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Magazin download - Theater Bonn

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ION oder DER NEUE SOHN<br />

VON EURIPIDES<br />

URAUFFÜHRUNG DER ÜBERSETZUNG UND BEARBEITUNG VON HUBERT ORTKEMPER<br />

Für den Physiker ist ein Ion ein elektrisch geladenes Atom. Aber auch<br />

eines der letzten Stücke des Dramatikers Euripides trägt diesen Namen.<br />

Und das ist kein Zufall. Denn ION bedeutet soviel wie: der Gehende,<br />

der Kommende, der sich Bewegende. Und das bezeichnet sowohl den<br />

Charakter des Atoms wie auch jenen des antiken Titelhelden.<br />

Um 408 v.Chr. entstanden, wurde das Werk von Anfang an wenig gespielt.<br />

In Deutschland konnten ihm nicht einmal die Interventionen Wielands<br />

und Goethes einen konstanten Platz in den Spielplänen erwirken.<br />

Umso verdienstvoller ist der Entschluss des <strong>Bonn</strong>er <strong>Theater</strong>s, sich des<br />

Stoffes – in einer neuen Übersetzung – anzunehmen. Einmal mehr<br />

HEAVEN (zu tristan)<br />

VON FRITZ KATER<br />

Inszenierung Jan Stephan Schmieding<br />

Ausstattung Marlene Baldauf<br />

Video Patrick Durst<br />

Licht Lothar Krüger<br />

Dramaturgie Nora Giese<br />

Musikalische Beratung Michael Barfuß<br />

königsforst, psychiater Wolfgang Rüter<br />

helga, früher laborantin Tatjana Pasztor<br />

robert, lebenskünstler Nico Link<br />

simone, liebt anders Philine Bührer<br />

sarah, tochter von helga und königsforst, musikerin Justine Hauer<br />

anders adlercreutz, architekturstudent Manuel Klein<br />

micha, bruder von simone Konstantin Lindhorst<br />

Inszenierung Klaus Weise<br />

Bühne Martin Kukulies<br />

Kostüme Dorothea Wimmer<br />

Musik Michael Barfuß<br />

Licht Thomas Roscher<br />

Dramaturgie Stephanie Gräve<br />

Ion, Sohn Apolls und der Kreusa<br />

Oliver Chomik<br />

Kreusa, Königin von Athen<br />

Katharina von Bock<br />

Xuthos, ihr Mann Ralf Drexler<br />

Zwei Frauen Tanja von Oertzen,<br />

Nina V. Vodop‘yanova<br />

nämlich verwendet Weise eine brandneue Übertragung des Berliner<br />

Antikenspezialisten Hubert Ortkemper.<br />

Der <strong>Bonn</strong>er ION setzt auf Tempo. In einer guten Stunde ist die Sache<br />

abgehandelt, der Knoten gelöst. Der unverhohlenen Komik des Stückes<br />

wird reichlich Raum gegeben. Den eigentlichen Kernszenen, in denen die<br />

Zeit erstarrt, das Blut gefriert, schadet das jedoch nicht im Geringsten.<br />

Oliver Chomik als athletischer Titelheld, vor allem aber Katharina von<br />

Bock als von Götterhand auf ewig gebrandmarkte Kreusa haben an diesem<br />

Umstand den meisten Anteil.<br />

SWR 2<br />

NÄCHSTE VORSTELLUNGEN 16., 22. UND 30. JANUAR, KAMMERSPIELE<br />

EIN PROJEKT VON FRINGE ENSEMBLE UND THEATER BONN<br />

GEFÖRDERT DURCH DEN MINISTERPRÄSIDENTEN DES LANDES NRW<br />

NÄCHSTE VORSTELLUNG 6. FEBRUAR, WERKSTATT<br />

Ein knapperer, schlankerer, kargerer Abend als die Uraufführungsinszenierung, eine<br />

Koproduktion von Schauspiel Frankfurt und dem Berliner Maxim Gorki <strong>Theater</strong>, aber<br />

eine Aufführung, die mit klug reduzierten theatralischen Mitteln und außerordentlich gut<br />

geführten, überzeugenden Darstellern das Potential von HEAVEN (zu tristan) glänzend<br />

bestätigt.<br />

Auch ohne DDR-Kontext ein dringliches Stück.<br />

Nicht nur „Altmeister“ wie Wolfgang Rüter und Tatjana Pasztor als Elternpaar balancieren hier<br />

virtuos über seelische Abgründe, auch die jungen Darsteller, drei aus dem <strong>Bonn</strong>er <strong>Theater</strong><br />

und zwei vom fringe ensemble, schaffen es, ihren Text aufzuladen und zum Schwingen zu<br />

bringen mit dem Ungesagten.<br />

Und allen gelingt ein nicht geringes Kunststück: die gefährlich langen Exkurse, die Fritz Kater<br />

dem Umsturz des physikalischen Weltbilds durch Tycho Brahe und Kopernikus oder der<br />

zwischen Novalis und Edgar Allan Poe changierenden schwarzen Romantik widmet, befreien<br />

sie von allem Ballast der Sekundärliteratur und gestalten sie als lebendige und authentische<br />

Äußerungen ihrer Charaktere.<br />

Dahinter darf man auch die konsequente und detailgenaue Regiearbeit von Jan Stephan<br />

Schmieding vermuten. Die schauspielerische Homogenität und Qualität der Aufführung mit<br />

Akteuren aus zwei Ensembles und die Leichtigkeit und unaufdringliche Tiefe des Abends<br />

sprechen entschieden für ein herausragendes Talent.<br />

Nachtkritik<br />

Gefördert vom<br />

Ministerpräsidenten<br />

des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

19<br />

Ralf Drexler, Tanja von Oertzen, Nina V. Vodop’yanova,<br />

Katharina von Bock, Oliver Chomik (v.l.n.r.)

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