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Was das Herz begehrt

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20 GEsundhEit BEOBACHTER KOMPAKT 17/2008<br />

HERZLEIDEN<br />

Wie der Körper <strong>Herz</strong>alarm schlägt<br />

Der Schlag «aus heiterem Himmel» ist selten: Meist kündigen sich Infarkte und andere<br />

<strong>Herz</strong>-Kreislauf-Krankheiten mehr oder weniger deutlich an. Auf diese Zeichen zu achten<br />

und die Signale richtig zu deuten ist überlebenswichtig. Text: Ruth Jahn<br />

Menschen mit der Diagnose <strong>Herz</strong>krankheit<br />

erinnern sich rückblickend<br />

fast immer an schleichende<br />

körperliche Veränderungen, die sie schon<br />

seit längerem wahrgenommen, aber zu<br />

wenig ernst genommen haben. Bei den<br />

einen hat die Belastbarkeit abgenommen:<br />

Strengen sie sich an, macht sich jeweils<br />

ein Zerren in der Brust bemerkbar. Andere<br />

klagen über <strong>Was</strong>ser in den Beinen oder<br />

über plötzliche Aussetzer des <strong>Herz</strong>ens.<br />

«Oft werden solche Symptome für eine<br />

normale Alterserscheinung gehalten –<br />

oder für ein Zeichen körperlicher Untrainiertheit»,<br />

warnt Professor Peter Buser,<br />

Kardiologe am Universitätsspital Basel.<br />

Auch der Volksmund spricht verharmlosend<br />

vom «Altersherzen». Doch die<br />

häufigsten <strong>Herz</strong>leiden wie koronare <strong>Herz</strong>krankheit,<br />

<strong>Herz</strong>infarkt, <strong>Herz</strong>schwäche<br />

(<strong>Herz</strong>insuffizienz), Klappen­ oder Rhythmusstörungen<br />

(siehe auch «Die fünf häufigsten<br />

<strong>Herz</strong>krankheiten», Seite 24) sowie<br />

Operationen und Medikamente: Therapiemöglichkeiten bei Defekten an <strong>Herz</strong> und Gefässen<br />

