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Wechselwirkung von Wasserstoff mit der Re(10 10)- und der Pd(210 ...

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<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)- <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

Inaugural-Dissertation<br />

zur Erlangung <strong>der</strong> Doktorwurde<br />

des Fachbereichs Chemie<br />

<strong>der</strong> Freien Universitat Berlins<br />

<strong>von</strong><br />

Uwe Muschiol<br />

aus Nurnberg<br />

1998


dissertation.de<br />

Verlag im Internet<br />

dissertation.de<br />

Verlag im Internet<br />

Leonhardtstr. 8-9<br />

D-14 057 Berlin<br />

Email: dissertation.de@snafu.de<br />

Internetadresse: http://www.dissertation.de


1. Gutachter: Prof. Dr. K. Christmann<br />

2. Gutachter: Priv. Doz. Dr. H. Over<br />

Tag <strong>der</strong> Disputation: 19. Juni 1998<br />

2


Teile dieser Arbeit wurden bereits publiziert in:<br />

U. Muschiol, J. Lenz, E. Schwarz <strong>und</strong> K. Christmann<br />

Surf. Sci. 331-333 (1995) 127<br />

K. Christmann <strong>und</strong> U. Muschiol<br />

Zeitschrift fur Phys. Chem. 197 (1996) 155<br />

U. Muschiol, P. Schmidt <strong>und</strong> K. Christmann<br />

Surf. Sci. 395 (1998) 182<br />

R. Doll, L. Hammer <strong>und</strong> K. Heinz<br />

K. Bedurftig, U. Muschiol <strong>und</strong> K. Christmann<br />

H. Bludau, A. Seitsonen <strong>und</strong> H. Over<br />

J. Chem. Phys. (1997) eingereicht<br />

ECOSS-Tagungsbericht:<br />

U. Muschiol, J. Lenz, E. Schwarz <strong>und</strong> K. Christmann<br />

ECOSS-14 (1994) WeA-P044<br />

BESSY-Jahresbericht:<br />

U. Muschiol, P. <strong>Re</strong>ch, A. Vollmer, K. Christmann <strong>und</strong> F. Schnei<strong>der</strong><br />

BESSY-Jahresbericht (1994) 302<br />

DPG-Tagungsberichte:<br />

U. Muschiol, J. Lenz <strong>und</strong> K. Christmann<br />

Verhandl. DPG (1994) O 2.2<br />

U. Muschiol, P. <strong>Re</strong>ch, F. Schnei<strong>der</strong>, A. Vollmer, E.Schwarz<br />

<strong>und</strong> K. Christmann<br />

Verhandl. DPG (1995) O 14.1<br />

U. Muschiol, K. Schmidt, E. Schwarz <strong>und</strong> K. Christmann<br />

Verhandl. DPG (1996) O 9.1<br />

U. Muschiol, P. Schmidt, C. Luhmann <strong>und</strong> K. Christmann<br />

Verhandl. DPG (1997) O <strong>10</strong>.3<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 9<br />

2 Gr<strong>und</strong>lagen 11<br />

2.1 Untersuchungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.1.1 Die Beugung langsamer Elektronen (LEED) . . . . . . . 11<br />

2.1.2 Thermodesorptionsspektroskopie (TDS) . . . . . . . . . 23<br />

2.1.3 Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung ( ) . . . . . . . . . 26<br />

2.1.4 Augerelektronenspektroskopie (AES) . . . . . . . . . . . 29<br />

2.1.5 Winkelaufgeloste Photoelektronenspektroskopie (ARUPS) 32<br />

2.1.6 Elektronenenergieverlustspektroskopie (HREELS) . . . . 36<br />

2.2 Apparatives . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

2.2.1 Der UHV-<strong>Re</strong>zipient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

2.2.2 Probenhalterung <strong>und</strong> Praparation . . . . . . . . . . . . . 41<br />

2.3 Gr<strong>und</strong>legendes zum Rhenium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

2.3.1 Wichtige physikalisch-chemische Eigenschaften . . . . . . 46<br />

2.3.2 Die <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

2.4 Gr<strong>und</strong>legendes zum Palladium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

2.4.1 Wichtige physikalisch-chemische Eigenschaften . . . . . . 48<br />

2.4.2 Die <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

2.5 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Wassersto adsorption auf Metallober achen . . 50<br />

5


3 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache 57<br />

3.1 LEED-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

3.1.1 Geordnete Wassersto -Phasen . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

3.1.2 Entstehung <strong>und</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Wassersto -Phasen 59<br />

3.1.3 Existenzbereiche <strong>der</strong> Wassersto -Phasen . . . . . . . . . 61<br />

3.1.4 I(V)-Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

3.1.5 Strukturanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

3.2 TDS-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

3.2.1 Dosisserien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

3.2.2 Bedeckungsgradbestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />

3.2.3 Haftkoe zient . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75<br />

3.3 -Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

3.3.1 An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit . . . . . . . . . . . . . 76<br />

3.3.2 Anfangsdipolmoment 0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

3.4 HREELS-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

3.4.1 Messungen <strong>der</strong> Schwingungsverluste . . . . . . . . . . . . 78<br />

3.4.2 Vergleich <strong>mit</strong> dem System Wassersto auf<br />

Ruthenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

3.5 UPS-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

3.5.1 Me geometrie <strong>und</strong> Me ergebnisse . . . . . . . . . . . . . 90<br />

3.5.2 c(2 2)-3H-Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />

3.5.3 (1 1)-2H-Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

3.6 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

3.6.1 <strong>Re</strong>ine <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

3.6.2 Wassersto bedeckte <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache: = 0,9 . . . 99<br />

3.6.3 c(2 2)-3H-Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>10</strong>1<br />

3.6.4 (1 1)-2H-Phase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>10</strong>4<br />

6


4 <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache <strong>10</strong>7<br />

4.1 LEED-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>10</strong>7<br />

4.1.1 Beugungsbil<strong>der</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>10</strong>7<br />

4.1.2 I(V)-Spektren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . <strong>10</strong>8<br />

4.2 TDS-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<strong>10</strong><br />

4.2.1 Dosisserien (Tad 120 K) . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<strong>10</strong><br />

4.2.2 H-D-Isotopenaustausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />

4.2.3 <strong>Re</strong>lative Bedeckung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

4.2.4 <strong>Re</strong>lativer Haftkoe zient . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

4.2.5 Dosisserien <strong>und</strong> H-D-Isotopenaustausch (Tad 50 K)<br />

[133] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115<br />

4.3 -Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />

4.3.1 Adsorption bei unterschiedlichen Temperaturen oberhalb<br />

90 K . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117<br />

4.3.2 Dosisserien (Tad 120 K) . . . . . . . . . . . . . . . . . 118<br />

4.3.3 Dosisserien (Tad 50 K) [133] . . . . . . . . . . . . . . . 120<br />

4.4 HREELS-Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />

4.4.1 Bedeckungsgradabhangige Verluste (Tad 120 K) . . . . 121<br />

4.4.2 Bedeckungsgradabhangige Verluste (Tad 50 K) . . . . 124<br />

4.5 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126<br />

4.5.1 Ober achen- -Bindungszustande . . . . . . . . . . . . . 126<br />

4.5.2 Subsurface-Wassersto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />

4.5.3 Molekularer Wassersto . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

5 Vergleich zwischen H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) <strong>und</strong> H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) 145<br />

6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 153<br />

7


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Wassersto reprasentiert in formaler Hinsicht das " erste\ <strong>und</strong> einfachste Element<br />

des Periodensystems. Er kann auf vielfaltige Weise <strong>mit</strong> Metallen wechselwirken.<br />

So besteht fur ihn z. B. die Moglichkeit, auf <strong>der</strong> Metallober ache<br />

u. a. dissoziativ atomar geb<strong>und</strong>en zu werden. Das Verstandnis dieser <strong>Re</strong>aktion<br />

steht ebenso im Mittelpunkt meiner Arbeit wie Aussagen zu Problemen<br />

<strong>der</strong> Energetik <strong>und</strong> Kinetik <strong>der</strong> Wassersto adsorption auf ausgewahlten<br />

Ubergangsmetallen. Dazu gehoren selbstverstandlich auch Informationen uber<br />

strukturelle Fragen.<br />

Gerade die systematische Erforschung <strong>der</strong> Geometrie <strong>und</strong> <strong>der</strong> elektronischen<br />

Struktur <strong>von</strong> Wassersto -Metall-Systemen ist au erordentlich reizvoll. So existieren<br />

viele prof<strong>und</strong>e Untersuchungen uber die " grabenartigen\ (1<strong>10</strong>)-Oberachen<br />

<strong>von</strong> fcc-Metall-Wassersto -Systemen (z. B. H/Ni(1<strong>10</strong>), H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [20]),<br />

jedoch ist bisher nur wenig uber hcp-Metall-Wassersto -Systeme bekannt, die<br />

ebenfalls eine " grabenartige\ Ober achenstruktur ((<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache) aufweisen.<br />

In <strong>der</strong> Arbeitsgruppe wurde in diesem Kontext bereits das Verhalten<br />

<strong>von</strong> Wassersto auf den (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober achen <strong>der</strong> hcp-Kristalle Co <strong>und</strong> Ru untersucht<br />

([48] u. [91]). Im Sinne einer systematischen Fortsetzung dieser Arbeiten<br />

liegt deswegen ein beson<strong>der</strong>er Schwerpunkt dieser Dissertation im Studium<br />

<strong>der</strong> geometrischen <strong>und</strong> elektronischen Struktur <strong>der</strong> (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache<br />

des Rheniums (ebenfalls hcp-Kristallstruktur). Zur naheren Erlauterung sei<br />

hier lediglich gesagt, da Wassersto adsorption auf Metallen hau g zu Strukturveran<strong>der</strong>ungen<br />

fuhren kann. Es konnen sich <strong>Re</strong>laxationen (charakterisiert<br />

durch vom Volumenwert abweichende Lagenabstande in <strong>der</strong> Nahe <strong>der</strong><br />

Ober ache) <strong>und</strong> <strong>Re</strong>konstruktionen (periodisch-statische Auslenkungen einzelner<br />

Substratatome lateral, aber auch senkrecht zur Ober ache) zeigen.<br />

Daruber hinaus stellt sich die Frage, wo genau sich die Wassersto atome<br />

auf <strong>der</strong> Einkristall-Ober ache anlagern. So konnten entwe<strong>der</strong> hochkoordinierte<br />

Adsorptionsplatze (z. B. dreifach koordinierte) o<strong>der</strong> niedriger koordinierte<br />

(z. B. zweifach koordinierte, sog. Bruckenplatze) besetzt werden. Dieser zweite<br />

Fall wurde bisher nur selten beobachtet, z. B. beim System (H/W(<strong>10</strong>0))<br />

[132]. Sollte man einen <strong>der</strong>artigen Wassersto adsorptionsplatz auch bei <strong>der</strong><br />

9


<strong>von</strong> uns untersuchten <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache nden, so ware dieses Ergebnis<br />

uberraschend.<br />

Schlie lich hat <strong>der</strong> Wassersto wegen seiner geringen Gro e zumindest theoretisch<br />

die Moglichkeit, sich nicht nur auf <strong>der</strong> Ober ache anzulagern, son<strong>der</strong>n<br />

auch in den Kristall einzudringen. Dieses Verhalten wurde z. B. bei H/Cu(1<strong>10</strong>)<br />

[131] <strong>und</strong> bei H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [9] beobachtet. Diese beiden Einkristall-Ober achen<br />

besitzen " grabenartigen\ Charakter. Diese im Gegensatz zu (<strong>10</strong>0)- o<strong>der</strong> (111)orientierten<br />

fcc-Ober achen eher " o ene\ Morphologie begunstigt anscheinend<br />

eine solche Absorption <strong>von</strong> Wassersto . Auch diesem Aspekt wurde in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Dissertation nachgegangen, <strong>und</strong> zwar am Beispiel einer Palladium-<br />

(2<strong>10</strong>)-Ober ache. Diese besitzt selbst im wohlgeordneten Zustand eine sehr<br />

zerkluftete Ober achenmorphologie. " Hohlenartige\ Vertiefungen dieser Oberache<br />

konnten die Wassersto aufnahme deutlich begunstigen. Auch eine massive,<br />

durch Wassersto verursachte <strong>Re</strong>konstruktion dieser Ober ache <strong>und</strong> da<strong>mit</strong><br />

verb<strong>und</strong>en eine O nung <strong>von</strong> Eintrittskanalen in die Ober ache ist denkbar.<br />

Diese Kanale konnten einen moglichen Di usionspfad fur die Wassersto -<br />

absorption darstellen.<br />

Fur <strong>der</strong>artige Untersuchungen bietet sich das Metall Palladium deshalb beson<strong>der</strong>s<br />

an, weil bekannt ist, da Palladium die bemerkenswerte Fahigkeit besitzt,<br />

das 600-fache seines Volumens an Wassersto aufzunehmen [75]. Dies kann<br />

praktisch-technisch dazu ausgenutzt werden, metallisches Palladium als potentiellen<br />

Wassersto speicher einzusetzen. Dieser konnte in Fahrzeugen aller<br />

Art Verwendung nden, um erfolgreich die umweltvertragliche Brennsto zelle,<br />

in <strong>der</strong> Wassersto elektrochemisch oxidiert wird, zur Fortbewegung zu nutzen.<br />

<strong>10</strong>


Kapitel 2<br />

Gr<strong>und</strong>lagen<br />

2.1 Untersuchungsmethoden<br />

Ziel <strong>der</strong> Ober achenphysik ist es, eine Aussage uber die geometrische <strong>und</strong><br />

elektronische Struktur des untersuchten Adsorbat-Substrat-Systems zu tre en.<br />

Hierzu bedient sich <strong>der</strong> Physiker einer Vielzahl <strong>von</strong> Untersuchungsmethoden.<br />

Im folgenden werden die fur diese Arbeit benutzten Methoden kurz vorgestellt.<br />

2.1.1 Die Beugung langsamer Elektronen (LEED)<br />

Dieses Kapitel beschreibt zuerst die allgemeinen physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Beugung langsamer Elektronen <strong>und</strong> geht im weiteren auf das LEED-<br />

Beugungsexperiment ein. Ferner werden sowohl die kinematische Beugungstheorie<br />

als auch die dynamische Beugungstheorie vorgestellt. Zum Abschlu<br />

des Kapitels wird das Prinzip einer LEED-Strukturanalyse erlautert.<br />

2.1.1.1 Allgemeines<br />

Die Beugung langsamer Elektronen <strong>mit</strong> kinetischen Energien (Ekin) zwischen<br />

50 <strong>und</strong> 500 eV kann zur Strukturbestimmung <strong>von</strong> Ober achen benutzt werden.<br />

Das Elektron <strong>mit</strong> dem Impuls p <strong>und</strong> <strong>der</strong> Masse me besitzt nach de-Broglie:<br />

= h<br />

p =<br />

h<br />

p 2meEkin<br />

h: Plancksches Wirkungsquantum (2.1)<br />

bekanntlich auch Wellencharakter. Fur die oben genannten Elektronenenergien<br />

liegt die Wellenlange zwischen 0.8 <strong>und</strong> 1.3 Angstrom. Da die Gitterkonstante<br />

<strong>der</strong> zu untersuchenden Einkristalle dieselbe Gro enordnung hat, kann die<br />

ankommende Elektronenwelle gebeugt werden <strong>und</strong> interferieren. Die Laue-<br />

Beziehungen beschreiben die Beugung <strong>und</strong> Interferenz <strong>der</strong> Elektronen. Sie<br />

11


geben an, unter welchen Beugungswinkeln man konstruktive Interferenz <strong>der</strong><br />

gebeugten Elektronenwelle beobachten kann.<br />

Das Beugungsbild ist ein Teil des Impulsraumes. Der Impulsraum ist die<br />

Fouriertransformation des <strong>Re</strong>alraums, so sind also die Laue-Beziehungen eine<br />

spezielle Formulierung <strong>der</strong> Fouriertransformation. Die Eindringtiefe <strong>der</strong><br />

Elektronen in den Kristall betragt nur wenige Angstrom, so da sich die Laue-<br />

Beziehungen auf den zweidimensionalen Fall beschranken lassen [58].<br />

~a1 ~ k=2 h <strong>und</strong> ~a2 ~ k=2 k (2.2)<br />

Mit:<br />

h, k: Miller-Indizes<br />

~ k: Streuvektor = ~ kin ; ~ kout<br />

~ kin: Wellenvektor <strong>der</strong> ankommenden Elektronenwelle<br />

~ kout: Wellenvektor <strong>der</strong> gestreuten Elektronenwelle<br />

~a1� ~a2: Basisvektoren des realen Ober achengitters<br />

Abbildung 2.1: Entstehung des LEED-Beugungsmusters bei senkrechtem Elektroneneinfall<br />

[50].<br />

Das reziproke Gitter G im Impulsraum wird durch die Basisvektoren ~a 1 <strong>und</strong><br />

~a 2 aufgespannt. Konstruktive Interferenz <strong>der</strong> gebeugten Elektronen ist immer<br />

dann zu beobachten, wenn <strong>der</strong> Impulsubertrag ~ k gleich einem reziproken<br />

Gittervektor ~g ist. Deswegen verknupft die oben erwahnte Laue-Beziehung<br />

die Basisvektoren des Orts- <strong>und</strong> Impulsraums wie folgt:<br />

~ai ~a j =2 ij <strong>mit</strong> i� j 2f1� 2g u: ij =1furi=j� sonst = 0: (2.3)<br />

Aus dieser Bedingung geht hervor, da bei <strong>der</strong> Transformation <strong>von</strong> Ort- zu<br />

Impulsraum die jeweilige Richtung erhalten bleibt <strong>und</strong> sich die Langen <strong>der</strong><br />

Vektoren reziprok verhalten. Das Beugungsmuster stellt also ein Abbild des<br />

realen Ober achengitters dar.<br />

12


Werden nun zusatzlich Teilchen periodisch auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert <strong>und</strong><br />

besitzen diese Teilchen eine an<strong>der</strong>e Periodizitat als die Substratteilchen, dann<br />

sind im Beugungsbild Zusatzre exe zu beobachten. Es handelt sich um sogenannte<br />

Uberstrukturbeugungsre exe. Diese lassen sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Notation nach<br />

Wood beschreiben [150]. 0<br />

@ j ~ b1j<br />

j~a1j<br />

1<br />

j ~ b2jA<br />

R (2.4)<br />

j~a2j<br />

Hierbei sind ~a1 <strong>und</strong> ~a2 die Basisvektoren <strong>der</strong> Subtrateinheitsmasche <strong>und</strong> ~ b1 <strong>und</strong><br />

~b2 die Basisvektoren <strong>der</strong> Adsorbateinheitsmasche im Ortsraum. Die Woodsche<br />

Notation gibt also das Verhaltnis <strong>der</strong> Langen <strong>der</strong> Adsorbatvektoren zu den<br />

Langen <strong>der</strong> Substratvektoren an. Sind beide Einheitsmaschen gegeneinan<strong>der</strong><br />

um einen festen Winkel gedreht, so geht dieser gleichfalls in die Beschreibung<br />

ein.<br />

Abbildung 2.2: Beispiele fur Uberstrukturen: a) p(2 2)� b) c(2 2)� c)<br />

c( p 3 p 3 ) R30 0 [50]<br />

Fur die Beschreibung einfacher Uberstrukturen (siehe Abb. 2.2) ist die Woodsche<br />

Notation gut geeignet. Mochte man jedoch kompliziertere Uberstrukturen1<br />

klassi zieren, so emp ehlt sich die Notation nach Park & Madden [118].<br />

Sie beschreibt, wie die Basisvektoren <strong>der</strong> Adsorbateinheitsmasche aus den Basisvektoren<br />

<strong>der</strong> Substrateinheitsmasche <strong>mit</strong> Hilfe einer Transformationsmatrix<br />

M dargestellt werden konnen.<br />

~b1<br />

~b2<br />

!<br />

=M<br />

~a1<br />

~a2<br />

!<br />

<strong>mit</strong> M=<br />

m11 m12<br />

m21 m22<br />

!<br />

(2.5)<br />

Diese Beziehung gilt fur den Ortsraum. Eine analoge Beziehung la t sich<br />

gleichfalls fur die Basisvektoren des reziproken Raumes aufstellen. Die Basisvektoren<br />

des Adsorbatgitters ~ b1, ~ b2 ergeben sich da<strong>mit</strong> folgen<strong>der</strong>ma en aus<br />

den Basisvektoren des Substratgitters ~a 1, ~a 2:<br />

~b1<br />

~b 2<br />

!<br />

=M<br />

~a 1<br />

~a 2<br />

!<br />

<strong>mit</strong> M = 1<br />

jMj<br />

m22 ;m21<br />

;m12 m11<br />

!<br />

(2.6)<br />

An Hand eines Beispieles la t sich die Transformation zwischen den Basisvektoren<br />

des Substratgitters <strong>und</strong> des Adsorbatgitters verdeutlichen.<br />

1 z.B. kann <strong>der</strong> Winkel 1 zwischen ~a1 <strong>und</strong> ~ b1 ungleich dem Winkel 2 zwischen ~a2 <strong>und</strong><br />

~b2 sein.<br />

13


Abbildung 2.3: Transformation <strong>der</strong> Substratgittervektoren in Adsorbatgittervektoren<br />

fur Orts- <strong>und</strong> Impulsraum fur eine c(4 2 ) Struktur [50].<br />

Abbildung 2.3.a) zeigt die Transformation im Impulsraum. M hat hierbei die<br />

Form: 1<br />

4<br />

1 1<br />

;2 2 . Die Abbildung 2.3.b) bezieht sich auf die Transformation<br />

im Ortsraum. M besitzt die Gestalt:<br />

2.1.1.2 Me anordnung<br />

2 2<br />

;1 1 .<br />

Abbildung 2.4: Schematische Darstellung eines LEED-Experiments [50].<br />

2.1.1.2.1 LEED-Experiment: In <strong>der</strong> Abbildung 2.4 ist schematisch ein<br />

LEED-Beugungsexperiment dargestellt [120]. Elektronen werden z. B. ther-<br />

14


misch aus einer Lanthanhexaborid-Kathode e<strong>mit</strong>tiert <strong>und</strong> auf die Probe beschleunigt.<br />

Ein elektronisches Linsensystem fokussiert dabei die Elektronen.<br />

Der Tubus, aus dem die Elektronen schlie lich austreten, die Probe <strong>und</strong> das<br />

Gitter 1 liegen auf dem gleichen Potential, so da <strong>der</strong> dazwischen be ndliche<br />

Raum feldfrei ist <strong>und</strong> die Elektronen nicht <strong>von</strong> unerwunschten elektrischen<br />

Fel<strong>der</strong>n abgelenkt werden konnen. Aus den am Kristall gebeugten Elektronen<br />

werden <strong>mit</strong> Hilfe eines Gegenfeldanalysators die inelastisch gestreuten Elektronen<br />

herausge ltert. Dies geschieht meist durch zwei Bremsnetzgitter 2 <strong>und</strong><br />

3. Die verbliebenen elastisch gebeugten Elektronen durchlaufen nun zwischen<br />

dem Gitter 4 <strong>und</strong> dem Leuchtschirm eine Potentialdi erenz <strong>von</strong> etwa 3bis7kV<br />

<strong>und</strong> werden so stark auf den Leuchtschirm hin beschleunigt. Hier losen sie eine<br />

Fluoreszenzerscheinung aus, <strong>und</strong> man kann sie als helle Punkte beobachten.<br />

2.1.1.2.2 AUTO-LEED: Fur die kontinuierliche Aufnahme <strong>der</strong> Intensitat<br />

eines bestimmten Beugungsre exes bei Variation <strong>der</strong> kinetischen Energie<br />

<strong>der</strong> Elektronen, die sogenannten I(V)-Kurven, wird eine AUTO-LEED-Einheit<br />

benutzt (vgl. 2.1.1.5 Prinzip <strong>der</strong> Strukturanalyse) [70, 90].<br />

Abbildung 2.5: AUTO-LEED-Me system [44].<br />

Die Abbildung 2.5 zeigt den prinzipiellen Aufbau einer <strong>der</strong>artigen Einheit. Es<br />

ist moglich, ein Me fenster auf den jeweiligen Beugungsre ex zu setzen <strong>und</strong><br />

seine Intensitat untergr<strong>und</strong>bereinigt aufzuzeichnen. Durch die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Elektronenenergie 2 veran<strong>der</strong>t auch <strong>der</strong> <strong>Re</strong> ex seine Position auf dem Leuchtschirm.<br />

Das Me system ist in <strong>der</strong> Lage, dieser Positionsan<strong>der</strong>ung zu folgen.<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> Messung liegt dann eine I(V)-Kurve vor. Diese I(V)-Kurve<br />

kann schlie lich zur Gewinnung <strong>von</strong> Strukturdaten dienen wie in Abschnitt<br />

2.1.1.5 beschrieben.<br />

2.1.1.3 Kinematische Beugungstheorie<br />

Die kinematische Beugungstheorie berucksichtigt lediglich Einfachbeugungse<br />

ekte <strong>und</strong> beschreibt die Rontgen- <strong>und</strong> Neutronenbeugung an Einkristallen<br />

2Hierbei wird die kinetische Energie <strong>der</strong> Elektronen (Ekine = p2<br />

= eU [eV]) etwas salopp<br />

2me<br />

durch die Spannung V ausgedruckt, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> die Elektronen beschleunigt werden.<br />

15


ausreichend [50] [21]. Wird sie jedoch fur die Interpretation <strong>der</strong> Beugung langsamer<br />

Elektronen (30 - 500 eV) herangezogen, so stellt sie nur eine Naherung<br />

dar, denn die kinematische Beugungstheorie la t die Vielfachbeugung <strong>der</strong> Elektronen<br />

au er acht, die im Unterschied zur Rontgenbeugung bei <strong>der</strong> Streuung<br />

langsamer Elektronen immer auftritt. Die Vielfachbeugung wird erst durch<br />

die dynamische Beugungstheorie <strong>mit</strong> einbezogen. Es ist jedoch in <strong>der</strong> Praxis<br />

meist ausreichend <strong>und</strong> daher sinnvoll, die kinematische Beugungstheorie<br />

anzuwenden, da sie richtige Aussagen uber das Auftreten eines bestimmten<br />

Beugungsre exes im Beugungsbild liefert.<br />

Allgemein la t sich die Beugung einer Elektronenwelle an einem Atom <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Position ~ Rj wie folgt beschreiben.<br />

Abbildung 2.6: Beugung einer Elektronenwelle am Atom <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Position ~ R j .<br />

Der Ursprung be ndet sich bei 0 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beobachtungspunkt bei X [50].<br />

Die Amplitude <strong>der</strong> gebeugten Welle ist proportional zum atomaren Streu-<br />

i( kout; ~<br />

faktor fj <strong>und</strong> zu einer Phasenverschiebung e ~ kin) ~ Rj .<br />

fj( ~ kin� ~ i( kout; ~<br />

kout) e ~ kin) ~ Rj (2.7)<br />

Betrachtet man nicht nur ein Atom, son<strong>der</strong>n L Atome, so uberlagern sich<br />

die Amplituden <strong>der</strong> einzelnen Streuereignisse zu einer gemeinsamen gebeugten<br />

Welle <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Amplitude:<br />

LX<br />

j<br />

fj( ~ kin� ~ i( kout; ~<br />

kout) e ~ kin) ~ Rj : (2.8)<br />

Fur periodische Ober achenstrukturen ist nun <strong>der</strong> Fall eines zweidimensionalen<br />

Gitters <strong>von</strong> Interesse. Wird das zweidimensionale Gitter <strong>mit</strong> M mal N<br />

Gitterpunkten durch die Basisvektoren ~a1, ~a2 <strong>der</strong> Einheitsmasche aufgespannt,<br />

so la t sich die Position ( ~ Ri) des i-ten Atoms (eigentlich <strong>der</strong> i-ten Einheitsmasche)<br />

als Linearkombination <strong>von</strong> ~a1 <strong>und</strong> ~a2 darstellen:<br />

~Ri =m~a1 +n~a2 <strong>mit</strong> 1 m M <strong>und</strong> 1 n N : (2.9)<br />

16


Die Amplitude <strong>der</strong> gebeugten Elektronenwelle setzt sich dann aus dem Produkt<br />

des Strukturfaktors F <strong>der</strong> Einheitsmasche <strong>und</strong> zwei Summationen, die<br />

den Phasenbeziehungen <strong>der</strong> Einheitsmaschen untereinan<strong>der</strong> <strong>Re</strong>chnung tragen,<br />

zusammen.<br />

F<br />

MX<br />

m=1<br />

i( kout; ~<br />

e ~ kin)m ~a1<br />

NX<br />

n=1<br />

i( kout; ~<br />

e ~ kin)n ~a2 (2.<strong>10</strong>)<br />

Das Produkt <strong>der</strong> beiden Summationsterme bezeichnet man als Gitterfaktor G.<br />

Nach Substitution lautet die obige Gleichung:<br />

F G: (2.11)<br />

Da jedoch im Beugungsexperiment nicht die Amplitude <strong>der</strong> Elektronenwelle,<br />

son<strong>der</strong>n nur die Intensitat zu messen ist, mu noch das Betragsquadrat <strong>der</strong><br />

Wellenfunktion<br />

sich daher als:<br />

gebildet werden. Die zu beobachtende Intensitat I ergibt<br />

I jFj 2<br />

jGj 2 : (2.12)<br />

Die Beugung <strong>der</strong> Elektronenwelle an den Atomen einer Elementarmasche <strong>und</strong><br />

die daraus resultierende Interferenz zeigt sich im Strukturfaktor F. Besitzt die<br />

Elementarmasche mehr als ein Atom, so wird sie als Elementarmasche <strong>mit</strong> Basis<br />

bezeichnet. Die Gro e <strong>der</strong> Elementarmasche <strong>und</strong> die sich da<strong>mit</strong> ergebende<br />

Periodizitat im Ortsraum bewirkt, da gr<strong>und</strong>satzlichunter gewissen Beugungswinkeln<br />

im Impulsraum Beugungsre exe zu erwarten sind. Da sich jetzt mehr<br />

als ein Atom in <strong>der</strong> Elementarzelle be ndet, kann dies zu zusatzlicher Interferenz<br />

<strong>der</strong> gebeugten Elektronen innerhalb <strong>der</strong> Elementarzelle fuhren. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Interferenz konnen prinzipiell vorhandene Beugungsre exe systematisch<br />

ausgeloscht werden.<br />

Als Beispiel stelle man sich eine c(2 2)-Uberstruktur vor. Sie besitzt zwei<br />

Atome in <strong>der</strong> Elementarmasche. Wegen <strong>der</strong> Periodizitat <strong>der</strong> Einheitsmasche<br />

ware es gr<strong>und</strong>satzlich vorstellbar, alle halbzahligen Beugungsre exe zu beobachten.<br />

Da dies in <strong>der</strong> <strong>Re</strong>alitat nicht <strong>der</strong> Fall ist, liegt daran, da die an<br />

den beiden Atomen <strong>der</strong> Elementarmasche gebeugte Elektronenwelle so interferiert,<br />

da hieraus eine systematische Ausloschung jedes zweiten halbzahligen<br />

Beugungsre exes resultiert.<br />

Die Interferenz <strong>der</strong> an unterschiedlichen Elementarmaschen gebeugten Elektronenwelle<br />

spiegelt sich im Gitterfaktor G wi<strong>der</strong>. Je besser die Ordnung im<br />

zweidimensionalen Gitter <strong>und</strong> je gro er die Anzahl <strong>der</strong> Gitterpunkte (Einheitsmaschen)<br />

ist, desto scharfer sind die Beugungsre exe ausgebildet. Mathematisch<br />

gesehen nahert sich <strong>der</strong> Gitterfaktor G einer Deltafunktion, die nur bei<br />

Erfullung <strong>der</strong> beiden ersten Laue-Beziehungen (vgl. Gl. 2.2, Seite 12) <strong>von</strong> Null<br />

verschieden ist.<br />

Allgemeine Aussagen <strong>der</strong> kinematischen Beugungstheorie:<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, da die kinematische Beugungstheorie korrekte<br />

Aussagen uber die Geometrie des Beugungsbildes liefert. Sie erklart,<br />

17


welche <strong>Re</strong> exe prinzipiell zu beobachten <strong>und</strong> welche <strong>Re</strong> exe systematisch ausgeloscht<br />

sind. Aus dem Beugungsbild ist insbeson<strong>der</strong>e das Verhaltnis <strong>der</strong> Gro e<br />

<strong>der</strong> Adsorbateinheitsmasche zur Gro e <strong>der</strong> Substrateinheitsmasche zu er<strong>mit</strong>teln.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> kinematischen Beugungstheorie ist es jedoch unmoglich,<br />

die Position <strong>der</strong> Adsorbatatome auf <strong>der</strong> Substratober ache innerhalb <strong>der</strong> Einheitszelle<br />

zu bestimmen. Hierfur mussen zusatzlich die Mehrfachbeugung <strong>und</strong><br />

die endliche Eindringtiefe (3. Laue-Beziehung) <strong>der</strong> Elektronen in den Kristall<br />

<strong>mit</strong> Hilfe einer dynamischen Theorie berucksichtigt werden.<br />

Aussagen <strong>der</strong> kinematischen Beugungstheorie in bezug auf I(V)-<br />

Kurven:<br />

Fur die Strukturbestimmung ist die Messung <strong>der</strong> Intensitat eines gegebenen<br />

Beugungsre exes in Abhangigkeit <strong>der</strong> Beschleunigungsspannung V ( Ekin )<br />

<strong>der</strong> LEED-Elektronen ein au erst wichtiges Hilf<strong>mit</strong>tel. Die Abbildung 2.7 stellt<br />

als Ergebnis einer solchen Messung die bereits zuvor erwahnte I(V)-Kurve dar.<br />

Abbildung 2.7: I(V)-Kurve [21].<br />

Welche Eigenschaften <strong>von</strong> I(V)-Kurven konnen nun <strong>mit</strong> <strong>der</strong> kinematischen<br />

Beugungstheorie bereits richtig beschrieben werden?<br />

Durch Vergleich <strong>von</strong> Experiment <strong>und</strong> Theorie fallt auf:<br />

Es existieren Maxima, die sowohl im Experiment vorhanden sind als<br />

auch gleichzeitig durch die kinematische Beugungstheorie vorhergesagt<br />

werden. Diese Maxima werden als primare Bragg-Peaks bezeichnet, da<br />

sie unter <strong>der</strong> Annahme <strong>der</strong> Einfachstreuung die Braggbedingung n =<br />

2d sin yy erfullen.<br />

yy Hierbei ist d <strong>der</strong> Lagenabstand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Winkel zwischen den einfallenden Elektronen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ober ache.<br />

18


Sie sind im Experiment systematisch zu niedrigeren Energien verschoben,<br />

da die Elektronen im Kristall durch ein sogenanntes inneres Potential<br />

V0r zz beein u t werden. Dieses Potential erhoht die Geschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> Elektronen, d.h. ihre Wellenlange wird kleiner <strong>und</strong> die Beugungsmaxima<br />

wan<strong>der</strong>n zu geringfugig niedrigeren Energien.<br />

Daruber hinaus ndet man Streumaxima im Experiment, die durch die<br />

kinematische Beugungstheorie nichtvorhergesagt werden. Sie resultieren<br />

aus <strong>der</strong> Vielfachbeugung <strong>und</strong> werden sek<strong>und</strong>are Bragg-Peaks genannt.<br />

Die Intensitatsverhaltnisse zwischen den experimentell beobachtbaren<br />

Maxima gibt die kinematische Beugungstheorie nicht korrekt wie<strong>der</strong>.<br />

Die Breite <strong>der</strong> gemessenen Maxima ist gro er als die <strong>der</strong> theoretisch<br />

berechneten.<br />

Fur eine bessere Vorausberechnung <strong>der</strong> experimentell tatsachlich beobachteten<br />

I(V)-Kurven ist deswegen eine Erweiterung <strong>der</strong> kinematischen Beugungstheorie<br />

auf eine dynamische Beugungstheorie notig.<br />

2.1.1.4 Dynamische Beugungstheorie<br />

An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> Rontgenbeugung gibt es bei <strong>der</strong> Beugung langsamer Elektronen<br />

eine starke <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>der</strong> Elektronen <strong>mit</strong> den Atomrumpfen <strong>und</strong><br />

den kernnahen Elektronen des Festkorpers. Das ankommende Elektron wird<br />

meist nichtnur einfach gebeugt, son<strong>der</strong>n es unterliegt Mehrfachstreuprozessen.<br />

Diese Mehrfachbeugungsprozesse <strong>und</strong> die endliche Eindringtiefe <strong>der</strong> Elektronen<br />

in den Kristall konnen nun <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> dynamischen Beugungstheorie<br />

beschrieben werden [50] [143].<br />

Quantenmechanisch wird die Elektronenbeugung an einer Festkorperober ache<br />

durch Losung <strong>der</strong> stationaren Schrodingergleichung erfa t (z. B. [135] [<strong>10</strong>6]).<br />

(H0 + X<br />

Vi +V0) j > = E j > (2.13)<br />

i<br />

Hierbei ist die Wellenfunktion des einfallenden Elektrons <strong>und</strong> H0 <strong>der</strong> Hamiltonoperator<br />

des freien Elektrons. Hinzu kommt die Summe <strong>der</strong> Atompotentiale<br />

Vi an den Orten Ri <strong>und</strong> das innere Potential V0. Dieses innere Potential ist<br />

komplexwertig. Der Imaginarteil V0i simuliert die Dampfung des Elektronenusses<br />

im Festkorper durch inelastische Prozesse, wie zum Beispiel Elektronen-<br />

Loch- o<strong>der</strong> Plasmonen-Anregungen. Die Erhohung <strong>der</strong> kinetischen Energie <strong>der</strong><br />

Elektronen innerhalb des Festkorpers ndet ihren Ausdruck im <strong>Re</strong>alteil V0r des<br />

zz Das innere Potential V0 setzt sich aus einem <strong>Re</strong>alteil V0r <strong>und</strong> einem Imaginarteil V0i<br />

(V0i ist fur die Dampfung <strong>der</strong> Elektronenwelle verantwortlich.) zusammen, also V0 =V0r +<br />

V0i 2 C.<br />

19


inneren Potentials. Sie entspricht <strong>der</strong> durch die Festkorperelektronen erzeugten<br />

Potentialabsenkung <strong>und</strong> liegt zwischen 5 <strong>und</strong> 15 eV.<br />

Die Formulierung des Streuprozesses <strong>der</strong> Elektronenwellen am einzelnen Atom<br />

erfolgt <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> mu n-tin-Naherung [120] [143].<br />

Abbildung 2.8: mu n-tin-Naherung [72].<br />

Die Atome werden dabei durch ein relativistisches, spinge<strong>mit</strong>teltes Hartree-<br />

Fock-Potential [98] beschrieben. Dieses Potential ist au erhalb eines kugelsymmetrischen<br />

Bereichs um die Atomposition abgeschnitten <strong>und</strong> durch ein<br />

konstantes Potential stetig fortgesetzt. Dieses konstante Potential im Kristallinneren<br />

ist das oben erwahnte innere Potential V0.<br />

Diese mu n-tin-Naherung erklart die systematische Verschiebung <strong>der</strong> primaren<br />

Braggre exe, die Intensitatsschwachung <strong>und</strong> die Verbreiterung <strong>der</strong> experimentell<br />

aufgenommenen Maxima richtig.<br />

Will man das Aufreten <strong>von</strong> sek<strong>und</strong>aren Bragg-Peaks korrekt erfassen, so mu<br />

die Mehrfachbeugung <strong>der</strong> Elektronen an den Festkorperatomen <strong>mit</strong> in die<br />

<strong>Re</strong>chnungen einbezogen werden.<br />

Abbildung 2.9: Einfach- <strong>und</strong> Mehrfachbeugung an Schichten [72].<br />

Die Abbildung 2.9 illustriert, da ein in den Festkorper eindringendes Elektron<br />

nicht nur einmal am Festkorper, wie im Bild links zu sehen ist, son<strong>der</strong>n meist<br />

an mehreren Substratatomen o<strong>der</strong> Adsorbatatomen gebeugt werden kann. Es<br />

stellt sich daher die Aufgabe, diese Mehrfachstreuung mathematisch zuformulieren.<br />

Hierfur gibt es mehrere Ansatze. Im folgenden werden das layer-doubling-<strong>und</strong><br />

das renormalized-forward-scattering-Verfahren skizziert.<br />

20


Sogenannte Transmissons- <strong>und</strong> <strong>Re</strong> exionsmatrizen charakterisieren das Streuverhalten<br />

<strong>der</strong> Elektronen. Es ist jedoch nur moglich, eine <strong>der</strong>artige Transmissionsmatrix<br />

fur eine Schicht aus maximal zwei Atomlagen aufzustellen. Das<br />

layer-doubling-Verfahren [120] [139] [142] [143] lost dieses Problem, indem erst<br />

zwei Lagen zusammengenommen werden <strong>und</strong> hierfur die gemeinsame Transmissionsmatrix<br />

T aufgestellt wird. Fuhrt man das Verfahren fur zwei weitere<br />

Atomlagen erneut durch <strong>und</strong> kombiniert die hieraus erhaltene Transmissionsmatrix<br />

T` <strong>mit</strong> <strong>der</strong> oben errechneten Matrix T, so ist es durch den iterativen<br />

Proze <strong>der</strong> Lagenverdopplung moglich, das Streuverhalten <strong>von</strong> mehr als zwei<br />

Atomlagen zu beschreiben. Nach drei Verdopplungen liegt bereits die gemeinsame<br />

Transmissionsmatrix fur acht Atomlagen vor. Da die Eindringtiefe <strong>der</strong><br />

Elektronen in den Festkorper endlich ist, konvergiert dieses Verfahren schon<br />

nach wenigen Verdopplungen, so da z. B. acht Lagen ausreichend fur die<br />

Beschreibung des Streuverhaltens <strong>der</strong> Elektronen sein konnen.<br />

Abbildung 2.<strong>10</strong>: Lagenverdopplung <strong>und</strong> Transmissionsmatrix T<br />

Eine an<strong>der</strong>e Moglichkeit, das Verhalten <strong>der</strong> gestreuten Elektronen zu erfassen,<br />

fu t auf einer storungstheoretischen Behandlung <strong>der</strong> Elektronenbeugung. Der<br />

di erentielle Wirkungsquerschnitt des atomaren Streuvermogens fur Elektronen<br />

zeigt eine starke Winkelabhangigkeit. Die Streuung in Vorwartsrichtung<br />

ist im Gegensatz zur Ruckwartsstreuung stark bevorzugt. Dieses Verhalten<br />

tritt auch beim Lagenstreuvermogen auf. Also ist es <strong>von</strong> Nutzen, die auftretenden<br />

Streuprozesse nach <strong>der</strong> Anzahl ihrer Vorwartsstreuungen zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> die Ruckwartsstreuprozesse als kleine Storungen zu betrachten. Dieses<br />

Verfahren nennt sich renormalized-forward-scattering (RFS) [120].<br />

Startpunkt <strong>der</strong> eigentlichen Berechnung ist die Amplitude des auf den Kristall<br />

einfallenden Elektronenwellenfeldes. Nun werden die vorwartsgestreuten<br />

Elektronen weiter in den Kristall propagiert <strong>und</strong> die Wellenfunktionen <strong>der</strong><br />

ruckwartsgestreuten Elektronen fur die Berechnung des nachsten Iterationsschrittes<br />

gespeichert. Naturlich unterliegen die Amplituden <strong>der</strong> vorwartsgestreuten<br />

Elektronen im Kristall auf Gr<strong>und</strong> <strong>von</strong> inelastischen Prozessen einer<br />

Dampfung, so da die Amplituden nach einer gewissen Anzahl <strong>von</strong> Atomlagen<br />

sehr klein werden. Jetzt summiert man die Amplituden <strong>der</strong> ruckwartsgestreuten<br />

Elektronen auf <strong>und</strong> propagiert sie aus den entsprechenden Atomlagen wie<strong>der</strong><br />

an die Kristallober ache. Hierbei zahlen ebenfalls nur Vorwartsstreubeitrage.<br />

Die anfallenden Amplituden <strong>der</strong> dabei erneut ruckwartsgebeugten Elektronen<br />

hebt man sich fur den nachsten Schritt auf. Das Verfahren wird solange ite-<br />

21


iert, bis beim n-ten Schritt die Amplituden <strong>der</strong> ruckwartsgestreuten <strong>und</strong> an<br />

die Ober ache propagierten Elektronen in guter Naherung zu vernachlassigen<br />

sind.<br />

Nachdem das Abbruchkriterium erfullt ist, kann die Gesamtamplitude des gestreuten<br />

Wellenfeldes durch das Aufsummieren <strong>der</strong> einzelnen ruckgestreuten<br />

<strong>und</strong> an die Ober ache propagierten Amplituden berechnet werden.<br />

2.1.1.5 Prinzip <strong>der</strong> Strukturanalyse<br />

In jedem Beugungsexperiment geht die Phaseninformation verloren, denn es<br />

werden nur Intensitaten 3 gemessen. Ein un<strong>mit</strong>telbarer Ruckschlu auf die<br />

vorliegende Ortsraumstruktur ist deswegen nicht moglich.<br />

Die Interpretation <strong>der</strong> Me daten erfolgt aus diesem Gr<strong>und</strong> <strong>mit</strong> einem trialand-error-Verfahren<br />

[120] [142] [143]. Dieses glie<strong>der</strong>t sich in drei Schritte:<br />

1. Fur die Atomanordnung <strong>der</strong> unbekannten Struktur mu probeweise ein<br />

Modell vorgegeben werden. Hierbei geht das Wissen uber bekannte<br />

ahnliche chemische Komplexe, uber Bindungslangen <strong>und</strong> Atomanordnungen<br />

ein.<br />

2. Nun werden fur das vorgegebene Modell <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Dynamischen<br />

Theorie <strong>der</strong> Elektronenbeugung die Beugungsintensitaten berechnet.<br />

3. Um zu erkennen, wie gut die Modellstruktur <strong>mit</strong> <strong>der</strong> tatsachlichen Struktur<br />

ubereinstimmt, werden die Intensitatsspektren des Experiments <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Theorie in einem Energiebereich ( E) verglichen. Hierzu dient <strong>der</strong><br />

Pendry-R-Faktor 4 [121] . Er stellt einen Korrelationskoe zienten dar,<br />

<strong>der</strong> die Ubereinstimmung <strong>der</strong> Spektren numerisch erfa t. Durch die<br />

Variation <strong>der</strong> Parameter des Startmodells innerhalb eines vorgegebenen<br />

De nitionsbereichs wird nun versucht den R-Faktor zu minimieren. Die<br />

Analyse ist beendet, wenn ein " akzeptabler\ Wert fur den Pendry-R-<br />

Faktor gef<strong>und</strong>en ist.<br />

Um die Zuverlassigkeit <strong>der</strong> Strukturanalyse beurteilen zu konnen, kann<br />

fur den Pendry-R-Faktor eine Fehlerabschatzung durchgefuhrt werden.<br />

Diese Varianz R <strong>der</strong> Pendry-R-Faktors ist aquivalent zum Fehler <strong>der</strong><br />

Strukturparameter. Hat ein beliebiges an<strong>der</strong>es Strukturmodell einen R-<br />

Faktor zwischen RP <strong>und</strong> RP + R, so ist es im Fehlerbereich angesiedelt<br />

<strong>und</strong> kann nicht ausgeschlossen werden. Das Intensitatsspektrum dieses<br />

an<strong>der</strong>en Strukturmodells stimmt innerhalb <strong>der</strong> Varianz R ebensogut<br />

<strong>mit</strong> den experimentellen Daten uberein.<br />

3 Das sind die Betragsquadrate <strong>der</strong> Elektronenwellenfunktionen.<br />

4 Rp = 0: optimale Ubereinstimmung� Rp = 1: keinerlei Ubereinstimmung. Typische<br />

Werte des Pendry-R-Faktors fur eine gute Ubereinstimmung liegen zwischen 0,05 <strong>und</strong> 0,25.<br />

22


Ein <strong>der</strong>artige trial-and-error-Verfahrens erfa t folgende Strukturparameter:<br />

Adsorptionsplatz <strong>und</strong> Adsorptionshohe des adsorbierten Teilchens<br />

Lagenrelaxation des Substrats<br />

<strong>Re</strong>konstruktion des Substrats<br />

Das innere Potential V0<br />

Die Debye-Temperatur (sie gibt uber thermisches Schwingungsverhalten<br />

des Adsorbats Auskunft)<br />

2.1.2 Thermodesorptionsspektroskopie (TDS)<br />

Dieses Kapitel glie<strong>der</strong>t sich in die Darlegung des Thermodesorptionsexperiments<br />

<strong>und</strong> seiner physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen [39, 128, 85, <strong>10</strong>5, 125]. Dann<br />

wird auf Kinetik <strong>und</strong> Energetik <strong>der</strong> Desorption eingegangen.<br />

Mit <strong>der</strong> Thermodesorptionsspektroskopie konnen sowohl die kinetischen als<br />

auch die energetischen Eigenschaften eines Adsorbat-Substrat-Systems erfa t<br />

werden.<br />

2.1.2.1 Experiment <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die Abbildung 2.11 stellt schematisch ein typisches TDS-Experiment dar. Die<br />

Probe wird <strong>mit</strong> einer konstanten Heizrate aufgeheizt. Beim Erreichen bestimmter<br />

Temperaturen desorbieren auf <strong>der</strong> Probe be ndliche Adsorbate. Der<br />

resultierende di erentielle Partialdruckanstieg dp hangt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

di erentiell desorbierenden Adsorbatteilchen dN ab.<br />

dN<br />

dt<br />

Hierbei ist:<br />

V: Volumen des <strong>Re</strong>zipienten<br />

A: Probenober ache<br />

k: Boltzmannkonstante<br />

T: Gasphasentemperatur<br />

S: e ektive Pumpgeschwindigkeit.<br />

V<br />

=<br />

AkT (dp<br />

dt<br />

S<br />

+ p) (2.14)<br />

V<br />

Fur eine hohe e ektive Saugleistung <strong>und</strong> eine niedrige Heizrate kann <strong>der</strong> Term<br />

dp<br />

vernachlassigt werden. Die gesamte Teilchenzahl ist dem Integral uber die<br />

dt<br />

Signal ache proportional. Z<br />

N pdt (2.15)<br />

23


Abbildung 2.11: Typische Me anordnung eines TD-Experiments [21]<br />

Der Partialdruckanstieg einer Spezies kann selektiv <strong>mit</strong> Hilfe eines Massenspektrometers<br />

erfa t werden. Das Desorptionsspektrum ist die Auftragung <strong>der</strong><br />

Desorptionsrate, die proportional zum Partialdruck ist, uber die Temperatur<br />

T=T0 + t .<br />

2.1.2.2 Kinetik <strong>und</strong> Energetik <strong>der</strong> Desorption<br />

Mit Thermodesorptionsspektren sind Aussagen uber die Kinetik <strong>und</strong> die Energetik<br />

<strong>der</strong> Desorption moglich[21]. Die gr<strong>und</strong>legende Gleichung ist die Polanyi-<br />

Wigner-Gleichung.<br />

Hierbei ist:<br />

Ni: Anzahl <strong>der</strong> Teilchen im Zustand i<br />

i: Frequenzfaktor <strong>der</strong> Desorption<br />

Ei: Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption<br />

xi: Desorptionsordnung.<br />

Starttemperatur: T0� Zeit: t<br />

; dNi<br />

dt = iN xi<br />

i e ; E i<br />

RT (2.16)<br />

24


Typische Parameter, die bei Thermodesorptionsexperimenten variiert werden,<br />

sind die Adsorbatvorbelegung <strong>der</strong> Probe, die Heizrate o<strong>der</strong> die Adsorptionstemperatur.<br />

Die folgenden Betrachtungen zur <strong>Re</strong>aktionskinetik beziehen sich<br />

auf eine Variation <strong>der</strong> Adsorbatvorbelegung <strong>der</strong> Probe, man spricht dann in<br />

diesem Zusammenhang <strong>von</strong> Dosisserien.<br />

Aus den Thermodesorptionsspektren la t sich die <strong>Re</strong>aktionsordnung xi ersehen.<br />

Sie gibt Aufschlu uber die geschwindigkeitsbestimmenden Schritte <strong>der</strong><br />

<strong>Re</strong>aktion. Die wichtigsten <strong>Re</strong>aktionsordnungen sind die nullte, erste, zweite<br />

<strong>und</strong> die gebrochenzahlige <strong>Re</strong>aktionsordnung. Bei einer Desorption nach erster<br />

Ordnung ist die Trennung <strong>der</strong> individuellen Bindung zwischen Adsorbat <strong>und</strong><br />

Substrat <strong>der</strong> geschwindigkeitsbestimmende Faktor. Derartige TD-Spektren<br />

besitzen einen asymmetrischen Kurvenverlauf. Die Intensitatsmaxima einer<br />

Dosisserie liegen alle bei einer konstanten Desorptionstemperatur Tmax.<br />

Gehorcht die Desorption hingegen einer <strong>Re</strong>aktion zweiter Ordnung, so beobachtet<br />

man einen symmetrischen Kurvenverlauf, aber eine Verschiebung <strong>der</strong><br />

Intensitatsmaxima fur hohere Dosen hin zu niedrigeren Desorptionstemperaturen.<br />

Oftmals adsorbieren Gasmolekule innerhalb eines gewissen Temperaturbereiches<br />

dissoziativ auf <strong>der</strong> Ober ache. Bei einer Desorption stellt fur<br />

diese atomar adsorbierte Spezies die <strong>Re</strong>kombination den geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritt dar. (Je hoher die Konzentration <strong>der</strong> Adsorbatatome auf<br />

<strong>der</strong> Ober ache ist, desto gro er ist die Wahrscheinlichkeit fur die Atome, wie<strong>der</strong><br />

ein Molekul zu bilden <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache zu desorbieren. Also werden<br />

bei hoherer Bedeckung mehr Teilchen bereits bei einer niedrigen Temperatur<br />

desorbieren <strong>und</strong> so das Intensitatsmaximum verschieben).<br />

Die <strong>Re</strong>aktionskinetik nullter Ordnung ist bevorzugt bei Desorption aus Multiadsorbatlagen<br />

zu nden. Die Konzentration <strong>der</strong> adsorbierten Teilchen hat<br />

hier keinen Ein u auf die Desorption. Charakteristisch fur diese Spektren<br />

ist, da die Kurven unabhangig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bedeckung eine gemeinsame Anstiegsanke<br />

besitzen <strong>und</strong> diese sehr schnell auf Null abfallt, sobald das <strong>Re</strong>servoir an<br />

Adsorbatatomen erschopft ist. Die Spektren fur unterschiedliche Bedeckung<br />

sind einan<strong>der</strong> (im mathematischen Sinn) ahnlich <strong>und</strong> unterscheiden sich nur<br />

in <strong>der</strong> Lage ihres Desorptionsmaximums.<br />

Gebrochenzahlige <strong>Re</strong>aktionsordnungen ndet man zum Beispiel beim Auftreten<br />

<strong>von</strong> zweidimensionalen Inseln auf <strong>der</strong> Substratober ache. Die Geschwindigkeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Re</strong>aktion wird dabei durch die Ablosung <strong>der</strong> Adsorbatteilchen <strong>von</strong><br />

den Inselran<strong>der</strong>n bestimmt.<br />

Die Polanyi-Wigner-Gleichung kann au er uber die <strong>Re</strong>aktionsordnung auch<br />

uber die Bindungsverhaltnisse Auskunft erteilen. Bestimmt man Tmax, so<br />

kann daraus die Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption E Des er<strong>mit</strong>telt werden.<br />

