Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn
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Kopf aus Stahl für die Bregenzer Festspiele<br />
Das Bühnenbild der Oper »André Chénier«,<br />
die in der Saison 2011/2012 aufgeführt<br />
wird, ist spektakulär, besteht es doch vor<br />
allem aus einem Kopf aus Stahl, der hier<br />
als Kulisse dient. Gemeinsam von der<br />
Bitschnau GmbH und der Bitschnau<br />
project gmbh konstruiert, verfügt er in<br />
seinem Inneren über eine ausgeklügelte<br />
Technik: ein Zusammenspiel von Hydraulik<br />
und <strong>Stahlbau</strong>.<br />
Seebühne auf Pfählen<br />
Die Bregenzer Festspiele sind ein Kulturfestival,<br />
das jährlich im Juli und August stattfindet und<br />
Besucher aus aller Welt begeistert. Ihre erstmalige<br />
Durchführung erfolgte 1946, und seit 1950<br />
werden sie auf einem Pfahlbau veranstaltet<br />
– der größten im Wasser gelegenen Seebühne<br />
der Welt, die ein begehrter Schauplatz für zahlreiche<br />
Inszenierungen ist.<br />
Diese Bühne steht, mit Ausnahme eines zentralen<br />
Betonkerns, ausschließlich auf rund 300<br />
Stelzen, sogenannten Piloten (Rammpfählen),<br />
die bis zu 6 m Meter tief in den Seegrund reichen.<br />
Stahl und Fichtenholz sind die tragenden<br />
Materialien. Aus Stahl gefertigt wurde auch die<br />
aktuelle Konstruktion des Bühnenbildes.<br />
Transport, Einhebung und »Aufsetzen«<br />
© Bitschnau GmbH<br />
Visualisierung von Bühnenbild und Stahlkonstruktion<br />
© Bitschnau GmbH<br />
Stahlkonstruktion als Kulisse<br />
Kernstück der diesjährigen Kulisse ist der Kopf<br />
von Jean Paul Marat, einem der Anführer der<br />
Französischen Revolution. Er besteht aus einer<br />
17 m langen, 15 m breiten und 15 m hohen<br />
Stahlstruktur, die an eine bereits auf der Seebühne<br />
vorhandene, den Oberkörper Marats darstellende<br />
Konstruktion montiert wurde.<br />
Der Kopfteil ist an vier Punkten gelagert, zwei<br />
davon sind direkt an der Dreh- bzw. Kippachse<br />
angeordnet. Die beiden anderen befinden sich<br />
hingegen am Zylinder und können daher nur in<br />
Achsrichtung wirkende Kräfte aufnehmen. Mittels<br />
eines nahe am Schwerpunkt installierten<br />
Hydraulikzylinders lässt sich der Kopf ca. 7,40 m<br />
nach hinten fahren, wobei er bei einem Fahrweg<br />
von ca. 1,80 m an der Schnittkante des Halses<br />
zusätzlich um ca. 55° nach hinten klappt.<br />
DER BESONDERE STAHLBAU 18 <strong>Stahlbau</strong>-<strong>Nachrichten</strong><br />
Für die Außenhülle kamen Rohrstabwerke zur<br />
Ausführung, die in Form von Dreiecken zusammengefügt<br />
wurden. Zwischen die Rohre wurden<br />
27 mm dicke 3-S-Platten gesetzt, die tangentiale<br />
Flächen zu den Rohrscheiteln aufweisen und<br />
an den angeschweißten Laschen angeschlossen<br />
wurden. Eine Kaschur bildet letztlich die Außenhaut<br />
des Kopfes bzw. das Bühnenbild. Um<br />
sie zu aufbringen, musste der Kopf zunächst<br />
komplett zusammengebaut und danach, für den<br />
Transport vor Ort, wieder in drei Teile zerlegt<br />
werden. Die erforderlichen Stöße waren infolgedessen<br />
sowohl demontierbar als auch biegesteif<br />
vorzusehen; zudem war darauf zu achten, dass<br />
die Schraubstöße mit den Flanschen ggf. in die<br />
Kaschurunterkonstruktion eindrangen.<br />
Ein eigens entwickeltes Grundgerüst gewährleistete<br />
hier die Realisierung eines perfekt erscheinenden<br />
Bühnenbildes.