Medikamente<br />

w ACE-hemmer, Angiotensin-ii- und<br />

Kalzium-Antagonisten entspannen und<br />

erweitern die Gefässe und senken<br />

den Blutdruck.<br />

w nitratpräparate (zum Beispiel Nitroglyzerin)<br />

erweitern die <strong>Herz</strong>kranzgefässe<br />

und verbessern die Durchblutung<br />

des <strong>Herz</strong>muskels.<br />

w diuretika (harntreibende Mittel) kurbeln<br />

die <strong>Was</strong>ser­ und Salzausscheidung<br />

an. Dadurch fliesst weniger<br />

Blut im Körper, der Blutdruck sinkt,<br />

und <strong>das</strong> <strong>Herz</strong> wird entlastet.<br />

w Betablocker senken die <strong>Herz</strong>schlagfrequenz<br />

und den Blutdruck.<br />

w Blutgerinnungshemmer und Plättchenaggregationshemmer<br />

beugen Blutgerinnseln<br />

und Blutplättchenanlagerungen<br />

vor.<br />

w digitalispräparate stärken die Pumpkraft<br />

des <strong>Herz</strong>muskels, lassen <strong>das</strong><br />

<strong>Herz</strong> langsamer und gleichmässiger<br />

schlagen.<br />

w Lipidsenker (zum Beispiel Statine)<br />

senken die Blutfettwerte und<br />

schützen die Gefässwand.<br />

Operationen<br />

w Koronarangioplastie: Ein kleiner Kunststoffschlauch<br />

wird in eine Arterie in<br />

der Leiste eingeführt (Katheter) und<br />

Richtung <strong>Herz</strong> geschoben. Verengte<br />

oder verstopfte <strong>Herz</strong>kranzgefässe<br />

werden mit einem kleinen Ballon<br />

gedehnt (Ballondilatation). Häufig<br />

setzen die Ärzte via Katheter auch<br />

ein kleines Implantat (Stent) ein.<br />

Das röhrenförmige Metallnetz stützt<br />

<strong>das</strong> Gefäss und hält es offen.<br />

w Bypass: Am <strong>Herz</strong>en werden Umgehungsgefässe<br />

eingepflanzt, die<br />

die Funktion von verstopften <strong>Herz</strong>kranzarterien<br />

übernehmen. Das<br />

Überbrückungsstück wird einer Beinvene<br />

oder einer Brustwandarterie<br />

entnommen und an gesunde <strong>Herz</strong>kranzgefässe<br />

genäht. Während der<br />

Operation verrichtet meist eine <strong>Herz</strong>­<br />

Lungen­Maschine die <strong>Herz</strong>arbeit.<br />

w Katheterablation: Via <strong>Herz</strong>katheter<br />

(siehe «Koronarangioplastie») wird<br />

mit Hilfe von Strom gezielt diejenige<br />

<strong>Herz</strong>muskelregion verödet (Ablation),<br />

die für eine <strong>Herz</strong>rhythmusstörung<br />

verantwortlich ist.<br />

w Kardioversion/defibrillation: Zwei Elektroden<br />

werden auf die Brustwand<br />

des Patienten gedrückt, dann wird<br />

ein Stromstoss durch den Körper geschickt<br />

(Elektroschock). Notfallmassnahme<br />

bei <strong>Herz</strong>rhythmusstörungen<br />

(Kardioversion) oder <strong>Herz</strong>stillstand<br />

(Defibrillation), um die elektrische<br />

<strong>Herz</strong>aktivität wieder zu normalisieren<br />

beziehungsweise anzuwerfen.<br />

w herzschrittmacher- und/oder defibrillator-implantation:<br />

Die Geräte werden<br />

in der Schlüsselbeingegend unter<br />

die Haut implantiert und durch eine<br />

Sonde mit dem <strong>Herz</strong>en verbunden.<br />

Die Hauptfunktion des <strong>Herz</strong>schrittmachers:<br />

Bei einem verlangsamten<br />

<strong>Herz</strong>rhythmus gibt <strong>das</strong> Gerät regelmässig<br />

elektrische Impulse ab, um<br />

<strong>das</strong> <strong>Herz</strong> zum schnelleren Schlagen<br />

anzuregen. Der Defibrillator entdeckt<br />

Kammerflimmern und gibt einen<br />

starken Stromstoss ab, um <strong>das</strong> Flimmern<br />

zu beenden. Bei der sogenannten<br />

kardialen Resynchronisationstherapie<br />

wird ein Mehrkammer­<br />

Schrittmacher eingesetzt, der die<br />

Bewegung von <strong>Herz</strong>kammern und<br />

Vorhöfen besser aufeinander abstimmt<br />

(resynchronisiert). Die Batterie<br />

der Geräte muss jeweils nach<br />

einigen Jahren ersetzt werden.<br />

w herzklappenoperation: Fehlerhafte<br />

<strong>Herz</strong>klappen können chirurgisch<br />

repariert beziehungsweise durch<br />

eine Klappe aus tierischem Gewebe<br />

(Bioprothese) oder aus Metall/Carbon<br />

(mechanische Prothese) ersetzt<br />

werden. Während der Operation<br />

übernimmt meist eine <strong>Herz</strong>­Lungen­<br />

Maschine die <strong>Herz</strong>arbeit.<br />

w herztransplantation: Der gravierende<br />

Eingriff ist bei schwerer <strong>Herz</strong>insuffizienz<br />

möglich. Allerdings sind<br />

Spenderorgane rar. Die Auswahl<br />

der in Frage kommenden Patienten<br />

wird aufgrund von Alter, passendem<br />

Spenderherzen, Wartezeit, Dringlichkeit<br />

und anderen Kriterien getroffen. FOTO:<br />

SIEGFRIED KRAMER/ALIMDI.NET

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