Fur eine <strong>Re</strong>aktionskinetik erster Ordnung wird E Des durch eine Abschatzung<br />

<strong>von</strong> <strong>Re</strong>dhead gut approximiert [128].<br />

E Des =RTmax(ln xTmax ; 3� 64) (2.17)<br />

25


Der Frequenzfaktor wird durch Vergleich <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en bekannten Systemen<br />

als erste grobe Naherung zu <strong>10</strong> 13 Hertz angenommen.<br />

Die Aktivierungsenergie ist im allgemeinen vom Bedeckungsgrad abhangig.<br />

Um <strong>der</strong> Bedeckungsgradabhangigkeit <strong>der</strong> Desorptionsenergie <strong>Re</strong>chnung zu tragen,<br />

ist eine vollstandige Auswertung <strong>der</strong> Spektren notig. Ein Verfahren, welches<br />

hau g in <strong>der</strong> Literatur verwendet wird, ist die sogenannte " Lineshape\-<br />

Analyse nach King <strong>und</strong> Bauer [85, 5]. Diese Auswertungsmethode fu t ebenfalls<br />

auf <strong>der</strong> Polanyi-Wigner-Gleichung. Es werden fur jedes TD-Spektrum<br />

Wertetripel aus <strong>der</strong> Desorptionsrate dN/dt, <strong>der</strong> jeweiligen Temperatur T <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> aktuellen Bedeckung <strong>der</strong> Ober ache gebildet. Dann ordnet man die Wertetripel<br />

nach <strong>der</strong> aktuellen Bedeckung. Fur eine feste aktuelle Bedeckung kann<br />

jetzt <strong>der</strong> Logarithmus <strong>der</strong> Desorptionsrate gegen die inverse Temperatur aufgetragen<br />

werden. Die Steigung <strong>der</strong> so gewonnenen Geraden liefert die Desorptionsenergie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Achsenabschnitt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ordinate den Frequenzfaktor.<br />

2.1.3 Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung ( )<br />

In diesem Kapitel werden die physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> die experimentelle Durchfuhrung <strong>der</strong> Messung nach<br />

<strong>der</strong> Kelvin-Methode beschrieben [83, 84, 153, 146, 76].<br />

Die Messung <strong>von</strong> Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ungen erlaubt es, sowohl reine<br />

Ober achen als auch Adsorbat-Substratsysteme zu charakterisieren.<br />

2.1.3.1 Physikalische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Unter <strong>der</strong> Austrittsarbeit e0 versteht man die Arbeit, die erfor<strong>der</strong>lich ist, um<br />

ein Elektron vom Ferminiveau des Festkorpers etwa <strong>10</strong> ;6 m <strong>von</strong> <strong>der</strong> Oberache<br />

zu entfernen [50, 76]. Die Austrittsarbeit setzt sich aus dem chemischen<br />

Potential <strong>und</strong> dem Ober achenpotential zusammen.<br />

e0 = ; e0 (2.18)<br />

Das chemische Potential ist eine volumenabhangige Gro e <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> nicht <strong>von</strong><br />

einer An<strong>der</strong>ung des Zustands <strong>der</strong> Ober ache abhangig. Das Ober achenpotential<br />

hingegen wird bestimmt durch die Arbeit, die ein Elektron aufbringen<br />

mu , um durch die Potentialstufe an <strong>der</strong> Ober ache (Ubergang: Metall-<br />

Vakuum) transportiert zu werden <strong>und</strong> den Festkorper zu verlassen. Das Oberachenpotential<br />

hat seinen Ursprung in Ladungsasymmetrien <strong>der</strong> Ober ache<br />

<strong>und</strong> ist so<strong>mit</strong> stark <strong>von</strong> <strong>der</strong>em Zustand abhangig.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Adsorption auf Metallober achen ist die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

hauptsachlich durch die An<strong>der</strong>ung des Ober achenpotentials bestimmt.<br />

= ; (2.19)<br />

26


Betrachtet man jetzt Adsorbat-Substrat-Komplexe (Abb. 2.12b) ), so ist die<br />

Verschiebung des Ladungsschwerpunktes innerhalb dieser Komplexe fur das<br />

Vorzeichen <strong>der</strong> Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung verantwortlich [140]. Es kommt wie<br />

in Abbildung 2.12a) dargestellt zur Ausbildung <strong>von</strong> Dipolen. Werden Elektronen<br />

zum Adsorbat hin verschoben, so erhoht sich die Austrittsarbeit, <strong>und</strong><br />

ist positiv. Erfolgt hingegen eine Verlagerung des negativen Ladungsschwerpunktes<br />

zum Substrat, so erniedrigt sich die Austrittsarbeit, <strong>und</strong> ist so<strong>mit</strong><br />

negativ.<br />

Abbildung 2.12: links) De nition Dipol� rechts) Orientierung des durch den<br />

Adsorbat-Substratkomplexes gebildeten Dipols <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>ene Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung<br />

[21].<br />

Nimmt man vereinfachend an, da nur die adsorbierten Dipole eine An<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Austrittsarbeit bewirken, <strong>und</strong> da es zwischen ihnen zumindest fur kleine<br />

Bedeckungen zu keiner Depolarisierung kommt, dann la t sich das Dipolmoment<br />

0 <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Helmholtz-Gleichung berechnen:<br />

0 =<br />

Hierbei ist:<br />

0: In uenzkonstante des Vakuums.<br />

: Anzahl <strong>der</strong> Dipole pro Flacheneinheit.<br />

0 : (2.20)<br />

Fur diese Anfangsbedeckungen, bei denen 0 konstant ist, existiert also ein<br />

linearer Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Adsorbatbedeckung <strong>der</strong> Ober ache. Deswegen erlauben die -Messungen,<br />

direkt an alle Bedeckungsgrad behafteten Gro en <strong>und</strong> E ekte wie z. B. Adsorptionsisotherme<br />

<strong>und</strong> Adsorptionskinetik zu gelangen.<br />

2.1.3.2 Experiment<br />

Zur experimentellen Bestimmung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung existiert<br />

eine gro e Anzahl <strong>von</strong> Methoden [83, 84, 153, 146, 41].<br />

27


Die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit wurde in <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit <strong>mit</strong> Hilfe<br />

eines Kelvin-Schwingers gemessen. Bei dieser sogenannten Kelvin-Methode<br />

[84] kann die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit <strong>der</strong> Probe relativ zu einer<br />

inerten <strong>Re</strong>ferenzelektrode gemessen werden. Das Prinzip dieser Methode<br />

beruht auf <strong>der</strong> Kapazitatsmessung eines Kondensators. Dieser Kondensator<br />

wird aus zwei Elektroden gebildet. Die eine Elektrode ist die Probe <strong>und</strong> die<br />

an<strong>der</strong>e die inerte <strong>Re</strong>ferenzelektrode, (hier ein ringformig gebogener Golddraht,<br />

<strong>der</strong> am Ende des Schwingers befestigt ist). Die Ladung Q bestimmt sich aus<br />

dem Produkt <strong>von</strong> Kapazitat C <strong>und</strong> Spannung U. Bei einem festen Abstand <strong>der</strong><br />

Kondensatorelektroden ist die Kapazitat konstant. Ohne au ere Spannung Vex<br />

ist die Spannung U zwischen den Kondensatorplatten gleich dem Kontaktpotential<br />

V 0 PR zwischen Probe <strong>und</strong> <strong>Re</strong>ferenzelektrode. Mit Hilfe einer externen<br />

Spannung Vex kann die Spannung UzuNull abgeglichen werden.<br />

Die unterschiedlichen Potentialverhaltnisse zwischen Probe <strong>und</strong> <strong>Re</strong>ferenz zeigt<br />

die Abbildung 2.13.<br />

Abbildung 2.13: Potentialverhaltnisse bei <strong>der</strong> Kelvinmethode: a) ladungsfreie<br />

Platten getrennt� b) Platten leitend verb<strong>und</strong>en� c) Platten leitend verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> kompensiert [146, 49].<br />

Fur den Strom i gilt:<br />

i= dQ<br />

dt<br />

d d<br />

= (UC) = U C: (2.21)<br />

dt dt<br />

An<strong>der</strong>t man den Abstand <strong>der</strong> beiden Kondensatorplatten periodisch, so bedingt<br />

das nach Maxwell einen Verschiebungsstrom i. Diese periodische An<strong>der</strong>ung<br />

geschieht <strong>mit</strong> Hilfe eines Elektromagneten, <strong>der</strong> den <strong>Re</strong>ferenz-Goldring zu<br />

Schwingungen einer bestimmten Frequenz senkrecht zur Ober ache des Kristalls<br />

anregt. Da i proportional zu dC=dt ist, liegt hierin das Bestechende<br />

28


dieser genial einfachen Methode. La t man die Kapazitat C periodisch oszillieren,<br />

so kann <strong>der</strong> Proportionalitatsfaktor, also U = V 0 PR +Vex, direkt aus <strong>der</strong><br />

Messung <strong>von</strong> i bestimmt werden.<br />

Adsorbieren nun Teilchen auf <strong>der</strong> Probe, so veran<strong>der</strong>t das Adsorbat die Austrittsarbeit<br />

<strong>der</strong> Probe <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> auch das Kontaktpotential, V 0 PR. Nach <strong>der</strong><br />

Adsorption besitzt das Kontaktpotential den Wert V 0 PR + VPR.<br />

Apparativ kann aus dem gemessenen Verschiebungsstrom nach Gl.: 2.21 direkt<br />

die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit VPR bestimmt werden. Mit Hilfe <strong>der</strong><br />

Lock-In-Verstarkertechnik [49] wird nun <strong>der</strong> Verschiebungsstrom i frequenz<strong>und</strong><br />

phasensensitiv erfa t <strong>und</strong> in eine proportionale Gleichspannung umgewandelt.<br />

Diese Gleichspannung wird zur Selbstkompensation als Gegenkopplung<br />

(also <strong>mit</strong> umgekehrtem Vorzeichen) auf die Probe zuruckgefuhrt. Jetzt kann<br />

eine erneute An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit wie<strong>der</strong> zu einem me baren Verschiebungsstrom<br />

fuhren. Je gro er die Verstarkung des Lock-In-Verstarkers gewahlt<br />

wird, desto kleinere Signale konnen noch aufgenommen werden. (Lei<strong>der</strong> verschlechtert<br />

sich hierbei auch das " Signal-zu-Rausch-Verhaltnis\).<br />

2.1.4 Augerelektronenspektroskopie<br />

Die physikalischen Gr<strong>und</strong>lagen des Augerprozesses <strong>und</strong> die Beschreibung des<br />

Experiments sind Inhalt dieses Kapitels.<br />

Die Augerspektroskopie ist eine ober achensensitive Methode, die zur Charakterisierung<br />

<strong>der</strong> chemischen Ober achenzusammensetzung <strong>und</strong> zur Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Probenreinheit verwendet wird.<br />

Bei dieser Methode werden energiereiche Elektronen (1-3 keV) auf die Probe<br />

geschossen [2] [16].<br />

Abbildung 2.14: Schematische Darstellung <strong>der</strong> beiden konkurrierenden Prozesse:<br />

Rontgenemission <strong>und</strong> Augerproze [50].<br />

29


Abbildung 2.15: Wahrscheinlichkeit fur Auger- o<strong>der</strong> Rontgenproze in<br />

Abhangigkeit <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kernladungszahl [50].<br />

Diese energiereichen Elektronen sind in <strong>der</strong> Lage, ein Elektron aus einer kernnahen<br />

Schale (zum Beispiel <strong>der</strong> K-Schale) herauszuschlagen. Das so gebildete<br />

Kation relaxiert, indem ein Elektron aus einer hoheren Schale (z. B. <strong>der</strong> L1-<br />

Schale) den nun unbesetzten Zustand in <strong>der</strong> K-Schale au ullt. Hierbei wird<br />

Energie frei. Diese Energie kann entwe<strong>der</strong> dazu dienen, ein Rontgenquant zu<br />

e<strong>mit</strong>tieren, man spricht dann <strong>von</strong> Rontgenemission, o<strong>der</strong> die Energie wird dazu<br />

genutzt, strahlungslos ein an<strong>der</strong>es Elektron aus einer bestimmten Schale (z. B.<br />

<strong>der</strong> L3-Schale) zu ionisieren. Dieser Vorgang wird als Augerproze bezeichnet<br />

<strong>und</strong> ist in Abbildung 2.14 schematisch dargestellt. Diese beiden konkurrierenden<br />

Prozesse besitzen eine unterschiedliche Wahrscheinlichkeit (vgl. Abbildung<br />

2.15). Diese Wahrscheinlichkeit hangt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahl des bestrahlten Elements<br />

ab. So ist bei Elementen <strong>mit</strong> niedriger Ordnungszahl <strong>der</strong> Augerproze dominierend<br />

5 <strong>und</strong> bei Elementen <strong>mit</strong> hoher Ordnungszahl die Rontgenemission 6 .<br />

Die aufgr<strong>und</strong> des Augerprozesses e<strong>mit</strong>tierten Elektronen besitzen eine feste<br />

kinetische Energie, die fur das jeweils bestrahlte Element charakteristisch ist.<br />

Die Austrittstiefe <strong>der</strong> Augerelektronen hangt <strong>von</strong> ihrer kinetischen Energie ab<br />

<strong>und</strong> liegt fur Energien zwischen <strong>10</strong>0 <strong>und</strong> 300 eV bei etwa 8A. Also ist die-<br />

5 0 Hierfur mu die Ubergangswahrscheinlichkeit (< k 1,k0 2jUjk1, k2 >) berechnet werden,<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> die beiden betro enen Elektronen aus ihren Anfangszustanden jk1 > <strong>und</strong> jk2 > in<br />

die Endzustande jk0 1 > <strong>und</strong> jk0 2 > ubergehen. Die <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen den beiden<br />

Elektronen (<strong>mit</strong> dem gegenseitigen Abstand r12) wird bei diesem Proze durch das elektrostatische<br />

Potential U = e2 beschrieben. Man kann zeigen [50], da die Wahrscheinlichkeit<br />

r12<br />

fur den Augerubergang weitgehend unabhangig <strong>von</strong> <strong>der</strong> Kernladungszahl Z ist.<br />

6 4 Seine Wahrscheinlichkeit ist insgesamt proportional zu Z [50] (Kernladungszahl Z),<br />

da er durch eine elektrische Dipolwechselwirkung ausgelost wird, <strong>und</strong> sowohl das durch<br />

das Elektron als auch das durch das zuruckbleibende Loch verursachte Feld jeweils <strong>mit</strong> Z2 eingehen.<br />

30


Abbildung 2.16: Verteilung N(E) nach [50]<br />

se Methode ober achensensitiv. Sie kann unter an<strong>der</strong>em als Monitor fur die<br />

Probenreinheit verwendet werden, da sie zusatzlich elementspezi sch ist. Die<br />

Primarenergie <strong>der</strong> eingestrahlten Elektronen liegt fur die optimale Anregung<br />

des Augerubergangs beim dreifachen Wert des angeregten Augerubergangs<br />

[50].<br />

Abbildung 2.17: Typisches Augerspektrum fur <strong>Re</strong> [<strong>10</strong>3]<br />

Zum Nachweis <strong>der</strong> Augerelektronen ist oftmals ein Zylin<strong>der</strong>spiegelanalysator<br />

(CMA) o<strong>der</strong> ein Gegenfeldanalysator (RFA: retarding- eld-analyser) in Ge-<br />

31


auch [50]. Fur die hier durchgefuhrten Messungen stand eine LEED-Optik<br />

zur Verfugung, die als RFA betrieben wurde.<br />

Bei <strong>der</strong> Benutzung des Gegenfeldanalysators wird als Signal zuerst das Integral<br />

R N(E)dE - es stammt <strong>von</strong> samtlichen e<strong>mit</strong>tierten Elektronen - gewonnen.<br />

Abbildung 2.16 zeigt den Verlauf <strong>von</strong> N(E).<br />

Mit Hilfe <strong>der</strong> Lock-In-Technik ist es dann moglich, die zweite Ableitung des<br />

Signals dN(E) zu erhalten. Der gro e Anteil <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arelektronen am Signal<br />

wird hierbei herausge ltert, wie in Abbildung 2.17 zu sehen ist.<br />

2.1.5 Winkelaufgeloste Photoelektronenspektroskopie<br />

Gegenstand dieses Kapitels sind <strong>der</strong> Photoemissionsproze , die verschiedenen<br />

Moglichkeiten <strong>der</strong> Photonenerzeugung <strong>und</strong> eine Diskussion <strong>der</strong> physikalischen<br />

Informationen, die durch ein Photoemissionsspektrum zu gewinnen sind. Ferner<br />

wird <strong>der</strong> Aufbau des ARUPS-Experiments am Berliner Synchrotron " BES-<br />

SY\ (Berliner Elektronenspeicherring Gesellschaft fur Synchrotronstrahlung)<br />

beschrieben.<br />

Die winkelaufgeloste Photoelektronenspektroskopie (ARUPS) basiert auf dem<br />

au eren Photoe ekt [41, 95, 14, 73, 63]. Sie dient zur Erfassung <strong>der</strong> Energiedispersion<br />

<strong>der</strong> Elektronen im Festkorper. Diese Energiedispersion o<strong>der</strong> Bandstruktur<br />

erlaubt Aussagen uber Symmetrien <strong>und</strong> Bindungsstarken.<br />

2.1.5.1 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Photoemissionsspektroskopie<br />

Photoemissionsproze :<br />

Bei <strong>der</strong> Photoemissionsspektroskopie werden Photonen <strong>mit</strong> einer Energie h<br />

auf die Kristallprobe gestrahlt. Diese Photonen wechselwirken im Festkorper<br />

<strong>mit</strong> geb<strong>und</strong>enen Elektronen, die die Bindungsenergie Eb besitzen (z. B. [87]).<br />

Die Elektronen werden aus ihren geb<strong>und</strong>enen Zustanden (Ban<strong>der</strong>) unterhalb<br />

des Ferminiveaus EF in unbesetzte Zustande des Quasikontinuums oberhalb<br />

des Vakuumniveaus angeregt. Elektronen, die uber genugend kinetische Energie<br />

EKin verfugen, konnen die Austrittsarbeit aufbringen <strong>und</strong> aus dem Kristall<br />

austreten. Es gilt die Beziehung:<br />

h = +EKin +Eb (2.22)<br />

Die Elektronen, die den Kristall verlassen, konnen nun entsprechend ihrer kinetischen<br />

Energie detektiert werden. Man erhalt ein Photoemissionsspektrum,<br />

N(EKin). Dieses liefert ein Abbild <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> besetzten elektronischen<br />

Zustande im Festkorper.<br />

Bemerkenswert fur Photoemissionsmessungen ist die gro e Eindringtiefe <strong>der</strong><br />

Photonen, bis <strong>10</strong>00 A [78], <strong>und</strong> die geringe Austrittstiefe <strong>der</strong> freigesetzten<br />

32


Elektronen, nur etwa 5-8A [50] im Bereich <strong>von</strong> 50-<strong>10</strong>0 eV, ahnlich wiebei<strong>der</strong><br />

zuvor diskutierten Auger-Elektronenspektroskopie. Diese geringe Austrittstiefe<br />

resultiert aus den vergleichsweise starken <strong>Wechselwirkung</strong>en <strong>der</strong> Elektronen<br />

<strong>mit</strong> dem Festkorper. Als Beispiel seien hier nur Interbandubergange o<strong>der</strong><br />

Plasmonenanregungen genannt. Wegen ihrer Ober achensensitivitat ist diese<br />

Methode ein wichtiges Hilfs<strong>mit</strong>tel fur den Ober achenphysiker <strong>und</strong> eignet<br />

sich hervorragend zur Charakterisierung <strong>der</strong> elektronischen Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Ober achen.<br />

Photonenquellen:<br />

Photonen konnen apparativ auf verschiedene Arten gewonnen werden:<br />

Gasentladungslampen:<br />

Zur Erzeugung <strong>der</strong> Photonen stehen Gasentladungslampen zur Verfugung,<br />

die prinzipiell wie folgt funktionieren. Ein Gas (z. B. Helium) be ndet<br />

sich bei niedrigem Druck in einem Glaszylin<strong>der</strong>. Die Hullenelektronen<br />

<strong>der</strong> Gasatome werden durch Elektronensto angeregt. Beim Ubergang<br />

aus dem hoheren in ein niedrigeres Energieniveau werden Lichtquanten<br />

ausgesendet, <strong>der</strong>en Energie <strong>der</strong> Di erenz <strong>der</strong> beteiligten Niveaus entspricht.<br />

Die Heliumgasentladungslampe besitzt Spektrallinien bei 21,2<br />

<strong>und</strong> 40,8 eV, wahrend die Neongasentladungslampe ein charakteristisches<br />

Lichtspektrum bei 16,8 <strong>und</strong> 26,9 eV e<strong>mit</strong>tiert. Werden <strong>der</strong>artige<br />

Lichtquellen benutzt, so bezeichnet man die Methode als Ultraviolettphotoemissionspektroskopie<br />

(UPS).<br />

Rontgenrohren:<br />

Werden hingegen hohere Photonenenergien benotigt, dann sind Rontgenrohren<br />

in Gebrauch. Diese Rontgenrohren konnen beim Einsatz <strong>von</strong> Aluminiumkathoden<br />

Photonen <strong>mit</strong> einer Energie <strong>von</strong> 1486 eV beziehungsweise<br />

1253 eV beim Einsatz <strong>von</strong> Magnesiumkathoden aussenden. In diesem<br />

Fall nennt sich die Methode XPS (X-ray Photoemission Spectroscopy)<br />

o<strong>der</strong> ESCA (Electron Spectroscopy for Chemical Analysis).<br />

Synchrotronstrahlung:<br />

Ist es unerla lich, die Photonenenergie kontinuierlich durchzustimmen,<br />

dann werden die extremen Vorteile <strong>der</strong> Synchrotron-Strahlung deutlich.<br />

Diese bietet, neben <strong>der</strong> kontinuierlichen Variation <strong>der</strong> Photonenenergie,<br />

weitere Moglichkeiten wie zum Beispiel eine hohere Photonenintensitat<br />

als eine Gasentladungslampe o<strong>der</strong> eine sehr geringe Divergenz des<br />

Lichtb<strong>und</strong>els sowie die Eigenschaft <strong>der</strong> linearen Polarisation.<br />

Bandstruktur:<br />

Wie eingangs bereits erwahnt werden, um die Energiedispersionkurven E( ~ k) zu<br />

er<strong>mit</strong>teln, die vom Kristall e<strong>mit</strong>tierten Elektronen winkelaufgelost detektiert.<br />

Bei dieser Art <strong>der</strong> Messung wird die Photonenenergie konstant gehalten <strong>und</strong><br />

fur eine Anzahl <strong>von</strong> Detektionswinkeln jeweils ein Photoemissionsspektrum<br />

33


Abbildung 2.18: Schematische Darstellung des ARUPS-Experiments [78].<br />

aufgezeichnet. Schematisch ist das ARUPS-Experiment in Abbildung 2.18<br />

dargestellt.<br />

Das freie Elektron genugt im Vakuum bekannterma en folgen<strong>der</strong> Beziehung:<br />

Ekin = h2~K<br />

2<br />

q<br />

2me<br />

Hierbei ist ~K: Der Wellenvektor im Vakuum (= 2 ).<br />

(2.23)<br />

Im Festkorper gilt diese Beziehung im allgemeinen nicht streng, au erdem wird<br />

beim Durchgang des Elektrons vom Festkorper ins Vakuum <strong>der</strong> Wellenvektor<br />

des Elektrons im Kristallinneren ~ k k wegen des Ober achenpotentials <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Ober achennormalen weggebrochen (siehe Abb. 2.19).<br />

Abbildung 2.19: Erhaltung <strong>der</strong> lateralen Komponente des Elektronenimpulses<br />

[96].<br />

34


Die laterale Komponente des Elektronenimpulses ~ kk (beim Durchtritt durch<br />

diese Potentialdi erenz) ist (modulo eines Ober achengittervektors ~G k) eine<br />

Erhaltungsgro e [87, 1]:<br />

(2.24)<br />

~K k = ~ k k + ~ G k<br />

~K k: Wellenvektor im Vakuum<br />

~k k: Wellenvektor im Kristallinneren<br />

~G k: reziproker Vektor des Ober achengitters<br />

Fur reine Metallober achen ist meist ~G k = 0, so da in guter Naherung ~K k = ~ k k<br />

erfullt ist.<br />

Zweidimensionale Systeme, wie zum Beispiel Adsorbatsysteme, zeichnen sich<br />

dadurch aus, da <strong>der</strong> zur Ober ache senkrechte Anteil des Wellenvektors keine<br />

den Elektronenzustand eindeutig kennzeichnende Gro e darstellt [3].<br />

Aus Messungen <strong>der</strong> kinetischen Energie <strong>der</strong> Photoelektronen fur verschiedene<br />

Austrittswinkel kann die Energiedispersion E( ~ k k) <strong>der</strong> Elektronen (im<br />

Festkorper) er<strong>mit</strong>telt werden. Diese Energiedispersion wird auch als Bandstruktur<br />

bezeichnet.<br />

Der Wellenvektor ~ k k berechnet sich folgen<strong>der</strong>ma en:<br />

~k k =<br />

s 2me<br />

h (EKin ; ) sin (2.25)<br />

Die Bandstruktur gibt Auskunft uber die Symmetrie <strong>und</strong> die Starke <strong>der</strong> Bindung<br />

zwischen Adsorbat <strong>und</strong> Substrat.<br />

2.1.5.2 Experimenteller Aufbau<br />

Die Messungen wurden am Berliner Synchrotron (BESSY) durchgefuhrt. In<br />

dieser Gro forschungseinrichtung werden Elektronen auf 800 MeV beschleunigt<br />

<strong>und</strong> in einen Speicherring injiziert. Dort zwingen elektrische <strong>und</strong> magnetische<br />

Fel<strong>der</strong> die Elektronen auf eine kreisformigen Bahn. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

radialen Beschleunigung strahlen die Elektronen (gerichtete) elektromagnetische<br />

Wellen in einem Energiebereich zwischen wenigen eV bis ca. 6 keV ab.<br />

BESSY stellt also ein kontinuierliches Spektrum vom sichtbaren Licht bis zur<br />

Rontgenstrahlung zur Verfugung. Das Licht kann an den einzelnen Strahlrohren,<br />

die vom Speicherring tangential wegfuhren, zu Experimenten genutzt<br />

werden. Da fur das einzelne Experiment meist nur Licht einer bestimmten<br />

Wellenlange wichtig ist, be ndet sich vor <strong>der</strong> eigentlichen Me kammer ein Monochromator.<br />

Beim Torroidgittermonochromator TGM 2, an dem wir unsere<br />

Experimente durchfuhrten, sind Messungen bei Wellenlangen <strong>von</strong> 120 bis<br />

6 nm <strong>und</strong> einer Au osung = <strong>von</strong> 500 moglich [11]. Als Me kammer dient<br />

35


ein <strong>Re</strong>zipient, bestehend aus einer Haupt- <strong>und</strong> einer Praparationskammer.<br />

Die Praparationskammer ist <strong>mit</strong> gangigen Methoden zur Ober achenreinigung<br />

<strong>und</strong> -charakterisierung wie LEED, AES, MS <strong>und</strong> einer Sputterkanone ausgerustet.<br />

Die Messungen erfolgten in <strong>der</strong> Hauptkammer [3]. Sie besitzt einen<br />

hemispharischen 150 -Elektronenanalysator (ADES 400, VG-Instruments).<br />

Dieser ist horizontal <strong>und</strong> vertikal schwenkbar. Die Winkelau osung liegt bei<br />

1:7 0:9 .<br />

2.1.6 HREELS<br />

Das Kapitel beschaftigt sich <strong>mit</strong> inelastischen Streuprozessen <strong>von</strong> langsamen<br />

Elektronen <strong>und</strong> beschreibt insbeson<strong>der</strong>e die verwendete Elektronenenergieverlustspektroskopie.<br />

Die hochau osende Elektronenenergieverlustspektroskopie (HREELS) [57]<br />

[149, 79, 50, 21] ist eine ausgezeichnete Methode, um die lokale Symmetrie<br />

<strong>und</strong> die Bindungsverhaltnisse <strong>von</strong> Adsorbat-Substrat-Komplexen zu charakterisieren.<br />

Elektronen <strong>mit</strong> einer Primarenergie <strong>von</strong> wenigen eV werden auf<br />

die Probe geschossen <strong>und</strong> anschlie end die Energieverluste <strong>der</strong> inelastisch gestreuten<br />

Elektronen detektiert. Diese Energieverluste aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Vibrationsanregungen<br />

liegen ublicherweise zwischen <strong>10</strong> <strong>und</strong> 500 meV <strong>und</strong> besitzen<br />

Intensitaten, die nur etwa einhun<strong>der</strong>tstel bis eintausendstel <strong>der</strong> Intensitat <strong>der</strong><br />

elastisch gestreuten Elektronen betragen.<br />

2.1.6.1 Anregungsprozesse<br />

Zwei Prozesse tragen zum Energieverlust <strong>der</strong> gestreuten Elektronen bei:<br />

Einen Proze stellt die Dipolstreuung dar. Das ankommende Elektron ruft <strong>mit</strong><br />

seiner Ladung eine positive Bildladung in <strong>der</strong> metallischen Probe hervor.<br />

Das Elektron <strong>und</strong> die Bildladung ergeben einen Dipol (Abbildung 2.20b)).<br />

Dieser schwingende Dipol regt polarisierbare Adsorbatatome (-molekule) zu<br />

Schwingungen an <strong>und</strong> verliert dabei Energie. Die Dipolwechselwirkung reicht<br />

mehrere (ca. 60) Angstrom weit. Bildet eine Adsorbat-Spezies einen lateral<br />

zur Ober ache orientierten Dipol (Abbildung 2.20a)), so kann dieser nicht<br />

<strong>mit</strong> dem durch das an iegende Elektron hervorgerufenen Dipol in <strong>Wechselwirkung</strong><br />

treten. Die Dipolstreuung ist also stark richtungsabhangig [124]. Die<br />

maximale Intensitat wird fur Dipolverluste in spekularer Richtung beobachtet.<br />

Ist <strong>der</strong> Einfallswinkel gleich dem Ausfallswinkel <strong>der</strong> Elektronen, so spricht<br />

man <strong>von</strong> einer <strong>Re</strong> exion in spekularer Richtung. Weicht hingegen die Detektionsrichtung<br />

nur wenige Grad <strong>von</strong> <strong>der</strong> spekularen Richtung ab, so kann die<br />

zu beobachtende Intensitat des Verlustes drastisch absinken. Da die Dipolwechselwirkung<br />

langreichweitig ist, konnen bereits wenige Adsorbatteilchen zu<br />

36


Abbildung 2.20: Dipolorientierung <strong>und</strong> Dipolstreuung [21].<br />

einem deutlichen Verlustsignal fuhren. Es ist daher moglich, schon Promille<br />

einer Adsorbatmonolage anhand ihrer Schwingungsanregung nachzuweisen.<br />

Diese hohe Emp ndlichkeit wird z. B. im Rahmen dieser Arbeit zum Nachweis<br />

<strong>von</strong> <strong>Re</strong>stgasverunreinigungen auf <strong>der</strong> Probe eingesetzt.<br />

Der an<strong>der</strong>e Proze ist die Sto streuung (impact-scattering). Bei <strong>der</strong> Sto -<br />

streuung wechselwirkt das ankommende Elektron <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Elektronenschale<br />

<strong>der</strong> Substrat- o<strong>der</strong> Adsorbatatome. Diese <strong>Wechselwirkung</strong> ist kurzreichweitig<br />

- einige Angstrom. Da sie nicht an das Vorhandensein <strong>von</strong> senkrecht orientierten<br />

Dipolen auf <strong>der</strong> Probenober ache geb<strong>und</strong>en ist, ergibt sich fur die<br />

gestreuten Elektronen eine eher homogene Winkelverteilung [148, 79]. Es ist<br />

also insbeson<strong>der</strong>e auch moglich, Schwingungen des Adsorbats lateral zur Oberache<br />

anzuregen. Ob eine ganz bestimmte Verlustschwingung angeregt werden<br />

kann, hangt nun <strong>von</strong> Auswahlregeln ab. Diese Auswahlregeln basieren auf<br />

Symmetrieuberlegungen.<br />

Die Auswahlregeln 7 fur Sto streuung unterscheiden zwei Falle (Darstellung<br />

2.21):<br />

1. Die Ebene, in <strong>der</strong> ein- <strong>und</strong> ausfallen<strong>der</strong> Elektronenstrahl liegen, hei t<br />

Streuebene ESt. Ist sie parallel zur Spiegelebene ESp <strong>der</strong> Kristalloberache<br />

<strong>und</strong> die Schwingung selber ungerade bezuglich ESp, dann kann<br />

dieser Schwingungsverlust nicht beobachtet werden.<br />

2. Verlauft die Streuebene senkrecht zur Spiegelebene <strong>der</strong> Kristallober ache<br />

<strong>und</strong> ist die Schwingung wie<strong>der</strong> ungerade in Bezug auf die Spiegelebene,<br />

dann ist dieser Schwingungsverlust zwar in spekularer Richtung verboten,<br />

jedoch au erhalb dieser Richtung erlaubt.<br />

7 Wie streng diese Auswahlregeln tatsachlich gultig sind, ist unter Ober achenphysikern<br />

nicht unumstritten. Mir ist hierzu jedoch kein abschlie en<strong>der</strong>, klaren<strong>der</strong> Artikel bekannt.<br />

37


(a) (b)<br />

Abbildung 2.21: a) E St k E Sp <strong>und</strong> b) E St ? E Sp.<br />

Tritt nun ein bestimmter Verlust in spekularer Richtung auf, o<strong>der</strong> eben gerade<br />

nicht, so kann bei einer festen Streugeometrie (z. B. ESt k ESp) auf die lokale<br />

Symmetrie des Adsorbatbindungsplatzes geschlossen werden. Gegebenenfalls<br />

mu das Experiment <strong>mit</strong> <strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>en Streugeometrie (hier: ESt ? ESp)<br />

wie<strong>der</strong>holt werden, um die gesamten Symmetrieinformationen zu erhalten.<br />

Sollen die Schwingungsverluste aufgr<strong>und</strong> ihrer energetischen Lage einer bestimmten<br />

Spezies zugeordnet werden, so bietet sich ein Vergleich <strong>mit</strong> IR- o<strong>der</strong><br />

Ramanspektren an.<br />

2.1.6.2 Elektronenenergieverlustspektrometer<br />

Fur die im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit durchgefuhrten Messungen wurden<br />

zwei Elektronenenergieverlustspektrometer benutzt ein einfach fokussierendes,<br />

das sich an einer kombinierten UPS/LEED/AES/TDS/ -Maschine befand,<br />

sowie ein zweites kommerzielles Gerat, das doppelt fokussierend <strong>und</strong> an einer<br />

zweiten LEED/TDS/ -Kammer montiert war.<br />

Das erstgenannte Spektrometer ist ein Eigenbau des Fritz-Haber-Instituts (FHI)<br />

in Berlin. Der Spektrometeraufbau, wie in Abbildung 2.22 zu sehen, wird im<br />

folgenden beschrieben:<br />

Abbildung 2.22: Eigenbau-EELS-Spektrometer aus dem FHI.<br />

38


Abbildung 2.23: Spektrometer ELS22 (sic.) <strong>der</strong> Firma Leybold [54].<br />

Durch die Wolfram-Haarnadel-Kathode ie t ein Heizstrom <strong>von</strong> ca. 1,8 Ampere.<br />

Dieser Heizstrom bewirkt, da die Elektronen thermisch aus <strong>der</strong> Kathode<br />

e<strong>mit</strong>tiert werden. Ein zwischen <strong>der</strong> Kathode <strong>und</strong> <strong>der</strong> Anodenblende angelegtes<br />

elektrisches Feld beschleunigt die Elektronen auf Energien <strong>von</strong> 1-<strong>10</strong> eV.<br />

Zur Monochromatisierung mussen die Elektronen anschlie end zusatzlich einen<br />

150 0 -Kugelsegment-Monochromator passieren. Danach fokussieren Elektronenlinsen<br />

die monochromatisierten Elektronen auf die Probe. Diese be ndet<br />

sich innerhalb <strong>der</strong> Streukammer. Die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probe gestreuten Elektronen<br />

konnen nun winkelabhangig <strong>von</strong> einem azimutal schwenkbaren Analysator detektiert<br />

werden. Hierzu durchlaufen die Elektronen erneut ein Linsensystem<br />

<strong>und</strong> gelangen so in einen zweiten 150 0 -Analysator, in dem sie entsprechend<br />

ihrer kinetischen Energie ge ltert werden. Zum Nachweis kleinster Strome<br />

Abbildung 2.24: Abhangigkeit <strong>der</strong> Energieau osung vom Elektronen u im<br />

direkten Durchgang. Die obere Gerade erhalt man fur leicht erreichbare,<br />

durchschnittliche Spektrometereinstellungen, wahrend die untere Gerade ein<br />

moglichst fabrikneues (evtl. frisch graphitiertes) Spektrometer erfor<strong>der</strong>t.<br />

39


(<strong>10</strong> ;12 Ampere) dient ein Channeltron. Mit dem hier beschriebenen Spektrometer<br />

la t sich wegen <strong>der</strong> Einfachfokussierung bestenfalls eine Energieau<br />

osung <strong>von</strong> 11 meV erreichen.<br />

Des weiteren stand fur die Messungen am H/<strong>Re</strong>-System ein vom Aufbau vergleichbares<br />

Spektrometer vom Typ ELS22 (sic.) <strong>der</strong> Firma Leybold [54] zur<br />

Verfugung. Es ist in Abbildung 2.23 zu sehen. Aufgr<strong>und</strong> technischer Unterschiede<br />

wie z. B. einem Doppelmonochromator <strong>und</strong> einem Doppelanalysator<br />

sind die Spezi kation dieses Spektrometers besser. Es erlaubt eine Au osung<br />

<strong>von</strong> ca. 6meV.<br />

2.2 Apparatives<br />

Die Messungen des H/<strong>Re</strong>- <strong>und</strong> des H/<strong>Pd</strong>-Systems wurden zwar an verschiedenen<br />

UHV-<strong>Re</strong>zipienten durchgefuhrt, jedoch besitzen diese beiden <strong>Re</strong>zipienten<br />

einen ahnlichen Aufbau, so da im allgemeinen eine Beschreibung fur beide<br />

Apparaturen ausreichend ist. Auf im Detail wichtige Unterschiede <strong>der</strong> Apparaturen,<br />

wie zum Beispiel die unterschiedliche Kuhlung <strong>und</strong> Probenhalterung,<br />

wird explizit eingegangen. Weiter werden in diesem Kapitel die Probenpraparation<br />

des <strong>Pd</strong>-Systems <strong>und</strong> des <strong>Re</strong>-Systems beschrieben.<br />

2.2.1 Der UHV-<strong>Re</strong>zipient<br />

Die Messungen wurden in einem 150 l Edelstahl Ultrahochvakuumrezipienten<br />

durchgefuhrt. Die Apparatur wird <strong>mit</strong> Hilfe eines zweistu gen Pumpensystems<br />

evakuiert. Die erste Stufe des Pumpensystems besteht aus einer Drehschiebervorpumpe,<br />

die einen Vordruck <strong>von</strong> <strong>10</strong> ;3 mbar gewahrleistet. Zur Messung<br />

des Vordrucks wird ein Piranidruckme gerat verwendet. Ab einem Vordruck<br />

<strong>von</strong> etwa <strong>10</strong> ;2 mbar kann die zweite Stufe, eine Turbomolekularpumpe, in Betrieb<br />

genommen werden <strong>und</strong> einen Enddruck <strong>von</strong> 8 <strong>10</strong> ;11 mbar erreichen.<br />

Diese Druckmessung erfolgt <strong>mit</strong> einem Eintauchionisationsmanometer nach<br />

Bayard-Alpert. Zur Unterstutzung <strong>der</strong> Turbomolekularpumpe nden sowohl<br />

eine Kuhlfalle als auch eine Titansublimationspumpe Verwendung.<br />

Uber den Gasrechen konnen einerseits die fur die Adsorption benotigten Gase<br />

Wassersto <strong>und</strong> Deuterium, an<strong>der</strong>erseits auch die fur Praparation erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Gase Argon <strong>und</strong> Sauersto eingeleitet werden.<br />

Als Me sonden stehen eine Vier-Gitter-backview-LEED-Optik <strong>der</strong> Firma Omikron,<br />

ein Quadrupolmassenspektrometer <strong>der</strong> Firma Leybold, ein HREELS-<br />

Spektrometer des Typs EELS22 <strong>der</strong> Firma Leybold <strong>und</strong> ein Kelvinschwinger<br />

zur Verfugung.<br />

Fur die Probenpraparation besitzt die Apparatur eine Leybold Sputterkanone.<br />

Das Praparationsergebnis konnte dann <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Auger-Elektronenspektroskopie<br />

uberpruft werden. Hierbei wurde <strong>der</strong> LEED-Schirm zum Elektronennachweis<br />

benutzt.<br />

40


Abbildung 2.25: UHV-<strong>Re</strong>zipient [96].<br />

2.2.2 Probenhalterung <strong>und</strong> Praparation<br />

Im folgenden Abschnitt wird auf die Verfahren zur Praparation <strong>der</strong> beiden<br />

verwendeten Proben, Palladium <strong>und</strong> Rhenium, eingegangen <strong>und</strong> die jeweils<br />

benutzten Probenhalter beschrieben.<br />

2.2.2.1 Rhenium<br />

Praparation des Rheniums:<br />

Die Messungen wurden an einem Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Kristall durchgefuhrt. Der<br />

<strong>mit</strong> Funkenerosion geschnittene Kristall war quadratisch geformt <strong>mit</strong> einer<br />

Seitenlange <strong>von</strong> 1 cm <strong>und</strong> einer Dicke <strong>von</strong> 0:2 cm. Mit dem Laueverfahren<br />

wurde seine Orientierung uberpruft. Sie weicht um hochstens 0:5 0 <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

gewunschten (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Orientierung ab. Fur seine Befestigung an <strong>der</strong> Probehalterung<br />

besitzt er an den vier Ecken kleine R<strong>und</strong>bohrungen. Bei<strong>der</strong>seitig wurde<br />

<strong>der</strong> Kristall vor dem Einbau ins Vakuum <strong>mit</strong> Diamantpaste (Kornung 9, 6, 3<br />

<strong>und</strong> 1 m) poliert.<br />

41


Als mogliche Verunreinigungen kamen Schwefel, Kohlensto <strong>und</strong> Sauersto in<br />

Betracht. Diese Verunreinigungen konnte man <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Augerspektroskopie<br />

nachweisen [96]. Sie wurden in einer mehrwochigen Gr<strong>und</strong>praparation,<br />

hautpsachlich Sputter- <strong>und</strong> Heizzyklen [96], bereits durch den Vorganger Hrn.<br />

Lenz im Rahmen seiner Dissertation entfernt. Nach dieser Gr<strong>und</strong>praparation<br />

des Rheniumkristalls erfolgt die " tagtagliche\ Praparation <strong>der</strong> Probe hauptsachlich<br />

auf chemischem Wege.<br />

Im Anschlu an ein schnelles Hochheizen (Flash) auf 2600 K wird die Probe bei<br />

1<strong>10</strong>0 K fur eine Minute einem Sauersto partialdruck <strong>von</strong> 1 <strong>10</strong> ;8 mbar ausgesetzt.<br />

Dieser Vorgang dient <strong>der</strong> Oxidation <strong>von</strong> Kohlensto verunreinigungen<br />

zu Kohlenmonoxid <strong>und</strong> wird " Sauersto gluhen\ genannt. Das Kohlenmonoxid<br />

desorbiert bei diesen Temperaturen rasch <strong>und</strong> kann abgepumpt werden.<br />

Anschlie end wird die Probe bei <strong>der</strong> gleichen Temperatur fur 6 Minuten einem<br />

Wassersto partialdruck <strong>von</strong> 1 <strong>10</strong> ;7 mbar exponiert ( " Wassersto gluhen\).<br />

Der Wassersto reduziert eventuell oxidierte Rheniumatome.<br />

Die gesamte Prozedur wird durch einen erneuten Flash auf 2600 K abgeschlossen.<br />

Die <strong>Re</strong>inheit <strong>der</strong> Probe wird anschlie end <strong>mit</strong> schwingungsspektroskopischen<br />

Methoden, die sehr sensitiv auf Wasser-, CO- o<strong>der</strong> Sauersto -<br />

verunreinigungen reagieren, uberpruft. Die Abbildung 2.26 zeigt ein typisches<br />

HREELS-Spektrum, das nach <strong>der</strong> eben beschriebenen Praparation aufgenommen<br />

wurde. Es sind auch bei 500-facher Vergro erung in dem relevanten Energiebereich<br />

<strong>von</strong> 0 bis 450 meV keinerlei Schwingungsverluste festzustellen, die<br />

auf Ober achenverunreinigungen schlie en lie en (prinzipiell konnten Schwingungsverluste<br />

bei folgenden Energien zu erwarten sein: CO bei ca. 48 meV<br />

o<strong>der</strong> 300 meV� H20 bei ca. 375 meV� O2 bei 53, 60, 72 o<strong>der</strong> 77 meV [96]).<br />

Abbildung 2.26: Exemplarisches HREELS-Spektrum <strong>der</strong> reinen<br />

Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong> )-Ober ache.<br />

42


Halterung <strong>und</strong> Kuhlung <strong>der</strong> Rheniumprobe:<br />

Abbildung 2.27: Halterung<br />

<strong>der</strong> Rheniumprobe [96].<br />

Durch die vier Locher an den Ecken<br />

des Kristalls wurde Wolframdraht<br />

( 0.18 mm) gezogen <strong>und</strong> verdrillt. Der<br />

jeweils etwa 2 cm lange, verdrillte Draht<br />

wurde an die Tantalsteher des Probenhalters<br />

punktgeschwei t. Diese Tantalsteher<br />

sind <strong>mit</strong> dem Kupferblock des Manipulators<br />

verschraubt.<br />

Der Manipulator wird uber ein Edelstahlrohr<br />

<strong>mit</strong> ussigem Sticksto gekuhlt.<br />

Hierbei sind eine minimale Temperatur<br />

<strong>der</strong> Probe <strong>von</strong> <strong>10</strong>0 K <strong>und</strong> eine <strong>mit</strong>tlere<br />

Kuhlrate <strong>von</strong> ca. 1 K/s erreichbar.<br />

Fur die Temperaturmessung wird ein an<br />

die Probe gepunktetes W<strong>Re</strong>25%/W<strong>Re</strong>3%-<br />

Thermoelement benutzt.<br />

Die Heizung des Kristalls erfolgt auf zweierlei<br />

Arten. Zum einen kann <strong>der</strong> Kristall<br />

uber die Zuleitungen direkt <strong>mit</strong> einer Wi<strong>der</strong>standsheizung<br />

geheizt werden. Hierbei<br />

ie en Strome <strong>von</strong> 12 Ampere, <strong>und</strong><br />

man erzielt maximale Temperaturen <strong>von</strong><br />

ca. 1<strong>10</strong>0 K. Zum an<strong>der</strong>en wird fur das Erreichen <strong>von</strong> sehr hohen Temperaturen<br />

um die 2600 K eine Elektronensto heizung benutzt. Sie besteht aus einer<br />

Wolfram-Kathode <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu heizenden Probe. Aus <strong>der</strong> Wolfram-Wendel<br />

werden durch Gluhemission Elektronen e<strong>mit</strong>tiert <strong>und</strong> auf die Probe beschleunigt.<br />

Im vorliegenden Fall betragt die Beschleunigungsspannung 1,2 kV. Die<br />

auftre enden Elektronen erwarmen dann die Probe. Hierbei ie t ein Strom<br />

zwischen Wendel <strong>und</strong> Probe <strong>von</strong> <strong>10</strong>0 mA. Der Kristall wird also <strong>mit</strong> 120 Watt<br />

geheizt.<br />

2.2.2.2 Palladium<br />

Im folgenden wird zuerst <strong>der</strong> Probenaufbau <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> mogliche Kuhlung<br />

beschrieben. Dann wird auf die Praparation des Palladiumkristalls eingegangen.<br />

Halterung <strong>und</strong> Kuhlung <strong>der</strong> Palladiumprobe:<br />

Der Palladiumkristall ist etwa einen 1 cm 2 gro . Auf zwei seiner gegenuberliegenden<br />

Stirn achen wurden 0,5 mm dicke Tantaldrahte gepunktet (Abbildung<br />

2.28). Diese Drahte wurden <strong>mit</strong> den Kupferstehern <strong>der</strong> Probenhalterung<br />

verschraubt. Uber einen Saphirblock besteht ein thermischer Kontakt<br />

43


Abbildung 2.28: Halterung <strong>der</strong> Palladiumprobe [44].<br />

bei gleichzeitiger elektrischer Isolierung zu einem Edelstahlrohr. Durch das<br />

Edelstahlrohr wird unter Druck ussiger Sticksto geleitet, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Kuhlung<br />

<strong>der</strong> Probe dient. Der gesamte Manipulator ist horizontal angeordnet. Durch<br />

die hohe thermische Leitfahigkeit <strong>der</strong> fur die Kristallhalterung verwendeten<br />

Materialien <strong>und</strong> das Prinzip <strong>der</strong> oben beschriebenen Durchlaufkuhlung kann<br />

sowohl eine tiefe minimale Probentemperatur <strong>von</strong> 85 Kelvin als auch eine sehr<br />

hohe Abkuhlrate <strong>von</strong> 5 K/s erreicht werden. Die Temperatur wird <strong>mit</strong> Hilfe<br />

eines an die Probe gepunkteten Ni/CrNi-Thermoelementes gemessen.<br />

Der Kristall kann <strong>mit</strong> einer direkten Wi<strong>der</strong>standsheizung bis auf 1300 K geheizt<br />

werden. Hierzu sind allerdings Strome bis zu 30 Ampere notig<br />

Praparation des Palladiumkristalls:<br />

Die Praparation des Palladiumkristalls vollzog sich in zwei Schritten - einer<br />

mehrwochigen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> einer " Tagespraparation\.<br />

Abbildung 2.29: Auger-Spektrum <strong>mit</strong> Schwefelverunreinigungen<br />

bei 150 eV.<br />

44


Gr<strong>und</strong>praparation:<br />

Um den Palladiumkristall <strong>von</strong> moglichen Verunreinigungen, wie zum Beispiel<br />

Schwefel, Kohlensto o<strong>der</strong> Sauersto zu reinigen [7], wurde er fur<br />

etwa 30 Minuten <strong>mit</strong> Argonionen beschossen. Der Partialdruck des Argons<br />

lag bei 2 <strong>10</strong> ;5 mbar, die Beschleunigungsspannung bei 600 V <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Probenstrom bei 1,5 Ampere. Dieses Ionenbombardement (Sputtern),<br />

das bei Raumtemperatur durchgefuhrt wurde, hatte die Abtragung <strong>der</strong><br />

obersten Palladiumlagen <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich darin be ndenden Verunreinigungen<br />

zur Folge. Beim anschlie enden Heizen auf 800 K besteht fur Verunreinigungen,<br />

die sich in tieferen Schichten be nden, die Moglichkeit,<br />

erneut an die Ober ache zu di <strong>und</strong>ieren. Durch iterativeAnwendung des<br />

Sputter-Heizzyklusses wird die Konzentration <strong>von</strong> Verunreinigungen im<br />

ober achennahen Bereich sukzessive erniedrigt. Wird dieses Verfahren<br />

Abbildung 2.30: Auger-Spektrum <strong>der</strong> sauberen Probe.<br />

uber mehrere Wochen angewendet, so di <strong>und</strong>ieren auch nach mehrmaligem<br />

Heizen keine Verunreinigungen mehr an die Ober ache.<br />

" Tagespraparation\:<br />

Am Beginn eines Me tages ist ein Sputter-Heizzyklus ausreichend. Eventuell<br />

wird es notig den Kristall zwischen einzelnen Messungen durch Heizen<br />

<strong>von</strong> <strong>Re</strong>stgasverunreinigungen zu saubern.<br />

2.3 Gr<strong>und</strong>legendes zum Rhenium<br />

Dieses Kapitel befa t sich <strong>mit</strong> den wichtigsten chemischen <strong>und</strong> physikalischen<br />

Eigenschaften des Rheniums. Im zweiten Teil folgt eine Beschreibung <strong>der</strong> Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober<br />

ache.<br />

45


2.3.1 Wichtige physikalisch-chemische Eigenschaften<br />

Rhenium ist ein wei glanzendes, hartes, luftbestandiges, im Aussehen dem<br />

Platin ahnelndes Metall <strong>der</strong> 7. Nebengruppe <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Kernladungszahl 75 <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> relativen Atommasse <strong>von</strong> 186,2 u [75]. Es besitzt eine hohe Dichte (<br />

= 21,03 g=cm 3 ) <strong>und</strong> einen hohen Schmelzpunkt <strong>von</strong> 3453 K. Das ist nach<br />

Wolfram <strong>der</strong> zweithochste Schmelzpunkt im Periodensystem. Der Siedepunkt<br />

des Rheniums betragt 6143 K. Rhenium kann aus Mineralien wie z. B. dem<br />

Molybdanglanz o<strong>der</strong> dem Columbit gewonnen werden. Da <strong>der</strong> Anteil des Rheniums<br />

in Erzen sehr niedrig ist, wurde es erst spat (1925) entdeckt.<br />

Die Verbindungen des Rheniums sind hauptsachlich drei-, vier-, funf-, sechs<strong>und</strong><br />

siebenwertig. In den Verbindungen ahnelt Rhenium dem Mangan, jedoch<br />

sind Rheniumverbindungen niedriger Oxidationstufe weniger bestandig <strong>und</strong><br />

die Verbindungen hoher Oxidationstufe bestandiger als die des Mangans.<br />

Mit Sauersto bildet Rhenium beim Erhitzen uber 673 K das Heptoxid <strong>Re</strong>2O7.<br />

Bei hoheren Temperaturen zerfallt diese Verbindung wie<strong>der</strong>.<br />

Bemerkenswert sind auch die komplexen Hydride des Rheniums. Sie bilden sich<br />

bei <strong>der</strong> Hydrierung <strong>von</strong> Perrhenaten, <strong>Re</strong>O ;<br />

4 , <strong>mit</strong> kraftigen <strong>Re</strong>duktions<strong>mit</strong>teln.<br />

Der <strong>Re</strong>-H-Abstand betragt hierbei 1:68A <strong>und</strong> die Summenformel <strong>der</strong> Hydride<br />

lautet <strong>Re</strong>H 2;<br />

9 . Diese komplexen Hydride sind bis 473 K stabil.<br />

Rhenium ndet wegen seiner Temperaturbestandigkeit als Kathodenmaterial<br />

im UHV <strong>und</strong> wegen seiner gro en Thermokraft (3-4 mal gro er als bei<br />

den sonst gebrauchlichen Edelmetallkombinationen) als Thermoelementmaterial<br />

Verwendung. Auch ist beson<strong>der</strong>s erwahnenswert, da Rhenium als Katalysator<br />

bei <strong>Re</strong>forming-Prozessen eingesetzt wird.<br />

2.3.2 Die <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache<br />

Abbildung 2.31: Hexagonal-dichteste Kugelpackung [96]<br />

Metallisches Rhenium liegt in <strong>der</strong> hexagonal-dichtesten Kugelpackung vor. Die<br />

Gitterkonstante c betragt 4,449A [33].<br />

46


Die (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Flache wird durch die Seiten ache des Prismas begrenzt. Die Basisvektoren<br />

a1, 2,755A, in [12<strong>10</strong>]-Richtung <strong>und</strong> a2, 4,449A, in [0001]-Richtung<br />

spannen die Einheitsmasche auf. Hieraus ergibt sich eine Ober achenkonzentration<br />

