

Theißen entwirft das Konzept einer „offenen<br />

Bibeldidaktik“, d.h. einer Bibeldidaktik, „die um<br />

ein Bibelverstehen für alle wirbt“ (22) – „unabhängig<br />

von Glauben und Unglauben“ (25). Der<br />

Begründung und Aufgabenbeschreibung dieser<br />

Didaktik, <strong>de</strong>ren Sitz im Leben die säkularisierte<br />

und plurale postmo<strong>de</strong>rne Gesellschaft ist, widmet<br />

sich das erste, einleiten<strong>de</strong> Kapitel (15-26).<br />

Der folgen<strong>de</strong> erste Hauptteil steht unter <strong>de</strong>r<br />

Leitfrage: Warum soll man die Bibel studieren?<br />

In einem ersten Gedankengang (28-62) geht es<br />

Theißen um <strong>de</strong>n Nachweis, dass die Bibel – unabhängig<br />

von Glaube o<strong>de</strong>r Unglaube – ein unverzichtbares<br />

Element <strong>de</strong>r allgemeinen Bildung ist.<br />

Sowohl zur Erschließung <strong>de</strong>r Wirklichkeit, wie<br />

sie die Natur-, die Sozial- und die Geisteswissenschaften<br />

leisten, als auch zum geschichtlich gewachsenen<br />

Selbstverständnis <strong>de</strong>s Menschen in <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart hat die Bibel s.E. Wesentliches beizusteuern.<br />

Ein zweites Kapitel diskutiert dann die<br />

Begründung <strong>de</strong>r Bibellektüre speziell für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

(63-115). Hier fin<strong>de</strong>t sich eine<br />

kritische und weiterführen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit wichtigen Konzepten <strong>de</strong>s Bibelunterrichts im<br />

20. und beginnen<strong>de</strong>n 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Der zweite Hauptteil wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>n Inhalten<br />

eines Bibelstudiums in <strong>de</strong>r Schule (o<strong>de</strong>r an an<strong>de</strong>ren<br />

Lernorten) zu. Auf <strong>de</strong>r Suche nach Kriterien<br />

für die notwendige Auswahl und Aufarbeitung<br />

biblischer Texte für <strong>de</strong>n Unterricht (118-<br />

130) entschei<strong>de</strong>t sich Theißen für die Kategorien<br />

<strong>de</strong>s Elementaren und <strong>de</strong>r Dialogisierung. Mit<br />

<strong>de</strong>m Ersten ist einerseits die Frage nach geistlichen<br />

Grundstrukturen in <strong>de</strong>r Bibel, an<strong>de</strong>rerseits<br />

die nach <strong>de</strong>m für das Lernen und Leben <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler Grundlegen<strong>de</strong>n gemeint.<br />

Hinter <strong>de</strong>m Stichwort Dialogisierung steht die<br />

(sich aus <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r offenen Bibeldidaktik<br />

ergeben<strong>de</strong>) Frage, was die Bibel im Dialog mit<br />

<strong>de</strong>r säkularen Kultur, mit an<strong>de</strong>ren Religionen und<br />

zwischen <strong>de</strong>n Konfessionen zu sagen hat. Die folgen<strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Kapitel führen die Elementarisierung<br />

<strong>de</strong>r Bibel (zwei Grundaxiome, <strong>de</strong>n<br />

Glauben an <strong>de</strong>n einen und einzigen Gott und <strong>de</strong>n<br />

Glauben an <strong>de</strong>n Erlöser Jesus Christus, sowie<br />

weitere Grundmotive wie Schöpfung, Weisheit,<br />

Umkehr u.a. nennt Theißen; 131-173) und ihre<br />

Dialogisierung (174-264) durch. Sie sind stark<br />

biblisch-theologisch bzw. fundamentaltheologisch<br />

ausgerichtet.<br />

Der dritte Hauptteil greift <strong>de</strong>n Begriff „motivieren“<br />

aus <strong>de</strong>m Untertitel auf. Den Anfang machen<br />

grundsätzliche Überlegungen zur Motivation<br />

und zu <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Problemen bei <strong>de</strong>r Motivation<br />

von Prozessen <strong>de</strong>s Verstehens, um die es<br />

in <strong>de</strong>r Bibeldidaktik geht (267-299). Es folgen<br />

sehr praktisch ausgerichtete, mit vielen Beispielen<br />

versehene Anregungen, wie die skizzierte<br />

Theorie in Lernanreize für <strong>de</strong>n Bibelunterricht<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n kann (300-343). In diesem<br />

Teil greift Theißen v.a. auf Einsichten und Überlegungen<br />

<strong>de</strong>r Psychologie zurück. Ein Anhang<br />

mit Vorschlägen zur Reduzierung von Lärm in<br />

Schulklassen (345-355) und ein Literaturverzeichnis<br />

(356-368) schließen das Werk ab.<br />

Der „offene“ Ansatz und die damit verbun<strong>de</strong>ne<br />

Interdisziplinarität machen Theißens Buch<br />

enorm anregend. Hinter <strong>de</strong>r offenen Bibeldidaktik<br />

steht eine Grundfrage, die über ihre Tragfähigkeit<br />

wesentlich mitentschei<strong>de</strong>t: Kann man<br />

von außen, ohne sich existentiell auf sie einzulassen,<br />

die Bibel angemessen verstehen? Theißen<br />

stellt die Frage selbst und bejaht sie (52f.). Sie ist<br />

– sowohl für die Exegese als auch für die Religionspädagogik<br />

– ein zentrales und kontrovers<br />

diskutiertes Thema. Durch seine vielfältigen Bezüge<br />

zu Disziplinen innerhalb wie außerhalb <strong>de</strong>r<br />

Theologie provoziert Theißen Kritik aus <strong>de</strong>r Sicht<br />

<strong>de</strong>s jeweiligen Faches. Der Rezensent – selbst (katholischer)<br />

Neutestamentler – hätte Fragen zur biblisch-theologischen<br />

Elementarisierung und kann<br />

über Theißens verzerren<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>s katholischen<br />

Verständnisses von Bibel und Bibelauslegung<br />

(256f.) nur verwun<strong>de</strong>rt die Stirn runzeln.<br />

Solche Anfragen för<strong>de</strong>rn jedoch ihrerseits <strong>de</strong>n<br />

angestrebten Dialog.<br />

Der dritte Teil <strong>de</strong>s Buches hat starken Praxisbezug.<br />

Die ersten bei<strong>de</strong>n Hauptteile sind eine Art<br />

biblische Fundamentaltheologie: eine „Apologie“<br />

<strong>de</strong>r Bibel in <strong>de</strong>r Gegenwart und eine Begründung<br />

für das Lernen an und mit <strong>de</strong>r Bibel weit über <strong>de</strong>n<br />

Bereich <strong>de</strong>r Schule hinaus. Es ist zu wünschen,<br />

dass sich viele, die in Schule, Gemein<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

Universität mit <strong>de</strong>r Bibel lehren und lernen, durch<br />

Theißens Buch zu einer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

ihrem Tun und zu einem Dialog über die Grenzen<br />

ihres Faches hinaus anregen lassen.<br />

Christian Münch<br />

Bechmann, Ulrike /<br />

Fan<strong>de</strong>r, Monika (Hg.)<br />

GGrruunnddbbeeggrriiffffee zzuumm<br />

AAlltteenn uunndd NNeeuueenn<br />

TTeessttaammeenntt<br />

99 Wörter Theologie konkret. – München: Don<br />

Bosco Verlag. 2003. 260 S., € 14,80 (ISBN 3-<br />

7698-1407-X)<br />

Das von Ulrike Bechmann und Monika Fan<strong>de</strong>r<br />

herausgegebene Buch ist <strong>de</strong>r erste Band <strong>de</strong>r<br />

neuen Buchreihe 99 Wörter Theologie konkret.<br />

Die Reihe ist initiiert wor<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r theologischen<br />

Kommission <strong>de</strong>s Katholischen Deutschen<br />

Frauenbun<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>m Ziel, die theologischen<br />

Disziplinen fundiert, aber doch allgemein verständlich<br />

darzustellen. Angesprochen wer<strong>de</strong>n sollen<br />

sowohl theologisch interessierte Laien, als<br />

auch studierte Theologinnen und Theologen, die<br />

für ihre Arbeit kurze, aber prägnante und verlässliche<br />

Informationen suchen.<br />

In <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Band haben die Herausgeberinnen,<br />

<strong>de</strong>m Programm <strong>de</strong>r Reihe entsprechend,<br />

exakt 99 Begriffe zu Themenbereichen<br />

<strong>de</strong>s Alten und Neuen Testaments ausgewählt. Die<br />

Liste <strong>de</strong>r Stichwörter reicht von „Abendmahl“ bis<br />

„Zehn Gebote/Dekalog“ und lässt auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick nichts Wesentliches vermissen. Beim zweiten<br />

Blick fällt an <strong>de</strong>r Liste auf, dass sie einen<br />

leicht feministischen Einschlag aufweist. Das<br />

zeigt sich z.B. daran, dass es einen Artikel „Eva“<br />

und gleich zwei Einträge zum Stichwort „Frau“<br />

gibt, die Stichworte „Adam“ und „Mann“ aber<br />

ausgespart bleiben. Der aufkeimen<strong>de</strong> Verdacht,<br />

es könnte sich bei <strong>de</strong>m Buch um ein ganz aus feministischer<br />

Perspektive geschriebenes Werk han<strong>de</strong>ln,<br />

bestätigt sich bei <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>r Artikel jedoch<br />

nicht. Manche <strong>de</strong>r Artikel sind zwar bewußt<br />

aus Frauenperspektive geschrieben wor<strong>de</strong>n (z.B.<br />

die Artikel „Erotik/Liebe/Sexualität“ und „Jünger/<br />

-innen“), doch sind auch sie, wie alle an<strong>de</strong>ren,<br />

durchweg sehr sachlich und auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r aktuellen<br />

exegetischen Forschung abgefasst. Die Artikel<br />

haben in <strong>de</strong>r Regel einen Umfang von zwei<br />

Seiten. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Buches fin<strong>de</strong>t sich eine kurze<br />

Liste mit weiterführen<strong>de</strong>n Literaturangaben.<br />

Die Beson<strong>de</strong>rheit dieses kleinen Lexikons besteht<br />

darin, dass es ausschließlich von Frauen erarbeitet<br />

wor<strong>de</strong>n ist. Gera<strong>de</strong> die Artikel, die bewußt<br />

aus weiblicher Perspektive geschrieben<br />

wur<strong>de</strong>n, sind anregend und bereichernd, da sie so<br />

manches biblische Sachthema in einem neuen<br />

Licht erscheinen lassen. Ein Bibellexikon kann<br />

(und will) <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong> Band natürlich nicht ersetzen.<br />

Doch dürfte er gera<strong>de</strong> für Lehrerinnen und<br />

Lehrer, die im Religionsunterricht eine gemäßigte<br />

feministische Perspektive einfließen lassen wollen,<br />

gute Anregungen bieten. Christian Nanz<br />

Frevel, Christian /<br />

Wischmeyer, Oda<br />

MMeennsscchhsseeiinn<br />

Perspektiven <strong>de</strong>s Alten und Neuen Testaments.<br />

DIE NEUE ECHTERBIBEL – Themen; Bd. 11. – Würz-


urg: Echter Verlag. 2003. 133 S. € 14.40 (ISBN 3-<br />

429-02177-4)<br />

Die Lehre <strong>de</strong>r Bibel über <strong>de</strong>n Menschen zu beschreiben,<br />

ist ein schwieriges Unterfangen. Denn<br />

die Frage: „Was ist <strong>de</strong>r Mensch?“ ist eine philosophische<br />

Frage. Die Theologie fragt viel mehr:<br />

„Was soll <strong>de</strong>r Mensch tun?“ und „Was soll <strong>de</strong>r<br />

Mensch glauben?“ Auf das erste antwortet die<br />

Moraltheologie, auf das zweite die Dogmatik.<br />

Bei<strong>de</strong> speisen sich aus <strong>de</strong>r Hl. Schrift. Deshalb<br />

sagen auch die bei<strong>de</strong>n Autoren, we<strong>de</strong>r das AT<br />

noch das NT bieten eine ausdrückliche Anthropologie<br />

(S. 9.77.102.121f). Sie sprechen bei<strong>de</strong> nur<br />

über <strong>de</strong>n Menschen in seiner Beziehung zu Gott,<br />

bei<strong>de</strong> Autoren nennen das eine „relationale Anthropologie“.<br />

Da allerdings haben bei<strong>de</strong> Testamente<br />

Gewichtiges zu sagen: „Es gibt <strong>de</strong>n Menschen<br />

nur von Gott und vor Gott“ (S.86). – Christian<br />

Frevel formuliert in <strong>de</strong>r Zusammenschau (im<br />

„Dialog“ zwischen AT und NT, S.121ff) wertvolle<br />

Einsichten: „Im Alten Testament wird, grob<br />

gesagt, stärker über die Herkünftigkeit <strong>de</strong>s Menschen,<br />

im Neuen Testament über seine Zielgerichtetheit<br />

gehan<strong>de</strong>lt“ (122). „Die Re<strong>de</strong> von Geschöpflichkeit<br />

und Vergänglichkeit, von Körperlichkeit<br />

und Sexualität, von <strong>de</strong>r Komplementarität<br />

<strong>de</strong>r Geschlechter, von <strong>de</strong>r Sozialität und Kulturalität<br />

<strong>de</strong>s Menschen, von seiner Verantwortung<br />

und Aufgabe sowie von <strong>de</strong>r gleichen Wür<strong>de</strong><br />

aller geschaffenen Menschen und <strong>de</strong>m unverlierbaren<br />

Verhältnis <strong>de</strong>s einzelnen zu seinem Schöpfer<br />

sind Bereiche, in <strong>de</strong>nen das Alte Testament<br />

unaufgebbare und bleiben<strong>de</strong> theologische Einsichten<br />

formuliert“ (ebd.). All diese Punkte stellt<br />

Frevel im ersten Teil (7-60) ausführlich dar. „Die<br />

Schöpfungserzählungen (Gen 1-3) bzw.die biblische<br />

Urgeschichte (Gen 1-11) haben eine anthropologische<br />

Dichte son<strong>de</strong>rgleichen“ (11). Die Themen<br />

im einzelnen sind: Menschwerdung im AT<br />

(12-19), Mitten im Leben vom Tod umfangen<br />

(20-24), Menschsein im AT (26-42). Arbeit und<br />

Ruhe: Die Bestimmung <strong>de</strong>s Menschen (49-56),<br />

Die Hoffnung <strong>de</strong>s Menschen im Land <strong>de</strong>r Leben<strong>de</strong>n<br />

(57-60). – Probleme bereitet ihm – und <strong>de</strong>m<br />

Leser – dabei das Verhältnis von Leib und Seele<br />

und <strong>de</strong>ren Weiterleben im AT, <strong>de</strong>r sogenannte<br />

Dichotomismus, <strong>de</strong>n es angeblich im AT nicht<br />

gebe (27f). Erst im hellenistischen Weisheitsbuch<br />

sei <strong>de</strong>r Gedanke an die weiterleben<strong>de</strong> Seele<br />

aufgetaucht (58). Er muss aber doch auch berichten,<br />

dass schon in Gen 3,22: „...damit er nicht ewig<br />

lebt“, in 1 Sam 2,6: „Gott führt von <strong>de</strong>r Unterwelt<br />

herauf“ und Koh 3,21: „steigt <strong>de</strong>r Atem (ruach)<br />

nach oben?“ sehr früh von <strong>de</strong>r Hoffnung auf Leben<br />

nach <strong>de</strong>m Tod die Re<strong>de</strong> ist. Man hätte sich<br />

gewünscht, daß im „Dialog“ vom NT her 1 Petr<br />

3,19f einbezogen wür<strong>de</strong>: Die „Geister im Gefängnis“<br />

sind gera<strong>de</strong> jene „Geister“ (pneúmata,<br />

von ruach Gen 6,3-7,22), die „nicht im Menschen<br />

bleiben sollten“, aber auch in <strong>de</strong>r Sintflut nicht<br />

untergehen konnten.<br />

Oda Wischmeyer beginnt mit neutestamentlichen<br />

Herkunftsbezeichnungen für Menschen aus<br />

Familie, Ort, Alter, Beruf etc. Der Erkenntnisgewinn<br />

ist gering, eher anekdotisch. Spannen<strong>de</strong>r<br />

wird es, wenn sie von <strong>de</strong>n Erzählungen <strong>de</strong>s NT<br />

über das Wirken Jesu an <strong>de</strong>n Menschen berichtet:<br />

„Das Volk ist Gegenstand <strong>de</strong>s Erbarmens Jesu“<br />

(80). „Jesus begegnet Menschen“ (ebd.). Das<br />

Menschenbild <strong>de</strong>s NT sei aber schematisch. „Je<strong>de</strong><br />

Differenzierung und Individualisierung fehlt.<br />

Als einziger Mensch ... hat Jesus bestimmte individuelle<br />

Züge“ (83). „Lediglich Paulus begegnet<br />

als sich selbst aussprechen<strong>de</strong>s Individuum“ (84).<br />

Dementsprechend stellt Oda Wischmeyer vor allem<br />

die Anthropologie <strong>de</strong>s Paulus dar („Zentrum<br />

unserer Darstellung“, S.89). Das ist ihr (S.89-<br />

106) mit Röm 1-3etc.: allgemeine Sün<strong>de</strong> – allgemeine<br />

Erlösung durch Christus im Glauben, gelungen.<br />

Wohl <strong>de</strong>shalb sieht aber das Jesusbild ihrer<br />

Darstellung etwas schmalbrüstig aus. Er hat<br />

seine Lehre „nur auf ‚die verlorenen Schafe <strong>de</strong>s<br />

Hauses Israel‘ (Mt 10,6; 15,24) bezogen. Die<br />

Hei<strong>de</strong>n sind nicht in seinem Blick“, sagt sie<br />

(S.86,87). Was sagt sie dann aber zu Mt 8,11:<br />

„Viele wer<strong>de</strong>n von Osten und Westen kommen<br />

und mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tische sitzen<br />

im Reiche Gottes“? Und zu Mt 28,19: „Geht<br />

hin in alle Welt und lehret alle Völker“? Und zum<br />

Gleichnis von <strong>de</strong>n bösen Winzern, <strong>de</strong>nen „das<br />

Reich genommen und einem an<strong>de</strong>rn Volke gegeben<br />

wird, das seine Früchte bringt“ (Mt 21,43)?<br />

Und vor allem: Wie geht damit <strong>de</strong>r große, kosmische,<br />

für die ganze Welt be<strong>de</strong>utsame Christus <strong>de</strong>s<br />

Paulus zusammen, <strong>de</strong>n sie im Folgen<strong>de</strong>n selbst<br />

darstellt? „Christus ist hier (in Röm 3,21-26) von<br />

seinem Tod her als <strong>de</strong>rjenige verstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r korporativ<br />

für alle Menschen Sühne geleistet hat, so<br />

dass ein neues Verhältnis Gottes zu <strong>de</strong>n Menschen<br />

möglich wür<strong>de</strong>“ (97). Die Anthropologie Jesu,<br />

die sie aus <strong>de</strong>m Vaterunser erschließt, fasst sie kurz<br />

so zusammen: „a) die Menschen stehen immer<br />

vor Gott, b) Gott erhält die Menschen“ (86). Die<br />

Anthropologie <strong>de</strong>r synoptischen Jesustraditon<br />

glie<strong>de</strong>rt sie in drei Punkte: „Der Mensch als Geschöpf,<br />

<strong>de</strong>r Mensch als Schuldner und als Erneuerter<br />

angesichts <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n Gottesherrschaft,<br />

<strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r Gottes Willen tut.“ „Die<br />

Essenz <strong>de</strong>r Anthropologie Jesu liegt in <strong>de</strong>r Gottebenbildlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Menschen, die als Kindschaft<br />

ausgelegt ist: Ihr sollt vollkommen sein,<br />

wie es auch euer himmlischer Vater ist (Mt 5,48).“<br />

Die Anthropologie <strong>de</strong>s Paulus wird so zusammengefasst:<br />

„Der Mensch steht im Mittelpunkt seiner<br />

Mission..., nicht aber als <strong>de</strong>r Mensch, son<strong>de</strong>rn als<br />

<strong>de</strong>r erlöste Mensch und auch als <strong>de</strong>r nicht erlöste<br />

Mensch. (Dabei) <strong>de</strong>nkt er nicht ontologisch in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Seinsweisen..., son<strong>de</strong>rn theologisch,<br />

d.h. relational von Gott aus. Aus menschlicher<br />

Sicht verläuft damit die Schei<strong>de</strong>linie zwischen<br />

Glauben und Nicht-Glauben“ (102). Be<strong>de</strong>nkenswert<br />

ist wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Schlussakkord: „Die eigentliche<br />

Dimension <strong>de</strong>s Menschen ist seine Zukunft“<br />

(109.111). Ein Blick auf die allgemeine heutige<br />

Anthropologie, welche ihrerseits die christliche<br />

„nicht zur Kenntnis nimmt“ (107.111), run<strong>de</strong>t das<br />

Buch ab. Wegen vieler Einzelerkenntnisse lohnt<br />

sich die Lektüre. Heinz-Jürgen Vogels<br />

Gellner, Christoph<br />

SScchhrriiffttsstteelllleerr lleesseenn<br />

ddiiee BBiibbeell<br />

Die Heilige Schrift in <strong>de</strong>r Literatur <strong>de</strong>s 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts. – Darmstadt: Primus Verlag. 2004.<br />

224 S., € 24.90 (ISBN 3-89678-521-4)<br />

Mit Heinrich Heines enthusiastischem Lob<br />

<strong>de</strong>r Bibel lässt Christoph Gellner die vorliegen<strong>de</strong><br />

Monographie beginnen und gibt so Motivation<br />

und Tenor seiner Untersuchung vor: „Welch ein<br />

Buch! groß und weit wie die Welt, wurzelnd in<br />

die Abgrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schöpfung und hinaufragend in<br />

die blauen Geheimnisse <strong>de</strong>s Himmels ... Sonnenaufgang<br />

und Sonnenuntergang, Verheißung und<br />

Erfüllung, Geburt und Tod, das ganze Drama <strong>de</strong>r<br />

Menschheit ist in diesem Buche.“ Vorbereitet<br />

durch Her<strong>de</strong>r und Goethe ist Heine einer <strong>de</strong>r ersten<br />

Schriftsteller, die, nach<strong>de</strong>m Glaube und Wissen<br />

im Zuge <strong>de</strong>r Aufklärung auseinan<strong>de</strong>r getreten<br />

sind, die Bibel vor allem ästhetisch-literarisch<br />

und kulturgeschichtlich liest: als Werk <strong>de</strong>r Weltliteratur<br />

und als literarischer Gedächtnisspeicher,<br />

in <strong>de</strong>m die komplexen Lebens-, Lei<strong>de</strong>ns- und<br />

Konfliktgeschichten <strong>de</strong>r Menschen mit Gott, <strong>de</strong>r<br />

Schöpfung und ihresgleichen aufbewahrt sind.<br />

Sie bietet einen unerschöpflichen Vorrat an archetypischen<br />

Situationen, Gleichnis- und Mo<strong>de</strong>llgeschichten,<br />

die sich späteren Schriftstellergenerationen<br />

anbieten, um die Gefährdungen<br />

menschlicher Existenz zu beschreiben und die<br />

Katastrophen <strong>de</strong>r Zeit besprechbar zu machen.<br />

Diese produktive literarische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r Bibel geschieht in vielen Formen<br />

<strong>de</strong>r Absetzung, <strong>de</strong>r Fortschreibung und <strong>de</strong>r Um<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r biblischen Vorlagen. Christoph Gellner<br />

untersucht diesen Vorgang schöpferischer Bibelrezeption<br />

anhand literarischer und autobiographischer<br />

Schlüsseltexte repräsentativer <strong>de</strong>utschsprachiger<br />

Autorinnen und Autoren <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts.<br />

Sie alle sind Verletzte und Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>.<br />

Als Ju<strong>de</strong>n haben sie gelitten unter Rassenhass,<br />

Exil und Völkermord, so Else Lasker-Schüler,<br />

Rose Auslän<strong>de</strong>r, Grete Weil, Hil<strong>de</strong> Domin, Wolfgang<br />

Hil<strong>de</strong>sheimer, Erich Fried, Günter Kunert,<br />

Anna Seghers und Stefan Heim. Als Zeitgenossen<br />

lei<strong>de</strong>n sie unter <strong>de</strong>r Last <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />

und <strong>de</strong>r restaurativen Nachkriegsgegenwart samt<br />

Gedächtnisschwund und Wirtschaftswun<strong>de</strong>rseligkeit,<br />

so Heinrich Böll, Günter Grass und Ingeborg<br />

Bachmann. Ein Son<strong>de</strong>rfall ist die unter bedrücken<strong>de</strong>n<br />

persönlichen und wirtschaftlichen<br />

Verhältnissen leben<strong>de</strong> Österreicherin Christine<br />

Lavant, die als Lyrikerin von Rang und als religiöse<br />

Dichterin immer noch <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung<br />

harrt. Bei Gellner verbin<strong>de</strong>n sich in glücklicher<br />

Weise die Darstellung von Lebensgeschichten,<br />

persönlichen Erfahrungen und die einfühlsame<br />

Interpretation von Texten – in <strong>de</strong>r Überzahl lyrischen<br />

–, in <strong>de</strong>nen biblische Themen und Motive<br />

aufgegriffen und verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Auf diese<br />

Weise entsteht eine kleine Literaturgeschichte<br />

<strong>de</strong>r Nachkriegszeit, in <strong>de</strong>r neben Nobelpreisträgern<br />

und weithin bekannten Romanciers auch<br />

„schwierige“ und <strong>de</strong>shalb weniger populäre Lyriker<br />

und Lyrikerinnen zu Worte kommen. Weil<br />

Lei<strong>de</strong>nserfahrungen vorherrschen und Kontinuitätsbrüche<br />

das Verhältnis zur literarischen und<br />

kulturellen Vergangenheit kennzeichnen, bedienen<br />

sich auch die vorgestellten Texte mo<strong>de</strong>rner<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

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LITERATUR & MEDIEN<br />

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Chiffren und Abbreviaturen, die <strong>de</strong>m damit nicht<br />

vertrauten Leser hermetisch erscheinen können.<br />

Adressaten <strong>de</strong>s Buches dürften <strong>de</strong>shalb am ehesten<br />

Germanisten unter <strong>de</strong>n Religionslehrerkollegen<br />

sein und solche, die ein spezifisches Interesse<br />

am Dialog von Bibel und Literatur haben. Dem<br />

Theologen und Katecheten stellen sich bei <strong>de</strong>r<br />

Lektüre dieser und ähnlicher Veröffentlichungen<br />

weitergehen<strong>de</strong> Fragen, z.B.: Wie ist <strong>de</strong>r Offenbarungsanspruch<br />

<strong>de</strong>r Bibel und ihr kanonischer Charakter<br />

über ihren unbestrittenen literarischen Wert<br />

hinaus zu begrün<strong>de</strong>n und einsichtig zu machen?<br />

Wie ist die Weitergabe <strong>de</strong>r biblischen Tradition<br />

zu sichern, wenn die Generationen aussterben,<br />

<strong>de</strong>nen sie aufgrund ihrer Herkunft o<strong>de</strong>r ihrer Sozialisation<br />

sicherer Besitz war? Aber dies sind<br />

Fragen, die über ein literaturwissenschaftliches<br />

Werk, das sich im übrigen durch seine liebevolle<br />

druckgrafische Gestaltung und sein ansprechen<strong>de</strong>s<br />

Layout vorteilhaft von <strong>de</strong>r Masse heutiger<br />

Publikationen abhebt, hinausgehen.<br />

Rüdiger Kal<strong>de</strong>wey<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

BBiibbeellffuucchhss<br />

Spiel und Spaß für Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche<br />

und Erwachsene.<br />

999 Multiple-Choice-Fragen. 99 Fotos zum Puzzeln<br />

und 33 Schwe<strong>de</strong>nrätsel. CD-ROM. – Stuttgart:<br />

Deutsche Bibelgesellschaft. CD-ROM. € 12.00<br />

(ISBN 3-438-01922-1)<br />

Mit <strong>de</strong>r CD-ROM „Bibelfuchs“ präsentiert die<br />

Deutsche Bibelgesellschaft ein digitales Rätselheft<br />

in drei Teilen bestehend aus 999 Multiple-Choice-<br />

Fragen, 99 Bil<strong>de</strong>rpuzzles und 33 Einzelrätseln „für<br />

die ganze Familie“ (lt. CD-Cover). Bis zu vier<br />

Spieler können bei <strong>de</strong>m Bibelquiz gegeneinan<strong>de</strong>r<br />

antreten und sich an Fragen entwe<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r ganzen<br />

Bibel o<strong>de</strong>r aus bestimmten Abschnitten (z.B.<br />

Evangelien und Apostelgeschichte) versuchen. Im<br />

Puzzleteil fin<strong>de</strong>n sich Fotografien von Natur,<br />

Menschen o<strong>de</strong>r Städten, die mit biblischen Orten<br />

in Verbindung stehen. Diese Bil<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n vom<br />

