11.07.2015 Aufrufe

Wirtschaftsdemokratie – Kernelement einer linken Reformperspektive

Wirtschaftsdemokratie – Kernelement einer linken Reformperspektive

Wirtschaftsdemokratie – Kernelement einer linken Reformperspektive

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SCHUSTER<strong>Wirtschaftsdemokratie</strong>52zesse forcieren die Tendenz zur Verbetrieblichung der Interessenvertretungund -regulierung. Dies nicht nur, weil die Umsetzungdes neuen Rationalisierungsparadigmas nach ›maßgeschneiderten‹,auf konkrete Arbeitsprozesse bezogene Lösungen verlangt. Vielmehrzeigt sich, daß Versuche zur Flexibilisierung der Arbeitsorganisationunweigerlich auf die Regularien von Arbeitsbedingungen,Entlohnung, Arbeitszeiten usw. durchschlagen.« (Dörre 1995,S. 158-159) Insbesondere die mit dem neuen Rationalisierungsparadigmaverbundenen Veränderungen in der Arbeitsorganisationkönnen mit dem Mitbestimmungsinstrumentarium des Betriebsverfassungsgesetzesnicht hinreichend bewältigt werden. Die bisherigenRegelungen »sind weitgehend auf bestimmte Tatbestände(Arbeitszeit und Leistungskontrolle) oder besondere Belastungendurch technisch-organisatorische Maßnahmen eingeengt. ... Vonder rechtlichen Seite her lassen sich dementsprechend die arbeitspolitischenInstrumente der Gewerkschaften nach wie vor als defensiv,reagierend und auf die Abwehr von sozialen Folgen für diebetroffenen Personen und Gewerkschaften ausgerichtet charakterisieren.Die inhaltliche Ausweitung der Mitbestimmung bei Technikund Organisation ist unter den jetzigen rechtlichen Bedingungennur auf der Grundlage ›freiwilliger‹ Übereinkünfte mit dem Arbeitgebermöglich.« (Helfert 1992, S. 505)<strong>Wirtschaftsdemokratie</strong> als wesentliches Element <strong>einer</strong> alternativenRegulationDie wirtschaftsdemokratische Konzeption von Naphtali war ebensowie deren bruchstückhafte Realisierung in der BRD nach demZweiten Weltkrieg eng gekoppelt an das fordistische Akkumulationsregimeund wesentlicher Bestandteil der dazu kompatiblenRegulationsweise. Jenseits ihrer konzeptionellen, aber nur unzureichendrealisierten systemverändernden bzw. transformierendenDimension kann sie als wesentlicher Bestandteil der Regulationsvorstellungender sozialdemokratischen Partei und der Mehrheitder Gewerkschaften für den fordistischen Kapitalismus begriffenwerden. Diese geriet Ende der siebziger Jahre unter dem Eindruckder strukturellen Krise des Fordismus ebenfalls unter erheblichenVeränderungsdruck und ist aktuell mit Erosionserscheinungen konfrontiert.Wird die heutige Zeit als Übergang zu einem neuen Akkumulationsregimemit <strong>einer</strong> neuen Regulationsweise begriffen, dann erschließtsich der Stellenwert <strong>einer</strong> modernisierten wirtschaftsdemokratischenKonzeption für ein radikalreformerisches Projekt indiesem Übergangsprozeß. Moderne <strong>Wirtschaftsdemokratie</strong> istnicht nur als machtpolitische Basis für Reformpolitik unverzichtbar,sondern zugleich der Kern <strong>einer</strong> alternativen Regulation desPostfordismus jenseits des Neoliberalismus, die die gewachsenenAnsprüche der Bevölkerung an umfassender Partizipation mit denAnforderungen des neuen Akkumulationsregimes verbindet undgleichzeitig die Notwendigkeit der Gegenmachtbildung gegen dievorherrschenden Kapitalinteressen im Blick behält. Die dauerhafteDurchsetzung eines Politikwechsels im Sinne eines ökologischsolidarischenNew Deals, wie er etwa im Crossover der Zeitschrif-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!