<strong>der</strong> Rheniumatome <strong>von</strong>:<br />

n=8� 159 <strong>10</strong> 18 m ;2<br />

Die Ober ache besitzt einen grabenartigen Charakter. In [12<strong>10</strong>]-Richtung<br />

Abbildung 2.32: Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong> )-Ober ache<br />

weist sie dichtgepackte <strong>Re</strong>ihen auf, wahrend in [0001]-Richtung <strong>der</strong> Abstand<br />

<strong>der</strong> Atome <strong>der</strong> ersten Lage fast doppelt so gro ist.<br />

Fur die Anordnung <strong>der</strong> Atome in <strong>der</strong> zweiten Lage sind nun zwei Moglichkeiten<br />

denkbar. In <strong>der</strong> einen Modi kation sind die Atome <strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> zweiten Lage<br />

gegeneinan<strong>der</strong> versetzt (Abbildung 2.33A). Daraus resultiert ein relativ kleiner<br />

Abstand <strong>der</strong> ersten zur zweiten Lage. Bei <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Anordnung (Abbildung<br />

2.33B) sind die Atome <strong>der</strong> ersten <strong>und</strong> <strong>der</strong> zweiten Lage nicht gegeneinan<strong>der</strong><br />

verschoben. Das hat einen gro en Abstand zur Folge. Die Ergebnisse <strong>von</strong><br />

Zehner et al. <strong>und</strong> Doell [151] [34] [37] haben ergeben, da die erste Modi kation<br />

bevorzugt wird. Der geringe Lagenabstand hat dann den Wert 0,797 A.<br />

Abbildung 2.33: Unterschiedliche Anordnung <strong>der</strong> Atome in <strong>der</strong> zweiten Lage<br />

[96].<br />

47<br />

:


Die Ober ache besitzt zwei Spiegelebenen: eine in [12<strong>10</strong>]-Richtung <strong>und</strong> eine<br />

in [0001]-Richtung. Es liegt also C2v-Symmetrie vor.<br />

Da die vorliegende Arbeit das Adsorptionsverhalten <strong>von</strong> Wassersto auf <strong>der</strong><br />

(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache zum Gegenstand hat, soll hier vorab schon kurz auf die dafur<br />

in Frage kommenden Adsorptionsplatze eingegangen werden.<br />

Uber das Adsorptionsverhalten des Wassersto s ist bekannt (vgl. z. B. [20]),<br />

da er bevorzugt hochkoordinierte Adsorptionsplatze bevolkert. Auf <strong>der</strong> (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-<br />

Ober ache sind zwei unterschiedliche Arten dieser dreifachkoordinierten Platze<br />

zu nden. Der Typ `A` besteht aus zwei <strong>Re</strong>ihenatomen <strong>und</strong> einem Grabenatom.<br />

Derartige Platze werden `hcp`-artig genannt. Der Typ `B` setzt sich aus<br />

einem <strong>Re</strong>ihenatom <strong>und</strong> zwei Grabenatomen zusammen <strong>und</strong> wird als `fcc`-Platz<br />

bezeichnet.<br />

2.4 Gr<strong>und</strong>legendes zum Palladium<br />

Im folgenden werden zuerst die wichtigsten Eigenschaften des Palladiums vorgestellt<br />

<strong>und</strong> dann wird auf die (2<strong>10</strong>)-orientierte Palladium-Ober ache eingegangen.<br />

2.4.1 Wichtige physikalisch-chemische Eigenschaften<br />

Das ElementPalladium, Ordnungszahl 46, gehort zur achten Nebengruppe <strong>und</strong><br />

besitzt eine relative Atommasse <strong>von</strong> <strong>10</strong>6,4 u [75]. Es ist ein silberwei es, heller<br />

als Silber glanzendes, duktiles Metall <strong>mit</strong> einer Dichte <strong>von</strong> 11.97 g=cm 3 . Palladium<br />

schmilzt bei einer Temperatur oberhalb <strong>von</strong> 1825 K <strong>und</strong> siedet schlie lich<br />

bei 3833 K.<br />

Es kann bei Raumtemperatur das 600-fache Volumen an Wassersto <strong>und</strong> als<br />

kolloidale Palladium-Losung sogar das 3000-fache Volumen an Wassersto<br />

losen. Palladium ist das unedelste <strong>der</strong> Platinmetalle, es kann <strong>mit</strong> konzentrierter<br />

Salpetersaure gelost werden. In Verbindungen besitzt Palladium die<br />

Oxidationsstufen +II o<strong>der</strong> +IV. Man verwendet Palladium u. a. als Katalysator<br />

o<strong>der</strong> Legierungsbestandteil.<br />

2.4.2 Die <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

Palladium kristallisiert kubisch- achenzentriert. Die Gitterkonstante <strong>der</strong> Einheitszelle<br />

betragt 3,880 A [33].<br />

Die nicht pri<strong>mit</strong>ive Einheitsmasche <strong>der</strong> (2<strong>10</strong>)-Ober ache wird durch a1=3,880 A<br />

in [001]-Richtung <strong>und</strong> a0 2=8,676 A in [120]-Richtung aufgespannt. Hieraus ergibt<br />

sich die Flachendichte n:<br />

n =5� 94 <strong>10</strong> 18 m ;2 :<br />

48


Abbildung 2.34: Die (2<strong>10</strong>)-Ebene als Schnitt durch die fcc Einheitszelle des<br />

Palladiums.<br />

Die (2<strong>10</strong>)-Ober ache besitzt parallel zur [120]-Richtung eine Symmetrieebene.<br />

Man spricht hier <strong>von</strong> Cs-Symmetrie. Die (2<strong>10</strong>)-Ober ache unterscheidet sich<br />

also auch hier <strong>von</strong> <strong>der</strong> grabenartigen (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie.<br />

Die (2<strong>10</strong>)-Ober ache ist kristallographisch sehr o en. O ene Ober achen zei-<br />

Abbildung 2.35: Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache (a 2 =4� 752 A)<br />

gen im allgemeinen eine starke Anisotropie. Wahrend die [001]-Richtung dichtgepackte<br />

Atomreihen aufweist, sind die Palladiumatome <strong>der</strong> ersten Lage in<br />

<strong>der</strong> [120]-Richtung bis zu 8,7 A <strong>von</strong>einan<strong>der</strong> entfernt. Aufgr<strong>und</strong> dieser strukturellen<br />

Beson<strong>der</strong>heit sind auch Atome aus <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Schicht<br />

49


zuganglich. Im Vergleich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> (111)-Ober ache ist hier die Zahl <strong>der</strong> direkt<br />

an <strong>der</strong> Ober ache beteiligten Atome kleiner. Daher besitzt das einzelne Atom<br />

eine kleinere Koordinationszahl als das Atom auf <strong>der</strong> (111)-Ober ache. Diese<br />

kleinere Koordinationszahl bewirkt, da die Ober achenatome o<strong>der</strong> die oberachennahen<br />

Atome " schutzloser\ einem chemischen Angri ausgesetzt sind.<br />

Da im Rahmen dieser Arbeit das Adsorptionsverhalten <strong>von</strong> Wassersto auf <strong>der</strong><br />

(2<strong>10</strong>)-Palladiumober ache untersucht wird, soll auch hier wie<strong>der</strong> auf mogliche<br />

Adsorptionsplatze eingegangen werden. Betrachtet man die Morphologie <strong>der</strong><br />

Ober ache eingehen<strong>der</strong>, so fallt auf, da die wohlgeordnete Ober ache einen<br />

sehr rauhen, zerklufteten Charakter besitzt. Es existieren " hohlenartige\ Vertiefungen,<br />

die bis zu 3,4 A tief eingegraben sind. Diese Vertiefungen besitzen<br />

quasi-vierfach koordinierte Symmetrie. Die (2<strong>10</strong>)-Ober ache weist daruber<br />

hinaus (111)-Mikrofacetten auf. Diese Facetten sind <strong>von</strong> dreifachkoordinierter<br />

Symmetrie. Uber den Wassersto ist bekannt, da er bevorzugt auf hochkoordinierten<br />

Platzen adsorbiert [20]. Fur die Adsorption <strong>von</strong> Wassersto sollte<br />

diese (2<strong>10</strong>)-Ober ache daher gunstige Adsorptionseigenschaften aufweisen <strong>und</strong><br />

insbeson<strong>der</strong>e auch ein Eindringen des Wassersto s in das Volumen ermoglichen<br />

(subsurface-Wassersto ).<br />

2.5 Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Wassersto adsorption auf<br />

Metallober achen<br />

Der Wassersto kann auf mehrere Weisen <strong>mit</strong> Metallen zu reagieren. Er hat<br />

die Moglichkeit schwach geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> molekular o<strong>der</strong> atomar, thermisch aktiviert<br />

o<strong>der</strong> spontan auf <strong>der</strong> Metallober ache zu adsorbieren. Daruber hinaus<br />

kann er aber schlie lich in den Kristall di <strong>und</strong>ieren, um dort subsurface- <strong>und</strong><br />

Volumenplatze zu belegen. Auch die Ausbildung eines Hydrids ist denkbar.<br />

Wegen <strong>der</strong> kurzen Bindungslange bei Wassersto -Metall-Systemen uberlappen<br />

die Wassersto orbitale <strong>und</strong> die Metallober achenorbitale im allgemeinen sehr<br />

stark. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann <strong>der</strong> Wassersto Veran<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Metallober<br />

ache wie <strong>Re</strong>konstruktions- aber auch <strong>Re</strong>laxationse ekte hervorrufen <strong>und</strong><br />

reagiert emp ndlich auf Ober achendefekte.<br />

Das Wassersto molekul weist eine hohe Bindungsenergie <strong>von</strong> 4,6 eV auf [20].<br />

Diese Bindungsenergie liegt im Bereich <strong>der</strong> Gitterenergie des Palladiums <strong>von</strong><br />

3,89 eV <strong>und</strong> ist etwa halb so gro wie die Gitterenergie des Rheniums <strong>mit</strong><br />

8,03 eV [33]. Diese hohe Bindungsenergie des Wassersto molekuls gilt es nun<br />

bei <strong>der</strong> dissoziativen Wassersto adsorption zu uberwinden. Der Adsorptionsproze<br />

des Wassersto molekuls la t sich in mehrere Schritte unterteilen (z. B.<br />

[21]).<br />

Die Abbildung 2.36 zeigt hier die eindimensionalen Potentialverhaltnisse senkrecht<br />

zur Kristallober ache. Nahert sich ein Wassersto molekul <strong>der</strong> Oberache,<br />

so wird das Molekul zunachst schwach in einem Physisorptionszustand<br />

50


Abbildung 2.36: Eindimensionales Potentialdiagramm senkrecht zur Oberache.<br />

Dargestellt sind das Physisorptions- (E H2 ), Chemisorptions- (E H ),<br />

subsurface- (E SS) <strong>und</strong> Di usionspotential (E Di ).<br />

geb<strong>und</strong>en. Die <strong>Wechselwirkung</strong>, auf <strong>der</strong> diese Bindung beruht, hat ihren Ursprung<br />

in van-<strong>der</strong>-Waals Kraften. Der attraktive Anteil <strong>der</strong> Bindung ist daher<br />

proportional zu r ;6 . Die Starke <strong>der</strong> Bindung des Wassersto molekuls an die<br />

Ober ache betragt im allgemeinen hochstens 30 kJ/Mol [19]. Aus Abbildung<br />

2.36 ist deutlich sichtbar, da die Potentialkurve fur die Physisorption <strong>von</strong><br />

einer zweiten Potentialkurve, welche die chemisorptive Bindung beschreibt,<br />

geschnitten wird. Bei Edelmetallen liegt dieser Schnittpunkt oberhalb des<br />

Energienullpunktes, deswegen ist fur den Ubergang des <strong>Re</strong>aktanden <strong>von</strong> einer<br />

Potentialkurve auf die an<strong>der</strong>e eine Aktivierungsenergie (E Ad) <strong>von</strong>noten. Sie ist<br />

beson<strong>der</strong>s ausgepragt z. B. bei Cu, Ag <strong>und</strong> Au vorhanden <strong>und</strong> betragt einige<br />

kJ/Mol [21]. Be ndet sich hingegen <strong>der</strong> Schnittpunkt <strong>der</strong> Potentiale unterhalb<br />

des Energienullpunkts (wie dies z. B. fur die Ubergangsmetalle <strong>Re</strong>, Rh <strong>und</strong><br />

Ru <strong>der</strong> Fall ist), ist fur den Ubergang zwischen den beiden Potentialen keine<br />

Aktivierungsenergie erfor<strong>der</strong>lich <strong>und</strong> die Dissoziation des Wassersto molekuls<br />

erfolgt spontan. Wahrend <strong>der</strong> Chemisorption ndet ein Ladungsubergang zwischen<br />

Adsorbat <strong>und</strong> Substrat statt. Die Werte fur die Aktivierungsenergie <strong>der</strong><br />

Desorption, EDes, bei chemisorbierten Wassersto betragen etwa <strong>10</strong>0 kJ/Mol.<br />

EDes ist jedoch nicht identisch <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bindungsenergie des Wassersto EMe;H.<br />

Fur die nichtaktivierte Wassersto adsorption auf Ubergansmetallen setzt sich<br />

die Bindungsenergie einer Metall-Wassersto -Bindung aus <strong>der</strong> Dissoziationsenergie<br />

des Wassersto molekuls ( EDiss = 435 kJ/Mol) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktivierungsenergie<br />

<strong>der</strong> Desorption zusammen. Da die Adsorption atomar erfolgt, bei <strong>der</strong><br />

Dissoziation eines Wassersto molekuls jedoch zwei Wassersto atome entstehen,<br />

<strong>und</strong> uns die Bindungsenergie pro einzelnem Wassersto atom interessiert,<br />

wird die Summe (EDiss +EDes) <strong>mit</strong> dem Faktor 1/2 gewichtet [19].<br />

EMe;H =1=2(EDiss +EDes) (2.26)<br />

51


EMe;H besitzt charakteristische Werte <strong>von</strong> ca. 2,6 eV bis 2,9 eV 8 [21]. Der<br />

Abbildung 2.37: Einelektronen-Naherung <strong>der</strong> Zustandsdichte eines sich an eine<br />

Mg(0001)-Ober ache annahernden Wassersto molekuls [112].<br />

eigentliche Dissoziationsproze des H2-Molekuls la t sich vorteilhaft <strong>mit</strong> Hilfe<br />

theoretischer Uberlegungen <strong>von</strong> N rskov <strong>und</strong> Stolze [112] nachvollziehen.<br />

Die entsprechenden <strong>Re</strong>chnungen wurden im Rahmen einer zur Einelektronen-<br />

Zustandsdichte-Naherung durchgefuhrt. Abbildung 2.37 [21] zeigt die Zustandsdichte<br />

<strong>und</strong> die Elektronenenergie in Abhangigkeit <strong>der</strong> Entfernung des<br />

Wassersto molekuls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache. Ist das Wassersto molekul weit genug<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache entfernt, so werden ein scharfer antibinden<strong>der</strong> 2 u<br />

Zustand <strong>und</strong> ein besetzter 1 g Zustand beobachtet. Nahert sich das Molekul<br />

<strong>der</strong> Ober ache, so erfolgt eine Energieabsenkung <strong>der</strong> beiden Zustande�<br />

daruber hinaus wird <strong>der</strong> jetzt u genannte Zustand verbreitert. Diese Verbreiterung<br />

ist eine Konsequenz <strong>der</strong> auftretenden <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>mit</strong> den Elektronenorbitalen<br />

<strong>der</strong> Metallober ache. Im Verlauf <strong>der</strong> weiteren Annaherung<br />

verstarken sich sowohl die Energieabsenkung als auch die Zustandsverbreiterung.<br />

Sobald <strong>der</strong> u Zustand unterhalb <strong>der</strong> Fermi-Energie des Metalls (EF) absinkt,<br />

kann er <strong>von</strong> Metallelektronen besetzt werden. Dieser Vorgang schwacht<br />

die Wassersto -Wassersto -Bindung dramatisch <strong>und</strong> verstarkt gleichzeitig die<br />

Wassersto -Metall-Bindung. Nun mu nur noch die verbleibende Wassersto -<br />

Wassersto -Bindung aufgebrochen werden. Die Starke dieses letzten <strong>Re</strong>stes<br />

<strong>der</strong> Wassersto -Wassersto -Bindung ist ein Ma fur die notige Aktivierungsenergie<br />

E Ad, um das Wassersto molekul vollends zu dissoziieren. Am Ende<br />

des Chemisorptionsprozesses ndet man einen einzelnen adsorbatinduzierten<br />

Zustand tief unterhalb <strong>von</strong> EF.<br />

In bezug auf die oben genannte Aktivierungsbarriere liefert Harris [68] durch<br />

einfache quantenchemische Uberlegung einen Ansatz, <strong>der</strong> das unterschiedliche<br />

Verhalten <strong>von</strong> Edel- <strong>und</strong> Ubergangsmetallen im Hinblick auf die Aktivierungsbarriere<br />

E Ad erklart. Bei <strong>der</strong> Annaherung des Wassersto molekuls an die Oberache<br />

kommt es zu einer repulsiven <strong>Wechselwirkung</strong> (Pauli-<strong>Re</strong>pulsion) zwischen<br />

den gefullten metallischen s-Zustanden <strong>und</strong> dem besetzten 1 g-Orbital<br />

8 1 kJ/Mol ^= 1.04 <strong>10</strong> ;2 eV/Atom<br />

52


Abbildung 2.38: Metallelektronenzustandsdichte fur einfache Metalle (a)) <strong>und</strong><br />

Ubergangsmetalle (b)).<br />

des Wassersto s. (Die genannten Zustande mussen orthogonalisiert sein.) Fur<br />

Wassersto -Edelmetall-Systeme hat dies eine Anhebung <strong>der</strong> Gesamtenergie zur<br />

Folge. Bei Ubergangsmetallen hingegen ist es den Elektronen <strong>der</strong> metallischen<br />

s-Zustande moglich, die repulsive <strong>Wechselwirkung</strong> zu meiden, indem sie in die<br />

teilweise besetzten d-Ban<strong>der</strong> ausweichen, wie aus Abbildung 2.38 ersichtlich<br />

ist. Da<strong>mit</strong> tritt hier keine Aktivierungsbarriere auf.<br />

Dies demonstriert Harris [68] an den hypothetischen Wassersto metallkomplexen<br />

Cu2H2 <strong>und</strong> Ni2H2. Zwei geometrische Parameter sind <strong>von</strong> entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung, namlich dieEntfernung Z des Wassersto molekuls <strong>von</strong> <strong>der</strong> Oberache<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abstand D <strong>der</strong> beiden Wassersto atome <strong>von</strong>einan<strong>der</strong>. Bei den<br />

berechneten Potentialhyper achen kann man zwei Falle unterscheiden [127].<br />

Das Ni2H2-System besitzt eine sogenannte " fruhe\ Barriere (Z gro , D klein),<br />

die <strong>von</strong> <strong>der</strong> thermischen Energie (Translationsenergie) des H2-Molekuls i. a.<br />

leicht aufgebracht werden kann. Das System Cu2H2 hingegen hat eine sogenannte<br />

" spate\ Barriere (Z klein, D gro ). Ein gro er Abstand D bedeutet<br />

hierbei, da das ankommende Wassersto molekul weit elongiert sein mu , um<br />

die Barriere zu uberwinden. Dieser Zustand erfor<strong>der</strong>t eine Schwingungsanregung<br />

des H2-Molekuls.<br />

Ist <strong>der</strong> Wassersto schlie lich einmal auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert, so wechselwirkt<br />

er zum einen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ober ache <strong>und</strong> (bei genugend gro er Bedeckung)<br />

auch <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en adsorbierten Wassersto atomen [21]. Aus diesen beiden<br />

<strong>Wechselwirkung</strong>en, aber auch aus <strong>Re</strong>konstruktions- <strong>und</strong> <strong>Re</strong>laxationse ekten,<br />

resultiert das Ober achenpotential (siehe Abbildung 2.39). Im Falle einer attraktiven<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> zwischen den adsorbierten Wassersto atomen ist<br />

eine Starkung <strong>der</strong> Adsorbat-Substratbindung <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedeckung zu<br />

beobachten. Liegt eine repulsive <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen den Adsorbatatomen<br />

vor, so wird die Wassersto -Metallbindung <strong>mit</strong> anwachsen<strong>der</strong> Bedeckung<br />

geschwacht. In beiden Fallen handelt es sich jedoch um eine a posteriori (=<br />

adsorbatinduzierte) Inhomogenitat <strong>der</strong> Ober achen. Das hei t, es existieren<br />

53


Abbildung 2.39: Laterale Variation <strong>der</strong> potentiellen Energie einer Metalloberache:<br />

(a) Einteilchenwechselwirkung� (b) Vielteilchenwechselwirkung <strong>mit</strong> repulsivem<br />

Charakter� (c) Vielteilchenwechselwirkung <strong>mit</strong> attraktivem Charakter<br />

(nach [28]).<br />

nach <strong>der</strong> Wassersto adsorption Adplatze, die energetisch gunstiger sind als<br />

an<strong>der</strong>e. Die <strong>Wechselwirkung</strong>en erstrecken sich uber mehrere Gitterabstande.<br />

Sie werden durch Metallelektronen ver<strong>mit</strong>telt [60, 43].<br />

Es ist aber auch denkbar, da die Ober ache bereits vor <strong>der</strong> Wassersto adsorption<br />

(= a priori) heterogen ist, d. h. es existieren <strong>von</strong> Beginn an energetisch<br />

unterschiedliche Adsorptionsplatze. Dann besteht nach <strong>der</strong> Adsorption die<br />

Moglichkeit, da wassersto nduzierte Inhomogenitaten die bereits vorhandenen<br />

aufheben o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits sogar verstarken.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, nachwelchen Gesetzma igkeiten<br />

<strong>der</strong> adsorbierte Wassersto <strong>von</strong> einem Adsorptionsplatz zum nachsten wechseln<br />

kann. Die Platzwechselrate, also die Di usion des Wassersto s kann durch<br />

folgende Gleichung beschrieben werden [20].<br />

D(T) = D0e ; E Di<br />

kT : (2.27)<br />

Hierbei ist <strong>der</strong> Di usionskoe zient D(T) abhangig <strong>von</strong> einem Praexponential-<br />

Faktor D0 ( 5 <strong>10</strong> ;9 m 2 /s fur H/W(1<strong>10</strong>) [36]) <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Hohe <strong>der</strong> Di usionsbarriere<br />

EDi . Die Di usionsbarriere kann <strong>mit</strong>tels EDi 0� 1 EDes abgeschatzt<br />

werden [20]. Interessanterweise gibt es einen zweiten <strong>Re</strong>aktionsweg,<br />

den <strong>der</strong> Wassersto beschreiten kann. Ihm ist namlich eine Durchtunnelung<br />

<strong>der</strong> Di usionsbarriere moglich [36]. Dieser <strong>Re</strong>aktionsweg gewinnt bei tiefen<br />

Probentemperaturen (T < 140 Kelvin) zunehmend an Bedeutung.<br />

Neben dieser lateralen Bewegung auf <strong>der</strong> Ober ache, di <strong>und</strong>iert <strong>der</strong> Wassersto<br />

auch <strong>mit</strong> einer gewissen Wahrscheinlichkeit in das Volumen des Kristalls.<br />

54


Abbildung 2.36 zeigt das zugr<strong>und</strong>eliegende Potentialdiagramm. Der rechte Teil<br />

<strong>der</strong> Abbildung wurde bereits weiter oben ausfuhrlich beschrieben. Der linke<br />

Teil stellt die Potentialverhaltnisse unterhalb <strong>der</strong> Kristallober ache dar. Fur<br />

genugend hohe Wassersto bedeckungen auf <strong>der</strong> Ober ache dringt <strong>der</strong> Wassersto<br />

auch in den Kristall ein. Der Wassersto mu hierbei nur eine Aktivierungsbarriere<br />

<strong>von</strong> einigen kJ/Mol uberwinden. Diese Barriere ist <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Morphologie des Kristalls abhangig <strong>und</strong> wird durch die Wassersto aufnahme<br />

veran<strong>der</strong>t. Als Triebkraft fur die Absorption des Wassersto s kann die<br />

Aquilibrierung des Gradienten zwischen <strong>der</strong> Konzentration des Wassersto s<br />

auf <strong>und</strong> unterhalb <strong>der</strong> Ober ache verstanden werden.<br />

Aus dem subsurface-Potential heraus kann <strong>der</strong> Wassersto nach Uberwindung<br />

einer weiteren Aktivierungsbarriere in das Kristallvolumen di <strong>und</strong>ieren. Dieses<br />

Abtauchen des Wassersto s in tiefere Kristallregionen bedeutet gleichzeitig<br />

eine An<strong>der</strong>ung seines Bindungscharakters. Der geloste Wassersto kann <strong>mit</strong><br />

dem Metall ein Hydrid ausbilden. Auch diese hydridischen Bindungsformen<br />

[59] lassen sich in ionische (NaH), kovalente (GaH3, NH3) o<strong>der</strong> metallische<br />

Hydride wie <strong>Pd</strong>H einteilen.<br />

55


Kapitel 3<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache<br />

In diesem Kapitel werden die Me ergebnisse aller Methoden (LEED, TDS,<br />

, HREELS <strong>und</strong> UPS) vorgestellt <strong>und</strong> abschlie end unter Einbeziehung vergleichbarer<br />

Adsorbat-Substrat-Systeme aus <strong>der</strong> Literatur diskutiert <strong>und</strong> interpretiert.<br />

Die Schwerpunkte liegen hierbei auf <strong>der</strong> Erorterung <strong>der</strong> strukturellen,<br />

energetischen, kinetischen <strong>und</strong> elektronischen Aspekte. Mit zunehmen<strong>der</strong> Bedeckung<br />

formt <strong>der</strong>Wassersto unterschiedliche Uberstrukturen auf <strong>der</strong> Rheniumober<br />

ache aus. Das Hauptanliegen dieser Arbeit bildet die Entschlusselung<br />

<strong>der</strong> Adsorptionsgeometrie dieser Uberstrukturen.<br />

3.1 LEED-Ergebnisse<br />

Die Beugung langsamer Elektronen ist, wie bereits im Gr<strong>und</strong>lagenkapitel ausgefuhrt,<br />

eine au erst wirksame Methode zur Charakterisierung <strong>und</strong> Strukturbestimmung<br />

des Adsorbat-Substrat-Systems Wassersto -Rhenium.<br />

Das folgende Kapitel glie<strong>der</strong>t sich deswegen zuerst in eine Vorstellung <strong>der</strong> beobachteten<br />

Wassersto strukturen. Hierauf folgt sowohl die Prasentation <strong>der</strong><br />

Ergebnisse zur Entstehung <strong>und</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Wassersto adsorptionsphasen<br />

als auch die Darstellung <strong>der</strong> Existenzbereiche (abhangig <strong>von</strong> Bedeckung<br />

<strong>und</strong> Probentemperatur) <strong>der</strong> jeweiligen Wassersto phasen.<br />

Anschlie end wird die Messung <strong>der</strong> I(V)-Kurven, die die Gr<strong>und</strong>lage fur die<br />

Strukturbestimmung bildet, beschrieben. Das Kapitel schlie t <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Darstellung<br />

<strong>der</strong> durch die Strukturanalyse [37] bestimmten geometrischen Parameter<br />

fur die reine Rheniumober ache <strong>und</strong> die wassersto nduzierte c(2 2)-3H-<br />

Phase.<br />

57


3.1.1 Geordnete Wassersto -Phasen<br />

Die Wassersto adsorption wurde in einem Temperaturbereich <strong>von</strong> <strong>10</strong>0 bis<br />

500 Kelvin untersucht. Der Wassersto adsorbiert in diesem Temperaturintervall<br />

atomar auf <strong>der</strong> Rheniumober ache, dieses wird durch Isotopenaustauschmessungen<br />

belegt. Vor <strong>der</strong> Adsorption zeichnet sich die reine (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-<br />

Rheniumober ache durch ein Beugungsbild <strong>mit</strong> scharfen, wohlgeordneten<br />

Hauptstrukturre exen aus. Der Wassersto ordnet sich bereits bei einer Adsorptionstemperatur<br />

<strong>von</strong> 120 Kelvin. Mit zunehmen<strong>der</strong> Wassersto exposition<br />

konnen die folgenden LEED-Strukturen beobachtet werden:<br />

a) c(2 2)-3H Uberstruktur<br />

b) (1 1)-2H Sattigungsstruktur<br />

a) Nach einer Wassersto dosis <strong>von</strong> 18 Langmuir bildet sich einec(2 2)-Phase<br />

aus. Die Bedeckung 1 betragt 1,5. Die halbzahligen Zusatzre exe sind im<br />

Vergleich zu den Hauptstrukturre exen <strong>der</strong> reinen Ober ache deutlich breiter.<br />

Au allig ist die hohe Intensitat <strong>der</strong> Zusatzre exe (siehe hierzu auch 3.1.2 u.<br />

3.1.4.2).<br />

Abbildung 3.1: LEED-Bild <strong>der</strong> c(2 2 )-Phase bei 50 eV.<br />

Bietet man hohere Wassersto dosen an, so verschwinden die halbzahligen Zusatzre<br />

exe allmahlich wie<strong>der</strong>.<br />

b) Als Sattigungsbelegung <strong>mit</strong> Wassersto stellt sich die (1 1)-2H-Struktur<br />

ein. Wegen <strong>der</strong> starken Abnahme des Haftkoe zienten bei hoheren Dosen<br />

werden fur die Ausbildung <strong>der</strong> (1 1)-2H-Phase Wassersto angebote <strong>von</strong> uber<br />

<strong>10</strong>0 Langmuir benotigt. Die Wassersto bedeckung 2 betragt hier 2,0.<br />

1 vgl. Kapitel 3.2.2<br />

2 siehe 1<br />

58


Abbildung 3.2: LEED-Bild <strong>der</strong> (1 1 )-Phase bei 50 eV.<br />

Bei genauer Betrachtung <strong>der</strong> Wassersto -LEED-Strukturen fallt die Parallele<br />

zum H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-System auf [92, 91]. Die bei H/<strong>Re</strong> beobachtbaren Uberstrukturen<br />

treten auch bei H/Ru auf <strong>und</strong> besitzen ubereinstimmende Bedeckungen.<br />

So zeigt das H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-System <strong>mit</strong> = 2,0 dieselbe Sattigungsbelegung wie<br />

die <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Morphologie <strong>der</strong> reinen Ober ache kamen zum Vergleich die<br />

" grabenartigen\ Co(<strong>10</strong><strong>10</strong>)- <strong>und</strong> die Ni(1<strong>10</strong>)-Flachen in Betracht ([48, 47] <strong>und</strong><br />

z. B. [123, 27, 23, 129, 88]). Bei Wassersto belegung zeigen sich dann jedoch<br />

Unterschiede zwischen diesen Ober achen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache.<br />

So liegt die Sattigungsbelegung <strong>der</strong> Ni(1<strong>10</strong>)- <strong>und</strong> Co(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober achen bei<br />

= 1,5. Auch bilden sich bei den beiden letztgenannten Systemen an<strong>der</strong>e<br />

Uberstrukturen [20] aus, da dort <strong>Re</strong>konstruktionsmechanismen existieren, die<br />

<strong>von</strong> denen des H/<strong>Re</strong>- bzw. des H/Ru-Systems abweichen. Hier soll nicht weiter<br />

auf diese Unterschiede eingegangen werden. Diese Uberlegung aber zeigt,<br />

da die Parallelen <strong>von</strong> H/Ni(1<strong>10</strong>) <strong>und</strong> H/Co(<strong>10</strong><strong>10</strong>) zum H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-System<br />

nicht so gro sind wie vom H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)- zum H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-System, <strong>und</strong> sich<br />

deswegen bei <strong>der</strong> spateren Diskussion unserer Ergebnisse (siehe Kap. 3.6) <strong>der</strong><br />

Vergleich <strong>mit</strong> H/Ru eher anbietet.<br />

3.1.2 Entstehung <strong>und</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Wassersto -<br />

Phasen<br />

Betrachtet man bedeckungsgradabhangig die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beugungsintensitaten<br />

<strong>und</strong> die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pro lform <strong>der</strong> Beugungsre exe, so lassen sich<br />

Aussagen zu den Existenzbereichen <strong>der</strong> einzelnen LEED-Phasen des Adsorbat-<br />

Substratsystems tre en.<br />

Mit Hilfe des AUTO-LEED-Systems (vgl. Kapitel 2.1.1.2.2) wird die Intensitat<br />

eines Beugungsre exes bei Variation <strong>der</strong> Wassersto dosis aufgezeichnet.<br />

59


Abbildung 3.3: I(Dosis)<br />

Abbildung 3.3 zeigt den Intensitatsverlauf des (1,0)-Hauptstruktur <strong>und</strong> des<br />

(1/2,1/2)-Uberstrukturre exes bei 50 eV.<br />

Fur die reine Ober ache besitzt <strong>der</strong> (1,0)-<strong>Re</strong> ex die gro te Intensitat. An <strong>der</strong><br />

Position (1/2,1/2) im Impulsraum ist zunachst keine Intensitat zu detektieren.<br />

Sobald Wassersto angeboten wird, nimmt die Intensitat des (1,0)-<strong>Re</strong> exes ab�<br />

gleichzeitig deutet sich <strong>der</strong> (1/2,1/2)-<strong>Re</strong> ex an. Dieser (1/2,1/2)-<strong>Re</strong> ex gewinnt<br />

seine maximale Intensitat nach einer Dosis <strong>von</strong> ca. 15 bis 18 Langmuir.<br />

Die c(2 2)-Uberstrukturphase ist optimal ausgebildet. (Die Wassersto bedeckung<br />

liegt bei = 1,5 (vgl. Kapitel 3.2.2).) Hier ist die Intensitat des<br />

(1,0)-<strong>Re</strong> exes auf 2/3 ihres Anfangswertes gesunken <strong>und</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Intensitat<br />

des (1/2,1/2)-<strong>Re</strong> exes vergleichbar.<br />

Wird die Dosis weiter erhoht, so nimmt die Intensitat des halbzahligen <strong>Re</strong> exes<br />

schnell auf 1/4 ihres Maximalwertes ab. Wegen des bei hoheren Wassersto -<br />

dosen geringeren Haftkoe zienten bei Wassersto (vgl. Kapitel 3.2.3), sind<br />

Wassersto expositionen <strong>von</strong> <strong>10</strong>0 bis 200 Langmuir notig, um die halbzahligen<br />

<strong>Re</strong> exe ganzlich verschwinden zu lassen. Bemerkenswert ist ebenso, da fur<br />

Dosen oberhalb 18 Langmuir die Intensitat des (1,0)-<strong>Re</strong> exes in dem Ma e<br />

zunimmt, wie sie beim halbzahligen <strong>Re</strong> ex abnimmt. Die Intensitat des (1,0)-<br />

<strong>Re</strong> exes bei ausgebildeter (1 1)-Sattigungsstruktur ist schlie lich wie<strong>der</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Intensitat des (1,0)-<strong>Re</strong> exes <strong>der</strong> reinen Ober ache zu vergleichen. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> Defekten bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> (1 1)-Struktur ist die Intensitat<br />

des (1,0)-<strong>Re</strong> exes bei Sattigungsbelegung jedoch geringer als bei <strong>der</strong> reinen<br />

Ober ache.<br />

Weitere wichtige Informationen zu dem Ubergang <strong>von</strong> einer LEED-Phase in<br />

die nachste liefert die Auswertung <strong>der</strong> Intensitatspro lmessungen fur unterschiedliche<br />

Bedeckungen.<br />

Abbildung 3.4 zeigt Pro lmessungen im Impulsraum. Das Me fenster ist in<br />

[12<strong>10</strong>]-Richtung durch den (0,0)- <strong>und</strong> den (1,0)-<strong>Re</strong> ex gelegt. Fur die reine<br />

60


Abbildung 3.4: I( ~ k k)-Pro lform <strong>der</strong> Beugungsre exe in Abhangigkeit <strong>der</strong> Wassersto<br />

dosis<br />

Ober ache sind die Hauptstrukturre exe scharf, <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> ist die Halbwertsbreite<br />

<strong>der</strong> <strong>Re</strong> exe klein. Diese geringe Halbwertsbreite im Impulsraum bedeutet,<br />

da im <strong>Re</strong>alraum ein gro er Bereich des Substrats wohlgeordnet ist <strong>und</strong><br />

wenige Defekte existieren. Erhoht man die Bedeckung so weit, da sich die<br />

c(2 2)-Phase ausbildet, so zeigt sich an <strong>der</strong> (1/2,1/2)-Position im ~ k-Raum<br />

ein intensitatsstarker Peak (Abbildung 3.4). Die Halbwertsbreite dieses Peaks<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Re</strong> exe bei (0,0) <strong>und</strong> (1,0) ist deutlich gro er als die Halbwertsbreite<br />

<strong>der</strong> <strong>Re</strong> exe <strong>der</strong> reinen Ober ache. Fur den Ortsraum bedeutet das, da<br />

weniger Substratatome perfekt im Substratgitter angeordnet sind. Ferner ist<br />

auch die Domanengro e des Adsorbats nicht so gro , da die Halbwertsbreite<br />

<strong>der</strong> Uberstrukturre exe <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Halbwertsbreite <strong>der</strong> Hauptstrukturre exe <strong>der</strong><br />

reinen Ober ache ubereinstimmt.<br />

Schlie lich verschwinden bei <strong>der</strong> Wassersto sattigungsbelegung ( = 2,0) die<br />

halbzahligen Zusatzre exe wie<strong>der</strong>. Auch bei dieser (1 1)-Phase ist die Halbwertsbreite<br />

<strong>der</strong> Hauptstrukturre exe gro er als bei <strong>der</strong> reinen Ober ache. Fur<br />

den Ortsraum hei t dieses, da die integrale Ordnung <strong>von</strong> Substrat <strong>und</strong> Adsorbat<br />

bei = 2,0 kleiner als bei <strong>der</strong> reinen Ober ache ist.<br />

3.1.3 Existenzbereiche <strong>der</strong> Wassersto -Phasen<br />

Einen wichtigen Mosaikstein in <strong>der</strong> Charakterisierung eines Adsorptionssystems<br />

gewinnt man <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Existenzbereiche <strong>der</strong> Wassersto adsorptionsphasen.<br />

Sie beschreiben, welche Uberstrukturphasen sichinAbhangigkeit<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Adsorbatbedeckung ausbilden konnen.<br />

61


Die Intensitat eines Beugungsre exes ist auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur abhangig<br />

<strong>und</strong> nimmt beiTemperaturerhohung ab. Beschrieben wird dieses Verhalten<br />

durch den Debye-Waller-Faktor ([87, <strong>10</strong>9]). Zwei Temperaturen sind<br />

hierbei beson<strong>der</strong>s ausgezeichnet: die kritische Temperatur, Tc, <strong>und</strong> die Desorptionstemperatur,<br />

TDes. Tc charakterisiert den Ubergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> geordneten<br />

in die ungeordnete Phase. Oberhalb TDes ist <strong>der</strong> Wassersto schlie lich soweit<br />

thermisch angeregt, da er zum Molekul rekombinieren <strong>und</strong> desorbieren kann.<br />

Fur die Erstellung <strong>der</strong> einzelnen Existenzbereiche <strong>der</strong> Wassersto adsorptionsphasen<br />

wurde die Probe zunachst <strong>mit</strong> einer bestimmten Menge Wassersto<br />

vorbelegt. Dann erfolgte das Aufheizen <strong>der</strong> Probe auf die gewunschte Temperatur.<br />

Nach dem Abkuhlen konnte die zugehorige LEED-Intensitat bestimmt<br />

werden. Durch wie<strong>der</strong>holte Messungen war es moglich, die kritische Temperatur<br />

<strong>und</strong> die Desorptionstemperatur innerhalb gewisser Fehlergrenzen <strong>von</strong><br />

15 K zu messen.<br />

Fur das Wassersto -Rhenium-System glie<strong>der</strong>t sich die Darstellung 3.5 <strong>der</strong> Existenzbereiche<br />

<strong>der</strong> Wassersto adsorptionsphasen in vier <strong>Re</strong>gionen. Bei sehr<br />

Abbildung 3.5: Existenzbereich <strong>der</strong> LEED-Phasen<br />

niedrigen Bedeckungen <strong>und</strong> nicht zu tiefen Temperaturen be ndet sich <strong>der</strong> adsorbierte<br />

Wassersto auf wahrscheinlich identischen Adsorptionsplatzen. Zwischen<br />

den Adsorbatteilchen bildet sich jedoch nochkeine Fernordnung aus. Im<br />

Beugungsbild ist so<strong>mit</strong> keine Uberstruktur zu erkennen, nur <strong>der</strong> di use Untergr<strong>und</strong><br />

steigt an. Man spricht hierbei <strong>von</strong> Gittergas.<br />

Wird die Wassersto bedeckung sukzessive erhoht, so bildet <strong>der</strong> adsorbierte<br />

Wassersto eine langreichweitige Ordnung aus. Im Beugungsbild zeigt sich die<br />

c(2 2)-Uberstruktur. Sie ist fur = 1,5 optimal entwickelt. Heizt man nun<br />

den Kristall fur diese Bedeckung auf eine Temperatur oberhalb <strong>von</strong> 240 Kelvin<br />

auf, so sind die Uberstrukturre exe nicht mehr zu beobachten. Da allerdings<br />

62


die Adteilchen bei einer Temperatur unterhalb 265 Kelvin (Tc) zum gro en<br />

Teil nicht desorbieren, ist die c(2 2)-Uberstruktur nach Abkuhlen <strong>der</strong> Probe<br />

auf 120 Kelvin wie<strong>der</strong> voll ausgepragt beobachtbar. Wird die Temperatur<br />

hingegen bei = 1,5 einmal uber 280 Kelvin (TDes) erhoht, so desorbieren<br />

Adsorbatteilchen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probe. Sind genugend Adteilchen desorbiert, so la t<br />

sich auch nach dem Abkuhlen auf 120 Kelvin keine Uberstruktur mehr detektieren.<br />

Erhoht man die Bedeckung <strong>von</strong> = 1,5 auf = 2,0, so verschwindet die<br />

c(2 2)-Uberstruktur allmahlich, <strong>und</strong> die (1 1)-Sattigungsstruktur erscheint.<br />

Fur diese Bedeckung ist eine Unterscheidung <strong>von</strong> Tc <strong>und</strong> TDes au ert schwierig,<br />

denn bereits bei einer Temperatur oberhalb <strong>von</strong> 220 K desorbiert ein nicht<br />

unerheblicher Teil <strong>der</strong> adsorbierten Wassersto atome. Ein ahnliches Verhalten<br />

tritt auch bei H/Rh(311) [67] auf. Dort ndet man bei einer Bedeckung <strong>von</strong><br />

0,5 ein direktes Desorbieren <strong>von</strong> Wassersto aus <strong>der</strong> (1 2)-H-Phase heraus.<br />

Im Rahmen unserer Moglichkeiten konnen wir nicht sagen, ob die meisten adsorbierten<br />

Wassersto atome erst einen Ordnungs-Unordnungs-Ubergang auf<br />

<strong>der</strong> Ober ache durchlaufen <strong>und</strong> dann bei einer weiteren Temperaturerhohung<br />

desorbieren, o<strong>der</strong> ob sie gleich desorbieren. Wird <strong>der</strong> Kristall jedoch uber<br />

250 K geheizt, so desorbieren Adsorbatteilchen. Je nachdem, wie hoch die<br />

Temperatur <strong>und</strong> die Heizdauer gewahlt wird, desorbiert <strong>der</strong> gesamte Wassersto<br />

o<strong>der</strong> nur ein Teil <strong>der</strong> Gesamtmenge. Insbeson<strong>der</strong>e ist es moglich, durch<br />

die Desorption die Menge des auf dem Kristall adsorbierten Wassersto s um<br />

1/4 zu verringern <strong>und</strong> dann die Probe auf 120 Kelvin abzukuhlen. Nach dieser<br />

Prozedur sollte sich <strong>der</strong> fur die optimale Ausbildung <strong>der</strong> c(2 2)-Phase<br />

erfor<strong>der</strong>liche Bedeckungsgrad = 3/2 wie<strong>der</strong> einstellen <strong>und</strong> sich da<strong>mit</strong> die<br />

c(2 2)-Phase im LEED-Bild zuruckbilden. Dies wird auch tatsachlich gef<strong>und</strong>en.<br />

3.1.4 I(V)-Spektren<br />

Abbildung 3.6: <strong>Re</strong> exindizierung [6]<br />

63


Die in diesem Kapitel dargestellten I(V)-Messungen wurden zum Teil <strong>von</strong><br />

Herrn K. Bedurftig im Rahmen seiner <strong>von</strong> mir betreuten Diplomarbeit <strong>und</strong><br />

daruber hinaus <strong>von</strong> mir in Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Herrn W. Frie (Arbeitsgruppe<br />

Prof. Dr. Heinz, Universitat Nurnberg-Erlangen) u. a. in Erlangen durchgefuhrt.<br />

Herr Bedurftig hat bereits I(V)-Kurven im Rahmen seiner Diplomarbeit<br />

[6] prasentiert. Fur den Gesamtkontext ist es notig, auf die Messungen<br />

Bezug zu nehmen, da <strong>der</strong> fragliche Satz <strong>von</strong> I(V)-Spektren <strong>der</strong> Erlanger<br />

Theorie-Gruppe um Herrn Prof. Dr. Heinz als Gr<strong>und</strong>lage fur eine dynamische<br />

Strukturanalyse diente. Erst kurzlich wurden durch diese Strukturanalyse<br />

die geometrischen Parameter <strong>der</strong> c(2 2)-3H/<strong>Re</strong>-Phase <strong>und</strong> <strong>der</strong> reinen<br />

Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache entschlusselt. Die Abbildungen 3.6 <strong>und</strong> 3.7 zeigen<br />

die Nomenklatur <strong>der</strong> <strong>Re</strong> exindizierung. Sie ist in leicht abgean<strong>der</strong>ter Weise<br />

aus <strong>der</strong> Diplomarbeit K. Bedurftig ubernommen.<br />

Abbildung 3.7: <strong>Re</strong> exindizierung [6]<br />

3.1.4.1 Durchfuhrung <strong>der</strong> Messungen<br />

Die Messungen <strong>der</strong> I(V)-Kurven erfolgte bis maximal 40 Minuten nachdemEnde<br />

<strong>der</strong> Praparation. Bei einem <strong>Re</strong>stgasdruck <strong>von</strong> maximal p= 5 <strong>10</strong> ;<strong>10</strong> mbar,<br />

<strong>der</strong> <strong>von</strong> Wassersto dominiert war, ergibt sich deswegen eine obere Grenze fur<br />

die Praadsorption des Wassersto s <strong>von</strong> etwa 1,2 Langmuir.<br />

Fur den reinen Rheniumkristall konnten die Hauptstrukturre exe bis zum<br />

(3,3)-<strong>Re</strong> ex vermessen werden. Die <strong>Re</strong> exe waren maximal in einem Energieintervall<br />

<strong>von</strong> 40 bis 600 eV zuganglich. Der Gesamtenergieuberlapp 3 , E,<br />

liegt bei 7705 eV.<br />

Nicht alle vorhandenen <strong>Re</strong> exe konnten auch vermessen werden, da z. B. die<br />

Elektronenkanone o<strong>der</strong> die Probenhalterung die Sicht auf den (0,0)-, (0,1)-,<br />

(0,2)- <strong>und</strong> (0,3)-<strong>Re</strong> ex versperrten.<br />

3 Das ist das Integral uber die Energieintervalle aller <strong>Re</strong> exe.<br />

64


<strong>Re</strong> ex: E [eV] Rrein Rbedeckt<br />

(0,1) 50-270 / /<br />

(0,2) 75-600 / /<br />

(0,3) 140-600 / /<br />

(1,0) 90-430 / /<br />

(1,0) 90-430 / /<br />

(1,1) 50-380 0,16 0,08<br />

(1,1) <strong>10</strong>0-500 0,32 0,57<br />

(1,2) <strong>10</strong>0-530 0,<strong>10</strong> 0,09<br />

(1,2) 120-600 0,18 0,18<br />

(1,3) 160-600 0,20 0,12<br />

(1,3) 185-600 0,17 0,12<br />

(2,0) 250-600 / /<br />

(2,0) 250-600 / /<br />

(2,1) 175-600 0,16 0,12<br />

(2,1) 200-600 0,21 0,18<br />

(2,2) 235-600 0,30 0,20<br />

(2,2) 285-600 0,23 0,14<br />

(2,3) 360-600 0,25 0,22<br />

(2,3) 370-600 0,15 0,12<br />

<strong>Re</strong> ex: E [eV] Rrein Rbedeckt<br />

(3,0) 430-600 / /<br />

(3,0) 430-600 / /<br />

(3,1) 530-600 0,27 0,60<br />

(3,1) 550-600 0,01 0,02<br />

(3,2) 400-600 0,26 0,25<br />

(3,2) 465-600 0,25 0,15<br />

(3,3) 420-600 0,32 0,42<br />

( 1<br />

2<br />

1 , 2 ) 40-90 / 0,29<br />

( 1 1<br />

2<br />

�<br />

2 ) 42-<strong>10</strong>0 / 0,04<br />

( 1<br />

2<br />

3 , 2 ) 42-150 / 0,23<br />

( 1 3<br />

2<br />

�<br />

2 ) 55-85 / 0,09<br />

( 1<br />

2<br />

5 , 2 ) 130-350 / 0,31<br />

( 1 3<br />

2<br />

�<br />

2 ) 190-380 / 0,45<br />

( 3<br />

2<br />

1 , 2 ) 200-530 / 0,22<br />

( 3 1<br />

2<br />

�<br />

2 ) 200-530 / 0,18<br />

( 3<br />

2<br />

3 , 2 ) 380-600 / 0,44<br />

( 3 3<br />

2<br />

�<br />

2 ) 200-340 / 0,68<br />

( 3<br />

2<br />

5 , 2 ) 170-300 / 0,43<br />

Tabelle 3.1: R-Faktoren <strong>der</strong> I(V)-Spektren [6]<br />

Beim wassersto belegten Rheniumkristall konnten die gleichen Hauptstrukturre<br />

exe in denselben Energieintervallen wie fur den reinen Kristall gemessen<br />

werden. Zusatzlich war es moglich, die halbzahligen Zusatzre exe bis<br />

zum (3/2, 5/2)-<strong>Re</strong> ex aufzuzeichnen. Da bei hoherindizierten halbzahligen<br />

<strong>Re</strong> exen <strong>der</strong> Untergr<strong>und</strong> zu hell wurde, war dort eine Datenaufnahme nicht<br />

durchfuhrbar. Der Energieuberlapp fur die halbzahligen <strong>Re</strong> exe betragt<br />

1806 eV.<br />

Datenauswertung <strong>und</strong> Mittelung:<br />

Alle Spektren wurden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> gleichen Schirmspannung <strong>von</strong> 3 kV aufgenommen<br />

<strong>und</strong> durch den Strahlstrom I0 dividiert. Dieser sogenannte Strahlstrom<br />

I0 ist zu den aus <strong>der</strong> Elektronenkanone e<strong>mit</strong>tierten Elektronen proportional.<br />

Auch eine eventuell unterschiedliche Mittelwertbildung (average) <strong>der</strong> Intensitat<br />

im Me fenster wurde korrigiert. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist die Intensitat<br />

aller ausgewerteten <strong>und</strong> spater ge<strong>mit</strong>telten Spektren untereinan<strong>der</strong> vergleichbar.<br />

Gr<strong>und</strong>satzlich erfolgt bei <strong>der</strong> Aufbereitung <strong>der</strong> Me daten dann noch<br />

eine Mittelung uber symmetrisch aquivalente I(V)-Spektren z. B. dem (1, 1)<strong>und</strong><br />

(1, -1)-<strong>Re</strong> ex. Diese Mittelung war bei unseren Messungen deshalb nicht<br />

65


moglich, da <strong>der</strong> Kristall in polarer Richtung um 3,4 Grad verkippt war. Hingegen<br />

konnte eine Mittelung in azimutaler Richtung also z. B. zwischen dem<br />

(1, 1)- <strong>und</strong> dem (-1, 1)-<strong>Re</strong> ex erfolgen. Die Qualitat <strong>der</strong> Messungen wurde<br />

durch die Berechnung <strong>von</strong> R-Faktoren 4 zwischen symmetrisch aquivalenten<br />

<strong>Re</strong> exen <strong>und</strong> durch stichprobenartige Wie<strong>der</strong>holungsmessungen <strong>der</strong> gleichen<br />

<strong>Re</strong> exe gewahrleistet. Die R-Faktoren zwischen den unge<strong>mit</strong>telten symmetrisch<br />

aquivalenten <strong>Re</strong> exen sind in <strong>der</strong> Tabelle Abbildung 3.1 [6] zusammengestellt.<br />

3.1.4.2 Me ergebnisse<br />

Die im weiteren prasentierten I(V)-Kurven besitzen eine aufeinan<strong>der</strong> normierte<br />

Y-Achse. Die Intensitaten konnen daher <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verglichen werden. Fur<br />

die optimal ausgebildete c(2 2)-LEED-Phase gilt allgemein:<br />

Abbildung 3.8: I(V)-Spektren des<br />

(1/2,1/2)-<strong>Re</strong> exes (durchgezogene Linie)<br />

<strong>und</strong> des (-1/2,1/2)-<strong>Re</strong> exes (gestrichelte<br />

Linie).<br />

Die halbzahligen Zusatzre exe besitzen<br />

in zwei Energiebereichen ihre<br />

gro te Intensitat.<br />

Im Energieintervall <strong>von</strong> etwa50eV<br />

bis 1<strong>10</strong> eV zeigen die Zusatzreexe<br />

ein typisches, durch Wassersto<br />

adsorption hervorgerufenes<br />

Intensitatsverhalten (vgl. Abbildung<br />

3.1.4.2), das hei t, sie<br />

besitzen bei niedrigen Energien<br />

(ca. 50 eV) eine hohe Intensitat,<br />

die bei hoheren Energien<br />

(<strong>10</strong>0 eV) rasch gedampft<br />

wird.<br />

Im Energiebereich<strong>von</strong> etwa 120 eV<br />

bis 220 eV ist fast keine Zusatzintensitat<br />

auszumachen.<br />

Erst ab ca. 220 eV sieht man erneut<br />

deutlichvorhandene halbzahlige<br />

Zusatzre exe. Diese <strong>Re</strong> exe<br />

sind sogar bis etwa 550 eV zu detektieren.<br />

Ihre Intensitaten, obwohl<br />

sie sehr gut sichtbar sind, betragen<br />

nur etwa 6%<strong>der</strong>Intensitat<br />

<strong>der</strong> Hauptstrukturre exe. Da man<br />

in diesem Energiebereich emp nd-<br />

licher auf tiefere Substratlagen 5 ist, lie e sich das Auftreten <strong>von</strong> Zusatzre exen<br />

vor allem <strong>mit</strong> buckling in <strong>der</strong> dritten Substratatomlage erklaren.<br />

4 siehe Kap. 2.1.1.5<br />

5 De Broglie- & Bragg-Beziehung<br />

66


Ferner lassen sich folgende Beobachtungen machen:<br />

Ist die Probe <strong>mit</strong> Wassersto belegt, so nimmt dieIntensitat <strong>der</strong> Hauptstrukturre<br />

exe integral ab. Dieses Verhalten kann da<strong>mit</strong> erklart werden, da aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> vorhandenen Uberstruktur ein Teil <strong>der</strong> Intensitat in halbzahlige <strong>Re</strong>exe<br />

gebeugt wird. Diese Intensitat steht dann nicht mehr den ganzzahligen<br />

<strong>Re</strong> exen zur Verfugung. Des weiteren erkennt man auch die integral betrachtet<br />

geringe Intensitat hoher indizierter <strong>Re</strong> exe, die aufgr<strong>und</strong> eines gro eren parallelen<br />