Computer zerschnitten und müssen von <strong>de</strong>m Spieler<br />

wie<strong>de</strong>r zusammengefügt wer<strong>de</strong>n. Auch die<br />

Rätsel lassen sich nach thematischen Gesichtspunkten<br />

auswählen, oft behan<strong>de</strong>ln sie eine bestimmte<br />

biblische Person o<strong>de</strong>r eine Geschichte.<br />

Die Fragen sowohl im Bibelquiz als auch im<br />

Rätsel orientieren sich stark an Textstellen im Alten<br />

bzw. Neuen Testament. Die richtige Antwort<br />

erfor<strong>de</strong>rt immer die Kenntnis eben dieser Stelle,<br />

bisweilen sogar im Wortlaut, wenn ein biblisches<br />

Zitat ergänzt wer<strong>de</strong>n soll. Wählt man die ganze<br />

Bibel als Grundlage <strong>de</strong>r Multiple-Choice-Fragen<br />

aus, mag selbst ein kundiger Bibelleser bisweilen<br />

Schwierigkeiten beim Fin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r richtigen Lösung<br />

haben, da manchmal Spezial- und Detailwissen<br />

gefor<strong>de</strong>rt sind. Meistens verweisen die<br />

Antwortmöglichkeiten aber auf die richtige Option,<br />

da viele (falsche) Lösungen lustigen o<strong>de</strong>r spielerischen<br />

Charakter haben. Ist <strong>de</strong>r Spieler mit seinem<br />

Wissen doch einmal am En<strong>de</strong>, kann er sich<br />

immer einen „Tipp“ anzeigen lassen, <strong>de</strong>r im Grun<strong>de</strong><br />

die passen<strong>de</strong> Bibelstelle und damit die Lösung<br />

<strong>de</strong>r Frage bietet. Die richtige Antwort wird mit<br />

Applaus und Punkten belohnt, wählt man eine falsche<br />

Option, erhält man die richtige Lösung mitsamt<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Bibelstelle. Hat man ein Set<br />

von Fragen beantwortet, darf sich <strong>de</strong>r Spieler mit<br />

Namen in eine High-Sore-Liste eintragen. Rätsel<br />

sind ungleich schwieriger zu lösen als ein Quiz,<br />

da hier keine Auswahl von Vorschlägen für eine<br />

Antwort zur Verfügung steht. Dafür lassen sich<br />

Rätsel am Computer ausdrucken.<br />

Für <strong>de</strong>n Religionsunterricht eignet sich am<br />

meisten <strong>de</strong>r Rätselteil, da durch die Fokussierung<br />

auf eine bestimmte Figur o<strong>de</strong>r Erzählung eine<br />

thematische Einheit wie<strong>de</strong>rholt bzw. vertieft wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Die Fragen können auch eine Hilfe für<br />

eigene Rätselentwürfe sein. Die Fotos, die das<br />

Programm für die Puzzles zur Verfügung stellt,<br />

lassen sich gut zur Veranschaulichung <strong>de</strong>r Welt<br />

und Umwelt <strong>de</strong>r Bibel einsetzen; für <strong>de</strong>n Unterricht<br />

macht diese Vorgehensweise je<strong>de</strong>nfalls mehr<br />

Sinn als das bloße Zusammenfügen von Fotos per<br />

„drag and drop“, was spätestens in <strong>de</strong>r Sekundarstufe<br />

auch nicht mehr für alle Schüler/-innen<br />

spannend ist. Die geeignete Altersstufe für das<br />

Programm variiert, je nach<strong>de</strong>m für welchen Teil<br />

man sich entschei<strong>de</strong>t. Das Zusammenfügen <strong>de</strong>r<br />

Puzzles lässt sich gut in <strong>de</strong>r Grundschule verwen<strong>de</strong>n,<br />

ebenso manche Rätsel. Das Quiz könnte<br />

man ab <strong>de</strong>r Sekundarstufe I einsetzen, wobei die<br />

pädagogische Zielsetzung bei einer solchen Verwendung<br />

aufgrund <strong>de</strong>r „Zufälligkeit“ bzw. <strong>de</strong>r<br />

Bandbreite <strong>de</strong>r Fragen relativ unbestimmt ist und<br />

etwa <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>s Abprüfens wahlloser Jahreszahlen<br />

im Geschichtsunterricht hat.<br />

Der Bibelfuchs lässt sich we<strong>de</strong>r unter die Kategorie<br />

„biblisches Computerspiel“ noch „Lern-CD“<br />

fassen. Für ein echtes Computerspiel fehlen die<br />

Action- und Adventure-Elemente. Dieses Genre<br />

zeichnet sich darüber hinaus durch einen Erzählfa<strong>de</strong>n<br />

aus, d.i. eine „Story“, die sich durch das ganze<br />

Spiel zieht. Beispielhaft für biblische Computerspiele<br />

lassen sich etwa „Geheimakte Jesu“ o<strong>de</strong>r<br />

„Abendteuer Bibel“ (ebenfalls bei <strong>de</strong>r Deutschen<br />

Bibelgesellschaft erschienen) nennen. Für eine<br />

Lern-CD ist <strong>de</strong>r Inhalt zu unbestimmt ausgewählt,<br />

zumin<strong>de</strong>st ist es fraglich, ob sich bei <strong>de</strong>r Beantwortung<br />

von 20 Fragen zum Inhalt <strong>de</strong>r gesamten Bibel<br />

ein Lerneffekt einstellt. Auch das Zusammenfügen<br />

von Landschaftsbil<strong>de</strong>rn hat keinen unmittelbaren<br />

religionspädagogischen Lerneffekt. Sehr gut geeignet<br />

und mit viel Spaß verbun<strong>de</strong>n ist das Abfragen,<br />

Raten und Puzzeln mit <strong>de</strong>m Bibelfuchs tatsächlich<br />

bei einem gemütlichen Familienabend à la „Wer<br />

wird Millionär?“. Clemens Bohrer<br />

Böhler, Martina<br />

EEnnttd<strong>de</strong>ecckkuunnggssrreeiissee<br />

dduurrcchh ddaass<br />

AAllttee TTeessttaammeenntt<br />

Materialien für einen lebendigen Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>r Grundschule. – <strong>Limburg</strong>-Kevelaer:<br />

Lahn-Verlag. 2003. 96 S., ill., € 13,90 (ISBN 3-<br />

7840-3312-1)<br />

Das Alte Testament – eine Bibliothek mit vielen<br />

spannen<strong>de</strong>n Geschichten. Lei<strong>de</strong>r sind diese<br />

Geschichten oft nicht einfach zu verstehen. Beim<br />

Versuch, ihre Aussagen in unsere Glaubensvorstellungen<br />

zu integrieren, stoßen wir an Grenzen<br />

– beispielsweise beim Gottesbild. Ist dieser oft<br />

grausam und kriegerisch wirken<strong>de</strong> Gott <strong>de</strong>s Alten<br />

Testaments <strong>de</strong>rjenige, von <strong>de</strong>m Jesus erzählt? Wir<br />

können Gott nicht erfassen. Er bleibt ein Geheimnis<br />

und rätselhaft. Aber gleichbleibend ist seine<br />

Zusage: „Ich bin da. Auf mich ist Verlass.“<br />

Die Autorin versucht, diese Aussage für Kin<strong>de</strong>r<br />

anhand von drei Geschichten zu ver<strong>de</strong>utlichen:<br />

JJoosseeff – Der Träumer<br />

(Arbeitseinheit für das 2. Schuljahr)<br />

Josefs Leben entwickelt sich nicht gradlinig und<br />

einfach. Aber in allen wechselhaften Erfahrungen<br />

ist Gott da. Durch Josefs Lebensweg wird<br />

eine ganze Familie aus <strong>de</strong>r Hungersnot errettet.<br />

DDaavviidd –– von Gott erwählt<br />

(Arbeitseinheit für das 3./4. Schuljahr)<br />

Ein Hirtenjunge wird von Gott erwählt. Nicht<br />

wegen seiner Leistung, son<strong>de</strong>rn weil Gott sein<br />

Herz angesehen hat. Davids Leben verläuft<br />

nicht unproblematisch. Aber Gott steht zu seiner<br />

Erwählung, und David wird schließlich<br />

zum Vorbild für das Königtum in Israel.<br />

RRuutt – ein ungewöhnlicher Lebensweg<br />

(Arbeitseinheit für das 4.-6. Schuljahr)<br />

Die Moabiterin Rut kennt <strong>de</strong>n Gott Israels<br />

kaum, als sie sich auf ihn und eine ungewisse<br />

Zukunft in <strong>de</strong>r Frem<strong>de</strong> einlässt. Auch sie erlebt,<br />

dass das Leben gut wer<strong>de</strong>n kann, wenn<br />

man Vertrauen wagt.<br />

In <strong>de</strong>n drei Unterrichtseinheiten steht die biblische<br />

Erzählung im Mittelpunkt. Je<strong>de</strong> Arbeitseinheit<br />

besteht aus einer Einleitung mit theologischen<br />

Hintergrundinformationen, grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Gedanken zur Einheit und einer methodischen<br />

Analyse. Es folgen die Stun<strong>de</strong>nentwürfe,<br />

die sehr <strong>de</strong>tailliert wie<strong>de</strong>rgegeben sind. Die Anlagen<br />

zur Arbeitseinheit enthalten schließlich alle<br />

wichtigen Bastel- und Erzählvorlagen, Lie<strong>de</strong>r,<br />

Rätsel, Stationenkarten u.v.m. Methodisch sind<br />

die drei Einheiten unterschiedlich gestaltet. Die<br />

Erzählungen wer<strong>de</strong>n immer optisch unterstützt –<br />

durch Spielfiguren, die Gestaltung eines Bil<strong>de</strong>rbuches<br />

o<strong>de</strong>r wechseln<strong>de</strong> Erzählbil<strong>de</strong>r für die Tafel.<br />

Am En<strong>de</strong> je<strong>de</strong>r Einheit steht eine Phase <strong>de</strong>r<br />

eigenständigen Vertiefung in Form von Spielen<br />

und Stationen.<br />

Die Einheiten sind so geplant, dass auch Berufseinsteiger<br />

gut damit zurechtkommen, und ermöglichen<br />

einen lebensnahen und lebendigen Religionsunterricht.<br />

Sehr empfehlenswert! Gabriele Hastrich<br />

Meyer, Ivo / Spiegel, Josef F.<br />

WWiirr eennttd<strong>de</strong>ecckkeenn<br />

ddiiee BBiibbeell<br />

Ihre Menschen, ihre Umwelt, ihre Botschaft. –<br />

Freiburg u. a.: Verlag Her<strong>de</strong>r. 2004. 124 S. m. farb.<br />

Abb. u. Übers.-Ktn., € 16,90 (ISBN 3-451-28234-7)<br />

Was schon in <strong>de</strong>r kurzen Einführung <strong>de</strong>s Ban<strong>de</strong>s<br />

von <strong>de</strong>n Autoren gesagt wor<strong>de</strong>n ist, sei auch


hier vorangestellt: Das Buch kann und will nicht<br />

das Lesen <strong>de</strong>r Bibel selbst ersetzen. Aber, und das<br />

sei hinzugefügt, es will immer wie<strong>de</strong>r anregen,<br />

zur Bibel zu greifen, in<strong>de</strong>m es an vielen Stellen<br />

auf Bibeltexte verweist, <strong>de</strong>ren Lektüre man zur<br />

genaueren Kenntnis <strong>de</strong>s Dargestellten benötigt.<br />

Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis macht es<br />

<strong>de</strong>utlich: Der Band will mit einer zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Einführung Informationen über die Bibel,<br />

ihr Wer<strong>de</strong>n, ihren politischen, sozialen, religiösen<br />

und geschichtlichen Hintergrund liefern und<br />

dabei auch Antworten auf drängen<strong>de</strong> Fragen <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart geben – und das auf <strong>de</strong>m neuesten<br />

Stand <strong>de</strong>s heutigen Bibelwissens. Die von <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Autoren völlig überarbeitete und aktualisierte<br />

Neuauflage stellt in sechs Abschnitten „die<br />

Menschen, die Umwelt, die Botschaft“ <strong>de</strong>r Bibel<br />

vor: Die Bibel, das Buch <strong>de</strong>s Gottesvolkes; Das<br />

Land, in <strong>de</strong>r das biblische Gottesvolk lebte; Die<br />

Zeit, in <strong>de</strong>r das biblische Gottesvolk lebte; Heilige<br />

Einrichtungen <strong>de</strong>s Gottesvolkes; Jesus sammelt<br />

das Gottesvolk neu; Der Glaube <strong>de</strong>s Gottesvolkes<br />

im Wan<strong>de</strong>l. Ein Stichwortverzeichnis im<br />

Anhang führt zu Themen und Orten, die in <strong>de</strong>n<br />

Haupt- und sog. Nebenartikeln behan<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r<br />

zumin<strong>de</strong>st erwähnt wer<strong>de</strong>n. Es bedarf allerdings<br />

bisweilen schon gezielter Suche in <strong>de</strong>n angegebenen<br />

Textseiten, um <strong>de</strong>n einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Begriff<br />

zu fin<strong>de</strong>n (z.B. ‚Bun<strong>de</strong>sla<strong>de</strong>’ auf S. 57, warum<br />

nicht schon S. 41 (!!) und auch S. 60 (Mo<strong>de</strong>ll),<br />

‚Isebel’, S. 68 – besser S. 67 u. a.). Reiches<br />

(historisches) Bildmaterial dient nicht allein <strong>de</strong>r<br />

Illustrierung, son<strong>de</strong>rn möchte weitgehend – häufig<br />

versehen mit eigenen Erläuterungen – die Leserin,<br />

<strong>de</strong>n Leser zur eigenständigen Betrachtung<br />

<strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>s jew. Bil<strong>de</strong>s anregen. Die Karten<br />

hätten mit einer stärkeren Farbgebung sicher an<br />

Aussagekraft gewonnen (Warum Tiberias auf<br />

<strong>de</strong>n Karten S. 21 und 23 an zwei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen am See Gennesareth eingezeichnet wur<strong>de</strong>,<br />

müsste erläutert wer<strong>de</strong>n).<br />

Wer wird als Leser/-in für diesen sprachlich<br />

und bildlich interessant gestalteten Band erwartet?<br />

Schüler/-innen ab etwa 10 Jahren, Eltern, Religionslehrer/-innen,<br />

haupt- und ehrenamtlich in<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>katechese Tätige können ihn als<br />

Lexikon ebenso wie als Materialsammlung zur<br />

Bibel verwen<strong>de</strong>n, dabei sowohl Neues erfahren<br />

wie auch vorhan<strong>de</strong>nes Wissen auffrischen.<br />

Bernhard Merten<br />

Kal<strong>de</strong>wey, Rüdiger/Wener, Aloys<br />

DDaass CChhrriisstteennttuumm..<br />

GGeesscchhiicchhttee ––<br />

PPoolliittiikk –– KKuullttuurr<br />

(Religion Sekundarstufe I-II). – Düsseldorf: Patmos<br />

Verlag 2004. 368 S., ill., € 19.95 (ISBN 3-491-<br />

75708-9)<br />

„Das Eintauchen in an<strong>de</strong>re Zeiten und Lebenswelten,<br />

wie sie das vorliegen<strong>de</strong> Buch darstellt,<br />

weckt zugleich Verständnis, für an<strong>de</strong>re<br />

Möglichkeiten zu leben und zu <strong>de</strong>nken, lässt erkennen,<br />

dass unsere Kultur nicht ‘natürlich’ und<br />

selbstverständlich ist, erweitert so <strong>de</strong>n Horizont<br />

und bewahrt vor überheblicher Verabsolutierung<br />

<strong>de</strong>r eigenen Lebensweise“ (S. 6f.). Mit diesem<br />

aufklärerischen Programm treten <strong>de</strong>r soeben pensionierte<br />

Saarbrücker Oberstudiendirektor und<br />

Religionspädagoge Kal<strong>de</strong>wey und sein Kollege<br />

Wener an. Sie führen es mit beachtlichem Geschick<br />

in <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n kirchengeschichtlichen<br />

Unterrichtswerk durch. Das Erkenntnis leiten<strong>de</strong><br />

Interesse ergibt sich hierbei aus <strong>de</strong>n „Grundfragen<br />

unseres Glaubens […]: Wie sollen die<br />

christlichen Konfessionen miteinan<strong>de</strong>r umgehen?<br />

Darf man Gewalt anwen<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>r guten<br />

und gerechten Sache zum Sieg zu verhelfen?<br />

Welche Rechte muss eine Mehrheit an<strong>de</strong>rs<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n<br />

Min<strong>de</strong>rheiten zubilligen? Wie sollen Staat<br />

und Kirche ihr Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r gestalten?“<br />

(S. 7). Ob und inwiefern es sich hierbei um<br />

Grundfragen <strong>de</strong>s Glaubens han<strong>de</strong>lt, wäre zu diskutieren.<br />

Es sind jedoch Fragen, die an die christlichen<br />

Kirchen angesichts ihres normativen Anspruchs,<br />

ihrer konkreten Geschichte und ihrer<br />

Kultur prägen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung immer wie<strong>de</strong>r gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n und gera<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n heutigen Zeitgenossen<br />

relevant sind. Da bei<strong>de</strong> Autoren aus <strong>de</strong>r<br />

Schulpraxis kommen, haben sie einen Blick für<br />

das in diesem Kontext Relevante. Sie vermögen<br />

es mit Geschick zu vermitteln.<br />

In 25 klar geglie<strong>de</strong>rten Kapiteln umreißen die<br />

Autoren eine ökumenisch offene Geschichte <strong>de</strong>s<br />

Christentums, in <strong>de</strong>r Strukturen sichtbar wer<strong>de</strong>n<br />

sollen, unter <strong>de</strong>nen Menschen in ihrer jeweiligen<br />

Zeit gelebt haben und Kirche Gestalt gewann. Sie<br />

suchen dabei, die Ergebnisse <strong>de</strong>r Wirtschafts-,<br />

Sozial- und Alltagsgeschichte ebenso zu berücksichtigen<br />

wie jene einer politischen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gesellschaftsgeschichte.<br />

Ein <strong>de</strong>rart weitgestecktes<br />

Verständnis von <strong>de</strong>m, was klassischerweise Kirchengeschichte<br />

genannt wird, ist zu begrüßen. Es<br />

geht also nicht nur um Ereignisgeschichte. Die<br />

gotische Kathedrale wird etwa ebenso in <strong>de</strong>n<br />

Kontext wirtschaftlicher Verän<strong>de</strong>rungsprozesse<br />

im 12. und 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt (Gewicht <strong>de</strong>s städtischen<br />

Wirtschaftslebens) gestellt wie <strong>de</strong>ren theologische<br />

Grundgedanken am Baustil entwickelt<br />

(S. 124-126).<br />

Der Bogen ist gespannt von <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>s<br />

Christentums im Ju<strong>de</strong>ntum bis hin zu <strong>de</strong>n Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s 2. Vatikanischen Konzils. In diesen<br />

chronologischen Rahmen sind Längsschnittthemen<br />

eingebun<strong>de</strong>n (Protest und Lebensmo<strong>de</strong>ll<br />

– Das Mönchtum; Christen: Bereit zur Gewalt –<br />

unfähig zum Dialog?; Eva, Hexe und Maria –<br />

Christliche Frauenbil<strong>de</strong>r). Auf <strong>de</strong>n letzten 50 Seiten<br />

wird das chronologische Schema auf stärker<br />

systematische Betrachtungen hin entgrenzt: Hier<br />

kommt die ökumenische Bewegung zur Sprache<br />

(S. 320-325), es wird <strong>de</strong>r Kirchenbau seit En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong>de</strong>rts als Ausdruck gesellschaftlicher<br />

und theologischer Entwicklungsprozesse<br />

ge<strong>de</strong>utet (S. 312-319), es wer<strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Mission<br />

und <strong>de</strong>s außereuropäischen Christentums<br />

mit ihrer je eigenen Theologie zur Diskussion gestellt<br />

(S. 344-357), und schließlich wagen die Autoren<br />

einen Ausblick auf die Religionen von gestern<br />

in <strong>de</strong>r Welt von morgen (S. 358-363). Die<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen, die sich hierbei speziell für<br />

das Christentum und konkret für die römisch-katholische<br />

Kirche stellen, sind klug analysiert und<br />

wer<strong>de</strong>n in gut Rahner’scher Theologie anthropologisch<br />

beantwortet. Hier mag <strong>de</strong>r Systematiker<br />

pointierter Theologisches lesen wollen.<br />

Das Buch überzeugt durch seine didaktische<br />

Stringenz. Einem je<strong>de</strong>n Kapitel ist eine knappe<br />

chronologische Überblickstabelle vorangestellt.<br />

Ihr folgt ein differenziert beschreiben<strong>de</strong>r<br />

Textteil („Lehrtext“), an <strong>de</strong>n sich vielfältige<br />

Quellen anschließen. Oftmals fin<strong>de</strong>n sich Porträts<br />

exemplarischer Persönlichkeiten, die eine<br />

Epoche charakterisieren. Am En<strong>de</strong> eines je<strong>de</strong>n<br />

Unterkapitels versuchen Aufgaben, das sinnvollerweise<br />

Wissenswerte und -nötige nochmals<br />

zu bün<strong>de</strong>ln, ohne jedoch in plumpes Abfragen<br />

zu verfallen. Zur Vertiefung schließen<br />

sich Aufgaben an, die sich v. a. an Schülerinnen<br />

und Schüler <strong>de</strong>r Sekundarstufe II richten. Das<br />

Arbeitsbuch ist überreich bebil<strong>de</strong>rt, wodurch<br />

nicht nur Textquellen zur Weiterarbeit im Unterricht<br />

zur Verfügung stehen. Neben <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n<br />

Quellentexten bieten die Autoren jedoch<br />

auch überraschen<strong>de</strong>: So etwa im Kapitel<br />

über die Aufklärung und das Zeitalter <strong>de</strong>r Revolutionen<br />

(236-253). Bezogen auf die Diskussion<br />

um Menschenrechte und Menschenwür<strong>de</strong><br />

wer<strong>de</strong>n neben <strong>de</strong>n einschlägigen Texten von<br />

Descartes, Pascal, Rousseau, Voltaire, Lessing,<br />

Pius VII. und <strong>de</strong>r Erklärung <strong>de</strong>r Menschenrechte<br />

von 1789 auch eine Predigt von Bischof<br />

Kamphaus zu Weihnachten 1994 (252f.) und<br />

ein Re<strong>de</strong>ausschnitt <strong>de</strong>s damaligen Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten<br />

Roman Herzog abgedruckt. Ein Register<br />

und vernünftige Querverweise innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Lehrtexte erschließen <strong>de</strong>n Band und ermöglichen<br />

sinnvolle Kontexte herzustellen.<br />

Man mag Kritik an einzelnen Passagen üben<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n liberalen Grundduktus bedauern – mit<br />

<strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Unterrichtswerk hat <strong>de</strong>r Patmos<br />

Verlag ein gelungenes kirchengeschichtliches<br />

Werk nicht nur für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

vorgelegt, es eignet sich gleichermaßen für <strong>de</strong>n<br />

Politik- o<strong>de</strong>r Geschichtsunterricht. Zu bedauern<br />

sind die kleine Schrifttype und <strong>de</strong>r enge Druck.<br />

Bei<strong>de</strong>s evoziert abschrecken<strong>de</strong> Komplexität und<br />

eine Masse, „die man ehe<strong>de</strong>m nicht bewältige<br />

kann“. Die Text- und Dokumentenfülle musste<br />

jedoch so dargestellt wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Preis<br />

noch in einem durchaus vertretbaren Rahmen<br />

blieb. Scha<strong>de</strong>. Die Benutzung und Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Werk lohnen.<br />

Jörg Seiler<br />

Ring-Eifel, Ludwig<br />

WWeellttmmaacchhtt VVaattiikkaann..<br />

PPääppssttee mmaacchheenn PPoolliittiikk<br />

– München: Pattloch Verlag. 2004. 304 S., € 19.90<br />

(ISBN 3-629-01679-0)<br />

Der reißerische Titel lässt Sensationsjournalismus<br />

vermuten. Doch <strong>de</strong>m ist nicht so: Ludwig<br />

Ring-Eifel, Vatikan-Korrespon<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r „Katholischen<br />

Nachrichten-Agentur“, bietet einen spannend<br />

geschriebenen Überblick über die Geschichte<br />

<strong>de</strong>r Päpste seit <strong>de</strong>m Untergang <strong>de</strong>s Kirchenstaates.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

45


LITERATUR & MEDIEN<br />

46<br />

Im ersten Teil schil<strong>de</strong>rt Ring-Eifel die Mechanismen<br />

vatikanischer Politik. Dazu gehören die<br />

hochmotivierten Angestellten <strong>de</strong>s Vatikan, von<br />

<strong>de</strong>r Schweizergar<strong>de</strong> bis zu <strong>de</strong>n Kardinälen, aber<br />

auch die Nuntien in aller Welt. Zunehmend wichtiger<br />

wer<strong>de</strong>n die Kommunikationsstrukturen nach<br />

innen, organisatorisch abgesichert durch die unterschiedlichen<br />

Kompetenzen und Verflechtungen<br />

<strong>de</strong>r Kongregationen und Räte, sowie nach außen,<br />

vermittelt über einen „Pressesprecher“ und<br />

die vatikaneigenen Medien Zeitung, Radio, Fernsehen<br />

und Internet. Am Beispiel <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

um <strong>de</strong>n Beratungsschein, um Ehe<br />

und Familie sowie Lebensschutz expliziert <strong>de</strong>r<br />

Autor die Interessen <strong>de</strong>r katholischen Kirche,<br />

sich aus religiösen Grün<strong>de</strong>n in das politische Tagesgeschäft<br />

einzumischen.<br />

Dass die gegenwärtige moralische Autorität<br />

<strong>de</strong>s Papstes und <strong>de</strong>r katholischen Kirche nicht<br />

immer so groß war, zeigt die Schil<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r historischen<br />

Entwicklung. Ein öffentlich begangener<br />

Fasttag <strong>de</strong>s Papstes Leo XIII. konnte 1889 die<br />

Aufstellung einer Statue <strong>de</strong>s als Ketzer vom Kirchenstaat<br />

verbrannten Giordano Bruno mitten in<br />

Rom nicht verhin<strong>de</strong>rn. Nach 1870 konnte <strong>de</strong>r<br />

„Gefangene im Vatikan“ lediglich diplomatische<br />

Achtungserfolge erzielen. Erst die Frie<strong>de</strong>nsinitiativen<br />

Benedikts XV. im Ersten Weltkrieg machten<br />

die internationale Politik auf die Kirche aufmerksam.<br />

Der Abschluss <strong>de</strong>r Lateranverträge mit<br />

<strong>de</strong>m italienischen Staat 1929 verschaffte <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche <strong>de</strong>n doppelten Status einer Religionsgemeinschaft<br />

mit einem wenn auch symbolischen<br />

souveränen Staat.<br />

Diesen Vertrag mit <strong>de</strong>m faschistischen Italien<br />

stellt Ring-Eifel in <strong>de</strong>n Kontext vatikanischer Politik,<br />

die sich durchaus mit totalitären Regimen<br />

einzulassen weiß. Am umstrittensten ist nach wie<br />

vor die Haltung <strong>de</strong>s Vatikan zu Adolf Hitler, beson<strong>de</strong>rs<br />

das öffentliche Schweigen Pius’ XII. angesichts<br />

<strong>de</strong>s Holocaust. Manche Aufgeregtheiten<br />

erledigen sich durch die Lektüre dieser Seiten.<br />

Breiten Raum widmet <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>m Umgang<br />

<strong>de</strong>s Vatikan mit kommunistischen Regimen, angefangen<br />

mit <strong>de</strong>m Kalten Krieg über die ersten<br />

Kontakte unter Johannes XXIII., die Ostpolitik<br />

Pauls VI. und Kardinal Casarolis, vor allem aber<br />

<strong>de</strong>m Beitrag Johannes Pauls II. von seiner Polen-<br />

Reise 1979, über <strong>de</strong>n Zusammenbruch <strong>de</strong>s Ostblocks<br />

bis zum Einsatz für ein vereintes Europa,<br />

<strong>de</strong>ssen anvisierte Grenzen über die gegenwärtigen<br />

Umrisse <strong>de</strong>r Europäischen Union noch hinaus<br />

gehen.<br />

Überhaupt nimmt <strong>de</strong>r Wojtyla-Papst und seine<br />

Politik mehr als die Hälfte <strong>de</strong>s Buchs ein. Die<br />

Stichworte <strong>de</strong>s politischen Han<strong>de</strong>lns <strong>de</strong>r letzten<br />

25 Jahre kreisen, so die Analyse <strong>de</strong>s Vatikan-Korrespon<strong>de</strong>nten,<br />

immer um die gleichen Themen:<br />

Religionsfreiheit, Werteorientierung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Gesetzgebung, Frie<strong>de</strong> zwischen ethnischen<br />

und religiösen Gruppen. Der Radius politischen<br />

Han<strong>de</strong>lns weitete sich dabei immer stärker aus.<br />

Der „global player“ katholische Kirche ist heute<br />

an vielen Fronten aktiv – und er verdankt sein Engagement<br />

und seine Autorität nach wie vor <strong>de</strong>m<br />

Kommunikator Johannes Paul II.<br />

Ludwig Ring-Eifel hat ein sauber recherchiertes<br />

und spannend zu lesen<strong>de</strong>s Buch verfasst. Über<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

die oft dürren Notizen in <strong>de</strong>r Tagespresse hinaus<br />

gibt es einen guten Einblick in vatikanische Politik<br />

und Diplomatie und hilft, die Handlungsweise<br />

<strong>de</strong>s Heiligen Stuhls besser zu verstehen. Dass sie<br />

dabei nicht immer <strong>de</strong>n Konjunkturen <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Meinung genehm ist, weiß <strong>de</strong>r Autor. Sein<br />

Schlusssatz kann zu <strong>de</strong>nken geben: „Die Erfahrung<br />

<strong>de</strong>r Päpste <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts zeigt, dass<br />

die Kirche Konflikte mit <strong>de</strong>n Mächten und I<strong>de</strong>ologien<br />

am besten überlebt, wenn sie we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Sirenenklängen <strong>de</strong>s Zeitgeistes noch <strong>de</strong>r dunklen<br />