Impulsubertrags ~K k zustande kommen. Die Ursache hierfur ist eine<br />

Debye-Waller-Dampfung [87, <strong>10</strong>9, 99], wie man sie fur gro eres ~K k erwartet.<br />

Abbildung 3.9: I(V)-Spektrum des (0, 1)-<strong>Re</strong> exes fur die reine Ober ache <strong>und</strong><br />

die c(2 2 )-Phase.<br />

Ansonsten fallen bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>von</strong> Abbildung 3.9 keine bemerkenswerten<br />

An<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> ganzzahligen <strong>Re</strong> exe nach Wassersto adsorption auf.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e erkennt man bei <strong>der</strong> ersten Ansicht <strong>der</strong> Spektren keine Peak-<br />

Verschiebungen <strong>von</strong> primaren Bragg-Peaks. Diese Verschiebungen wurden auf<br />

eine Lagenrelaxation hinweisen. Ferner zeigen sichzwar ansatzweise zusatzliche<br />

sek<strong>und</strong>are Bragg-Peaks, an<strong>der</strong>erseits verschwinden sek<strong>und</strong>are Bragg-Peaks aber<br />

auch zum Teil. Diese sek<strong>und</strong>aren Bragg-Peaks werden durch Vielfachstreuung<br />

hervorgerufen. Ihr Verschwinden o<strong>der</strong> Auftreten ist ein Zeichen fur eine Umstrukturierung<br />

<strong>der</strong> Ober ache beziehungsweise <strong>der</strong> ober achennahen Bereiche.<br />

Diesen rein qualitativen Hinweisen aus den gemessenen I(V)-Kurven folgen nun<br />

im nachsten Kapitel quantitative Aussagen zur Adsorptionsgeometrie, wie sie<br />

durch eine dynamische Strukturanalyse geliefert werden konnen.<br />

67


3.1.5 Strukturanalyse<br />

Diese dynamische Strukturanalyse fuhrte R. Doll aus <strong>der</strong> Arbeitsgruppe K.<br />

Heinz aus Erlangen-Nurnberg durch. Zuerst wurde die Geometrie <strong>der</strong> reinen<br />

Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache bestimmt. Basierend auf diesen Ergebnissen konnte<br />

dann die c(2 2)-3H-Phase entschlusselt werden.<br />

3.1.5.1 Die reine Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache:<br />

Abbildung 3.<strong>10</strong>: Modi kationen A <strong>und</strong> B<br />

Die (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache kann prinzipiell in zwei Modi kationen vorliegen [151].<br />

Diese moglichen Modi kationen A <strong>und</strong> B sind in Abbildung 3.9 dargestellt.<br />

Sie sind die Startgeometrien <strong>der</strong> Strukturanalyse [37]. Als Strukturparameter<br />

gehen die ersten beiden Lagenabstande <strong>und</strong> zusatzlich <strong>der</strong> Elektroneneinfallswinkel,<br />

, in diese Strukturanalyse ein. Diese Strukturparameter <strong>und</strong> einige<br />

an<strong>der</strong>e Parameter werden in bezug auf einen minimalen Rp-Faktor 6 optimiert.<br />

Fur die Modi kation B ergibt sich ein Rp-Faktor <strong>von</strong> 0,63. Er steht einem<br />

Wert <strong>von</strong> 0,33 fur die Modi kation A gegenuber. Das Modell A stellt also die<br />

korrekte (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Rheniumober ache dar.<br />

Bei einer weiteren verfeinerten Strukturanalyse fur die Modi kation A wurde<br />

nun <strong>der</strong> Elektroneneinfallswinkel energieabhangig angepa t, da dieser Einfallswinkel<br />

bei Variation <strong>der</strong> Elektronenenergie nicht konstant ist.<br />

Die Strukturanalyse ergibt schlie lich die folgenden Strukturparameter:<br />

Der Abstand, d12, <strong>der</strong> ersten zur zweiten Lage ist bezuglich des Volumenwertes,<br />

dbulk, um5,0%kontrahiert. Der absolute Wert betragt 0,04 A. Schon <strong>der</strong><br />

Lagenabstand zwischen <strong>der</strong> zweiten <strong>und</strong> dritten Lage, d23, entspricht dem Volumenabstand<br />

(dbulk). Die weiteren nicht strukturellen Anpassungsparameter<br />

sind die Debye-Temperaturen fur die erste <strong>und</strong> die zweite Substratlage 1 <strong>Re</strong> =<br />

150K <strong>und</strong> 2 <strong>Re</strong> = 200K. Das innere Potential V0r hat schlie lich den errechneten<br />

Wert -6,5 eV. Dieser Wert ist nicht unublich, wenn man als Vergleich zum<br />

Beispiel Ni(<strong>10</strong>0) [114] heranzieht. Hier werden fur V0r =-5eVgef<strong>und</strong>en.<br />

6 Pendry-<strong>Re</strong>liability-Faktor vgl. Kapitel 2.1.1.5<br />

68


Abbildung 3.11: Strukturparameter fur Modell A <strong>und</strong> B<br />

3.1.5.2 Die c(2 2)-3H-Phase:<br />

Die Strukturanalyse fur die c(2 2)-3H-Phase teilt sich in mehrere Schritte<br />

auf.<br />

1. Schritt: Zuerst wird <strong>der</strong> Beitrag des Wassersto s an <strong>der</strong> Streuung vernachlassigt.<br />

Dieses Vorgehen ermoglicht es, die Art <strong>der</strong> <strong>Re</strong>konstruktion zu bestimmen.<br />

Als Startmodell diente Typ A <strong>der</strong> reinen Ober ache. Fur die<br />

Rheniumatome bis in die dritte Lage wird nur eine vertikale Auslenkung<br />

zugelassen. Es stellt sich heraus, da <strong>der</strong> Rp <strong>der</strong> halbzahligen <strong>Re</strong> exe<br />

beson<strong>der</strong>s erniedrigt wird, wenn man ein buckling 7 in <strong>der</strong> dritten Atomlage<br />

annimmt.<br />

Dieses Ergebnis favorisiert also Wassersto adsorptionsmodelle, <strong>mit</strong> denen<br />

ein buckling erlaubt ist.<br />

2. Schritt: Fur die c(2 2)-3H-Phase standen mehrere Startgeometrien zur Auswahl.<br />

In Abbildung 3.11 sind acht Modelle vorgestellt. Nummer 7 <strong>mit</strong><br />

dem unublichen on-top-Platz wurde wegen des da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen maximalen<br />

Wassersto abstandes in Betracht gezogen. Bei den Modellen<br />

1, 2, 3, 6 <strong>und</strong> 8 ist ein buckling in <strong>der</strong> dritten Atomlage gr<strong>und</strong>satzlich<br />

denkbar.<br />

Die Strukturanalyse liefert fur die verschiedenen Modelle <strong>der</strong> <strong>Re</strong>ihe nach<br />

folgende Gesamt-Pendry-R-Faktoren: 0,30, 0,37, 0,35, 0,44, 0,39, 0,38,<br />

0,41 <strong>und</strong> 0,32. Die Varianz betragt wegen des gro en Energieuberlapps<br />

7 Statische Auslenkung <strong>der</strong> Substratatome unabhangig <strong>von</strong>einan<strong>der</strong><br />

69


Abbildung 3.12: Mogliche Strukturmodelle<br />

( Eganzzahlig = 2350 eV <strong>und</strong> Ehalbzahlig = 930 eV) nur 0,04. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> konnen alle Modelle <strong>mit</strong> einem Pendry-R-Faktor gro er als 0,36<br />

ausgeschlossen werden. Als Strukturmodelle bleiben demnach Vorschlag<br />

1 <strong>und</strong> 8 ubrig. Der Vorschlag 8 ist jedoch nur eine Variante des Modells<br />

1, <strong>und</strong> all seine berechneten Atompositionen, bis auf die " halben\<br />

Wassersto atome, stimmen im Rahmen <strong>der</strong> Fehler <strong>mit</strong> denen des Modells<br />

1 uberein. Diese " halben\ Wassersto atome auf Bruckenpositionen sind<br />

jeweils nur 0,48 A auseinan<strong>der</strong>. Es ist moglich, dieses Verhalten als Simulation<br />

<strong>von</strong> thermischen Schwingungen des Adsorbats (z. B. [87, 99, <strong>10</strong>9])<br />

durch split-Positionen [117, <strong>10</strong>7] zu interpretieren.<br />

Die Strukturanalyse gelangt also zum Modell Nummer 1 <strong>mit</strong> dem Gesamt-<br />

Pendry-R-Faktor <strong>von</strong> 0,30 als best- t-Modell. Seine Strukturparameter sind<br />

70


d Hy d H3f d br p b d12 d23 d34<br />

1.88 A 0.76 A 1.36 A 0.02 A 0.06 A 0.79 A 1.60 A 0.74 A<br />

Abbildung 3.13: best- t-Modell:<br />

in Abbildung 3.13 graphisch veranschaulicht. Das best- t-Modell la t sich folgen<strong>der</strong>ma<br />

en beschreiben:<br />

Zwei <strong>der</strong> drei Wassersto atome in <strong>der</strong> Einheitsmasche adsorbieren in einem<br />

quasi-dreifach koordinierten Platz entlang <strong>der</strong> dicht gepackten Rheniumatom-<br />

reihen <strong>der</strong> ersten Lage. Die Bindungslange zu den Rheniumatomen <strong>der</strong> ersten<br />

Lage betragt 1� 85 +0�4<br />

;0�3 A,wahrend sie zu den Rheniumatomen <strong>der</strong> zweiten Lage<br />

2� 02 0� 5 A ausmacht. Hieraus ergibt sich ein vergleichsweise kleiner Wassersto<br />

radius <strong>von</strong> 0,47 A. Das dritte Wassersto atom <strong>der</strong> Elementarmasche<br />

besetzt den verbleibenden Bruckenplatz <strong>der</strong> ersten Rheniumatomlage. Die<br />

Bindungslange zwischen dem Wassersto atom <strong>und</strong> dem Rheniumatom mi t<br />

1� 92 0� 2 A , <strong>mit</strong> einem Wassersto radius <strong>von</strong> 0,54 A.Vergleicht man die so<br />

erhaltenen Wassersto radien, so stimmen diese im Rahmen <strong>der</strong> Fehler gut <strong>mit</strong><br />

den in <strong>der</strong> Literatur bekannten Radien, die zwischen 0,4 <strong>und</strong> 0,7 A variieren,<br />

uberein [134]. Die Rheniumatome <strong>der</strong> ersten Lage verschieben sich paarweise<br />

in Richtung auf den in Bruckenpositionen adsorbierten Wassersto . Die Verschiebung<br />

<strong>von</strong> 0,02 A liegt jedoch innerhalb <strong>der</strong> statistischen Abweichung. Die<br />

Kontraktion <strong>der</strong> ersten zur zweiten Substratlage d12 <strong>von</strong> 5 %, die fur die reine<br />

Ober ache gef<strong>und</strong>en wurde, ist bei <strong>der</strong> c(2 2)-3H-Phase aufgehoben. Sowohl<br />

d12 als auch d23 entsprechen den jeweiligen Volumenwerten. Interessant ist<br />

die Kontraktion des Abstandes <strong>der</strong> dritten zur vierten Lage, d34, um 0,05 A.<br />

71


Abbildung 3.14: Vergleich: I(V)Spektren Experiment (durchgezogene Linie)<br />

<strong>und</strong> Theorie (gepunktete Linie) fur das best- t-Modell.<br />

Diese Kontraktion tritt bei <strong>der</strong> reinen Rhenium ache nicht auf. Gleichfalls<br />

zeigt sich fur die wassersto belegte Probe ein buckling <strong>von</strong> 0,06 A. Es scheint<br />

so zu sein, als ob die Wassersto atome, die auf dreifach koordinierten Platzen<br />

adsorbieren, die unter ihnen in <strong>der</strong> dritten Atomlage be ndlichen Rheniumatome<br />

um 0,05 A in den Kristall hineindrucken <strong>und</strong> die Wassersto atome auf<br />

den Bruckenplatzen die Rheniumatome in <strong>der</strong> dritten Lage um 0,06 A leicht<br />

anheben.<br />

Fur den best- t sind in Abbildung 3.14 noch einmal exemplarisch einige gemessene<br />

I(V)-Spektren <strong>und</strong> die dazu gehorigen theoretisch berechneten I(V)-<br />

Spektren dargestellt. Es zeigt sich die gute Ubereinstimmung nicht nur <strong>der</strong><br />

Peak-Positionen zwischen den theoretischen <strong>und</strong> den experimentellen Spektren,<br />

son<strong>der</strong>n auch die gute <strong>Re</strong>produzierbarkeit <strong>der</strong> absoluten Intensitaten.<br />

3.2 TDS-Ergebnisse<br />

Fur die Charakterisierung <strong>der</strong> Energetik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kinetik <strong>der</strong> Desorption ist<br />

die Methode <strong>der</strong> Thermodesorptionsspektroskopie sehr aussagekraftig.<br />

Das Kapitel beginnt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Prasentation einer Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionsspektren<br />

fur die unterschiedlichen Wassersto belegungen. Aus diesen Spektren<br />

werden Aussagen zur Energetik <strong>und</strong> Kinetik des Wassersto -Rhenium-Systems<br />

gewonnen. Ferner wird im darau olgenden Abschnitt eine Bedeckungsgradeichung<br />

durchgefuhrt. Eng verknupft <strong>mit</strong> dieser Eichung ist die Frage nach dem<br />

Haftkoe zienten S des Wassersto s bei kleinen Bedeckungen im Hinblick auf<br />

einen eventuell vorhandenen precursor-Zustand. Diese Frage wird im letzten<br />

Teil des Kapitels beleuchtet.<br />

72


3.2.1 Dosisserien<br />

Die Thermodesorptionsspektren wurden bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong><br />

120 Kelvin aufgenommen. Die Wassersto dosen decken einen Bereich <strong>von</strong> 0,2<br />

Langmuir bis 2000 Langmuir ab. Dies entspricht einer Bedeckung <strong>von</strong> 0,1 bis<br />

2,0. Die Heizrate betragt 7,5 Kelvin/s .<br />

Die Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionsspektren, wie sie in Abbildung 3.15 dargestellt<br />

ist, enthalt drei -Zustande, 3, 2, 1 <strong>und</strong> einen -Zustand. Bei niedri-<br />

Abbildung 3.15: TDS-Dosisserie<br />

gen Wassersto expositionen wird zuerst <strong>der</strong> 3-Zustand bevolkert. Dieser Zustand<br />

ist <strong>mit</strong> einer Wassersto dosis <strong>von</strong> ca. 0,9 bis 1 Langmuir gesattigt. Er<br />

schiebt <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Wassersto belegung geringfugig zu niedrigeren Desorptionstemperaturen.<br />

Es konnte sich daher um eine <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter<br />

Ordnung handeln. Der geschwindigkeitsbestimmende Faktor fur diese <strong>Re</strong>aktionskinetik<br />

besteht in <strong>der</strong> <strong>Re</strong>kombination des Wassersto molekuls aus dem<br />

atomar adsorbierten Wassersto . Sobald das Molekul gebildet wird, kann es<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache desorbieren. Das Desorptionsmaximum be ndet sich fur<br />

die Sattigungsdosis des 3-Zustandes bei 470 Kelvin. Hieraus errechnet sich die<br />

Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption E Des in einer Abschatzung nach <strong>Re</strong>dhead<br />

[128] zu 125 kJ/Mol. Im LEED-Beugungsbild ist bei diesen Wassersto dosen<br />

ausschie lich eine Zunahme des di usen Untergr<strong>und</strong>s <strong>und</strong> zunachst noch keine<br />

Uberstruktur zu sehen.<br />

Ab einem Wassersto angebot <strong>von</strong> 4 Langmuir beginnt sich<strong>der</strong> 2-Desorptionszustand<br />

herauszubilden. 20 Langmuir sattigen diesen Zustand. Das Peakmaximum<br />

verschiebt sich dabei deutlich zu niedrigeren Temperaturen <strong>und</strong> be ndet<br />

sich fur diese Dosis bei 300 Kelvin. Also gehorcht auch <strong>der</strong> 2-Zustand<br />

<strong>der</strong> <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung. Hierbei ist wie oben erwahnt die <strong>Re</strong>kombination<br />

ratenli<strong>mit</strong>ierend. Interessant ist fur diesen Thermodesorptions-<br />

Zustand ( 20 L) das Absinken <strong>der</strong> Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption [128]<br />

73


auf etwa 80 kJ/Mol im Vergleich zur Desorptionsenergie des 3-Signals, die<br />

dort 125 kJ/Mol betragt. Da die Desorptionsenergie des 2-Zustandes um<br />

45 kJ/Mol niedriger ist als die des 3-Signals, kann das Auftreten des 2-<br />

Zustandes moglicherweise durch die hohere Wassersto belegung (> 4 L) <strong>und</strong><br />

die daraus resultierende starkere repulsive <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>der</strong> adsorbierten<br />

Wassersto atome untereinan<strong>der</strong> erklart werden. Diese repulsive <strong>Wechselwirkung</strong><br />

hat eine Schwachung <strong>der</strong> Haftung des Wassersto s auf <strong>der</strong> Unterlage<br />

zur Folge, so da <strong>der</strong> Wassersto leichter desorbieren kann. Eine an<strong>der</strong>e<br />

Deutungsmoglichkeit besteht darin, dem Auftauchen des 2-Zustands die Besetzung<br />

eines weiteren Adsorptionsplatzes zuzuordnen. Diese Moglichkeit ist<br />

nicht unwahrscheinlich. Sie wird durch die LEED-Strukturanalyse <strong>und</strong> die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> HREELS-Untersuchungen unterstutzt. Im Zuge <strong>der</strong> Population<br />

des 2-Zustandes ist fur die Wassersto dosis <strong>von</strong> 15 Langmuir nun eine gut<br />

ausgebildete <strong>und</strong> erstaunlich intensitatsstarke c(2 2)-LEED-Phase me bar.<br />

Parallel <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population des 2-Zustandes erfolgt ab einer Dosis <strong>von</strong> 85 Langmuir<br />

die Ausbildung des -Zustands bei 240 Kelvin. Der -Zustand kann wegen<br />

<strong>der</strong> Abnahme des Wassersto haftkoe zienten fur hohe Wassersto dosen<br />

erst <strong>mit</strong> etwa <strong>10</strong>00 Langmuir gesattigt werden. Das Maximum <strong>der</strong> Desorption<br />

bleibt konstant bei 240 Kelvin. Der -Zustand besitzt eine Desorptionsenergie<br />

<strong>von</strong> 60 kJ/Mol [128]. Die <strong>Re</strong>aktion kann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Bedeckungsgradunabhangigkeit<br />

des Peak-Maximums einer Desorptionskinetik erster o<strong>der</strong><br />

gebrochenzahliger Ordnung gehorchen. Bei einer <strong>Re</strong>aktionskinetik erster Ordnung<br />

ist fur die Desorption <strong>der</strong> Adteilchen die Starke <strong>der</strong> Adsorbat-Substrat-<br />

Bindung ausschlaggebend. Ist die Konzentration <strong>der</strong> Adteilchen auf <strong>der</strong> Oberache<br />

ausreichend gro , so li<strong>mit</strong>iert die <strong>Re</strong>kombinationswahrscheinlichkeit nicht<br />

mehr die Desorptionsrate. Bei einer <strong>Re</strong>aktionskinetik <strong>mit</strong> gebrochenzahliger<br />

Ordnung existieren im allgemeinen Adsorbatinseln auf <strong>der</strong> Ober ache (vgl.:<br />

Metallsysteme <strong>mit</strong> attraktiven <strong>Wechselwirkung</strong>en, die zur Inselbildung fuhren<br />

konnen, z. B. Kupfer-Multilagen auf Ru(0001) [21]). Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> repulsiven<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> zwischen den adsorbierten Wassersto atomen ist diese<br />

Deutung jedoch sehr unwahrscheinlich.<br />

Interessanterweise wird bei sehr hohen Dosen ein weiterer Zustand, 1, beobachtet.<br />

Sein Desorptionsmaximum liegt bei 260 Kelvin. Die c(2 2)-LEED-<br />

Phase, die bei 15 Langmuir optimal ausgepragt war, wird um so schwacher, je<br />

starker <strong>der</strong> 1- <strong>und</strong> <strong>der</strong> -Zustand bevolkert werden. Fur das Sattigungsdesorptionsspektrum<br />

bildet sich schlie lich die (1 1)-LEED-Phase aus.<br />

3.2.2 Bedeckungsgradbestimmung<br />

Wahrend die relativen Bedeckungen ` = / max einfach <strong>und</strong> genau aus den<br />

Flachen <strong>der</strong> Thermodesorptionszustande er<strong>mit</strong>telt werden konnen, wird hier<br />

im Vorgri auf die spatere vergleichende Diskussion des Wassersto -Rhenium<strong>mit</strong><br />

dem Wassersto -Ruthenium-Systems [91, 92] kurz auf die absolute Bedeckungsgradbestimmung<br />

eingegangen. Das Auftauchen einer intensitats-<br />

74


starken c(2 2)-LEED-Phase bei <strong>der</strong> relativen Bedeckung ` <strong>von</strong> etwa 0,7 ...<br />

0,8 (die Phase verschwindet wie<strong>der</strong>, wenn sich ` <strong>der</strong> Bedeckung 1 nahert) <strong>und</strong><br />

die weitreichenden Ubereinstimmungen zwischen den Systemen Wassersto -<br />

Rhenium <strong>und</strong> Wassersto -Ruthenium legen den Schlu nahe, da die c(2 2)-<br />

Phase eine absolute Bedeckung <strong>von</strong> = 1,5 besitzt. Das bedeutet, da sich<br />

1� 22 <strong>10</strong> 19 Wassersto atome pro m 2 auf <strong>der</strong> Substratober ache be nden.<br />

Durch diese Kalibrierung konnen alle relativen Bedeckungsgrade in absolute<br />

Bedeckungen umgeeicht werden.<br />

3.2.3 Haftkoe zient<br />

Die gesamte Flache eines Thermodesorptionsspektrums ist proportional zur<br />

Anzahl <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbierten Teilchen. Wird die erhaltene<br />

Flache, also die Bedeckung , gegen die jeweilige Wassersto dosis aufgetragen,<br />

ergibt sich Graphik 3.16 - ein Bedeckungsgrad-Dosisverlauf.<br />

Abbildung 3.16: Bedeckungsgrad-Dosisverlauf<br />

Im Dosisbereich <strong>von</strong> 0 bis 2 Langmuir steigt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Dosis steil an. Anhand<br />

<strong>der</strong> Beziehung [21]:<br />

S( ) = 1 d<br />

z dt<br />

<strong>mit</strong> z = Flachensto zahl (3.1)<br />

ist <strong>der</strong> Haftkoe zient S( ) zu er<strong>mit</strong>teln. Fur den oben genannten Dosisbereich<br />

ergibt sich ein hoher Haftkoe zient S des Wassersto s <strong>von</strong> 0,7. Diese hohe<br />

Haftwahrscheinlichkeit tritt auch bei an<strong>der</strong>en Wassersto systemen, wie zum<br />

Beispiel H/Co(<strong>10</strong><strong>10</strong>) <strong>und</strong> H/Ni(1<strong>10</strong>) auf. Fur die letztgenannten Systeme liegt<br />

sie zwischen 0,5 <strong>und</strong> 1,0 [48, 47], [123, 27, 23, 129, 88].<br />

75


Ab einer Dosis <strong>von</strong> 2 Langmuir nimmt <strong>der</strong> Haftkoe zient stark ab <strong>und</strong> geht<br />

bei Dosen um 2000 Langmuir asymptotisch gegen seinen Sattigungswert Null.<br />

3.3 -Ergebnisse<br />

Die Elektronenaustrittsarbeit <strong>von</strong> Metallober achen reagiert hoch sensibelauf<br />

die Adsorption <strong>von</strong> Gasen wie Wassersto . Das Kapitel enthalt eine Prasentation<br />

<strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung fur ansteigende Wassersto belegung.<br />

Aus diesen Messungen kann u. a. fur kleine Wassersto bedeckungen<br />

das Anfangsdipolmoment 0 <strong>der</strong> Wassersto -Rhenium-Ober achenspezies berechnet<br />

werden.<br />

3.3.1 An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

Wie aus Abbildung 3.17 ersichtlich ist, steigt die Austrittsarbeit bei <strong>der</strong> Adsorption<br />

<strong>von</strong> Wassersto bis zu einer absoluten Bedeckung <strong>von</strong> 0,9 um 370 meV<br />

an. Die Adsorptionstemperatur betragt hierbei 120 Kelvin. Bis zu dieser Bedeckung<br />

wird <strong>der</strong> 3-TD-Zustand aufgefullt. Das LEED-Beugungsbild zeigt<br />

Abbildung 3.17: ( )<br />

76


zwar eine Erhohung des di usen Untergr<strong>und</strong>es, nichtjedoch eine Uberstruktur.<br />

Im Bereich zwischen = 0,9 <strong>und</strong> 1,5 nimmt die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

nach Durchlaufen des Maximalwertes um etwa 200 meV ab. Die oberhalb einer<br />

Bedeckung <strong>von</strong> 0,9 adsorbierte Wassersto spezies erniedrigt also die Austrittsarbeit<br />

wie<strong>der</strong>. Dieser Ruckgang <strong>der</strong> Austrittsarbeit kann <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bevolkerung<br />

des 2-Peaks verknupft werden. Bei = 1,5 ist schlie lich die c(2 2)-LEED-<br />

Phase optimal zu detektieren.<br />

Wird die Bedeckung auf ihren Sattigungswert 2,0 erhoht, so nahert sich die<br />

An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit asymptotisch 150 meV an. Das Thermodesorptionsspektrum<br />

zeigt fur diese Bedeckung die Population des 1- <strong>und</strong> des -<br />

Zustandes. Im Beugungsbild verschwindet die c(2 2)-Uberstruktur wie<strong>der</strong>,<br />

<strong>und</strong> es bildet sich die (1 1)-Phase aus.<br />

3.3.2 Anfangsdipolmoment 0<br />

Fur geringe Wassersto bedeckungen steigt die Austrittsarbeit steil <strong>und</strong> linear<br />

an. Da in diesem niedrigen Bedeckungsbereich Depolarisierungse ekte zwischen<br />

den auf <strong>der</strong> Ober ache gebildeten Dipolen zu vernachlassigen sind, kann<br />

<strong>mit</strong>hilfe <strong>der</strong> Helmholtz-Gleichung das Anfangsdipolmoment bestimmt werden.<br />

0 = 0<br />

nad<br />

nad = Dichte <strong>der</strong> adsorbierten Teilchen [m ;2 ]<br />

0 = elektrische Feldkonstante: 8� 85 <strong>10</strong> ;12 AsV ;1 m ;1<br />

[A s m] (3.2)<br />

Die Berechnung ergibt ein Dipolmoment 0 <strong>von</strong> 0.1 0.04 Debye (= 3:33<br />

<strong>10</strong> ;30 [Asm]). Dieser Wert ist <strong>mit</strong> dem Anfangsdipolmoment des kristallographisch<br />

ahnlichen Systems H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) [91, 92] zu vergleichen, das dort<br />

0.059 Debye [20] betragt. Aber auch bei <strong>der</strong> " grabenartigen\ Palladium(1<strong>10</strong>)-<br />

Ober ache wird nach <strong>der</strong> Wassersto adsorption <strong>mit</strong> 0.072 Debye ein ahnlich<br />

gro es Dipolmoment gemessen [20]. Ein <strong>der</strong>artiges Dipolmoment ist ein Zeichen<br />

dafur, da die chemisorptive Bindung hauptsachlichkovalenten Charakter<br />

besitzt <strong>und</strong> tatsachlich nur ein geringer Ladungsubergang vom Rhenium zum<br />

Wassersto vorliegt.<br />

Am Ende dieses Kapitels sei noch auf Kapitel 5 verwiesen. Dort werden<br />

die physikalischen Ursachen, die zu dem beobachteten Dipolmoment bzw.<br />

<strong>der</strong> Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung fuhren, beson<strong>der</strong>s im Vergleich zu Wassersto -<br />

Palladium(2<strong>10</strong>) diskutiert. Die gemessenen E ekte resultieren aus <strong>der</strong> <strong>Wechselwirkung</strong><br />

des 1s-Orbitals des Wassersto s <strong>mit</strong> den raumlich ausgedehnten<br />

Rhenium-5d-Orbitalen an <strong>der</strong> Festkorperober ache.<br />

77


3.4 HREELS-Ergebnisse<br />

Die HREELS-Messungen dienen - uber eine Analyse <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

Wassersto -Metall-Schwingungsanregungen - <strong>der</strong> Bestimmung <strong>der</strong> lokalen Geometrie<br />

des Wassersto adsorptionsplatzes. Zuerst werden nun in diesem Kapitel<br />

die HREELS-Messungen fur unterschiedliche Wassersto bedeckungen vorgestellt<br />

<strong>und</strong> die jeweilige Anzahl <strong>der</strong> Schwingungsverluste geklart. Anschlie end<br />

erfolgt die Diskussion <strong>und</strong> Interpretation <strong>der</strong> so gewonnenen Ergebnisse unter<br />

vergleichen<strong>der</strong> Einbeziehung des Systems Wassersto -Ruthenium.<br />

3.4.1 Messungen <strong>der</strong> Schwingungsverluste<br />

Die Messungen wurden fur drei verschiedene Wassersto bedeckungen bei einer<br />

Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 120 Kelvin vorgenommen. Die Streuebene<br />

war zunachst parallel zur [12<strong>10</strong>]-Richtung. Um Aussagen uber die Geometrie<br />

des Adsorptionsplatzes tre en zu konnen, wurde die Probe spater azimutal<br />

um 90 0 gedreht. Auf diese Art konnte dann parallel zur [0001]-Richtung gestreut<br />

werden. Mit den Ergebnissen dieser beiden unterschiedlichen Streugeometrien<br />

ist unter Benutzung <strong>von</strong> Symmetrieauswahlregeln fur Sto streuung<br />

ein Ruckschlu auf die Adsorptionsgeometrie moglich.<br />

In den folgenden Abschnitten werden jeweils zu drei charakteristischen Wassersto<br />

bedeckungen ( : 0,9� 1,5� 2,0) die beiden unterschiedlichen Streugeometrien<br />

gegenubergestellt. Hierbei sind die Intensitaten <strong>der</strong> Primar-Peaks 8 auf<br />

den Wert <strong>10</strong>00 normiert. Die absoluten Zahlraten betrugen specular (abhangig<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Wassersto belegung) etwa 3 <strong>10</strong> 5 counts/s.<br />

3.4.1.1 Niedrige Wassersto bedeckung = 0,9:<br />

Die Abbildung 3.18 zeigt zwei Verlustspektren im Energiebereich <strong>von</strong>0bis2<strong>10</strong><br />

meV specular <strong>und</strong> 21 0 -o -specular aufgenommen. Die Streuebene ist hierbei<br />

parallel zu den Atomreihen, also in [12<strong>10</strong>]-Richtung orientiert. Die Verlustintensitaten<br />

betragen etwa ein Prozent <strong>der</strong> Intensitat <strong>der</strong> elastisch gebeugten<br />

Elektronen.<br />

In spiegeln<strong>der</strong> Detektionsrichtung erscheinen deutlich drei Verlustgruppen. Die<br />

erste Gruppe zeigt sich bei Energien <strong>von</strong> 47, 54 <strong>und</strong> 60 meV.<br />

(Im Vorgri auf die spatere Diskussion la t sich feststellen: Vergleichtmandiese<br />

Verluste <strong>mit</strong> den in den Arbeiten <strong>von</strong> Lauth bzw. Gruyters zu H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

[91, 92, 61], so liegt <strong>der</strong> Schlu nahe, da es sich hier um keine eigentlichen<br />

Wassersto verluste handelt, son<strong>der</strong>n diese Verluste dem Auftreten <strong>von</strong> Phononen<br />

zuzuordnen sind.)<br />

8 Elastisch gebeugte Elektronen<br />

78


Abbildung 3.18: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

In <strong>der</strong> Schulter <strong>der</strong> Verlustgruppe sitzt bei ca. 80 meV ein weiterer Wassersto<br />

schwingungsverlust. Intensitatsstark zeigt sich schlie lich <strong>der</strong> dritte durch<br />

den Wassersto hervorgerufene Verlust bei 167 meV.<br />

Abbildung 3.19: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

79


Wie aus Abbildung 3.18 ersichtlich ist, an<strong>der</strong>t sich das Verlustspektrum bei<br />

o -specularer Messung nur wenig. Jedoch wird die Verlustintensitat des Peaks<br />

bei 167 meV ahnlich gro wie die <strong>der</strong> Peakgruppe zwischen 47 <strong>und</strong> 60 meV.<br />

Der Verlust bei 167 meV ist also impact-aktiv. Die Verlustgruppe um 54 meV<br />

hingegen besitzt einen gro en dipolaktiven Anteil, weil sich ihre relative Intensitat<br />

auch beio -specularer Detektionsrichtung nicht signi kant veran<strong>der</strong>t.<br />

Die Intensitatsverteilung fur dipolaktive Verluste ist hingegen stark raumlich<br />

gerichtet. Wird die Streuebene parallel zur [0001]-Richtung gewahlt, so erhalt<br />

man die folgenden Spektren (vgl. Darstellung 3.19). Zunachst fallt auf, da die<br />

Verlustintensitaten bei <strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong> Elektronen senkrecht zu den Atomreihen<br />

nur noch wenige Promille des elastisch gebeugten Elektronenstrahls betragen.<br />

Die Anregung <strong>von</strong> Schwingungsverlusten senkrecht zu den Atomreihen<br />

ist also um einen Faktor Zehn geringer als entlang <strong>der</strong> Substratatomreihen. Es<br />

ist denkbar, da die Anregung <strong>der</strong> entsprechenden Verlustschwingungen durch<br />

die Abschirmung <strong>der</strong> senkrecht zur Kristallober ache orientierten Rhenium-<br />

5d-Orbitale vermin<strong>der</strong>t ist.<br />

In specularer Detektionsrichtung (vgl. Abbildung 3.19) o enbart das EELS-<br />

Spektrum wie<strong>der</strong> die Verlustgruppe um 54 meV <strong>und</strong>, deutlicher ausgepragt<br />

als in [12<strong>10</strong>]-Richtung, einen Peak bei 83 meV. Der Verlust um 167 meV ist<br />

specular nicht klar zu beobachten. Wird <strong>10</strong> Grad o -specular beobachtet, so<br />

an<strong>der</strong>t sich das Spektrum. Die Peakgruppe um 54 meV bleibt erhalten, jedoch<br />

nimmt die relative Intensitat des Verlustes bei 83 meV signi kant zu. Ebenso<br />

verhalt sich <strong>der</strong> Verlust bei 167 meV. Beide sind also stark impact-aktiv.<br />

3.4.1.2 c(2 2)-Phase� Wassersto bedeckung = 1,5:<br />

Fur die Wassersto bedeckung = 1,5 ist die c(2 2)-LEED-Uberstrukturphase<br />

optimal ausgepragt. Bei dieser Wassersto belegung werden folgende<br />

Schwingungsverluste beobachtet. Ein Blick auf Abbildung 3.20 zeigt, da in<br />

specularer Beobachtungsrichtung, wobei die Streuebene langs <strong>der</strong> Atomreihen<br />

orientiert ist, die Intensitaten <strong>der</strong> Verluste bei 47, 54 <strong>und</strong> 60 meV auf die<br />

Halfte <strong>der</strong> Gro e sinken, die sie bei <strong>der</strong> Bedeckung = 0,9 besa en. Weiter<br />

konnen die Verluste bei 83 meV <strong>und</strong> 168 meV auch bei dieser Bedeckung<br />

beobachtet werden. Ansatzweise la t sich ein intensitatsschwacher Verlust bei<br />

112 meV detektieren. O -specular zeigt sich, da <strong>der</strong> Verlust bei 60 meV nicht<br />

mehr vorhanden ist. Bei diesem Spektrum gleichen sich die Intensitaten <strong>der</strong><br />

Verlustgruppe um 54 meV <strong>und</strong> des Peaks bei 167 meV an. Der Verlust bei<br />

167 meV ist impact-aktiv. Ferner fallt bei o -specularer Geometrie nur <strong>der</strong><br />

Untergr<strong>und</strong>anstieg zwischen 1<strong>10</strong> <strong>und</strong> 160 meV auf. Hier konnten sich weitere<br />

intensitatsschwache Schwingungsverluste verbergen.<br />

Liegt die Streuebene senkrecht zu den Atomreihen des Substrats, dann la t<br />

sich auch bei dieser Streugeometrie in specularer Beobachtungsrichtung die<br />

Verlustgruppe 47, 54 <strong>und</strong> 60 meV nachweisen (Abbildung 3.21). Der Schwingungsverlust<br />

bei 83 meV ist unter diesen Umstanden ahnlich stark ausgepragt<br />

80


Abbildung 3.20: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

wie bei <strong>der</strong> Bedeckung = 0,9. Der Schwingungsverlust bei 167 meV la t<br />

sich specular nur au erst schwierig nachweisen. Wahlt man hingegen die De-<br />

Abbildung 3.21: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

81


tektionsrichtung <strong>10</strong> 0 -o -specular, dann tritt <strong>der</strong> Schwingungsverlust bei 167<br />

meV sehr deutlich hervor. Er scheint beson<strong>der</strong>s fur diese Streugeometrie,<br />

ESt k [0001]-Richtung, vielleicht durch Abschirmungse ekte <strong>der</strong> 5d-Orbitale<br />

des Rheniums 9 ausgepragt impact-aktiv zu sein. Genauso deutlich <strong>und</strong> intensitatsstark<br />

ist o -specular <strong>der</strong> Wassersto schwingungsverlust bei 116 meV<br />

zum ersten Mal zu beobachten. Der Schwingungsverlust bei 80 meV ist bei<br />

dieser Bedeckung o -specular nicht mehr ganz so markant, wie er sich bei <strong>der</strong><br />

Bedeckung = 0,9 darstellt. Dennoch ist er zweifelsohne impact-aktiv. Die<br />

Gruppe <strong>von</strong> Verlusten um 54 meV ist gleichfalls vorhanden.<br />

3.4.1.3 (1 1)-Phase� Wassersto sattigungsbedeckung = 2,0:<br />

Abbildung 3.22: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

Fur hohe Wassersto angebote bildet sich nach <strong>der</strong> c(2 2)-Phase eine (1 1)-<br />

Phase aus. Sie stellt <strong>mit</strong> einer Bedeckung <strong>von</strong> = 2,0 die Wassersto -<br />

sattigungsbelegung dar. Ist die Streuebene entlang <strong>der</strong> <strong>Re</strong>ihen ausgerichtet,<br />

so zeigt sich bei specularer Streugeometrie, da die Gruppe <strong>der</strong> Schwingungsverluste<br />

um 54 meV nun ganzlich verschw<strong>und</strong>en ist. Diese Verhaltnisse sind in<br />

Abbildung 3.22 dargestellt. Der Schwingungsverlust bei 80 meV existiert weiter.<br />

Auch ist <strong>der</strong> Verlust bei 112 meV wie<strong>der</strong> zu detektieren. Der Wassersto -<br />

schwingungsverlust bei 167 meV zeigt sich bei dieser Streugeometrie specular<br />

deutlich. In o -specularer Detektionsrichtung wachst <strong>der</strong> Schwingungsverlust<br />

9 vgl. UPS-Kapitel 3.5.3.1<br />

82


ei 83 meV starker an. Auch hat die Intensitat des Peaks bei 112 meV zugenommen.<br />

In seiner rechten Flanke be ndet sich ein weiterer zusatzlicher<br />

Verlust <strong>mit</strong> einer Energie <strong>von</strong> 124 meV. Wie bereits bei allen an<strong>der</strong>en Bedeckungen<br />

zeigt sich, da die Verlustschwingung bei 167 meV impact-aktiv<br />

ist. In <strong>der</strong> Schulter dieses Peaks kann sich durchaus ein weiterer Verlust bei<br />

148 meV be nden.<br />

Abbildung 3.23: Schwingungsverlustspektren, durchgezogene Linie: specular,<br />

unterbrochene Linie: o -specular<br />

Wechselt man fur diese Bedeckung die Streugeometrie <strong>und</strong> strahlt die Elektronen<br />

senkrecht zu den Graben ein (ESt k [0001]), so wird o ensichtlich, da <strong>mit</strong><br />

dieser Streugeometrie ebenfalls in specularer Detektionsrichtung die Intensitat<br />

<strong>der</strong> Verlustpeaks bei 47, 54 <strong>und</strong> 60 meV sehr stark geschwacht ist (Abbildung<br />

3.23). Ferner ist eine gewisse Intensitat im Verlustpeak bei 80 meV vorhanden.<br />

Es tauchen weitere Verluste bei 1<strong>10</strong>, 130, 150 <strong>und</strong> 167 meV auf. Sie sind aber<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer geringen Intensitat nicht gutvom Untergr<strong>und</strong> zu trennen. Klarer<br />

zeichnet sich dasBild,wenn die Beobachtungsrichtung o -specular gewahlt<br />

wird. Die Verlustgruppe um 54 meV ist so gut wie nicht mehr zu erkennen.<br />

Es la t sich jedoch eine ausgepragte Schulter bei 80 meV detektieren. Eindeutige<br />

impact-aktive Verluste sind auch bei 114 meV, 121 meV <strong>und</strong> 167 meV zu<br />

messen.<br />

83


3.4.1.4 Zusammenfassung <strong>der</strong> HREELS-Verluste fur alle<br />

Bedeckungen:<br />

Zur besseren Ubersicht sind die Schwingungsverluste nun in tabellarischer<br />

Form zusammengefa t. Die Eintrage bezeichnen die Verlustenergien in meV.<br />

Die beiden letzten Spalten sind ein Vorgri auf das folgende Kapitel 3.4.2. Eigene<br />

Isotopen-Austauschmessungen konnten aus apparativen Gr<strong>und</strong>en nicht<br />

durchgefuhrt werden, so da die Assoziierung <strong>der</strong> Schwingungen bei 47, 54<br />

<strong>und</strong> 60 meV <strong>mit</strong> Phononenverlusten aufgr<strong>und</strong> des Vergleichs <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Systemen<br />

erfolgt. Wie schon im Gr<strong>und</strong>lagenteil ausfuhrlich beschrieben, exi-<br />

Bedeckung = 0,9 =1,5 = 2,0 H-Spezies lok.<br />

Beobachtungs- spec. o - spec. o - spec. o - &Mode Sym.<br />

richtung -spec. -spec. -spec.<br />

Streuebene: 47 47 47 47 - - Phononen -<br />

parallel 54 54 54 54 - - Phononen -<br />

zur 60 60 60 60 - - Phononen -<br />

[12<strong>10</strong>]-<br />

Richtung 83 83 83 83 83 83 I, A' C2v<br />

(112) (112) 113 115 II, B' Cs<br />

- 124 III, C' Cs<br />

- 148 III, C' Cs<br />

167 167 167 167 167 167 I, A' C2v<br />

& III, C' &Cs<br />

Streuebene: 47 47 47 47 - - Phononen -<br />

parallel 54 54 54 54 - - Phononen -<br />

zur 60 60 60 60 - - Phononen -<br />

[0001]-<br />

Richtung<br />

83 83 83 83 83 83 I, A' C2v<br />

- - - 116 - 114 II, B' Cs<br />

- - - - - 121 III, C' Cs<br />

167 167 167 167 I, A' C2v<br />

& III, C' &Cs<br />

Tabelle 3.2: Schwingungsverluste<br />

stieren fur das Auftreten <strong>der</strong> impact-aktiven Schwingungsverluste Auswahlregeln.<br />

An Hand dieser Auswahlregeln ist gr<strong>und</strong>satzlich ein Ruckschlu auf die<br />

lokale Symmetrie des Adsorptionsplatzes moglich. Auf <strong>der</strong> Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-<br />

Ober ache existieren nun mehrere potentielle Adsorptionsplatze <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />

Symmetrie. Diese sind in Abbildung 3.24 dargestellt. Uber den<br />

Wassersto ist aus vielen Untersuchungen <strong>10</strong> bekannt, da er auf moglichst<br />

hochkoordinierten Platzen adsorbiert. Einzig auf dem bcc-kristallinen W(<strong>10</strong>0)<br />

[132] <strong>und</strong> einer Legierung aus Molybdan <strong>und</strong> Rhenium [65] sind zweifach koordinierte<br />

Bruckenplatze beobachtet worden. Wie Abbildung 3.24 zeigt, stellt<br />

<strong>10</strong> vgl. z.B. den Ubersichtsartikel [20]<br />

84


Abbildung 3.24: Ober ache <strong>mit</strong> Symmetrie <strong>der</strong> Adplatze<br />

die (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache einfach koordinierte on-top-Platze , zweifach koordinierte<br />

Bruckenplatze <strong>und</strong> dreifach koordinierte Platze zur Verfugung. Die einfach<br />

koordinierten on-top-Platze besitzen C2v-Symmetrie. Die gleiche Symmetrie<br />

haben auch die zweifach koordinierten Bruckenplatze. Hingegen zeichnen sich<br />

die dreifach koordinierten Adsorptionsplatze durch eine Cs-Symmetrie aus.<br />

Die Auswahlregeln fur impact-Streuung sagen nun in Abhangigkeit <strong>der</strong> Streugeometrie<br />

voraus, wie viele Schwingungsverluste in <strong>der</strong> jeweiligen Streurichtung<br />

zu beobachten sind (vgl. Tabelle 3.3). Die Tabelle 3.3 besagt, da fur<br />

Symmetrie: C1 Cs C2v<br />

Anzahl <strong>der</strong><br />

Spiegelebenen keine 1 2<br />

EStkESpiegel 3 2 2<br />

ESt ? ESpiegel 3 3 2<br />

Tabelle 3.3: Symmetrieauswahlregeln fur impact-aktive Verluste [50]<br />

C1-Symmetrie, bei <strong>der</strong> keine Spiegelebene, ESpiegel, existiert, in beiden Streurichtungen<br />

drei impact-aktive Schwingungsverluste zu beobachten sind. Bei<br />

Cs-Symmetrie besitzt die Ober ache eine Spiegelebene� ist die Streuebene,<br />

ESt, parallel zur Spiegelebene orientiert, so konnen in dieser Richtung zwei<br />

impact-aktive Schwingungsverluste detektiert werden. Liegt die Streuebene<br />

dagegen senkrecht zur Spiegelebene, so sind alle drei impact-aktiven Schwingungen<br />

anzuregen. Letztendlich ist fur diese rechtwinklige- " grabenartige\-<br />

(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache auch die Moglichkeit denkbar, da zwei zueinan<strong>der</strong> senkrechte<br />

Spiegelebenen (C2v-Symmetrie) vorhanden sind. Ist dies <strong>der</strong> Fall, dann<br />

ist die Streuebene immer zu einer <strong>der</strong> beiden Spiegelebenen parallel <strong>und</strong> zur<br />

jeweils an<strong>der</strong>en senkrecht. Es sind fur beide Streugeometrien zwei Verluste<br />

me bar.<br />

85


3.4.2 Vergleich <strong>mit</strong> dem System Wassersto auf<br />

Ruthenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

Fur die weitere Diskussion <strong>der</strong> Adsorptionsgeometrie ist <strong>der</strong> Vergleich <strong>mit</strong> dem<br />

physikalisch ahnlichen System Wassersto auf Ruthenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>) au erst hilfreich.<br />

An diesem System wurden <strong>von</strong> Lauth et al. [91, 92] <strong>und</strong> Gruyters &<br />

Jacobi [61] bereits schwingungsspektroskopische Messungen durchgefuhrt. Die<br />

Ergebnisse werden im folgenden knapp vorgestellt.<br />

Bedeckung 1,0 1< 1,5 = 2,0<br />

Autor Lauth Gruyters Lauth Gruyters Lauth Gruyters<br />

Streuebene: - 27 ? - 27 ? - 27 ?<br />

parallel - 40 - 40 - 40<br />

zur <strong>10</strong>5 - <strong>10</strong>6 - 96 -<br />

[12<strong>10</strong>]- 142 150 148 150 152 165<br />

Richtung<br />

42 ? 2 27 ? 2 27 ?<br />

Streuebene: - <strong>10</strong>0 -<br />

parallel 150 151 151<br />

zur<br />

[0001]- 41 ?<br />

Richtung 11<br />

77 78<br />

- <strong>10</strong>0<br />

130 128<br />

168 -<br />

131<br />

165<br />

Tabelle 3.4: Schwingungsverluste entsprechend <strong>der</strong> Arbeiten <strong>von</strong> Gruyters [61]<br />

<strong>und</strong> Lauth [91, 92].<br />

Niedrige Bedeckungen:<br />

Die in <strong>der</strong> Tabelle 3.4 <strong>mit</strong> ? markierten Schwingungsverluste werden, sowohl<br />

<strong>von</strong> Lauth als auch <strong>von</strong> Gruyters, <strong>der</strong> Anregung <strong>von</strong> Phononen zugeordnet.<br />

Wir sehen eine vergleichbar intensitatsstarke Verlustgruppe bei 47, 54 <strong>und</strong> 60<br />

meV. Sie ist fur die saubere Rheniumober ache nicht vorhanden <strong>und</strong> wachst<br />

bei Bedeckungen um = 0,9 au erst deutlich heraus. Bei dieser Bedeckung dominiert<br />

sie in [12<strong>10</strong>]-Richtung alle an<strong>der</strong>en Verlustpeaks. Wird die Bedeckung<br />

auf 1,5 erhoht, so nimmt die Intensitat <strong>der</strong> Verlustgruppe auf die Halfte ab.<br />

Bei <strong>der</strong> Sattigungsbelegung 2,0 sind die Peaks ganzlich verschw<strong>und</strong>en. Dieses<br />

86


edeckungsgradabhangige Verhalten ist analog bei H/Ru fur den Verlust bei<br />

40 meV (Lauth) bzw. Gruppe <strong>von</strong> Verlusten um 56 meV (Gruyters) zu beobachten.<br />

Diese beiden Autoren erklaren die oben genannten Verluste durch<br />

Phononenanregung. Es ist also da<strong>von</strong> auszugehen, da auch beim System<br />

H/<strong>Re</strong> die Gruppe <strong>der</strong> Verluste um 54 meV einer Phononenanregung zuzuordnen<br />

ist.<br />

Fur die Bedeckung = 0,9 sind ferner beim System Wassersto auf Rhenium<br />

Schwingungsverluste bei 83 meV <strong>und</strong> bei 167 meV zu messen. Der Verlust<br />

bei 83 meV kann beim H/Ru-System nicht beobachtet werden. Jedoch ist<br />

beim H/Ru-System eine Verlustschwingung vorhanden, <strong>der</strong>en Charakteristik<br />

Ahnlichkeiten zum Schwingungsverlust bei 167 meV des Rhenium-Systems aufweist.<br />

Bei niedrigen Bedeckungen sieht Lauth diesen Verlust bei 140 meV. Fur<br />

die Sattigungsbelegung schiebt <strong>der</strong> Peak zu 152 meV. Hingegen mi t Gruyters<br />

am H/Ru-System einen entsprechenden Verlust bei 150 meV schon fur niedrige<br />

Bedeckungen, = 0,9. Nach Gruyters erhoht sich die Verlustenergie<br />

dieses Peaks bei <strong>der</strong> Sattigungsbedeckung auf 165 meV. In den Arbeiten <strong>von</strong><br />

Lauth <strong>und</strong> Gruyters wird die Prasenz dieses Verlustes <strong>der</strong> Population eines<br />

Adsorptionsplatzes zugeordnet.<br />

Wie aus <strong>der</strong> Tabelle 3.2 auf <strong>der</strong> Seite 84 ersichtlich ist, verursacht die adsorbierte<br />

Wassersto spezies I jeweils zwei Schwingungsverluste in je<strong>der</strong> Detektionsrichtung.<br />

(Der Wassersto in diesem Adsorptionsplatz wird im weiteren<br />

als Spezies I bezeichnet.) Dieses Verhalten kann im Rahmen <strong>der</strong> impact-<br />

Auswahlregeln als Indiz fur einen Adsorptionsplatz <strong>mit</strong> lokaler C2v-Symmetrie<br />

gesehen werden. Auch Gruyters scheint dies <strong>mit</strong> seinen Messungen zu unterstutzen,<br />

da er nur zwei echte Wassersto verluste (bei 40 meV <strong>und</strong> 150 meV)<br />

ndet. Uber die an<strong>der</strong>e Streurichtung (ESt k [0001]) liegen bedauerlicherweise<br />

<strong>von</strong> ihm keine Ergebnisse vor.<br />

Lauth identi ziert fur den Wassersto zwei Schwingungsverluste (<strong>10</strong>5 meV <strong>und</strong><br />

142 meV) in [12<strong>10</strong>]-Streurichtung <strong>und</strong> einen Schwingungsverlust (150 meV)<br />

in [0001]-Streurichtung. Da er aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>von</strong> ihm beobachteten LEED-<br />

Uberstrukturen einen Adsorptionsplatz <strong>mit</strong> lokaler Cs-Symmetrie 12 fur plausibel<br />

halt, folgert er, da die Schwingung, die er nicht detektieren kann, entwe<strong>der</strong><br />

wenig intensiv ist o<strong>der</strong> <strong>von</strong> einer an<strong>der</strong>en Verlustbande uberdeckt wird.<br />

Ebenso einleuchtend ist <strong>der</strong> Schlu , da die Verlustbande <strong>von</strong> <strong>10</strong>5 meV in<br />

[0001]-Streurichtung wenig intensiv o<strong>der</strong> z. B. durch Abschirmungse ekte bei<br />

<strong>der</strong> Streuung senkrecht zu den Graben nicht zu messen ist. Diese Interpretationsmoglichkeit<br />

fuhrt direkt auf eine lokale C2v-Symmetrie des Adsorptionsplatzes.<br />

Dieser Adsorptionsplatz kann <strong>der</strong> Bruckenplatz zwischen zwei Rheniumatomen<br />

auf den <strong>Re</strong>ihen in <strong>der</strong> ersten Lage o<strong>der</strong> aber in den Graben <strong>der</strong><br />

zweiten Lage sein, wie in Abbildung 3.24 zu sehen ist.<br />

An dieser Stelle soll nun auf die Korrelation zwischen dem Schwingungsverlust<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwingungssymmetrie eingegangen werden. Die Verluste bei 83 meV<br />

12 3 Schwingungsverluste in [12<strong>10</strong>]-Streurichtung <strong>und</strong> 2 Schwingungsverluste in [0001]-<br />

Streurichtung<br />

87


<strong>und</strong> 167 meV sind fur beide Streugeometrien zu beobachten. Deswegen sollten<br />

sie zu symmetrischen Schwingungsmoden, A', gehoren.<br />

Bedeckung = 1,5:<br />

Bei dieser Bedeckung zeigt sich bei unseren Messungen in [0001]-Richtung <strong>der</strong><br />

Verlust bei 116 meV zum ersten Mal sehr deutlich. Er zeichnet sichansatzweise<br />

auch in[12<strong>10</strong>]-Richtung bei 112 meV ab. We<strong>der</strong> in den Messungen <strong>von</strong> Lauth<br />

noch <strong>von</strong> Gruyters ergibt sich bei dieser Bedeckung fur Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) eine neue<br />