Anziehungskraft <strong>de</strong>s Fundamentalismus und <strong>de</strong>r<br />

selbst gewählten Isolation verfällt.“ (S. 296).<br />

Joachim Schmiedl<br />

Lutterbach, Hubertus<br />

BBoonniiffaattiiuuss<br />

Mit Axt und Evangelium. Eine<br />

Biographie in Briefen. – Freiburg u. a.: Verlag.<br />

Her<strong>de</strong>r. 2004. 334 S. m. 22 Abb. u. Ktn., € 19.90<br />

(ISBN 3-451-28509-6)<br />

Das Ungewöhnliche dieser Lebensbeschreibung<br />

geht bereits aus <strong>de</strong>m Untertitel hervor: Eine<br />

Biographie in Briefen. Aus <strong>de</strong>m Umfeld <strong>de</strong>s Bonifatius<br />

im 8. Jahrhun<strong>de</strong>rt sind 150 Briefe überliefert,<br />

teils von Bonifatius selbst o<strong>de</strong>r seinem<br />

Mitarbeiter, teils aus <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>r seiner Briefpartner,<br />

vor allem <strong>de</strong>n römischen Päpsten. Diese zuletzt<br />

genannten Briefe bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Grundstock<br />

dieses Ban<strong>de</strong>s, in<strong>de</strong>m sie in einer sprachlich geschliffenen<br />

Übersetzung präsentiert wer<strong>de</strong>n. Was<br />

weitgehend fehlt, sind die <strong>de</strong>n Antworten vorausgehen<strong>de</strong>n<br />

Anfragen und die Antwortbriefe darauf<br />

von Seiten <strong>de</strong>s Bonifatius selbst. Um diese Lücken<br />

zu füllen, die Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r herzustellen,<br />

geht Lutterbach einen ungewöhnlichen Weg: Um<br />

<strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>s Missionars erlebbar zu machen<br />

und zugleich die Welt <strong>de</strong>s Frühmittelalters <strong>de</strong>m<br />

Leser vor Augen zu stellen, erschließt er die jeweils<br />

fehlen<strong>de</strong>n Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r durch fiktive Brieftexte,<br />

die das heutige religions-, sozial- und kulturgeschichtliche<br />

Wissen über das Frühmittelalter<br />

in beeindrucken<strong>de</strong>r Weise reflektieren. Ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n die Texte durch zahlreiche Abbildungen<br />

und Karten, die <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s Bonifatius<br />

zu <strong>de</strong>n weit verstreuten Wirkungsorten zusätzlich<br />

erlebbar machen.<br />

Voraus geht diesem Briefwechsel zwischen<br />

Bonifatius und <strong>de</strong>n Päpsten eine Einführung Bonifatius<br />

– Christlicher Brückenbauer und weitgereister<br />

Kommunikator, in <strong>de</strong>r auch auf die Art <strong>de</strong>r<br />

hier gewählten Darstellung Creative Writing kurz<br />

eingegangen wird, um ihr dann im Anhang nochmals<br />

einen eigenen Abschnitt zu widmen. Dieser<br />

Anhang bietet zu<strong>de</strong>m in einer Zeittafel die Lebensdaten<br />

<strong>de</strong>s Bonifatius, einen zusätzlichen Abschnitt<br />

Bonifatius – Ein bewegtes Leben in bewegungsloser<br />

Zeit? O<strong>de</strong>r: Zu Gesellschaft und Religion<br />

im Frühmittelalter, ein ausführliches Literatur-<br />

und Abbildungsverzeichnis und ein aufschlussreiches<br />

Register.<br />

Der Essener Professor für Christentum und<br />

Kulturgeschichte entwickelt einen in diesem geschlossenen<br />

Briefwechsel, drucktechnisch ge-<br />

schickt abgegrenzt zwischen Original- und imaginierten<br />

Anfragen bzw. Antworten, eine spannend<br />

zu lesen<strong>de</strong> Lebensbeschreibung, die sowohl<br />

ein lebendiges Bild <strong>de</strong>r frühmittelalterlichen Mission<br />

mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten<br />

bietet wie auch eine Bonifatius-Biographie vorlegt,<br />

die viele neue Einsichten in die Person und<br />

die Zeit dieses Missionars ermöglicht.<br />

Bernhard Merten<br />

Padberg, Lutz E. von<br />

BBoonniiffaattiiuuss<br />

Missionar und Reformer (C. H.<br />

Beck. Wissen; bsr 2319). – München: Verlag C. H.<br />

Beck. 2003. 128 S., 3 Karten, € 7.90 (ISBN 3-406-<br />

48019-5)<br />

Geschichte und Legen<strong>de</strong> ranken sich um das<br />

Leben einer <strong>de</strong>r großen Persönlichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Frühmittelalters. Der angelsächsische Erzbischof<br />

Bonifatius war als Abgesandter <strong>de</strong>s Papstes in<br />

Germanien tätig, zunächst als Missionar, später<br />

als Kirchenreformer und Kirchenpolitiker im<br />

Reich <strong>de</strong>r Franken. 718 begann er seine Tätigkeit<br />

in Friesland. Im weiteren Verlauf seines missionarischen<br />

Wirkens in Hessen, Thüringen und<br />

Bayern grün<strong>de</strong>te er dort zahlreiche Klöster und<br />

widmete sich dabei zugleich im Auftrag <strong>de</strong>r<br />

Päpste seiner Zeit eingehend einer inneren Reform<br />

<strong>de</strong>r Kirche in seinen Missionsgebieten. Bonifatius<br />

hatte somit einen erheblichen Anteil daran,<br />

dass das Papsttum sich jetzt stärker nach <strong>de</strong>m<br />

Westen als <strong>de</strong>m Osten orientierte und auf diese<br />

Weise erheblichen Einfluss im Reich <strong>de</strong>r Karolinger<br />

erreichte.<br />

Padberg skizziert in seinem Buch dieses Leben<br />

<strong>de</strong>s Bonifatius von seiner Herkunft und Ausbildung<br />

über <strong>de</strong>n Verlauf seiner Karriere, die Lebenswen<strong>de</strong><br />

und <strong>de</strong>n Missionsalltag. Eingehend<br />

beleuchtet er die notwendige Kirchenreform und<br />

–politik <strong>de</strong>s Erzbischofs, seine Beziehungen zu<br />

<strong>de</strong>n Päpsten, zu Freun<strong>de</strong>n und Fein<strong>de</strong>n und<br />

schließlich seinen Tod am 5. Juni 754 im friesischen<br />

Dokkum. In zwei weiteren Kapiteln wird<br />

<strong>de</strong>r „Weg <strong>de</strong>r heiligen Gebeine“ beschrieben und<br />

eine abschließen<strong>de</strong> und zugleich zusammenfassend<br />

werten<strong>de</strong> Darstellung <strong>de</strong>r Persönlichkeit <strong>de</strong>s<br />

Bonifatius geboten. Ergänzt wer<strong>de</strong>n diese Ausführungen<br />

durch eine Zeittafel, eine kommentierte<br />

Auswahlbibliografie und ein Personenregister.<br />

Geschrieben von einem hervorragen<strong>de</strong>n Kenner<br />

<strong>de</strong>r Missionsgeschichte <strong>de</strong>s Mittelalters und<br />

<strong>de</strong>r Christianisierung Europas, bietet <strong>de</strong>r schmale<br />

Band einen kompakten Überblick nicht nur im Bezug<br />

auf die Persönlichkeit <strong>de</strong>s Bonifatius selbst,<br />

son<strong>de</strong>rn zugleich einen differenzierten Einblick in<br />

sein Wirken im Spannungsfeld weltlicher und<br />

kirchlicher Mächte seiner Zeit. Bernhard Merten<br />

Gunkel, Monika (Hg.)<br />

FFrraaggeenn aann GGootttt<br />

Ein Jugendgebetbuch. Mit einem<br />

Geleitwort v. Bischof Joachim Wanke. –


Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk / Düsseldorf:<br />

Verlag Haus Altenberg. 2004. 160 S., ill.,<br />

€ 8.90 (ISBN 3-460-28041-7 KBW / 3-7761-<br />

0123-7 Haus Altenberg)<br />

Ein kleines Buch voll von beten<strong>de</strong>m Fragen an<br />

Gott. Geschrieben von Jugendlichen für Jugendliche.<br />

In <strong>de</strong>r Sprache als auch in <strong>de</strong>m darin spürbaren<br />

existentiellen Suchen ist es daher höchst<br />

authentisch. „Und ich bin sicher, ihr wer<strong>de</strong>t eure<br />

Fragen darin wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n“ (6).<br />

In <strong>de</strong>n 12 Themenkapiteln (z. B. Lebenspläne,<br />

Liebe, Unikat Mensch, Tod o<strong>de</strong>r Leben, Gegenwart<br />

Gottes, Kirche und Glauben, Geheimnis<br />

Schöpfung) wer<strong>de</strong>n die vitalen Fragen <strong>de</strong>r Jugendlichen<br />

in eine aufschlussreiche Korrelation<br />

zu biblischen Texten geführt. Dabei zeigt sich<br />

immer wie<strong>de</strong>r, „dass schon die biblischen Schriftsteller<br />

vor Tausen<strong>de</strong>n von Jahren die gleichen<br />

Fragen an Gott hatten“ (ebd.).<br />

Bischof Wanke rät in seinem Geleitwort,<br />

dieses Büchlein zu einem festen Begleiter zu<br />

machen: „Es erinnert Dich an die Möglichkeit,<br />

ständig zu Gott hin auf Sendung zu gehen.<br />

Aber <strong>de</strong>nke daran: Gott will Dir auch antworten“<br />

(5).<br />

Das unverbogene Fragen (nebst Klage, Lob<br />

und Dank) <strong>de</strong>r jungen Leute steht in bester biblischer<br />

Tradition. Ihre teils erstaunlich reifen<br />

Gedanken über Gott und das Leben verbin<strong>de</strong>n<br />

sich hier zu einer recht anregen<strong>de</strong>n Neu-Lesung<br />

mancher biblischer Texte.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

May, Christof<br />

PPiillggeerrnn –– MMeennsscchh-sseeiinn<br />

aauuff d<strong>de</strong>emm WWeegg<br />

(=Studien zur systematischen und spirituellen<br />

Theologie; Bd.41) – Würzburg: Echter-Verlag<br />

2004. IX, 304 S. € 30.00 (ISBN 3-429-02617-2).<br />

Die römische Dissertation (2003/2004) von<br />

Christof May stellt in ihrer spirituellen Untersuchung<br />

zum Pilgern Lebensentwürfe in Beziehung.<br />

Dabei untersucht May die Vergleichbarkeit<br />

und Nichtvergleichbarkeit unterschiedlichster<br />

menschlicher Grundmuster. Zwei Zeitebenen<br />

bil<strong>de</strong>n dabei <strong>de</strong>n Ausgangspunkt. Im<br />

ersten Teil wer<strong>de</strong>n ‚Menschen unterwegs‘ in<br />

<strong>de</strong>r Spätantike vorgeführt. May parallelisiert<br />

<strong>de</strong>n neutestamentlichen Jesus in seiner Gestalt<br />

als wan<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r, wun<strong>de</strong>rtätiger Rabbi und <strong>de</strong>n<br />

pythagoräischen Philosophen Apollonius von<br />

Tyana nach seiner von Philostratus verfassten<br />

Vita. Auch für <strong>de</strong>n spätantiken Pilger vergleicht<br />

May eine christliche und eine heidnische Gestalt.<br />

Die reiche römische Palästinapilgerin<br />

Egeria, die einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Pilgerbericht<br />

verfasst hat, wird dabei <strong>de</strong>m mysthischen Asklepiospilger<br />

Aristi<strong>de</strong>s gegenübergestellt. In<br />

<strong>de</strong>n ausgewählten Fällen sucht <strong>de</strong>r Verf. vor allem<br />

nach <strong>de</strong>n Gemeinsamkeiten, die sich gera<strong>de</strong><br />

für die Wan<strong>de</strong>rtätigkeit Jesu und Apollonios‘<br />

zahlreich fin<strong>de</strong>n lassen. Auch bei Egeria<br />

und Aristi<strong>de</strong>s fin<strong>de</strong>n sich viele Parallelen. Den-<br />

noch kann man auch spezifisch Christliches<br />

feststellen. An<strong>de</strong>rs als Apollonios ist Jesus z.B.<br />

keineswegs an <strong>de</strong>r Propagation seiner Wun<strong>de</strong>r<br />

interessiert. Dennoch zeigt May dadurch ein religionsübergreifen<strong>de</strong>s<br />

wesentliches Moment<br />

<strong>de</strong>s spätantiken Lebensverständnisses, das auch<br />

die erste Ausbreitung <strong>de</strong>s Christentums prägt.<br />

Trotz <strong>de</strong>r Sesshaftwerdung bleibt <strong>de</strong>r mobile<br />

Glauben<strong>de</strong> – <strong>de</strong>r als Sinnsuchen<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Weg ist – auch in <strong>de</strong>n Folgejahrhun<strong>de</strong>rten eine<br />

Existenzform <strong>de</strong>s Christentums in <strong>de</strong>r Pilgerschaft.<br />

Dass die Pilgerschaft im Christentum<br />

daneben eine Innere sein kann, präsentiert sich<br />

in <strong>de</strong>r weiteren Darstellung, die <strong>de</strong>n jüdischen<br />

Theologen Philo von Alexandria und die Christen<br />

Origines und Gregor von Nyssa in ihrer<br />

Deutung <strong>de</strong>s Weges zu Gott vergleicht. Auch<br />

wenn in <strong>de</strong>r menschlichen Möglichkeit, zu Gott<br />

zu gelangen, Unterschie<strong>de</strong> zu verzeichnen sind,<br />

ist das sich Gott Nähern ein bei allen vergleichbares<br />

Moment. Unter Beiseitelassung <strong>de</strong>r gesamten<br />

mittelalterlichen und frühneuzeitlichen<br />

Tradition springt <strong>de</strong>r Verfasser dann in die literarisch-philosopische<br />

Darstellung <strong>de</strong>r ersten<br />

Hälfte <strong>de</strong>s vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rts, die sich<br />

in <strong>de</strong>n Hauptwerken von Samuel Beckett (Warten<br />

auf Godot) und Albert Camus (Mythos <strong>de</strong>s<br />

Sisyphos) manifestiert. Diesen nichtchristlichen<br />

Entwürfen <strong>de</strong>s nur um sich selbst kreisen<strong>de</strong>n<br />

mobilen bzw. immobilen Menschen stellt<br />

er die biographisch geprägte Darstellung Gabriel<br />

Marcels (homo viator) und die Biographien<br />

<strong>de</strong>s großen Konvertiten Charles <strong>de</strong> Foucauld<br />

und <strong>de</strong>r Simone Weil gegenüber, <strong>de</strong>ren<br />

Mobilität mit aktiver Sinnsuche gekoppelt ist.<br />

Von diesen bei<strong>de</strong>n historischen Ansätzen<br />

kommt <strong>de</strong>r Verfasser nun zur I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r Pilgerschaft<br />

in <strong>de</strong>r postmo<strong>de</strong>rnen Gegenwartsgesellschaft.<br />

Die von Mobilität geprägte Gesellschaft<br />

kann in <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Pilgerns, wie sie sich in <strong>de</strong>n<br />

spätantiken und mo<strong>de</strong>rnen Entwürfen spiegelt,<br />

von einer ziellosen Beschäftigung zu einer neuen<br />

Sinnstiftung gelangen. Wallfahrt bzw. Pilgerfahrt<br />

in <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rne wird von May als Möglichkeit<br />

dargestellt, <strong>de</strong>m postmo<strong>de</strong>rnen Menschen in <strong>de</strong>r<br />

heutigen Zeit im pilgern<strong>de</strong>n Nachvollzug <strong>de</strong>s Lebenswegs<br />

eine Deutung <strong>de</strong>s eigenen Lebens zu<br />

liefern. Ausgehend von früheren Beispielen wird<br />

damit ein reiches Panorama zur spirituellen Lebens<strong>de</strong>utung<br />

in <strong>de</strong>r Wallfahrt geliefert.<br />

Matthias Th. Kloft<br />

Barth, Dieter /<br />

Schindler, Michael (Hg.)<br />

AAbbeenntteeuueerr PPiillggeerrnn<br />

Das PraxisHandBuch (Praxisreihe konkret). –<br />

Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk. 2003.<br />

122 S., € 14.90 (ISBN 3-460-32578-X)<br />

Barth, Dieter /<br />

Schindler, Michael (Hg.)<br />

AAbbeenntteeuueerr PPiillggeerrnn<br />

Der spirituelle Wegbegleiter. – Stuttgart: Verlag<br />

Katholisches Bibelwerk. 2004. 128 S., € 8.90<br />

(ISBN 3-460-32576-3)<br />

Auch Pilgern will gelernt sein. Das gilt keineswegs<br />

nur für die großen Pilgerfahrten nach Rom,<br />

ins Heilige Land o<strong>de</strong>r nach Santiago <strong>de</strong> Compostela,<br />

son<strong>de</strong>rn ebenso für die Wege zu kleineren<br />

o<strong>de</strong>r größeren Wallfahrtsorten innerhalb <strong>de</strong>r heimischen<br />

Grenzen. Es gilt auch nicht nur für große<br />

Pilgergruppen, son<strong>de</strong>rn ebenso für kleine Gruppierungen,<br />

ja auch für <strong>de</strong>n Einzelpilger.<br />

Das vorliegen<strong>de</strong> PraxisHandBuch ist aus <strong>de</strong>r<br />

Erfahrung und <strong>de</strong>m Wissen entstan<strong>de</strong>n, dass Pilgern<br />

eine Vor- und Nachbereitung benötigt, ein<br />

Wissen um die Planung vom Aufbruch bis zur<br />

Heimkehr. In erster Linie ist es sicher gedacht<br />

„für ehrenamtliche und hauptberufliche Menschen,<br />

die als Verantwortliche bereit sind, mit<br />

Pilgergruppen zu gehen, und sich im Vorfeld Gedanken<br />

machen, unter welchen Voraussetzungen<br />

sie sich zutrauen, eine Pilgertour in Angriff zu<br />

nehmen“. (S. 6)<br />

Nach einer Einstimmung zum Thema „Unterwegs<br />

sind wir alle“ <strong>de</strong>s Rottenburger Weihbischofs<br />

Thomas M. Renz, zeigt schon das „A-Z<br />

<strong>de</strong>s Pilgerns“ (S. 11) in Stichworten die ganze<br />

Breite <strong>de</strong>r Möglichkeiten, Schwierigkeiten, Erlebnisse,<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen auf, die <strong>de</strong>n Pilgerweg<br />

begleiten können. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n dann die<br />

gefor<strong>de</strong>rten Tätigkeiten und Aufgaben von <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitung über das Aufbrechen, das Unterwegssein,<br />

das Ankommen am Ziel bis zum Heimkommen<br />

und <strong>de</strong>m Ausweis <strong>de</strong>r Notwendigkeit<br />

einer Nachbereitung <strong>de</strong>r Pilgerreise, <strong>de</strong>r Nachlese,<br />

<strong>de</strong>r Dokumentation aufgeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Sicher, vieles, was hier aufgeschrieben ist, gilt<br />

zunächst für größere Gruppenreisen, aber liest<br />

man genauer nach und <strong>de</strong>nkt dabei an eigene<br />

Wallfahrtserlebnisse in kleineren Gruppen o<strong>de</strong>r<br />

auch als Einzelpilger, wird man feststellen können,<br />

dass auch für diese Gruppierungen zahlreiche<br />

Hinweise beachtenswert sind. Man wünscht<br />

sich, dass gera<strong>de</strong> auch im Blick auf die Pilgerfahrten<br />

zum Weltjugendtag 2005 von vielen dieses<br />

Buch zur Vorbereitung zu Rate gezogen wird.<br />

Ergänzend zum PraxisHandBuch ist im handlichen<br />

Format für die Rock- o<strong>de</strong>r Hosentasche <strong>de</strong>r<br />

Spirituelle Wegbegleiter von <strong>de</strong>n gleichen Herausgebern<br />

erschienen, <strong>de</strong>r „dazu anregen möchte,<br />

die vielfältigen Erlebnisse und Erfahrungen<br />

<strong>de</strong>s Pilgerns als Abenteuer zu wagen und zu gestalten“<br />

(S. 7). Die Glie<strong>de</strong>rung entspricht <strong>de</strong>m<br />

Ablauf <strong>de</strong>r Pilgertour: Aufbrechen, Unterwegs,<br />

Ankommen und Heimkommen. Gedichte, Gebete,<br />

Segen, Litanei, Kurzgeschichten, Stichwortreflexionen<br />

wechseln einan<strong>de</strong>r ab und wer<strong>de</strong>n ergänzt<br />

mit Aphorismen, biblischen Quellentexten<br />

und Lie<strong>de</strong>rn. Dabei wer<strong>de</strong>n Klassiker ebenso herangezogen<br />

wie neue Texte, fin<strong>de</strong>n sich praktische<br />

Hinweise für die mögliche Verwendung <strong>de</strong>r<br />

Texte, auch unter Bezugnahme auf das Praxis-<br />

HandBuch. Kurz gesagt: Eine wertvolle und wichtige<br />

Ergänzung zu diesem, aber nicht nur dafür,<br />

son<strong>de</strong>rn für viele selbstständige Möglichkeiten<br />

einer Hinführung zu einer echten spirituellen Erfahrung.<br />

Bernhard Merten<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

47


LITERATUR & MEDIEN<br />

48<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Bauschke, Martin / Homolka,<br />

Walter / Müller, Rabeya<br />

GGeemmeeiinnssaamm vvoorr GGootttt<br />

Gebete aus Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum und Islam. –<br />

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2004. 160 S.,<br />

€ 16.95 (ISBN 3-579-85543-7)<br />

Dieses Buch hebt sich auffallend ab von <strong>de</strong>n<br />

zahlreichen Werken zum Gebet und zum interreligiösen<br />

Dialog. Die Herausgeber sehen in <strong>de</strong>n<br />

vermehrten „trilateralen Begegnungen ... verstärkt<br />

die Sehnsucht, im Rahmen gemeinsamer<br />

gottesdienstlicher Feiern auch miteinan<strong>de</strong>r zu beten.<br />

Für <strong>de</strong>rlei Anlässe bietet das vorliegen<strong>de</strong> Gebetbuch<br />

... eine breite Auswahl von Texten“ (6).<br />

Zu <strong>de</strong>m „Nebeneinan<strong>de</strong>r-Beten“ soll auch das<br />

„Miteinan<strong>de</strong>r-Beten“ neuen Raum gewinnen.<br />

Dieses neuartige „abrahamitische Gebetbuch“<br />

schöpft aus <strong>de</strong>m reichen Gebetsschatz dreier Religionen<br />

und „lädt Ju<strong>de</strong>n, Christen und Muslime dazu<br />

ein, gemeinsame Erfahrungen mit ihrem gemeinsamen<br />

Gott zu machen“ (17). Wenn die drei abrahamitischen<br />

Traditionen schon bekennen, dass sie<br />

zum gleichen Gott beten, so sollen sie als „Freun<strong>de</strong><br />

Gottes“ erst recht immer wie<strong>de</strong>r neue Wege eine<br />

„spirituellen Gastfreundschaft“ (20) suchen.<br />

Die Texte sind in 12 Themenkreise geglie<strong>de</strong>rt:<br />

z. B. Lobpreis und Dank, Durch <strong>de</strong>n Tag und das<br />

Jahr, Schöpfung, Kin<strong>de</strong>r und Schule, Schuld und<br />

Vergebung, Frie<strong>de</strong>n und Versöhnung, Krankheit,<br />

Klage, Trauer, Tod u.a.m. Es sind durchgängig<br />

sehr ansprechen<strong>de</strong> Texte, die in ihrer Einfachheit<br />

und Tiefe von einla<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Weitherzigkeit geprägt<br />

sind. Wo auch immer nach <strong>de</strong>m Miteinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r Abrahams ernsthaft gesucht wird,<br />

dürfte dieses Buch viele Freun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n.<br />

Reiner Jungnitsch<br />

Kürzinger, Reinhard /<br />

Sill, Bernhard<br />

DDaass ggrrooßßee BBuucchh<br />

d<strong>de</strong>err GGeebbeettee<br />

– München: Pattloch Verlag. 2003. 896 S., € 24.90<br />

(ISBN 3-629-01645-6)<br />

Mehr als 850 Gebete und Gebetsvariationen<br />

auf knapp 800 <strong>de</strong>r insgesamt 896 Seiten enthält<br />

<strong>de</strong>r von Bernhard Sill, Professor für Moraltheologie<br />

an <strong>de</strong>r Universität Eichstätt, und Reinhard<br />

Kürzinger, Domvikar in Eichstätt, herausgegebene<br />

Band Das große Buch <strong>de</strong>r Gebete. Es ist sicher,<br />

wie <strong>de</strong>r Verlag wirbt, „die größte, jemals in<br />

<strong>de</strong>utscher Sprache erschienene Sammlung von<br />

Gebeten“, die Texte aus <strong>de</strong>r christlichen Tradition<br />

<strong>de</strong>s Betens von <strong>de</strong>n Anfängen in <strong>de</strong>r Bibel bis<br />

in die unmittelbare Gegenwart hinein vereinigt.<br />

Geht man die Liste <strong>de</strong>r rund 200 Autorinnen und<br />

Autoren durch, fin<strong>de</strong>n wir neben <strong>de</strong>n Namen von<br />

Heiligen, Kirchenvätern, be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n evangelischen<br />

und katholischen Theologinnen und Theologen,<br />

Dichter und Denker, Schriftsteller und<br />

Künstler – Beterinnen und Beter aller Zeiten, aller<br />

Altersstufen und Stän<strong>de</strong> bis in die jüngere und<br />

jüngste Zeit hinein.<br />

Ein Blick in das Inhaltsverzeichnis o<strong>de</strong>r besser<br />

ein Durchblättern Seite für Seite <strong>de</strong>s Buches,<br />

bei <strong>de</strong>m man bestimmt immer wie<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n<br />

Texten <strong>de</strong>r einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite verweilen<br />

wird, zeigt die ganze Fülle dieser Gebete-Sammlung<br />

auf. Eingeleitet wird sie nach einem kurzen<br />

Vorwort <strong>de</strong>r Autoren mit Eine(r) kleine Gebetsschule<br />

von Bernhard Sill (nicht Still, S. 5), <strong>de</strong>r<br />

Grundsätzliches über das Beten, das Warum,<br />

Wann und Wie entnommen wer<strong>de</strong>n kann (S. 15-<br />

43). Unter <strong>de</strong>r darauf folgen<strong>de</strong>n Überschrift Wie<br />

die Er<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Himmel berührt (S. 45-122) sind allein<br />

48 Seiten (S. 75-122) <strong>de</strong>m Vater unser, <strong>de</strong>m<br />

Gebet <strong>de</strong>r Gebete, gewidmet. Auf eine Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

in neun verschie<strong>de</strong>nen Sprachen von Aramäisch<br />

bis Chinesisch folgen „Vaterunser-Variationen“<br />

unterschiedlicher Herkunft und Aussagekraft,<br />

die ein breites Spektrum <strong>de</strong>r Möglichkeiten,<br />

dieses Gebet meditierend zu betrachten, aufzeigen<br />

und dazu anregen, dies auch selbst zu tun.<br />

Warum in <strong>de</strong>m „Polyglotten Reiseführer“, wie<br />

die Autoren die verschie<strong>de</strong>nen Sprachzitate <strong>de</strong>s<br />

einen Gebetes nennen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Text zumin<strong>de</strong>st<br />

in <strong>de</strong>n Begriffen „Schuld“ – „Schul<strong>de</strong>n“ und<br />

„Schuldiger“ – „Schuldner“ die durch <strong>de</strong>n liturgischen<br />

Gebrauch bekannte Fassung verlässt,<br />

müsste erläutert wer<strong>de</strong>n, zumal sie sich auf <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Seiten nicht wie<strong>de</strong>rholen. Vom Leben<br />

ins Gebet (S. 123-660) ist <strong>de</strong>r umfangreichste<br />

Abschnitt überschrieben, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n eigenen Lebenslauf<br />

und die verschie<strong>de</strong>nen Lebensphasen, die Begegnung<br />

mit Gott, von Mensch zu Mensch, mit<br />

<strong>de</strong>r Zeit, mit Heiligen Stätten, mit Heiligen und<br />

Dichtern in die Gebetspraxis einbezieht. Vom Gebet<br />

ins Leben (S. 661-746) betrachtet betend die<br />

„Begegnung mit meiner Bestimmung und Berufung“<br />

und „mit meiner Verantwortung in Kirche<br />

und Welt“. Der letzte Teil Wie <strong>de</strong>r Himmel die Er<strong>de</strong><br />

berührt (S. 747-830) führt die Leserin, <strong>de</strong>n Leser<br />

zur Begegnung mit <strong>de</strong>n Engeln <strong>de</strong>s Lebens,<br />

mit Maria, mit <strong>de</strong>m Segen <strong>de</strong>s Himmels.<br />

Neben einem abschließen<strong>de</strong>n umfangreichen<br />

Quellenverzeichnis (S. 831-868), das zugleich<br />

ein umfassen<strong>de</strong>s, auf die einzelnen Abschnitte<br />

hin <strong>de</strong>tailliertes, weiterführen<strong>de</strong>s Literaturverzeichnis<br />

beinhaltet, enthält <strong>de</strong>r Band zwei Register:<br />

ein Verzeichnis <strong>de</strong>r Beterinnen und Beter,<br />

d. h. <strong>de</strong>r einzelnen bekannten und unbekannten<br />

Autorinnen und Autoren, und – vielleicht noch<br />

wichtiger – ein Verzeichnis <strong>de</strong>r Gebetsanfänge.<br />

Betrachtet man die Fülle <strong>de</strong>r hier zusammengetragenen,<br />

so unterschiedlichen Gebetstexte,<br />

stellt sich die Frage: Welchen Sinn hat ein solches<br />

Gebet-Buch? Wem ist es von praktischem<br />

Nutzen? Im Vorwort heißt es dazu: „Was die in<br />

diesem Band gesammelten Gebete sein wollen<br />

und wohl auch sein können, ist: Wegbegleiter<br />

und Wegbereiter unseres eigenen Betens zu sein.<br />

... Unsere Sache ist es, einen guten Gebrauch von<br />

Ihnen zu machen, sei es dadurch, dass wir sie<br />

«nach-beten», sei es dadurch, dass wir sie «weiterbeten»<br />

– immer jedoch mit ganzem Herzen.“ (S.<br />

13) In diesem Sinne ist die Sammlung nicht nur ein<br />

einzigartiges Kompendium <strong>de</strong>s Sprechens mit<br />

Gott, son<strong>de</strong>rn kann in ihrer Fülle ein unverzichtbarer<br />

Begleiter für Geistliche, Pastorale Mitarbeiter/innen<br />

und Religionslehrer/-innen wer<strong>de</strong>n. Aber<br />

ebenso ist sie eine ergiebige Quelle für alle, die<br />

nach alten und neuen Möglichkeiten suchen, um<br />

ihrem eigenen Beten neue Wege zu weisen, neue<br />

Impulse zu vermitteln. Bernhard Merten<br />

Leitschuh, Marcus C./<br />

Pfeiffer, Cornelia (Hg.)<br />

GGootttteess KKrraafftt iinn<br />

mmeeiinneemm LLeebbeenn<br />

Gebete – Gedanken – Erfahrungen. – Kevelaer:<br />

Verlag Butzon & Bercker. 2004. 143 S., € 12.90<br />

(ISBN 3-7666-0578-X)<br />

Krisen beeinflussen unser Leben: Glaubenskrisen,<br />

Lebenskrisen, Krisen im Umgang mit<br />

Mitmenschen, mit unserer Umwelt. Ausgehend<br />

von einer Veranstaltung <strong>de</strong>s 1. ökumenischen<br />

Kirchentages 2003 in Berlin „Was ist dann –<br />

wenn es an<strong>de</strong>rs kommt, als man <strong>de</strong>nkt?“ haben<br />

die Herausgeber Menschen unterschiedlicher<br />

Herkunft, Alters und Glaubensrichtung gebeten,<br />

ihre „Erfahrungen [aus Krisenzeiten] nie<strong>de</strong>rzuschreiben<br />

und an<strong>de</strong>re an ihren Krisen und Hoffnungen,<br />

ihrem Erfahren von Schwäche und Kraft<br />

Anteil nehmen zu lassen“. (S. 7)<br />

Es ist ein zugleich bedrücken<strong>de</strong>s und auch beglücken<strong>de</strong>s<br />