Schwingungsmode. Das Auftreten dieses Verlustes konnte <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Besetzung<br />

eines weiteren Adsorptionsplatzes verknupft sein.<br />

Ein zusatzlicher Schwingungsverlust in nur einer Streurichtung kann nun nicht<br />

<strong>mit</strong> den impact-Auswahlregeln begr<strong>und</strong>et werden. Es liegt vielmehr <strong>der</strong> Schlu<br />

nahe, da es weitere Verluste gr<strong>und</strong>satzlich gibt, sie aber zu intensitatsschwach<br />

sind, um detektiert zu werden. Da die Anregung eines bestimmten Schwingungsverlusts<br />

stark <strong>von</strong> <strong>der</strong> Primarenergie <strong>der</strong> Elektronen abhangt, besteht die<br />

Moglichkeit, da <strong>der</strong> entsprechende Verlust <strong>mit</strong> <strong>der</strong> gewahlten Primarenergie<br />

nicht gut anzuregen ist (z. B. [31]). Da also die impact-Auswahlregeln hier<br />

nicht hilfreich sind, kann <strong>der</strong> neue Verlust einzig als Anzeichen fur die Besetzung<br />

eines weiteren Adsorptionsplatzes gelten. Die entsprechende Wassersto<br />

spezies wird II genannt. Da <strong>der</strong> Verlust zwar ungleichma ig, jedoch prinzipiell<br />

in beiden Richtungen beobachtbar ist, kann man ihm eine symmetrische<br />

Schwingungsmode, B', zuweisen.<br />

Eine Aussage uber die lokale Adsorptionssymmetrie ist <strong>mit</strong> EELS allein in diesem<br />

Fall jedoch nicht moglich. Es ist daher notig, sich die lokale Symmetrie<br />

uber eine plausible Annahme zu erschlie en. Da <strong>der</strong> Bedeckungsgrad bekannt<br />

<strong>und</strong> auch durch die c(2 2)-LEED-Uberstrukturphase die Periodizitat festgelegt<br />

ist, kommt alswahrscheinlicher Adsorptionsplatz fur diese Wassersto -<br />

spezies II ein Platz <strong>mit</strong> Cs-Symmetrie in Frage (ein weiterer C2v-Platz kommt<br />

nicht in Betracht, da sonst eine an<strong>der</strong>e Periodizitat in LEED beobachtet werden<br />

sollte). Wie in Abbildung 3.24 ersichtlich, kann dies speziell <strong>der</strong> dreifach<br />

koordinierte fcc- o<strong>der</strong> hcp-artige Adsorptionsplatz sein.<br />

Bedeckung = 2,0:<br />

Bei <strong>der</strong> Sattigungsbelegung sind anhaltend die Verluste bei 83 meV <strong>und</strong><br />

167 meV zu detektieren. Der Verlust bei 116 meV verschiebt sich zu 114 meV.<br />

Ein Schwingungsverlust <strong>mit</strong> ahnlicher Energie (115 meV) ist nun auch in<br />

[12<strong>10</strong>]-Richtung zu messen. Daruber hinaus erscheinen bei dieser Streugeometrie<br />

mehrere intensitatsschwache Verluste bei 124 meV <strong>und</strong> 148 meV. In<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> Lauth werden bei dieser Bedeckung weitere Verluste bei 77<br />

meV, 131 meV <strong>und</strong> 165 meV beobachtet. Lauth schreibt sie einem neuen Adsorptionsplatz<br />

zu. Gleichfalls berichtet auch Gruyters uber zusatzliche Schwingungsverluste<br />

um 78 meV, <strong>10</strong>0 meV <strong>und</strong> 128 meV. Er verbindet sie ebenso <strong>mit</strong><br />

einem an<strong>der</strong>en Adsorptionsplatz. Bemerkenswert ist, da die Verlustenergien<br />

fur diesen weiteren Adsorptionsplatz bei den beiden Autoren teilweise <strong>von</strong>einan<strong>der</strong><br />

abweichen.<br />

88


Betrachtet man die beiden Verluste bei 124 meV <strong>und</strong> 148 meV in [12<strong>10</strong>]-<br />

Streurichtung <strong>und</strong> den Verlust bei 120 meV (Schulter) in [0001]-Streurichtung,<br />

so kann man unter <strong>der</strong> Annahme, da sich eineweitere Schwingungsbande im<br />

Verlust bei 167 meV verbirgt, schlie en, da hier ein zusatzlicher Adsorptionsplatz<br />

<strong>mit</strong> lokaler Cs-Symmetrie vorliegt. Diese Verluste werden einer Wassersto<br />

spezies III zugeordnet. Hierbei scheinen die Verluste bei 124 meV <strong>und</strong><br />

167 meV aus einer symmetrischen Schwingung, C', zu resultieren, wahrend<br />

<strong>der</strong> Verlust bei 148 meV <strong>mit</strong> <strong>der</strong> unsymmetrischen Schwingung C" assoziiert<br />

ist.<br />

Zusammenfassend lassen sich die HREELS-Messungen unter <strong>der</strong> Annahme<br />

deuten, da bedeckungsgradabhangig folgende Wassersto spezies <strong>mit</strong> <strong>der</strong> in<br />

Tabelle 3.5 bezeichneten lokalen Symmetrie auftreten:<br />

Bedeckung 1,0 1< 1,5 =2,0 lokale Symmetrie<br />

Wasser- I I I C2v<br />

sto - - II II Cs<br />

spezies - - III Cs<br />

Tabelle 3.5: Wassersto spezies <strong>und</strong> Adsorptionsplatzsymmetrie<br />

Diese jeweilige lokale Adsorptionplatzsymmetrie wird fur die Diskussion des<br />

Systems Wassersto auf Rhenium <strong>mit</strong> den an<strong>der</strong>en komplementaren Methoden<br />

zur Aufstellung <strong>der</strong> Strukturmodelle herangezogen.<br />

3.5 UPS-Ergebnisse<br />

Bei <strong>der</strong> Ultraviolettphotoemissionsspektroskopie kann adsorbierter Wassersto<br />

fur eine geeignete Wahl <strong>der</strong> Photonenenergie einen gro en Wirkungsquerschnitt<br />

<strong>mit</strong> den eingestrahlten Lichtquanten besitzen. So ist es unter Umstanden <strong>mit</strong><br />

dieser Methode leichter, den auf <strong>der</strong> Probenober ache adsorbierten Wassersto<br />

zu detektieren, als <strong>mit</strong> einer Methode wie LEED, da <strong>der</strong> Wirkungsquerschnitt<br />

fur die Beugung langsamer Elektronen an Atomen <strong>mit</strong> geringer Kernladungszahl<br />

wie Wassersto ausgesprochen klein ist.<br />

Die winkelaufgeloste Photoemissionsspektroskopie erlaubt (indirekte) Aussagen<br />

uber die Gro e (Periodizitat) <strong>der</strong> Elementarmasche <strong>der</strong> adsorbierten Spezies<br />

<strong>und</strong> uber die Anzahl <strong>der</strong> Adatome in <strong>der</strong> Adsorbatelementarmasche.<br />

Das folgende Kapitel geht kurz auf die beson<strong>der</strong>e Me geometrie am Berliner<br />

Synchrotron " BESSY\ ein <strong>und</strong> zeigt exemplarische Photoemissionsspektren fur<br />

die c(2 2)-3H-Phase, = 1,5, <strong>und</strong> die (1 1)-2H-Phase, = 2,0. Die winkelaufgelosten<br />

Photoemissionsmessungen <strong>und</strong> die hieraus er<strong>mit</strong>telten Ban<strong>der</strong><br />

werden dann fur die beiden Bedeckungsgrade im Hinblick auf die elektronische<br />

Struktur getrennt diskutiert.<br />

89


Abbildung 3.25: Me geometrie Polarisation [96]<br />

3.5.1 Me geometrie <strong>und</strong> Me ergebnisse<br />

Die winkelaufgelosten Messungen erfolgten polarisationsabhangig. Die Abbildung<br />

3.25 veranschaulicht die geometrischen Zusammenhange. Der E-Vektor<br />

des Synchrotronlichtes ist horizontal polarisiert, liegt also in <strong>der</strong> Speicherringebene.<br />

Durch geeignete Wahl des Einfallswinkels sind verschiedene Polarisationen<br />

moglich. Ist so gewahlt (! 90 ), da <strong>der</strong> E-Vektor parallel zu<br />

<strong>der</strong> Proben achennormalen steht, dann spricht man <strong>von</strong> Z-Polarisation. Wird<br />

hingegen sehr klein (! 0 ), so handelt es sich um X- bzw Y-Polarisation,<br />

je nachdem wie die Probe azimutal orientiert ist. Da <strong>der</strong> Einfallswinkel aus<br />

apparativen Gr<strong>und</strong>en niemals gleich 0 o<strong>der</strong> 90 werden kann, liegt immer zu<br />

einem Teil eine Mischpolarisation aus X, Y <strong>und</strong> Zvor.<br />

Um nun Banddispersionen, E( ~ k), zu messen, halt man die Photonenenergie<br />

Eph konstant <strong>und</strong> variiert ublicherweise entwe<strong>der</strong> den azimutalen Winkel<br />

o<strong>der</strong> den polaren Winkel den Winkel ,unter den die e<strong>mit</strong>tierten Photoelektronen<br />

detektiert werden 13 . Da ~ k k in einfacher Weise <strong>von</strong> bzw. abhangt,<br />

la t sich spater aus den gemessenen Daten die E( ~ k)-Kurve bestimmen. Aus<br />

diesem Bandverlauf la t sich die eventuell unterschiedliche Starke <strong>der</strong> Energiedispersion<br />

<strong>der</strong> adsorbatinduzierten Zusatzemissonen in x- <strong>und</strong> in y-Richtung<br />

<strong>der</strong> Kristallober ache bestimmen. Eine gro e Energiedispersion deutet auf<br />

einen kleinen Abstand <strong>der</strong> Adsorbatatome in <strong>der</strong> jeweiligen lateralen Richtung<br />

hin. Der Bandverlauf beinhaltet daruber hinaus u. a. die Information uber die<br />

13 vgl. Kapitel 2.1.5.1<br />

90


Abbildung 3.26: UPS-Beispielspektren fur Normalemission<br />

Gro e <strong>der</strong> Elementarmasche. Die Anzahl <strong>der</strong> beobachteten Ban<strong>der</strong> ist <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Anzahl <strong>der</strong> Atome in <strong>der</strong> Elementarmasche verknupft.<br />

Exemplarisch sind in Abbildung 3.26 drei typische Photoemissionsspektren in<br />

Normalemission ( = 0 , = 0 ) a) fur die reine Probe, b) fur die c(2 2)-<br />

Abbildung 3.27: Schematische Skizze zur Geometrie <strong>der</strong> winkelaufgelosten Messungen.<br />

91


Phase <strong>und</strong> c) fur die Sattigungsbedeckung, die (1 1)-Phase, dargestellt. Man<br />

erkennt bei dem Spektrum <strong>der</strong> reinen Ober ache die Emissionen ca. 2-4 eV<br />

unter EF, die den 5d-Orbitalen des Rheniums zugeordnet werden. Bei den<br />

Spektren <strong>mit</strong> den Bedeckungen 1,5 <strong>und</strong> 2,0 sind jeweils bei -7 eV <strong>und</strong> -4 eV<br />

zwei wassersto nduzierte Zusatzemissionen zu beobachten.<br />

Es wurden jedoch im Rahmen <strong>der</strong> Messungen nicht nur fur =0 bzw. =0<br />

Photoemissionsspektren aufgenommen, son<strong>der</strong>n wie in Abbildung 3.27 dargestellt<br />

fur einen ganzen Bereich <strong>von</strong> Detektionswinkeln zwischen 0 <strong>und</strong> 60<br />

in Dreigrad-Schritten (<strong>der</strong> jeweils an<strong>der</strong>e Winkel wurde dabei auf Null eingestellt).<br />

Hieraus war fur die jeweilige Bedeckung ( = 1,5 o<strong>der</strong> = 2,0) eine<br />

Banddispersionskurve, E( ~ k), zu gewinnen. Diese Kurven werden im folgenden<br />

prasentiert.<br />

Polarisationse ekte:<br />

Bemerkenswerterweise zeigten sich bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> UPS-Spektren keine<br />

signi kanten Unterschiede fur die wassersto nduzierten Zusatzemissionen<br />

durch unterschiedlich polarisiertes Licht.<br />

3.5.2 c(2 2)-3H-Phase<br />

Abbildung 3.28: Ober ache <strong>mit</strong> Elementarmasche<br />

Durch LEED-Untersuchungen kann man bereits die Gro e <strong>der</strong> Adsorbatelementarmasche<br />

bei <strong>der</strong> Wassersto belegung = 1,5 bestimmen. Die Abbildung<br />

3.28 zeigt die Gestalt <strong>der</strong> Wigner-Seitz-Zelle 14 fur den <strong>Re</strong>alraum. Diese<br />

Wigner-Seitz-Zelle wird beim Ubergang in den Impulsraum in die Brillouin-<br />

Zone 15 transformiert. Fur diese Bedeckung hat die Brillouin-Zone folgendes<br />

Aussehen (vgl. Abbildung 3.29): Sie ist hexagonal geformt. Von ;00 erstreckt<br />

sie sich in [12<strong>10</strong>]-Richtung, also , 0,78 A ;1 bis zum Zonenrand bei X. Lauft<br />

14 Literatur z. B. Kittel [87]<br />

15 siehe 14<br />

92


Γ<br />

Y ∆<br />

Γ 00<br />

Σ<br />

X<br />

Y<br />

X<br />

[0001]<br />

Γ<br />

[12<strong>10</strong>]<br />

Abbildung 3.29: Brillouin-Zone fur c(2 2 )-3H-Phase<br />

man weiter in diese Richtung so erreicht man bei 1,14 A ;1 Y, <strong>der</strong> die Strecke<br />

zwischen ;00 <strong>der</strong> ersten Brillouin-Zone <strong>und</strong> ;<strong>10</strong> <strong>der</strong> zweiten Brillouin-Zone halbiert.<br />

Schlie lich be ndet sich bei ~ k = 1,50 A ;1 <strong>der</strong> Zonenrand <strong>der</strong> zweiten<br />

Brillouin-Zone. Hier taucht <strong>der</strong> hochsymmetrische X-Punkt erneut auf.<br />

Vom ;00-Punkt in [0001]-Richtung, also , liegt bei ~ k=0,71A ;1 <strong>der</strong> Y-Punkt.<br />

Er halbiert die Strecke zwischen ;00 <strong>und</strong> ;01. Die Messungen erfolgten nun in<br />

diese beiden Richtungen, namlich <strong>der</strong> - <strong>und</strong> <strong>der</strong> -Richtung.<br />

3.5.2.1 Bandverlauf E( ~kk):<br />

Die Banddispersionskurve E( ~ k k) (Abbildung 3.30) zeigt zwei Ban<strong>der</strong>. Man<br />

erkennt bei ;00 etwa 7,2 eV unterhalb EF ein in -Richtung aufwarts dispergierendes<br />

s-artiges Band. Die Dispersion betragt bis zum X-Punkt etwa 1 eV.<br />

Ein weiteres Band existiert um 4eV unter EF. Dieses Band zeigt nur eine<br />

schwache abwartsgerichtete Dispersion, wie man dies <strong>von</strong> d-artigen Ban<strong>der</strong>n<br />

her kennt.<br />

Fur die Fragestellung (in einem lokalen Modell), <strong>mit</strong> welchen Atomorbitalen<br />

das 1s-Orbital des Wassersto s wechselwirken kann, ist folgende Uberlegung<br />

hilfreich: Bond et al. [<strong>10</strong>] legen dar, da bei Ubergangsmetallen die Bindung zu<br />

den nachsten Nachbaratomen (Abbildung 3.31) uber die dt2g-Orbitale 16 <strong>und</strong> die<br />

Bindung zu den ubernachsten Nachbaratomen durch diedeg-Orbitale 17 erfolgt.<br />

Speziell fur die ebenfalls " grabenartige\ (1<strong>10</strong>)-Ober ache bei fcc-Kristallen, die<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache bei hcp-Kristallen vergleichbar ist, ergibt sich die in<br />

16 Zu den dt2g-Orbitale zahlen die dxy-, dxz- <strong>und</strong> dyz-Orbitale.<br />

17Zu den deg-Orbitale zahlen die dx2 ;y2- <strong>und</strong> dz2-Orbitale. 93


Abbildung 3.30: Bandverlauf <strong>der</strong> wassersto nduzierten Zusatzemissionen� Bedeckung:<br />

1,5.<br />

den Abbildungen 3.32, 3.33 <strong>und</strong> 3.34 dargestellte Ausrichtung <strong>der</strong> d-Orbitale<br />

an <strong>der</strong> Ober ache. Besetzt <strong>der</strong> Wassersto einen Bruckenplatz (Abb. 3.32),<br />

so ist eine <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen dem 1s-Orbital des Wassersto s <strong>und</strong> den<br />

d x 2 ;y 2-Orbitalen am plausibelsten. Betrachtet man Abbildung 3.33, so sieht<br />

Abbildung 3.31: Orbitale: Anordnung <strong>der</strong> Nachbaratome um ein Zentralatom in<br />

einem achenzentrierten Kristall. Nachste Nachbarn (o ene Kreise) sind durch t 2g -<br />

Orbitale <strong>und</strong> ubernachste Nachbarn (ausgefullte Kreise) durch e g -Orbitale geb<strong>und</strong>en.<br />

94


Abbildung 3.32: Bruckenplatz<br />

man, da das 1s-Orbital des Wassersto s, <strong>der</strong> sich auf einem fcc-artigen dreifach<br />

koordinierten Platz be ndet, den starksten Uberlapp <strong>mit</strong> dem dz2-Orbital des Rheniums besitzt. So ist hier ein Mischcharakter fur das wassersto nduzierte<br />

Band aus 1s- <strong>und</strong> dz2-Orbitalen zu erwarten.<br />

Adsorbiert <strong>der</strong> Wassersto hingegen auf einem hcp-artigen dreifach koordi-<br />

Abbildung 3.33: Dreifach koordinierter fcc-artiger Adsorptionsplatz<br />

nierten Adsorptionsplatz (Abb. 3.34), so erscheint basierend auf rein geometrischen<br />

Uberlegungen eine <strong>Wechselwirkung</strong> des 1s-Orbitals des Wassersto<br />

s <strong>mit</strong> dem dxz- <strong>und</strong> dem dyz-Orbital am wahrscheinlichsten. Aus <strong>der</strong><br />

LEED-Strukturanalyse [37] ist bekannt, da <strong>der</strong> Wassersto fur die c(2 2)-<br />

Phase den erst- <strong>und</strong> den letztgenannten <strong>der</strong> unterschiedlichen Adsorptionsplatze<br />

auswahlt. Deswegen erscheint einerseits die Annahme bei Besetzung<br />

eines Bruckenplatzes berechtigt, da die beiden wassersto abgeleiteten Ban<strong>der</strong><br />

einen Mischcharakter aus 1s-Orbital <strong>und</strong> d x 2 ;y 2-Orbital besitzen. An<strong>der</strong>erseits<br />

besteht bei Besetzung des hcp-artigen Adsorptionsplatzes die Moglichkeit, da<br />

die wassersto nduzierten Ban<strong>der</strong> einen Mischcharakter aus dem 1s Orbital<br />

des Wassersto s <strong>und</strong> den dxz- <strong>und</strong> dyz-Orbitalen des Rheniums haben. Be-<br />

zieht man die theoretischen Uberlegungen <strong>von</strong> Ho mann in bezug auf einen<br />

Pt-H 2;<br />

4 -Komplex [74] <strong>mit</strong> ein, so sind Aussagen uber das Dispersionsverhalten<br />

<strong>der</strong> Ban<strong>der</strong> moglich. Dort zeigt das aus <strong>der</strong> <strong>Wechselwirkung</strong> des 1s-Orbitals<br />

95


Abbildung 3.34: Dreifach koordinierter hcp-artiger Adsorptionsplatz<br />

<strong>mit</strong> dem d x 2 ;y 2-Orbital abgeleitete Band eine sehr schwache aufwartsgerichtete<br />

Dispersion bei ca. -6 eV am ;00-Punkt. Auch liegt das aus dem 1s- <strong>und</strong> dxz-,<br />

dyz-Orbital abgeleitete Band bei Ho mann [74] 12eVunter EF. Das zweite im<br />

Experiment (Abbildung 3.30) beobachtete Band <strong>mit</strong> Abwartsdispersion be ndet<br />

sich jedoch deutlich hoher bei -4 eV. Hierbei ist zu berucksichtigen, da<br />

bei Platin die d-Ban<strong>der</strong> nahezu gefullt sind <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>s als bei Rhenium<br />

deutlich unterhalb <strong>von</strong> EF liegen.<br />

Zur Bestimmung des Charakters dieser Ban<strong>der</strong> sind diese Betrachtungen alleine<br />

nicht ausreichend, vielmehr ist au erdem ein Vergleich <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Systemen,<br />

bei denen es neben den ARUPS-Messungen auch theoretische Bandstrukturrechnungen<br />

gibt, unerla lich.<br />

Die Untersuchungen <strong>von</strong> Feuerbacher [53] am System H/W(<strong>10</strong>0) fur die (1 1)-<br />

Phase zeigen ein s-artig aufwarts dispergierendes Band bei -6 eV am ;-Punkt.<br />

Im Vergleich <strong>mit</strong> theoretischen Berechnungen <strong>von</strong> S<strong>mit</strong>h [137] an H/W(001)<br />

wird diesem Band ein Mischcharakter aus dem s-Orbital des Wassersto s <strong>und</strong><br />

2-Orbital des Wolframs zugeordnet. Gleichfalls ndet sich am ;-<br />

dem dx2 ;y<br />

Punkt 3 eV unter EF ein dz2-artiges Band, das leicht abwarts dispergiert. Aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Ober achengeometrie (bcc-Kristall, (<strong>10</strong>0)-Oberache)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen elektronischen Kon guration bei W(<strong>10</strong>0) ist<br />

die einfache Schlu folgerung, da diese beiden genannten Ban<strong>der</strong> <strong>mit</strong> den am<br />

System H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) fur die c(2 2)-Phase gemessenen Ban<strong>der</strong> vergleichbar<br />

sind, nicht ohne Einschrankungen zulassig. Man kann nur gewisse Ahnlichkeiten<br />

vermuten.<br />

Zum Vergleich kann auch noch zusatzlich ein weiteres System, fur das Bandstrukturrechnungen<br />

existieren, herangezogen werden, das Ru(0001)-System<br />

[77]. Bei dem Vergleich sticht ins Auge, da bei diesem System <strong>mit</strong> quasi-<br />

" hexagonaler\ Brillouinzone am ;-Punkt bei-7eVein aufwarts dispergierendes<br />

Band existiert. Jedoch sind fur beide Systeme die kristallographischen<br />

Detektionsrichtungen nicht vergleichbar.<br />

Zusammenfassend la t sich feststellen, da beide wassersto abgeleiteten Ban<strong>der</strong><br />

die c(2 2)-Symmetrie zeigen. Uber die Anzahl <strong>der</strong> Atome in <strong>der</strong> Elementarmasche<br />

kann man nur sagen, da die Annahme <strong>von</strong> 3 Wassersto atomen in<br />

<strong>der</strong> Elementarmasche nicht im Wi<strong>der</strong>spruch zu <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> beobachteten<br />

96


Ban<strong>der</strong> steht. Der Charakter des Bandes bei -7 eV ist wahrscheinlich d x 2 ;y 2artig,<br />

<strong>der</strong> des Bandes bei -4 eV dxz- <strong>und</strong> dyz-artig.<br />

3.5.3 (1 1)-2H-Phase<br />

Entsprechend dem oben zur c(2 2)-Phase Gesagten la t sich genauso fur die<br />

Sattigungsbelegung aus <strong>der</strong> Periodizitat des LEED-Beugungsbildes ein Brillouinzonenschema<br />

aufstellen (vgl. Abbildung 3.35).<br />

Von dem ;00-Punkt in -Richtung ausgehend be ndet sich bei ~ k=1,14A ;1<br />

Γ<br />

Y<br />

∆<br />

Σ<br />

Γ 00<br />

X<br />

[0001]<br />

Γ<br />

[12<strong>10</strong>]<br />

Abbildung 3.35: Brillouin-Zone <strong>der</strong> (1 1 )-Phase<br />

<strong>der</strong> Zonenrand <strong>mit</strong> dem X-Punkt. In <strong>der</strong> dazu senkrechten -Richtung tri t<br />

man vom ;00-Punkt bei ~ k = 0,71 A ;1 auf den Y-Punkt am Zonenrand zur<br />

nachsten Brillouinzone.<br />

3.5.3.1 Bandverlauf E( ~kk):<br />

Auch hier zeigen sich in Abbildung 3.36 wie bei <strong>der</strong> Wassersto bedeckung<br />

= 1,5 zwei wassersto abgeleitete Ban<strong>der</strong> bei -4 eV <strong>und</strong> -7 eV am ;-Punkt.<br />

Hierfur konnen zwei Ursachen verantwortlich sein. Zum einem ist folgendes<br />

denkbar: Die LEED-Strukturanalyse hat ergeben, da <strong>der</strong> Wassersto<br />

fur die c(2 2)-Phase zwei unterschiedliche Adsorptionsplatze besetzt, einen<br />

Bruckenplatz <strong>und</strong> einen hcp-artigen dreifach koordinierten Platz. Unter <strong>der</strong><br />

Annahme, da <strong>der</strong> letztgenannte auch bei <strong>der</strong> (1 1)-Phase beibehalten wird,<br />

wechselwirkt das 1s-Orbital des Wassersto s <strong>mit</strong> den gleichen Metallorbitalen.<br />

Diese Metallorbitale wurden bereits in Kapitel 3.5.2.1 <strong>mit</strong> dem wassersto -<br />

abgeleiteten Band bei 4 eV unter EF in Verbindung gebracht. Fur diesen<br />

Adsorptionsplatz stehen die dxz- <strong>und</strong> dyz-Metallorbitale zur Verfugung. Unter<br />

dieser Annahme sollte das zugeordnete wassersto abgeleitete Band bei beiden<br />

Bedeckungen auftauchen <strong>und</strong> sich nur durch sein (Periodizitats)-Verhalten im<br />

97


Abbildung 3.36: Verlauf <strong>der</strong> wassersto nduzierten Ban<strong>der</strong> fur die (1 1 )-<br />

Phase<br />

Brillouinzonenschema bei den verschiedenen Bedeckungen unterscheiden. Genau<br />

dieses unterschiedliche Verhalten tritt auf, wenn man fur die beiden Bedeckungen<br />

zum jeweiligen Zonenrand voranschreitet.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Erklarungsmoglichkeit besteht darin, da das beobachtete Band<br />

einen au erordentlich starken Metallanteil besitzt. Dieser dominante Metallanteil<br />

uberdeckt e ektiv den Wassersto anteil, so da das eigentlich wassersto -<br />

abgeleitete Band bedeckungsgradabhangig sein Aussehen nur wenig an<strong>der</strong>t.<br />

Schlie lich fallt deutlich auf, da das Band bei -7 eV eine nur geringfugig an<strong>der</strong>e<br />

Form hat als das entsprechende Band <strong>der</strong> c(2 2)-Phase. Hier scheinen<br />

sich also die Bindungsverhaltnisse kaum gean<strong>der</strong>t zu haben. Uber den Charakter<br />

des Bandes kann jedoch ohne begleitende Bandstrukturrechnungen nur<br />

spekuliert werden.<br />

Zusammenfassend ist fur diese Bedeckung festzuhalten, da die Periodizitat<br />

<strong>der</strong> beiden wassersto abgeleiteten Ban<strong>der</strong> <strong>der</strong> Periodizitat <strong>der</strong> Elementarmasche<br />

<strong>der</strong> (1 1)-Phase entspricht. Die (1 1)-Phase besitzt die Bedeckung<br />

2,0. Es be nden sich daher zwei Wassersto atome in <strong>der</strong> Elementarmasche.<br />

Diese beiden Adsorbatatome wechselwirken durch ihre 1s-Orbitale <strong>mit</strong> den<br />

Substratorbitalen. So bilden sich zwei wassersto abgeleitete Ban<strong>der</strong> aus.<br />

3.6 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Ziel dieser Diskussion ist die Bewertung <strong>der</strong> Ergebnisse aller durchgefuhrten<br />

Untersuchungsmethoden unter Einbeziehung an<strong>der</strong>er aus <strong>der</strong> Literatur bekannten<br />

Wassersto -Metall-Systeme. Hierdurch soll fur die jeweiligen Wassersto<br />

belegungen ein Strukturmodell gef<strong>und</strong>en werden.<br />

98


3.6.1 <strong>Re</strong>ine <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache<br />

Die Ergebnisse fur die reine Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache werden an dieser Stelle<br />

nur kurz vorgestellt, da sie bereits im Gr<strong>und</strong>lagenkapitel 2.3.2 vorweggenommen<br />

wurden. Die (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache besitzt zwei mogliche Kon gurationen,<br />

die in Abbildung 3.37 dargestellt sind. Die LEED-Strukturanalyse [37] hat<br />

Abbildung 3.37: Mogliche Kon guration (links: A o<strong>der</strong> rechts: B) <strong>der</strong> (<strong>10</strong><strong>10</strong> )-<br />

Ober ache<br />

eindeutig ergeben, da die reine Ober ache in <strong>der</strong> Modi kation A vorliegt <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Lagenabstand d12 <strong>der</strong> ersten zur zweiten Substratlage um 5 % kontrahiert<br />

ist. Der Wert <strong>der</strong> erwahnten Kontraktion d12 ist im Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

Metallober achen wie zum Beispiel W(<strong>10</strong>0) <strong>mit</strong> 5,7 % [132] o<strong>der</strong> Ni(<strong>10</strong>0) <strong>mit</strong><br />

-1 % [114] nicht ungewohnlich. Die fruheren Untersuchungen <strong>von</strong> Zehner et<br />

al. [34] for<strong>der</strong>ten fur d12 eine immens hohe Kontraktion <strong>von</strong> 17 % zu Tage.<br />

Allerdings untersuchten Zehner et al. damals nur zwei LEED-<strong>Re</strong> exe in einem<br />

sehr kleinem Energieintervall. Die <strong>von</strong> uns angefertigte LEED-Messung basiert<br />

dagegen auf ca. 22 vermessenen <strong>Re</strong> exen <strong>und</strong> einem Gesamt-Energieuberlapp<br />

<strong>von</strong> 7705 eV.<br />

3.6.2 Wassersto bedeckte <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache: = 0,9<br />

Bei dieser niedrigen Wassersto belegung bildet sich im LEED-Beugungsbild<br />

noch keine langreichweitige Ordnung aus. Der auf <strong>der</strong> Ober ache atomar<br />

adsorbierte Wassersto liegt hierbei sicherlich als Gittergas vor. Eine Aussage<br />

uber die lokale Geometrie bei dieser Bedeckung erlauben uns nun die Methoden<br />

HREELS <strong>und</strong> TDS. kann ebenfalls in eingeschranktem Umfang<br />

hilfreich sein.<br />

Die Thermodesorptionsspektroskopie zeigt fur kleine Bedeckungen einen<br />

Desorptionszustand, 3, bei 470 Kelvin. Dieser besitzt eine Aktivierungsenergie<br />

<strong>der</strong> Desorption, E Des, <strong>von</strong> 125 kJ/Mol. Der Wassersto wird also<br />

stark geb<strong>und</strong>en. Auch <strong>der</strong> Vergleich zu an<strong>der</strong>en Systemen ( " grabenartige\<br />

Ober achen) wie zum Beispiel dem Ni(1<strong>10</strong>)-, Rh(1<strong>10</strong>)- <strong>und</strong> dem Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-<br />

System [123, 27, 24] [40] [91, 92] zeigt dort ahnliche Werte fur E Des <strong>von</strong><br />

75 kJ/Mol bis 90 kJ/Mol. Diese Werte entsprechen einer Bindungsenergie<br />

zwischen dem Wassersto <strong>und</strong> dem Metall <strong>von</strong> 254 kJ/Mol bis 260 kJ/Mol.<br />

99


Die Thermodesorptionssektroskopie zeigt auch, da das System H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

fur niedrige Wassersto belegungen einen hohen Haftkoe zienten S <strong>von</strong> 0,7 besitzt.<br />

Ahnlich gro e Werte nden sichz. B. auch bei den Systemen H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

[91, 92] <strong>und</strong> H/Ni(1<strong>10</strong>) [123, 27, 24]. Bei den beiden letztgenannten ist <strong>der</strong><br />

hohe Haftkoe zient fur kleine Bedeckungen ein Indiz fur das Vorhandensein<br />

eines precursor-Zustandes. Ein <strong>der</strong>artiger Vorlaufer-Zustand (vgl. Gr<strong>und</strong>lagenkapitel<br />

2.5) bedeutet, da das Wassersto molekul zuerst auf <strong>der</strong> Ober ache<br />

physisorbiert (Dipol-<strong>Wechselwirkung</strong> 20 - 30 kJ/Mol) [28]. Es besitzt da<strong>mit</strong><br />

eine hohe laterale Mobilitat auf <strong>der</strong> Ober ache. Diese hohe Mobilitat vergro<br />

ert die Wahrscheinlichkeit, da ein auftre endes Wassersto molekul einen<br />

Adsorptionsplatz ndet. Da also ein Gro teil <strong>der</strong> ankommenden Wassersto -<br />

molekule auf <strong>der</strong> Ober ache in einen geeigneten Platz adsorbieren kann <strong>und</strong><br />

nur relativ wenige Wassersto molekule <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache re ektiert werden,<br />

ist <strong>der</strong> Haftkoe zient fur kleine Bedeckungen nahe Eins. Tri t schlie lich<br />

ein Wassersto molekul auf einen geeigneten Adsorptionsplatz, so dissoziiert<br />

es dort spontan� <strong>der</strong> atomare Wassersto wird dann chemisorptiv auf dieser<br />

Ubergangsmetallober ache geb<strong>und</strong>en.<br />

Wie weiter oben bereits erwahnt, adsorbiert <strong>der</strong> Wassersto auf den Oberachen<br />

<strong>der</strong> drei Systeme Ni(1<strong>10</strong>), Rh(1<strong>10</strong>) <strong>und</strong> Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) in hochkoordinierten<br />

Adsorptionsplatzen [20]. Hierfur stehen auf den hier relevanten, " grabenartigen\<br />

Ober achen quasi-dreifach koordinierte Adsorptionsplatze <strong>und</strong><br />

Bruckenplatze zur Verfugung. Die HREELS-Untersuchungen sind fur die Bestimmung<br />

dieser lokalen Adsorptionsgeometrie hilfreich. Fur das Rhenium<br />

deuten unsere <strong>Re</strong>sultate auf einen Adsorptionsplatz <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie hin.<br />

Betrachtet man die (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache, so kann dies ein on-top-Platz auf einem<br />

Rheniumatom aus den dichtgepackten <strong>Re</strong>ihen o<strong>der</strong> aus den Graben sein.<br />

Diese beiden Platze sind jedoch energetisch sicherlich nicht gunstig <strong>und</strong> stehen<br />

nicht <strong>mit</strong> <strong>der</strong> hohen beobachteten Bindungsenergie im Einklang. Plausibler<br />

erscheint ein ebenfalls moglicher Bruckenplatz. Dieser Bruckenplatz kann<br />

nun wie<strong>der</strong> aus zwei Substratatomen <strong>der</strong> dichtgepackten Rhenumreihen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> dichtgepackten Rheniumgraben bestehen. Fur einen Bruckenplatz, <strong>der</strong><br />

sich zwischen zwei Substratatomen <strong>der</strong> Graben be ndet, spricht, da bei den<br />

HREELS-Messungen eine starke Verlustintensitat fur einen dipolaktiven Verlust<br />

nicht beobachtet wurde 18 . Also konnen sich die Wassersto atome durchaus<br />

auch innerhalb <strong>der</strong> <strong>Re</strong>ihen angeordnet haben. Gegen diese Annahme<br />

spricht allerdings etwas die beobachtete gro e An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

<strong>von</strong> = 370 meV. Das entspricht einem Anfangsdipolmoment, 0, <strong>von</strong> 0,1<br />

Debye. In diesem niedrigen Bedeckungsbereich sollte die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittarbeit<br />

nach Helmholtz noch proportional zur Wassersto bedeckung <strong>und</strong><br />

dem Dipolmoment, das <strong>der</strong> adsorbierte Wassersto auf dem Metall ausbildet,<br />

sein. Depolarisierungse ekte spielen bei dieser Bedeckung erfahrungsgema<br />

nur eine au erst untergeordnete Rolle. Nicht zu trennen sind jedoch bei -<br />

Untersuchungen <strong>Re</strong>laxationse ekte des Substrats, wie sie bereits durch kleine<br />

18 Die entsprechende Verlustintensitat lag im Promillebereich deselastischen Peaks. Die<br />

Verlustintensitaten waren fur die Wahl <strong>der</strong> Streuebene langs <strong>der</strong> <strong>Re</strong>ihen um einen Faktor <strong>10</strong><br />

gro er als bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Streuebene senkrecht zu den <strong>Re</strong>ihen.<br />

<strong>10</strong>0


Mengen adsorbierten Wassersto s ausgelost werden konnen. Diese E ekte<br />

hatten einen zusatzlichen Ein u auf das Ober achenpotential <strong>und</strong> da<strong>mit</strong><br />

auf die Austrittsarbeit. Dieser Ein u ist nicht <strong>von</strong> dem <strong>der</strong> Dipolmomente<br />

<strong>der</strong> Wassersto -Metall-Spezies zu separieren.<br />

Auch fur die Systeme H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [29, 9, 130] <strong>und</strong> H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) [91, 92] zeigen<br />

sich bei vergleichbaren Bedeckungen ( 1,0) ahnliche Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>von</strong> 325 meV <strong>und</strong> 420 meV beziehungsweise Anfangsdipolmomente <strong>von</strong><br />

0,054 Debye <strong>und</strong> 0,059 Debye. Bei diesen Systemen be ndet sich <strong>der</strong> Wassersto<br />

nicht auf Bruckenplatzen in den Graben. Betrachtet man daher abschlieend<br />

alle Fakten im Zusammenhang, so ist ein Bruckenplatz zwischen zwei<br />

Rheniumatomen <strong>der</strong> obersten Atomreihen am einleuchtendsten. Ein <strong>der</strong>artiger<br />

Adsorptionsplatz ist fur Wassersto -Metall-Systeme dennoch ungewohnlich.<br />

Vertrauter ware ein hochkoordinierter Adsorptionsplatz, <strong>der</strong> zum Beispiel ein<br />

vierfach koordinierter Muldenplatz wie bei H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) [113] o<strong>der</strong> dreifach koordinierter<br />

Adsorptionsplatze wie bei H/Ni(1<strong>10</strong>) [123, 27, 24], H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [29,<br />

9, 130] <strong>und</strong> H/Rh(1<strong>10</strong>) [40] sein kann. Jedoch wurden bereits bei den Systemen<br />

H/W(<strong>10</strong>0) [132] <strong>und</strong> H=Mo75<strong>Re</strong>25(<strong>10</strong>0) [65] auch Bruckenplatze nachgewiesen.<br />

Abbildung 3.38: Lokale Adsorptionsgeometrie<br />

3.6.3 c(2 2)-3H-Phase<br />

Bei <strong>der</strong> Bedeckung 1,5 zeigt sich <strong>mit</strong> LEED eine deutlich sichtbare c(2 2)-<br />

3H-Uberstruktur. Die <strong>Wechselwirkung</strong>en des adsorbierten Wassersto s untereinan<strong>der</strong><br />

sind also ausreichend gro , um eine langreichweitige Ordnung<br />

auszubilden. Die HREELS-Ergebnisse zeigen, da bei dieser Bedeckung ein<br />

zusatzlicher Adsorptionsplatz <strong>mit</strong> Cs-Symmetrie besetzt wird. Auch das System<br />

H/Ru zeigt nach Messungen <strong>von</strong> Jacobi et al. [61] zusatzliche Schwingungsverluste,<br />

die einem neuen Adsorptionsplatz zugerechnet werden. Betrachtet<br />

man die <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache, so besitzen die markierten Platze (vgl.<br />

<strong>10</strong>1


Abbildung 3.39) Cs-Symmetrie. Zwischen diesen beiden Platzen kann allein<br />

Abbildung 3.39: Mogliche Adsorptionsplatze <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Symmetrie<br />

durch HRRELS nicht unterschieden werden. Es la t sich jedoch feststellen,<br />

da die Adsorptionshohe 19 des Wassersto s in diesen moglichen Platzen <strong>mit</strong><br />

Cs-Symmetrie kleiner ware als in den Adsorptionsplatzen <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie.<br />

Der adsorbierte Wassersto bildet nun sowohl im Platz <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie als<br />

auch im Adsorptionsplatz <strong>mit</strong> Cs-Symmetrie zusammen <strong>mit</strong> dem Rheniumsubstrat<br />

einen Dipol aus. Da die Adsorptionshohe fur den Bruckenplatz (C2v-<br />

Symmetrie) gro er ist als fur einen <strong>der</strong> beiden dreifach koordinierten Platze<br />

(Cs-Symmetrie), ist bei konstantem Ladungstransfer fur den Bruckenplatz<br />

auch <strong>der</strong> resultierende Dipol gro er. Das bedeutet, da <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Besetzung<br />

dieses neuen Adsorptionsplatzes <strong>der</strong> Beitrag des hieraus resultierenden Dipolmomentes<br />

zur gesamten An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Autrittsarbeit geringer ist als bei <strong>der</strong><br />

Bedeckung 0,9. Zusatzlich konnen bei dieser hoheren Bedeckung auch Depolarisierungse<br />

ekte die Austrittsarbeit wie<strong>der</strong> verkleinern. Betrachtet man<br />

die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit in Abhangigkeit <strong>der</strong> Bedeckung, so ist ein<br />

Maximum fur = 0,9 zu beobachten ( = 370meV). Fur die hohere Bedeckung<br />

1,5 wird nun ein zusatzlicher Adsorptionsplatz besetzt. Dies fuhrt<br />

wie eben erwahnt einerseits aufgr<strong>und</strong> des geringeren Dipols nur zu einer kleinen<br />

Erhohung <strong>der</strong> Austrittsarbeit <strong>und</strong> (vgl. Bedurftig [6]) an<strong>der</strong>erseits aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Depolarisierungse ekte sogar insgesamt zu einer Abnahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit.<br />

Diese Abnahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit <strong>von</strong> 370 meV auf 150 meV<br />

wird tatsachlich beobachtet. Interessanterweise zeigt sich beim System H/Ru<br />

[91, 92] bei <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> c(2 2)-3H-Phase auch fur die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Austrittsarbeit ein Zwischenmaximum. Dieses kann entwe<strong>der</strong> auf eine an<strong>der</strong>e<br />

lokale Adsorptionsgeometrie o<strong>der</strong> auf einen vom H/<strong>Re</strong>-System abweichenden<br />

<strong>Re</strong>konstruktionsmechanismus hinweisen.<br />

Die Thermodesorptionsspektren des H/<strong>Re</strong>-Systems zeigen bei <strong>der</strong> Bedeckung<br />

19 Der Abstand des Schwerpunkts des Wassersto s zum Schwerpunkt <strong>der</strong> ersten Substrat-<br />

lage.<br />

<strong>10</strong>2


1,5 das Herauswachsen eines zusatzlichen Desorptionszustandes, 2. Sein Peakmaximum<br />

liegt anfanglich bei einer Temperatur <strong>von</strong> 350 Kelvin. Es verschiebt<br />

sich <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedeckung zu niedrigeren Temperaturen. Fur die optimal<br />

ausgebildete c(2 2)-3H-Phase liegt das Maximum bei 300 Kelvin. Die<br />

Desorption gehorcht einer <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung. Der geschwindigkeitsbestimmende<br />

Schritt ware so<strong>mit</strong> die <strong>Re</strong>kombination <strong>der</strong> adsorbierten<br />

Atome. Schatzt man die Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption nach <strong>der</strong> Beziehung<br />

<strong>von</strong> <strong>Re</strong>dhead [128] ab, so liegt sie bei ca. 85 5 kJ/Mol. Dieser<br />

neue Desorptionszustand 2 konnte nun <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population eines neuen Adsorptionsplatzes,<br />

wie er durch HREELS suggeriert wird, verknupft werden� in<br />

unserem Fall also <strong>mit</strong> einem dreifach koordinierten Adsorptionsplatz (fcc- o<strong>der</strong><br />

hcp-artig). Bemerkenswert ist, da bei H/Ru <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong> c(2 2)-<br />

3H-Phase gleichfalls ein weiterer Desorptionszustand (dort als 1 bezeichnet)<br />

populiert wird. Auch er gehorcht einer <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung, <strong>und</strong><br />

seine Desorptions-Aktivierungsenergie mi t 60 kJ/Mol. Interpretiert man die<br />

Ergebnisse, so ist die Bevolkerung dieses Desorptionszustands <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>der</strong> c(2 2)-3H-Phase assoziiert.<br />

Die Photoemissionsspektren zeigen fur die Bedeckung = 1,5 zwei wassersto -<br />

abgeleitete Ban<strong>der</strong>. Ihre Periodizitat stimmt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Periodizitat <strong>der</strong> c(2 2)-<br />

3H-LEED-Phase uberein. Sowohl die Bestimmung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Wassersto -<br />

atome in dieser Elemantarmasche als auch die Bestimmung spezieller Platze<br />

fur die adsorbierten Wassersto atome ist, wie in Kapitel 3.5.2.1 ausgefuhrt,<br />

ohne begleitende Bandstrukturrechnungen au erst schwierig. Dennoch sind<br />

eingeschranke Aussagen moglich. So kann, wie im oben genannten Kapitel<br />

ausfuhrlich diskutiert wurde, dem Band bei -7 eV am ;-Punkt ein Mischcharakter<br />

bestehend aus dem 1s-Orbital des Wassersto s <strong>und</strong> dem dx 2 ;y 2-Orbital<br />

des Rheniums zugeordnet werden. Diese genannten Ban<strong>der</strong> sind dann an <strong>der</strong><br />

<strong>Wechselwirkung</strong> zwischen Wassersto <strong>und</strong> Rhenium beteiligt, wenn Wassersto<br />

atome auf einem Bruckenplatz adsorbieren.<br />

Das zweite Band bei -4 eV am ;-Punkt ruhrt entsprechend aus einer <strong>Wechselwirkung</strong><br />

des 1s-Orbital des Wasssersto s <strong>mit</strong> den dxz- <strong>und</strong> dyz-Orbitalen des<br />

Rheniums her. Zu einer <strong>der</strong>artigen <strong>Wechselwirkung</strong> kommt es fur die Besetzung<br />

<strong>von</strong> dreifach koordinierten hcp-artigen Platzen durch den Wassersto .<br />

Also unterstutzen auch die Ergebnisse <strong>der</strong> Photoemissionsmessungen die These,<br />

da zwei unterschiedliche Adsorptionsplatze, namlich ein Brucken- <strong>und</strong> ein<br />

dreifach koordinierter Adsorptionsplatz, besetzt werden.<br />

Die aussagekraftigste Methode zur Strukturbestimmung <strong>der</strong> c(2 2)-3H-<br />

Phase basiert zweifelsohne auf <strong>der</strong> LEED-Strukturanalyse, die in Verbindung<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Heinz aus Nurnberg-Erlangen angefertigt wurde [37].<br />

Sie unterstutzt die bereits durch die an<strong>der</strong>en Methoden qualitativ gef<strong>und</strong>ene<br />

Adsorptionsgeometrie <strong>und</strong> quanti ziert sie. Es ist da<strong>mit</strong> erwiesen, da <strong>der</strong><br />

Wassersto bei dieser Bedeckung auf Bruckenplatzen <strong>und</strong> dreifach koordinierten<br />

Adsorptionsplatzen sitzt. Ferner ist die Kontraktion des Lagenabstands<br />

d12 <strong>der</strong> ersten zur zweiten Substratlage um 5%, die fur die reine Ober ache<br />

gef<strong>und</strong>en wird, aufgehoben. Der Lagenabstand d23 entspricht dem Volumenwert.<br />

Bemerkenswert ist die Kontraktion des Lagenabstandes d34 <strong>der</strong> dritten<br />

<strong>10</strong>3


Abbildung 3.40: best- t-Kon guration<br />

zur vierten Substratlage um 0,05 A. Diese Kontraktion tritt bei <strong>der</strong> reinen<br />

Flache nicht auf. Zusatzlich ndet man fur die dritte Lage ein buckling um<br />

0,06 A. Anschaulich gesprochen scheint <strong>der</strong> auf den quasi-dreifach koordinierten<br />

Platzen adsorbierte Wassersto die unter sich in <strong>der</strong> dritten Lage be ndlichen<br />

Substratatome um 0,05 A in den Kristall hineinzudrucken <strong>und</strong> <strong>der</strong> auf<br />

den Bruckenplatzen adsorbierte Wassersto die Rheniumatome um 0,06 A anzuheben.<br />

Dieses Modell wird in Abbildung 3.40 vorgestellt.<br />

3.6.4 (1 1)-2H-Phase<br />

Die bei <strong>der</strong> c(2 2)-3H-Phase vorhandenen Zusatzre exe verschwinden im Bereich<br />

<strong>der</strong> Wassersto sattigungsbedeckung um 2,0 wie<strong>der</strong>. Es bildet sich die<br />

(1 1)-2H-Phase aus. Die Uberstrukturelementarmasche besitzt also die Periodizitat<br />

<strong>der</strong> Substratelementarmasche <strong>der</strong> reinen Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache.<br />

Diese Abfolge <strong>von</strong> Uberstrukturen stellt sich bei gleichen Bedeckungen genauso<br />

fur das System H/Ru [91, 92] ein. Auch bei diesem System fallt die Austrittsarbeit<br />

beim Ubergang <strong>von</strong> <strong>der</strong> c(2 2)-3H-Phase in die (1 1)-2H-Phase<br />

asymptotisch auf einen Sattigungswert ab. Der Sattigungswert betragt bei<br />

H/Ru 250 meV <strong>und</strong> bei H/<strong>Re</strong> 150 meV. Hierfur scheint bei beiden Systemen<br />

sowohl Depolarisierungse ekte als auch die Aufhebung <strong>der</strong> <strong>Re</strong>konstruktion, die<br />

fur die c(2 2)-3H-Phase besteht, verantwortlich zu sein.<br />

Die Abnahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit ist in beiden Systemen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population<br />

des -Desorptionszustandes verb<strong>und</strong>en. Dieser Desorptionszustand ndet<br />

<strong>10</strong>4


sich fur H/<strong>Re</strong> bei 240 Kelvin <strong>und</strong> fur H/Ru bei 220 Kelvin. Die Desorption<br />

aus diesem Zustand folgt einer Kinetik erster Ordnung. Das Aufbrechen <strong>der</strong><br />

Adsorbat-Substrat-Verbindung ist <strong>der</strong> geschwindigkeitsbestimmende Schritt.<br />

Seine Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption ist in beiden Fallen vergleichbar<br />

gro . Sie liegt fur H/<strong>Re</strong> bei 60 kJ/Mol <strong>und</strong> fur H/Ru etwas niedriger bei<br />

50 kJ/Mol. Bemerkenswert ist daruber hinaus, da <strong>der</strong> -Desorptionszustand<br />

immer gesattigt werden kann, an<strong>der</strong>s als zum Beispiel ahnliche Nie<strong>der</strong>temperaturzustande<br />

fur <strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) (z. B. [69]) o<strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) [111]. Es handelt sich<br />

im hier betrachteten Fall daher sicherlich nicht um subsurface-Wassersto 20 .<br />

Beim System H/Ru wird die Bevolkerung dieses -Desorptionszustandes <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Besetzung eines weiteren dreifach koordinierten Platzes verknupft. Dieser<br />

dreifach koordinierte Platz ist hcp-artig 21 . Es scheint daher moglich, da<br />

gleichfalls fur H/<strong>Re</strong> ein <strong>der</strong>artiger neuer Platz durch den Wassersto besetzt<br />

wird.<br />

Abbildung 3.41: a) <strong>und</strong> b): zwei mogliche Strukturvorschlage fur =2,0<br />

Dieser Schlu wird gestutzt durch die schwingungsspektroskopischen Untersuchungen,<br />

die bei dieser Bedeckung das zusatzliche Auftreten eines Adsorptionsplatzes<br />

<strong>mit</strong> Cs-Symmetrie belegen. Dieser neue dreifach koordinierte Platz<br />

hat Cs-Symmetrie. Deutlich festhalten sollte man an dieser Stelle, da die<br />

HREELS-Messungen daruber hinaus auch bei dieser hohen Bedeckung die Besetzung<br />

eines Platzes <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie (z. B. Bruckenplatz) nahelegen. Diese<br />

For<strong>der</strong>ung wird aber <strong>von</strong> keinem <strong>der</strong> beiden Strukturmodelle (Abb. 3.41)<br />

erfullt. Man konnte sich jedoch bei dem Modell (Abb. 3.41a) vorstellen, da<br />

ein Teil bzw. alle <strong>der</strong> Wassersto atome, die sich auf hcp-artigen Platzen benden,<br />

auf Bruckenplatze zwischen zwei Rheniumatome <strong>der</strong> obersten <strong>Re</strong>ihen<br />

wechseln. Da<strong>mit</strong> wurde dem durch HREELS beobachteten Platz <strong>mit</strong> C2v-<br />

Symmetrie <strong>Re</strong>chnung getragen werden.<br />

Die Photoemissionsspektren zeigen auch fur die Sattigungsbelegung 2,0 zwei<br />

wassersto abgeleitete Ban<strong>der</strong>. Diese Ban<strong>der</strong> liegen am ;-Punkt bei 7 eV<br />

<strong>und</strong> 4 eV unter EF. Sie besitzen die gleiche Periodizitat wie die (1 1)-<br />

2H-Phase. Die Tatsache, da zwei wassersto nduzierte Ban<strong>der</strong> zu beobachten<br />

sind, legt den Schlu nahe, da die adsorbierten Wassersto atome zwei unterschiedliche<br />

Platze in <strong>der</strong> Elementarmasche besetzen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gro e<br />

20 vgl. Kapitel 4.5.2<br />

21 vgl. Gr<strong>und</strong>lagenkap. 2.3.2<br />

<strong>10</strong>5


<strong>der</strong> Elementarmasche <strong>und</strong> des moglichen Abstandes 22 <strong>der</strong> Wassersto atome<br />

kann daraus gefolgert werden, da hier die Bedeckung zwei Adsorbatatome pro<br />

Elementarmasche betragt. Vergleicht man das Strukturmodell <strong>der</strong> c(2 2)-<br />

Phase aus Abbildung 3.40 <strong>mit</strong> den beiden Strukturmodellvorschlagen fur die<br />

(1 1)-Phase aus Darstellung 3.41, so sieht man, da <strong>der</strong> <strong>mit</strong>tlere Abstand<br />

<strong>der</strong> Wassersto atome in [0001]-Richtung nicht zugenommen hat. Daher sollte<br />

sich auch die Starke <strong>der</strong> Dispersion <strong>der</strong> wassersto nduzierten Zusatzemissionen<br />

in dieser Richtung (^= ) (wie ein Vergleich <strong>von</strong> Abb. 3.30, Seite<br />

94, u. Abb. 3.36, Seite 98, zeigt) nicht wesentlich veran<strong>der</strong>n. Lediglich in<br />

[12<strong>10</strong>]-Richtung (^= ) rucken die Wassersto atome dichter zusammen, deshalb<br />

konnte in dieser Richtung auch die Starke <strong>der</strong> Energiedispersion <strong>der</strong> wassersto<br />

abgeleiteten Zusatzemissionen zunehmen. Allerdings sind die Aussagen<br />

dieser " Fingerzeig\-Methode nicht so stringent, da in den UPS-Spektren eine<br />

deutliche Veran<strong>der</strong>ung zu erwarten ware. Betrachtet man die Bandverlaufe<br />

fur beide Phasen, so ist ersichtlich, da tatsachlich die adsorbatinduzierten<br />