Buch entstan<strong>de</strong>n: Bedrückend, weil<br />

es die ganz persönlichen Nöte einzelner Mitmenschen<br />

spüren lässt, die unauflösbar, unüberbrückbar<br />

oft erscheinen, beglückend, wenn sich doch<br />

ein Aus-Weg zeigt, ein ganz an<strong>de</strong>res Ergebnis etwa<br />

eines Gebets, eines Gebetssturmes, wie es z.B.<br />

<strong>de</strong>r Text „Warten auf ein Wun<strong>de</strong>r“ von Klaus<br />

Rösler (S. 14ff.) o<strong>de</strong>r Gerd Tubachs Bericht „Ich<br />

konnte (wie<strong>de</strong>r) leben (S. 78ff.) zeigen. Es lässt<br />

aufhorchen, wenn Menschen berichten über Erfahrungen,<br />

die ihre Lebenspläne einschnei<strong>de</strong>nd<br />

durchkreuzten, und darüber, wie sie aus <strong>de</strong>m<br />

Glauben heraus wie<strong>de</strong>r neuen Mut gefasst haben.<br />

Zu <strong>de</strong>n Autoren gehören Bischof Josef Algermissen,<br />

Frère Roger, Schw. Lea Ackermann,<br />

Anette Schavan, Werner Schaube, Paul Weismantel,<br />

Willi Stiel, Cornelia Pfeiffer und Marcus C.<br />

Leitschuh selbst, um nur einige zu nennen. Ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n die Texte durch Gebete, Bibelzitate und<br />

Spruchweisheiten. So vermittelt die Gesamtheit<br />

<strong>de</strong>r Texte Hoffnung und Zuversicht, gibt Kraft<br />

zum Leben und Glauben auch in schwierigen persönlichen<br />

Zeiten. Ein Buch, das sich als Geschenk<br />

ebenso eignet wie dazu, dass es bereit liegt, damit<br />

man selbst immer wie<strong>de</strong>r bei gegebenem Anlass<br />

danach greifen kann. Bernhard Merten<br />

Griemens, Bruno<br />

GGootttt44yyoouu<br />

Gebete für Jugendliche. – Kevelaer:<br />

Verlag Butzon & Bercker. 2004. 128 S.,<br />

€ 8.00 (ISBN 3-7-666-0556-9)<br />

Das kleine Buch präsentiert eine Vielzahl von Gebeten<br />

aus <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Autors, die „<strong>de</strong>m ernsthaft<br />

Fragen<strong>de</strong>n und Suchen<strong>de</strong>n eine Hilfe“ sein wollen<br />

zum „Einschwingen auf Gott und die Welt“ (6). In


<strong>de</strong>m breitgefächerten Themenspektrum <strong>de</strong>r Texte<br />

soll spürbar wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r christliche Glaube<br />

„eine lohnenswerte Alternative zu einem oberflächlichen<br />

Lebensstil und ein kritisches Korrektiv<br />

zu <strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>m schnelllebigen Sinnmarkt feilgebotenen<br />

Lebensmustern ist“ (ebd.).<br />

Der Autor vermittelt in redlicher Weise, dass<br />

Beten ein Stück Arbeit be<strong>de</strong>utet und keine Patentrezepte<br />

bietet, aber <strong>de</strong>nnoch zu einer bewussteren<br />

Lebensweise führt. Es stellt in Frage, tröstet und<br />

ermutigt, es „bringt ins rechte Lot, was durcheinan<strong>de</strong>r<br />

geraten ist, und vor allem: es gibt Halt“ (7).<br />

„Wenn ich bete, dann trete ich ... mit meiner ganzen<br />

Person vor dich hin und antworte auf <strong>de</strong>inen<br />

leisen, aber unwi<strong>de</strong>rstehlichen Ruf“ (98).<br />

Gera<strong>de</strong> für junge Leute mag es eine Inspiration<br />

sein, durch dieses Vor-Beten zu eigenen Gebeten<br />

zu fin<strong>de</strong>n, da hier die existentielle Dimension<br />

<strong>de</strong>s Glaubens anregend zum Tragen kommt<br />

und <strong>de</strong>m Leser vielerlei „Einschwingungen“ möglich<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n. Reiner Jungnitsch<br />

Josef, Pieper<br />

ÜÜbbeerr ddiiee TTuuggeennd<strong>de</strong>enn<br />

Klugheit – Gerechtigkeit – Tapferkeit<br />

– Maß. Mit einem Vorwort von Johannes<br />

Rau. – München: Kösel-Verlag. 2004. 255 S.,<br />

€ 19.95 (ISBN 3-466-40172-9)<br />

„Die Probleme unserer heutigen Zeit rühren<br />

nicht so sehr daher, daß wir noch zu wenig wissen,<br />

son<strong>de</strong>rn grün<strong>de</strong>n darin, daß wir das, was wir<br />

schon einmal wußten wie<strong>de</strong>r vergessen haben.“<br />

An diese Worte von Robert Spaemann fühlt man<br />

sich bei <strong>de</strong>r Lektüre <strong>de</strong>s schon 1934 zum ersten<br />

Mal unter <strong>de</strong>m Titel „Das Viergespann – Klugheit,<br />

Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß“ erschienenen<br />

Buches von Josef Pieper erinnert. Ich muss<br />

gestehen, dass schon seit wenigstens zwei Jahrzehnten<br />

diese alte Ausgabe ungelesen in meinem<br />

Bücherschrank steht. Es ist eine Edition aus <strong>de</strong>n<br />

50er Jahren. Der Druck, mit seiner Lektüre immer<br />

auf <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r Zeit zu bleiben, hat jeweils<br />

verhin<strong>de</strong>rt nach diesem Buch zu greifen. Auch<br />

das Thema Tugend reizte mich in <strong>de</strong>n 70er und<br />

80er Jahren nicht zum Griff ins Bücherregal. Das<br />

unangefor<strong>de</strong>rte Rezensionsexemplar schließlich<br />

bewirkte, was zwei Jahrzehnte versäumt wur<strong>de</strong>.<br />

Mein erster Eindruck: Man liest und <strong>de</strong>nkt, genau<br />

so ist es. Alles erscheint so einsichtig und von einer<br />

so überzeugen<strong>de</strong>n Richtigkeit, dass man über<br />

sich und <strong>de</strong>n Zeitgeist <strong>de</strong>r 60er und 70er Jahre<br />

wütend wird. Dieser Zeitgeist, <strong>de</strong>r nicht nur meiner<br />

Generation noch in <strong>de</strong>n Knochen steckt, hatte<br />

<strong>de</strong>n Griff damals ins Bücherregal verhin<strong>de</strong>rt. Piepers<br />

Sprache ist einfach, „ausgeruht“, wie Hans<br />

Maier einmal schrieb, schnörkellos, <strong>de</strong>ckungsgleich<br />

mit <strong>de</strong>n Sachverhalten. Das Handicap eigentlich<br />

über „nichts Neues“ zu schreiben, angesichts<br />

einer fast 3000 jährigen Geistesgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s und zu allem Überfluss<br />

schon vor 70 Jahren bis aufs Komma sogar<br />

dasselbe geschrieben zu haben, tut <strong>de</strong>m Werk<br />

Piepers keinen Abbruch. Diese zeitlose Gültigkeit,<br />

unüberholbar Richtiges gesagt zu haben, ist<br />

das Merkmal eines Klassikers. Das Werk Piepers<br />

hebt sich wohltuend ab von allem krampfhaft<br />

Neuen, von eigentlich Nichtssagen<strong>de</strong>m,<br />

belletristisch mit Wortgeklingel Aufgepepptem<br />

o<strong>de</strong>r bisweilen manieristisch Verfrem<strong>de</strong>ten, das<br />

<strong>de</strong>n Leser mehr unterhalten o<strong>de</strong>r zweifelhaft bil<strong>de</strong>n<br />

soll. Pieper dagegen will schlicht informieren,<br />

über das Gute und Wahre bil<strong>de</strong>n, angesichts<br />

<strong>de</strong>r postmo<strong>de</strong>rnen Auflösung dieser Begriffe ein<br />

dringen<strong>de</strong>s Erfor<strong>de</strong>rnis.<br />

Eine Kostprobe über die Klugheit: „Zwar ist<br />

die Klugheit das Maß <strong>de</strong>s Wollens und Wirkens;<br />

aber das Maß <strong>de</strong>r Klugheit wie<strong>de</strong>rum ist die ipsa<br />

res, ‚die Sache selbst’, die objektive Seinswirklichkeit.<br />

Und also be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Vorrang <strong>de</strong>r Klugheit<br />

zuerst zwar die Ausrichtung <strong>de</strong>s Wollens und<br />

Wirkens an <strong>de</strong>r Wahrheit; zuletzt aber meint er<br />

die Ausrichtung <strong>de</strong>s Wollens und Wirkens an <strong>de</strong>r<br />

objektiven Wirklichkeit. Das Gute ist zuvor<br />

klug; klug aber ist, was <strong>de</strong>r Wirklichkeit gemäß.“<br />

(S. 23) Um noch einmal Spaemann zu zitieren:<br />

Pieper will <strong>de</strong>n gesun<strong>de</strong>n Glauben <strong>de</strong>r<br />

„Gemüsefrau auf <strong>de</strong>m Markt“ in die Wirklichkeit<br />

stärken: „Philosophie hat im Grun<strong>de</strong> nichts<br />

an<strong>de</strong>res zu tun, als das, was die Gemüsefrau<br />

schon immer wußte, in Schutz zu nehmen gegen<br />

<strong>de</strong>n fortgesetzten Versuch einer gigantischen<br />

Sophistik, es ihr auszure<strong>de</strong>n.“. Piepers Denken<br />

ist ein gutes Stück „Philosophie <strong>de</strong>s gesun<strong>de</strong>n<br />

Menschenverstan<strong>de</strong>s“. Wir dürfen hoffen, dass<br />

gesun<strong>de</strong>r Menschenverstand (wie<strong>de</strong>r) Konjunktur<br />

haben wird. Das anerkennen<strong>de</strong> Vorwort <strong>de</strong>s<br />

letzten Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nten markiert das Werk<br />

Piepers als solchen. Pieper ist im Laufe seines<br />

langen Lebens von tausen<strong>de</strong>n von angehen<strong>de</strong>n<br />

Lehrern und Lehrerinnen mit Gewinn gehört<br />

und gelesen wor<strong>de</strong>n. Pieper hatte eine Reife <strong>de</strong>s<br />

Lebens vermittelt, wie vergleichbar im letzten<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt nur noch Romano Guardini.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass auch die heranwachsen<strong>de</strong><br />

Pädagogengeneration wie<strong>de</strong>r im<br />

Geiste Piepers gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n wird. Neben soli<strong>de</strong>m<br />

fachdidaktischen Handwerk, kann es<br />

nicht scha<strong>de</strong>n, wenn auch wie<strong>de</strong>r ein Geist vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n könnte, <strong>de</strong>r dieses Handwerkszeug<br />

auch gewinnbringend zu führen lehrt. Eine<br />

Generation, die im Geiste Piepers gebil<strong>de</strong>t wird<br />

o<strong>de</strong>r noch besser in seinem Geist erzogen wird,<br />

braucht kein eigenes Fach für Benehmen, wie es<br />

im Saarland o<strong>de</strong>r Bremen gefor<strong>de</strong>rt wird. Das<br />

70 Jahre alte Buch, das im barbarischen Jahrzwölft<br />

<strong>de</strong>s letzten Jahrhun<strong>de</strong>rts geschrieben<br />

wor<strong>de</strong>n ist, atmet nichts aus dieser Zeit und<br />

auch keiner an<strong>de</strong>ren, son<strong>de</strong>rn einen Hauch von<br />

Ewigkeit. Deshalb kann man es heute wie damals<br />

und immer lesen, eben ein Klassiker.<br />

Helmut Müller<br />

Bürgermeister, Konrad /<br />

Stinglhammer, Manuel<br />

WWeennnn……,, ddaannnn GGootttt!!<br />

Neue Anregungen zu Gebet und Besinnung mit<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen in Schule und Gemein<strong>de</strong>.<br />

– Winzer: Verlag Josef Duschl. 2004. 102 S.<br />

€ 10.00 (ISBN 3-937438-12-2)<br />

Wenn man dieses Buch zum ersten Mal in die<br />

Hand nimmt und durchblättert, entsteht schon <strong>de</strong>r<br />

Eindruck, dass es sich hier um ein etwas ungewöhnliches<br />

Gebetbuch han<strong>de</strong>lt. Das Buch möchte,<br />

wie die Autoren, Konrad Bürgermeister, Schulreferent<br />

<strong>de</strong>r Diözese Passau, und Manuel Stinglhammer,<br />

Religionslehrer an <strong>de</strong>r Hauptschule und<br />

Gemein<strong>de</strong>referent in Burghausen, schreiben, dazu<br />

beitragen, etwas von <strong>de</strong>r ursprünglichen, kraftvollen<br />

und verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Wirkung <strong>de</strong>s Betens in<br />

Schülerherzen überspringen zu lassen. Dem Gedanken<br />

Augustinus folgend „Gott hat sein Ohr an<br />

<strong>de</strong>inem Herzen“, wer<strong>de</strong>n Schülersituationen, -probleme,<br />

-fragen und -sorgen, ihre Nöte und Freu<strong>de</strong>n,<br />

eben das Leben junger Menschen aufgegriffen<br />

und in einer für Jugendliche ansprechen<strong>de</strong>n<br />

Weise Anleitung gegeben, dies alles vor Gott zu<br />

tragen. Die hier vorgestellten Gebetsanleitungen<br />

eignen sich für das Beten mit Jugendlichen in gemeindlicher<br />

Arbeit aber auch für die Hinführung<br />

zum Beten in <strong>de</strong>r Schule. Die jeweiligen Anleitungen<br />

sind ansprechend gestaltet und beziehen<br />

sich auch auf Bibeltexte, Grundgebete, Glaubensleben<br />

und Bildbetrachtungen. Das Buch<br />

kann Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

aber auch Religionslehrerinnen und -lehrern<br />

vielfältige Anregungen geben und <strong>de</strong>n Mut för<strong>de</strong>rn,<br />

Beten auch im Religionsunterricht mit Jugendlichen<br />

zu versuchen. Katharina Sauer<br />

GGeebbeettee ffüürr d<strong>de</strong>enn TTaagg,,<br />

ffüürr ddaass JJaahhrr,, ffüürr<br />

ddaass LLeebbeenn<br />

Zusammenstellung: Annegret Kockschal. – Leipzig:<br />

St. Benno Verlag. 2004. 96 S., € 5,00 (ISBN 3-<br />

7462-1684-2)<br />

Ein handliches Gebetbuch im Taschenbuchformat<br />

wird hier vorgelegt, das die Leserin, <strong>de</strong>n Leser<br />

durch <strong>de</strong>n Tag, durch das Jahr, durch das ganze<br />

Leben begleiten soll. So sind neben <strong>de</strong>n bekannten<br />

christlichen Grundgebeten zahlreiche Gebetstexte<br />

aus biblischer und kirchlicher Tradition<br />

in <strong>de</strong>r Sammlung vereinigt: Bekannte und unbekannte<br />

Texte für viele Alltags- und Lebenssituationen<br />

im Miteinan<strong>de</strong>r, in schweren Zeiten, am<br />

Abend <strong>de</strong>s Lebens. Beson<strong>de</strong>rs die weniger bekannten<br />

Gebete la<strong>de</strong>n nicht nur zum Lesen o<strong>de</strong>r<br />

Nachsprechen, son<strong>de</strong>rn direkt zum Nach<strong>de</strong>nken,<br />

zum Meditieren ein. Gera<strong>de</strong> die Abschnitte „Im<br />

Lebenskreis“ bieten dazu in ihrer Vielfältigkeit<br />

<strong>de</strong>r Einbeziehung von Alltagsfragen und -problemen<br />

eine echte Hilfe für diejenigen Leser/-innen,<br />

die meinen, aus ihrer Situation heraus nicht mehr<br />

beten zu können. Ein kleines Gebetbuch für viele<br />

Gelegenheiten. Bernhard Merten<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

LITERATUR & MEDIEN<br />

49


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

50<br />

Zur Person<br />

Johann Wofgang Goethe-Universität<br />

Nach dreieinhalbjähriger Vakanz<br />

hat <strong>de</strong>r Fachbereich Katholische Theologie<br />

an <strong>de</strong>r Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität Frankfurt am Main wie<strong>de</strong>r<br />

einen Kirchenhistoriker.<br />

Am 1. April 2004 trat Professor Dr.<br />

Claus Arnold (geb. 1966), bisher Privatdozent<br />

für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte<br />

an <strong>de</strong>r Katholisch-Theologischen<br />

Fakultät <strong>de</strong>r Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster, seine<br />

Professur in Frankfurt an. Für <strong>de</strong>n Neuberufenen<br />

ist die Johann Wolfgang<br />

Goethe-Universität kein frem<strong>de</strong>s Pflaster.<br />

Nach <strong>de</strong>m Theologiestudium in Tübingen<br />

und Oxford, das er 1992 mit<br />

<strong>de</strong>m Diplom in Tübingen abschloss,<br />

war er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

und, nach <strong>de</strong>r theologischen Promotion<br />

an <strong>de</strong>r Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule St. Georgen in<br />

Frankfurt am Main En<strong>de</strong> 1997, als<br />

Hochschulassistent in Frankfurt tätig<br />

und wirkte an <strong>de</strong>n Forschungsprojekten<br />

von Professor Dr. Hubert Wolf mit.<br />

Im Oktober 2000 ging Arnold mit Wolf<br />

nach Münster, wo er sich Anfang 2003<br />

habilitierte.<br />

Die Forschungsschwerpunkte Arnolds<br />

liegen bei <strong>de</strong>r sog. Mo<strong>de</strong>rnismuskrise<br />

in <strong>de</strong>r katholischen Kirche (1893-<br />

1914) und <strong>de</strong>r Wissenschaftsgeschichte<br />

<strong>de</strong>r katholischen Theologie im 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt. Die Grenzen <strong>de</strong>r Uniformierung<br />

theologischen Wissens in <strong>de</strong>r<br />

katholischen Konfessionalisierung <strong>de</strong>s<br />

16. Jahrhun<strong>de</strong>rts erkun<strong>de</strong>te Arnold in<br />

seiner Habilitationsschrift über die<br />

posthume Zensur <strong>de</strong>r Kardinäle Cajetan<br />

und Contarini. Aktuell beschäftigt<br />

ihn die Entstehungsgeschichte <strong>de</strong>r zentralen<br />

antimo<strong>de</strong>rnistischen Dokumente<br />

<strong>de</strong>r römischen Kurie aus <strong>de</strong>m Jahr<br />

1907, die eng mit <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>s französischen<br />

Exegeten Alfred Loisy verknüpft<br />

sind. An all diesen Themen reizen<br />

ihn die Verknüpfung <strong>de</strong>r „großen“<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Theologiegeschichte mit konkreten institutionellen<br />

und biographischen Konfliktlagen.<br />

Der Neuberufene freut sich darauf,<br />

in <strong>de</strong>r Lehre die ganze Breite <strong>de</strong>s Faches<br />

Kirchengeschichte zu vertreten<br />

und dadurch auch wie<strong>de</strong>r an die altkirchlich-patristischen<br />

Interessen seiner<br />

Studienzeit anknüpfen zu können.<br />

BM<br />

Im November 2004 wur<strong>de</strong> PPrrooffeess-ssoorr<br />

DDrr.. WWoollffggaanngg GGaannttkkee (geb. 1951)<br />

auf die Professur für Religionswissenschaft<br />

und Religionstheologie an <strong>de</strong>r<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />

Frankfurt am Main berufen.<br />

Nach neunjähriger Tätigkeit als<br />

Reisebürokaufmann in Trier und <strong>de</strong>r<br />

Erlangung <strong>de</strong>s Abiturs (1977) auf <strong>de</strong>m<br />

zweiten Bildungsweg (Ketteler-Kolleg,<br />

Mainz), studierte er in Bonn Vergleichen<strong>de</strong><br />

Religionswissenschaft, Philosophie,<br />

Systematische Theologie und<br />

Indologie. 1983 Magisterabschluss, anschließend<br />

Promotionsstudium, das er<br />

1986 mit <strong>de</strong>r Doktorarbeit: „Die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s hermeneutischen Ansatzes<br />

Otto Friedrich Bollnows für die Religionswissenschaft“<br />

(Betreuung: Prof. Dr.<br />

Klimkeit) abschloss. Weitere Tätigkeiten:<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Philosophischen Seminar B <strong>de</strong>r RheinischenFriedrich-Wilhelms-Universität<br />

Bonn, seit 1989 dort auch mit einem<br />

Lehrauftrag. 1992-1994 Habilitationsstipendium<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

abgeschlossen mit <strong>de</strong>r<br />

Habilitationsarbeit „Der umstrittene<br />

Begriff <strong>de</strong>s Heiligen. Eine problemorientierte<br />

religionswissenschaftliche Untersuchung“<br />

(Betreuung: Prof. Dr. Klimkeit).<br />

Es folgten Tätigkeiten als Privatdozent<br />

an <strong>de</strong>r Universität Bonn (1994-<br />

1999), Forschungsstipendium <strong>de</strong>r Görres-Gesellschaft<br />

(1996-1998), Lehraufträge<br />

für Religionswissenschaft an<br />

Prof. Dr. Wolfgang Gantke © privat<br />

<strong>de</strong>r Universität Siegen (1996-1999;<br />

2001-2003), apl. Professor an <strong>de</strong>r Universität<br />

Bonn (1999-2001) mit Lehrstuhlvertretungen<br />

in Bonn (1999; 2000),<br />

an <strong>de</strong>r Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München (Guardini Lehrstuhl für<br />

christliche Weltanschauung, Kultur<br />

und Religionstheorie WS 2001/2002)<br />

und an <strong>de</strong>r Johann Wolfgang Goethe-<br />

Universität Frankfurt am Main (2003/<br />

2004).<br />

Zu seinen Arbeitsschwerpunkten<br />

zählen: Die Diskussion um das Heilige;<br />

Methodik <strong>de</strong>r Religionswissenschaft<br />

(„Problemorientierte Religionsphänomenologie“);<br />

Interkulturelle Hermeneutik;<br />

Asiatische Geistigkeit; Neu-<br />

Hinduismus; Neue Religiöse Bewegungen;<br />

Fundamentalismus; Anthropologie,<br />

Ethik.<br />

Professor Gantke ist verheiratet und<br />

Vater eines Kin<strong>de</strong>s.<br />

BM


Tag <strong>de</strong>r Religionspädagogik 2005 stellt sich erstmals zur Wahl<br />

Religionslehrer/-innen sind aufgerufen,<br />

das Thema <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

am 13.09.2005 zu<br />

wählen.<br />

LIMBURG – Warum nicht einmal<br />

das Thema <strong>de</strong>s Tages <strong>de</strong>r Religionspädagogik<br />

über eine Abstimmung unter<br />

Religionslehrerinnen und Religionslehrern<br />

ermitteln? Das klingt ungewöhnlich.<br />

Aber schließlich soll das<br />

große religionspädagogische Familientreffen,<br />

das regelmäßig an einem<br />

Dienstag im Rahmen <strong>de</strong>r jährlich in<br />

<strong>Limburg</strong> gefeierten Kreuzwoche stattfin<strong>de</strong>t,<br />

möglichst viele Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer ansprechen<br />

und reizen, nach <strong>Limburg</strong> zu<br />

kommen. Es sollte neben inhaltlichen<br />

Anregungen einen echten Praxisnutzen<br />

für Religionspädagogen besitzen.<br />

Woche für das Leben 2005<br />

„Mit Kin<strong>de</strong>rn – ein neuer Aufbruch“<br />

so lautet das Motto <strong>de</strong>r Woche<br />

für das Leben 2005, die in <strong>de</strong>r Zeit vom<br />

9. bis 16. April 2005 stattfin<strong>de</strong>n wird.<br />

Die bun<strong>de</strong>sweite Eröffnung wird<br />

am 9. April 2005 in Kassel stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Im Anschluss an <strong>de</strong>n ökumenischen<br />

Gottesdienst mit <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal<br />

Lehmann, und <strong>de</strong>m Vorsitzen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in<br />

Deutschland, Bischof Huber, fin<strong>de</strong>n ein<br />

Kin<strong>de</strong>rfest und ein Gesprächsforum statt.<br />

Und was liegt da näher, als eine Befragung.<br />

Traditionell wur<strong>de</strong> das Tagungsthema<br />

vom Dezernat Schule und Hochschule<br />

bislang vorgegeben. Warum es<br />

aber nicht mal an<strong>de</strong>rs herum probieren<br />

und die Teilnehmer/-innen nach ihren<br />

Fortbildungswünschen fragen!?<br />

Das Team <strong>de</strong>s Dezernates Schule<br />

und Hochschule hat also die Köpfe zusammengesteckt<br />

und nach lebhafter<br />

Diskussion drei Themen lokalisiert<br />

und umschrieben, die uns aktuell und<br />

für die zukünftige religionspädagogische<br />

Praxis relevant erscheinen.<br />

Folgen<strong>de</strong> Themen stehen ab sofort<br />

zur Auswahl und zur Abstimmung:<br />

1. „Religion – mehr als Privatsache.“<br />

Wie viel Religion verträgt Europa?<br />

Im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

erarbeitet eine<br />

<strong>de</strong>zernatsübergreifen<strong>de</strong><br />

Arbeitsgruppe<br />

<strong>de</strong>rzeit I<strong>de</strong>en und Mo<strong>de</strong>lle zur Umsetzung<br />

<strong>de</strong>s Themas <strong>de</strong>r Woche für das<br />

Leben 2005 auf <strong>Bistum</strong>s- und Gemein<strong>de</strong>ebene.<br />

Wie in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren<br />

wer<strong>de</strong>n zur Vorbereitung und Ankündigung<br />

<strong>de</strong>r Woche für das Leben eine<br />

Informationsbroschüre, ein Themenheft,<br />

Motivplakate und Ankündigungsplakate<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

2. „Welcher Jesus für das 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt?“<br />

Jesusbil<strong>de</strong>r im exegetischen Belastungstest<br />

3. „Standards für religiöse Bildung?“<br />

Bildungsstandards im Religionsunterricht<br />

Bis zum 1. April 2005 kann über<br />

das Tagungsthema votiert wer<strong>de</strong>n. Eine<br />

Live-Auswertung zeigt an, welches<br />

Thema vorne liegt.<br />

Stimmen Sie im Internet online ab<br />

unter: www.ifrr.<strong>de</strong>/vote/vote.php o<strong>de</strong>r<br />

schreiben Sie uns ihr Favoritenthema!<br />

Weitere Infos:<br />

MMaarrttiinn WW.. RRaammbb<br />

Fon (06431) 295-434,<br />

E-Mail: m.ramb@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Alle Materialien können bei <strong>de</strong>r Abteilung<br />

Familie im Dezernat Kirche und<br />

Gesellschaft, Rossmarkt 12, 65549 <strong>Limburg</strong>,<br />

Telefon (0 64 31) 2 95-3 37,<br />

E-Mail: s.poertner@bistum limburg.<strong>de</strong>,<br />

bestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Allgemeine Informationen sind auf <strong>de</strong>r Internetseite<br />

<strong>de</strong>r Woche für das Leben unter<br />

www.woche-fuer-das-leben.<strong>de</strong> zu fin<strong>de</strong>n.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

51


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

52<br />

Zum Thema „Berufliche Bildung<br />

mit religiöser Kompetenz“ kamen am<br />

18. November 2004 nahezu 400 Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer, Verantwortliche,<br />

Vertreterinnen und Vertreter<br />

von Handwerk, Kirche und Wissenschaft<br />

aus <strong>de</strong>m ganzen Bun<strong>de</strong>sgebiet<br />

zusammen. Sie folgten <strong>de</strong>r Einladung<br />

<strong>de</strong>s von Albert Biesinger und Joachim<br />

Schmidt geleiteten Tübinger Instituts<br />

für berufsorientierte Religionspädagogik<br />

in die neuen Räume <strong>de</strong>r Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule<br />