Zustande in beiden Richtungen nicht signi kant starker dispergieren. Die im<br />

Kapitel 3.5.3.1 diskutierten UPS-Messungen legen (an<strong>der</strong>s als die HREELS-<br />

Messungen 3.4.2), die Vermutung nahe, da bei <strong>der</strong> Sattigungsbedeckung kein<br />

zusatzlicher an<strong>der</strong>sartiger dreifach koordinierter Platz besetzt wird.<br />

Zusammenfassend ist fur diese Bedeckung festzuhalten, da die einzelnen Untersuchungsmethoden<br />

lei<strong>der</strong> kein einheitliches Bild uber die lokale Adsorptionsgeometrie<br />

liefern, jedoch erscheinen zwei Modelle am plausibelsten. Beide<br />

Modelle besitzen die Bedeckung 2,0. Im dem Fall b) sitzt <strong>der</strong> Wassersto ausschlie<br />

lich auf dreifach koordinierten hcp-artigen Platzen. Dieses Modell wird<br />

hauptsachlich durch die Photoemissionsergebnisse unterstutzt. Gegen dieses<br />

Modell spricht <strong>der</strong> geringe Wassersto -Wassersto -Abstand. Im Modell a) besetzt<br />

<strong>der</strong> Wassersto ebenfalls dreifach koordinierte Adsorptionsplatze. Diese<br />

konnen aber fcc-artigen o<strong>der</strong> hcp-artigen Charakter besitzen. Dieses Modell<br />

scheint plausibler zu sein. Es wird durch Ergebnisse <strong>der</strong> Methode TDS <strong>und</strong><br />

in eingeschranktem Umfang (vgl. oben: o ene Frage nach dem aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

HREELS-Ergebnisse gefor<strong>der</strong>ten Platz <strong>mit</strong> C2v-Symmetrie) durch HREELS-<br />

Untersuchungen unterstutzt. Eine abschlie ende Klarung bleibt jedoch einer<br />

fur diese Phase noch durchzufuhrenden LEED-Strukturanalyse vorbehalten.<br />

22 Der kleinste H-H-Abstand betragt nach bisherigen Untersuchungen ca. 1� 96A [40,115].<br />

<strong>10</strong>6


Kapitel 4<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> Messungen zeigte sich, da das Adsorptionsverhalten des Wassersto<br />

s in einem bestimmten (kleinen) Temperatur-Intervall beson<strong>der</strong>s stark<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur beein u t wird. Bei diesen Messungen waren jedoch<br />

nur Temperaturen bis minimal <strong>10</strong>0 K zuganglich. Erst im Rahmen einer<br />

Diplomarbeit durchgefuhrt <strong>von</strong> Frau P. Schmidt bestand die Moglichkeit, <strong>mit</strong><br />

Hilfe einer Heliumkuhlung Experimente bei Kristalltemperaturen um 40 K<br />

vorzunehmen. Einige Ergebnisse aus <strong>der</strong> Arbeit sind <strong>mit</strong> in diese vorliegende<br />

Dissertation einbezogen worden, weil nur so das Tieftemperaturverhalten des<br />

Systems H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) geschlossen dargestellt werden kann. Im folgenden werden<br />

zuerst die Me ergebnisse zur Beugung langsamer Elektronen (LEED), die<br />

Thermodesorptionsdaten <strong>und</strong> die Messungen zur An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

vorgestellt. Danach erfolgt die Prasentation <strong>der</strong> schwingungsspektroskopischen<br />

Untersuchungen. Am Ende des Kapitels sollen die gesammelten Daten im Vergleich<br />

<strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en relevanten Wassersto -Metall-Systemen erortert werden.<br />

4.1 LEED-Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden zuerst die beobachteten Beugungsbil<strong>der</strong> vorgestellt.<br />

Anschlie end erfolgt eine qualitative Beschreibung <strong>der</strong> I(V)-Spektren [111].<br />

4.1.1 Beugungsbil<strong>der</strong><br />

Nach Durchfuhrung, <strong>der</strong> im Gr<strong>und</strong>lagenteil Kapitel 2.2.2.2 beschriebenen Praparation<br />

<strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache, werden wohlgeordnete, scharfe Hauptstrukturre<br />

exe beobachtet. Adsorbiert man bei einer Temperatur <strong>von</strong> 120 K Wassersto<br />

auf <strong>der</strong> Palladiumprobe, so zeigen sich bis zu Dosen <strong>von</strong> ca. 0,5 L au er<br />

<strong>10</strong>7


Abbildung 4.1: Beugungsbild <strong>der</strong> reinen Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache bei 117 eV.<br />

den scharf ausgepragten Hauptstrukturre exen keine Zusatzre exe. Oberhalb<br />

einer Wassersto -Dosis <strong>von</strong> 0,5 L ist eine geringfugige Verbreiterung <strong>der</strong> Substratre<br />

exe <strong>und</strong> eine Zunahme des di usen Untergr<strong>und</strong>es erkennbar. Es bildet<br />

sich jedoch bei keiner Dosis eine geordnete Uberstruktur aus. We<strong>der</strong> das " Anlassen\<br />

des adsorbierten Wassersto s noch die Wahl tieferer Adsorptionstemperaturen<br />

fuhren zu einem an<strong>der</strong>en Ergebnis.<br />

Auch die Messungen bei tieferen Adsorptionstemperaturen (50 K) [133] zeigten<br />

bei keiner <strong>der</strong> gewahlten Wassersto dosen (0,1 bis <strong>10</strong>0 Langmuir) eine<br />

Uberstrukturphase. Da bei niedrigeren Temperaturen die Mobilitat des Wassersto<br />

s abnimmt, sollte unter diesen Bedingungen die Ausbildung einer geordneten<br />

Phase beson<strong>der</strong>s erleichtert sein, <strong>und</strong> es sollten, falls uberhaupt, Zusatzre<br />

exe zu detektieren sein. Diese ndet man beim System Wassersto -<br />

Palladium(2<strong>10</strong>) jedoch nicht, <strong>und</strong> wir schlie en daraus, da <strong>der</strong> Wassersto<br />

keine langreichweitige Ordnung ausbildet.<br />

4.1.2 I(V)-Spektren<br />

Fur unterschiedliche Wassersto bedeckungen liefert die Aufnahme <strong>von</strong> I(V)-<br />

Spektren <strong>der</strong> Hauptstrukturre exe, so wie wir sie durchfuhren konnten, qualitative<br />

Aussagen uber die Struktur <strong>der</strong> Ober ache. Wie im Kapitel 2.1.1 ausgefuhrt,<br />

verschiebt sich die energetische Position <strong>der</strong> primaren Bragg-Peaks,<br />

wenn sich die Abstande <strong>der</strong> obersten Kristallagen veran<strong>der</strong>n. Wird nun fur zunehmende<br />

Wassersto belegung (reine Ober ache, Dosen <strong>von</strong> 5 L <strong>und</strong> 250 L)<br />

eine Serie <strong>von</strong> I(V)-Spektren des (1,0)-<strong>Re</strong> exes 1 (siehe Abbildung 4.2 oben<br />

rechts) aufgenommen, so sind fur die reine Ober ache im Energieintervall <strong>von</strong><br />

70 eV bis 130 eV zwei Beugungsintensitatsmaxima bei 89 eV <strong>und</strong> <strong>10</strong>9 eV zu<br />

erkennen, was Abbildung 4.2 zeigt. Bei einem Wassersto angebot <strong>von</strong> 5 L<br />

1 gleiche Probenposition<br />

<strong>10</strong>8


Abbildung 4.2: Energetische Lage <strong>der</strong> Intensitatsmaxima des (1,0)-<br />

Beugungsre exes in Abhangigkeit <strong>der</strong> Wassersto belegung [111]<br />

verschiebt sich die energetische Lage dieser Intensitatsmaxima zu 88 eV <strong>und</strong><br />

<strong>10</strong>6 eV. Wird die Wassersto dosis auf 250 L erhoht, ist schlie lich eine Verschiebung<br />

auf 86 eV <strong>und</strong> <strong>10</strong>2 eV festzustellen. Lei<strong>der</strong> konnte bei diesem System<br />

nur <strong>der</strong> Energiebereich <strong>von</strong> 70 bis 130 eV vermessen werden, da die nachsten<br />

deutlichen Intensitatsmaxima dieses <strong>Re</strong> exes erst bei weitaus gro eren Energien<br />

auftreten, bei denen dann die Untergr<strong>und</strong>helligkeit zu gro ist. In dem<br />

untersuchten Energieintervall be nden sich nur zwei Intensitatsmaxima. Diese<br />

sind nicht ausreichend fur eine elementare Analyse 2 im Sinne eines kinematischen<br />

Ansatzes, d. h. einer Auftragung <strong>der</strong> Energien <strong>der</strong> Intensitatsmaxima<br />

gegen das Quadrat <strong>der</strong> Beugungsordnung l [18] (Diese ermoglicht es, das innere<br />

Potential <strong>und</strong> den Lagenabstand abzuschatzen). Allerdings zeigt sich deutlich<br />

die Verschiebung <strong>der</strong> beiden Intensitatsmaxima <strong>mit</strong> zunehmenden Wassersto -<br />

belegungen hin zu kleineren Elektronenenergien. Die Abnahme <strong>der</strong> Energien<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> da<strong>mit</strong> verknupften Impulse (im k-Raum), kann nach de Broglie als<br />

Zunahme <strong>der</strong> Wellenlange interpretiert werden. Dies bedeutet, da die Periodenlange<br />

<strong>der</strong> Struktur, an <strong>der</strong> die Elektronen gebeugt werden, also <strong>der</strong> Lagenabstand,<br />

zunimmt.<br />

Zusammenfassend bleibt die eher qualitative Aussage festzuhalten, da die<br />

2 E<br />

150�4l 2<br />

4cos 2 a 2<br />

? ; V0r� Mit E: Kinetische Energie <strong>der</strong> Elektronen, l: Beugungsordnung des<br />

primaren Bragg-Peaks, : Einfallswinkel gegen die Ober achennormale, a?: Lagenabstand<br />

<strong>und</strong> V0r: <strong>Re</strong>alteil des Inneren Potentials.<br />

<strong>10</strong>9


Wassersto aufnahme zu einer Expansion <strong>der</strong> obersten Substratlagen fuhrt.<br />

Dazu la t sich anmerken, da <strong>der</strong> Lagenabstand 3 <strong>der</strong> reinen Palladium(2<strong>10</strong>)-<br />

Ober ache ahnlich wie <strong>der</strong> <strong>der</strong> reinen Palladium(1<strong>10</strong>)-Ober ache ( d12 =<br />

; 5� 1%[136]) kontrahiert sein konnte. Die Kontraktion des Lagenabstandes<br />

betragt bei <strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) nach Skottke 5,1 % [136]. Fur eine zunehmende Wassersto<br />

belegung nimmt dort die Kontraktion des Lagenabstandes auf ;2� 2 % ab.<br />

Ein solches Verhalten konnte nach unseren Messungen auch fur das System<br />

H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) moglich erscheinen.<br />

4.2 TDS-Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel wird anfangs eine Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionsspektren vorgestellt,<br />

die bei einer Probentemperatur <strong>von</strong> 120 K aufgenommen wurden, danach<br />

erfolgt eine Prasentation <strong>von</strong> H2-D2-Isotopenaustauschmessungen. Eine<br />

Schlusselrolle fur das Verstandnis des Wassersto -Palladium-Systems spielen<br />

die (relative) Wassersto bedeckung <strong>der</strong> Ober ache <strong>und</strong> <strong>der</strong> relative Haftkoefzient<br />

des Wassersto s. Am Ende des Kapitels werden einige Thermodesorptionsmessungen<br />

[133] gezeigt, die bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 50 K<br />

durchgefuhrt wurden <strong>und</strong> die Aussagen zu molekular adsorbiertem Wassersto<br />

erlauben.<br />

4.2.1 Dosisserien (T ad 120 K)<br />

Abbildung 4.3: Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionspektren fur niedrige <strong>und</strong> <strong>mit</strong>tlere<br />

Anfangsbelegungen.<br />

3 Hier speziell d12: Abstand <strong>der</strong> ersten zur zweiten Substratlage.<br />

1<strong>10</strong>


Die Adsorption <strong>von</strong> Wassersto wurde im Dosisbereich <strong>von</strong> 0,001 L bis <strong>10</strong>00 L<br />

bei einer Probentemperatur <strong>von</strong> 120 K durchgefuhrt. Es wurden ebenfalls<br />

TD-Untersuchungen <strong>mit</strong> Deuterium vorgenommen. Hier erwies sich, da das<br />

Ausgangsgas Deuterium selbst bei hohen Partialdrucken (> 2 <strong>10</strong> ;6 mbar)<br />

keine nennenswerten Wasserkontaminationen zeigte. An<strong>der</strong>s war das Ver-<br />

Abbildung 4.4: Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionsspektren fur <strong>mit</strong>tlere <strong>und</strong> hohere<br />

Anfangsbelegungen.<br />

halten des Ausgangsgases Wassersto . Bei seiner Verwendung stieg bei hohen<br />

Partialdrucken ( <strong>10</strong> ;6 mbar) auch <strong>der</strong> Partialdruck des Wassers signikant<br />

an. Es hatte fur hohe Drucke zumindest ansatzweise die Gefahr einer<br />

Wasserverunreinigung <strong>der</strong> Probe <strong>mit</strong> folgenden Auswirkungen bestanden.<br />

Das auf <strong>der</strong> Probe adsorbierte Wasser konnte einerseits die Morphologie des<br />

Wassersto -Palladium-Systems veran<strong>der</strong>n, an<strong>der</strong>erseits konnte das wahrend<br />

des TD-Experiments desorbierende Wasser im Massenspektrometer aufgespalten<br />

werden <strong>und</strong> so irrtumlich eine gro ere Menge Wassersto vortauschen, als<br />

tatsachlich auf <strong>der</strong> Probe vorhanden ware.<br />

Um dieses Problem, das allerdings nur bei hohen Dosierdrucken relevant ware,<br />

zu vermeiden, wurden fur den gesamten Dosisbereich (0,001 L - <strong>10</strong>0 L) vergleichende<br />

Messungen sowohl <strong>mit</strong> Wassersto als auch <strong>mit</strong> Deuterium vorgenommen.<br />

Fur die Gestalt <strong>und</strong> die Eigenschaften dieser Serien <strong>von</strong> TD-Spektren<br />

ergaben sich aber bis <strong>10</strong>0 L keinerlei signi kante Unterschiede. In den Abbildungen<br />

4.3 <strong>und</strong> 4.4 sind anstelle <strong>der</strong> Wassersto - die korrespondierenden<br />

Deuterium-TD-Spektren dargestellt.<br />

111


Die Heizrate betrug 4,5 K/s. Wassersto dissoziiert spontan <strong>und</strong> adsorbiert<br />

atomar auf <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache. Die Abbildungen 4.3 <strong>und</strong> 4.4 zeigen eine<br />

Serie <strong>von</strong> TD-Spektren fur Wassersto expositionen <strong>von</strong> 0,001 L bis <strong>10</strong>0 L. Bei<br />

niedrigen Wassersto angeboten beginnt um etwa 330 K <strong>der</strong> 3-Zustand herauszuwachsen.<br />

Sein Maximum verschiebt sich <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedeckung zu<br />

niedrigeren Temperaturen hin. Dieses Maximum sattigt bei ca. 1 L. Parallel<br />

wachst bereits ab einer Dosis <strong>von</strong> 0,4 L ein weiterer Zustand, 2, als Nie<strong>der</strong>temperaturschulter<br />

heraus. Dieser Peak la t sich nur schlecht au osen. Er ist<br />

bei einer Dosis <strong>von</strong> 1,8 L gesattigt. Gleichzeitig <strong>mit</strong> diesem 2-Zustand wachst<br />

namlich ein neuer Desorptionszustand, <strong>der</strong> 1-Zustand, heraus. Ab einer Wassersto<br />

exposition <strong>von</strong> 2-5 L beginnt sich schlie lich <strong>der</strong> -Peak zu entwickeln.<br />

Sein Maximum liegt bei einer Temperatur <strong>von</strong> 150 K. Auch gro e Wassersto -<br />

dosen vermogen diesen Zustand nichtzusattigen. Seine Maximumstemperatur<br />

bleibt dabei unveran<strong>der</strong>t.<br />

4.2.2 H-D-Isotopenaustausch<br />

Wie am Anfang dieses Kapitels erwahnt, adsorbiert Wassersto atomar auf<br />

<strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache. Dieser Bef<strong>und</strong> konnte durch Isotopenaustauschmes-<br />

Abbildung 4.5: Thermodesorptionsspektrum des Palladium(2<strong>10</strong>)-Kristalls nach<br />

Vorbelegung <strong>mit</strong> Wassersto <strong>und</strong> Deuterium. Detekiert wurde HD.<br />

sungen <strong>von</strong> Wassersto <strong>und</strong> Deuterium veri ziert werden.<br />

Zwei unterschiedliche Experimente wurden durchgefuhrt. Zuerst fand eine<br />

Belegung <strong>der</strong> Probe bei 120 K <strong>mit</strong> einer Dosis <strong>von</strong>1LWassersto statt. Darauf<br />

wurden 5 L Deuterium nachdosiert. Beim anschlie enden Aufheizen <strong>der</strong><br />

<strong>Pd</strong>-Probe wurde die Masse 3, also HD detektiert. Abbildung 4.5 zeigt das entsprechende<br />

Thermodesorptionsspektrum. Es belegt, da die molekular angebotenen<br />

Gase Wassersto <strong>und</strong> Deuterium atomar auf <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

adsorbieren <strong>und</strong> deswegen bei <strong>der</strong> Desorption ein gewisser Teil <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

112


Ober ache vorliegenden Wassersto - <strong>und</strong> Deuteriumatome zu HD rekombinieren.<br />

Dieser Teil, <strong>der</strong> zu HD rekombinierten Wassersto - <strong>und</strong> Deuteriumatome,<br />

la t sich prinzipiell einfach aus folgen<strong>der</strong> Uberlegung bestimmen. Wenn<br />

sowohl Wassersto als auch Deuterium dissoziativ auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbieren,<br />

dann gilt:<br />

Fur die Desorption folgt entsprechend:<br />

Also ergibt sich insgesamt:<br />

H2 (g) *) 2Had<br />

D2 (g) *) 2Dad<br />

2Had +2Dad *) 2HD(g)<br />

4(H+D)*) H2 +D2 +2HD<br />

Dies bedeutet, da das bei <strong>der</strong> Desorption gemessene HD-Signal gerade doppelt<br />

so gro wie das Signal des molekular desorbierenden Wassersto s bzw.<br />

des Deuteriums sein sollte. Wir konnten auf Gr<strong>und</strong> unseres Einkanal-Massenspektrometers<br />

immer nur eine Masse aufzeichnen. Lei<strong>der</strong> waren dann die Fehler<br />

verschiedener TD-Messungen, bei denen nacheinan<strong>der</strong> H2, D2 <strong>und</strong> HD detektiert<br />

wurde, zu gro , um hieraus auch den Faktor 2 aus obiger Formel zu<br />

veri zieren.<br />

Dieses Experiment wurde danach dahingehend abgean<strong>der</strong>t, da zuerst 1 LD2<br />

<strong>und</strong> dann erst 5LH2 angeboten wurde. Die Adsorptionsrate <strong>von</strong> Wassersto<br />

bzw. Deuterium ist das Produkt aus dem Haftkoe zienten 4 S <strong>und</strong> dem Sto -<br />

term 5 Z. Die Haftkoe zienten unterscheiden sich fur Wassersto <strong>und</strong> Deuterium<br />

kaum [21], jedoch ist aus gaskinetischen Gr<strong>und</strong>en die Zahl (Sto term)<br />

<strong>der</strong> Wassersto molekule, die pro Zeiteinheit die Ober ache tre en, gro er<br />

( 1= p 2) als die <strong>der</strong> Deuteriummolekule. Daher konnte die Moglichkeit bestehen,<br />

da bei einer aquivalenten Gasdosis mehr Wassersto - als Deuteriumatome<br />

tatsachlich auch auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbieren. Zusatzlich ist es denkbar,<br />

da die Mobilitat <strong>der</strong> adsorbierten Spezies fur die erzielbare Wassersto - bzw.<br />

Deuteriumbelegung eine Rolle spielen konnte. Sie ist fur adsorbiertes Deuterium<br />

geringer als fur adsorbierten Wassersto , so da <strong>der</strong> atomare Wassersto<br />

(innerhalb seiner Verweilzeit auf <strong>der</strong> Ober ache) schnell geeignete Platze besetzen<br />

<strong>und</strong> sich moglichst gleichma ig uber die Ober ache verteilen kann. Eine<br />

unterschiedliche Adsorptionsreihenfolge konnte also, wegen einer eventuell<br />

di erierenden Vorbelegung zu einer abweichenden HD-Ausbeute fuhren. Dieses<br />

Experiment <strong>mit</strong> umgekehrter Adsorptionsreihenfolge (erst D <strong>und</strong> dann H)<br />

fuhrte aber zu den qualitativ gleichen Ergebnissen.<br />

4S = S0f( )e ; Eads kT <strong>mit</strong> Haftwahrscheinlichkeit: S0� f( ) = (1 ; ) 2 Adsorption.<br />

fur dissoziative<br />

5 p<br />

Z= p<br />

2mkT<br />

<strong>mit</strong> Partialdruck: p <strong>und</strong> Masse: m.<br />

113


4.2.3 <strong>Re</strong>lative Bedeckung<br />

Betrachtet man fur ein Thermodesorptionsspektrum, bei dem alle drei -<br />

Zustande gesattigt sind (ca. 3 L), die Flachen unter den jeweiligen Signalen<br />

<strong>und</strong> setzt diese Flachen zueinan<strong>der</strong> ins Verhaltnis, so gilt fur die drei -<br />

Zustande: 1: 2: 3 verhalt sich etwa wie 4:3:3. Die Zahl <strong>der</strong> in den Zustanden<br />

adsorbierten Teilchen ist demnach annahernd gleich gro . Der -Zustand<br />

wird hier nicht betrachtet, da er nicht zu sattigen <strong>und</strong> o enbar <strong>mit</strong> solchen<br />

Wassersto atomen assoziiert ist, die unterhalb <strong>der</strong> Ober ache lokalisiert sind<br />

(subsurface-Wassersto : Kapitel 4.5.2).<br />

4.2.4 <strong>Re</strong>lativer Haftkoe zient<br />

Aus <strong>der</strong> Serie <strong>von</strong> Thermodesorptionsspektren ist leicht ein Auftrag <strong>der</strong> relativen<br />

Bedeckung, rel, in Abhangigkeit <strong>der</strong> Dosis zu erhalten (siehe Abbil-<br />

Abbildung 4.6: Abhangigkeit <strong>der</strong> relativen Bedeckung <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wassersto dosis<br />

dung 4.6). O enbar nimmt fur geringe Wassersto expositionen die relative<br />

Bedeckung stark zu. Beim System H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) ist, vergleichbar <strong>mit</strong> den meisten<br />

an<strong>der</strong>en Wassersto -Metall-Systemen z. B. H/<strong>Re</strong>, H/Rh [1<strong>10</strong>, 26], [24, 40]<br />

etc., <strong>der</strong> relative Haftkoe zient anfangs sehr hoch. Bei einer Dosis <strong>von</strong> 3 L<br />

sind alle -Zustande gesattigt, <strong>und</strong> <strong>der</strong> relative Haftkoe zient nimmt drastisch<br />

ab. Bei Systemen wie H/<strong>Re</strong> <strong>und</strong> H/Ru [1<strong>10</strong>, 26], [91, 92] nahert er sich fur<br />

114


hohe Dosen asymptotisch Null, wenn alle verfugbaren Adsorptionsplatze belegt<br />

sind. Dieses Verhalten sollte man zunachst auch fur H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) erwarten.<br />

Es stellt sich jedoch nicht ein. Vielmehr steigt bei Beginn <strong>der</strong> Population des<br />

-Zustandes die relative Bedeckung fast linear <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Wassersto dosis weiter<br />

an. Diese kontinuierliche Wassersto aufnahme la t sich im Rahmen <strong>der</strong> apparativen<br />

Moglichkeiten bis ca. <strong>10</strong> 000 L Wassersto verfolgen. Bei hoheren<br />

Dosen verursacht das Ansteigen des Kammerbasisdrucks Probleme. Dieser<br />

stete Anstieg <strong>der</strong> relativen Bedeckung soll spater ausfuhrlich diskutiert werden.<br />

Er ist ein starker Hinweis auf subsurface-Wassersto <strong>und</strong> Loslichkeit des<br />

Wassersto s im Palladium-Volumen.<br />

4.2.5 Dosisserien <strong>und</strong> H-D-Isotopenaustausch<br />

(Tad 50 K) [133]<br />

Au erst interessant ist das Adsorptionsverhalten des Wassersto s bei niedrigen<br />

Temperaturen um 50 K [133] (Abbildung 4.7). Hier erscheinen fur Was-<br />

Abbildung 4.7: Thermodesorptionsspektren bei einer niedrigen Adsorptionstemperatur<br />

<strong>von</strong> 50 K [133]<br />

sersto dosen ab 0,4 L zwei zusatzliche Zustande bei 60 <strong>und</strong> 90 K ( 1 <strong>und</strong> 2).<br />

Hingegen tritt bei keiner <strong>der</strong> gewahlten Wassersto dosen (0,2 bis <strong>10</strong>0 L) das<br />

115


fur hohere Adsorptionstemperaturen vorhandene -Signal auf. Die beiden -<br />

Zustande gehorchen einer <strong>Re</strong>aktionskinetik erster Ordnung, da das Maximum<br />

<strong>der</strong> Desorptionszustande nicht temperaturabhangig ist. Die -Peaks sind bereits<br />

nach einer Exposition <strong>von</strong> 2 L Wassersto gesattigt. Nach <strong>der</strong> Analysemethode<br />

<strong>von</strong> <strong>Re</strong>dhead [128] lassen sich die Desorptions-Aktivierungsenergien<br />

(E Des) zu 18 4 bzw. 23 4 kJ/Mol bestimmen.<br />

Isotopenaustausch:<br />

Fur diese Messungen [133] wird die Ober ache bei 50 K zuerst <strong>mit</strong> Wassersto<br />

<strong>und</strong> anschlie end <strong>mit</strong> Deuterium belegt. Bei <strong>der</strong> hierauf durchgefuhrten<br />

Desorption wird das Massenspektrometer auf die Masse 3 (HD) eingestellt. Es<br />

kann jedoch kein -Signal beobachtet werden, wie aus Abbildung 4.8 zu sehen<br />

ist. Dieses Ergebnis legt zwingend nahe, da <strong>der</strong> Wassersto , <strong>der</strong> <strong>mit</strong> den -<br />

Zustanden assoziiert ist, nicht atomar dissoziiert, son<strong>der</strong>n nur molekular auf<br />

<strong>der</strong> Ober ache geb<strong>und</strong>en ist.<br />

Abbildung 4.8: Thermodesorptionsspektrum des Palladium(2<strong>10</strong>)-Kristalls nach<br />

Vorbelegung <strong>mit</strong> Wassersto (2 L) <strong>und</strong> Deuterium (2 L) bei 50 K. Detektiert<br />

wurde HD [133].<br />

116


4.3 -Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden zu Beginn die Auswirkungen <strong>von</strong> unterschiedlichen<br />

Adsorptionstemperaturen (oberhalb <strong>von</strong> 90 K) auf die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

bei Wassersto exposition vorgestellt. Hieran schlie t sich<br />

eine Prasentation <strong>der</strong> -Ergebnisse fur verschiedene Wassersto dosen <strong>mit</strong><br />

einer festen Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 120 K an. Beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

wird dabei auf die Verknupfung <strong>mit</strong> den Thermodesorptionsexperimenten gelegt.<br />

Den Abschlu bildet dann die Beschreibung einiger <strong>von</strong> Schmidt [133]<br />

durchgefuhrter -Messungen bei einer Probentemperatur <strong>von</strong> 50 K, die hier<br />

<strong>der</strong> Vollstandigkeit halber angefugt werden. Dabei sind einige bemerkenswerte<br />

Ergebnisse in Hinblick auf Betrag <strong>und</strong> Vorzeichen <strong>der</strong> Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung<br />

zu Tage getreten, die helfen konnen, die molekulare Wassersto adsorption besser<br />

zu verstehen. Diese Thematik soll die Basis fur die Dissertation meiner<br />

Nachfolgerin Frau P. Schmidt bilden.<br />

4.3.1 Adsorption bei unterschiedlichen Temperaturen<br />

oberhalb 90 K<br />

Die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit ist stark <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Probentemperatur<br />

abhangig, sobald diese unterhalb <strong>von</strong> 120 K liegt. Die auftretenden<br />

Abbildung 4.9: Fur eine konstante Wassersto dosis ist die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

stark <strong>von</strong> <strong>der</strong> Adsorptionstemperatur abhangig.<br />

117


E ekte lassen sich fur Adsorptionstemperaturen <strong>von</strong> 90, <strong>10</strong>4, 1<strong>10</strong> <strong>und</strong> 130 K<br />

bei konstantem Wassersto angebot (25 L, pH2 = 1,1 <strong>10</strong> ;6 mbar) demonstrieren.<br />

Die Abhangigkeiten sind in Abbildung 4.9 vorgestellt.<br />

Wenn die Adsorptionstemperatur bei 90 K liegt, zeigt die -Kurveanfanglich<br />

einen Anstieg <strong>der</strong> Austrittsarbeit um etwa 25 meV, gefolgt <strong>von</strong> einem Maximum<br />

<strong>und</strong> einem anschlie enden Abfall um 40 meV. Sobald <strong>der</strong> Wassersto -<br />

partialdruck abgestellt wird, kann ein erneuter Anstieg <strong>der</strong> Austrittsarbeit auf<br />

den Endwert <strong>von</strong> ca. 170 meV beobachtet werden.<br />

Bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> <strong>10</strong>4 K la t sich ein sofortiger Anstieg <strong>der</strong><br />

Austrittsarbeit auf immerhin 130 meV erkennen, ein negativer -Anteil ist<br />

scheinbar nicht mehr vorhanden. Nach dem Abstellen des erhohten Wassersto<br />

dosierdrucks steigt auch bei dieser Adsorptionstemperatur die Austrittsarbeit<br />

noch um 40 meV auf den Endwert 170 meV an.<br />

Wenn die Adsorptionstemperatur auf 1<strong>10</strong> K erhoht wird, ndet eine au erst<br />

schnelle Zunahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit auf 160 meV statt. Nach dem Ende des<br />

Dosierens ist auch hier noch ein geringfugiger <strong>Re</strong>laxationse ekt zu detektieren:<br />

Die Austrittsarbeit erhoht sich um <strong>10</strong> meV auf 170 meV.<br />

Fur eine Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 130 K ist schlie lich kein <strong>Re</strong>laxationseffekt<br />

mehr zu beobachten. Der Endwert <strong>von</strong> 170 meV wird fast sofort erreicht.<br />

Auch das Abstellen des Wassersto dosierdrucks fuhrt nicht zu einer erneuten<br />

Zunahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit.<br />

Die gesamte Zunahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit auf 170 meV kann im wesentlichen<br />

<strong>mit</strong> dem Auftreten <strong>der</strong> -Zustande insbeson<strong>der</strong>e <strong>mit</strong> dem 3-Zustand verknupft<br />

werden. Die beobachteten Temperature ekte weisen darauf hin, da bei tiefen<br />

Temperaturen zwei Adsorptionsprozesse konkurrieren. Einer dieser Prozesse<br />

ist die Adsorption einer negativ polarisierten Wassersto spezies. Eine <strong>der</strong>artige<br />

Spezies ist typisch [8, 7, 15, 29]fur atomar chemisorbierten Wassersto , wie<br />

er in den -Zustanden gef<strong>und</strong>en wird. Der zweite Proze ist die Adsorption<br />

einer positiv polarisierten Wassersto spezies. Diese tritt nur unterhalb einer<br />

Probentemperatur <strong>von</strong> 1<strong>10</strong> K <strong>und</strong> bei hohen Wassersto partialdrucken auf.<br />

Der <strong>mit</strong> ihr verknupfte Bindungszustand wird bei hoheren Temperaturen <strong>und</strong><br />

niedrigem Wassersto partialdruck rasch entvolkert. Diese Spezies interpretieren<br />

wir als molekular adsorbierten Wassersto .<br />

Eine Diskussion <strong>der</strong> physikalischen Ursachen, die die maximal beobachtete<br />

Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung hervorrufen, wird in Kapitel 5 gerade auch in Hinblick<br />

auf die Unterschiede zum Wassersto -Rhenium-System gefuhrt. Eine<br />

wichtige Rolle spielt hierbei die <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen dem Wassersto -1s-<br />

Orbital <strong>und</strong> dem Palladium-4d-Orbitalen an <strong>der</strong> Festkorperober ache.<br />

4.3.2 Dosisserien (T ad 120 K)<br />

Der apparative Aufbau des Experiments ermoglichte die simultane Durchfuhrung<br />

<strong>von</strong> TDS- <strong>und</strong> -Experimenten. Die Palladium-Probe wurde bei 120 K<br />

<strong>mit</strong> unterschiedlichen Wassersto mengen belegt <strong>und</strong> anschlie end <strong>mit</strong> einer<br />

linearen Rate (4,5 K/s) aufgeheizt. Wahrend des Aufheizens wurde sowohl<br />

118


Abbildung 4.<strong>10</strong>: An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit in Abhangigkeit <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> Wassersto dosis (Adsorptionstemperatur 120 K).<br />

die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit als auch parallel <strong>der</strong> Partialdruck<br />

des Wassersto s gemessen. Abbildung 4.<strong>10</strong> zeigt exemplarisch die Serie <strong>der</strong><br />

(T)-Spektren.<br />

Fur kleine Dosen bis 1 L wachst die Elektronenaustrittsarbeit um 120 meV<br />

an. Diese Wassersto angebote korrespondieren <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Sattigung des 3-Signals. Gleichzeitig wachst aber bereits ab etwa0,5L<strong>der</strong> 2-<br />

Peak als Schulter heraus. Mit ihm ist eine Erhohung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

<strong>von</strong> 40 bis 60 meV verb<strong>und</strong>en. Fur Wassersto expositionen gro er als 1,5<br />

L beginnt sich schlie lich auch noch <strong>der</strong> 1-Zustand zu fullen. Dieser Zustand<br />

hat jedoch kaum Ein u auf die Elektronenaustrittsarbeit.<br />

Abbildung 4.11: Vergleichende Auftragung eines Thermodesorptionsspektrums<br />

(200 L) <strong>und</strong> einer -Kurve.<br />

119


Ab einer Wassersto dosis <strong>von</strong> 2-5 L erhalt man interessanterweise ein zusatzliches<br />

massives Thermodesorptionssignal. Es ist dem -Peak zugeordnet, <strong>der</strong><br />

aber bemerkenswerterweise keinerlei An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

hervorruft, wie dieses bei einem Ober achenbindungszustand eigentlich zuerwarten<br />

ware. Dies ist ein weiterer Hinweis, da <strong>der</strong> -Zustand durch eine<br />

Wassersto spezies hervorgerufen wird, die nicht auf <strong>der</strong> Ober ache, son<strong>der</strong>n<br />

moglicherweise zwischen den einzelnen Substratlagen adsorbiert. Abbildung<br />

4.11 zeigt diesen direkten Vergleich zwischen den Thermodesorptions- <strong>und</strong> -<br />

Messungen fur ein Wassersto angebot <strong>von</strong> 200 L. Anhand <strong>von</strong> Abbildung 4.11<br />

ist beson<strong>der</strong>s evident, da <strong>der</strong> stark ausgepragte -Zustand keinerlei An<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit verursacht.<br />

4.3.3 Dosisserien (T ad 50 K) [133]<br />

Die Erklarung <strong>der</strong> zuvor beschriebenen merkwurdigen Temperatur-Abhangigkeit<br />

<strong>der</strong> Austrittsarbeit lieferten Messungen <strong>von</strong> P. Schmidt [133], die die<br />

<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache <strong>mit</strong> ussigem Helium auf ca. 50 K abkuhlte. Der Vollstandigkeit<br />

halber seien die wichtigsten <strong>Re</strong>sultate hier kurz prasentiert.<br />

Die bei 50 K durchgefuhrten temperaturabhangigen -Messungen zeigen nun<br />

ganz deutlich einen starken Anstieg <strong>der</strong> Austrittsarbeit, sobald die Probe auf<br />

ca. 60 K geheizt wird, parallel zu einem starken H2-Partialdruckanstieg im<br />

TD-Spektrum. Dies bedeutet, da wahrend <strong>der</strong> H2-Adsorption die Austrittsarbeit<br />

um eben diesen Betrag abgenommen haben mu . O enbar ist molekular<br />

Abbildung 4.12: Kombinierte Darstellung <strong>von</strong> -Kurven fur unterschiedliche<br />

Wassersto dosen (0,5 L, 1,0 L, 2,0 L) <strong>und</strong> einem TD-Spektrum fur 1 L<br />

Wassersto [133]<br />

120


adsorbierter Wassersto positiv polarisiert. Erst oberhalb <strong>von</strong> etwa 90 K dissoziert<br />

ein Teil des H2 in Wassersto atome, die dann das bekannte <strong>und</strong> zuvor<br />

beschriebene TD/ -Verhalten zeigen. Nahere Einzelheiten nden sich in <strong>der</strong><br />

Diplomarbeit <strong>von</strong> P. Schmidt [133].<br />

4.4 HREELS-Ergebnisse<br />

An <strong>der</strong> <strong>mit</strong> Wassersto bedeckten Palladiumober ache gestreute Elektronen<br />

geben einen Teil ihrer kinetischen Energie E ab <strong>und</strong> regen da<strong>mit</strong> die Palladium-Wassersto<br />

-Komplexe zu Schwingungen an (Schwingungsverluste). Die<br />

entsprechenden Sek<strong>und</strong>ar-Elektronen erscheinen dann in einem energieaufgelosten<br />

Experiment bei einer um E vermin<strong>der</strong>ten Energie. In Abhangigkeit<br />

vom Wassersto angebot treten mehrere unterschiedliche Schwingungsverluste<br />

auf. Diese Messungen, die bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 120 K durchgefuhrt<br />

wurden, werden zu Anfang des Kapitels vorgestellt. Zusatzlich werden<br />

auch erste HREELS-Ergebnisse zu dem Verhalten des Wassersto s (bzw. des<br />

Deuteriums) bei tiefen Adsorptionstemperaturen <strong>von</strong> 50 K prasentiert.<br />

4.4.1 Bedeckungsgradabhangige Verluste (T ad 120 K)<br />

Abbildung 4.13: Schwingungsverlustspekten fur unterschiedliche Wassersto -<br />

dosen bis 17,5 L.<br />

121


Die schwingungsspektroskopischen Untersuchungen wurden <strong>mit</strong> dem in Kapitel<br />

2.1.6.2 beschriebenen hochau osenden Elektronen-Energie-Verlust-Spektrometer<br />

ausgefuhrt. Die Schwingungsverluste wurden im Rahmen dieser Arbeit<br />

ausschlie lich in spekularer Detektionsrichtung beobachtet. Die Streuebene lag<br />

parallel zur [120]-Richtung, also parallel zur Spiegelebene <strong>der</strong> (2<strong>10</strong>)-Ober ache.<br />

Die absolute Zahlrate <strong>der</strong> elastisch gebeugten Elektronen liegt bei ca. <strong>10</strong> 5<br />

counts/s. Dieses Intensitatsmaximum <strong>der</strong> elastisch gestreuten Elektronen wurde<br />

fur alle dargestellten Spektren auf <strong>10</strong>00 normiert.<br />

Die HREELS-Messungen wurden fur einen Dosisbereich<strong>von</strong> 0,175 L bis 1750 L<br />

<strong>und</strong> einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 120 K durchgefuhrt (Abbildungen 4.13,<br />

4.14 <strong>und</strong> 4.15). Um eine " Isotopenverschiebung\ <strong>der</strong> Verlustbanden beobachten<br />

zu konnen, wurde sowohl <strong>mit</strong> Wassersto als auch <strong>mit</strong> Deuterium experimentiert.<br />

Fur sehr geringe Wassersto expositionen <strong>von</strong> 0,175 L <strong>und</strong> 0,25 L ist ein Schwingungsverlust<br />

bei 55 meV zu messen. In diesem Dosisbereich wird <strong>der</strong> 3-<br />

Zustand bevolkert. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> begrenzten Au osung des Spektrometers<br />

( 12 meV) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frequenzverschiebung ( " Isotopene ekt\: ED =<br />

1= p 2 EH) zu niedrigeren Verlustenergien, ist nach Deuteriumdosierung unterhalb<br />

<strong>von</strong> 0,3 L nur eine breite indi erente Bande im Bereich <strong>von</strong> 40 bis<br />

60 meV am Fu des elastischen Peaks zu messen. Ab einem Wassersto angebot<br />

<strong>von</strong> 0,5 L tritt ein zweiter Schwingungsverlust bei 90 meV hinzu. Er besitzt<br />

eine gro ere Halbwertsbreite als <strong>der</strong> erste Verlust. Deswegen konnten in dieser<br />

Bande zwei Verluste verborgen sein, die bei unserer begrenzten Au osung<br />

nicht separiert werden. Interessanterweise erscheint bei dieser Bedeckung auch<br />

Abbildung 4.14: Schwingungsverlustspekten fur unterschiedliche Wassersto -<br />

dosen <strong>von</strong> 425 bis 1750 L.<br />

122


in TDS ein zusatzliches Maximum, 2 (zunachst als Schulter). Fur eine Deu-<br />

Abbildung 4.15: Schwingungsverlustspekten fur unterschiedliche Deuteriumdosen<br />

<strong>von</strong> 0,15 bis 15 L.<br />

teriumexposition oberhalb <strong>von</strong> 0,5 L sind ansatzweise, zwei separierte Verluste<br />

bei 40 meV <strong>und</strong> deutlicher bei 60 meV zu beobachten. Fur hohere Belegungen<br />

Schwingungsverluste Schwingungsverluste<br />

des Wassersto s [meV]: des Deuteriums [meV]:<br />

a) gemessen: 55 a)gemessen: 40<br />

b) aus Deuteriumverl. b) aus Wassersto verl.<br />

errechnet: 57 errechnet: 39<br />

a) gemessen: 90 a)gemessen: 60<br />

b) aus Deuteriumverl. b) aus Wassersto verl.<br />

errechnet: 85 errechnet: 64<br />

Tabelle 4.1: Vergleich <strong>der</strong> deuterium- <strong>und</strong> <strong>der</strong> wassersto abgeleiteten Verluste<br />

sind dann, keine zusatzlichen Schwingungsverluste sowohl fur Wassersto als<br />

auch fur Deuterium zu messen. Demnach fuhren we<strong>der</strong> <strong>der</strong> 1-Peak noch <strong>der</strong><br />

-Zustand zu einer weiteren Schwingungsmode. Dies steht im Einklang <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Interpretation, da es sich beim -Zustand (<strong>der</strong> in den TD-Spektren intensiv<br />

auftritt) um subsurface-Wassersto handelt. Die einzige Veran<strong>der</strong>ung, die sich<br />

fur hohe Dosen (> 400L) in den Schwingungsverlustspektren des Wassersto s<br />

zeigt, ist eine erneute Zunahme <strong>der</strong> Intensitat des Verlustes bei 55 meV relativ<br />

zur Intensitat des Schwingungsverlusts bei 90 meV. Fur Deuterium beobachtet<br />

man nur eine leichte Zunahme <strong>der</strong> Verlustintensitaten.<br />

123


Die Isotopenverschiebung ist in Tabelle 4.1 dargestellt. Hieraus ersieht man,<br />

da es sich bei den beiden Verlusten bei 55 <strong>und</strong> 90 meV tatsachlichumSchwingungsverluste<br />

hervorgerufen durch adsorbierten Wassersto handelt, da bei<br />

ihnen die Frequenzverschiebung des " Isotopene ekts\ im Rahmen des Fehlers<br />

<strong>von</strong> 5 meV beobachtet werden kann. An<strong>der</strong>s als bei H/<strong>Re</strong> (Kapitel<br />

3.4.1.4) <strong>und</strong> H/Ru [91] gibt es keinen Verlust, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> adsorbatinduzierten<br />

Strukturan<strong>der</strong>ungen des Substrats verknupft ist. Dort existieren bei 47, 54<br />

<strong>und</strong> 60 meV (H/<strong>Re</strong>) bzw. 27 <strong>und</strong> 40 meV (H/Ru) Schwingungsbanden, die<br />

<strong>von</strong> Phononen verursacht werden.<br />

4.4.2 Bedeckungsgradabhangige Verluste (T ad 50 K)<br />

Abbildung 4.16: Schwingungsverlustspektrum fur eine Adsorptionstemperatur<br />

<strong>von</strong> 50 K <strong>und</strong> einer Wassersto belegung oberhalb <strong>der</strong> Sattigung <strong>der</strong> -Zustande.<br />

Es wurden auch bei niedrigen Probentemperaturen <strong>von</strong> 50 K schwingungsspektroskopische<br />

Messungen vorgenommen. Hierbei lag die Wassersto - bzw.<br />

die Deuteriumexposition oberhalb <strong>der</strong> Sattigungsbelegung fur die beiden -<br />

Thermodesorptions-Zustande. Die Detektionsrichtung <strong>der</strong> HREELS-Spektren<br />

war specular gewahlt. Fur die Adsorption <strong>von</strong> Wassersto konnte ein neuer<br />

Schwingungsverlust bei 567 <strong>10</strong> meV nachgewiesen werden (Abb. 4.16).<br />

Dieser Verlust besitzt eine im Vergleich zum elastischen Peak (Halbwertsbreite:<br />

12 meV) stark vergro erte Halbwertsbreite <strong>von</strong> 50 meV. Abbildung 4.17<br />

zeigt, da das Deuterium ebenfalls nur einen zusatzlichen Schwingungsverlust<br />

124


Abbildung 4.17: Schwingungsverlust-Spektrum fur eine Adsorptionstemperatur<br />

<strong>von</strong> 50 K <strong>und</strong> einer Deuteriumbelegung oberhalb <strong>der</strong> Sattigung <strong>der</strong> -Zustande.<br />

bei 395 5 meV verursacht. Auch er zeichnet sich durch eine relativ gro e<br />

Halbwertsbreite <strong>von</strong> 25 meV aus. Berucksichtigt man die aufgr<strong>und</strong> des Isotopene<br />

ekts erwartete Verschiebung <strong>der</strong> Schwingungsfrequenzen um den Faktor<br />

1= p 2, so zeigt sich inTabelle 4.2, da die gemessenen Frequenzen sich (innerhalb<br />

des Fehlers) entsprechend dieser Erwartung veran<strong>der</strong>n. Die eben erwahnte<br />

gro e Halbwertsbreite ist ein weiterer Hinweis auf die molekulare Natur dieser<br />

Adsorption, die sich im ubrigen naturlich un<strong>mit</strong>telbar aus <strong>der</strong> hohen Verlustenergie<br />

fur die Anregung <strong>der</strong> H-H- bzw. <strong>der</strong> D-D-Molekulschwingung ergibt.<br />

Martensson hat bereits im Jahr 1986 das System H/Ni(5<strong>10</strong>) <strong>mit</strong> schwingungs-<br />

Schwingungsverluste Schwingungsverluste<br />

des Wassersto s [meV]: des Deuteriums [meV]:<br />

a) gemessen: 567 a)gemessen: 395<br />

b) aus Deuteriumverl. b) aus Wassersto verl.<br />

errechnet: 559 errechnet: 401<br />

Tabelle 4.2: Vergleich <strong>der</strong> deuterium- <strong>und</strong> <strong>der</strong> wassersto abgeleiteten Verluste<br />

spektroskopischen Methoden untersucht [<strong>10</strong>1]. Er fand ahnlich hohe Energien<br />

fur die Schwingungsverluste des Wassersto s. Sie liegen dort bei 398 meV.<br />

Martensson assoziiert diese Verluste <strong>mit</strong> einer molekular adsorbierten Wassersto<br />

spezies. Die <strong>von</strong> ihm beobachteten Schwingungsverluste zeichnen sich<br />

ebenfalls durch eine uberraschend gro e Halbwertsbreite aus. Diese Uberein-<br />

125


stimmungen bilden ein weiteres Indiz fur das Vorhandensein <strong>von</strong> molekular auf<br />

<strong>der</strong> Ober ache adsorbiertem Wassersto beim System H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>). Das Auftreten<br />

<strong>der</strong> Schwingungsverluste ist <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bevolkerung <strong>der</strong> -Zustande <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> zuvor beschriebenen Abnahme <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit um 390 meV<br />

verknupft [133].<br />

4.5 Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Gr<strong>und</strong>satzlich gibt es auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>von</strong> Wassersto<br />

<strong>mit</strong> Metallober achen mehrere Zielsetzungen <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>em Interesse. Ein<br />

Hauptanliegen bildet die Entschlusselung <strong>der</strong> strukturellen Parameter des Wassersto<br />

-Metall-Systems. Diese Parameter beinhalten unter an<strong>der</strong>em die Art<br />

<strong>und</strong> die Anzahl <strong>der</strong> Adsorptionsplatze sowie wassersto abgeleitete <strong>Re</strong>laxations<strong>und</strong><br />

<strong>Re</strong>konstruktionsphanomene o<strong>der</strong> Veran<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> elektronischen<br />

Struktur.<br />

Ein zweiter Schwerpunkt liegt in <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> sich moglicherweise bildenden<br />

subsurface-Wassersto -Spezies. Wassersto , <strong>der</strong> in Metall eindringt,<br />

besitzt eine gro e Bedeutung fur die Materialwissenschaft. An dieser Stelle sei<br />

nur das Phanomen <strong>der</strong> Materialversprodung durch Wassersto genannt. Auch<br />

konnte, wie bereits in <strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong> vorliegenden Dissertation angeklungen<br />

ist, subsurface-Wassersto prinzipiell in Metallen gespeichert werden <strong>und</strong><br />

so bequem zum Betrieb <strong>von</strong> umweltvertraglichen Brennsto zellen in Fahrzeugen<br />

genutzt werden. Am Ende des Kapitels stehen einige Betrachtungen zum<br />

molekular adsorbierten Wassersto .<br />

4.5.1 Adsorptionsgeometrie, energetische <strong>und</strong> kinetische<br />

Verhaltnisse auf <strong>der</strong> Ober ache in den einzelnen<br />

Wassersto - -Bindungszustanden<br />

Dieser Abschnitt befa t sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Erorterung <strong>der</strong> lokalen Adsorptionsgeometrie.<br />

Ferner sollen die energetischen <strong>und</strong> kinetischen Verhaltnisse <strong>der</strong> Adsorption<br />

(bzw. <strong>der</strong> Desorption) an Hand <strong>der</strong> Wassersto - -Bindungszustande<br />

( 3, 2 <strong>und</strong> 1) diskutiert werden. Am Beginn des Kapitels stehen einige<br />

gr<strong>und</strong>satzliche Betrachtungen zur Wassersto adsorption auf <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

vergleichbaren Metall-Ober achen.<br />

4.5.1.1 Gr<strong>und</strong>satzliches<br />

Man kann sich die lokale Adsorptionsgeometrie erschlie en, indem man die<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> Adsorption auf die beiden beteiligten Partner, also das<br />

Wassersto atom <strong>und</strong> die Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache, abschatzt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

126


stellt sich dieFrage, wie sich einerseits (a)) <strong>der</strong> Wassersto atomradius bei <strong>der</strong><br />

Adsorption veran<strong>der</strong>t <strong>und</strong> wie an<strong>der</strong>erseits (b)) die Ober achenmorphologie<br />

<strong>der</strong> (2<strong>10</strong>)-Ober ache beein u t wird. Ein Blick auf Ergebnisse bereits untersuchter<br />

Systeme tragt neben einer ausfuhrlichen Betrachtung <strong>der</strong> eigenen<br />

<strong>Re</strong>sultate zur Beantwortung dieser Frage bei.<br />

a) Einen Ruckschlu auf den Radius adsorbierter Wassersto atome gestattet<br />

ein Vergleich <strong>mit</strong> einigen alteren Arbeiten [8, 15, 122, 69, 7] <strong>und</strong> speziell<br />

<strong>mit</strong> einer dynamischen LEED-Strukturanalyse, die <strong>von</strong> Skottke et al. [136]<br />

durchgefuhrt wurde. Diese Analyse ergibt fur das System Wassersto -<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>)<br />

einen Wassersto atomradius <strong>von</strong> 0� 53A. Dieser Radius stimmt <strong>mit</strong> dem Bohrschen<br />

Atomradius (RB = 0,53 A) uberein. Ein Ubersichtsartikel <strong>von</strong> K. Heinz<br />

et al. [71], <strong>der</strong> die Ergebnisse zur Wassersto adsorption auf verschiedenen<br />

Metallober achen wie Ni(111), Fe(1<strong>10</strong>), Rh(1<strong>10</strong>), W(<strong>10</strong>0), Mo75<strong>Re</strong>25(<strong>10</strong>0),<br />

Rh(311) <strong>und</strong> Fe(211) <strong>mit</strong>tels LEED-Strukturanalyse zum Gegenstand hat,<br />

zeigt daruber hinaus, da <strong>der</strong> Wassersto -Hartkugelradius dort allgemein zwischen<br />

0,5 <strong>und</strong> 0,6 A liegt.<br />

b) Aus <strong>der</strong> Erfahrung wurde man fur <strong>der</strong>art o ene\ Ober achen wie die<br />

"<br />

(2<strong>10</strong>)-Ober ache eine starke Lagenrelaxation erwarten. Lei<strong>der</strong> existiert fur die<br />

Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache keine LEED-Strukturanalyse. Zhang et al. [152]<br />

haben jedoch fur die analoge Platin(2<strong>10</strong>)-Ober ache durch eine Tensor-LEED-<br />

Strukturanalyse herausgef<strong>und</strong>en, da dort eine betrachtliche Kontraktion des<br />

Abstandes <strong>der</strong> ersten zur zweiten Lage <strong>von</strong> immerhin 23 % vorliegt. Auch <strong>der</strong><br />

Abstand <strong>der</strong> zweiten zur dritten Lage zeigt noch eine Kontraktion <strong>von</strong> 12 %.<br />

Der Abstand zwischen <strong>der</strong> dritten <strong>und</strong> vierten Lage expandiert hingegen leicht<br />

um 4 %. Da es sich hierbei um eine stark korrugierte Ober ache handelt, spiegelt<br />

die Lagenrelaxation allerdings nur einen ge<strong>mit</strong>telten Gesamte ekt wi<strong>der</strong>.<br />

So ist zu erwarten, da zwar die Anzahl <strong>der</strong> moglichen Adsorptionsplatze erhalten<br />

bleibt, sich jedoch <strong>der</strong>en lokale Geometrie, wie zum Beispiel die Tiefe<br />

<strong>der</strong> dreifach koordinierten Platze, an<strong>der</strong>t. Im Rahmen <strong>der</strong> hier gemessenen<br />

LEED-I(V)-Spektren zeigt sich zumindest qualitativ, da eine An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Lagenrelaxation bei Wassersto belegung eintritt. Eine weitere wichtige Beobachtung<br />

ist, da die Adsorption des Wassersto s die anfanglich vorhandene<br />

Lagenkontraktion veran<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> sogar aufheben kann. Dies konnte die<br />

Morphologie <strong>der</strong> Ober ache so stark beein ussen, da in <strong>der</strong> Ober ache neue<br />