Sankt Georgen in Frankfurt am Main.<br />

Hessen und Süd<strong>de</strong>utschland waren beson<strong>de</strong>rs<br />

stark vertreten, doch auch viele<br />

Lehrerinnen und Lehrer aus an<strong>de</strong>ren<br />

Regionen machten die Situation <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts in ihren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn,<br />

auch <strong>de</strong>r östlichen, präsent.<br />

Zwischen Kompetenz und<br />

Verwertbarkeit<br />

Die drei Hauptvorträge <strong>de</strong>s Vormittags<br />

markierten die Positionen von Ausbil<strong>de</strong>rn,<br />

Staat und Kirche zum Religionsunterricht<br />

im Rahmen beruflicher<br />

Bildung. Für das Handwerk sprach Manfred<br />

Leo Müller, Augenoptikermeister<br />

und Hörgeräteakustikermeister sowie<br />

Mitglied im Präsidium <strong>de</strong>s Zentralverbands<br />

<strong>de</strong>r Deutschen Handwerkskammer,<br />

zum Spannungsfeld beruflicher<br />

Qualifikation „zwischen Kompetenz und<br />

Verwertbarkeit“. Er versteht das Handwerk<br />

als „Wirtschaftsgruppe“, aber auch<br />

als „Gesellschaftsgruppe“ und stellte<br />

die Wichtigkeit <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

als Ort <strong>de</strong>r Vermittlung von Werten<br />

heraus, auch als Forum für Sinnund<br />

praktische Lebensfragen. „Mit<br />

Bauch, Herz und Hirn“ sollten junge<br />

Frauen und Männer ins Berufsleben<br />

einsteigen können, und dafür bleibt<br />

Fachkompetenz eine notwendige, nicht<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Berufliche Bildung mit religiöser Kompetenz –<br />

Religionspädagogischer Kongress am 18. November 2004 in <strong>de</strong>r Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main<br />

aber hinreichen<strong>de</strong> Voraussetzung. Müller<br />

legt großen Wert auf soziale Kompetenzen:<br />

Zu <strong>de</strong>ren Entwicklung bedarf<br />

es methodischer Freiheiten, die er<br />

allein im Religionsunterricht gewährleistet<br />

sieht.<br />

Religionsunterricht auf <strong>de</strong>r<br />

Streichliste ganz oben<br />

In Deutschland fin<strong>de</strong>t die Ausbildung<br />

schwerpunktmäßig in kleineren<br />

Handwerksbetrieben statt, welche die<br />

Existenz <strong>de</strong>s Religionsunterrichts innerhalb<br />

<strong>de</strong>s dualen Systems beruflicher Bildung<br />

jedoch oft heftig beklagen und statt<br />

<strong>de</strong>ssen eine verstärkte Präsenz <strong>de</strong>r Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Betrieben wünschen:<br />

Dort „steht <strong>de</strong>r Religionsunterricht auf<br />

<strong>de</strong>r Streichliste ganz oben“. Darum, so<br />

regte Müller an, sollten Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer auf die Betriebe<br />

zugehen, mit ihnen Kontakte<br />

knüpfen und so zum gegenseitigen Verständnis<br />

beitragen. Für das duale System<br />

optierte er zugunsten einer „Einheit <strong>de</strong>r<br />

Lernorte Schule und Betrieb“.<br />

Vera Pirker & Klaus Kießling<br />

„Beruf als Gottesbeziehung“ • Aus <strong>de</strong>r Perspektive von E. Nordhofen und A. Biesinger © IboR<br />

Tragfähiges Fundament für<br />

das Leben<br />

Helmut Rau, Staatssekretär im Kultusministerium<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg,<br />

würdigte seinerseits <strong>de</strong>n Beitrag <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

junger Menschen. Dabei<br />

dient <strong>de</strong>r Religionsunterricht ihm zufolge<br />

nicht einer allgemeinen Wertevermittlung,<br />

zu <strong>de</strong>r alle Fächer aufgerufen<br />

sind. Vielmehr kommt es ihm für die<br />

Zukunft <strong>de</strong>s Religionsunterrichts darauf<br />

an, „das Thema Werte mit <strong>de</strong>r Basis<br />

<strong>de</strong>s Gottglaubens zu verankern und<br />

jungen Menschen in Wort und Tat vor<br />

Augen zu führen, dass <strong>de</strong>r Glaube an<br />

Gott ein tragfähiges Fundament für das<br />

Leben ist“. In seinem bekennen<strong>de</strong>n<br />

Vortrag plädierte Rau dafür, <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

nicht als isolierten Lernort,<br />

son<strong>de</strong>rn als integralen Bestandteil<br />

beruflicher Bildung zu verstehen. Seine<br />

beson<strong>de</strong>ren Charakteristika sind<br />

Beziehungsorientierung, Berufsorientierung<br />

und Handlungsorientierung.<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Bildung bleibt daher


die gesamte Lebenswelt <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler, auch und gera<strong>de</strong> angesichts<br />

<strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rnisierung beruflicher<br />

Bildungspläne. In<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

die Berufswirklichkeit<br />

<strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler thematisiert,<br />

wachsen ihm im Bildungszusammenhang<br />

beson<strong>de</strong>re Chancen zu – unter<br />

Wahrung <strong>de</strong>s ihm eigenen Auftrags.<br />

Erkennbar an<strong>de</strong>rer Unterricht<br />

Rau nannte drei Grundanliegen <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts an beruflichen<br />

Schulen: (1) in einer individualisierten<br />

und pluralisierten Gesellschaft die Gottesfrage<br />

zu stellen, (2) einen notwendigen<br />

Beitrag zur Allgemeinbildung und<br />

zur Entwicklung religiöser Mündigkeit<br />

zu leisten und (3) ein vertieftes Verständnis<br />

christlichen Glaubens und Han<strong>de</strong>lns<br />

auch im Dialog mit an<strong>de</strong>ren Religionen<br />

zu ermöglichen. Dem Religionsunterricht<br />

kommt ein hohes Maß an Eigenständigkeit<br />

zu. Er erscheint als „erkennbar<br />

an<strong>de</strong>rer Unterricht“. Berufliche Bildung<br />

zeichnet sich dadurch aus, „dass<br />

sie durch <strong>de</strong>n Kontakt mit <strong>de</strong>n außerschulischen<br />

Partnern <strong>de</strong>r Wirtschaft immer<br />

ein Stückchen näher am Puls <strong>de</strong>r<br />

Zeit ist als die allgemeine Bildung“. Von<br />

dieser Nähe könne <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

entschei<strong>de</strong>nd profitieren, habe aber<br />

auch Beson<strong>de</strong>res zu leisten.<br />

Rückfragen aus an<strong>de</strong>ren, zumal aus<br />

ost<strong>de</strong>utschen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn richteten<br />

sich auf das so entworfene Bild eines<br />

selbstbewusst konfessionellen Religionsunterrichts<br />

auch an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen: Die Gottesfrage stellt sich ihnen<br />

neu, wenn Religionsunterricht in<br />

höchst heterogenen Lerngruppen geschieht.<br />

Und: ist die Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts weiterhin för<strong>de</strong>rungswürdig<br />

– o<strong>de</strong>r doch eher <strong>de</strong>ssen<br />

verstärkte Einglie<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>n Fächerkanon?<br />

Theologie <strong>de</strong>r Arbeit<br />

Karl Kardinal Lehmann stieg in<br />

seinen Vortrag biographisch ein – mit<br />

seinem Vater, einem begeisterten Leh-<br />

Theo Sprenger (l.) und Werner Tzscheetzsch (r.) in <strong>de</strong>r Diskussion © IboR<br />

rer, <strong>de</strong>ssen Umgang mit jungen Menschen<br />

und <strong>de</strong>ssen Lust an <strong>de</strong>r Arbeit<br />

mit ihnen zugleich an<strong>de</strong>re begeisterte.<br />

Lehmann entwickelte Perspektiven einer<br />

Theologie <strong>de</strong>r Arbeit – ansetzend<br />

bei ihrer Ambivalenz von „Mühsal und<br />

Plage“ einerseits sowie „bejahter Anstrengung<br />

um eines Zieles willen“ an<strong>de</strong>rerseits:<br />

„Wer Jugendliche und junge<br />

Erwachsene beruflich handlungsfähig<br />

machen will, wird auch die religiösen<br />

und moralischen Voraussetzungen<br />

beruflichen Han<strong>de</strong>lns thematisieren<br />

müssen.“<br />

Lehmann zufolge dient Erwerbsarbeit<br />

(1) <strong>de</strong>r materiellen Sicherung, (2)<br />

<strong>de</strong>r sozialen Integration und (3) <strong>de</strong>r<br />

personalen Bildung. Weiterer Arbeit<br />

an einer Theologie <strong>de</strong>r Arbeit bedarf<br />

es angesichts <strong>de</strong>r Neustrukturierung<br />

mo<strong>de</strong>rner Arbeitsprozesse und verän<strong>de</strong>rter<br />

Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Denn Arbeit „gehört zwar zum Menschen,<br />

wirkt aber nicht von sich aus<br />

humanisierend“. Kardinal Lehmann<br />

verwies auf das im Jahr 1997 veröffentlichte<br />

Wort <strong>de</strong>s Rates <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland und <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Bischofskonferenz zu einer<br />

Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit,<br />

auf das Menschenrecht auf Arbeit<br />

und auf eine Theologie, die Arbeit<br />

als Mitarbeit an <strong>de</strong>r Schöpfung versteht<br />

– im Wechselspiel von Arbeit<br />

und Muße.<br />

Verlässliche Leitplanken<br />

Kirche ist eine bleiben<strong>de</strong> und bleibend<br />

notwendige Gesprächspartnerin<br />

für die Wirtschaft, die von „kulturellen<br />

und moralischen Voraussetzungen“ lebt,<br />

die sie selbst we<strong>de</strong>r herstellen noch garantieren<br />

kann. Mit <strong>de</strong>m technischen<br />

und ökonomischen Wan<strong>de</strong>l wächst <strong>de</strong>r<br />

menschliche Bedarf, das eigene Han<strong>de</strong>ln<br />

an unverbrüchlichen Werten ausrichten<br />

zu können: „Wenn <strong>de</strong>r Einzelne<br />

immer wie<strong>de</strong>r Neues lernen und sich<br />

auf unbekannte Situationen einstellen<br />

muss, dann braucht er für seine eigene<br />

Lebensorientierung, aber auch für sein<br />

grundlegen<strong>de</strong>s Berufsethos verlässliche<br />

Leitplanken.“<br />

Kardinal Lehmann sicherte <strong>de</strong>n Lehrerinnen<br />

und Lehrern das bleiben<strong>de</strong><br />

Engagement <strong>de</strong>r Bischöfe für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen<br />

zu. Den umfangreichen Unterrichtsausfall<br />

hält er für „schlechthin unverständlich“.<br />

Dabei „wäre <strong>de</strong>r Ausfall<br />

noch größer, wenn die Kirchen nicht<br />

auch in hohem Maß finanziell versuchen<br />

wür<strong>de</strong>n, die Lücke zu stopfen“.<br />

SinnVollSinn<br />

Die an die Vorträge anschließen<strong>de</strong><br />

Diskussion kreiste um vielfältig aufgeworfene<br />

Fragen zur Lernfelddidaktik,<br />

zur spezifischen Situation <strong>de</strong>s Re-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

53


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

54<br />

ligionsunterrichts an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen Ost<strong>de</strong>utschlands, zur spirituellen<br />

Begleitung und zur kirchlichen<br />

Unterstützung für Lehren<strong>de</strong> und ihr<br />

Fach. Ein anregen<strong>de</strong>r Austausch für<br />

die Mittagspause war damit garantiert.<br />

Interessierte konnten sich in dieser<br />

Zeit tiefe Einblicke in das multimediale<br />

Unterrichtswerk „SinnVoll-<br />

Sinn“ von Michael Boenke verschaffen,<br />

<strong>de</strong>ssen erster Band im Frühjahr<br />

2005 erscheinen wird.<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> im O-Ton<br />

Klaus Kießling trug zur Eröffnung<br />

<strong>de</strong>s Nachmittags die Ergebnisse seiner<br />

empirischen Untersuchung zu religiösen<br />

Lern- und Lehrprozessen an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen in ganz Deutschland<br />

vor: Jugendliche im Berufsvorbereitungsjahr,<br />

Kochlehrlinge, Wirtschaftsgymnasiastinnen,<br />

angehen<strong>de</strong> Metaller<br />

und Sozialassistentinnen stellen sich<br />

im Religionsunterricht an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen vielfältigen Lebensfragen.<br />

Sie setzen sich mit Positionen auseinan<strong>de</strong>r,<br />

die ihre Herkunftsfamilie,<br />

Lehrkräfte, Mitschülerinnen und Mitschüler<br />

dazu einnehmen. Es kommt ihnen<br />

darauf an, dass sie in dieser Vielstimmigkeit<br />

und aus mancher Fremdbestimmung<br />

heraus zur eigenen Stimme<br />

fin<strong>de</strong>n, um im Leben und im Beruf<br />

bestehen zu können. Wie aber können<br />

Schülerinnen und Schüler zur eigenen<br />

Stimme fin<strong>de</strong>n? Welche Religionsstile<br />

pflegen sie? Was erwarten sie vom Religionsunterricht<br />

an einer berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schule? Und in <strong>de</strong>r Rolle <strong>de</strong>r Religionslehrerin<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Religionslehrers:<br />

Was wür<strong>de</strong>n Jugendliche als erstes<br />

än<strong>de</strong>rn? Wür<strong>de</strong>n sie etwas vermissen,<br />

wenn es an ihrer Schule keinen Religionsunterricht<br />

mehr gäbe? Exemplarisch<br />

kamen Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> im O-Ton<br />

zu Wort. Im Anschluß daran legte Kießling<br />

eine Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r Untersuchungsergebnisse<br />

vor – im Sinne von Qualitäten,<br />

die in unterschiedlicher Tönung<br />

sowohl bei Lehrkräften als auch bei Jugendlichen<br />

anklingen und von ihm in<br />

Thesen gefaßt wur<strong>de</strong>n. An die Vorträge<br />

<strong>de</strong>s Vormittags schloß folgen<strong>de</strong> auf<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Präsentation <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Workshops © IboR<br />

empirischem Weg gewonnene These<br />

an: „Religiöses Lernen dul<strong>de</strong>t keine berufliche<br />

Verzweckung, spielt aber auf<br />

<strong>de</strong>m indirekten Weg <strong>de</strong>r Persönlichkeitsbildung<br />

mit beruflichem Lernen<br />

zusammen, insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r theologischen<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Arbeit und <strong>de</strong>r Menschen<br />

ohne Arbeit.“<br />

Workshops<br />

Nachmittags ermöglichten acht Arbeitskreise<br />

eine Vertiefung und Konkretisierung<br />

<strong>de</strong>r so eröffneten Fragen<br />

im Dialog.<br />

(1) Konfessionelle Kooperation<br />

Die Präsenz <strong>de</strong>r evangelischen Theologie<br />

stellte ein Arbeitskreis zur konfessionellen<br />

Kooperation sicher. Jörg<br />

Conrad und Matthias Gronover präsentierten<br />

die Tübinger Untersuchung zum<br />

Thema an Grundschulen und stellten<br />

sie zur Diskussion. Im Kontext beruflicher<br />

Bildung gehört konfessionelle Kooperation<br />

zum Unterrichtsalltag – mitsamt<br />

<strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung, als konfessionell<br />

gebun<strong>de</strong>ne Religionslehrerin, als<br />

konfessionell gebun<strong>de</strong>ner Religionslehrer<br />

Authentizität zu zeigen, insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Dialog mit Menschen, die <strong>de</strong>m<br />

Islam zugehören.<br />

(2) Lernfelddidaktik<br />

Günther Pätzold und Andreas Verhülsdonk<br />

entsprachen mit ihrem Thema<br />

einem dringen<strong>de</strong>n Kommunikationsbedarf<br />

zwischen Religionslehrkräften<br />

und Vertreterinnen und Vertretern<br />

an<strong>de</strong>rer Fächer. Ihnen ging es darum,<br />

die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

ihres Arbeitskreises dazu zu<br />

ermuntern, anstehen<strong>de</strong> Reformen als<br />

Chance zu nutzen, anstatt bildungspolitisch<br />

lediglich als Be<strong>de</strong>nkenträger<br />

aufzutreten.<br />

(3) Beruf als Gottesbeziehung<br />

Beruf als Gottesbeziehung? Dieser<br />

Frage stellten sich Albert Biesinger und<br />

Eckhard Nordhofen. Wertevermittlung<br />

geschieht nicht allein im Religionsunterricht,<br />

dort aber im Horizont <strong>de</strong>r Erschließung<br />

<strong>de</strong>r Gottesbeziehung als<br />

Lern- und Lehrprozeß. Menschen wer<strong>de</strong>n<br />

nicht durch Arbeit zu Menschen,<br />

son<strong>de</strong>rn durch ihren Gottesbezug.<br />

(4) Scheitern im Religionsunterricht<br />

Wie kann Religionsunterricht gelingen?<br />

Werner Tzscheetzsch umkreiste<br />

diese Frage zusammen mit Lehrerinnen<br />

und Lehrern. Sie kamen darin überein,<br />

dass Religionsunterricht dann glü-


cken kann, wenn er menschliches Scheitern<br />

zu thematisieren vermag, auch sein<br />

eigenes! Welche Rolle kommt dabei<br />

Bildungsstandards zu, insbeson<strong>de</strong>re an<br />

berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen?<br />

(5) Kommunikative Theologie<br />

Kommunikative Theologie im Kontext<br />

religiöser Bildung erlebten die Mitglie<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgruppe um Martina<br />

Kraml. Konturiert wur<strong>de</strong> die kommunikative<br />

Gestalt einer Theologie, die<br />

immer wie<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs und dabei authentisch<br />

erscheint – in Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Gruppe, die sie entwickelt,<br />

ihren Wahrnehmungen und theologischen<br />

Wegen. Biographische und<br />

lebensweltliche Einflüsse auf eine kommunikative<br />

Theologie sind noch längst<br />

nicht hinreichend erhoben; dies gilt<br />

insbeson<strong>de</strong>re für Schulen als religiöse<br />

Lernfel<strong>de</strong>r und für die dort entstehen<strong>de</strong>n<br />

Lerngruppen in ihrer eigenen theologischen<br />

Dignität. Umkreist wur<strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong> Fragen: Was ist Theologie?<br />

Was sind Optionen kommunikativer<br />

Theologie? Wie spielen Bild und Bildung<br />

zusammen?<br />

(6) Wahrnehmung und Sensibilität<br />

Wahrnehmung und Sensibilität im<br />

Religionsunterricht – darin lag das Angebot<br />

von Helga Kohler-Spiegel. Die<br />

Gruppe erarbeitete, wie Schülerinnen<br />

und Schüler die eigene Wahrnehmung<br />

und das Ernstnehmen <strong>de</strong>r eigenen Person<br />

im Religionsunterricht erlernen und<br />

einüben können. „Wenn ich als Lehrperson<br />

mehr wahrnehme an einer Schülerin,<br />

einem Schüler, als ich aussprechen<br />

kann“, entsteht eine Situation, in<br />

<strong>de</strong>r sich Lehrerinnen und Lehrer mit ihrer<br />

Wahrnehmung konfrontiert und<br />

handlungspraktisch herausgefor<strong>de</strong>rt sehen.<br />

Helga Kohler-Spiegel regte <strong>de</strong>n<br />

Dialog mit Kolleginnen und Kollegen<br />

an, um mit <strong>de</strong>r Wahrnehmung verbun<strong>de</strong>ne<br />

Grenzen zu markieren und im<br />

Ernstfall gemeinsam aktiv zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts kommunikativer Selbst- und<br />

Fremdwahrnehmung bleibt es bei Rosa<br />

Luxemburgs Diktum: „Es ist die revolutionärste<br />

Tat zu sagen, was ist.“<br />

(7) Konfliktsituationen<br />

Lothar Katz eröffnete tiefenpsychologische<br />

und psychotherapeutische Perspektiven<br />

zum Umgang mit Konfliktsituationen<br />

im Religionsunterricht. Er<br />

verstand <strong>de</strong>n Arbeitskreis als Angebot<br />

einer „Zusatzbrille“ für die Beziehungen<br />

von Lehrkräften im Alltag. Lehrerinnen<br />

und Lehrer wur<strong>de</strong>n in Grundlagen<br />

und Grundbegriffe <strong>de</strong>r Tiefenpsychologie<br />

eingeführt, brachten vielfach<br />

aber auch eigene Erfahrungen aus ihrer<br />

Praxis ein, die sie gleichsam „unter die<br />

Diskussion unter <strong>de</strong>n Workshopleitern © IboR<br />

Lupe“ nehmen konnten. Denn: „Was<br />

ein Schüler nicht <strong>de</strong>nken und sagen<br />

kann, das tut er seinem Lehrer an!“<br />

(8) Interkulturelles Lernen<br />

Thomas Schreijäck thematisierte interkulturelle<br />

Lernprozesse. Als <strong>de</strong>ren<br />

Zielsetzung bezeichnete er die Entwicklung<br />

von Sympathie füreinan<strong>de</strong>r – nicht<br />

mehr, aber auch nicht weniger. An berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen befin<strong>de</strong>n sich Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer<br />

in täglicher Interaktion mit einer kulturell<br />

pluralen Schülerschaft. Eine beson<strong>de</strong>re<br />

Schwierigkeit liegt darin, dass einzelne<br />

schon von ihrer eigenen Kultur<br />

häufig ein nurmehr diffuses Bild zeichnen<br />

können, so dass die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit an<strong>de</strong>ren Kulturen schnell umschlägt<br />

in das Gegenteil von Integration,<br />

Nähe und Sympathie. Die Arbeitsgruppe<br />

versuchte konkrete Handlungsoptionen<br />

für <strong>de</strong>n unterrichtlichen Alltag in interkulturellem<br />

und interreligiösem Umfeld<br />

zu entwickeln – in <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r eigenen Spiritualität zugunsten<br />

einer „Arbeit am Habitus“.<br />

Berufsorientierte Religionspädagogik<br />

in <strong>de</strong>r Zukunft<br />

Reinhard Ba<strong>de</strong>r fasste zusammen:<br />

„Um das Institut für berufsorientierte<br />

Religionspädagogik zu sichern, muss<br />

es arbeiten. Dafür hat es eine Theologie<br />

<strong>de</strong>r Arbeit bekommen.“ Berufsorientierte<br />

Religionspädagogik kann auf<br />

weitere För<strong>de</strong>rung durch Kirche und<br />

Politik sowie auf Initiativen zur Kooperation<br />

mit Industrie und Handwerk<br />

setzen. Der Kongreß an <strong>de</strong>r Hochschule<br />

Sankt Georgen bil<strong>de</strong>t eine wichtige<br />

Station auf <strong>de</strong>m Weg <strong>de</strong>r Stärkung <strong>de</strong>s<br />

Religionsunterrichts an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Kolleginnen<br />

und Kollegen, die ihn unter regional<br />

sehr unterschiedlichen und oft<br />

ungünstigen Rahmenbedingungen anbieten<br />

und dabei einen eindrucksvollen<br />

Einsatz zeigen, <strong>de</strong>r vielseitige institutionelle<br />

und praktische Unterstützung<br />

sowie wissenschaftliche Begleitung<br />

verdient.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

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<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

56<br />

Wie geht es nach <strong>de</strong>r Schließung<br />

<strong>de</strong>r Bezirksämter mit <strong>de</strong>n Religionspädagogischen<br />

Ämtern weiter?<br />

LIMBURG – „Die Möglichkeiten<br />

für Religionslehrer in <strong>de</strong>r Diaspora<br />

wer<strong>de</strong>n schlechter.“ Dr. Eckhard Nordhofen,<br />

Dezernent für Schule und Hochschule<br />

im Bischöflichen Ordinariat,<br />

nennt ein markantes Beispiel für konkrete<br />

Konsequenzen aus <strong>de</strong>m Prozess<br />

Sparen und Erneuern, wenn ab Januar<br />

mit <strong>de</strong>r Schließung <strong>de</strong>r Bezirksämter<br />

auch die Religionspädagogischen Ämter<br />

in ihrer bisherigen Form wegfallen.<br />

„Das betrifft vor allem <strong>de</strong>n Bezirk<br />

Lahn-Dill-E<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ssen Amt für Religionspädagogik<br />

nach Wetzlar ins Gertrudishaus<br />

verlegt wird“, erläutert er. Für<br />

die Religionslehrer im nördlichsten Bezirk<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s heißt das, längere Wege<br />

und Fahrzeiten in Kauf zu nehmen,<br />

wollen sie die Dienste „ihres“ Amtes<br />

beanspruchen. „Und das gilt auch für<br />

alle, die Familiengottesdienste, Seminare,<br />

Kommunion- und Firmkurse vorbereiten<br />

o<strong>de</strong>r sich für spezielle pastoralpraktische<br />

Themen interessieren“,<br />

sagt Nordhofen. Die gut ausgestatteten<br />

Bibliotheken in allen bis zum Jahresen<strong>de</strong><br />

2004 bestehen<strong>de</strong>n Bezirksämtern, die<br />

Literatur und Medien kostenlos zur<br />

Verfügung stellen, erfreuen sich einer<br />

großen Nachfrage – auch, weil die Mitarbeiter,<br />

fachlich ausgebil<strong>de</strong>te Spezialisten,<br />

im Ruf stehen, die Nutzer <strong>de</strong>r Bibliotheken<br />

gut und gern zu beraten.<br />

„Die Religionspädagogischen Ämter<br />

haben sich hervorragend bewährt“, betont<br />

Schul<strong>de</strong>zernent Nordhofen. „In an<strong>de</strong>ren<br />

Bistümern sind sie nachgeahmt<br />

wor<strong>de</strong>n, so in Pa<strong>de</strong>rborn und einigen süd<strong>de</strong>utschen<br />

Diözesen.“ Auch die Evangelische<br />

Kirche in Hessen und Nassau habe<br />

das Mo<strong>de</strong>ll aus <strong>Limburg</strong> übernommen.<br />

Das Beson<strong>de</strong>re an diesen Ämtern:<br />

„Sie dienen nicht nur <strong>de</strong>r Unterstützung<br />

von Religionslehrern, son<strong>de</strong>rn<br />

sind auch Ansprechpartner für staatliche<br />

Stellen.“ Das sind in Hessen die<br />

Staatlichen Schulämter und ist in<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>Limburg</strong>er Mo<strong>de</strong>ll hat Schule gemacht<br />

Rheinland-Pfalz die Aufsichts- und<br />

Dienstleistungsdirektion (ADD). Diese<br />

Behör<strong>de</strong>n übernehmen die staatliche<br />

Aufsicht über die Schulen. Da <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>n meisten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn<br />

aufgrund Artikel 7 Absatz 3<br />

<strong>de</strong>s Grundgesetzes in Kooperation von<br />

Staat und Kirche stattfin<strong>de</strong>t, wur<strong>de</strong>n<br />

vom <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> die Religionspädagogischen<br />

Ämter sozusagen als Ansprechpartner<br />

für die staatlichen Behör<strong>de</strong>n<br />

geschaffen. Diese Ämter, die auch<br />

für Gestellungsverträge von Religionslehrern<br />

und Nachqualifizierungskurse in<br />

katholischer Religion zuständig sind,<br />

gibt es schon länger als die Bezirke. Das<br />

erste Amt entstand 1955 in Frankfurt.<br />

„Wir wollen das bewährte System, so<br />

weit es geht, behalten“, erklärt Eckhard<br />

Nordhofen. „Durch <strong>de</strong>n Prozess Sparen<br />

und Erneuern wer<strong>de</strong>n aus bisher elf nun<br />

sechs Religionspädagogische Ämter, die<br />

ihre Standorte in Frankfurt, <strong>Limburg</strong>,<br />

Montabaur, Oberursel, Wetzlar und<br />

Wiesba<strong>de</strong>n haben.“<br />

Die Verän<strong>de</strong>rungen<br />

Bezirke Rhein-Lahn und Westerwald:<br />

Das Amt für katholische Religionspädagogik<br />

Rhein-Lahn in Lahnstein<br />

wur<strong>de</strong> aufgelöst. Die Bibliothek <strong>de</strong>s<br />

Religionspädagogischen Amtes ist an<br />

das Johannesgymnasium umgezogen<br />

und <strong>de</strong>r dortigen Schulbibliothek angeglie<strong>de</strong>rt.<br />

Die Ausleihe an <strong>de</strong>n bisherigen<br />

Adressatenkreis wird aufrechterhalten.<br />

Die Kontakte mit <strong>de</strong>n Schulen<br />

und zur Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

(ADD) von Rheinland-<br />

Pfalz wer<strong>de</strong>n von Montabaur aus gepflegt.<br />

Leiter <strong>de</strong>s Amtes in Montabaur<br />

ist Josef Weingarten.<br />

Bezirke Main-Taunus und<br />

Hochtaunus:<br />

Das Religionspädagogische Amt<br />

wird zusammen mit <strong>de</strong>r Fachstelle für<br />

katholische Jugendarbeit in Oberursel-<br />

Liebfrauen zu einem Standort zusammengefasst.<br />

Die Bibliotheken von Hofheim<br />

und Bad Homburg wer<strong>de</strong>n nach<br />

Oberursel umgesie<strong>de</strong>lt. Leiter <strong>de</strong>s Amtes<br />

in Oberursel ist Wolfgang Bentrup.<br />

Frankfurt:<br />

Hier dauert die endgültige Umstellung<br />

bis zur Fertigstellung <strong>de</strong>s Hauses<br />

am Dom im Jahr 2007. Bis dahin bleibt<br />

<strong>de</strong>r alte Standort beim Haus <strong>de</strong>r Volksarbeit<br />

bestehen. Leiter <strong>de</strong>s Amtes in<br />

Frankfurt ist Peter Eberhardt.<br />

Bezirke Rheingau, Untertaunus und<br />

Wiesba<strong>de</strong>n:<br />

Das Religionspädagogische Amt<br />

für die Bezirke Rheingau und Untertaunus<br />

wur<strong>de</strong>n nach Wiesba<strong>de</strong>n verlegt.<br />

Das neu aufgestellte Wiesba<strong>de</strong>ner<br />

Amt wird seinen Beratungs- und Material<strong>service</strong><br />

zeitlich, personell und inhaltlich<br />

umfangreicher anbieten können.<br />

Leiter <strong>de</strong>s Amtes in Wiesba<strong>de</strong>n ist<br />

Martin E. Musch-Himmerich.<br />

Bezirke Lahn-Dill-E<strong>de</strong>r und Wetzlar:<br />

Das Amt für Katholische Religionspädagogik<br />

Lahn-Dill-E<strong>de</strong>r in Dillenburg<br />

wur<strong>de</strong> aufgelöst. Die religionspädagogische<br />

Arbeit für die bei<strong>de</strong>n Bezirke wird<br />

fortan vom Standort Wetzlar erfolgen. Leiter<br />

<strong>de</strong>s Amtes ist Franz Günther Weyrich.<br />

Bezirk <strong>Limburg</strong>:<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die Verän<strong>de</strong>rungen am<br />

längsten auf sich warten lassen. Das<br />

bisherige Religionspädagogische Amt<br />

in Hadamar soll nach <strong>Limburg</strong> verlegt<br />

und räumlich <strong>de</strong>m Dezernat Schule und<br />

Hochschule im Ordinariat angeglie<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Leiter <strong>de</strong>s Amtes ist Franz-Josef<br />

Arthen.