" Kanale\ erzeugt werden konnten, die dem Wassersto eine Di usion in tiefere<br />

Kristallagen ermoglichen. Diese letztgenannte Thematik soll in Kapitel 4.5.2<br />

erortert werden.<br />

Fa t man die Argumente a) <strong>und</strong> b) zusammen, so la t sich auch fur den auf<br />

<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) adsorbierten atomaren Wassersto vermuten, da er seinen inharenten<br />

Atomradius im wesentlichen beibehalt <strong>und</strong> fur die Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

zwar eine <strong>Re</strong>laxation, jedoch keine merkliche <strong>Re</strong>konstruktion zu erwarten ist.<br />

Auch auf <strong>der</strong> (2<strong>10</strong>)-Ober ache sollte Wassersto , wie <strong>von</strong> vielen an<strong>der</strong>en Oberachen<br />

bekannt, hochkoordinierte Adsorptionsplatze bevorzugen.<br />

Um Aussagen uber die Natur <strong>der</strong> moglichen Adsorptionsplatze <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Besetzung zu tre en, ist es wichtig zu wissen, ob diese zur Verfugung ste-<br />

127


henden Adsorptionsplatze wahrend <strong>der</strong> Wassersto exposition simultan o<strong>der</strong><br />

nacheinan<strong>der</strong> besetzt werden. Niedrigindizierte Flachen wie die fcc(<strong>10</strong>0)-,<br />

fcc(111)- o<strong>der</strong> hcp(0001)-Orientierungen zeigen eine geringe Korrugation. Hier<br />

spielen wassersto abgeleitete (= a posteriori) Heterogenitaten <strong>der</strong> Ober ache<br />

<strong>und</strong> ihrer moglichen Adsorptionsplatze eine wichtige Rolle. Die Bindungsverhaltnisse<br />

veran<strong>der</strong>n sich erst durch Adsorption selbst, so da anfangs zwar<br />

viele aquivalente <strong>und</strong> gunstige Platze zur Verfugung stehen konnen, diese aber<br />

durch vom Adsorbat selbst hervorgerufene (zumeist repulsive) <strong>Wechselwirkung</strong>s-E<br />

ekte im Hinblick auf die Adsorptionsenergie beeintrachtigt werden<br />

<strong>und</strong> dies um so mehr, je hoher die Konzentration <strong>der</strong> adsorbierten Wassersto -<br />

atome ist.<br />

Hingegen zeichnen sich hoherindizierte Ober achen wie die hcp(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Oberache<br />

moglicherweise durch bereits vor Beginn <strong>der</strong> Wassersto belegung vorhandene<br />

(= a priori) Heterogenitaten aus. Bei diesen letztgenannten Oberachen<br />

erfolgt in solchem Fall deswegen zuerst eine Besetzung <strong>der</strong> energetisch<br />

gunstigsten Adsorptionsplatze. Erst nach <strong>der</strong>en Absattigung werden auch<br />

energetisch ungunstigere Adsorptionsplatze eingenommen. In welchem Mae<br />

dann die unterschiedlichen Adsorptionsplatze tatsachlich besetzt werden,<br />

hangt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur, <strong>der</strong> jeweiligen Aktivierungsbarriere <strong>und</strong> dem<br />

Di usionskoe zienten ab. Die Besetzungswahrscheinlichkeit kann durch eine<br />

Boltzmannstatistik beschrieben werden.<br />

Da die <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache zu den hoher indizierten Ober achen gehort, existieren<br />

auf ihr sehr wahrscheinlich a priori energetisch unterschiedliche Adsorptionsplatze.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist eher eine sequentielle Besetzung <strong>der</strong><br />

vorhandenen Adsorptionsplatze zu erwarten.<br />

Fur die Ausbildung <strong>der</strong> energetisch unterschiedlichen Adsorptionsplatze spielen<br />

aber auch die <strong>Wechselwirkung</strong>en zwischen den Adsorbatatomen eine wichtige<br />

Rolle (Kap. 2.5). Je nachdem, ob sie attraktiv o<strong>der</strong> repulsiv sind, kann<br />

dies zur Anhebung o<strong>der</strong> Absenkung <strong>der</strong> Bindungsenergie eines speziellen Adsorptionsplatzes<br />

fuhren.<br />

Ob in diesem Zusammenhang anziehende o<strong>der</strong> absto ende <strong>Wechselwirkung</strong>en<br />

zwischen den einzelnen adsorbierten Wassersto atomen vorliegen, konnte<br />

<strong>mit</strong> den bisherigen Messungen nicht entschieden werden. Klar ist jedoch,<br />

da beim Palladium(2<strong>10</strong>)-Wassersto -System trotz <strong>der</strong> sicherlich vorhandenen<br />

<strong>Wechselwirkung</strong>en <strong>der</strong> adsorbierten Wassersto atome untereinan<strong>der</strong> keine<br />

langreichweitige Ordnung ausgebildet wird. Durch dieses Verhalten unterscheidet<br />

sich diePalladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache <strong>von</strong> niedrigindizierten Ober achen wie<br />

<strong>der</strong> Ni(111)-Ober ache, die bei Wassersto belegung eine langreichweitige Ordnung<br />

in Form einer c(2 2)-Phase ausbildet [22, 66]. Dort scheinen also die<br />

Wassersto -Wassersto -<strong>Wechselwirkung</strong>en die Geometrie des Systems deutlich<br />

zu beein ussen.<br />

Die Systeme H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) [8], H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [15, 122, 69] <strong>und</strong> H/<strong>Pd</strong>(111) [7] zeigen<br />

Uberstrukturen, die zum Teil allein vom Wassersto verursacht werden.<br />

Beim System H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) gibt es daruber hinaus Anzeichen fur eine wassersto -<br />

abgeleitete <strong>Re</strong>konstruktion [15, 136]. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang<br />

auch die hochindizierte <strong>Pd</strong>(311)-Ober ache. Hier fanden Farias et<br />

128


al. [51] <strong>mit</strong> Heliumbeugung die Ausbildung <strong>von</strong> vier wassersto abgeleiteten<br />

Uberstrukturen, <strong>der</strong> (2 1)-H-, <strong>der</strong> (2 1)-2H-, <strong>der</strong> (2 1)-3H- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

c(2 2)-Phase. Frie et al. [55] konnten fur dasselbe System <strong>mit</strong>tels LEED nur<br />

eine schwach ausgebildete strei ge (1 2)-Phase detektieren. Da bei <strong>der</strong>artigen<br />

hochindizierten Flachen wie <strong>der</strong> (311)-Flache die Elementarmasche bereits sehr<br />

gro ist, wird eine LEED-Strukturanalyse durch den da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen hohen<br />

<strong>Re</strong>chenaufwand sehr viel komplizierter, so da fur diese Ober ache noch<br />

keine endgultigen Ergebnisse vorliegen. Es ist insbeson<strong>der</strong>e bis jetzt noch<br />

nicht moglich zu unterscheiden, ob die beobachteten Uberstrukturen durch<br />

die Beugung <strong>der</strong> Elektronen am Adsorbat alleine o<strong>der</strong> durch die Beugung <strong>der</strong><br />

Elektronen an vom Wassersto ausgelenkten Substratatomen (<strong>Re</strong>konstruktion)<br />

hervorgerufen werden.<br />

Fur unser System la t sich, wie schon eingangs bei <strong>der</strong> Prasentation <strong>der</strong> LEED-<br />

Messungen dargelegt, keine Uberstruktur, son<strong>der</strong>n nur ein Anstieg des di usen<br />

Untergr<strong>und</strong>s beobachten. Die Abwesenheit einer Uberstruktur kann unterschiedliche<br />

Gr<strong>und</strong>e haben. Entwe<strong>der</strong> wird uberhaupt keine Uberstruktur<br />

ausgebildet, o<strong>der</strong> man kann sie aus experimentellen Gr<strong>und</strong>en nicht beobachten.<br />

Wenn <strong>der</strong> Wassersto auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert, zum Beispiel auf einem<br />

vierfach koordinierten Platz, dann ist es moglich, da die Wassersto -<br />

Wassersto -<strong>Wechselwirkung</strong>en nicht so gro sind, da sich zwischen den einzelnen<br />

adsorbierten Wassersto atomen eine langreichweitige Ordnung ausbildet.<br />

Hierfur konnen Abschirmungse ekte durch die stark korrugierte Ober ache eine<br />

nicht unerhebliche Rolle spielen. In diesem Fall wurde <strong>der</strong> Wassersto nur in<br />

Form eines Gittergases 6 (o<strong>der</strong> im Sinne <strong>der</strong> De nition aus einer Uberlagerung<br />

<strong>von</strong> verschiedenen Gittergasen) auf <strong>der</strong> Ober ache vorliegen.<br />

Dennoch sollten wenigstens hohe Wassersto belegungen dazu fuhren, da fast<br />

jede Elementarmasche <strong>mit</strong> einer gewissen festen Anzahl <strong>von</strong> Wassersto atomen<br />

besetzt ist. Hieraus ergabe sich automatisch eine Uberstruktur, die allerdings<br />

die Periodizitat (1 1) besa e. Sie ware dann auch nicht durch Zusatzreexe<br />

zu erkennen. Allein das gean<strong>der</strong>te I(V)-Verhalten 7 <strong>der</strong> Substrat-<strong>Re</strong> exe<br />

wurde ihre Existenz belegen. Die dritte Moglichkeit besteht darin, da <strong>der</strong><br />

Wassersto zwar eine vom Substratgitter abweichende Periodizitat zeigt, er jedoch<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> prinzipiell moglichen Tiefe <strong>der</strong> Adsorptionsplatze durch das<br />

Substrat soweit abgeschirmt wird, da in Verbindung <strong>mit</strong> seinem bekannterma<br />

en kleinen Streuquerschnitt die Zusatzre exe zu intensitatsschwach sind,<br />

um beobachtet zu werden. Dieses letzte Argument beinhaltet die Annahme,<br />

da <strong>der</strong> adsorbierte Wassersto nicht zu einer massiven Umordnung des Substrats<br />

fuhrt (im Sinne einer missing-row- o<strong>der</strong> pairing-row-<strong>Re</strong>konstruktion).<br />

Denn diese <strong>Re</strong>konstruktion konnte ihrerseits fur zusatzliche Beugungsre exe<br />

verantwortlich sein. Doch jetzt soll auf die tatsachlich in Betracht kommenden<br />

moglichen Adsorptionsplatze eingegangen werden.<br />

Betrachtet man die Elementarmasche <strong>der</strong> Palladium(2<strong>10</strong>)-Ober ache, die in<br />

6 Def.: Das Adsorbat be ndet sich auf aquivalenten Adsorptionsplatzen (z. B. einem<br />

Muldenplatz). Zwischen den einzelnen Adteilchen existiert aber keine Fernordnung.<br />

7 Unsere bisherigen I(V)-Messungen lassen hierzu jedoch nochkeine Aussage zu.<br />

129


Abbildung 4.18 dargestellt ist, so konnen vier mogliche hochkoordinierte Adsorptionsplatze<br />

unterschieden werden. Der vierfach koordinierte Muldenplatz<br />

Abbildung 4.18: Mogliche hochkoordinierte Adsorptionsplatze.<br />

erschlie t selbst Bereiche in <strong>der</strong> vierten Substratlage. Seine Tiefe (in bezug<br />

zum Schwerpunkt <strong>der</strong> ersten Substratlage) betragt 3,4 A. Er wird <strong>mit</strong> A bezeichnet.<br />

Ein weiterer moglicher Adsorptionsplatz ist <strong>der</strong> quasi-dreifach koordinierte<br />

Platz B. Er erstreckt sich nur bis in die dritte Lage. Da seine Koordinationszahl<br />

geringer als die <strong>von</strong> Platz A ist, sollte <strong>der</strong> Wassersto in ihm <strong>mit</strong><br />

etwas geringerer Energie adsorbieren. Ahnlich liegen die Verhaltnisse <strong>mit</strong> dem<br />

gleichfalls quasi-dreifach koordinierten Adsorptionsplatz C. Er liegt auf <strong>der</strong><br />

Ober ache als geometrisch aquivalenter C'- o<strong>der</strong> C"-Platz vor. Es ist jedoch<br />

anzunehmen, da wegen <strong>der</strong> raumlichen Gro e des Wassersto atoms immer<br />

nur einer <strong>der</strong> beiden C-Platze okkupiert werden kann (genauer Abstand C'<br />

<strong>und</strong> C" 1,74 A). Aus an<strong>der</strong>en Arbeiten [20] ist bekannt, da <strong>der</strong> kleinste<br />

mogliche Abstand zwischen benachbarten Wassersto atomen etwa 2,0 A betragt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> geometrischen Ahnlichkeit <strong>der</strong> C- <strong>und</strong> B-Platze sollten<br />

auch die Bindungsenergien vergleichbar sein, so da da<strong>von</strong> auszugehen ist, da<br />

keiner <strong>der</strong> beiden Platze bevorzugt wird. Wie die Besetzung <strong>der</strong> vorhandenen<br />

potentiellen Adsorptionsplatze erfolgen konnte, soll nun diskutiert werden.<br />

Die TD-Daten erlauben eine Aussage zur relativen Wassersto bedeckung <strong>der</strong><br />

Ober ache. Die Flache eines TD-Peaks ist (vgl. Kapitel 2.1.2.1 <strong>und</strong> 4.2.3)<br />

zur Anzahl <strong>der</strong> adsorbierten Teilchen proportional. Wird fur die jeweilige<br />

Sattigungsbelegung die Flachen <strong>der</strong> drei -Signale ( 3, 2 <strong>und</strong> 1) verglichen,<br />

130


so sind diese annahernd gleich gro . Dies la t sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vorstellung gut<br />

vereinbaren, da gleich viele Wassersto atome in die <strong>mit</strong> diesen Zustanden<br />

assoziierten Platze adsorbieren. Je<strong>der</strong> dieser drei oben genannten Platze (A,<br />

B <strong>und</strong> C) kann daher bei <strong>der</strong> Sattigungsbelegung <strong>mit</strong> einem Wassersto atom<br />

besetzt sein. Diese Annahme fuhrt zu einer absoluten Wassersto bedeckung<br />

<strong>von</strong> =3.<br />

4.5.1.2 Bevolkerung <strong>der</strong> einzelnen Wassersto - -Bindungszustande<br />

3-Zustand<br />

Betrachtet man die Population <strong>der</strong> einzelnen -Thermodesorptionszustande,<br />

so fallt auf, da die drei Zustande sequentiell gefullt werden. Als erstes wird<br />

<strong>der</strong> 3-Zustand (Sattigungsdosis: 1 L� Tmax: 300K) bevolkert, <strong>und</strong> da wie<br />

eben erwahnt die Zahl <strong>der</strong> in diesen drei Zustanden adsorbierten Wassersto -<br />

atome annahrend gleich ist (Kap. 4.2.3), sollte die Wassersto bedeckung auf<br />

<strong>der</strong> Palladium-Ober ache nach <strong>der</strong> Au ullung dieses Zustandes den Wert Eins<br />

erreichen. Die Annahme erscheint sinnvoll, diesen Zustand <strong>mit</strong> dem energetisch<br />

gunstigen Platz A zu identi zieren.<br />

Nach einer Analyse entsprechend <strong>Re</strong>dhead [128] la t sich hieraus die Aktivierungsenergie<br />

<strong>der</strong> Desorption (EDes) berechnen. Sie betragt 80 kJ/Mol<br />

5 kJ/Mol. Ein Vergleich zeigt, da EDes zwar etwas niedriger als auf an<strong>der</strong>en<br />

Ober achen des Palladiums ist 8 , jedoch <strong>von</strong> den dort erhaltenen Werten<br />

nicht son<strong>der</strong>lich abweicht. So ergibt sich fur H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) ein EDes <strong>von</strong> <strong>10</strong>0<br />

kJ/Mol [8, 7]. Auch das System H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) weist fur das Desorptionssignal<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> hochsten Temperatur ungefahr 85 kJ/Mol auf [15] [29]. Diese Werte<br />

entsprechen Bindungsenergien 9 fur den chemisorbierten Wassersto <strong>von</strong> ca.<br />

2,5-2,8 eV (vgl. Gl. 2.26 S. 51).<br />

Neben <strong>der</strong> Kenntnis <strong>der</strong> energetischen Verhaltnisse ist auch das Wissen uber<br />

die Kinetik <strong>der</strong> Adsorption <strong>und</strong> <strong>der</strong> Desorption fur des Verstandnis des Gesamtsystems<br />

unentbehrlich. Das Temperaturmaximum des 3-Zustands zeigt<br />

<strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Wassersto belegung eine Verschiebung zu niedrigeren Temperaturen.<br />

Diese Verschiebung ist bei <strong>der</strong> Desorption typisch fur eine <strong>Re</strong>aktionskinetik<br />

zweiter Ordnung. Hierbei stellt die <strong>Re</strong>kombination <strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Ober ache geb<strong>und</strong>enen Wassersto atome zu Molekulen den geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritt dar. Sobald diese gebildet sind, konnen sie <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Ober ache desorbieren. Betrachtet man fur diesen niedrigen Bedeckungsbereich<br />

Abbildung 4.6 (Seite 114), in <strong>der</strong> die Bedeckung gegen die Wassersto -<br />

dosis aufgetragen ist, so sieht man, da kleine Dosen zu einer gro en Zunahme<br />

<strong>der</strong> Wassersto belegung fuhren. Der Haftkoe zient S ist also fur niedrige<br />

Wassersto angebote gro <strong>und</strong> wird <strong>mit</strong> zunehmenden Wassersto expositionen<br />

8 Das konnte bedeuten, da <strong>der</strong> Wassersto auf <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) gringfugig schwacher geb<strong>und</strong>en<br />

ist. 9vgl. Kap. 2.5<br />

131


kleiner. Dieses Verhalten ist ein Hinweis auf die Existenz eines precursor-<br />

Zustandes [<strong>10</strong>8]. Ein <strong>der</strong>artiger Vorlauferzustand zeichnet sich durch einen<br />

gro en Haftkoe zienten fur kleine Bedeckungen aus <strong>und</strong> la t sich wie folgt<br />

erklaren: Das ankommende Wassersto molekul wird in einem Physisorptionszustand<br />

einige Angstrom vor <strong>der</strong> Kristallober ache eingefangen. Es ist in<br />

diesem Zustand au erst mobil <strong>und</strong> hat so die Moglichkeit, sich lateral uber<br />

die Ober ache zu bewegen. Findet das Molekul einen geeigneten Adsorptionsplatz<br />

innerhalb <strong>der</strong> Aufenthaltsdauer im Vorlauferzustand, dissoziiert es<br />

spontan, die gebildeten Wassersto atome werden atomar auf <strong>der</strong> Ober ache<br />

chemisorbiert. Freie Adsorptionsplatze sind nur bei geringer Bedeckung innerhalb<br />

<strong>der</strong> Verweilzeit des Molekuls auf <strong>der</strong> Ober ache zu nden. Ist die Probe<br />

hingegen bereits <strong>mit</strong> gro eren Mengen Wassersto vorbelegt, desorbieren viele<br />

Molekule <strong>und</strong>issoziiert, weil sie keinen passenden Adsorptionsplatz gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Doch kehren wir <strong>von</strong> den Betrachtungen uber diesen Vorlauferzustand<br />

zuruck zur Diskussion <strong>der</strong> Ergebnisse, die wir <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Methoden wie z.<br />

B. erhalten haben.<br />

Parallel zur Ausbildung des 3-Maximums steigt die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

deutlich an. Sie erreicht fur die Wassersto dosis 1 L (Sattigung<br />

des 3-TD-Zustandes) den Wert <strong>von</strong> 120 meV. Diese positive An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Elektronenaustrittsarbeit bedeutet, da auf <strong>der</strong> Ober ache ein negativ polarisierter<br />

Dipol vorliegt. Er wird durch einen Wassersto -Palladium-Komplex<br />

gebildet. ist in diesem niedrigen Bedeckungsbereich ein Monitor <strong>10</strong> fur die<br />

Wassersto belegung <strong>der</strong> Ober ache ( ). Die Adsorption <strong>der</strong> Wassersto<br />

molekule sollte gleichfalls nach einer <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung<br />

erfolgen. Die dabei auftretenden kinetischen E ekte konnen naherungsweise<br />

<strong>mit</strong> einem einfachen Langmuir-Bild fur dissoziative Adsorption beschrieben<br />

werden [21]. Der Logarithmus <strong>der</strong> Wassersto bedeckung (fur konstante<br />

Probentemperatur) ist proportional zum Logarithmus des Wassersto partialdruckes.<br />

Fur molekulare Adsorption ist <strong>der</strong> Proportionalitatsfaktor Eins. Wir<br />

hingegen konnten fur diesen Faktor den Wert 1/2 er<strong>mit</strong>teln, das bedeutet, da<br />

es sich in <strong>der</strong> Tat um dissoziative Adsorption handelt, was ja gleichfalls durch<br />

die H-D-Isotopenaustauschmessungen gezeigt werden konnte.<br />

Interessant ist daruber hinaus auch <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> bei H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) gemessenen<br />

Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> bei an<strong>der</strong>en bekannten Wassersto -<br />

Palladium-Systemen wie H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [9, 20] <strong>und</strong> H/<strong>Pd</strong>(111) [29] beobachteten<br />

Austrittsarbeit. Dort betragt die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

fur kleine Bedeckungen 255 meV bzw. 180 meV. Bei H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) ist fur diese<br />

Bedeckung eine gesamte An<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> ca. 120 meV zu detektieren. Diese<br />

Ubereinstimmungen legen den Schlu nahe, da in allen drei Fallen <strong>der</strong> adsorbierte<br />

Wassersto <strong>mit</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Ober ache eine ahnliche Wassersto -<br />

Metall-Spezies bildet. Die geometrischen <strong>und</strong> elektronischen Eigenschaften<br />

dieser Spezies sind (Helmholtz-Gleichung) fur die Ausformung <strong>der</strong> resultierenden<br />

Dipolmomente <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbierten Wassersto atome<br />

ma gebend. Es sind hierbei die beiden Parameter Adsorptionshohe <strong>und</strong> La-<br />

<strong>10</strong> hangt in eindeutiger Weise <strong>von</strong> ab.<br />

132


dungsubertrag wichtig. Nicht au er acht gelassen werden sollten bei diesen<br />

Betrachtungen auch schlecht abzuschatzende Eigenschaften wie <strong>Re</strong>laxations<strong>und</strong><br />

<strong>Re</strong>konstruktionse ekte <strong>der</strong> Substrate. Festzuhalten bleibt, da all diese<br />

zum Teil gegenlau gen E ekte zu vergleichbar gro en An<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit<br />

fuhren konnen. Eine Schlu folgerung in bezug auf das<br />

Vorliegen eines bestimmten Adsorptionsplatzes ist <strong>mit</strong> -Messungen allerdings<br />

nicht moglich.<br />

Viel aussagekraftiger ist hierfur HREELS. Der <strong>mit</strong> dem Auftreten des 3-<br />

Signals assoziierte Palladium-Wassersto -Komplex ist <strong>mit</strong> einem Schwingungsverlust<br />

bei 55 meV verknupft. Die Arbeiten <strong>von</strong> Nyberg <strong>und</strong> Tengstal [113], die<br />

sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> quadratischen <strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0)-Ober ache befassen, auf <strong>der</strong> Wassersto<br />

eine c(2 2)-Phase bildet, sind bei <strong>der</strong> Interpretation hilfreich. Dort wird fur<br />

die c(2 2)-Wassersto -Phase ein einzelner Verlust bei 64 meV detektiert. Fur<br />

des System H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) favorisieren Nyberg et al. den vierfach koordinierten<br />

Muldenplatz. Daruber hinaus haben Beispielrechnungen [141] fur das System<br />

H/Ni(<strong>10</strong>0) die folgenden Schwingungsverlustenergien fur den on-top-, Brucken<strong>und</strong><br />

Muldenplatz ergeben: 283 meV, 177 meV <strong>und</strong> 73 meV. Diese Ergebnisse<br />

sprechen ebenfalls deutlich fur einen Muldenplatz. Der Verlust, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Besetzung des vierfach koordinierten Muldenplatzes assoziiert ist, scheint <strong>mit</strong><br />

dem zuerst auftretenden nie<strong>der</strong>energetischen Verlust bei H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) vergleichbar.<br />

Diese Ubereinstimmungen unterstutzen die These, da die Bevolkerung<br />

des 3-Zustandes <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Besetzung des " tiefen\ quasi-vierfach koordinierten<br />

Muldenplatzes einhergeht.<br />

2-Zustand<br />

Die Thermodesorptionsspektren zeigen, da nach dem 3- <strong>der</strong> 2-Peak aufgefullt<br />

wird. Mit seiner Besetzung steigt die Bedeckung <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

auf 2. Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Abbildung 4.18 ist ersichtlich, da <strong>der</strong> Platz<br />

B weiter vom Platz A entfernt ist als Platz C <strong>von</strong> Platz A. Im Falle einer<br />

(wahrscheinlich) repulsiven <strong>Wechselwirkung</strong> wird <strong>der</strong> adsorbierte Wassersto<br />

versucht sein, Platze <strong>mit</strong> einem moglichst gro en gegenseitigen Abstand einzunehmen.<br />

Wahrscheinlich ist daher, da <strong>der</strong> 2-Zustand <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Besetzung<br />

des Platzes B korreliert ist. Die Desorptions-Aktivierungsenergie betragt 63<br />

4 kJ/Mol [128]. Sie ist da<strong>mit</strong> um 17 kJ/Mol niedriger als die des 3-Signals,<br />

entsprechend einer zunehmend schwacheren integralen Adsorptionsenergie.<br />

Die Trennung bzw. Isolierung des 2-Zustandes aus <strong>der</strong> Schulter des 3-Signals<br />

ist wegen <strong>der</strong> starken Uberlagerung schwierig. Man erkennt jedoch, da sich<br />

das Maximum des 2-TD-Zustandes <strong>mit</strong> zunehmen<strong>der</strong> Bedeckung zu niedrigeren<br />

Temperaturen hin verschiebt. Diese Beobachtung la t die Vermutung<br />

zu, da die <strong>Re</strong>aktion einer Kinetik zweiter Ordnung gehorcht. Hierbei ist die<br />

<strong>Re</strong>kombination des atomar auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbierten Wassersto s <strong>der</strong><br />

ratenli<strong>mit</strong>ierende Schritt.<br />

Die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit steigt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bevolkerung des<br />

133


2-Zustandes um weitere 40 bis 60 meV an. Demnach ist auch <strong>der</strong> " 2\-<br />

Adsorptionskomplex leicht negativ polarisiert.<br />

1-Zustand<br />

Als letzter <strong>der</strong> -TD-Zustande wird <strong>der</strong> 1-Zustand bevolkert. Die Wassersto<br />

bedeckung erhoht sich dabei auf = 3. Das Maximum des 1-Signals<br />

verschiebt sich <strong>mit</strong> ansteigen<strong>der</strong> Bedeckung zu tieferen Temperaturen. Auch<br />

dieser Peak unterliegt, soweit man das wegen <strong>der</strong> Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Separation<br />

des 1-Zustandes vom 2-Peaks uberhaupt sagen kann, wahrscheinlich<br />

einer <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung. Seine Aktivierungsenergie <strong>der</strong><br />

Desorption, EDes, ergibt sich aus einer Datenanalyse nach dem <strong>von</strong> <strong>Re</strong>dhead<br />

vorgeschlagenen Verfahren [128] zu 45 5 kJ/Mol. EDes ist gegenuber <strong>der</strong><br />

Desorptionsenergie des 2-Signals um 18 kJ/Mol abgesunken. O enbar ist<br />

Wassersto bei dieser Bedeckung nochmals schwacher geb<strong>und</strong>en. Wir assoziieren<br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population des 1-Thermodesorptions-Zustandes die Besetzung<br />

des quasi-dreifach koordinierten Platzes C. Die o ensichtliche Abnahme <strong>der</strong><br />

Wassersto -Metall-Bindungsstarke spiegelt die geringere Koordination des Adsorptionsplatzes<br />

<strong>und</strong> zunehmend repulsive<strong>Wechselwirkung</strong>en zwischen den adsorbierten<br />

Wassersto atomen wi<strong>der</strong>.<br />

Die Population des 2- <strong>und</strong> des 1-Zustandes zeigt in den EELS-Spektren einen<br />

breiten Verlust bei 90 meV. Die Breite dieses Verlustes ist signi kantgro er als<br />

die Halbwertsbreite des Verlustes bei 55 meV, so da die Annahme berechtigt<br />

erscheint, da sich bei dieser Verlustenergie ein weiterer Peak be ndet, <strong>der</strong><br />

nicht aufgelost wird. Ein Blick auf die Schwingungsverluste <strong>von</strong> Wassersto<br />

auf an<strong>der</strong>s indizierten Palladiumober achen <strong>mit</strong> den hier erhaltenen Verlusten<br />

zeigt folgendes Bild. Conrad et al. [30] beobachten fur die hexagonale<br />

<strong>Pd</strong>(111)-Ober ache nachWassersto belegung zwei Schwingungsverluste bei 96<br />

meV (lateral) <strong>und</strong> bei 124 meV (senkrecht zur Ober ache). In ahnlicher Weise<br />

konnen die fur H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) auftretenden hoherenergetischen Schwingungsverluste<br />

bei 90 meV, die <strong>mit</strong> dem <strong>der</strong> 2- <strong>und</strong> dem 1-Zustand assoziiert sind, <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Population <strong>von</strong> quasi-dreifach koordinierten Adsorptionsplatzen B <strong>und</strong> C<br />

verknupft werden.<br />

Zusammenfassend la t sich daher festhalten, da die Platze A, B <strong>und</strong> C nacheinan<strong>der</strong><br />

bevolkert werden <strong>und</strong> da gleich viele Atome die jeweiligen Platze<br />

besetzen. Die Sattigungsbedeckung <strong>der</strong> Ober ache wurde demnach =3betragen<br />

(Abbildung 4.19). Bei den hier gewahlten Adsorptionsplatzen liegt <strong>der</strong><br />

minimale Wassersto -Wassersto -Abstand auf <strong>der</strong> Ober ache (abhangig <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong> genauen Adsorptionshohe) bei etwa 2A. Dieser Wert la t sich gut <strong>mit</strong> dem<br />

minimalen Abstand vergleichen, <strong>der</strong> fur die c(2 2)-3H-Phase bei <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

gef<strong>und</strong>en wurde. Der minimale Wassersto -Wassersto -Abstand betragt dort<br />

1,9 A. Auch aus den Messungen an<strong>der</strong>er Wassersto -Metall-Systeme ergibt sich<br />

ein kleinster Abstand <strong>von</strong> ca. 2 A [20]. Es zeigt sich fur diese hochindizierte<br />

Ober ache <strong>mit</strong> ihren a priori heterogenen Adsorptionsplatzen, wie erwartet,<br />

eine sequentielle Besetzung <strong>der</strong> unterschiedlichen Adsorptionsplatze.<br />

134


Abbildung 4.19: Mogliche Kon guration <strong>der</strong> Wassersto atome auf hochkoordinierten<br />

Adsorptionsplatzen.<br />

4.5.2 Subsurface-Wassersto<br />

In vielen Arbeiten wurde bereits die Thematik <strong>der</strong> Wassersto aufnahme durch<br />

Palladium aufgegri en <strong>und</strong> untersucht. Als <strong>Re</strong>ferenzen seien hier die Messungen<br />

<strong>von</strong> Lewis [97], Burch [13], Wicke <strong>und</strong> Brodowsky [147] genannt. Der<br />

Schwerpunkt unserer Untersuchungen liegt nicht primar auf <strong>der</strong> Absorption<br />

<strong>von</strong> Wassersto in tiefen Kristallregionen (Volumenwassersto o<strong>der</strong> Metallhydride<br />

(vgl. Kapitel 2.5)), son<strong>der</strong>n vielmehr konzentriert sich diese Arbeit auf<br />

den Wassersto , <strong>der</strong> sich wenige Lagen unter <strong>der</strong> Kristallober ache be ndet.<br />

Dieser Wassersto wird als subsurface-Wassersto im weiteren Sinne bezeichnet.<br />

De nition subsurface-Wassersto :<br />

Lei<strong>der</strong> ist die De nition <strong>von</strong> subsurface-Wassersto in <strong>der</strong> Literatur nicht einheitlich.<br />

Autoren wie Daw <strong>und</strong> Foiles [35, 52] (H/<strong>Pd</strong>(111)) verstehen hierunter<br />

ausschlie lich den Wassersto , <strong>der</strong> sich zwischen erster <strong>und</strong> zweiter Substratlage<br />

be ndet. Diese De nition bietet sich fur kristallographisch dichtgepackte<br />

Ober achen an, bei denen die einzelnen Substratlagen deutlich <strong>von</strong>einan<strong>der</strong><br />

getrennt sind.<br />

Etwas an<strong>der</strong>s liegen die Verhaltnisse fur kristallographisch " o enere\ Oberachen<br />

wie die (2<strong>10</strong>)-Ober ache. Hier sind die einzelnen Lagen aufgr<strong>und</strong> ihres<br />

geringeren Abstandes we<strong>der</strong> geometrisch noch energetisch gut gegeneinan<strong>der</strong><br />

135


abzugrenzen. So scheint hier folgende De nition fur den subsurface-Wassersto<br />

sinnvoller. Sie umfa t den Wassersto , <strong>der</strong> sich in den ober achennahen<br />

Schichten aufhalt (zweite bis etwa <strong>10</strong>. Lage) <strong>und</strong> nicht schon als im Volumen<br />

geloster Wassersto betrachtet werden mu . Diese De nition ist zwar unpraziser<br />

als die oben genannte, jedoch lassen die ie enden Grenzen zwischen<br />

den einzelnen Lagen <strong>der</strong> " o eneren\ Ober achen keine exaktere De nition zu.<br />

Experimentelle Kriterien fur subsurface-Wassersto :<br />

Als Hinweise fur subsurface-Wassersto gelten nun die folgenden experimentellen<br />

Beobachtungen:<br />

In den Thermodesorptionsspektren treten Nie<strong>der</strong>temperatur-Desorptionszustande<br />

auf [15]. Diese Zustande lassen sich auch <strong>mit</strong> gro en Wassersto<br />

dosen nicht sattigen [20].<br />

Die Elektronenaustrittsarbeit an<strong>der</strong>t sich nicht, obwohl die Probe weiter<br />

Wassersto aufnimmt [15].<br />

Die Elektronenenergieverlust-Spektroskopie zeigt bei andauern<strong>der</strong> Wassersto<br />

exposition keine zusatzlichen Schwingungsverluste.<br />

Im folgenden werden diese Kriterien im Hinblick auf die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungsmethoden<br />

(TDS, <strong>und</strong> HREELS) bei H/Palladium(2<strong>10</strong>) diskutiert:<br />

TDS:<br />

Die TD-Spektren zeigen <strong>mit</strong> dem -Zustand bei 150 K eine Wassersto -Spezies,<br />

die sich ab einem Wassersto angebot <strong>von</strong> ca. 2-5 L bildet <strong>und</strong> sich selbst <strong>mit</strong><br />

Wassersto dosen <strong>von</strong> uber <strong>10</strong> 000 L nichtsattigen la t 11 . Ein Thermodesorptions-<br />

Signal <strong>mit</strong> ahnlichem Verhalten <strong>und</strong> einem Desorptionsmaximum bei 150 K<br />

konnte gleichfalls bei dem System H/<strong>Pd</strong>(311) [55] beobachtet werden. Es<br />

wird hier als Indiz fur subsurface-Wassersto gewertet. Noch einpragsamer<br />

erschlie en sich die Zusammenhange fur H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) bei Betrachtung <strong>der</strong> Abbildung<br />

4.6 (S. 114). Hier ist die Wassersto bedeckung gegen die Wassersto<br />

dosis aufgetragen. Man sieht, da auch nach <strong>der</strong> Sattigung <strong>der</strong> Chemisorptionszustande<br />

die Wassersto aufnahme kontinuierlich ansteigt. Es werden<br />

die drei Chemisorptionszustande 3, 2 <strong>und</strong> 1 populiert. Wie im vorangegangenen<br />

Abschnitt erortert, werden so alle verfugbaren hochkoordinierten<br />

Adsorptionsplatze auf <strong>der</strong> (2<strong>10</strong>)-Ober ache bevolkert. Trotzdem kann<br />

<strong>von</strong> dem <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Kristall weiterhin Wassersto aufgenommen werden. Dieses<br />

Verhalten unterscheidet sich gr<strong>und</strong>satzlich <strong>von</strong> demjenigen, das im Rahmen<br />

dieser Arbeit fur das H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-System beobachtet wurde. Dort existiert<br />

ausschlie lich eine begrenzte Zahl <strong>von</strong> Bindungsplatzen fur den Wassersto<br />

11 Mit Hilfe <strong>der</strong> Analysemethode <strong>von</strong> <strong>Re</strong>dhead [128] la t sich EDes zu 38 4 kJ/Mol be-<br />

stimmen.<br />

136


auf <strong>der</strong> Kristallober ache. Dies hat zur Folge, da die Bedeckungs-Dosis-<br />

Kurve nach einem anfanglich steilen Anstieg ab acht <strong>und</strong> sich asymptotisch <strong>der</strong><br />

Sattigungsbedeckung 2 annahert (vgl. Modell Langmuir-Isotherme). Daruber<br />

hinaus wird kein weiterer Wassersto aufgenommen. Fur die Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-<br />

Ober ache nden sichauch sonst keinerlei Hinweise auf subsurface-Wassersto .<br />

Ganz an<strong>der</strong>s ist die Situation bei <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>).<br />

Nach Sattigung <strong>der</strong> -Zustande auf <strong>der</strong> Ober ache reichert sich <strong>der</strong> entsprechende<br />

-Wassersto in den ober achennahen Schichten an. Ein Vergleich <strong>der</strong><br />

Temperatur dieses -Zustandes <strong>mit</strong> ahnlichen Thermodesorptions-Zustanden<br />

an<strong>der</strong>er Systeme zeigt deutliche Ubereinstimmungen. Beson<strong>der</strong>s das Wassersto<br />

-Metall-System <strong>der</strong> " grabenartigen\ <strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>)-Ober ache weist Nie<strong>der</strong>temperaturdesorptionszustande<br />

bei 160 K <strong>und</strong> 224 K auf [122] [9] [130]. Das Signal<br />

bei 160 K wird einer subsurface-Wassersto -Spezies zugeschrieben. Auch<br />

die TD-Spektren <strong>der</strong> <strong>Pd</strong>(311)-Ober ache (Frie et al. [55]) besitzen mehrere<br />

Thermodesorptionszustande. Bei <strong>der</strong> letztgenannten Ober ache existieren<br />

gleichfalls starke Hinweise auf subsurface-Wassersto . Von diesen Messungen<br />

unterscheiden sich Untersuchungen an nie<strong>der</strong> indizierten Palladiumober achen<br />

(<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) [8] [138] <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>(111) [29] [62]). Dort zeigt sich imTemperaturintervall<br />

<strong>von</strong> ca. <strong>10</strong>0 K bis 450 K nur ein einzelnes Thermodesorptionsmaximum.<br />

:<br />

Interessant sind die Verhaltnisse, wenn man die Abbildung 4.11 (Seite 119)<br />

betrachtet. Sie stellt die Korrelation zwischen TD- <strong>und</strong> -Spektren dar.<br />

Hier ist das massive TD-Signal des -Zustandes zu beobachten, <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

ist nicht die geringste Variation <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit zu messen.<br />

Bedenkt man, da sich die Austrittsarbeit 12 aus dem chemischen Potential<br />

<strong>und</strong> dem Ober achenpotential zusammensetzt, so wurde man fur eine<br />

Wassersto -Metall-Spezies, die sich auf <strong>der</strong> Ober ache bildet, eine An<strong>der</strong>ung<br />

des Ober achenpotentials <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> auch eine Variation <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

erwarten. Hingegen sollte Wassersto , <strong>der</strong> in den Kristall eindringt, keine Auswirkungen<br />

auf das Ober achenpotential besitzen. Lediglich das chemische<br />

Potential kann durch die inkorporierten Wassersto atome beein u t werden.<br />

Jedoch ist hierbei nicht zuvergessen, da die Anzahl <strong>der</strong> absorbierten Teilchen<br />

klein gegen die Gesamtzahl <strong>der</strong> Palladiumatome ist <strong>und</strong> deswegen <strong>der</strong> Ein u<br />

des Wassersto s auf gering im Vergleich zum Ein u des Palladiums ist. Aufgr<strong>und</strong><br />

dieser beiden angefuhrten Argumente ist fur subsurface-Wassersto keine<br />

Zu- o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit zu erwarten. Man kann nun einwenden,<br />

da <strong>mit</strong> -Messungen E ekte nur integral detektiert werden konnen, die<br />

sich auf das Ober achenpotential auswirken <strong>und</strong> durch Adsorbat-, Substratrelaxation<br />

o<strong>der</strong> Substratrekonstruktion hervorgerufen werden. Jedoch ist bei<br />

diesen hohen Bedeckungen (samtliche -Zustande sind bevolkert) die Oberache<br />

bereits <strong>mit</strong> dem Adsorbat gesattigt, <strong>und</strong> eine eventuelle Aufhebung <strong>der</strong><br />

Substratlagenrelaxation sollte erfahrungsgema schon bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong><br />

-Zustande eingetreten sein. Eine blo e Substratrekonstruktion durfte auf die<br />

Austrittsarbeit keinen nennenswerten Ein u haben, so da Kompensationsef-<br />

12 eigentlich: e0 = ; e0<br />

137


fekte hierdurch nicht auftreten sollten. Es bleibt also die Beobachtung, da ein<br />

massiver Thermodesorptions-Zustand zu keiner Zu- o<strong>der</strong> Abnahme <strong>der</strong> Austrittsarbeit<br />

fuhrt. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf das Vorhandensein <strong>von</strong><br />

subsurface-Wassersto .<br />

HREELS:<br />

Die Elektronenenergieverlustspektren zeigen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population des 3-Maximums<br />

das Auftauchen eines Schwingungsverlustes bei 55 meV. Mit Bevolkerung<br />

<strong>der</strong> 2- <strong>und</strong> 1-Zustandes wachst bei 90 meV eine Verlustbande heraus.<br />

Diesen <strong>mit</strong> den Thermodesorptionssignalen verb<strong>und</strong>enen Adsorptionsplatzen<br />

kann also immer klar ein neuer Schwingungsverlust zugeordnet werden. Einzig<br />

die Besetzung des -Peaks beein u t die Verlustspektren nicht. Mit seinem<br />

Erscheinen ist also kein neuer Schwingungsverlust verknupft. Von Wassersto ,<br />

<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert ist, wurde man bei HREELS-Messungen eine<br />

<strong>Wechselwirkung</strong> <strong>mit</strong> den gestreuten Elektronen erwarten. Ein Teil <strong>von</strong> ihnen<br />

wurde bei <strong>der</strong> <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>mit</strong> dem Kristall durch Schwingungsanregung<br />

<strong>der</strong> Wassersto -Metall-Ober achenkomplexe eine Abnahme seiner kinetischen<br />

Energie erfahren. Zwei Prozesse spielen hierbei eine entscheidende Rolle: die<br />

Dipol- <strong>und</strong> die impact-Streuung (vgl. Kapitel 2.1.6.1). Bei beiden mu sich<br />

aber <strong>der</strong> Wassersto auf <strong>der</strong> Ober ache be nden. Diese Vorgange sind hingegen<br />

nichtmoglich, wenn <strong>der</strong> Wassersto unter <strong>der</strong> Ober ache lokalisiert ist, wie<br />

es fur den subsurface-Wassersto zutri t. Beobachtet man daher ein au erst<br />

deutliches TD-Signal ( -Peak) <strong>und</strong> fehlt gleichzeitig bei HREELS-Messungen<br />

jegliches Anzeichen eines weiteren Verlusts, so ist dies ein starkes Indiz fur<br />

subsurface-Wassersto .<br />

Insgesamt la t sich daher feststellen, da es bei diesem System mehrere starke<br />

Hinweise auf die Absorption <strong>von</strong> Wassersto in ober achennahen Bereichen<br />

gibt. Wie <strong>der</strong> Mechanismus dieser Absorption bzw. Desorption aussieht<br />

<strong>und</strong> welche Faktoren die Absorption begunstigen, soll im nachsten Abschnitt<br />

erortert werden.<br />

Mechanismus <strong>der</strong> Wassersto aufnahme <strong>und</strong> -abgabe:<br />

Fur das Verstandnis <strong>der</strong> Vorgange bei <strong>der</strong> Wassersto aufnahme ist es hilfreich,<br />

die Eigenschaften vergleichbarer Palladium-Wassersto -Systeme wie z.<br />

B. Wassersto auf <strong>Pd</strong>(111) [29], <strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) [29, 8, 138], <strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [15, 122, 69],<br />

<strong>Pd</strong>(311) [55] <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) [111] zu betrachten. Hierbei sind die dichtgepackten<br />

Ober achen <strong>von</strong> eher " o enen\ Flachen zu unterscheiden.<br />

Man ndet bei den beiden dichtgepackten <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> wenig korrugierten Oberachen<br />

<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>(111) in den TD-Spektren einen -Zustand bei ca.<br />

360 K bzw. bei ca. 300 K. Die TD-Untersuchungen <strong>von</strong> Conrad et al. [29] <strong>und</strong><br />

Yates [62], die nicht unumstritten sind, zeigen daruber hinaus noch ein breites<br />

indi erentes Maximum bei 500-600 K. Es wird <strong>von</strong> beiden Autoren dem<br />

im Volumen gelosten Wassersto zugeschrieben. Engel et al. [45] beobachteten<br />

die Absorption <strong>von</strong> Wassersto bei <strong>der</strong> Palladium(111)-Ober ache <strong>mit</strong>tels<br />

Molekularstrahluntersuchungen.<br />

Es stellt sich jedoch die Frage, wie <strong>der</strong> Wassersto bei diesen " geschlossenen\<br />

138


Ober achen die Potentialbarriere zwischen EH <strong>und</strong> ESS (Abbildung 2.36 Kapitel<br />

2.5, S. 51) uberwinden konnte, um zunachst uberhaupt in den Kristall<br />

einzudringen <strong>und</strong> dann in u. U. auch tieferen Schichten als im Metall geloster<br />

Wassersto die Potentiale Esol zu bevolkern. Eine Moglichkeit boten hierzu<br />

Fehlstellen <strong>und</strong> Korngrenzen, die eventuell die Barriere erniedrigen. Bei<br />

einer anschlie end durchgefuhrten Desorption konnte man die oben genannten<br />

breiten Desorptionszustande erklaren, indem eine langsame Di usion <strong>der</strong><br />

sich in tieferen Lagen be ndenden Wassersto atome an die Ober ache angenommen<br />

wird. In einem Potentialbild wurde <strong>der</strong> Wassersto sich <strong>von</strong> einem<br />

Volumenpotential Esol, wie es in Abbildung 2.36 (Kapitel 2.5, S. 51) beschrieben<br />

wird, zum nachsten begeben, solange bis er sich im Potentialtopf des<br />

subsurface-Wassersto s (ESS) be ndet. Wahrend dieses Vorgangs sollte inzwischen<br />

die Probentemperatur soweit angestiegen sein, da bereits die sich<br />

auf <strong>der</strong> Ober ache be ndenden Chemisorptionspotentiale entvolkert worden<br />

sind. Der Wassersto kann sich nun aus dem subsurface-Potential ins Chemisorptionspotential<br />

begeben <strong>und</strong> <strong>von</strong> dort aus schlie lich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache<br />

desorbieren. Das langsame " Nachsickern\ des Wassersto aus tieferen Lagen<br />

wurde hierbei zu breiten TD-Zustanden fuhren, <strong>der</strong>en Maximum oberhalb<br />

<strong>der</strong> Desorptionstemperatur <strong>der</strong> Chemisorptionszustande lage. Allein die hierbei<br />

angenommene geringe Geschwindigkeit fur die Di usion zur Ober ache im<br />

Vergleich zur gro en Geschwindigkeit fur die anfanglichindenchemisorbierten<br />

Zustanden sitzenden Wassersto atome ist nach allen bisherigen Erfahrungen<br />

au erst unwahrscheinlich. Vielmehr sollte die Di usiongeschwindigkeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Desorptionsrate vergleichbar sein. U. a. aus diesem Gr<strong>und</strong> sind diese breiten<br />

Hochtemperatur-TD-Zustande nur <strong>mit</strong> Vorbehalt zu akzeptieren.<br />

An<strong>der</strong>s als bei den beiden eben beschriebenen " geschlossenen\ Ober achen,<br />

ndet man z. B. fur die " o enere\ grabenartige Palladium-(1<strong>10</strong>)-Ober ache<br />

bei einer Wassersto belegung oberhalb <strong>von</strong> 1,5 in den TD-Spektren einen -<br />

Zustand bei ca. 160 K, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Population <strong>von</strong> subsurface-Zustanden assoziiert<br />

wird. Bei dieser Ober achenorientierung ist ebenfalls bekannt, da<br />

fur = 1,5 eine pairing-row-<strong>Re</strong>konstruktion [15] vorliegt. Sie scheint die<br />

Wassersto absorption erst zu ermoglichen. Denkbar ist, da diese massive<br />

<strong>Re</strong>konstruktion zur O nung <strong>von</strong> " Kanalen\ { in die Ober ache hinein { fuhrt,<br />

<strong>und</strong> da diese " Kanale\ die Wassersto aufnahme for<strong>der</strong>n.<br />

In einem mechanistischen Bild konnte das hei en, da oberhalb einer gewissen<br />

Wassersto belegung auf <strong>der</strong> Ober ache, ab <strong>der</strong> eine <strong>Re</strong>konstruktion auftritt,<br />

" Kanale\ geo net werden, so da <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Gasphase ankommende<br />

Wassersto (nach seiner Dissoziation) sich auf <strong>der</strong> Ober ache anlagert <strong>und</strong><br />

dabei ein ehedem dort be ndliches chemisorbiertes Wassersto atom in einen<br />

subsurface-Platz (z. B. oktaedrisch o<strong>der</strong> tetraedrisch) abdrangen kann ( " Dominoe<br />

ekt\). Dieses Eintauchen wird aber durch strukturelle An<strong>der</strong>ungen<br />

unterstutzt, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Re</strong>konstruktion einhergehen <strong>und</strong> eine Veran<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Potentialverhaltnisse innerhalb des Kristalls zur Folge haben.<br />

Bei <strong>der</strong> Desorption kann dann folgen<strong>der</strong> Mechanismus zugr<strong>und</strong>e liegen: Die<br />

Ober ache ist <strong>mit</strong> chemisorbierten Wassersto bedeckt <strong>und</strong> atomarer Was-<br />

139


sersto sitzt als subsurface-Wassersto moglicherweise auf den eben genannten<br />

oktaedrischen o<strong>der</strong> tetraedrischen Zwischengitterplatzen. Heizt man jetzt<br />

die Probe, so konnte <strong>der</strong> subsurface-Wassersto seinen Platz verlassen, sich<br />

in den Potentialtopf <strong>der</strong> chemisorbierten Wassersto atome begeben <strong>und</strong> dabei<br />

ein ehedem dort adsorbiertes Wassersto atom verdrangen, so da dieses<br />

<strong>mit</strong> einem weiteren Wassersto atom zusammen als Molekul desorbiert. Dieser<br />

Proze fande dann schon bei Temperaturen statt, bei denen <strong>der</strong> chemisorbierte<br />

Wassersto normalerweise noch nicht desorbieren wurde. Bei einem<br />

<strong>der</strong>artigen Desorptionsmechanismus sind daher in den TD-Spektren scharfe<br />

Zustande bei niedrigen Desorptionstemperaturen zu erwarten. Ein solcher<br />

Tieftemperatur-Zustand ist dann auch in den Thermodesorptionsspektren des<br />

H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>)-Sytems bei 160 K zu beobachten. Die <strong>Re</strong>konstruktion konnte also<br />

Kanale geo net haben, durch die eine Wassersto aufnahme bzw. -abgabe erleichtert<br />

wird.<br />

Interessante Ansatzpunkte bietet in diesem Zusammenhang ebenso das System<br />

H/<strong>Pd</strong>(311), das kurzlich Frie et al. [55] untersucht haben <strong>und</strong> fur das in<br />

TD-Spektren Tieftemperaturmaxima bei ca. 150 K beobachtet wurden. Dort<br />

existieren Hinweise auf eine <strong>Re</strong>konstruktion, die u. U. erst eine Wassersto -<br />

absorption ermoglicht [55]. Erwahnenswert ist ferner, da bei H/<strong>Pd</strong>(311) festgestellt<br />

wurde, da die Absorption <strong>von</strong> Wassersto nach einem Sputterzyklus<br />

deutlich vergro ert ist. Anscheinend fuhrt das Ionenbombardement zu Defekten<br />

<strong>der</strong> Ober ache (Fehlstellen, Locher), durch die <strong>der</strong> Wassersto besser in<br />

tiefere Schichten eindringen kann.<br />

Die Verbesserung <strong>der</strong> Wassersto aufnahme nach einem Sputterzyklus ist bei<br />

H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) dagegen nicht signi kant besser. Es liegt die Vermutung nahe, da<br />

die <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache durch ihre stark " zerkluftete\ Morphologie bereits a<br />

priori Bereiche besitzt, die dem Wassersto die Migration in die zweite o<strong>der</strong> in<br />

tiefere Lagen erlauben. Die spezielle Geometrie <strong>der</strong> Ober ache kann dafur verantwortlich<br />

sein, da bei H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) an<strong>der</strong>s als bei H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) o<strong>der</strong> eventuell<br />

bei H/<strong>Pd</strong>(311) keine <strong>Re</strong>konstruktion <strong>von</strong>noten ist, um Kanale fur die Wassersto<br />

aufnahme zu scha en. Bei unserem System ist bereits die kristallographisch<br />

optimal geordnete Ober ache zur Bildung <strong>von</strong> subsurface-Wassersto<br />

geeignet.<br />

Zwei Faktoren spielen hierbei jedoch eine herausragende Rolle [38]:<br />

a) Es gibt eine Probentemperatur, bei <strong>der</strong> Wassersto beson<strong>der</strong>s gut in den<br />

Kristall eindringen kann. Dieses la t sich folgen<strong>der</strong>ma en erklaren: Abhangig<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Probentemperatur schwingen die Kristallatome um ihre Ruheposition<br />

(z. B.: [87, 99, <strong>10</strong>9]). Je hoher die Temperatur ist, desto gro er ist die Auslenkung<br />

<strong>der</strong> Atome (etwa 0,2 bis 0,4 A). Fur den Wassersto ist die Di usion<br />

um so leichter, je starker die Substratatome schwingen. An<strong>der</strong>erseits ist die<br />

Verbindung zwischen dem Wassersto <strong>und</strong> dem Substrat nur bis zu einer maximalen<br />

Temperatur, namlich <strong>der</strong> Desorptionstemperatur (hier: -Peak) stabil.<br />

Oberhalb dieser Temperatur desorbiert <strong>der</strong> Wassersto . Vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

dieser beiden konkurrierenden Prozesse hat sich die Temperatur <strong>von</strong> 135 K als<br />

optimale Temperatur fur die Aufnahme <strong>von</strong> Wassersto in den Kristall erwiesen.<br />

140


) Es war in allen Experimenten nicht moglich, selektiv nur das -Maximum<br />

zu bevolkern. Vielmehr mu ten zuerst immer die drei -Zustande populiert<br />

werden. Dieses Verhalten kann zwei unterschiedliche Ursachen besitzen. Zum<br />

einen ist es denkbar, da durch die Adsorption <strong>von</strong> Wassersto auf <strong>der</strong> Oberache,<br />

wie bereits angeklungen (vgl. Abschnitt 4.1.2 <strong>und</strong> 4.5.1), die Lagenrelaxation<br />

aufgehoben wird. Wenn <strong>der</strong> Schichtabstand <strong>der</strong> obersten Lagen<br />

wie<strong>der</strong> dem gro eren Volumenwert entspricht (o<strong>der</strong> vielleicht sogar daruber<br />

hinaus expandiert), dann ist eine Di usion fur den Wassersto leichter. Zum<br />

an<strong>der</strong>en kann auch eine Wassersto mindestkonzentration auf <strong>der</strong> Ober ache<br />

notig sein. Aufgr<strong>und</strong> dieser Konzentration <strong>und</strong> des da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Konzentrationsgradienten<br />

innerhalb <strong>der</strong> einzelnen Kristallschichten, kann als Folge<br />

zum Ausgleich eine Di usion des Wassersto s <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache in tiefere<br />

Schichten statt nden. Eine bestimmte Wassersto mindestbelegung ist also die<br />

Voraussetzung fur die Bevolkerung <strong>von</strong> subsurface-Platzen.<br />

Zusammenfassend zeigt sich, da sich die " o enen\ ((1<strong>10</strong>)-, (2<strong>10</strong>)- <strong>und</strong> (311)-)<br />

<strong>von</strong> den " geschlossenen\ ((111)- <strong>und</strong> (<strong>10</strong>0)-) Palladiumober achen durch das<br />

Auftreten <strong>von</strong> Tieftemperatur-TD-Zustanden unterscheiden, die <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Existenz<br />

<strong>von</strong> subsurface-Wassersto verknupft zu sein scheinen. Es ist hierbei<br />

denkbar, da die Ausbildung <strong>von</strong> subsurface-Wassersto durch eine <strong>Re</strong>konstruktion<br />

begunstigt werden kann. Bei <strong>der</strong> <strong>von</strong> vornherein stark " zerklufteten\<br />

<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache ist hingegen eine <strong>Re</strong>konstruktion nicht <strong>von</strong>noten.<br />

4.5.3 Molekularer Wassersto<br />

Wie bereits in <strong>der</strong> Einleitung zu Kapitel 4 angeklungen ist, zeigt das Adsorptionsverhalten<br />

des Wassersto unterhalb <strong>von</strong> 90 K Probentemperatur beson<strong>der</strong>s<br />

interessante E ekte. Neben dem atomar chemisorbierten Wassersto auf<br />

<strong>der</strong> Kristallober ache <strong>und</strong> dem subsurface-Wassersto tritt noch eine weitere<br />

Wassersto spezies bei dem Palladium(2<strong>10</strong>)-Kristall auf. Es handelt sich hierbei<br />

um molekular auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbierten Wassersto . Im Rahmen<br />

dieser vorliegenden Arbeit dienen die Ergebnisse in bezug auf die molekulare<br />

Wassersto adsorption ausschlie lich als Abr<strong>und</strong>ung <strong>der</strong> ubrigen Betrachtungen.<br />

Sie werden deswegen hier nur kurz diskutiert. Fur eine weitergehende<br />

Diskussion wird an dieser Stelle auf die Diplomarbeit <strong>von</strong> P. Schmidt [133]<br />

<strong>und</strong> einen umfassenden Artikel [134] verwiesen.<br />

Die Thermodesorptionsspektren zeigen fur niedrige Adsorptionstemperaturen<br />

<strong>von</strong> 50 K zusatzliche Desorptionsmaxima bei 60 <strong>und</strong> 90 K. Diese beiden -<br />

Zustande gehorchen einer Desorption erster Ordnung. Eine erste Ordnung<br />

ergibt sich bei Desorptionsprozessen, fur die das Aufbrechen <strong>der</strong> Bindung zwischen<br />

Adsorbat <strong>und</strong> Substrat <strong>der</strong> ratenli<strong>mit</strong>ierende Schritt ist. Dieses Verhalten<br />

wurde man auch fur molekular adsorbierten <strong>und</strong> assoziativ desorbierenden<br />

Wassersto erwarten. Hingegen ist uber atomar adsorbierten Wassersto bekannt,<br />

da er oft einer <strong>Re</strong>aktionskinetik zweiter Ordnung gehorcht. Hier ist<br />

die <strong>Re</strong>kombinationgeschwindigkeit <strong>der</strong> desorbierenden Atome ausschlaggebend<br />

141


fur die <strong>Re</strong>aktionsrate. Eindeutige Hinweise auf die molekulare Natur wurden<br />

daruber hinaus aus Isotopenaustausch- <strong>und</strong> HREELS-Messungen erhalten.<br />

Die Aktivierungsenergien <strong>der</strong> Desorption, EDes, betragen immerhin etwa 18<br />

<strong>und</strong> 23 kJ/Mol. Sie liegen da<strong>mit</strong> zwar etwas niedriger als die entsprechenden<br />

Werte <strong>von</strong> molekularem Wassersto auf einer Ni(5<strong>10</strong>)-Flache (Martensson et<br />

al. [<strong>10</strong>1]). EDes betragt dort etwa 34 kJ/Mol <strong>und</strong> korrespondiert <strong>mit</strong> einem<br />

TD-Zustand bei 125 K. Die Aktivierungsenergie <strong>der</strong> Desorption ist aber im Vergleich<br />

zur Sublimations- bzw. Kondensationsenthalpie <strong>von</strong> molekularem Wassersto<br />

noch au ergewohnlichhoch. Dieser Umstand ist ein Indiz dafur, da es<br />

sich hier um eine schwach chemisorbierte Wassersto spezies handelt. Menzel<br />

et. al. [56] nden in ihren Untersuchungen an <strong>der</strong> Ru(0001)-Ober ache, da<br />

fur physisorbierten Wassersto Desorptionstemperaturen <strong>von</strong> unterhalb 30 K<br />

charakteristisch sind. Uber die Zuordnung des Bindungscharakters geben weiterfuhrende<br />

(siehe unten) HREELS-Messungen Auskunft.<br />

Interessant ist bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> TD-Spektren daruber hinaus, da <strong>der</strong><br />

fur Wassersto expositionen bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 120 K vorhandene<br />

-Zustand nun bei einer Adsorption um 50 K nicht mehr beobachtet<br />

werden kann. Hingegen sind weiter die drei -Zustande zu detektieren. Es<br />

liegt deswegen die Vermutung nahe, da die Population <strong>der</strong> -Zustande die<br />

Aufnahme <strong>von</strong> Wassersto in ober achennahe Bereiche inhibiert. Eine weitere<br />

mogliche Erklarung konnte sein, da die thermischen Schwingungsamplituden<br />

<strong>der</strong> Substratatome bei dieser tiefen Temperatur stark reduziert sind. Die Diffusion<br />

<strong>der</strong> Adsorbatatome in die Ober ache hinein ware dann aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

relativ starren Position <strong>der</strong> Substratatome erschwert o<strong>der</strong> gar verhin<strong>der</strong>t. Das<br />

Optimum fur die Wassersto aufnahme liegt bei 135 K (vgl. Kap. 4.5.2), weil<br />

hier noch keine Desorption aus dem -Zustand heraus eintritt.<br />

Die HREELS-Messungen wurden sowohl <strong>mit</strong> Wassersto als auch <strong>mit</strong> Deuterium<br />

durchgefuhrt. Hierbei waren jeweils die -Zustande gesattigt. Die<br />

HREELS-Messungen erfolgten bei einer Probentemperatur <strong>von</strong> ca. 50 K.<br />

Der Wassersto zeigt eine zusatzliche breite Verlustbande bei 567 meV. Entsprechend<br />

des Isotopene ekts ndet man fur das Deuterium die erwartete<br />

Energieverschiebung. Die ebenfalls breite Verlustbande des Deuteriums liegt<br />

bei 395 meV. Vergleicht man diese Werte <strong>mit</strong> denen des H2=Ni(5<strong>10</strong>)-Systems,<br />

so beobachteten Martensson et al. [<strong>10</strong>1] dort einen wassersto nduzierten<br />

Schwingungsverlust bei 398 meV, den sie <strong>mit</strong> molekular geb<strong>und</strong>enem Wassersto<br />

erklarten. Die Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse fur das H2=<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) ist vor<br />

allem wegen des noch sehr vorlau gen Charakters <strong>der</strong> HREELS-Messungen<br />

bei weitem nicht soklar. Insbeson<strong>der</strong>e, da hier die Schwingungsbande des molekular<br />

adsorbierten Wassersto s <strong>mit</strong> 567 meV uber <strong>der</strong> Schwingungsfrequenz<br />

des freien Wassersto molekuls (516 meV) liegt. Generell kann jedoch die Beobachtung<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong>artig hochfrequenten Schwingungsmoden als ein eindeutiger<br />

Hinweis auf molekularen Wassersto gewertet werden, da aus an<strong>der</strong>en Arbeiten<br />

(vgl. Kapitel 3.4.2 <strong>und</strong> 4.5.1) bekannt ist, da wassersto abgeleitete<br />

Verluste des atomar adsorbierten Wassersto s typischerweise unterhalb etwa<br />

200 meV auftreten. Da in unserem Fall die Schwingungsbanden deutlich hoher<br />

142


liegen, ist dies ein weiteres Indiz, da es sich auch bei bei diesen <strong>mit</strong> den -<br />

Thermodesorptions-Zustanden assoziierten Verlusten um molekular adsorbierten<br />

Wassersto handelt.<br />

Das Verhalten <strong>der</strong> Austrittsarbeit an<strong>der</strong>t sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> jeweils gewahlten Adsorptionstemperatur<br />

drastisch. War die Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung bei Adsorptionstemperaturen<br />

oberhalb <strong>von</strong> 120 K stets positiv (maximal 170 meV), so<br />

wird sie bei einer Adsorptionstemperatur <strong>von</strong> 50 K negativ <strong>und</strong> besitzt hier<br />

einen minimalen Wert <strong>von</strong> -390 meV. Dieses Verhalten hat seine Ursache im<br />

Auftreten einer an<strong>der</strong>en Wassersto spezies, die <strong>der</strong> oben erwahnte molekular<br />

adsorbierte Wassersto sein konnte. Interessant ist, da molekular adsorbierter<br />

Wassersto o enbar umgekehrt polarisiert ist wie chemisorbierte Wassersto -<br />

atome� dieser Umstand sollte in zukunftigen quantenchemischen <strong>Re</strong>chnungen<br />

Beachtung nden.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die im vorangehenden Kapitel zitierten <strong>und</strong> kommentierten Messungen zur<br />

molekularen Wassersto adsorption auf Palladium(2<strong>10</strong>), die im wesentlichen<br />

<strong>von</strong> P. Schmidt vorgenommen wurden <strong>und</strong> meine Doktorarbeit erganzen, konnen<br />

wie folgt zusammengefa t werden. H-D-Isotopenaustauschmessungen <strong>und</strong><br />

ein Vergleich <strong>mit</strong> den <strong>von</strong> Martensson (H2=Ni(5<strong>10</strong>)) durchgefuhrten HREELS-<br />

Messungen zeigen, da bei einer Probentemperatur <strong>von</strong> 50 K Wassersto molekular<br />

auf <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert. Beson<strong>der</strong>s interessant ist hierbei, da<br />

es sich an<strong>der</strong>s als bei Menzel et al. [56] nicht um physisorbierten, son<strong>der</strong>n<br />

um schwach chemisorbierten Wassersto handelt. <strong>Re</strong>izvoll erscheint zukunftig<br />

auch die Klarung <strong>der</strong> Frage, warum durch diese molekulare Spezies die Aufnahme<br />

<strong>von</strong> subsurface-Wassersto inhibiert ist.<br />

143


144


Kapitel 5<br />

Vergleich zwischen H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)<br />

<strong>und</strong> H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)<br />

In dieser Arbeit wurde die Wassersto adsorption bzw. -absorption auf zwei<br />

unterschiedlichen Metallen, namlich dem Rhenium <strong>und</strong> dem Palladium, untersucht.<br />

Sie unterscheiden sich auch noch durch ihre Ober achenmorphologie<br />

((<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Orientierung beim Rhenium bzw. (2<strong>10</strong>)-Orientierung beim Palladium).<br />

Dennoch zeigen sich bemerkenswerterweise viele Ubereinstimmungen:<br />

Auf beiden Ober achen wird <strong>der</strong> Wassersto bei <strong>der</strong> Adsorption dissoziiert<br />

<strong>und</strong> atomar chemisorptiv geb<strong>und</strong>en 1 . Die durchgefuhrten H-D-<br />

Isotopenaustauschmessungen belegen eindeutig den dissoziativen Charakter<br />

<strong>der</strong> Adsorption. Diese spontane Dissoziation ist typisch fur Ubergangsmetalle.<br />

Sie wird z. B. auchfur H/Co(<strong>10</strong><strong>10</strong>) <strong>und</strong> H/Ni(1<strong>10</strong>) [20]beobachtet.<br />

Dieses Verhalten resultiert aus dem Fehlen einer Aktivierungsbarriere,<br />

was bereits in Kap. 2.5 diskutiert wurde. In einem <strong>der</strong>artigen<br />

Fall liegt <strong>der</strong> Schnittpunkt zwischen Physisorptions- <strong>und</strong> Chemisorptionspotential<br />

des Wassersto s bei beiden Substratober achen unterhalb<br />

des Energienullpunktes.<br />

Die Besetzung <strong>der</strong> TD-Zustande <strong>mit</strong> <strong>der</strong> hochsten Desorptionstemperatur<br />

( 3-Maxima) folgt sowohl bei Rhenium als auch bei Palladium einer Kinetik<br />

zweiter Ordnung, wie sie fur die dissoziative Adsorption typisch<br />

ist. Fur diese dissoziative Adsorption durchlauft <strong>der</strong> adsorbierende Wassersto<br />

in beiden Fallen einen sogenannten Vorlauferzustand. Das kann<br />

aus dem Auftreten eines hohen Haftkoe zienten bei kleinen Bedeckungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> starken Abnahme des Haftkoe zienten fur gro e Bedeckungen<br />

geschlossen werden. Ein solches Verhalten des Haftkoe zienten<br />

in Abhangigkeit <strong>der</strong> Bedeckung ndet man fur eine Vielzahl an<strong>der</strong>er<br />

Ubergangsmetalle, so z. B. fur Rh(1<strong>10</strong>) <strong>und</strong> Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) [20].<br />

1 Dies gilt fur das Temperaturintervall, in dem beide Substrate gemeinsam untersucht<br />

wurden (ca. <strong>10</strong>0-600 K).<br />

145


Bei den beiden Ober achen Rhenium <strong>und</strong> Palladium mi t man ahnliche<br />

Desorptionsenergien (EDes) <strong>von</strong> 120 kJ/Mol (<strong>Re</strong>) <strong>und</strong> 85 kJ/Mol<br />

(<strong>Pd</strong>). Hieraus ergibt sich eine fast identische Metall-Wassersto -Bindungsenergie<br />

2 auf Rhenium <strong>und</strong> Palladium <strong>von</strong> 2,9 eV bzw. <strong>von</strong> 2,7 eV.<br />

Die Starke dieser Energien ist signi kant fur chemisorbierten Wassersto<br />

. Physisorbierter Wassersto wurde deutlich kleinere Bindungsenergien<br />

aufweisen.<br />

Die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Elektronenaustrittsarbeit ist sowohl fur Wassersto /<br />

Rhenium(<strong>10</strong><strong>10</strong>) als auch fur Wassersto /Palladium(2<strong>10</strong>) positiv 3 . Wenn<br />

man annimmt, da <strong>der</strong> Wassersto fur beide Systeme in einem ahnlichen<br />

Abstand <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ober ache adsorbiert 4 , dann deutet das auf eine negativ<br />

polarisierte Wassersto {Substrat-Spezies hin.<br />

Wie bereits erwahnt ist die Messung <strong>der</strong> Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung eine<br />

Methode, die i. allg. nur integrale Ergebnisse liefert. Das beobachtete<br />

-Signal kann aus den Dipolmomenten <strong>der</strong> einzelnen Metall-Adsorbat-<br />

Komplexe, die sich durch die Adsorption auf <strong>der</strong> Ober ache gebildet haben,<br />

resultieren. Es gehen aber auch Parameter wie Lagenrelaxation,<br />

Substratrekonstruktion o<strong>der</strong>, normalerweise erst bei hoheren Bedeckungen,<br />

Depolarisierungse ekte zwischen den Adsorbatteilchen 5 in die Messung<br />

ein. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist aus dem blo en Wert <strong>der</strong> Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung<br />

ein Ruckschlu auf die tatsachlichen physikalischen Eigenschaften<br />

des untersuchten Systems nur au ert schwer o<strong>der</strong> sogar gar<br />

nicht moglich. Hilfestellung bieten hierbei allerdings theoretische Modelle<br />

wie sie <strong>von</strong> N rskov et al. vorgeschlagen werden. So beschreibt<br />

er basierend auf Dichte-Funktional-<strong>Re</strong>chnungen [119] den Dissoziationsproze<br />

eines H2-Molekuls auf einer Al(1<strong>10</strong>)-Ober ache [64]. Dort zeigt<br />

sich beim Durchlaufen des <strong>Re</strong>aktionspfades, da das Dipolmoment <strong>der</strong><br />

sich bildenden Wassersto -Metall-Spezies erst positiv ist <strong>und</strong> leicht ansteigt.<br />

Dies resultiert aus <strong>der</strong> Orthogonalisierung <strong>der</strong> Metall- <strong>und</strong> Wassersto<br />

zustande. Naher an <strong>der</strong> Ober ache wechselt das Dipolmoment<br />

sein Vorzeichen <strong>und</strong> ist nun negativ, weil Ladung weg <strong>von</strong> dem Substrat<br />

hin in die anti-bindenden Zustande des H2-Molekuls gelangt. Durch diesen<br />

Ladungstransfer dissoziiert <strong>der</strong> Wassersto schlie lich. N rskov ist<br />

<strong>der</strong> Ansicht, da die Verhaltnisse bei Ubergangsmetallen ahnlich sind.<br />

So da wir da<strong>von</strong> ausgehen konnen, da sich auch bei <strong>der</strong> Adsorption<br />

<strong>von</strong> Wassersto auf <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) die Dipolmomente in analoger<br />

Weise ausbilden. (Vor Verallgemeinerungen <strong>und</strong> Vorhersagen sei an<br />

dieser Stelle gewarnt, wie man leicht durch die beobachtete unerwartete<br />

negative Austrittsarbeitsan<strong>der</strong>ung des Systems H/Pt(111) [25] sehen<br />

2 EMe;H =1=2(EDes +EDiss) <strong>mit</strong> EDiss: Dissoziationsenergie des Wassersto molekuls <strong>von</strong><br />

435 kJ/Mol� siehe auch Kap. 2.5.<br />

3 siehe 1<br />

4 Das ist fur H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) ohne LEED-Strukturanalyse nicht zubeweisen.<br />

5 So konnte an Hand einer <strong>von</strong> Topping [140] abgeleiteten Beziehung, die Depolarisierungse<br />

ekten <strong>Re</strong>chnung tragt, die -Bedeckungsgrad-Variation des Edelgas-Metall-Systems<br />

Xe/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) teilweise wie<strong>der</strong>gegeben werden.<br />

146


kann.) Uber die tatsachliche Starke <strong>der</strong> beiden Dipolmomente konnen<br />

jedoch durch den blo en Vergleich keine Vorhersagen gemacht werden.<br />

Auch eine Aussage, bei welcher <strong>der</strong> beiden untersuchten Ober achen das<br />

Dipolmoment gro er sein konnte, ist so gut wie nicht moglich. Man<br />

konnte in diesem Zusammenhang an die jeweiligen Elektronegativitaten<br />

denken. Sie betragen (nach Pauli) fur Wassersto 2,1, fur Rhenium 1,9<br />

<strong>und</strong> fur Palladium 2,2 [72]. Aus den Di erenzen la t sich nur bei H/<strong>Re</strong><br />

auf einen Ladungstransfer vom Rhenium weg hin zum Wassersto schlieen,<br />

wahrend bei H/<strong>Pd</strong> sogar ein Transfer <strong>von</strong> negativer Ladung weg<br />

vom Wassersto hin zum Palladium erfolgen mu te. Wenn diese simple<br />

Uberlegung zutre end ware, dann sollten aber auch an an<strong>der</strong>en bisher<br />

untersuchten Palladiumober achen positiv polarisierte H-Metall-Spezies<br />

beobachtet werden. Das ist aber z. B. fur H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0) [8] <strong>und</strong> H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>)<br />

[15] nicht <strong>der</strong> Fall. Man sieht jedoch aus den geringen Unterschieden <strong>der</strong><br />

Elektronegativitaten (fur <strong>Re</strong>, H <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>), da die chemisorptive Bindung<br />

des Wassersto s an die jeweilige Ober ache keinen ionischen, son<strong>der</strong>n<br />

einen starken kovalenten Charakter besitzen mu .<br />

Bei beiden Systemen treten bei HREELS-Messungen ahnliche wassersto -<br />

abgeleitete Schwingungsverluste im Bereich zwischen ca. 50 meV <strong>und</strong><br />

167 meV auf. Sie sind ein weiteres Zeichen fur eine vergleichbare Bindung<br />

des Wassersto s an das Substrat <strong>und</strong> liegen im Rahmen dessen,<br />

was man fur an<strong>der</strong>e Ubergangsmetalle wie z. B. H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) [91] gef<strong>und</strong>en<br />

hat.<br />

Eine detailliertere Diskussion ist bisher lei<strong>der</strong> nicht moglich, da<br />

H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) nur in einer Streugeometrie (EStk[120]) <strong>und</strong> auch ausschlie -<br />

lich in specularer-Beobachtungsrichtung vermessen wurde, so da noch<br />

keine impact-Auswahlregeln zur Bestimmung <strong>der</strong> Symmetrie <strong>der</strong> Wassersto<br />

adsorptionsplatze angewendet werden konnten. Diese sehr aufschlu -<br />

reichen aber zeitaufwendigen Messungen werden sicherlich <strong>von</strong> meiner<br />

Nachfolgerin Frau P. Schmidt durchgefuhrt.<br />

Man kann da<strong>von</strong> ausgehen, da Wassersto bei beiden Ober achen (neben<br />

an<strong>der</strong>en Adsorptionsplatzen) " quasi-dreifach\ koordinierte Adsorptionsplatze<br />

besetzt, da diese o enbar energetisch beson<strong>der</strong>s gunstig sind.<br />

Auf <strong>der</strong> <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Ober ache besetzt <strong>der</strong> Wassersto auchBruckenplatze.<br />

Prinzipiell waren zwar auch bei <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) Bruckenplatze vorhanden [<strong>10</strong>0].<br />

Da wir aber fur diese Flache noch keine endgultige Strukturbestimmung<br />

<strong>der</strong> adsorbierten Wassersto atome, z. B. <strong>mit</strong>tels LEED-Analyse o<strong>der</strong><br />

HREELS, durchfuhren konnten, mu eine Klarung dieser Frage (speziell<br />

auch inHinblick auf die Adsorptionsgeometrie des vierfach koordinierten<br />

Adplatzes) auf einen spateren Zeitpunkt verschoben werden.<br />

Neben diesen Ubereinstimmungen bestehen aber naturlich <strong>von</strong> vornherein<br />

schon deutliche Unterschiede zwischen den Systemen, da die beiden Elemente<br />

unterschiedlichen Nebengruppen angehoren. Sollte sich allein deswegen ihr<br />

147


chemisches <strong>Re</strong>aktionsverhalten <strong>mit</strong> Wassersto unterscheiden, so ist z. B. seit<br />

langem bekannt, da sich <strong>der</strong> Wassersto in Palladium losen kann [75].<br />

Daruber hinaus wurden die beiden untersuchten Metallober achen bewu t<br />

ausgewahlt, weil zwischen ihnen prinzipielle strukturelle Unterschiede bestehen.<br />

So kristallisiert Rhenium in einer hexagonal dichtesten Kugelpackung<br />

(hcp) <strong>und</strong> Palladium in einer kubisch achenzentrierten Anordnung (fcc). Auch<br />

di erieren die betrachteten Ober achenorientierungen. Bei Rhenium wurde<br />

die " grabenartige\ (<strong>10</strong><strong>10</strong>)-Flache <strong>und</strong> bei Palladium die <strong>mit</strong> " hohlenartigen\<br />

Vertiefungen versehene (2<strong>10</strong>)-Flache gewahlt. Letztere ist durch ihre o ene<br />

Kristallographie eher fur eine <strong>Wechselwirkung</strong> <strong>mit</strong> Wassersto pradestiniert.<br />

Erwartungsgema zeigten sich dann bei den Untersuchungen folgende interessante<br />

Unterschiede:<br />

Die o enere\ Morphologie <strong>der</strong> Palladium(2<strong>10</strong>)-Flache <strong>und</strong> die <strong>von</strong>ein-<br />

"<br />

an<strong>der</strong> abweichende Gitterenergie <strong>der</strong> beiden Metalle, sie ist bei Rhenium<br />

(8,03 eV/Atom) doppelt so hoch wie bei Palladium (3,89 eV/Atom) [72],<br />

sind sicherlich ein Hauptgr<strong>und</strong> dafur, da <strong>der</strong> Wassersto (bei einer vorgegebenen<br />

Temperatur) bei Palladium <strong>und</strong> nicht bei Rhenium in das<br />

Kristallgitter eindringen kann. Denn man beobachtet das Phanomen<br />

subsurface-Wassersto nur fur Palladium. Es ist hierbei au erdem o ensichtlich,<br />

da die Inkorporation des Wassersto s leichter erfolgen kann,<br />

wenn das Substratgitter (a)) thermisch bzw. (b)) chemisch6 " aufgeweitet\<br />

wird.<br />

a) Die kollektiven, thermisch bedingten Gitterschwingungen (z. B. [87])<br />

werden durch Quasi-Teilchen, sogenannte Phononen, beschrieben. Die<br />

in diesem Kontext ebenfalls relevante Debye-Temperatur D sagt (analog<br />

einer Fe<strong>der</strong>konstanten D), etwas uber das Bestreben eines Substratatoms,<br />

an seiner Ruheposition zu verharren, aus. Je gro er also nun die<br />

Gitterbindungskrafte des Festkorpers sind, desto schwieriger ist es, ein<br />

Atom auszulenken <strong>und</strong> um so kleiner ist die Amplitude seiner <strong>mit</strong>tleren<br />

Auslenkung. D ware in diesem Fall gro . Literaturwerte ergeben, wie<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gitterenergien nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten, fur Rhenium eine<br />

Debye-Temperatur <strong>von</strong> ca. 430 K [<strong>10</strong>2] [72] <strong>und</strong> eine deutlich niedrigere<br />

fur Palladium 274 K [<strong>10</strong>2] [72]. Das bedeutet, da fur eine vorgegebene<br />

Probentemperatur die Palladiumatome erheblich leichter ausgelenkt<br />

werden konnen als die Rheniumatome. Erstere werden daher auch im<br />

Mittel 7 weiter elongiert sein. Ferner zeigen z. B. Messungen bzw. theoretische<br />

Uberlegungen <strong>von</strong> MacRae et al. [<strong>10</strong>4] <strong>und</strong> <strong>von</strong> Wallis et al. [145],<br />

da die Ober achenatome des (1<strong>10</strong>)-orientierten Nickelkristalls bis etwa<br />

1/<strong>10</strong> Angstrom um ihre Gitterplatze schwingen ( D liegt hier <strong>mit</strong> 450 K<br />

[72] deutlich hoher als bei <strong>Pd</strong>: also sollten die <strong>mit</strong>tleren Auslenkungen<br />

6 z. B. durch die Adsorption <strong>von</strong> Wassersto .<br />

7 Man bezeichnet < u 2 > als die <strong>mit</strong>tlere quadratische Auslenkung eines Atoms aus seiner<br />

Ruheposition. < u 2 > ist unter gewissen Voraussetzungen proportional zu 1= 2 D .<br />

148


fur Palladiumatome noch gro er sein 8 ). Eine <strong>der</strong>artige Gitterdynamik<br />

la t es denkbar erscheinen, da so <strong>Re</strong>aktionspfade geo net werden, die<br />

es dem Wassersto bei Palladium erlauben, in den Kristall einzudringen.<br />

b) Untersuchungen <strong>von</strong> Ibach et al. [144] am System H/Ni(1<strong>10</strong>) sind in<br />

diesem Zusammenhang erwahnenswert. Man ndet dort eine " Aufweichung\<br />

(d. h. eine Frequenzabsenkung) <strong>von</strong> Ober achen-Phononen, die<br />

dem Substrat zugeordnet werden, sobald Wassersto adsorbiert wird.<br />

Ein theoretisches Modell [94], in das Nachbar- <strong>und</strong> ubernachste Nachbarwechselwirkungen<br />

einbezogen werden, zeigt, da die Frequenzabsenkung<br />

aus wassersto nduzierten Ladungsverschiebungen zwischen den oberachennahen<br />

Nickelatomen resultiert. Eine zunehmende Wassersto bedeckung<br />

fuhrt hierbei zum Teil zu einer abnehmenden Bindungsstarke<br />

zwischen einzelnen Nickelatomen. Es verstarkt sich bei dem <strong>von</strong> Ibach<br />

et al. untersuchten Systems die Neigung zur <strong>Re</strong>konstruktion <strong>der</strong> Oberache.<br />

Fur H/<strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) konnte nun im Rahmen <strong>der</strong> Strukturanalyse [37]<br />

ein ahnliches Verhalten beobachtet werden. Jedochwaren nicht Substrat-<br />

-Ober achenphononen unser Monitor, son<strong>der</strong>n die An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> oben<br />

erwahnten Debye-Temperatur. So zeigte sich, da <strong>der</strong> adsorbierte Wassersto<br />

zumindest fur die obersten Substratlagen zu einer Abnahme <strong>der</strong><br />

probentypischen Debye-Temperatur (d. h. zu einer Bindungsschwachung<br />

innerhalb des Substratgitters) fuhrt. Bei Rhenium konnte <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong><br />

dynamischen LEED-Strukturanalyse [37] nachgewiesen werden, da die<br />

Debye-Temperatur in <strong>der</strong> zweiten Lage auf 350 K <strong>und</strong> in <strong>der</strong> obersten<br />

Schicht sogar auf 300 K abnimmt, wenn die Wassersto bedeckung auf<br />

=1,5 steigt. Diese Aufweichung reicht anscheinend nur zu einem buckling<br />

bestimmter Substratatome aus, aber nicht dazu, da Wassersto in<br />

den Kristall eindringen kann. Aufgr<strong>und</strong> dieser Ergebnisse konnte man<br />

sich aber vorstellen, da die <strong>von</strong> vornherein um etwa die Halfte niedrigere<br />

Debye-Temperatur des Palladiums durch einen ahnlichen E ekt<br />

bei <strong>der</strong> Wassersto adsorption noch weiter abnimmt <strong>und</strong> so <strong>der</strong> Wassersto<br />

in Palladium eindringen kann. Fur diese These spricht, da erst<br />

oberhalb einer gro eren Wassersto bedeckung auf <strong>der</strong> Ober ache eine<br />

Aufnahme des Wassersto s in tiefere Schichten moglich ist, da zuvor die<br />

Bindungsstarke des Substratgitters abnehmen mu .<br />

Nachdem wir die Frage behandelt haben, ob <strong>der</strong> Wassersto uberhaupt<br />

in die beiden untersuchten Festkorper (fur die gewahlten Probentemperaturen)<br />

eindringen konnte, ist nun konsequenterweise <strong>von</strong> Belang, auf<br />

welche Art <strong>der</strong> Wassersto in den jeweiligen Substraten geb<strong>und</strong>en werden<br />

konnte. Hierzu kann man allgemein anfuhren (z. B. [75, 19]), da<br />

eine ganze <strong>Re</strong>ihe <strong>von</strong> Elementen die Eigenschaft besitzt, <strong>mit</strong> Wassersto<br />

Hydride auszubilden. Der Bindungscharakter dieser Hydride reicht <strong>von</strong><br />

ionischen (z. B. NaH), uber metallische (z. B. <strong>Pd</strong>H), bis hin zu kovalenten<br />

8Fur Teilchen stark unterschiedlicher Masse (m) sollte zusatzlich die Abhangigkeit des<br />

<strong>mit</strong>tleren Quadrats <strong>der</strong> Schwingungsamplitude (u) <strong>von</strong> <strong>der</strong> Masse berucksichtigt werden.<br />

Fur hohe Temperaturen (T) gilt: ( K) 2 < u 2 ><br />

T<br />

m( D) 2 .<br />

K ist hierbei <strong>der</strong> Impulsubertrag <strong>der</strong> gebeugten Elektronen.<br />

149


Erscheinungsformen (z. B. GaH3 u. AlH3) [59]. Die Tendenz, ein <strong>der</strong>artiges<br />

Hydrid auszuformen, hangt fur Metalle stark <strong>von</strong> <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

vorhandenen d-Elektronen ab. So besitzen (in einer stark vereinfachten<br />

Betrachtungsweise) Metalle auf <strong>der</strong> rechten Seite des Periodensystems<br />

ausreichend d-Elektronen, um eine starke metallische Bindung aufzubauen.<br />

Es besteht daher fur sie wenig Anla , ein Hydrid zu bilden 9 , da<br />

<strong>der</strong> Uberlapp <strong>der</strong> d-Orbitale <strong>mit</strong> dem 1s-Orbital des Wassersto s nicht<br />

zu einer Energieabsenkung <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> i. allg. auch nicht zu einer stabilen<br />

Bindung fuhren wurde. An<strong>der</strong>s verhalt sich die Situation <strong>mit</strong> den Metallen<br />

auf <strong>der</strong> linken Seite des Periodensystems, hier herrscht ein Mangel<br />

an d-Elektronen, <strong>und</strong> deswegen ist es fur diese Elemente gunstiger, <strong>mit</strong><br />

dem 1s-Orbital des Wassersto s zu wechselwirken <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> Hydride zu<br />

bilden. Bei diesen Uberlegungen, die sich zuerst nur auf die Volumeneigenschaften<br />

des Metallkristalls beziehen, sollte nicht au er acht gelassen<br />

werden, da die Situation an <strong>der</strong> Kristallober ache an<strong>der</strong>s sein kann. Die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Nachbaratome ist hier z. T. drastisch geringer, so da auch<br />

die Bindungsverhaltnisse <strong>von</strong> denen des Volumens abweichen konnten.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann es fur ein Metall energetisch wie<strong>der</strong> gunstiger<br />

sein, <strong>mit</strong> Wassersto ein (lokales) Hydrid auszuformen . Weiterhin ist es<br />

schwierig, zwischen diesen " Ober achen\-Hydriden <strong>und</strong> chemisorbiertem<br />

Wassersto zu unterscheiden, da die Bindungsverhaltnisse nicht stark<br />

<strong>von</strong>einan<strong>der</strong> abweichen. Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> nicht unberucksichtigt<br />

bleiben sollte, ist darin zu sehen, da <strong>der</strong>artige Hydride [126] zu einer<br />

Schwachung <strong>der</strong> Bindungskrafte zwischen den einzelnen Substratgitteratomen<br />

fuhren konnen, so da es dann u. U. gerechtfertigter erscheinen<br />

konnte, <strong>von</strong> einem Metall-Hydrid-Komplex zu sprechen.<br />

Es ist bekannt, da sich bei Hydrierung <strong>von</strong> Perrhenaten <strong>Re</strong>O ;<br />

4 <strong>mit</strong><br />

kraftigen <strong>Re</strong>duktions<strong>mit</strong>teln (z. B. Li, Na o<strong>der</strong> Ca) komplexe Hydride<br />

<strong>Re</strong>H 2;<br />

9 [75] ausbilden. Der Wassersto -Rhenium-Abstand betragt dabei<br />

1,68 A. Bei diesem Komplex sind 6 <strong>der</strong> 9 Wassersto atome an den<br />

Ecken eines trigonalen Prismas angeordnet. Rhenium sitzt im Mittelpunkt<br />

des Prismas, <strong>und</strong> die restlichen drei Wassersto atome be nden<br />

sich in<strong>der</strong>aquatorialen Ebene senkrecht zu den drei Prisma achen. Bau<br />

et al. [4] konnten <strong>mit</strong>tels Neutronenbeugung auch die Struktur des <strong>von</strong> J.<br />

Chatt <strong>und</strong> R. Co ey [17] synthetisierten dimerischen Hydrid-Phosphin-<br />

Komlexes entschlusseln. Sie fanden fur H8<strong>Re</strong>2(PEt2Ph)4 einen Rhenium-<br />

Wassersto -Abstand <strong>von</strong> 1,669 A <strong>und</strong> 1,878 A bzw. Wassersto -Wassersto<br />

-Abstande zwischen 1,870 A <strong>und</strong> 2,042 A.<br />

Eine wichtige Rolle spielen daruber hinaus im Bereich <strong>der</strong> metallischen<br />

Hydride die sogenannten Einlagerungsverbindungen (interstitielle Verbindungen)<br />

[75]. Man ndet bei metallartigen Hydriden, nachdem dort<br />

oktaedrische Lucken besetzt wurden, das stochiometrische Verhaltnis<br />

MH <strong>und</strong> im Falle <strong>der</strong> ausschlie lichen Besetzung <strong>der</strong> tetraedrischen Lucken<br />

das Verhaltnis MH2 vor. Werden beide Arten <strong>von</strong> Zwischengitterplatzen<br />

9 Palladium ist hier eine Ausnahme<br />

150


okkupiert, so stellt sich eine Zusammensetzung <strong>von</strong> MH3 ein. Einen<br />

<strong>der</strong>artigen Besetzungsmechanismus konnte man nun auch fur die <strong>von</strong><br />

uns beobachtete Wassersto aufnahme bei Palladium erwarten. Von den<br />

Metallen <strong>der</strong> VIII. Gruppe absorbiert allein Palladium merkliche Mengen<br />

<strong>von</strong> Wassersto gas [32], jedoch liegt das stochiometrische Verhaltnis<br />

<strong>von</strong> Wassersto zu Palladium bei Raumtemperatur nicht uber 0,7, auch<br />

bleibt die exakte Natur des Palladiumhydrids lei<strong>der</strong> noch immer ungewi .<br />

Um die eingangs gestellte Frage wie<strong>der</strong> aufzugreifen, la t sich sagen, da<br />

Wassersto (im untersuchten Temperaturbereich) nur in Palladium <strong>und</strong><br />

nicht in Rhenium eindringen kann, <strong>und</strong> er, wie TD-Messungen zeigen,<br />

fur Palladium dann eine Desorptionsenergie <strong>von</strong> 38 4 kJ/Mol besitzt.<br />

Es durfte schlie lich eher durch das Substrat verursachte Gr<strong>und</strong>e haben,<br />

die bei <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) an<strong>der</strong>s als bei <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) die Ausbildung <strong>von</strong> beobachtbaren<br />

LEED-Zusatzre exen verhin<strong>der</strong>n. Dieses Ergebnis unterscheidet<br />

H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Wassersto -Palladium-Systemen wie H/<strong>Pd</strong>(<strong>10</strong>0)<br />

[8] o<strong>der</strong> H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [15]. Dort sind mehrere Adsorptionsphasen zu messen,<br />

die eine langreichweitige Ordnung ausbilden.<br />

Bereits die Arbeiten <strong>von</strong> Koutecky [89], T. B. Grimley [60] <strong>und</strong> spater<br />

<strong>von</strong> T. L. Einstein <strong>und</strong> J. R. Schrie er [43] zeigen, da bei Wassersto -<br />

adsorption eine <strong>von</strong> den Autoren als indirekt bezeichnete <strong>Wechselwirkung</strong><br />

eine wichtige Rolle spielt. Sie kommt zwischen den Wassersto -<br />

atomen zum Tragen <strong>und</strong> wird durch das Substrat ver<strong>mit</strong>telt. So kann<br />

sich u. U. eine langreichweitige Ordnung zwischen den Adsorbatteilchen<br />

ausbilden. Die Starke dieser <strong>Wechselwirkung</strong> liegt etwa im Bereich <strong>von</strong><br />

50 meV, <strong>und</strong> sie ist uber ca. 2 Gitterabstande wirksam [43, 12]. Theoretische<br />

Untersuchungen, die <strong>von</strong> Johansson <strong>und</strong> Hjelmberg [82] <strong>mit</strong> Wassersto<br />

<strong>und</strong> einer jellium-Modell-Ober ache (z. B. [72]) durchgefuhrt wurden,<br />

erlauben sogar Aussagen zu sich ausbildenden LEED-Strukturen<br />

<strong>der</strong> (111)-orientierten Ni-, <strong>Pd</strong>- <strong>und</strong> Pt-Ober achen. Spatere theoretischen<br />

Ansatzen konnten nicht nur Zwei- son<strong>der</strong>n auch die schwieriger zu<br />

berechnenden Drei-Teilchen-<strong>Wechselwirkung</strong>en <strong>mit</strong>einbeziehen [42]. Ihre<br />

Berucksichtigung war insbeson<strong>der</strong>e fur das System H/Fe(1<strong>10</strong>) [80, 86]<br />

unerla lich, um dort die c(2 6)-Phase ( H = 0� 33) zu erklaren. Man<br />

konnte nun vermuten, da <strong>der</strong>artige indirekte <strong>Wechselwirkung</strong>en, gerade<br />

bei unserem stark korrugierten H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-System <strong>von</strong> Bedeutung<br />

sind. Da wir dennoch keine LEED-Zusatzre exe detektieren konnen,<br />

ist umso uberraschen<strong>der</strong>. Gerade im Hinblick auf die durchgefuhrten<br />

TD-Experimente hat sich eine sukzessive Bevolkerung <strong>der</strong> Ober ache<br />

<strong>mit</strong> Wassersto ergeben. Selbst wenn <strong>der</strong> Wassersto anfanglich nur als<br />

Gittergas (immer gleiche Adsorptionsplatze <strong>10</strong> ) ohne Fernordnung auf <strong>der</strong><br />

Ober ache vorliegt, sollte sich spatestens bei hoher Wassersto belegung<br />

zwangslau g eine geordnete Wassersto -Phase ausbilden. Es wurde sich<br />

dann um eine (1 1)-Phase handeln, die per De nition keine Zusatzre-<br />

<strong>10</strong> Im Zusammenhang <strong>mit</strong> Phasenubergangen sei z. B. auf des Ising-Modell verwiesen<br />

[81, 116, 93].<br />

151


exe zeigen wurde, <strong>und</strong> so<strong>mit</strong> auch nicht im LEED-Bild beobachtbar<br />

ware 11 .<br />

Sollte sich, eventuell ver<strong>mit</strong>telt durch indirekte <strong>Wechselwirkung</strong>en, eine<br />

an<strong>der</strong>e langreichweitige Ordnung zwischen den adsorbierten Wassersto -<br />

atomen ausbilden, konnte es dennoch sein, da diese Uberstruktur nicht<br />

zu detektieren ist, da <strong>der</strong> geringe Streuquerschnitt des Wassersto s u. U.<br />

nur zu einer au erst intensitatsschwachen Uberstruktur fuhren konnte,<br />

die dann vielleichtnur schwerlich zu beobachten ware. Diese Moglichkeit<br />

halten wir aber, im Rahmen <strong>der</strong> uns zur Verfugung stehenden Mittel, fur<br />

hochst unwahrscheinlich.<br />

Ferner ware auch denkbar, da <strong>der</strong> Wassersto bei seiner Adsorption<br />

auf tiefen " muldenartigen\ Platzen so stark durch das Substrat abgeschirmt<br />

wird, da keine direkte <strong>Wechselwirkung</strong> zwischen ihm <strong>und</strong> dem<br />

sich in einer weiter entfernten Elementarmasche be ndenden Wassersto<br />

moglich ist. So<strong>mit</strong> wurde sich unter diesen Verhaltnissen keine<br />

Uberstruktur ausbilden konnen. Wie jedoch oben eingehend erwahnt, ist<br />

es fur Wassersto denkbar via einer indirekten <strong>Wechselwirkung</strong>, die sich<br />

sogar bis zu ca. 20 A weit erstrecken kann (H/Ni(1<strong>10</strong>) [46, 123]), eine<br />

langreichweitge Ordnung auszubilden. Fa t man alle bisherigen Argumente<br />

zusammen, so wurde man eher das Auftreten als die Abwesenheit<br />

<strong>von</strong> LEED-Zusatzre exen erwarten, daher ist ihr Fehlen bei H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)<br />

zumindest bemerkenswert.<br />

Zusammenfassend la t sich sagen, da die Ubereinstimmungen zwischen den<br />

beiden Wassersto -Metall-Systemen zu einem gro en Teil aus den speziellen<br />

elektronischen-strukturellen Eigenschaften des Wassersto s resultieren. So<br />

kann er aufgr<strong>und</strong> seiner geringen Gro e einen vergleichsweise kurzen Bindungsabstand<br />

<strong>mit</strong> Metallen ( 1,64 A{ 1,84 A[19]) ausbilden. D. h. es ndet ein<br />

gro er Uberlapp zwischen dem 1s-Orbital des Wassersto s <strong>und</strong> den Metallorbitalen<br />

statt. Dies fuhrt zu einer starken <strong>Wechselwirkung</strong> des Adsorbats <strong>mit</strong> den<br />

d-Orbitalen <strong>der</strong> Festkorperober ache. Die Starke <strong>der</strong> Interaktion konnte ein<br />

Gr<strong>und</strong> fur die bei H-Metall-Systemen [20] oftmals beobachteten E ekte wie<br />

<strong>Re</strong>laxation, <strong>Re</strong>konstruktion, hohe Metall-Wassersto -Bindungsenergien o<strong>der</strong><br />

die drastische An<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Austrittsarbeit sein.<br />

Die auftretenden Abweichungen zwischen den beiden untersuchten Systemen<br />

werden sicherlich in ihrer Summe durch die strukturellen, chemischen <strong>und</strong> elektronischen<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Substrate begr<strong>und</strong>et.<br />

11 Allerdings sollten sich i. allg. die I(V)-Kurven <strong>der</strong> reinen <strong>und</strong> <strong>der</strong> wassersto bedeckten<br />

Ober ache unterscheiden (wenn auch u.U.nur geringfugig). Wir konnten bisher die<br />

dazu notigen Untersuchungen nicht inentsprechendem Umfang durchfuhren.<br />

152


Kapitel 6<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

In <strong>der</strong> Einleitung wurde die Frage nach den energetischen <strong>und</strong> kinetischen<br />

Verhaltnissen bei <strong>der</strong> Wassersto adsorption auf <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) <strong>und</strong> <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) aufgeworfen.<br />

U. a. <strong>mit</strong> Hilfe <strong>von</strong> TD-Messungen konnte Licht in diese Fragestellung<br />

gebracht werden. So besitzt Wassersto wie auch auf an<strong>der</strong>en<br />

Ubergangsmetallen bei den <strong>von</strong> mir untersuchten Systemen fur kleine Bedeckungen<br />

einen gro en Haftkoe zienten, <strong>der</strong> bei gro en Bedeckungen dann<br />

stark abnimmt. Dieses Phanomen konnte <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Existenz eines sogenannten<br />

Vorlauferzustandes erklart werden. Auch die Bindungsenergie des Wassersto<br />

s an das Metall liegt fur <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>) leicht hoher als fur <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>), jedoch <strong>mit</strong><br />

ca. 2,7 - 2,9 eV durchaus im Bereich dessen, was fur an<strong>der</strong>e H/Metall-Systeme<br />

wie z. B. H/<strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>) [9] o<strong>der</strong> H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>) [91] gef<strong>und</strong>en wird.<br />

Im Rahmen dieser vorliegenden Arbeit war es endlich moglich, die Adsorptionsgeometrie<br />

<strong>der</strong> <strong>Re</strong>(<strong>10</strong><strong>10</strong>)/c(2 2)-3H-Phase zu bestimmen. Bemerkenswerterweise<br />

ahnelt sie stark <strong>der</strong> (2 2)-3H-Struktur des " Schwester\-Systems<br />

H/Ru(<strong>10</strong><strong>10</strong>). Interessant ist in diesem Zusammenhang, da <strong>der</strong> Wassersto<br />

bei beiden Ober achen in dieser Phase sowohl einen durchaus erwarteten<br />

quasi-dreifach koordinierten Adsorptionsplatz als auch den fur Wassersto<br />

eher unublichen Bruckenplatz besetzt. Im Hinblick auf die Beein ussung <strong>der</strong><br />

Ober achenstruktur des Rheniums ist weiter anzumerken, da die Lagenkontraktion<br />

( d12) <strong>von</strong> 5 % bei <strong>der</strong> reinen Ober ache fur die wassersto belegte<br />

Probe aufgehoben wird. Dieses Verhalten la t sich im ubrigen bei vielen an<strong>der</strong>en<br />

Wassersto -Metall-Systemen beobachten. Obwohl <strong>der</strong> Wassersto <strong>mit</strong><br />

einem Hartkugelradius <strong>von</strong> 0,53 A (<strong>der</strong> dem Bohrschen Radius entspricht)<br />

klein gegen den des Rheniums <strong>mit</strong> ca. 1,4 A erscheint, haben die adsorbierten<br />

Wassersto atome eine betrachtliche Auswirkung auf das Substrat. So kann<br />

man noch eine leichte <strong>Re</strong>konstruktion <strong>der</strong> Rheniumatome selbst in <strong>der</strong> dritten<br />

Lage feststellen. Dieses Verhalten la t sich gut <strong>mit</strong> <strong>der</strong> gro en Ausdehnung<br />

<strong>der</strong> Rhenium-d-Orbitale erklaren, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Festkorperober ache weg weit<br />

ins Vakuum hinein reichen. Das di use 1s-Orbital des adsorbierten Wassersto<br />

s uberlappt <strong>mit</strong> den 5d-Orbitalen des Rheniums stark <strong>und</strong> kann so eine<br />

emp ndliche Storung <strong>der</strong> bestehenden Metall-Metall-Bindungen zwischen den<br />

153


Substratatomen verursachen. Diese Storungen konnen wie beobachtet auch zu<br />

<strong>Re</strong>konstruktionse ekten fuhren.<br />

Fur das System H/<strong>Re</strong> existieren aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> hier vorgenommenen Messungen<br />

keinerlei Evidenzen fur das Auftreten <strong>von</strong> subsurface-Wassersto . Hingegen<br />

gibt es bei dem System H/<strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>) klare Beweise, da Wassersto nicht nur<br />

adsorbiert, son<strong>der</strong>n auch zumindest in das ober achennahe Volumen eindringt.<br />

Bereits die wohlgeordnete <strong>Pd</strong>(2<strong>10</strong>)-Ober ache besitzt " muldenartige\ Vertiefungen,<br />

die ohne eine zusatzliche <strong>Re</strong>konstruktion, wie sie z. B. bei <strong>Pd</strong>(1<strong>10</strong>)<br />

[9] auftritt, die Aufnahme <strong>von</strong> Wassersto ins Volumen erlauben. Die (2<strong>10</strong>)-<br />

Ober ache hat durch diese quasi-intrinsischen " Defekte\ <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>ene<br />

leichte Wassersto aufnahme eine Son<strong>der</strong>stellung unter den " o enen\<br />

Palladium-Ober achen. Um den Ein u dieser speziellen Morphologie genauer<br />

zu charakterisieren, waren nun Untersuchungen an Systemen reizvoll, <strong>von</strong><br />

denen bekannt ist, da sie unter ahnlichen Bedingungen, wie sie in <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Arbeit angewendet wurden, wegen gro erer Aktivierungsbarrieren<br />

keinen Wassersto absorbieren. Ein solches Metall ist Nickel. Seine (111)orientierte<br />

Ober ache la t den Wassersto nicht eindringen, vielleicht ware<br />

dies aber bei <strong>der</strong> Ni(2<strong>10</strong>)-Flache aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> speziellen Ober achenstruktur<br />

moglich.<br />

Eine wichtige Beobachtung ist auch, da o enbar erst drei hochkoordinierte<br />

Adsorptionsplatze pro Ober acheneinheitsmasche des Palladiums(2<strong>10</strong>) <strong>mit</strong><br />

Wassersto besetzt sein mussen, da<strong>mit</strong> sich subsurface-Wassersto bilden kann.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten, es mussen erst genugend Metall-Metall-Bindungen durch<br />

Inanspruchnahme chemisorptiver " Bindungskrafte\ ( ^= Ladungsdichte) so weit<br />

geschwacht sein, da die Wassersto atome durch die Abnahme <strong>der</strong> Kohesivenergie<br />

des Substratgitters in <strong>der</strong> Lage sind in den Kristall einzudringen <strong>und</strong><br />

in Palladium-Zwischengitterplatze geb<strong>und</strong>en werden.<br />

Erwahnt werden sollte, da <strong>der</strong> Wassersto fur sehr tiefe Probentemperaturen<br />

( 50 K) in <strong>der</strong> Lage ist, molekular auf <strong>der</strong> Ober ache (chemisorptiv) zu adsorbieren.<br />

Diese Thematik wird sicherlich ein au ert ergiebiges Feld zukunftiger<br />

Untersuchungen in dieser Arbeitsgruppe bilden.<br />

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162


Danksagung<br />

Beson<strong>der</strong>en Dank mochte ich Herrn Prof. Dr. K. Christmann fur die Uberlassung<br />

des Themas, seine vielen Anregungen <strong>und</strong> seine tatkraftige Unterstutzung sowie<br />

seine stete Diskussionsbereitschaft aussprechen.<br />

Gerade zu Beginn meiner Arbeit hatte ich auch viele konstruktive Gesprache<br />

<strong>mit</strong> Herrn Dr. E. Schwarz, dafur bedanke ich mich an dieser Stelle.<br />

Speziell Herrn Priv. Doz. H. Over (Fritz-Haber-Institut Berlin) gilt mein Dank<br />

sowohl fur sein reges, wohlwollendes Interesse an meiner Arbeit als auch fur<br />

seine standige Kooperationsbereitschaft.<br />

Herrn Prof. Dr. Heinz (Lehrstuhl fur Festkorperphysik, Universitat Erlangen-<br />

Nurnberg) <strong>und</strong> seiner Arbeitsgruppe mochte ich fur die erfolgreiche <strong>und</strong> erfreuliche<br />

Zusammenarbeit danken.<br />

Meinen Diplomanden Frau Dipl.-Chem. P. Schmidt <strong>und</strong> Herrn Dipl.-Chem. K.<br />

Bedurftig dankeichfur ihre im Rahmen ihrer jeweiligen Diplomarbeit geleistete<br />

Mitwirkung an meiner Dissertation.<br />

Herrn Dipl.-Chem. D. Schlatterbeck danke ich fur viele anregende fachliche<br />

Diskussionen <strong>und</strong> fur das Korrekturlesen meiner Arbeit.<br />

Frau Dipl.-Chem. A. Vollmer <strong>und</strong> Herrn Dipl.-Phys. K. Schmidt gilt mein<br />

Dank fur den prof<strong>und</strong>en wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch.<br />

Bei allen Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Arbeitsgruppe mochte ich mich fur die gute Zusammenarbeit,<br />

Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> die angenehme Atmosphare bedanken.<br />

Frau K. Schubert gilt mein beson<strong>der</strong>er Dank fur die prompte Anfertigung <strong>der</strong><br />

vielen aufwendigen Zeichnungen.<br />

Ich danke allen an<strong>der</strong>en, die ich aufgr<strong>und</strong> des begrenzten Platzes an dieser<br />

Stelle nicht namentlich nennen konnte, umso aufrichtiger.<br />

Speziell Frau T. Schnei<strong>der</strong> danke ich herzlich fur die stete Motivation, die<br />

liebevolle Unterstutzung <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s fur ihre Geduld.<br />

Schlie lich ist es mir ein au erordentlich wichtiges Anliegen, meinen Eltern fur<br />

die zuteil gewordene Hilfe ausdrucklich zu danken.<br />

163

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