<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

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<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

58<br />

Europäische I<strong>de</strong>ntität und kultureller Pluralismus<br />

Im Juni 2003 legte die Herbert-<br />

Quandt-Stiftung/Bad Homburg die Studie<br />

„Europäische I<strong>de</strong>ntität und kultureller<br />

Pluralismus: Ju<strong>de</strong>ntum, Christentum<br />

und Islam in europäischen Lehrplänen“<br />

1 vor. Untersucht wur<strong>de</strong>n die<br />

Curricula in <strong>de</strong>n Fächern Geschichte,<br />

Religion sowie Sprache und Literatur<br />

in acht Mitgliedstaaten <strong>de</strong>r EU. Die Ergebnisse<br />

waren ernüchternd: Während<br />

<strong>de</strong>r Religionsunterricht aus seiner Perspektive<br />

sehr wohl Kenntnisse über <strong>de</strong>n<br />

Islam und insbeson<strong>de</strong>re das Ju<strong>de</strong>ntum<br />

vermittelt, kamen die drei abrahamitischen<br />

Religion in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Schulfächern<br />

kaum o<strong>de</strong>r meist einseitig und<br />

stereotyp vor. Dies kann angesichts einer<br />

europäischen I<strong>de</strong>ntität, die – so die<br />

Studie – auf einem hellenistisch-römischen,<br />

christlichen, jüdischen und islamischen<br />

Fundament ruht, nicht genügen.<br />

Deshalb ist die For<strong>de</strong>rung zu begrüßen,<br />

dass sich alle Fächer um <strong>de</strong>n<br />

interreligiösen und interkulturellen Dialog<br />

bemühen und angemessenes Wissen<br />

bereitstellen müssen. Dafür stellt<br />

die Studie in ihrem zweiten Teil „Leitlinien“<br />

zur Beurteilung von Lehrplänen<br />

und Unterrichtsmaterialien sowie die<br />

Lehrerausbildung und -fortbildung zur<br />

Verfügung.<br />

In Kooperation <strong>de</strong>r Evangelischen<br />

Aka<strong>de</strong>mie Arnoldshain, <strong>de</strong>r Katholischen<br />

Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus und<br />

<strong>de</strong>r Herbert-Quandt-Stiftung fand im<br />

April 2004 ein erster Studientag statt,<br />

wo die Ergebnisse <strong>de</strong>r Studie vorgestellt<br />

und diskutiert wur<strong>de</strong>n. Ein weiterer<br />

Studientag im Dezember 2004 richtete<br />

sich an Lehrerinnen und Lehrer in<br />

<strong>de</strong>n Sekundarstufen I und II. Dabei<br />

Bislang erhalten alle im Religionsunterricht<br />

Tätigen innerhalb <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong><br />

<strong>INFO</strong> kostenfrei vier Mal im Jahr zugesandt.<br />

Durch eine Spen<strong>de</strong> auf unser<br />

Konto 37 000 10 bei <strong>de</strong>r Commerzbank<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

In eigener Sache<br />

wur<strong>de</strong>n Fragen gestellt,<br />

die grundsätzliche Probleme<br />

interreligiösen (und<br />

interkulturellen) Lernens<br />

berührten.<br />

Der einleiten<strong>de</strong> Vortrag<br />

von Prof. Dr. Stefan<br />

Schreiner (Tübingen), einem<br />

<strong>de</strong>r Mitautoren, machte<br />

einmal mehr <strong>de</strong>utlich,<br />

dass sich die Studie aus einerreligionswissenschaftlichen<br />

Außenperspektive<br />

<strong>de</strong>n drei Offenbarungsreligionen<br />

nähert. Dies geschieht<br />

in <strong>de</strong>r Hoffnung,<br />

dass sie sich nicht nur mit<br />

<strong>de</strong>m kulturellen Pluralismus<br />

Europas vertragen,<br />

son<strong>de</strong>rn darüber hinaus<br />

positiv dazu beizutragen<br />

vermögen. Eine <strong>de</strong>rartige<br />

Außenperspektive überspringt<br />

jedoch die zuvor<br />

zu klären<strong>de</strong> Frage, ob die<br />

fraglichen Religionen aus ihrer Innensicht<br />

heraus <strong>de</strong>n ihr unterstellten Beitrag<br />

zu einer pluralen europäischen<br />

I<strong>de</strong>ntität überhaupt leisten wollen und<br />

können.<br />

Mehrfach wur<strong>de</strong> von einigen Teilnehmern<br />

wie Referenten die Konfessionalität<br />

<strong>de</strong>s Religionsunterrichts in<br />

Frage gestellt. Ein Lehrer, <strong>de</strong>r mit seinen<br />

Schülerinnen und Schülern interreligiösen<br />

Religionsunterricht zu betreiben<br />

meinte, sah seine Lerngruppe bereits<br />

„viel weiter“ als die Kirchen. Dieser<br />

Auffassung wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r abschließen<strong>de</strong>n<br />

Podiumsdiskussion mit<br />

unterschiedlichen Argumenten wi<strong>de</strong>r-<br />

<strong>Limburg</strong> (BLZ 511 400 29) helfen Sie mit,<br />

die Kosten für Herstellung und Versand im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Erträglichen zu halten.<br />

Ein Überweisungsträger, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nzweck<br />

„Spen<strong>de</strong> für <strong>INFO</strong> Religionslehrer/<br />

sprochen. So wies Ministerialrat Michael<br />

Elfner darauf hin, dass „<strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

in Übereinstimmung<br />

mit <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Religionsgemeinschaften<br />

erteilt“ (Art. 7, 3 GG)<br />

wer<strong>de</strong> und die hessische Lan<strong>de</strong>sregierung<br />

<strong>de</strong>n evangelischen und katholischen<br />

Religionsunterricht nicht an<strong>de</strong>rs<br />

wie <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Mennoniten behan<strong>de</strong>le.<br />

Die muslimische Vertreterin war sich<br />

mit <strong>de</strong>r jüdischen Vertreterin und <strong>de</strong>nen<br />

bei<strong>de</strong>r christlicher Konfessionen<br />

im Grundsatz einig: Aus sachlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n sind im Religionsunterricht<br />

die Schülerinnen und Schüler in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Konfession zu unterrichten, um<br />

-innen“ und die Haushaltsstelle „Fibu-Konto-Nr<br />

0001/2412102220“ angibt, liegt diesem<br />

Heft bei. Wir danken schon jetzt für<br />

Ihre Unterstützung – Vergelt’s Gott!<br />

Die Redaktion


dann an<strong>de</strong>ren Religionen mit Wertschätzung<br />

begegnen zu können.<br />

Was nun genau unter Dialog zu verstehen<br />

sei, bleibt in <strong>de</strong>r Studie und<br />

blieb während <strong>de</strong>r Tagung offen. Ist die<br />

Einigung auf einen kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner o<strong>de</strong>r doch eher das Aushan<strong>de</strong>ln<br />

von und Leben in religiösen<br />

und kulturellen Differenzen gemeint?<br />

Erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Dialog eine „schwache“<br />

Toleranz o<strong>de</strong>r doch eher eine „starke“<br />

Toleranz, die angesichts eigenen Überzeugtseins<br />

friedlich damit umgeht, dass<br />

die Gesprächspartner in großer Ernsthaftigkeit<br />

an<strong>de</strong>ren Glaubens sind? Geht<br />

man von <strong>de</strong>r zweiten Möglichkeit aus,<br />

dient <strong>de</strong>r interreligiöse Dialog nicht zuletzt<br />

<strong>de</strong>r reflexiven Versicherung <strong>de</strong>s<br />

eigenen Glaubens.<br />

Dass das <strong>de</strong>utsche Schulwesen seine<br />

interreligiösen und interkulturellen<br />

Lektionen längst noch nicht gelernt hat,<br />

ver<strong>de</strong>utlichte schlaglichartig <strong>de</strong>r Beitrag<br />

einer Lehrerin jüdischen Glaubens,<br />

die in einem gut eingeführten Ethik-<br />

Lehrbuch keinen einzigen jüdischen<br />

Autor fand! Bei aller Kritik an <strong>de</strong>r Studie<br />

im Einzelnen: Hier können die breit<br />

entfalteten „Leitlinien“ <strong>de</strong>n Blick schärfen,<br />

um <strong>de</strong>rartige Defizite zu bemerken.<br />

Sind wir auf die Ergebnisse <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r<br />

Herbert-Quandt-Stiftung für das Jahr<br />

Mehr religiöse Praxis in <strong>de</strong>r Schule wagen<br />

Bischofspapier betont die katechetische<br />

Dimension <strong>de</strong>s Religionsunterrichts<br />

Mit ihrer Schrift „Katechese in verän<strong>de</strong>rter<br />

Zeit“ (Nr. 75) werben die<br />

<strong>de</strong>utschen Bischöfe dafür, neue Wege<br />

in <strong>de</strong>r Weitergabe <strong>de</strong>s Glaubens – auch<br />

im Religionsunterricht – in <strong>de</strong>n Blick<br />

zu nehmen. Zwar sei nicht alles kirchliche<br />

Han<strong>de</strong>ln schon Katechese, aber alles<br />

kirchliche Han<strong>de</strong>ln habe eine katechetische<br />

Dimension.<br />

Die Tradierung <strong>de</strong>s christlichen<br />

Glaubens steht heute vor neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen.<br />

Christwer<strong>de</strong>n hat für<br />

viele seine Selbstverständlichkeit verloren.<br />

Verän<strong>de</strong>rte gesellschaftliche Bedingungen<br />

haben häufig zu einer Infragestellung<br />

christlich geprägter Sinnund<br />

Deutemuster geführt. Die fraglose<br />

Weitergabe <strong>de</strong>s Glaubens als „Erbe“<br />

von Generation zu Generation ist eher<br />

selten gewor<strong>de</strong>n. Eine Neubesinnung<br />

auf das Anliegen <strong>de</strong>r Katechese im<br />

Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>r Kirche ist <strong>de</strong>m jüngsten<br />

Katechesepapier <strong>de</strong>shalb wichtig. Dem<br />

Glauben soll verstärkt ein Gesicht gegeben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei sollte sich auch <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

seiner katechetische Dimension<br />

erinnern und sich für gelebtes<br />

Christentum öffnen. Mehr religiöse<br />

Praxis also auch in <strong>de</strong>r Schule. Da in<br />

Familien heute kaum noch religiöse Erfahrung<br />

vermittelt wird, wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

für eine wachsen<strong>de</strong><br />

Zahl von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

zum <strong>de</strong>m Ort, an <strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n christlichen<br />

Glauben überhaupt erst kennen<br />

lernten. Damit die Schülerinnen und<br />

Schüler <strong>de</strong>n christlichen Glauben auch<br />

als Lebensvollzug erfahren könnten,<br />

brauche <strong>de</strong>r Religionsunterricht<br />

– wie auch an<strong>de</strong>re Schulfächer<br />

in ihren jeweiligen Bereichen<br />

– <strong>de</strong>n Kontakt zu außerschulischen<br />

Lernorten <strong>de</strong>s Glaubens:<br />

Personen und Gruppen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>,<br />

das Kirchengebäu<strong>de</strong>,<br />

kirchliche Einrichtungen, Or<strong>de</strong>n<br />

usw. In <strong>de</strong>m Maße die Ganztagsschulen<br />

ausgebaut wer<strong>de</strong>n, eröffnet<br />

sich auch <strong>de</strong>r Schulpastoral ein<br />

neues katechetisches Handlungsfeld.<br />

Eine gelingen<strong>de</strong> Zusammenarbeit<br />

von Religionsunterricht,<br />

Schulpastoral und Gemein<strong>de</strong>katechese<br />

erfor<strong>de</strong>re jedoch von allen<br />

Beteiligten eine verstärkte Kooperationsbereitschaft.<br />

Wir dokumentieren im Folgen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Abschnitt über <strong>de</strong>n<br />

Religionsunterricht im Wortlaut:<br />

2005 ausgelobten Wettbewerbs „Schulen<br />

im Trialog – Europäische I<strong>de</strong>ntität und<br />

kultureller Pluralismus“ gespannt, bei<br />

<strong>de</strong>m Schulen in Hessen, Thüringen und<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg mit beson<strong>de</strong>rem interreligiösen<br />

Engagement ausgezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Thomas Menges<br />

Anmerkungen<br />

1 Zu beziehen über: Herbert-Quandt-Haus, Am Pilgerrain<br />

15, 61352 Bad Homburg v. d. Höhe; Internet:<br />

www.h-quandt-stiftung.<strong>de</strong><br />

2 Ansprechpartner sind:<br />

Anke Rengers, Fon 0 61 72 / 1 71 25 00,<br />

E-Mail Anke.Rengers@altana.<strong>de</strong><br />

Nils Warner, Fon 0 61 72 / 1 71 25 20,<br />

E-Mail Nils.Warner@altana.<strong>de</strong><br />

Der Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Schule<br />

leistet einen wichtigen Beitrag zur Weitergabe<br />

<strong>de</strong>s Glaubens; hier geschieht<br />

Glaubensvermittlung unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

schulischen Lehrens und Lernens.<br />

Der Religionsunterricht orientiert<br />

sich dabei sowohl am Bildungs- und Erziehungsauftrag<br />

<strong>de</strong>r Schule als auch am<br />

Verkündigungsauftrag <strong>de</strong>r Kirche.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

59


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

60<br />

Im Unterschied zur Katechese, die<br />

in <strong>de</strong>r Regel einen ersten Bezug zum<br />

Glauben voraussetzt, wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r<br />

Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Schule nicht<br />

nur an gläubige und glaubenswillige,<br />

son<strong>de</strong>rn ebenso an Suchen<strong>de</strong> und<br />

Zweifeln<strong>de</strong> sowie sich ungläubig verstehen<strong>de</strong><br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

Trotz ihrer unterschiedlichen Verortung<br />

in <strong>de</strong>r Schule bzw. in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />

bleiben Religionsunterricht und Katechese<br />

aufeinan<strong>de</strong>r bezogen und bedürfen<br />

<strong>de</strong>r wechselseitigen Ergänzung<br />

und Kooperation. Denn auch im Religionsunterricht<br />

geht es „nicht nur im<br />

ein Bescheidwissen über Religion und<br />

Glaube, son<strong>de</strong>rn immer auch um die<br />

Ermöglichung von Religion und Glaube<br />

selbst“ (Würzburger Syno<strong>de</strong> 2.5.3).<br />

Die Deutsche Bischofskonferenz hat<br />

in ihrer Herbst-Vollversammlung 2004<br />

„Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards<br />

für <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>n Jahrgangsstufen 5-<br />

10 / Sekundarstufe I“ verabschie<strong>de</strong>t.<br />

Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe greifen damit<br />

die aktuelle Diskussion um Bildungsstandards<br />

und Kernlehrpläne auf,<br />

um <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht<br />

im gegenwärtigen Prozess <strong>de</strong>r Schulreform<br />

zu stärken. Mit <strong>de</strong>n Kirchlichen<br />

Richtlinien wirkt die Kirche gemäß Art.<br />

7 Abs. 3 GG bei <strong>de</strong>r inhaltlichen Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s Religionsunterrichts mit. Die<br />

Bildungsstandards bil<strong>de</strong>n die normative<br />

Vorgabe für die Entwicklung von nationalen<br />

Bildungsstandards, von Kernlehrplänen<br />

in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn und von Schulcurricula<br />

für <strong>de</strong>n katholischen Religionsunterricht<br />

in <strong>de</strong>r Sekundarstufe I.<br />

Die <strong>de</strong>utschen Bischöfe nehmen mit<br />

<strong>de</strong>n Kirchlichen Richtlinien nicht nur ihre<br />

Verantwortung für <strong>de</strong>n schulischen<br />

Religionsunterricht wahr, son<strong>de</strong>rn greifen<br />

gleichzeitig die schulpolitische Diskussion<br />

um Bildungsstandards auf. Bildungsstandards<br />

legen fest, was Schülerinnen<br />

und Schüler zu einem bestimmten<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Da in vielen Familien heute kaum<br />

noch religiöse Erfahrungen vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n, wird <strong>de</strong>r Religionsunterricht für<br />

eine wachsen<strong>de</strong> Zahl von Kin<strong>de</strong>rn und<br />

Jugendlichen zu <strong>de</strong>m Ort, an <strong>de</strong>m sie <strong>de</strong>n<br />

christlichen Glauben kennen lernen und<br />

<strong>de</strong>r es ihnen über viele Jahre hinweg ermöglicht,<br />

sich mit Glaubens- und Lebensfragen<br />

auseinan<strong>de</strong>r zu setzen.<br />

Damit die Schülerinnen und Schüler<br />

<strong>de</strong>n christlichen Glauben auch als Lebensvollzug<br />

erfahren können, braucht<br />

<strong>de</strong>r Religionsunterricht – wie auch an<strong>de</strong>re<br />

Schulfächer in ihren jeweiligen<br />

Bereichen – <strong>de</strong>n Kontakt zu außerschulischen<br />

Lernorten <strong>de</strong>s Glaubens: Personen<br />

und Gruppen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>, das<br />

Kirchengebäu<strong>de</strong>, kirchliche Einrichtungen,<br />

Or<strong>de</strong>n usw. Deshalb ist heute<br />

Kirchliche Richtlinien zu Bildungsstandards<br />

Zeitpunkt und auf einem bestimmten Niveau<br />

in einem Fach wissen und können<br />

sollen. Zugleich sollen sie eine Überprüfung<br />

<strong>de</strong>r Lernerfolge ermöglichen.<br />

Bildungsstandards sind für <strong>de</strong>n Religionsunterricht<br />

durchaus ein geeignetes<br />

Instrument. Sie können die Vermittlung<br />

von Grundwissen über <strong>de</strong>n christlichen<br />

Glauben wie auch <strong>de</strong>n Erwerb<br />

religiöser Wahmehmungs-,<br />

Urteils- und Verständigungsfähigkeit<br />

för<strong>de</strong>rn. Die Kirchlichen<br />

Richtlinien machen allerdings<br />

auch <strong>de</strong>utlich, dass Bildungsstandards<br />

nur einen Teil <strong>de</strong>r Ziele <strong>de</strong>s<br />

katholischen Religionsunterrichts<br />

beschreiben. Im Religionsunterricht<br />

geht es nicht nur um die Vermittlung<br />

von Kenntnissen und Fähigkeiten.<br />

Vielmehr sollen auch<br />

christliche Grun<strong>de</strong>instellungen<br />

und Haltungen eingeübt wer<strong>de</strong>n,<br />

wie zum Beispiel Dankbarkeit,<br />

Wachheit für letzte Fragen und<br />

Sensibilität für das Lei<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rer.<br />

Einstellungen und Haltungen<br />

sind nicht im selben Maße lehrbar<br />

wie Kenntnisse und Fähigkeiten.<br />

Eine beson<strong>de</strong>re Rolle kommt auch<br />

neu nach <strong>de</strong>r katechetischen Dimension<br />

<strong>de</strong>s Religionsunterrichts und nach<br />

<strong>de</strong>m Verhältnis von Katechese und Religionsunterricht<br />

zu fragen.<br />

In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat die Schulpastoral<br />

zunehmend an Be<strong>de</strong>utung gewonnen.<br />

In ihrem Bemühen um eine<br />

humane Gestaltung <strong>de</strong>s Lebensraums<br />

Schule eröffnet sie auch Erlebnis- und<br />

Erfahrungsräume für das Gemein<strong>de</strong>leben.<br />

Damit dies gelingen kann, bedarf<br />

die Schulpastoral <strong>de</strong>r Vernetzung mit<br />

an<strong>de</strong>ren Lernorten <strong>de</strong>s Glaubens, insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Die gelingen<strong>de</strong><br />

Zusammenarbeit von Religionsunterricht,<br />

Schulpastoral und Gemein<strong>de</strong>katechese<br />

erfor<strong>de</strong>rt jedoch von allen Beteiligten<br />

eine verstärkte Kooperationsbereitschaft.<br />

<strong>de</strong>m Verhalten <strong>de</strong>r Lehrerinnen und<br />

Lehrer und <strong>de</strong>r Schulkultur zu. Denn<br />

Schule hat nicht nur einen Bildungs-,<br />

son<strong>de</strong>rn auch einen Erziehungsauftrag.<br />

Quelle: Pressemitteilung VKRG


Der <strong>Limburg</strong>er Dom auf DVD<br />

Das Domkapitel präsentiert <strong>de</strong>n Georgsdom<br />

als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s Bau<strong>de</strong>nkmal<br />

und lebendigen Ort <strong>de</strong>r Liturgie –Erstmals<br />

gibt es auch eine ausführliche Darstellung<br />

im Internet.<br />

LIMBURG – Dom<strong>de</strong>kan Weihbischof<br />

Gerhard Pieschl hat am Mittwoch,<br />

24. November 2004, in <strong>Limburg</strong> die neue<br />

DVD „Der <strong>Limburg</strong>er Dom“ vorgestellt.<br />

Pünktlich zum Beginn <strong>de</strong>s neuen Kirchenjahres<br />

am Ersten Advent kann man<br />

damit <strong>de</strong>n <strong>Limburg</strong>er Dom nicht nur vor<br />

Ort und in Büchern erleben, son<strong>de</strong>rn auch<br />

auf einem audio-visuellen Medium. Das<br />

<strong>Limburg</strong>er Domkapitel präsentiert <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit eine umfassen<strong>de</strong> Darstellung<br />

<strong>de</strong>s <strong>Limburg</strong>er Domes auf DVD.<br />

Mehr als 90 Minuten Bild und Ton zeigen<br />

<strong>de</strong>n Dom aus Perspektiven, die auch <strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>m Bauwerk vertraute Besucher<br />

nicht kennt. 15 Kapitel und 85 Szenen erzählen<br />

die Geschichte <strong>de</strong>r Errichtung <strong>de</strong>s<br />

Doms und geben einen lebendigen Einblick<br />

in das heutige kirchliche und liturgische<br />

Leben in <strong>de</strong>m Gotteshaus hoch<br />

über <strong>de</strong>r Lahn. Wie Weihbischof Pieschl<br />

bei <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>r DVD betonte,<br />

war gera<strong>de</strong> dies <strong>de</strong>r Grund für das Domkapitel,<br />

das aufwändige Projekt anzugehen:<br />

„Der Dom ist mehr als ein Architektur<strong>de</strong>nkmal<br />

von europäischem Rang, er<br />

ist lebendige Kirche. In<strong>de</strong>m die DVD<br />

zeigt, wie <strong>de</strong>r Glaube im Dom gelebt<br />

wird, ist sie auch missionarisch. Sie will<br />

neue Zugänge zur Liturgie und zum<br />

Glauben eröffnen“. Realisiert wur<strong>de</strong> das<br />

Projekt von <strong>de</strong>r Wiesba<strong>de</strong>ner Firma „einfallsreich“,<br />

die auch die neuen Internetseiten<br />

unter <strong>de</strong>r Interneadresse www.<strong>Limburg</strong>erDom.<strong>de</strong><br />

gestaltete.<br />

Ausmalung hautnah<br />

Die DVD versucht nachzuvollziehen,<br />

was vor elfhun<strong>de</strong>rt Jahren einen Ritter namens<br />

Konrad Kurzbold bewegte, eine<br />

Stiftskirche zu bauen. Eine Spielszene portraitiert<br />

<strong>de</strong>n Stifter selbst und seine Lebensumstän<strong>de</strong>.<br />

Anhand charakteristischer<br />

Merkmale <strong>de</strong>r romanischen und gotischen<br />

Architektur wird gezeigt, dass <strong>de</strong>r Dom<br />

bei<strong>de</strong> Stilrichtungen einzigartig vereint.<br />

Die vielfältige Ausmalung <strong>de</strong>s<br />

Innenraums, die auf so lebendige<br />

Weise von <strong>de</strong>n Aposteln, Heiligen<br />

und Märtyrern erzählt, wird<br />

<strong>de</strong>m Auge <strong>de</strong>s Betrachters näher<br />

gebracht als es <strong>de</strong>r Besuch im<br />

Dom vermag. Die DVD schil<strong>de</strong>rt,<br />

wie die verschie<strong>de</strong>nen Epochen<br />

<strong>de</strong>n Dom im Sinne ihrer jeweils<br />

eigenen Ästhetik renovierten<br />

und sich die Ausstattung <strong>de</strong>s<br />

Gotteshauses mit <strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r religiösen Riten wan<strong>de</strong>lte.<br />

Wer weiß heute noch, dass<br />

fast vierhun<strong>de</strong>rt Jahre lang eine<br />

Wand <strong>de</strong>n Innenraum zum Altar<br />

hin abtrennte? Die DVD stellt<br />

auch Orte vor, die Besuchern<br />

nicht zugänglich sind: Triforium,<br />

Türme und Dachstuhl.<br />

Lebendiger Ort <strong>de</strong>r Liturgie<br />

Der <strong>Limburg</strong>er Dom ist kein Museum,<br />

son<strong>de</strong>rn ein Ort <strong>de</strong>r Zusammenkunft. Die<br />

DVD zeigt an vielen Beispielen <strong>de</strong>n lebendigen<br />

Dom, das Haus Gottes unter <strong>de</strong>n<br />

Menschen. Sie gibt Einblick in unterschiedliche<br />

Formen <strong>de</strong>r Liturgie und <strong>de</strong>r musikalischen<br />

Gestaltung durch Chor und Orgel.<br />

Wenig vertraut ist heute, dass <strong>de</strong>r<br />

Dom auch eine Grabstätte ist. In ihm liegen<br />

Chorherren und Stifter aus vergangenen<br />

Zeiten begraben, <strong>de</strong>ren Grabmale die<br />

Wän<strong>de</strong> schmücken. Auch die Bischöfe<br />

von <strong>Limburg</strong> fan<strong>de</strong>n im Dom ihre letzte<br />

Ruhestätte. Anhand <strong>de</strong>r Kurzbiographien<br />

<strong>de</strong>r bisherigen elf Bischöfe von <strong>Limburg</strong><br />

vermittelt die DVD auch die Geschichte<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong>.<br />

Ein Geschenk für viele<br />

Damit richtet sich die DVD an verschie<strong>de</strong>nste<br />

Interessentengruppen, an <strong>de</strong>r<br />

Kirche fern Stehen<strong>de</strong> wie an Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r,<br />

die das ihnen bekannte Gebäu<strong>de</strong><br />

neu erleben. Der Laie lernt Architekturstile<br />

vergangener Epochen kennen,<br />

auf eine Art, die auch für Experten interessant<br />

ist. Die DVD eignet sich als Geschenk<br />

für jene, die sich für die Kirche<br />

o<strong>de</strong>r die Stadt <strong>Limburg</strong> interessieren, als<br />

Souvenir für die, die Stadt und Dom bei<br />

<strong>de</strong>r Durchreise kennen lernen o<strong>de</strong>r aber<br />

für das Thema Kirchenraumpädagogik<br />

im Religionsunterricht.<br />

Im Unterschied zum klassischen Vi<strong>de</strong>o<br />

kann <strong>de</strong>r Benutzer Abfolge und Nutzungsintensität<br />

selbst bestimmen. Interaktiv<br />

eben. Wie ein Buch bietet die DVD<br />

genügend Material, um sie immer wie<strong>de</strong>r<br />

in die Hand zu nehmen und dabei etwas<br />

Neues zu ent<strong>de</strong>cken. Text und Sprache<br />

können sowohl in Deutsch als auch in<br />

Englisch gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die DVD kaufen:<br />

Die DVD ist zum Preis von 24.95<br />

EUR im <strong>Limburg</strong>er Dom und an <strong>de</strong>r<br />

Pforte <strong>de</strong>s Bischöflichen Ordinariates<br />

erhältlich. Alle im Religionsunterricht<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> Tätigen können<br />

die DVD zum Son<strong>de</strong>rpreis von 21.50<br />

EUR (zzgl. Porto & Verpackung) im<br />

Online-Shop <strong>de</strong>s Dezernates Schule<br />

und Hochschule erwerben.<br />

Darüber hinaus kann die DVD bestellt<br />

wer<strong>de</strong>n per E-Mail schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r telefonisch unter<br />

06431/295424.<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

61


Bestell-Liste<br />

Themen <strong>de</strong>r Hefte 1980 – 2005<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong>n Hefte können, solange <strong>de</strong>r Vorrat reicht, nachbestellt wer<strong>de</strong>n:<br />

Jahrgang 1980<br />

Heft 1/2: *Audiovisuelle Medien<br />

Heft 3: * Die Bibel im Religionsunterricht<br />

Heft 4: Jesus Christus – Gott wird Mensch ❏<br />

Jahrgang 1981<br />

Heft 1/2: Beten in <strong>de</strong>r Schule ❏<br />

Heft 3: Im Dialog ❏<br />

Heft 4: Für euch und für alle ❏<br />

Jahrgang 1982<br />

Heft 1/2: Religiöse Erziehung in <strong>de</strong>r Eingangsstufe ❏<br />

Heft 3: Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Primarstufe ❏<br />

Heft 4: * Religionsunterricht<br />

Jahrgang 1983<br />

Heft 1: * Katholische Soziallehre<br />

Heft 2/3:* Nehmet einan<strong>de</strong>r an ...<br />

Heft 4: * Das Reich Gottes ist nahe ... (Mk 1.15)<br />

Jahrgang 1984<br />

Heft 1/2:* Maria<br />

Heft 3: * Das Kirchenjahr<br />

Heft 4: * Lebenswege – Glaubenswege<br />

Jahrgang 1985<br />

Heft 1/2:* 750 Jahre <strong>Limburg</strong>er Dom<br />

Heft 3: * Theologie <strong>de</strong>r Befreiung<br />

Heft 4: Armuts-Bewegungen ❏<br />

Jahrgang 1986<br />

Heft 1/2: Kirche im Aufbruch ❏<br />

Heft 3: Christen und Ju<strong>de</strong>n ❏<br />

Heft 4: Mit Wi<strong>de</strong>rsprüchen leben ❏<br />

Jahrgang 1987<br />

Heft 1/2:* Christen und Muslime<br />

Heft 3: * Christen und New Age<br />

Heft 4: Christen und Schöpfung ❏<br />

Jahrgang 1988<br />

Heft 1: Afrika begegnen – MISEREOR ‘88 ❏<br />

Heft 2/3: Schule und Leben ❏<br />

Heft 4: * Mystik und Politik<br />

Jahrgang 1989<br />

Heft 1/2: Brennpunkt: Religionsunterricht ❏<br />

Heft 3: * Sakramente im Religionsunterricht<br />

Heft 4: * Der lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Mensch – Der lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gott<br />

Jahrgang 1990<br />

Heft 1: * Paulus – Der Lehrer<br />

Heft 2/3:* Religion und Musik<br />

Heft 4: * Impulse für die Kirche<br />

Jahrgang 1991<br />

Heft 1/2: *Prophetinnen und Propheten im<br />

Religionsunterricht<br />

Heft 3: Mitwelt – Schöpfung ❏<br />

Heft 4: Neue Re<strong>de</strong> von Maria ❏<br />

Jahrgang 1992<br />

Heft 1/2:* Herausfor<strong>de</strong>rung Islam<br />

Heft 3: * Biotechnik und Ethik<br />

Jahrgang 1993<br />

Heft 1: Qumran Essener Jesus ❏<br />

Heft 2/3:* Sterben / Tod / Eschatologie<br />

Heft 4: Religionsunterricht und Literatur ❏<br />

Jahrgang 1994<br />

Heft 1: * Fundamentalismus in Gesellschaft<br />

und Kirche<br />

Heft 2: * Von Gott re<strong>de</strong>n im Religionsunterricht<br />

Heft 3: Kirchengeschichte im Religionsunterricht ❏<br />

Heft 4: Das Erste Tesament und die Christen ❏<br />

Jahrgang 1995<br />

Heft 1: „Wenn die Kirche zur Schule geht ...“ ❏<br />

Heft 2: „Ich wer<strong>de</strong> von meinem Geist ausgießen<br />

über alles Fleisch“ (Apg 2,17) ❏<br />

Heft 3: Gespeicherte Erinnerung –<br />

Das Museum als Lernort ❏<br />

Heft 4: „Ich war hungrig; und ihr ...“ (Mt 25,35; 42)<br />

Vom Umgang mit <strong>de</strong>r Armut ❏<br />

Anzahl Anzahl<br />

Jahrgang 1996<br />

Heft 1: „Ihr seid zur Freiheit berufen ...“ (Gal 5,13)<br />

Er-löst! ❏<br />

Heft 2: „Er stellte ein Kind in ihre Mitte ...“ (Mt 18,1) ❏<br />

Heft 3: „... und spielte vor ihm allezeit.“ (Spr. 8,30 b) ❏<br />

Heft 4: Konfessionalität <strong>de</strong>s Religionsunterrichts ❏<br />

Jahrgang 1997<br />

Heft 1: * „Und vergib uns unsere Schuld.“ (Mt 6,12)<br />

Heft 2: * Alternativ leben<br />

Heft 3: * Mit mehr Sinn(en) leben<br />

Heft 4: „Typisch Mädchen?“<br />

Mädchenerziehung in <strong>de</strong>r Schule ❏<br />

Jahrgang 1998<br />

Heft 1: „Kehrt um, damit ihr am Leben bleibt!“<br />

(Ez 18,32) ❏<br />

Heft 2: „Vergesst mir die Berufsschüler nicht“ ❏<br />

Heft 3: Gemeinschaft <strong>de</strong>r Heiligen. Große Gestalten <strong>de</strong>s<br />

<strong>Bistum</strong>s und ihre Wirkung in unserer Zeit ❏<br />

Heft 4: * Ju<strong>de</strong>n – Muslime – Christen.<br />

Die drei Kin<strong>de</strong>r in Abrahams Schoß<br />

Jahrgang 1999<br />

Heft 1: Gottes Er<strong>de</strong> – Zum Wohnen gemacht.<br />

Unsere Verantwortung für die Schöpfung ❏<br />

Heft 2: En<strong>de</strong>? Apokalyptische Visionen in<br />

Vergangenheit und Gegenwart ❏<br />

Heft 3: Begegnungen mit <strong>de</strong>m Buddhismus ❏<br />

Heft 4: Jugendliche I<strong>de</strong>ntität–Christlicher Glaube ❏<br />

Jahrgang 2000<br />

Heft 1: * Heiliges Jahr 2000<br />

Heft 2: * RU online. Neue Medien im Religionsunterricht<br />

Heft 3: Kirchenraum als Lernort ❏<br />

Heft 4: „Schwarz greift ein“. Vom kritischen Verhältnis<br />

kirchlicher Religiosität zur „civil religion“ ❏<br />

Jahrgang 2001<br />

Heft 1: * Erinnerung für die Zukunft.<br />

Kirchengeschichte im Religionsunterricht<br />

Heft 2: * Religionsunterricht – Da steckt Musik drin<br />

Heft 3: * Chancen sehen – Der Religionsunterricht <strong>de</strong>r<br />

Zukunft<br />

Heft 4: * Auf <strong>de</strong>r Suche nach einer lebendigen<br />

Mystik<br />

Jahrgang 2002<br />

Heft 1: * In <strong>de</strong>r Spur <strong>de</strong>s Auferstan<strong>de</strong>nen –<br />

leiblich auferstehen<br />

Heft 2: „Das wäre ja gelacht!“ Humor und<br />

Komik im Religionsunterricht ❏<br />

Heft 3: * Perspektivenwechsel – Behin<strong>de</strong>rung mit<br />

an<strong>de</strong>ren Augen sehen<br />

Heft 4: Was ist schief an PISA? ❏<br />

Jahrgang 2003<br />

Heft 1: * Der achte Schöpfungstag?<br />

Heft 2: * „Nimm und lies!“<br />

Heft 3: Zeit für die Zeit ❏<br />

Heft 4: Der Sinn für die Fülle ❏<br />

Jahrgang 2004<br />

Heft 1: Ars moriendi – Ars vivendi. ❏<br />

Heft 2: Philosophieren mit Kin<strong>de</strong>rn<br />

im Religionsunterricht. ❏<br />

Heft 3: Einfach fantastisch!<br />

Das Fantastische im Religionsunterricht. ❏<br />

Heft 4: Erstaunliche Nähe – bedrängen<strong>de</strong> Ferne<br />

Der Islam im Verhältnis zum Christentum. ❏<br />

Jahrgang 2005<br />

Heft 1: Bewegung Gottes – Wege <strong>de</strong>s Pilgerns ❏<br />

* Diese Ausgaben sind vergriffen.<br />

Alle Ausgaben ab Jahrgang 1998 sind als PDF-Dateien im<br />

Internet unter www.ifrr.<strong>de</strong> erhältlich.<br />

je Ausgabe † 2.00<br />

<strong>INFO</strong><br />

Name<br />

Vorname<br />

Schule<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

Bitte ausfüllen, kopieren<br />

und faxen an:<br />

06431/295-237<br />

o<strong>de</strong>r per Post sen<strong>de</strong>n an:<br />

Dezernat<br />

Schule und Hochschule<br />

Bischöfliches Ordinariat<br />

<strong>Limburg</strong><br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb<br />

Postfach 1355<br />

65533 <strong>Limburg</strong>


Weltjugendtag 2005<br />

„Wir sind gekommen, ihn anzubeten“<br />

Bei <strong>de</strong>r Fahrt <strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s zum<br />

Weltjugendtag nach Köln wer<strong>de</strong>n aus<br />

Gastgebern Gäste<br />

„Wir sind gekommen, ihn anzubeten“<br />

lautet auch das Motto <strong>de</strong>s XX.<br />

Weltjugendtags, <strong>de</strong>r vom 15. – 21. August<br />

2005 in Köln und vorher, vom 11.<br />

bis 15. August 2005, in allen <strong>de</strong>utschen<br />

Bistümern (Tage <strong>de</strong>r Begegnung) stattfin<strong>de</strong>n<br />

wird. Das ist gewiss kein Zufall,<br />

zumal die Heiligen Drei Könige als<br />

Schutzpatrone von Dom, Stadt und<br />

<strong>Bistum</strong> für Köln eine ganz beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung haben.<br />

Das <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> veranstaltet<br />

für Jugendliche aus <strong>de</strong>r Diözese eine<br />

eigene Gruppenfahrt zu diesem Treffen<br />

<strong>de</strong>r Weltkirche. Dr. Christof Strü<strong>de</strong>r,<br />

Jugendpfarrer in <strong>de</strong>n Bezirken Westerwald<br />

und Rhein-Lahn, übernimmt, stellvertretend<br />

für das Dezernat Jugend, die<br />

Leitung dieser Fahrt:<br />

WJT: Herr Strü<strong>de</strong>r, <strong>Limburg</strong> liegt so<br />

nah an Köln. Was macht da <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren<br />

Reiz einer „<strong>Bistum</strong>sfahrt“ aus?<br />

Strü<strong>de</strong>r: Bei einer so einmaligen<br />

Gelegenheit wie <strong>de</strong>m Weltjugendtag<br />

ganz in unserer Nähe sollten Jugendliche<br />

und Erwachsene aus unserem <strong>Bistum</strong><br />

natürlich als erkennbare Gruppe<br />

dabei sein. Köln bietet uns die Gelegenheit,<br />

Weltkirche zu erfahren und<br />

gleichzeitig unser eigenes <strong>Bistum</strong> neu<br />

zu erleben. Begegnung fin<strong>de</strong>t ja nicht<br />

nur nach außen statt, son<strong>de</strong>rn auch nach<br />

innen, und so eine Fahrt kann zur Begegnung<br />

mit einer bisher nicht gekannten<br />

o<strong>de</strong>r nicht wahrgenommenen „jungen<br />

<strong>Limburg</strong>er Kirche“ wer<strong>de</strong>n. Unsere<br />

<strong>Limburg</strong>er Gruppe wird sich durch<br />

äußere Erkennungszeichen wie z.B.<br />

Fahnen und T-Shirts als einheitliche<br />

Gruppe präsentieren. Es ist bestimmt<br />

eine beson<strong>de</strong>re Motivation, sich als<br />

<strong>Bistum</strong> unter Bistümern weltweit zu erleben.<br />

Außer<strong>de</strong>m hat so ein Großereignis<br />

immer ein ganz beson<strong>de</strong>res Flair.<br />

Weltkirche erhält auf einmal Gesichter,<br />

Gerüche, Sprachen, Lie<strong>de</strong>r, und man<br />

selbst ist ein Teil davon.<br />

Was ist das Beson<strong>de</strong>re an einem<br />

Weltjugendtag in Köln?<br />

Köln hat mit seinen vielen alten<br />

Kirchen ein beson<strong>de</strong>res katholisches<br />

Erbe, das es sich bewusst zu machen<br />

lohnt – <strong>de</strong>r Dom ist übrigens eine <strong>de</strong>r<br />

jüngeren Kölner Kirchen. Viele Gäste<br />

wer<strong>de</strong>n davon beeindruckt sein, was<br />

für eine lange Tradition die <strong>de</strong>utsche<br />

Kirche schon hat. Umgekehrt können<br />

wir uns von <strong>de</strong>r Frische vieler an<strong>de</strong>rer<br />

Ortskirchen anstecken lassen. Diese<br />

Vielfalt wird in Köln besser erfahrbar<br />

sein als in manch einer an<strong>de</strong>ren Stadt.<br />

Die Weltjugendtagsfahrt ist als „Pilgerreise“<br />

zu verstehen. Was be<strong>de</strong>utet das<br />

und welche Rolle spielen die „Heiligen<br />

Drei Könige“?<br />

Die „Heiligen Drei Könige“ waren<br />

so etwas wie die ersten Christuspilger.<br />

Seit <strong>de</strong>m Mittelalter befin<strong>de</strong>n sich in<br />

Köln ja ihre Reliquien. Unsere Fahrt<br />

wird aber kein Pilgerweg zu diesen Reliquien<br />

sein, son<strong>de</strong>rn wir folgen <strong>de</strong>m<br />

Beispiel <strong>de</strong>r Könige: „Wir sind gekommen,<br />

ihn anzubeten“, d.h. wir<br />

vollziehen das nach, was Kaspar, Melchior<br />

und Balthasar auch schon getan<br />

haben.<br />

Wie sieht das „Anbeten“ aus?<br />

„Anbeten“ passiert nicht von sich<br />

aus, son<strong>de</strong>rn ist ein Weg, <strong>de</strong>r beschritten<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Pilgern in diesem<br />

Sinne heißt auch, wegzugehen von <strong>de</strong>n<br />

Dingen, die man sonst um sich hat, um<br />

sich ganz auf das eine, nämlich „ihn“,<br />

Jesus Christus, zu konzentrieren. Aus<br />

meinen eigenen Pilgererfahrungen, wie<br />

z.B. auf <strong>de</strong>m Jakobsweg nach Spanien,<br />

weiß ich, wie wichtig es ist, dass man<br />

als Pilger möglichst wenige Dinge mit<br />

sich führt. So ist man erstmal selbst da,<br />

ohne Masken. Man ist ohne irgendwelche<br />

Statusmerkmale offener für Begegnungen<br />

mit an<strong>de</strong>ren Menschen und mit<br />

Gott.<br />

Wie wer<strong>de</strong>n die einzelnen Tage in<br />

Köln ablaufen?<br />

Wir sind als Gruppe möglichst nahe<br />

beieinan<strong>de</strong>r untergebracht. Vom<br />

Eröffnungsgottesdienst am Dienstag<br />

bis zur abschließen<strong>de</strong>n Papstmesse am<br />

Sonntag wird allen Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern ein volles Programm<br />

geboten. Es gibt je<strong>de</strong>n Tag Katechesen<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Sprachgruppen.<br />

Diese kann man als eine Art „Anspiel“<br />

verstehen, als Impuls für Gespräche<br />

mit Leuten, die man trifft. Ansonsten<br />

wird es ein Rahmenprogramm mit viel<br />

Musik und Begegnung geben. Donnerstags<br />

kommt <strong>de</strong>r Papst nach Köln<br />

und es fin<strong>de</strong>t eine Willkommensfeier<br />

auf <strong>de</strong>n Poller Rheinwiesen statt.<br />

Samstag Abend beginnt die Vigil, die<br />

Nachtwache mit <strong>de</strong>m Papst, die bis<br />

zum Abschlussgottesdienst am nächsten<br />

Morgen, also am 21. August dauern<br />

wird.<br />

Was wünschen Sie sich für <strong>de</strong>n Weltjugendtag<br />

und die Fahrt nach Köln?<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

63


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

64<br />

Zunächst einmal fin<strong>de</strong> ich es toll,<br />

dass wir mit <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n Tagen<br />

<strong>de</strong>r Begegnung unsere Bereitschaft<br />

gezeigt haben, Gastgeber zu sein. Wir<br />

sollten es uns aber auch gönnen, selbst<br />

Gäste zu wer<strong>de</strong>n, um Weltkirche erfahren<br />

zu können. Ganz nach <strong>de</strong>m Motto:<br />

„Aus Gastgebern wer<strong>de</strong>n Gäste“.<br />

Ich glaube, dass <strong>de</strong>r Weltjugendtag<br />

eine positive Kirchenerfahrung vermitteln<br />

kann, eine junge Kirche auch in<br />

Deutschland, auch in unserem <strong>Bistum</strong><br />

und in unseren Gemein<strong>de</strong>n. Eine Kirche,<br />

die vielleicht bislang noch nicht so<br />

wahrgenommen wur<strong>de</strong>. Wir können<br />

und wer<strong>de</strong>n auch <strong>de</strong>n Papst als jeman<strong>de</strong>n<br />

erleben, <strong>de</strong>m viel an <strong>de</strong>n Jugendlichen<br />

liegt.<br />

Allem voran steht natürlich die spirituelle<br />

Dimension diese Treffens:<br />

Glaube kann etwas Beseelen<strong>de</strong>s sein.<br />

Das zu erfahren, dazu gibt es kein Patentrezept,<br />

son<strong>de</strong>rn da muss sich je<strong>de</strong>r<br />

selbst auf <strong>de</strong>n Weg machen.<br />

Und was be<strong>de</strong>utet dieses Ereignis<br />

für Sie ganz persönlich?<br />

Für mich persönlich war die Woche<br />

mit <strong>de</strong>m Weltjugendtagskreuz in unse-<br />

Helfer gesucht – Unterrichtsbaustein<br />

zur Werbung von Freiwilligen im Schulunterricht.<br />

„Gäste sind ein Segen“ – das ist das<br />

Motto für die Tage <strong>de</strong>r Begegnung im<br />

<strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong>. Aber Gäste machen<br />

auch Arbeit. Erst recht, wenn es viele<br />

sind. Für die Betreuung, Versorgung<br />

und Unterbringung von rund 15.000<br />

Gästen im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> will gesorgt<br />

sein. Neben Gastfamilien, die<br />

Übernachtungsmöglichkeiten anbieten,<br />

wer<strong>de</strong>n auch Freiwillige gesucht, die<br />

bei <strong>de</strong>r Organisation und Durchführung<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen kleineren und<br />

größeren Veranstaltungen mithelfen:<br />

Bei Organisation und Logistik wäh-<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

rem <strong>Bistum</strong> im vergangenen<br />

September eine<br />

wichtige Erfahrung, weil<br />

ich gespürt habe, dass<br />

uns das zusammenbringt.<br />

Das Erlebnis <strong>de</strong>s<br />

Weltjugendtags kann<br />

mich darin bestätigen,<br />

dass die Entscheidung<br />

Priester zu wer<strong>de</strong>n und<br />

Jugendliche mit Jesus<br />

Christus in Kontakt zu<br />

bringen eine gute Sache<br />

war. Glaubensvermittlung<br />

ist ja kein eingleisiges<br />

Geschehen, in <strong>de</strong>m<br />

Sinne, dass <strong>de</strong>r Priester<br />

<strong>de</strong>n Glauben hat und<br />

ihn an diejenigen weitergibt,<br />

die ihn nicht haben.<br />

Glauben muss sich<br />

vielmehr ereignen und<br />

stattfin<strong>de</strong>n. Wenn Glaube<br />

geschieht, wird<br />

selbstverständlich auch<br />

<strong>de</strong>r Priester, dann wer<strong>de</strong> auch ich ganz<br />

persönlich darin bestärkt – und <strong>de</strong>r<br />

Papst übrigens auch.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Tage <strong>de</strong>r Begegnung im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

rend <strong>de</strong>r Tage <strong>de</strong>r Begegnung, wenn es<br />

darum geht, Gruppen auf <strong>de</strong>m Frankfurter<br />

Flughafen zu empfangen, zu dolmetschen,<br />

Stühle zu stellen, Tische zu<br />

rücken o<strong>de</strong>r als Ordner beim zentralen<br />

Abschlussgottesdienst in <strong>Limburg</strong> mitzuwirken.<br />

Je<strong>de</strong> helfen<strong>de</strong> Hand zählt.<br />

Gesucht wer<strong>de</strong>n junge Leute ab 16 Jahren,<br />

die sich einbringen wollen.<br />

Helferwebung im Religionsunterricht<br />

An die katholischen Religionslehrerinnen<br />

und Religionslehrer ergeht die<br />

beson<strong>de</strong>re Bitte, im Rahmen <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

auf die Tage <strong>de</strong>r Begegnung hinzuweisen<br />

und die Möglichkeit, als freiwilliger<br />

Helfer mitzuwirken, herauszu-<br />

Das Interview führte Markus Dillmann.<br />

Weitere Informationen sind erhältlich<br />

unter: www.wjt2005.<strong>de</strong><br />

stellen. Das Engagement kann natürlich<br />

unterschiedlich sein. Der eine stellt<br />

sich vielleicht für drei Stun<strong>de</strong>n am<br />

Frankfurter Hauptbahnhof zur Verfügung,<br />

um ankommen<strong>de</strong>n Gruppen ihre<br />

Weiterreise zu erklären, ein an<strong>de</strong>rer<br />

nimmt sich eine Woche frei, um voll<br />

dabei zu sein. Je<strong>de</strong> Hilfe soll Platz haben,<br />

und kein Hilfsangebot ist zu klein!<br />

Online-Portal zur<br />

Freiwilligenregistrierung<br />

Unter <strong>de</strong>r Internetadresse www.wjtlimburg.<strong>de</strong><br />

steht eine Online-Software<br />

zur Verfügung, mit <strong>de</strong>r sich je<strong>de</strong>r Helfer<br />

registrieren kann und <strong>de</strong>tailliert die<br />

eigenen Möglichkeiten <strong>de</strong>s freiwilligen


Engagements angegeben kann. Es wäre<br />

schön, wenn möglichst viele Schüler<br />

über die Religionslehrerinnen und Religionslehrer<br />

zur Mithilfe aufgerufen<br />

wür<strong>de</strong>n. Bei <strong>de</strong>r Arbeitsstelle Soziale<br />

Dienste im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> sind auch<br />

Flyer und Werbematerialien zur Helferwerbung<br />

im Unterricht abrufbar<br />

(Adresse untenstehend).<br />

Unterrichtsbausteine<br />

Ein weiterer Tipp: Auf <strong>de</strong>r Homepage<br />

<strong>de</strong>s Weltjugendtagsbüros in Köln<br />

lässt sich das Materialheft „Schule und<br />

Weltjugendtag“ herunterla<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m<br />

Unter <strong>de</strong>m Motto „Das Wesentliche<br />

fin<strong>de</strong>n“ ist eine Übersicht <strong>de</strong>r Exerzitienangebote<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> für die<br />

Monate Januar bis Juli 2005 erschienen.<br />

Das Angebot reicht von Ignatianischen<br />

Einzelexerzitien über Exerzitien in<br />

Gemeinschaft, Meditation / Besinnung,<br />

Regelmäßig Meditationsangebote, Kurse<br />

zum Thema „Rhythmus – Atmen – Bewegung“,<br />

Tagesveranstaltungen bis hin<br />

zu Tagen <strong>de</strong>r Vorbereitung auf die Karund<br />

Ostertage sowie Pfingsten.<br />

Veranstaltungen<br />

PÄDAGOGISCHES<br />

<strong>de</strong>r Bistümer im Lan<strong>de</strong> Hessen<br />

Soweit nicht an<strong>de</strong>rs angegeben, fin<strong>de</strong>n alle Kurse im<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod, statt.<br />

viele Tipps und Unterrichtsbausteine<br />

für <strong>de</strong>n Religionsunterricht in Sekundarstufe<br />

I und II zusammengestellt sind<br />

(http://www.wjt2005.<strong>de</strong>/uploads/media/<br />

Materialheft_SchuleWeltjugendtag_<br />

1714kb.pdf). Hier fin<strong>de</strong>t sich auch ein<br />

Unterrichtsbaustein zum Thema „Soziales<br />

Engagement“, mit <strong>de</strong>m die Helferwerbung<br />

für die Tage <strong>de</strong>r Begegnung<br />

in <strong>de</strong>n Unterricht eingebettet wer<strong>de</strong>n<br />

kann (Seite 73-79). Außer<strong>de</strong>m sind<br />

zahlreiche Informationen zum Weltjugendtag<br />

abrufbar. Ausführliche Informationen<br />

zu <strong>de</strong>n Tagen <strong>de</strong>r Begegnung<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> fin<strong>de</strong>n sich auf <strong>de</strong>r<br />

Homepage www.wjt-limburg.<strong>de</strong>.<br />

Falls keine beson<strong>de</strong>re Zielgruppe<br />

angegeben ist, richten sich die Angebote<br />

an alle Interessierten je<strong>de</strong>n Alters.<br />

Anmeldungen zu <strong>de</strong>n einzelnen Veranstaltungen<br />

erfolgen zumeist direkt bei<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Veranstaltern, bei <strong>de</strong>nen<br />

auch ausführlichere Programme<br />

erhältlich sind. Die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Adressen, Fon- und Fax-Nummern,<br />

E-Mail-Anschriften sind auf einer eigenen<br />

Übersichtsseite <strong>de</strong>s Faltblattes<br />

enthalten. BM<br />

Informationen, Materialien und weitere<br />

Auskünfte zum Bereich Freiwilligenwerbung<br />

für die Tage <strong>de</strong>r Begegnung<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> erhalten sie<br />

bei:<br />

Dr. Matthias Rompel, Arbeitsstelle<br />

Soziale Dienste im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong>,<br />

Fon 06431-997-331<br />

Matthias.Rompel@soziale-dienste.net<br />

Michael Ziegler, Arbeitsstelle Soziale<br />

Dienste im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong>,<br />

Fon 06431-997-333<br />

Michael.Ziegler@soziale-dienste.net<br />

Das Wesentliche fin<strong>de</strong>n Meditation – Besinnung – Exerzitien<br />

im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong> – Januar bis Juli 2005<br />

Das Faltblatt kann bestellt wer<strong>de</strong>n bei:<br />

Diözese <strong>Limburg</strong>,<br />

Referat Exerzitien,<br />

Roncalli-Haus,<br />

Friedrichstraße 26-28,<br />

65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fon: 0611/174-124;<br />

Fax: 0611/174-122;<br />

t.schumacher@roncallihaus.<strong>de</strong><br />

PZ 37/2005<br />

18.04.2005, 14.30 Uhr, bis 20.04.2005, 13.00 Uhr<br />

Zeit zu han<strong>de</strong>ln:<br />

Grundschulentwicklung voran bringen<br />

Die Praxis in <strong>de</strong>n Blick genommen<br />

Prof. Dr. Wilhelm Wittenbruch, Altenberge; u.a.<br />

Rektoren/-innen und Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Grundschule<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 38/2005<br />

18.04.2005, 14.30 Uhr, bis 20.04.2005, 13.00 Uhr<br />

Exerzitien und Bildungshaus <strong>de</strong>r Pallottinerinnen,<br />

<strong>Limburg</strong><br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

65


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

66<br />

Lernen lernen<br />

Lerntechniken und -strategien im Unterricht <strong>de</strong>r Sek l<br />

und Sek II<br />

Elfrie<strong>de</strong> und Hartmut Eckhardt, Kassel; Uwe Reiners, Kassel; N. N.<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l und Sek II<br />

Eigenkostenanteil: 40.00 €<br />

PZ 39/2005<br />

21.04.2005, 10.00 Uhr, bis 22.04.2005, 18.00 Uhr<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

Message biblique Marc Chagall<br />

Biblische Botschaft in Bil<strong>de</strong>rn ent<strong>de</strong>cken<br />

Sabine Tischbein, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Religionslehrer/-innen und interessierte Kollegen/-innen<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 40/2005<br />

22.04.2005, 18.00 Uhr, bis 23.04.2005, 18.00 Uhr<br />

Spiritualität und Konfliktfähigkeit. Modul 3<br />

Das Heilsame <strong>de</strong>r spirituellen Grun<strong>de</strong>rfahrung im Dialog<br />

Dr. Isol<strong>de</strong> Macho-Wagner, Idstein; Thomas Wagner, <strong>Limburg</strong><br />

Lehrer/-innen aller Schularten; Erzieher/-innen; Eltern<br />

Eigenkostenanteil: 195.00 € (für 5 Module)<br />

PZ 41/2005<br />

25.04.2005, 14.30 Uhr, bis 27.04.2005, 13.00 Uhr<br />

Ein guter Gott, <strong>de</strong>r lei<strong>de</strong>n lässt ? –<br />

Nein danke?<br />

Das Ringen um eine Theodizee – empfindliche<br />

Gottesre<strong>de</strong> in Theologie und Religionsunterricht<br />

Prof. Dr. Hans Kessler, Frankfurt; Dr. Klaus v. Stosch, Köln;<br />

Dr. Paul Platzbecker, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Ethik-, Philosophie- und Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l und Sek II<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 42/2005<br />

27.04.2005, 10.00 Uhr, bis 29.04.2005, 13.00 Uhr<br />

Wer<strong>de</strong>, die (<strong>de</strong>r) du bist<br />

Rolle und I<strong>de</strong>ntität im Lehrer/-innen-Beruf<br />

Astrid Reinhardt, Gießen<br />

Lehrer/-innen aller Fächer und Schularten<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 43/2005<br />

11.05.2005, 14.30 Uhr, bis 13.05.2005, 13.00 Uhr<br />

Lösungen (er)fin<strong>de</strong>n<br />

Anstrengen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r und schwierige Situationen in<br />

<strong>de</strong>r Schule aus systematischer Sicht<br />

Monika Bohn, Oberursel<br />

Lehrer/-innen aller Fächer und Schularten<br />

Eigenkostenanteil: 35.00 €<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

PZ 44/2005<br />

18.05.2005, 14.30 Uhr, bis 20.05.2005, 17.30 Uhr<br />

Evangelisch-katholische Gemeinschaftsprojekte<br />

im Religionsunterricht <strong>de</strong>r Sek l<br />

Bewahrung <strong>de</strong>r Schöpfung<br />

Gabrile Sies, Kronberg; Dr. Paul Platzbecker, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod;<br />

Prof. Dr. Hans Kessler, Frankfurt; Gregor Beckers, Wuppertal<br />

Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 45/2005<br />

20.05.2005, 18.00 Uhr, bis 21.05.2005, 18.00 Uhr<br />

Spiritualität und Konfliktfähigkeit. Modul 4<br />

Der Konflikt als existenzielle Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

Dr. Isol<strong>de</strong> Macho-Wagner, Idstein; Thomas Wagner, <strong>Limburg</strong><br />

Lehrer/-innen aller Schularten; Erzieher/-innen; Eltern<br />

Eigenkostenanteil: 195.00 € (alle 5 Module)<br />

PZ 46/2005<br />

26.05,2005, 10.00 Uhr, bis 28.05.2005, 18.00 Uhr<br />

Bun<strong>de</strong>szentrum Deutsche Pfadfin<strong>de</strong>rschaft St. Georg,<br />

Westernohe/Westerwald<br />

Erlebnispädagogik in <strong>de</strong>r Schule l<br />

Gerhard Röthig, Irmtraut; Michael Vyskocil, Rennerod<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek I und II und an berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen<br />

Eigenkostenanteil: 45.00 €<br />

PZ 47/2005<br />

30.05.2005, 14.30 Uhr, bis 01.06.2005, 13.00 Uhr<br />

Mystagogie für Kin<strong>de</strong>r<br />

Religionsunterricht in <strong>de</strong>r Grundschule: Auf <strong>de</strong>r<br />

Suche nach neuen Wegen<br />

Katharina Sauer, BO <strong>Limburg</strong><br />

Lehrer/-innen an Grundschulen und alle in Pastoralen Diensten <strong>de</strong>r<br />

Gemein<strong>de</strong>arbeit Tätige, Engagierte und Interessierte<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 48/2005<br />

01.06.2005, 14.30 Uhr, bis 03.06.2005, 13.00 Uhr<br />

Das „wahre" En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r DDR?<br />

„Good bye, Lenin!" und die mediale Vermittlung von<br />

Geschichte im Film<br />

Klaus Fieberg, Leverkusen<br />

Gemeinschaftskun<strong>de</strong>- und Geschichtslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l und Sek II<br />

Eigenkostenanteil: 30.00 €<br />

PZ 49/2005<br />

07.06.2005, 14.30 Uhr, bis 08.06.2005, 17.30 Uhr<br />

Lesen, Schreiben und Sprechen auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage französischer Kriminalliteratur<br />

(Daeninx, Friot, Simenon ...)


Dr. Hans Ludwig Krechel, Königswinter<br />

Französischlehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l und Sek II<br />

Eigenkostenanteil: 25.00 €<br />

PZ 50/2005<br />

10.06.2005, 14.30 Uhr, bis 11.06.2005, 16.00 Uhr<br />

Große Kunst für kleine Leute<br />

Kin<strong>de</strong>r spielerisch in ihrer Wahrnehmung und<br />

Kreativität för<strong>de</strong>rn<br />

Jakobine Wierz, Trier<br />

Erzieher/-innen und Grundschullehrer/-innen<br />

Eigenkostenanteil: 25.00 €<br />

PZ 51/2005<br />

17.06.2005, 18.00 Uhr, bis 18.06.2005, 18.00 Uhr<br />

Spiritualität und Konfliktfähigkeit. Modul 5<br />

Spirituelle Wege als Tor zum Ich<br />

Dr. Isol<strong>de</strong> Macho-Wagner, Idstein; Thomas Wagner, <strong>Limburg</strong><br />

Lehrer/-innen aller Schularten; Erzieher/-innen; Eltern<br />

Eigenkostenanteil: 195.00 € (für alle 5 Module)<br />

PZ 52/2005<br />

22.06.2005, 14.30 Uhr, bis 24.06.2005, 13.00 Uhr<br />

Stimmt's? Stimmbildung für die Sing- und<br />

Sprechstimme<br />

Körper-, Atem- und Klangübungen; Artikulation,<br />

Atem und Körpersprache<br />

Katharina Fritz, Mainz<br />

Lehrer/-innen <strong>de</strong>r Grundschule und Sek l<br />

Eigenkostenanteil: 45.00 €<br />

PZ 53/2005<br />

24.06.2005, 14.30 Uhr, bis 25.06.2005, 18.00 Uhr<br />

Woher kommt das Böse ?<br />

Theologische und philosophische Reflexionen über<br />

Anfang und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Phänomens <strong>de</strong>s Bösen<br />

Dr. Bernd J. Claret, Karlsruhe<br />

Ethik-, Philosophie- und Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sek l und Sek II<br />

Eigenkostenanteil: 20.00 €<br />

Weitere IInnffoorrmmaattiioonneenn zu <strong>de</strong>n KKuurrsseenn fin<strong>de</strong>n Sie auf <strong>de</strong>r Homepage <strong>de</strong>s Pädagogischen Zentrums: wwwwww..ppzz--hheesssseenn..d<strong>de</strong>e ab ca. 2 Monate<br />

vor Kursbeginn. SScchhrriiffttlliicchhee AAnnmmeelldduunnggeenn wer<strong>de</strong>n umgehend erbeten, spätestens jedoch bis vviieerr Wochen vor Lehrgangsbeginn an:<br />

PPääddaaggooggiisscchheess ZZeennttrruumm d<strong>de</strong>err BBiissttüümmeerr iimm LLaannd<strong>de</strong>e HHeesssseenn,, WWiillhheellmm--KKeemmppff--HHaauuss,, 6655220077 WWiieessbbaad<strong>de</strong>enn--NNaauurroodd.. Fon: 0 61 27 / 7 72 85; Fax: 0 61<br />

27 / 7 72 46; E-Mail: anmeldung@pz-hessen.<strong>de</strong>. Anmeldung auch über die Homepage: www.pz-hessen.<strong>de</strong>, entsprechen<strong>de</strong>n Kurs<br />

anklicken, dann auf „Anmeldung zu diesem Kurs“.<br />

Die Lehrgänge sind gemäß Erlass <strong>de</strong>s Hessischen Kultusministeriums vom 01.07.1997 – Nr. V B 3.1-960/500-200 – in Verbindung mit Erlass<br />

vom 09.07.2004 Nr. VII-7-95.b.04-01 als Fortbildungsveranstaltung anerkannt.<br />

Die Unterrichtsbefreiung für die Teilnahme an <strong>de</strong>n Lehrgängen erfolgt bei 1-3tägigen Veranstaltungen durch die Schulleitung, bei 4und<br />

mehrtägigen Veranstaltungen durch das Staatliche Schulamt (vgl. Erlass <strong>de</strong>s HKM v. 01.07.1997 – B V 3.1-960-500 –200–) bzw. bei<br />

<strong>de</strong>n Katholischen Schulen in Freier Trägerschaft durch <strong>de</strong>n Schulträger.<br />

Katholische Aka<strong>de</strong>mie<br />

Rabanus Maurus,<br />

Frankfurt am Main<br />

– Öffentliche Tagungen – Auswahl –<br />

Tagung Nr. 405 442<br />

6. April 2005, 19.00 Uhr<br />

Liebighaus, Schaumainkai 71, Frankfurt am Main<br />

Kunst und Religion „Lei<strong>de</strong>nschaft"<br />

Christus in <strong>de</strong>r Rast, Oberrhein, spätes 15. Jhd<br />

Tagung Nr. 405 443<br />

07. April 2005, 17.30 - 21.30 Uhr<br />

Dominikanerkloster, Dormitorium, Münzgasse 8,<br />

Frankfurt am Main<br />

60 Jahre danach – Europa verbin<strong>de</strong>t ?<br />

Polen und Deutschland in <strong>de</strong>r Spannung von<br />

belasteter Vergangenheit und for<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Zukunft<br />

Mitwirken<strong>de</strong>: Dr. Kazimierz Wóycicki, Leipzig; Dr. Markus<br />

Krzoska, Mainz<br />

Kosten: 6.00 €, ermäßigt: 5.00 €<br />

Tagung Nr. 405 444<br />

15. - 17.04.2005<br />

Wilhelm-Kempf-Haus, Wiesba<strong>de</strong>n-Naurod<br />

Jugend vor <strong>de</strong>r Kirche<br />

Fragen, Wegbeschreibungen, Perspektiven<br />

Teilnahmegebühr: 25.00 €;<br />

Vollpension incl. Übernachtung: 85.00 €<br />

Tagung Nr. 405 445<br />

20. April 2005, 19.00 Uhr<br />

Ikonen-Museum, Brückenstr. 3-7,<br />

Frankfurt-Sachsenhausen<br />

lkonenbegegnungen<br />

„Der Ernst <strong>de</strong>s Lebens"<br />

Der Narr in Christo<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

67


<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

68<br />

Tagung Nr. 405 448<br />

21. April 2005, 17.30 - 21.30 Uhr<br />

60 Jahre danach – Im Kern Europas<br />

von Feindschaft zu beständiger<br />

Freundschaft ?<br />

Das <strong>de</strong>utsch-französische Verhältnis nach 1945<br />

Mitwirken<strong>de</strong>: Prof. Dr. Henri Ménudier, Paris<br />

Kosten: 6.00 €; ermäßigt: 3.00 €<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

Tagung Nr. 405 447<br />

29. April 2005, 17.00 - 22.00 Uhr<br />

Haus <strong>de</strong>r Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21,<br />

Frankfurt am Main<br />

60 Jahre danach „Der Untergang"<br />

Ein Soiree mit Filmsicht, Analyse, Gespräch und<br />

Podium<br />

Referentin: Sonja Töpfer<br />

Kosten: 8.00 €; ermäßigt: 5.OO €<br />

Zu je<strong>de</strong>r Veranstaltung gibt die Aka<strong>de</strong>mie einen eigenen Tagungsprospekt heraus, aus <strong>de</strong>m Interessenten das <strong>de</strong>taillierte Programm,<br />

<strong>de</strong>n Ort und die Kosten <strong>de</strong>r jeweiligen Veranstaltung ersehen können.<br />

Dieses, das Gesamtprogramm und weitere Informationen erhalten Sie bei: Katholische Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus, Eschenheimer Anlage<br />

21, 60318 Frankfurt am Main. Fon: 0 69 / 15 01 - 3 00; Fax: 0 69 / 29 80 28 65; E-Mail: info a KARM.<strong>de</strong>; Internet: www.KARM.<strong>de</strong><br />

Bibelschule Königstein<br />

Programm 2005<br />

Ursulinenkloster St. Angela, Gerichtstr. 19, 61462 Königstein<br />

24.03. bis 10.04.2005<br />

Ausstellung:<br />

„Emil Wachter – Biblische Porträts"<br />

Eröffnungsvortrag:<br />

Prof. Dr. August Heuser, Frankfurt: Leben und<br />

Werk von Prof. Emil Wachter<br />

Mai 2005 (voraussichtlich zw. 16. und 21.05.)<br />

Auf Emil Wachters Spuren<br />

Kunstreise<br />

Mannheim, Karlsruhe, Freiburg<br />

RHEINLAND - PFALZ<br />

ILF<br />

M A I N Z<br />

Institut für Lehrerfort- und<br />

-weiterbildung (ILF),<br />

Mainz<br />

ÜÜbbeerrrreeggiioonnaallee<br />

VVeerraannssttaallttuunnggeenn<br />

29.08. bis 03.09.2005<br />

Wan<strong>de</strong>rwoche – Mit <strong>de</strong>r Bibel im Taunus<br />

Kosten: 190.00 €<br />

07. - 08.10.2005<br />

Kirche und Wirklichkeit<br />

Symposion zu <strong>de</strong>m Thema Ökumene<br />

Kosten: 60.00 €<br />

29.11. o<strong>de</strong>r 30.11. 2005<br />

Wun<strong>de</strong>r und Passion<br />

Zum Konzept <strong>de</strong>s Markus<br />

Kosten: 20.00 €<br />

über die Kurse:<br />

Neues Testament Grundkurs<br />

Auslegung <strong>de</strong>r Paulusbriefe<br />

Neuer Zyklus zum Altes Testament<br />

erteilt Interessenten die Bibelschule Königstein<br />

(Anschrift s.u.) Auskünfte.<br />

AAuusskküünnffttee erteilt: BBiibbeellsscchhuullee KKöönniiggsstteeiinn ee..VV..,, UUrrssuulliinneennkklloosstteerr SStt.. AAnnggeellaa,, GGeerriicchhttssttrr.. 1199,, 6611446622 KKöönniiggsstteeiinn,,<br />

Fon: 06174/9381-0; Fax: 06174/9381-55; E-Mail: Bibelschule.Koenigstein@gmx.<strong>de</strong><br />

ILF-Nr.: 21.107<br />

02. - 04.05.2005<br />

Haus <strong>de</strong>r Familie, Vallendar<br />

Religionsunterricht an BBS im<br />

Lernfeldbezug<br />

o<strong>de</strong>r: Von <strong>de</strong>r Wirklichkeitstauglichkeit unseres<br />

Religionsunterrichts<br />

Hans Bernhard, Trier; StD Josef Schifferings, Trier;<br />

Dr. Joachim Schmidt, Tübingen<br />

Religionslehrer/-innen an BBS


ILF-Nr.: 21.108<br />

11. - 13.05.2005<br />

Robert-Schuman-Haus, Trier<br />

Noten-Schlüssel zur Bibel<br />

Musikalische Deutungen alttestamentlicher<br />

Erzählungen<br />

Dr. Engelbert Felten, Trier<br />

Religionslehrer/-innen aller Schularten<br />

ILF-Nr.: 21.109<br />

18. - 21.05.2005<br />

Haus Maria Rosenberg, Waldfischbach<br />

Erfahrungen und Visionen<br />

Meine Lebens-, Glaubens- und Berufsbiographie<br />

OR i.R. Hubert Ries, Trier<br />

Religionslehrer /-innen aller Schularten<br />

ILF-Nr.: 21.110<br />

09. - 10.06.2005<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

Ein Text – viele (Be)Deutungen<br />

Biblische Texte mit kreativen Metho<strong>de</strong>n erschließen<br />

FL’ Brigitte Stegemann, Neuen<strong>de</strong>ttelsau<br />

Religionslehrer/-innen <strong>de</strong>r Sekundarstufe l<br />

ILF-Nr.: 21.120<br />

13. - 15.06.2005<br />

Erbacher Hof, Mainz<br />

Kirchen – nicht nur von außen<br />

Mit Kin<strong>de</strong>rn Kirchenräume erkun<strong>de</strong>n und erleben<br />

StR' Barbara Schwarz, Mainz<br />

Lehrer/-innen; Erzieher/-innen<br />

AAnnmmeelldduunnggeenn erfolgen sscchhrriiffttlliicchh – d.h. bis spätestens 3<br />

Wochen vor Kursbeginn – mit <strong>de</strong>r ggeellbbeenn AAnnmmeelld<strong>de</strong>ekkaarrttee<br />

(erhältlich beim Schulleiter o<strong>de</strong>r beim ILF Mainz) üübbeerr IIhh-rree<br />

SScchhuulllleeiittuunngg an das ILF Mainz.<br />

AAnnsscchhrriifftt:: ILF Mainz, Postfach 24 50, 55014 Mainz; Kötherhofstr.<br />

4, 55116 Mainz, Fon: 0 61 31 / 28 45 - 0; Fax:<br />

0 61 31 / 28 45 25; http://www.ilf.bildung-rp.<strong>de</strong><br />

In eigener Sache<br />

Bislang erhalten alle im Religionsunterricht Tätigen innerhalb<br />

<strong>de</strong>s <strong>Bistum</strong>s <strong>Limburg</strong> <strong>INFO</strong> kostenfrei vier Mal im Jahr<br />

zugesandt. Durch eine Spen<strong>de</strong> auf unser Konto 37 000 10 bei<br />

<strong>de</strong>r Commerzbank <strong>Limburg</strong> (BLZ 511 400 29) helfen Sie mit,<br />

die Kosten für Herstellung und Versand im Rahmen <strong>de</strong>s Erträglichen<br />

zu halten.<br />

Ein Überweisungsträger, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nzweck „Spen<strong>de</strong> für<br />

<strong>INFO</strong> Religionslehrer/-innen“ und die Haushaltsstelle „Fibu-<br />

Konto-Nr 0001/2412102220“ angibt, liegt diesem Heft bei.<br />

Wir danken schon jetzt für Ihre Unterstützung – Vergelt’s<br />

Gott! Die Redaktion<br />

Unsere Autorinnen und Autoren:<br />

Markus Dillmann, M.A., Roßmarkt 12, 65549 <strong>Limburg</strong><br />

Burkhard Jürgens, c/o Frankfurter Allgemeine Zeitung,<br />

60267 Frankfurt am Main<br />

Prof. Dr. theol., Dr. phil. Klaus Kießling, Hochschule St. Georgen,<br />

Offenbacher Landstraße 224, 60599 Frankfurt am Main<br />

Pfarrer Dr. Matthias Th. Kloft, Eckenheimer Ldstr. 326,<br />

60435 Frankfurt am Main<br />

Kaplan Dr. Christof May, Luisenstraße 31, 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Referent Thomas Menges, Postfach 13 55, 65533 <strong>Limburg</strong><br />

StL i. K. Bernhard Merten, Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt am Main<br />

Dr. Eckhard Nordhofen, Postfach 13 55, 65533 <strong>Limburg</strong><br />

Wiss. Mitarb. Dipl.-Theol. Vera Pirker, Hochschule St. Georgen,<br />

Offenbacher Landstraße 224, 60599 Frankfurt am Main<br />

Jugendpfarrer Dr. Christof Strü<strong>de</strong>r, Plötzgasse 3, 56410 Montabaur<br />

Studienleiter Franz Günther Weyrich, <strong>Limburg</strong>er Str. 52,<br />

65555 <strong>Limburg</strong><br />

Helmut Zimmermann, Schieferstraße 13, 65620 Waldbrunn<br />

Unsere Rezensentinnen und Rezensenten:<br />

OStR. i. R. Helmut Bahr, Auf <strong>de</strong>r Au 22, 56132 Dausenau<br />

Wiss. Ass. Clemens Bohrer, M.A., Fachbereich 7 – Katholische<br />

Theologie, Grüneburgplatz 1, 60629 Frankfurt am Main<br />

Wiss. Ass. Dr. Christian Cebulj, Am Rosengarten 3, 67483 E<strong>de</strong>sheim<br />

Lehrerin Gabriele Hastrich, Kantstr. 6, 57627 Hachenburg<br />

Museumsdirektor Prof. Dr. August Heuser, Rauenthaler Weg 1,<br />

60529 Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Theol.; Dipl.-Religionspäd. Reiner Jungnitsch, Eichenweg 3,<br />

64839 Münster<br />

OStDir i. K. Rüdiger Kal<strong>de</strong>wey, Ottweiler Str. 127,<br />

66113 Saarbrücken<br />

Pfr. Dr. Matthias Th. Kloft, Eckenheimer Ldstr. 326,<br />

60435 Frankfurt am Main<br />

Lehrer Markus C. Leitschuh, Blücherstr. 12, 34123 Kassel<br />

StL i. K. Bernhard Merten, Altheimstr. 18, 60431 Frankfurt am Main<br />

Akad. Oberrat Dr. Helmut Müller, Krummgasse 1, 56179 Vallendar<br />

Dr. Christian Münch, Lin<strong>de</strong>nweg 14, 48346 Ostbevern<br />

Dipl.-Theol. Christian Nanz, Stierlinstr. 2, 48149 Münster<br />

Ao. Univ.Prof. Mag. Dr. Leopold Neuhold,<br />

Institut für Ethik und Gesellschaftslehre, Schubertstr. 21,<br />

A-8010 Graz<br />

Dipl.-Theol. Martin W. Ramb, Im Silbertal 5,<br />

56203 Höhr-Grenzhausen<br />

Dipl.-Theol. Katharina Sauer, Römerstr. 30, 56337 Ka<strong>de</strong>nbach<br />

Prof. Dr. Thomas Schmeller, Gilbrechtstraße 11,<br />

60388 Frankfurt am Main<br />

Prof. P. Dr. Joachim Schmiedl, Berg Sion 6, 56179 Vallendar<br />

JProf. Dr. Jörg Seiler, Am Ufer 24, 56070 Koblenz<br />

Dr. Heinz Jürgen Vogels, Buschhovener Str. 30, 53347 Alfter<br />

<strong>INFO</strong> 34 · 1/2005<br />

<strong>INFO</strong>S & AKTUELLES<br />

69


SONSTIGES<br />

70<br />

Dezernat Schule und Hochschule<br />

im Bischöflichen Ordinariat <strong>Limburg</strong> (Stand: 01.03.2005)<br />

Roßmarkt 12 · 65549 <strong>Limburg</strong> · Postfach 1355 · Fon: 06431/295-235 · Fax: 06431/295-237<br />

E-Mail: schule@<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong> · Internet: www.schule.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Dezernatsleitung Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />

Sekretariat Sabrina Gilles (-424), Jutta Stähler (-235)<br />

Abteilung Kultur<br />

Leitung Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />

Diözesanarchiv Martina Wagner M.A. (06431/2007-16)<br />

Diözesanbibliothek Dr. Stephanie Hartmann (06431/2007-19)<br />

Diözesanmuseum Dr. Gabriel Hefele (-443)<br />

Dommuseum Frankfurt Prof. Dr. August Heuser (069/133761-84)<br />

Haus am Dom N.N.<br />

Katholische Aka<strong>de</strong>mie Rabanus Maurus Dr. Ansgar Koschel (069/1501-301)<br />

Verlag Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Zugeordnet:<br />

Hochschulen Dr. Eckhard Nordhofen (-234)<br />

Musisches Internat / Domsingknaben Klaus Knubben (06433/887-15)<br />

St. Hil<strong>de</strong>gard-Schulgesellschaft mbH Dr. Gerhard Reichelt (06431/997-350)<br />

Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (06431/997-354)<br />

St. Johannes-Schulgesellschaft mbH P. Franz Koll SSCC (02621/9682-11)<br />

Abteilung Katholische Schulen<br />

Leitung Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Abteilung Religionspädagogik<br />

Leitung Gerhard Hielscher (-430)<br />

Referat I Dipl.-Theol. Andreas von Erdmann (-431)<br />

Berufsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schulen<br />

Referat II Gerhard Hielscher (-430)<br />

Ämter für kath. Religionspädagogik / Gymnasien, Gesamtschulen /<br />

Schulbücher, Medien / Religionspädagogische Biblio- und Mediothek / Elternarbeit<br />

Referat III Thomas Menges (-438)<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung / Missio canonica / Schulpastoral<br />

Referat IV Dipl.-Theol. Martin W. Ramb (-434)<br />

Schriftleitung „<strong>INFO</strong>“ / Stiftung DEY / Grundsatzfragen / Hochschulkontakte<br />

Referat V Dipl.-Theol. Katharina Sauer (-360)<br />

Grund-, Haupt-, Real- und Son<strong>de</strong>rschulen / Ganztagsschulen<br />

Biblio- und Mediothek Rosemarie Hansel (-435)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag 10.00-12.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr. Während <strong>de</strong>r Ferien nach Absprache.<br />

Fragen zu Missio canonica Marianne Roos (-460)<br />

Montag bis Donnerstag 13.30-15.30 Uhr<br />

<strong>INFO</strong> 34 • 1/2005


Ämter für Katholische Religionspädagogik<br />

in <strong>de</strong>n Bezirken (Stand: 01.03.2005)<br />

Die nachfolgen<strong>de</strong> Organisationsübersicht gibt noch nicht <strong>de</strong>n endgültigen<br />

Stand <strong>de</strong>r Neustrukturierung <strong>de</strong>r mittleren Ebene wie<strong>de</strong>r.<br />

Frankfurt am Main<br />

Eschenheimer Anlage 20 (Dienstgebäu<strong>de</strong>)<br />

Eschenheimer Anlage 21<br />

60318 Frankfurt am Main (Postanschrift)<br />

Fon: 069/1501 - 179; Fax: 069/1501 - 177<br />

E-Mail: relpaed-frankfurt@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-frankfurt.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Peter Eberhardt , Leiter (-178)<br />

Sabine Christe (-177)<br />

Ute Schüßler-Telschow (-177)<br />

Sekretariat: Rita Merkel, Waltraud Schäfer (-179)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo 16.00-18.00 Uhr; Di 12.30-16.30 Uhr;<br />

Mi 16.00-18.00 Uhr; Do 9.00-12.00 Uhr und<br />

12.30-16.30 Uhr; Fr 9.00-12.00 Uhr;<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien auf Anfrage.<br />

Taunus / Oberursel<br />

Bischof-Ketteler-Haus<br />

Dorotheenstr. 9-11, 61348 Bad Homburg<br />

Fon: 06172/6733-22; Fax: 06172/6733-40<br />

E-Mail: c.kuch@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Dipl.-Päd. Christa E. Kuch (- 22)<br />

Sekretariat: Hei<strong>de</strong>marie Behrens (-21)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Di - Do 12.30-16.00 Uhr und nach Vereinbarung.<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien geschlossen.<br />

Vincenzstr. 29, 65719 Hofheim<br />

Fon: 06192/2903-15; Fax: 06192/2903-26<br />

E-Mail: relpaed-oberursel@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-oberursel.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Dipl.-Theol. Wolfgang Bentrup, Leiter (- 15)<br />

Christiane Krüger-Blum (-18)<br />

Sekretariat: Heidrun Garkisch (-16)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Di und Do 12.00-16.00 Uhr und nach Vereinbarung.<br />

<strong>Limburg</strong><br />

Franziskanerplatz 3, 65589 Hadamar<br />

Fon: 06433/88 1-45; Fax: 06433/88 1-46<br />

E-Mail: relpaed-limburg@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-hadamar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Franz-Josef Arthen, Leiter (-44)<br />

Sekretariat: Gabi Heun (-45)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Mo und Mi 9.30-11.30 Uhr; Di und Do 13.30-16.30 Uhr<br />

Montabaur<br />

Auf <strong>de</strong>m Kalk 11, 56410 Montabaur<br />

Fon: 02602/6802-20; Fax: 02602/6802-25<br />

E-Mail: relpaed-montabaur@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-montabaur.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Josef Weingarten, Leiter ( - 23)<br />

Andreas Kollas (-28)<br />

Sekretariat: Gisela Roos ( - 22)<br />

Biblio- und Mediothek: Rita Kurtenacker ( - 27)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr 10.00-12.00 Uhr; Mo und Do 14.30-16.30 Uhr<br />

Während <strong>de</strong>r Schulferien geschlossen.<br />

Wetzlar<br />

Kirchgasse 4, 35578 Wetzlar<br />

Fon: 06441/4 47 79-18; Fax: 06441/4 47 79-50<br />

E-Mail: relpaed-wetzlar@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-wetzlar.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Franz-Günther Weyrich, Leiter (-20)<br />

Dipl.-Theol. Beate Mayerle-Jarmer (-24)<br />

Sekretariat: Elvira Heinrich, Anne Ruggia (- 18)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Di, Mi und Do 13.00-16.00 Uhr<br />

und nach Vereinbarung.<br />

Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Roncalli-Haus, Friedrichstr. 26-28, 65185 Wiesba<strong>de</strong>n<br />

Fon: 0611/174-0; Fax: 0611/174-122<br />

E-Mail: relpaed-wiesba<strong>de</strong>n@bistum-limburg.<strong>de</strong><br />

Internet: http://relpaed-wiesba<strong>de</strong>n.<strong>bistumlimburg</strong>.<strong>de</strong><br />

Martin E. Musch-Himmerich, Leiter (-115)<br />

Silvia Althofen-Dülz (Berufsschulseelsorge) (-113)<br />

Dipl.-Theol. Stefan Herok (-112)<br />

Elisabeth Kessels (-114)<br />

Sekretariat: Gisela Meffert (-113)<br />

Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Biblio- und Mediothek:<br />

Di - Fr 10.00-12.00 Uhr; Mo und Do 14.00-18.00 Uhr<br />

Di und Mi 14.00-16.00 Uhr<br />

<strong>INFO</strong> 34 • 1/2005<br />

SONSTIGES<br />

71


„Genau daraus bezieht die Wan<strong>de</strong>rschaft<br />

nach Santiago ihre Kraft und<br />

ihren Reiz: Es ist eben keine gedankenlose<br />

tradierte Glaubensübung, son<strong>de</strong>rn<br />

eine bewusste Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung, die<br />

mit verstören<strong>de</strong>r Selbstverständlichkeit<br />

das eigentlich Unzeitgemäße vollzieht:<br />

die religiöse Fernwan<strong>de</strong>rung, die <strong>de</strong>n<br />

Fortschritt <strong>de</strong>r Fortbewegung negiert.<br />

Deswegen fehlen <strong>de</strong>n meisten Pilgern<br />

auch alle touristischen Attribute. Ihr<br />

Erkennungszeichen ist Ernsthaftigkeit,<br />

manchmal fast Trance, ihr bestimmen<strong>de</strong>r<br />

Wesenszug ist Zielstrebigkeit statt<br />

Neugier, Ehrgeiz statt Entspannung,<br />

Entschlossenheit statt Müßiggang. Man<br />

spürt entlang <strong>de</strong>s ‚Camino francés’,<br />

dass es hier beim kontemplativen<br />

Laufen durch die kastilische Ödnis, eine<br />

Intensität, eine Geistigkeit gibt, die<br />

an<strong>de</strong>rswo nicht existiert. Und man stellt<br />

mit einem Schau<strong>de</strong>r fest, wie sehr das<br />

‚christliche Abendland’, dieser vermeintlich<br />

aka<strong>de</strong>mische Begriff, uns alle prägt,<br />

wie nah, wie wenig fremd uns das<br />

Pilgern ist.“<br />

ISBN 3-921221-32-3<br />

ISSN 0937-8162<br />

Jakob Strobel Y Serra<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

vom 20. Juli 2004<br />

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